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  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag 177. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 15. März 1972 Inhalt: Glückwunsch zum Geburtstag des Abg. Draeger 10225 A Austritt des Abg. Dr. Hupka aus der Fraktion der SPD und Eintritt in die Fraktion der CDU/CSU 10225 A Austritt des Abg. Dr. Seume aus der SPD 10225 B Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . 10225 B Erweiterung der Tagesordnung . . . . . 10226 A Eidesleistung des Bundesministers für Bildung und Wissenschaft . . . . . . . 10226 B Begrüßung einer Delegation der französischen Nationalversammlung unter Führung des ersten Vizepräsidenten La Combe 10234 B Jahresgutachten 1971 des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (Drucksache VI/2847) in Verbindung mit Jahreswirtschaftsbericht 1972 der Bundesregierung (Drucksache VI/3078) Dr. Schiller, Bundesminister 10226 C, 10283 A Dr. Müller-Hermann (CDU/CSU) . . 10234 C Junghans (SPD) . . . . . . . . 10242 A Mertes (FDP) . . . . . . . . . 10246 C Strauß (CDU/CSU) . . . . . . . 10250 D Brandt, Bundeskanzler . . . . . 10276 A Dr. Barzel (CDU/CSU) 10279 C Dr. Luda (CDU/CSU) 10289 A Dr. Arndt (Berlin) (SPD) . . . 10293 D Kirst (FDP) 10298 D Dr. Sprung (CDU/CSU) . . . . 10305 A Fragestunde (Drucksache VI/3243) Frage des Abg. Baier (CDU/CSU) : Bundesmittel zur Förderung von Instandsetzungs- und Modernisierungsarbeiten in Altwohngebäuden Ravens, Parlamentarischer Staatssekretär . . . 10261 D, 10262 B, C Baier (CDU/CSU) . . . . . . . 10262 B Niegel (CDU/CSU) . . . . . . . 10262 C II Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 177. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 15. März 1972 Frage des Abg. Dr, Slotta (SPD) : Ermäßigung der Arbeitszeit von Beamtinnen Genscher, Bundesminister . . . 10263 A, B Dr. Slotta (SPD) . . . . . . . . 10263 B Frage des Abg. Geldner (FDP) : Einstufung von graduierten Ingenieuren Genscher, Bundesminister . . 10263 B, C, D Geldner (FDP) 10263 C Baier (CDU/CSU) . . . . . . 10263 D Fragen des Abg. Baeuchle (SPD) : Zahl und Aufklärung von Banküberfällen Genscher, Bundesminister . . . 10263 D, 10264 C, D Baeuchle (SPD) 10264 C Dr. Slotta (SPD) . . . . . . . 10264 C Pensky (SPD) 10264 D Frage des Abg. Dr. Arnold (CDU/CSU) : Versorgung der Familien von im Dienst getöteten oder dienstunfähig gewordenen Polizeibeamten Genscher, Bundesminister . . 10265 A, C, D Dr. Arnold (CDU/CSU) . . . . . 10265 C Dr. Schneider (Nürnberg) (CDU/CSU) 10265 C Kiechle (CDU/CSU) . . . . . . . 10265 D Frage des Abg. Dr. Schneider (Nürnberg) (CDU/CSU) : Internationale Vereinbarungen zur Angleichung der Rechtsvorschriften über die Herstellung, den Handel, den Erwerb und das Führen von Waffen Genscher, Bundesminister . . . . 10265 D, 10266 B, C, D Dr. Schneider (Nürnberg) (CDU/CSU) 10266 B, C Dr. Riedl (München) (CDU/CSU) . 10266 C Sieglerschmidt (SPD) 10266 D Pensky (SPD) 10266 D Frage des Abg. Ziegler (CDU/CSU) : Äußerungen eines Mitglieds der Bundesvorstands der Arbeitsgemeinschaft der Jungsozialisten in der SPD Genscher, Bundesminister . . . 10267 A, B Ziegler (CDU/CSU) 10267 B Frage des Abg. Wagner (Günzburg) (CDU/CSU) : Gesetzentwürfe betr. die Höherstufung der Eingangsämter und Umwandlung der Unterhaltszuschüsse für Beamtenanwärter in Anwärterbezüge Genscher, Bundesminister . . . 10267 C, D Wagner (Günzburg) (CDU/CSU) . . 