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    Deutscher Bundestag 182. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 26. April 1972 Inhalt: Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abg. Dr. Artzinger und Scheu . . . . 10589 A Verzicht des Abg. Blank auf die Mitgliedschaft und Eintritt des Abg. Löher (Dortmund) 10589 B Eintritt des Abg. Schlichting-von Rönn in den Bundestag . . . . . . . . . . 10589 B Abg. Helms scheidet aus der Fraktion der FDP aus . . . . . . . . . . . . 10589 B Wahl des Abg. Wende als stellvertretendes Mitglied für den Kontrollausschuß beim Bundesausgleichsamt 10589 B Überweisung von Vorlagen an Ausschüsse 10589 C Amtliche Mitteilungen 10589 D Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1972 (Haushaltsgesetz 1972) (Drucksachen V1/2650, zu VI/2650, Nachtrag zu VI/2650); Berichte des Haushaltsausschusses — Zweite Beratung — Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundespräsidialamt (Drucksache VI/3350) . . . 10590 B Einzelplan 02 Deutscher Bundestag (Drucksache VI/3351) Franke (Osnabrück) (CDU/CSU) . . 10590 C Dr. Lenz (Bergstraße) (CDU/CSU) . 10591 C Dichgans (CDU/CSU) . . . . . . 10592 C Jung (FDP) . . . . . . . . . 10594 C Dr. Althammer (CDU/CSU) 10594 D, 10597 C Dr. Apel (SPD) . . . . . . . . 10596 D Kirst (FDP) . . . . . . . . . 10593 B Dr. Ehmke, Bundesminister . . . 10598 B Ertl, Bundesminister 10598 B Spitzmüller (FDP) 10599 A Stücklen (CDU/CSU) 10599 C Wehner (SPD) 10600 A Leicht (CDU/CSU) . . . ... . 10600 D Dorn (FDP) 10601 B Dr. Stark (Nürtingen) (CDU/CSU) . 10601 D Dr. Sperling (SPD) 10602 D II Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 182. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 26. April 1972 Einzelplan 03 Bundesrat (Drucksache VI/3352) 10603 B Einzelplan 04 Geschäftsbereich des Bundeskanzlers und des Bundeskanzleramtes (Drucksache VI/3353) Katzer (CDU/CSU) . . . . . . . 10603 C Dr. Schäfer (Tübingen) (SPD) . . . 10609 D Kirst (FDP) . . . . . . . . . 10618 B Baron von Wrangel (CDU/CSU) . . 10624 A Brandt, Bundeskanzler . . . . . 10639 D Dr. Barzel (CDU/CSU) . . . . 10652 A Scheel, Bundesminister 10662 A Dr. Arndt (Berlin) (SPD) . . . . 10670 B Arendt, Bundesminister 10673 B Strauß (CDU/CSU) . . . . . . 106e A Dr. Schiller, Bundesminister . . 10688 D Fragestunde (Drucksachen VI/3377, VI/3378) Fragen des Abg. Reddemann (CDU/CSU): Verstöße gegen die Geheimhaltungsvorschriften im Auswärtigen Amt Moersch, Parlamentarischer Staatssekretär 10626 B, C, D, 10627 A, B, C, D, 10628 A, C, D Reddemann (CDU/CSU) . . . . 10626 C, D, 10627 B, C Dr. Schulze-Vorberg (CDU/CSU) . . 10626 D, 10628 A Niegel (CDU/CSU) . . . . . . . 10627 A Dr.-Ing. Bach (CDU/CSU) . • . . 10627 D Freiherr Ostman von der Leye (SPD) 10628 A Frau Renger (SPD) 10628 B Ott (CDU/CSU) . . . . . . . 10628 C Dr. Kliesing (Honnef) (CDU/CSU) 10628 D Frage des Abg. Niegel (CDU/CSU) : Auswirkung der Ostverträge auf das Zonenrandgebiet, insbesondere das östliche Oberfranken Herold, Parlamentarischer Staatssekretär 10629 A, C, D, 10630 A, B, C Niegel (CDU/CSU) 10629 B, D Ott (CDU/CSU) . . . . . . . 10629 D Reddemann (CDU/CSU) 10630 A Sieglerschmidt (SPD) 10630 C Frage des Abg. Dr. Wittmann (München) .(CDU/CSU) : Einsatz von Hubschraubern der Bundeswehr für Sanitätszwecke Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . 10630 D, 10631 A Dr. Wittmann (München) (CDU/CSU) 10631 A Frage des Abg. Freiherr Ostman von der Leye (SPD) : Beschäftigung von Angehörigen der NPD und ihrer Jugend- und Studentenorganisationen sowie von Mitgliedern anderer rechtsradikaler Organisationen im öffentlichen Dienst Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . .10631 B, C, D Freiherr Ostman von der Leye (SPD) 10631 C Hansen (SPD) . . . . . . . . . 10631 D Frage des Abg. Walkhoff (SPD) : Störung der Olympischen Spiele durch militante neonazistische europäische Gruppen Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . 10632 A Walkhoff (SPD) 10632 A Frage des Abg. Müller (Mülheim) (SPD) : Versalzung der Werra und der Weser durch Abwässer des Kalibergbaues Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär 10632 B Frage des Abg. Müller (Mülheim) (SPD) Verhandlungen mit der DDR über Schutzmaßnahmen im Kalibergbau Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär 10632 C, D Müller (Mülheim) (SPD) 10632 D Frage des Abg. Dr. Schneider (Nürnberg) (CDU/CSU) : Beurteilung des vom Deutschen Städtetag vorgelegten „Negativkatalogs der zivilen Verteidigung" Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär 10633 A, B, C Dr. Schneider (Nürnberg) (CDU/CSU) 10633 B Müller (Mülheim) (SPD) 10633 C Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 182. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 26. April 1972 III Frage des Abg. Freiherr von Fircks (CDU/CSU) : Ablehnungsquote im Feststellungsverfahren auf Grund des 21. Gesetzes zur Änderung des Lastenausgleichsgesetzes Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär 10634 A, B Freiherr von Fircks (CDU/CSU) . 10634 B Frage des Abg. Freiherr von Fircks (CDU/CSU) : Grundbetrag nach § 4 des 21. Gesetzes zur Änderung des Lastenausgleichsgesetzes Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär 10634 B, D Freiherr von Fircks (CDU/CSU) . 10634 C Frage des Abg. Dasch (CDU/CSU) : Verbesserung der Wettbewerbsfähig- keit der Aluminiumindustrie Offergeld, Parlamentarischer Staatssekretär . . . 10634 D, 10635 A, B Dasch (CDU/CSU) . . . . .10635 A, B Fragen des Abg. Wolfram (SPD) : Anzeige der Landesvereinigung der industriellen Arbeitgeberverbände Nordrhein-Westfalen e. V. betr. Auswirkungen der Steuerreform Offergeld, Parlamentarischer Staatssekretär . 10635 B, C, D 10636 A, B Wolfram (SPD) 10635 D, 10636 A Haase (Kassel) (CDU/CSU) . . . . 10636 A Fragen des Abg. Schmidt (Braunschweig) (SPD) : Mißbräuchliche Anwendung des Blindenprivilegs bei der Berechnung der Mehrwertsteuer durch Tankstellenunternehmer Offergeld, Parlamentarischer Staatssekretär 10636 B, D Schmidt (Braunschweig) (SPD) . 10636 C, D Fragen des Abg. Biehle (CDU/CSU) und des Abg. Niegel (CDU/CSU) : Stellungnahme von Präsident Mansholt zu den Agrarpreisen Logemann, Parlamentarischer Staatssekretär 10637 A, B , C, D, 10638 A, B, C, 10639 A Biehle (CDU/CSU) . . . . . 10637 A, B, C, 10638 A, B Niegel (CDU/CSU) . . . . . . . 10637 D, 10638 B, D, 10639 A Fragen des Abg. Dr. Kempfler (CDU/CSU) : Industriehoiz aus Bauernwäldern Logemann, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . 10639 B, C Dr. Kempfler (CDU/CSU) . . . 10639 B nächste Sitzung 10690 A Anlagen Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten . . 10691 A Anlage 2 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Dr. Schmitt-Vockenhausen (SPD) betr. Sicherung des Rechts auf Gegendarstellung in Presseorganen . . 10691 A Anlage 3 Schriftliche Antwort auf die Mündlichen Fragen des Abg. Schmidt (Kempten) (FDP) betr. Gefährdung des Grundwassers sowie der Flüsse und Seen durch phosphathaltige Waschmittel 10691 C Anlage 4 Schriftliche Antwort auf die Mündlichen Fragen des Abg. Metzger (SPD) betr Vortragsdienst über die Olympischen Spiele 10692 A Anlage 5 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Weigl (CDU/CSU) betr. Grenzschutzstandorte in Ostbayern, insbesondere in der nördlichen Oberpfalz . 10692 C Anlage 6 Schriftliche Antwort auf die. Mündliche Frage des Abg. Wagner (Günzburg) (CDU/CSU) betr. Gesetzentwurf zur Neuordnung der Besoldung für Hochschullehrer und Fachhochschullehrer . . . . 10692 C Anlage 7 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Dr. Schmitt-Vockenhausen (SPD) betr. Sicherung bzw. Neuschaffung von Arbeitsplätzen . . . . . . 10692 D Anlage 8 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Gewandt (CDU/CSU) betr. Verminderung der Auswirkungen der Rückzahlung des Konjunkturzuschlages . 10693 A IV Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 182. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 26. April 1972 Anlage 9 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage der Abg. Frau von Bothmer (SPD) betr. Förderung deutscher Investitionen in Namibia, Angola, Mozambique und Südrhodesien 10693 B Anlage 10 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Weigl (CDU/CSU) betr. Stichtag der Neuregelung der Brennrechte 10693 C Anlage 11 Schriftliche Antwort auf die Schriftlichen Fragen des Abg. Dr. Hubrig (CDU/CSU) betr. Aufwendungen der Wirtschaft für Forschung und Entwicklung 10693 D Anlage 12 Schriftliche Antwort auf die Schriftliche Frage des Abg. Leicht (CDU/CSU) betr. finanzielle Aufwendungen für die Verwirklichung der Gesamtschule und Gesamthochschule 10694 C Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 182. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 26. April 1972 10589 182 Sitzung Bonn, den 26. April 1972 Stenographischer Bericht Beginn: 9.00 Uhr
