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ID0710210200

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag 102. Sitzung Bonn, Dienstag, den 21. Mai 1974 Inhalt: Amtliche Mitteilung . 6683 A Fortsetzung der Aussprache über die Erklärung der Bundesregierung Arendt, Bundesminister (BMA) . . 6683 B Katzer (CDU/CSU) . . 6688 C Rohde, Bundesminister (BMBW) . 6695 D Strauß (CDU/CSU) 6700 C Dr. Vogel, Bundesminister (BMJ) . 6712 A Dr. Friderichs, Bundesminister (BMWi) 6713 D Dr. Ehrenberg (SPD) 6719 D Kirst (FDP) 6722 B Dr. von Bismarck (CDU/CSU) . . 6726 A Genscher, Bundesminister (AA) . 6731 A Mandatsniederlegung des Abg. Dr. Nölling und Eintritt des Abg. Dr. Arndt (Hamburg) in den Bundestag als Nachfolger . . 6733 D Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1974 (Haushaltsgesetz 1974) (Drucksachen 7/1100, 7/1504); Anträge und Berichte des Haushaltsausschusses — Zweite Beratung — Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundespräsidialamt (Drucksache 7/1911) 6734 A Einzelplan 02 Deutscher Bundestag (Drucksache 7/1912) Frau Renger, Präsident 6734 B Wohlrabe (CDU/CSU) 6736 A Dr. Bußmann (SPD) 6737 D Engelhard (FDP) 6739 B Gansel (SPD) 6740 C Collet (SPD) 6742 C Dr. Sperling (SPD) 6744 A Einzelplan 03 Bundesrat (Drucksache 7/1913) 6745 B Einzelplan 04 Geschäftsbereich des Bundeskanzlers und des Bundeskanzleramtes (Drucksache 7/1914) Haase (Kassel) (CDU/CSU) . . . 6745 C Esters (SPD) 6749 A Schmidt, Bundeskanzler 6749 B Dr. Carstens (Fehmarn) (CDU/CSU) 6752 C Wehner (SPD) . . . . . . . . 6756 B Dr. Apel, Bundesminister (BMF) . 6757 C Stücklen (CDU/CSU) 6758 C Dr. Schäfer (Tübingen) (SPD) . . 6759 D Namentliche Abstimmung . . . . . . 6760 B II Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 102. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 21. Mai 1974 Einzelplan 05 Geschäftsbereich des Auswärtigen Amts (Drucksache 7/1915) Picard (CDU/CSU) 6762 A Dr. Bußmann (SPD) 6763 A Einzelplan 06 Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern (Drucksache 7/1916) in Verbindung mit Einzelplan 36 Zivile Verteidigung (Drucksache 7/1936) Möller (Lübeck) (CDU/CSU) . . . 6764 B Walther (SPD) . . . . . . . . 6764 B Dr. Hirsch (FDP) . . . . . . . . 6768 C Dr. Dr. h. c. Maihofer, Bundesminister (BMI) 6771 C Dr. Miltner (CDU/CSU) 6772 D Dr. Schäfer (Tübingen) (SPD) . . 6774 C Einzelplan 07 Geschäftsbereich des Bundesministers der Justiz (Drucksache 7/1917) Simon (SPD) . . . . . . . . . 6775 B Einzelplan 09 Geschäftsbereich des Bundesministers für Wirtschaft (Drucksachen 7/1919, 7/2047) Röhner (CDU/CSU) 6777 A Dr. Müller-Hermann (CDU/CSU) . . 6778 B Dr. Graff Lambsdorff (FDP) . . . . 6779 C Höcherl (CDU/CSU) 6781 D Dr. Ehrenberg (SPD) 6784 A Einzelplan 10 Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Drucksache 7/1920) Röhner (CDU/CSU) 6785 C Löffler (SPD) . . . . 6788 B Gallus (FDP) . . . . . . 6791 D Dr. Ritz (CDU/CSU) 6794 D Ertl, Bundesminister (BML) . . . . 6797 D Einzelplan 11 Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung (Drucksache 7/1921) Krampe (CDU/CSU) . . . . . . 6802 B Grobecker (SPD) . . . . . . . . 6803 D Arendt, Bundesminister (BMA) . . 6805 C Einzelplan 12 Geschäftsbereich des Bundesministers für Verkehr (Drucksache 7/1922) Ollesch (FDP) 6805 D, 6812 B Dr. Jenninger (CDU/CSU) . . . . 6808 A Müller (Nordenham) (SPD) 6809 C, 6811 D Vehar (CDU/CSU) . . . . . 6810 C Milz (CDU/CSU) 6811 B Einzelplan 13 Geschäftsbereich des Bundesministers für das Post- und Fernmeldewesen (Drucksache 7/1923) 6812 D Einzelplan 14 Geschäftsbereich des Bundesministers der Verteidigung (Drucksache 7/1924) Hauser (Bonn-Bad Godesberg) (CDU/CSU) 6813 A Würtz (SPD) 6815 A Schulte (Unna) (SPD) 6816 B Namentliche Abstimmung . . . . . . 6819 C Einzelplan 15 Geschäftsbereich des Bundesministers für Jugend, Familie und Gesundheit (Drucksache 7/1925) Kroll-Schlüter (CDU/CSU) . 