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ID0710211400

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    Deutscher Bundestag 102. Sitzung Bonn, Dienstag, den 21. Mai 1974 Inhalt: Amtliche Mitteilung . 6683 A Fortsetzung der Aussprache über die Erklärung der Bundesregierung Arendt, Bundesminister (BMA) . . 6683 B Katzer (CDU/CSU) . . 6688 C Rohde, Bundesminister (BMBW) . 6695 D Strauß (CDU/CSU) 6700 C Dr. Vogel, Bundesminister (BMJ) . 6712 A Dr. Friderichs, Bundesminister (BMWi) 6713 D Dr. Ehrenberg (SPD) 6719 D Kirst (FDP) 6722 B Dr. von Bismarck (CDU/CSU) . . 6726 A Genscher, Bundesminister (AA) . 6731 A Mandatsniederlegung des Abg. Dr. Nölling und Eintritt des Abg. Dr. Arndt (Hamburg) in den Bundestag als Nachfolger . . 6733 D Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1974 (Haushaltsgesetz 1974) (Drucksachen 7/1100, 7/1504); Anträge und Berichte des Haushaltsausschusses — Zweite Beratung — Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundespräsidialamt (Drucksache 7/1911) 6734 A Einzelplan 02 Deutscher Bundestag (Drucksache 7/1912) Frau Renger, Präsident 6734 B Wohlrabe (CDU/CSU) 6736 A Dr. Bußmann (SPD) 6737 D Engelhard (FDP) 6739 B Gansel (SPD) 6740 C Collet (SPD) 6742 C Dr. Sperling (SPD) 6744 A Einzelplan 03 Bundesrat (Drucksache 7/1913) 6745 B Einzelplan 04 Geschäftsbereich des Bundeskanzlers und des Bundeskanzleramtes (Drucksache 7/1914) Haase (Kassel) (CDU/CSU) . . . 6745 C Esters (SPD) 6749 A Schmidt, Bundeskanzler 6749 B Dr. Carstens (Fehmarn) (CDU/CSU) 6752 C Wehner (SPD) . . . . . . . . 6756 B Dr. Apel, Bundesminister (BMF) . 6757 C Stücklen (CDU/CSU) 6758 C Dr. Schäfer (Tübingen) (SPD) . . 6759 D Namentliche Abstimmung . . . . . . 6760 B II Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 102. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 21. Mai 1974 Einzelplan 05 Geschäftsbereich des Auswärtigen Amts (Drucksache 7/1915) Picard (CDU/CSU) 6762 A Dr. Bußmann (SPD) 6763 A Einzelplan 06 Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern (Drucksache 7/1916) in Verbindung mit Einzelplan 36 Zivile Verteidigung (Drucksache 7/1936) Möller (Lübeck) (CDU/CSU) . . . 6764 B Walther (SPD) . . . . . . . . 6764 B Dr. Hirsch (FDP) . . . . . . . . 6768 C Dr. Dr. h. c. Maihofer, Bundesminister (BMI) 6771 C Dr. Miltner (CDU/CSU) 6772 D Dr. Schäfer (Tübingen) (SPD) . . 6774 C Einzelplan 07 Geschäftsbereich des Bundesministers der Justiz (Drucksache 7/1917) Simon (SPD) . . . . . . . . . 6775 B Einzelplan 09 Geschäftsbereich des Bundesministers für Wirtschaft (Drucksachen 7/1919, 7/2047) Röhner (CDU/CSU) 6777 A Dr. Müller-Hermann (CDU/CSU) . . 6778 B Dr. Graff Lambsdorff (FDP) . . . . 6779 C Höcherl (CDU/CSU) 6781 D Dr. Ehrenberg (SPD) 6784 A Einzelplan 10 Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Drucksache 7/1920) Röhner (CDU/CSU) 6785 C Löffler (SPD) . . . . 6788 B Gallus (FDP) . . . . . . 6791 D Dr. Ritz (CDU/CSU) 6794 D Ertl, Bundesminister (BML) . . . . 6797 D Einzelplan 11 Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung (Drucksache 7/1921) Krampe (CDU/CSU) . . . . . . 6802 B Grobecker (SPD) . . . . . . . . 6803 D Arendt, Bundesminister (BMA) . . 6805 C Einzelplan 12 Geschäftsbereich des Bundesministers für Verkehr (Drucksache 7/1922) Ollesch (FDP) 6805 D, 6812 B Dr. Jenninger (CDU/CSU) . . . . 6808 A Müller (Nordenham) (SPD) 6809 C, 6811 D Vehar (CDU/CSU) . . . . . 6810 C Milz (CDU/CSU) 6811 B Einzelplan 13 Geschäftsbereich des Bundesministers für das Post- und Fernmeldewesen (Drucksache 7/1923) 6812 D Einzelplan 14 Geschäftsbereich des Bundesministers der Verteidigung (Drucksache 7/1924) Hauser (Bonn-Bad Godesberg) (CDU/CSU) 6813 A Würtz (SPD) 6815 A Schulte (Unna) (SPD) 6816 B Namentliche Abstimmung . . . . . . 6819 C Einzelplan 15 Geschäftsbereich des Bundesministers für Jugend, Familie und Gesundheit (Drucksache 7/1925) Kroll-Schlüter (CDU/CSU) . 