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    Deutscher Bundestag 20. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 15. März 1973 Inhalt: Beratung des Jahresgutachtens 1972 des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (Drucksache 7/2) in Verbindung mit Beratung des Jahreswirtschaftsberichts 1973 der Bundesregierung (Drucksache 7/225) Dr. Friderichs, Bundesminister (BMW) 903 B Dr. Narjes (CDU/CSU) 909 D Brandt, Bundeskanzler 917 D Strauß (CDU/CSU) 920 A Dr. Ehrenberg (SPD) 924 B Dr. Graf Lambsdorff (FDP) . . . 929 D Dr. Zeitel (CDU/CSU) 936 A Dr. Schachtschabel (SPD) . . . . 969 B Kirst (FDP) 973 B Schmidt, Bundesminister (BMF) . 977 A Pieroth (CDU/CSU) 980 A Rapp (Göppingen) (SPD) . . . . 984 D Dr. Warnke (CDU/CSU) 987 C Dr. Lauritzen, Bundesminister (BMV) 990 D Dr. Wendig (FDP) 992 B Höcherl (CDU/CSU) 994 A Vogt (CDU/CSU) 995 D Gewandt (CDU/CSU) 996 B Wurbs (FDP) . . . . . . . . 998 B Fragestunde (Drucksache 7/296) Frage A 1 des Abg. Pfeifer (CDU/CSU) : Antwort des Bundesministers Eppler auf die Aufforderung, Demonstrationen gegen den Extremistenerlaß zu organisieren Ravens, Parl. Staatssekretär (BK) . 941 D, 942 A, B, C Pfeifer (CDU/CSU) 942 A Frau Däubler-Gmelin (SPD) . . . 942 B Dr. Jenninger (CDU/CSU) . . . 942 B von Hassel, Vizepräsident . . . 942 C Reddemann (CDU/CSU) 942 C Fragen A 2 und 3 des Abg. Seiters (CDU/ CSU) : Erklärung des Bundesministers Bahr im Deutschlandfunk am 25. Februar 1973 und Abdruck im Bulletin Ravens, Parl. Staatssekretär (BK) . 942 D, 943 B, C Seiters (CDU/CSU) 943 A Schröder (Lüneburg) (CDU/CSU) . 943 B Mick (CDU/CSU) 943 C II Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 20. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. März 1973 Frage A 4 des Abg. Reddemann (CDU/ CSU) : Vereinbarkeit des „Journalistenerlasses" der DDR-Regierung mit den zwischen dieser und der Bundesregierung abgeschlossenen Abmachungen Freiherr von Wechmar, Staatssekretär (BPA) . 943 C, 944 B, D, 945 A, C, D, 946 A, B, C, D, 947 A, B, C Reddemann (CDU/CSU) 944 A Dr. Schulze-Vorberg (CDU/CSU) . 944 C von Hassel, Vizepräsident . . . 944 D Dr. Marx (CDU/CSU) 945 A Böhm (Melsungen) (CDU/CSU) . 945 A Dr. Klein (Göttingen) (CDU/CSU) . 945 B Wohlrabe (CDU/CSU) 945 B Dr. Abelein (CDU/CSU) 945 D Schröder (Lüneburg) (CDU/CSU) . 945 D Jäger (Wangen) (CDU/CSU) . . . 946 A Dr. Kreutzmann (SPD) 946 B Dr. Slotta (SPD) . . . . . . . 946 C Pfeffermann (CDU/CSU) 946 D Eilers (Wilhelmshaven) (CDU/CSU) 947 A Baier (CDU/CSU) 947 A Seiters (CDU/CSU) 947 B Dr. Schmude (SPD) 947 C Frage A 119 des Abg. Saxowski (SPD) : Einfuhr von Düngemitteln aus den drei neuen EWG-Mitgliedsländern Grüner, Parl. Staatssekretär (BMW) 947 D Frage A 121 des Abg. Dr. Waffenschmidt (CDU/CSU) : Vereinbarkeit der letzten steuer- und finanzpolitischen Beschlüsse der Bundesregierung mit den Erklärungen der Bundesregierung zur Chancengleichheit in den einzelnen Bereichen der Bundesrepublik Deutschland Grüner, Parl. Staatssekretär (BMW) 948 A, C, D, 949 A, B, C Dr. Waffenschmidt (CDU/CSU) . 948 B, D Dr. Jobst (CDU/CSU) 948 D Eilers (Wilhelmshaven) (CDU/CSU) 949 A Dr. Warnke (CDU/CSU) 949 B Milz (CDU/CSU) 949 C Frage A 122 des Abg. Schröder (Lüneburg) (CDU/CSU) : Kürzung der Investitionszulage und Aufstockung der Investitionszuschüsse aus Mitteln des regionalen Aktionsprogramms Grüner, Parl. Staatssekretär (BMW) 949 C, D, 950 A, B Schröder (Lüneburg) (CDU/CSU) . . 949 D, 950 A Dr. Warnke (CDU/CSU) 950 A Fragen A 123 und 124 des Abg. Eilers (Wilhelmshaven) (CDU/CSU) : Pressemeldungen betr. Verteuerung des Haushaltsstromes und des leichten Heizöls Grüner, Parl. Staatssekretär (BMW) 950 B, C, D, 951 A, B, C, D, 952 A Eilers (Wilhelmshaven) (CDU/CSU) 950 C, D, 951 B, C Wolfram (SPD) . . . . . 950 D, 951 D Brück (SPD) 951 D Dr. Warnke (CDU/CSU) 952 A Frage A 130 der Abg. Frau Dr. Neumeister (CDU/CSU) : Ausschluß der über 60jährigen Selbständigen von der Sondervorschrift des Angestelltenversicherungs-Neuregelungsgesetzes zur Anrechnung von beitragslosen Zeiten Rohde, Parl. Staatssekretär (BMA) . 952 C Frage A 133 des Abg. Rawe (CDU/CSU) : Änderungsbedürftigkeit der rentenversicherungsrechtlichen Regelung betr. Wiederaufleben des Anspruchs auf Witwen- oder Witwerrente Rohde, Parl. Staatssekretär (BMA) 952 D, 953 B Rawe (CDU/CSU) 953 B Fragen A 134 und 135 der Abg. Frau Däubler-Gmelin (SPD) : Sachverständigenkommission zur Erstellung eines Arbeitsgesetzbuchs Rohde, Parl. Staatssekretär (BMA) . 953 C Frau Däubler-Gmelin (SPD) . . . . 954 B Fragen A 136 und 139 der Abg. Maucher und Dr. Jenninger (CDU/CSU) : Nachteile für Kriegerwitwen durch das Absinken oder Fortfallen des Schadensausgleichsbetrages Rohde, Parl. Staatssekretär (BMA) . 954 B, C, D Dr. Jenninger (CDU/CSU) . . . . 954 D Weitere Abwicklung der Tagesordnung . 952 B, 954 D, 955 A Baron von Wrangel (CDU/CSU) (zur GO) 955 A Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 20. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. März 1973 III Wahl der Mitglieder kraft Wahl des Richterwahlausschusses (Drucksache 7/202 [neu]) in Verbindung mit Wahl der Wahlmänner (Drucksache 7/203 [neu]) von Hassel, Vizepräsident . . . 955 A Ergebnis 968 C Aktuelle Stunde „Journalistenerlaß" der DDR Dr. Abelein (CDU/CSU) . . . . . 956 A Dr. Kreutzmann (SPD) 957 A Jäger (Wangen) (CDU/CSU) . . 958 A Franke, Bundesminister (BMB) 959 A, 961 A Frau Funcke, Vizepräsident . . . 961 A Hoppe (FDP) 961 B Dr. Klein (Göttingen) (CDU/CSU) . 962 A Dr. Geßner (SPD) . . . . . . 963 A Flach (FDP) 9G4 A Kunz (Berlin) (CDU/CSU) . . . 964 D Mattick (SPD) 965 C Dr. Gradl (CDU/CSU) 966 B Wehner (SPD) . . . . . . . 967 C Nächste Sitzung . . . . . . . . . 1001 D Anlagen Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten . . 1003* A Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Hauff (BMFT/BMP) auf die Fragen A 89 und 90 — Drucksache 7/296 — des Abg. Picard (CDU/CSU) betr. Einrichtung kostenfreier Notrufstellen an öffentlichen Münzfernsprechern . . . . . . . . 1003* B Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Bayerl (BMJ) auf die Fragen A 93 und 94 — Drucksache 7/296 — des Abg. Dr. Eyrich (CDU/CSU) betr. Änderung der Bundesgebührenordnung für Rechtsanwälte — Erhöhung der Gebühren . . . 1003* D Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Rohde (BMA) auf die Fragen A 137 und 138 — Drucksache 7/296 — des Abg. Nordlohne (CDU/CSU) betr. Zahl der Anträge auf vorgezogenes Altersruhegeld in den Monaten Januar und Februar 1973 — Inanspruchnahmequote 1004* A Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Rohde (BMA) auf die Frage A 140 — Drucksache 7/296 — des Abg. Dr. Jenninger (CDU/ CSU) betr. vorgezogene Erhöhung der Kriegsopferrenten . . . . . . . . . 1004 * C Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Rohde (EMA) auf die Frage A 141 — Drucksache 7/296 — des Abg. Immer (SPD) betr. fachärztliche Versorgung der ländlichen Bevölkerung . . . . . . . . . . . . 1005* A Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Westphal (BMJFG) auf die Frage A 152 — Drucksache 7/296 — des Abg. Immer (SPD) betr. Belastung der Gemeinden durch die Auflagen des Krankenhausfinanzierungsgesetzes . . . . . . . 