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    Deutscher Bundestag 177. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 15. März 1972 Inhalt: Glückwunsch zum Geburtstag des Abg. Draeger 10225 A Austritt des Abg. Dr. Hupka aus der Fraktion der SPD und Eintritt in die Fraktion der CDU/CSU 10225 A Austritt des Abg. Dr. Seume aus der SPD 10225 B Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . 10225 B Erweiterung der Tagesordnung . . . . . 10226 A Eidesleistung des Bundesministers für Bildung und Wissenschaft . . . . . . . 10226 B Begrüßung einer Delegation der französischen Nationalversammlung unter Führung des ersten Vizepräsidenten La Combe 10234 B Jahresgutachten 1971 des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (Drucksache VI/2847) in Verbindung mit Jahreswirtschaftsbericht 1972 der Bundesregierung (Drucksache VI/3078) Dr. Schiller, Bundesminister 10226 C, 10283 A Dr. Müller-Hermann (CDU/CSU) . . 10234 C Junghans (SPD) . . . . . . . . 10242 A Mertes (FDP) . . . . . . . . . 10246 C Strauß (CDU/CSU) . . . . . . . 10250 D Brandt, Bundeskanzler . . . . . 10276 A Dr. Barzel (CDU/CSU) 10279 C Dr. Luda (CDU/CSU) 10289 A Dr. Arndt (Berlin) (SPD) . . . 10293 D Kirst (FDP) 10298 D Dr. Sprung (CDU/CSU) . . . . 10305 A Fragestunde (Drucksache VI/3243) Frage des Abg. Baier (CDU/CSU) : Bundesmittel zur Förderung von Instandsetzungs- und Modernisierungsarbeiten in Altwohngebäuden Ravens, Parlamentarischer Staatssekretär . . . 10261 D, 10262 B, C Baier (CDU/CSU) . . . . . . . 10262 B Niegel (CDU/CSU) . . . . . . . 10262 C II Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 177. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 15. März 1972 Frage des Abg. Dr, Slotta (SPD) : Ermäßigung der Arbeitszeit von Beamtinnen Genscher, Bundesminister . . . 10263 A, B Dr. Slotta (SPD) . . . . . . . . 10263 B Frage des Abg. Geldner (FDP) : Einstufung von graduierten Ingenieuren Genscher, Bundesminister . . 10263 B, C, D Geldner (FDP) 10263 C Baier (CDU/CSU) . . . . . . 10263 D Fragen des Abg. Baeuchle (SPD) : Zahl und Aufklärung von Banküberfällen Genscher, Bundesminister . . . 10263 D, 10264 C, D Baeuchle (SPD) 10264 C Dr. Slotta (SPD) . . . . . . . 10264 C Pensky (SPD) 10264 D Frage des Abg. Dr. Arnold (CDU/CSU) : Versorgung der Familien von im Dienst getöteten oder dienstunfähig gewordenen Polizeibeamten Genscher, Bundesminister . . 10265 A, C, D Dr. Arnold (CDU/CSU) . . . . . 10265 C Dr. Schneider (Nürnberg) (CDU/CSU) 10265 C Kiechle (CDU/CSU) . . . . . . . 10265 D Frage des Abg. Dr. Schneider (Nürnberg) (CDU/CSU) : Internationale Vereinbarungen zur Angleichung der Rechtsvorschriften über die Herstellung, den Handel, den Erwerb und das Führen von Waffen Genscher, Bundesminister . . . . 10265 D, 10266 B, C, D Dr. Schneider (Nürnberg) (CDU/CSU) 10266 B, C Dr. Riedl (München) (CDU/CSU) . 10266 C Sieglerschmidt (SPD) 10266 D Pensky (SPD) 10266 D Frage des Abg. Ziegler (CDU/CSU) : Äußerungen eines Mitglieds der Bundesvorstands der Arbeitsgemeinschaft der Jungsozialisten in der SPD Genscher, Bundesminister . . . 10267 A, B Ziegler (CDU/CSU) 10267 B Frage des Abg. Wagner (Günzburg) (CDU/CSU) : Gesetzentwürfe betr. die Höherstufung der Eingangsämter und Umwandlung der Unterhaltszuschüsse für Beamtenanwärter in Anwärterbezüge Genscher, Bundesminister . . . 10267 C, D Wagner (Günzburg) (CDU/CSU) . . 10267 D Frage des Abg. Dr. Riedl (München) (CDU/CSU) : Förderung der Errichtung von Eisschnellauf-Kunsteisbahnen Genscher, Bundesminister . . . . 10268 A Frage des Abg. Ott (CDU/CSU) : Äußerung des stellvertretenden Vorsitzenden Arbeitsgemeinschaft der Jungsozialisten in der SPD betr. Durchsetzung des „Bonner Staatsapparats" mit ehemaligen Nationalsozialisten Genscher, Bundesminister . . 10268 B, C, D Ott (CDU/CSU) . . . . . . . . 10268 C Hansen (SPD) . . . . . . . . . 10268 D Frage des Abg. von Bockelberg (CDU/CSU) : Anhörung freiberuflicher Verbände durch das Bundesministerium für Justiz Dr. Erkel, Staatssekretär . . . . 10269 A, B von Bockelberg (CDU/CSU) . . . 10269 A Pohlmann (CDU/CSU) 10269 B Becker (Pirmasens) (CDU/CSU) . 10269 B Frage des Abg. von Bockelberg (CDU/CSU) : Entwurf eines Partnerschaftsgesetzes Dr. Erkel, Staatssekretär 10269 B, C, 10270 A von Bockelberg (CDU/CSU) . . . . 10269 D Dr. Arndt (Hamburg) (SPD) . . . . 10270 A Frage des Abg. Dr. Arndt (Hamburg) (SPD) : Genitalkorrigierende Operationen bei Transsexuellen und Transvestiten Dr. Erkel, Staatssekretär . . . . 10270 B, D Dr. Arndt (Hamburg) (SPD) . . . 10270 C, D Frage des Abg. Dr. Arndt (Hamburg) (SPD) : Namensänderungen bei Transsexuellen und Transvestiten Dr. Erkel, Staatssekretär . 10270 D, 10271 B Dr. Arndt (Hamburg) (SPD) . . . . 10271 B Erhard (Bad Schwalbach) (CDU/CSU) 10271 B Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 177. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 15. März 1972 III Fragen des Abg. Maucher (CDU/CSU) : Ermittlung des Einkommens aus Hausbesitz bei der Ausgleichsrente für Schwerbeschädigte und Kriegerwitwen Rohde, Parlamentarischer Staatssekretär . . 10271 C, 10272 A, B, C Maucher (CDU/CSU) . 10271 D, 10272 A, B Fragen des Abg. Horstmeier (CDU/CSU) : Nachentrichtung von Beiträgen an die Rentenversicherung durch Landwirte Rohde, Parlamentarischer Staatssekretär . . . 10272 C, 10273 A, B Horstmeier (CDU/CSU) . ,10272 D, 10273 A Frage des Abg. Dr. Gleissner (CDU/CSU) : Sicherheit der Beförderung durch Charterflugzeuge Haar, Parlamentarischer Staatssekretär . . . 10273 C, D, 10274 A Dr. Gleissner (CDU/CSU) 10273 C Dr. Jobst (CDU/CSU) 10273 D Fragen der Abg. Frau Lauterbach (SPD) : Unfallgefahr durch zu hohe Trittbretter an den Personenwagen der Bundesbahn Haar, Parlamentarischer Staatssekretär 10274 B, C, D Frau Lauterbach (SPD) . . . 10274 C, D Frage des Abg. Dr. Jobst (CDU/CSU) : Zahl der bei der Bundesbahn leerstehenden Waggons Haar, Parlamentarischer Staatssekretär . . 10274 D, 10275 B, C, D Dr. Jobst (CDU/CSU) 10275 A, B Dr. Müller-Hermann (CDU/CSU) . 10275 C Nächste Sitzung 10309 D Anlagen Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten . . 10311 A Anlage 2 Schriftliche Antwort auf die Mündlichen Fragen des Abg. Dr. Probst (CDU/CSU) betr. Firmenzusammenarbeit bei multinationalen Raumfahrtprojekten und betr. Zusammenarbeit zwischen Europa und den USA auf dem Gebiet der Raumfahrt 10311 C Anlage 3 Schriftliche Antwort auf die Mündlichen Fragen des Abg. Dr. Dr. h. c. Bechert (SPD) betr. Lagerung radioaktiver Abfälle in Bohrlöchern von Bergwerken . . . . 10311 D Anlage 4 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Dr. Wagner (Trier) (CDU/ CSU) betr. Leistungsprinzip an den Hochschulen 10312 B Anlage 5 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Picard (CDU/CSU) betr. Vergabe öffentlicher Gelder an nicht legitimierte Studentenverbände 10312 C Anlage 6 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Baier (CDU/CSU) betr Bekämpfung des Radikalismus an den Hochschulen 10312 C Anlage 7 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Dr. von Nordenskjöld (CDU/CSU) betr. Rechtsschutz zur Sicherung einer gedeihlichen Entwicklung des Hochschulwesens 10312 D Anlage 8 Schriftliche Antwort auf die Mündlichen Fragen des Abg. Vogt (CDU/CSU) betr. öffentliche Mittel für den Verband Deutscher Studentenschaften 10313 A Anlage 9 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Dr. Jenninger (CDU/CSU) betr. Finanzkontrolle der Studentenschaften an den Hochschulen . . . . . . . 10313 B Anlage 10 Schriftliche Antwort auf die Mündlichen Fragen des Abg. Dr. Sperling (SPD) betr. Grundlagenforschung im Bereich der supraleitenden Magnete bei Großbeschleunigern 10313 C Anlage 11 Schriftliche Antwort auf die Mündlichen Fragen des Abg. Konrad betr. Förderung der Meeresforschung . . . . . . . . 10314 A Anlage 12 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Pieroth (CDU/CSU) betr. Übertragung der freien Marktwirtschaft auf Entwicklungsländer . . . . . . . 10314 D IV Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 177. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 15. März 1972 Anlage 13 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Werner (CDU/CSU) betr Anteil der öffentlichen Entwicklungshilfe am Bruttosozialprodukt 10315 A Anlage 14 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Dr. Schmude (SPD) betr. Vorträge von Mitgliedern des Bundestages vor Einheiten der Bundeswehr über ihre Absichten für den nächsten Bundestagswahlkampf . . . . . . . . . . 