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    Berichtigung 178. Sitzung, Seite II, rechte Spalte: Vor den Worten „Sammelübersicht 36" ist einzufügen: Entwurf eines Fünfzehnten Gesetzes über die Anpassung der Renten aus den gesetzlichen Rentenversicherungen (Fünfzehntes Rentenanpassungsgesetz) (Bundesrat) (Drucksache VI/3214) 181. Sitzung, Seite 10551 C: Zwischen den Worten „Art. Satz 2" ist einzufügen: 2 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 182. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 26. April 1972 10691 Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Breidbach 29. 4. Frau Dr. Diemer-Nicolaus 29. 4. Freiherr von und zu Guttenberg 5. 5. Lemp 26. 4. Lücker( München) 26. 4. Pöhler*** 26. 4. *Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen des Europäischen Parlaments ** Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen der Beratenden Versammlung des Europarats *** Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen der Versammlung der Westeuropäischen Union Anlage 2 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dorn vom 26. April 1972 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Schmitt-Vockenhausen (SPD) (Drucksache VI/3377 Frage A 2) : Was gedenkt die Bundesregierung zu einer besseren Sicherung des Gegendarstellungsrechts zu unternehmen, nachdem in zunehmendem Maße Presseorgane Gegendarstellungen dadurch zu unterlaufen suchen, indem sie Gegendarstellungen aus formalen Gründen ablehnen und Teile der Gegendarstellungen in eigene Berichte einarbeiten? Die Vorschriften über das Gegendarstellungsrecht, die die einzelnen Landespressegesetze enthalten, werden allgemein als ausreichend angesehen. Vorteile gegenüber entsprechenden Regelungen in anderen Rechtskreisen bestehen insbesondere wegen der schnellen Durchsetzbarkeit des Gegendarstellungsrechts auch im Wege einer einstweiligen Verfügung. Der Abdruck der Gegendarstellung darf nur verweigert werden, wenn kein berechtigtes Interesse der betroffenen Person an der Veröffentlichung besteht, wenn die Gegendarstellung ihrem Umfang nach nicht angemessen ist oder wenn sie strafbaren Inhalts ist. Eine Vermengung einer Gegendarstellung mit eigenen Berichten des jeweiligen Presseorgans wird von der Rechtsprechung als unzulässig angesehen. Die Gegendarstellung darf auch nicht in der Form eines Leserbriefes abgedruckt werden. Nach dem z. Z. geltenden Landespresserecht ist es nicht unzulässig, mit der Gegendarstellung eine Stellungnahme der Redaktion zu veröffentlichen. Nach dem Entwurf des Bundespresserechtsrahmengesetzes, der in meinem Hause vorbereitet wird, soll dies in Zukunft untersagt werden. Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 3 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatsekretärs Dorn vom 26. April 1972 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Schmidt (Kempten) (FDP) (Drucksache VI/3377 Fragen A 5 und 6) : Hat die Bundesregierung Unterlagen darüber, wieweit durch den sehr hohen Phosphatgehalt der insbesondere in den Haushalten verwendeten Waschmittel die Gefährdung sowohl des Grundwassers als auch der Flüsse und Seen in den letzten Jahren angestiegen ist? Welche Möglichkeiten sieht die Bundesregierung, im Rahmen des Umweltschutzes darauf hinzuwirken, daß der Phosphatgehalt hei Waschmitteln in Zukunft auf 50 % des bisherigen Phosphatgehalts abgesenkt wird? Zu Frage 5: Im Einvernehmen mit dem Bundesminister für Wirtschaft und Finanzen beantworte ich die Frage wie folgt: Der Bundesregierung liegen keine genauen zahlenmäßigen Unterlagen über die anteilige Belastung der Gewässer durch Waschmittelphosphate vor. Mit diesen Fragen befassen sich jedoch mehrere Sachverständigengremien, deren Arbeitsergebnisse der Bundesregierung vorliegen. Danach ergibt sich folgendes Bild: Bei der Beurteilung der von Phosphaten herrührenden Überdüngung von Gewässern und ihrer nachteiligen Folgen durch übermäßiges Wachstum von Algen wird oft übersehen, daß diese Schwierigkeiten überwiegend nur in stehenden Gewässern, aber kaum in fließenden Gewässern auftreten. In Flüssen und Bächen kommmt es zu keiner Phosphatanreicherung, auf die die Überdüngung in den Seen und Talsperren zurückzuführen ist. Grundwasser kann dabei außer acht gelassen werden, da Abwasser nicht in nennenswerten Mengen in das Grundwasser gelangt und Algen sich unter Lichtabschluß nicht entwickeln. Die in die Seen gelangenden Phosphate entstammen zu rund zwei Dritteln aus dem Abwasser und zu einem Drittel aus landwirtschaftlichen Anbauflächen. Dort werden die in Form von mineralischen Düngern aufgebrachten Phosphate durch Niederschläge teilweise wieder ausgewaschen. Die im Abwasser enthaltenen Phosphate entstammen je etwa zur Hälfte aus Waschmitteln und menschlichen Fäkalien. Die Ursachen der steigenden Gefährdung von Seen sind in erster Linie auf das Anwachsen der Besiedlung zurückzuführen. Allein in den deutschen Kreisen des Bodensees wuchs die Bevölkerung in den letzten 20 Jahren um nahezu 40 % an. Dazu kommt die hohe Zahl der Erholungsuchenden, die sich jeweils in den Sommermonaten in der Umgebung von Seen aufhalten. Nicht zuletzt ist auch der Waschmittelverbrauch, vor allem mit dem Einzug der Haushaltswaschmaschine, angestiegen, was zu einer weiteren Überdüngung geführt hat. Soweit es noch erforderlich ist, diese Fragen durch Forschungsarbeiten und Untersuchungen von Sach- 10692 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 182. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 26. April 1972 verständigen zu klären, wird die Bundesregierung das Notwendige veranlassen. Zu Frage 6: Die Bundesregierung wird prüfen, ob und wie weit phosphatarme Waschmittel eingesetzt werden können. Einen wirksameren Schutz bietet jedoch der Bau von Ringkanalisationen und speziellen Abwasserkläranlagen, durch die im Abwasser insgesamt enthaltenen Phosphate, gleich welcher Herkunft, wirksam zurückgehalten werden können. Anlage 4 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dorn vom 26. April 1972 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Metzger (SPD) (Drucksache VI/3377 Fragen A 7 und 8) : Wie beurteilt die Bundesregierung die Maßnahmen des Olympischen Organisationskomitees in München, zur Einsparung von 100 000 DM den Vortragsdienst über die Olympischen Spiele einzustellen, obwohl nach einer Mitteilung des Olympia-Werbechefs Otto Haas in der vergangenen Woche allein 200 Vortragswünsche von der Bundeswehr vorlagen? Teilt die Bundesregierung die Auffassung, daß im Hinblick auf die Brutto-Gesamtkosten der Olympischen Spiele von 1972 Millionen DM und im Hinblick auf die Öffentlichkeitsarbeit die Maßnahmen des Olympischen Komitees wenig überzeugend und rückgängig zu machen ist, zumal bei den Sportvereinen in der Bundesrepublik Deutschland und im Bereich der Bundeswehr ein besonders großes Interesse an sachgerechter Information über die Olympischen Spiele 1972 besteht? Zur Klärung des Sachverhalts, der Gegenstand Ihrer Anfrage ist, hat sich mein Haus an das Organisationskomitee in München gewandt. Nach Auskunft des Komitees entspricht es dem Ablauf des Zeit- und Organisationsplans, daß sich nunmehr — also weniger als 130 Tage vor dem Beginn der Olympischen Spiele — die Arbeit der Abteilung Werbung auf die Aufgaben konzentriert, die unmittelbar der Durchführung der Spiele dienen. Hierzu gehört u. a. die Herstellung der offiziellen Führer, der Tage- und Wochenprogramme sowie der Besucherinformationen. Der Vortragsdienst, auf den sich Ihre Anfrage bezieht, soll umorganisiert werden. Das Organisationskomitee hat die Deutsche Olympische Gesellschaft und den Deutschen Sportbund gebeten, die weiteren Vorträge zu übernehmen. Die Deutsche Olympische Gesellschaft hat bereits zugesagt. Das Organisationskomitee wird auch weiterhin seinen Beitrag leisten, indem es alle Unterlagen — Material für Referate, Filme, DiaGeräte und Publikationen — kostenlos zur Verfügung stellt. Im übrigen teile ich Ihre Auffassung voll und ganz, daß die Information der Öffentlichkeit und aller interessierten Stellen gerade jetzt nicht erlahmen darf. Der Fachausschuß für Öffentlichkeitsarbeit des Organisationskomitees wird in Kürze erneut tagen. Der Vertreter der Bundesregierung in diesem Ausschuß hat bereits beantragt, das Thema auf die Tagesordnung zu setzen. Anlage 5 