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ID0710211200

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag 102. Sitzung Bonn, Dienstag, den 21. Mai 1974 Inhalt: Amtliche Mitteilung . 6683 A Fortsetzung der Aussprache über die Erklärung der Bundesregierung Arendt, Bundesminister (BMA) . . 6683 B Katzer (CDU/CSU) . . 6688 C Rohde, Bundesminister (BMBW) . 6695 D Strauß (CDU/CSU) 6700 C Dr. Vogel, Bundesminister (BMJ) . 6712 A Dr. Friderichs, Bundesminister (BMWi) 6713 D Dr. Ehrenberg (SPD) 6719 D Kirst (FDP) 6722 B Dr. von Bismarck (CDU/CSU) . . 6726 A Genscher, Bundesminister (AA) . 6731 A Mandatsniederlegung des Abg. Dr. Nölling und Eintritt des Abg. Dr. Arndt (Hamburg) in den Bundestag als Nachfolger . . 6733 D Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1974 (Haushaltsgesetz 1974) (Drucksachen 7/1100, 7/1504); Anträge und Berichte des Haushaltsausschusses — Zweite Beratung — Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundespräsidialamt (Drucksache 7/1911) 6734 A Einzelplan 02 Deutscher Bundestag (Drucksache 7/1912) Frau Renger, Präsident 6734 B Wohlrabe (CDU/CSU) 6736 A Dr. Bußmann (SPD) 6737 D Engelhard (FDP) 6739 B Gansel (SPD) 6740 C Collet (SPD) 6742 C Dr. Sperling (SPD) 6744 A Einzelplan 03 Bundesrat (Drucksache 7/1913) 6745 B Einzelplan 04 Geschäftsbereich des Bundeskanzlers und des Bundeskanzleramtes (Drucksache 7/1914) Haase (Kassel) (CDU/CSU) . . . 6745 C Esters (SPD) 6749 A Schmidt, Bundeskanzler 6749 B Dr. Carstens (Fehmarn) (CDU/CSU) 6752 C Wehner (SPD) . . . . . . . . 6756 B Dr. Apel, Bundesminister (BMF) . 6757 C Stücklen (CDU/CSU) 6758 C Dr. Schäfer (Tübingen) (SPD) . . 6759 D Namentliche Abstimmung . . . . . . 6760 B II Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 102. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 21. Mai 1974 Einzelplan 05 Geschäftsbereich des Auswärtigen Amts (Drucksache 7/1915) Picard (CDU/CSU) 6762 A Dr. Bußmann (SPD) 6763 A Einzelplan 06 Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern (Drucksache 7/1916) in Verbindung mit Einzelplan 36 Zivile Verteidigung (Drucksache 7/1936) Möller (Lübeck) (CDU/CSU) . . . 6764 B Walther (SPD) . . . . . . . . 6764 B Dr. Hirsch (FDP) . . . . . . . . 6768 C Dr. Dr. h. c. Maihofer, Bundesminister (BMI) 6771 C Dr. Miltner (CDU/CSU) 6772 D Dr. Schäfer (Tübingen) (SPD) . . 6774 C Einzelplan 07 Geschäftsbereich des Bundesministers der Justiz (Drucksache 7/1917) Simon (SPD) . . . . . . . . . 6775 B Einzelplan 09 Geschäftsbereich des Bundesministers für Wirtschaft (Drucksachen 7/1919, 7/2047) Röhner (CDU/CSU) 6777 A Dr. Müller-Hermann (CDU/CSU) . . 6778 B Dr. Graff Lambsdorff (FDP) . . . . 6779 C Höcherl (CDU/CSU) 6781 D Dr. Ehrenberg (SPD) 6784 A Einzelplan 10 Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Drucksache 7/1920) Röhner (CDU/CSU) 6785 C Löffler (SPD) . . . . 6788 B Gallus (FDP) . . . . . . 6791 D Dr. Ritz (CDU/CSU) 6794 D Ertl, Bundesminister (BML) . . . . 6797 D Einzelplan 11 Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung (Drucksache 7/1921) Krampe (CDU/CSU) . . . . . . 6802 B Grobecker (SPD) . . . . . . . . 6803 D Arendt, Bundesminister (BMA) . . 6805 C Einzelplan 12 Geschäftsbereich des Bundesministers für Verkehr (Drucksache 7/1922) Ollesch (FDP) 6805 D, 6812 B Dr. Jenninger (CDU/CSU) . . . . 6808 A Müller (Nordenham) (SPD) 6809 C, 6811 D Vehar (CDU/CSU) . . . . . 6810 C Milz (CDU/CSU) 6811 B Einzelplan 13 Geschäftsbereich des Bundesministers für das Post- und Fernmeldewesen (Drucksache 7/1923) 6812 D Einzelplan 14 Geschäftsbereich des Bundesministers der Verteidigung (Drucksache 7/1924) Hauser (Bonn-Bad Godesberg) (CDU/CSU) 6813 A Würtz (SPD) 6815 A Schulte (Unna) (SPD) 6816 B Namentliche Abstimmung . . . . . . 6819 C Einzelplan 15 Geschäftsbereich des Bundesministers für Jugend, Familie und Gesundheit (Drucksache 7/1925) Kroll-Schlüter (CDU/CSU) . 