10315 B Anlage 15 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Jung (FDP) betr. Ausnahmegenehmigungen für die Beförderung von Weichobst auf Autobahnen im Lastkraftwagen 10315 D 177. Sitzung Bonn, den 15. März 1972 Stenographischer Bericht Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Dr. Achenbach* 18. 3. Adams * 18. 3. Dr. Ahrens ** 18. 3. Dr. Aigner * 18. 3. Dr. Artzinger * 18. 3. Behrendt * 18. 3. Dr. Dr. h. c. Birrenbach 15. 3. Borm * 18. 3. Dr. Burgbacher * 18. 3. Dasch 18. 3. Dr. Dittrich * 18. 3. Faller * 18. 3. Fellermaier * 18. 3. Flämig * 17. 3. Dr. Furler * 17. 3. Gerlach (Emsland) * 17. 3. Freiherr von und zu Guttenberg 18. 3. Frau Dr. Henze 15. 4. Hösl ** 17. 3. Dr. Jahn (Braunschweig) * 18. 3. Jung ** 17. 3. Dr. Jungmann 15. 3. Dr. h. c. Kiesinger 18. 3. Klinker * 18. 3. Dr. Koch * 18. 3. Kriedemann * 18. 3. Lange * 18. 3. Lautenschlager * 18. 3. Lenze (Attendorn) ** 17. 3. Liedtke 17. 3. Dr. Dr. h. c. Löhr * 18. 3. Lücker (München) * 18. 3. Meister * 17. 3. Memmel * 18. 3. Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller 17. 3. Müller (Aachen-Land) * 18. 3. Frau Dr. Orth * 18. 3. Dr. Reischl * 18. 3. Richarts * 18. 3. Riedel (Frankfurt) * 18. 3. Dr. Rinderspacher 18. 3. Roser * 16. 3. Säckl 15. 3. Dr. Schmid (Frankfurt) 16. 3. Dr. h. c. Schmücker ** 17. 3. Schwabe * 18. 3. Dr. Schwörer * 18. 3. Seefeld* 17. 3. Springorum * 18. 3. Dr. Starke (Franken) * 18. 3. Werner * 18. 3. Wolf 18. 3. Wolfram * 17. 3. Wuwer 17. 3. Zander 17. 3. * Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen des Europäischen Parlaments ** Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen der Beratenden Versammlung des Europarates Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. von Dohnanyi vom 3. März 1972 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Probst (CDU/CSU) (Drucksache VI/3196 Fragen A 72 und 73) : Ist die Bundesregierung der Ansicht, daß im Hinblick auf die Langfristigkeit von großen multinationalen Raumfahrtprojekten, die zehn oder fünfzehn Jahre laufen, die dabei zusammenarbeitenden Firmen zur Erzielung einer größeren Wirtschaftlichkeit und eines umfassenderen know-how die bisherige Form der lockeren Zusammenarbeit von Fall zu Fall in festere Bindungen gesellschaftsreditlicher Art umwandeln sollten, und gedenkt die Bundesregierung gegebenenfalls entsprechende Schritte einzuleiten? Welche Absichten hat die Bundesregierung in bezug auf die künftige Zusammenarbeit zwischen Europa und den USA auf dein Gebiet der Raumfahrt, und welche konkreten Angebote der amerikanischen Regierung zur Beteiligung der Europäer am Raumfahrtprogramm liegen vor? Die Bundesregierung ist der Ansicht, daß angesichts der langfristigen multinationalen Raumfahrtprojekte enge Zusammenarbeit der beteiligten Firmen notwendig ist, um zu einer größeren Wirtschaftlichkeit und einem effektiveren Management bei der Projektdurchführung zu kommen. Ob und in welcher Form dies erfolgen soll, kann nicht generell, sondern nur konkret bei den einzelnen Projekten beurteilt werden. Hierbei sind z. B. die Zahl der beteiligten Firmen, die Größe und Dauer des Projekts, die Konkurrenz- und die Marktsituation zu berücksichtigen. Die Bundesregierung ist am Zustandekommen einer europäisch-amerikanischen Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Raumfahrt interessiert. Angebote für eine europäisch-amerikanische Kooperation liegen u. a. insbesondere beim Apollo-Nachfolgeprogramm vor. Anlage 3 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. von Dohnanyi vom 3. März 1972 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Dr. h. c. Bechert (SPD) (Drucksache VI/3196 Fragen A 74 und 75) : Trifft es zu, daß Atommüll im Bergwerk Asse II bei Wolfenbüttel in nicht begehbaren engen Bohrlöchern gelagert wird oder gelagert werden soll? Welche Maßnahmen sind vorgesehen, falls in solche Bohrlöcher Wasser eindringt, um das Eindringen festzustellen und Grundwasserkontamination durch radioaktive Stoffe zu verhindern? Im Salzbergwerk Asse II werden bisher und in den nächsten 4 Jahren keinerlei radioaktive Abfälle in nicht begehbaren Bohrlöchern gelagert. Erstmals im Jahre 1976 sollen versuchsweise hochaktive Abfälle in nicht begehbaren engen Bohrlöchern eingelagert werden. Die entsprechenden Behälter befinden sich dabei in engstem Kontakt mit dem umgebenden Salzgestein. Diese Art der Lagerung ist erforderlich, damit die beim radioaktiven Zerfall dieser Abfälle freiwerdende Wärme vom Salz sicher 10312 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 177. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 15. März 1972 abgeleitet wird und auf eine künstliche Kühlung verzichtet werden kann. Das Eindringen von Wasser in das Salzbergwerk kann, wie wissenschaftliche Untersuchungen ergeben haben, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden. Darüber hinaus ist ein Eindringen von Wasser in die Bohrlöcher nicht möglich, weil nach Einbringen der Edelstahlbehälter mit den zu Glas verarbeiteten hochaktiven Abfällen in die Bohrlöcher das Bohrloch 5 Meter hoch bis zu seiner Oberkante mit Salz gefüllt wird. Dieses Salz wird durch die Zerfallswärme der Abfälle plastisch und schließt die Edelstahlbehälter nach allen Seiten völlig dicht ein. In dem mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausgeschlossenen Fall des Eindringens von Wasser in den Raum über den Bohrlöchern würde sich innerhalb einiger Tage eine annähernd gesättigte Salzlösung bilden. Von dem in den Bohrlöchern über den Edelstahlbehältern befindlichen Salz würde nur der oberste Teil gelöst werden. Anschließend würde sich ein Gleichgewichtszustand zwischen gesättigter Salzlösung und Salz einstellen. Ein weiteres Eindringen von Wasser in die Bohrlöcher kann daher ausgeschlossen werden. Eine zusätzliche besondere Überwachung der Bohrlöcher auf eindringendes Wasser über die allgemeine Überwachung des Bergwerks hinaus hätte deshalb keinen Sinn. Eine Kontamination des Grundwassers in der Umgebung des Salzbergwerks durch radioaktive Stoffe ist ebenfalls ausgeschlossen. Umfangreiche hydrologische Untersuchungen. vor Beginn der Einlagerung radioaktiver Abfälle haben ergeben, daß zwischen dem Salzgestein und dem Grundwasser keinerlei Verbindung besteht. Selbst bei einem — äußerst unwahrscheinlichen — starken Wassereinbruch in das Bergwerk würde die sich bildende gesättigte Salzlösung in der Schachtanlage eingeschlossen bleiben, eventuell vorhandene Hohlräume und Spalten abdichten und infolgedessen nicht in die Umgebung und damit auch nicht in das Grundwasser gelangen können. Anlage 4 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. von Dohnanyi vom 3. März 1972 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Wagner (Trier) (CDU/ CSU) (Drucksache VI/3196 Frage A 78) : Bekennt sich die Bundesregierung noch zum herkömmlichen Leistungsprinzip an den Hochschulen? Die Aufgaben der Gesellschaft sind ohne einen sozialen Leistungswillen der Bürger nicht zu bewältigen. Dieser soziale Leistungswille ist deswegen auch bei Hochschullehrern und Studenten erforderlich. Für den Hochschulbereich hat die — von der Bundesregierung wiederholt geäußerte — Auffassung z. B. in den §§ 2 bis 4, 7 Graduiertenförderungsgesetz, § 9 Bundesausbildungsförderungsgesetz sowie in § 37 Abs. 1 und 2 Entwurf Hochschulrahmengesetz Niederschlag gefunden. Die Bundesregierung bekennt sich also in diesem Sinne zum Leistungsprinzip. Ob das allerdings immer den „herkömmlichen" Leistungsbegriff deckt, muß wohl bezweifelt werden. Anlage 5 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. von Dohnanyi vom 3. März 1972 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Picard (CDU/CSU (Drucksache VI/3196 Frage A 80) : Sind der Bundesregierung in letzter Zeit Fälle bekanntgeworden, in denen öffentliche Gelder an nicht legitimierte Studentenverbände vergeben worden sind? Derartige Fälle sind der Bundesregierung nicht bekanntgeworden. Anlage 6 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. von Dohnanyi vom 3. März 1972 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Baier (CDU/CSU (Drucksache VI/3196 Frage A 81): Gedenkt die Bundesregierung den linksextremen Radikalismus an den Hochschulen zu tolerieren? Die Bundesregierung bekämpft linksextremen und rechtsextremen Radikalismus. Bereits in der Regierungserklärung vom 28. Oktober 1969 wurde darauf hingewiesen. Anlage 7 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. von Dohnanyi vom 3. März 1972 auf die Mündliche Frage ,des Abgeordneten Dr. von Nordenskjöld (CDU/CSU) (Drucksache VI/3196 Frage A 82) : Ist die Bundesregierung der Meinung, daß der bestehende Rechtsschutz für die Sicherung einer gedeihlichen Entwicklung des Hochschulwesens ausreichend ist? Die Bundesregierung ist der Meinung, daß alle Hochschulmitglieder und die Hochschule selbst vor Rechtsbrüchen, Gewalt und Obstruktion geschützt werden müssen. In vielen Fällen bieten die für alle Staatsbürger geltenden Rechtsnormen eine ausreichende Möglichkeit, Rechtsverstößen zu begegnen, wenn von ihnen Gebrauch gemacht wird. Es ist darüber hinaus die Frage, ob im Falle korporationsrechtlicher Pflichtverletzungen besondere Maßnahmen erforderlich sind. Die gedeihliche Entwicklung des Hochschulwesens ist aber nicht in erster Linie eine Frage eines besonderen Rechtsschutzes. Die Zukunft unserer Hochschulen hängt vor allem davon ab, ob es gelingt, die notwendige Steigerung ihrer wissenschaftlichen und pädagogischen Leistungsfähigkeit mit der Mitwirkung aller Beteiligten an ihrer Willensbildung zu Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 177. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 15. März 1972 10313 verbinden. Dies hängt entscheidend von der Bereitschaft aller Mitglieder der Hochschule zu konstruktivem Zusammenwirken ab. Dabei müssen die Reformer gegen Obstruktion und Gewalt geschützt werden. Anlage 8 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. von Dohnanyi vom 3. März 1972 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Vogt (CDU/CSU) (Drucksache VI/3196 Fragen A 83 und 84) : Gedenkt die Bundesregierung, den Verband Deutscher Studentenschaften auch nach den Beschlüssen seiner letzten Mitgliederversammlung weiterhin mit öffentlichen Mitteln zu unterstützen? Was hat die Bundesregierung in der Vergangenheit (seit 1969) unternommen, um die Verwendung der an den Verband Deutscher Studentenschaften geleisteten Zuschüsse aus Bundesmitteln sowie Abgaben aus Pflichtbeiträgen zu überprüfen? Die Bundesregierung hat den Verband Deutscher Studentenschaften auf Grund des Kabinettsbeschlusses vorn 26. März 1969 bereits seit diesem Zeitpunkt nicht mehr gefördert. Auf Grund des Kabinettsbeschlusses vom 26. März 1969 erhält der Verband Deutscher Studentenschaften seit dem Jahr 1969 keine Zuschüsse mehr aus Bundesmitteln. Der Verband Deutscher Studentenschaften ist ein nicht rechtsfähiger Verein. Die Bundesregierung hat keine rechtliche Möglichkeit, die Verwendung von Beiträgen der Studentenschaften, die Mitglieder dieses Vereins sind, zu überprüfen. Das gilt auch dann, wenn die Beiträge aus Pflichtbeiträgen stammen, die Studenten an ihre Studentenschaften zahlen müssen. Anlage 9 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. von Dohnanyi vom 3. März 1972 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Jenninger (CDU/CSU) (Drucksache VI/3196 Frage A 85) : Was gedenkt die Bundesregierung zu unternehmen, um eine Finanzkontrolle der Studentenschaften an den Hochschulen der Bundesrepublik Deutschland zu veranlassen, wie es dem Beiträgegesetz vom 24. März 1934 (Reichsgesetzbl. I S. 235), der Bundeshaushaltsordnung und dem geltenden Hochschulrecht entspricht, um damit sicherzustellen, daß nicht mit öffentlichen Geldern rechts- und verfassungswidrige Aktionen finanziert werden? Erforderliche Finanzkontrollen der Studentenschaften an den Hochschulen zu veranlassen, ist Aufgabe der Aufsichtsbehörden der Länder. Im übrigen erhalten die Studentenschaften auch keine Zuschüsse des Bundes. Soweit sie Zuschüsse von Ländern erhalten, obliegt diesen die Prüfung. Ich darf im übrigen darauf hinweisen, daß das von Ihnen genannte Beiträge-Gesetz vom 24. März 1934 (RGBl I, S. 235) am 1. Januar 1970 als Bundesrecht gemäß § 119 Abs. 2 Ziffer 2 der Bundeshaushaltsordnung vom 19. August 1969 (BGBl I, S. 1284) außer Kraft getreten ist. Anlage 10 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. von Dohnanyi vom 3. März 1972 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Sperling (SPD) (Drucksache VI/3196 Fragen A 86 und 87) : Reicht der Stand der Grundlagenforschung im Bereich der Supraleitung, insbesondere der supraleitenden Werkstoffe aus, um den Bau eines Großbeschleunigers mit supraleitenden Magneten bereits jetzt in Angriff zu nehmen? Ist es richtig, daß sich im Kernforschungszentrum Karlsruhe hei der Verwirklichung eines auf Supraleitung aufbauenden Beschleunigerprojekts herausgestellt hat, daß die daran Beteiligten sich nachträglich in den Stand der Grundlagenforschung dieses Bereichs einarbeiten mußten? Der Gedanke, supraleitende Magnete bei Kreisbeschleunigern zur Teilchenführung zu verwenden, ist in den letzten Jahren in zunehmendem Maße aufgegriffen worden. Bei dem neu konzipierten Großbeschleuniger von CERN würde durch die Verwendung supraleitender — statt konventioneller — Ringmagnete die Möglichkeit bestehen, anstelle einer Protonenendenergie von 300 GeV den Wert von etwa 1000 GeV zu erreichen. Zu beachtlichen Erfolgen hat inzwischen die Entwicklung von supraleitenden Gleichstrom-Magneten geführt, mit denen man konstante Magnetfelder — wie sie etwa bei Blasenkammern benötigt werden erzeugt. Demgegenüber steht die Entwicklung supra-leitender Wechselstrom-Magnete, die für die zeitlich veränderlichen Magnetfelder in Kreisbeschleunigern benötigt werden, noch in den Anfängen. Im Kernforschungszentrum Karlsruhe arbeitet das Institut für Experimentelle Kernphysik (IEKP) in enger Abstimmung mit französischen und englischen Gruppen seit etwa 3 Jahren an der Entwicklung supraleitender Wechselstrom-Magnete. Bisher ist es jedoch noch in keinem Land gelungen, einen serienreifen Prototyp fertigzustellen. Erst wenn dies geschehen ist, kann der Bau von Beschleunigern oder die Umrüstung bestehender Beschleuniger mit Hilfe der Supraleitungstechnik in Angriff genommen werden. Im Kernforschungszentrum Karlsruhe wird seit einigen Jahren der Prototyp eines supraleitenden Protonen-Linear-Beschleunigers entwickelt. Das Projekt entstand aus den Vorarbeiten über einen konventionellen Protonen-Linearbeschleuniger. Die beteiligten Mitarbeiter mußten sich in der Anfangsphase des Projekts — wie dies bei fast allen neuen Projekten notwendig ist — in die Supraleitungs-Technologie einarbeiten. Hierzu gehörte auch die umfassende Kenntnis der wissenschaftlichen Grundlagen. Der Erfolg technischer Entwicklungen setzt im übrigen keineswegs immer voraus, daß alle Fragen der theoretischen Deutung vorher voll beherrscht und verstanden werden. So arbeiten noch in vielen Ländern Forschungsgruppen über das Phänomen der Kernspaltung, die seit vielen Jahren wirtschaftlich mit großem Erfolg genutzt wird. 10314 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 177. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 15. März 1972 Das Karlsruher Institut besitzt heute einen inter- national anerkannten Ruf, was auch durch die zahlreichen Besuche ausländischer, vor allem amerikanischer Gäste bestätigt wird. Es gibt derzeit keine internationale Fachtagung über die Entwicklung supraleitender Beschleuniger ohne Karlsruher Beteiligung und Beiträge. Die Karlsruher Arbeiten zur Supraleitungs-Technik sind ein gutes Beispiel für die Aufnahme neuer Entwicklungsarbeiten in den Kernforschungszentren. Die Umsetzung von Wissenschaftlern in andere Projekte setzt hierbei auch ausreichende Möglichkeiten für das Einarbeiten in die neuen Fachgebiete voraus. Anlage 11 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. von Dohnanyi vom 3. März 1972 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Konrad (SPD) (Drucksache VI/3196 Fragen A 88 und 21): Teilt die Bundesregierung die auf einer Tagung des „Gesprächskreises Meerestechnik" beim Ministerium für Wirtschaft und Verkehr des Landes Schleswig-Holstein vertretene Ansicht, daß die Meeresforschung durch mangelhafte Förderung und Zielsetzung sowie Zersplitteiung der Kompetenzen und Maßnahmen behindert sei? Welche Planungen liegen vor, und welche Maßnahmen sind getroffen, um die westdeutsche Industrie über die Absichten der Bundesregierung ausreichend zu unterrichten und die Zusammenarbeit mit der Industrie laufend zu verbessern? Die Bundesregierung ist nicht der Meinung, daß von einer mangelhaften Förderung der Meeresforschung die Rede sein kann seit die Aufwendungen des Bundes in den Jahren 1969 bis 1971 von 45 auf rd. 75 Millionen DM zeitlich stiegen (1966 bis 1968 insgesamt: 91,5 Millionen DM). Für 1972 sind nach den Haushaltsansätzen Bundesmittel in Höhe von rd. 108 Millionen DM veranschlagt. Die