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    Deutscher Bundestag 182. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 26. April 1972 Inhalt: Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abg. Dr. Artzinger und Scheu . . . . 10589 A Verzicht des Abg. Blank auf die Mitgliedschaft und Eintritt des Abg. Löher (Dortmund) 10589 B Eintritt des Abg. Schlichting-von Rönn in den Bundestag . . . . . . . . . . 10589 B Abg. Helms scheidet aus der Fraktion der FDP aus . . . . . . . . . . . . 10589 B Wahl des Abg. Wende als stellvertretendes Mitglied für den Kontrollausschuß beim Bundesausgleichsamt 10589 B Überweisung von Vorlagen an Ausschüsse 10589 C Amtliche Mitteilungen 10589 D Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1972 (Haushaltsgesetz 1972) (Drucksachen V1/2650, zu VI/2650, Nachtrag zu VI/2650); Berichte des Haushaltsausschusses — Zweite Beratung — Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundespräsidialamt (Drucksache VI/3350) . . . 10590 B Einzelplan 02 Deutscher Bundestag (Drucksache VI/3351) Franke (Osnabrück) (CDU/CSU) . . 10590 C Dr. Lenz (Bergstraße) (CDU/CSU) . 10591 C Dichgans (CDU/CSU) . . . . . . 10592 C Jung (FDP) . . . . . . . . . 10594 C Dr. Althammer (CDU/CSU) 10594 D, 10597 C Dr. Apel (SPD) . . . . . . . . 10596 D Kirst (FDP) . . . . . . . . . 10593 B Dr. Ehmke, Bundesminister . . . 10598 B Ertl, Bundesminister 10598 B Spitzmüller (FDP) 10599 A Stücklen (CDU/CSU) 10599 C Wehner (SPD) 10600 A Leicht (CDU/CSU) . . . ... . 10600 D Dorn (FDP) 10601 B Dr. Stark (Nürtingen) (CDU/CSU) . 10601 D Dr. Sperling (SPD) 10602 D II Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 182. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 26. April 1972 Einzelplan 03 Bundesrat (Drucksache VI/3352) 10603 B Einzelplan 04 Geschäftsbereich des Bundeskanzlers und des Bundeskanzleramtes (Drucksache VI/3353) Katzer (CDU/CSU) . . . . . . . 10603 C Dr. Schäfer (Tübingen) (SPD) . . . 10609 D Kirst (FDP) . . . . . . . . . 10618 B Baron von Wrangel (CDU/CSU) . . 10624 A Brandt, Bundeskanzler . . . . . 10639 D Dr. Barzel (CDU/CSU) . . . . 10652 A Scheel, Bundesminister 10662 A Dr. Arndt (Berlin) (SPD) . . . . 10670 B Arendt, Bundesminister 10673 B Strauß (CDU/CSU) . . . . . . 106e A Dr. Schiller, Bundesminister . . 10688 D Fragestunde (Drucksachen VI/3377, VI/3378) Fragen des Abg. Reddemann (CDU/CSU): Verstöße gegen die Geheimhaltungsvorschriften im Auswärtigen Amt Moersch, Parlamentarischer Staatssekretär 10626 B, C, D, 10627 A, B, C, D, 10628 A, C, D Reddemann (CDU/CSU) . . . . 10626 C, D, 10627 B, C Dr. Schulze-Vorberg (CDU/CSU) . . 10626 D, 10628 A Niegel (CDU/CSU) . . . . . . . 10627 A Dr.-Ing. Bach (CDU/CSU) . • . . 10627 D Freiherr Ostman von der Leye (SPD) 10628 A Frau Renger (SPD) 10628 B Ott (CDU/CSU) . . . . . . . 10628 C Dr. Kliesing (Honnef) (CDU/CSU) 10628 D Frage des Abg. Niegel (CDU/CSU) : Auswirkung der Ostverträge auf das Zonenrandgebiet, insbesondere das östliche Oberfranken Herold, Parlamentarischer Staatssekretär 10629 A, C, D, 10630 A, B, C Niegel (CDU/CSU) 10629 B, D Ott (CDU/CSU) . . . . . . . 10629 D Reddemann (CDU/CSU) 10630 A Sieglerschmidt (SPD) 10630 C Frage des Abg. Dr. Wittmann (München) .(CDU/CSU) : Einsatz von Hubschraubern der Bundeswehr für Sanitätszwecke Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . 10630 D, 10631 A Dr. Wittmann (München) (CDU/CSU) 10631 A Frage des Abg. Freiherr Ostman von der Leye (SPD) : Beschäftigung von Angehörigen der NPD und ihrer Jugend- und Studentenorganisationen sowie von Mitgliedern anderer rechtsradikaler Organisationen im öffentlichen Dienst Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . .10631 B, C, D Freiherr Ostman von der Leye (SPD) 10631 C Hansen (SPD) . . . . . . . . . 10631 D Frage des Abg. Walkhoff (SPD) : Störung der Olympischen Spiele durch militante neonazistische europäische Gruppen Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . 10632 A Walkhoff (SPD) 10632 A Frage des Abg. Müller (Mülheim) (SPD) : Versalzung der Werra und der Weser durch Abwässer des Kalibergbaues Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär 10632 B Frage des Abg. Müller (Mülheim) (SPD) Verhandlungen mit der DDR über Schutzmaßnahmen im Kalibergbau Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär 10632 C, D Müller (Mülheim) (SPD) 10632 D Frage des Abg. Dr. Schneider (Nürnberg) (CDU/CSU) : Beurteilung des vom Deutschen Städtetag vorgelegten „Negativkatalogs der zivilen Verteidigung" Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär 10633 A, B, C Dr. Schneider (Nürnberg) (CDU/CSU) 10633 B Müller (Mülheim) (SPD) 10633 C Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 182. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 26. April 1972 III Frage des Abg. Freiherr von Fircks (CDU/CSU) : Ablehnungsquote im Feststellungsverfahren auf Grund des 21. Gesetzes zur Änderung des Lastenausgleichsgesetzes Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär 10634 A, B Freiherr von Fircks (CDU/CSU) . 10634 B Frage des Abg. Freiherr von Fircks (CDU/CSU) : Grundbetrag nach § 4 des 21. Gesetzes zur Änderung des Lastenausgleichsgesetzes Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär 10634 B, D Freiherr von Fircks (CDU/CSU) . 10634 C Frage des Abg. Dasch (CDU/CSU) : Verbesserung der Wettbewerbsfähig- keit der Aluminiumindustrie Offergeld, Parlamentarischer Staatssekretär . . . 10634 D, 10635 A, B Dasch (CDU/CSU) . . . . .10635 A, B Fragen des Abg. Wolfram (SPD) : Anzeige der Landesvereinigung der industriellen Arbeitgeberverbände Nordrhein-Westfalen e. V. betr. Auswirkungen der Steuerreform Offergeld, Parlamentarischer Staatssekretär . 10635 B, C, D 10636 A, B Wolfram (SPD) 10635 D, 10636 A Haase (Kassel) (CDU/CSU) . . . . 10636 A Fragen des Abg. Schmidt (Braunschweig) (SPD) : Mißbräuchliche Anwendung des Blindenprivilegs bei der Berechnung der Mehrwertsteuer durch Tankstellenunternehmer Offergeld, Parlamentarischer Staatssekretär 10636 B, D Schmidt (Braunschweig) (SPD) . 10636 C, D Fragen des Abg. Biehle (CDU/CSU) und des Abg. Niegel (CDU/CSU) : Stellungnahme von Präsident Mansholt zu den Agrarpreisen Logemann, Parlamentarischer Staatssekretär 10637 A, B , C, D, 10638 A, B, C, 10639 A Biehle (CDU/CSU) . . . . . 10637 A, B, C, 10638 A, B Niegel (CDU/CSU) . . . . . . . 10637 D, 10638 B, D, 10639 A Fragen des Abg. Dr. Kempfler (CDU/CSU) : Industriehoiz aus Bauernwäldern Logemann, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . 10639 B, C Dr. Kempfler (CDU/CSU) . . . 10639 B nächste Sitzung 10690 A Anlagen Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten . . 10691 A Anlage 2 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Dr. Schmitt-Vockenhausen (SPD) betr. Sicherung des Rechts auf Gegendarstellung in Presseorganen . . 10691 A Anlage 3 Schriftliche Antwort auf die Mündlichen Fragen des Abg. Schmidt (Kempten) (FDP) betr. Gefährdung des Grundwassers sowie der Flüsse und Seen durch phosphathaltige Waschmittel 10691 C Anlage 4 Schriftliche Antwort auf die Mündlichen Fragen des Abg. Metzger (SPD) betr Vortragsdienst über die Olympischen Spiele 10692 A Anlage 5 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Weigl (CDU/CSU) betr. Grenzschutzstandorte in Ostbayern, insbesondere in der nördlichen Oberpfalz . 10692 C Anlage 6 Schriftliche Antwort auf die. Mündliche Frage des Abg. Wagner (Günzburg) (CDU/CSU) betr. Gesetzentwurf zur Neuordnung der Besoldung für Hochschullehrer und Fachhochschullehrer . . . . 10692 C Anlage 7 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Dr. Schmitt-Vockenhausen (SPD) betr. Sicherung bzw. Neuschaffung von Arbeitsplätzen . . . . . . 10692 D Anlage 8 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Gewandt (CDU/CSU) betr. Verminderung der Auswirkungen der Rückzahlung des Konjunkturzuschlages . 10693 A IV Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 182. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 26. April 1972 Anlage 9 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage der Abg. Frau von Bothmer (SPD) betr. Förderung deutscher Investitionen in Namibia, Angola, Mozambique und Südrhodesien 10693 B Anlage 10 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Weigl (CDU/CSU) betr. Stichtag der Neuregelung der Brennrechte 10693 C Anlage 11 Schriftliche Antwort auf die Schriftlichen Fragen des Abg. Dr. Hubrig (CDU/CSU) betr. Aufwendungen der Wirtschaft für Forschung und Entwicklung 10693 D Anlage 12 Schriftliche Antwort auf die Schriftliche Frage des Abg. Leicht (CDU/CSU) betr. finanzielle Aufwendungen für die Verwirklichung der Gesamtschule und Gesamthochschule 10694 C Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 182. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 26. April 1972 10589 182 Sitzung Bonn, den 26. April 1972 Stenographischer Bericht Beginn: 9.00 Uhr
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    Berichtigung 178. Sitzung, Seite II, rechte Spalte: Vor den Worten „Sammelübersicht 36" ist einzufügen: Entwurf eines Fünfzehnten Gesetzes über die Anpassung der Renten aus den gesetzlichen Rentenversicherungen (Fünfzehntes Rentenanpassungsgesetz) (Bundesrat) (Drucksache VI/3214) 181. Sitzung, Seite 10551 C: Zwischen den Worten „Art. Satz 2" ist einzufügen: 2 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 182. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 26. April 1972 10691 Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Breidbach 29. 4. Frau Dr. Diemer-Nicolaus 29. 4. Freiherr von und zu Guttenberg 5. 5. Lemp 26. 4. Lücker( München) 26. 4. Pöhler*** 26. 4. *Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen des Europäischen Parlaments ** Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen der Beratenden Versammlung des Europarats *** Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen der Versammlung der Westeuropäischen Union Anlage 2 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dorn vom 26. April 1972 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Schmitt-Vockenhausen (SPD) (Drucksache VI/3377 Frage A 2) : Was gedenkt die Bundesregierung zu einer besseren Sicherung des Gegendarstellungsrechts zu unternehmen, nachdem in zunehmendem Maße Presseorgane Gegendarstellungen dadurch zu unterlaufen suchen, indem sie Gegendarstellungen aus formalen Gründen ablehnen und Teile der Gegendarstellungen in eigene Berichte einarbeiten? Die Vorschriften über das Gegendarstellungsrecht, die die einzelnen Landespressegesetze enthalten, werden allgemein als ausreichend angesehen. Vorteile gegenüber entsprechenden Regelungen in anderen Rechtskreisen bestehen insbesondere wegen der schnellen Durchsetzbarkeit des Gegendarstellungsrechts auch im Wege einer einstweiligen Verfügung. Der Abdruck der Gegendarstellung darf nur verweigert werden, wenn kein berechtigtes Interesse der betroffenen Person an der Veröffentlichung besteht, wenn die Gegendarstellung ihrem Umfang nach nicht angemessen ist oder wenn sie strafbaren Inhalts ist. Eine Vermengung einer Gegendarstellung mit eigenen Berichten des jeweiligen Presseorgans wird von der Rechtsprechung als unzulässig angesehen. Die Gegendarstellung darf auch nicht in der Form eines Leserbriefes abgedruckt werden. Nach dem z. Z. geltenden Landespresserecht ist es nicht unzulässig, mit der Gegendarstellung eine Stellungnahme der Redaktion zu veröffentlichen. Nach dem Entwurf des Bundespresserechtsrahmengesetzes, der in meinem Hause vorbereitet wird, soll dies in Zukunft untersagt werden. Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 3 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatsekretärs Dorn vom 26. April 1972 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Schmidt (Kempten) (FDP) (Drucksache VI/3377 Fragen A 5 und 6) : Hat die Bundesregierung Unterlagen darüber, wieweit durch den sehr hohen Phosphatgehalt der insbesondere in den Haushalten verwendeten Waschmittel die Gefährdung sowohl des Grundwassers als auch der Flüsse und Seen in den letzten Jahren angestiegen ist? Welche Möglichkeiten sieht die Bundesregierung, im Rahmen des Umweltschutzes darauf hinzuwirken, daß der Phosphatgehalt hei Waschmitteln in Zukunft auf 50 % des bisherigen Phosphatgehalts abgesenkt wird? Zu Frage 5: Im Einvernehmen mit dem Bundesminister für Wirtschaft und Finanzen beantworte ich die Frage wie folgt: Der Bundesregierung liegen keine genauen zahlenmäßigen Unterlagen über die anteilige Belastung der Gewässer durch Waschmittelphosphate vor. Mit diesen Fragen befassen sich jedoch mehrere Sachverständigengremien, deren Arbeitsergebnisse der Bundesregierung vorliegen. Danach ergibt sich folgendes Bild: Bei der Beurteilung der von Phosphaten herrührenden Überdüngung von Gewässern und ihrer nachteiligen Folgen durch übermäßiges Wachstum von Algen wird oft übersehen, daß diese Schwierigkeiten überwiegend nur in stehenden Gewässern, aber kaum in fließenden Gewässern auftreten. In Flüssen und Bächen kommmt es zu keiner Phosphatanreicherung, auf die die Überdüngung in den Seen und Talsperren zurückzuführen ist. Grundwasser kann dabei außer acht gelassen werden, da Abwasser nicht in nennenswerten Mengen in das Grundwasser gelangt und Algen sich unter Lichtabschluß nicht entwickeln. Die in die Seen gelangenden Phosphate entstammen zu rund zwei Dritteln aus dem Abwasser und zu einem Drittel aus landwirtschaftlichen Anbauflächen. Dort werden die in Form von mineralischen Düngern aufgebrachten Phosphate durch Niederschläge teilweise wieder ausgewaschen. Die im Abwasser enthaltenen Phosphate entstammen je etwa zur Hälfte aus Waschmitteln und menschlichen Fäkalien. Die Ursachen der steigenden Gefährdung von Seen sind in erster Linie auf das Anwachsen der Besiedlung zurückzuführen. Allein in den deutschen Kreisen des Bodensees wuchs die Bevölkerung in den letzten 20 Jahren um nahezu 40 % an. Dazu kommt die hohe Zahl der Erholungsuchenden, die sich jeweils in den Sommermonaten in der Umgebung von Seen aufhalten. Nicht zuletzt ist auch der Waschmittelverbrauch, vor allem mit dem Einzug der Haushaltswaschmaschine, angestiegen, was zu einer weiteren Überdüngung geführt hat. Soweit es noch erforderlich ist, diese Fragen durch Forschungsarbeiten und Untersuchungen von Sach- 10692 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 182. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 26. April 1972 verständigen zu klären, wird die Bundesregierung das Notwendige veranlassen. Zu Frage 6: Die Bundesregierung wird prüfen, ob und wie weit phosphatarme Waschmittel eingesetzt werden können. Einen wirksameren Schutz bietet jedoch der Bau von Ringkanalisationen und speziellen Abwasserkläranlagen, durch die im Abwasser insgesamt enthaltenen Phosphate, gleich welcher Herkunft, wirksam zurückgehalten werden können. Anlage 4 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dorn vom 26. April 1972 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Metzger (SPD) (Drucksache VI/3377 Fragen A 7 und 8) : Wie beurteilt die Bundesregierung die Maßnahmen des Olympischen Organisationskomitees in München, zur Einsparung von 100 000 DM den Vortragsdienst über die Olympischen Spiele einzustellen, obwohl nach einer Mitteilung des Olympia-Werbechefs Otto Haas in der vergangenen Woche allein 200 Vortragswünsche von der Bundeswehr vorlagen? Teilt die Bundesregierung die Auffassung, daß im Hinblick auf die Brutto-Gesamtkosten der Olympischen Spiele von 1972 Millionen DM und im Hinblick auf die Öffentlichkeitsarbeit die Maßnahmen des Olympischen Komitees wenig überzeugend und rückgängig zu machen ist, zumal bei den Sportvereinen in der Bundesrepublik Deutschland und im Bereich der Bundeswehr ein besonders großes Interesse an sachgerechter Information über die Olympischen Spiele 1972 besteht? Zur Klärung des Sachverhalts, der Gegenstand Ihrer Anfrage ist, hat sich mein Haus an das Organisationskomitee in München gewandt. Nach Auskunft des Komitees entspricht es dem Ablauf des Zeit- und Organisationsplans, daß sich nunmehr — also weniger als 130 Tage vor dem Beginn der Olympischen Spiele — die Arbeit der Abteilung Werbung auf die Aufgaben konzentriert, die unmittelbar der Durchführung der Spiele dienen. Hierzu gehört u. a. die Herstellung der offiziellen Führer, der Tage- und Wochenprogramme sowie der Besucherinformationen. Der Vortragsdienst, auf den sich Ihre Anfrage bezieht, soll umorganisiert werden. Das Organisationskomitee hat die Deutsche Olympische Gesellschaft und den Deutschen Sportbund gebeten, die weiteren Vorträge zu übernehmen. Die Deutsche Olympische Gesellschaft hat bereits zugesagt. Das Organisationskomitee wird auch weiterhin seinen Beitrag leisten, indem es alle Unterlagen — Material für Referate, Filme, DiaGeräte und Publikationen — kostenlos zur Verfügung stellt. Im übrigen teile ich Ihre Auffassung voll und ganz, daß die Information der Öffentlichkeit und aller interessierten Stellen gerade jetzt nicht erlahmen darf. Der Fachausschuß für Öffentlichkeitsarbeit des Organisationskomitees wird in Kürze erneut tagen. Der Vertreter der Bundesregierung in diesem Ausschuß hat bereits beantragt, das Thema auf die Tagesordnung zu setzen. Anlage 5 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dorn vom 26. April 1972 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Weigl (CDU/CSU) (Drucksache VI/3377 Frage A 13) : Bis wann kann mit der Schließung der Lücke von Grenzschutzstandorten in Ostbayern, im besonderen in der nördlichen Oberpfalz, gerechnet werden? In Ostbayern sind Einheiten des BGS in den Standorten Bayreuth, Nabburg, Schwandorf und Deggendorf stationiert. Zur Verstärkung der Sicherung der Grenze wurde aus dem Grenzschutzstandort Nabburg zusätzlich ein ständig besetzter Stützpunkt in Seedorf eingerichtet. Die von mir für 1973 angestrebte Verstärkung des Bundesgrenzschutzes führt nicht zur Stationierung weiterer Einheiten im gesamten Grenzgebiet der Bundesrepublik Deutschland und damit auch nicht an der Grenze zur CSSR. Die Frage der Auswahl neuer Standorte in der nördlichen Oberpfalz stellt sich daher im Augenblick nicht. Anlage 6 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dorn vom 26. April 1972 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Wagner (Günzburg) (CDU/CSU) (Drucksache VI/3377 Frage A 14) : Bis zu welchem Zeitpunkt beabsichtigt die Bundesregierung, einen Gesetzentwurf zur Neuordnung der Besoldung für Hochschullehrer und Fachhochschullehrer vorzulegen? Der anstehenden Neuordnung der Besoldung im Hochschulbereich, die auch die Fachhochschullehrer einbeziehen wird, muß die Personalstruktur zugrunde liegen, die das Hochschulrahmengesetz vorsehen wird. Daher hängt der Zeitpunkt, zu dem dem Deutschen Bundestag der Entwurf eines Gesetzes zur Neuordnung der Besoldung im Hochschulbereich vorgelegt werden kann, von der Verabschiedung des Hochschulrahmengesetzes ab. Vorarbeiten für das diesem nachfolgende Besoldungsgesetz sind in enger Zusammenarbeit mit den Ländern im Gange. Anlage 7 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs Dr. Schöllhorn vom 25. April 1972 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Schmitt-Vockenhausen (SPD) (Drucksache VI/3377 Frage A 17) : Über welche regionalpolitischen und arbeitsmarktpolitischen Steuerungsinstrumente verfügt die Bundesregierung, um in Gebieten mit plötzlich auftretender Arbeitslosigkeit außerhalb der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur" Arbeitsplätze zu sichern bzw. neu zu schaffen? Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 182. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 26. April 1972 10693 Wenn in einem Gebiet außerhalb des Geltungsbereichs der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur" eine schwerwiegende und nachhaltige Arbeitslosigkeit eintritt oder einzutreten droht, kann ein solches Gebiet in die Gemeinschaftsaufgabe aufgenommen werden. Die Bundesregierung würde einen entsprechenden Antrag des betroffenen Landes im Planungsausschuß für regionale Wirtschaftsstruktur, der über die Frage der Abgrenzung der Fördergebiete zu entscheiden hat, unterstützen. Darüber hinaus könnte der Vorstand der Bundesanstalt für Arbeit auf Grund eines dringenden Bedürfnisses auch außerhalb der Gemeinschaftsaufgabe im Rahmen der verfügbaren Mittel aus der Rücklage zinsgünstige Darlehen zur Förderung von Investitionen zur Verfügung stellen. Anlage 8 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Offergeld vom 26. April 1972 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Gewandt (CDU/CSU) (Drucksache VI/3377 Frage A 19) : Ist die Bundesregierung bereit, die preissteigernden Auswirkungen der Rückzahlung des Konjunkturzuschlags zur Einkommen- und Lohnsteuer dadurch zu vermindern, daß sie durch eine Änderung des 624-DM-Gesetzes neben der geltenden Sparförderung eine zusätzliche Sparzulage dann gewährt, wenn der zurückgezahlte Konjunkturzuschlag sofort vermögenswirksam angelegt wird? Die Bundesregierung hat nicht die Absicht, durch eine Änderung und Ausweitung der Prämiengesetze und des 624-DM-Gesetzes zusätzliche finanzielle Anreize für die Sparkapitalbildung aus dem Konjunkturzuschlag zu schaffen. Sie hält eine solche Maßnahme schon aus dem Grunde für nicht angebracht, weil sie die in der Anfrage zum Ausdruck kommende Befürchtung, die Rückzahlung des Konjunkturzuschlages Mitte dieses Jahres werde preissteigende Auswirkungen haben, nicht teilt. Auf Grund des gegenwärtigen Bildes der Konjunkturlage und der absehbaren Entwicklungstendenzen erwartet die Bundesregierung vielmehr, daß die Rückzahlung der bei der Deutschen Bundesbank stillgelegten Mittel auf einen noch nicht voll entwickelten Konjunkturaufschwung trifft und deshalb keine konjunkturell negative Wirkungen haben wird. Anlage 9 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Offergeld vom 26. April 1972 auf die Mündliche Frage der Abgeordneten Frau von Bothmer (SPD) (Drucksache VI/3377 Frage A 24) : Trifft es zu (siehe Süddeutsche Zeitung vom 23. März 1972), daß deutsche Investitionen in Gebieten wie Namibia, Angola, Mozambique und Südrhodesien durch das EntwicklungshilfeSteuergesetz gefördert werden? Ich beantworte Ihre Frage mit „Ja", möchte aber folgendes hinzufügen: Die Geltungsdauer des Entwicklungshilfe-Steuergesetzes endet am 31. Dezember 1972. Es ist geplant, das Gesetz ab 1. Januar 1973 in neuer Form fortzuführen. Bei der Novellierung des Gesetzes ist vorgesehen, der Ihnen sicherlich bekannten Resolution der Vereinten Nationen vom 24. Dezember 1972 Rechnung zu tragen. Anlage 10 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Offergeld vom 26. April 1972 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Weigl (CDU/CSU) (Drucksache VI/3377 Frage A 25) : Ist es richtig, daß durch das Vorziehen des Stichtags der betriebsfähigen Herrichtung von Brennereien für die Brennrechtsveranlagung 1972/1973 eine Lex Niedersachsen geschaffen wird, das heißt, die Neuerrichtung von über dreißig Brennereien in Niedersachsen bei einer gleichzeitigen Benachteiligung der Landwirtschaft in anderen Bundesländern legalisiert werden soll? Zur Fragestunde am 23./25. 2. 1972 haben Sie zum gleichen Thema eine schriftliche Anfrage annähernd gleichen Inhalts gestellt. Herr Hermsdorf hatte sie Ihnen mit Schreiben vom 23. Februar 1972 beantwortet. Neue Gesichtspunkte haben sich in der Zwischenzeit nicht ergeben, so daß ich der Antwort meines Kollegen Hermsdorf nichts hinzufügen kann. Zur Verdeutlichung möchte ich aber noch einmal folgendes unterstreichen: Es trifft zu, daß der Stichtag der Neuregelung der Brennrechte vorgezogen werden soll. Es ist denkbar, daß sich — wie bei jeder anderen Stichtagsregelung auch — in einzelnen Fällen Härten ergeben können. Für eine Milderung dieser möglichen Härtefälle kann die Kontingentsregelung, über die Sie Herr Hermsdorf in seinem Schreiben seiner Zeit informiert hatte, ggfs. in Betracht kommen, sofern der Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten im Einzelfall ein besonderes agrarwirtschaftliches Bedürfnis anerkennt. Wie Sie sicherlich wissen, hat der Agrar-ausschuß des Bundesrates einem Antrag Bayerns zugestimmt, dieses Kontingent von ursprünglich 15 000 hl Weingeist auf 30 000 hl Weingeist zu erhöhen. Anlage 11 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Raffert vom 14. April 1972 auf die Schriftlichen Fragen des Ab- 10694 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 182. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 26. April 1972 geordneten Dr. Hubrig (CDU/CSU) (Drucksache VI/3313 Fragen B 15 und 16) : Gedenkt die Bundesregierung, eine gesetzliche Grundlage für eine amtliche Statistik der Forschungs- und Entwicklungsausgaben der deutschen Wirtschaft, ähnlich wie in den USA, Japan und Frankreich, zu schaffen? Welchen Aussagewert haben die vom Stifterverband der deutschen Wissenschaft durchgeführten Erhebungen über die Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen der deutschen Wirtschaft, und in welchem Umfang sind diese Angaben repräsentativ und statistisch gesichert? Die Bundesregierung hält eine aussagekräftige Statistik der Aufwendungen der Wirtschaft für Forschung und Entwicklung für unerläßlich. Z. Z. liegen aber noch nicht einmal für den öffentlichen Bereich ausreichende FuE-Statistiken vor. Die Bundesregierung ist der Auffassung, daß eine Statistik der Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten alle Sektoren der Volkswirtschaft umfassen und außer den Finanziellen Mitteln auch das in Forschung und Entwicklung tätige Personal einschließen müßte. Überlegungen und Erfahrungen bei der Erstellung von FuE-Daten haben gezeigt, daß sich bei der Erfassung und Aufbereitung erhebliche Schwierigkeiten ergeben. Wie durch die Erfahrungen anderer Staaten und bei den Erörterungen in internationalen Organisationen bestätigt worden ist, sind insbesondere die Definitions- und Zuordnungsfragen schwierig, Sobald hierüber in Zusammenarbeit mit inländischen Partnern und internationalen Organisationen hinreichende Klarheit erreicht worden ist, wird die Bundesregierung prüfen, ob und in welcher Form und bis zu welchem Detaillierungsgrad eine Statistik der Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten auch für den Bereich der Wirtschaft möglich gemacht werden sollte. Die vom Archivdienst für Wissenschaftsstatistik im Stifterverband für die deutsche Wissenschaft alle zwei Jahre durchgeführten Erhebungen sind eine wertvolle Grundlage für die Bewertung der Eigenleistungen der Wirtschaft auf dem Gebiet von Forschung und technischer Entwicklung. Da die Beteiligung an diesen Erhebungen freiwillig ist und nicht alle Unternehmen erfaßt, kann es sich allerdings nur um Ergebnisse handeln, deren Repräsentationsgrad in den einzelnen Wirtschaftszweigen unterschiedlich ist. Ein Vergleich der Ergebnisse der einzelnen Jahre ist, wie in den Veröffentlichungen ausdrücklich erwähnt wird, wegen der unterschiedlichen Zusammensetzung der Berichtseinheiten, insbesondere für den Vergleich von Teilergebnissen, nur mit Einschränkungen möglich. Die Erhebungen orientieren sich in ihrer Gliederung an dem von den OECD-Mitgliedstaaten erstellten Frascati-Handbuch über die Methoden zur Feststellung der Aufwendungen für Forschung und Entwicklung. Ein großer Teil der OECD-Länder bedient sich derselben Nomenklatur, so daß die Ergebnisse international verwendbar sind. Der Bundesbericht Forschung IV (Drucksache VI/3251) stützt sich in seiner quantitativen Darstellung der Eigenleistungen der Wirtschaft im wesentlichen auf die Ergebnisse der Erhebungen des Stifterverbandes. Anlage 12 Schriftliche Antwort des Bundesministers Dr. von Dohnanyi vom 21. April 1972 auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Leicht (CDU/CSU) (Drucksache VI/3313 Frage B 71) : Welche finanziellen Aufwendungen — personell wie investitionsmäßig — werden beim Bund bzw. bei den Ländern entstehen, wenn die von Bundesminister von Dohnanyi mehrfach in der Öffentlichkeit angekündigte Gesamtschule und Gesamthochschule verwirklicht werden, und inwieweit sind im geltenden Finanzplan des Bundes Mittel für diese Vorhaben (einschließlich der noch geplanten Modellversuche) vorgesehen? Die Frage nach den finanziellen Aufwendungen für die Verwirklichung der Gesamtschule und der Gesamthochschule läßt sich nicht beantworten, wenn sie nicht in den größeren Zusammenhang der notwendigen pädagogischen und organisatorischen Reformen des Bildungswesens gestellt wird. 1. Zur Gesamtschule: Im Zwischenbericht zum Bildungsgesamtplan haben sich Bund und alle Länder in bezug auf das 5. bis 10. Schuljahr (Sekundarstufe I) gemeinsam zu folgenden Zielen bekannt, die dem Abbau der bestehenden Chancenungleichheit im heutigen Schulwesen dienen: — Sicherung einer allgemeinen wissenschaftsorientierten Grundbildung für alle — Vermeidung vorzeitiger Festlegung auf bestimmte Bildungsgänge — Berücksichtigung der Neigung und der Befähigung des einzelnen durch eine zunehmende Wahl- und Leistungsdifferenzierung unter Beibehaltung eines verpflichtenden Kernbereichs gemeinsamer Inhalte. Die Bundesregierung und die von der SPD regierten Länder nehmen diese Zielvorstellungen sehr ernst und ziehen deshalb die notwendige Konsequenz: Sie wollen das überkommene ,,Drei-KlassenSchulsystem", bestehend aus Hauptschule, Realschule und Gymnasium, langfristig ersetzen durch die Gesamtschule. Diese wird alle Schüler zwischen 10 und 15 Jahren unter einem Dach zusammenfassen und die notwendigen Differenzierungen nicht mehr — wie faktisch heute noch überwiegend — nach der sozialen Herkunft sondern nach Neigung und Leistung vorsehen. Dies entspricht der internationalen Entwicklung wie auch dem deutlichen Mehrheitswillen der Bürger unseres Landes. Die von der CDU/CSU geführten Länder wollen die notwendige Konsequenz aus den gemeinsamen Zielvorstellungen noch nicht ziehen, sondern meinen eventuell auch mit Anpassungsmaßnahmen im Rahmen des traditionellen dreigliedrigen Schulsystems auskommen zu können. Wird mit solchen Maßnahmen Ernst gemacht, werden also im Interesse einer Verminderung der Chancenungleichheit insbesondere auch Maßnahmen ergriffen, um die bisherige Benachteiligung der Schüler an Haupt- und Realschulen abzubauen, so müssen sich die Kosten des Bildungswesens erhöhen. Dabei werden insbesondere die notwendigen Ver- Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 182. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 26. April 1972 10695 besserungen der Ausstattung der Haupt- und Realschulen ins Gewicht fallen. Die hierzu im „Zwischenbericht" quantifizierten Zielvorstellungen wurden aber vom Bund und allen Ländern in der BundLänder-Kommission für Bildungsplanung einstimmig verabschiedet. Entscheidend höhere, als die so entstehenden Mehrkosten, bringt auch die Gesamtschule nicht mit sich. Gewisse rationalisierende Wirkungen (gemeinsame Einrichtungen wie Bibliothek, Turnhalle, Sportplatz, Sprachlabor etc.) sind von der Gesamtschule zu erwarten. Nach diesem Vergleich — und ein anderer wäre der CDU/CSU gegenüber nicht fair — läßt sich also feststellen, daß die Gesamtschule nicht teurer ist als das im Sinne der CDU/CSU verbesserte herkömmliche System. Bedenkt man die zahlreichen Fehlinvestitionen, die in den letzten Jahren in einigen Ländern für neue Schulen an Standorten gemacht wurden, die heute nicht mehr aufrechterhalten werden sollen, ergeben sich weitere finanzpolitische Argumente für die Gesamtschulentscheidung heute. Wie Sie wissen, ist der Bund nach der geltenden Verfassungsordnung nicht in der Lage, sich umfassend an der Finanzierung des Schulwesens zu beteiligen. Er hat die Möglichkeit, auf der Grundlage des Artikels 91 b GG gemeinsam mit den Ländern entsprechende Modellversuche zu fördern. Die Förderung richtet sich dabei nach Bewertungsgrundsätzen, die im Rahmen der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung zwischen allen Beteiligten abgestimmt werden. Für die Förderung von Modellversuchen aus Bundesmitteln stehen die Titel 31 02/652 10 und 31 02/ 88210 (Förderung von Versuchs- und Modelleinrichtungen und -programmen im Bereich des Bildungswesens — laufende Kosten und Investitionen) zur Verfügung. Ein Schwerpunkt der Förderung aus diesen Titeln ist die Gesamtschule. In der Haushalts- und Finanzplanung der Bundesregierung sind für diese Titel insgesamt vorgesehen: 1972 75,7 Millionen DM 1973 131,8 Millionen DM 1974 183,7 Millionen DM 1975 255,7 Millionen DM Die Angaben für die Jahre 1973 bis 1975 sind der Finanzplanung 1972 bis 1975 aus dem letzten Jahr entnommen. 2. Zur Gesamthochschule: Die Errichtung von Gesamthochschulen, für die die Bundesregierung und alle Länderregierungen sich ausgesprochen haben, ist ein wesentlicher Teil der angestrebten Neuordnung des Hochschulbereiches, bei der ein durchlässiges System von abgestuften, aufeinander bezogenen Studiengängen und Studienabschlüssen geschaffen werden soll. Die finanziellen Aufwendungen für Gesamthochschulen werden sich voraussichtlich — nach allem, was wir heute wissen (Vergleichsrechnungen, in denen die Kosten der verschiedenen herkömmlichen Hochschulen den Kosten künftiger Gesamthochschulen gegenübergestellt werden, liegen noch nicht vor) — in dem Rahmen halten, der sich auch für die herkömmlichen Hochschularten nach Durchführung der erforderlichen Reformmaßnahmen (insbesondere im Bereich des Studiums, aber auch etwa bei Lehrkörperstruktur und Hochschulverwaltung) ergeben würde. Im Ersten Rahmenplan für den Hochschulbau 1972 bis 1975, der von Bund und Ländern einstimmig am 19. Juli 1971 beschlossen worden ist, werden deshalb einheitliche Flächen- und Kostenrichtwerte zugrunde gelegt. Auch in der Haushalts- und Finanzplanung des Bundes wird dementsprechend nicht nach Gesamthochschulen und anderen Hochschulen differenziert. Insgesamt sieht die Planung für die Förderung des Ausbaus und Neubaus von Hochschulen folgende Beträge vor (jeweils Bundesanteil an den Gesamtkosten) : 1972 1,6 Milliarden DM 1973 1,8 Milliarden DM 1974 2,0 Milliarden DM 1975 2,0 Milliarden DM Für die Förderung von Gesamthochschulmodellversuchen sind die erforderlichen Mittel nicht gesondert ausgewiesen. Der Haushaltsansatz bei Kap. 31 02 Titel 652 10 und 882 10 steht auch für Modellversuche im Hochschulbereich zur Verfügung.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Walter Scheel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Meine Damen und Herren, ich ,darf fortfahren.
    Die Vermutung, daß die Landtagswahl in Baden-Württemberg, wenn sie auf ,den Bund übertragen würde, der CDU hier die Mehrheit schaffen würde, ist irrig. Wenn Sie nämlich nachzählen und rechnen, dann werden Sie feststellen, daß die Gewinne der Koalitionsparteien größer gewesen sind als die der CDU und daß auf den Bund übertragen — ,das hat der Bundeskanzler mit Recht gesagt — diese Wahl eine Stärkung der Mehrheit der Koalitionsparteien bedeuten würde.

