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    Deutscher Bundestag 182. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 26. April 1972 Inhalt: Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abg. Dr. Artzinger und Scheu . . . . 10589 A Verzicht des Abg. Blank auf die Mitgliedschaft und Eintritt des Abg. Löher (Dortmund) 10589 B Eintritt des Abg. Schlichting-von Rönn in den Bundestag . . . . . . . . . . 10589 B Abg. Helms scheidet aus der Fraktion der FDP aus . . . . . . . . . . . . 10589 B Wahl des Abg. Wende als stellvertretendes Mitglied für den Kontrollausschuß beim Bundesausgleichsamt 10589 B Überweisung von Vorlagen an Ausschüsse 10589 C Amtliche Mitteilungen 10589 D Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1972 (Haushaltsgesetz 1972) (Drucksachen V1/2650, zu VI/2650, Nachtrag zu VI/2650); Berichte des Haushaltsausschusses — Zweite Beratung — Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundespräsidialamt (Drucksache VI/3350) . . . 10590 B Einzelplan 02 Deutscher Bundestag (Drucksache VI/3351) Franke (Osnabrück) (CDU/CSU) . . 10590 C Dr. Lenz (Bergstraße) (CDU/CSU) . 10591 C Dichgans (CDU/CSU) . . . . . . 10592 C Jung (FDP) . . . . . . . . . 10594 C Dr. Althammer (CDU/CSU) 10594 D, 10597 C Dr. Apel (SPD) . . . . . . . . 10596 D Kirst (FDP) . . . . . . . . . 10593 B Dr. Ehmke, Bundesminister . . . 10598 B Ertl, Bundesminister 10598 B Spitzmüller (FDP) 10599 A Stücklen (CDU/CSU) 10599 C Wehner (SPD) 10600 A Leicht (CDU/CSU) . . . ... . 10600 D Dorn (FDP) 10601 B Dr. Stark (Nürtingen) (CDU/CSU) . 10601 D Dr. Sperling (SPD) 10602 D II Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 182. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 26. April 1972 Einzelplan 03 Bundesrat (Drucksache VI/3352) 10603 B Einzelplan 04 Geschäftsbereich des Bundeskanzlers und des Bundeskanzleramtes (Drucksache VI/3353) Katzer (CDU/CSU) . . . . . . . 10603 C Dr. Schäfer (Tübingen) (SPD) . . . 10609 D Kirst (FDP) . . . . . . . . . 10618 B Baron von Wrangel (CDU/CSU) . . 10624 A Brandt, Bundeskanzler . . . . . 10639 D Dr. Barzel (CDU/CSU) . . . . 10652 A Scheel, Bundesminister 10662 A Dr. Arndt (Berlin) (SPD) . . . . 10670 B Arendt, Bundesminister 10673 B Strauß (CDU/CSU) . . . . . . 106e A Dr. Schiller, Bundesminister . . 10688 D Fragestunde (Drucksachen VI/3377, VI/3378) Fragen des Abg. Reddemann (CDU/CSU): Verstöße gegen die Geheimhaltungsvorschriften im Auswärtigen Amt Moersch, Parlamentarischer Staatssekretär 10626 B, C, D, 10627 A, B, C, D, 10628 A, C, D Reddemann (CDU/CSU) . . . . 10626 C, D, 10627 B, C Dr. Schulze-Vorberg (CDU/CSU) . . 10626 D, 10628 A Niegel (CDU/CSU) . . . . . . . 10627 A Dr.-Ing. Bach (CDU/CSU) . • . . 10627 D Freiherr Ostman von der Leye (SPD) 10628 A Frau Renger (SPD) 10628 B Ott (CDU/CSU) . . . . . . . 10628 C Dr. Kliesing (Honnef) (CDU/CSU) 10628 D Frage des Abg. Niegel (CDU/CSU) : Auswirkung der Ostverträge auf das Zonenrandgebiet, insbesondere das östliche Oberfranken Herold, Parlamentarischer Staatssekretär 10629 A, C, D, 10630 A, B, C Niegel (CDU/CSU) 10629 B, D Ott (CDU/CSU) . . . . . . . 10629 D Reddemann (CDU/CSU) 10630 A Sieglerschmidt (SPD) 10630 C Frage des Abg. Dr. Wittmann (München) .(CDU/CSU) : Einsatz von Hubschraubern der Bundeswehr für Sanitätszwecke Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . 10630 D, 10631 A Dr. Wittmann (München) (CDU/CSU) 10631 A Frage des Abg. Freiherr Ostman von der Leye (SPD) : Beschäftigung von Angehörigen der NPD und ihrer Jugend- und Studentenorganisationen sowie von Mitgliedern anderer rechtsradikaler Organisationen im öffentlichen Dienst Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . .10631 B, C, D Freiherr Ostman von der Leye (SPD) 10631 C Hansen (SPD) . . . . . . . . . 10631 D Frage des Abg. Walkhoff (SPD) : Störung der Olympischen Spiele durch militante neonazistische europäische Gruppen Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . 10632 A Walkhoff (SPD) 10632 A Frage des Abg. Müller (Mülheim) (SPD) : Versalzung der Werra und der Weser durch Abwässer des Kalibergbaues Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär 10632 B Frage des Abg. Müller (Mülheim) (SPD) Verhandlungen mit der DDR über Schutzmaßnahmen im Kalibergbau Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär 10632 C, D Müller (Mülheim) (SPD) 10632 D Frage des Abg. Dr. Schneider (Nürnberg) (CDU/CSU) : Beurteilung des vom Deutschen Städtetag vorgelegten „Negativkatalogs der zivilen Verteidigung" Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär 10633 A, B, C Dr. Schneider (Nürnberg) (CDU/CSU) 10633 B Müller (Mülheim) (SPD) 10633 C Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 182. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 26. April 1972 III Frage des Abg. Freiherr von Fircks (CDU/CSU) : Ablehnungsquote im Feststellungsverfahren auf Grund des 21. Gesetzes zur Änderung des Lastenausgleichsgesetzes Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär 10634 A, B Freiherr von Fircks (CDU/CSU) . 10634 B Frage des Abg. Freiherr von Fircks (CDU/CSU) : Grundbetrag nach § 4 des 21. Gesetzes zur Änderung des Lastenausgleichsgesetzes Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär 10634 B, D Freiherr von Fircks (CDU/CSU) . 10634 C Frage des Abg. Dasch (CDU/CSU) : Verbesserung der Wettbewerbsfähig- keit der Aluminiumindustrie Offergeld, Parlamentarischer Staatssekretär . . . 10634 D, 10635 A, B Dasch (CDU/CSU) . . . . .10635 A, B Fragen des Abg. Wolfram (SPD) : Anzeige der Landesvereinigung der industriellen Arbeitgeberverbände Nordrhein-Westfalen e. V. betr. Auswirkungen der Steuerreform Offergeld, Parlamentarischer Staatssekretär . 10635 B, C, D 10636 A, B Wolfram (SPD) 10635 D, 10636 A Haase (Kassel) (CDU/CSU) . . . . 10636 A Fragen des Abg. Schmidt (Braunschweig) (SPD) : Mißbräuchliche Anwendung des Blindenprivilegs bei der Berechnung der Mehrwertsteuer durch Tankstellenunternehmer Offergeld, Parlamentarischer Staatssekretär 10636 B, D Schmidt (Braunschweig) (SPD) . 10636 C, D Fragen des Abg. Biehle (CDU/CSU) und des Abg. Niegel (CDU/CSU) : Stellungnahme von Präsident Mansholt zu den Agrarpreisen Logemann, Parlamentarischer Staatssekretär 10637 A, B , C, D, 10638 A, B, C, 10639 A Biehle (CDU/CSU) . . . . . 10637 A, B, C, 10638 A, B Niegel (CDU/CSU) . . . . . . . 10637 D, 10638 B, D, 10639 A Fragen des Abg. Dr. Kempfler (CDU/CSU) : Industriehoiz aus Bauernwäldern Logemann, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . 10639 B, C Dr. Kempfler (CDU/CSU) . . . 10639 B nächste Sitzung 10690 A Anlagen Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten . . 10691 A Anlage 2 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Dr. Schmitt-Vockenhausen (SPD) betr. Sicherung des Rechts auf Gegendarstellung in Presseorganen . . 