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ID0710209400

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag 102. Sitzung Bonn, Dienstag, den 21. Mai 1974 Inhalt: Amtliche Mitteilung . 6683 A Fortsetzung der Aussprache über die Erklärung der Bundesregierung Arendt, Bundesminister (BMA) . . 6683 B Katzer (CDU/CSU) . . 6688 C Rohde, Bundesminister (BMBW) . 6695 D Strauß (CDU/CSU) 6700 C Dr. Vogel, Bundesminister (BMJ) . 6712 A Dr. Friderichs, Bundesminister (BMWi) 6713 D Dr. Ehrenberg (SPD) 6719 D Kirst (FDP) 6722 B Dr. von Bismarck (CDU/CSU) . . 6726 A Genscher, Bundesminister (AA) . 6731 A Mandatsniederlegung des Abg. Dr. Nölling und Eintritt des Abg. Dr. Arndt (Hamburg) in den Bundestag als Nachfolger . . 6733 D Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1974 (Haushaltsgesetz 1974) (Drucksachen 7/1100, 7/1504); Anträge und Berichte des Haushaltsausschusses — Zweite Beratung — Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundespräsidialamt (Drucksache 7/1911) 6734 A Einzelplan 02 Deutscher Bundestag (Drucksache 7/1912) Frau Renger, Präsident 6734 B Wohlrabe (CDU/CSU) 6736 A Dr. Bußmann (SPD) 6737 D Engelhard (FDP) 6739 B Gansel (SPD) 6740 C Collet (SPD) 6742 C Dr. Sperling (SPD) 6744 A Einzelplan 03 Bundesrat (Drucksache 7/1913) 6745 B Einzelplan 04 Geschäftsbereich des Bundeskanzlers und des Bundeskanzleramtes (Drucksache 7/1914) Haase (Kassel) (CDU/CSU) . . . 6745 C Esters (SPD) 6749 A Schmidt, Bundeskanzler 6749 B Dr. Carstens (Fehmarn) (CDU/CSU) 6752 C Wehner (SPD) . . . . . . . . 6756 B Dr. Apel, Bundesminister (BMF) . 6757 C Stücklen (CDU/CSU) 6758 C Dr. Schäfer (Tübingen) (SPD) . . 6759 D Namentliche Abstimmung . . . . . . 6760 B II Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 102. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 21. Mai 1974 Einzelplan 05 Geschäftsbereich des Auswärtigen Amts (Drucksache 7/1915) Picard (CDU/CSU) 6762 A Dr. Bußmann (SPD) 6763 A Einzelplan 06 Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern (Drucksache 7/1916) in Verbindung mit Einzelplan 36 Zivile Verteidigung (Drucksache 7/1936) Möller (Lübeck) (CDU/CSU) . . . 6764 B Walther (SPD) . . . . . . . . 6764 B Dr. Hirsch (FDP) . . . . . . . . 6768 C Dr. Dr. h. c. Maihofer, Bundesminister (BMI) 6771 C Dr. Miltner (CDU/CSU) 6772 D Dr. Schäfer (Tübingen) (SPD) . . 6774 C Einzelplan 07 Geschäftsbereich des Bundesministers der Justiz (Drucksache 7/1917) Simon (SPD) . . . . . . . . . 6775 B Einzelplan 09 Geschäftsbereich des Bundesministers für Wirtschaft (Drucksachen 7/1919, 7/2047) Röhner (CDU/CSU) 6777 A Dr. Müller-Hermann (CDU/CSU) . . 6778 B Dr. Graff Lambsdorff (FDP) . . . . 6779 C Höcherl (CDU/CSU) 6781 D Dr. Ehrenberg (SPD) 6784 A Einzelplan 10 Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Drucksache 7/1920) Röhner (CDU/CSU) 6785 C Löffler (SPD) . . . . 6788 B Gallus (FDP) . . . . . . 6791 D Dr. Ritz (CDU/CSU) 6794 D Ertl, Bundesminister (BML) . . . . 6797 D Einzelplan 11 Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung (Drucksache 7/1921) Krampe (CDU/CSU) . . . . . . 6802 B Grobecker (SPD) . . . . . . . . 6803 D Arendt, Bundesminister (BMA) . . 6805 C Einzelplan 12 Geschäftsbereich des Bundesministers für Verkehr (Drucksache 7/1922) Ollesch (FDP) 6805 D, 6812 B Dr. Jenninger (CDU/CSU) . . . . 6808 A Müller (Nordenham) (SPD) 6809 C, 6811 D Vehar (CDU/CSU) . . . . . 6810 C Milz (CDU/CSU) 6811 B Einzelplan 13 Geschäftsbereich des Bundesministers für das Post- und Fernmeldewesen (Drucksache 7/1923) 6812 D Einzelplan 14 Geschäftsbereich des Bundesministers der Verteidigung (Drucksache 7/1924) Hauser (Bonn-Bad Godesberg) (CDU/CSU) 6813 A Würtz (SPD) 6815 A Schulte (Unna) (SPD) 6816 B Namentliche Abstimmung . . . . . . 6819 C Einzelplan 15 Geschäftsbereich des Bundesministers für Jugend, Familie und Gesundheit (Drucksache 7/1925) Kroll-Schlüter (CDU/CSU) . 