Rede:
ID0618203900

insert_comment

Metadaten
  • insert_drive_fileAus Protokoll: 6182

  • date_rangeDatum: 26. April 1972

  • access_timeStartuhrzeit der Sitzung: 09:00 Uhr

  • av_timerEnduhrzeit der Sitzung: 21:01 Uhr

  • fingerprintRedner ID: Nicht erkannt

  • perm_identityRednertyp: Präsident

  • short_textOriginal String: Außerdem, Herr Bundeskanzler: info_outline

  • record_voice_overUnterbrechungen/Zurufe: 1

  • subjectLänge: 165 Wörter
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 126
    1. die: 11
    2. nicht: 5
    3. für: 5
    4. den: 3
    5. durch: 3
    6. Satz: 2
    7. ist: 2
    8. Gruppen: 2
    9. auf: 2
    10. besonders: 2
    11. sie: 2
    12. im: 2
    13. Das: 2
    14. gilt: 2
    15. und: 2
    16. mit: 2
    17. Ihrer: 2
    18. das: 2
    19. in: 2
    20. Diesen: 2
    21. Herr: 2
    22. Sie: 2
    23. Dieser: 1
    24. zutreffend: 1
    25. diejenigen: 1
    26. unseres: 1
    27. Volkes,: 1
    28. Schutz: 1
    29. Staat: 1
    30. deshalb: 1
    31. angewiesen: 1
    32. sind,: 1
    33. weil: 1
    34. sich: 1
    35. aus: 1
    36. eigener: 1
    37. Kraft: 1
    38. Verteilungskampf: 1
    39. behaupten: 1
    40. können.: 1
    41. Rentner,: 1
    42. seit: 1
    43. zwei: 1
    44. Jahren: 1
    45. mehr: 1
    46. am: 1
    47. realen: 1
    48. Zuwachs: 1
    49. des: 1
    50. Sozialprodukts: 1
    51. beteiligt: 1
    52. sind.: 1
    53. Sparer,: 1
    54. deren: 1
    55. Guthaben: 1
    56. Inflation: 1
    57. aufgefressen: 1
    58. werden,: 1
    59. Familien: 1
    60. mehreren: 1
    61. Kindern,: 1
    62. unter: 1
    63. Regierung: 1
    64. zweifelhafte: 1
    65. Privileg: 1
    66. erhalten: 1
    67. haben,einen: 1
    68. Anspruch: 1
    69. Sozialhilfe: 1
    70. zu: 1
    71. besitzen,: 1
    72. wenn: 1
    73. Durchschnittseinkommen: 1
    74. eines: 1
    75. Bürgers: 1
    76. unserem: 1
    77. Lande: 1
    78. haben.\n: 1
    79. unserer: 1
    80. Bevölkerung: 1
    81. guten: 1
    82. Worten: 1
    83. —: 1
    84. ich: 1
    85. habe: 1
    86. damals,: 1
    87. Bundeskanzler,: 1
    88. der: 1
    89. ersten: 1
    90. Aussprache: 1
    91. über: 1
    92. Regierungserklärung: 1
    93. diesen: 1
    94. von: 1
    95. Ihnen: 1
    96. ausdrücklich: 1
    97. begrüßt: 1
    98. —:: 1
    99. „Die: 1
    100. Bundesregierung: 1
    101. wird: 1
    102. Mitbürger: 1
    103. sorgen,: 1
    104. Schatten: 1
    105. leben: 1
    106. müssen,: 1
    107. Alter,: 1
    108. Krankheit: 1
    109. oder: 1
    110. strukturelle: 1
    111. Veränderungen: 1
    112. gefährdet: 1
    113. sind",: 1
    114. allein: 1
    115. geholfen.: 1
    116. Menschen: 1
    117. haben: 1
    118. geholfen,: 1
    119. Bundeskanzler.: 1
    120. Hier: 1
    121. hätten: 1
    122. Erklärung: 1
    123. Taten: 1
    124. folgen: 1
    125. lassen: 1
    126. müssen.: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag 182. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 26. April 1972 Inhalt: Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abg. Dr. Artzinger und Scheu . . . . 10589 A Verzicht des Abg. Blank auf die Mitgliedschaft und Eintritt des Abg. Löher (Dortmund) 10589 B Eintritt des Abg. Schlichting-von Rönn in den Bundestag . . . . . . . . . . 10589 B Abg. Helms scheidet aus der Fraktion der FDP aus . . . . . . . . . . . . 10589 B Wahl des Abg. Wende als stellvertretendes Mitglied für den Kontrollausschuß beim Bundesausgleichsamt 10589 B Überweisung von Vorlagen an Ausschüsse 10589 C Amtliche Mitteilungen 10589 D Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1972 (Haushaltsgesetz 1972) (Drucksachen V1/2650, zu VI/2650, Nachtrag zu VI/2650); Berichte des Haushaltsausschusses — Zweite Beratung — Einzelplan 01 Bundespräsident und Bundespräsidialamt (Drucksache VI/3350) . . . 10590 B Einzelplan 02 Deutscher Bundestag (Drucksache VI/3351) Franke (Osnabrück) (CDU/CSU) . . 10590 C Dr. Lenz (Bergstraße) (CDU/CSU) . 10591 C Dichgans (CDU/CSU) . . . . . . 10592 C Jung (FDP) . . . . . . . . . 10594 C Dr. Althammer (CDU/CSU) 10594 D, 10597 C Dr. Apel (SPD) . . . . . . . . 10596 D Kirst (FDP) . . . . . . . . . 10593 B Dr. Ehmke, Bundesminister . . . 10598 B Ertl, Bundesminister 10598 B Spitzmüller (FDP) 10599 A Stücklen (CDU/CSU) 10599 C Wehner (SPD) 10600 A Leicht (CDU/CSU) . . . ... . 10600 D Dorn (FDP) 10601 B Dr. Stark (Nürtingen) (CDU/CSU) . 10601 D Dr. Sperling (SPD) 10602 D II Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 182. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 26. April 1972 Einzelplan 03 Bundesrat (Drucksache VI/3352) 10603 B Einzelplan 04 Geschäftsbereich des Bundeskanzlers und des Bundeskanzleramtes (Drucksache VI/3353) Katzer (CDU/CSU) . . . . . . . 10603 C Dr. Schäfer (Tübingen) (SPD) . . . 10609 D Kirst (FDP) . . . . . . . . . 10618 B Baron von Wrangel (CDU/CSU) . . 10624 A Brandt, Bundeskanzler . . . . . 10639 D Dr. Barzel (CDU/CSU) . . . . 10652 A Scheel, Bundesminister 10662 A Dr. Arndt (Berlin) (SPD) . . . . 10670 B Arendt, Bundesminister 10673 B Strauß (CDU/CSU) . . . . . . 106e A Dr. Schiller, Bundesminister . . 10688 D Fragestunde (Drucksachen VI/3377, VI/3378) Fragen des Abg. Reddemann (CDU/CSU): Verstöße gegen die Geheimhaltungsvorschriften im Auswärtigen Amt Moersch, Parlamentarischer Staatssekretär 10626 B, C, D, 10627 A, B, C, D, 10628 A, C, D Reddemann (CDU/CSU) . . . . 10626 C, D, 10627 B, C Dr. Schulze-Vorberg (CDU/CSU) . . 10626 D, 10628 A Niegel (CDU/CSU) . . . . . . . 10627 A Dr.-Ing. Bach (CDU/CSU) . • . . 10627 D Freiherr Ostman von der Leye (SPD) 10628 A Frau Renger (SPD) 10628 B Ott (CDU/CSU) . . . . . . . 10628 C Dr. Kliesing (Honnef) (CDU/CSU) 10628 D Frage des Abg. Niegel (CDU/CSU) : Auswirkung der Ostverträge auf das Zonenrandgebiet, insbesondere das östliche Oberfranken Herold, Parlamentarischer Staatssekretär 10629 A, C, D, 10630 A, B, C Niegel (CDU/CSU) 10629 B, D Ott (CDU/CSU) . . . . . . . 10629 D Reddemann (CDU/CSU) 10630 A Sieglerschmidt (SPD) 10630 C Frage des Abg. Dr. Wittmann (München) .(CDU/CSU) : Einsatz von Hubschraubern der Bundeswehr für Sanitätszwecke Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . 10630 D, 10631 A Dr. Wittmann (München) (CDU/CSU) 10631 A Frage des Abg. Freiherr Ostman von der Leye (SPD) : Beschäftigung von Angehörigen der NPD und ihrer Jugend- und Studentenorganisationen sowie von Mitgliedern anderer rechtsradikaler Organisationen im öffentlichen Dienst Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . .10631 B, C, D Freiherr Ostman von der Leye (SPD) 10631 C Hansen (SPD) . . . . . . . . . 10631 D Frage des Abg. Walkhoff (SPD) : Störung der Olympischen Spiele durch militante neonazistische europäische Gruppen Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . 10632 A Walkhoff (SPD) 10632 A Frage des Abg. Müller (Mülheim) (SPD) : Versalzung der Werra und der Weser durch Abwässer des Kalibergbaues Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär 10632 B Frage des Abg. Müller (Mülheim) (SPD) Verhandlungen mit der DDR über Schutzmaßnahmen im Kalibergbau Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär 10632 C, D Müller (Mülheim) (SPD) 10632 D Frage des Abg. Dr. Schneider (Nürnberg) (CDU/CSU) : Beurteilung des vom Deutschen Städtetag vorgelegten „Negativkatalogs der zivilen Verteidigung" Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär 10633 A, B, C Dr. Schneider (Nürnberg) (CDU/CSU) 10633 B Müller (Mülheim) (SPD) 10633 C Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 182. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 26. April 1972 III Frage des Abg. Freiherr von Fircks (CDU/CSU) : Ablehnungsquote im Feststellungsverfahren auf Grund des 21. Gesetzes zur Änderung des Lastenausgleichsgesetzes Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär 10634 A, B Freiherr von Fircks (CDU/CSU) . 10634 B Frage des Abg. Freiherr von Fircks (CDU/CSU) : Grundbetrag nach § 4 des 21. Gesetzes zur Änderung des Lastenausgleichsgesetzes Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär 10634 B, D Freiherr von Fircks (CDU/CSU) . 10634 C Frage des Abg. Dasch (CDU/CSU) : Verbesserung der Wettbewerbsfähig- keit der Aluminiumindustrie Offergeld, Parlamentarischer Staatssekretär . . . 10634 D, 10635 A, B Dasch (CDU/CSU) . . . . .10635 A, B Fragen des Abg. Wolfram (SPD) : Anzeige der Landesvereinigung der industriellen Arbeitgeberverbände Nordrhein-Westfalen e. V. betr. Auswirkungen der Steuerreform Offergeld, Parlamentarischer Staatssekretär . 10635 B, C, D 10636 A, B Wolfram (SPD) 10635 D, 10636 A Haase (Kassel) (CDU/CSU) . . . . 10636 A Fragen des Abg. Schmidt (Braunschweig) (SPD) : Mißbräuchliche Anwendung des Blindenprivilegs bei der Berechnung der Mehrwertsteuer durch Tankstellenunternehmer Offergeld, Parlamentarischer Staatssekretär 10636 B, D Schmidt (Braunschweig) (SPD) . 10636 C, D Fragen des Abg. Biehle (CDU/CSU) und des Abg. Niegel (CDU/CSU) : Stellungnahme von Präsident Mansholt zu den Agrarpreisen Logemann, Parlamentarischer Staatssekretär 10637 A, B , C, D, 10638 A, B, C, 10639 A Biehle (CDU/CSU) . . . . . 10637 A, B, C, 10638 A, B Niegel (CDU/CSU) . . . . . . . 10637 D, 10638 B, D, 10639 A Fragen des Abg. Dr. Kempfler (CDU/CSU) : Industriehoiz aus Bauernwäldern Logemann, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . 10639 B, C Dr. Kempfler (CDU/CSU) . . . 