10691 A Anlage 3 Schriftliche Antwort auf die Mündlichen Fragen des Abg. Schmidt (Kempten) (FDP) betr. Gefährdung des Grundwassers sowie der Flüsse und Seen durch phosphathaltige Waschmittel 10691 C Anlage 4 Schriftliche Antwort auf die Mündlichen Fragen des Abg. Metzger (SPD) betr Vortragsdienst über die Olympischen Spiele 10692 A Anlage 5 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Weigl (CDU/CSU) betr. Grenzschutzstandorte in Ostbayern, insbesondere in der nördlichen Oberpfalz . 10692 C Anlage 6 Schriftliche Antwort auf die. Mündliche Frage des Abg. Wagner (Günzburg) (CDU/CSU) betr. Gesetzentwurf zur Neuordnung der Besoldung für Hochschullehrer und Fachhochschullehrer . . . . 10692 C Anlage 7 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Dr. Schmitt-Vockenhausen (SPD) betr. Sicherung bzw. Neuschaffung von Arbeitsplätzen . . . . . . 10692 D Anlage 8 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Gewandt (CDU/CSU) betr. Verminderung der Auswirkungen der Rückzahlung des Konjunkturzuschlages . 10693 A IV Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 182. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 26. April 1972 Anlage 9 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage der Abg. Frau von Bothmer (SPD) betr. Förderung deutscher Investitionen in Namibia, Angola, Mozambique und Südrhodesien 10693 B Anlage 10 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Weigl (CDU/CSU) betr. Stichtag der Neuregelung der Brennrechte 10693 C Anlage 11 Schriftliche Antwort auf die Schriftlichen Fragen des Abg. Dr. Hubrig (CDU/CSU) betr. Aufwendungen der Wirtschaft für Forschung und Entwicklung 10693 D Anlage 12 Schriftliche Antwort auf die Schriftliche Frage des Abg. Leicht (CDU/CSU) betr. finanzielle Aufwendungen für die Verwirklichung der Gesamtschule und Gesamthochschule 10694 C Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 182. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 26. April 1972 10589 182 Sitzung Bonn, den 26. April 1972 Stenographischer Bericht Beginn: 9.00 Uhr
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    Berichtigung 178. Sitzung, Seite II, rechte Spalte: Vor den Worten „Sammelübersicht 36" ist einzufügen: Entwurf eines Fünfzehnten Gesetzes über die Anpassung der Renten aus den gesetzlichen Rentenversicherungen (Fünfzehntes Rentenanpassungsgesetz) (Bundesrat) (Drucksache VI/3214) 181. Sitzung, Seite 10551 C: Zwischen den Worten „Art. Satz 2" ist einzufügen: 2 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 182. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 26. April 1972 10691 Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Breidbach 29. 4. Frau Dr. Diemer-Nicolaus 29. 4. Freiherr von und zu Guttenberg 5. 5. Lemp 26. 4. Lücker( München) 26. 4. Pöhler*** 26. 4. *Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen des Europäischen Parlaments ** Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen der Beratenden Versammlung des Europarats *** Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen der Versammlung der Westeuropäischen Union Anlage 2 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dorn vom 26. April 1972 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Schmitt-Vockenhausen (SPD) (Drucksache VI/3377 Frage A 2) : Was gedenkt die Bundesregierung zu einer besseren Sicherung des Gegendarstellungsrechts zu unternehmen, nachdem in zunehmendem Maße Presseorgane Gegendarstellungen dadurch zu unterlaufen suchen, indem sie Gegendarstellungen aus formalen Gründen ablehnen und Teile der Gegendarstellungen in eigene Berichte einarbeiten? Die Vorschriften über das Gegendarstellungsrecht, die die einzelnen Landespressegesetze enthalten, werden allgemein als ausreichend angesehen. Vorteile gegenüber entsprechenden Regelungen in anderen Rechtskreisen bestehen insbesondere wegen der schnellen Durchsetzbarkeit des Gegendarstellungsrechts auch im Wege einer einstweiligen Verfügung. Der Abdruck der Gegendarstellung darf nur verweigert werden, wenn kein berechtigtes Interesse der betroffenen Person an der Veröffentlichung besteht, wenn die Gegendarstellung ihrem Umfang nach nicht angemessen ist oder wenn sie strafbaren Inhalts ist. Eine Vermengung einer Gegendarstellung mit eigenen Berichten des jeweiligen Presseorgans wird von der Rechtsprechung als unzulässig angesehen. Die Gegendarstellung darf auch nicht in der Form eines Leserbriefes abgedruckt werden. Nach dem z. Z. geltenden Landespresserecht ist es nicht unzulässig, mit der Gegendarstellung eine Stellungnahme der Redaktion zu veröffentlichen. Nach dem Entwurf des Bundespresserechtsrahmengesetzes, der in meinem Hause vorbereitet wird, soll dies in Zukunft untersagt werden. Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 3 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatsekretärs Dorn vom 26. April 1972 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Schmidt (Kempten) (FDP) (Drucksache VI/3377 Fragen A 5 und 6) : Hat die Bundesregierung Unterlagen darüber, wieweit durch den sehr hohen Phosphatgehalt der insbesondere in den Haushalten verwendeten Waschmittel die Gefährdung sowohl des Grundwassers als auch der Flüsse und Seen in den letzten Jahren angestiegen ist? Welche Möglichkeiten sieht die Bundesregierung, im Rahmen des Umweltschutzes darauf hinzuwirken, daß der Phosphatgehalt hei Waschmitteln in Zukunft auf 50 % des bisherigen Phosphatgehalts abgesenkt wird? Zu Frage 5: Im Einvernehmen mit dem Bundesminister für Wirtschaft und Finanzen beantworte ich die Frage wie folgt: Der Bundesregierung liegen keine genauen zahlenmäßigen Unterlagen über die anteilige Belastung der Gewässer durch Waschmittelphosphate vor. Mit diesen Fragen befassen sich jedoch mehrere Sachverständigengremien, deren Arbeitsergebnisse der Bundesregierung vorliegen. Danach ergibt sich folgendes Bild: Bei der Beurteilung der von Phosphaten herrührenden Überdüngung von Gewässern und ihrer nachteiligen Folgen durch übermäßiges Wachstum von Algen wird oft übersehen, daß diese Schwierigkeiten überwiegend nur in stehenden Gewässern, aber kaum in fließenden Gewässern auftreten. In Flüssen und Bächen kommmt es zu keiner Phosphatanreicherung, auf die die Überdüngung in den Seen und Talsperren zurückzuführen ist. Grundwasser kann dabei außer acht gelassen werden, da Abwasser nicht in nennenswerten Mengen in das Grundwasser gelangt und Algen sich unter Lichtabschluß nicht entwickeln. Die in die Seen gelangenden Phosphate entstammen zu rund zwei Dritteln aus dem Abwasser und zu einem Drittel aus landwirtschaftlichen Anbauflächen. Dort werden die in Form von mineralischen Düngern aufgebrachten Phosphate durch Niederschläge teilweise wieder ausgewaschen. Die im Abwasser enthaltenen Phosphate entstammen je etwa zur Hälfte aus Waschmitteln und menschlichen Fäkalien. Die Ursachen der steigenden Gefährdung von Seen sind in erster Linie auf das Anwachsen der Besiedlung zurückzuführen. Allein in den deutschen Kreisen des Bodensees wuchs die Bevölkerung in den letzten 20 Jahren um nahezu 40 % an. Dazu kommt die hohe Zahl der Erholungsuchenden, die sich jeweils in den Sommermonaten in der Umgebung von Seen aufhalten. Nicht zuletzt ist auch der Waschmittelverbrauch, vor allem mit dem Einzug der Haushaltswaschmaschine, angestiegen, was zu einer weiteren Überdüngung geführt hat. Soweit es noch erforderlich ist, diese Fragen durch Forschungsarbeiten und Untersuchungen von Sach- 10692 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 182. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 26. April 1972 verständigen zu klären, wird die Bundesregierung das Notwendige veranlassen. Zu Frage 6: Die Bundesregierung wird prüfen, ob und wie weit phosphatarme Waschmittel eingesetzt werden können. Einen wirksameren Schutz bietet jedoch der Bau von Ringkanalisationen und speziellen Abwasserkläranlagen, durch die im Abwasser insgesamt enthaltenen Phosphate, gleich welcher Herkunft, wirksam zurückgehalten werden können. Anlage 4 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dorn vom 26. April 1972 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Metzger (SPD) (Drucksache VI/3377 Fragen A 7 und 8) : Wie beurteilt die Bundesregierung die Maßnahmen des Olympischen Organisationskomitees in München, zur Einsparung von 100 000 DM den Vortragsdienst über die Olympischen Spiele einzustellen, obwohl nach einer Mitteilung des Olympia-Werbechefs Otto Haas in der vergangenen Woche allein 200 Vortragswünsche von der Bundeswehr vorlagen? Teilt die Bundesregierung die Auffassung, daß im Hinblick auf die Brutto-Gesamtkosten der Olympischen Spiele von 1972 Millionen DM und im Hinblick auf die Öffentlichkeitsarbeit die Maßnahmen des Olympischen Komitees wenig überzeugend und rückgängig zu machen ist, zumal bei den Sportvereinen in der Bundesrepublik Deutschland und im Bereich der Bundeswehr ein besonders großes Interesse an sachgerechter Information über die Olympischen Spiele 1972 besteht? Zur Klärung des Sachverhalts, der Gegenstand Ihrer Anfrage ist, hat sich mein Haus an das Organisationskomitee in München gewandt. Nach Auskunft des Komitees entspricht es dem Ablauf des Zeit- und Organisationsplans, daß sich nunmehr — also weniger als 130 Tage vor dem Beginn der Olympischen Spiele — die Arbeit der Abteilung Werbung auf die Aufgaben konzentriert, die unmittelbar der Durchführung der Spiele dienen. Hierzu gehört u. a. die Herstellung der offiziellen Führer, der Tage- und Wochenprogramme sowie der Besucherinformationen. Der Vortragsdienst, auf den sich Ihre Anfrage bezieht, soll umorganisiert werden. Das Organisationskomitee hat die Deutsche Olympische Gesellschaft und den Deutschen Sportbund gebeten, die weiteren Vorträge zu übernehmen. Die Deutsche Olympische Gesellschaft hat bereits zugesagt. Das Organisationskomitee wird auch weiterhin seinen Beitrag leisten, indem es alle Unterlagen — Material für Referate, Filme, DiaGeräte und Publikationen — kostenlos zur Verfügung stellt. Im übrigen teile ich Ihre Auffassung voll und ganz, daß die Information der Öffentlichkeit und aller interessierten Stellen gerade jetzt nicht erlahmen darf. Der Fachausschuß für Öffentlichkeitsarbeit des Organisationskomitees wird in Kürze erneut tagen. Der Vertreter der Bundesregierung in diesem Ausschuß hat bereits beantragt, das Thema auf die Tagesordnung zu setzen. Anlage 5 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dorn vom 26. April 1972 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Weigl (CDU/CSU) (Drucksache VI/3377 Frage A 13) : Bis wann kann mit der Schließung der Lücke von Grenzschutzstandorten in Ostbayern, im besonderen in der nördlichen Oberpfalz, gerechnet werden? In Ostbayern sind Einheiten des BGS in den Standorten Bayreuth, Nabburg, Schwandorf und Deggendorf stationiert. Zur Verstärkung der Sicherung der Grenze wurde aus dem Grenzschutzstandort Nabburg zusätzlich ein ständig besetzter Stützpunkt in Seedorf eingerichtet. Die von mir für 1973 angestrebte Verstärkung des Bundesgrenzschutzes führt nicht zur Stationierung weiterer Einheiten im gesamten Grenzgebiet der Bundesrepublik Deutschland und damit auch nicht an der Grenze zur CSSR. Die Frage der Auswahl neuer Standorte in der nördlichen Oberpfalz stellt sich daher im Augenblick nicht. Anlage 6 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dorn vom 26. April 1972 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Wagner (Günzburg) (CDU/CSU) (Drucksache VI/3377 Frage A 14) : Bis zu welchem Zeitpunkt beabsichtigt die Bundesregierung, einen Gesetzentwurf zur Neuordnung der Besoldung für Hochschullehrer und Fachhochschullehrer vorzulegen? Der anstehenden Neuordnung der Besoldung im Hochschulbereich, die auch die Fachhochschullehrer einbeziehen wird, muß die Personalstruktur zugrunde liegen, die das Hochschulrahmengesetz vorsehen wird. Daher hängt der Zeitpunkt, zu dem dem Deutschen Bundestag der Entwurf eines Gesetzes zur Neuordnung der Besoldung im Hochschulbereich vorgelegt werden kann, von der Verabschiedung des Hochschulrahmengesetzes ab. Vorarbeiten für das diesem nachfolgende Besoldungsgesetz sind in enger Zusammenarbeit mit den Ländern im Gange. Anlage 7 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs Dr. Schöllhorn vom 25. April 1972 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Schmitt-Vockenhausen (SPD) (Drucksache VI/3377 Frage A 17) : Über welche regionalpolitischen und arbeitsmarktpolitischen Steuerungsinstrumente verfügt die Bundesregierung, um in Gebieten mit plötzlich auftretender Arbeitslosigkeit außerhalb der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur" Arbeitsplätze zu sichern bzw. neu zu schaffen? Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 182. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 26. April 1972 10693 Wenn in einem Gebiet außerhalb des Geltungsbereichs der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur" eine schwerwiegende und nachhaltige Arbeitslosigkeit eintritt oder einzutreten droht, kann ein solches Gebiet in die Gemeinschaftsaufgabe aufgenommen werden. Die Bundesregierung würde einen entsprechenden Antrag des betroffenen Landes im Planungsausschuß für regionale Wirtschaftsstruktur, der über die Frage der Abgrenzung der Fördergebiete zu entscheiden hat, unterstützen. Darüber hinaus könnte der Vorstand der Bundesanstalt für Arbeit auf Grund eines dringenden Bedürfnisses auch außerhalb der Gemeinschaftsaufgabe im Rahmen der verfügbaren Mittel aus der Rücklage zinsgünstige Darlehen zur Förderung von Investitionen zur Verfügung stellen. Anlage 8 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Offergeld vom 26. April 1972 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Gewandt (CDU/CSU) (Drucksache VI/3377 Frage A 19) : Ist die Bundesregierung bereit, die