6816 C Dr. Sperling (SPD) . . . . . . . 6818 B Dr. Althammer (CDU/CSU) . . . 6819 B Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht (Drucksache 7/1926) 6820 D Einzelplan 20 Bundesrechnungshof (Drucksache 7/1927) Blank (SPD) 6821 A Frau Pieser (CDU/CSU) 6822 B Einzelplan 23 Geschäftsbereich des Bundesministers für wirtschaftliche Zusammenarbeit (Drucksache 7/1928) Josten (CDU/CSU) 6823 C Esters (SPD) 6824 B Picard (CDU/CSU) 6824 D Dr. Holtz (SPD) 6825 C Dr. Todenhöfer (CDU/CSU) . . . . 6826 D Hoppe (FDP) 6828 B Dr. Eppler, Bundesminister (BMZ) . 6826 D, 6829 A Leicht (CDU/CSU) 6830 B Moersch, Parl. Staatssekretär (AA) 6830 C, 6831 C Dr. Althammer (CDU/CSU) . . . . 6831 C Einzelplan 25 Geschäftsbereich des Bundesministers für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (Drucksache 7/1929) Simpfendörfer (SPD) . . . . . 6832 A Kleinert (FDP) 6833 B Niegel (CDU/CSU) 6833 D, 6834 A Wehner (SPD) . 6833 D Leicht (CDU/CSU) 6834 B Frau Funcke, Vizepräsident . . . 6834 C Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 102. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 21. Mai 1974 III Einzelplan 27 Geschäftsbereich des Bundesministers für innerdeutsche Beziehungen (Drucksache 7/1930) Dr. Dübber (SPD) 6834 D Wohlrabe (CDU/CSU) 6835 C Einzelplan 30 Geschäftsbereich des Bundesministers für Forschung und Technologie (Drucksache 7/1931) Dr. Stavenhagen (CDU/CSU) . . . 6836 B Dr. von Bülow (SPD) . . . . . . 6837 C Frau Funcke, Vizepräsident (Erteilung eines Ordnungsrufs) . . 6839 A Dr. Althammer (CDU/CSU) . . . . 6839 B Einzelplan 31 Geschäftsbereich des Bundesministers für Bildung und Wissenschaft (Drucksachen 7/1932, 7/2056) . . . . 6839 B Einzelplan 33 Versorgung (Drucksache 7/1934) 6839 C Einzelplan 35 Verteidigungslasten im Zusammenhang mit dem Aufenthalt ausländischer Streitkräfte (Drucksache 7/1935) 6839 C Nächste Sitzung 6839 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 6841* A Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 102. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 21. Mai 1974 6683 102. Sitzung Bonn, den 21. Mai 1974 Stenographischer Bericht Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete (r) entschuldigt bis einschließlich Adams * 21.5. Dr. Aigner * 22. 5. Dr. Artzinger * 22. 5. Bahr 22. 5. Batz 22. 5. Dr. Becher (Pullach) 22.5. Behrendt * 21. 5. Blumenfeld 21. 5. Brandt 6. 6. Fellermaier * 21. 5. Ferrang 22. 5. Flämig " 21.5. Dr. Freiwald 22. 5. Gerlach (Emsland) * 21.5. Gewandt 19. 6. Dr. Gölter *** 22. 5. Dr. Gradl 10. 6. Dr. Haenschke 31. 5. Härzschel * 23. 5. Handlos 22. 5. Jäger (Wangen) 1. 6. Dr. Jahn (Braunschweig) * 22. 5. Kahn-Ackermann *1* 21. 5. Dr. Klepsch *** 22. 5. * Für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments *** Für die Teilnahme an Sitzungen der Versammlung der Westeuropäischen Union Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete (r) entschuldigt bis einschließlich Freiherr von Kühlmann-Stumm 22. 5. Lagershausen 22.5. Lampersbach 22.5. Lange * 21.5. Lemmrich *** 22.5. Lenzer *** 22. 5. Dr. Lohmar 22. 6. Lücker * 26.5. Memmel * 22. 5. Dr. Mende *** 21. 5. Müller (Mülheim) * 21. 5. Dr. Müller (München) *** 21. 5. Mursch (Soltau-Harburg) * 22. 5. Frau Dr. Orth * 21. 5. Pawelczyk *** 22. 5. Dr. Probst 22.5. Richter *** 22. 5. Schlaga *** 22. 5. Schmidt (Kempten) *** 22. 5. Schröder (Wilhelminenhof) 22. 5. Dr. Schwencke *** 22. 5. Dr. Schwörer * 22.5. Seefeld * 21.5. Dr. Slotta 21. 5. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim 24. 5. Springorum * 21. 5. Dr. Starke (Franken) 23. 5. Vogel (Ennepetal) 22. 5. Dr. Vohrer *** 21. 5. Walkhoff " 22.5. Frau Dr. Walz * 22. 5. Wienand 22. 5. Dr. Wörner 21.5. Zeyer 8. 6.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Philipp von Bismarck


