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ID0710210600

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag 102. Sitzung Bonn, Dienstag, den 21. Mai 1974 Inhalt: Amtliche Mitteilung . 6683 A Fortsetzung der Aussprache über die Erklärung der Bundesregierung Arendt, Bundesminister (BMA) . . 6683 B Katzer (CDU/CSU) . . 6688 C Rohde, Bundesminister (BMBW) . 6695 D Strauß (CDU/CSU) 6700 C Dr. Vogel, Bundesminister (BMJ) . 6712 A Dr. Friderichs, Bundesminister (BMWi) 6713 D Dr. Ehrenberg (SPD) 6719 D Kirst (FDP) 6722 B Dr. von Bismarck (CDU/CSU) . . 6726 A Genscher, Bundesminister (AA) . 6731 A Mandatsniederlegung des Abg. Dr. Nölling und Eintritt des Abg. Dr. Arndt (Hamburg) in den Bundestag als Nachfolger . . 6733 D Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1974 (Haushaltsgesetz 1974) (Drucksachen 7/1100, 7/1504); Anträge und Berichte des Haushaltsausschusses — Zweite Beratung — Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundespräsidialamt (Drucksache 7/1911) 6734 A Einzelplan 02 Deutscher Bundestag (Drucksache 7/1912) Frau Renger, Präsident 6734 B Wohlrabe (CDU/CSU) 6736 A Dr. Bußmann (SPD) 6737 D Engelhard (FDP) 6739 B Gansel (SPD) 6740 C Collet (SPD) 6742 C Dr. Sperling (SPD) 6744 A Einzelplan 03 Bundesrat (Drucksache 7/1913) 6745 B Einzelplan 04 Geschäftsbereich des Bundeskanzlers und des Bundeskanzleramtes (Drucksache 7/1914) Haase (Kassel) (CDU/CSU) . . . 6745 C Esters (SPD) 6749 A Schmidt, Bundeskanzler 6749 B Dr. Carstens (Fehmarn) (CDU/CSU) 6752 C Wehner (SPD) . . . . . . . . 6756 B Dr. Apel, Bundesminister (BMF) . 6757 C Stücklen (CDU/CSU) 6758 C Dr. Schäfer (Tübingen) (SPD) . . 6759 D Namentliche Abstimmung . . . . . . 6760 B II Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 102. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 21. Mai 1974 Einzelplan 05 Geschäftsbereich des Auswärtigen Amts (Drucksache 7/1915) Picard (CDU/CSU) 6762 A Dr. Bußmann (SPD) 6763 A Einzelplan 06 Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern (Drucksache 7/1916) in Verbindung mit Einzelplan 36 Zivile Verteidigung (Drucksache 7/1936) Möller (Lübeck) (CDU/CSU) . . . 6764 B Walther (SPD) . . . . . . . . 6764 B Dr. Hirsch (FDP) . . . . . . . . 6768 C Dr. Dr. h. c. Maihofer, Bundesminister (BMI) 6771 C Dr. Miltner (CDU/CSU) 6772 D Dr. Schäfer (Tübingen) (SPD) . . 6774 C Einzelplan 07 Geschäftsbereich des Bundesministers der Justiz (Drucksache 7/1917) Simon (SPD) . . . . . . . . . 6775 B Einzelplan 09 Geschäftsbereich des Bundesministers für Wirtschaft (Drucksachen 7/1919, 7/2047) Röhner (CDU/CSU) 6777 A Dr. Müller-Hermann (CDU/CSU) . . 6778 B Dr. Graff Lambsdorff (FDP) . . . . 6779 C Höcherl (CDU/CSU) 6781 D Dr. Ehrenberg (SPD) 6784 A Einzelplan 10 Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Drucksache 7/1920) Röhner (CDU/CSU) 6785 C Löffler (SPD) . . . . 6788 B Gallus (FDP) . . . . . . 6791 D Dr. Ritz (CDU/CSU) 6794 D Ertl, Bundesminister (BML) . . . . 6797 D Einzelplan 11 Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung (Drucksache 7/1921) Krampe (CDU/CSU) . . . . . . 6802 B Grobecker (SPD) . . . . . . . . 6803 D Arendt, Bundesminister (BMA) . . 6805 C Einzelplan 12 Geschäftsbereich des Bundesministers für Verkehr (Drucksache 7/1922) Ollesch (FDP) 6805 D, 6812 B Dr. Jenninger (CDU/CSU) . . . . 6808 A Müller (Nordenham) (SPD) 6809 C, 6811 D Vehar (CDU/CSU) . . . . . 6810 C Milz (CDU/CSU) 6811 B Einzelplan 13 Geschäftsbereich des Bundesministers für das Post- und Fernmeldewesen (Drucksache 7/1923) 6812 D Einzelplan 14 Geschäftsbereich des Bundesministers der Verteidigung (Drucksache 7/1924) Hauser (Bonn-Bad Godesberg) (CDU/CSU) 6813 A Würtz (SPD) 6815 A Schulte (Unna) (SPD) 6816 B Namentliche Abstimmung . . . . . . 6819 C Einzelplan 15 Geschäftsbereich des Bundesministers für Jugend, Familie und Gesundheit (Drucksache 7/1925) Kroll-Schlüter (CDU/CSU) . 