6816 C Dr. Sperling (SPD) . . . . . . . 6818 B Dr. Althammer (CDU/CSU) . . . 6819 B Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht (Drucksache 7/1926) 6820 D Einzelplan 20 Bundesrechnungshof (Drucksache 7/1927) Blank (SPD) 6821 A Frau Pieser (CDU/CSU) 6822 B Einzelplan 23 Geschäftsbereich des Bundesministers für wirtschaftliche Zusammenarbeit (Drucksache 7/1928) Josten (CDU/CSU) 6823 C Esters (SPD) 6824 B Picard (CDU/CSU) 6824 D Dr. Holtz (SPD) 6825 C Dr. Todenhöfer (CDU/CSU) . . . . 6826 D Hoppe (FDP) 6828 B Dr. Eppler, Bundesminister (BMZ) . 6826 D, 6829 A Leicht (CDU/CSU) 6830 B Moersch, Parl. Staatssekretär (AA) 6830 C, 6831 C Dr. Althammer (CDU/CSU) . . . . 6831 C Einzelplan 25 Geschäftsbereich des Bundesministers für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (Drucksache 7/1929) Simpfendörfer (SPD) . . . . . 6832 A Kleinert (FDP) 6833 B Niegel (CDU/CSU) 6833 D, 6834 A Wehner (SPD) . 6833 D Leicht (CDU/CSU) 6834 B Frau Funcke, Vizepräsident . . . 6834 C Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 102. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 21. Mai 1974 III Einzelplan 27 Geschäftsbereich des Bundesministers für innerdeutsche Beziehungen (Drucksache 7/1930) Dr. Dübber (SPD) 6834 D Wohlrabe (CDU/CSU) 6835 C Einzelplan 30 Geschäftsbereich des Bundesministers für Forschung und Technologie (Drucksache 7/1931) Dr. Stavenhagen (CDU/CSU) . . . 6836 B Dr. von Bülow (SPD) . . . . . . 6837 C Frau Funcke, Vizepräsident (Erteilung eines Ordnungsrufs) . . 6839 A Dr. Althammer (CDU/CSU) . . . . 6839 B Einzelplan 31 Geschäftsbereich des Bundesministers für Bildung und Wissenschaft (Drucksachen 7/1932, 7/2056) . . . . 6839 B Einzelplan 33 Versorgung (Drucksache 7/1934) 6839 C Einzelplan 35 Verteidigungslasten im Zusammenhang mit dem Aufenthalt ausländischer Streitkräfte (Drucksache 7/1935) 6839 C Nächste Sitzung 6839 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 6841* A Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 102. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 21. Mai 1974 6683 102. Sitzung Bonn, den 21. Mai 1974 Stenographischer Bericht Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete (r) entschuldigt bis einschließlich Adams * 21.5. Dr. Aigner * 22. 5. Dr. Artzinger * 22. 5. Bahr 22. 5. Batz 22. 5. Dr. Becher (Pullach) 22.5. Behrendt * 21. 5. Blumenfeld 21. 5. Brandt 6. 6. Fellermaier * 21. 5. Ferrang 22. 5. Flämig " 21.5. Dr. Freiwald 22. 5. Gerlach (Emsland) * 21.5. Gewandt 19. 6. Dr. Gölter *** 22. 5. Dr. Gradl 10. 6. Dr. Haenschke 31. 5. Härzschel * 23. 5. Handlos 22. 5. Jäger (Wangen) 1. 6. Dr. Jahn (Braunschweig) * 22. 5. Kahn-Ackermann *1* 21. 5. Dr. Klepsch *** 22. 5. * Für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments *** Für die Teilnahme an Sitzungen der Versammlung der Westeuropäischen Union Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete (r) entschuldigt bis einschließlich Freiherr von Kühlmann-Stumm 22. 5. Lagershausen 22.5. Lampersbach 22.5. Lange * 21.5. Lemmrich *** 22.5. Lenzer *** 22. 5. Dr. Lohmar 22. 6. Lücker * 26.5. Memmel * 22. 5. Dr. Mende *** 21. 5. Müller (Mülheim) * 21. 5. Dr. Müller (München) *** 21. 5. Mursch (Soltau-Harburg) * 22. 5. Frau Dr. Orth * 21. 5. Pawelczyk *** 22. 5. Dr. Probst 22.5. Richter *** 22. 5. Schlaga *** 22. 5. Schmidt (Kempten) *** 22. 5. Schröder (Wilhelminenhof) 22. 5. Dr. Schwencke *** 22. 5. Dr. Schwörer * 22.5. Seefeld * 21.5. Dr. Slotta 21. 5. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim 24. 5. Springorum * 21. 5. Dr. Starke (Franken) 23. 5. Vogel (Ennepetal) 22. 5. Dr. Vohrer *** 21. 5. Walkhoff " 22.5. Frau Dr. Walz * 22. 5. Wienand 22. 5. Dr. Wörner 21.5. Zeyer 8. 6.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Hans A. Engelhard