    (Abg. Dr. h. c. Kiesinger: Aber nun machen Sie mal den Vergleich zu den Bundestagswahlen! Sie vergleichen doch selber mit der Bundestagswahl! Sie vergleichen doch selbst mit 1969!)

    — Ich vergleiche mit den Bundestagswahlen! Genau das ist der Fall! Wenn Sie nämlich umrechnen die Gewinne seit den Bundestagswahlen, werden Sie zu diesem Ergebnis kommen müssen.
    Deswegen ist es ein Irrtum, anzunehmen, daß hier ein Motiv für den Anspruch des Führers der Opposition liegen könnte, die Verantwortung für die Politik in der Bundesrepublik zu übernehmen. Wenn man diesen Anspruch stellt, dann muß man etwas Handfestes, und zwar eine von allen als besser erkannte und beurteilte Politik zu bieten haben, und die haben Sie hier nicht angeboten.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Sie haben, Herr Dr. Barzel, über die Inflation in der Bundesrepublik gesprochen, und zwar hier über ein Wort von Herrn Klasen, daß es eine hausgemachte Inflation sei. Nun ist jede inflationäre Tendenz, will ich einmal sagen, zu einem Teil hausgemacht. Daran gibt es in der ganzen Welt keinen Zweifel. Und es ist die Regierungskunst der Regierenden, diesen Teil zu kontrollieren und möglichst allgemeine Preisentwicklungstendenzen unter Kontrolle zu halten. Wenn Sie von daher einmal die Leistungen dieser Bundesregierung untersuchen, dann müssen Sie doch, wenn Sie mit sich und mit diesem Volke ehrlich sind und ehrlich sein wollen, zu anderen Schlüssen kommen, als sie die CDU bisher in ihrer Propaganda der Öffentlichkeit unterbreitet hat.