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Ehrenberg, auch das gehört zu den notwendigen Erscheinungen in einem Parlament, das zu Dingen, die von den Nichtökonomen schwer durchschaut werden, Anträge gestellt werden, die sehr gut gemeint sind, aber Gefahren enthalten. Ich gebe Ihnen da ohne weiteres recht. Die Versuchung haben Sie — die Regierung, die bisher dran war, und die, die jetzt dran ist, mit großen Teilen — hervorgebracht durch die Inflationsleichtfertigkeit. Jetzt kommen natürlich alle die Gruppen, die darunter besonders leiden, und fragen: Wie geht das denn zu? Müssen wir das ertragen? Die großen Gruppen, die werden sich helfen, aber wir, die besonders Betroffenen, die keiner sieht, wir sollen das tragen? — Daher kommt die Versuchung. Die Versuchung haben Sie hervorgebracht. Aber ich sage Ihnen: Wir werden dieser Versuchung widerstehen, weil andernfalls ein größeres Übel die Folge wäre, als es jetzt schon da ist.

    (Beifall bei der CDU/CSU. — Zuruf des Abg. Dr. Ehrenberg.)

    — Herr Ehrenberg, Sie wissen genau, daß das, was ich Ihnen jetzt sage, die Ansicht der Fraktion ist. Sie sollten im Interesse unserer gemeinsamen Verantwortung für die Stabilität auch nicht den Versuch machen, uns einen Schuh anzuziehen, den Sie irgendwo gefunden haben.

    (Abg. Dr. Ehrenberg: Im Wirtschaftsausschuß haben Sie den verloren!)

    Herr Friderichs, ich muß Ihnen auch widersprechen, wenn Sie die Behauptung aufgestellt haben,
    Manfred Schäfer habe dieses Gutachten gutgeheißen. Das hat er nicht getan.

    (Bundesminister Dr. Friderichs: Das habe ich auch nicht gesagt!)

