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ID0710208400

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag 102. Sitzung Bonn, Dienstag, den 21. Mai 1974 Inhalt: Amtliche Mitteilung . 6683 A Fortsetzung der Aussprache über die Erklärung der Bundesregierung Arendt, Bundesminister (BMA) . . 6683 B Katzer (CDU/CSU) . . 6688 C Rohde, Bundesminister (BMBW) . 6695 D Strauß (CDU/CSU) 6700 C Dr. Vogel, Bundesminister (BMJ) . 6712 A Dr. Friderichs, Bundesminister (BMWi) 6713 D Dr. Ehrenberg (SPD) 6719 D Kirst (FDP) 6722 B Dr. von Bismarck (CDU/CSU) . . 6726 A Genscher, Bundesminister (AA) . 6731 A Mandatsniederlegung des Abg. Dr. Nölling und Eintritt des Abg. Dr. Arndt (Hamburg) in den Bundestag als Nachfolger . . 6733 D Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1974 (Haushaltsgesetz 1974) (Drucksachen 7/1100, 7/1504); Anträge und Berichte des Haushaltsausschusses — Zweite Beratung — Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundespräsidialamt (Drucksache 7/1911) 6734 A Einzelplan 02 Deutscher Bundestag (Drucksache 7/1912) Frau Renger, Präsident 6734 B Wohlrabe (CDU/CSU) 6736 A Dr. Bußmann (SPD) 6737 D Engelhard (FDP) 6739 B Gansel (SPD) 6740 C Collet (SPD) 6742 C Dr. Sperling (SPD) 6744 A Einzelplan 03 Bundesrat (Drucksache 7/1913) 6745 B Einzelplan 04 Geschäftsbereich des Bundeskanzlers und des Bundeskanzleramtes (Drucksache 7/1914) Haase (Kassel) (CDU/CSU) . . . 6745 C Esters (SPD) 6749 A Schmidt, Bundeskanzler 6749 B Dr. Carstens (Fehmarn) (CDU/CSU) 6752 C Wehner (SPD) . . . . . . . . 6756 B Dr. Apel, Bundesminister (BMF) . 6757 C Stücklen (CDU/CSU) 6758 C Dr. Schäfer (Tübingen) (SPD) . . 6759 D Namentliche Abstimmung . . . . . . 6760 B II Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 102. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 21. Mai 1974 Einzelplan 05 Geschäftsbereich des Auswärtigen Amts (Drucksache 7/1915) Picard (CDU/CSU) 6762 A Dr. Bußmann (SPD) 6763 A Einzelplan 06 Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern (Drucksache 7/1916) in Verbindung mit Einzelplan 36 Zivile Verteidigung (Drucksache 7/1936) Möller (Lübeck) (CDU/CSU) . . . 6764 B Walther (SPD) . . . . . . . . 6764 B Dr. Hirsch (FDP) . . . . . . . . 6768 C Dr. Dr. h. c. Maihofer, Bundesminister (BMI) 6771 C Dr. Miltner (CDU/CSU) 6772 D Dr. Schäfer (Tübingen) (SPD) . . 6774 C Einzelplan 07 Geschäftsbereich des Bundesministers der Justiz (Drucksache 7/1917) Simon (SPD) . . . . . . . . . 6775 B Einzelplan 09 Geschäftsbereich des Bundesministers für Wirtschaft (Drucksachen 7/1919, 7/2047) Röhner (CDU/CSU) 6777 A Dr. Müller-Hermann (CDU/CSU) . . 6778 B Dr. Graff Lambsdorff (FDP) . . . . 6779 C Höcherl (CDU/CSU) 6781 D Dr. Ehrenberg (SPD) 6784 A Einzelplan 10 Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Drucksache 7/1920) Röhner (CDU/CSU) 6785 C Löffler (SPD) . . . . 6788 B Gallus (FDP) . . . . . . 6791 D Dr. Ritz (CDU/CSU) 6794 D Ertl, Bundesminister (BML) . . . . 6797 D Einzelplan 11 Geschäftsbereich des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung (Drucksache 7/1921) Krampe (CDU/CSU) . . . . . . 6802 B Grobecker (SPD) . . . . . . . . 6803 D Arendt, Bundesminister (BMA) . . 6805 C Einzelplan 12 Geschäftsbereich des Bundesministers für Verkehr (Drucksache 7/1922) Ollesch (FDP) 6805 D, 6812 B Dr. Jenninger (CDU/CSU) . . . . 6808 A Müller (Nordenham) (SPD) 6809 C, 6811 D Vehar (CDU/CSU) . . . . . 6810 C Milz (CDU/CSU) 6811 B Einzelplan 13 Geschäftsbereich des Bundesministers für das Post- und Fernmeldewesen (Drucksache 7/1923) 6812 D Einzelplan 14 Geschäftsbereich des Bundesministers der Verteidigung (Drucksache 7/1924) Hauser (Bonn-Bad Godesberg) (CDU/CSU) 6813 A Würtz (SPD) 6815 A Schulte (Unna) (SPD) 6816 B Namentliche Abstimmung . . . . . . 6819 C Einzelplan 15 Geschäftsbereich des Bundesministers für Jugend, Familie und Gesundheit (Drucksache 7/1925) Kroll-Schlüter (CDU/CSU) . 6816 C Dr. Sperling (SPD) . . . . . . . 