10639 B nächste Sitzung 10690 A Anlagen Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten . . 10691 A Anlage 2 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Dr. Schmitt-Vockenhausen (SPD) betr. Sicherung des Rechts auf Gegendarstellung in Presseorganen . . 10691 A Anlage 3 Schriftliche Antwort auf die Mündlichen Fragen des Abg. Schmidt (Kempten) (FDP) betr. Gefährdung des Grundwassers sowie der Flüsse und Seen durch phosphathaltige Waschmittel 10691 C Anlage 4 Schriftliche Antwort auf die Mündlichen Fragen des Abg. Metzger (SPD) betr Vortragsdienst über die Olympischen Spiele 10692 A Anlage 5 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Weigl (CDU/CSU) betr. Grenzschutzstandorte in Ostbayern, insbesondere in der nördlichen Oberpfalz . 10692 C Anlage 6 Schriftliche Antwort auf die. Mündliche Frage des Abg. Wagner (Günzburg) (CDU/CSU) betr. Gesetzentwurf zur Neuordnung der Besoldung für Hochschullehrer und Fachhochschullehrer . . . . 10692 C Anlage 7 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Dr. Schmitt-Vockenhausen (SPD) betr. Sicherung bzw. Neuschaffung von Arbeitsplätzen . . . . . . 10692 D Anlage 8 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Gewandt (CDU/CSU) betr. Verminderung der Auswirkungen der Rückzahlung des Konjunkturzuschlages . 10693 A IV Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 182. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 26. April 1972 Anlage 9 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage der Abg. Frau von Bothmer (SPD) betr. Förderung deutscher Investitionen in Namibia, Angola, Mozambique und Südrhodesien 10693 B Anlage 10 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Weigl (CDU/CSU) betr. Stichtag der Neuregelung der Brennrechte 10693 C Anlage 11 Schriftliche Antwort auf die Schriftlichen Fragen des Abg. Dr. Hubrig (CDU/CSU) betr. Aufwendungen der Wirtschaft für Forschung und Entwicklung 10693 D Anlage 12 Schriftliche Antwort auf die Schriftliche Frage des Abg. Leicht (CDU/CSU) betr. finanzielle Aufwendungen für die Verwirklichung der Gesamtschule und Gesamthochschule 10694 C Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 182. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 26. April 1972 10589 182 Sitzung Bonn, den 26. April 1972 Stenographischer Bericht Beginn: 9.00 Uhr
  • folderAnlagen
    Berichtigung 178. Sitzung, Seite II, rechte Spalte: Vor den Worten „Sammelübersicht 36" ist einzufügen: Entwurf eines Fünfzehnten Gesetzes über die Anpassung der Renten aus den gesetzlichen Rentenversicherungen (Fünfzehntes Rentenanpassungsgesetz) (Bundesrat) (Drucksache VI/3214) 181. Sitzung, Seite 10551 C: Zwischen den Worten „Art. Satz 2" ist einzufügen: 2 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 182. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 26. April 1972 10691 Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Breidbach 29. 4. Frau Dr. Diemer-Nicolaus 29. 4. Freiherr von und zu Guttenberg 5. 5. Lemp 26. 4. Lücker( München) 26. 4. Pöhler*** 26. 4. *Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen des Europäischen Parlaments ** Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen der Beratenden Versammlung des Europarats *** Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen der Versammlung der Westeuropäischen Union Anlage 2 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dorn vom 26. April 1972 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Schmitt-Vockenhausen (SPD) (Drucksache VI/3377 Frage A 2) : Was gedenkt die Bundesregierung zu einer besseren Sicherung des Gegendarstellungsrechts zu unternehmen, nachdem in zunehmendem Maße Presseorgane Gegendarstellungen dadurch zu unterlaufen suchen, indem sie Gegendarstellungen aus formalen Gründen ablehnen und Teile der Gegendarstellungen in eigene Berichte einarbeiten? Die Vorschriften über das Gegendarstellungsrecht, die die einzelnen Landespressegesetze enthalten, werden allgemein als ausreichend angesehen. Vorteile gegenüber entsprechenden Regelungen in anderen Rechtskreisen bestehen insbesondere wegen der schnellen Durchsetzbarkeit des Gegendarstellungsrechts auch im Wege einer einstweiligen Verfügung. Der Abdruck der Gegendarstellung darf nur verweigert werden, wenn kein berechtigtes Interesse der betroffenen Person an der Veröffentlichung besteht, wenn die Gegendarstellung ihrem Umfang nach nicht angemessen ist oder wenn sie strafbaren Inhalts ist. Eine Vermengung einer Gegendarstellung mit eigenen Berichten des jeweiligen Presseorgans wird von der Rechtsprechung als unzulässig angesehen. Die Gegendarstellung darf auch nicht in der Form eines Leserbriefes abgedruckt werden. Nach dem z. Z. geltenden Landespresserecht ist es nicht unzulässig, mit der Gegendarstellung eine Stellungnahme der Redaktion zu veröffentlichen. Nach dem Entwurf des Bundespresserechtsrahmengesetzes, der in meinem Hause vorbereitet wird, soll dies in Zukunft untersagt werden. Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 3 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatsekretärs Dorn vom 26. April 1972 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Schmidt (Kempten) (FDP) (Drucksache VI/3377 Fragen A 5 und 6) : Hat die Bundesregierung Unterlagen darüber, wieweit durch den sehr hohen Phosphatgehalt der insbesondere in den Haushalten verwendeten Waschmittel die Gefährdung sowohl des Grundwassers als auch der Flüsse und Seen in den letzten Jahren angestiegen ist? Welche Möglichkeiten sieht die Bundesregierung, im Rahmen des Umweltschutzes darauf hinzuwirken, daß der Phosphatgehalt hei Waschmitteln in Zukunft auf 50 % des bisherigen Phosphatgehalts abgesenkt wird? Zu Frage 5: Im Einvernehmen mit dem Bundesminister für Wirtschaft und Finanzen beantworte ich die Frage wie folgt: Der Bundesregierung liegen keine genauen zahlenmäßigen Unterlagen über die anteilige Belastung der Gewässer durch Waschmittelphosphate vor. Mit diesen Fragen befassen sich jedoch mehrere Sachverständigengremien, deren Arbeitsergebnisse der Bundesregierung vorliegen. Danach ergibt sich folgendes Bild: Bei der Beurteilung der von Phosphaten herrührenden Überdüngung von Gewässern und ihrer nachteiligen Folgen durch übermäßiges Wachstum von Algen wird oft übersehen, daß diese Schwierigkeiten überwiegend nur in stehenden Gewässern, aber kaum in fließenden Gewässern auftreten. In Flüssen und Bächen kommmt es zu keiner Phosphatanreicherung, auf die die Überdüngung in den Seen und Talsperren zurückzuführen ist. Grundwasser kann dabei außer acht gelassen werden, da Abwasser nicht in nennenswerten Mengen in das Grundwasser gelangt und Algen sich unter Lichtabschluß nicht entwickeln. Die in die Seen gelangenden Phosphate entstammen zu rund zwei Dritteln aus dem Abwasser und zu einem Drittel aus landwirtschaftlichen Anbauflächen. Dort werden die in Form von mineralischen Düngern aufgebrachten Phosphate durch Niederschläge teilweise wieder ausgewaschen. Die im Abwasser enthaltenen Phosphate entstammen je etwa zur Hälfte aus Waschmitteln und menschlichen Fäkalien. Die Ursachen der steigenden Gefährdung von Seen sind in erster Linie auf das Anwachsen der Besiedlung zurückzuführen. Allein in den deutschen Kreisen des Bodensees wuchs die Bevölkerung in den letzten 20 Jahren um nahezu 40 % an. Dazu kommt die hohe Zahl der Erholungsuchenden, die sich jeweils in den Sommermonaten in der Umgebung von Seen aufhalten. Nicht zuletzt ist auch der Waschmittelverbrauch, vor allem mit dem Einzug der Haushaltswaschmaschine, angestiegen, was zu einer weiteren Überdüngung geführt hat. Soweit es noch erforderlich ist, diese Fragen durch Forschungsarbeiten und Untersuchungen von Sach- 10692 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 182. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 26. April 1972 verständigen zu klären, wird die Bundesregierung das Notwendige veranlassen. Zu Frage 6: Die Bundesregierung wird prüfen, ob und wie weit phosphatarme Waschmittel eingesetzt werden können. Einen wirksameren Schutz bietet jedoch der Bau von Ringkanalisationen und speziellen Abwasserkläranlagen, durch die im Abwasser insgesamt enthaltenen Phosphate, gleich welcher Herkunft, wirksam zurückgehalten werden können. Anlage 4 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dorn vom 26. April 1972 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Metzger (SPD) (Drucksache VI/3377 Fragen A 7 und 8) : Wie beurteilt die Bundesregierung die Maßnahmen des Olympischen Organisationskomitees in München, zur Einsparung von 100 000 DM den Vortragsdienst über die Olympischen Spiele einzustellen, obwohl nach einer Mitteilung des Olympia-Werbechefs Otto Haas in der vergangenen Woche allein 200 Vortragswünsche von der Bundeswehr vorlagen? Teilt die Bundesregierung die Auffassung, daß im Hinblick auf die Brutto-Gesamtkosten der Olympischen Spiele von 1972 Millionen DM und im Hinblick auf die Öffentlichkeitsarbeit die Maßnahmen des Olympischen Komitees wenig überzeugend und rückgängig zu machen ist, zumal bei den Sportvereinen in der Bundesrepublik Deutschland und im Bereich der Bundeswehr ein besonders großes Interesse an sachgerechter Information über die Olympischen Spiele 1972 besteht? Zur Klärung des Sachverhalts, der Gegenstand Ihrer Anfrage ist, hat sich mein Haus an das Organisationskomitee in München gewandt. Nach Auskunft des Komitees entspricht es dem Ablauf des