preissteigernden Auswirkungen der Rückzahlung des Konjunkturzuschlags zur Einkommen- und Lohnsteuer dadurch zu vermindern, daß sie durch eine Änderung des 624-DM-Gesetzes neben der geltenden Sparförderung eine zusätzliche Sparzulage dann gewährt, wenn der zurückgezahlte Konjunkturzuschlag sofort vermögenswirksam angelegt wird? Die Bundesregierung hat nicht die Absicht, durch eine Änderung und Ausweitung der Prämiengesetze und des 624-DM-Gesetzes zusätzliche finanzielle Anreize für die Sparkapitalbildung aus dem Konjunkturzuschlag zu schaffen. Sie hält eine solche Maßnahme schon aus dem Grunde für nicht angebracht, weil sie die in der Anfrage zum Ausdruck kommende Befürchtung, die Rückzahlung des Konjunkturzuschlages Mitte dieses Jahres werde preissteigende Auswirkungen haben, nicht teilt. Auf Grund des gegenwärtigen Bildes der Konjunkturlage und der absehbaren Entwicklungstendenzen erwartet die Bundesregierung vielmehr, daß die Rückzahlung der bei der Deutschen Bundesbank stillgelegten Mittel auf einen noch nicht voll entwickelten Konjunkturaufschwung trifft und deshalb keine konjunkturell negative Wirkungen haben wird. Anlage 9 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Offergeld vom 26. April 1972 auf die Mündliche Frage der Abgeordneten Frau von Bothmer (SPD) (Drucksache VI/3377 Frage A 24) : Trifft es zu (siehe Süddeutsche Zeitung vom 23. März 1972), daß deutsche Investitionen in Gebieten wie Namibia, Angola, Mozambique und Südrhodesien durch das EntwicklungshilfeSteuergesetz gefördert werden? Ich beantworte Ihre Frage mit „Ja", möchte aber folgendes hinzufügen: Die Geltungsdauer des Entwicklungshilfe-Steuergesetzes endet am 31. Dezember 1972. Es ist geplant, das Gesetz ab 1. Januar 1973 in neuer Form fortzuführen. Bei der Novellierung des Gesetzes ist vorgesehen, der Ihnen sicherlich bekannten Resolution der Vereinten Nationen vom 24. Dezember 1972 Rechnung zu tragen. Anlage 10 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Offergeld vom 26. April 1972 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Weigl (CDU/CSU) (Drucksache VI/3377 Frage A 25) : Ist es richtig, daß durch das Vorziehen des Stichtags der betriebsfähigen Herrichtung von Brennereien für die Brennrechtsveranlagung 1972/1973 eine Lex Niedersachsen geschaffen wird, das heißt, die Neuerrichtung von über dreißig Brennereien in Niedersachsen bei einer gleichzeitigen Benachteiligung der Landwirtschaft in anderen Bundesländern legalisiert werden soll? Zur Fragestunde am 23./25. 2. 1972 haben Sie zum gleichen Thema eine schriftliche Anfrage annähernd gleichen Inhalts gestellt. Herr Hermsdorf hatte sie Ihnen mit Schreiben vom 23. Februar 1972 beantwortet. Neue Gesichtspunkte haben sich in der Zwischenzeit nicht ergeben, so daß ich der Antwort meines Kollegen Hermsdorf nichts hinzufügen kann. Zur Verdeutlichung möchte ich aber noch einmal folgendes unterstreichen: Es trifft zu, daß der Stichtag der Neuregelung der Brennrechte vorgezogen werden soll. Es ist denkbar, daß sich — wie bei jeder anderen Stichtagsregelung auch — in einzelnen Fällen Härten ergeben können. Für eine Milderung dieser möglichen Härtefälle kann die Kontingentsregelung, über die Sie Herr Hermsdorf in seinem Schreiben seiner Zeit informiert hatte, ggfs. in Betracht kommen, sofern der Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten im Einzelfall ein besonderes agrarwirtschaftliches Bedürfnis anerkennt. Wie Sie sicherlich wissen, hat der Agrar-ausschuß des Bundesrates einem Antrag Bayerns zugestimmt, dieses Kontingent von ursprünglich 15 000 hl Weingeist auf 30 000 hl Weingeist zu erhöhen. Anlage 11 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Raffert vom 14. April 1972 auf die Schriftlichen Fragen des Ab- 10694 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 182. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 26. April 1972 geordneten Dr. Hubrig (CDU/CSU) (Drucksache VI/3313 Fragen B 15 und 16) : Gedenkt die Bundesregierung, eine gesetzliche Grundlage für eine amtliche Statistik der Forschungs- und Entwicklungsausgaben der deutschen Wirtschaft, ähnlich wie in den USA, Japan und Frankreich, zu schaffen? Welchen Aussagewert haben die vom Stifterverband der deutschen Wissenschaft durchgeführten Erhebungen über die Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen der deutschen Wirtschaft, und in welchem Umfang sind diese Angaben repräsentativ und statistisch gesichert? Die Bundesregierung hält eine aussagekräftige Statistik der Aufwendungen der Wirtschaft für Forschung und Entwicklung für unerläßlich. Z. Z. liegen aber noch nicht einmal für den öffentlichen Bereich ausreichende FuE-Statistiken vor. Die Bundesregierung ist der Auffassung, daß eine Statistik der Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten alle Sektoren der Volkswirtschaft umfassen und außer den Finanziellen Mitteln auch das in Forschung und Entwicklung tätige Personal einschließen müßte. Überlegungen und Erfahrungen bei der Erstellung von FuE-Daten haben gezeigt, daß sich bei der Erfassung und Aufbereitung erhebliche Schwierigkeiten ergeben. Wie durch die Erfahrungen anderer Staaten und bei den Erörterungen in internationalen Organisationen bestätigt worden ist, sind insbesondere die Definitions- und Zuordnungsfragen schwierig, Sobald hierüber in Zusammenarbeit mit inländischen Partnern und internationalen Organisationen hinreichende Klarheit erreicht worden ist, wird die Bundesregierung prüfen, ob und in welcher Form und bis zu welchem Detaillierungsgrad eine Statistik der Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten auch für den Bereich der Wirtschaft möglich gemacht werden sollte. Die vom Archivdienst für Wissenschaftsstatistik im Stifterverband für die deutsche Wissenschaft alle zwei Jahre durchgeführten Erhebungen sind eine wertvolle Grundlage für die Bewertung der Eigenleistungen der Wirtschaft auf dem Gebiet von Forschung und technischer Entwicklung. Da die Beteiligung an diesen Erhebungen freiwillig ist und nicht alle Unternehmen erfaßt, kann es sich allerdings nur um Ergebnisse handeln, deren Repräsentationsgrad in den einzelnen Wirtschaftszweigen unterschiedlich ist. Ein Vergleich der Ergebnisse der einzelnen Jahre ist, wie in den Veröffentlichungen ausdrücklich erwähnt wird, wegen der unterschiedlichen Zusammensetzung der Berichtseinheiten, insbesondere für den Vergleich von Teilergebnissen, nur mit Einschränkungen möglich. Die Erhebungen orientieren sich in ihrer Gliederung an dem von den OECD-Mitgliedstaaten erstellten Frascati-Handbuch über die Methoden zur Feststellung der Aufwendungen für Forschung und Entwicklung. Ein großer Teil der OECD-Länder bedient sich derselben Nomenklatur, so daß die Ergebnisse international verwendbar sind. Der Bundesbericht Forschung IV (Drucksache VI/3251) stützt sich in seiner quantitativen Darstellung