6816 C Dr. Sperling (SPD) . . . . . . . 6818 B Dr. Althammer (CDU/CSU) . . . 6819 B Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht (Drucksache 7/1926) 6820 D Einzelplan 20 Bundesrechnungshof (Drucksache 7/1927) Blank (SPD) 6821 A Frau Pieser (CDU/CSU) 6822 B Einzelplan 23 Geschäftsbereich des Bundesministers für wirtschaftliche Zusammenarbeit (Drucksache 7/1928) Josten (CDU/CSU) 6823 C Esters (SPD) 6824 B Picard (CDU/CSU) 6824 D Dr. Holtz (SPD) 6825 C Dr. Todenhöfer (CDU/CSU) . . . . 6826 D Hoppe (FDP) 6828 B Dr. Eppler, Bundesminister (BMZ) . 6826 D, 6829 A Leicht (CDU/CSU) 6830 B Moersch, Parl. Staatssekretär (AA) 6830 C, 6831 C Dr. Althammer (CDU/CSU) . . . . 6831 C Einzelplan 25 Geschäftsbereich des Bundesministers für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (Drucksache 7/1929) Simpfendörfer (SPD) . . . . . 6832 A Kleinert (FDP) 6833 B Niegel (CDU/CSU) 6833 D, 6834 A Wehner (SPD) . 6833 D Leicht (CDU/CSU) 6834 B Frau Funcke, Vizepräsident . . . 6834 C Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 102. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 21. Mai 1974 III Einzelplan 27 Geschäftsbereich des Bundesministers für innerdeutsche Beziehungen (Drucksache 7/1930) Dr. Dübber (SPD) 6834 D Wohlrabe (CDU/CSU) 6835 C Einzelplan 30 Geschäftsbereich des Bundesministers für Forschung und Technologie (Drucksache 7/1931) Dr. Stavenhagen (CDU/CSU) . . . 6836 B Dr. von Bülow (SPD) . . . . . . 6837 C Frau Funcke, Vizepräsident (Erteilung eines Ordnungsrufs) . . 6839 A Dr. Althammer (CDU/CSU) . . . . 6839 B Einzelplan 31 Geschäftsbereich des Bundesministers für Bildung und Wissenschaft (Drucksachen 7/1932, 7/2056) . . . . 6839 B Einzelplan 33 Versorgung (Drucksache 7/1934) 6839 C Einzelplan 35 Verteidigungslasten im Zusammenhang mit dem Aufenthalt ausländischer Streitkräfte (Drucksache 7/1935) 6839 C Nächste Sitzung 6839 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 6841* A Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 102. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 21. Mai 1974 6683 102. Sitzung Bonn, den 21. Mai 1974 Stenographischer Bericht Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete (r) entschuldigt bis einschließlich Adams * 21.5. Dr. Aigner * 22. 5. Dr. Artzinger * 22. 5. Bahr 22. 5. Batz 22. 5. Dr. Becher (Pullach) 22.5. Behrendt * 21. 5. Blumenfeld 21. 5. Brandt 6. 6. Fellermaier * 21. 5. Ferrang 22. 5. Flämig " 21.5. Dr. Freiwald 22. 5. Gerlach (Emsland) * 21.5. Gewandt 19. 6. Dr. Gölter *** 22. 5. Dr. Gradl 10. 6. Dr. Haenschke 31. 5. Härzschel * 23. 5. Handlos 22. 5. Jäger (Wangen) 1. 6. Dr. Jahn (Braunschweig) * 22. 5. Kahn-Ackermann *1* 21. 5. Dr. Klepsch *** 22. 5. * Für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments *** Für die Teilnahme an Sitzungen der Versammlung der Westeuropäischen Union Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete (r) entschuldigt bis einschließlich Freiherr von Kühlmann-Stumm 22. 5. Lagershausen 22.5. Lampersbach 22.5. Lange * 21.5. Lemmrich *** 22.5. Lenzer *** 22. 5. Dr. Lohmar 22. 6. Lücker * 26.5. Memmel * 22. 5. Dr. Mende *** 21. 5. Müller (Mülheim) * 21. 5. Dr. Müller (München) *** 21. 5. Mursch (Soltau-Harburg) * 22. 5. Frau Dr. Orth * 21. 5. Pawelczyk *** 22. 5. Dr. Probst 22.5. Richter *** 22. 5. Schlaga *** 22. 5. Schmidt (Kempten) *** 22. 5. Schröder (Wilhelminenhof) 22. 5. Dr. Schwencke *** 22. 5. Dr. Schwörer * 22.5. Seefeld * 21.5. Dr. Slotta 21. 5. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim 24. 5. Springorum * 21. 5. Dr. Starke (Franken) 23. 5. Vogel (Ennepetal) 22. 5. Dr. Vohrer *** 21. 5. Walkhoff " 22.5. Frau Dr. Walz * 22. 5. Wienand 22. 5. Dr. Wörner 21.5. Zeyer 8. 6.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Hans-Dietrich Genscher