Zeit- und Organisationsplans, daß sich nunmehr — also weniger als 130 Tage vor dem Beginn der Olympischen Spiele — die Arbeit der Abteilung Werbung auf die Aufgaben konzentriert, die unmittelbar der Durchführung der Spiele dienen. Hierzu gehört u. a. die Herstellung der offiziellen Führer, der Tage- und Wochenprogramme sowie der Besucherinformationen. Der Vortragsdienst, auf den sich Ihre Anfrage bezieht, soll umorganisiert werden. Das Organisationskomitee hat die Deutsche Olympische Gesellschaft und den Deutschen Sportbund gebeten, die weiteren Vorträge zu übernehmen. Die Deutsche Olympische Gesellschaft hat bereits zugesagt. Das Organisationskomitee wird auch weiterhin seinen Beitrag leisten, indem es alle Unterlagen — Material für Referate, Filme, DiaGeräte und Publikationen — kostenlos zur Verfügung stellt. Im übrigen teile ich Ihre Auffassung voll und ganz, daß die Information der Öffentlichkeit und aller interessierten Stellen gerade jetzt nicht erlahmen darf. Der Fachausschuß für Öffentlichkeitsarbeit des Organisationskomitees wird in Kürze erneut tagen. Der Vertreter der Bundesregierung in diesem Ausschuß hat bereits beantragt, das Thema auf die Tagesordnung zu setzen. Anlage 5 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dorn vom 26. April 1972 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Weigl (CDU/CSU) (Drucksache VI/3377 Frage A 13) : Bis wann kann mit der Schließung der Lücke von Grenzschutzstandorten in Ostbayern, im besonderen in der nördlichen Oberpfalz, gerechnet werden? In Ostbayern sind Einheiten des BGS in den Standorten Bayreuth, Nabburg, Schwandorf und Deggendorf stationiert. Zur Verstärkung der Sicherung der Grenze wurde aus dem Grenzschutzstandort Nabburg zusätzlich ein ständig besetzter Stützpunkt in Seedorf eingerichtet. Die von mir für 1973 angestrebte Verstärkung des Bundesgrenzschutzes führt nicht zur Stationierung weiterer Einheiten im gesamten Grenzgebiet der Bundesrepublik Deutschland und damit auch nicht an der Grenze zur CSSR. Die Frage der Auswahl neuer Standorte in der nördlichen Oberpfalz stellt sich daher im Augenblick nicht. Anlage 6 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dorn vom 26. April 1972 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Wagner (Günzburg) (CDU/CSU) (Drucksache VI/3377 Frage A 14) : Bis zu welchem Zeitpunkt beabsichtigt die Bundesregierung, einen Gesetzentwurf zur Neuordnung der Besoldung für Hochschullehrer und Fachhochschullehrer vorzulegen? Der anstehenden Neuordnung der Besoldung im Hochschulbereich, die auch die Fachhochschullehrer einbeziehen wird, muß die Personalstruktur zugrunde liegen, die das Hochschulrahmengesetz vorsehen wird. Daher hängt der Zeitpunkt, zu dem dem Deutschen Bundestag der Entwurf eines Gesetzes zur Neuordnung der Besoldung im Hochschulbereich vorgelegt werden kann, von der Verabschiedung des Hochschulrahmengesetzes ab. Vorarbeiten für das diesem nachfolgende Besoldungsgesetz sind in enger Zusammenarbeit mit den Ländern im Gange. Anlage 7 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs Dr. Schöllhorn vom 25. April 1972 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Schmitt-Vockenhausen (SPD) (Drucksache VI/3377 Frage A 17) : Über welche regionalpolitischen und arbeitsmarktpolitischen Steuerungsinstrumente verfügt die Bundesregierung, um in Gebieten mit plötzlich auftretender Arbeitslosigkeit außerhalb der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur" Arbeitsplätze zu sichern bzw. neu zu schaffen? Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 182. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 26. April 1972 10693 Wenn in einem Gebiet außerhalb des Geltungsbereichs der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur" eine schwerwiegende und nachhaltige Arbeitslosigkeit eintritt oder einzutreten droht, kann ein solches Gebiet in die Gemeinschaftsaufgabe aufgenommen werden. Die Bundesregierung würde einen entsprechenden Antrag des betroffenen Landes im Planungsausschuß für regionale Wirtschaftsstruktur, der über die Frage der Abgrenzung der Fördergebiete zu entscheiden hat, unterstützen. Darüber hinaus könnte der Vorstand der Bundesanstalt für Arbeit auf Grund eines dringenden Bedürfnisses auch außerhalb der Gemeinschaftsaufgabe im Rahmen der verfügbaren Mittel aus der Rücklage zinsgünstige Darlehen zur Förderung von Investitionen zur Verfügung stellen. Anlage 8 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Offergeld vom 26. April 1972 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Gewandt (CDU/CSU) (Drucksache VI/3377 Frage A 19) : Ist die Bundesregierung bereit, die preissteigernden Auswirkungen der Rückzahlung des Konjunkturzuschlags zur Einkommen- und Lohnsteuer dadurch zu vermindern, daß sie durch eine Änderung des 624-DM-Gesetzes neben der geltenden Sparförderung eine zusätzliche Sparzulage dann gewährt, wenn der zurückgezahlte Konjunkturzuschlag sofort vermögenswirksam angelegt wird? Die Bundesregierung hat nicht die Absicht, durch eine Änderung und Ausweitung der Prämiengesetze und des 624-DM-Gesetzes zusätzliche finanzielle Anreize für die Sparkapitalbildung aus dem Konjunkturzuschlag zu schaffen. Sie hält eine solche Maßnahme schon aus dem Grunde für nicht angebracht, weil sie die in der Anfrage zum Ausdruck kommende Befürchtung, die Rückzahlung des Konjunkturzuschlages Mitte dieses Jahres werde preissteigende Auswirkungen haben, nicht teilt. Auf Grund des gegenwärtigen Bildes der Konjunkturlage und der absehbaren Entwicklungstendenzen erwartet die Bundesregierung vielmehr, daß die Rückzahlung der bei der Deutschen Bundesbank stillgelegten Mittel auf einen noch nicht voll entwickelten Konjunkturaufschwung trifft und deshalb keine konjunkturell negative Wirkungen haben wird. Anlage 9 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Offergeld vom 26. April 1972 auf die Mündliche Frage der Abgeordneten Frau von Bothmer (SPD) (Drucksache VI/3377 Frage A 24) : Trifft es zu (siehe Süddeutsche Zeitung vom 23. März 1972), daß deutsche Investitionen in Gebieten wie Namibia, Angola, Mozambique und Südrhodesien durch das EntwicklungshilfeSteuergesetz gefördert werden? Ich beantworte Ihre Frage mit „Ja", möchte aber folgendes hinzufügen: Die Geltungsdauer des Entwicklungshilfe-Steuergesetzes endet am 31. Dezember 1972. Es ist geplant, das Gesetz ab 1. Januar 1973 in neuer Form fortzuführen. Bei der Novellierung des Gesetzes ist vorgesehen, der Ihnen sicherlich bekannten Resolution der Vereinten Nationen vom 24. Dezember 1972 Rechnung zu tragen. Anlage 10 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Offergeld vom 26. April 1972 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Weigl (CDU/CSU) (Drucksache VI/3377 Frage A 25) : Ist es richtig, daß durch das Vorziehen des Stichtags der betriebsfähigen Herrichtung von Brennereien für die Brennrechtsveranlagung 1972/1973 eine Lex Niedersachsen geschaffen wird, das heißt, die Neuerrichtung von über dreißig Brennereien in Niedersachsen bei einer gleichzeitigen Benachteiligung der Landwirtschaft in anderen Bundesländern legalisiert werden soll? Zur Fragestunde am 23./25. 2. 1972 haben Sie zum gleichen Thema eine schriftliche Anfrage annähernd gleichen Inhalts gestellt. Herr Hermsdorf hatte sie Ihnen mit Schreiben vom 23. Februar 1972 beantwortet. Neue Gesichtspunkte haben sich in der Zwischenzeit nicht ergeben, so daß ich der Antwort meines Kollegen Hermsdorf nichts hinzufügen kann. Zur Verdeutlichung möchte ich aber noch einmal folgendes unterstreichen: Es trifft zu, daß der Stichtag der Neuregelung der Brennrechte vorgezogen werden soll. Es ist denkbar, daß sich — wie bei jeder anderen Stichtagsregelung auch — in einzelnen Fällen Härten ergeben können. Für eine Milderung dieser möglichen Härtefälle kann die Kontingentsregelung, über die Sie Herr Hermsdorf in seinem Schreiben seiner Zeit informiert hatte, ggfs. in Betracht kommen, sofern der Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten im Einzelfall ein besonderes agrarwirtschaftliches Bedürfnis anerkennt. Wie Sie sicherlich wissen, hat der Agrar-ausschuß des Bundesrates einem Antrag Bayerns zugestimmt, dieses Kontingent von ursprünglich 15 000 hl Weingeist auf 30 000 hl Weingeist zu erhöhen. Anlage 11 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Raffert vom 14. April 1972 auf die Schriftlichen Fragen des Ab- 10694 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 182. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 26. April 1972 geordneten Dr. Hubrig (CDU/CSU) (Drucksache VI/3313 Fragen B 15 und 16) : Gedenkt die Bundesregierung, eine gesetzliche Grundlage für eine amtliche Statistik der Forschungs- und Entwicklungsausgaben der deutschen Wirtschaft, ähnlich wie in den USA, Japan und Frankreich, zu schaffen? Welchen Aussagewert haben die vom Stifterverband der deutschen Wissenschaft durchgeführten Erhebungen über die Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen der deutschen Wirtschaft, und in welchem Umfang sind diese Angaben repräsentativ und statistisch gesichert? Die Bundesregierung hält eine aussagekräftige Statistik der Aufwendungen der Wirtschaft für Forschung und Entwicklung für unerläßlich. Z. Z. liegen aber noch nicht einmal für den öffentlichen Bereich ausreichende FuE-Statistiken vor. Die Bundesregierung ist der Auffassung, daß eine Statistik der Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten alle Sektoren der Volkswirtschaft umfassen und außer den Finanziellen Mitteln auch das in Forschung und Entwicklung tätige Personal einschließen müßte. Überlegungen und Erfahrungen bei der Erstellung von FuE-Daten haben gezeigt, daß sich bei der Erfassung und Aufbereitung erhebliche Schwierigkeiten ergeben. Wie durch die Erfahrungen anderer Staaten und bei den Erörterungen in internationalen Organisationen bestätigt worden ist, sind insbesondere die Definitions- und Zuordnungsfragen schwierig, Sobald hierüber in Zusammenarbeit mit inländischen Partnern und internationalen Organisationen hinreichende Klarheit erreicht worden ist, wird die Bundesregierung prüfen, ob und in welcher Form und bis zu welchem Detaillierungsgrad eine Statistik der Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten auch für den Bereich der Wirtschaft möglich gemacht werden sollte. Die vom Archivdienst für Wissenschaftsstatistik im Stifterverband für die deutsche Wissenschaft alle zwei Jahre durchgeführten Erhebungen sind eine wertvolle Grundlage für die Bewertung der Eigenleistungen der Wirtschaft auf dem Gebiet von Forschung und technischer Entwicklung. Da die Beteiligung an diesen Erhebungen freiwillig ist und nicht alle Unternehmen erfaßt, kann es sich allerdings nur um Ergebnisse handeln, deren Repräsentationsgrad in den einzelnen Wirtschaftszweigen unterschiedlich ist. Ein Vergleich der Ergebnisse der einzelnen Jahre ist, wie in den Veröffentlichungen ausdrücklich erwähnt wird, wegen der unterschiedlichen Zusammensetzung der Berichtseinheiten, insbesondere für den Vergleich von Teilergebnissen, nur mit Einschränkungen möglich. Die Erhebungen orientieren sich in ihrer Gliederung an dem von den OECD-Mitgliedstaaten erstellten Frascati-Handbuch über die Methoden zur Feststellung der Aufwendungen für Forschung und Entwicklung. Ein großer Teil der OECD-Länder bedient sich derselben Nomenklatur, so daß die Ergebnisse international verwendbar sind. Der Bundesbericht Forschung IV (Drucksache VI/3251) stützt sich in seiner quantitativen Darstellung der Eigenleistungen der Wirtschaft im wesentlichen auf die Ergebnisse der Erhebungen des Stifterverbandes. Anlage 12 Schriftliche Antwort des Bundesministers Dr. von Dohnanyi vom 21. April 1972 auf die Schriftliche Frage des Abgeordneten Leicht (CDU/CSU) (Drucksache VI/3313 Frage B 71) : Welche finanziellen Aufwendungen — personell wie investitionsmäßig — werden beim Bund bzw. bei den Ländern entstehen, wenn die von Bundesminister von Dohnanyi mehrfach in der Öffentlichkeit angekündigte Gesamtschule und Gesamthochschule verwirklicht werden, und inwieweit sind im geltenden Finanzplan des Bundes Mittel für diese Vorhaben (einschließlich der noch geplanten Modellversuche) vorgesehen? Die Frage nach den finanziellen Aufwendungen für die Verwirklichung der Gesamtschule und der Gesamthochschule läßt sich nicht beantworten, wenn sie nicht in den größeren Zusammenhang der notwendigen pädagogischen und organisatorischen Reformen des Bildungswesens gestellt wird. 1. Zur Gesamtschule: Im Zwischenbericht zum Bildungsgesamtplan haben sich Bund und alle Länder in bezug auf das 5. bis 10. Schuljahr (Sekundarstufe I) gemeinsam zu folgenden Zielen bekannt, die dem Abbau der bestehenden Chancenungleichheit im heutigen Schulwesen dienen: — Sicherung einer allgemeinen wissenschaftsorientierten Grundbildung für alle — Vermeidung vorzeitiger Festlegung auf bestimmte Bildungsgänge — Berücksichtigung der Neigung und der Befähigung des einzelnen durch eine zunehmende Wahl- und Leistungsdifferenzierung unter Beibehaltung eines verpflichtenden Kernbereichs gemeinsamer Inhalte. Die Bundesregierung und die von der SPD regierten Länder nehmen diese Zielvorstellungen sehr ernst und ziehen deshalb die notwendige Konsequenz: Sie wollen das überkommene ,,Drei-KlassenSchulsystem", bestehend aus Hauptschule, Realschule und Gymnasium, langfristig ersetzen durch die Gesamtschule. Diese wird alle Schüler zwischen 10 und 15 Jahren unter einem Dach zusammenfassen und die notwendigen Differenzierungen nicht mehr — wie faktisch heute noch überwiegend — nach der sozialen Herkunft sondern nach Neigung und Leistung vorsehen. Dies entspricht der internationalen Entwicklung wie auch dem deutlichen Mehrheitswillen der Bürger unseres Landes. Die von der CDU/CSU geführten Länder wollen die notwendige Konsequenz aus den gemeinsamen Zielvorstellungen noch nicht ziehen, sondern meinen eventuell auch mit Anpassungsmaßnahmen im Rahmen des traditionellen dreigliedrigen Schulsystems auskommen zu können. Wird mit solchen Maßnahmen Ernst gemacht, werden also im Interesse einer Verminderung der Chancenungleichheit insbesondere auch Maßnahmen ergriffen, um die bisherige Benachteiligung der Schüler an Haupt- und Realschulen abzubauen, so müssen sich die Kosten des Bildungswesens erhöhen. Dabei werden insbesondere die notwendigen Ver- Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 182. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 26. April 1972 10695 besserungen der Ausstattung der Haupt- und Realschulen ins Gewicht fallen. Die hierzu im „Zwischenbericht" quantifizierten Zielvorstellungen wurden aber vom Bund und allen Ländern in der BundLänder-Kommission für Bildungsplanung einstimmig verabschiedet. Entscheidend höhere, als die so entstehenden Mehrkosten, bringt auch die Gesamtschule nicht mit sich. Gewisse rationalisierende Wirkungen (gemeinsame Einrichtungen wie Bibliothek, Turnhalle, Sportplatz, Sprachlabor etc.) sind von der Gesamtschule zu erwarten. Nach diesem Vergleich — und ein anderer wäre der CDU/CSU gegenüber nicht fair — läßt sich also feststellen, daß die Gesamtschule nicht teurer ist als das im Sinne der CDU/CSU verbesserte herkömmliche System. Bedenkt man die zahlreichen Fehlinvestitionen, die in den letzten Jahren in einigen Ländern für neue Schulen an Standorten gemacht wurden, die heute nicht mehr aufrechterhalten werden sollen, ergeben sich weitere finanzpolitische Argumente für die Gesamtschulentscheidung heute. Wie Sie wissen, ist der Bund nach der geltenden Verfassungsordnung nicht in der Lage, sich umfassend an der Finanzierung des Schulwesens zu beteiligen. Er hat die Möglichkeit, auf der Grundlage des Artikels 91 b GG gemeinsam mit den Ländern entsprechende Modellversuche zu fördern. Die Förderung richtet sich dabei nach Bewertungsgrundsätzen, die im Rahmen der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung zwischen allen Beteiligten abgestimmt werden. Für die Förderung von Modellversuchen aus Bundesmitteln stehen die Titel 31 02/652 10 und 31 02/ 88210 (Förderung von Versuchs- und Modelleinrichtungen und -programmen im Bereich des Bildungswesens — laufende Kosten und Investitionen) zur Verfügung. Ein Schwerpunkt der Förderung aus diesen Titeln ist die Gesamtschule. In der Haushalts- und Finanzplanung der Bundesregierung sind für diese Titel insgesamt vorgesehen: 1972 75,7 Millionen DM 1973 131,8 Millionen DM 1974 183,7 Millionen DM 1975 255,7 Millionen DM Die Angaben für die Jahre 1973 bis 1975 sind der Finanzplanung 1972 bis 1975 aus dem letzten Jahr entnommen. 2. Zur Gesamthochschule: Die Errichtung von Gesamthochschulen, für die die Bundesregierung und alle Länderregierungen sich ausgesprochen haben, ist ein wesentlicher Teil der angestrebten Neuordnung des Hochschulbereiches, bei der ein durchlässiges System von abgestuften, aufeinander bezogenen Studiengängen und Studienabschlüssen geschaffen werden soll. Die finanziellen Aufwendungen für Gesamthochschulen werden sich voraussichtlich — nach allem, was wir heute wissen (Vergleichsrechnungen, in denen die Kosten der verschiedenen herkömmlichen Hochschulen den Kosten künftiger Gesamthochschulen gegenübergestellt werden, liegen noch nicht vor) — in dem Rahmen halten, der sich auch für die herkömmlichen Hochschularten nach Durchführung der erforderlichen Reformmaßnahmen (insbesondere im Bereich des Studiums, aber auch etwa bei Lehrkörperstruktur und Hochschulverwaltung) ergeben würde. Im Ersten Rahmenplan für den Hochschulbau 1972 bis 1975, der von Bund und Ländern einstimmig am 19. Juli 1971 beschlossen worden ist, werden deshalb einheitliche Flächen- und Kostenrichtwerte zugrunde gelegt. Auch in der Haushalts- und Finanzplanung des Bundes wird dementsprechend nicht nach Gesamthochschulen und anderen Hochschulen differenziert. Insgesamt sieht die Planung für die Förderung des Ausbaus und Neubaus von Hochschulen folgende Beträge vor (jeweils Bundesanteil an den Gesamtkosten) : 1972 1,6 Milliarden DM 1973 1,8 Milliarden DM 1974 2,0 Milliarden DM 1975 2,0 Milliarden DM Für die Förderung von Gesamthochschulmodellversuchen sind die erforderlichen Mittel nicht gesondert ausgewiesen. Der Haushaltsansatz bei Kap. 31 02 Titel 652 10 und 882 10 steht auch für Modellversuche im Hochschulbereich zur Verfügung.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Hans Katzer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr Kollege Dorn, Sie haben vorhin von einem krisenhaften Gerede der Opposition gesprochen. Ich stelle hier fest: Das Wort Krise ist nicht von der Opposition ,gefallen, sondern von Herrn Kollegen Ertl. Herr Kollege Ertl, ich möchte Ihnen doch sagen dürfen: Wenn Sie meinen, der Staat sei in Gefahr, dann ist das doch einfach nicht richtig, sondern wahr ist, daß diese Regierung in Gefahr ist,

