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ID0710210400

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag 102. Sitzung Bonn, Dienstag, den 21. Mai 1974 Inhalt: Amtliche Mitteilung . 6683 A Fortsetzung der Aussprache über die Erklärung der Bundesregierung Arendt, Bundesminister (BMA) . . 6683 B Katzer (CDU/CSU) . . 6688 C Rohde, Bundesminister (BMBW) . 6695 D Strauß (CDU/CSU) 6700 C Dr. Vogel, Bundesminister (BMJ) . 6712 A Dr. Friderichs, Bundesminister (BMWi) 6713 D Dr. Ehrenberg (SPD) 6719 D Kirst (FDP) 6722 B Dr. von Bismarck (CDU/CSU) . . 6726 A Genscher, Bundesminister (AA) . 6731 A Mandatsniederlegung des Abg. Dr. Nölling und Eintritt des Abg. Dr. Arndt (Hamburg) in den Bundestag als Nachfolger . . 6733 D Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1974 (Haushaltsgesetz 1974) (Drucksachen 7/1100, 7/1504); Anträge und Berichte des Haushaltsausschusses — Zweite Beratung — Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundespräsidialamt (Drucksache 7/1911) 6734 A Einzelplan 02 Deutscher Bundestag (Drucksache 7/1912) Frau Renger, Präsident 6734 B Wohlrabe (CDU/CSU) 6736 A Dr. Bußmann (SPD) 6737 D Engelhard (FDP) 6739 B Gansel (SPD) 6740 C Collet (SPD) 6742 C Dr. Sperling (SPD) 6744 A Einzelplan 03 Bundesrat (Drucksache 7/1913) 6745 B Einzelplan 04 Geschäftsbereich des Bundeskanzlers und des Bundeskanzleramtes (Drucksache 7/1914) Haase (Kassel) (CDU/CSU) . . . 6745 C Esters (SPD) 6749 A Schmidt, Bundeskanzler 6749 B Dr. Carstens (Fehmarn) (CDU/CSU) 6752 C Wehner (SPD) . . . . . . . . 6756 B Dr. Apel, Bundesminister (BMF) . 6757 C Stücklen (CDU/CSU) 6758 C Dr. Schäfer (Tübingen) (SPD) . . 6759 D Namentliche Abstimmung . . . . . . 6760 B II Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 102. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 21. Mai 1974 Einzelplan 05 Geschäftsbereich des Auswärtigen Amts (Drucksache 7/1915) Picard (CDU/CSU) 6762 A Dr. Bußmann (SPD) 6763 A Einzelplan 06 Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern (Drucksache 7/1916) in Verbindung mit Einzelplan 36 Zivile Verteidigung (Drucksache 7/1936) Möller (Lübeck) (CDU/CSU) . . . 6764 B Walther (SPD) . . . . . . . . 6764 B Dr. Hirsch (FDP) . . . . . . . . 6768 C Dr. Dr. h. c. Maihofer, Bundesminister (BMI) 6771 C Dr. Miltner (CDU/CSU) 6772 D Dr. Schäfer (Tübingen) (SPD) . . 6774 C Einzelplan 07 Geschäftsbereich des Bundesministers der Justiz (Drucksache 7/1917) Simon (SPD) . . . . . . . . . 6775 B Einzelplan 09 Geschäftsbereich des Bundesministers für Wirtschaft (Drucksachen 7/1919, 7/2047) Röhner (CDU/CSU) 6777 A Dr. Müller-Hermann (CDU/CSU) . . 6778 B Dr. Graff Lambsdorff (FDP) . . . . 6779 C Höcherl (CDU/CSU) 6781 D Dr. Ehrenberg (SPD) 6784 A Einzelplan 10 Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Drucksache 7/1920) Röhner (CDU/CSU) 6785 C Löffler (SPD) . . . . 6788 B Gallus (FDP) . . . . . . 6791 D Dr. Ritz (CDU/CSU) 6794 D Ertl, Bundesminister (BML) . . . . 6797 D Einzelplan 11 Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung (Drucksache 7/1921) Krampe (CDU/CSU) . . . . . . 6802 B Grobecker (SPD) . . . . . . . . 6803 D Arendt, Bundesminister (BMA) . . 6805 C Einzelplan 12 Geschäftsbereich des Bundesministers für Verkehr (Drucksache 7/1922) Ollesch (FDP) 6805 D, 6812 B Dr. Jenninger (CDU/CSU) . . . . 6808 A Müller (Nordenham) (SPD) 6809 C, 6811 D Vehar (CDU/CSU) . . . . . 6810 C Milz (CDU/CSU) 6811 B Einzelplan 13 Geschäftsbereich des Bundesministers für das Post- und Fernmeldewesen (Drucksache 7/1923) 6812 D Einzelplan 14 Geschäftsbereich des Bundesministers der Verteidigung (Drucksache 7/1924) Hauser (Bonn-Bad Godesberg) (CDU/CSU) 6813 A Würtz (SPD) 6815 A Schulte (Unna) (SPD) 6816 B Namentliche Abstimmung . . . . . . 6819 C Einzelplan 15 Geschäftsbereich des Bundesministers für Jugend, Familie und Gesundheit (Drucksache 7/1925) Kroll-Schlüter (CDU/CSU) . 