    Er hat sich auch nicht positiv dazu geäußert. Wenn Sie es genau wissen wollen: Seine Überlegungen zur Tarifpolitik, Herr Dr. Friderichs, sind ganz andere. Er hat sich überlegt — andere haben das auch getan —, wie man der Gewerkschaftsführung behilflich sein kann — darum geht es —, in dieser verfahrenen Situation an der Stabilitätsrückgewinnung ohne Versäumnis ihrer ureigensten Pflicht teilnehmen zu können. Darüber nachzudenken halte ich für dringend geboten. Das madig zu machen halte ich für einen großen Fehler. Herrn Schäfer zu unterstellen, er sei hier für Indexklauseln, ist einfach falsch.
    Ich kann leider wegen der Kürze der Zeit nicht auf alles eingehen, was hier besprochen wurde. Aber, Herr Friderichs, eine Bemerkung muß ich Ihnen gegenüber doch noch machen. Zu meiner großen Befriedigung hat Ihr Parteifreund Graf Lambsdorff gestern darauf hingewiesen, daß gewisse Nachrichten die Sorge hervorbringen, ob nicht das, was wir zu meiner ausgesprochenen Freude bei der Novelle zum Kartellgesetz geschaffen haben — Eingriffsmöglichkeiten im Falle von Mißbrauch —, die Gefahr mit sich bringt, daß hier eine Umfunktionierung vorgenommen wird, die später einen ganz anderen Effekt erzielen würde. Sie sagen, Sie geben dem Kartellamt keine Weisung. Aber Sie sind der ressortzuständige Minister. Sie brauchen hier nicht darüber zu reden. Aber so, wie Sie darüber geredet haben, haben Sie den Eindruck erweckt, als billigten Sie das rundum. Ich kann mir das eigentlich nicht vorstellen, jedenfalls kann ich das nicht marktwirtschaftlich korrekt finden.
    Ihre Position, Herr Ehrenberg, ist nicht einfach. Aber ich finde, Sie sollten, wenn Sie als einer der letzten marktwirtschaftlichen Mohikaner in Ihrer Fraktion an dieses Pult gehen

    (Abg. Stücklen: Ehrenberg? — Täuschen Sie sich mal nicht!)

    — nein, er hat noch nicht alles eingesehen, aber er möchte gern —, sich nicht in Beschimpfungen der Art ergehen, wie Sie sie in netter Form hier vorgebracht haben — es waren aber Beschimpfungen, gewollte Beschimpfungen —, sondern Sie sollten Ihren Kollegen das erklären, was sie bisher nicht verstanden haben. Ich werde mir jetzt Mühe geben, Ihnen zu sagen, was ich damit meine.
    Herr Bundeskanzler

    (Zuruf von der CDU/CSU: Er ist zu Mittag!)

    — er wird es vielleicht trotzdem erfahren —, Sie haben sich gewünscht, als ehemaliger Finanzminister an der Haushaltsdebatte mitzuwirken. Ich finde das in Ordnung. Sie tragen die Verantwortung nicht nur für den Haushalt, sondern für alles, was vorher geschehen ist. Sie wollen also selbst Zeuge sein. Infolgedessen darf ich mir erlauben, Sie darauf anzusprechen.



    Dr. von Bismarck
    Zunächst einmal muß man doch wohl, wenn man Ihre frühere Verantwortung ins Auge faßt, die Frage stellen, ob wir jetzt einen ganz anderen Schmidt haben, als wir vorher hatten. In der Regierungserklärung findet sich ein, wie ich meine, sehr doppelbödiges Wort, nämlich „Kontinuität". Kontinuität heißt Fortsetzung, und das heißt doch wohl auch Fortsetzung von Fehlern, jedenfalls so lange, wie man sich von diesen Fehlern nicht distanziert. Ich meine hier Denkfehler. Sicher hat es auf die Bürger einen guten Eindruck gemacht, daß Sie von Sparsamkeit sprachen. Das ist sicher auch die richtige Richtung. Aber Sie hatten vorher daran mitgewirkt, und zwar in vorderster Linie, die Stabilität madig zu machen. Ich will keine weiteren Zitate bringen; Sie kennen sie alle.

    (Abg. Dr. Carstens [Fehmarn] : Sehr richtig!)

    Die Bürger haben daraus geschlossen, daß Stabilität eigentlich nicht so arg wichtig sei.

    (Zuruf von der CDU/CSU: „Ein Modewort" !)