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dorn vom 26. April 1972 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Weigl (CDU/CSU) (Drucksache VI/3377 Frage A 13) : Bis wann kann mit der Schließung der Lücke von Grenzschutzstandorten in Ostbayern, im besonderen in der nördlichen Oberpfalz, gerechnet werden? In Ostbayern sind Einheiten des BGS in den Standorten Bayreuth, Nabburg, Schwandorf und Deggendorf stationiert. Zur Verstärkung der Sicherung der Grenze wurde aus dem Grenzschutzstandort Nabburg zusätzlich ein ständig besetzter Stützpunkt in Seedorf eingerichtet. Die von mir für 1973 angestrebte Verstärkung des Bundesgrenzschutzes führt nicht zur Stationierung weiterer Einheiten im gesamten Grenzgebiet der Bundesrepublik Deutschland und damit auch nicht an der Grenze zur CSSR. Die Frage der Auswahl neuer Standorte in der nördlichen Oberpfalz stellt sich daher im Augenblick nicht. Anlage 6 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dorn vom 26. April 1972 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Wagner (Günzburg) (CDU/CSU) (Drucksache VI/3377 Frage A 14) : Bis zu welchem Zeitpunkt beabsichtigt die Bundesregierung, einen Gesetzentwurf zur Neuordnung der Besoldung für Hochschullehrer und Fachhochschullehrer vorzulegen? Der anstehenden Neuordnung der Besoldung im Hochschulbereich, die auch die Fachhochschullehrer einbeziehen wird, muß die Personalstruktur zugrunde liegen, die das Hochschulrahmengesetz vorsehen wird. Daher hängt der Zeitpunkt, zu dem dem Deutschen Bundestag der Entwurf eines Gesetzes zur Neuordnung der Besoldung im Hochschulbereich vorgelegt werden kann, von der Verabschiedung des Hochschulrahmengesetzes ab. Vorarbeiten für das diesem nachfolgende Besoldungsgesetz sind in enger Zusammenarbeit mit den Ländern im Gange. Anlage 7 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs Dr. Schöllhorn vom 25. April 1972 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Schmitt-Vockenhausen (SPD) (Drucksache VI/3377 Frage A 17) : Über welche regionalpolitischen und arbeitsmarktpolitischen Steuerungsinstrumente verfügt die Bundesregierung, um in Gebieten mit plötzlich auftretender Arbeitslosigkeit außerhalb der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur" Arbeitsplätze zu sichern bzw. neu zu schaffen? Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 182. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 26. April 1972 10693 Wenn in einem Gebiet außerhalb des Geltungsbereichs der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur" eine schwerwiegende und nachhaltige Arbeitslosigkeit eintritt oder einzutreten droht, kann ein solches Gebiet in die Gemeinschaftsaufgabe aufgenommen werden. Die Bundesregierung würde einen entsprechenden Antrag des betroffenen Landes im Planungsausschuß für regionale Wirtschaftsstruktur, der über die Frage der Abgrenzung der Fördergebiete zu entscheiden hat, unterstützen. Darüber hinaus könnte der Vorstand der Bundesanstalt für Arbeit auf Grund eines dringenden Bedürfnisses auch außerhalb der Gemeinschaftsaufgabe im Rahmen der verfügbaren Mittel aus der Rücklage zinsgünstige Darlehen zur Förderung von Investitionen zur Verfügung stellen. Anlage 8 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Offergeld vom 26. April 1972 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Gewandt (CDU/CSU) (Drucksache VI/3377 Frage A 19) : Ist die Bundesregierung bereit, die preissteigernden Auswirkungen der Rückzahlung des Konjunkturzuschlags zur Einkommen- und Lohnsteuer dadurch zu vermindern, daß sie durch eine Änderung des 624-DM-Gesetzes neben der geltenden Sparförderung eine zusätzliche Sparzulage dann gewährt, wenn der zurückgezahlte Konjunkturzuschlag sofort vermögenswirksam angelegt wird? Die Bundesregierung hat nicht die Absicht, durch eine Änderung und Ausweitung der Prämiengesetze und des 624-DM-Gesetzes zusätzliche finanzielle Anreize für die Sparkapitalbildung aus dem Konjunkturzuschlag zu schaffen. Sie hält eine solche Maßnahme schon aus dem Grunde für nicht angebracht, weil sie die in der Anfrage zum Ausdruck kommende Befürchtung, die Rückzahlung des Konjunkturzuschlages Mitte dieses Jahres werde preissteigende Auswirkungen haben, nicht teilt. Auf Grund des gegenwärtigen Bildes der Konjunkturlage und der absehbaren Entwicklungstendenzen erwartet die Bundesregierung vielmehr, daß die Rückzahlung der bei der Deutschen Bundesbank stillgelegten Mittel auf einen noch nicht voll entwickelten Konjunkturaufschwung trifft und deshalb keine konjunkturell negative Wirkungen haben wird. Anlage 9 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Offergeld vom 26. April 1972 auf die Mündliche Frage der Abgeordneten Frau von Bothmer (SPD) (Drucksache VI/3377 Frage A 24) : Trifft es zu (siehe Süddeutsche Zeitung vom 23. März 1972), daß deutsche Investitionen in Gebieten wie Namibia, Angola, Mozambique und Südrhodesien durch das EntwicklungshilfeSteuergesetz gefördert werden? Ich beantworte Ihre Frage mit „Ja", möchte aber folgendes hinzufügen: Die Geltungsdauer des Entwicklungshilfe-Steuergesetzes endet am 31. Dezember 1972. Es ist geplant, das Gesetz ab 1. Januar 1973 in neuer Form fortzuführen. Bei der Novellierung des Gesetzes ist vorgesehen, der Ihnen sicherlich bekannten Resolution der Vereinten Nationen vom 24. Dezember 1972 Rechnung zu tragen. Anlage 10 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Offergeld vom 26. April 1972 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Weigl (CDU/CSU) (Drucksache VI/3377 Frage A 25) : Ist es richtig, daß durch das Vorziehen des Stichtags der betriebsfähigen Herrichtung von Brennereien für die Brennrechtsveranlagung 1972/1973 eine Lex Niedersachsen geschaffen wird, das heißt, die Neuerrichtung von über dreißig Brennereien in Niedersachsen bei einer gleichzeitigen Benachteiligung der Landwirtschaft in anderen Bundesländern legalisiert werden soll? Zur Fragestunde am 23./25. 2. 1972 haben Sie zum gleichen Thema eine schriftliche Anfrage annähernd gleichen Inhalts gestellt. Herr Hermsdorf hatte sie Ihnen mit Schreiben vom 23. Februar 1972 beantwortet. Neue Gesichtspunkte haben sich in der Zwischenzeit nicht ergeben, so daß ich der Antwort meines Kollegen Hermsdorf nichts hinzufügen kann. Zur Verdeutlichung möchte ich aber noch einmal folgendes unterstreichen: Es trifft zu, daß der Stichtag der Neuregelung der Brennrechte vorgezogen werden soll. Es ist denkbar, daß sich — wie bei jeder anderen Stichtagsregelung auch — in einzelnen Fällen Härten ergeben können. Für eine Milderung dieser möglichen Härtefälle kann die Kontingentsregelung, über die Sie Herr Hermsdorf in seinem Schreiben seiner Zeit informiert hatte, ggfs. in Betracht kommen, sofern der Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten im Einzelfall ein besonderes agrarwirtschaftliches Bedürfnis anerkennt. Wie Sie sicherlich wissen, hat der Agrar-ausschuß des Bundesrates einem Antrag Bayerns zugestimmt, dieses Kontingent von ursprünglich 15 000 hl Weingeist auf 30 000 hl Weingeist zu erhöhen. Anlage 11 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Raffert vom 14. April 1972 auf die Schriftlichen Fragen des Ab- 10694 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 182. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 26. April 1972 geordneten Dr. Hubrig (CDU/CSU) (Drucksache VI/3313 Fragen B 15 und 16) : Gedenkt die Bundesregierung, eine gesetzliche Grundlage für eine amtliche Statistik der Forschungs- und Entwicklungsausgaben der deutschen Wirtschaft, ähnlich wie in den USA, Japan und Frankreich, zu schaffen? Welchen Aussagewert haben die vom Stifterverband der deutschen Wissenschaft durchgeführten Erhebungen über die Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen der deutschen Wirtschaft, und in welchem Umfang sind diese Angaben repräsentativ und statistisch gesichert? Die Bundesregierung hält eine aussagekräftige Statistik der Aufwendungen der Wirtschaft für Forschung und Entwicklung für unerläßlich. Z. Z. liegen aber noch nicht einmal für den öffentlichen Bereich ausreichende FuE-Statistiken vor. Die Bundesregierung ist der Auffassung, daß eine Statistik der Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten alle Sektoren der Volkswirtschaft umfassen und außer den Finanziellen Mitteln auch das in Forschung und Entwicklung tätige Personal einschließen müßte. Überlegungen und Erfahrungen bei der Erstellung von FuE-Daten haben gezeigt, daß sich bei der Erfassung und Aufbereitung erhebliche Schwierigkeiten ergeben. Wie durch die Erfahrungen anderer Staaten und bei den Erörterungen in internationalen