6816 C Dr. Sperling (SPD) . . . . . . . 6818 B Dr. Althammer (CDU/CSU) . . . 6819 B Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht (Drucksache 7/1926) 6820 D Einzelplan 20 Bundesrechnungshof (Drucksache 7/1927) Blank (SPD) 6821 A Frau Pieser (CDU/CSU) 6822 B Einzelplan 23 Geschäftsbereich des Bundesministers für wirtschaftliche Zusammenarbeit (Drucksache 7/1928) Josten (CDU/CSU) 6823 C Esters (SPD) 6824 B Picard (CDU/CSU) 6824 D Dr. Holtz (SPD) 6825 C Dr. Todenhöfer (CDU/CSU) . . . . 6826 D Hoppe (FDP) 6828 B Dr. Eppler, Bundesminister (BMZ) . 6826 D, 6829 A Leicht (CDU/CSU) 6830 B Moersch, Parl. Staatssekretär (AA) 6830 C, 6831 C Dr. Althammer (CDU/CSU) . . . . 6831 C Einzelplan 25 Geschäftsbereich des Bundesministers für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (Drucksache 7/1929) Simpfendörfer (SPD) . . . . . 6832 A Kleinert (FDP) 6833 B Niegel (CDU/CSU) 6833 D, 6834 A Wehner (SPD) . 6833 D Leicht (CDU/CSU) 6834 B Frau Funcke, Vizepräsident . . . 6834 C Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 102. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 21. Mai 1974 III Einzelplan 27 Geschäftsbereich des Bundesministers für innerdeutsche Beziehungen (Drucksache 7/1930) Dr. Dübber (SPD) 6834 D Wohlrabe (CDU/CSU) 6835 C Einzelplan 30 Geschäftsbereich des Bundesministers für Forschung und Technologie (Drucksache 7/1931) Dr. Stavenhagen (CDU/CSU) . . . 6836 B Dr. von Bülow (SPD) . . . . . . 6837 C Frau Funcke, Vizepräsident (Erteilung eines Ordnungsrufs) . . 6839 A Dr. Althammer (CDU/CSU) . . . . 6839 B Einzelplan 31 Geschäftsbereich des Bundesministers für Bildung und Wissenschaft (Drucksachen 7/1932, 7/2056) . . . . 6839 B Einzelplan 33 Versorgung (Drucksache 7/1934) 6839 C Einzelplan 35 Verteidigungslasten im Zusammenhang mit dem Aufenthalt ausländischer Streitkräfte (Drucksache 7/1935) 6839 C Nächste Sitzung 6839 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 6841* A Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 102. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 21. Mai 1974 6683 102. Sitzung Bonn, den 21. Mai 1974 Stenographischer Bericht Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete (r) entschuldigt bis einschließlich Adams * 21.5. Dr. Aigner * 22. 5. Dr. Artzinger * 22. 5. Bahr 22. 5. Batz 22. 5. Dr. Becher (Pullach) 22.5. Behrendt * 21. 5. Blumenfeld 21. 5. Brandt 6. 6. Fellermaier * 21. 5. Ferrang 22. 5. Flämig " 21.5. Dr. Freiwald 22. 5. Gerlach (Emsland) * 21.5. Gewandt 19. 6. Dr. Gölter *** 22. 5. Dr. Gradl 10. 6. Dr. Haenschke 31. 5. Härzschel * 23. 5. Handlos 22. 5. Jäger (Wangen) 1. 6. Dr. Jahn (Braunschweig) * 22. 5. Kahn-Ackermann *1* 21. 5. Dr. Klepsch *** 22. 5. * Für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments *** Für die Teilnahme an Sitzungen der Versammlung der Westeuropäischen Union Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete (r) entschuldigt bis einschließlich Freiherr von Kühlmann-Stumm 22. 5. Lagershausen 22.5. Lampersbach 22.5. Lange * 21.5. Lemmrich *** 22.5. Lenzer *** 22. 5. Dr. Lohmar 22. 6. Lücker * 26.5. Memmel * 22. 5. Dr. Mende *** 21. 5. Müller (Mülheim) * 21. 5. Dr. Müller (München) *** 21. 5. Mursch (Soltau-Harburg) * 22. 5. Frau Dr. Orth * 21. 5. Pawelczyk *** 22. 5. Dr. Probst 22.5. Richter *** 22. 5. Schlaga *** 22. 5. Schmidt (Kempten) *** 22. 5. Schröder (Wilhelminenhof) 22. 5. Dr. Schwencke *** 22. 5. Dr. Schwörer * 22.5. Seefeld * 21.5. Dr. Slotta 21. 5. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim 24. 5. Springorum * 21. 5. Dr. Starke (Franken) 23. 5. Vogel (Ennepetal) 22. 5. Dr. Vohrer *** 21. 5. Walkhoff " 22.5. Frau Dr. Walz * 22. 5. Wienand 22. 5. Dr. Wörner 21.5. Zeyer 8. 6.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Richard Jaeger


