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ID0703200200

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    Deutscher Bundestag 32. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 16. Mai 1973 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung . . . . . 1725 A Dritte Verordnung über steuerliche Konjunkturmaßnahmen (Drucksache 7/546) 1725 B Wahl der Abg. Frau Benedix als Schrift- führer 1725 C Überweisung von Vorlagen an Ausschüsse 1725 C Amtliche Mitteilungen . . . . . . . 1725 D Bericht der Bundesregierung aus der Kabinettsitzung Scheel, Bundesminister (AA) . . . 1726 A, 1727 D, 1728 A, B, C, D, 1729 B, C, 1730 A, B, C, D Dr. Beermann (SPD) . . . . . . 1727 D Schröder (Lüneburg) (CDU/CSU) . . 1728 A Pawelczyk (SPD) . . . . . . . 1728 B Dr. Schulze-Vorberg (CDU/CSU) . . 1728 B Sieglerschmidt (SPD) . . . . . . 1728 C Brück (SPD) . . . . . . . . . 1729 B van Delden (CDU/CSU) . . . . 1729 C Wischnewski (SPD) 1729 D Dr. Waffenschmidt (CDU/CSU) . 1730 A Rosenthal (SPD) 1730 B Reuschenbach (SPD) . . . . . 1730 C Dr. Farthmann (SPD) 1730 D Fragestunde (Drucksache 7/555) Frage A 3 des Abg. Dr. Schneider (CDU/ CSU) : Entschädigungsleistungen der Gemeinden beim Übergang des Verfügungseigentums an Grund und Boden auf die kommunalen Selbstverwaltungskörperschaften Dr. Haack, Parl. Staatssekretär (BMBau) 1731 A, B, C Dr. Schneider (CDU/CSU) . . 1731 A, B Frage A 76 des Abg. Dr. Wernitz (SPD) : Eintritt in das Berufsgrundbildungsjahr und Übertritt in ein Ausbildungsverhältnis Zander, Parl. Staatssekretär (BMBW) 1731 D, 1732 B Dr. Wernitz (SPD) . . . . . . . 1732 A Frage A 9 des Abg. Seefeld (SPD) : Durchführung der bei Warenlieferungen der EG anfallenden Seetransporte Wittrock, Staatssekretär (BMV) 1732 B, C Seefeld (SPD) . . . . . . . . 1732 C II Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 32. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 16. Mai 1973 Frage A 10 des Abg. Waltemathe (SPD) : Konsequenzen aus der Kostennutzenanalyse zur Beurteilung von Investitionen im Fernverkehr der Deutschen Bundesbahn und im Luftverkehr der Bundesrepublik Deutschland für den Ausbau der Verkehrsflughäfen Wittrock, Staatssekretär (BMV) . 1732 D 1733 A, B Waltemathe (SPD) 1733 A Conradi (SPD) . . . . . . . 1733 B Fragen A 13 und 14 des Abg. Dr. Hirsch (FDP) : Förderung der Entwicklung lärmarmer Triebwerke und Einbeziehung des Kriteriums Fluglärm in die Bemessungsgrundsätze für Landegebühren Wittrock, Staatssekretär (BMV) . 1733 C, D, 1734 A, B, C, D, 1735 A Dr. Hirsch (FDP) . 1733 C, D, 1734 A, B, D Hoffie (FDP) 1735 A Frage A 15 des Abg. Dr. Kunz (Weiden) (CDU/CSU) : Kriterien für die Verteilung der Straßenbaumittel auf die einzelnen Bundesländer im Haushaltsjahr 1973 Wittrock, Staatssekretär (BMV) . . 1335 B, C, D, 1336 A, B, C, D, 1737 A Dr. Kunz (Weiden ) (CDU/CSU) . 1735 C, D Seefeld (SPD) . . . . . . . . 1736 A Dr. Jobst (CDU/CSU) 1736 B Wagner (Günzburg) (CDU/CSU) . . 1736 C Konrad (SPD) . . . . . . . . 1736 D Dr.-Ing. Oetting (SPD) 1737 A Fragen A 16 und 17 des Abg. Wagner (Günzburg) (CDU/CSU) : Konsequenzen der Bundesregierung aus dem Bericht der Sachverständigen-Kommission zur Flugsicherung — Herbeiführung einer effizienteren Arbeit der Flugleitstellen Wittrock, Staatssekretär (BMV) . 1737 B, C Wagner (Günzburg) (CDU/CSU) . . 1737 C Frage A 18 des Abg. Konrad (SPD) : Bedienung Schleswig-Holsteins durch die Deutsche Bundesbahn und Lage des Schienenverkehrs, insbesondere bezüglich der Elektrifizierung Wittrock, Staatssekretär (BMV) . . 1737 D, 1738 A, B Konrad (SPD) 1738 A, B Frage A 19 des Abg. Dr.-Ing. Oetting (SPD) : Gegenseitige Deckungsfähigkeit der Titel für den Neubau und den Ausbau der Bundesstraßen und der Bundesautobahnen Wittrock, Staatssekretär (BMV) . 1738 C, D Dr.