1005* C Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs Westphal (BMJFG) auf die Fragen A 153 und 154 — Drucksache 7/296 — des Abg. Zebisch (SPD) betr. Angaben im „Spiegel" über Kindesmißhandlungen 1005* D Anlage 9 Antwort des Parl. Staatssekretärs Herold (BMB) auf die Frage A 166 — Drucksache 7/296 — des Abg. Dr. Probst (CDU/CSU) betr. Teilnahme von Ärzten aus der DDR an der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie 1006* D Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 20. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. März 1973 903 20. Sitzung Bonn, den 15. März 1973 Stenographischer Bericht Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Dr. Achenbach * 17. 3. Adams * 17. 3. Dr. Aigner * 17. 3. Dr. Arndt (Berlin) * 17. 3. Dr. Artzinger * 17. 3. Dr. Bangemann * 17. 3. Behrendt * 16. 3. Blumenfeld * 17. 3. Dr. Burgbacher * 17. 3. Dr. Corterier * 17. 3. Dr. Dollinger * 17. 3. Dr. Erhard 16. 3. Fellermaier * 16. 3. Flämig * 17. 3. Frehsee * 16. 3. Dr. Früh * 17. 3. Gerlach (Emsland) * 17. 3. Härzschel 17. 3. Dr. Jahn (Braunschweig) 17. 3. Kater * 17. 3. Dr. Klepsch * 17. 3. Krall * 17. 3. Lange * 17. 3. Lautenschlager * 17. 3. Frau Dr. Lepsius 7. 4. Dr. Lohmar 16. 3. Lücker * 17. 3. Dr. Martin 23. 3. Memmel * 17. 3. Mertes (Stuttgart) 17. 3. Müller (Mülheim) * 17. 3. Mursch (Soltau-Harburg) * 17. 3. Frau Dr. Orth * 17. 3. Rosenthal 17. 3. Schmidt (München) * 17. 3. Dr. Schulz (Berlin) * 17. 3. Schwabe * 17. 3. Dr. Schwörer * 17. 3. Seefeld* 16. 3. Springorum * 17. 3. Dr. Starke (Franken) * 17. 3. Walkhoff * 17. 3. Frau Dr. Walz * 16. 3. Frau Will-Feld 31. 3. Dr, Wittmann 16. 3. Wrede 24. 3. Anlage 2 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Hauff vom 15. März 1973 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Picard (CDU/CSU) (Drucksache 7/296 Fragen A 89 und 90) : Für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments Anlagen zum Stenographischen Bericht An wie vielen öffentlichen Münzfernsprechern, deren es rund 80 000 in Bundesgebiet geben soll, sind inzwischen kostenfreie Notrufstellen eingerichtet worden? Auf welche Weise will die Bundesregierung dafür sorgen, daß die Einrichtung kostenfreier Notrufstellen beschleunigt wird? Mit Notrufmeldern für den münzfreien Notruf sind inzwischen 524 öffentliche Münzfernsprecher ausgerüstet worden. Die Einrichtungen, die den münzfreien Notruf von öffentlichen Münzfernsprechern ermöglichen, sind Bestandteil des von der Deutschen Bundespost entwickelten neuen Notrufsystems. Um den Ländern die Einführung dieses Systems zu erleichtern, hat die Deutsche Bundespost im vorigen Jahr angeboten, die ihr dabei entstehenden Investitionskosten vorzufinanzieren und sie dann über laufende Gebühren zu amortisieren. Außerdem steht die Deutsche Bundespost in enger Verbindung mit dem Vorsitzenden der Ständigen Konferenz der Innenminister der Länder, die für Maßnahmen der Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung, denen auch die Bereithaltung von Notrufanlagen zugeordnet werden muß, zuständig sind. Wegen der Bedeutung des Notrufs für eine Verbesserung des Rettungswesens hat auch der Herr Bundeskanzler bei seinem Gespräch am 23.2. 1973 mit den Herren Ministerpräsidenten der Länder dieses Problem erörtert und sich dabei für eine schnelle Einführung des neuen Notrufsystems eingesetzt. Anlage 3 Antwort des Parl. Staatssekretärs Dr. Bayerl vom 14. März 1973 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Eyrich (CDU/CSU) (Drucksache 7/296 Fragen A 93 und 94) : Beabsichtigt die Bundesregierung eine Änderung der Bundesgebührenordnung für Rechtsanwälte in der Weise, daß eine Erhöhung der Gebühren vorgesehen wird? Ist die Bundesregierung in der Lage, bereits konkrete Angaben über eine evtl. derartige Änderung zu machen? Die Bundesregierung prüft zur Zeit noch, ob es geboten ist, die Bundesrechtsanwaltsgebührenordnung in der Weise zu ändern, daß eine Erhöhung der Gebühren vorgenommen wird. An dieser Untersuchung sind der Deutsche Anwaltsverein, andere Ressorts, das Statistische Bundesamt sowie die Landesjustizverwaltungen beteiligt. Da diese Untersuchungen noch nicht abgeschlossen sind, kann ich Ihnen auch noch keine konkrete Angabe darüber machen, ob und in welcher Weise eine Gebührenerhöhung vorgenommen werden wird. Eine Gebührenerhöhung beabsichtigen wir mit dem Ersten Gesetz zur Reform des Ehe- und Familienrechts, das demnächst den gesetzgebenden Körperschaften zugeleitet werden wird, vorzunehmen. Es ist vorgesehen, den Betrag von 3 000 DM in § 8 der Bundesgebührenordnung für Rechtsanwälte, § 14 des Gerichtskostengesetzes und § 30 der Kostenordnung, der vor allem für die nicht vermögensrechtlichen Streitigkeiten Bedeutung hat, auf 4 000 DM zu erhöhen. Hieraus ergeben sich auch höhere Anwaltsgebühren. 1004* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 20. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. März 1973 Anlage 4 Antwort des Parl. Staatssekretärs Rohde vom 15. März 1973 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Nordlohne (CDU/CSU) (Drucksache 7/296 Fragen A 137 und 138) : Wie hoch ist die Zahl der Anträge auf vorgezogenes Altersruhegeld nach dem derzeit geltenden Recht bei voller Weiterbeschäftigung in den Monaten Januar und Februar 1973 gewesen, und zwar bei sämtlichen Landesversicherungsanstalten und bei der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte? Hält die Bundesregierung ihre im Zusammenhang mit der Beratung des Vierten Rentenversicherungsänderungsgesetzes im Bundestag am 19. Dezember 1972 gemachten Aussagen aufrecht, wonach die Inanspruchnahmequote statt 70 % bis zu 90 % aller anspruchsberechtigten Arbeitnehmer betragen werde und die gegenwärtige Regelung damit die langfristige finanzielle Solidität der Rentenversicherung gefährde? Nach Mitteilung des Verbandes Deutscher Rentenversicherungsträger ist für den Bereich der Arbeiterrentenversicherung noch nicht bekannt, wie hoch die Zahl der Anträge auf — wie Sie formulieren — vorgezogenes Altersruhegeld in den Monaten Januar und Februar 1973 gewesen ist. Ich gehe davon aus, daß Sie Ihre Frage auf Altersruhegelder beziehen, die nach dem Rentenreformgesetz im Rahmen der flexiblen Altersgrenze beantragt werden. Der Verband Deutscher Rentenversicherungsträger hat die ihm angeschlossenen 20 Landesversicherungs- und Sonderanstalten um Auskunft bis zum 16. März 1973 ersucht. Ich bitte um Ihr Verständnis dafür, daß ich vor Eingang der Stellungnahme des Verbandes Deutscher Rentenversicherungsträger den ersten Teil Ihrer Frage nicht beantworten kann. Die Bundesversicherungsanstalt für Angestellte hat folgende Zahlen mitgeteilt: 1. Im Monat Februar 1973 sind bei der BfA insgesamt 6 519 Anträge im Sinne Ihrer Fragestellung eingegangen, davon 275 Anträge von Bewerbern im Alter von 62 Jahren und 6 244 Anträge von Bewerbern im Alter von 63 bzw. 64 Jahren. 