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Die unterbrochene Sitzung wird fortgesetzt. Meine Damen und Herren! Bevor wir in der Tagesordnung fortfahren, habe ich Ihnen folgendes bekanntzugeben: Herr Abg. Dr. Nölling hat am 20. Mai 1974 sein Mandat niedergelegt. Als Nachfolger tritt mit Wirkung vom gleichen Tage Herr Abg. Dr. Arndt (Hamburg) ein. Er



    Vizepräsident Dr. Jaeger
    hat dem Hohen Hause schon einmal angehört. Ich freue mich, daß er zurückgekehrt ist, und begrüße ihn herzlich.

    (Beifall.)

    Meine Damen und Herren, wir kommen zu Punkt II der Tagesordnung:
    Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1974 (Haushaltsgesetz 1974)

    — Drucksachen 7/1100, 7/1504 —
    Anträge und Berichte des Haushaltsausschusses (8. Ausschuß)

    Ich rufe die Anträge und Berichte des Haushaltsausschusses der Reihe nach auf.
    Ich rufe zuerst auf:
    Einzelplan 01
    Bundespräsident und Bundespräsidialamt — Drucksache 7/1911 —
    Berichterstatter: Abgeordneter Simon
    Verzichtet das Haus auf einen Bericht? — Das ist offensichtlich der Fall. Wird das Wort gewünscht? — Das ist offensichtlich nicht der Fall.
    Wer dem Einzelplan 01 zuzustimmen wünscht, den bitte ich um das Handzeichen. — Ich bitte um die Gegenprobe. — Ich sehe keine Gegenstimme. Enthaltungen? — Auch keine Enthaltungen. Der Einzelplan 01 ist einstimmig angenommen.
    Ich rufe auf:
    Einzelplan 02
    Deutscher Bundestag
    — Drucksache 7/1912 —
    Berichterstatter: Abgeordneter Wohlrabe
    Das Wort als Berichterstatter hat Herr Abg. Wohlrabe. — Offenbar wird auch hier auf den Bericht verzichtet. Dann treten wir in die Aussprache ein. Das Wort hat die Frau Präsidentin des Deutschen Bundestages.
    Präsident 'Frau Renger: Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Erlauben Sie mir einige Bemerkungen zum Haushalt 02. In der Öffentlichkeit und unter den Kollegen wird seit langem über die Frage der Besteuerung der Diäten gesprochen. Ursprünglich schien es so, als ob das eine ganz einfache Sache wäre und man nur das Einkommensteuergesetz anzuwenden brauchte, um die entsprechende Regelung zu finden. Leider ist es nicht so, sondern in den Beratungen, die wir seit elf Monaten in der Unterkommission des Ältestenrates, der Diätenkommission, führen, mußten wir feststellen, daß die Besteuerung der Diäten außerordentlich komplizierte Konsequenzen hat und wir aus diesem Grunde eine grundsätzliche und gründliche Klärung all dieser Fragen herbeiführen mußten.
    Im Vordergrund standen zunächst einmal die Frage der verfassungsrechtlichen Stellung, des Status des Abgeordneten überhaupt und die Frage, ob die Besteuerung der Diäten etwa negativ auf die Unabhängigkeit des Abgeordneten einwirken könnte. Der Beschluß des Bundesverfassungsgerichts vom 21. 10. 1971, der davon ausgeht, daß die Diäten heutzutage eine Bezahlung für parlamentarische Tätigkeit seien, sie also ein Entgelt seien, hätte ganz bestimmte Konsequenzen, wenn wir ihm folgten. Die Diätenkommission ist, soweit ich das überblicken kann, aber davon ausgegangen, daß es sich bei der Mandatsausübung um eine auf Artikel 38 unserer Verfassung beruhende unabhängige Tätigkeit sui generis handele, wobei der Abgeordnete allein der Vertreter des Volkes und nicht an Aufträge und Weisungen gebunden sei, und daß man aus diesem Grunde auch andere Regelungen treffen müsse, als sie für den normalen Bürger — wenn ich das so sagen darf — gelten würden.