Förderung von Meeresforschung und Meerestechnik wird sich in Anbetracht ihrer Bedeutung für Wirtschaft, Ernährung, Seeverkehr und Küstenschutz sowie angesichts der Notwendigkeit einer Verhütung und Bekämpfung der Meeresverschmutzung auch zukünftig stärker entwickeln müssen. Die Zielsetzung ist erstmals im Jahre 1969 im Gesamtprogramm für die Meeresforschung in der BRD formuliert worden; inzwischen wurde das Programm überarbeitet, weil auch die Bundesregierung mit der Klarheit bisheriger Zielsetzungen nicht zufrieden war. Mit der Veröffentlichung eines neuen Programms ist Mitte dieses Jahres zu rechnen. Die verschiedenen Kompetenzen sind zum Teil durch die Vielfalt der naturwissenschaftlichen Disziplinen der Meeresforschung bedingt, die von der Geophysik, Geologie über die Physik, Chemie und Biologie bis zur Meteorologie reichen, und die daher auch im Anwendungsbereich zu verschiedenen Zuständigkeiten des Bundes und der Länder führen. Eine Zersplitterung der Maßnahmen soll trotz der verschiedenen Zuständigkeiten durch eine gute Zusammenarbeit in der Deutschen Kommission für Ozeanographie (DKfO), dem IMA für Meeresforschung und anderen Fachgremien vermieden werden. Es sind Überlegungen im Gange, die Koordinierung noch wirksamer zu gestalten. Die intensivste Unterrichtung und Zusammenarbeit mit der westdeutschen meerestechnischen Industrie erfolgt über die Wirtschaftsvereinigung industrielle Meerestechnik e. V. (WIM), auf dem Wege über Ausschreibungen und im direkten Verkehr mit den einzelnen Unternehmen. Darüber hinaus ist die Industrie im Rohstoffausschuß der DKfO vertreten. Zur Fortsetzung von Vorhaben zum Aufsuchen mineralischer Rohstoffe im Ausland hat der BMWF für das Jahr 1972 Haushaltsmittel in Höhe von 9 Millionen DM vorgesehen. Ausgehend von der bisherigen Tätigkeit der rohstoffbezogenen Meeresforschung wird sich die Bundesregierung bemühen, die Bestrebungen zur Intensivierung der künftigen Nutzung mariner Rohstofflagerstätten auch aus Mitteln und nach den Richtlinien des Rohstoffprogramms zu unterstützen (vgl. Jahreswirtschaftsbericht 1972 in Drucksache VI/3078 vom 28. Januar 1972 und Bundesanzeiger Nr. 210 vom 10. November 1970). Die Bundesregierung geht dabei davon aus, daß sich die einschlägige Industrie an der Verwirklichung dieser Ziele interessiert beteiligen wird. Im übrigen verweise ich auf meine Antworten auf die Kleine Anfrage der CDU/CSU-Fraktion zur Förderung der Meeresforschung und Meerestechnik (Drucksache VI/2450 vom 13. Juli 1971), auf die Großen Anfragen zur Technologiepolitik (Drucksache VI/2789 vom 3. November 1971) und auf zwei Fragen des Abg. Dr. Hubrig (Protokoll der 164. Sitzung vom 21. Januar 1972, S. 9484/5). Anlage 12 Schriftliche Antwort des Bundesminister Dr. Eppler vom 15. März 1972 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Pieroth (CDU/CSU) (Drucksache VI/3243 Frage A 3) : Teilt die Bundesregierung die von einem Referatsleiter des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit öffentlich vertretene Auffassung, die Wirtschaftsordnung der Bundesrepublik Deutschland sei eine „sogenannte freie Marktwirtschaft", die zu ungerechter Vermögensverteilung geführt habe und auf keinen Fall auf die Entwicklungsländer übertragen werden dürfe, und welche Konsequenzen gedenkt die Bundesregierung gegebenenfalls in ihrer Entwicklungspolitik daraus zu ziehen? Die Bundesregierung ist nicht berechtigt, ihren Beamten vorzuschreiben, wie sie die Vermögensverteilung in der Bundesrepublik Deutschland zu beurteilen haben. Es entspricht der entwicklungspolitischen Konzeption der Bundesregierung (siehe Seite 11 des Kabinettbeschlusses vom 11. Februar 1971) daß sie nicht beabsichtigt, Entwicklungsländern ihre eigenen Vorstellungen von Gesellschaft und Wirtschaft aufzudrängen. Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 177. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 15. März 1972 10315 Anlage 13 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Frau Freyh vom 15. März 1972 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Werner (CDU/CSU) (Drucksache VI/3243 Frage A 4) : Hält die Bundesregierung es für angemessen, daß die deutschen Entwicklungshilfeleistungen aus öffentlichen Mitteln für 1970 im Vergleich mit den Partnerstaaten der Europäischen Gemeinschaft einschließlich Englands, Dänemarks und Norwegens mit 0,32 % des Bruttosozialproduktes an vorletzter Stelle stehen, und wie stimmt das überein mit der Regierungserklärung des Bundeskanzlers und anderen Erklärungen der Bundesregierung? Der Anteil der öffentlichen Entwicklungshilfe am BSP im Jahre 1970 lag mit 0,32 % des BSP geringfügig unter dem Durchschnitt der DAC-Staaten von 0,34 % des BSP. Für den Rückgang dieses Anteils gegenüber dem Vorjahr waren, wie die Bundesregierung bereits bei Beantwortung der Großen Anfrage der Fraktionen der CDU/CSU am 28. April 1971 ausgeführt hatte, vor allem zwei Gründe maßgebend: einmal die außergewöhnliche Steigerung des Bruttosozialprodukts und zum anderen der schleppende Abfluß der Kapitalhilfemittel. Die Höhe der abfließenden Mittel ist bekanntlich nicht zuletzt vom Volumen der niedrigeren Zusagen in den vorangegangenen Jahren abhängig. Dennoch lag der Anteil der öffentlichen Hilfe 1970 bei fünf DAC-Ländern niedriger als der Anteil der BRD. Nur bei drei der in der Frage aufgeführten Länder lag der Anteil der öffentlichen Entwicklungshilfe wesentlich über dem Anteil der BRD; bei diesen drei Ländern handelt es sich um Länder, bei denen der Umfang und die Richtung der öffentlichen Hifle auch heute noch durch ihre besonderen Überseebeziehungen bestimmt werden. Auch wenn endgültige Zahlen für 1971 noch nicht vorliegen, dürften die öffentlichen Leistungen der BRD ziemlich genau den DAC-Durchschnitt erreichen. Anlage 14 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Berkhan vom 15. März 1972 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Schmude (SPD) (Drucksache VI/3243 Frage A 59) : Ist die Bundesregierung bereit, allen Mitgliedern des Bundestages die Möglichkeit zu eröffnen, vor Einheiten der Bundeswehr bei offiziellen Besuchen ihre Absichten für den nächsten Bundestagswahlkampf darzulegen? Die Bundesregierung hat es schon immer begrüßt, wenn die Mitglieder des Bundestages die Gelegenheit wahrnehmen, Einheiten der Bundeswehr Besuche abzustatten. Diese Kontakte zwischen Bundestagsabgeordneten und der Truppe sowie auch die Kontakte zwischen Landtagsabgeordneten sowie Mitgliedern der Kreis- und Gemeindeparlamente mit den Soldaten dienen zum besseren Verständnis der jeweiligen Probleme. Die Bundesregierung wünscht, daß solche Kontakte auch weiterhin gepflegt werden. Die Bundesregierung würde es indessen jedoch nicht begrüßen, wenn die Bundeswehr in den Bundestagswahlkampf oder in einen Landtagswahlkampf hineingezogen würde. Aus diesem Grunde ist durch einen Erlaß des Generalinspekteurs der Bundeswehr aus dem Jahre 1961 angeordnet worden, daß Besuche von Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens bei der Truppe möglichst für die Zeit nach der Wahl vereinbart werden sollen. Ich darf nochmals wiederholen, dieser Erlaß stammt bereits aus dem Jahre 1961. Die Bundesregierung geht davon aus, daß sich diese im Erlaß festgelegte Regelung bewährt hat. Anlage 15 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Haar vom 15. März 1972 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Jung (FDP) (Drucksache VI/3243 Frage A 74) : Wird die Bundesregierung bei dem im Rahmen der neuen Ferienreiseverordnung 1972 vorgesehenen Wochenendfahrverbot für schwere LKW auf Bundesautobahnen und -fernstraßen eine Ausnahmegenehmigung für Weichobsttransporte in Fahrtrichtung Süd-Nord erteilen, um so negative Auswirkungen auf die süddeutschen Weichobstmärkte (z. B. Warenstau während der Kirschenernte am Samstag und Sonntag) zu vermeiden? Die Ferienreise-Verordnung 1972 wird versuchsweise in diesem Jahr — vorbehaltlich der Zustimmung des Bundesrates — die Erteilung von Ausnahmegenehmigungen für die Beförderung von Weichobst auf Autobahnen in Lastkraftwagen ohne Anhänger an Sonntagen nach 14 Uhr vorsehen, wenn dies dringend geboten ist, um die rechtzeitige Ankunft in dem Bedarfsgebiet sicherzustellen. Für die in das Lkw-Fahrverbot einbezogenen Bundesstraßen ist die Erteilung von Ausnahmen wie in den Vorjahren vorgesehen.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Victor Kirst


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Kollege Leicht, Sie haben hier drei Fragen gestellt.