6818 B Dr. Althammer (CDU/CSU) . . . 6819 B Einzelplan 19 Bundesverfassungsgericht (Drucksache 7/1926) 6820 D Einzelplan 20 Bundesrechnungshof (Drucksache 7/1927) Blank (SPD) 6821 A Frau Pieser (CDU/CSU) 6822 B Einzelplan 23 Geschäftsbereich des Bundesministers für wirtschaftliche Zusammenarbeit (Drucksache 7/1928) Josten (CDU/CSU) 6823 C Esters (SPD) 6824 B Picard (CDU/CSU) 6824 D Dr. Holtz (SPD) 6825 C Dr. Todenhöfer (CDU/CSU) . . . . 6826 D Hoppe (FDP) 6828 B Dr. Eppler, Bundesminister (BMZ) . 6826 D, 6829 A Leicht (CDU/CSU) 6830 B Moersch, Parl. Staatssekretär (AA) 6830 C, 6831 C Dr. Althammer (CDU/CSU) . . . . 6831 C Einzelplan 25 Geschäftsbereich des Bundesministers für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau (Drucksache 7/1929) Simpfendörfer (SPD) . . . . . 6832 A Kleinert (FDP) 6833 B Niegel (CDU/CSU) 6833 D, 6834 A Wehner (SPD) . 6833 D Leicht (CDU/CSU) 6834 B Frau Funcke, Vizepräsident . . . 6834 C Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 102. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 21. Mai 1974 III Einzelplan 27 Geschäftsbereich des Bundesministers für innerdeutsche Beziehungen (Drucksache 7/1930) Dr. Dübber (SPD) 6834 D Wohlrabe (CDU/CSU) 6835 C Einzelplan 30 Geschäftsbereich des Bundesministers für Forschung und Technologie (Drucksache 7/1931) Dr. Stavenhagen (CDU/CSU) . . . 6836 B Dr. von Bülow (SPD) . . . . . . 6837 C Frau Funcke, Vizepräsident (Erteilung eines Ordnungsrufs) . . 6839 A Dr. Althammer (CDU/CSU) . . . . 6839 B Einzelplan 31 Geschäftsbereich des Bundesministers für Bildung und Wissenschaft (Drucksachen 7/1932, 7/2056) . . . . 6839 B Einzelplan 33 Versorgung (Drucksache 7/1934) 6839 C Einzelplan 35 Verteidigungslasten im Zusammenhang mit dem Aufenthalt ausländischer Streitkräfte (Drucksache 7/1935) 6839 C Nächste Sitzung 6839 D Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten . 6841* A Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 102. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 21. Mai 1974 6683 102. Sitzung Bonn, den 21. Mai 1974 Stenographischer Bericht Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage Liste der entschuldigten Abgeordneten Abgeordnete (r) entschuldigt bis einschließlich Adams * 21.5. Dr. Aigner * 22. 5. Dr. Artzinger * 22. 5. Bahr 22. 5. Batz 22. 5. Dr. Becher (Pullach) 22.5. Behrendt * 21. 5. Blumenfeld 21. 5. Brandt 6. 6. Fellermaier * 21. 5. Ferrang 22. 5. Flämig " 21.5. Dr. Freiwald 22. 5. Gerlach (Emsland) * 21.5. Gewandt 19. 6. Dr. Gölter *** 22. 5. Dr. Gradl 10. 6. Dr. Haenschke 31. 5. Härzschel * 23. 5. Handlos 22. 5. Jäger (Wangen) 1. 6. Dr. Jahn (Braunschweig) * 22. 5. Kahn-Ackermann *1* 21. 5. Dr. Klepsch *** 22. 5. * Für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments *** Für die Teilnahme an Sitzungen der Versammlung der Westeuropäischen Union Anlage zum Stenographischen Bericht Abgeordnete (r) entschuldigt bis einschließlich Freiherr von Kühlmann-Stumm 22. 5. Lagershausen 22.5. Lampersbach 22.5. Lange * 21.5. Lemmrich *** 22.5. Lenzer *** 22. 5. Dr. Lohmar 22. 6. Lücker * 26.5. Memmel * 22. 5. Dr. Mende *** 21. 5. Müller (Mülheim) * 21. 5. Dr. Müller (München) *** 21. 5. Mursch (Soltau-Harburg) * 22. 5. Frau Dr. Orth * 21. 5. Pawelczyk *** 22. 5. Dr. Probst 22.5. Richter *** 22. 5. Schlaga *** 22. 5. Schmidt (Kempten) *** 22. 5. Schröder (Wilhelminenhof) 22. 5. Dr. Schwencke *** 22. 5. Dr. Schwörer * 22.5. Seefeld * 21.5. Dr. Slotta 21. 5. Dr. Freiherr Spies von Büllesheim 24. 5. Springorum * 21. 5. Dr. Starke (Franken) 23. 5. Vogel (Ennepetal) 22. 5. Dr. Vohrer *** 21. 5. Walkhoff " 22.5. Frau Dr. Walz * 22. 5. Wienand 22. 5. Dr. Wörner 21.5. Zeyer 8. 6.
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    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: ()
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    Ja. Ich habe in den beiden Debatten, in denen wir darüber gesprochen haben — wir haben zweimal in