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Da setzen Sie sich möglicherweise in Widerspruch zu dem, was z. B. Ihre Energiepolitiker zum Erlaß im Bereich der Ausgleichsforderungen gesagt haben.

    (Abg. Dr. Czaja: Aber die Unterhaltshilfeempfänger sind Menschen!)

    — Herr Kollege, Sie wissen genauso gut wie ich, daß alles, was am Ende im Ausgleichsfonds nicht vorhanden ist, vom Steuerzahler aufgebracht werden muß. Das gilt für alle Bereiche.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Abg. Dr. Czaja: Aber nicht 1975!)

    Herr Kollege Carstens hat in der Debatte gestern die gestiegenen Personalausgaben im öffentlichen Dienst beklagt. Wer tut das nicht? Nur müssen wir ehrlicherweise sagen, daß ein erheblicher Teil der Mehrstellen im öffentlichen Dienst auf Entscheidungen in wichtigen Bereichen beruht, zu denen wir bisher alle ja gesagt haben. In meinem früheren Geschäftsbereich z. B. liegt ein Schwerpunkt der Aus-



    Bundesminister Genscher
    weitung der Stellen im Bundeshaushalt im Bereich der öffentlichen Sicherheit und des Umweltschutzes. Wollen wir das jetzt rückgängig machen? Ich meine, nein.
    Was die Tarifverhandlungen des letzten Jahres angeht, muß ich aus einem Mitteilungsblatt zitieren, nämlich dem Pressedienst des Deutschen Beamtenbundes. Dort heißt es am 11. Dezember 1973 über ein Gespräch, das Vertreter der Opposition mit dem Beamtenbund geführt haben — Herr Kollege Carstens war dabei —:
    Die vom Deutschen Beamtenbund für 1974 geforderte durchschnittliche Erhöhung von Besoldung und Versorgung um mindestens 12 % wurde von den Vertretern der CDU/CSU-Fraktion unter Hinweis auf den Zeitpunkt, zu dem diese Forderung beschlossen wurde, als maßvoll anerkannt. Positiv wertet die Opposition auch den Vorschlag des Deutschen Beamtenbundes, die inflationäre Überbesteuerung durch einen Zuschlag von 1 % auszugleichen, solange notwendige Steuerkorrekturen von der Bundesregierung verweigert werden.
    Das heißt, daß in einer sehr wichtigen Phase der Tarifverhandlungen die Opposition einen Abschluß von insgesamt 13 % als maßvoll bezeichnet hat. Kann man hier eigentlich sagen, daß die Position derjenigen, die auf der Arbeitgeberseite der öffentlichen Hände zu verhandeln hatten, durch die Opposition gestützt wurde, oder war es nicht vielmehr so, daß durch eine solche Erklärung, 13 % seien maßvoll, bei den Arbeitnehmern im öffentlichen Dienst der Eindruck erweckt wurde, es gehe, es sei möglich, und nur die Regierung wolle das nicht zubilligen?

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Abg. Dr. Carstens [Fehmarn] : Die Voraussetzung, hätten Sie noch stärker hervorheben können, Herr Bundesminister, nämlich daß die Steuerlast unverändert blieb; das war der Kern dieser Ausführungen!)

    — Ja, das macht 1 0/o.

    (Widerspruch bei der CDU/CSU. — Abg. Dr. Carstens [Fehmarn] : 2!)

    — Nein. Ich muß zitieren:
    Positiv wertet die Opposition auch den Vorschlag des Beamtenbundes, die inflationäre Überbesteuerung durch einen Zuschlag von 1 % auszugleichen
    Ich kann das nur so zitieren, wie es hier steht, Herr Kollege Carstens, und vorher hatten Sie zu 12 % ja gesagt.
    Wir sind also alle, wenn wir kooperieren wollen, in der gemeinsamen Verantwortung, in der Öffentlichkeit nicht Erwartungen zu wecken, die weder Sie als Opposition noch wir als Regierung einhalten könnten. Das gehört auch zur Geschäftsgrundlage einer Zusammenarbeit, wenn man sie will, was sicher im Interesse der Stabilität notwendig ist.