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Bezüge der Abgeordneten des Deutschen Bundestages wie der Abgeordneten der Länderparlamente unterliegen seit jeher in der Öffentlichkeit einer heftigen Kritik, und sie unterliegen, wenn man zuzuhören weiß, auch innerhalb der Parlamente zunehmender Kritik. Nun hat sich der Status des Abgeordneten ständig gewandelt. Noch nach der Reichsverfassung von 1871 wurden Entschädigungen an die Mitglieder des Deutschen Reichstages nicht gewährt. Wegen der ständig drohenden Beschlußunfähigkeit und der gewandelten soziologischen Zusammensetzung wurde erstmals im Jahre 1906 ein Jahresbetrag von 3 000 Mark als Entschädigung festgesetzt.
    Heute erfordert die Mandatsausübung in der Regel die volle Arbeitskraft des Abgeordneten. Nach der heute bereits zitierten Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts von 1971 nimmt die Aufwandsentschädigung immer mehr den Charakter eines Entgelts für geleistete Dienste an. Daraus folgt, daß die Bezüge den geleisteten Diensten angemessen sein müssen, daß sie der geforderten Arbeitsleistung entsprechen müssen, daß sie gleichzeitig die Aufwendungen abgelten müssen, die der Abgeordnete hat, und daß sie das für viele Abgeordnete mit der Mandatsausübung verbundene berufliche Risiko mit einschließen müssen. Das Ziel muß die Sicherung der Unabhängigkeit des Abgeordneten sein, die auch besonders im Interesse des Bürgers als des Vertretenen liegt. Wir müssen das in aller Klarheit nach draußen deutlich machen. Dies — und ich sage das mit großem Nachdruck — wird jedoch nur möglich sein, wenn wir ingroßer Offenheit in öffentlicher Diskussion versuchen, Vorurteile abzubauen und gleichzeitig berechtigten Einwendungen bezüglich der Art und Weise, wie die Bezüge der Abgeordneten festgesetzt und wie sie gewährt werden, Rechnung tragen.
    Ich weiß nicht, ob man sich den Ernst der Situation ganz klarmacht. Es stimmt bedenklich, wenn eine Zeitung wie „Die Zeit" in ihrer Ausgabe vorn 19. April 1974 aus der Feder von Eduard Neumaier folgendes ausführt — ich darf mit Genehmigung des Herrn Präsidenten zitieren —:
    Oft ist es gar nicht so sehr der Inhalt der Beschlüsse, der die Kritik auslöst, sondern die Art, wie sie zustande kommen. Daß der Bundestag die öffentliche, vom Publikum gehörte und verfolgte Rede und Gegenrede in eigener Sache meidet, weckt bei den Bürgern den Verdacht, da werde gemauschelt. Die Parlamentarier ihrerseits fürchten die öffentliche Schelte. Sie drücken sich davor, mit ihren Wünschen an die Öffentlichkeit zu treten, sie publik zu machen, diskutieren zu lassen, aufklärend zu wirken, . . .
    Ich glaube, das ist genau der Punkt, in dem allzu lange nicht der richtige Weg eingeschlagen worden ist.