    (Beifall.)

    In der Diätenkommission wurde die Rechtsstellung des Abgeordneten in dem von mir soeben genannten Sinn noch einmal bestätigt. Ohne den eigenständigen Charakter des Mandats und der Mandatseinkünfte aufzugeben, meine Damen und Herren, sollten wir dennoch zu dem Schluß kommen — ich habe den Eindruck, daß hier eine Übereinstimmung auch in der Diätenkommission bestand, wenn auch mit mehr oder weniger Überlegungen hinsichtlich der Konsequenzen —, daß die Diäten, soweit sie einen Beitrag zu den Lebenshaltungskosten darstellen — das wären also die Grunddiäten —, Einkommen sind, das nach dem Gleichheitsgrundsatz des Art. 3 des Grundgesetzes zu versteuern ist.
    In Anbetracht der Versteuerung ist es jedoch unvermeidlich — und das sage ich hier gleich ganz deutlich —, die Grunddiäten neu festzusetzen. Andernfalls würde die Forderung des Art. 48 Abs. 3 des Grundgesetzes nach einer angemessenen, die Unabhängigkeit des Abgeordneten sichernden Entschädigung nicht erfüllt werden.
    Meine Damen und Herren, die Beschränkung der Versteuerung auf die Grunddiäten ist deshalb gerechtfertigt, weil die sogenannten Pauschalen kein Einkommen, sondern reiner Auslagenersatz sind. Mit diesen Pauschalen — und das sollte doch einmal auch der Öffentlichkeit klargemacht werden — bestreiten die Abgeordneten die Unkosten für die politische Tätigkeit und die mandatsbedingten Ausgaben, für die es keine vergleichbaren Tätigkeitsmerkmale gibt — weder in der Wirtschaft noch beim Bürger sonst.
    Wenn an der im Ältestenrat und im Haushaltsausschuß einstimmig beantragten Erhöhung dieser Kostenpauschalen in der Öffentlichkeit Kritik geübt wurde, wie überhaupt bei den Diätenfragen immer Kritik geübt wird, so, glaube ich, vielleicht auch nicht zuletzt deshalb, weil die Aufgaben und Pflichten des Abgeordneten weithin noch unbekannt sind und es noch immer nicht voll gelungen ist, zwischen den Bürgern und den Abgeordneten das Vertrauensverhältnis herzustellen, das für unser Parlament lebensnotwendig ist. Bei aller Zustimmung, meine Damen und Herren, zu stabilitätskonformem Verhalten muß aber die finanzielle Ausstattung es dem



    Präsident Frau Renger
    Abgeordneten gestatten, seine politischen Aufgaben uneingeschränkt wahrzunehmen. Würden wir der Legislative das verwehren, käme es nach meiner persönlichen Auffassung einer Pflichtverletzung gleich, und es würde der Exekutive ein nicht erlaubter Vorrang eingeräumt werden.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU.)