2. Die Antragseingänge des Monats Januar 1973 sind nicht gesondert erfaßt worden. Insgesamt sind im möglichen Antragszeitraum, also von Ende 1972 bis einschließlich Februar 1973, 23 466 Rentenanträge eingegangen, die unter Ihre Fragestellung fallen. Davon wurden 894 Anträge von Bewerbern im Alter von 62 Jahren gestellt — also Schwerbeschädigten und 22 572 Anträge von Versicherten im Alter von 63 und 64 Jahren. Im Hinblick auf die Kürze des Zeitraumes, der seit dem Inkrafttreten der flexiblen Altersgrenze verstrichen ist, kann eine auch nur einigermaßen zuverlässige Schätzung über den tatsächlichen Grad der Inanspruchnahme nicht vorgenommen werden. Dies um so weniger, als noch nicht die Angaben aller Träger der Rentenversicherung vorliegen. Ferner hat die Ablehnung des von der Regierungskoalition eingebrachten Entwurfs eines 4. Rentenversicherungs-Änderungsgesetzes durch die Mehrheit im Bundesrat verhindert, die für die Beantwortung Ihrer Frage notwendige Stetigkeit des statistischen Bildes zu begünstigen. Deshalb kann der Vergleich der von Ihnen genannten Annahmen und tatsächlichem Verlauf zur Zeit noch nicht vorgenommen werden. Anlage 5 Antwort des Parl. Staatssekretärs Rohde vom 15. März 1973 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Jenninger (CDU/CSU) (Drucksache 7/296 Frage A 140) : Warum beabsichtigt die Bundesregierung, die Kriegsopferrenten nicht wie die Sozialrenten schon zum 1. Juli 1973 um 11,35 % zu erhöhen? Die Bundesregierung hat Verständnis dafür, daß der Termin der Dynamisierung in der Kriegsopferversorgung die sozialpolitische Diskussion beschäftigt, und ist sich der damit verbundenen gesellschaftspolitischen Problematik bewußt. Die Frage einer vorgezogenen Anpassung in der Kriegsopferversorgung hat bereits bei der Rentenreform im Jahre 1972 eine Rolle im Hinblick auf die haushaltspolitischen Auswirkungen gespielt. Diese haushaltspolitischen Erwägungen haben auch heute ihr besonderes Gewicht. Ich darf dies anhand einiger Zahlen verdeutlichen: 1. Durch die Einführung der jährlichen Dynamisierung in der Kriegsopferversorgung haben sich gegenüber 1969 die Beschädigtenrenten bis heute um insgesamt 42 % und die Witwenrenten um insgesamt 53 % erhöht. Darüber hinausgehende Erhöhungen ergaben sich für eine Reihe von Fällen noch aus strukturellen Verbesserungen des Leistungsrechts. Das erforderte für den Bund Mehraufwendungen von 1970 bis 1973 von insgesamt 5,8 Milliarden DM. In der Geschichte der Kriegsopferversorgung hat es für die Kriegsbeschädigten und ihre Hinterbliebenen Leistungsverbesserungen in diesem Ausmaß in einem vergleichbaren früheren Zeitraum nicht gegeben. 2. In der laufenden Legislaturperiode ist eine noch stärkere Leistungsentwicklung zu erwarten, weil die Kriegsopferrenten sich im Durchschnitt jährlich um über 10 % erhöhen werden. Das erfordert allein für das Haushaltsjahr 1974 Mehraufwendungen für den Bund von rund 780 Millionen DM, im Laufe der mittelfristigen Finanzplanung für 1974 bis 1977 insgesamt rund 7 Milliarden DM. Der Kriegsopferhaushalt, der 1969 noch 5,9 Milliarden DM umfaßte, wird in diesem Jahre 8,3 Milliarden betragen und bis zum Jahre 1976 auf insgesamt 11,1 Milliarden DM angestiegen sein. 3. Eine auf den 1. Juli vorgezogene Anpassung in der Kriegsopferversorgung würde allein für das Jahr 1973 Mehraufwendungen des Bundes in Höhe von rund 350 Millionen DM erfordern. Für den gesamten Zeitraum der mittelfristigen Finanzplanung bis zum Jahre 1976 wären es insgesamt 1,5 Milliarden DM. Ihre Frage kann also von mir nicht isoliert behandelt werden. Sie gehört in den Zusammenhang der Haushaltsberatungen und der Fortschreibung der mittelfristigen Finanzplanung. Die Bundesregierung wird ihre Verantwortung gegenüber den Kriegsopfern auch in Zukunft beweisen. Sie wird auch weiterhin für eine sozial ge- Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 20. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. März 1973 1005* rechte Entwicklung des Kriegsopferrechts Sorge tragen und um eine ausgewogene Gestaltung des Leistungsrechts innerhalb unseres gesamten sozialen Sicherungssystems bemüht sein. Als ersten Schritt in diese Richtung hat die Bundesregierung in dem von ihr beschlossenen Entwurf eines 16. Rentenanpassungsgesetzes vorgesehen, ,daß die Leistungsverbesserungen in der Rentenversicherung jeweils für den Zeitraum von Juli bis Dezember anrechnungsfrei bleiben, so daß diese Rentenerhöhungen den Kriegsopfern voll zugute kommen. Anlage 6 Antwort des Parl. Staatssekretärs Rohde vom 14. März 1973 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Immer (SPD) (Drucksache 7/296 Frage A 141): Welche Maßnahmen sind geplant, damit die fachärztliche Unterversorgung der ländlichen Bevölkerung auf Dauer beseitigt wird? Die von Ihnen angesprochene fachärztliche Versorgung der ländlichen Bevölkerung ist ein Teilaspekt des umfassenderen Problems der Sicherstellung der ärztlichen Versorgung insbesondere in ländlichen Gebieten und Stadtrandgebieten. Für die Sicherstellung der ambulanten ärztlichen Versorgung der versicherten Bevölkerung — darauf möchte ich zunächst hinweisen — tragen die Kassenärztlichen Vereinigungen in den einzelnen Ländern die Verantwortung. Die Sachverständigenkommission zur Weiterentwicklung der gesetzlichen Krankenversicherung hat eine allgemeine Analyse über die ärztliche Versorgung in ländlichen Bereichen und in Stadtrandgebieten in der Bundesrepublik vorgenommen und zugleich auf die Maßnahmen der Kassenärztlichen Vereinigungen (z. B. Umsatzgarantien, Darlehen, gezielte Niederlassungsberatung) zum Abbau von Schwierigkeiten hingewiesen. Zusätzlich unterstützen auch die Länder auf verschiedene Weise diese Bemühungen. Darüber hinaus ist die Bundesregierung bestrebt, durch finanzielle Maßnahmen die Niederlassung von Kassenärzten zu begünstigen. Wegen der Einzelheiten darf ich Sie, Herr Kollege, auf die ausführliche schriftliche Antwort der Bundesregierung vom 12. September 1972 auf eine Kleine Anfrage, die sich insbesondere mit der ärztlichen Versorgung in den Zonenrandgebieten befaßt hat, hinweisen (Drucksache VI/ 3787). Die Sachverständigenkommission hat inzwischen in einer Empfehlung Vorschläge zur Verbesserung der Sicherstellung der kassenärztlichen Versorgung in ländlichen Gebieten und in Stadtrandgebieten unterbreitet. Diese Empfehlung ist auch veröffentlicht worden, um den für die Durchführung der kassenärztlichen Versorgung Verantwortlichen Anregungen zu intensiver Ausschöpfung des geltenden Rechts zu geben. Die Bundesregierung wird im übrigen in Zusammenarbeit mit den Ländern erörtern, welche weiteren Schritte unternommen werden können, um die Sicherstellung der ärztlichen Versorgung auch langfristig zu gewährleisten. Anlage 7 Antwort des Parl. Staatssekretärs Westphal vom 14. März 1973 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Immer (SPD) (Drucksache 7/296 Frage A 152) : Welche Ursachen führen dazu, daß die Gemeinden durch die Auflagen des Krankenhausfinanzierungsgesetzes stärker belastet werden als vor Inkrafttreten dieses Gesetzes, und wie sollen in Zukunft die Gemeinden davon entlastet werden? Nach dem Krankenhausfinanzierungsgesetz haben der Bund ein Drittel, die Länder zwei Drittel des Gesamtaufwands zu tragen. Es obliegt den Ländern zu entscheiden, ob und in welcher Höhe sie die Gemeinden zur Finanzierung mit heranziehen. In den Bundesländern werden hierzu unterschiedliche gesetzliche Regelungen vorbereitet. Nach den der Bundesregierung vorliegenden Informationen werden die Gemeinden danach insgesamt jedoch nicht stärker belastet als bisher, sondern im Gegenteil entlastet. Dies schließt jedoch nicht aus, daß einzelne Gemeinden, die bisher gemessen am Landesdurchschnitt zu geringe oder keine Beträge für die Krankenhausversorgung ihrer Einwohner aufgebracht haben, in Zukunft zu höheren Zahlungen herangezogen werden. Eine solche Regelung führt zu einer gleichmäßigen Verteilung der Lasten und kann daher nicht als unzumutbare Härte angesehen werden. Anlage 8 Antwort des Parl. Staatssekretärs