    Bundesminister Dr. Friderichs
    diesem Hause darüber diskutiert, und ich habe es beide Male begründet —,

    (Zuruf von der SPD: Da hat er nicht zugehört!)

    dargelegt, warum ich dieser Meinung bin. Ersparen Sie es bitte Ihren Kollegen, daß ich es heute ein drittes Mal tue.

    (Zustimmung bei Abgeordneten der Regierungsparteien. — Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU.)

    Aber ich bin selbstverständlich bereit, damit Ihre Wißbegierde befriedigt wird, Ihnen dies auch schriftlich zu geben; das wird morgen geschehen.
    Herr Abgeordneter Katzer hat geglaubt sagen zu müssen, er bekenne sich zur Tarifautonomie, und Versuche zur Einschränkung der Tarifautonomie hätten nur ein einziges Mal stattgefunden, nämlich durch die FDP; ich glaube, das habe ich richtig verstanden. Er hat aber den Mut gehabt — und dazu gehört wirklich ein bißchen Mut —, im gleichen Augenblick eine große Eloge zu singen auf seinen Fraktionskollegen Professor Erhard und auf seine Engagements für die Marktwirtschaft. Nun, dafür hätte ich bis vor wenigen Tagen Verständnis gehabt. Seit wenigen Tagen habe ich dieses Verständnis nicht mehr. Warum?

    (Abg. Stücklen: Na, na!)

    — Sie können „na, na" sagen! Mir liegt ein Gutachten, unterschrieben von Herrn Professor Erhard vor, in dem dieser sich schlicht und einfach dafür ausspricht, die Tarifautonomie maßgeblich einzuschränken;

    (Abg. Wehner: Hört! Hört!)

    ein Gutachten, das die Indexierung befürwortet, ein Gutachten, das den § 3 des Währungsgesetzes außer Kraft setzen,

    (Abg. Wehner: Hört! Hört!)

    das die Autonomie der Bundesbank in maßgeblichen Bereichen antasten will, ein Gutachten, das uns eine Parallelwährung, nämlich eine Indexwährung bescheren soll.

    (Abg. Wehner: Hört! Hört!)

    Meine Damen und Herren, wenn Sie hier ausweichen und alle möglichen Länder heranziehen, um aus Ihrer Sicht der Regierung am Zeuge zu flicken, dann müssen Sie mir erlauben, daß ich mich mit diesem Problem der Indexierung, insbesondere nachdem Ihre Fraktion durch ein maßgebliches Mitglied es gezeichnet hat, auseinandersetze. Wir werden in den nächsten Monaten noch häufiger über diese Frage zu sprechen haben. Ich würde es sehr bedauern, wenn nicht alle Fraktionen dieses Hauses eine klare Meinung dazu hätten. Die Bundesregierung hat ihre Auffassung dazu in der Regierungserklärung unmißverständlich in einem einzigen Satz zusammengefaßt.

    (Abg. Wehner: Sehr gut!) Sie haben dazu kein Wort gesagt.


    (Beifall bei der FDP und bei Abgeordneten der SPD.)

    Also muß ich davon ausgehen, daß Sie das wollen, was schriftlich vorliegt. Sie sind also jetzt für die Indexierung, Sie sind also jetzt für die Eingrenzung der Autonomie der Notenbank. Davon muß ich ja wohl ausgehen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Widerspruch bei der CDU/CSU. — Zurufe von der CDU/CSU: Unglaublich! — Welche Methoden! — Ist das Ihre Fairneß?)

    — Ich habe mir gleich gedacht, daß Sie hier lauthals widersprechen würden. Ich will jetzt das Mitglied Ihrer Fraktion ganz außer Betracht lassen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das ist auch besser! — Abg. Breidbach: Der billige Jacob als Wirtschaftsminister!)

    Der Vorsitzende des CDU-Bundesausschusses für Wirtschaftspolitik, mein bisheriger — bis vor kurzem — saarländischer Kollege Schäfer, weiß Gott ein intelligenter Wirtschaftspolitiker, ist exakt derselben Meinung. Und Sie dürfen es mir doch nicht übel nehmen, daß ich zitiere, wenn zwei so hochrangige, renommierte Vertreter Ihrer Partei schlicht und einfach sagen — das ist doch nicht unanständig, dieser Meinung zu sein; man kann doch wohl mal anderer Auffassung sein —, sie seien nunmehr dieser Auffassung. Deswegen erlauben Sie dem Wirtschaftsminister dieser Regierung zu sagen, daß er anderer Auffassung ist und mit ihm die von ihm mitgetragene Regierung. Wir sind nämlich der Auffassung, daß wir den ökonomischen Problemen mit einer Indexierung nicht gerecht werden.

    (Abg. Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller: Sehr richtig!)

    Ich bin der Meinung, daß die Autonomie der Notenbank mit ihrer im Prinzip kostenorientierten Politik, die natürlich dann auch in die Mengenpolitik hereingeht, besser ist als die in diesen Unterlagen vorgeschlagenen Mengensteuerungen, die sehr nahe an die auch von Ihnen seinerzeit noch abgelehnte Kreditplafondierung herangehen.
    Das sind doch Fragen, über die wir hier einmal sprechen müssen. Oder wollen wir hier eigentlich nur noch über den „Fall G" und ähnliche Geschichten reden, die hinreichend breitgetreten sind? Deswegen frage ich Sie: Wofür sind Sie nun eigentlich? Denn wenn Sie Angebote machen, Herr Professor Carstens, Sie seien bereit zu einer Kooperation zur Rückgewinnung von mehr Stabilität, dann sagen Sie uns bitte, ob Sie dies auf dieser Basis sind — nämlich Indexierung, Notenbank antasten etc. — oder ob Sie das auf einer anderen Basis sind. Das müssen Sie einmal klipp und klar hier aussprechen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Und wenn Sie das eine aussprechen, sage ich Ihnen nein. Wir sind sehr wohl zu einer solchen Zusammenarbeit bereit. Aber wir müssen dann auch wissen, was Sie in Wahrheit wollen.
    Lassen Sie mich noch eine wertende Bemerkung dazu machen. Ich möchte nicht wissen, was Sie hieran — ich drücke mich vorsichtig aus — Bemerkungen gemacht hätten, um die „unsicheren



    Bundesminister Dr. Friderichs
    Kantonisten" in Richtung Marktwirtschaft in den Koalitionsparteien zu charakterisieren, wenn auch nur ein einziger von uns in dieser prägnanten Form an die Autonomie der Bundesbank herangegangen wäre, wie Sie dies tun.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Das ist das, was Herr Strauß als „Doppelzüngigkeit" zu bezeichnen pflegt.