Organisationen bestätigt worden ist, sind insbesondere die Definitions- und Zuordnungsfragen schwierig, Sobald hierüber in Zusammenarbeit mit inländischen Partnern und internationalen Organisationen hinreichende Klarheit erreicht worden ist, wird die Bundesregierung prüfen, ob und in welcher Form und bis zu welchem Detaillierungsgrad eine Statistik der Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten auch für den Bereich der Wirtschaft möglich gemacht werden sollte. Die vom Archivdienst für Wissenschaftsstatistik im Stifterverband für die deutsche Wissenschaft alle zwei Jahre durchgeführten Erhebungen sind eine wertvolle Grundlage für die Bewertung der Eigenleistungen der Wirtschaft auf dem Gebiet von Forschung und technischer Entwicklung. Da die Beteiligung an diesen Erhebungen freiwillig ist und nicht alle Unternehmen erfaßt, kann es sich allerdings nur um Ergebnisse handeln, deren Repräsentationsgrad in den einzelnen Wirtschaftszweigen unterschiedlich ist. Ein Vergleich der Ergebnisse der einzelnen Jahre ist, wie in den Veröffentlichungen ausdrücklich erwähnt wird, wegen der unterschiedlichen Zusammensetzung der Berichtseinheiten, insbesondere für den Vergleich von Teilergebnissen, nur mit Einschränkungen möglich. Die Erhebungen orientieren sich in ihrer Gliederung an dem von den OECD-Mitgliedstaaten erstellten Frascati-Handbuch über die Methoden zur Feststellung der Aufwendungen für Forschung und Entwicklung. Ein großer Teil der OECD-Länder bedient sich derselben Nomenklatur, so daß die Ergebnisse international verwendbar sind. Der Bundesbericht Forschung IV (Drucksache VI/3251) stützt sich in seiner quantitativen Darstellung der Eigenleistungen der Wirtschaft im wesentlichen auf die Ergebnisse der Erhebungen des Stifterverbandes. Anlage 12 Schriftliche Antwort des Bundesministers Dr. von Dohnanyi vom 21. April 1972 auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Leicht (CDU/CSU) (Drucksache VI/3313 Frage B 71) : Welche finanziellen Aufwendungen — personell wie investitionsmäßig — werden beim Bund bzw. bei den Ländern entstehen, wenn die von Bundesminister von Dohnanyi mehrfach in der Öffentlichkeit angekündigte Gesamtschule und Gesamthochschule verwirklicht werden, und inwieweit sind im geltenden Finanzplan des Bundes Mittel für diese Vorhaben (einschließlich der noch geplanten Modellversuche) vorgesehen? Die Frage nach den finanziellen Aufwendungen für die Verwirklichung der Gesamtschule und der Gesamthochschule läßt sich nicht beantworten, wenn sie nicht in den größeren Zusammenhang der notwendigen pädagogischen und organisatorischen Reformen des Bildungswesens gestellt wird. 1. Zur Gesamtschule: Im Zwischenbericht zum Bildungsgesamtplan haben sich Bund und alle Länder in bezug auf das 5. bis 10. Schuljahr (Sekundarstufe I) gemeinsam zu folgenden Zielen bekannt, die dem Abbau der bestehenden Chancenungleichheit im heutigen Schulwesen dienen: — Sicherung einer allgemeinen wissenschaftsorientierten Grundbildung für alle — Vermeidung vorzeitiger Festlegung auf bestimmte Bildungsgänge — Berücksichtigung der Neigung und der Befähigung des einzelnen durch eine zunehmende Wahl- und Leistungsdifferenzierung unter Beibehaltung eines verpflichtenden Kernbereichs gemeinsamer Inhalte. Die Bundesregierung und die von der SPD regierten Länder nehmen diese Zielvorstellungen sehr ernst und ziehen deshalb die notwendige Konsequenz: Sie wollen das überkommene ,,Drei-KlassenSchulsystem", bestehend aus Hauptschule, Realschule und Gymnasium, langfristig ersetzen durch die Gesamtschule. Diese wird alle Schüler zwischen 10 und 15 Jahren unter einem Dach zusammenfassen und die notwendigen Differenzierungen nicht mehr — wie faktisch heute noch überwiegend — nach der sozialen Herkunft sondern nach Neigung und Leistung vorsehen. Dies entspricht der internationalen Entwicklung wie auch dem deutlichen Mehrheitswillen der Bürger unseres Landes. Die von der CDU/CSU geführten Länder wollen die notwendige Konsequenz aus den gemeinsamen Zielvorstellungen noch nicht ziehen, sondern meinen eventuell auch mit Anpassungsmaßnahmen im Rahmen des traditionellen dreigliedrigen Schulsystems auskommen zu können. Wird mit solchen Maßnahmen Ernst gemacht, werden also im Interesse einer Verminderung der Chancenungleichheit insbesondere auch Maßnahmen ergriffen, um die bisherige Benachteiligung der Schüler an Haupt- und Realschulen abzubauen, so müssen sich die Kosten des Bildungswesens erhöhen. Dabei werden insbesondere die notwendigen Ver- Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 182. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 26. April 1972 10695 besserungen der Ausstattung der Haupt- und Realschulen ins Gewicht fallen. Die hierzu im „Zwischenbericht" quantifizierten Zielvorstellungen wurden aber vom Bund und allen Ländern in der BundLänder-Kommission für Bildungsplanung einstimmig verabschiedet. Entscheidend höhere, als die so entstehenden Mehrkosten, bringt auch die Gesamtschule nicht mit sich. Gewisse rationalisierende Wirkungen (gemeinsame Einrichtungen wie Bibliothek, Turnhalle, Sportplatz, Sprachlabor etc.) sind von der Gesamtschule zu erwarten. Nach diesem Vergleich — und ein anderer wäre der CDU/CSU gegenüber nicht fair — läßt sich also feststellen, daß die Gesamtschule nicht teurer ist als das im Sinne der CDU/CSU verbesserte herkömmliche System. Bedenkt man die zahlreichen Fehlinvestitionen, die in den letzten Jahren in einigen Ländern für neue Schulen an Standorten gemacht wurden, die heute nicht mehr aufrechterhalten werden sollen, ergeben sich weitere finanzpolitische Argumente für die Gesamtschulentscheidung heute. Wie Sie wissen, ist der Bund nach der geltenden Verfassungsordnung nicht in der Lage, sich umfassend an der Finanzierung des Schulwesens zu beteiligen. Er hat die Möglichkeit, auf der Grundlage des Artikels 91 b GG gemeinsam mit den Ländern entsprechende Modellversuche zu fördern. Die Förderung richtet sich dabei nach Bewertungsgrundsätzen, die im Rahmen der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung zwischen allen Beteiligten abgestimmt werden. Für die Förderung von Modellversuchen aus Bundesmitteln stehen die Titel 31 02/652 10 und 31 02/ 88210 (Förderung von Versuchs- und Modelleinrichtungen und -programmen im Bereich des Bildungswesens — laufende Kosten und Investitionen) zur Verfügung. Ein Schwerpunkt der Förderung aus diesen Titeln ist die Gesamtschule. In der Haushalts- und Finanzplanung der Bundesregierung sind für diese Titel insgesamt vorgesehen: 1972 75,7 Millionen DM 1973 131,8 Millionen DM 1974 183,7 Millionen DM 1975 255,7 Millionen DM Die Angaben für die Jahre 1973 bis 1975 sind der Finanzplanung 1972 bis 1975 aus dem letzten Jahr entnommen. 2. Zur Gesamthochschule: Die Errichtung von Gesamthochschulen, für die die Bundesregierung und alle Länderregierungen sich ausgesprochen haben, ist ein wesentlicher Teil der angestrebten Neuordnung des Hochschulbereiches, bei der ein durchlässiges System von abgestuften, aufeinander bezogenen Studiengängen und Studienabschlüssen geschaffen werden soll. Die finanziellen Aufwendungen für Gesamthochschulen werden sich voraussichtlich — nach allem, was wir heute wissen (Vergleichsrechnungen, in denen die Kosten der verschiedenen herkömmlichen Hochschulen den Kosten künftiger Gesamthochschulen gegenübergestellt werden, liegen noch nicht vor) — in dem Rahmen halten, der sich auch für die herkömmlichen Hochschularten nach Durchführung der erforderlichen Reformmaßnahmen (insbesondere im Bereich des Studiums, aber auch etwa bei Lehrkörperstruktur und Hochschulverwaltung) ergeben würde. Im Ersten Rahmenplan für den Hochschulbau 1972 bis 1975, der von Bund und Ländern einstimmig am 19. Juli 1971 beschlossen worden ist, werden deshalb einheitliche Flächen- und Kostenrichtwerte zugrunde gelegt. Auch in der Haushalts- und Finanzplanung des Bundes wird dementsprechend nicht nach Gesamthochschulen und anderen Hochschulen differenziert. Insgesamt sieht die Planung für die Förderung des Ausbaus und Neubaus von Hochschulen folgende Beträge vor (jeweils Bundesanteil an den Gesamtkosten) : 1972 1,6 Milliarden DM 1973 1,8 Milliarden DM 1974 2,0 Milliarden DM 1975 2,0 Milliarden DM Für die Förderung von Gesamthochschulmodellversuchen sind die erforderlichen Mittel nicht gesondert ausgewiesen. Der Haushaltsansatz bei Kap. 31 02 Titel 652 10 und 882 10 steht auch für Modellversuche im Hochschulbereich zur Verfügung.
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    Die Bundesregierung mißbrauchte am letzten Donnerstag Regierungsrechte,