6816 C Dr. Sperling (SPD) . . . . . . . 6818 B Dr. Althammer (CDU/CSU) . . . 6819 B Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht (Drucksache 7/1926) 6820 D Einzelplan 20 Bundesrechnungshof (Drucksache 7/1927) Blank (SPD) 6821 A Frau Pieser (CDU/CSU) 6822 B Einzelplan 23 Geschäftsbereich des Bundesministers für wirtschaftliche Zusammenarbeit (Drucksache 7/1928) Josten (CDU/CSU) 6823 C Esters (SPD) 6824 B Picard (CDU/CSU) 6824 D Dr. Holtz (SPD) 6825 C Dr. Todenhöfer (CDU/CSU) . . . . 6826 D Hoppe (FDP) 6828 B Dr. Eppler, Bundesminister (BMZ) . 6826 D, 6829 A Leicht (CDU/CSU) 6830 B Moersch, Parl. Staatssekretär (AA) 6830 C, 6831 C Dr. Althammer (CDU/CSU) . . . . 6831 C Einzelplan 25 Geschäftsbereich des Bundesministers für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (Drucksache 7/1929) Simpfendörfer (SPD) . . . . . 6832 A Kleinert (FDP) 6833 B Niegel (CDU/CSU) 6833 D, 6834 A Wehner (SPD) . 6833 D Leicht (CDU/CSU) 6834 B Frau Funcke, Vizepräsident . . . 6834 C Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 102. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 21. Mai 1974 III Einzelplan 27 Geschäftsbereich des Bundesministers für innerdeutsche Beziehungen (Drucksache 7/1930) Dr. Dübber (SPD) 6834 D Wohlrabe (CDU/CSU) 6835 C Einzelplan 30 Geschäftsbereich des Bundesministers für Forschung und Technologie (Drucksache 7/1931) Dr. Stavenhagen (CDU/CSU) . . . 6836 B Dr. von Bülow (SPD) . . . . . . 6837 C Frau Funcke, Vizepräsident (Erteilung eines Ordnungsrufs) . . 6839 A Dr. Althammer (CDU/CSU) . . . . 6839 B Einzelplan 31 Geschäftsbereich des Bundesministers für Bildung und Wissenschaft (Drucksachen 7/1932, 7/2056) . . . . 6839 B Einzelplan 33 Versorgung (Drucksache 7/1934) 6839 C Einzelplan 35 Verteidigungslasten im Zusammenhang mit dem Aufenthalt ausländischer Streitkräfte (Drucksache 7/1935) 6839 C Nächste Sitzung 6839 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 6841* A Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 102. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 21. Mai 1974 6683 102. Sitzung Bonn, den 21. Mai 1974 Stenographischer Bericht Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete (r) entschuldigt bis einschließlich Adams * 21.5. Dr. Aigner * 22. 5. Dr. Artzinger * 22. 5. Bahr 22. 5. Batz 22. 5. Dr. Becher (Pullach) 22.5. Behrendt * 21. 5. Blumenfeld 21. 5. Brandt 6. 6. Fellermaier * 21. 5. Ferrang 22. 5. Flämig " 21.5. Dr. Freiwald 22. 5. Gerlach (Emsland) * 21.5. Gewandt 19. 6. Dr. Gölter *** 22. 5. Dr. Gradl 10. 6. Dr. Haenschke 31. 5. Härzschel * 23. 5. Handlos 22. 5. Jäger (Wangen) 1. 6. Dr. Jahn (Braunschweig) * 22. 5. Kahn-Ackermann *1* 21. 5. Dr. Klepsch *** 22. 5. * Für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments *** Für die Teilnahme an Sitzungen der Versammlung der Westeuropäischen Union Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete (r) entschuldigt bis einschließlich Freiherr von Kühlmann-Stumm 22. 5. Lagershausen 22.5. Lampersbach 22.5. Lange * 21.5. Lemmrich *** 22.5. Lenzer *** 22. 5. Dr. Lohmar 22. 6. Lücker * 26.5. Memmel * 22. 5. Dr. Mende *** 21. 5. Müller (Mülheim) * 21. 5. Dr. Müller (München) *** 21. 5. Mursch (Soltau-Harburg) * 22. 5. Frau Dr. Orth * 21. 5. Pawelczyk *** 22. 5. Dr. Probst 22.5. Richter *** 22. 5. Schlaga *** 22. 5. Schmidt (Kempten) *** 22. 5. Schröder (Wilhelminenhof) 22. 5. Dr. Schwencke *** 22. 5. Dr. Schwörer * 22.5. Seefeld * 21.5. Dr. Slotta 21. 5. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim 24. 5. Springorum * 21. 5. Dr. Starke (Franken) 23. 5. Vogel (Ennepetal) 22. 5. Dr. Vohrer *** 21. 5. Walkhoff " 22.5. Frau Dr. Walz * 22. 5. Wienand 22. 5. Dr. Wörner 21.5. Zeyer 8. 6.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Norbert Gansel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich spreche nicht für meine Fraktion,