6816 C Dr. Sperling (SPD) . . . . . . . 6818 B Dr. Althammer (CDU/CSU) . . . 6819 B Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht (Drucksache 7/1926) 6820 D Einzelplan 20 Bundesrechnungshof (Drucksache 7/1927) Blank (SPD) 6821 A Frau Pieser (CDU/CSU) 6822 B Einzelplan 23 Geschäftsbereich des Bundesministers für wirtschaftliche Zusammenarbeit (Drucksache 7/1928) Josten (CDU/CSU) 6823 C Esters (SPD) 6824 B Picard (CDU/CSU) 6824 D Dr. Holtz (SPD) 6825 C Dr. Todenhöfer (CDU/CSU) . . . . 6826 D Hoppe (FDP) 6828 B Dr. Eppler, Bundesminister (BMZ) . 6826 D, 6829 A Leicht (CDU/CSU) 6830 B Moersch, Parl. Staatssekretär (AA) 6830 C, 6831 C Dr. Althammer (CDU/CSU) . . . . 6831 C Einzelplan 25 Geschäftsbereich des Bundesministers für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (Drucksache 7/1929) Simpfendörfer (SPD) . . . . . 6832 A Kleinert (FDP) 6833 B Niegel (CDU/CSU) 6833 D, 6834 A Wehner (SPD) . 6833 D Leicht (CDU/CSU) 6834 B Frau Funcke, Vizepräsident . . . 6834 C Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 102. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 21. Mai 1974 III Einzelplan 27 Geschäftsbereich des Bundesministers für innerdeutsche Beziehungen (Drucksache 7/1930) Dr. Dübber (SPD) 6834 D Wohlrabe (CDU/CSU) 6835 C Einzelplan 30 Geschäftsbereich des Bundesministers für Forschung und Technologie (Drucksache 7/1931) Dr. Stavenhagen (CDU/CSU) . . . 6836 B Dr. von Bülow (SPD) . . . . . . 6837 C Frau Funcke, Vizepräsident (Erteilung eines Ordnungsrufs) . . 6839 A Dr. Althammer (CDU/CSU) . . . . 6839 B Einzelplan 31 Geschäftsbereich des Bundesministers für Bildung und Wissenschaft (Drucksachen 7/1932, 7/2056) . . . . 6839 B Einzelplan 33 Versorgung (Drucksache 7/1934) 6839 C Einzelplan 35 Verteidigungslasten im Zusammenhang mit dem Aufenthalt ausländischer Streitkräfte (Drucksache 7/1935) 6839 C Nächste Sitzung 6839 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 6841* A Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 102. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 21. Mai 1974 6683 102. Sitzung Bonn, den 21. Mai 1974 Stenographischer Bericht Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete (r) entschuldigt bis einschließlich Adams * 21.5. Dr. Aigner * 22. 5. Dr. Artzinger * 22. 5. Bahr 22. 5. Batz 22. 5. Dr. Becher (Pullach) 22.5. Behrendt * 21. 5. Blumenfeld 21. 5. Brandt 6. 6. Fellermaier * 21. 5. Ferrang 22. 5. Flämig " 21.5. Dr. Freiwald 22. 5. Gerlach (Emsland) * 21.5. Gewandt 19. 6. Dr. Gölter *** 22. 5. Dr. Gradl 10. 6. Dr. Haenschke 31. 5. Härzschel * 23. 5. Handlos 22. 5. Jäger (Wangen) 1. 6. Dr. Jahn (Braunschweig) * 22. 5. Kahn-Ackermann *1* 21. 5. Dr. Klepsch *** 22. 5. * Für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments *** Für die Teilnahme an Sitzungen der Versammlung der Westeuropäischen Union Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete (r) entschuldigt bis einschließlich Freiherr von Kühlmann-Stumm 22. 5. Lagershausen 22.5. Lampersbach 22.5. Lange * 21.5. Lemmrich *** 22.5. Lenzer *** 22. 5. Dr. Lohmar 22. 6. Lücker * 26.5. Memmel * 22. 5. Dr. Mende *** 21. 5. Müller (Mülheim) * 21. 5. Dr. Müller (München) *** 21. 5. Mursch (Soltau-Harburg) * 22. 5. Frau Dr. Orth * 21. 5. Pawelczyk *** 22. 5. Dr. Probst 22.5. Richter *** 22. 5. Schlaga *** 22. 5. Schmidt (Kempten) *** 22. 5. Schröder (Wilhelminenhof) 22. 5. Dr. Schwencke *** 22. 5. Dr. Schwörer * 22.5. Seefeld * 21.5. Dr. Slotta 21. 5. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim 24. 5. Springorum * 21. 5. Dr. Starke (Franken) 23. 5. Vogel (Ennepetal) 22. 5. Dr. Vohrer *** 21. 5. Walkhoff " 22.5. Frau Dr. Walz * 22. 5. Wienand 22. 5. Dr. Wörner 21.5. Zeyer 8. 6.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Jürgen Wohlrabe