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    und zwar deshalb in Gefahr, weil Abgeordnete beider Fraktionen, die diese Regierung tragen, ihre Parteien verlassen haben, weil sie uns sagten: Unsere Parteien stehen nicht mehr zu dem, was sie vor den Wahlen ihren. Wählern versprochen haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Nun, meine Damen und Herren, die Aussprache über den Etat des Bundeskanzlers gibt ,dem Parlament traditionell ,die Möglichkeit zu einer kritischen. Auseinandersetzung nicht nur mit ,dem Etat des Kanzlers, sondern mit der Regierung insgesamt. In diesem Jahr steht diese Generalabrechnung mit der Regierungspolitik durch den von meiner Fraktion gestellten Mißtrauensantrag unter einem besonderen Zeichen. Die Regierung, Herr Bundeskanzler, muß sich dabei messen lassen an den Versprechungen, idie Sie vor den Wahlen gegeben haben, an den Zielen der Regierungserklärung und an den Erfordernissen von Staat und Gesellschaft.
    Der Etat, der diesem Hause vorliegt, steht in jeder Richtung im Widerspruch zu den Zielen, die die Bundesregierung bei ihrem Amtsantritt proklamiert hat. In der Regierungserklärung heißt es:



    Katzer
    Solidität wird die Richtschnur unserer Finanzpolitik sein.

    (Lachen und Zurufe von der CDU/CSU.)

    Jene Regierungserklärung, Herr Bundeskanzler, die als Fahrplan und Kursbuch des Handelns dieser Regierung ausgegeben wurde, war, wie wir heute feststellen müssen, weder ein neuer geistiger Ansatz noch eine realitätsbezogene Perspektive einzelner konkreter Maßnahmen.
    Zwischen diesem Haushalt, Herr Bundeskanzler, und einer soliden, konjunkturgerechten und effizienten Finanzpolitik klafft ein Widerspruch wie nie zuvor in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Trotz reichlich fließender Steuern und zusätzlicher Steuererhöhungen kann die Deckung des Haushalts 1972 nur durch eine Neuverschuldung des Bundes von mindestens 7 Milliarden DM erreicht werden. Das ist die höchste jährliche Neuverschuldung seit Gründung der Bundesrepublik. Mag in einer anderen konjunkturellen Situation der Weg des deficit spending angezeigt erscheinen; in der gegenwärtigen Lage, die durch einen nach wie vor anhaltenden Preisauftrieb gekennzeichnet ist, paßt eine derart exorbitant hohe Staatsverschuldung wie die Faust aufs Auge.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Herr Bundeskanzler, fragen Sie doch die Bürger unseres Landes, ob sie diese Art der Finanzierung der Staatsausgaben für solide halten! Sagen Sie den Menschen doch, daß es noch keineswegs gewiß ist, ob der Bund überhaupt in der Lage ist, einen derartigen Kreditbedarf auf dem Kapitalmarkt zu decken! Sagen Sie ihnen auch, zu welchem Zinssatz dieses Geld aufgenommen werden soll, und sagen Sie ihnen, in welchem Umfang in den kommenden Jahren die Mittel für Gemeinschaftsaufgaben durch Zins- und Tilgungsdienst beschnitten werden!

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Meine Damen und Herren, die Finanzpolitik der Bundesregierung hat in den letzten 21/2 Jahren hier Wechsel auf die Zukunft gezogen, die in den kommenden Jahren eine schwere Hypothek sein werden,

    (erneuter Beifall bei der CDU/CSU)

    und zwar eine schwere Hypothek, Herr Bundeskanzler, ganz gleich, wer die Regierungsverantwortung trägt.
    Die Deutsche Bundesbank drückt in ihrem Geschäftsbericht 1971 ihre Warnung vor dem von Ihnen beschrittenen Weg in der vornehmen Sprache der Finanzwelt mit den Worten aus:
    Die sich für 1972 abzeichnenden Defizite und
    Kreditaufnahmen sind ... bedenklich hoch.
    Zusätzliche Risiken sind im Haushalt 1972 noch nicht veranschlagt und werden weitere Mittel beanspruchen. Ich nenne hier nur beispielhaft den Ausgleich der Betriebsmittelverluste der Bundesbahn in Höhe von sage und schreibe 800 Millionen
    DM und die globale Minderausgabe von 1,2 Milliarden DM, bei der in keiner Weise ersichtlich ist, wo Sie diese Beträge einzusparen gedenken.