    (Abg. Dr. Riedl [München]: Für die Jusos!)

    sondern ich trage nur meine persönliche Meinung vor. Sicherlich spreche ich auch für viele Jüngere — Jungsozialisten, Junge Union und Jungdemokraten —,

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    denn gerade unter den Jüngeren gibt es sehr viel Unbehagen über den Parlamentarismus. Dieses Unbehagen hängt auch mit der Frage zusammen, über die wir jetzt diskutieren.
    Ich möchte begründen, warum ich der Erhöhung der Kostenpauschale und damit dem Einzelplan 02, über den ja die Angelegenheiten des Parlaments finanziert werden, nicht zustimmen werde. Die öffentliche Meinung hat es peinlich gemacht, für Diäten- oder Pauschalerhöhung zu sein. Die Meinung der Mehrheit der Abgeordneten macht es peinlich, gegen eine solche Erhöhung zu sprechen, und zwar deshalb, weil jedem Gegner vorgeworfen wird, er würde sich auf Kosten anderer aufwerten oder, wie man auf hochdeutsch sagt, profilieren. Diesen Vorwurf haben viele Mitglieder des Bundestages erfahren, die sich in der Vergangenheit zu diesen Fragen geäußert haben. Deshalb habe ich es als ein gutes Zeichen empfunden, daß der Haushaltsausschuß diesmal erklärt hat, er gehe davon aus, daß in der zweiten Lesung die Fragen der Pauschalenerhöhung offen diskutiert würden. Damit hat der Haushaltsausschuß sicherlich nicht eine Demonstration der Solidarität von Demokraten gemeint, die sich in Einstimmigkeit über Gehaltserhöhungen erschöpft, sondern er wollte sicher eher Gelegenheit geben, die Solidität der Demokraten zu erproben, die darin besteht, abweichende Meinungen gerade auch dann zu hören und zu akzeptieren, wenn sie uns persönlich betreffen.
    Ich bin der Auffassung, daß es im Interesse der parlamentarischen Demokratie und im Interesse unserer Staatsbürger liegt, wenn die Arbeit des Abgeordneten angemessen vergütet wird und wenn auch öffentliche Mittel für Kosten der Mandatsausübung zur Verfügung gestellt werden. Das ist eine Voraussetzung dafür, daß im demokratischen Staat das Parlament allen Schichten dieses Volkes offensteht. Das ist aber auch nur eine Voraussetzung; es gibt andere Voraussetzungen, die nicht erfüllt sind. Das zeigt die Soziologie dieses Parlaments, in dem kaum Arbeiter und wenig kleine Selbständige vertreten sind.