    (Zustimmung bei den Regierungsparteien.)

    Lassen Sie mich am Schluß dieser Debatte noch eine Bemerkung zum Verhältnis der Parteien untereinander machen. Herr Kollege Carstens hat gestern sein Verhältnis zur Freien Demokratischen Partei definiert. Wir haben, wie Sie sich vorstellen können, mit ganz außerordentlichem Interesse diesen Ausführungen zugehört. Es war ein wenig Zuckerbrot, ein wenig Peitsche und ein wenig der Versuch, eine gewisse Zwietracht in die Koalition zu tragen.

    (Zuruf des Abg. Strauß.)

    — Ja, deshalb auch nur ein wenig Peitsche. — Aber ich denke, Sie wissen, Herr Kollege Carstens: es war ein untauglicher Versuch am untauglichen Objekt. Sie haben gemeint, die FDP dürfe sich nicht wundern, wenn die CDU/CSU ihr die Verantwortung für die Koalitionsentscheidungen vorhalte. Ich kann Sie beruhigen: wir hätten uns gewundert, wenn Sie nicht rückfällig geworden wären in dieser Frage.

    (Beifall bei der FDP.)

    Wir stehen zu unserer Koalitionsentscheidung, und jedermann, der auf Verläßlichkeit in der Politik Wert legt, wird eigentlich ein anderes Verhalten von uns auch nicht erwartet haben.
    Was aber das eigentliche Problem angeht, das Sie, Herr Kollege Carstens, aufgegriffen und kritisiert haben, nämlich unsere Absicht, vor den Wahlen zu sagen, mit wem wir regieren wollen, mit wem wir eine Koalition eingehen wollen, so muß ich Ihnen ganz offen sagen: wir sehen keinen Mangel darin, wenn die Parteien vor einer Wahl dem Wähler sagen, was koalitionspolitisch geschehen soll. Wir jedenfalls werden niemandem einen Blankowechsel abverlangen. Ich halte das für einen Akt politischer Aufrichtigkeit, und ich kann mich sehr genau erinnern, Herr Kollege Carstens — möglicherweise haben Sie sich mit dieser Frage nicht befaßt, aber andere —, daß es Zeiten gegeben hat, wo Sie vorzeitige Festlegungen der FDP mit ganz außerordentlicher Sympathie beobachtet und kommentiert haben.

    (Beifall bei der FDP.)

    Ganz sicher stört 'Sie auch nicht die Festlegung, sondern was Sie stört, ist, für wen wir uns entschieden haben. Da haben mich — nur deshalb greife ich diesen Posten eigentlich auf — Ihre gestrigen Ausführungen, Herr Kollege Carstens, ein wenig an jene erinnert, die in der Vergangenheit möglicherweise die Angewohnheit hatten, zwischen guten und bösen Liberalen zu unterscheiden. Böse Liberale sind die, die mit den Sozialdemokraten koalieren, und die guten koalieren in Ihrem Verständnis immer nur mit der CDU. Ich möchte Sie herzlich bitten: nehmen Sie uns so, wie wir sind, unabhängig, eigenständig und verläßlich in unseren Zusagen;

    (Zuruf von der CDU/CSU: Unverläßlich? — Heiterkeit und weitere Zurufe von der CDU/CSU — Abg. Dr. Carstens [Fehmarn] : Und mit einigen Schwächen!)

    das wird Sie unbefangener machen. — Das wird Sie
    unbefangener machen in Ihrem Verhältnis zu uns.
    Es wird Ihnen die Einsicht erleichtern, daß in diesem



    Bundesminister Genscher
    Parlament und — weil Sie von den Landtagen gesprochen haben, will ich das hinzufügen — auch in den Landtagen natürlich, Herr Kollege Carstens, jede Partei aus ihrer eigenen politischen. Verantwortung heraus Politik macht, aus ihrer eigenen Verantwortung heraus handelt und auch Regierungen mit bildet. Sicher würde derjenige einem Mißverständnis des Verhältnisses der Parteien zueinander unterliegen, der eine andere Partei ausschließlich danach bewertet, ob sie der eigenen Machterhaltung nützt oder nicht. Das sollte unser Verhältnis bestimmen. Dann ist das ein wenig offen, und Sie werden sehr bald erkennen, daß unabhängige Parteien niemals ein Instrument sein können, um eine andere Partei an der Regierung zu halten oder sie an die Regierung zu bringen.
    Nun haben Sie gemeint, Herr Kollege Carstens, die FDP wolle sich ein wenig aus der Verantwortung der Regierungskoalition herausstehlen und sich nur die Rosinen heraussuchen. Ich kann Ihnen ganz offen sagen: Wir empfinden die Mitwirkung in dieser Bundesregierung nicht als Belastung! Wir tragen die Verantwortung in dieser Bundesregierung gemeinsam.
    Wir haben in einer schwierigen Situation gemeinsam unsere Handlungsfähigkeit gezeigt, und es wäre falsch und vordergründig, wenn man davon ausginge, das gelte nur für die Regierungsbildung. Natürlich liegt dieser Regierung eine gemeinsame politische Grundlage zugrunde, und deshalb können wir ganz unbefangen sagen, daß wir die Regierungserklärung, wie sie der Bundeskanzler am Freitag vorgetragen hat, als Freie Demokraten uneingeschränkt billigen.
    Wir tragen natürlich auch die volle Verantwortung, Herr Kollege Carstens, für die Bereiche, in denen wir die Ressortchefs stellen.