    Bundesminister Scheel
    Was ist denn die Wahrheit? Die Wahrheit ist, daß die ganze Welt aus einer Vielzahl von Gründen mit Preisauftriebstendenzen kämpft, die uns allen die größten Sorgen machen.

    (Abg. Wehner: Sehr wahr!)

    Die Wahrheit ist doch, daß in dem großen Wirtschaftsraum EWG — die neuen Mitglieder eingeschlossen — die Bundesrepublik Deutschland nicht am Anfang, sondern am Ende der Skala der Preisauftriebsbewegungen steht. Das ist doch die Wahrheit! Wer etwas anderes sagt, sagt nicht die Wahrheit.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. Abg. Dr. Schäfer [Tübingen] : Herr Barzel!)

    Damit will ich doch nicht sagen, daß wir uns damit zufrieden geben können. Aber wenn selbst die Schweiz, ein Land, das in der ganzen Welt als ein Hort von Stabilität und Solidität gilt, in diesem und im vorigen Jahre Preisauftriebstendenzen hat, die die unseren übertreffen, und zwar erheblich übertreffen, dann tun doch die Schweizer das nicht aus purem Übermut, sondern weil auch sie mit einer Tendenz kämpfen, die weltweiten Charakter hat.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Meine Damen und Herren, es ist einfach unredlich, wenn wir aus purer parteipolitischer Taktik die deutsche Öffentlichkeit in dieser Frage irreführen und damit auch die wirtschaftliche Entwicklung negativ beeinflussen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Abg. Haase [Kassel] : So, wie vorhin mit der NPD!)

    — Ach, was die NPD angeht, verehrter Herr Kollege Haase, so ist es doch ein Unterschied, ob man von irgend jemandem Stimmen bekommt oder ob jemand sich als Partner anbietet. Das geht von den Aufrufen dieser Partei, die unwidersprochen blieben, bis hin zu der Zurverfügungstellung des Plakatraumes, der prompt von der CDU in Anspruch genommen wurde.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Ich würde Ihnen empfehlen, darüber gar nicht zu sprechen. Ich bin absolut bereit, zuzugestehen, daß das der CDU sicherlich keine erwünschte Partnerschaft gewesen ist. Aber die Tatsache, daß diese Partnerschaft so freiwillig angeboten worden ist, sollte sie doch über den Charakter der Politik in diesem Zusammenhang, Ihrer Politik nämlich, stutzig machen, meine verehrten Damen und Herren.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Ich komme zurück zu der Frage der Preisentwicklung in der Bundesrepublik. Ich wiederhole noch einmal: das ist eine weltweite Bewegung, und wir müssen mit ihr im Innern fertig werden. Aber hier stehen wir doch vor einem Dilemma, dem Sie genausowenig ausweichen können wie wir. Wer wirkt denn überhaupt auf die Preise ein? Doch nicht nur die Bundesregierung! Auf die Preise wirken doch auch andere Kräfte ein, nicht zuletzt z. B. die Tarifpartner, die durch ihre autonomen Entscheidungen erhebliche Wirkung auf die Bewegung der
    Preise haben. Sie sind autonom und sie sollen autonom bleiben. Deswegen haben sie hohe Verantwortung. Ich wage hier zu sagen, daß die Tarifpartner in der Vergangenheit — wenn man auch das einmal relativ zur übrigen Welt sieht — sich vernünftig verhalten haben. Dennoch werden die Tarifpartner nicht leugnen, daß von daher ein Druck auf die Preise entsteht, der andererseits von ihnen selbst wieder sozusagen positiv verspürt wird, weil den steigenden Preisen um vieles mehr steigende Löhne gegenübergestanden sind. Führen Sie sich einmal die Zahlen vor Augen: es ist unbestreitbar, daß der Preissteigerung von 3,8 % im Jahre 1970 eine Lohnsteigerung von 15,4 % gegenübersteht, daß der Preissteigerung um 5,1% im Jahre 1971 eine Lohnsteigerung von 10,5 % gegenübersteht.
    Auch die entsprechenden Steigerungen der Renten dürfen nicht einfach unterschlagen werden. Durch das Rentensystem, das die CDU/CSU ganz allein verabschiedet hat oder das auf ihre Initiative hin zur Abstimmung gestellt worden ist, erhöhen sich die Renten in einem bestimmten Verhältnis zu der Bewegung des Preisniveaus, aber drei Jahre später. Sie müssen also die Rentenerhöhungen am 1. Januar 1973 und am 1. Januar 1974 den Preissteigerungen der Jahre 1970 und 1971 gegenüberhalten. Dabei steht den 3,8 % eine Rentenerhöhung um 9,5 % am 1. Januar des nächsten Jahres gegenüber, und da steht den 5,1 % eine Rentenerhöhung um 10,5 % am 1. Januar des darauffolgenden Jahres gegenüber. Das kann man doch nicht übersehen! Wir würden uns gegenseitig etwas in die Tasche lügen wenn ich einmal diesen etwas burschikosen Ausdruck benutzen darf —, wenn wir immerfort und immer wieder unsere Öffentlichkeit mit etwas groben, notabene auch falschen propagandistischen Parolen beunruhigen wollten.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Was die Preise angeht, hat die Bundesregierung im wesentlichen nur noch durch den Haushalt Einfluß. Aber da kommt auch das erste Dilemma. Wir haben zwar die Verantwortung für die Konjunktur, aber wir sind nicht die einzigen, die öffentliche Haushalte verabschieden. Diese werden verabschiedet von Bund, Ländern und Gemeinden. Jetzt schauen Sie sich einmal an, welches Konjunkturempfinden beispielsweise die Landesregierungen haben, vor allem die, die von CDU-Ministerpräsidenten geführt werden!