    (Sehr wahr! bei der CDU/CSU)

    nämlich das Vorrecht, das Fernsehen wie den Rundfunk jederzeit für amtliche Erklärungen in Anspruch nehmen zu dürfen.

    (Abg. Katzer: Sehr wahr!)

    Diese Erklärung war aber nichts anderes als der Versuch, diese Opposition und ihren Vorsitzenden öffentlich herabzusetzen, ihm zu nahe zu treten und ein Bild zu zeichnen, das wahrheitswidrig ist.

    (Zustimmung bei Abgeordneten der CDU/ CSU.)

    Dieser Mißbrauch von Regierungsrechten, Herr Bundeskanzler, ist ein wesentlicher Grund für die Situation, die Sie hier heute und morgen erleben!

    (Starker Beifall bei der CDU/CSU. — Zurufe von der SPD.)

    Ich muß ein anderes hinzufügen: Der Bundeskanzler erklärte heute vor 14 Tagen auf meine Vorhaltung, die sich auf amtliche Unterlagen gründete, daß Zahl und Wirksamkeit der Aktionseinheiten zwischen kommunistischem „Spartakus" und „Sozialdemokratischem Hochschulbund" an einzelnen deutschen Universitäten anwüchsen, die Sozialdemokratie habe sich davon distanziert. Auf die Vorhaltung, dann müsse man diesen Leuten doch untersagen, den Namen der Sozialdemokraten zu führen, wurde mir vom Kanzler erwidert, das ginge nicht.
    Herr Bundeskanzler, ich bin dem nachgegangen. Der „Sozialdemokratische Hochschulbund" hat in einer Dokumentation vom 30. Oktober 1971 eine Vereinbarung vom 3. Juli 1961 zwischen dem SPD-Vorstand und diesem Hochschulbund zitiert. Danach hat Ihr Vorstand dem SHB, dem „Sozialdemokratischen Hochschulbund", das Recht zuerkannt, sich „sozialdemokratisch" zu nennen,

    (Hört! Hört! bei der CDU/CSU)

    und hat diesem Bund mitgeteilt, dies sei eine widerrufliche Genehmigung.