-Ing. Oetting (SPD) 1738 C Frage A 22 des Abg. Geldner (FDP) : Vereinheitlichung der Postgebühren innerhalb der EWG Dr. Hauff, Parl. Staatssekretär (BMFT/BMP) 1739 A, B Geldner (FDP) 1739 B Frage A 61 des Abg. Bäuerle (SPD) : Konzentrationsprozeß in der Brauereiindustrie Grüner, Parl. Staatssekretär (BMW) 1739 C Frage A 62 des Abg. Dr. Jobst (CDU/ CSU) : Geschätzte Preissteigerungsrate zum Jahresende 1973 Grüner, Parl. Staatssekretär (BMW) 1739 D, 1740 A, B Dr. Jobst (CDU/CSU) . . . . . 1740 A, B Frage A 63 des Abg. Stahl (Kempen) (SPD) : Verbindliches Konzept der gemeinsamen Energieplanung auf europäischer Ebene Grüner, Parl. Staatssekretär (BMW) 1740 C, D, 1741 A Stahl (Kempen) (SPD) . . 1740 D, 1741 A Frage A 67 des Abg. Dr. Kunz (Weiden) (CDU/CSU) : Überschüsse auf dem Milchmarkt Ertl, Bundesminister (BML) 1741 B, C, D, 1742 A Dr. Kunz (Weiden) (CDU/CSU) . 1741 B, C Eigen (CDU/CSU) 1742 A Nächste Sitzung 1742 C Anlagen Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten . . 1743* A Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Hauff (BMFT/BMP) auf die Fragen A 133 Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 32. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 16. Mai 1973 III und 134 — Drucksache 7/511 — des Abg. Braun (CDU/CSU) betr. Auswirkungen der Erhöhung der Telefongrundgebühren auf ältere und körperbehinderte Personen 1743* C Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander (BMBW) auf die Frage B 68 — Drucksache 7/511 — des Abg. Dr. Evers (CDU/ CSU) betr. Leistungen der öffentlichen Hand für die Universitäten und für die Lehrlingsausbildung . . . . . . . . 1743* D Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 32. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 16. Mai 1973 1725 32. Sitzung Bonn, den 16. Mai 1973 Stenographischer Bericht Beginn: 14.00 Uhr
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    Berichtigung 28. Sitzung, Seite 1409 A, Zeile 22, ist statt „Millionen" zu lesen: „Milliarden". Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Adams * 16. 5. Dr. Ahrens ** 19. 5. Dr. Aigner 18. 5. Alber ** 19. 5. Amrehn ** 19. 5. Barche 26. 5. Dr. Dr. h. c. Birrenbach 26. 5. Blumenfeld ** 19. 5. Frau von Bothmer ** 19. 5. Büchner (Speyer) ** 19. 5. Dr. Carstens (Fehmarn) ** 19. 5. Dr. Corterier * 17. 5. Coppik 26. 5. Dr. Dregger ** 19. 5. Eckerland 26. 5. Dr. Enders ** 19. 5. Entrup 18.5. Frehsee * 18. 5. Dr. Geßner ** 19. 5. Dr. Gölter ** 19. 5. Dr. Holtz ** 19. 5. Kahn-Ackermann ** 19. 5. Dr. Kempfler *' 19. 5. Dr. Klepsch ** 19. 5. Dr. Kliesing ** 19. 5. Freiherr von Kühlmann-Stumm 24. 5. Lagershausen ** 19. 5. Lemmrich ** 19. 5. Lenzer ** 19. 5. Lücker * 19. 5. Marquardt ** 19. 5. Dr. Martin 26. 5. Memmel * 18. 5. Dr. Mende '* 19. 5. Dr. Müller (München) ** 19. 5. Mursch' 16.5. Frau Dr. Orth 26. 5. Pawelczyk ** 19. 5. Richter ** 19. 5. Rohde 25. 5. Scheu 16. 5. Schlaga ** 19. 5. Schmidt (Kempten) ** 19. 5. Schmidt (München) * 18. 5. Frau Schuchardt ** 19. 5. Schulte (Unna) 18. 5. Schwabe * 16. 5. Dr. Schwencke ** 19. 5. Sieglerschmidt ** 19. 5. Dr. Vohrer'* 19. 5. Wende 25. 5. Zoglmann 18. 5. * Für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments ** Für die Teilnahme an Sitzungen der Beratenden Versammlung des Europarates Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Hauff vom 11. Mai 1973 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Braun (CDU CDU) (Drucksache 7'511 Fragen A 133 und 134) : Ist die Bundesregierung mit mir der Meinung, daß von der Erhöhung der Telefongrundgebühren auf 26 DM ältere und körperbehinderte Personen in besonderer Weise betroffen werden? Beabsichtigt die Bundesregierung, sich dafür einzusetzen, daß dem Personenkreis, für den das Telefon eine lebensnotwendige Einrichtung ist, ermäßigte Sondertarife eingeräumt werden, bzw. dafür einzutreten, daß in besonders schwerwiegenden Fällen die Grundgebühren ganz erlassen