    — Sie müssen sich nun fragen lassen, ob Sie die Grundirrtümer, die offenbar dahinterstehen — denn sonst würde niemand so reden; wir wollen Ihnen ja nicht unterstellen, daß Sie die Inflation wider besseres Wissen sozusagen herbeigeredet haben, indem Sie die Stabilität madig gemacht haben —, nicht erkannt haben. Ich möchte drei Grundfehler nennen.
    Der erste Grundfehler ist ein Fehler, der weit verbreitet ist und dem nicht etwa nur der Herr 'Bundeskanzler und seine näheren Freunde unterliegen. Im Stabilitätsgesetz, dessen konsequente Anwendung diese Regierung bisher immer wieder zeitweise und teilweise versäumt hat, steht in § 1 die grundsätzliche Zielsetzung. Dort sind die vier bekannten Punkte aufgezählt: die Stabilität, das außenwirtschaftliche Gleichgewicht, die Vollbeschäftigung und das Wachstum. Aber schon die Formulierung, die das Wort „gleichzeitig" benutzt, führt zu einem Denkfehler. Stabilität ist eben nicht ein Ziel unter vieren, sondern die Voraussetzung für die Erreichung der beiden Hauptziele, der Vollbeschäftigung und des Wachstums bei sozialer Gerechtigkeit.

    (Beifall bei der CDU/CSU. — Abg. Dr. Carstens [Fehmarn] : Sehr gut!)

    Sie ist der Stiel am Kleeblatt und keines von den vier Blättern,

    (Abg. Stücklen: Sehr gut!)

    der Stiel, der alles möglich macht. Wenn man das aber nicht begriffen hat, dann ist natürlich die läß-liche Sünde eines saloppen Wortes in den Augen der Handelnden eben nur eine läßliche Sünde und nicht ein Verstoß gegen die Interessen der Bürger. Es steht kein Wort in der Regierungserklärung, das auf eine Wandlung in dieser Einstellung hinwiese.
    Aus diesem Grundirrtum ergeben sich nun andere. Der Hauptirrtum ist der zweite, wenn man Stabilität als Alternative zur Vollbeschäftigung ansieht. Manchmal hatte man in den vergangenen Jahren das Gefühl, Sie haben das nur deshalb immer wieder vorgetragen, um einen Versprecher, den Sie kannten und dauernd zitiert haben, nämlich den eines früheren Kollegen aus der Union mit dem
    Dolus arbeiterfeindlicher Gesinnung in die Tasche zu stecken. Aber Sie haben diesen Grundirrtum genährt, und .Sie haben damit bei sich wahrscheinlich ein Zweites hervorgebracht: daß die Bundesregierung, an der Spitze der frühere Bundeskanzler Brandt, immer wieder die Verantwortlichkeit für die Vollbeschäftigung allein auf ihre Schultern genommen hat. Aber nachdem wir das Tarifvertragsgesetz haben und nachdem wir in der Verfassung die Basis für die Tarifautonomie geschaffen haben, wissen wir doch alle, daß das nur funktionieren kann, wenn im Tarifstreit Gleichgewichtigkeit herrscht. Sonst sind entweder die Arbeitnehmervertreter oder die Arbeitgebervertreter in der Pflicht, die sie für die Allgemeinheit haben, überfordert.
    Das Stabilitätsgesetz hat hier einen neuen Ansatzpunkt in der Konzertierten Aktion gebracht. Aber sie kann nur funktionieren, wenn die Regierung mit ihren Daten, die zu setzen sie verpflichtet ist, auf eine gleichgewichtige Partnerschaft trifft. Das heißt, auch die Gewerkschaften hatten von Anfang an nach der Konzeption und der Logik der Gesetze eine Mitverpflichtung für die Vollbeschäftigung. Dadurch, daß die Regierung ohne jedes Zutun der Gewerkschaften — die sind hier völlig unschuldig — in der Öffentlichkeit immer wieder die Verantwortung für die Vollbeschäftigung allein auf ihre Schultern geladen hat, hat sie den Gewerkschaftsführern im inneren Disput, in der Diskussion vor der Großen Tarifkommission das Argument genommen, das lauten müßte: Liebe Kollegen, jawohl, wir wollen mehr, wir wollen auch mehr verteilen, aber wenn wir eine bestimmte Grenze überschreiten, gefährden wir selber unsere eigenen Arbeitsplätze. Dies konnte kein Gewerkschaftsführer mit gutem Gewissen und mit dem Erfolg, gehört zu werden, noch vortragen. Dies ist der Irrtum, der aus dem ersten folgt, und dadurch ist es dazu gekommen, daß die Konzertierte Aktion eine moralische Komponente verloren hat, ohne die das Gleichgewicht einfach nicht möglich ist. Wir haben das immer wieder erlebt. Das hat natürlich auch begründet, daß die Regierung in der Terminierung und in ihrer Diktion immer vorsichtiger wurde.
    Bitte schön, Herr Ehrenberg!