    (Abg. Dr. Althammer: Hört! Hört!)

    Wenn es in diesem Jahr noch gelungen ist, den Haushalt formal auszugleichen, so wird dies für den Haushalt 1973 bei Weiterfahren dieses Kurses nicht mehr möglich sein. Schon heute zeichnet sich für 1973 eine weit größere Deckungslücke ab, die dann nicht mehr durch Kreditaufnahmen beseitigt werden kann.
    Der Herr Kollege Hermsdorf, der seit dem Weggang des Kollegen Möller diesen Aufgabenbereich betreut, sagte dazu — wie ich meine, zu Recht —:
    Wenn wir jetzt bei 7 Milliarden DM sind, ist es ökonomisch völlig unmöglich, im nächsten Jahr auf noch mehr zu gehen.
    Das wird in der Tat, Herr Kollege Hermsdorf, nicht nur ökonomisch unmöglich sein. Es wird auch deshalb unmöglich sein, weil diese Bundesregierung im wahrsten Sinne des Wortes ihren Kredit verspielt hat.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Daher, Herr Bundeskanzler, sage ich mit großem Ernst — und mir liegt weiß Gott nicht an einer Dramatisierung —: Der von der Regierung eingeschlagene Weg läuft in seiner letzten Konsequenz auf eine staatlich finanzierte Inflation hinaus.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Denn der andere Weg wäre doch entweder der einer Begrenzung der Ausgaben oder der weiterer Erhöhung der Steuern. Beides steht im Widerspruch zur Regierungserklärung Ihrer Regierung. Waren dort doch gerade Steuersenkungen versprochen worden. Es muß daran erinnert werden, der Abbau der Ergänzungsabgabe ist nicht nur vor den Wahlen, sondern noch in dieser Regierungserklärung angekündigt worden, und auf die Verdoppelung des Freibetrages der Arbeitnehmer warten die Arbeiter und Angestellten heute noch.
    Herr Bundeskanzler, Sie haben mit diesen und anderen Ankündigungen Erwartungen geweckt, die Sie enttäuscht haben. Die Folge ist eine Abnahme des Vertrauens der Bürger zu dieser Regierung, und das geht uns alle an; denn es besteht die Gefahr, daß sich dieser Vertrauensschwund in der Bevölkerung auf das demokratische System selbst ausdehnt, wenn die Dinge nicht gewendet werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Diese Regierung hat den Mut zu unpopulären Entscheidungen im Grunde von Anfang an nicht gefunden. Die Regierungserklärung war neben einer Fülle schöner Worte ein Herumgehen mit der Wundertüte bei allen Gruppierungen unseres Volkes. Diese Art von Politik hat der Fraktionsvorsitzende der CDU/CSU, Rainer Barzel, in seiner Antwort auf die Regierungserklärung von 1969 mit den Worten charakterisiert:
    Nun, hier ist verfahren worden nach dem Motto: Wir wollen erst einmal einen ausgeben.



    Katzer
    Sie wollten das damals nicht hören und haben es zurückgewiesen. Heute erweist sich dieses Wort nicht nur als treffend, sondern als leider allzu wahr.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Herr Bundeskanzler, warum haben Sie den Menschen draußen im Lande nicht reinen Wein eingeschenkt? Warum haben Sie bis heute nicht gesagt, wie es um die finanziellen Möglichkeiten dieses Staates steht? Hätten Sie doch endlich ernst gemacht mit den eigenen Worten Ihrer Regierungserklärung, wo es heißt: „Die Bundesregierung fordert viel, nicht nur von den anderen, sondern auch von sich selbst." Nun, meine Damen und Herren, unsere Bevölkerung will nicht durch Schönfärberei, Verharmlosung und modernistische Phrasen eingelullt werden. Das hat der Ausgang der Wahlen in Baden-
    Württemberg überdeutlich bewiesen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    In Ihrer Regierungserklärung heißt es: „Stabilität ohne Stagnation." Das war der zweite Leitsatz Ihrer Regierungserklärung, der heute wie ein Bumerang auf Sie zurückschlägt. Ich brauche nicht die Tatsachen zu wiederholen, die jeder Bürger dieses Landes selbst erlebt, wenn er seine Einkäufe macht, wenn er am Monatsende die Strom- und Gasrechnung bezahlt, und demnächst auch, wenn er die Briefmarke auf einen Brief klebt oder ihm die Telefonrechnung ins Haus flattert. Das sind die Sorgen unserer Bürger, wie jedermann weiß, der den Bezug zu den einfachen Menschen unseres Volkes nicht verloren hat.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Das sind die Sorgen, auf die die Opposition seit
    zwei Jahren unablässig hingewiesen hat.
    Sie, Herr Bundeskanzler, haben das immer wieder bewußt heruntergespielt.

    (Abg. Leicht: „Panikmache" !)

    Mehrfach haben wir von Ihnen zwar Worte des Bedauerns über die inflationäre Entwicklung gehört. Aber dann folgte von Ihnen doch stets der in seinen Auswirkungen so gefährliche Satz, daß „unter dem Strich" doch immerhin noch etwas übrigbleibe.

    (Abg. Haase [Kassel] : Aber nicht für die Rentner!)

    Das ist ein gefährlicher Satz, Herr Bundeskanzler, den ich nicht erst heute kritisiere, sondern schon vor Jahr und Tag in diesem Hause kritisiert habe. Denn er pflegt genau das, was wir nicht brauchen: die Inflationsmentalität, von der wir herunter müssen.

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU.)



Rede von: Unbekanntinfo_outline
Dieser Satz ist nicht zutreffend für diejenigen Gruppen unseres Volkes, die auf den Schutz durch den Staat deshalb besonders angewiesen sind, weil sie sich nicht aus eigener Kraft im Verteilungskampf behaupten können. Das gilt für die Rentner, die seit zwei Jahren nicht mehr am realen Zuwachs des Sozialprodukts beteiligt sind. Das gilt für die Sparer, deren Guthaben durch die Inflation aufgefressen werden, und für die Familien mit mehreren Kindern, die unter Ihrer Regierung das zweifelhafte Privileg erhalten haben,
einen Anspruch auf Sozialhilfe zu besitzen, wenn sie das Durchschnittseinkommen eines Bürgers in unserem Lande haben.

(Beifall bei der CDU/CSU.)

Diesen Gruppen unserer Bevölkerung ist mit den guten Worten — und ich habe damals, Herr Bundeskanzler, in der ersten Aussprache über die Regierungserklärung diesen Satz von Ihnen ausdrücklich begrüßt —: „Die Bundesregierung wird besonders für die Mitbürger sorgen, die im Schatten leben müssen, die durch Alter, Krankheit oder strukturelle Veränderungen gefährdet sind", allein nicht geholfen. Diesen Menschen haben Sie nicht geholfen, Herr Bundeskanzler. Hier hätten Sie Ihrer Erklärung Taten folgen lassen müssen.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()

    Diese Regierung ist nicht der Anwalt der Schwachen und in Not Geratenen.

    (Abg. Lücke [Bensberg]: Sehr richtig!)

    Sie sollten beschämt sein durch die Feststellung der Bundesbank, daß „die Rentner in den letzten Jahren eindeutig zu den Leidtragenden des gesamtwirtschaftlichen Verteilungskampfes zählen".

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Das ist nicht die Äußerung der Opposition, sondern ein Zitat der Deutschen Bundesbank.

    (Zurufe des Abg. Haase [Kassel].)

    Nicht nur die Rentner, sondern auch viele andere sozial schwache Gruppen der Bevölkerung sind im Verteilungskampf der Inflation an die Seite gedrückt worden. Die volle Wahrheit über das Ausmaß dieser Schäden ist noch gar nicht abzumessen. Ich sage mit allem Freimut: Gelingt es nicht, diese Schäden — rasch geht es sowieso nicht — energisch und gezielt zu beseitigen, dann muß jede Reformpolitik scheitern.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Zugleich geht auch die Stabilität auf Dauer verloren, weil damit die nächsten Verteilungskämpfe sozusagen vorprogrammiert sind. Ohne Stabilität gibt es keine gerechte Verteilung, ohne Verteilungsgerechtigkeit gibt es keine Stabilität.
    Unsere Vorschläge zur Beseitigung eingetretener Verteilungsungerechtigkeiten, insbesondere zur Wiederanhebung des Rentenniveaus, liegen diesem Hause seit langem vor. Lassen Sie mich hier mit aller Deutlichkeit sagen: Wir werden an diesen Entwürfen in jeder parlamentarischen Situation festhalten, sei es, daß wir die Verantwortung von der Regierungsbank zu übernehmen haben, sei es aus der Verantwortung in der Opposition in diesem Hohen Hause.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Herr Bundeskanzler, täuschen Sie sich im übrigen nicht: In diesem Jahre wird die Rechnung „unter dem Strich" auch für die aktiven Arbeitnehmer nicht mehr aufgehen. Denn die sinkenden Realeinkommen und ein stagnierendes Wirtschaftswachstum charakterisieren die konjunkturelle Entwicklung. Die Schere zwischen Preissteigerungen und Lohnerhöhungen klappt zu. Mit Ausnahme des Höhepunkts der



    Katzer
    Korea-Krise 1951 sind die Lebenshaltungskosten seit der Währungsreform niemals um den Prozentsatz gestiegen, den wir heute zu verzeichnen haben.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU.)