    (Abg. Gallus: Die Opposition darf das alles! — Abg. Stücklen: Auch eine starke Vereinfachung!)

    So geht es doch wohl nicht. Wenn früher der eine oder andere von uns auch nur gesagt hat „Wir müssen uns mit der Frage der Indexierung auseinandersetzen, weil es eine weltweite Diskussion darüber gibt" — dies hat der leider viel zu früh verstorbene Kollege Klaus Dieter Arndt getan —, sind Sie sofort eingestiegen: Aha, doch keine richtigen Marktwirtschaftler!
    Das ist doch dann die Diktion, globale Verunglimpfung,

    (Abg. Breidbach: Haben Sie das nötig?)

    obwohl Sie sich in den Detailpositionen viel weiter von der Konzeption entfernt haben als irgendein anderer in diesem Hause.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Nichts, überhaupt nichts haben Sie dazu gesagt, wie sich denn z. B. dieses Konzept im Jahre 1974 ausnähme. Dann legen Sie es doch mal vor, dann rechnen Sie doch gefälligst einmal!

    (Abg. Breidbach: Wie sind denn Ihre Prozente?)

    Dann werden Sie nämlich zu dem Ergebnis kommen, daß bei Anwendung dieses Konzepts die Lohnzuwächse im Jahre 1974 nicht geringer gewesen wären. Sie hätten aber mit dieser Indexautomatik nach meiner Überzeugung — Sie mögen ja anderer Meinung sein — in unser System eine Automatik eingebaut, die explosionsartigen Charakter bekommen hätte.
    Lassen Sie mich noch etwas zu einem letzten Punkt sagen. Herr Dr. Barzel hat eine Passage aus der Regierungserklärung aufgegriffen, in welcher der Bundeskanzler gesagt hatte — ich zitiere wörtlich:
    Um die Zunahme der Beschäftigtenzahl bereinigt stieg die Lohnquote von 1969 bis 1973 von 61 auf gut 63 %.
    Auf die Verlesung des weiteren Zitats verzichte ich.
    Herr Dr. Barzel sagte gestern, das sei die automatische Folge der Marktwirtschaft. Ich gehe auf diesen Punkt nicht ein, um hier rechthaberisch aufzutreten, sondern aus einem ganz anderen Grund, nämlich weil wir hier offensichtlich aneinander vorbei gesprochen haben. Diese Frage erscheint mir aber so wichtig, daß sie hier angeschnitten werden sollte.
    Es geht nicht um diese Frage, sondern es ging um die Frage, wie sich die bereinigte Lohnquote entwickelt habe. Diese bereinigte Lohnquote, Herr Dr. Barzel, hat sich eben in der Tat in den Jahren 1960 bis 1970 — ich nehme nur diesen Zeitraum — praktisch nicht verändert. Das ist übrigens zwischen den wissenschaftlichen Forschungsinstituten unbestritten; wir haben diese Zahlen in der Konzertierten Aktion vorgelegt. Diese Quote schwankte zwischen 60,6 % im Jahre 1960 und 61,7 % im Jahre 1970. Sie fiel mal ein bißchen ab, sie stieg mal ein bißchen an; sie hat sich praktisch nicht verändert. Sie stieg dann seit 1971 an über 62,9 % auf 63 % und nochmals 63 %. Dies ist deswegen wichtig, weil sich hier gezeigt hat, daß zum ersten Mal seit über zehn Jahren in dem Verteilungskampf eine reale Veränderung der bereinigten Lohnquote stattgefunden hat. Dies hat der Bundeskanzler sagen wollen.
    In der gleichen Zeit sind notabene — wie könnte es anders sein? — die Einkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen — wiederum bereinigt — zurückgegangen. Das hat eine Reihe von Ursachen, auf die ich im einzelnen nicht eingehen möchte.
    Der Bundeskanzler hat zu dieser Entwicklung der bereinigten Lohnquote gesagt: Dies war gut, dies haben wir gewollt. Dies war eben nicht eine automatische Folge, Herr Dr. Barzel! Allein im Jahre 1973 lag eine der Ursachen in den Daten, die am 9. Mai gesetzt worden sind. Ohne Stabilitätsabgabe und ohne Investitionsteuer wäre dies nämlich nicht das Ergebnis gewesen. Ohne diese beiden Belastungen der Einkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen hätte sich nämlich eine andere Kurvenentwicklung ergeben, von der wir im Mai befürchtet haben, sie habe einen hohen Nachholbedarf an der Jahreswende 1973/74 produziert, der dann allerdings schwierig zu befriedigen gewesen wäre.
    Aber auch darauf will ich nicht hinaus, sondern auf folgendes — und dies scheint mir wichtig zu sein —: Der Bundeskanzler hat dazu gesagt: Dies kann nicht immer so weitergehen. Und er hat in diesen Zusammenhang das Problem der Finanzierung der Wachstumsinvestitionen gebracht.
    Unter Bezugnahme auf die Bemerkungen zur Arbeitslosenquote, über die ich zahlenmäßig gar nichts zu sagen habe — die ist bekannt, und es ist völlig unsinnig, so etwas zu bestreiten; die ist so --, möchte ich folgendes hinzufügen: In der Tat bin ich der Auffassung, daß sich eine Fülle ökonomischer, struktureller Probleme anders stellt als in den Jahren 1949 bis etwa 1930/31. Die explosionsartige Zunahme der Kosten für Rohstoffe einschließlich Mineralöl und der Gesamtkostenstandard der Wirtschaft haben dazu geführt, daß wir in einem relativ kurzen Zeitraum eine Arbeitsteilung in der gewerblichen Wirtschaft der Welt bekommen, wie wir sie uns bisher nicht — oder jedenfalls nicht alle — vorgestellt haben. Das bedeutet, daß Produktionen aus dem Inland ins Ausland verlagert werden, und das bedeutet, daß hohe Kasten für Umstellungsinvestitionen zugunsten arbeitssparender Investitionen in der Bundesrepublik zusätzlich zu den Kosten für Investitionen aufgebracht werden müssen, die erforderlich sind, um energiesparende Produktionen durchzuführen.