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Abg. Dr. Erhard: Stabilitätsgesetz!)

    Das sind Fakten, meine Damen und Herren, an denen man nicht vorbeigehen kann. Wir haben doch ein Gefühl für die Nöte der Länder und auch der Gemeinden.
    Hier stehen wir vor dem nächsten Dilemma. Wenn wir die Preise mit dem Haushalt dämpfend beeinflussen wollen, dann müssen wir den Haushalt kürzen. Aber dann können wir nicht das tun, was wieder andere wollen, nämlich Straßen und Krankenhäuser und Schulen bauen. Aber wenn wir Krankenhäuser und Schulen bauen wollen, dann müssen wir



    Bundesminister Scheel
    einen Haushalt verabschieden, der möglicherweise
    diesen starken Druck nicht auszuüben in der Lage ist.
    Ich komme zu folgendem Schluß, meine verehrten Damen und Herren. Wie immer im Leben gilt es auch hier zunächst einmal, wahrhaftig zu bleiben, zweitens, den Versuch zu machen, gemeinsame Lösungen zu finden. Hier warte ich immer noch auf das Rezept aus dem Lager der Opposition, die zwar kritische Bemerkungen in Hülle und Fülle und manchmal sehr spitz formuliert vorträgt, die bisher aber nicht einen einzigen Lösungsvorschlag vorgetragen hat.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Die Regierung steht gar nicht an, hier zu erklären, daß sie im selben Augenblick, in dem ein kluger Mann, möglicherweise gar Herr Strauß, aus dem Lager der Opposition einen vernünftigen Vorschlag macht, sofort bereit wäre, ihn zu übernehmen. Bisher allerdings müssen wir dieser Mithilfe entraten. Wir würden sie annehmen, wenn sie käme. Aber wir wissen, daß auch Sie dazu nichts sagen können. Wenn Sie das nun schon nicht können, dann seien Sie doch bitte so liebenswürdig und gestehen zu, daß die Bundesregierung in dieser Frage ringt und daß sie mit Erfolg ringt, wie Sie erkennen müssen, wenn Sie einmal die Entwicklung um uns herum kritisch mit dem vergleichen, was hier ist.
    Eins kann man sagen: wir haben Schwierigkeiten, und wir müssen dieser Schwierigkeiten Herr werden. Aber wer heute durch die Lande geht und wer der Öffentlichkeit in Deutschland weiszumachen versucht, die deutsche Wirtschaft rutsche auf einer schiefen Ebene dem Chaos entgegen, der versteht entweder nichts davon oder er sagt die Unwahrheit oder es kommt ihm allein auf Demagogie an.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Zurufe von der CDU/CSU.)

    Nun hat Herr Barzel in seiner Rede, zu der ich naturgemäß nur zu einzelnen Punkten jetzt in der Replik etwas sagen kann und sagen will, ein wichtiges Problem berührt, und er hat es wie immer, obgleich es auch immer erklärt worden ist, falsch dargestellt, nämlich das Problem des Selbstbestimmungsrechts der Deutschen im Zusammenhang mit dem Vertrag von Moskau und dem Brief zur deutschen Frage, den ich an den sowjetischen Außenminister geschrieben habe. Wir haben im Ausschuß und bei allen Gelegenheiten immer wieder festgestellt, daß es vielleicht möglich ist, über das Selbstbestimmungsrecht — als ein allen Menschen dieser Erde zustehendes Recht — mit Partnern jedweder Art allgemeine abstrakte Formulierungen zu finden. Aber die Vorstellung, man könnte über die Verwirklichung des Selbstbestimmungsrechts der Deutschen mit der sowjetischen Regierung ein Abkommen schließen, wird wohl von niemandem in der Welt geteilt, der die Verhältnisse kennt. Das weiß jeder von Ihnen, das wissen wir. Deswegen haben wir von vornherein darauf verzichtet, in unseren Vertragsverhandlungen etwas zu tun, was 1955 bei den Gesprächen des damaligen Bundeskanzlers mit der damaligen sowjetischen Regierung — Chruschtschow und Bulganin — geschehen ist, nämlich: einen sogenannten Formelkompromiß über die Einheit Deutschlands unter bestimmten Umständen zu finden. Damals hat es eine gemeinschaftliche Erklärung zur Einheit Deutschlands gegeben. Aber jeder von Ihnen in der CDU/CSU weiß ganz genau, daß die beiden Partner, die diese gemeinschaftliche Erklärung formuliert haben, im Augenblick des Formulierens davon ausgegangen sind, daß sie mit dieser gemeinsamen Erklärung etwas gänzlich Unterschiedliches gemeint haben. Ich frage Sie ernsthaft, ob Sie eine Politik empfehlen wollen, die darin besteht, krampfhaft eine gemeinschaftliche Formulierung zu suchen, um nachher hier bewußt oder unbewußt den Eindruck entstehen zu lassen, das sei nun eine Abrede zwischen den Partnern. Ich glaube, das ist keine wahrhaftige Politik, und eine solche wollten wir auch von vornherein vermeiden.
    Wir haben daher in dem Brief, den ich geschrieben habe, unsere eigene Politik dargestellt und sie als unsere Politik deklariert. Wir gehen nicht davon aus, daß die Sowjetunion die Wiedervereinigung Deutschlands auf der Basis des Selbstbestimmungsrechts der Deutschen vertraglich mit uns vereinbaren will, weil sie möglicherweise — darüber habe ich sie nicht befragt — von der Vereinigung der Deutschen eine andere Vorstellung hat, als wir sie gemeinsam haben. Denn die Vorstellung darüber ist ja eine Vorstellung, die in diesem ganzen Hause einheitlich ist; das ist meine Meinung. Wir haben also darauf verzichtet, das irgendwie hinzubiegen, sondern haben ehrlich gesagt: Das ist unsere Politik, ihr sollt sie kennen — wir hatten den Text ja vorher mitgeteilt —, und wir wollen nur festhalten, daß der Vertrag, den wir mit Ihnen abschließen, nicht im Widerspruch zu dieser Politik steht, d, h. daß wir diese Politik treiben können, ohne daß wir irgendwie unter Hinweis auf den Vertrag daran gehindert werden. Das, meine ich, ist eine ehrliche Politik, und so können auch keine Mißverständnisse entstehen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Nun gab es bei dem, was Herr Dr. Barzel gesagt hat, einen außerordentlich wichtigen Abschnitt: das ist die Frage nach den sogenannten „Protokollen." Herr Dr. Barzel hat auch das Wort „Protokolle" benutzt. Ich weiß nicht, ob ihm das zufällig herausgerutscht ist; die Anführungszeichen hat er nicht mitgesprochen. Wenn man in Deutschland „Protokolle" sagt, dann versteht jeder Deutsche darunter etwas ganz Besonderes. Dann versteht er darunter Protokolle, die man bei Gerichtsverhandlungen anfertigt, solche, die man bei wichtigen notariellen Akten anfertigt, solche, die von der einen oder von der anderen Seite unterschrieben werden. Deswegen ist die Benutzung des Wortes „Protokoll" für das, worum es sich hier handelt, einfach in sich schon irreführend. Denn worum handelt es sich wirklich? Es handelt sich hier doch nicht um Protokolle, die etwa von den beiden Seiten gesehen, kontrolliert, unterzeichnet oder zumindest gebilligt worden wären, sondern das, worüber in der Öffentlichkeit so viel gesprochen worden ist, sind einseitige Aufzeichnungen, die auch von ganz unterschiedlicher Qualität sind, weil sie von verschiedenen Leuten angefertigt



    Bundesminister Scheel
    warden sind, zum einen vorn Dolmetscher, der nebenher auch noch dolmetschen mußte, der das sozusagen nur mit der rechten Hand betreiben konnte, während er angestrengt übersetzen mußte, zum anderen von Beamten, die Notizen und dann nach Stunden oder vielleicht nach einem Tag davon Gedächtnisaufzeichnungen gemacht haben.

    (Abg. Dr. Barzel: So leichtfertig geht das zu?)

    — Aber, Herr Dr. Barzel, das ist doch nun eine polemische Bemerkung. Das geht in der ganzen Welt nach dem gleichen Verfahren. Weil es nämlich so ist und weil es dort keine Protokolle gibt, ist es in der ganzen Welt üblich, daß Aufzeichnungen dieser Art über den Verlauf von Verhandlungen eben keinerlei rechtlichen Charakter haben und zur rechtlichen Wertung der Verträge nicht herangezogen werden können.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Aber das weiß jeder, und es wissen am besten die sachverständigen Kollegen von der Oppositionsfraktion. Ich will doch nicht etwa behaupten, daß Sie das nicht wissen, sondern ich unterstelle, daß Sie es wissen. Aber obgleich Sie es wissen, nutzen Sie das geringere Wissen der Öffentlichkeit und der Menschen in Deutschland aus, um damit für Ihre Interessen Boden zu gewinnen, um nicht zu sagen, damit Polemik zu betreiben.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Zurufe von der CDU/CSU.)