    (Abg. Stücklen: Bei Ihnen aber auch nicht!)

    Ich bin also kein Gegner der Abgeordnetenbesoldung oder auch einer Amtsausstattung, auch nicht einer gewissen Pauschalierung, soweit diese Pauschalierung der Entbürokratisierung eines Abrechnungsverfahrens dient. Ich bin aber nicht bereit, der Erhöhung der Pauschalen um 900 DM zuzustimmen, und zwar aus folgenden Gründen.



    Gansel
    Erstens. Ich bin der Auffassung, daß das System der Pauschalierung unehrlich ist, weil es bei einem großen Teil der Abgeordneten in den privaten Konsum fließt. Frau Präsidentin, es tut mir leid, daß ich widersprechen muß: In der Praxis — die Erfahrung macht jeder, der über seine eigenen Kosten Rechenschaft ablegt — sind die Pauschalen leider doch ein Teil des Einkommens.
    Ich denke hier zunächst an diejenigen Abgeordneten, die nur die Diäten als Einkommen haben, die ganz für die Politik leben und deshalb auch von der Politik leben müssen, und vor allem an die, die eine größere Familie haben. Nach meinen Berechnungen ist es für diese Abgeordneten unmöglich, von den Grunddiäten zu leben. Nehmen Sie die 3 600 DM. Ziehen Sie ab 900 DM Altersversicherung, 450 DM Fraktionsbeitrag, 120 DM Parteibeitrag, Krankenversicherung, ziehen Sie ab den Verlust der Vergünstigungen, etwa Benutzung einer Wohnung im sozialen Wohnungsbau oder vielleicht auch die Förderung der Kinder nach dem Bundesausbildungsgesetz — das manche Abgeordnete nicht in Anspruch nehmen wollen —, so stellen Sie fest, daß insgesamt ein Nettoeinkommen herauskommt, das bei etwa 2 000 DM liegt. Ich glaube, wir sollten ehrlich zugeben, daß sich viele Kollegen mit größerer Familie, die in den Bundestag kommen, bei einem Einkommen von 2 000 DM verschlechtern würden im Vergleich zu dem, was sie vorher hatten. Das kann man von ihnen ehrlicherweise nicht verlangen. Deshalb, meine ich, sollte das Parlament den Mut haben, ganz offen über die angemessene Vergütung der Tätigkeit gerade dieser Kollegen zu sprechen.
    Die andere Gruppe von Abgeordneten umfaßt z. B. die Fraktionsvorsitzenden, ihre Stellvertreter, die Fraktionsgeschäftsführer, die Präsidenten, die Verbands- und auch oft die Gewerkschaftsvertreter und natürlich vor allen Dingen die privaten Unternehmer. Diese Abgeordneten haben ihre Büros oder sie bekommen sie gestellt, sie haben Dienstwagen. Hier sprechen nun die praktische Lebenserfahrung und auch die Beobachtung dafür, daß ein Teil der Pauschalen — eben weil sie gar nicht für politische Zwecke ausgegeben werden können, da diese durch andere Einrichtungen finanziert werden — ebenfalls in den privaten Konsum fließt Das halte ich nicht für eine Angelegenheit, mit der wir uns zufriedengeben sollten.
    Zweitens ist das System der Pauschalierung auch ungerecht. Bei der Reisekostenpauschale etwa wird der Abgeordnete, der wie ich in einer Großstadt — Kiel — lebt, bevorzugt gegenüber anderen Kollegen, die etwa einen Wahlkreis haben wie Nordfriesland, der zehn- oder zwanzigmal so groß ist. Das ist eine eindeutige Ungerechtigkeit.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD.)