    Bundesminister Dr. Friderichs
    Es ist doch kein Zufall, daß im Jahre 1973 zum erstenmal seit Bestehen der Bundesrepublik in einem Boom die Arbeitslosenziffern gestiegen sind — in einem Boom! Das zeigt — und deswegen reden wir in den zwei Tagen an den Problemen vorbei —, daß in Wahrheit das Problem hoher Beschäftigungsstand, das früher primär ein konjunkturelles Problem war und daher auch mit Konjunktursteuerung, Prozeßsteuerung im wesentlichen gelöst wurde, sich zunehmend zu einem strukturellen Beschäftigungsproblem verändert hat.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Deswegen müssen wir auch andere Mechanismen einsetzen, um diese Probleme zu lösen.
    Deshalb geht natürlich auch das Gerede über Konjunktur- und Beschäftigungsprobleme an der eigentlichen Zukunftsaufgabe vorbei. Ich finde das in dieser Debatte zu Beginn einer neuen Regierung traurig. Vielleicht beschäftigen Sie sich deswegen nicht so intensiv damit, weil Sie wohl der Überzeugung sind, das sei eine Übergangsregierung. Das habe ich soeben gehört. Nun, die Osterreicher sagen: Nichts hält länger als ein Provisorium! Auch ich bin davon überzeugt, daß dieser Satz richtig ist.

    (Heiterkeit und Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Aber selbst wenn Sie recht hätten, hätten Sie doch allen Anlaß, sich auch mit Zukunftsfragen zu beschäftigen und nicht wiederum von der Hand in den Mund zu leben und die Ereignisse des Frühjahrs 1974 als die absoluten zu nehmen. Sie sollten sehen, daß in Wahrheit die Umstrukturierung unserer Volkswirtschaft, die wir ohnehin hätten vornehmen müssen, durch die veränderten weltwirtschaftlichen Bedingungen der letzten sechs Monate einen besonderen Akzent bekommen hat und — das gebe ich zu — dadurch unendlich schwieriger geworden ist. Das entschuldigt keine Regierung, wenn sie damit nicht fertig wind; aber sie muß wenigstens eine Konzeption dafür haben, und die hat sie.
    Sie müssen bereit sein, in diesen Dialog einzusteigen, wenn Sie sagen, Sie seien kooperationsbereit, und dürfen sich nicht an vordergründigen Kurzarbeiterzahlen aufhalten. Sie wissen doch genauso gut wie wir, daß allein die Automobilindustrie den größten Teil der Kurzarbeiterzahlen stellt. Auch wissen Sie genauso gut wie wir, ,daß absehbar war, daß irgendwann einmal ein solches Maß an Marktsättigung erreicht sein werde, daß normale konjunkturelle Aufschwung- und Abschwungkurven stärker durchschlagen als in der Vergangenheit. Ich will auch hier nicht schwarzmalen. Ich bin überzeugt davon, daß die deutsche Automobilindustrie mit den Problemen fertig wird. Sie hat die Notwendigkeit der weltweiten Arbeitsteilung von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich früh erkannt. Das größte Unternehmen hat diese Notwendigkeit jetzt sicher auch erkannt.
    Herr Kollege Dr. Strauß, ich darf mir nur noch eine Bemerkung zu Ihnen erlauben. Ihre polemische Bemerkung, das Bundeskartellamt dieser Regierung befasse sich zwar mit VW, aber nicht mit der Bundespost, kann ich nur mit zwei Hinweisen beantworten: Erstens. In der Sache pflege ich diesem Amt keine Weisungen zu geben, weil es eine selbständige Behörde ist. Vielleicht haben wir auch hier ein unterschiedliches Verständnis von Marktwirtschaft.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Zweitens. Die Tatsache, daß sich das Bundeskartellamt der Preispolitik der Bundespost nicht annimmt, beruht darauf, daß das Gesetz ihm das verbietet. Ich habe nicht die Absicht, gesetzeswidrige Weisungen zu geben, selbst wenn ich es könnte.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Abg. Stücklen: Das haben Sie ja selber beschlossen!)

    Lassen Sie mich zum Abschluß sagen: Wenn Sie sich nicht bereit finden, meine Damen und Herren, von der Diskussion unserer Ordnung her in die Strukturpolitik einzusteigen, und zwar in einer anderen Form, als es der Vorsitzende Ihrer Fraktion gestern hier versucht hat, nämlich in einer Form, bei der wir wissen müssen, welche Strukturen wir in diesem Lande aufrechterhalten wollen, welche wir welcher Veränderung bewußt zuführen wollen, dann, sage ich Ihnen, tragen Sie jedenfalls keine Verantwortung dafür, daß auch 1980 — denn in so langfristigen Prozessen vollziehen sich derartige Wandlungen — in diesem Lande ein qualitativ hohes Niveau an Arbeitsplätzen in Arbeitsteilung mit anderen Ländern dieser Erde vorhanden ist.
    Ich empfinde es geradezu als merkwürdig, daß Sie, wenn dieser Strukturwandlungsprozeß gesehen, bewußt gesteuert und versucht wird, ihn so friktionslos wie möglich zu machen, wobei die Ereignisse in Italien die Lage nicht erleichtert haben, auf der anderen Seite jede Gelegenheit benutzen, um in den Regionen, in denen Betriebe sitzen, die von diesem Wandel besonders betroffen werden, eine so bewußt durchgeführte Strukturpolitik schlicht und einfach zu verteufeln. Meine Damen und Herren, dann dürfen Sie sich nicht wundern, wenn immer mehr Leute auf die Idee kommen, daß Ihnen an einem bestimmten Quentchen Angst vielleicht doch gelegen sein könnte.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Denn der frühere Bundesgeschäftsführer einer politischen Partei weiß, wo mitunter die Wahlmotivationen zu suchen sind.
    Nehmen Sie die Verantwortung, die Sie für 1980 tragen, etwas ernster als die Opportunitäten des Frühjahrs 1974!