    (Abg. Dr. Carstens [Fehmarn] : Nicht nur!)

    Zusätzlich! — So tragen wir z. B. in aller Unbefangenheit die Verantwortung dafür, daß mein Kollege Ertl als Landwirtschaftsminister unerhört viel für die deutsche Landwirtschaft getan hat, nicht nur hier, sondern auch in Brüssel.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Abg. Haase [Kassel] : Sagen Sie das auch den Bauern?!)

    Wir sagen auch ganz unbefangen, daß wir uns gern daran erinnern lassen, daß der Bundeswirtschaftsminister, der eine so unverbrüchliche und grundsatztreue marktwirtschaftliche Politik vertritt, unserer Partei und Fraktion angehört und daß wir in den wirtschaftspolitischen Grundfragen zusammen mit unserem Koalitionspartner die Verantwortung tragen.
    Dasselbe, Herr Kollege Carstens, gilt für den Bereich der inneren Sicherheit, wo wir gern darauf hinweisen, daß in den letzten viereinhalb Jahren — und zwar nicht im Bund allein, sondern auch im Zusammenwirken mit den Ländern — mehr geschehen ist als je zuvor. Aber darauf allein kommt es nicht an. Entscheidend ist, daß es in diesen viereinhalb Jahren gelungen ist, in diesem Kernbereich unseres Staates ein gemeinsames Handeln von
    Bund und Ländern, und — wie ich auch sagen möchte — aller Fraktionen des Deutschen Bundestages zu erreichen. Wir sollten sehr vorsichtig mit diesem kostbaren Gut umgehen, z. B. in einer für unsere Demokratie entscheidenden Frage, dem gestern auch von Ihnen angeschnittenen Problem der Extremisten im öffentlichen Dienst. Herr Kollege Wehner hat zu Recht darauf hingewiesen, daß im Bundesrat — in der Erkenntnis, daß es um eine in gemeinsamer Verantwortung zu lösende Frage geht — auch die Ihrer Partei angehörenden Landesregierungen darauf verzichtet haben, den Regierungsentwurf abzulehnen. Sie haben ihn passieren lassen, um dem Deutschen Bundestag eine unvoreingenommene Prüfung dieser für den Bestand unseres Staates, aber auch für seine rechtsstaatliche Garantiefunktion wichtigen Frage zu ermöglichen und ihr eine sachliche Beratung angedeihen zu lassen. Wir wollten in dieser Debatte einen Beitrag dazu leisten, das zu erleichtern und nicht zu erschweren.
    Nun gestatten Sie mir ein letztes Wort: Sie haben, Herr Kollege Carstens, auch die Politik des früheren Außenministers, meines Kollegen Scheel, und auch ihn selbst als Person angegriffen. Ich denke, wir sollten zu dem bisher geübten Stil zurückkehren, den gewählten Bundespräsidenten, auch wenn er sein Amt noch nicht angetreten hat, nicht in die Auseinandersetzungen dieses Parlaments hineinzuziehen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Herr Kollege Scheel gehört im übrigen dieser Regierung, mit der Sie sich heute auseinandersetzen, gar nicht an, und er kann mit Rücksicht auf das Amt, in das er gewählt ist, sich hier nicht wehren. Ich darf Sie aber an das erinnern, Herr Kollege Carstens, was ich bei der Übernahme des Amts des Außenministers vor den Mitarbeitern des Auswärtigen Amts gesagt habe, daß ich nämlich die Politik Walter Scheels in all ihren Phasen mitverantwortet und mitgetragen habe. Meine herzliche Bitte lautet: Halten Sie sich in dieser Frage voll an mich! Vielleicht bietet die Debatte heute nachmittag dazu Gelegenheit.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)



Rede von Kai-Uwe von Hassel
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Meine Damen und Herren! Weitere Wortmeldungen liegen zu diesem Punkt der Tagesordnung nicht vor. Ich schließe daher die Aussprache über die Regierungserklärung. Entgegen früheren Ankündigungen treten wir nun in eine Mittagspause ein. Um 15 Uhr beginnen wir mit den Beratungen über den Haushalt. Ich unterbreche die Sitzung.