der Eigenleistungen der Wirtschaft im wesentlichen auf die Ergebnisse der Erhebungen des Stifterverbandes. Anlage 12 Schriftliche Antwort des Bundesministers Dr. von Dohnanyi vom 21. April 1972 auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Leicht (CDU/CSU) (Drucksache VI/3313 Frage B 71) : Welche finanziellen Aufwendungen — personell wie investitionsmäßig — werden beim Bund bzw. bei den Ländern entstehen, wenn die von Bundesminister von Dohnanyi mehrfach in der Öffentlichkeit angekündigte Gesamtschule und Gesamthochschule verwirklicht werden, und inwieweit sind im geltenden Finanzplan des Bundes Mittel für diese Vorhaben (einschließlich der noch geplanten Modellversuche) vorgesehen? Die Frage nach den finanziellen Aufwendungen für die Verwirklichung der Gesamtschule und der Gesamthochschule läßt sich nicht beantworten, wenn sie nicht in den größeren Zusammenhang der notwendigen pädagogischen und organisatorischen Reformen des Bildungswesens gestellt wird. 1. Zur Gesamtschule: Im Zwischenbericht zum Bildungsgesamtplan haben sich Bund und alle Länder in bezug auf das 5. bis 10. Schuljahr (Sekundarstufe I) gemeinsam zu folgenden Zielen bekannt, die dem Abbau der bestehenden Chancenungleichheit im heutigen Schulwesen dienen: — Sicherung einer allgemeinen wissenschaftsorientierten Grundbildung für alle — Vermeidung vorzeitiger Festlegung auf bestimmte Bildungsgänge — Berücksichtigung der Neigung und der Befähigung des einzelnen durch eine zunehmende Wahl- und Leistungsdifferenzierung unter Beibehaltung eines verpflichtenden Kernbereichs gemeinsamer Inhalte. Die Bundesregierung und die von der SPD regierten Länder nehmen diese Zielvorstellungen sehr ernst und ziehen deshalb die notwendige Konsequenz: Sie wollen das überkommene ,,Drei-KlassenSchulsystem", bestehend aus Hauptschule, Realschule und Gymnasium, langfristig ersetzen durch die Gesamtschule. Diese wird alle Schüler zwischen 10 und 15 Jahren unter einem Dach zusammenfassen und die notwendigen Differenzierungen nicht mehr — wie faktisch heute noch überwiegend — nach der sozialen Herkunft sondern nach Neigung und Leistung vorsehen. Dies entspricht der internationalen Entwicklung wie auch dem deutlichen Mehrheitswillen der Bürger unseres Landes. Die von der CDU/CSU geführten Länder wollen die notwendige Konsequenz aus den gemeinsamen Zielvorstellungen noch nicht ziehen, sondern meinen eventuell auch mit Anpassungsmaßnahmen im Rahmen des traditionellen dreigliedrigen Schulsystems auskommen zu können. Wird mit solchen Maßnahmen Ernst gemacht, werden also im Interesse einer Verminderung der Chancenungleichheit insbesondere auch Maßnahmen ergriffen, um die bisherige Benachteiligung der Schüler an Haupt- und Realschulen abzubauen, so müssen sich die Kosten des Bildungswesens erhöhen. Dabei werden insbesondere die notwendigen Ver- Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 182. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 26. April 1972 10695 besserungen der Ausstattung der Haupt- und Realschulen ins Gewicht fallen. Die hierzu im „Zwischenbericht" quantifizierten Zielvorstellungen wurden aber vom Bund und allen Ländern in der BundLänder-Kommission für Bildungsplanung einstimmig verabschiedet. Entscheidend höhere, als die so entstehenden Mehrkosten, bringt auch die Gesamtschule nicht mit sich. Gewisse rationalisierende Wirkungen (gemeinsame Einrichtungen wie Bibliothek, Turnhalle, Sportplatz, Sprachlabor etc.) sind von der Gesamtschule zu erwarten. Nach diesem Vergleich — und ein anderer wäre der CDU/CSU gegenüber nicht fair — läßt sich also feststellen, daß die Gesamtschule nicht teurer ist als das im Sinne der CDU/CSU verbesserte herkömmliche System. Bedenkt man die zahlreichen Fehlinvestitionen, die in den letzten Jahren in einigen Ländern für neue Schulen an Standorten gemacht wurden, die heute nicht mehr aufrechterhalten werden sollen, ergeben sich weitere finanzpolitische Argumente für die Gesamtschulentscheidung heute. Wie Sie wissen, ist der Bund nach der geltenden Verfassungsordnung nicht in der Lage, sich umfassend an der Finanzierung des Schulwesens zu beteiligen. Er hat die Möglichkeit, auf der Grundlage des Artikels 91 b GG gemeinsam mit den Ländern entsprechende Modellversuche zu fördern. Die Förderung richtet sich dabei nach Bewertungsgrundsätzen, die im Rahmen der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung zwischen allen Beteiligten abgestimmt werden. Für die Förderung von Modellversuchen aus Bundesmitteln stehen die Titel 31 02/652 10 und 31 02/ 88210 (Förderung von Versuchs- und Modelleinrichtungen und -programmen im Bereich des Bildungswesens — laufende Kosten und Investitionen) zur Verfügung. Ein Schwerpunkt der Förderung aus diesen Titeln ist die Gesamtschule. In der Haushalts- und Finanzplanung der Bundesregierung sind für diese Titel insgesamt vorgesehen: 1972 75,7 Millionen DM 1973 131,8 Millionen DM 1974 183,7 Millionen DM 1975 255,7 Millionen DM Die Angaben für die Jahre 1973 bis 1975 sind der Finanzplanung 1972 bis 1975 aus dem letzten Jahr entnommen. 2. Zur Gesamthochschule: Die Errichtung von Gesamthochschulen, für die die Bundesregierung und alle Länderregierungen sich ausgesprochen haben, ist ein wesentlicher Teil der angestrebten Neuordnung des Hochschulbereiches, bei der ein durchlässiges System von abgestuften, aufeinander bezogenen Studiengängen und Studienabschlüssen geschaffen werden soll. Die finanziellen Aufwendungen für Gesamthochschulen werden sich voraussichtlich — nach allem, was wir heute wissen (Vergleichsrechnungen, in denen die Kosten der verschiedenen herkömmlichen Hochschulen den Kosten künftiger Gesamthochschulen gegenübergestellt werden, liegen noch nicht vor) — in dem Rahmen halten, der sich auch für die herkömmlichen Hochschularten nach Durchführung der erforderlichen Reformmaßnahmen (insbesondere im Bereich des Studiums, aber auch etwa bei Lehrkörperstruktur und Hochschulverwaltung) ergeben würde. Im Ersten Rahmenplan für den Hochschulbau 1972 bis 1975, der von Bund und Ländern einstimmig am 19. Juli 1971 beschlossen worden ist, werden deshalb einheitliche Flächen- und Kostenrichtwerte zugrunde gelegt. Auch in der Haushalts- und Finanzplanung des Bundes wird dementsprechend nicht nach Gesamthochschulen und anderen Hochschulen differenziert. Insgesamt sieht die Planung für die Förderung des Ausbaus und Neubaus von Hochschulen folgende Beträge vor (jeweils Bundesanteil an den Gesamtkosten) : 1972 1,6 Milliarden DM 1973 1,8 Milliarden DM 1974 2,0 Milliarden DM 1975 2,0 Milliarden DM Für die Förderung von Gesamthochschulmodellversuchen sind die erforderlichen Mittel nicht gesondert ausgewiesen. Der Haushaltsansatz bei Kap. 31 02 Titel 652 10 und 882 10 steht auch für Modellversuche im Hochschulbereich zur Verfügung.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Franz Josef Strauß