    (Lebhafter Beifall bei den Regierungsparteien. — Zurufe von der CDU/CSU.)



Rede von Kai-Uwe von Hassel
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Dr. Ehrenberg.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Herbert Ehrenberg


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wenn ich die wohltuend sachlichen, präzisen Ausführungen des Bundeswirtschaftsministers den Beiträgen der Herren von der Opposition, die wir gestern und heute gehört haben,



    Dr. Ehrenberg
    gegenüberstelle, muß ich auf den Schlußsatz zurückkommen, den mein Kollege Graf Lambsdorff gestern abend in einer Wertung des Beitrags des Führers der Opposition formuliert hat, indem er — Winston Churchill zitierend — sagte: „A good man on the wrong place." Wenn ich das rekapituliere, was von den Oppositionssprechern vorgebracht wurde, so muß ich dieses Wort, bezogen auf die gesamte CDU/CSU, umkehren und hier feststellen: Die CDU/ CSU sitzt auf dem richtigen Platz, nämlich auf dem Platz der Opposition.

    (Beifall bei der SPD.)

    Sie hat sachliche Alternativen in den Diskussionsbeiträgen von gestern nachmittag 15 Uhr bis heute kurz vor 13 Uhr nicht gebracht. Sie ist nicht bereit, Fakten anzuhören, sondern geht an den Fakten, den Realitäten dieser Wirtschaft vorbei. Da sie auch einen Kanzlerkandidaten immer noch nicht zu bieten hat, bleibt der richtige Platz für sie der der Opposition.

    (Abg. van Delden: Du lieber Gott!)

    Wenn ich das, was der Herr Bundeswirtschaftsminister jetzt gesagt hat, richtig interpretiere, wird sie auf diesem Platz auch noch sehr lange bleiben und dort dann vielleicht auch Opposition lernen; denn so kann man mit einer Regierungserklärung, wenn man Faktenkritik treiben und sich nicht in verbalen Appellen erschöpfen will, sicherlich nicht umgehen.
    Lassen Sie mich einige der Gemeinsamkeiten der verschiedenen Oppositionsredner, die ja merkwürdig groß waren — nicht groß in den Fakten, aber groß in der übereinstimmenden nicht zutreffenden Kritik —, herausholen. Herr Strauß hat hier in einer nicht näher definierten und auch nur bei einem Hauch ökonomischer Kenntnis nicht vertretbaren Weise davon gesprochen, daß die, wie er es nannte, Importkomponente der Inflationsraten letzten Endes durch uns selbst hervorgerufen würde. Genau diese unpräzise und ökonomisch nicht beweisbare Aussage findet sich auch, von Herrn Carstens gemacht, im „Deutschland-Uniondienst" vom 22. April 1974,

    (Abg. van Delden: Aber Sie können es auch nicht widerlegen, Herr Ehrenberg!)

    — die Widerlegung kommt, Herr van Delden, nur nicht so eilig — wo er behauptet,

    (Zuruf des Abg. Reddemann)

    daß die Bundesrepublik die Inflation in ihre Außenhandelspartnerländer exportiere. Verehrter Herr Carstens, ich wäre außerordentlich dankbar — und vielleicht kann Herr Strauß auch dazu beitragen, denn er hat es ja mit anderen Worten wiederholt —, wenn mir dieses Geheimnis verraten würde, wie die Volkswirtschaft mit den niedrigsten Preis- und damit auch mit den niedrigsten Kostensteigerungsraten im Vergleich zu all ihren Handelspartnern auf Grund dieses niedrigsten Niveaus Inflation in jene Länder mit höheren Preis- und Kostensteigerungsraten exportieren soll. Wie das ökonomisch vor sich gehen soll, hätte ich gern einmal von einem der Herren der Opposition erklärt bekommen.
    Dieses Hinweggehen über ökonomische Fakten kennzeichnet eine Vielzahl von Beiträgen, und es ist hier allen Ernstes die Frage zu stellen, ob dieses Hinweggehen über Fakten wirklich nur ökonomischer Unkenntnis entspringt oder ob es sich hier um das handelt, was Franz Josef Strauß in Beantwortung eines Zwischenrufs meines Kollegen von Bülow als „bodenlose Leichtfertigkeit" bezeichnet hat. Ich neige dazu, diese Art der Diskussion eher mit bodenloser Leichtfertigkeit zu bezeichnen.
    Man muß auch noch einmal darauf zurückkommen, was Herr Carstens gestern abschließend zur Regierungserklärung gesagt hat. Herr Carstens hat dort von der tiefen Verunsicherung und davon gesprochen, daß die Bundesregierung unser Land in eine Krise geführt hätte. Daran schließt sich der Satz an, verehrter Herr Kollege Carstens, den ich noch einmal wiederholen darf: „Wir werden darauf drängen, daß die deutsche Politik wieder zu Nüchternheit und Augenmaß, zu Solidität und Stabilität zurückkehrt."