    (Zurufe von der CDU/CSU: Aha!) Wo ist dieser Widerruf, Herr Bundeskanzler?


    (Abg. Dr. Marx [Kaiserslautern] : Die Flugblätter von heute! Unglaublich!)

    Meine Damen und Herren, wir stellen fest, daß Kollegen, die aus ernsten Gründen — ich sprach davon — der Politik treu bleiben, die sie den Wählern versprachen, und sich nun, weil inzwischen ihre Partei in diesen Fragen untreu wurde, aus Gewissensnot anders orientieren. Wir sehen, wie diese heruntergemacht werden. Wir sehen nach der mehr als merkwürdigen Prozedur der Zurückziehung von Kollegen aus dem Auswärtigen Ausschuß, daß morgen hier eine parlamentarische Praxis versucht werden soll, zu der heute morgen einiges kritisch gesagt worden ist.
    Herr Kollege Wehner, ich beneide Sie nicht um die Lage, daß Sie sich in die Rolle bringen, es Ihren Kollegen der Fraktion gütigst zu gestatten, sich an einer geheimen Abstimmung zu beteiligen, nur dann so, daß jeder dies sehen kann.

    (Beifall bei der CDU/CSU. — Abg. Dr. Marx [Kaiserslautern] : Wie bei der SED! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU.)

    Auf diesem Wege wird der Artikel 38 des Grundgesetzes entwertet und ein Schritt zur Kontrolle getan. So wenig sicher sind Sie also entgegen allen Ihren öffentlichen Erklärungen Ihrer Mehrheit, daß Sie sich solcher Methoden der Einschüchterung bedienen wollen!

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU.)

    Auf diese nicht gesicherte Mehrheit hin haben dann der Bundeskanzler und der Bundesaußenminister vielen Staaten der Welt Zusicherungen gemacht. Das, Herr Bundeskanzler, ist unverantwortlich, und das ist abenteuerlich!

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU.)




    Dr. Barzel
    Es gibt aber in diesem Hause genug freie Abgeordnete, die Zivilcourage und Gewissen nicht nur in Sonntagsreden beschwören, sondern in parlamentarischer Alltagsarbeit zu handhaben wissen.
    Es war unverantwortlich, Herr Bundeskanzler, diese Ostverträge zu unterzeichnen, ohne sich vorher der parlamentarischen Mehrheit zu vergewissern.

    (Abg. Katzer: Sehr wahr!)

    Es war unverantwortlich, trotz dieser objektiv gegebenen Ungewißheit ausländischen Regierungen leichtfertig Zusagen zu machen und die Entwicklung anderer internationaler Fragen von der ungewissen Entscheidung des deutschen Parlaments abhängig zu machen.

    (Sehr wahr! bei Abgeordneten der CDU/ CSU.)

    Es war, Herr Bundeskanzler, unverantwortlich, immer wieder die Begründung für die Verträge zu wechseln. Wo ist die Zeit hin, als die Verträge aus sich selbst gelobt wurden? Wo ist die Zeit der Euphorie Ihrer Fernsehansprache aus Moskau? Dann priesen Sie die Verträge mit Hoffnungen, die keiner belegen kann. Jetzt begründen Sie sie mit der Notwendigkeit, diesen zuzustimmen, weil sonst ein „Desaster" eintreten würde. Dies, Herr Bundeskanzler, ist unverantwortlich. Denn wer in einer parlamentarischen Demokratie so weit geht, ohne sich der Mehrheit zu vergewissern, der ist in der Gefahr, hier allen Schaden zuzufügen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Ich glaube, es war unverantwortlich, das Prestige ausländischer Mächte und befreundeter Staaten in die ungeklärten Risiken der deutschen Innenpolitik einzubeziehen.

    (Abg. Kiep: Sehr richtig!)

    Meine Damen und Herren, über die Haltung der drei Westmächte — ich komme nachher in anderem Zusammenhang noch einmal darauf zurück — habe ich am 7. September 1970 nach einer Rundreise durch die drei Hauptstädte etwas gesagt. Übrigens, Herr Bundeskanzler, erinnern Sie sich, daß wir damals — 7. September! — eine Erklärung mit Einlassungen zu Berlin abgaben, der Sie zum Wochenende öffentlich und zuvor intern zustimmten? Herr Bundeskanzler, mindestens eines sind Sie, und zwar möglichst bald, dem Kollegen Stücklen und mir schuldig: zu klären, ob der Teil der von uns als Fälschung empfundenen, von der Regierung als überwiegend richtig bestätigten Mitteilungen über Herrn Bahr und Berlin zutreffen. Dann, Herr Bundeskanzler, dann wäre eine Position von Herrn Bahr zu Beginn des Jahres 1970 weggegeben worden, die die Basis unserer monatelangen Zusammenarbeit im Interesse einer Berlin-Lösung war.

    (Hört! Hört! bei der CDU/CSU.)

    Ihr Wort an uns und das Wort Bahrs — nur eines kann wahr sein. Herr Bundeskanzler, ich sage dies so ganz ruhig. Aber das, glaube ich, sollte in Ordnung kommen.

    (Zuruf Bundeskanzler Brandts.)

    Meine Damen und Herren, die drei Westmächte wahren ihre Interessen und ihre Rechte. Sie sagen in aller Form, die deutschen Interessen zu formulieren und zu vertreten, sei Sache der jeweiligen Bundesregierung. Sie sagen, das Berlin-Abkommen sei ihre Sache, diese Verträge stünden hier zur Abstimmung, niemand wünsche sich hier einzumischen; das Wichtigste seien die Partnerschaft und die Freundschaft zur Demokratie in Deutschland, und zur Demokratie gehöre das Recht, ja oder nein zu sagen; und wie immer wir votieren, Partnerschaft, Freundschaft und Schutzgenossenschaft bleiben davon unberührt. Dies ist die Wirklichkeit.

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU.)

    Und zu Moskau: Wir übersehen nicht die geringfügige Bewegung Moskaus und Ost-Berlins auf einen Teil unserer Forderungen hin. Dies sind Zeichen dafür, daß hier nicht mit Geduld ausverhandelt worden ist. Dies sind Zeichen eines, nicht voll ausgenutzten Handlungsspielraums und Folgen der Festigkeit und der Geschlossenheit der CDU/CSU in diesem Hause.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Ich habe, Herr Bundeskanzler, meine Kolleginnen und Kollegen, allen Anlaß, davon auszugehen, daß die Sowjetunion zwischen dem Scheitern der Verträge und dem Hinausschieben der Entscheidung sehr wohl unterscheidet. Die nachhaltige Gesprächsbereitschaft der Sowjetunion mit jeder deutschen Bundesregierung in der Zeit vor dem Scheitern ist ebenso unbestreitbar wie der Wille, auf jeden Fall ein Arrangement zu bekommen. Ich beziehe mich auf das, was der Kollege Schröder früher von dieser Stelle gesagt hat.
    Und es ist doch so, Herr Bundeskanzler, daß Ihr engster Mitarbeiter dies auch sehr gut weiß und sagt. Herr Bahr gestern: „Es wird bei einem Erfolg des CDU/CSU-Mißtrauensvotums zunächst einen Stopp in den Verhandlungen mit der DDR geben." — Dies ist klar. Eine neue Regierung braucht ein paar Wochen, sich hier vorzustellen. Dies heißt „zunächst". Aber es wird weiter gesprochen, und es wird hier, meine Damen und Herren — daran kann kein Zweifel sein — weiter Friedenspolitik gemacht werden.

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU.)

    Was anderes eigentlich hat Konrad Adenauer, was anderes Ludwig Erhard und was anderes Kurt Georg Kiesinger betrieben als Friedenspolitik?!