    Herr Dr. Barzel hat soeben Herrn Kliesing als
    ) Historiker zitiert, der gesagt habe, daß sich der Historiker auf die Quellen stützen müsse und daß er natürlich unter Quellen immer nur die gesamten Quellen verstehe. Sehen Sie, Herr Dr. Barzel, wenn ein Historiker beim Quellenstudium auf Notizen stößt und sie für seine historischen Schlüsse auswertet, dann hat er manchmal — wenn es ein Zeitgeschichtler ist, sogar meistens — Pech, weil ein anderer Historiker unter Berufung auf dieselben Notizen etwas völlig anderes daraus entnimmt und eine völlig andere historische These daraus entwikkelt. Wenn das der Fall ist, Herr Dr. Barzel, gibt es normalerweise bei solchen Auseinandersetzungen zuverlässige Schiedsrichter: das sind die zeitgeschichtlichen Zeugen solcher Verhandlungen, die noch leben und die dazu etwas sagen können.
    Nun, die zeitgeschichtlichen Zeugen der Verhandlungen von Moskau leben alle noch, und sie haben alle dem Auswärtigen Ausschuß des Deutschen Bundestages zur Verfügung gestanden. Jeder von ihnen saß dort am Tisch, und jeder von ihnen ist Beamter der Bundesrepublik Deutschland, jeder von ihnen stand unter Amtseid. Wenn die Abgeordneten der Opposition wirklich zuverlässig etwas über den Verlauf und den Gang der Verhandlungen hätten wissen wollen, dann hätten sie sich dieser Zeugen bedienen können, und sie haben das auch getan. Wer aber Papieren, die er noch nicht einmal ganz kennt und von deren Bedeutung er genaue Kenntnis haben muß, mehr glaubt als diesen deutschen loyalen Beamten, der disqualifiziert sich, meine Damen und Herren.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Das ist es doch — das unterliegt auch gar keinem Zweifel, wir wissen das alle —, warum die CDU/ CSU über diese Dinge in der Öffentlichkeit gesprochen hat: doch nicht, weil ihr etwa daran gelegen ist, eine neue Theorie über die Verwendung von Notizen über den Gang von Verhandlungen zu entwickeln, sondern weil sie der Diskussion über den Inhalt der Verträge ausgewichen ist. Darüber ist überhaupt nicht gesprochen worden. Ich habe die Vermutung: entweder weil sich hier die Meinungen doch sehr weitgehend angenähert haben oder weil sich die Opposition offenbar, was die Verwertung des Inhaltes der Verträge angeht, noch besondere Absichten für die Zukunft aufgespart hat.
    Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich meine, daß wir in dieser Frage wirklich zu einer Einheitlichkeit und zu einer vernünftigen Wertung kommen sollten. Es ist für eine Regierung schier unerträglich und nicht nur für sich selbst, sondern als Institution, d. h. auch für ihre Nachfolgeregierung unerträglich , daß mit einer Diskussion der Art, wie sie hier geführt worden ist, ihre Handlungsfähigkeit in der Zukunft so eingeschränkt wird, daß es sich zu unser aller Schaden auswirken wird. Denn es ist nun einmal so, daß in Verhandlungen — das weiß jeder — auch die Taktik eine gewisse Rolle spielt. Jeder Verhandlungsführer hat eine eigene Taktik, und jeder Mensch draußen weiß, daß man Verhandlungen naturgemäß nicht nach dem Verlauf beurteilen kann, nach der Aufzeichnung über den Verlauf, sondern nach dem Ergebnis.
    Wenn ich Ihnen das an einem einfachen Beispiel erläutern darf: Wenn ich von meinem Nachbarn ein Haus kaufen möchte, dann beginnt sozusagen mit diesem Wunsch die Verhandlung darüber. Dann wird er mir sagen, er will es mir für 200 000 DM verkaufen, aber nur bis zum Samstag nächster Woche, weil dann ein anderer Käufer zu dieser Summe schon eine feste Zusage hat. Aber ich werde ihm sagen, daß ich nur 100 000 DM auslegen will und daß ich auch gar nicht mehr zahle, weil das Haus miserabel ist, einen Stützbalken hat, in dem der Holzwurm ist, die Farbe abblättert und die Straße, die vorbeiführt, das Haus ohnehin bald zum Einsturz bringen wird. Mit diesen Argumenten hin und zurück verhandeln wir insgesamt anderthalb Jahre, und nach anderthalb Jahren kaufe ich das Haus für 150 000 DM. Dann kann man doch nicht hergehen und in der Öffentlichkeit sagen, ich sei natürlich ein vollkommener Tor, weil ich jetzt sogar 50 000 DM mehr für das Haus zahlte, als es von mir vor anderthalb Jahren bewertet worden sei, und obgleich ich damals gesagt hätte, daß ein Stützbalken drin sei, in dem der Holzwurm sei, und ich ja wissen müsse, daß das nicht besser, sondern schlechter werde.
    Also, meine Damen und Herren, jeder weiß doch, daß der Verlauf von Verhandlungen mit dem Ergebnis wenig zu tun hat. Ich kann also auch Verträge nur vom Ergebnis her interpretieren, aber nicht von der Aufzeichnung über den Verlauf der Verhandlungen. Das geht jedem ein, der ein einziges Mal Verhandlungen geführt hat.
    Deswegen meine ich, meine verehrten Damen und Herren, auch von der Opposition, wir sollten es



    Bundesminister Scheel
    nun genug sein lassen. Es hat gestern oder heute irgendein Kommentator in einer Zeitung geschrieben — und ich fand, das war richtig —, man hätte erwartet, daß die CDU jetzt vor allem im Hinblick darauf, daß sie die Absicht habe, die Regierungsverantwortung zu übernehmen, über diese Frage nicht weiter diskutieren würde, weil sich das sicherlich zum Schaden aller auswirken müßte. Damit sollten wir es auch jetzt gut sein lassen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Gut?) — Ja, damit sollten wir es gut sein lassen.

    Meine Damen und Herren, nur eines muß ich, so meine ich, noch einmal erwähnen, weil Herr Dr. Barzel im Zusammenhang mit einer Äußerung des Bundeskanzlers darauf gekommen ist. Es handelt sich um die Mitteilung des Bundeskanzlers irgendwo in Baden-Württemberg, daß man damit rechnen müsse, daß noch eine Wahlbombe dieser Art kommen würde. Und Herr Dr. Barzel hat daraus geschlossen, daß er sich überhaupt erst zu diesem Zeitpunkt entschlossen hätte, über diese Dinge zu sprechen.
    Ich will das letzte, weil ich ja ein gutgläubiger Mensch bin,

    (Abg. van Delden: Ein leichtgläubiger!)

    Herrn Dr. Barzel glauben.

    (Abg. Wehner: Hört! Hört!)

    Das will ich gar nicht in Frage stellen. Aber, Herr Dr. Barzel: Als der Bundeskanzler dazu überhaupt Stellung genommen hat, waren die Texte schon gedruckt oder zumindest im Druck; Sie kennen die Andruckzeiten der Zeitungen, die diese Texte nachher veröffentlicht haben. Hier lag also nicht etwa ein auslösendes Element vor, sondern die volle Kenntnis dessen, was mit langer Hand über Monate im Zusammenspiel vieler Kräfte vorbereitet gewesen ist, hat Veranlassung gegeben, ein Wort dazu zu sagen, und ich meine, gerade noch früh genug, meine Damen und Herren.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Herr Dr. Barzel, Sie haben dann damit begonnen, Ihren Mißtrauensantrag von morgen zu begründen. Sie haben zunächst einmal zum Formalen gesagt, daß dies keine Novität sei, sondern daß in der Bundesrepublik Deutschland schon häufiger Mißtrauensanträge gestellt worden seien. Sie haben sich dabei wie Ihr Kollege Katzer vor allem auf den Mißtrauensantrag gegen die Regierung des Ministerpräsidenten Karl Arnold in Düsseldorf bezogen.

    (Abg. Dr. Marx [Kaiserslautern] : Da waren Sie noch ein „Jungtürke", nicht?)

    — Ja, Herr Marx, warten Sie ab, was ich jetzt sage; dann werden Sie gar nicht mehr so erfreut über diese Parallele sein. — Hier muß ich doch die Öffentlichkeit auf einen wesentlichen Unterschied hinweisen. Herr Dr. Barzel, 1956, als die Regierung in Düsseldorf durch einen Mißtrauensantrag geändert wurde, handelte es sich nicht darum, daß eine Fraktion mit der Hilfe von Überläufern sich in die Macht hineinzustehlen versuchte,

    (lebhafter Beifall bei den Regierungsparteien)

    sondern da handelte es sich darum, daß eine neue Koalition gebildet wurde, weil die CDU als Koalitionspartner der FDP den Versuch unternahm, mit Hilfe eines neuen Wahlgesetzes ihren eigenen Partner umzubringen. Das war der Hintergrund!

    (Erneuter lebhafter Beifall bei den Regierungsparteien. — Zurufe von der CDU/ CSU.)

    — Das war der Hintergrund! — Daß hier bei diesem Vergleich, meine sehr verehrten Damen und Herren, außer dem Unterschied auch noch viel Gemeinsames angeklungen ist, werden Sie wohl gemerkt haben.

    (Abg. Dr. Jenninger: Daher sind wir Kriminelle!)

    — Nun, Sie müssen etwas differenzierter denken und auch sprechen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Sie auch!)

    Niemand in diesem Hause hat das jemals gesagt. Niemand in diesem Hause!

    (Abg. van Delden: Sie haben rabulistisch argumentiert! — Abg. Dr. Jenninger: Aber den Vorsitzenden haben Sie beleidigt! — Lachen bei der SPD. — Weitere Zurufe von der CDU/CSU.)

    — Sie müssen das sehr differenziert lesen! (Zuruf von der CDU/CSU: Unseriös!)

    Das ist die gleiche Vergröberung, die Sie hier bei der Wertung einer Feststellung der Bundesregierung anwenden, wie Sie sie auch bei Ihrer politischen Propaganda immer anzuwenden belieben. Aber Vergröberungen in der Politik führen meist zu schlechten Ergebnissen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein: Das konnte man in Baden-Württemberg feststellen. — Abg. van Delden: Unseriösitäten auch! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU: Unseriöse Aussagen auch, Herr Scheel! — Das ist wahr!)

    Herr Kollege Barzel hat dann im Zusammenhang mit der Begründung für den Mißtrauensantrag über die Osteuropapolitik und die Deutschlandpolitik gesprochen und vor allem darauf hingewiesen, daß nach seiner Meinung gerade auch die Rede des Außenministers Gromyko und sein Frage- und Antwortspiel mit einzelnen Abgeordneten für ihn beweise, daß es hier in der Auslegung des Vertrages zwischen der Bundesregierung und der sowjetischen Regierung gravierende Unterschiede gebe. Auch ich habe diese Rede gelesen, und ich habe auch das Frage- und Antwortspiel gelesen, allerdings auch wieder sehr sorgfältig und differenziert. Wenn das Wort „Anerkennung" in dieser Rede vorkommt, dann höre ich nicht auf zu lesen, sondern ich lese dann auch weiter, was für eine Anerkennung denn gemeint sein könnte, nämlich Anerkennung der Realitäten in Europa zum Beispiel. Ich höre dann nicht vor lauter Schreck auf und denke, jetzt ist die Anerkennungstheorie wieder aufgelebt, sondern ich betrachte das sehr subtil.



    Bundesminister Scheel
    Wenn man das tut, kommt man zu dem Schluß, meine Damen und Herren von der Opposition, daß das, was der Außenminister, was die Bundesregierung in den vielen Diskussionen im Auswärtigen Ausschuß des Bundestages zum Vertragsinhalt gesagt hat. Es unterscheidet sich davon nicht; nur unterscheidet sich die Interpretation der CDU über die Interpretation des Außenministers Gromyko von unserer Meinung. Das allerdings! Das kann man gar nicht vermeiden, weil die CDU, von ihrer eigenen Position ausgehend, immer zu anderen Schlüssen über den gleichen Tatbestand kommen wird als andere. Da ist die CDU aber mit Sicherheit nicht in einer großen Mehrheit. Sonst mehrheitsgewohnt, muß sie sich sagen lassen, daß sie sich hier auch in weltweitem Maßstab in einer Minderheit befindet. Das ist nun einmal so.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    In diesem Zusammenhang soll noch einmal gesagt werden, weil Herr Dr. Barzel darauf eingegangen ist, daß in der Tat die Verträge, die wir mit der Sowjetunion und mit Polen abgeschlossen haben, Verträge sind, die man mit dem Begriff Modus vivendi charakterisieren kann und charakterisieren muß. Das ist ist nicht etwa ein Gedanke, der ganz neu ist. Ich erinnere mich daran, daß nach der Berlin-Krise, nämlich dem Bau der Mauer und dem anschließenden krisenhaften Zustand 1962, der damalige Bundeskanzler Adenauer in seinem Gespräch mit Kennedy, als er seine Reise in die Vereinigten Staaten machte, zum erstenmal gerade den Gedanken mit einem westlichen Partner besprochen hat, ob man nicht mit Hilfe eines Gewaltverzichtsvertrages das Problem der Grenzen einschließlich der DDR und der Berliner Frage, soweit das mit „Grenze" zu bezeichnen ist, in der Art eines Modus vivendi regeln könne, solange es keinen Friedensvertrag gebe.
    Genau das haben wir getan, denn es ist ja unbestreitbar: es gibt keinen Friedensvertrag, und niemand hat behauptet oder wird behaupten, daß die Verträge, die wir abgeschlossen haben, Friedensverträge seien. Niemand kann das behaupten oder wird das behaupten. Und was ist dann das, was wir abgeschlossen haben, sonst als eine Regelung, die unter den Begriff Modus vivendi zu fassen ist?
    Auch Herr Adenauer hat damals schon die Lösung dieser Frage sehr unter den politischen Umständen gesehen, unter denen diese Frage hätte gelöst werden können. Er war realistisch genug, sich über die Lösung der deutschen Frage keine illusionären Vorstellungen zu machen. Das tut wohl auch von uns niemand. Aber wenn wir uns schon keine illusionären Vorstellungen über die Lösung machen, sollten wir auch in der deutschen Öffentlichkeit keine illusionären Vorstellungen entstehen lassen, noch viel weniger wecken.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Herr Dr. Barzel hat gesagt, es sei unverantwortlich von der Regierung, daß sie unsere westlichen Verbündeten in den Glauben versetzt habe, sie habe eine Mehrheit in diesem Bundestag, die von keiner
    Seite gefährdet sei. So etwas jemandem zu sagen, der Augen hat zu sehen, der Ohren hat zu hören, der lesen kann und die Verhältnisse kennt, wäre doch wohl töricht gewesen. Die ganze Welt ist sich genau darüber im klaren, wie die Mehrheitsverhältnisse im Bundestag sind.