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Im vergangenen Jahr hatte ich als Berichterstatter für den Einzelplan 02 — Etat Deutscher Bundestag — Gelegenheit, einige Ausführungen zur Gesamtlage zu machen. Heute möchte ich für meine Fraktion zu einem Einzelproblem der Arbeit des Deutschen Bundestages Stellung nehmen; ich meine jenen Punkt, den Frau Präsidentin Renger bereits angesprochen hat, nämlich die Arbeit des Deutschen Bundestages in Berlin und dabei insbesondere die Arbeit im Reichstag.
    In wenigen Tagen, meine Damen und Herren, jährt sich zum fünfundzwanzigsten Male das Inkrafttreten des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland. Der Deutsche Bundestag hat hierzu in seinem eigenen Rahmen einen besonderen Beitrag vorbereitet, und er wird diesen Beitrag leisten.
    Die Geschichte deutscher Parlamente und unserer Arbeit für den demokratischen Rechtsstaat insbesondere der jungen Generation darzustellen wird in diesem Zusammenhang als eine der wichtigsten Aufgaben anzusehen sein.

    (Sehr gut! bei der CDU/CSU.)

    Dafür bietet sich in ganz besonderem Maße der Reichstag in Berlin als ein Wahrzeichen der Nation -- heute ein Monument der deutschen Teilung — an. Im Reichstagsgebäude ist Geschichte gemacht worden, gute und schlechte; hier sind Reden gehalten worden, an denen demokratisches Verhalten und freiheitliches Bewußtsein der Weimarer Republik abzulesen sind.
    Das Haus in Berlin ist — ich halte diesen Gedandanken für sehr wichtig, und wir sollten ihn auch nicht aus den Augen verlieren — ein Wahrzeichen für die deutsche Geschichte, für ihre großen und ihre tragischen Stunden; ihr Licht und ihr Schatten sind mit diesem Bauwerk unlösbar verbunden.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Zuweilen ist behauptet worden, der Reichstag in Berlin stehe leer, und er sei das teuerste Museum Europas. Diese Behauptungen und diese Befürchtungen sind für den Betrachter, der aufmerksam die Arbeit beobachtet, nicht berechtigt. Im Gegenteil, der Reichstag in Berlin ist zu einem Treffpunkt parlamentarischen und politischen Geschehens geworden. Wie Sie wissen, wurde vor drei Jahren jene
    Ausstellung eröffnet, von der eben schon die Sprache war, eine historische Ausstellung „Fragen an die deutsche Geschichte". Die Ausstellung steht seit dieser Zeit für Besucher offen und hat ein sehr großes Publikum angesprochen; sie ist von großem Interesse. Dies wird nicht zuletzt durch die ständig steigende Zahl der Ausstellungsbesucher bestätigt. Im vergangenen Jahr haben mehr als 230 000 Menschen die Ausstellung im Reichstag besucht; in den ersten vier Monaten dieses Jahres mehr als 80 000.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Aus Anlaß der 25-Jahrfeier der Bundesrepublik Deutschland soll diese Ausstellung nun bis zur Gegenwart hin erweitert werden. Wir haben im Haushaltsausschuß die dafür erforderlichen Mittel in den Etat 1974 eingestellt. Die erweiterte Ausstellung wird im September dieses Jahres eröffnet, und ich hoffe, in einem etwas würdigeren Rahmen als es 1971 der Fall war. Die Ausstellung wird bekunden, daß Berlin und das Reichstagsgebäude zur Bundesrepublik Deutschland und zur Arbeit des Deutschen Bundestages gehören.