Westphal vom 14. März 1973 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Zebisch (SPD) (Drucksache 7/296 Fragen A 153 und 154) : Ist nach Auffassung der Bundesregierung die in einem Beitrag im Magazin „Der Spiegel" vom 5. März 1973 dargestellte Einschätzung von Experten, „daß alljährlich mindestens 30 000 Kinder schwer mißhandelt werden", zutreffend? Welche Möglichkeiten sieht die Bundesregierung, um Kindesmißhandlungen wirksam entgegenzutreten? Zu Frage A 153: Ich beantworte Ihre Fragen im Einvernehmen mit dem Bundesminister der Justiz. Nach den Aburteilungsstatistiken des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden sind in den Jahren 1954 bis 1971 jährlich durchschnittlich zwischen 300 und 400 Kindesmißhandlunqen nach § 223 b StGB abgeurteilt worden; davon haben jährlich zwischen 200 und 300 Verfahren zu Verurteilungen geführt. § ist StGB b 223 der Haupttatbestand gegen 223 b StGB t schwerwiegende Kindesmißhandlungen. Nach diesem Tatbestand werden die Obhutspflichtigen bestraft, die Kinder oder Jugendlichen quälen oder roh mißhandeln oder sonst an der Gesundheit schädigen. Daneben gibt es eine Reihe von Tatbeständen, die direkt oder indirekt auch dem Schutz von Kindern oder Jugendlichen dienen. Hervorzuheben ist hier neben den anderen Körperverletzungsdelikten der Tatbestand des § 170 d StGB, der Kinder gegen Gefährdung durch Vernachlässigung von Fürsorge- oder Erziehungspflichtigen schützt. 1006* Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 20. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. März 1973 Für 1967 und 1970 sind besondere Statistiken herausgegeben worden, die in umfassender Weise die Taten gegen Kinder ausweisen. Nach diesen Statistiken sind 1 084 (1967) bzw. 1 087 (1970) Männer und Frauen wegen Straftaten, bei denen Kinder Opfer waren, verurteilt worden (Sittlichkeitsdelikte sind ausgenommen). Die Frage, wie hoch die Dunkelziffer ist, ist in der kriminologischen Literatur vielfach erörtert worden. Eine Reihe von Autoren nennen im Zusammenhang mit § 223 b StGB, aber auch mit anderen dem Schutz des Kindes dienenden Tatbeständen, eine „Dunkelziffer" von 95 %. Ob diese in der Literatur bereits vor 10 Jahren genannte Zahl den tatsächlichen Gegebenheiten entspricht, ist schwer nachzuprüfen. Bei den angegebenen Zahlen handelt es sich um grobe Schätzungen, was sich schon daraus ergibt, daß die genannten Zahlen in der Literatur auf unterschiedliche Bezugspunkte zurückgreifen. Als Bezugspunkte werden genannt: Aburteilungen vor Gericht, strafrechtliche Verfolgung; zur Kenntnis der Behörden gelangte Fälle. Die vom „Spiegel" in der Ausgabe vom 5. März genannte Zahl von 30 000 Fällen hat als Bezugspunkt, von dem aus die theoretische Ziffer errechnet wurde, offensichtlich die Polizeiliche Kriminalstatistik von 1971, welche die zur Kenntnisnahme der Polizeibehörden gelangten Fälle nennt. Zu Frage A 154: Bereits in ihrer Antwort auf die Frage des Abgeordneten Dr. Haack in der Sitzung am 22. April 1970 hat die Bundesregierung ausgeführt, daß Kindesmißhandlungen in vielen Fällen nicht in der Persönlichkeitsstruktur des Elternteils, sondern in sozialen Notständen verschiedener Art begründet sind: Unzureichende Wohnverhältnisse, Doppelbelastung der Mutter durch Beruf und Kindererziehung und Störungen des Ehelebens. Ziel aller Maßnahmen muß dann die Behebung der sozialen Notlage oder die Wiederherstellung der gestörten Familienbeziehungen sein. Da unerwünschte Kinder die Hauptleittragenden unter den Opfern sind, ist eine vernünftige Familienplanung durch die Elternbildung zu unterstützen. Die Einrichtung von Kindertagesstätten muß in Fortsetzung der bisherigen Bemühungen noch stärker gefördert werden. Bei der Überwindung von Aggressionshaltungen kommt der Erziehungs- und Eheberatung eine bedeutende Rolle zu. Über den Stand der Erziehungsberatung hat die Bundesregierung in ihrer Antwort auf die Große Anfrage betr. die Situation der Jugendhilfe in der Bundesrepublik Deutschland eingehend am 22.2. 1972 — Drucksache VI/3175 — berichtet. Zahl und Leistungsfähigkeit der Erziehungsberatungsstellen sollten gesteigert und eine bessere regionale Streuung erreicht werden. Die obersten Landesjugendbehörden haben inzwischen Richtlinien für eine Neuordnung der Erziehungsberatung erarbeitet, die in Kürze verabschiedet werden soll. Im Rahmen der vorbeugenden Maßnahmen kommt es vor allem darauf an, das Verantwortungsbewußtsein der Öffentlichkeit wachzurufen. Hier liegen wichtige Aufgaben der Jugendämter und der Kinderschutzorganisationen, aber auch der Massenmedien. Wird das Wohl des Kindes durch die Eltern gefährdet, so kann das Vormundschaftsgericht nach § 1666 BGB eingreifen und erforderlichenfalls das Kind von den Eltern trennen. Eltern, die in dieser Hinsicht auffällig geworden sind, unterliegen der Kontrolle des Jugendamts und des Vormundschaftsgerichts. Der Bundesminister der Justiz hat entsprechend den Forderungen der Jugendhilfe in einem Entwurf zur Neuregelung des elterlichen Sorgerechts vorgesehen, das Eingreifen des Gerichts nicht mehr von der Feststellung eines schuldhaften Versagens der Eltern abhängig zu machen, wenn eine objektive Beeinträchtigung des Kindeswohls vorliegt. Die Möglichkeit des beschuldigten Elternteils und seines Ehegatten, die Wahrheitsfindung im Strafprozeß durch Verweigerung der Aussagegenehmigung für das Kind oder seiner körperlichen Untersuchung zu erschweren, soll nach den Vorschlägen des dem Parlament vorliegenden Ersten Gesetzes zur Reform des Strafverfahrensrechts — es handelt sich um die Bundesrats-Drucksache 117/73 — künftig beseitigt werden. Anlage 9 Antwort des Parl. Staatssekretärs Herold vom 14. März 1973 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Probst (CDU/CSU) (Drucksache 7/296 Frage A 166) : Treffen Meldungen zu, wonach bei der Zweiten Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie in Bad Nauheim vom 15. bis 17. Februar 1973 die Teilnehmer der DDR geschlossen kurzfristig absagten, und ist die Bundesregierung bereit, bei der DDR vorstellig zu werden und den Grund für die geschlossene Absage zu erfragen? Laut Telegramm des 1. Vorsitzenden der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie, Prof. Rodewald, wurde den Ärzten aus der DDR keine Möglichkeit zur Teilnahme an der diesjährigen Jahrestagung in Bad Nauheim vom 15. bis 17. 2. 1973 gegeben. Die Absage erfolgte ohne Angabe von Gründen. Die Bundesregierung ist bereit, alle ihr gebotenen Möglichkeiten zu nutzen, um auch im Einzelfalle wie diesem zu der vereinbarten praktischen Zusammenarbeit zu gelangen und unerwartete Absagen für die Zukunft auszuschließen. Sie wird im Rahmen der nach Art. 7 des Grundvertrages vorgesehenen Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Wissenschaft und der Gesundheit bestrebt sein, auch die Frage der Teilnahme von Wissenschaftlern an Veranstaltungen im jeweiligen anderen deutschen Staat grundsätzlich zu regeln. Ich darf hierzu auf das Zusatzprotokoll zum Grundvertrag verweisen, in dem es unter Nr. 2 heißt: „Die Bundesrepublik Deutschland und die Deutsche Demokratische Republik bekunden ihren Willen, zum beiderseitigen Nutzen die Zusammenarbeit auf den Gebieten der Wissenschaft und Technik zu entwikkeln und die hierzu erforderlichen Verträge abzuschließen."
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    Rede von Victor Kirst