    Bei der Tagegeldpauschale wird z. B. der Flensburger Kollege benachteiligt gegenüber dem Bonner Kollegen. Niemand von uns kann behaupten, daß der Kollege, der in Bonn lebt, genausoviel Tagegeld verwendet wie sein Flensburger Kollege oder daß ich versuche, im Stadtgebiet Kiel die 900 DM Reisekosten zu verprassen, die dagegen ein Kollege in Nord- oder Ostfriesland bitter nötig hat.

    (Unruhe.)



Rede von Dr. Richard Jaeger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Meine Damen und Herren, ich bitte um etwas mehr Ruhe.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Norbert Gansel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Ich meine, auch hier gilt immer noch, was der Kollege Collet einmal gesagt hat: daß bei diesem System eigentlich der Fleiß des Abgeordneten bestraft wird. Denn je mehr er tut, je mehr er ausgibt, desto weniger behält er auch nach. Dies ist in der Tat etwas absurd in einem Haus, in dem oft die Vorteile der Leistungsgesellschaft beschworen werden. Ich meine, daß wir in diesem Falle sehr viel weiter kämen, wenn mehr Dienstleistungen durch den Bundestag erbracht würden, mehr Naturalleistungen, wenn man z. B. seine Post als Abgeordneter kostenlos verschicken könnte oder die Möglichkeit hätte, 50 oder 100 Bundestagsdrucksachen für die Arbeit im Wahlkreis zu beziehen, ohne daß man darüber Abrechnung im Hause vornehmen muß — eine Regelung, die sowieso niemand außerhalb des Parlaments verstehen kann.
    Drittens. Ich bin gegen eine Erhöhung der Pauschalen um 9 0 0 D M. Sie ist absolut unangemessen. Nach meiner Auffassung wäre allenfalls eine Erhöhung entsprechend den gestiegenen Preisen seit dem 19. November 1972 in Frage gekommen.

    (Zurufe von der CDU/CSU: 1964!)

    — Nein, nein. Der Grundsatz der Diskontinuität des Parlaments, gilt, meine ich, auch für die Besoldung und die Pauschalierung der Bezüge der Abgeordneten. Ich kann doch nicht nach anderthalb Jahren die zusätzlichen Ausgaben ersetzt bekommen, die angeblich die Kollegen von 1964 bis 1972 gehabt haben sollen. Dies ist ein System, das keiner logischen Prüfung standhält.

    (Abg. Wohlrabe: Arbeiterwohlfahrt!)

    Ich habe das Gefühl, daß diese 900 DM gewissermaßen einen tiefen Schluck aus der Flasche darstellen, um das Unbehagen zu betäuben, das viele Abgeordnete über ihren Status, über ihre wirtschaftliche Situation, über das Verfahren der Pauschalenerhöhung und ihre Arbeitsmöglichkeiten empfinden. Lassen Sie mich dieses Unbehagen in einigen Fragen artikulieren, die ich an das Parlament und auch an mich selbst richten möchte. Wie können wir vom Bürger mehr Steuerehrlichkeit verlangen, wenn wir unsere Diäten nicht besteuern und zulassen, daß Kostenpauschalen in den privaten Konsum fließen? Nun hat die Frau Präsidentin zwar angekündigt, daß jetzt endlich die Diätenbesteuerung in Gang kommen soll. Aber als ich die alten Protokolle des Bundestages noch einmal studiert habe, bin ich doch ziemlich deprimiert gewesen. Ich habe zwar jetzt schon die Hoffnung, aber noch nicht den Glauben, daß es zum 1. Januar 1975 zu der Besteuerung kommen wird, die wir doch in der großen Mehrheit für notwendig halten. Frau Präsidentin, ich möchte an Sie appellieren: verlangen Sie keine perfekte Lösung. Wenn wir überall im Steuerrecht perfekte Lö-