werden? Der Bundesregierung sind die Auswirkungen von Gebührenerhöhungen im Fernsprechdienst auf ältere und körperbehinderte Personen bekannt. Sie betrachtet es daher auch als eine gesellschaftpolitische Aufgabe, durch entsprechende Maßnahmen den hilfsbedürftigen Mitbürgern die Anschaffung bzw. Unterhaltung eines Fernsprechanschlusses zu ermöglichen. Ein erster Schritt in dieser Richtung ist durch die Bestimmung des Bundessozialhilfegesetzes gemacht worden. Nach § 75 dieses Gesetzes können unter bestimmten Voraussetzungen aus den Mitteln der Altenhilfe schon heute die Kosten für einen beantragten oder bereits eingerichteten Fernsprechanschluß übernommen werden. Darüber hinaus sind einige Gemeinden dazu übergegangen, im Rahmen der Sozialfürsorge die Telefongebühren von Bedürftigen ganz oder teilweise zu übernehmen, soweit dies ihre finanzielle Situation gestattet. Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Zander vom 14. Mai 1973 auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Dr. Evers (CDU/CSU) (Drucksache 7/511 Frage B 68) : Kann die Bundesregierung mitteilen, wie hoch die Investitionskosten und die laufenden Kosten für einen Studienplatz an den deutschen Universitäten sind, und was demgegenüber an Belastungen der öffentlichen Hände für einen Ausbildungsplatz beruflicher Lehrlinge einmalig und laufend pro Jahr an Kosten entsteht? Die Ausgaben für die Universitäten werden zum größten Teil aus öffentlichen Mitteln finanizert. Sie umfassen nicht nur die Aufwendungen für die Lehre, sondern auch die für die Forschung. Die Aufwendungen für die Hochschulforschung machen mindestens 20 % der gesamten Universitätsausgaben aus. Im Bereich der Lehrlingsausbildung beschränken sich die die Leistungen der öffentlichen Hand vorwiegend auf die Finanzierung der Berufsschulen und auf finanzielle Maßnahmen der Bundesanstalt für Arbeit und verschiedener Bundesressorts im Rahmen der Förderung von Einrichtungen der beruflichen Bildung (Ausbildung, Fortbildung, Umschulung), wovon bei den letztgenannten Förderungsmaßnahmen auf die Ausbildung rd. zwei Drit- 1744* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 32. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 16. Mai 1973 tel entfallen. Über die Höhe der Ausgaben von Förderungen in den einzelnen Ländern liegen keine vollständigen Angaben vor. Bund, Länder und Gemeinden (Gemeindeverbände) haben nach vorläufigen Angaben der amtlichen Finanzstatistik im Jahre 1970 rd. 5,1 Mrd. DM Ausgaben für die Universitäten (ohne Hochschulkliniken, aber einschließlich Hochschulforschung) und rd. 1,4 Mrd. DM für die Auszubildenden in Berufsschulen und Förderungsmaßnahmen des Bundes für Einrichtungen der beruflichen Bildung ausgegeben. In den genannten Beträgen sind individuelle Förderungsmaßnahmen (wie z. B. Ausbildungsförderung, Ausbildungsbeihilfen usw.) nicht enthalten. Die genannten Ausgaben entpsrechen einem Satz von rd. 12 000,— DM je Student und einem Satz von rd. 900,— DM je Auszubildenden im Jahre 1970. Nach Investitionen und laufenden Ausgaben getrennt ergibt sich folgendes Bild für den diesbezüglichen öffentlichen Aufwand: Investitionen laufende Ausgaben je Kopf in DM Universitäten 4 000,— 8 000,- (ohne Kliniken) Berufschulen und Förderungsmaßnahmen des Bundes 180,— 720,— für Einrichtungen der beruflichen Bildung Eine für das gesamte Bundesgebiet gültige Umrechnung dieser Aufwendungen je Studienplatz (unter Abzug des Forschungsanteils) und je Ausbildungsplatz ist anhand der vorliegenden statistischen Ergebnisse nicht möglich. Eine solche Berechnung könnte auch nur unter mehr oder weniger fiktiven Annahmen angestellt werden, wobei erschwerend hinzukommt, daß die Zahl der Studien-und Ausbildungsplätze nicht immer mit den Zahlen der tatsächlich Studierenden und Auszubildenden übereinstimmt (Problem der Belegungsdichte).