    Die Regierung sagt: Nun ja, das ist zwar bedauerlich, aber auch im Ausland steigen die Preise. Abgesehen davon, daß eine solche Feststellung dem deutschen Verbraucher wenig nützt, ist sie unzutreffend.

    (Abg. Leicht: Sehr gut!)

    Dies ist nicht nur eine Behauptung der Opposition, ich zitiere wiederum die Deutsche Bundesbank, die feststellt:
    Die deutschen Verbraucherpreise sind vom Sommer 1971 an durchweg kräftiger als in den übrigen Industriestaaten gestiegen, und dies hat sich auch bis Anfang Februar 1972 nicht geändert.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Meine Damen und Herren, das Herunterspielen des Verlustes der wirtschaftlichen Stabilität durch diese Bundesregierung ist gefährlich, weil es in der Bevölkerung dahin mißverstanden werden könnte, als ob es sich bei diesem Vorgang um eine für die Zukunft ganz normale Entwicklung handelte. Schuldenmachen oder Flucht in die Sachwerte wird für einen zunehmend wachsenden Teil unserer Bevölkerung bei dieser Politik geradezu zur Richtschnur seines Verhaltens. Schon gibt es Stimmen, die von Gleitklauseln zugunsten der Sparer sprechen. Nur
    1 zu verständlich, wenn der Zuwachs des Sparguthabens ins Minus umschlägt!
    Meine Damen und Herren, wohin führt das? Lassen Sie mich dies als meine große Sorge ganz kraß ausführen: Das führt in Wahrheit dazu, daß der Bürger in eine noch größere Abhängigkeit vom Staat gerät — sei es vom Gesetzgeber oder sei es von einer Behörde —, der derartige Mechanismen in jedem Jahr so oder so beschließen kann. Wer die Sicherheit für sein Sparguthaben im Alter oder bei Notfällen nicht mehr hat, der hat — das können Sie drehen und wenden, wie Sie wollen — ein Stück Freiheit in dem Gestaltungsraum seines persönlichen Lebens verloren.

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU.)

    Er wird leichter manipulierbar gemacht. Mögen wir durch die industrielle Entwicklung auch beinahe zwangsläufig manchen Abhängigkeiten ausgeliefert werden, so gehört diese jedenfalls nach dem bisherigen Erkenntnisstand nicht dazu. Unser Ziel müßte es sein, den Freiheitsbereich des einzelnen nicht einzudämmen, sondern ihn im Gegenteil zu erweitern. Dazu ist auf diesem Feld Voraussetzung die Rückkehr zu einer bewußten Politik der Stabilität unseres Geldwerts.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Lassen Sie mich auch hier — weil es ja sonst immer heißt, das sage die Opposition — die Sorge zitieren, die kein anderer als der frühere Präsident des Sparkassen- und Giroverbandes, Poullain, ausgesprochen hat. Er sagte:
    Wir müssen uns darauf einstellen, daß hier nicht nur eine Geldentwertung stattfindet, sondern daß gesellschaftspolitische und politische Veränderungen eintreten, deren Umfang wir heute noch nicht zu übersehen vermögen.
    Auch der vorliegende Etat, Herr Bundeskanzler, wirkt inflationsfördernd. Wenn der verantwortliche Mann im Finanzministerium meint, die Zuwachsrate des Bundeshaushalts von 11,4 % — wir wissen, daß es in Wirklichkeit mehr ist — sei konjunkturkonform, so muß er sich ebenfalls durch die Bundesbank eines Besseren belehren lassen. Ich füge mit Herrn Geiger hinzu: Inflation, Marktwirtschaft und soziale Gerechtigkeit lassen sich nicht auf einen Nenner bringen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Meine Damen und Herren, dies ist die eine Seite. Aber nun ist es natürlich nicht so, daß durch den überproportionalen Zuwachs des Haushalts große und wichtige Gemeinschaftsaufgaben stärker als bisher finanziert würden. Im Gegenteil, für mehr Geld wird weniger erreicht. Für die Erfüllung der staatlichen Aufgaben wurde in den vergangenen Jahren, wie es der Sachverständigenrat ausdrückt, „fatal wenig gewonnen". Die Bundesbank wiederum — und das ist ein Punkt, Herr Bundeskanzler, den Ihre Regierung und der jetzige Finanzminister sehr genau beachten sollten -- stellt fest:
    Die hohen öffentlichen Investitionsausgaben verpufften zu einem großen Teil.
    Der Anteil der Anlageinvestitionen des Staates am realen Bruttosozialprodukt hat sich verringert, und auch gegenüber dem Volumen aller Investitionen ist der Anteil der staatlichen Investitionen beträchtlich gesunken.

    (Abg. Dr. Barzel: Hört! Hört!)

    So sieht die Wirklichkeit aus, und das ist die Antwort der Regierung auf das ständige Gerede von der zunehmenden Armut im öffentlichen Bereich und dem zunehmenden Reichtum im privaten Bereich.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Für eine Regierung, die mit dem hohen Anspruch angetreten ist, eine Regierung der inneren Reformen zu sein, sind diese Feststellungen fatal. Natürlich gibt es auch Reformen, die kein Geld kosten, aber sie sind, wie wir alle wissen, in der Minderzahl. Alle Reformen, die Sie, Herr Bundeskanzler, zum besonderen Schwerpunkt Ihrer Regierungserklärung machen wollten, sind mit Finanzen verbunden, und diese Reformen sind gescheitert.
    Ich nenne die Reform der Vermögensbildung, verknüpft mit dem Rücktritt des Kollegen Rosenthal; ich nenne die Steuerreform, verknüpft mit dem Rücktritt des Kollegen Möller und des Staatssekretärs Haller; ich nenne die Bildungsreform, verknüpft mit dem Rücktritt des Ministers Leussink.
    „Wir haben die besseren Männer", plakatierten Sie 1969 auf allen Wänden als Wahlkampfparole



    Katzer
    der SPD. Ich möchte mit Marlene Dietrich fragen dürfen: „Wo sind sie geblieben?"

    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU.)

    Es ist zu bedauern, Herr Bundeskanzler, daß Sie angesichts des Scheiterns eigener Konzeptionen nicht auf die Initiativen der Union eingegangen sind.

    (Zuruf von der SPD.)

    — Ja, Sie haben das offenbar nicht wahrgenommen. Ich greife aus dem Bildungssektor beispielsweise das Sofortprogramm der CDU/CSU-Bundestagsfraktion zur beruflichen Bildung heraus. Der vorhin zitierte Deutsche Gewerkschaftsbund hat dieses ausdrücklich begrüßt, aber die Bundesregierung macht es herunter. Es spricht überhaupt gegen die Selbstsicherheit dieser Regierung, daß sie die Vorschläge der Opposition prinzipiell verteufelt oder sie nach ihrer Übernahme als eigene Leistungen feiert.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU.)

    Ich darf in diesem Zusammenhang erinnern an die Übernahme unseres Vorschlags zur Einführung von Vorsorgeuntersuchungen aus unserem Gesetzentwurf zur Fortführung der Krankenversicherungsreform, an die Einführung der Unfallversicherung für Schüler, ebenalls entsprechend einem Gesetzentwurf der CDU/CSU-Fraktion, oder an die Pflicht des Arbeitgebers, Beschäftigte im Rahmen der Betriebsverfassung bis zur Klärung der Rechtmäßigkeit der Kündigung weiterzubeschäftigen. „Das Selbstbewußtsein dieser Regierung" — Herr Bundeskanzler, so haben Sie in der Regierungserklärung 1969 geschrieben — „wird sich als Toleranz zu erkennen geben." Ist in diese Toleranz nicht auch die selbstverständlich Achtung vor dem politischen Gegner eingeschlossen?

    (Zustimmung bei der CDU/CSU.)

    Wir haben — Herr Bundeskanzler, ich kann Ihnen das nicht ersparen — leider auch aus Ihrem Munde andere Bemerkungen gehört, die nicht dazu angetan waren, den inneren Frieden in unserem Volke zu sichern.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Lassen Sie mich, meine Damen und Herren, ein Wort zur Vermögensbildung sagen, weil es sich hier um eine der Schlüsselfragen unserer gesellschaftlichen Ordnung handelt. Auch hier setzten Sie in der Regierungserklärung einen hohen Anspruch. Die Vermögensbildung sollte so gestaltet werden, „daß gleichzeitig die Kapitalbildung in der Wirtschaft und die Anlage in Beteiligungswerten erleichtert werden". Im April 1970 erklärte der zuständige Minister im Deutschen Bundestag stolz — na ja, es war April 1970 —: „Wir werden nicht bis 1973 warten, bis unsere weiteren vermögenspolitischen Maßnahmen in diesem Hohen Hause zur Diskussion gestellt werden."

    (Sehr gut! bei der CDU/CSU. — Abg. Leicht: April, April!)

    Und im Oktober 1970 erklärte der Minister auf einer Arbeitnehmerkonferenz der SPD in Schweinfurt:
    Großen Raum in den Überlegungen der Bundesregierung . . . nimmt die überbetriebliche Ertragsbeteiligung der Arbeitnehmer ein . . . Willy Brandt
    — so meinte der Minister damals —
    hat sich vorbehalten, diese Vorschläge den Arbeitnehmern selbst bekanntzugeben.

    (Lachen bei der CDU/CSU.)