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Wir haben hier in der Debatte zur ersten Lesung des Vertragswerkes unsere Alternative vorgetragen.
    Im übrigen haben wir auch damals, Herr Bundeskanzler, nicht, wie Sie öffentlich immer erklärten, gesagt, wir wollten die Verträge für die nächsten Generationen liegenlassen, sondern wir haben gesagt: „Machen wir hier ein Abkommen! Lassen wir sie jetzt einmal liegen! Versuchen wir, uns über ein gemeinsames innerdeutsches Programm mit dem Ziel der Freizügigkeit zu verständigen! Dann wollen wir mal sehen, wie es wird." Auch das haben Sie ab-



    Dr. Barzel
    gelehnt. Herr Bundeskanzler, Sie haben Gemeinsamkeiten nicht gewollt.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Genau!) Sie haben sie nicht gewollt; das ist der Punkt.


    (Zuruf von der CDU/CSU: Herr Wehner auch nicht!)

    — Herr Kollege Wehner hat gehört, was ihm Herr
    Katzer vorher hat sagen können.
    Wir sehen es, meine Damen und Herren, nach wie vor als ein wichtiges Ziel an, die Beziehungen zur Sowjetunion, zu Polen, zur Tschechoslowakei im Wege von Gewaltverzichtsverträgen zu verbessern, um zu verbesserten Verhältnissen im geteilten Europa zu kommen.
    Herr Bundeskanzler, lassen Sie sich noch einmal sagen: Es ist unverantwortlich, wenn Sie andere als sich selbst für die insgesamt entstandene Lage verantwortlich machen, innenpolitisch und außenpolitisch.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    War es nicht so — ich nenne dieses Beispiel, weil mich jeder im Hause daran soll erinnern können —, daß vor dem Vertrag über die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft die damalige Bundesregierung — und es gab ja immer Streit zwischen der damaligen Opposition und Konrad Adenauer in diesen Jahren — der Führung der Opposition die noch völlig geheimen Texte der Vertragsentwürfe durch den Staatssekretär des Auswärtigen Amts übergeben ließ? War es nicht so, daß Sie darüber interne Beratungen hatten, daß Sie eine Reihe von Punkten vorlegten und Anregungen machten, bis dann Bundeskanzler Adenauer sagte: Na gut, Herr Carstens, fahren Sie los durch die fünf Staaten, und versuchen Sie, etwas zu erreichen!

    (Zuruf von der CDU/CSU: Richtig!)

    — Dann konnten Sie, die damalige Opposition, nicht leugnen, daß hier von uns, der Regierung, etwas erfüllt worden ist und wir auch mal ein gemeinsames Stück Außenpolitik machen. So kann man in der parlamentarischen Demokratie — bei aller sonstigen Kontroverse — zwischen Regierung und Opposition vorgehen.
    Wir werden uns durch diesen Tag und durch morgen und durch manche Töne des Bundeskanzlers nicht davon abhalten lassen, daß für uns alles weitergilt, was wir in diesem Hause über die Notwendigkeit der Kooperation aller in den großen Fragen, über den inneren Frieden und über die Solidarität der Demokraten gesagt haben. Dies alles gilt. Wir werden hier nicht hitzköpfig; denn nur aus Ernst der Lage und aus Verantwortung ist diese Situation entstanden, in die Sie, Herr Bundeskanzler, dieses Haus und andere weit darüber hinaus geführt haben.

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU.)

    Meine Damen und meine Herren, im übrigen gilt, was wir gesagt haben — ich wiederhole: zu Europa, zur Ostpolitik —, es gilt all das, was wir hier verbindlich erklärt haben. Das ist so verbindlich wie unsere Erklärungen zur sozialen Marktwirtschaft.
    Nur: Friedens- und Entspannungspolitik, die diesen Namen verdienen, müssen frei sein von Machtdenken, von Hegemonie; sie müssen auf dem beiderseitigen Willen zur Aussöhnung ebenso aufbauen wie auf der gegenseitigen Achtung der elementaren Rechte und Sicherheitsbedürfnisse aller Beteiligten. Dazu sollten ein System bedingungsfreien Gewaltverzichts, ein System gegenseitiger Rüstungskontrolle, ein System ausgewogener Abrüstung und ein System der vermehrten und verbesserten Zusammenarbeit auf allen Gebieten der Wirtschaft, der Wissenschaft und der Kultur sowie der ungehinderte Kontakt über alle Grenzen hinweg treten. Dies aber geht nur mit der EWG und nicht ohne die EWG, weil sonst, wie wir alle wissen — die hat die Kompetenzen bereits —, dieser Austausch und diese Zusammenarbeit nicht gültig sind.
    Ich wiederhole an dieser Stelle, was wir in Moskau und danach erklärt haben und was uns von den verantwortlichen Führern dort bestätigt worden ist: Frieden und Zusammenarbeit sind die wesentlichen Aufgaben dieser Zeit. Für uns gilt das ebenso wie das andere. Nur muß eine Friedens- und Entspannungspolitik real sein, und sie kann die uns moralisch und verfassungsrechtlich gebotene Forderung nach Wiederherstellung der deutschen Einheit auf der Grundlage des Selbstbestimmungsrechts nicht beiseiteschieben.
    Wir sehen durchaus die Realität der DDR und wir sehen die wirkliche Lage; nur ist sie so, wie sie ist, für uns nicht annehmbar. Diese Grenze, um deren Anerkennung es in dem Vertrag doch geht, ist undurchlässig, ist inhuman, ist in ihrer Inhumanität verstärkt worden, wie wir hier ausgeführt haben; denn den 125 zusätzlich geschlossenen Telefonleitungen, über die wir uns freuen, stehen eben eine vermehrte Zahl von Bunkern und eine leider angestiegene Zahl von Toten gegenüber. Dieses Ganze gehört in das Bild, und diese Wirklichkeit muß anders werden. Wir wollen im anderen Teil Deutschlands keine Hoheitsrechte in Anspruch nehmen; aber wir wollen, daß auch über die Zeit der Teilung Deutschlands Bedrohung und Behinderung der Freizügigkeit auf dem Wege von Deutschland nach Deutschland entfallen. Wir verstehen unter der Lösung der deutschen Frage weder Anschluß noch Eingliederung, sondern einen geschichtlichen Prozeß, dessen einzelne Stationen heute keiner absehen kann, für den wir aber heute den Weg nicht verbauen dürfen, indem wir die Spaltung zementieren.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Dabei ist es für uns selbstverständlich — und da brauchen Christliche-Demokraten keinen Unterricht von anderen —, daß wir überall das Wohl und die Sicherheit unserer europäischen Nachbarn berücksichtigen; denn das wirklich Neue auf außenpolitischem Gebiet nach dem Kriege ist doch, daß diese Bundesrepublik Deutschland ihre Außenpolitik und ihre Interessen wie ihre Verteidigungskraft eingebettet hat in die Kraft der westlichen Welt. Dies soll und muß so bleiben, meine Damen und Herren.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)




    Dr. Barzel
    Keinem unserer Nachbarn wäre gedient, wenn wir uns hier billig machten und krank würden dadurch, daß jetzt oder morgen Jüngere kommen und sagen: Was habt ihr mit dem natürlichen Recht dieses Volkes, so zu leben, wie es will, gemacht?

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU.)