    Neben der Ausstellung, meine Damen und Herren, hat sich auch das Gebäude des Reichstages selbst mit seiner wechselvollen Geschichte zu einem attraktiven Punkt für die Besucher der alten Reichshauptstadt entwickelt. 1973 kamen etwa 75 000 Bürger in das Reichstagsgebäude, in den ersten vier Monaten des Jahres 1974 waren es bereits über 30 000. Erfreulich ist die ständig steigende Zahl jugendlicher Besucher, ausländischer Besucher. Nach Schätzungen der Bundestagsverwaltung sind es bei den Besuchern des Reichstagsgebäudes zur Zeit 30 bis 35 % an jungen Menschen; unter den Besuchern der Ausstellung sind es etwa 45 %.
    Der Blick aus dem Reichstag auf die Mauer — für den, der draußen zuhört, sei es gesagt: der Reichstag liegt direkt an der Mauer — ist bedrückend und erschütternd. Selten brennt das Elend der deutschen Teilung mehr als gerade hier im Angesicht von Mauer und Stacheldraht. Man braucht kein ausgeprägtes Geschichtsbewußtsein zu besitzen, um bei dem Gedanken zu erschrecken, daß künftig nur mittelgroße Belange im Reichstagsgebäude erledigt werden könnten. Der Reichstag, seine Funktion und sein Symbol für die parlamentarische Geschichte darf nicht entwertet werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Dazu gehört auch, daß das Gerede mancher Politiker, den Reichstag einer anderen Verwendung zuzuführen, nicht mehr stattfindet. Der Reichstag ist nicht nur Bestandteil des Deutschen Bundestages, sondern das Parlamentshaus aller Deutschen. Verehrte Frau Präsidentin, als meine Meinung und ich glaube, auch als Meinung meiner Fraktion, möchte ich den von Ihnen eben gemachten Vorschlag, eine Deutsche Nationalstiftung und ihre Geschäftsstelle gegebenenfalls dort anzusiedeln, doch einer sehr gründlichen Prüfung unterworfen wissen. Wir haben die Auffassung, daß alle Gremien, die mit der unmittelbaren parlamentarischen Arbeit nichts zu tun haben, in dieses Gebäude nicht hineinsollen. Dieses Gebäude sollte aus historischem und gegenwärtigem



    Wohlrabe
    Interesse wirklich voll der parlamentarischen Arbeit einzig und allein vorbehalten bleiben.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Gedanken über eine nichtparlamentarische Verwendung scheiden also nach der Auffassung der CDU/ CSU aus. Wir müssen den Reichstag nicht nur kurzfristig — und dies gilt sicher für alle Fraktionen —, sondern vor allem langfristig mit vollem parlamentarischen Leben erfüllen. Dazu gehört — in der Diskussion draußen manchmal mit unterschiedlichen Nuancen bewertet — die eigene parlamentarische Präsenz dieses Hauses in Berlin. Parlamentarische Präsenz in Berlin soll nach dem Willen der Politiker der Koalitionsparteien nicht um der Demonstration willen geübt werden. Ich will mich nicht an dem Wort „Demonstration" als solchem stoßen. Trotzdem gebe ich zu bedenken: „Demonstration" kommt von „demonstrare" und heißt „hinweisen auf etwas".