    (Abg. Dr. Müller-Hermann: Nur drei!)

    Zunächst darf ich sagen: diese Methode der Argumentation haben Sie — vielleicht nicht Sie persönlich, aber im Prinzip Sie — schon angeschlagen, bevor wir hier überhaupt den ersten Haushalt von dieser Regierung vorgelegt bekommen haben.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Sie, Herr Kollege Leicht, haben von den Verpflichtungsermächtigungen gesprochen. Die waren 1970 um 9 Milliarden DM größer als 1969; richtig. Das war aber eine rein methodische Umstellung, das hing mit dem Wehrhaushalt zusammen; das können Sie nachsehen.
    Sie haben von den 1,5 Milliarden DM gesprochen. Wir haben gemeinsam — ich gebe zu: gemeinsam — aus den 2,7 Milliarden DM Sperren, die die Regierung zunächst vorgeschlagen hatte, etwa 2,2/2,3 Milliarden DM Kürzungen gemacht. Ihr Antrag sollte eine globale Minderausgabe sein.
    Lassen Sie uns — ich sehe, meine Redezeit geht zu Ende — über die Frage, wann ein Eventualhaushalt berechtigt und erforderlich ist und wann nicht im April sprechen; wir tun das dann ausführlich. Es kommt nur darauf an, festzustellen, daß in unterschiedlichen Situationen auch unterschiedliche Methoden anzuwenden sind, und sicher war die haushaltspolitische Situation bei der Aufstellung des
    Haushalts im Jahre 1970 und 1971 eine andere als im Jahre 1972.

    (Abg. Leicht: Gefährlicher noch!)

    Aber mir erscheint ein Punkt noch wichtig, den ich erwähnen muß, den der Kollege Müller-Hermann vielleicht sogar — ich will nicht eingebildet sein — als Auswirkung meines ständigen Vorwurfs in dieser Richtung — Sie dürfen ja unser Wirtschaftssystem nicht verleugnen — genannt hat. Er hat nämlich heute morgen interessanterweise gesagt: Sie würden sich dagegen wehren, daß man mit der Kritik an der wirtschaftlichen Entwicklung dieses Wirtschaftssystems diskreditieren wolle. So ungefähr haben Sie, Herr Kollege Müller-Hermann, heute morgen gesagt. Wenn es so wäre, würden wir Ihnen in dieser Abwehr Beistand leisten. Ich darf Ihnen also versichern, daß es ganz gewiß nicht unsere Absicht ist, dieses Wirtschaftssystem zu diskreditieren. Ich habe in jedem Fall auch immer hinzugefügt, daß ich davon ausgehe, daß von den parlamentarisch verantwortlichen Kräften in diesem Lande niemand dieses Wirtschaftssystem ändern oder diskreditieren will. Darum geht es auch nicht. Wir wollen nur, daß Sie sich zu ihm bekennen, und zwar zu den Rosinen wie zu den bitteren Mandeln. Das setzt allerdings das voraus, was ich so gerne intellektuelle Redlichkeit nenne.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Meine Damen und Herren, zum Stabilitätspakt. Niemand will Geldwertverschlechterung. Ich glaube, wir sollten festhalten, daß dies zumindest hier heute doch angeklungen ist und daß man das Argument: wir wollten Geldwertverschlechterung aus haushaltspolitischen Vorteilen — so dumm dieses Argument immer war — nicht mehr gebracht hat. Der Streit geht ja letzten Endes nicht darum, ob wir Stabilität wollen oder nicht, er geht darum, wie, wo und wann wir Geldwertverschlechterung verhindern können; darum geht der Streit.
    Ich meine, daß hier heute eine Reihe von sachlichen Beiträgen geleistet worden ist. Ich darf noch einmal den Beitrag des Kollegen Arndt erwähnen, der, wie ich glaube — obwohl .es mir nicht zusteht, hier Zensuren zu erteilen —, ein guter Anschauungsunterricht für dieses Problem war.
    Wir müssen uns auch darüber im klaren sein, daß natürlich jede Zielsetzung in einer bestimmten Phase Preise kostet, und wir müssen uns darüber im klaren sein, daß das sogenannte magische Viereck — jedenfalls alle Volkswirte in der Welt sind sich darüber im klaren —, daß diese vier Ziele: Wachstum, Geldwertstabilität, Vollbeschäftigung und außenwirtschaftliches Gleichgewicht nie gleichzeitig maximal erreicht werden können, sondern daß es immer nur um eine optimale Kombination geht.

    (Abg. Dr. Müller-Hermann: Zur richtigen Zeit muß man die richtigen Schwerpunkte setzen!)

    und daß es immer nur die Aufgabe ist — soweit, Herr Müller-Hermann, die Regierung das in unserem Wirtschaftssystem kann —, dann den Schwerpunkt auf das jeweils gefährdete Ziel zu legen. Wir mei-



    Kirst
    nen, daß die Regierung vielleicht zu viel erwartet hat von dem, was sie getan hat; daß sie aber alles getan hat, was sie tun konnte.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Lassen Sie mich sagen: Ich würde mich freuen, wenn wir nach diesen zweijährigen argumentatorischen Schlachten in diesen Fragen doch einmal zu dem Punkte kämen, wo wir etwas finden könnten, was noch wichtiger ist, was sogar für uns die Form des Stabilitätspaktes wäre, daß nämlich unsere gemeinsam hier in diesem Hause tätigen politischen Kräfte auch einmal im Interesse der Sache in dieser Auseinandersetzung zu einem Wahrheitspakt kämen. Wir sind gern dazu bereit, und wir erwarten Ihren Beitrag dazu.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Abg. Dr. Jenninger: Wenn Sie von uns auch einmal was akzeptieren würden, dann ja!)



Rede von Dr. Richard Jaeger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Sprung.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Rudolf Sprung


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich möchte mich noch einmal den Fragen der europäischen Zusammenarbeit und der Währung zuwenden. Die Notwendigkeit der Fortentwicklung der Europäischen Gemeinschaften ist in diesem Hause unumstritten. Hier haben wir einen der Punkte, in denen es noch Übereinstimmung zwischen den Fraktionen gibt.
    Die CDU/CSU-Fraktion hat die Regierung stets unterstützt, wenn es darum ging, den von ihr und früheren Regierungen eingeschlagenen Weg der europäischen Integration weiterzuführen. Die Opposition stimmte mit der Regierung überein, daß bei wachsender wirtschaftlicher Integration Europas immer mehr wirtschaftliche Entscheidungen dem einzelstaatlichen Zuständigkeitsbereich entzogen und auf Gemeinschaftsebene getroffen werden und daß dieser Prozeß der schrittweisen Kompetenzverlagerung, weil sie sowohl der integrationspolitischen Zielsetzung als auch den wirtschaftspolitischen Erfordernissen des Gemeinsamen Marktes entspricht, zu bejahen sei.
    Einigkeit bestand auch darin, daß das letzte und eigentliche Ziel der Wirtschafts- und Währungsunion eine weltoffene Gemeinschaft der Stabilität und des Wachstums sein muß, in der es keine Wirtschafts- und Währungsgrenzen mehr gibt, und daß zur Sicherung eines möglichst spannungsfreien Prozesses eine effektive Parallelität zwischen den Fortschritten einer gemeinsamen Wirtschafts- und Währungspolitik sowie der schrittweisen Einengung nationaler Befugnisse und der Schaffung entsprechender Gemeinschaftskompetenzen gewährleistet sein muß.