(Unterbrechung der Sitzung: 14.05 Uhr bis 15 Uhr.)


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Richard Jaeger


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Die unterbrochene Sitzung wird fortgesetzt. Meine Damen und Herren! Bevor wir in der Tagesordnung fortfahren, habe ich Ihnen folgendes bekanntzugeben: Herr Abg. Dr. Nölling hat am 20. Mai 1974 sein Mandat niedergelegt. Als Nachfolger tritt mit Wirkung vom gleichen Tage Herr Abg. Dr. Arndt (Hamburg) ein. Er



    Vizepräsident Dr. Jaeger
    hat dem Hohen Hause schon einmal angehört. Ich freue mich, daß er zurückgekehrt ist, und begrüße ihn herzlich.

    (Beifall.)

    Meine Damen und Herren, wir kommen zu Punkt II der Tagesordnung:
    Zweite Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1974 (Haushaltsgesetz 1974)

    — Drucksachen 7/1100, 7/1504 —
    Anträge und Berichte des Haushaltsausschusses (8. Ausschuß)

    Ich rufe die Anträge und Berichte des Haushaltsausschusses der Reihe nach auf.
    Ich rufe zuerst auf:
    Einzelplan 01
    Bundespräsident und Bundespräsidialamt — Drucksache 7/1911 —
    Berichterstatter: Abgeordneter Simon
    Verzichtet das Haus auf einen Bericht? — Das ist offensichtlich der Fall. Wird das Wort gewünscht? — Das ist offensichtlich nicht der Fall.
    Wer dem Einzelplan 01 zuzustimmen wünscht, den bitte ich um das Handzeichen. — Ich bitte um die Gegenprobe. — Ich sehe keine Gegenstimme. Enthaltungen? — Auch keine Enthaltungen. Der Einzelplan 01 ist einstimmig angenommen.
    Ich rufe auf:
    Einzelplan 02
    Deutscher Bundestag
    — Drucksache 7/1912 —
    Berichterstatter: Abgeordneter Wohlrabe
    Das Wort als Berichterstatter hat Herr Abg. Wohlrabe. — Offenbar wird auch hier auf den Bericht verzichtet. Dann treten wir in die Aussprache ein. Das Wort hat die Frau Präsidentin des Deutschen Bundestages.
    Präsident 'Frau Renger: Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Erlauben Sie mir einige Bemerkungen zum Haushalt 02. In der Öffentlichkeit und unter den Kollegen wird seit langem über die Frage der Besteuerung der Diäten gesprochen. Ursprünglich schien es so, als ob das eine ganz einfache Sache wäre und man nur das Einkommensteuergesetz anzuwenden brauchte, um die entsprechende Regelung zu finden. Leider ist es nicht so, sondern in den Beratungen, die wir seit elf Monaten in der Unterkommission des Ältestenrates, der Diätenkommission, führen, mußten wir feststellen, daß die Besteuerung der Diäten außerordentlich komplizierte Konsequenzen hat und wir aus diesem Grunde eine grundsätzliche und gründliche Klärung all dieser Fragen herbeiführen mußten.
    Im Vordergrund standen zunächst einmal die Frage der verfassungsrechtlichen Stellung, des Status des Abgeordneten überhaupt und die Frage, ob die Besteuerung der Diäten etwa negativ auf die Unabhängigkeit des Abgeordneten einwirken könnte. Der Beschluß des Bundesverfassungsgerichts vom 21. 10. 1971, der davon ausgeht, daß die Diäten heutzutage eine Bezahlung für parlamentarische Tätigkeit seien, sie also ein Entgelt seien, hätte ganz bestimmte Konsequenzen, wenn wir ihm folgten. Die Diätenkommission ist, soweit ich das überblicken kann, aber davon ausgegangen, daß es sich bei der Mandatsausübung um eine auf Artikel 38 unserer Verfassung beruhende unabhängige Tätigkeit sui generis handele, wobei der Abgeordnete allein der Vertreter des Volkes und nicht an Aufträge und Weisungen gebunden sei, und daß man aus diesem Grunde auch andere Regelungen treffen müsse, als sie für den normalen Bürger — wenn ich das so sagen darf — gelten würden.

    (Beifall.)