    (Aha! und Beifall bei Abgeordneten der SPD.)

    Wenn man auf etwas hinweisen will, dann braucht man sich dessen ja auch nicht zu schämen, dann braucht man es nicht zu verstecken. Wenn man es nicht verstecken muß, kann man es auch demonstrieren.
    Insofern meine ich, daß die Demonstration der Präsenz für unsere Gremien im Reichstag in Berlin durchaus auch ihre guten Seiten hat.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Es sollte — ich will dies gar nicht kontrovers diskutieren — für jede Fraktion und für jeden Ausschuß dieses Hauses selbstverständlich sein, einmal im Jahr, möglichst mehrmals, in Berlin zu tagen, die parlamentarischen Aufgaben im Reichstag in Berlin wahrzunehmen.
    Erfreulicherweise haben im Jahre 1973 alle Fraktionen des Deutschen Bundestages in Berlin getagt. Wir hoffen — das Viermächteabkommen über Berlin läßt diese Arbeitsmöglichkeiten ja zu —, daß diese Möglichkeiten verstärkt genutzt werden und daß verstärkte parlamentarische Arbeit in Berlin weiterhin stattfindet. So tragen wir alle dazu bei, den Reichstag mit parlamentarischem Leben zu erfüllen.
    Durch die Anwesenheit in Berlin — dies darf ich als Berliner sagen — bekunden wir, daß Berlin nicht abseits steht, sondern unauflösbar zum politischen und parlamentarischen Leben der Bundesrepublik Deutschland gehört.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Diese Solidarität nicht nur durch das Wort, sondern auch durch die Tat trägt unmittelbar zur Stärkung der geteilten deutschen Hauptstadt bei. Auch der Bundesrat hat erkannt, wie vorzüglich die Räume des Reichstags für seine Beratungen geeignet sind. So tagten und tagen in diesen Wochen der Finanz- und Rechtsausschuß des Bundesrats im Reichstagsgebäude in Berlin. Es wäre wünschenswert, daß dieser gute Beginn für Tagungen des Bundesrates in Berlin zu einer gewissen Regelmäßigkeit führt, damit auch der Bundesrat daran mitwirkt, den Reichstag seiner parlamentarischen Tradition entsprechend voll zu nutzen.
    Der Reichstag sollte aber auch in anderer Hinsicht einer umfassenderen parlamentarischen Arbeit zugeführt werden. Ich möchte die Gelegenheit dieses kurzen Debattenbeitrags nutzen, um die Parlamente der deutschen Länder — die Parlamente der deutschen Länder, nicht nur die Fraktionen — und die Parlamente der deutschen Großstädte zu bitten, wenigstens einmal im Jahr in den Reichstag nach Berlin zu kommen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Hier kann sinnvolle parlamentarische Arbeit geleistet werden. Gleichzeitig kann damit die Verbundenheit mit der Hauptstadt voll bekundet werden.
    Dasselbe trifft für die europäischen Gremien zu. Sie haben bereits in ganz erheblicher Weise ihre Möglichkeiten wahrgenommen.
    Meine Damen und Herren, der Reichstag ist durch Tagungen von parlamentarischen Gremien vielen interessierten Besuchern nicht nur eine ständige Erinnerungsstätte deutscher parlamentarischer Geschichte geworden, sondern auch ein Ort lebenden und aktuellen politischen parlamentarischen Geschehens. Er wird, so kann man wieder sagen, zunehmend entsprechend seiner ursprünglichen Zweckbestimmung benutzt.
    Das Viermächteabkommen über Berlin sichert die Tagungen der Parlamentsausschüsse und der Fraktionen, von Kommissionen der Regierung und der internationalen Gremien; es verbietet die Tagung von Länder- und Kommunalparlamenten nicht. Dieses Recht auszuüben, es voll mit Leben zu erfüllen, sollte vornehmste Aufgabe von uns allen sein.
    Ich möchte an dieser Stelle den Appell an Sie richten, noch häufiger in Berlin zu tagen, auch wenn bei einer Tagung im Reichtagsgebäude die hier in Bonn üblichen Arbeitsbedingungen noch nicht gegeben sind.
    So genutzt und mit politischem parlamentarischem Leben erfüllt, kann das Reichstagsgebäude zu einem Kristallisationspunkt deutscher Geschichte und deutscher Gegenwart und damit ein Symbol für die Einheit der Nation werden. Tragen wir alle dazu auch in den kommenden Jahren mit Nachdruck bei!