    Nach den Vorstellungen der Diätenbesteuerungskommission soll die Besteuerung der Grunddiäten zugleich mit der Steuerreform, also am 1. Januar 1975, in Kraft treten. Ich habe den Bundestagsfraktionen inzwischen einen Gesetzentwurf zur Änderung des Diätengesetzes zugeleitet, der nun von den Fraktionen beraten und beschlossen werden muß, damit die Ergebnisse in das Steuerreformgesetz aufgenommen werden können.
    Meine Damen und Herren, häufig wird daran Kritik geübt, daß der Bundestag über die Gestaltung und die Höhe der Diäten in eigener Sache entscheidet. Deshalb wurde von verschiedenen Seiten die Forderung erhoben, eine Kommission von unabhangigen Persönlichkeiten zu bilden, die über die Angemessenheit und die Höhe der Bezüge befindet. Ich habe diesem Gedanken in etwa Rechnung getragen, als bei der Beratung der Diätenbesteuerungskommission im vergangenen Monat einige Persönlichkeiten zur Beratung hinzugezogen wurden, unter anderem der Präsident des Bundesrechnungshofes, Herr Schäfer; Professor Hugo von Wallis, Präsident des Bundesfinanzhofes; Hans Georg Emde von der Deutschen Bundesbank, Eduard Neumaier von der Redaktion „Die Zeit" ; Professor Dr. Thomas Ellwein; der ehemalige Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Ludwig Rosenberg; Dr. Herbert Scholtisek, Bundesverfassungsrichter im Ruhestand, und die ehemaligen Abgeordneten Borm, Krammig und Mommer. Hier haben wir in sehr ausgiebiger Weise über all diese Fragen gesprochen, die auch die Öffentlichkeit bewegen, und wir haben diesen Herren für ihre Beratung sehr zu danken.
    Aber gerade bei dieser Anhörung hat sich gezeigt, meine sehr verehrten Damen und Herren, wie schwer es für Außenstehende ist, den ganzen Problemkreis der Abgeordnetentätigkeit und die damit verbundenen finanziellen Aufwendungen zu beurteilen. Ich würde deshalb empfehlen, wenn wir einem Beirat nähertreten wollen, ehemalige Abgeordnete mit in diesen Beirat berufen und dazu eine Reihe von Sachverständigen. Auch dann, meine Damen und Herren, wird uns allerdings niemand unsere Verantwortung abnehmen können, da nur wir selbst über ein Gesetz beschließen können, und auch das Diätengesetz ist eben ein Gesetz. Insofern entscheiden wir mit jedem Gesetz jeweils bei den Auswirkungen auch in eigener Sache, wenn Sie so wollen.
    Erlauben Sie mir, meine Damen und Herren, noch einige Bemerkungen zum allgemeinen Haushalt des Bundestages. Wir alle sind ständig aufgerufen, sparsam zu sein und, was den Deutschen Bundestag betrifft, aber auch gleichzeitig die Leistungen für die Abgeordneten im notwendigen Umfang zu erbringen. Bei der Erstellung des Haushalts stand der Grundsatz der Sparsamkeit an erster Stelle. Das betrifft besonders den Personalbedarf, und ich bin der Ansicht, daß wir, nachdem wir in den Jahren 1969 bis 1973 einen sehr angestiegenen Personalbedarf hatten, nun mit dem vorhandenen Personal auskommen sollten und dort, wo es notwendig ist, auch flexibel in der Umbesetzung von Positionen sein sollten.

    (Beifall.)

    Um hier ein möglichst großes Maß von Gerechtigkeit stattfinden zu lassen, habe ich Ende des vorigen Jahres angeordnet, daß innerhalb der Verwaltung eine Organisations- und Wirtschaftlichkeitsprüfung durchgeführt wird, die neben anderen Überlegungen allerdings auch dazu führen sollte — dies liegt mir besonders am Herzen —, daß die erfahrenen Mitarbeiter des Hauses aus dem einfachen Dienst auch die Chance bekommen, in den mittleren Dienst aufzusteigen, wo es angebracht ist.

    (Beifall.)

    Um die Arbeitsmöglichkeiten der Abgeordneten weiter zu verbessern, wurde das Bürohaus im Tulpenfeld angemietet, wo allerdings neue Kosten für die technische Ausstattung dieses Hauses entstehen werden, die noch nicht im Haushalt enthalten sind. Dies sei hier angemerkt, aber es war notwendig, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Zu einem guten Arbeitsklima gehört wohl auch die verbesserte soziale und finanzielle Situation der Assistenten der Abgeordneten.
    Meine Damen und Herren, der Selbstdarstellung des Parlaments dient die Öffentlichkeitsarbeit des Bundestages. Die Berichterstattung aus den Ausschüssen, die vielfältigen Informationen und Sachdarstellungen für Schulen, Betriebe und die sonstige Öffentlichkeit werden allgemein anerkannt und genutzt. Das 25. Jahr des Bestehens des Deutschen Bundestages sollte in besonderem Maße dazu dienen, die Bedeutung und Aufgabe des Parlaments den Bürgern nahezubringen, und die Stelle in unserem Haus, die die Öffentlichkeitsarbeit macht, hat hier hervorragende Arbeit geleistet.
    In diesem Zusammenhang ist es außerordentlich zu begrüßen, daß im vergangenen Jahr mehr als 300 000 Menschen den Deutschen Bundestag und mehr als 500 000 Menschen den Reichstag in Berlin besucht haben. Diese Besucher sind die besten Multiplikatoren. Ich habe immer wieder festgestellt: Wenn eine Besuchergruppe hier in diesem Hause war, sich die Einrichtungen anschaute und mit den Abgeordneten diskutieren konnte, hatte sie ein anderes Verhältnis zur Politik und zum Parlament. Wir sollten dies weiterhin nutzen.