    (Abg. van Delden: Aha!)

    — Ich habe mir dann die Mühe gemacht, Herr van Delden, nicht nur vom Zuhören her, das Manuskript von Herrn Carstens durchzugehen, das hinterher verteilt wurde, und dieses auf jene Maßstäbe der Nüchternheit, des Augenmaßes und der Solidität durchzuforsten. Es blieb leider kein Abschnitt übrig, auf den man diese hohen und, wie ich glaube, richtigen Wertmaßstäbe hätten anwenden können.
    Der Bundeswirtschaftsminister hat schon im Detail in einem Punkt, der weder Solidität noch Augenmaß noch Nüchternheit bewiesen hat, hier den Hinweis auf frühere Preissteigerungsraten widerlegt. Diesen Punkt kann man sicher dem Fraktionsvorsitzenden nicht übelnehmen. Aber, Herr Carstens, Sie sollten sich doch von Ihren Referenten diese Statistiken einmal vorlegen lassen, damit Sie in Zukunft nicht mehr solche Behauptungen in die Welt stellen.
    Es gibt einen weiteren Punkt darin, der hier einfach um der Redlichkeit willen angesprochen werden muß, nämlich den, wo Sie mit drastischen Bezeichnungen darauf hinweisen, daß die bäuerlichen Betriebe in einem Existenzkampf stehen -- und dann kommt ein Halbsatz aus Ihrer Rede — „wie zu keiner Zeit der von der CDU/CSU getragenen Bundesregierungen". Ich richte auch hier die herzliche Bitte an den Fraktionsvorsitzenden der CDU/CSU, sich einmal die Agrarberichte 1973 und 1974 vorlegen zu lassen, wo Einkommensteigerungen für die Landwirtschaft in einer Höhe von einmal 35 % und einmal 22 % verzeichnet sind. Auch der Planungsstab der CDU hat ja wohl nie behauptet, daß in der Landwirtschaft Kostensteigerungen in dieser Größenordnung eingetreten wären.
    Wäre es möglich, hier mit der Opposition tatsächlich zu etwas mehr Nüchternheit, zu etwas mehr Augenmaß und Solidität zu kommen, dann wäre es auch um die ökonomische Diskussion in diesem Lande besser bestellt.
    Die Kollegen Franz Josef Strauß, Carstens und Barzel haben trotz des erdrückenden statistischen Materials über den Einfluß der Weltpreissteige-



    Dr. Ehrenberg
    rungsraten auf die deutsche Situation immer wieder das alte Stichwort von der hausgemachten Inflation gebracht, allerdings ohne den Nachweis zu führen, woher die angeblich hausgemachte Inflation kommt.

    (Abg. Dr. Barzel: Das hat Herr Klasen zuerst gesagt )

    Wie verhält es sich nun mit dem Kooperationsangebot, von seiten der Opposition tatsächlich zu konkreter Stabilitätspolitik beizutragen? Ich erinnere — darauf hat hier auch eben der Bundeswirtschaftsminister verwiesen — an das massive Stabilitätsprogramm, das die Bundesregierung eingeleitet und mit Erfolg durchgeführt hat. Herr Barzel und Herr Carstens, vor dem Hintergrund dieses Programms wird bei den Haushaltsberatungen heute nachmittag und morgen Gelegenheit gegeben sein, Ihre Kooperationsbereitschaft zu beweisen. Ich bin gespannt darauf, wieviel Ihrer haushaltsaufblähenden Anträge Sie nach diesem Angebot morgen nun nicht stellen werden. Wir werden es erleben.

    (Beifall bei der SPD.)

    Der Uhrzeiger geht auf die Mittagszeit zu. Darum ist es nötig —

    (Abg. Dr. Carstens [Fehmarn] : Das ist die erste richtige Feststellung, die Sie getroffen haben! — Heiterkeit bei der CDU/CSU.)

    — Herr Carstens, soll ich Ihre Nüchternheit, Ihr Augenmaß, Ihre Solidität noch länger strapazieren? Das würde ich Ihnen ungern antun. Aber ich könnte es, wenn Sie Wert darauf legen.

    (Abg. Dr. Barzel: Versuchen Sie es einmal!)

    — Herr Barzel, Ihnen muß ich doch auch noch ein wenig Zeit widmen können. Wir können doch nicht alles Herrn Carstens überlassen.
    Ich glaube, daß es notwendig und nützlich ist, hier auf zwei Fakten hinzuweisen. Zum einen haben Sie, Herr Barzel, sich gestern doch recht intensiv damit beschäftigt, in dieser Regierungserklärung geistige Aussagen zu vermissen. Sie haben dabei auch auf den französischen Wahlkampf hingewiesen. Da Sie — wie wir alle — den französischen Wahlkampf sicher sehr aufmerksam verfolgt haben, ist es doch auch zu Ihrer Kenntnis gelangt — vielleicht hätten Sie es hier sogar sagen können —, mit welcher Intensität beide Spitzenkandidaten für das höchste Staatsamt in Frankreich auf deutsche wirtschaftspolitische Erfolge hingewiesen haben. Sie haben sich gegenseitig sogar beschuldigt, nicht genug dem Vorbild der deutschen Wirtschaftspolitik zu folgen. Sie haben versprochen, nach gewonnenem Wahlkampf in Frankreich nach dem Muster der deutschen Wirtschaftspolitik Stabilitätspolitik zu betreiben.

    (Beifall bei der SPD.)