    (Beifall bei der CDU/CSU.)



Rede von Dr. Richard Jaeger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Bußmann.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Bernhard Bußmann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich will nur mit wenigen Sätzen auf die Ausführungen des Kollegen Wohlrabe eingehen. Was Berlin, unsere Berlin-Präsenz und den Reichstag betrifft, so will ich nur sagen: Wir werden seitens der Koalitionsfraktionen so handeln wie der Bundespräsident: unsere Anwesenheit selbstverständlich praktizieren, das aber nicht demonstrativ



    Dr. Bußmann
    tun, es nicht an die große Glocke hängen, aber häufiger und intensiver tun

    (Abg. Wohlrabe: Häufiger ist gut! Hoffentlich geschieht das auch!)

    als manche andere, die viel darüber reden. Das ist eine gute Parole, finde ich.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Aber ich will auch zum Einzelplan 02 kommen. In einer Haushaltsdebatte sollte auch das eigene Haus mit wenigen Worten angesprochen werden. Ein Kompliment der Frau Bundestagspräsidentin, die unser gemeinsames Anliegen hier der Öffentlichkeit dargelegt hat. Ein weiteres Kompliment aber auch der Frau Bundestagspräsidentin als Organisationschefin dieses Hauses. Wir müssen hier einmal feststellen, daß sich dieses Haus vor allen Dingen in zwei Punkten vorbildlich verhalten hat.
    Zunächst einmal die Personalentwicklung. Wir haben in diesem Jahr 14 neue Stellen, und laut Gesetz haben wir 14 Stellen einzusparen. Das heißt: Die Personalbilanz geht mit 0,0 auf. Das ist eine erfreuliche Sache. Hier ist der Bundestag wirklich in mancher Hinsicht beispielgebend für viele andere Verwaltungen. Das sollte man in aller Öffentlichkeit anerkennen.

    (Abg. Stücklen: Besonders im Bund!)

    Das Zweite ist die Steigerungsrate des Volumens des Einzelplans 02. Der Haushaltsplan 02 steigt um 7,59 %. Hier hat man wirklich mit Vernunft geplant, hier hat man in einer Weise Einschränkungen vorgenommen, die uns als Abgeordnete veranlassen können, zu sagen: Wir empfehlen jeder Verwaltung dasselbe. Ich sage bewußt „Verwaltung". Herr Stücklen, Sie wissen so gut wie ich, welches Eigengewicht Bürokratien und Verwaltungen haben, wie politische Leitungen präjudiziert werden und wie sich die Verwaltung mit ihrem Eigengewicht im Wachstum oft gegen allen politischen Willen durchsetzt. Hier hat die Verwaltung des Deutschen Bundestages eine vernünftige Linie eingeschlagen.
    Sie setzt in gewisser Weise auch in einem anderen Punkt Beispiele. Zum erstenmal hat die Spitze einer Bundesverwaltung Organisationsüberprüfungen angeordnet, die nach draußen, d. h. an unabhängige Institutionen, gehen. Diese Organisationsüberprüfungen werden in Zusammenarbeit mit dem Bundesrechnungshof erfolgen, und als Ergebnis davon versprechen wir uns eine Rationalisierung des Technischen Dienstes hier im Hause und eine gute, leistungsfähige Organisation auch der anderen Abteilungen, insbesondere des Wissenschaftlichen Dienstes. Hier liegt ein wirkliches Novum insofern vor, als der Sachverstand von außen hinzugezogen wird, um Rationalisierungsmaßnahmen einzuleiten, die dann eventuell auch für andere Verwaltungen beispielgebend sein können.
    Allerdings ist für alle in diesem Hause Antriebsmoment dieser Maßnahmen, daß wir die parlamentarische Leistungsfähigkeit und die Kontrolle der Exekutive insgesamt verbessern wollen. Diese parlamentarische Kontrolle hängt aber nicht nur von der Leistungsfähigkeit eines beamteten Apparates hier im Hause ab, sie hängt sicherlich in ebenso starkem Maße von der Leistungsfähigkeit der einzelnen Abgeordneten ab. Diese aber ist nicht immer im guten Willen begründet, sondern beruht zum guten Teil auf den Hilfsmöglichkeiten, die man dem Abgeordneten bietet. Es muß auch in diesem Jahre wiederum gesagt werden: Auf die Dauer geht es in diesem Hause nicht an, daß ein Abgeordneter in bezug auf seine räumlichen Arbeitsbedingungen so gestellt wird wie nach — wie heißt es? — der Raumund Landgebühr der Bundesregierung ein Inspektor.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Zehn Quadratmeter, daß ist ein bißchen knapp, wenn man vernünftige Arbeit leisten will und das eigene Zimmer mit dem Mitarbeiter geteilt werden muß. Ich will mich darüber nicht weiter verbreiten, aber die Verbesserung der materiellen Arbeitsbedingungen zusammen mit einer Erweiterung des Hilfsapparats, der einem Abgeordneten zur Verfügung steht, ist ein gemeinsames Interesse aller hier im Hause.
    Mit der Leistungsfähigkeit, mit dem, was man dann zu leisten, zu geben in der Lage ist, hängt auch die gesellschaftliche Einordnung des Abgeordneten selbst und damit auch seine Bezahlung zusammen. In diesem Jahre liegen ja einige Zahlen vor der Öffentlichkeit. Deshalb sollte man das offen ansprechen.
    In der gegenwärtigen Bezahlung — wenn wir diese als für unsere gesellschaftliche Einordnung gewissermaßen bestimmend ansehen wollten — liegt der Abgeordnete gerade zwischen dem Inspektor und dem Oberregierungsrat, je nachdem, was er für einen Familienstand hat.