    In der Diätenkommission wurde die Rechtsstellung des Abgeordneten in dem von mir soeben genannten Sinn noch einmal bestätigt. Ohne den eigenständigen Charakter des Mandats und der Mandatseinkünfte aufzugeben, meine Damen und Herren, sollten wir dennoch zu dem Schluß kommen — ich habe den Eindruck, daß hier eine Übereinstimmung auch in der Diätenkommission bestand, wenn auch mit mehr oder weniger Überlegungen hinsichtlich der Konsequenzen —, daß die Diäten, soweit sie einen Beitrag zu den Lebenshaltungskosten darstellen — das wären also die Grunddiäten —, Einkommen sind, das nach dem Gleichheitsgrundsatz des Art. 3 des Grundgesetzes zu versteuern ist.
    In Anbetracht der Versteuerung ist es jedoch unvermeidlich — und das sage ich hier gleich ganz deutlich —, die Grunddiäten neu festzusetzen. Andernfalls würde die Forderung des Art. 48 Abs. 3 des Grundgesetzes nach einer angemessenen, die Unabhängigkeit des Abgeordneten sichernden Entschädigung nicht erfüllt werden.
    Meine Damen und Herren, die Beschränkung der Versteuerung auf die Grunddiäten ist deshalb gerechtfertigt, weil die sogenannten Pauschalen kein Einkommen, sondern reiner Auslagenersatz sind. Mit diesen Pauschalen — und das sollte doch einmal auch der Öffentlichkeit klargemacht werden — bestreiten die Abgeordneten die Unkosten für die politische Tätigkeit und die mandatsbedingten Ausgaben, für die es keine vergleichbaren Tätigkeitsmerkmale gibt — weder in der Wirtschaft noch beim Bürger sonst.
    Wenn an der im Ältestenrat und im Haushaltsausschuß einstimmig beantragten Erhöhung dieser Kostenpauschalen in der Öffentlichkeit Kritik geübt wurde, wie überhaupt bei den Diätenfragen immer Kritik geübt wird, so, glaube ich, vielleicht auch nicht zuletzt deshalb, weil die Aufgaben und Pflichten des Abgeordneten weithin noch unbekannt sind und es noch immer nicht voll gelungen ist, zwischen den Bürgern und den Abgeordneten das Vertrauensverhältnis herzustellen, das für unser Parlament lebensnotwendig ist. Bei aller Zustimmung, meine Damen und Herren, zu stabilitätskonformem Verhalten muß aber die finanzielle Ausstattung es dem



    Präsident Frau Renger
    Abgeordneten gestatten, seine politischen Aufgaben uneingeschränkt wahrzunehmen. Würden wir der Legislative das verwehren, käme es nach meiner persönlichen Auffassung einer Pflichtverletzung gleich, und es würde der Exekutive ein nicht erlaubter Vorrang eingeräumt werden.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU.)

    Nach den Vorstellungen der Diätenbesteuerungskommission soll die Besteuerung der Grunddiäten zugleich mit der Steuerreform, also am 1. Januar 1975, in Kraft treten. Ich habe den Bundestagsfraktionen inzwischen einen Gesetzentwurf zur Änderung des Diätengesetzes zugeleitet, der nun von den Fraktionen beraten und beschlossen werden muß, damit die Ergebnisse in das Steuerreformgesetz aufgenommen werden können.
    Meine Damen und Herren, häufig wird daran Kritik geübt, daß der Bundestag über die Gestaltung und die Höhe der Diäten in eigener Sache entscheidet. Deshalb wurde von verschiedenen Seiten die Forderung erhoben, eine Kommission von unabhangigen Persönlichkeiten zu bilden, die über die Angemessenheit und die Höhe der Bezüge befindet. Ich habe diesem Gedanken in etwa Rechnung getragen, als bei der Beratung der Diätenbesteuerungskommission im vergangenen Monat einige Persönlichkeiten zur Beratung hinzugezogen wurden, unter anderem der Präsident des Bundesrechnungshofes, Herr Schäfer; Professor Hugo von Wallis, Präsident des Bundesfinanzhofes; Hans Georg Emde von der Deutschen Bundesbank, Eduard Neumaier von der Redaktion „Die Zeit" ; Professor Dr. Thomas Ellwein; der ehemalige Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Ludwig Rosenberg; Dr. Herbert Scholtisek, Bundesverfassungsrichter im Ruhestand, und die ehemaligen Abgeordneten Borm, Krammig und Mommer. Hier haben wir in sehr ausgiebiger Weise über all diese Fragen gesprochen, die auch die Öffentlichkeit bewegen, und wir haben diesen Herren für ihre Beratung sehr zu danken.
    Aber gerade bei dieser Anhörung hat sich gezeigt, meine sehr verehrten Damen und Herren, wie schwer es für Außenstehende ist, den ganzen Problemkreis der Abgeordnetentätigkeit und die damit verbundenen finanziellen Aufwendungen zu beurteilen. Ich würde deshalb empfehlen, wenn wir einem Beirat nähertreten wollen, ehemalige Abgeordnete mit in diesen Beirat berufen und dazu eine Reihe von Sachverständigen. Auch dann, meine Damen und Herren, wird uns allerdings niemand unsere Verantwortung abnehmen können, da nur wir selbst über ein Gesetz beschließen können, und auch das Diätengesetz ist eben ein Gesetz. Insofern entscheiden wir mit jedem Gesetz jeweils bei den Auswirkungen auch in eigener Sache, wenn Sie so wollen.
    Erlauben Sie mir, meine Damen und Herren, noch einige Bemerkungen zum allgemeinen Haushalt des Bundestages. Wir alle sind ständig aufgerufen, sparsam zu sein und, was den Deutschen Bundestag betrifft, aber auch gleichzeitig die Leistungen für die Abgeordneten im notwendigen Umfang zu erbringen. Bei der Erstellung des Haushalts stand der Grundsatz der Sparsamkeit an erster Stelle. Das betrifft besonders den Personalbedarf, und ich bin der Ansicht, daß wir, nachdem wir in den Jahren 1969 bis 1973 einen sehr angestiegenen Personalbedarf hatten, nun mit dem vorhandenen Personal auskommen sollten und dort, wo es notwendig ist, auch flexibel in der Umbesetzung von Positionen sein sollten.