10267 D Frage des Abg. Dr. Riedl (München) (CDU/CSU) : Förderung der Errichtung von Eisschnellauf-Kunsteisbahnen Genscher, Bundesminister . . . . 10268 A Frage des Abg. Ott (CDU/CSU) : Äußerung des stellvertretenden Vorsitzenden Arbeitsgemeinschaft der Jungsozialisten in der SPD betr. Durchsetzung des „Bonner Staatsapparats" mit ehemaligen Nationalsozialisten Genscher, Bundesminister . . 10268 B, C, D Ott (CDU/CSU) . . . . . . . . 10268 C Hansen (SPD) . . . . . . . . . 10268 D Frage des Abg. von Bockelberg (CDU/CSU) : Anhörung freiberuflicher Verbände durch das Bundesministerium für Justiz Dr. Erkel, Staatssekretär . . . . 10269 A, B von Bockelberg (CDU/CSU) . . . 10269 A Pohlmann (CDU/CSU) 10269 B Becker (Pirmasens) (CDU/CSU) . 10269 B Frage des Abg. von Bockelberg (CDU/CSU) : Entwurf eines Partnerschaftsgesetzes Dr. Erkel, Staatssekretär 10269 B, C, 10270 A von Bockelberg (CDU/CSU) . . . . 10269 D Dr. Arndt (Hamburg) (SPD) . . . . 10270 A Frage des Abg. Dr. Arndt (Hamburg) (SPD) : Genitalkorrigierende Operationen bei Transsexuellen und Transvestiten Dr. Erkel, Staatssekretär . . . . 10270 B, D Dr. Arndt (Hamburg) (SPD) . . . 10270 C, D Frage des Abg. Dr. Arndt (Hamburg) (SPD) : Namensänderungen bei Transsexuellen und Transvestiten Dr. Erkel, Staatssekretär . 10270 D, 10271 B Dr. Arndt (Hamburg) (SPD) . . . . 10271 B Erhard (Bad Schwalbach) (CDU/CSU) 10271 B Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 177. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 15. März 1972 III Fragen des Abg. Maucher (CDU/CSU) : Ermittlung des Einkommens aus Hausbesitz bei der Ausgleichsrente für Schwerbeschädigte und Kriegerwitwen Rohde, Parlamentarischer Staatssekretär . . 10271 C, 10272 A, B, C Maucher (CDU/CSU) . 10271 D, 10272 A, B Fragen des Abg. Horstmeier (CDU/CSU) : Nachentrichtung von Beiträgen an die Rentenversicherung durch Landwirte Rohde, Parlamentarischer Staatssekretär . . . 10272 C, 10273 A, B Horstmeier (CDU/CSU) . ,10272 D, 10273 A Frage des Abg. Dr. Gleissner (CDU/CSU) : Sicherheit der Beförderung durch Charterflugzeuge Haar, Parlamentarischer Staatssekretär . . . 10273 C, D, 10274 A Dr. Gleissner (CDU/CSU) 10273 C Dr. Jobst (CDU/CSU) 10273 D Fragen der Abg. Frau Lauterbach (SPD) : Unfallgefahr durch zu hohe Trittbretter an den Personenwagen der Bundesbahn Haar, Parlamentarischer Staatssekretär 10274 B, C, D Frau Lauterbach (SPD) . . . 10274 C, D Frage des Abg. Dr. Jobst (CDU/CSU) : Zahl der bei der Bundesbahn leerstehenden Waggons Haar, Parlamentarischer Staatssekretär . . 10274 D, 10275 B, C, D Dr. Jobst (CDU/CSU) 10275 A, B Dr. Müller-Hermann (CDU/CSU) . 10275 C Nächste Sitzung 10309 D Anlagen Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten . . 10311 A Anlage 2 Schriftliche Antwort auf die Mündlichen Fragen des Abg. Dr. Probst (CDU/CSU) betr. Firmenzusammenarbeit bei multinationalen Raumfahrtprojekten und betr. Zusammenarbeit zwischen Europa und den USA auf dem Gebiet der Raumfahrt 10311 C Anlage 3 Schriftliche Antwort auf die Mündlichen Fragen des Abg. Dr. Dr. h. c. Bechert (SPD) betr. Lagerung radioaktiver Abfälle in Bohrlöchern von Bergwerken . . . . 