    Wie steht es mit diesen Forderungen heute, meine Damen und Herren? Im Jahreswirtschaftsbericht 1972 sind die Ausführungen der Bundesregierung über die Fortführung der europäischen Integration wesentlich vorsichtiger gehalten als in den beiden früheren Jahresberichten. Warum geschieht das? Es geschieht, weil sich in der Zwischenzeit gezeigt hat, daß die Erwartungen des Jahres 1970 offensichtlich zu hoch geschraubt waren. Es geschieht, weil in der Zwischenzeit die Entschließung des Ministerrats vom 22. März 1971 zur Ingangsetzung der Wirtschafts- und Währungsunion gefaßt wurde. Diese Entschließung aber, meine Damen und Herren, bleibt bereits in wesentlichen Punkten, insbesondere in institutioneller Hinsicht, hinter den Vorschlägen zurück, die wir hier in diesem Hause vor der Ministerratssitzung vom 9. Februar 1971 diskutiert haben. Es geschieht aber auch deshalb, weil inzwischen auch einiges andere passiert ist, ich meine, weil wir außerdem in der Zwischenzeit eine Währungskrise hinter uns haben, die die westliche Welt an den Rand eines Handelskrieges gebracht hat und die Zusammenarbeit in der EWG einer äußersten Belastungsprobe aussetzte.
    Meine Damen und Herren, ich will nicht erneut auf die Gründe für die Maßnahmen der Bundesregierung vom Mai 1971 eingehen. Ich will nicht erneut darauf eingehen, daß die Entwicklung, die zu der Maßnahme vom Mai 1971 geführt hat, bereits lange vorher erkennbar war. Das ist heute schon mehrfach zum Ausdruck gekommen. Fest steht, daß die Krise, in die mit der ergriffenen Maßnahme auch die Gemeinschaft geriet, hätte vermieden werden können, wenn rechtzeitig auf Gemeinschaftsebene abgestimmte Maßnahmen ergriffen worden wären, so wie man jetzt auch über solche Maßnahmen diskutiert und inzwischen auch Maßnahmen vereinbart und auch verabschiedet hat. Es ist die Bundesregierung gewesen, die durch ihren Alleingang gemeinschaftliche Maßnahmen unterband. Ging die Bundesregierung nicht bereits mit dem festen Entschluß nach Brüssel, den Kurs der D-Mark freizugeben? Aus der heutigen Sicht der Dinge ist der Lauf der Ereignisse im Jahre 1971 eine höchst bedauerliche Entwicklung gewesen, hat sie doch nicht nur den Beginn der Wirtschafts- und Währungsunion hinausgezögert, sondern zu einer abermaligen Verwässerung der ursprünglichen Forderungen, die im Werner-Bericht niedergelegt waren, geführt.
    Ich will auch nicht noch einmal auf die Entwicklung nach dem Mai 1971 über die amerikanischen Maßnahmen vom 15. August bis hin zur Washingtoner Währungskonferenz vom 18. Dezember eingehen.
    Wo stand die EWG, als das alles vorüber war? Von der beschlossenen Inangriffnahme der Wirtschafts- und Währungsunion war man weiter entfernt als im Februar 1971. Bei dieser Sachlage ist es zumindest verständlich, daß sich der Jahreswirtschaftsbericht 1972 über die Wirtschafts- und Währungsunion nur mehr in allgemeinen Ausführungen ergeht. Kein Wort über die Maßnahmen der ersten Stufe, über den Einstieg in die Wirtschafts- und Währungsunion, kein Wort über die währungspolitischen Maßnahmen des Ministerratsbeschlusses vom 22. März 1971. Wie hätte man auch mehr sagen sollen? War doch noch völlig offen, ob es überhaupt möglich sein würde, die Verwirklichung der Wirtschafts- und Währungsunion wieder in Angriff zu nehmen?



    Dr. Sprung
    Nun, meine Damen und Herren, darüber gibt es inzwischen Klarheit, Klarheit seit dem deutsch-französischen Konsultationsgespräch vom 10. und 11. Februar dieses Jahres und seit der Tagung der Wirtschafts- und Finanzminister in der letzten Woche in Brüssel. Nach gründlichen Erörterungen, so wurde in der Pressekonferenz nach dem deutsch-französischen Konsultationsgespräch von Staatspräsident Pompidou erklärt, seien sich beide Regierungen darüber einig geworden, den Weg zur Wirtschafts- und Währungsunion so wiederaufzunehmen, wie sie ihn im Februar/März 1971 bereits abgesteckt hätten.
    Die CDU/CSU-Fraktion begrüßt es, daß die Errichtung der Wirtschafts- und Währungsunion wieder auf der Tagesordnung ist. Sie hegt jedoch einige Zweifel, ob wirklich nur ein Jahr verlorengegangen ist, mit anderen Worten, ob tatsächlich dort fortgefahren wird, wo man am 8. Mai 1971 stand. Sieht man sich die Ministerratsentschließung vom 22. März 1971 an, so fällt die Fülle einzelner Maßnahmen auf, die darin für die erste Stufe von drei Jahren ins Auge gefaßt wurden. Es sind Maßnahmen sowohl währungspolitischer als auch wirtschaftspolitischer Art. Was erscheint davon in den Pariser und Brüsseler Beschlüssen? Ausdrücklich erwähnt werden nur die Verengung der Bandbreiten und die Einführung eines Interventionssystems. Daneben soll noch die Richtlinie für Maßnahmen zur Abwehr unerwünschter Devisenzuflüsse von Mitte letzten Jahres endgültig verabschiedet werden, worunter beispielsweise auch unser Bardepotgesetz fällt. Außerdem soll ein Konjunkturlenkungsausschuß eingesetzt werden.
    Von der Vielzahl der in der Ratsentschließung vom März letzten Jahres für die erste Stufe genannten konkreten Maßnahmen sind also nur zwei und außerdem nur monetäre Maßnahmen vorgesehen. Warum nur diese beiden Maßnahmen neben der Grundsatzerklärung und neben der Anerkennung des Parallelitätsgrundsatzes? Ist die Bundesregierung etwa der Meinung, daß von diesen Maßnahmen eine Art Zugzwang ausgeht, der gleichsam notwendigerweise zur Wirtschafts- und Währungsunion führt? In der Vergangenheit hat sich gezeigt, daß dies eine Illusion wäre. Selbst der gemeinsame Agrarmarkt ist nicht in der Lage gewesen, einen solchen Zugzwang auszuüben.
    Der Bundeswirtschaftsminister hat zum Ausdruck gebracht, daß die Bereitschaft zu einer Bandbreitenverengung innerhalb der EWG und die Möglichkeiten, die sich aus den vergrößerten Bandbreiten ergeben, die am 18. Dezember 1971 in Washington beschlossen worden sind, zu mehr gemeinsamer Flexibilität nach außen und mehr gemeinsamer Stabilität nach innen führen. So richtig und gemeinschaftsbezogen diese währungspolitische Linie ist, Herr Minister, so stellen sich doch zwei Fragen. Die erste: Darf dies eigentlich nach dem Realignment der Wechselkurse vom 18. Dezember 1971 noch das Problem sein? Darauf komme ich noch einmal zurück. Und die zweite: Erreichen Sie, Herr Minister, mehr gemeinsame Stabilität nach innen allein mit der Bandbreitenverengung?
    Im Jahreswirtschaftsbericht 1971 stehen die wich- tigen Sätze:
    Die wirtschaftliche Entwicklung in der Gemeinschaft war in den letzten Jahren von Spannungen begleitet. (...) Hauptproblem sind die inflationären Tendenzen in allen Ländern der Gemeinschaft. Gerade im Hinblick auf die Wirtschafts- und Währungsunion wird es aber von den Preisentwicklungen in den Mitgliedstaaten abhängen, ob die Gemeinschaft auf der Basis fester Wechselkurse ohne Paritätsänderungen und ohne desintegrierende Tendenzen funktionieren kann.
    Das gilt auch heute noch, Herr Minister. Von einer Verengung der Bandbreiten allein werden aber kaum Auswirkungen auf die Preisentwicklung in den einzelnen Staaten ausgehen. Das Hauptproblem, die inflatorischen Entwicklungen in allen Ländern der Gemeinschaft, bleibt also bestehen, und zwar das Problem inflatorischer Entwicklungen, die man nicht allein auf den Zufluß amerikanischer Dollars zurückführen kann. Ganz offensichtlich, Herr Arndt, meint die Bundesregierung mit dem Hinweis auf die inflatorischen Tendenzen in allen Mitgliedstaaten die hausgemachten inflatorischen Tendenzen. Es ist doch wirklich nicht möglich, alles auf den Dollar abzuschieben. Das tut weder die Bundesregierung, noch tut es die Bundesbank.
    Sicherlich ist die Verengung der Bandbreiten für das Funktionieren des Gemeinsamen Marktes, insbesondere des Agrarmarktes, von erheblicher Bedeutung. Doch wie lange, Herr Minister, glauben Sie das System aufrechterhalten zu können, wenn die inflatorischen Tendenzen in allen Mitgliedstaaten fortdauern und die Preisentwicklung von Land zu Land so unterschiedlich bleibt? Um den aus einer solchen Situation resultierenden Schwierigkeiten besser als bisher begegnen zu können, hat man doch im Rahmen des IMF die Bandbreiten gerade vergrößert. Eine Verengung der Bandbreiten, wie durch die EWG vorgesehen, kann doch offensichtlich nur funktionieren, wenn man annimmt oder unterstellt, daß es bezüglich der Preisentwicklung in der EWG anders aussehen wird, daß entweder der inflatorische Trend gebrochen wird oder daß alle Mitgliedstaaten Inflation im Gleichschritt betreiben. Das letztere lehnen Sie, Herr Minister, genauso ab wie wir, auch wenn die Wirklichkeit anders aussieht.