    (Beifall.)

    Um hier ein möglichst großes Maß von Gerechtigkeit stattfinden zu lassen, habe ich Ende des vorigen Jahres angeordnet, daß innerhalb der Verwaltung eine Organisations- und Wirtschaftlichkeitsprüfung durchgeführt wird, die neben anderen Überlegungen allerdings auch dazu führen sollte — dies liegt mir besonders am Herzen —, daß die erfahrenen Mitarbeiter des Hauses aus dem einfachen Dienst auch die Chance bekommen, in den mittleren Dienst aufzusteigen, wo es angebracht ist.

    (Beifall.)

    Um die Arbeitsmöglichkeiten der Abgeordneten weiter zu verbessern, wurde das Bürohaus im Tulpenfeld angemietet, wo allerdings neue Kosten für die technische Ausstattung dieses Hauses entstehen werden, die noch nicht im Haushalt enthalten sind. Dies sei hier angemerkt, aber es war notwendig, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Zu einem guten Arbeitsklima gehört wohl auch die verbesserte soziale und finanzielle Situation der Assistenten der Abgeordneten.
    Meine Damen und Herren, der Selbstdarstellung des Parlaments dient die Öffentlichkeitsarbeit des Bundestages. Die Berichterstattung aus den Ausschüssen, die vielfältigen Informationen und Sachdarstellungen für Schulen, Betriebe und die sonstige Öffentlichkeit werden allgemein anerkannt und genutzt. Das 25. Jahr des Bestehens des Deutschen Bundestages sollte in besonderem Maße dazu dienen, die Bedeutung und Aufgabe des Parlaments den Bürgern nahezubringen, und die Stelle in unserem Haus, die die Öffentlichkeitsarbeit macht, hat hier hervorragende Arbeit geleistet.
    In diesem Zusammenhang ist es außerordentlich zu begrüßen, daß im vergangenen Jahr mehr als 300 000 Menschen den Deutschen Bundestag und mehr als 500 000 Menschen den Reichstag in Berlin besucht haben. Diese Besucher sind die besten Multiplikatoren. Ich habe immer wieder festgestellt: Wenn eine Besuchergruppe hier in diesem Hause war, sich die Einrichtungen anschaute und mit den Abgeordneten diskutieren konnte, hatte sie ein anderes Verhältnis zur Politik und zum Parlament. Wir sollten dies weiterhin nutzen.

    (Beifall.)

    Besonders möchte ich darauf hinweisen, daß der Reichstag in Berlin in unserer demokratischen Parlamentsgeschichte einen besonderen Symbolcharakter hat. Dazu gehört auch die Neugestaltung der 1971 eröffneten Ausstellung „Fragen an die deutsche Geschichte", die ab September 1974 die Entwicklung vom Jahre 1800 bis zur Gegenwart umfassen wird und die von hervorragenden Fachleuten begleitet wird.



    Präsident Frau Renger
    In Verbindung damit bitte ich Sie zu prüfen, ob wir nicht den Gedanken aufgreifen sollten, die angeregte Deutsche Nationalstiftung mit ihrer Leitung im Reichstag anzusiedeln und darüber hinaus eine Dependance der von Edgar Faure in Paris ins Leben gerufenen Kommission zum Studium der Geschichte des europäischen Parlamentarismus einzurichten. Ich könnte mir vorstellen, daß wir über den Symbolcharakter des Reichstagsgebäudes hinaus neben der parlamentarischen Arbeit im Reichstag etwas für den europäischen Parlamentarismus tun können.

    (Beifall.)