10311 D Anlage 4 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Dr. Wagner (Trier) (CDU/ CSU) betr. Leistungsprinzip an den Hochschulen 10312 B Anlage 5 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Picard (CDU/CSU) betr. Vergabe öffentlicher Gelder an nicht legitimierte Studentenverbände 10312 C Anlage 6 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Baier (CDU/CSU) betr Bekämpfung des Radikalismus an den Hochschulen 10312 C Anlage 7 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Dr. von Nordenskjöld (CDU/CSU) betr. Rechtsschutz zur Sicherung einer gedeihlichen Entwicklung des Hochschulwesens 10312 D Anlage 8 Schriftliche Antwort auf die Mündlichen Fragen des Abg. Vogt (CDU/CSU) betr. öffentliche Mittel für den Verband Deutscher Studentenschaften 10313 A Anlage 9 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Dr. Jenninger (CDU/CSU) betr. Finanzkontrolle der Studentenschaften an den Hochschulen . . . . . . . 10313 B Anlage 10 Schriftliche Antwort auf die Mündlichen Fragen des Abg. Dr. Sperling (SPD) betr. Grundlagenforschung im Bereich der supraleitenden Magnete bei Großbeschleunigern 10313 C Anlage 11 Schriftliche Antwort auf die Mündlichen Fragen des Abg. Konrad betr. Förderung der Meeresforschung . . . . . . . . 10314 A Anlage 12 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Pieroth (CDU/CSU) betr. Übertragung der freien Marktwirtschaft auf Entwicklungsländer . . . . . . . 10314 D IV Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 177. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 15. März 1972 Anlage 13 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Werner (CDU/CSU) betr Anteil der öffentlichen Entwicklungshilfe am Bruttosozialprodukt 10315 A Anlage 14 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Dr. Schmude (SPD) betr. Vorträge von Mitgliedern des Bundestages vor Einheiten der Bundeswehr über ihre Absichten für den nächsten Bundestagswahlkampf . . . . . . . . . . 10315 B Anlage 15 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Jung (FDP) betr. Ausnahmegenehmigungen für die Beförderung von Weichobst auf Autobahnen im Lastkraftwagen 10315 D 177. Sitzung Bonn, den 15. März 1972 Stenographischer Bericht Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Dr. Achenbach* 18. 3. Adams * 18. 3. Dr. Ahrens ** 18. 3. Dr. Aigner * 18. 3. Dr. Artzinger * 18. 3. Behrendt * 18. 3. Dr. Dr. h. c. Birrenbach 15. 3. Borm * 18. 3. Dr. Burgbacher * 18. 3. Dasch 18. 3. Dr. Dittrich * 18. 3. Faller * 18. 3. Fellermaier * 18. 3. Flämig * 17. 3. Dr. Furler * 17. 3. Gerlach (Emsland) * 17. 3. Freiherr von und zu Guttenberg 18. 3. Frau Dr. Henze 15. 4. Hösl ** 17. 3. Dr. Jahn (Braunschweig) * 18. 3. Jung ** 17. 3. Dr. Jungmann 15. 3. Dr. h. c. Kiesinger 18. 3. Klinker * 18. 3. Dr. Koch * 18. 3. Kriedemann * 18. 3. Lange * 18. 3. Lautenschlager * 18. 3. Lenze (Attendorn) ** 17. 3. Liedtke 17. 3. Dr. Dr. h. c. Löhr * 18. 3. Lücker (München) * 18. 3. Meister * 17. 3. Memmel * 18. 3. Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller 17. 3. Müller (Aachen-Land) * 18. 3. Frau Dr. Orth * 18. 3. Dr. Reischl * 18. 3. Richarts * 18. 3. Riedel (Frankfurt) * 18. 3. Dr. Rinderspacher 18. 3. Roser * 16. 3. Säckl 15. 3. Dr. Schmid (Frankfurt) 16. 3. Dr. h. c. Schmücker ** 17. 3. Schwabe * 18. 3. Dr. Schwörer * 18. 3. Seefeld* 17. 3. Springorum * 18. 3. Dr. Starke (Franken) * 18. 3. Werner * 18. 3. Wolf 18. 3. Wolfram * 17. 3. Wuwer 17. 3. Zander 17. 3. * Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen des Europäischen Parlaments ** Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen der Beratenden Versammlung des Europarates Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. von Dohnanyi vom 3. März 1972 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Probst (CDU/CSU) (Drucksache VI/3196 Fragen A 72 und 73) : Ist die Bundesregierung der Ansicht, daß im Hinblick auf die Langfristigkeit von großen multinationalen Raumfahrtprojekten, die zehn oder fünfzehn Jahre laufen, die dabei zusammenarbeitenden Firmen zur Erzielung einer größeren Wirtschaftlichkeit und eines umfassenderen know-how die bisherige Form der lockeren Zusammenarbeit von Fall zu Fall in festere Bindungen gesellschaftsreditlicher Art umwandeln sollten, und gedenkt die Bundesregierung gegebenenfalls entsprechende Schritte einzuleiten? Welche Absichten hat die Bundesregierung in bezug auf die künftige Zusammenarbeit zwischen Europa und den USA auf dein Gebiet der Raumfahrt, und welche konkreten Angebote der amerikanischen Regierung zur Beteiligung der Europäer am Raumfahrtprogramm liegen vor? Die Bundesregierung ist der Ansicht, daß angesichts der langfristigen multinationalen Raumfahrtprojekte enge Zusammenarbeit der beteiligten Firmen notwendig ist, um zu einer größeren Wirtschaftlichkeit und einem effektiveren Management bei der Projektdurchführung zu kommen. Ob und in welcher Form dies erfolgen soll, kann nicht generell, sondern nur konkret bei den einzelnen Projekten beurteilt werden. Hierbei sind z. B. die Zahl der beteiligten Firmen, die Größe und Dauer des Projekts, die Konkurrenz- und die Marktsituation zu berücksichtigen. Die Bundesregierung ist am Zustandekommen einer europäisch-amerikanischen Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Raumfahrt interessiert. Angebote für eine europäisch-amerikanische Kooperation liegen u. a. insbesondere beim Apollo-Nachfolgeprogramm vor. Anlage 3 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. von Dohnanyi vom 3. März 1972 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Dr. h. c. Bechert (SPD) (Drucksache VI/3196 Fragen A 74 und 75) : Trifft es zu, daß Atommüll im Bergwerk Asse II bei Wolfenbüttel in nicht begehbaren engen Bohrlöchern gelagert wird oder gelagert werden soll? Welche Maßnahmen sind vorgesehen, falls in solche Bohrlöcher Wasser eindringt, um das Eindringen festzustellen und Grundwasserkontamination durch radioaktive Stoffe zu verhindern? Im Salzbergwerk Asse II werden bisher und in den nächsten 4 Jahren keinerlei radioaktive Abfälle in nicht begehbaren Bohrlöchern gelagert. Erstmals im Jahre 1976 sollen versuchsweise hochaktive Abfälle in nicht begehbaren engen Bohrlöchern eingelagert werden. Die entsprechenden Behälter befinden sich dabei in engstem Kontakt mit dem umgebenden Salzgestein. Diese Art der Lagerung ist erforderlich, damit die beim radioaktiven Zerfall dieser Abfälle freiwerdende Wärme vom Salz sicher 10312 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 177. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 15. März 1972 abgeleitet wird und auf eine künstliche Kühlung verzichtet werden kann. Das Eindringen von Wasser in das Salzbergwerk kann, wie wissenschaftliche Untersuchungen ergeben haben, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden. Darüber hinaus ist ein Eindringen von Wasser in die Bohrlöcher nicht möglich, weil nach Einbringen der Edelstahlbehälter mit den zu Glas verarbeiteten hochaktiven Abfällen in die Bohrlöcher das Bohrloch 5 Meter hoch bis zu seiner Oberkante mit Salz gefüllt wird. Dieses Salz wird