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Ich glaube, daß die Möglichkeiten, von denen Sie zum Teil, Herr Dr. Jenninger, auch nur im Konjunktiv gesprochen haben, die also geschaffen werden könnten, die gar nicht vorhanden sind, zur Zeit nicht realisiert werden können. Daß der politische Wille bei den Ländern, ganz gleich, wer da regiert — darüber wollen wir uns gar nichts vormachen —, kaum vorhanden ist, muß man dabei ganz deutlich sehen. Es kommt hinzu, daß es — —

    (Abg. Dr. Jenninger: Herr Schiller hat im Jahre 1971 nicht einmal den Finanzplanungsrat eingeladen!)

    — Aber dieser Finanzplanungsrat hat keine Entscheidungsbefugnisse, und wir haben keine Möglichkeit, auf die Länder- und Gemeindehaushalte einzuwirken. Wir können bei den Länderkrediten nach S 19 des Stabilitätsgesetzes Einfluß nehmen. Bei den Gemeinden ist das schon nicht mehr möglich, wie wir alle in den letzten Tagen und Wochen wiederholt erörtert haben.
    Aber, um noch einmal die konjunkturpolitische Bedeutung ins richtige Licht zu rücken und Ihre Bemerkungen, Herr Dr. Zeitel, die ich wirklich als völlig abwegig ansehen muß, richtig zu qualifizieren: Von dem Haushaltsvolumen der öffentlichen Hand — Bund, Länder und Gemeinden — entfallen bekanntlich rund 60 °/o auf Länder und Gemeinden.