    Was bleibt also zu tun? Was kann getan werden? Da ist zunächst das Interventionssystem, das notwendig zur Verteidigung der Bandbreitenverengung gehört, also ein System von Maßnahmen, die darauf abzielen, daß sich die Schwankungen der EWG-Währungen innerhalb der verengten Bandbreiten halten. Natürlich stellt sich die Frage — und sie ist ja auf der letzten Sitzung der Wirtschafts- und Finanzminister in Brüssel ausgiebig erörtert worden —, wie das technisch vor sich gehen soll. Ohne Zweifel stellt das vorgeschlagene System hohe Anforderungen an die Zentralbanken. Beruhigend ist, Herr Minister, daß in dem System keine Kreditgewährungen vorgesehen sind. Sollte sich später herausstellen, daß gewisse Kreditlinien in Verbin-



    Dr. Sprung
    dung mit dem Interventionsmechanismus nötig sind, so müßten sie auf jeden Fall eng begrenz sein und eindeutige Auflagen für die jeweilige nationale Wirtschafts- und Konjunkturpolitik enthalten.
    Für solche Kreditgewährungen steht der EWG im übrigen bereits ein Instrument zur Verfügung, nämlich der schon beschlossene mittelfristige finanzielle Beistand. Der Errichtung eines besonderen Währungsausgleichsfonds dafür zu einem späteren Zeitpunkt bedürfte es also nicht.
    Dennoch, Herr Minister, trotz noch so ausgefeilter Technik der Intervention zur Verteidigung der verengten Bandbreiten, ohne eine Koordinierung und Harmonisierung der Wirtschafts- und Finanzpolitik wird es keinen dauerhaften Fortschritt geben. Die Verpflichtung der Mitgliedstaaten, vom Beginn der Errichtung der Wirtschafts- und Währungsunion an eine Wirtschafts- und Konjunkturpolitik der Stabilität zu betreiben, ist unverzichtbar und eine unabdingbare Voraussetzung für ein Funktionieren, ganz sicher für ein längerfristiges Funktionieren der vorgesehenen Maßnahmen.
    Im übrigen haben Sie selbst, Herr Minister, die Dinge vor genau zwei Monaten noch ähnlich gesehen. Als Sie vor diesem Hause über die Washingtoner Beschlüsse vom 18. Dezember berichteten, haben Sie erneut betont, daß die Gemeinschaft nicht etwa eine „Gemeinschaft der nach oben harmonisierten Inflationsraten sein darf", sondern klargestellt — ich zitiere —:
    Die Erfahrungen zeigen im übrigen ..., daß die von deutscher Seite immer wieder unterstrichene Einhaltung der vereinbarten Parallelität zwischen wirtschafts- und währungspolitischen Fortschritten notwendiger denn je ist. Die erste Stufe der Wirtschafts- und Währungsunion darf-nicht ausschließlich in einer Verringerung der innergemeinschaftlichen Bandbreiten bestehen. Dies ist im übrigen
    — haben Sie hinzugefügt —
    nicht unser Problem von heute und morgen. Das war vor zwei Monaten, Herr Minister.
    Was hat sich seitdem gewandelt oder geändert? Hüten wir uns davor, heute den entscheidenden Fortschritt bereits in der Verengung der Bandbreiten zu sehen, so wichtig diese für den innergemeinschaftlichen Warenverkehr, insbesondere für den gemeinsamen Agrarmarkt auch sein mag. Die Verengung der Bandbreiten kann lediglich der Einstieg in eine engere währungspolitische Zusammenarbeit in der EWG, die Vorstufe eines neuen Währungsmechanismus in Europa, vielleicht auch ein erster Ansatz für eine eigenständige europäische Währungspersönlichkeit sein, mehr nicht. Das ist der erste Punkt, den ich etwas beleuchten wollte.
    Jetzt noch einige Bemerkungen zu der Übereinkunft, einen konjunkturpolitischen Lenkungsausschuß zu schaffen. Herr Minister, wir haben bereits eine Kommission und eine Reihe von Ausschüssen, die sich mit Fragen der Währungspolitik, der Konjunkturpolitik und der Wirtschaftspolitik befassen. Warum also noch einen konjunkturpolitischen Lenkungsausschuß? Ich weiß, was Sie darauf erwidern werden, denn Sie haben sich dazu bereits geäußert. Ich wiederhole die Frage: Warum nicht die bereits bestehenden Organe? Sie selbst haben doch noch im letzten Jahresbericht festgestellt, daß zur Sicherung eines möglichst spannungsfreien Prozesses der Stufenplan eine effektive Parallelität zwischen den Fortschritten in der gemeinsamen Wirtschafts- und Währungspolitik sowie zwischen der schrittweisen Einengung nationaler Befugnisse und der Schaffung entsprechender Gemeinschaftskompetenzen gewährleisten müsse. Davon ist im Augenblick keine Rede mehr. Selbst beim besten Willen der beteiligten Länder — und ich glaube, den können wir unterstellen —: Wie, Herr Minister, glaube Sie, läßt sich eine Koordinierung der Konjunkturpolitik bewerkstelligen, eine Koordinierung und Harmonisierung, die doch wohl nicht nur zu einem gleichen Konjunkturrhythmus in den einzelnen Mitgliedstaaten führen muß, sondern auch mit den gleichen Zielsetzungen, mit der Verfolgung gleicher wirtschaftspolitischer Ziele einhergehen muß? Auch zu dieser Frage haben Sie früher Feststellungen getroffen, die wir unterstützt haben, die wir aber neuerdings vermissen.
    Und nun zur Weltwährungssituation. Meine Damen und Herren, als sich die Zehnergruppe zusammen mit der Schweiz und dem Weltwährungsfonds am 18. Dezember auf eine umfassende Neubewertung der Wechselkurse, auf die Einführung größerer Bandbreiten und darauf einigte, eine grundlegende längerfristige Reform des Weltwährungssystems in Angriff zu nehmen, wurde diese Einigung als eine geschichtliche Tat gefeiert. Der Bundeswirtschaftsminister hat in diesem Hohen Hause am 19. Januar dieses Jahres in seinem Bericht über die Konferenz von Washington ausgeführt, daß damit die nach dem 15. August entstandene Gefahr eines weltweiten Währungs- und Handelskrieges gebannt sei. Und er hat hinzugefügt:
    Die den freien Zahlungs- und Handelsverkehr belastenden Maßnahmen sind weitgehend wieder abgebaut; die Wirtschaft kann wieder frei von Diskriminierungen und frei von nicht kalkulierbaren Einflüssen disponieren. Für die internationale wirtschaftliche Zusammenarbeit ... haben die Vereinbarungen von Washington eine neue Basis geschaffen.
    Es steht außer Zweifel, daß sich die an die Beschlüsse von Washington geknüpften Erwartungen leider schon in der kurzen Zeit, die seitdem verstrichen ist, nicht erfüllt haben. Die Beschlüsse haben leider nicht zu der erwarteten und erhofften Beruhigung geführt, die allgemein für nötig gehalten wurde und wird, um ausreichend Zeit für die Arbeiten an einer Reform des Weltwährungssystems zu haben. Der Dollar ist inzwischen erneut unter Druck geraten und bewegt sich im Verhältnis zu den wichtigsten anderen Währungen nahe dem unteren Interventionspunkt.
    Nimmt es dann wunder, wenn in den Kommentaren zur gegenwärtigen Währungssituation erklärt wird, daß wir wieder dort stünden, wo wir vor dem 18. Dezember waren, ja, daß die Lage insofern noch



    Dr. Sprung
    schlechter sei, als man damals noch die Chance einer Aufwertung der anderen Währungen und einer Dollar-Abwertung gehabt hat, heute dagegen nicht mehr?
    Die Bundesregierung und die Bundesbank haben, wie bekannt, inzwischen Maßnahmen ergriffen, den erneut in die Bundesrepublik einströmenden Dollarbeträgen entgegenzuwirken. Sie haben den Diskontsatz gesenkt und haben das Bardepotgesetz, das vor wenigen Wochen erst weit nach unten in die „wirtschaftspolitische Tiefkühltruhe" — wie Sie, Herr Minister, es ausgedrückt haben — gelegt worden war, aus dieser hervorgeholt und zur Anwendung gebracht.
    Vor der Vollversammlung des DIHT haben Sie, Herr Minister, das Bardepot als „ultima ratio" bezeichnet. Danach kommt also, wenn ich den Begriff richtig verstehe, nichts mehr. Und wenn nun auch diese Maßnahmen nicht ausreichen und damit die außenwirtschaftliche Flanke offenbleibt? Dann werden Sie etwas tun müssen, Herr Minister, allerdings — darum ersuchen wir Sie nachdrücklich, und Sie haben dies ja heute morgen bereits zugesagt — nicht wieder im Alleingang, sondern gemeinsam, d. h. abgestimmt mit den anderen Mitgliedstaaten der EWG, und durch Maßnahmen, die den internationalen Kapitalverkehr nicht beschränken oder beeinträchtigen.
    Es dürfte, meine Damen und Herren, weitgehend Übereinstimmung darin bestehen, warum die Beschlüsse von Washington nicht zu der erhofften Beruhigung der Währungssituation geführt haben. Neben einem Wiederaufleben der Spekulation ist es vor allem das nach wie vor bestehende Zinsgefälle zwischen den USA und Europa, das durch eine entsprechende, auch jetzt noch in erster Linie auf die eigenen konjunkturpolitischen Belange der USA ausgerichtete Kredit- und Geldpolitik bedingt ist. Die Gründe für diese Politik hat Herr Arndt vorhin genannt.