durch die Zerfallswärme der Abfälle plastisch und schließt die Edelstahlbehälter nach allen Seiten völlig dicht ein. In dem mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausgeschlossenen Fall des Eindringens von Wasser in den Raum über den Bohrlöchern würde sich innerhalb einiger Tage eine annähernd gesättigte Salzlösung bilden. Von dem in den Bohrlöchern über den Edelstahlbehältern befindlichen Salz würde nur der oberste Teil gelöst werden. Anschließend würde sich ein Gleichgewichtszustand zwischen gesättigter Salzlösung und Salz einstellen. Ein weiteres Eindringen von Wasser in die Bohrlöcher kann daher ausgeschlossen werden. Eine zusätzliche besondere Überwachung der Bohrlöcher auf eindringendes Wasser über die allgemeine Überwachung des Bergwerks hinaus hätte deshalb keinen Sinn. Eine Kontamination des Grundwassers in der Umgebung des Salzbergwerks durch radioaktive Stoffe ist ebenfalls ausgeschlossen. Umfangreiche hydrologische Untersuchungen. vor Beginn der Einlagerung radioaktiver Abfälle haben ergeben, daß zwischen dem Salzgestein und dem Grundwasser keinerlei Verbindung besteht. Selbst bei einem — äußerst unwahrscheinlichen — starken Wassereinbruch in das Bergwerk würde die sich bildende gesättigte Salzlösung in der Schachtanlage eingeschlossen bleiben, eventuell vorhandene Hohlräume und Spalten abdichten und infolgedessen nicht in die Umgebung und damit auch nicht in das Grundwasser gelangen können. Anlage 4 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. von Dohnanyi vom 3. März 1972 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Wagner (Trier) (CDU/ CSU) (Drucksache VI/3196 Frage A 78) : Bekennt sich die Bundesregierung noch zum herkömmlichen Leistungsprinzip an den Hochschulen? Die Aufgaben der Gesellschaft sind ohne einen sozialen Leistungswillen der Bürger nicht zu bewältigen. Dieser soziale Leistungswille ist deswegen auch bei Hochschullehrern und Studenten erforderlich. Für den Hochschulbereich hat die — von der Bundesregierung wiederholt geäußerte — Auffassung z. B. in den §§ 2 bis 4, 7 Graduiertenförderungsgesetz, § 9 Bundesausbildungsförderungsgesetz sowie in § 37 Abs. 1 und 2 Entwurf Hochschulrahmengesetz Niederschlag gefunden. Die Bundesregierung bekennt sich also in diesem Sinne zum Leistungsprinzip. Ob das allerdings immer den „herkömmlichen" Leistungsbegriff deckt, muß wohl bezweifelt werden. Anlage 5 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. von Dohnanyi vom 3. März 1972 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Picard (CDU/CSU (Drucksache VI/3196 Frage A 80) : Sind der Bundesregierung in letzter Zeit Fälle bekanntgeworden, in denen öffentliche Gelder an nicht legitimierte Studentenverbände vergeben worden sind? Derartige Fälle sind der Bundesregierung nicht bekanntgeworden. Anlage 6 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. von Dohnanyi vom 3. März 1972 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Baier (CDU/CSU (Drucksache VI/3196 Frage A 81): Gedenkt die Bundesregierung den linksextremen Radikalismus an den Hochschulen zu tolerieren? Die Bundesregierung bekämpft linksextremen und rechtsextremen Radikalismus. Bereits in der Regierungserklärung vom 28. Oktober 1969 wurde darauf hingewiesen. Anlage 7 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. von Dohnanyi vom 3. März 1972 auf die Mündliche Frage ,des Abgeordneten Dr. von Nordenskjöld (CDU/CSU) (Drucksache VI/3196 Frage A 82) : Ist die Bundesregierung der Meinung, daß der bestehende Rechtsschutz für die Sicherung einer gedeihlichen Entwicklung des Hochschulwesens ausreichend ist? Die Bundesregierung ist der Meinung, daß alle Hochschulmitglieder und die Hochschule selbst vor Rechtsbrüchen, Gewalt und Obstruktion geschützt werden müssen. In vielen Fällen bieten die für alle Staatsbürger geltenden Rechtsnormen eine ausreichende Möglichkeit, Rechtsverstößen zu begegnen, wenn von ihnen Gebrauch gemacht wird. Es ist darüber hinaus die Frage, ob im Falle korporationsrechtlicher Pflichtverletzungen besondere Maßnahmen erforderlich sind. Die gedeihliche Entwicklung des Hochschulwesens ist aber nicht in erster Linie eine Frage eines besonderen Rechtsschutzes. Die Zukunft unserer Hochschulen hängt vor allem davon ab, ob es gelingt, die notwendige Steigerung ihrer wissenschaftlichen und pädagogischen Leistungsfähigkeit mit der Mitwirkung aller Beteiligten an ihrer Willensbildung zu Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 177. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 15. März 1972 10313 verbinden. Dies hängt entscheidend von der Bereitschaft aller Mitglieder der Hochschule zu konstruktivem Zusammenwirken ab. Dabei müssen die Reformer gegen Obstruktion und Gewalt geschützt werden. Anlage 8 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. von Dohnanyi vom 3. März 1972 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Vogt (CDU/CSU) (Drucksache VI/3196 Fragen A 83 und 84) : Gedenkt die Bundesregierung, den Verband Deutscher Studentenschaften auch nach den Beschlüssen seiner letzten Mitgliederversammlung weiterhin mit öffentlichen Mitteln zu unterstützen? Was hat die Bundesregierung in der Vergangenheit (seit 1969) unternommen, um die Verwendung der an den Verband Deutscher Studentenschaften geleisteten Zuschüsse aus Bundesmitteln sowie Abgaben aus Pflichtbeiträgen zu überprüfen? Die Bundesregierung hat den Verband Deutscher Studentenschaften auf Grund des Kabinettsbeschlusses vorn 26. März 1969 bereits seit diesem Zeitpunkt nicht mehr gefördert. Auf Grund des Kabinettsbeschlusses vom 26. März 1969 erhält der Verband Deutscher Studentenschaften seit dem Jahr 1969 keine Zuschüsse mehr aus Bundesmitteln. Der Verband Deutscher Studentenschaften ist ein nicht rechtsfähiger Verein. Die Bundesregierung hat keine rechtliche Möglichkeit, die Verwendung von Beiträgen der Studentenschaften, die Mitglieder dieses Vereins sind, zu überprüfen. Das gilt auch dann, wenn die Beiträge aus Pflichtbeiträgen stammen, die Studenten an ihre Studentenschaften zahlen müssen. Anlage 9 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. von Dohnanyi vom 3. März 1972 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Jenninger (CDU/CSU) (Drucksache VI/3196 Frage A 85) : Was gedenkt die Bundesregierung zu unternehmen, um eine Finanzkontrolle der Studentenschaften an den Hochschulen der Bundesrepublik Deutschland zu veranlassen, wie es dem Beiträgegesetz vom 24. März 1934 (Reichsgesetzbl. I S. 235), der Bundeshaushaltsordnung und dem geltenden Hochschulrecht entspricht, um damit sicherzustellen, daß nicht mit öffentlichen Geldern rechts- und verfassungswidrige Aktionen finanziert werden? Erforderliche Finanzkontrollen der Studentenschaften an den Hochschulen zu veranlassen, ist Aufgabe der Aufsichtsbehörden der Länder. Im übrigen