    (Beifall.)

    Besonders möchte ich darauf hinweisen, daß der Reichstag in Berlin in unserer demokratischen Parlamentsgeschichte einen besonderen Symbolcharakter hat. Dazu gehört auch die Neugestaltung der 1971 eröffneten Ausstellung „Fragen an die deutsche Geschichte", die ab September 1974 die Entwicklung vom Jahre 1800 bis zur Gegenwart umfassen wird und die von hervorragenden Fachleuten begleitet wird.



    Präsident Frau Renger
    In Verbindung damit bitte ich Sie zu prüfen, ob wir nicht den Gedanken aufgreifen sollten, die angeregte Deutsche Nationalstiftung mit ihrer Leitung im Reichstag anzusiedeln und darüber hinaus eine Dependance der von Edgar Faure in Paris ins Leben gerufenen Kommission zum Studium der Geschichte des europäischen Parlamentarismus einzurichten. Ich könnte mir vorstellen, daß wir über den Symbolcharakter des Reichstagsgebäudes hinaus neben der parlamentarischen Arbeit im Reichstag etwas für den europäischen Parlamentarismus tun können.

    (Beifall.)



Rede von Dr. Richard Jaeger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Wohlrabe.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Jürgen Wohlrabe


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Im vergangenen Jahr hatte ich als Berichterstatter für den Einzelplan 02 — Etat Deutscher Bundestag — Gelegenheit, einige Ausführungen zur Gesamtlage zu machen. Heute möchte ich für meine Fraktion zu einem Einzelproblem der Arbeit des Deutschen Bundestages Stellung nehmen; ich meine jenen Punkt, den Frau Präsidentin Renger bereits angesprochen hat, nämlich die Arbeit des Deutschen Bundestages in Berlin und dabei insbesondere die Arbeit im Reichstag.
    In wenigen Tagen, meine Damen und Herren, jährt sich zum fünfundzwanzigsten Male das Inkrafttreten des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland. Der Deutsche Bundestag hat hierzu in seinem eigenen Rahmen einen besonderen Beitrag vorbereitet, und er wird diesen Beitrag leisten.
    Die Geschichte deutscher Parlamente und unserer Arbeit für den demokratischen Rechtsstaat insbesondere der jungen Generation darzustellen wird in diesem Zusammenhang als eine der wichtigsten Aufgaben anzusehen sein.

    (Sehr gut! bei der CDU/CSU.)