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Walter Scheel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Frau Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich komme mit meinem Bericht, wie ich sehe, in eine Zeit erhöhter politischer Aktivität der Fraktionen des Bundestages, die sich allerdings, nach der Besetzung des Hauses zu urteilen, zum großen Teil außerhalb dieses Saales abzuspielen scheint; aber wir haben Verständnis dafür. Ich denke, daß Sie der Bericht dennoch interessieren wird.
    Wir haben uns heute in der Kabinettsitzung im wesentlichen über außenpolitische Fragen auf der Grundlage von Informationen unterhalten, die der Außenminister und die der Parlamentarische Staatssekretär gegeben haben. Zunächst war es das Ergebnis der Ministerratstagung der Europäischen Gemeinschaft.
    In der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft sind die mehr die innere Entwicklung betreffenden Entscheidungen direkt mit der Außenpolitik der Gemeinschaft verbunden. Insofern war die Debatte des Ministerrats am Montag und am Dienstag dieser Woche, über die Herr Kollege Dr. Apel im Kabinett berichtet hat, nicht von den mehr die Außenbeziehungen der Gemeinschaft betreffenden Themen zu trennen.
    Der Ministerrat hat in einer ersten Lesung Wirtschafts- und Währungsunion wie Regionalpolitik behandelt und dabei festgestellt, daß ein Großteil Arbeit in diesen Bereichen noch vor uns liegt. Die Bundesregierung wird ihr Augenmerk insbesondere darauf richten, daß die unübersehbare Verbindung zwischen den Fortschritten im Bereich der Währungspolitik mit der notwendigen Vereinheitlichung der Wirtschaftspolitik nicht aufgegeben wird. Wir sind bereit, im Bereiche der Regionalpolitik die vielfältigen bereits vorhandenen finanziellen Ansätze vernünftig zu einem schlagkräftigen Instrument zusammenzufassen — die vorhandenen Ansätze sind, wie Sie wissen, Investitionsbank, Agrarstrukturfonds und Sozialfonds —, und wir werden daneben auch weitere finanzielle Anstrengungen im Rahmen des zunächst für etwa 50 Millionen Rechnungseinheiten geplanten Regionalfonds machen. Wesentlich ist, daß die Töpfchenwirtschaft, wie sie jetzt noch vorhanden ist, aufhört und die Gelder wirklich zweckvoll in den Entwicklungsgebieten der Gemeinschaft eingesetzt werden.
    Der Ministerrat hat einen eingehenden Meinungsaustausch über die am 1. August dieses Jahres beginnenden Verhandlungen über eine Verlängerung der am 1. Januar 1975 auslaufenden Assoziierungsabkommen und eine Ausdehnung der Hilfe der Gemeinschaft auf weitere Entwicklungsländer gehabt. Für uns kommt es bei dieser Entwicklungspolitik der Gemeinschaft darauf an, echte Hilfe zu gewähren, die wir gewähren und die nicht zu Lasten Dritter — weder anderer Entwicklungsländer noch befreundeter Industrieländer — geht. Deshalb wollen wir auf die Einräumung von Gegenpräferenzen der Entwicklungsländer für unsere Industrieexporte verzichten, und deshalb bestehen wir auch darauf, daß sich die an einer Verbindung mit der Gemeinschaft interessierten Länder frei und unabhängig entscheiden können, welche Art von Verbindung mit der Gemeinschaft sie suchen.