    Dies ist ein Faktum, das man in der Bundesrepublik allein deshalb zur Kenntnis nehmen muß, weil es zu guten Hoffnungen berechtigt, in der neuen Ara in Frankreich dann auch in Europa wieder zu mehr gemeinsamer Wirtschaftspolitik zu kommen, für die die deutsche Wirtschaftspolitik nun wirklich ein gutes Beispiel bietet.
    Ich kann es Ihnen auch nicht ersparen, noch ein wenig darauf hinzuweisen — ich weiß, daß Sie das ungern hören —, um wieviel anders als hier von der Opposition die wirtschaftliche Lage in der Bundesrepublik draußen von anderen Leuten beurteilt wird. Das „Handelsblatt", das sicher nicht im Verdacht steht, eine sozialdemokratische Zeitung zu sein, hat am 14. Mai 1974, also schon nach dem Regierungswechsel hier, eine Umfrage bei den Chefs der hundert größten amerikanischen Unternehmen und Banken durchgeführt und nach den wirtschaftlichen Aussichten der Bundesrepublik gefragt. Mit Erlaubnis des Herrn Präsidenten zitiere ich die Aussage von Herrn Gerstenberg, Chairman von General Motors, wörtlich:
    Das Beispiel des letzten Jahres, wo die Inflationsrate in Westdeutschland im Vergleich zu den anderen bedeutenden Exportnationen in erstaunlichem Maße niedriggehalten werden konnte, zeigt, daß wir weiterhin auf die Bundesrepublik setzen können.
    Und der frühere amerikanische Finanzminister, Herr Fowler, sagt:
    Auch Wallstreet bleibt von der westdeutschen Stabilitätspolitik beeindruckt.
    Daß das nicht nur leere Worte sind, können Sie in einer Zeitschrift nachlesen, die wiederum nicht in Verdacht steht, den Sozialdemokraten nahezustehen, nämlich der „Wirtschaftswoche", wo in der vergangenen Woche nüchtern gemeldet wurde, daß ausgerechnet 1973 die ausländischen Direktinvestitionen in der Bundesrepublik den Rekordstand von 6,1 Milliarden DM erreicht haben. Und es heißt dann in dieser Zeitschrift weiter:
    Ausländische Unternehmen investieren in der Bundesrepublik mehr als je zuvor trotz Mitbestimmung, Steuerreform und Kartellrechtsnovelle.
    Allein diese Tatsache, das Vertrauen, das potente ausländische Investoren in die Entwicklung der deutschen Wirtschaft haben, sollte doch vielleicht auch auf den Oppositionsbänken zum Nachdenken darüber anregen, ob Sie sich nicht einer objektiveren, einer realistischeren Betrachtungsweise der deutschen Wirtschaftssituation zuwenden wollen.

    (Abg. Carstens [Emstek] : Trotz der Arbeitslosen!)

    — Zu diesen Arbeitslosen hat der Bundeswirtschaftsminister genau das gesagt,

    (Abg. Carstens [Emstek] : Im Gegensatz zu Ihnen hat er das gesagt!)

    was notwendigerweise zu sagen war: daß es sich hier um strukturelle Erscheinungen handelt, nicht um konjunkturelle. Diese strukturellen Erscheinungen werden um so besser zu überwinden sein, je mehr wir das, was vor Weihnachten 1973 eingeleitet worden ist, nämlich das konjunkturpolitische Instrumentarium zu differenzieren und zu regionalisieren, fortsetzen.
    Nicht ohne Grund steht in der Regierungserklärung ausdrücklich ein Kapitel, das die Überschrift



    Dr. Ehrenberg
    trägt: „Modernisierung der Wirtschaft". Diese Modernisierung der Wirtschaft, die notwendig ist, um zu einer technisch intelligenteren, kapitalintensiveren und damit mehr in die arbeitsteilige Welt passenden Produktion zu kommen, wird in den nächsten Jahren zu Recht das Hauptaugenmerk der Wirtschaftspolitik erfordern. Dazu wird es notwendig sein, die Strukturpolitik sehr viel mehr als bisher in den Mittelpunkt der Wirtschaftspolitik zu rücken.
    Aber die Regierungserklärung sagt auch sehr deutlich und meiner Meinung nach zu Recht, daß diese marktwirtschaftlich, aber sozial gebundene Wirtschaftsordnung, wie wir sie in der Bundesrepublik haben und in der wir in den letzten Jahren den Grad der Sozialbindung ständig verbessert haben, die leistungsfähigste aller Wirtschaftsordnungen ist. Es wird sehr darauf ankommen — die Regierungserklärung bietet genügend Ansätze dazu —, daß die marktwirtschaftliche, aber sozialgebundene Wirtschaftsordnung unter Verbesserung der staatlichen Datengesetzgebung, unter einem enger gezogenen Datenkranz und unter der schrittweisen Ausweitung der Sozialbindung — dazu gehört auch die paritätische Mitbestimmung, dazu gehört auch die qualifizierte Berufsausbildung, dazu gehört eine lange Reihe von mehr Komponenten, die in betonter Nüchternheit in der Regierungserklärung angesprochen sind — noch mehr gefestigt wird.
    Vor der Schlußrunde der Debatte über diese Regierungserklärung, nach den Beiträgen der Opposition und dem, was von den Regierungsparteien und von der Regierungsbank her geleistet wurde, kann man abschließend nur feststellen: Diese ausbaufähige und leistungsfähige Wirtschaftsordnung wird in der Bundesrepublik zur Zeit nur von zwei Parteien vertreten. Die sozialliberale Koalition wird dazu beitragen, diese Wirtschaftsordnung weiter zu tragen. Von der Opposition wurde bisher — aber ich hoffe, Herr von Bismarck, das kommt noch; Sie haben sich ja noch zu Wort gemeldet — nichts dazu beigetragen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)