    Dafür bietet sich in ganz besonderem Maße der Reichstag in Berlin als ein Wahrzeichen der Nation -- heute ein Monument der deutschen Teilung — an. Im Reichstagsgebäude ist Geschichte gemacht worden, gute und schlechte; hier sind Reden gehalten worden, an denen demokratisches Verhalten und freiheitliches Bewußtsein der Weimarer Republik abzulesen sind.
    Das Haus in Berlin ist — ich halte diesen Gedandanken für sehr wichtig, und wir sollten ihn auch nicht aus den Augen verlieren — ein Wahrzeichen für die deutsche Geschichte, für ihre großen und ihre tragischen Stunden; ihr Licht und ihr Schatten sind mit diesem Bauwerk unlösbar verbunden.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Zuweilen ist behauptet worden, der Reichstag in Berlin stehe leer, und er sei das teuerste Museum Europas. Diese Behauptungen und diese Befürchtungen sind für den Betrachter, der aufmerksam die Arbeit beobachtet, nicht berechtigt. Im Gegenteil, der Reichstag in Berlin ist zu einem Treffpunkt parlamentarischen und politischen Geschehens geworden. Wie Sie wissen, wurde vor drei Jahren jene
    Ausstellung eröffnet, von der eben schon die Sprache war, eine historische Ausstellung „Fragen an die deutsche Geschichte". Die Ausstellung steht seit dieser Zeit für Besucher offen und hat ein sehr großes Publikum angesprochen; sie ist von großem Interesse. Dies wird nicht zuletzt durch die ständig steigende Zahl der Ausstellungsbesucher bestätigt. Im vergangenen Jahr haben mehr als 230 000 Menschen die Ausstellung im Reichstag besucht; in den ersten vier Monaten dieses Jahres mehr als 80 000.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Aus Anlaß der 25-Jahrfeier der Bundesrepublik Deutschland soll diese Ausstellung nun bis zur Gegenwart hin erweitert werden. Wir haben im Haushaltsausschuß die dafür erforderlichen Mittel in den Etat 1974 eingestellt. Die erweiterte Ausstellung wird im September dieses Jahres eröffnet, und ich hoffe, in einem etwas würdigeren Rahmen als es 1971 der Fall war. Die Ausstellung wird bekunden, daß Berlin und das Reichstagsgebäude zur Bundesrepublik Deutschland und zur Arbeit des Deutschen Bundestages gehören.
    Neben der Ausstellung, meine Damen und Herren, hat sich auch das Gebäude des Reichstages selbst mit seiner wechselvollen Geschichte zu einem attraktiven Punkt für die Besucher der alten Reichshauptstadt entwickelt. 1973 kamen etwa 75 000 Bürger in das Reichstagsgebäude, in den ersten vier Monaten des Jahres 1974 waren es bereits über 30 000. Erfreulich ist die ständig steigende Zahl jugendlicher Besucher, ausländischer Besucher. Nach Schätzungen der Bundestagsverwaltung sind es bei den Besuchern des Reichstagsgebäudes zur Zeit 30 bis 35 % an jungen Menschen; unter den Besuchern der Ausstellung sind es etwa 45 %.
    Der Blick aus dem Reichstag auf die Mauer — für den, der draußen zuhört, sei es gesagt: der Reichstag liegt direkt an der Mauer — ist bedrückend und erschütternd. Selten brennt das Elend der deutschen Teilung mehr als gerade hier im Angesicht von Mauer und Stacheldraht. Man braucht kein ausgeprägtes Geschichtsbewußtsein zu besitzen, um bei dem Gedanken zu erschrecken, daß künftig nur mittelgroße Belange im Reichstagsgebäude erledigt werden könnten. Der Reichstag, seine Funktion und sein Symbol für die parlamentarische Geschichte darf nicht entwertet werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Dazu gehört auch, daß das Gerede mancher Politiker, den Reichstag einer anderen Verwendung zuzuführen, nicht mehr stattfindet. Der Reichstag ist nicht nur Bestandteil des Deutschen Bundestages, sondern das Parlamentshaus aller Deutschen. Verehrte Frau Präsidentin, als meine Meinung und ich glaube, auch als Meinung meiner Fraktion, möchte ich den von Ihnen eben gemachten Vorschlag, eine Deutsche Nationalstiftung und ihre Geschäftsstelle gegebenenfalls dort anzusiedeln, doch einer sehr gründlichen Prüfung unterworfen wissen. Wir haben die Auffassung, daß alle Gremien, die mit der unmittelbaren parlamentarischen Arbeit nichts zu tun haben, in dieses Gebäude nicht hineinsollen. Dieses Gebäude sollte aus historischem und gegenwärtigem



    Wohlrabe
    Interesse wirklich voll der parlamentarischen Arbeit einzig und allein vorbehalten bleiben.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Gedanken über eine nichtparlamentarische Verwendung scheiden also nach der Auffassung der CDU/ CSU aus. Wir müssen den Reichstag nicht nur kurzfristig — und dies gilt sicher für alle Fraktionen —, sondern vor allem langfristig mit vollem parlamentarischen Leben erfüllen. Dazu gehört — in der Diskussion draußen manchmal mit unterschiedlichen Nuancen bewertet — die eigene parlamentarische Präsenz dieses Hauses in Berlin. Parlamentarische Präsenz in Berlin soll nach dem Willen der Politiker der Koalitionsparteien nicht um der Demonstration willen geübt werden. Ich will mich nicht an dem Wort „Demonstration" als solchem stoßen. Trotzdem gebe ich zu bedenken: „Demonstration" kommt von „demonstrare" und heißt „hinweisen auf etwas".

    (Aha! und Beifall bei Abgeordneten der SPD.)