    (Abg Dr. Zeitel: Das ist 10 °/o zu hoch!) — Nein, nein!


    (Abg. Dr. Zeitel: Wollen wir wetten, Herr Kirst?)

    — Wir können es ja nachlesen! Es entfallen knapp 60 °/o auf Länder und Gemeinden und gut 40 % auf die andere Seite.
    Lassen Sie mich nun noch einige Bemerkungen zu dem machen, was von der Opposition und insbesondere auch von Herrn Professor Zeitel zu dem Stabilitätsprogramm gesagt worden ist. Ich meine, wir sollten das heute nicht unbedingt vertiefen; denn uns steht ja noch die erste Lesung der entsprechenden Gesetze bevor. Nur, ich meine, die Opposition hat doch den Ruf, den ich ihr in einer Debatte einmal angehängt habe — das ist wohl vor zwei Jahren gewesen —, nämlich den Ruf eines stabilitätspolitischen Suppenkaspers auch diesmal wieder glänzend gerechtfertigt.
    Sie redet immer, d. h. sie zeigt immer Hunger nach Stabilitätsmaßnahmen. Wenn ihr die Regierung irgend etwas vorsetzt — das mag sein, was es will, von der Aufwertung 1969 angefangen über alle Stationen hinweg, die ich gar nicht im einzelnen aufzählen will, bis zu diesen Maßnahmen jetzt —, dann kommt das Echo: nein, meine Suppe eß ich nicht. Genauso hat sich die Opposition in den letzten Jahren unentwegt verhalten.
    Ich meine auch, die unrühmliche Rolle, die die Opposition beim Konjunkturzuschlag gespielt hat, sollte sie eigentlich veranlassen, dieses Wort gar nicht mehr in den Mund zu nehmen. Sie hat sich damals, als das Gesetz im Sommer 1970 beschlossen wurde, erst enthalten. Sie hat dabei aber die Rückzahlung bezweifelt. Im gleichen Atemzug — es ist interessant, das noch im Zusammenhang mit dem festzustellen, was auch Herr Kollege Strauß heute morgen in Zwischenfragen produziert hat — wollte sie die Rückzahlung mit Hilfe eines Antrags ein Jahr früher haben, als die Regierungsvorlage das vorsah. Dann hat sie, als die Rückzahlung erfolgte, auf der einen Seite dagegen polemisiert, und andere haben uns unkeusche Ratschläge gegeben, die Rückzahlung gar nicht vorzunehmen, sondern das Geld endgültig einzubehalten. Das war das Verhalten der Opposition bei dem Konjunkturzuschlag.
    Nun muß man doch sehr deutlich sehen: Worin liegt denn eigentlich der Grund dafür, daß die Regierung dem Parlament vorschlägt, den Haushalt 1973 in einem zu der Summe des Haushalts sicher relativ unbedeutenden Maße durch eine Steuererhöhung auszugleichen? Der liegt doch letzten Endes darin, daß hier einem jahrelangen Prozeß der Verketzerung öffentlicher Kreditaufnahmen Rechnung getragen wird, wie ihn eine ganz illustre Gesellschaft — Bundesbank, Sachverständige, diese und jene Journalisten und nicht wenige Politiker der Opposition — betrieben hat. Darin sehe ich ganz nüchtern den Anlaß für diese Entscheidung. Denn wer eine Ausweitung der öffentlichen Kredite verketzert, darf auf der anderen Seite nicht gegen Steuererhöhungen polemisieren, d e r hat dazu jedenfalls kein Recht.



    Kirst
    Wie würde die Opposition und wie würden andere Kritiker über die Regierung herfallen, wenn sie alternativ den Kreditbedarf — wir werden das mit den Zahlen bei der Haushaltsberatung ja noch detailliert behandeln — entsprechend höher vorgelegt hätte? Umgekehrt war die Kritik des Kollegen Narjes von heute morgen — das zeigt ja, wie ungereimt das alles ist, was hier letzten Endes immer nur for show gesagt wird — an dem auch im neuen Haushalt ohnehin vorhandenen Kreditvolumen praktisch, konsequenterweise ein Plädoyer für weitere, für verstärkte Steuererhöhungen. Anders kann man das logisch gar nicht begreifen. Denn daran muß man sich nun einmal gewöhnen, auch die Kollegen der Opposition und diejenigen, die darüber sonstwo schreiben und reden: Man kann nicht gleichzeitig gegen mehr Kredite oder gegen mehr Steuern und gleichzeitig für mehr Leistungen der öffentlichen Hand sein. Das ist doch das, womit wir auf der Seite der Kritiker immer zu tun haben.
    Nun noch ein paar Worte zu den sogenannten Alternativen; wir sind damit beim Problem der Alternativen. Was der Kollege Zeitel hier geboten hat, war wirklich nicht überwältigend. Das kann man nicht anders sagen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Man muß wohl sagen: wenn wir das täten — auf einiges ist Professor Schachtschabel eingegangen —, wenn wir Ihre sogenannten Alternativen, soweit sie überhaupt konkret waren, verwirklichten, würde sich dieser Preisindex nicht einmal um Promille nach unten bewegen. So muß man das wohl einschätzen. Nur, wer den Mut und/oder — das ist die Preisfrage — die Fähigkeit — freundlich wie ich bin, bezweifle ich mehr den Mut als die Fähigkeit bei Ihnen — zu Alternativen vermissen läßt, dem wird, das haben Sie erfahren, die Fähigkeit zur Alternative als Regierung abgesprochen. Das ist aber Ihr Problem, was uns nicht stört.
    Kollege Zeitel hat davon gesprochen, man müsse hier zwischen Bund, Ländern und Gemeinden dieses und jenes tun. Das war die alte Vokabel, die wir auch schon aus dem vergangenen Herbst kennen, die alte Vokabel der Bestandsaufnahme, die natürlich in der Sache überhaupt nichts bedeutet. Ich leugne gar nicht, daß es zwischen Ländern, Gemeinden und dem Bund Fragen der Kompetenzen und im Zusammenhang damit auch der Mittel zur Finanzierung gibt. Das sind sicher Dinge, mit denen wir beschäftigt sind und weiter beschäftigt sein werden. Nur hat das zumindest unmittelbar überhaupt keine konjunkturpolitische Auswirkung. Wenn man sagt, das ist eine Alternative, dann ist es keine. Und wenn man sagt, bevor wir irgendwelchen Maßnahmen zustimmen, muß man erst dieses tun, dann ist das eine Ausrede.
    In diesem Zusammenhang noch ein Wort zum Stabilitätsgesetz. Es fehlt außer dem Bekenntnis, man müsse dieses Gesetz reformieren oder novellieren, die Angabe, wie und wo man das machen könne. Da habe ich nichts gehört. Vielleicht hören wir das noch. Es gibt, wenn ich das richtig weiß, auch keinen Antrag. Wie viele Anträge Sie auch immer produziert haben, es hat nie einen Antrag der Opposition gegeben, dieses Gesetz zu novellieren. Dann käme es darauf an, daß es durch eine Novellierung wirklich praktikabler würde. Wenn Sie das gemeint haben sollten, daß dieses Gesetz, so wie es ist, nicht der Weisheit letzter Schluß und wenig praktikabel ist, bin ich mit Ihnen völlig einer Meinung. Man könnte dann viel über die Entstehungsgeschichte sagen. Ich will mir das verkneifen, nicht nur wegen der Zeit. Aber wenn man sich einmal mit diesen Dingen befaßt, muß man ehrlicherweise zu folgendem kommen. Wenn man diese Wunsch- und Wundervorstellungen, die an dieses Gesetz geknüpft werden, fälschlicherweise überhaupt meint verwirklichen zu können, müßte man etwas tun, was gar nicht möglich ist, nämlich ganz konkrete Eingriffskriterien festlegen. Dann würde es vielleicht funktionieren. Aber ich habe meine Zweifel ob das geht und ob das dann noch mit unserer marktwirtschaftlichen Ordnung vereinbar wäre.
    Sie haben über die Subventionen gesprochen. Auch das waren nur allgemeine Erklärungen. Wir sehen Ihren konkreten Vorschlägen sehr interessiert entgegen. Herr Zeitel, Sie haben das Wort vom „Dschungel" gebraucht. Ich darf mir nur die Bemerkung erlauben — das ist auch in der Natur so —, daß ein Dschungel nicht über Nacht wächst. Jedenfalls ist dieser Dschungel nicht in drei Jahren, sondern in 23 Jahren entstanden, Das sollten wir gemeinsam sehen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: In diesem „Dschungel" habt ihr euch aber wohlgefühlt!)