    (Abg. Dr. Stark [Nürtingen] : So ist es, genau!)

    Ich weiß nicht, ob das der Weisheit letzter Schluß sein soll und ob dieser Status in der Öffentlichkeit in übergroßer Bescheidenheit von Abgeordneten wirklich vertreten werden sollte. Wer vernünftige Arbeit leisten soll, wer vernünftige Arbeit leistet, hat auch Anspruch auf vernünftiges Entgelt, egal, ob sich das Diäten oder ob sich das Gehalt nennt — und dann versteuert wird.
    Wir haben deshalb in diesem Jahr, ausgehend von Kostenentwicklungen und die Kostenentwicklungen nicht voll zur Kenntnis nehmend, auch Pauschalen erhöht, und zwar um einen Gesamtbetrag von 950 DM. Wir haben sehr sorgfältig gerechnet, in welcher Höhe dem Kostensteigerungen zugrunde liegen. Mit dieser Erhöhung werden die Kostensteigerungen nicht voll abgefangen. Wir liegen damit durchaus unter der Marge, wir wollten nicht vorangehen. Aber wer sich — auch von seiten der Journalisten — mit diesen Problemen ernsthaft auseinandersetzt, wird sagen müssen, daß hier berechtigte Dinge in den Haushaltsplan eingestellt worden sind und daß hier berechtigte Forderungen vertreten werden.
    Natürlich gibt es in diesem Parlament erhebliche Unterschiede. Natürlich gibt es hier Unternehmer,



    Dr. Bußmann
    die im Nebenberuf Abgeordnete sind. Natürlich gibt es hier Abgeordnete, die als Oberregierungsräte, als Staatsanwälte, als Staatssekretäre oder als Minister Pensionen bekommen. Natürlich sitzen hier im Parlament gestandene Männer mit beruflicher ;Karriere und großer Lebenserfahrung, die man mit dem Studenten, der gerade erst hineingekommen ist, nicht vergleichen kann. Das spricht natürlich nicht gegen den Studenten oder gegen den gerade Examinierten; es ist erfreulich, wenn sich die Alterszusammensetzung des Bundestages ändert. Nur muß man wohl die Ungleichheit der verschiedenen Situationen sehen. Man muß differenzieren, wenn man in der Öffentlichkeit darüber redet, und die Presse muß differenzieren, wenn Sie darüber schreibt.

    (Unruhe.)