Rede von Dr. Herbert Ehrenberg
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Herr von Bismarck, wollen Sie diese Argumentation tatsächlich aufrechterhalten, auch wenn Sie für die Jahre 1972 und 1973 die sehr viel schneller gestiegenen Effektivlöhne und die unmittelbar nach Tarifabschlüssen gewährten übertariflichen Zuschläge mit berücksichtigen?

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Philipp von Bismarck


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Ja, gerade deswegen, Herr Ehrenberg, weil ich meinen Kollegen dies selber so deutlich, wie es sonst niemand sagt, gesagt habe, daß diese Art, Nachschläge zu bewilligen, die Autorität der Gewerkschaften aufs Spiel setzt.

    (Abg. Katzer: Sehr richtig!)

    Wir sind an dieser Autorität, liebe Kollegen, im ganzen Parlament, alle zusammen, ob rechts oder links, auf das äußerste interessiert,

    (Abg. Katzer: Sehr wahr!)




    Dr. von Bismarck
    wenn das Wort Marktwirtschaft und das Wort Freiheit überhaupt einen Sinn für uns haben sollen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Ich sage noch einmal: Hier geht es um einen in die Nähe der Philosophie gehenden Komplex, daß nämlich ein Argument moralischer Verantwortung bei denen bleiben muß, die hier für alle, nicht nur für die Arbeitnehmer, wie wir jetzt sehen, für alle, insbesondere die Schwächsten, Entscheidungen treffen. Gehen Sie bitte davon aus — es wurde hier in einem Nebensatz angezweifelt —, daß die Union nicht davon ablassen wird — und sie hofft, von Ihnen in der ganzen Breite des Parlaments unterstützt zu werden —, daß die Tarifautonomie ein unverlierbarer Bestandteil der sozialen Marktwirtschaft ist und bleiben muß.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Schließlich der dritte Irrtum. Auf ihn sind mehrere Redner eingegangen. Ich kann das zwar menschlich verstehen, aber ich finde es von der sachlichen Qualität her beschämend, nämlich die Entschuldigung mit den größeren Übeln bei den anderen. Schon im alten römischen Recht hatte das „tu quoque" einen miesen Beigeschmack. Anstatt sich mit den eigenen Fehlern auseinanderzusetzen, sie einzuräumen und den Bürgern zu sagen: „Wir haben etwas dazugelernt", wiederholen Sie ständig die wirklich schon völlig abgespielte Platte: Die anderen können es noch schlechter.
    Nun, Herr Friderichs, noch einmal zu Ihrer Art der polemischen Argumentation. Sie haben beckmesserisch, wie ich finde, die Zahlen des Herrn Professor Carstens madig gemacht. In der Sache wissen Sie doch aber ganz genau, daß die Aussage richtig ist. Wenn Sie uns einmal mit den zwölf großen Industrienationen vergleichen und sich die Zeit der 20 Jahre vor 1969 ansehen, so wissen Sie doch so gut wie ich, daß wir damals in der Inflationsrate der Bundesrepublik Deutschland zur Durchschnittsinflationsrate aller anderen wie 1 :2 standen. Sie wissen auch, daß wir inzwischen bei 1 : 1 1/2 angelangt sind.

    (Abg. Stücklen: Sehr richtig! — Widerspruch des Abg. Dr. Ehrenberg.)