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Bitte sehr!


Rede von Dr. Werner Marx
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Herr Kollege Strauß, da Sie gerade von der Verantwortung der Bundesregierung sprechen: Halten Sie es nicht für durchaus peinlich, daß, da wir jetzt den Haushalt des Bundeskanzlers diskutieren, der Bundeskanzler während der ganzen Rede nicht anwesend ist,

(Sehr richtig! bei der CDU/CSU)

und haben Sie dafür eine Erklärung — außer vielleicht der, daß er bereits die Koffer packt?
.(Beifall bei der CDU/CSU.)


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Franz Josef Strauß


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Herr Kollege Marx, ich nehme an, er bereitet sich auf morgen vor.

    (Heiterkeit bei der CDU/CSU.) In der Regierungserklärung heißt es:

    Die Durchführung der notwendigen Reformen und ein weiteres Steigern des Wohlstandes sind nur möglich bei wachsender Wirtschaft und gesunden Finanzen.
    Nach dem Urteil der Bundesregierung sind die Finanzierung der notwendigen Reformen und die weitere Steigerung des Wohlstandes nur möglich bei wachsender Wirtschaft und gesunden Finanzen!
    Das also sind die Maßstäbe, mit denen die Bundesregierung selbst die Steigerung des Wohlstandes und die Finanzierung der Reformen kennzeichnet. Das Wachstum des Bruttosozialproduktes — und das reale ist maßgebend — war 1969 8 %, 1970 5,5 %, 1971 2,8 % und ist zur Zeit Null. Es wird am Ende des Jahres hoffentlich wieder 1 bis 2% betragen.
    Wie die Finanzen beschaffen sind, darüber haben wir uns heute hier unterhalten. Dem brauche ich vorerst nichts hinzuzufügen. Nach den von der Bundesregierung selbst aufgestellten Maßstäben ist weder Steigerung des Wohlstandes noch Finanzierung der Reformen möglich, weil die von der Bundesregierung genannten Voraussetzungen durch ihre eigene Politik zunichte gemacht worden sind.

    (Beifall bei der CDU/CSU.) In der Regierungserklärung heißt es:

    Wir werden Errungenes sichern und besonders für die Mitbürger sorgen, die trotz Hochkonjunktur und Vollbeschäftigung im Schatten leben müssen, die durch Alter, durch Krankheit oder durch strukturelle Veränderungen gefährdet sind.
    Laut Geschäftsbericht der Bundesbank sind gerade diese Gruppen in erster Linie und im stärksten Ausmaße die Opfer der Preisentwicklung und die Opfer der inflationären Tendenz geworden. Ich messe die Regierung nur an ihren eigenen Maßstäben und an ihren eigenen Zielpositionen und vergleiche das dann mit der Wirklichkeit. Hier im Geschäftsbericht der Bundesbank heißt es, daß die Rentner neben den Sparern in den beiden letzten Jahren eindeutig zu den Leidtragenden des gesamtwirtschaftlichen Verteilungskampfes geworden sind. Ich könnte noch weitere Zahlen dafür bieten; ich will mich aber darauf beschränken.
    Es heißt in der Regierungserklärung, nach der Absicht der Regierung sollten die Möglichkeiten des Bausparens erweitert werden. Die Wirklichkeit ist: der Bausparer trägt die Folgen der Inflation in besonderer Weise. Eine D-Mark, die er im Jahre 1968 in seine Finanzplanung für eine Eigentumswohnung oder ein Eigenheim eingesetzt hatte, war für ihn Ende 1970 noch 80 Pfennig wert, sie war Ende 1971 noch 70 Pfennig wert, und sie wird Ende 1972 ungefähr 60 Pfennig wert sein. Bei dem Umfang des Sparvolumens und bei der sozialen Zuordnung, die gerade bei den Bausparern festzustellen ist, sind die Sparer im allgemeinen um ihr zweites Einkommen, den Zins, gebracht worden, weil sie sonst an Substanz verlieren. Die Bausparer sind einem Prozeß unterworfen worden, den man nur als kalte Enteignung der Kleinen und der besonders Schutzbedürftigen bezeichnen kann.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, wenn ich demgegenüber Ankündigungen des Herrn Bun-



    Strauß
    deskanzlers aus der Vergangenheit erwähne: „Als Bundeskanzler werde ich die Deutsche Mark hart und stabil erhalten, denn Verbraucher und Sparer dürfen nicht auf kaltem Wege enteignet werden" — Ferienillustrierte des Jahres 1969 —, in der Regierungserklärung: „Wir werden die Forderungen des Gesetzes zur Förderung der Stabilität und des Wachstums erfüllen", am 18. April 1970: „Wir sind insofern über den Berg, als wir feststellen können, die Arbeitsplätze sind sicher, der Wohlstand wächst weiter, die Preisentwicklung wird sich beruhigen". Ich möchte die Zahl der Zitate nicht endlos erweitern; es gibt dafür fast einen unbegrenzten Schatz.
    Ein besonderes Kapitel ist das Versagen der Bundesregierung bei dem mit solchen Fanfarenstößen angekündigten Reformwerk der großen Steuerreform. Ich habe einige Reformwerke der Bundesregierung verfolgt, besonders das der großen Steuerreform. Ich bin hier zu einer interessanten Analyse gekommen. Allmählich kann man die verschiedenen Stadien eines Reformvorhabens der Bundesregierung etwa folgendermaßen analysieren. Der Ablauf der Ereignisse sieht ungefähr so aus: Ein Reformvorhaben wird verkündet, dann allgemeines Staunen, Euphorie, Freiwillige melden sich, fieberhafte Tätigkeit, die ersten Schwierigkeiten tauchen auf, die Schwierigkeiten werden unüberwindlich, Resignation, die Suche nach dem Schuldigen beginnt, Bestrafung der Beteiligten, Auszeichnung der Nichtbeteiligten, Ende des Reformvorhabens, ein neues Reformvorhaben wird verkündet.

    (Große Heiterkeit und Beifall bei der CDU/ CSU.)