    Nicht nur in Europa, sondern auch in den USA selbst wird dieser Haltung und diesem Vorgehen zunehmend Kritik entgegengebracht. Der kurzfristige Zinssatz in den USA hat in diesen Wochen sein niedrigstes Niveau in den letzten zehn Jahren erreicht. Natürlich bedeutet das keinen Anreiz für die Repatriierung von im Ausland angelegten Dollarbeträgen.
    Damit stellt sich heraus, daß am 18. Dezember in Washington zwar mit dem Realignment der Wechselkurse ein Erfolg erzielt wurde, jedoch ein Erfolg, der zur Bewältigung der anstehenden Probleme nicht ausreicht. Es stellt sich heraus, daß der Zinspolitik — der Koordinierung bzw. Harmonisierung der Zinspolitik, der Angleichung unterschiedlich hoher Zinssätze in den einzelnen Ländern — bei einem weitgehend freien internationalen Kapitalverkehr eine nicht minder bedeutsame Rolle als realistischen Wechselkursen zukommt. Die Annahme, daß größere Bandbreiten, wie sie am 18. Dezember beschlossen worden sind, mehr Spielraum für eine unterschiedliche Zinspolitik schaffen würden, hat sich offensichtlich als falsch erwiesen.
    Meine Damen und Herren, im Jahreswirtschaftsbericht 1970 war zu lesen:
    Die Beruhigung der Währungslage nach den Paritätsänderungen bei der D-Mark und dem französischen Franken erlaubt diese Überlegungen, nämlich die einer Reform des Weltwährungssystems, mit Sorgfalt und genügendem Abstand vom täglichen Geschehen zu führen.
    Welche Illusion! Sie erlaubte es nicht. Was haben wir seitdem währungspolitisch erlebt! Als die Washingtoner Beschlüsse vor drei Monaten gefaßt worden waren, hörte man ähnliche Feststellungen. Sie erwiesen sich noch schneller als 1970 als Täuschung. Es ist richtig: die europäischen Staaten sind bemüht, das Abkommen von Washington zu verteidigen. Die ergriffenen Maßnahmen zeigen es, doch sie reichen nicht aus. Auch die USA müssen ihren Beitrag dazu leisten. Die Bedeutung, die dabei der Zinspolitik zukommt, habe ich schon erwähnt. Aber vielleicht ändert sich daran bereits in der nächsten Zeit etwas.
    Ein weiteres Moment, das zu der jüngsten Entwicklung beigetragen hat, dürfte die Erklärung des US-Finanzministers gewesen sein, daß eine Rückkehr zur Konvertibilität des Dollar in diesem Jahr nicht mehr zu erwarten sei. Erhebliches Gewicht dürfte schließlich auch die Erkenntnis haben, daß es mit der für so wichtig gehaltenen Reform des Weltwährungssystems wohl doch nicht schnell vorangehen wird. Das wären allerdings keine sehr optimistischen Aussichten, ein Problem zu lösen, dem entscheidende Bedeutung für die Aufrechterhaltung eines freien Waren- und Kapitalverkehrs und für die Vertiefung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit und internationalen Arbeitsteilung zukommt.
    Was die wichtigsten Fragen anlangt, auf die eine Reform der Weltwährungsordnung hinauslaufen muß, so sind sie alle gleichermaßen schwierig. Die Rückkehr zur Konvertibilität des Dollar wird wesentlich davon abhängen, bis wann die USA imstande sind, ihr erhebliches Zahlungsbilanzdefizit abzubauen. Ganz sicher gelingt das nicht kurzfristig. Das Problem der Reservemedien wird andere Schwierigkeiten aufwerfen. Vor wenigen Jahren noch diskutierte man im IMF, im internationalen Währungsfonds, darüber, wie man dem Mangel an internationaler Liquidität begegnen könne und schuf dafür die Sonderziehungsrechte. Heute geht es um den Überfluß, und soweit die Sonderziehungsrechte betroffen sind, darum, nicht sie an Stelle des Dollar zu einer neuen Inflationsquelle werden zu lassen.
    Auch das dritte Problem, die Flexibilität der Wechselkurse, wurde in den letzten Jahren diskutiert. Es wurden dafür verschiedene Lösungen vorgeschlagen. Im Jahreswirtschaftsbericht 1970 hieß es dazu — ich zitiere —:
    Die Ausführungen des Sachverständigenrates über Alternativen zum gegenwärtigen Währungssystem sind ein wertvoller Beitrag zur gegenwärtigen internationalen Diskussion über Möglichkeiten einer Auflockerung zu großer Starrheiten. ... Die Bundesregierung wird sich



    Dr. Sprung
    an diesen Erörterungen, die auch das Thema „crawling peg" behandeln, förderlich beteiligen. ... Eine völlige Freigabe der Wechselkurse dürfte indessen wohl auch künftig nur in besonderen Ausnahmefällen ein taugliches Mittel zur Lösung von Zahlungsbilanzproblemen sein. . .. Auch die häufig erwogene Erweiterung der Schwankungsbreiten der Wechselkurse beiderseits der Parität würde zwar spekulative Kapitalbewegungen erschweren, das Hauptproblem — die Auseinanderentwicklung von Preisen und Kosten — allein jedoch nicht lösen und innerhalb der EWG erhebliche Schwierigkeiten bereiten. Dagegen erscheint der Gedanke, Paritätsänderungen erforderlichenfalls häufiger und in kleineren Stufen vorzunehmen und dadurch ein fundamentales Zahlungsbilanzungleichgewicht möglichst schon im Entstehen zu korrigieren, einer sorgfältigen Prüfung wert.
    Warum zitiere ich diese Ausführungen, Herr Minister? Ich tue es, um zu zeigen, wie schnell sich die Auffassungen darüber ändern, welche Maßnahmen am besten geeignet sind, auf welchem Wege am besten eine größere Flexibilität der Wechselkurse hergestellt wird. Augenblicklich sind es größere Bandbreiten, früher waren es andere Techniken, und vielleicht liegen morgen neue Vorschläge auf dem Tisch. Wir stehen alle — um ein Wort von Ihnen vorhin zu gebrauchen — in einem Lernprozeß. Wichtig wird es sein, Regelungen zu treffen, die nicht tagesbezogen sind, gleichsam flexibel im Hinblick auf eine Flexibilität der Wechselkurse zu sein und zu bleiben.
    Eine letzte Frage: Warum ist eine Reform des Weltwährungssystems und seine flexiblere Gestaltung eigentlich nötig geworden, nachdem doch das System von Bretton Woods lange Zeit recht gut funktioniert hat? Sie ist, meine Damen und Herren, nötig geworden, weil der inflatorische Trend in der Welt, insbesondere in den wichtigsten Welthandelsländern in den letzten Jahren zugenommen hat. Darüber waren wir uns heute vormittag einig. Der Hauptgrund für die Währungsschwierigkeiten der jüngsten Zeit, der Gegenwart und vielleicht auch der Zukunft liegt letztlich nicht im System von Bretton Woods, sondern im Verlust der wirtschaftlichen Stabilität der Volkswirtschaften, im Prozeß ihrer Inflationierung. Hier liegen das eigentliche Übel und die eigentliche Aufgabe. Kehren die westlichen Nationen nicht zu einer Wirtschaftspolitik der Stabilität zurück, dann helfen auch die in Aussicht genommenen Änderungen am System nichts; dann kommt die nächste Währungskrise bestimmt. Und deshalb genügt es nicht, nur das System zu ändern; hinzukommen muß die Verpflichtung der Staaten zu einer Politik der Stabilität.
    Die Wiederherstellung der wirtschaftlichen Stabilität muß das primäre Ziel einer Wirtschaftspolitik sein, und zwar auch im Interesse des wirtschaftlichen Wachstums und der Vollbeschäftigung. Denn inzwischen ist deutlich geworden, daß die Inflation nicht das wirtschaftliche Wachstum stimuliert, nicht die Vollbeschäftigung sicherstellt, sondern zum genauen Gegenteil führt, nämlich das Wachstum bremst und die Vollbeschäftigung beeinträchtigt. Das frühere Mitglied des Council of Economic Adviser, Professor Henry Wallich, hat in einem Artikel mit der Überschrift „Aus der Krise gelernt" festgestellt — ich zitiere —:
    Andererseits ist natürlich schon seit langem klar, daß bei hohen und daher unvermeidlich unterschiedlichen Inflationsraten fixe Kurse keinen langen Bestand haben können. Man muß also für ihre relativ leichte Veränderlichkeit Sorge tragen. Es wäre jedoch ein Fehlschluß, dies als eine Erfahrung der Krise hinzustellen. . . .
    Die Notwendigkeit, die fixen Wechselkurse veränderlicher zu gestalten als in der Vergangenheit, entsteht in der Hauptsache aus der Inflation, nicht aus der Natur des Systems.
    Will man auch in dieser Hinsicht aus der Krise einen Schluß ziehen, so müßte er auf die Folgen der Inflation abzielen. Die Inflation unterminiert nicht nur, wie sattsam bekannt, die Zahlungsbilanzen und damit die Stabilität der Währungen; sie zerstört das internationale System als solches. Eine Anpassung an die Inflation, welche diese unschädlich macht, gibt es auf internationalem Gebiet so wenig wie auf nationalem.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)