    (Beifall bei Abgeordneten der FDP.)

    Es sind neben allgemeinen Strukturfragen des Parlaments, zu denen ich in besonderer Weise die Privilegierung des Beamten als Abgeordneten zähle, im wesentlichen zwei Fragen, die uns beschäftigen müssen und die heute hier in erfreulicher Offenheit von der Frau Präsidentin angesprochen worden sind.
    Einmal können wir sicherlich im Rahmen des Etatrechts nicht davon entbunden werden, über eigene Bezüge zu beschließen. Andererseits sollte aber hinsichtlich Höhe und Zusammensetzung dieser Bezüge der Bundestag nicht allein beraten. Vielmehr sollte er sich, wie es in einem Gesetzentwurf meiner Fraktion vorgesehen war, der bereits im Jahre 1968 eingebracht wurde, eines Senats für Parlamentsfragen bedienen, dem unabhängige und im öffentlichen Leben erfahrene Persönlichkeiten angehören. Wenn diese dem Deutschen Bundestag gutachtlich ihre Vorschläge unterbreiten und danach die Festsetzung erfolgt, wird von vielen Verdächtigungen, denen das Parlament heute ausgesetzt ist, kaum noch etwas übrigbleiben.
    Der zweite Punkt. Wenn Bezüge immer mehr den Charakter eines Entgelts für erbrachte Leistungen angenommen haben, müssen sie der Besteuerung unterliegen. Viele Kollegen aus diesem Hause, so etwa unser politischer Freund Martin Grüner bereits



    Engelhard
    im Jahre 1970, haben immer wieder die Besteuerung gefordert. Wenn sie auch nicht in jedem Falle von praktischer Bedeutung ist, so hat sie doch Symbolgehalt, ganz einfach weil sie nach draußen der Öffentlichkeit verdeutlicht, daß wir darauf bestehen, mit allen Bürgern dieses Landes gleich behandelt und in gleicher Weise zur Besteuerung herangezogen zu werden.
    Heute kennen bereits Dänemark, Großbritannien, Norwegen, Schweden und die Vereinigten Staaten die volle Besteuerung der Abgeordnetenbezüge. Teilbesteuerung besteht in Belgien, Finnland, Frankreich, Italien, den Niederlanden, in Osterreich und in der Schweiz. Ich denke, es dürfte an der Zeit sein, endlich mit vielen Reformvorschlägen, die seit langem diskutiert werden, ernst zu machen. Ich stehe hier nicht als irgendein Saubermann für andere Saubermänner.

    (Abg. Wohlrabe: Als Zaubermann!)

    Wer die Diskussion draußen verfolgt, wer gleichzeitig verfolgt hat, wie die Parlamente allzulange zugewartet haben, allzulange beraten haben, wird sich, wie ich glaube, darüber klar sein, daß es jetzt wohl an der Zeit ist, in der Diätenfrage endgültig aus jener grauen Zone — so empfindet es zumindest die Öffentlichkeit — herauszukommen und sich aus dem undurchsichtigen Verhalten, auch einem gewissen psychologischen Fehlverhalten herauszuarbeiten.
    Die Beratungen der Diätenkommission sind — ich sage das ganz offen nicht immer mit der Eile betrieben worden, wie mancher von uns das erwartet hatte. Um so mehr begrüßen wir heute das sehr klare Wort, das die Frau Präsidentin hier an uns gerichtet hat. Mein Kollege Dr. Hirsch, ich und weitere 18 unserer politischen Freunde waren der Meinung, daß bereits heute der richtige Zeitpunkt sei, in einem Entschließungsantrag zur dritten Lesung des Haushalts ein grundsätzliches Votum für die Einrichtung eines Senats für Parlamentsfragen als auch zur Frage der Besteuerung abzugeben. Der Entwurf unseres Entschließungsantrages ist in den Maschen der geschriebenen Geschäftsordnung und der ungeschriebenen Regeln dieses Hauses hängengeblieben.