    Meine Damen und Herren, Herr Kollege Schiller, gerade die Behandlung dieses Haushalts in der Woche nach den Landtagswahlen in Baden-Württemberg — ich sage das heute nicht zum erstenmal, ich habe es schon zweimal in diesem Jahr gesagt —, erinnert in peinlicher Weise an die Behandlung der Zusagen des Bundeskanzlers über Steuersenkungen ab 1. Januar und dann ab 1. Juli 1970. Welche Zwischenrufe sind mir aus den Reihen der Regierungsparteien entgegengedrungen, als ich schon früh in diesem Jahre sagte: „Der Haushalt wird frühestens in der Woche nach den Landtagswahlen verabschiedet werden" ! Genausowenig, wie damals bei den Landtagswahlen am 14. Juni 1970 der Wähler wissen durfte, daß die Steuersenkung auf unbestimmte Zeit vertagt wird, sollte er durch eine parlamentarische Behandlung des Haushalts vor dem letzten Sonntag über den wirklichen Zustand der öffentlichen Finanzen unterrichtet werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Sie wissen doch noch, Herr Kollege Schiller, daß wir damals, im Juni 1970, im Finanzausschuß den Antrag gestellt hatten, die Steuersenkung auf unbestimmte Zeit zu vertagen, daß wir mit 13 : 12 Stimmen niedergestimmt worden sind und daß vierzehn Tage später, am 19. Juni, Sie in diesem Hause mit der fast Bleichlautenden Begründung dasselbe verlangt und durchgesetzt haben. Aber dazwischen haben die Landtagswahlen stattgefunden, und der Wähler sollte zur Wahlurne gehen in dem Bewußtsein, daß die Steuersenkung am 1. Juli kommt und die Regierung ihr Wort hält. Genauso sollte er am letzten Sonntag zur Wahlurne gehen und nicht wissen, wie der wirkliche Zustand der Finanzen ist.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Bis heute ist die Steuersenkung nicht da, Herr Kollege Schiller. Sie kommt vielleicht am 1. Januar 1974. Sie kommt dann durch Abzug von der Steuerschuld, 20 DM im Monat maximal, geteilt durch fünf. 4 DM zahlt er weniger Lohnsteuer. Und was zahlt er in der Zwischenzeit mehr an Mineralölsteuer, Branntweinsteuer, Tabaksteuer, als Bahn- und Postbenutzer? Ein Vielfaches von dem wird ihm doch vorher aus der Tasche gezogen, was er 1974 endlich angeblich bekommen soll. Das ist doch die Wirklichkeit in diesem Lande.

    (Beifall bei der CDU/CSU. — Abg. Dr. Marx [Kaiserslautern] : Umverteilung!)

    Was waren das noch für Zeiten, als der Bundestag zu Sondersitzungen zusammenkam, um die Finanzlage der Post zu besprechen und sich über Gebührenerhöhungen zu erregen. Heute regt sich im Kreise der heutigen Regierungsparteien gar niemand mehr auf. Das Ganze ist ein administrativer Vorgang, der wegen häufiger Wiederholung keine besondere Aufmerksamkeit mehr verdient.

    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU.)

    Meine sehr verehrten Kollegen, heute hat der Herr Bundeskanzler etwas gesagt, was er entweder als falsche Information bekommen oder ich weiß nicht aus welchem Grunde hier behauptet hat, daß nämlich die große Steuerreform noch von diesem Bundestag unter der Leitung dieser Regierung verabschiedet werde. Ich möchte dazu folgendes feststellen. Die Eckwerte sind am 11. Juni letzten Jahres verkündet worden. Sie sind damals verkündet worden als ein monumentales Reformwerk von säkularem Charakter. Da standen sozusagen die geschichtlichen Ahnen Miguel, Popitz, Erzberger an der Wand, und der nächste Platz war ursprünglich von Alex Möller beansprucht, und jetzt sollte Karl Schiller dort verewigt werden.

    (Heiterkeit bei der CDU/CSU.)

    So war es geplant mit der großen Steuerreform.
    Ich habe damals gesagt: Wenn diese Eckwerte geltendes Recht werden, werden wir sie in wesentlichen Punkten ändern, sobald wir wieder die Regierungsgewalt übernehmen, weil sie einfach in vielen Punkten unhaltbar sind. Aber dieses monumentale Werk wurde im Oktober bereits überprüft. Ein Jahrhundert dauerte nur vier Monate.

    (Erneute Heiterkeit bei der CDU/CSU.)

    Nach der Änderung im Oktober, die zum Teil auf das Konto der FDP geht, wurde von Ihnen verkündet, daß nunmehr diese Steuerreform allen gesellschaftlichen Kräften Gerechtigkeit widerfahren lasse. Wieder vier Monate später kam es zum Krach zwischen Herrn Haller und Ihnen. Und dann hat Herr Ahlers verkündet er hat ja immer eine besondere Neigung zu offenen Bekundungen; dafür



    Strauß
    muß man ihm dankbar sein , diese Steuerreform könne so nicht vorgelegt werden, weil sie noch voller Ungereimtheiten und Absurditäten stecke.

    (Heiterkeit bei der CDU/CSU.)

    Das ist, jetzt einmal an einem konkreten Beispiel dargestellt, der Werdegang eines der größten Reformwerke dieser Regierung.

    (Abg. Stücklen: Ahlers lügt nicht!)

    Ich möchte hier über die Einzelheiten der Steuerreform nicht sprechen. Nur, Herr Kollege Schiller — ich sage es hier noch einmal —: Ganz gleich, wie die Abstimmung morgen verläuft: diese Bundesregierung hat den Zeitpunkt versäumt, ein geschlossenes Reformwerk vorzulegen, das rechtzeitig vor den nächsten Bundestagswahlen hätte verabschiedet werden können.
    Wir lassen uns nicht darauf ein, daß die Steuerreform in vier Pakete zerlegt und daß jedes Paket einzeln zu Steuererhöhungen verwendet wird. Wir haben erklärt — ich wiederhole es hier —: Wir sind nur dann bereit, im Sinne der Gemeinsamkeit hier mitzuwirken, wenn das erste Paket in Kenntnis der Be- und Entlastungen der folgenden Pakete verabschiedet werden kann. Wir sind nicht bereit, eine Erhöhung der vermögensabhängigen Steuern um beinahe 2 Milliarden DM mitzumachen, um uns anschließend eine Erhöhung der Einkommensteuer, anschließend einen unsozialen Familienlastenausgleich, anschließend eine Verschlechterung der Sparförderung und anschließend eine Begünstigung der Junggesellen und der Familien mit einem Kind und eine Benachteiligung der Familien mit zwei und mehr Kindern als sozialen Fortschritt empfehlen zu lassen, eine Körperschaftsteuerreform, die ihrerseits wiederum durch andere Steuererhöhungen ihren Sinn verliert und der geplanten Vermögensbildungsabgabe die Basis entzieht. Dahinter steht dann das letzte Paket: Was haben Sie mit der Mehrwertsteuer und den indirekten Steuern vor?
    Ich sehe bei der Bundesregierung nur eine Taktik: das erste Paket vorzulegen und zur Verabschiedung zu bringen, dann mit dem zweiten Paket eine abermalige Erhöhung der Steuern herbeizuführen, ebenso mit dem dritten und ebenso mit dem vierten Paket. Heute ist es bereits so, daß die Eckwerte der Bundesregierung bei normalen Ansätzen des Vermögens und des Einkommens in der gewerblichen Wirtschaft eine jährliche Steuerbelastung von 80 % und mehr erbringen.
    Ich möchte jetzt von den Eckwerten der SPD und ihres Steuerparteitages hier gar nicht sprechen. Ich würde mich auch hier gern auf Herrn Ahlers verlassen, der diese Eckwerte in seinem Brief an Herrn Steffen als selbstmörderische Politik bezeichnet hat.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Wenn ich hier aus dem Mund des Herrn Arndt höre, daß diese Bundesregierung eine Säule der Marktwirtschaft, eine Säule der Stabilität sei, wenn sich der Bundeskanzler hier zur Marktwirtschaft, zum Markt als dem Regulator, zum Leistungsprinzip, zum Eigentum usw. bekennt, dann möchte ich
    einmal fragen, ob Sie, Herr Schiller, eine Erhöhung der Staatsquote von 39 auf 48 %, wie sie im Langzeitprogramm der SPD verkündet worden ist, wirklich noch für mit einer funktionierenden Marktwirtschaft vereinbar halten.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    In dem Fall haben Sie ja auch über Indiskretion geklagt. Aber die Indiskretion kam diesmal aus den eigenen Parteiarchiven. Warum hat man denn dieses Langzeitprogramm versteckt? Man wollte es in seinen Einzelheiten sicherlich bis nach den nächsten Bundestagswahlen verstecken. Der Bürger sollte nicht wissen, daß — wenn man nur die Zahlen des Sozialprodukts von 1972 nimmt — 75 Milliarden DM in dieser oder jener Form, in Form von Steuern, Zwangsabgaben oder Kreditinanspruchnahme — das Nähere ist ausgeführt —, dem privaten Verfügungsbereich entzogen und in öffentlichen Verfügungsbereich überführt werden sollten. Wenn aber die Staatsquote einmal auf die 50 0/o zugeht, dann kann diese Regierung doch nicht mehr bestreiten, daß das Sozialismus ist, sozialistische Gesellschaftsordnung darstellt und mit Marktwirtschaft nichts mehr zu tun hat!