    Ihr werdet verstehen, daß ich dem Kanzler nicht vorgreifen möchte.
    Ich kann das sehr gut verstehen; es war ja nichts da.
    Meine Damen und Herren, man hörte dann noch von den Plänen einiger Staatssekretäre. Aber diese Pläne verschwanden mit den Staatssekretären in der Versenkung. Kabinettsausschüsse wurden beauftragt. Ich stelle fest: Ein verbindliches Konzept gibt es bis heute nicht, und auch der angekündigte Bericht zur Vermögensbildung liegt nicht vor. Was vorliegt, ist eine inflationsbedingte Steigerung des Sachwertvermögens und ein Verlust für die Masse der Sparer. Das ist die Bilanz Ihrer Vermögenspolitik in zweieinhalb Jahren.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Das alles aber hindert Sie nicht, draußen im Lande lautstark die Ungleichgewichtigkeit der Verteilung des Produktionsvermögens zu beklagen. Die Bundestagsfraktion der CDU/CSU hat schon im Mai 1970 einen Gesetzentwurf vorgelegt, der eine individuelle Beteiligung der Arbeitnehmer am Produktionsvermögen vorsieht. Dieser Entwurf ist mit dem Namen unseres Freundes Burgbacher verbunden. Auch bei dieser Initiative der Opposition sind Sie niemals in eine konstruktive Auseinandersetzung mit uns eingetreten.
    Freilich mehren sich innerhalb der Sozialdemokratie diejenigen Stimmen, die offenbar von einer individuellen Beteiligung der Arbeitnehmer am Produktionsvermögen nichts wissen wollen, weil sie den Privatbesitz an Produktionsvermögen überhaupt ablehnen. Diese Stimmen haben sich auf den Parteitagen der SPD in Bonn und Bad Godesberg Ende vergangenen Jahres bereits unverschlüsselt zu Wort gemeldet. Die Öffentlichkeit hat sehr wohl registriert, daß ein Teil der Sozialdemokraten sich wieder klar zu den ökonomischen Vorstellungen von Karl Marx bekennt. Es ist für mich geradezu beängstigend, zu sehen, wie kritiklos von diesen Kräften auf einen hundert Jahre alten Entwurf zurückgegriffen wird in der Meinung, er sei zur Lösung der großen Gegenwartsaufgaben wie Umweltbelastung, Konzentration der Wirtschaft etc. geeignet, während er ursprünglich Ungerechtigkeit und wirtschaftliche Ausbeutung beseitigen wollte, wozu er, wie wir alle wissen, aber auch nicht geeignet war.
    Nehmen Sie den Oppositionsführer in Schleswig-Holstein, nehmen Sie die Vorgänge in Bremen, Frankfurt, München und selbst im Unterbezirk Bonn:

    (Abg. Strauß: Sehr richtig!)

    Diese Entwicklung — ich sage das hier ohne jede
    Polemik — muß den besonnenen Kräften innerhalb



    Katzer
    der Sozialdemokratie — und uns selbstverständlich auch — Sorge bereiten. Es kann uns schließlich nicht egal sein, wie der Weg dieser großen Partei für die Zukunft gezeichnet ist.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Meine Damen und Herren, nun werden Sie natürlich wieder sagen: Das ist die verzerrte Sicht eines Mannes, der aus der Opposition spricht. Das ist aber mitnichten so. Das zeigen doch Stimmen wie z. B. die des derzeitig noch amtierenden Oberbürgermeisters von München, Vogel. Es ist auch ein erstaunlicher und, soweit ich mich zu erinnern vermag, in der Parteigeschichte Nachkriegsdeutschlands einmaliger Vorgang, wenn der Sprecher der Bundesregierung, Staatssekretär Ahlers, von dem Parteitag seiner Partei als einem selbstmörderischen Akt spricht und in diesem Zusammenhang schreibt, die Gefahr einer tiefen inneren Spaltung sei nähergebracht, und niemand vermöge vorauszusagen, ob sich daraus eines ferneren Tages auch eine äußere Spaltung ergebe.

    (Abg. Leicht: Recht hat er!)

    Meine Damen und Herren, wenn ich das richtig gelesen habe, was das Präsidium der SPD am Montag dieser Woche festgestellt hat, nämlich daß der Wahlkampf in Baden-Württemberg auch deshalb negativ ausgegangen sei, weil es divergierende Gruppen in dieser Partei gegeben habe, so kann ich doch nur — wenn eine solche Äußerung von der Partei selbstklagend an sich selbst gerichtet wird — fragen: Wer ist denn der Vorsitzende dieser Partei, der nicht die Führungskraft besitzt, diese divergierenden Kräfte zusammenzufassen und zusammenzubinden? Das ist doch niemand anders als der Bundeskanzler!

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Meine Damen und Herren, hier zeigen sich die Folgen der Scheu — ich will mich einmal vorsichtig ausdrücken — des Herrn Bundeskanzlers vor klaren Entscheidungen. Demokratie heißt nicht „Sowohl-Als-auch" um jeden Preis. Auch das Weder-Noch, das die Diktion der Regierung kennzeichnet, gehört nicht zum Wesen der Demokratie. Demokratie heißt alle Meinungen anhören und dann in dem Verfahren entscheiden, das die Verfassung vorsieht. Und das muß in klarer Sprache geschehen. Alles andere, Herr Bundeskanzler, mag menschlich sympathisch sein, ist aber nicht nur für Ihre Partei, sondern auch für den ganzen Staat gefährlich.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Die Infiltration weiter öffentlicher Bereiche durch radikale Kräfte hat ein bemerkenswertes Ausmaß angenommen.

    (Zuruf von der SPD.)

    Professor Karl Steinbuch, 1969 noch Mitunterzeichner einer SPD-Wählerinitiative, hat Ihnen, Herr Bundeskanzler, im Hinblick auf die Verhältnisse an den Universitäten geradezu beschwörend geschrieben: „Bitte, ergreifen Sie die Initiative, bevor es zu spät ist." Die Antwort war beschwichtigend und seltsam fern der konkreten Problematik.
    „Wir suchen das Gespräch mit allen, die sich um diese Demokratie bemühen", verkündeten Sie in
    Ihrer Regierungserklärung. Das Gegenteil davon ist eingetreten. Politiker, die befürchten, daß der Weg dieser Regierung gegenüber der Sowjetunion nicht zu mehr Entspannung, Freiheit und Frieden führt, werden persönlich angegriffen und verunglimpft. Es geht doch nicht darum — das werfe ich dieser Regierung vor —, ob diese Partei den Frieden und eine andere den Krieg will, sondern es geht darum, daß dieses Hohe Haus um den besten Weg ringt, den wir gehen müssen, um für uns alle diesen Frieden zu sichern und zu erhalten. Das ist doch das Problem, um das wir miteinander ringen müssen!

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU.)

    Ein Kabinettsbeschluß beschuldigt die stärkste Fraktion dieses Landes — das ist, soweit ich sehe, auch einmalig — der Unterstützung krimineller Akte und hebt dabei den Oppositionsführer namentlich heraus. Herr Bundeskanzler, hier ist die Ebene des Argumentierens in unverantwortlicher Weise verlassen worden. Ich weise dies mit Nachdruck zurück!

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU.)

    Herr Kollege Wehner hat es vorhin für richtig befunden zu sagen: Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus! Aus Ihrem Munde besonders reizvoll, wie ich in der Tat gestehen muß, Herr Kollege Wehner!

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Wie sieht das denn aber bitte aus? Ich habe das jetzt nicht vollständig, aber möchte doch einiges in Erinnerung rufen. Nach einem Jahr Ihrer Regierung haben Sie, Herr Wehner, von der Opposition als von Verbrechern gesprochen. Herr Brandt sprach von Volksverhetzern, hat sich dann im Bundestag entschuldigt. Herr Möller, damals noch Finanzminister, rückte die CDU/CSU in die Nähe derer, die den Ersten und den Zweiten Weltkrieg und die Inflation verschuldet haben. In Bielefeld hatte der Herr Bundeskanzler die CDU/CSU beschuldigt und behauptet, er habe Beweise dafür, daß die Union auf die Industrie eingewirkt habe, wilde Streiks zu provozieren.

    (Zurufe.)

    Am gleichen Tage, an dem der Herr Bundeskanzler sich dankenswerterweise — das will ich sofort hinzufügen — hier in diesem Hause entschuldigte, nannte der Vorsitzende der SPD-Fraktion mich unter Bezug auf die Haltung zur Mitbestimmungsfrage einen Betrüger. Wir haben das leider gerichtlich klären müssen. Der Geschäftsführer der SPD — damals noch, heute zurückgetreten — forderte die Regierung in allem Freimut auf, künftig Informationen nur noch an solche Journalisten zu geben, die die Arbeit der Bundesregierung, wie er sich ausdrückte, „nicht erschweren". Ich kann diese Liste der Zitate fast beliebig fortsetzen. „An den Quellen, an denen die Preise gemacht werden, sitzen die Herren Strauß, Stoltenberg und Kohl" — so der Bundeskanzler am 6. Februar 1971. „Verantwortungslos" nannte der Kanzler die Warnungen vor der Inflation. Das war noch im Mai 1971. Und was haben wir in diesem Wahlkampf gehört?

    (Vorsitz : Vizepräsident Dr. SchmittVockenhausen.)




    Katzer