    Im September — das war ein weiterer Punkt der Beratungen — beginnen die weltweiten Handelsverhandlungen im Rahmen des GATT. Natürlich kann die Handelspolitik nicht von der währungspolitischen Entwicklung getrennt werden. Dennoch will die Bundesregierung beide Probleme getrennt verhandeln und keine Vorbedingungen für den Beginn der Handelsverhandlungen stellen. Es darf ja auch nicht übersehen werden, daß die Zölle in ihrer Auswirkung auf den Außenhandel angesichts der massiven Wechselkursveränderungen in den letzten Jahren eine immer geringere Rolle spielen. Die Gemeinschaft selbst ist auch auf Grund ihrer Entwicklung nicht mehr im gleichen Maße auf hohe Außenzölle als Klammer der Integration angewiesen. Wir wollen die GATT-Verhandlungen konstruktiv und offensiv führen und dabei die Institution des GATT stärken. Die Gemeinschaft lebt vom Außenhandel und hat überhaupt keinen Grund, defensiv zu verhandeln. Alle Außenhandelszahlen unterstreichen, daß die Europäische Gemeinschaft kein protektionistischer Block ist, der für die Zahlungsbilanzprobleme anderer ursächlich, verantwortlich wäre. Die Gemeinschaft muß auch aus diesen Verhandlungen gestärkt herausgehen. Ihre innere Struktur, die bereits beschlossenen gemeinsamen Politiken wie ihre politische Zielsetzung und ihre weltweite Verantwortung stehen bei diesen Verhandlungen im GATT nicht zur Debatte.
    Als zweiten Punkt, meine Damen und Herren, haben wir uns im Kabinett über den augenblicklichen Stand der MBFR-Verhandlungen in Wien unterhalten. Nach dreieinhalb Monaten und sehr losen Kontakten hat am 18. Mai die erste Plenarsitzung in diesen exploratorischen Vorgesprächen, wie wir das nennen, stattgefunden. Dabei ist es zu einer Vereinbarung über Verfahrensregeln gekommen. Eine Änderung dieser Verfahrensregeln in der Zukunft ist nur mit dem Konsensus der direkt beteiligten elf Länder möglich. Damit liegt praktisch eine gewisse Möglichkeit der Voraussicht in den Verfahrensbeschlüssen, die jetzt gefaßt werden.
    Die Schwierigkeiten der letzten Monate lagen darin, wie man Ungarn in die Vorverhandlungen mit einbeziehen wollte. Es ist jetzt beschlossen worden, daß Ungarn zu den Teilnehmern mit besonderem Status gezählt werden soll, d. h. zu den sogenannten Flankenstaaten. Aber im Gegensatz zu den anderen Flankenstaaten — Italien, Griechenland, Dänemark, Norwegen und anderen — ist Ungarn dennoch besonders herausgehoben worden; denn es ist das einzige Land, dessen Teilnahme an künftigen Verhandlungen noch überprüft werden kann, d. h. es ist noch nicht endgültig beschlossen, daß an den Verhandlungen, die ja erst später beginnen sollen, Ungarn als Flankenstaat teilnehmen muß. Es kann noch einbezogen werden, aber auch das



    Bundesminister Scheel
    selbstverständlich nur, wie ich soeben sagte, durch Konsensus der Elf und natürlich unter Zustimmung Ungarns selbst. Unter diesen Umständen kann man sich ungefähr vorstellen, wie die Dinge in der Zukunft verlaufen werden.
    Wir hoffen, daß diese MBFR-Verhandlungen jetzt zügig verlaufen und daß vor allem eine Vereinbarung über den Verhandlungsgegenstand, oder besser gesagt: über eine genaue Beschreibung des Verhandlungsgegenstandes getroffen werden kann; denn bisher ist das noch nicht endgültig gelungen. Dann muß beschlossen werden, wann und wo diese Verhandlungen stattfinden sollen.
    Es ist unser Interesse, das Interesse der Bundesrepublik, daß auf dem ganzen Weg, der jetzt begonnen wird, eine enge Konsultation zwischen den Verbündeten der NATO stattfindet und daß wir in keine der Phasen hineingehen, ohne daß wir eine Position gemeinsam erarbeitet hätten. Über MBFR jetzt politisch zu sprechen ist wohl noch nicht am Platze. Ich darf ankündigen, daß wir uns über den Verlauf der weiteren Entwicklung im Auswärtigen Ausschuß zu gegebener Zeit konkret äußern wollen.