    (Abg. Wohlrabe: So schwach sind Sie? — Abg. Katzer: Wo ist er denn?)

    Ich halte dies dann nicht für einen Schaden,

    (Abg. Katzer: Wo ist er denn hängengeblieben?)

    wenn der Deutsche Bundestag nun mit dem notwendigen Nachdruck aus dem Stadium der Erörterungen heraus in ein Stadium abschließender Beratungen und dann auch abschließender Entscheidungen eintritt. Wir erwarten allerdings, daß vor der Öffentlichkeit verdeutlicht wird, daß wir an diese uns selbst betreffenden Dinge die gleichen Maßstäbe wie an andere politische Fragen anlegen und daß mit der gebotenen Eile gehandelt wird.

    (Beifall bei der FDP und bei Abgeordneten der SPD.)



Rede von Dr. Richard Jaeger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Gansel.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Norbert Gansel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich spreche nicht für meine Fraktion,

    (Abg. Dr. Riedl [München]: Für die Jusos!)

    sondern ich trage nur meine persönliche Meinung vor. Sicherlich spreche ich auch für viele Jüngere — Jungsozialisten, Junge Union und Jungdemokraten —,

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    denn gerade unter den Jüngeren gibt es sehr viel Unbehagen über den Parlamentarismus. Dieses Unbehagen hängt auch mit der Frage zusammen, über die wir jetzt diskutieren.
    Ich möchte begründen, warum ich der Erhöhung der Kostenpauschale und damit dem Einzelplan 02, über den ja die Angelegenheiten des Parlaments finanziert werden, nicht zustimmen werde. Die öffentliche Meinung hat es peinlich gemacht, für Diäten- oder Pauschalerhöhung zu sein. Die Meinung der Mehrheit der Abgeordneten macht es peinlich, gegen eine solche Erhöhung zu sprechen, und zwar deshalb, weil jedem Gegner vorgeworfen wird, er würde sich auf Kosten anderer aufwerten oder, wie man auf hochdeutsch sagt, profilieren. Diesen Vorwurf haben viele Mitglieder des Bundestages erfahren, die sich in der Vergangenheit zu diesen Fragen geäußert haben. Deshalb habe ich es als ein gutes Zeichen empfunden, daß der Haushaltsausschuß diesmal erklärt hat, er gehe davon aus, daß in der zweiten Lesung die Fragen der Pauschalenerhöhung offen diskutiert würden. Damit hat der Haushaltsausschuß sicherlich nicht eine Demonstration der Solidarität von Demokraten gemeint, die sich in Einstimmigkeit über Gehaltserhöhungen erschöpft, sondern er wollte sicher eher Gelegenheit geben, die Solidität der Demokraten zu erproben, die darin besteht, abweichende Meinungen gerade auch dann zu hören und zu akzeptieren, wenn sie uns persönlich betreffen.
    Ich bin der Auffassung, daß es im Interesse der parlamentarischen Demokratie und im Interesse unserer Staatsbürger liegt, wenn die Arbeit des Abgeordneten angemessen vergütet wird und wenn auch öffentliche Mittel für Kosten der Mandatsausübung zur Verfügung gestellt werden. Das ist eine Voraussetzung dafür, daß im demokratischen Staat das Parlament allen Schichten dieses Volkes offensteht. Das ist aber auch nur eine Voraussetzung; es gibt andere Voraussetzungen, die nicht erfüllt sind. Das zeigt die Soziologie dieses Parlaments, in dem kaum Arbeiter und wenig kleine Selbständige vertreten sind.