    (Abg. von Thadden: Wie es um die FDP steht!)

    Sie ist sich auch darüber im klaren, welche angestrengten Versuche die CDU-Fraktion macht, das ihr durch die Wahl zugewachsene Potential durch andere Mittel als Wahlen zu verstärken. Ich sage das sehr wertfrei. Darüber sind im Ausland sehr wohl sehr detaillierte Kenntnisse vorhanden. Selbst wenn wir es gewollt hätten, hätten wir unter diesen Umständen niemanden täuschen können über die Härte der Entscheidung, die hier zu treffen ist.
    Aber eines ist doch sicher — und das können Sie aus der Geschichte allerdings genau entnehmen —: wirklich schwere Entscheidungen in der Politik sind nie mit großen Mehrheiten getroffen worden. Dazu gehört nämlich Mut und Tatkraft.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Nun haben Sie ja, meine Damen und Herren, Tatkraft im letzten Wahlkampf auf Plakaten beschworen, aber in diesem Zusammenhang bisher noch nicht bewiesen.

    (Abg. von Thadden: Man kann sich auch tottrumpfen!)

    Da steht der Beweis noch aus. Sie haben Mut und Tatkraft deswegen nicht bewiesen, weil Sie Sorgen gehabt haben dem von Ihnen als möglich erachteten potentiellen Wählerreservoire gegenüber. Das ist eine Belastung, meine sehr verehrten Damen und Herren von der CDU, die Ihnen durch die von Ihnen aus gesehen sicherlich nicht erwünschte Partnerschaft aus der anderen Ecke zugewachsen ist. Mit dieser Belastung müssen Sie fertigwerden, jetzt und auch in der Zukunft.

    (Abg. von Thadden: Werden Sie in den nächsten Tagen mit Ihren eigenen Leuten fertig!)

    Meine Damen und Herren, ich hoffe, daß Sie damit fertigwerden. Glauben Sie doch nur nicht, daß ich Ihnen wünsche, Sie würden nicht damit fertig! Ich gehöre nicht zu denen, die der Meinung sind, daß eine große demokratische Partei etwa Schaden nehmen sollte.

    (Abg. Mick: Dann reden Sie doch nicht von Partnerschaft!)

    Im Gegenteil! Ich gehöre zu denen, die der Meinung sind, daß das ein stabilisierendes Element ist. Deswegen wünsche ich, daß Sie damit fertigwerden. Aber es wird mir doch kein ernsthafter Mensch bestreiten wollen, daß das eine Hypothek ist, mit der Sie fertigwerden müssen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Abg. von Thadden: Die Altliberalen sind keine Hypothek?)




    Bundesminister Scheel
    Sagen Sie doch lieber, daß Sie diese Hypothek zwar sehen, daß Sie sie aber bewältigen werden! Dann wären wir ja alle zufrieden.

    (Abg. von Thadden: Die Altliberalen sind keine Hypothek?)

    — Nun reden Sie doch nicht von den Altliberalen! Diese Altliberalen haben mit den jungen Liberalen dafür gesorgt, daß wir jedenfalls in Baden-Württemberg einen erheblichen Stimmenzuwachs erreichen konnten.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Abg. von Thadden: Ach was, die Hälfte haben Sie verloren!)

    Das haben Sie bei Ihren Überlegungen, die Sie angestellt haben, auch völlig übersehen.
    Meine Damen und Herren, ich komme zurück zu dem, was Herr Dr. Barzel gesagt hat, zu der Meinung unserer westlichen Verbündeten. Denn unsere westlichen Verbündeten unterstützen die Bundesrepublik Deutschland in dieser Politik der Entspannung in Europa nicht deshalb, weil sie von uns etwa bestimmte Zusagen über die Ratifizierung der Verträge bekommen hätten, weil wir sie dazu gedrängt hätten, diese Unterstützung zu gewähren aus Gründen, die nur in unseren deutschen Interessen lägen, sondern die Verbündeten unterstützen uns in dieser Politik, weil sich diese Politik in voller Übereinstimmung mit den Interessen des gesamten Westens befindet, ja, weil sie ein Teil des westlichen Bündnisses geworden ist, ohne den dieses westliche Bündnis seine Kohärenz teilweise verlieren würde. Das ist doch der Hintergrund.
    Weil das so ist, müssen wir ja auch besorgt darüber sein, welche Entwicklung entstehen würde, wenn wir die Ratifizierung der Verträge nicht bewerkstelligen sollten. Ich gehöre nicht zu denen, Herr Dr. Barzel — Sie werden das von mir nie gehört haben , die sagen: Dann ist die Politik in der Welt zu Ende. Keineswegs! Es hat überhaupt noch nie eine Zeit gegeben, in der die Politik zu Ende gewesen wäre, weder die Weltpolitik noch die eines bestimmten Landes. Aber eines wird man doch nicht bestreiten können: Nicht nur die Bundesrepublik Deutschland, sondern auch unsere Partner in den westeuropäischen Bündnissen, in der EWG, in der NATO, auch die Vereinigten Staaten müßten beim Scheitern der Ratifizierung selbstverständlich ihre eigene politische Position überdenken und sich etwas Neues einfallen lassen, weil dieses wichtige Element ihrer Politik weggefallen wäre. Das ist nicht zu bestreiten.
    Sie müssen wissen, daß sich der amerikanische Präsident Nixon sicherlich nicht daran hindern lassen wird, nach Moskau zu reisen. Die Verhandlungen mit der Sowjetunion liegen nämlich in seinem Interesse, liegen im Interesse der Vereinigten Staaten und im Interesse der ganzen Welt. Ich denke daran, daß er Teilabkommen über die Begrenzung der atomaren Rüstung treffen will. Daran wird er sich nicht hindern lassen. Er darf sich gar nicht hindern lassen. Unsere westeuropäischen Nachbarn, die Franzosen, die Belgier, die Niederländer
    und die Italiener, werden sich nicht daran hindern lassen, die einmal eingeleitete Entspannungspolitik in Europa fortzusetzen, weil es in ihrem und im Interesse Europas liegt, daß sie das tun. Sie dürfen sich gar nicht daran hindern lassen.
    Aber eines sollten wir bedenken: Ob in dieser Art europäische Entspannungspolitik die Interessen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen schlechthin so gewahrt werden, wie wir es mit unserer Politik eingeleitet hatten, das wage ich doch füglich zu bezweifeln. Wir müssen befürchten, daß die europäische Entspannungspolitik dann möglicherweise an uns vorbeilaufen wird, ohne unsere Interessen im gleichen Maß zu berücksichtigen, wie wir es jetzt erreicht haben. Das ist die Frage, vor der wir stehen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Der Führer der Opposition hat auch hier etwas sozusagen als sein Regierungsprogramm verkündet; es war ja eine Art Regierungsprogramm, wenn man auch mit dem, was Sie hier gesagt haben, nicht umfassend regieren könnte. Sie haben soeben die Meinung vertreten, die Sie auch in manchen öffentlichen Reden vertreten haben, man müsse der Entscheidung ausweichen, man müsse die Verträge liegenlassen und dürfe sie nicht behandeln. Meine Damen und Herren, hinter der Formel, man müsse die Verträge liegenlassen und man müsse in der Politik warten können und warten, verbirgt sich in Wahrheit doch nicht etwa staatspolitische Weisheit, wie sehr man auch den Versuch machen möchte, das als die wahre Motivation darzustellen, nein, hinter dieser Formel verbergen sich in Wahrheit die Angst vor einer notwendigen schweren Entscheidung und das bequemere Nichtstun in der Politik.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Wir haben uns fragen müssen, ob das die richtige Politik in unserer Zeit ist. Die Bundesregierung hat sich fragen müssen, ob es nach 25 Jahren nicht notwendig ist, endlich das zu tun, was die Menschen hier und heute brauchen und was sie hier und heute wollen, und nicht länger zu warten.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Das ist das Motiv für unser Handeln. Wir sind nämlich der Meinung, daß man, nachdem eine ganze Generation die menschlichen Erleichterungen, um derentwillen wir doch überhaupt Politik machen, nicht hat erleben können, die wir jetzt zum erstenmal, wenn auch nur in Ansätzen, erreichen konnten, nachdem eine ganze Generation in der Zwischenzeit, seit Ende des Krieges, gestorben ist, nicht eine weitere Generation sterben lassen kann, bevor man praktisch etwas tut. Auch eine sehr weite Reise fängt mit dem ersten Schritt an; wer den nicht tut, kommt nie ans Ziel.

    (Beifall bei der SPD und bei der FDP.)

    Deswegen haben wir durch diese Vertragspolitik die Möglichkeit auch für Gespräche mit der DDR geöffnet, wir haben vor allem aber doch die Möglichkeit für die Berlin-Regelung geöffnet, auf die die Berliner schon seit Jahren gewartet haben, und jetzt haben wir den ersten sichtbaren Schritt getan. Ich



    Bundesminister Scheel
    möchte die Abgeordneten der CDU/CSU fragen, ob sie wirklich in dieser Situation, wo das ganze Volk erkannt hat, daß hier die ersten sichtbaren Schritte getan worden sind, die erfolgversprechende Politik erwarten lassen, das Ganze gefährden wollen. Ich meine, das kann doch kein verantwortlicher Politiker in Deutschland wollen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Abg. Wehner: Es wäre ein Dolchstoß!)

    Herr Dr. Barzel hat gesagt, diese Verträge zementierten die Spaltung Deutschlands. Ich muß Sie, Herr Dr. Barzel, doch ernsthaft fragen, mit welchem Grad von Aufmerksamkeit Sie in den letzten 20 Jahren durch Deutschland gefahren sind. Wer heute der Meinung ist, daß es zur Spaltung Deutschlands noch irgendwelcher Mengen an Zement bedürfe, der muß doch mit Scheuklappen durch dieses Land gefahren sein.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Es geht doch nicht um die Spaltung! Dieses Deutschland ist seit dem Kriege von Jahr zu Jahr mehr und mehr gespalten worden, es ist immer tiefer gespalten worden, die beiden Teile sind weiter auseinandergerückt. Jetzt geht es doch darum,

    (Abg. Stücklen: Das zu unterschreiben!)

    endlich einen Versuch zu unternehmen, trotz dieser Tatsache zwischen den beiden Teilen Deutschlands mehr Kommunikation herzustellen, damit sich die Menschen wieder sehen und treffen können, damit sich die Menschen das Gefühl bewahren, Angehörige einer einzigen Nation zu sein.