    Weiter habe ich im Kabinett über den Besuch meines britischen Kollegen Sir Douglas-Home und über die Gesprächsthemen berichtet, die wir, heute beginnend, während des Besuchs berühren wollen. Zunächst habe ich bereits heute vormittag dem Besucher über die Reise des Bundeskanzlers in die Vereinigten Staaten und über die Ergebnisse der Gespräche mit Präsident Nixon und dem Außenminister Rogers und dem Präsidentenberater Kissinger berichtet, Gespräche, in deren Mittelpunkt das Verhältnis der Vereinigten Staaten zu der Europäischen Gemeinschaft gestanden hat. Jetzt geht es darum, daß wir mit unseren Partnern in der Gemeinschaft eine Position erarbeiten, von der aus wir im Herbst, wenn der Präsident der Vereinigten Staaten Europa besuchen sollte, mit ihm gemeinsam den konstruktiven Dialog eröffnen können, von dem der Bundeskanzler während der letzten Gipfelkonferenz in Paris gesprochen hat.
    Es hat sich heute vormittag herausgestellt, daß in der Beurteilung der europäischen Politik, genauer gesagt, der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa und über MBFR, zwischen Großbritannien und der Bundesrepublik ein Höchstmaß an Übereinstimmung besteht, so daß wir annehmen können, daß sich die Meinungen innerhalb der Gemeinschaft in einer Weise harmonisieren lassen, die nun einmal eine erfolgreiche Verhandlung erfordert.
    Ein weiterer Punkt meiner heutigen Berichterstattung im Kabinett betraf die Reise in die Vereinigten Staaten. Sie werden sagen, das ist ein bißchen spät, weil Sie das schon den Zeitungen entnommen haben. Aber immerhin, nach dem Überdenken der Ergebnisse eines solchen Gespräches zeigen sich sehr viele Punkte, die einer Erörterung im Rahmen des Kabinetts bedürfen. Das bezieht sich auch auf den Komplex, den ich soeben genannt habe, auf den Dialog zwischen den Vereinigten Staaten und der Europäischen Gemeinschaft. Das bezieht sich ferner auf die Formen, in denen sich der Besuch des amerikanischen Präsidenten in Europa abspielen könnte. Das bezieht sich auch darauf, was es denn heißt, wenn der Präsident sagt, er möchte eine Begegnung mit der Gemeinschaft haben, und es bezieht sich — um das hier ganz offen zu sagen — darauf, daß die Mitglieder der Gemeinschaft noch keine einheitliche Auffassung über die Form der Begegnung entwickelt haben. Frankreich zeigt zweifellos eine gewisse Reserve, es zu früh zu diesem konstruktiven Dialog mit der Gemeinschaft als einem Organ kommen zu lassen, eine Reserve, die sachlich motiviert wird. Wir dagegen meinen, daß die Europäische Gemeinschaft dann, wenn sie zunehmend Einfluß auf die politische Entwicklung der Welt gewinnen will — und das ist das Ziel des europäischen Zusammenschlusses —, so früh wie möglich auch die Kraft aufbringen muß, sich anderen Gesprächspartnern gegenüber geschlossen zu demonstrieren. Ich hoffe, daß es in intensiven Bemühungen in der politischen Zusammenarbeit der Mitgliedstaaten der Gemeinschaft gelingt, bis zum Herbst eine übereinstimmende Meinung zu entwickeln.
    Im Zusammenhang mit unserem Besuch in den Vereinigten Staaten spielte natürlich eine Rolle, wie die amerikanischen Gesprächspartner den Stand der europäischen Entspannungspolitik beurteilen. Darüber haben wir berichtet.
    Zuletzt habe ich im Kabinett konkret über die Verträge berichtet, die wir in diesen Tagen in Bonn unterzeichnen werden, nämlich Verträge zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Sowjetunion.


Rede von Dr. Annemarie Renger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Herr Bundesminister, können Sie sich bitte kürzer fassen.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Walter Scheel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Wir haben bisher, Frau Präsident, drei Verträge fertiggestellt, nämlich das Kulturabkommen, das Abkommen über langfristige wirtschaftlich-technische und industrielle Kooperation und das Zusatzabkommen zum Luftverkehrsabkommen. Zwei weitere Verträge sind noch in Verhandlungen; es ist nicht genau abzusehen, wann sie unterzeichnungsreif sein werden.
    Wichtig ist, daß in den Verträgen, die wir hier unterzeichnen, das Problem der Einbeziehung Berlins zufriedenstellend gelöst ist.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.) Präsident Frau Renger: Ich bedanke mich.

    Bitte, werden Fragen gestellt? — Herr Abgeordneter Beermann.