    — Das stimmt, Herr Ehrenberg, das stimmt sicher. Natürlich kann man für verschiedene Länder mit ganz verschiedenen Zahlen und verschiedenen Zeiten rechnen. Aber im großen und ganzen ist Ihnen das doch voll geläufig, und Sie brauchen darüber von uns keine zusätzliche Information. Was Sie aber vielleicht tun sollten: Sie sollten sich vielleicht fragen, welchen Schaden Sie anrichten, wenn Sie den Bürgern und dabei natürlich auch den Gewerkschaftsführern immer wieder sagen — das liegt doch in dieser Aussage —: „Wir können ja gar nichts machen, es liegt an den Übeln um uns herum", und schließlich hinzufügen: „Auch an der Inflationsangstmacherei der Opposition". Damit werden Sie in Zukunft keine Konzertierte Aktion erfolgreich bestehen und auch den Kluncker-Effekt nicht beseitigen. Die Arbeitnehmer wissen das. Mir haben schon viele Arbeitnehmer, wenn dieses Thema aufkam, zugerufen: Die haben uns "verklunckert". Wir kennen
    das Problem. Ich möchte das nicht leichtfertig behandeln. Auch für den Bürger Kluncker ist durch die Art, wie Sie in Ihrer Aussage mit der Inflation umgegangen sind, eine Schwierigkeit entstanden.
    Auch die Institute schreiben Ihnen in dieser Hinsicht etwas ins Stammbuch. In dem letzten Gutachten der wirtschaftswissenschaftlichen Institute steht der Satz — in diesem Abschnitt wird über das gesprochen, was Sie nach Ansicht dieser Leute falsch gemacht haben; das will ich gar nicht alles übernehmen; der Satz, der am Schluß steht, ist aber wichtig, und ich zitiere ihn —:
    All das hat nicht nur zu einer Verschlechterung der Preis- und Kostensituation geführt, sondern auch zu einem Verlust an Glaubwürdigkeit der konjunkturpolitischen Instanzen im Hinblick auf die Verfolgung des Stabilitätszieles.
    Das ist die eigentlich kritische Position.
    Wenn man erstens Ursache und Wirkung ständig verwechselt und die Stabilität nicht als das Mittel zum Zweck, sondern als ein relatives Ziel neben drei anderen Zielen begreift, wenn man zweitens in der Tarifautonomie eine moralische Eckposition herausbricht und wenn man drittens ständig die anderen verantwortlich macht, dann kann ein Glaube an die Ernsthaftigkeit Ihrer Umkehr schwer entstehen. Das ist im Grunde genommen die Hauptbegründung, warum Ihre Wähler Sie in den letzten Monaten in so erstaunlichem Maße verlassen haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU. — Abg. Stücklen: Was heißt „erstaunlich"? Das ist ein ganz natürlicher Instinkt der Wähler!)

    Herr Ehrenberg und Herr Friderichs, lassen Sie mich noch etwas zu dem Thema des Einflusses der Preise der anderen sagen. Natürlich wechselt das. Wir haben lange Zeit Stabilität exportiert. Wir haben auch Inflation exportiert. Sie wissen, wie das vor sich geht. Ich brauche das hier nicht zu erläutern. Was in Ihren Aussagen aber jetzt noch falsch ist, ist, daß Sie die Preissteigerungen auf dem Rohstoffsektor viel zu sehr hochspielen. Hierzu liegt, im Auftrage der Bundesregierung erstellt, eine gutachterliche Äußerung von Professor Dr. Bernhard Korte vor. Dort heißt es auf Seite 30:
    Insgesamt können wir auch hier feststellen, daß der Preissteigerungseffekt selbst bei einer drastischen Erhöhung des Preises für importiertes Rohöl und bei der Annahme einer vollständigen Preisüberwälzung relativ klein bleibt. Das ist damit zu erklären, daß der direkte und indirekte Mineralöl-Input selbst bei den energieintensiven Sektoren, gemessen an der Summe aller sonstigen Inputs, klein ist.
    Wir müssen uns auch hier miteinander dazu durchringen, daß wir nicht — in der Hoffnung, der Opposition eins auswischen zu können — Aussagen machen, die den Kampf um die Stabilität erschweren oder gar unmöglich machen.
    Ich wollte dem Herrn Bundeskanzler, wenn er anwesend gewesen wäre, einen etwas ausführlicheren Schlußsatz sagen. Da er nicht hier ist, will ich es ganz einfach sagen. Ich glaube, es ist die Aufgabe



    Dr. von Bismarck
    aller Berater, diese drei prinzipiellen Irrtümer aus dem Kopf des Herrn Bundeskanzlers zu entfernen und daran mitzuwirken, daß wir uns an diesen Stellen alle zusammen keine Unterstellungen leisten, die nicht gerechtfertigt sind. Wir sollten immer erst einmal nachfragen, ob es wirklich so ist, wie wir es parteipolitisch gerne hätten. Dann werden wir gemeinsam und, wie ich hoffe, auch in einer positiven Diskussion unseres ausdrücklichen Angebots dazu beitragen können, daß die Stabilität wieder eine Hoffnung wird. Zur Zeit muß man daran zweifeln. Die Regierungserklärung hat hier weder Klarheit noch Gewißheit gebracht.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)