    (Beifall bei den Regierungsparteien — Zuruf von der CDU/CSU.)

    Herr Dr. Barzel, das ist doch neben der Sorge um den Frieden in Europa das wesentliche Motiv für unser politisches Handeln, ein politisches Handeln, von dem ich noch einmal sagen möchte, daß es doch nicht isoliert geschieht, sondern in unsere westlichen Bündnisse eingebettet ist; es ist eingebettet auch in die NATO, die die alleinige Grundlage unserer Sicherheit ist und sicher auf lange Zeit bleiben wird. Das alles haben wir doch nicht übersehen!
    Was wir in Gang gesetzt haben, ist eine Außenpolitik, die von der Erfahrung ausgeht, daß in den vergangenen 20 Jahren die gesteckten Ziele, vor allem, was die deutsche Frage angeht, nicht erreicht werden konnten, und die deswegen andere Akzente gesetz hat, die abgerückt ist von der reinen Konfrontation und von der öden Beschimpfung, die viel- mehr sagt: Da, wo praktische Möglichkeiten bestehen, wo man sich in praktischen Fragen auch vertraglich einigen kann, wollen wir das über die ideologischen Grenzen hinweg tun; die unterschiedlichen Systeme bleiben doch bestehen.
    Ich glaube, auch die Opposition will doch der deutschen Öffentlichkeit nicht etwa weismachen, daß mit einer Vertragspolitik gegenüber Osteuropa, die den Frieden sichern soll, die uns der Begegnung der Menschen in Deutschland näherbringen soll, etwa der Kommunismus eingeführt werden soll. Das ist doch barer Unsinn, meine Damen und Herren, und
    das kann von einem ernsthaften Politiker doch wirklich nicht behauptet werden. Leider ist es von Politikern — im Wahlkampf zumal — behauptet worden, aber die kann ich nicht als ernsthaft bezeichnen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Wir sitzen in diesem Parlament doch nicht erst seit gestern. Ich habe doch die Ehre, diesem Parlament — im nächsten Jahr in jedem Fall — nahezu 20 Jahre anzugehören. Ich habe in diesen 20 Jahren doch kein Geheimnis aus meiner politischen Meinung gemacht. Das ist doch etwas, was alle diejenigen unter Ihnen, die mich so lange kennen, wissen. Sie kennen mich, Sie kennen meine Freunde. Sie wissen doch wirklich, daß wir nicht die Absicht haben können, gesellschaftliche Veränderungen dieser Art hier in der Bundesrepublik einführen zu wollen. So etwas anzunehmen, ist doch barer Unsinn. Es ist einfach — lassen Sie mich das einmal kameradschaftlich sagen —etwas unredlich, einem Kollegen, den Sie so lange kennen, durch pauschale Urteile so etwas implizite mit unterstellen zu wollen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Ich wiederhole also noch einmal, daß diese Politik nicht nur um des Friedens in Europa willen betrieben worden ist, sondern auch um der deutschen Frage willen. Aber der Friede in Europa liegt uns am Herzen, einfach aus der historischen Erfahrung.

    (Abg. Stücklen: Uns doch auch!)

    - Ich bestreite das doch nicht; aber ich komme darauf zu sprechen, was zur Erreichung des Friedens nötig ist.

    (Abg. Jenninger: Im Wahlkampf haben Sie es bestritten! Die Anzeigen!)

    — Das habe ich nie bestritten. Meine Damen und Herren, ich behaupte keineswegs, daß die CDU/CSU in ihrem Wollen, ,den Frieden zu erhalten, zu festigen und zu garantieren, etwa weniger anbietet oder anzubieten hätte als andere. Ich unterstelle, daß der Friedenswille in diesem Parlament auf allen Seiten gleich stark ist. Aber auf den Willen allein kommt es ja nicht an.

    (Demonstrativer Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU.)

    Ganz im Gegenteil! Es kommt darauf an, daß man diesen Friedenswillen in praktisches Handeln umsetzt, und das haben Sie bisher versäumt.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Und hier kommt eben die historische Reminiszenz: Wodurch ist der zweite Weltkrieg nicht zuletzt ausgelöst worden?

    (Abg. von Thadden: Durch Hitler!)

    Dadurch, daß man nicht nach allen Seiten, mit den Nachbarn und auch mit den ehemaligen Kriegsgegnern, zu vertraglichen Regelungen gekommen ist.
    Meine Damen und Herren, viele von Ihnen gehören der gleichen Generation an, der ich angehöre. Sie werden mir verzeihen, wenn ich hier ein persönliches Bekenntnis ablege. Ich habe vor dem Kriege die Zeit mitgemacht, in der man uns beige-



    Bundesminister Scheel
    bracht hat, wir seien ein Volk ohne Raum. „Volk ohne Raum" war ein Werk, das zu den populärsten gehörte, das damals gelesen wurde. Unsere Lehrer — nicht alle, aber zum großen Teil — haben uns in dem Gedanken erzogen, man müsse sich diesen verlorenen Lebensraum im Osten, d. h. in Osteuropa nun endlich wiederholen. Das war dann der Beginn eines schrecklichen Krieges,

    (Abg. Stücklen: Mit Hilfe des Hitler-StalinPaktes! — Abg. Dr. Barzel: Herr Scheel, an wessen Adresse? — Weitere Zurufe von der CDU/CSU)

    aus dem, wie ich meine, wir alle, alle aus meiner Generation eine tiefe Überzeugung mitgebracht haben,

    (Abg. Ott: Nie wieder München!)

    nämlich die, daß für uns seit dieser Zeit Krieg, Gewalt, Gewaltandrohung, Gewaltanwendung, Gebietsanspruch — oder wie man es immer benennen mag — jeden Sinn verloren haben.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Das ist die Überzeugung, die wir mitgebracht haben.
    Wenn ich heute lese, daß der Europäische Kongreß der Kriegsopfer, der in Rom — zum erstenmal unter Beteiligung nicht nur der Kriegsopferverbände des Westens, sondern auch von Kriegsopferverbänden Osteuropas — stattgefunden hat, einen Appell erlassen hat, in dem es unter anderem heißt:
    Wir erklären, daß Frieden und Sicherheit nur von Dauer sein können, wenn alle europäischen Staaten die absolute Unverletzlichkeit der Grenzen zwischen Staaten gewährleisten, sich verpflichten, die nationale Souveränität in allen ihren Aspekten zu achten — das schließt auch die Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten anderer Staaten ein —, auf jegliche Art von Drohung und Gewaltanwendung in den internationalen Beziehungen zu verzichten,
    dann sehe ich, daß nicht nur hier in diesem Hause, sondern in der ganzen Welt ein tiefes Gefühl dafür entstanden ist, was heute in der europäischen Politik not tut. Dieses tiefe Gefühl ist sowohl hier als auch bei unseren westlichen Nachbarn als auch bei den Völkern Osteuropas vorhanden. Wir, die Bundesregierung, fühlen die Verantwortung, in diesem Sinne unsere Politik fortzusetzen und für die Ratifizierung der Verträge unter allen Umständen zu kämpfen, weil nämlich die Ratifizierung der Verträge die Voraussetzung für eine vernünftige Politik der Entspannung in Europa ist.

    (Anhaltender lebhafter Beifall bei den Regierungsparteien.)



Rede von Dr. Richard Jaeger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Arndt (Berlin).

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Klaus Dieter Arndt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Redner der Opposition, Herr Katzer und der Fraktionsvorsitzende, Herr Barzel, haben sich bei ihrer Kritik der Wirtschafts-und Finanzpolitik dieser Bundesregierung vor allem auf ein Dokument bezogen, das seit heute mittag den Abgeordneten dieses Hauses zugänglich ist, auf den Geschäftsbericht der Deutschen Bundesbank vom Jahre 1971. Passagen aus diesem Geschäftsbericht bilden auch die Grundlage für einen Antrag zur Stabilisierung der Staatsfinanzen, den die Opposition für die dritte Lesung gestellt hat. In den Reden der Kollegen Barzel und Katzer haben wir einige Auszüge aus diesem — Nicht-Protokoll — Geschäftsbericht der Deutschen Bundesbank gehört. Ich erlaube mir nun, nachdem dieses Dokument zugänglich ist, meinerseits diese Auszüge, die wir hier gehört haben, zu ergänzen. Ich beschränke mich auf den Teil, der in diesem Geschäftsbericht mit „Allgemeiner Überblick" überschrieben ist, und gehe nicht auf die Spezialkapitel weiter hinten ein, weil ich Grund habe zu der Annahme, daß nur dieser Allgemeine Überblick die Meinung d e r Bundesbank und nicht nur einzelner Bankdirektoren wiedergibt.

    (Abg. Dr. Althammer: Hahaha!)

    Da endet der erste Absatz, Herr Althammer, mit folgendem:
    Im monetären Bereich bestand das erhebliche Ungleichgewicht im Verkehr mit dem Ausland fort. Die sehr hohen Nettokapitalimporte hielten an und die damit verbundenen Devisenzuflüsse nahmen den binnenwirtschaftlichen Stabilisierungsmaßnahmen, nicht zuletzt auch der Kreditpolitik der Bundesbank, zeitweilig jede Erfolgschance.
    Das ist der erste Absatz.
    Dann heißt es in diesem Kapitel „Allgemeiner Überblick" weiter:
    Es gab zwei Dinge, die zur stabilisierenden Entlastung im vorigen Jahr beitrugen.
    — Auf Seite 9! —
    Eine gewisse antizyklische Wirkung wurde durch eine Erhöhung der Einnahmen erzielt. Bereits 1970 war der zehnprozentige Konjunkturzuschlag zur Einkommen- und Körperschaftsteuer eingeführt worden.
    Er ist ohne Sie eingeführt worden! Das nächste:
    Einen gewissen Beitrag zur Entspannung auf den inländischen Märkten haben im Jahre 1971 die Veränderungen im Waren- und Dienstleistungsverkehr mit dem Ausland geleistet. Durch ,die De-facto-Aufwertung der D-Mark seit Mai 1971 haben die Preisrelationen zum Ausland sich zunehmend zugunsten der Bundesrepublik verändert.
    Dieser Schritt der Freigabe der Wechselkurse bis hin zur endgültigen Stabilisierung der internationalen Währungslage hat sich auch zum großen Teil ohne Sie, nicht ohne Bundeskanzler a. D. Ludwig Erhard — der hat im Ausschuß unterstützt —, aber ohne die Sprecher der CDU/CSU-Fraktion vollzogen. Das sind die beiden großen Stabilisierungsaktionen des Jahres 1970 und 1971 gewesen.



    Dr. Arndt (Berlin)

    Was die Haushalte anbelangt, so beklagt die Deutsche Bundesbank, daß die Haushalte im vorigen Jahr nicht antizyklisch gefahren wurden, und verweist auf den Sachverständigenrat. Aber was sagt der Sachverständigenrat in seinem Gutachten unter Ziffer 158? Allein der Bund hielt sich an das vorgesehene Stabilitätsprogramm.

    (Abg. Wehner: Hört! Hört! — Beifall bei den Regierungsparteien.)