    Wir lassen uns nicht ablenken. Kern und Ziel der deutschen Ostpolitik in dieser europäischen Einordnung ist die Verbesserung der Lage der Deutschen in Deutschland. Auch für diesen Bereich gilt der zentrale Maßstab unserer Politik. Wir wollen Fortschritt. Er ist nur dort gegeben, wo die Menschen, nicht die Apparate etwas davon haben, wo also die Menschenrechte und deren soziale Basis alltagswirksam gestärkt werden. Frieden, meine Damen und Herren, fängt zu Hause an. Wenn ich sehe, mit welchen Methoden in den letzten Wochen und in diesen Tagen manche Leute versuchen, diese Politik durchzusetzen, dann, meine Freunde, muß ich sagen: wer den äußeren Frieden will, der muß zunächst einmal die innere Toleranz und den inneren Frieden beweisen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Frieden ist doch dort — dies ist nicht unsere Formulierung , und Entspannung ist dort, wo Freizügigkeit für Menschen, Informationen und Meinungen entsteht. So sind die Beschlüsse des westlichen Bündnisses, so ist unsere Position. Warum eigentlich soll in Deutschland nicht der Entspannungsmaßstab gelten, den die freie Welt für das Ganze verbindlich festgelegt hat?
    Sehen Sie, Herr Bundeskanzler, am Beginn Ihrer Politik sah das doch auch bei Ihnen anders aus. In der Aussprache dieses Hauses, die wir am 20. März 1970 hier hatten, am Tage nach dem Besuch des Bundeskanzlers in Erfurt, haben wir nach den Gegenleistungen der anderen Seite gefragt, nach europäischen Ansätzen, nach Minderheitenschutz, nach der Durchlässigkeit von Grenzen, nach Freizügigkeit für Menschen, Informationen und Meinungen.
    Damals hat der Bundeskanzler von dieser Stelle aus erklärt: Zur Normalisierung der Beziehungen genügen nicht allein förmliche Dokumente. Die Menschen hüben und drüben müssen von der Normalisierung etwas haben. Es gelte, Fortschritte zu erzielen, die mehr Freizügigkeit bringen und den Menschenrechten Raum schaffen.
    Solche Sätze haben uns natürlich veranlaßt, Ihnen hier und dort auch Unterstützung zu geben und zu sagen: Jawohl, dies kann ein gemeinsames Ziel sein.
    Was hat sich geändert, Herr Bundeskanzler, seit Sie am 14. Januar 1970 hier in diesem Hause von dieser Stelle erklärten, beiderseits akzeptable Vereinbarungen auf den Gebieten der Wirtschaft, der Wissenschaft, des Verkehrswesens und der Post, der Kultur, des Sports, des Informationsaustausches seien zur Deckung des Nachholbedarfs nötig, den wir im Vergleich zu den Beziehungen mit anderen hätten. „Dieser Nachholbedarf muß erfüllt werden," — so Ihre Worte — „bevor wir zu besonders engen
    Beziehungen kommen, ..." Sie sagten, es müsse gleichzeitig um diese Erleichterungen gehen. So ginge dies immer weiter.
    Welch weiter Weg, dann, wenn wir diese Position behalten, die wir vor anderthalb Jahren miteinander hatten, uns hier beschimpfen lassen zu müssen!

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das ist es!)

    Welch weiter Weg von diesen Ihren Sätzen, Herr Bundeskanzler, bis zu dem aus der vergangenen Woche am 19. April im deutschen Fernsehen: „Es gibt keine Freizügigkeit zwischen kommunistischen Staaten, und ich kann mir schwer vorstellen, daß es Freizügigkeit in unserem Sinne zwischen kommunistischen und nichtkommunistischen Staaten gibt." Welch weiter Weg!
    Meine Damen und Herren, wir wissen auch: Dies ist nicht alles an einem Tage möglich. Aber warum wird dann eigentlich nicht unser Stufenplan zur Erreichung dieser Zwecke aufgenommen? Da wird von der einen Seite der Koalition erklärt: Illusorisch!, von der anderen Seite wird gesagt: Alles unsere eigenen Ideen! Warum fällt es Ihnen so schwer, dies zusammenzutun?

    (Beifall bei der CDU/CSU.) Sie, Herr Bundeskanzler, wollen dies nicht.

    Erlauben Sie mir noch ein Wort zu dem „Desaster". Wer hier von Desaster spricht, sät natürlich Mißtrauen in die Entschlossenheit von Freunden. Wenn man sich auf alle möglichen Erklärungen beruft. Sie haben ja neulich hier, als ich Sie dazu aufforderte, keine aus den USA bringen können, obwohl Herr Wehner behauptete, Sie könnten es —, wenn Sie sich auf Stellungnahmen des Bündnisses berufen, so bitte ich doch — das gilt auch für alle Kollegen des Hauses —, genau zu lesen: Das Bündnis begrüßt Vertragswerke als „Modus vivendi". So sind sie hier auch dargestellt worden: als eine vorübergehende Beschreibung der Dinge. Herr Bundeskanzler, wollen Sie hier wirklich nicht klar mitteilen, daß dies aus der Sicht der Sowjetunion endgültige Regelungen sind? Wollen Sie das nicht auch Ihren Verbündeten mitteilen, damit diese nicht vom Modus vivendi ausgehen, der doch hier, so wie das Vertragswerk vorliegt, einfach nicht begründet werden kann?
    Es ist also eine Lage entstanden, die uns auch aus diesen Gründen zum Handeln zwingt. Nachdem wir wußten, daß die Mehrheit im Deutschen Bundestag für das Vertragswerk, so wie es vorliegt, nicht gesichert ist, nachdem deutlich wurde, daß das östliche Interesse am Vertragswerk so groß ist, daß Besseres möglich sein könnte, nachdem wir deshalb der Bundesregierung erneut das Zusammenwirken und die Zusammenarbeit in diesen Fragen angeboten hatten, nachdem die Bundesregierung das abgelehnt hat, müssen wir für eine bessere, solidere, mehrheitsfähige Politik eben eine andere, eine bessere Bundesregierung herbeiführen,

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    eine Bundesregierung, die mit Geduld den Verhandlungsspielraum ausnutzt, die zur Kooperation



    Dr. Barzel
    mit der Opposition bereit ist, und für die auch alles das gilt, was ich hier im Oktober über den inneren Frieden und die Solidarität der Demokraten gesagt habe. Ich danke Ihnen.

    (Anhaltender lebhafter Beifall bei der CDU/CSU.)



Rede von Liselotte Funcke
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Das Wort hat Herr Bundesminister Scheel.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Walter Scheel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr Dr. Barzel, wenn diese Rede eben Ihre Begründung gewesen sein sollte für den Anspruch, ab morgen die Verantwortung für die Politik der Bundesrepublik Deutschland zu übernehmen, dann werden Sie wohl außerhalb Ihrer Fraktion keine Anhänger finden.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Lachen bei der CDU/CSU.)

    Sie haben als wesentliches Motiv und wesentlichen Anlaß für Ihren Anspruch noch einmal auf die Wahl in Baden-Württemberg verwiesen. Ich weiß, daß Landtagswahlen und das Ergebnis von Landtagswahlen in Ihrer Fraktion von ungewöhnlich großer Bedeutung sind. Der vor mir sitzende Professor Erhard könnte über das Ergebnis von Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen sehr wohl dazu etwas sagen.

    (Heiterkeit und Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Aber hier, Herr Dr. Barzel, haben Sie wieder einmal einen falschen Eindruck erweckt. Niemand hat bestritten, daß die CDU bei den Landtagswahlen in Baden-Württemberg stärkste Partei geworden ist und die absolute Mehrheit erreicht hat.

    (Abg. Dr. h. c. Kiesinger: Sogar 53 %!)

    Aber wir wissen alle wie Sie, unter welchen Umständen das zustandegekommen ist. Ihr Versuch, die Tatsache wegzuleugnen, daß der Aufruf der NPD, CDU zu wählen,

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    dabei eine Rolle gespielt hat, ist ein untauglicher Versuch.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Zuruf von der CDU/CSU: Unter Ihrem Niveau! — Abg. Dr. Wagner [Trier] : Verleumdung!)


    (V o r sitz: Vizepräsident Dr. Jaeger.)

    Sie haben soeben einen falschen Vergleich gebracht, Herr Dr. Barzel. Sie haben gesagt, Sie wollten nicht polemisieren, sonst würden Sie fragen, wo denn die Stimmen der DKP geblieben seien. Die können Sie leicht nachsuchen und finden! Die hat nämlich dort kandidiert, und auf ihren Listen haben sich diese Stimmen angesammelt.

    (Unruhe. — Glocke des Präsidenten.)

    Gott sei Dank sind es außerordentlich wenig Stimmen. Das ist ein Beweis für die Stabilität unserer demokratischen Ordnung in der Bundesrepublik.

    (Anhaltende Unruhe. — Glocke des Präsidenten. Meine Damen und Herren! Ich bitte um Aufmerksamkeit für den Redner. (Abg. Haase [Kassel] : Für diese Rede?! — Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Nicht zumutbar!)