    Wenn man auf etwas hinweisen will, dann braucht man sich dessen ja auch nicht zu schämen, dann braucht man es nicht zu verstecken. Wenn man es nicht verstecken muß, kann man es auch demonstrieren.
    Insofern meine ich, daß die Demonstration der Präsenz für unsere Gremien im Reichstag in Berlin durchaus auch ihre guten Seiten hat.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Es sollte — ich will dies gar nicht kontrovers diskutieren — für jede Fraktion und für jeden Ausschuß dieses Hauses selbstverständlich sein, einmal im Jahr, möglichst mehrmals, in Berlin zu tagen, die parlamentarischen Aufgaben im Reichstag in Berlin wahrzunehmen.
    Erfreulicherweise haben im Jahre 1973 alle Fraktionen des Deutschen Bundestages in Berlin getagt. Wir hoffen — das Viermächteabkommen über Berlin läßt diese Arbeitsmöglichkeiten ja zu —, daß diese Möglichkeiten verstärkt genutzt werden und daß verstärkte parlamentarische Arbeit in Berlin weiterhin stattfindet. So tragen wir alle dazu bei, den Reichstag mit parlamentarischem Leben zu erfüllen.
    Durch die Anwesenheit in Berlin — dies darf ich als Berliner sagen — bekunden wir, daß Berlin nicht abseits steht, sondern unauflösbar zum politischen und parlamentarischen Leben der Bundesrepublik Deutschland gehört.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Diese Solidarität nicht nur durch das Wort, sondern auch durch die Tat trägt unmittelbar zur Stärkung der geteilten deutschen Hauptstadt bei. Auch der Bundesrat hat erkannt, wie vorzüglich die Räume des Reichstags für seine Beratungen geeignet sind. So tagten und tagen in diesen Wochen der Finanz- und Rechtsausschuß des Bundesrats im Reichstagsgebäude in Berlin. Es wäre wünschenswert, daß dieser gute Beginn für Tagungen des Bundesrates in Berlin zu einer gewissen Regelmäßigkeit führt, damit auch der Bundesrat daran mitwirkt, den Reichstag seiner parlamentarischen Tradition entsprechend voll zu nutzen.
    Der Reichstag sollte aber auch in anderer Hinsicht einer umfassenderen parlamentarischen Arbeit zugeführt werden. Ich möchte die Gelegenheit dieses kurzen Debattenbeitrags nutzen, um die Parlamente der deutschen Länder — die Parlamente der deutschen Länder, nicht nur die Fraktionen — und die Parlamente der deutschen Großstädte zu bitten, wenigstens einmal im Jahr in den Reichstag nach Berlin zu kommen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Hier kann sinnvolle parlamentarische Arbeit geleistet werden. Gleichzeitig kann damit die Verbundenheit mit der Hauptstadt voll bekundet werden.
    Dasselbe trifft für die europäischen Gremien zu. Sie haben bereits in ganz erheblicher Weise ihre Möglichkeiten wahrgenommen.
    Meine Damen und Herren, der Reichstag ist durch Tagungen von parlamentarischen Gremien vielen interessierten Besuchern nicht nur eine ständige Erinnerungsstätte deutscher parlamentarischer Geschichte geworden, sondern auch ein Ort lebenden und aktuellen politischen parlamentarischen Geschehens. Er wird, so kann man wieder sagen, zunehmend entsprechend seiner ursprünglichen Zweckbestimmung benutzt.
    Das Viermächteabkommen über Berlin sichert die Tagungen der Parlamentsausschüsse und der Fraktionen, von Kommissionen der Regierung und der internationalen Gremien; es verbietet die Tagung von Länder- und Kommunalparlamenten nicht. Dieses Recht auszuüben, es voll mit Leben zu erfüllen, sollte vornehmste Aufgabe von uns allen sein.
    Ich möchte an dieser Stelle den Appell an Sie richten, noch häufiger in Berlin zu tagen, auch wenn bei einer Tagung im Reichtagsgebäude die hier in Bonn üblichen Arbeitsbedingungen noch nicht gegeben sind.
    So genutzt und mit politischem parlamentarischem Leben erfüllt, kann das Reichstagsgebäude zu einem Kristallisationspunkt deutscher Geschichte und deutscher Gegenwart und damit ein Symbol für die Einheit der Nation werden. Tragen wir alle dazu auch in den kommenden Jahren mit Nachdruck bei!

    (Beifall bei der CDU/CSU.)