    (Abg. Stücklen: Bei Ihnen aber auch nicht!)

    Ich bin also kein Gegner der Abgeordnetenbesoldung oder auch einer Amtsausstattung, auch nicht einer gewissen Pauschalierung, soweit diese Pauschalierung der Entbürokratisierung eines Abrechnungsverfahrens dient. Ich bin aber nicht bereit, der Erhöhung der Pauschalen um 900 DM zuzustimmen, und zwar aus folgenden Gründen.



    Gansel
    Erstens. Ich bin der Auffassung, daß das System der Pauschalierung unehrlich ist, weil es bei einem großen Teil der Abgeordneten in den privaten Konsum fließt. Frau Präsidentin, es tut mir leid, daß ich widersprechen muß: In der Praxis — die Erfahrung macht jeder, der über seine eigenen Kosten Rechenschaft ablegt — sind die Pauschalen leider doch ein Teil des Einkommens.
    Ich denke hier zunächst an diejenigen Abgeordneten, die nur die Diäten als Einkommen haben, die ganz für die Politik leben und deshalb auch von der Politik leben müssen, und vor allem an die, die eine größere Familie haben. Nach meinen Berechnungen ist es für diese Abgeordneten unmöglich, von den Grunddiäten zu leben. Nehmen Sie die 3 600 DM. Ziehen Sie ab 900 DM Altersversicherung, 450 DM Fraktionsbeitrag, 120 DM Parteibeitrag, Krankenversicherung, ziehen Sie ab den Verlust der Vergünstigungen, etwa Benutzung einer Wohnung im sozialen Wohnungsbau oder vielleicht auch die Förderung der Kinder nach dem Bundesausbildungsgesetz — das manche Abgeordnete nicht in Anspruch nehmen wollen —, so stellen Sie fest, daß insgesamt ein Nettoeinkommen herauskommt, das bei etwa 2 000 DM liegt. Ich glaube, wir sollten ehrlich zugeben, daß sich viele Kollegen mit größerer Familie, die in den Bundestag kommen, bei einem Einkommen von 2 000 DM verschlechtern würden im Vergleich zu dem, was sie vorher hatten. Das kann man von ihnen ehrlicherweise nicht verlangen. Deshalb, meine ich, sollte das Parlament den Mut haben, ganz offen über die angemessene Vergütung der Tätigkeit gerade dieser Kollegen zu sprechen.
    Die andere Gruppe von Abgeordneten umfaßt z. B. die Fraktionsvorsitzenden, ihre Stellvertreter, die Fraktionsgeschäftsführer, die Präsidenten, die Verbands- und auch oft die Gewerkschaftsvertreter und natürlich vor allen Dingen die privaten Unternehmer. Diese Abgeordneten haben ihre Büros oder sie bekommen sie gestellt, sie haben Dienstwagen. Hier sprechen nun die praktische Lebenserfahrung und auch die Beobachtung dafür, daß ein Teil der Pauschalen — eben weil sie gar nicht für politische Zwecke ausgegeben werden können, da diese durch andere Einrichtungen finanziert werden — ebenfalls in den privaten Konsum fließt Das halte ich nicht für eine Angelegenheit, mit der wir uns zufriedengeben sollten.
    Zweitens ist das System der Pauschalierung auch ungerecht. Bei der Reisekostenpauschale etwa wird der Abgeordnete, der wie ich in einer Großstadt — Kiel — lebt, bevorzugt gegenüber anderen Kollegen, die etwa einen Wahlkreis haben wie Nordfriesland, der zehn- oder zwanzigmal so groß ist. Das ist eine eindeutige Ungerechtigkeit.

    (Beifall bei Abgeordneten der SPD.)

    Bei der Tagegeldpauschale wird z. B. der Flensburger Kollege benachteiligt gegenüber dem Bonner Kollegen. Niemand von uns kann behaupten, daß der Kollege, der in Bonn lebt, genausoviel Tagegeld verwendet wie sein Flensburger Kollege oder daß ich versuche, im Stadtgebiet Kiel die 900 DM Reisekosten zu verprassen, die dagegen ein Kollege in Nord- oder Ostfriesland bitter nötig hat.

    (Unruhe.)