    Aber vielleicht roden wir einmal gemeinsam.
    Die stabilitätspolitische Debatte — das hat der Vormittag gezeigt — gerät in Gefahr, wieder so wie in den letzten drei Jahren zu laufen, nämlich so, daß die Opposition hier nur meint, ein bequemes Mittel zu haben, der Regierung Schuld und Versagen vorwerfen zu können.

    (Abg. Dr. Sprung: Das trifft zu! — Weiterer Zuruf von der CDU/CSU.)

    — Es trifft eben nicht zu, Herr Dr. Sprung. Ich halte das für falsch und zugleich für gefährlich. Das es für Sie nicht erfolgreich war, haben Sie ja auch, nebenbei gesagt, bemerkt; aber das ist auch Ihre Sache. Ich halte das für falsch und für gefährlich.
    Ich halte es für falsch, weil — ich werde das hier so lange immer wieder sagen, bis Sie es nicht mehr hören mögen und es glauben — Sie eben nicht die nur begrenzten Einflußmöglichkeiten des Staates in der von uns allen bejahten Wirtschaftsordnung ständig verleugnen dürfen. Sie können nicht ständig — frühmorgens, mittags und abends — aus professionellem Zweiflertum heraus von uns, von dieser Regierung, von dieser Koalition, ein Bekenntnis zur Marktwirtschaft verlangen und dann durch Ihre eigenen Aussagen zu diesen Themen letzten Endes deutlich machen, daß Sie marktwirtschaftliche Zusammenhänge gar nicht begreifen wollen, wenn es Ihnen nicht paßt. So geht es eben nicht, meine Damen und Herren.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)




    Kirst
    Ich halte es für gefährlich, weil Sie — und das ist doch nun das Ziel Ihrer Politik —, dem Bürger weismachen wollen, die Regierung könnte, wenn sie nur wollte oder wenn sie fähig wäre. Das ist das Gefährliche — nicht für die Regierung —, weil nämlich dann beim Bürger die Illusion erweckt und gehegt und gepflegt wird: die da oben, die können das, die müssen das; auf uns kommt es gar nicht an. Das ist das Gefährliche an dieser Argumentation, wie Sie sie hier führen. Denn, meine Damen und Herren: Mehr Stabilität im Rahmen der gegebenen Verhältnisse — denken wir nur noch einmal an die außenwirtschaftlichen Bezüge usw. — werden wir nur erreichen, wenn jeder Bürger und jede Gruppe von Bürgern — wo immer sie selbst für sich oder für andere entscheiden — dieses Mehr an Stabilität zur Richtschnur ihres Handelns machen und sich nicht auf die Regierung verlassen, weil das in unserer Ordnung nun einmal so ist.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)



Rede von Dr. Richard Jaeger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Herr Bundesminister der Finanzen.

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    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wie die Fraktionsführungen wußten, habe ich heute tagsüber eines ausländisches Besuches wegen leider einen wichtigen Teil der Debatte nicht hören können. Ich habe ihn aber inzwischen gelesen. Er gibt kaum Stoff für eine längere Rede,

    (Abg. Wehner: Sehr wahr!)

    jedenfalls was die Reden der Herren Prof. Zeitel, Prof. Narjes und Dr. Strauß angeht.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Nicht Professor!) — Kein Professor? Ich dachte.


    (Heiterkeit bei den Regierungsparteien. — Zuruf von der CDU/CSU: Da können Sie mal sehen, wie schlecht Sie informiert sind!)

    — Ich glaube, das ist ein kleinerer Fehler, und Sie sehen mir das nach. Wenn man das liest, was Herr Narjes gesagt hat, wirkt es überaus professoral. Vielleicht hat es sich auch so angehört; ich weiß es nicht.

    (Abg. Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller: Doch, doch!)