    Gansel
    sungen verlangen wollten, dann würden wir nie eine Steuerreform zustande bringen. Wir sollten uns nicht perfekter, „gerechter" behandeln, als es uns für die Mehrheit unserer Staatsbürger möglich ist.
    Die zweite Frage! Wie kann in diesem Hause die Leistungsgesellschaft gepriesen werden, wenn die ca. 40 bis 70 % Beamten, die sich in den deutschen Parlamenten befinden, ein „arbeitsloses" Nebeneinkommen beziehen? Wie soll eine Reform des öffentlichen Dienstes mit dem Ziel höherer Leistungsfähigkeit erreicht werden, wenn es möglich ist, daß sich Abgeordnete, die „nebenbei" Beamte sind, zwischen den Legislaturperioden befördern lassen. Wie wollen wir guten Gewissens berechtigte, aber noch nicht finanzierbare Forderungen von Rentnern, Kriegsopfern, Studenten an den Staat ablehnen, wenn wir selbst das Parlament in den Geruch eines Selbstbedienungsladens bringen? Diesen Vorwurf können wir nicht ernst genug nehmen. Nach den Beobachtungen dieser anderthalb Jahre und nach dem Studium der Protokolle habe ich das Gefühl, daß das Parlament es selbst nicht schafft. Wir brauchen ein Gremium unabhängiger Gutachter, das uns auf den Weg bringt. Wir brauchen auch den Druck der Öffentlichkeit. Wir selbst schaffen es wahrscheinlich nicht. Deshalb halte ich es doch für sinnvoll, hier heute über diese Fragen zu diskutieren.
    Ich habe schon den Zwischenruf von den Arbeiterwohlfahrtsspenden gehört. Natürlich können die ganz Schlauen sagen: „Der hat es gut! Der stellt sich dorthin, spricht gegen die Pauschalenerhöhung und kassiert nachher das Geld ein!" Da befinde ich mich in der gleichen Situation wie Sie, meine Damen und Herren von der CDU/CSU, die Sie alle die Tariferhöhungen im öffentlichen Dienst heftig kritisiert haben, aber nun doch stillschweigend die 11 % einstecken, die Ihnen zugute kommen. Für Sie, für uns ist doch mitgestreikt worden, ob es Ihnen gefällt oder nicht!
    Ich kann Ihnen auch sagen — vielleicht interessiert es manchen —: Ich stelle jährlich für die Bürger meines Wahlkreises eine Abrechnung auf, die ich veröffentliche und aus der exakt ersichtlich ist, wofür ich die Diäten und Pauschalen ausgegeben habe. Das hat mir schon eine Mahnung der Diätenabteilung des Deutschen Bundestages eingetragen, weil dadurch sichtbar wurde, daß ich auch von Pauschalen lebe. Aber ich werde mit dieser Aufstellung den Beweis antreten, daß ich diese neue Pauschalenerhöhung nicht für private Zwecke verwenden werde.

    (Abg. Stücklen: Was machen Sie mit dem Rest?)

    Gestatten Sie mir ein letztes Wort über die Arroganz, mit der wir manchmal auf die öffentliche Kritik an Pauschalen und Diäten reagieren. Oft wird diese Kritik als antiparlamentarisch oder als Stammtischgerede abgetan. Manchmal ist es ganz gut, an den Stammtischen zuzuhören. Ich bin auch der Auffassung, daß wir durch die Praxis des Parlaments den wenigen antiparlamentarischen Kräften unnötigen Stoff für ihre Kritik geben. Ich bin aber der Auffassung, daß eine Reform und eine öffentliche Diskussion des Pauschalen- und Diätensystems des
    Deutschen Bundestages einen Beitrag zur Glaubwürdigkeit dieses Parlaments und zur Glaubwürdigkeit des parlamentarischen Systems liefern kann, den es bitter nötig hat.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD.)