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, lassen Sie mich zum Schluß meiner Ausführungen noch auf zwei Punkte hinweisen.
    Herr Kollege Barzel hat heute einige Stellen aus dem offiziellen Flugblatt der Jungsozialisten in Baden-Württemberg zitiert. Herr Bundeskanzler, Sie haben immer behauptet, das sei die Diskussion zwischen den Generationen, dieser Diskussion müsse man freien Lauf lassen, sie könne nur zu fruchtbaren Ergebnissen führen, wenn sich eben die ältere und die junge Generation auf dem Boden derselben Grundordnung und einer gemeinsamen Auffassung zu einem gemeinsamen Werk zusammenfinden würden. Das ist nicht wahr. Allein in dem Zitat von Herrn Barzel steht, daß die Jungsozialisten sagen:
    Wir haben durch die Formulierung unserer sozialistischen Strategie im Bündnis mit den Altsozialisten eine Position erkämpft, an der die SPD nicht mehr vorbeigehen kann.
    Das heißt doch, daß sich hier Altmarxisten und Jungmarxisten zusammengefunden haben, um das Godesberger Programm aus den Angeln zu heben. Hierauf geben Sie uns doch bitte Antwort!

    (Abg. Wehner: Lassen Sie das doch unsere Sorge sein, Herr Schiedsrichter!)

    Der Herr Bundeskanzler hat heute ebenso wie andere Redner eine Reihe von Belehrungen an die Adresse der CDU/CSU gegeben. — Sie, Herr Wehner, haben natürlich Grund, diese Diskussion nicht zu wünschen. Wer aber in unserem Lande an die Zukunft und daran denkt, daß eine freiheitliche Gesellschaftsordnung mit Marktwirtschaft, mit parlamentarischer Demokratie und mit Rechtsstaatlichkeit erhalten werden soll, der kann diesen Volksfronttendenzen, wie sie sich in diesem Gebiet zeigen,



    Strauß
    nicht ahnungslos und mit verschlossenen Augen und mit passiver Gleichgültigkeit zusehen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Hier handelt es sich nicht um eine Diskussion zwischen den Generationen, Herr Kollege Wehner, weil Sie mich da angesprochen haben: Sie wissen doch, daß der Wahlkampfstratege Kopf der Jungsozialisten von Baden-Württemberg, der damals an der Organisation dieser gewalttätigen Aktionen gegen Sie in Nürnberg beteiligt war, gegen den ein Parteiverfahren eingeleitet war — es ist dann eingestellt worden —, unter größtem Beifall auf dem letzten Bundeskongreß der Jusos in Oberhausen erklärt hat, die Position von Rosa Luxemburg sei entscheidend für den Jungsozialisten, die parlamentarische Aktion, die gewerkschaftliche Aktion wie die gesamte Tätigkeit der Arbeiterbewegung müsse von dem Zweck bestimmt sein, das Proletariat aufs schärfste der nationalen Bourgeoisie entgegenzustellen. Ich könnte in Ergänzung zu dem Zitat, das Herr Barzel heute verlesen hat, noch eine Fülle von Zitaten vorlesen. Es geht hier aber gar nicht um Zitate. Wir alle haben in Familien, Parteien, Organisationen, in Staat und Gesellschaft die Diskussion zwischen den Generationen. Aber in der Diskussion zwischen den Generationen muß eines sichergestellt sein: die gemeinsame Wertordnung einer freiheitlichen Gesellschaft und die gemeinsamen Zielorientierungen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Hier stehen sich jedoch heute in der SPD zwei politische Richtungen gegenüber, die sich erbittert und zum Teil bis aufs Messer bekämpfen. Siehe die Entwicklung in München!
    Herr Bundeskanzler, wie soll man es verstehen, wenn ein alter Jungsozialist wie Kultusminister von Oertzen von Ihrer Partei, dessen merkwürdige personelle Verflechtungen mit mannigfaltigen Kreisen auch einmal der Aufhellung bedürften, in einem Vortrag vor Studenten gesagt hat, er wolle einen Waffenstillstand mit den unruhigen linken Gruppen machen, und wenn er den Beschluß der Ministerpräsidenten, Radikale von der Lehrtätigkeit auszuschließen, öffentlich kritisiert hat? Mit Recht sagt ein Zeitungskommentator: „Daß ein der SPD angehörender Kultusminister Derartiges sagt" — er zitiert dann: ,Richtlinien muß man noch einmal diskutieren — ,Radikale Enteignungen sind mit freiheitlicher Demokratie vereinbar' — ein Einreiseverbot für Professor Mandel sei eine unglaubliche Schweinerei —, „das muß als symptomatisch für den inneren Zustand Ihrer Partei gelten." Dazu wollen wir etwas hören.

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU.)

    Durch Nichtstun, Beschönigen, nichtssagende Erklärungen, theoretische Distanzierungen, Verniedlichung der Probleme, Verwischen der Thematik und Davonlaufen vor der Entscheidung macht man diese Dinge nur noch schlimmer.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Wenn das so weitergeht, werden die letzten Dinge
    schlimmer als die ersten Dinge sein. Sie, Herr Bundeskanzler, haben nicht nur in Ihrer Funktion als Bundeskanzler, sondern auch als Sachwalter der demokratischen Gesellschaft in dieser großen Partei eine Verantwortung, und deshalb haben auch wir als eine andere demokratische Partei das Recht, von Ihnen Auskunft darüber zu verlangen, wie Sie sich den Weitergang der Entwicklung in dieser Ihrer Partei vorstellen. Theoretische Distanzierungen nützen gar nichts. Hier muß einmal ein Trennungsstrich gezogen werden, damit die demokratischen Kräfte in diesem Lande wiederum enger zusammenfinden, als es zwischen Ihnen und Randbereichen auf der anderen Seite heute leider der Fall ist.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Ein letzter Satz, Herr Bundeskanzler und auch Herr Bundesaußenminister: Wenn Sie Glaubwürdigkeit beanspruchen, müssen Sie erstens dafür sorgen, daß wieder eine Übereinstimmung zwischen Ihren Angaben in der Regierungserklärung und der Wirklichkeit zu erkennen ist. Zweitens müssen Sie dann sagen, wohin die Reise in Ihrer Partei hinsichtlich der Ausbreitung der Linksradikalen geht. Drittens müssen Sie sich dann einfach sagen lassen, daß die Vorgänge mit dem Bahr-Papier, die hier von Herrn Scheel als unverbindliche Protokollnotizen bezeichnet worden sind, während sie wenige Wochen später offizielle Texte waren, uns dazu geführt haben, die Urquellen lesen zu wollen und uns nicht mit teilweisen Auszügen zu begnügen, weil wir das Vertrauen in Sie verloren haben.

    (Langanhaltender lebhafter Beifall bei der CDU/CSU.)