    Ich habe hier nur das Wort erbeten, meine Herren von der CDU/CSU, weil mir daran lag, nicht hinterher — wie es mir in der Januar-Debatte passiert ist — von irgend jemandem öffentlich gesagt zu kriegen, ich hatte mich hier gedrückt.
    Ich habe die Rede von Herrn Strauß gelesen. Rhetorisch sehr hübsch — wie immer. Es war ja auch notwendig, ein bißchen Rhetorik zu verbreiten, nachdem man es nötig hatte, sowohl das, was Herr Dr. Barzel unvorsichtigerweise ein paar Tage vorher öffentlich gesagt hatte, als auch das, was Herr Narjes, unmittelbar vor ihm sprechend, gesagt hat, und auch die Äußerungen von Herrn Höcherl und Herrn Dollinger und anderen doch jedenfalls so zu behandeln, daß nicht allzuviel Widerspruch offensichtlich wurde. Der Kernsatz in der Rede des Herrn Kollegen Dr. Strauß ist der, wo er in schöner Offenheit zugegeben hat, von der Währungspolitik sprechend, daß die Bundesregierung in Brüssel mitgeholfen hat, die besten Beschlüsse herbeizuführen, die tatsächlich in dieser Lage möglich gewesen sind. Keiner anderen Regierung — so hat er wörtlich hinzugefügt — wäre es gelungen, etwas anderes, etwas Besseres zu erreichen, als tatsächlich erreicht worden ist. Mir scheint, daß dieser Kernpunkt der Rede des Oppositionssprechers wirklich dick hervorgehoben gehört. Übrigens will ich gerne auch meinerseits unterstreichen, daß dies eine faire Bemerkung gewesen ist.
    Was den Kollegen Prof. Zeitel angeht — das mit dem Professor ist hier aber, glaube ich, richtig —, bin ich erstaunt über eine Bemerkung, die ich bei ihm gelesen habe. Sie, Herr Zeitel, haben ausgeführt, so wie der nächste Winter komme auch die nächste Währungskrise, und wir in unserem Lande hätten immer noch keine zuverlässige, rechtzeitig aufgebaute Sicherung. Was wollen Sie damit sagen?

    (Zuruf von der SPD: Das weiß er selbst nicht!)

    Ich will ad 1 bemerken, daß es einstweilen nicht der Verantwortlichkeit eines Mitglieds dieses Hauses entspricht, in dieser Lage jetzt von der nächsten Währungskrise zu sprechen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Zum anderen aber: Wie vereinbaren Sie denn das, was Sie über eine Sicherung „in unserem Lande" gesagt haben, mit den Ausführungen des Kollegen Strauß, der mit Recht und sehr viel sachverständiger von der Notwendigkeit einer Welt währungsreform gesprochen hat?

    (Zuruf von der CDU/CSU: An Arroganz ist er nicht zu überbieten?)

    Eine nationale Sicherung gibt es nur, wenn Sie grundsätzlich den Kurs der deutschen Währung freigeben wollen. Dann sagen Sie das deutlich! Dann allerdings befinden Sie sich in Widerspruch zu all denjenigen Ihrer CDU/CSU-Kollegen, die hier so sehr für die europäische Integration gesprochen haben. Eines von beiden geht nur, und Sie müßten uns einmal sagen, welches von den verschiedenen Angeboten wir uns aussuchen sollen.

    (Zuruf von der SPD: Er sagt nichts!)

    Im übrigen ist die Bundesregierung bereit, im Finanzausschuß — wohin es gehört — über Fragen der Weltwährungsreform zu sprechen, und sie würde es begrüßen, wenn alle diesbezüglichen Äußerungen in der Öffentlichkeit, auch die seitens der Opposition, sorgfältig überlegt würden.

    (Abg. Dr. Zeitel: Nur dies habe ich gesagt!)

    — Wenn sie sorgfältig überlegt würden, Herr Kollege Zeitel!

    (Abg. Dr. Zeitel: Habe ich gesagt!)

    Es gibt eine ganze Menge mehr an Widersprüchen. Z. B. wird auf der einen Seite gesagt, die Regierung leiste einen finanzpolitischen Offenbarungseid auf



    Bundesminister Schmidt
    Raten. Das hören wir viele Male; das wird auch immer nachgeredet von anderen, die das von ihren Vordermännern übernehmen. Auf der anderen Seite wird heute gesagt, z. B. auf die geplante Mineralölsteueranhebung könne man ganz oder teilweise verzichten. So hat es dann auch Herr Höcherl irgendwo geschrieben, und so hat dann also auch Herr Strauß heute eingeräumt, daß diese finanzpolitischen Maßnahmen jedenfalls nicht notwendig seien, um Haushaltsbedürfnisse zu befriedigen. Herr Müller-Hermann hat dann aber, wie ich im Protokoll gelesen habe, in einer Zwischenfrage gesagt, damit würden nun doch die Lücken im Haushalt gestopft. Und so geht das alles durcheinander.
    Oder was sollen wir davon halten, wenn auf der einen Seite von Ihnen ausgeführt wird, daß die auf ein Jahr befristete Erhebung einer Stabilitätsabgabe eine bedrohliche Anspannung der Steuerlast bedeute — so hat es einer gesagt —, wenn der andere aber sagt, sie werde doch auf die Preise überwälzt werden? Was von beidem ist nun richtig?

    (Zuruf von der CDU/CSU.)

    Oder was sollen wir davon halten, wenn Sie den Abbau von Subventionen fordern — so habe ich es heute nachmittag in zwei Reden gelesen, die über Mittag gehalten worden sind —, wenn Sie auf der anderen Seite aber den von der Regierung beschlossenen Subventionsabbau kritisieren und zahlreiche Bedenken vortragen, aber drittens nun nicht Ihrerseits Abbauvorschläge machen? Das ist doch das, was sich durch all diese Reden der Herren Strauß und Zeitel und Narjes zieht,

    (Zustimmung bei Abgeordneten der Regierungsparteien)

    viel Gerede, aber kein einziger alternativer Vorschlag.
    Ich bin anderer Meinung als Herr Kirst. Er hat gemeint, es sei gefährlich, daß Sie sich so verhalten. Ich habe nichts dagegen, daß Sie sich so verhalten, denn dies muß ja für die Opposition, was die öffentliche Meinung angeht, erfolglos ausgehen. Es muß ja erfolglos bleiben, und damit bin ich durchaus zufrieden.

    (Abg. Dr. Zeitel: Ist doch dummes Zeug! Das sind doch Ihre Forderungen!)

    Was sollen wir davon halten, wenn Herr Narjes hier einen größeren Stabilitätsbeitrag des Bundeshaushalts verlangt und wenn andererseits die Fraktion, der er angehört, im selben Atemzug öffentlich die zu geringe Verbesserung staatlicher Leistungen beklagt? Gerade in diesen Tagen hat einer Ihrer Bildungssprecher öffentlich davon Zeugnis abgelegt. Er hat beklagt, daß auf diesem Gebiet nicht mehr geleistet werde. Ich habe das gelesen, nachdem ich am Vortage eine Besprechung mit den Ministerpräsidenten der Länder hatte, mit Herrn Stoltenberg und Herrn Kohl, die sich dort sehr explizit dagegen wehrten, daß auf diesem Gebiet etwa mehr geleistet würde. Der Bildungssprecher der CDU/CSU hat genau das Gegenteil dessen vertreten, was diese hervorragenden Anwärter auf das Amt des Parteivorsitzenden der CDU in der Ministerpräsidentenbesprechung vorgetragen haben.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das ist eine neue Variante!)

    — Sie wollen doch nicht dementieren, daß sie hervorragende Vertreter sind, hervorragende Anwärter?

    (Heiterkeit bei Abgeordneten der Regierungsparteien. — Zuruf von der CDU/CSU: Wir haben noch mehr!)

    — Ihr habt noch mehr? Herrn Narjes noch und Herrn Zeitel?

    (Zuruf von der CDU/CSU: Herrn Professor!)