erhalten die Studentenschaften auch keine Zuschüsse des Bundes. Soweit sie Zuschüsse von Ländern erhalten, obliegt diesen die Prüfung. Ich darf im übrigen darauf hinweisen, daß das von Ihnen genannte Beiträge-Gesetz vom 24. März 1934 (RGBl I, S. 235) am 1. Januar 1970 als Bundesrecht gemäß § 119 Abs. 2 Ziffer 2 der Bundeshaushaltsordnung vom 19. August 1969 (BGBl I, S. 1284) außer Kraft getreten ist. Anlage 10 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. von Dohnanyi vom 3. März 1972 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Sperling (SPD) (Drucksache VI/3196 Fragen A 86 und 87) : Reicht der Stand der Grundlagenforschung im Bereich der Supraleitung, insbesondere der supraleitenden Werkstoffe aus, um den Bau eines Großbeschleunigers mit supraleitenden Magneten bereits jetzt in Angriff zu nehmen? Ist es richtig, daß sich im Kernforschungszentrum Karlsruhe hei der Verwirklichung eines auf Supraleitung aufbauenden Beschleunigerprojekts herausgestellt hat, daß die daran Beteiligten sich nachträglich in den Stand der Grundlagenforschung dieses Bereichs einarbeiten mußten? Der Gedanke, supraleitende Magnete bei Kreisbeschleunigern zur Teilchenführung zu verwenden, ist in den letzten Jahren in zunehmendem Maße aufgegriffen worden. Bei dem neu konzipierten Großbeschleuniger von CERN würde durch die Verwendung supraleitender — statt konventioneller — Ringmagnete die Möglichkeit bestehen, anstelle einer Protonenendenergie von 300 GeV den Wert von etwa 1000 GeV zu erreichen. Zu beachtlichen Erfolgen hat inzwischen die Entwicklung von supraleitenden Gleichstrom-Magneten geführt, mit denen man konstante Magnetfelder — wie sie etwa bei Blasenkammern benötigt werden erzeugt. Demgegenüber steht die Entwicklung supra-leitender Wechselstrom-Magnete, die für die zeitlich veränderlichen Magnetfelder in Kreisbeschleunigern benötigt werden, noch in den Anfängen. Im Kernforschungszentrum Karlsruhe arbeitet das Institut für Experimentelle Kernphysik (IEKP) in enger Abstimmung mit französischen und englischen Gruppen seit etwa 3 Jahren an der Entwicklung supraleitender Wechselstrom-Magnete. Bisher ist es jedoch noch in keinem Land gelungen, einen serienreifen Prototyp fertigzustellen. Erst wenn dies geschehen ist, kann der Bau von Beschleunigern oder die Umrüstung bestehender Beschleuniger mit Hilfe der Supraleitungstechnik in Angriff genommen werden. Im Kernforschungszentrum Karlsruhe wird seit einigen Jahren der Prototyp eines supraleitenden Protonen-Linear-Beschleunigers entwickelt. Das Projekt entstand aus den Vorarbeiten über einen konventionellen Protonen-Linearbeschleuniger. Die beteiligten Mitarbeiter mußten sich in der Anfangsphase des Projekts — wie dies bei fast allen neuen Projekten notwendig ist — in die Supraleitungs-Technologie einarbeiten. Hierzu gehörte auch die umfassende Kenntnis der wissenschaftlichen Grundlagen. Der Erfolg technischer Entwicklungen setzt im übrigen keineswegs immer voraus, daß alle Fragen der theoretischen Deutung vorher voll beherrscht und verstanden werden. So arbeiten noch in vielen Ländern Forschungsgruppen über das Phänomen der Kernspaltung, die seit vielen Jahren wirtschaftlich mit großem Erfolg genutzt wird. 10314 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 177. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 15. März 1972 Das Karlsruher Institut besitzt heute einen inter- national anerkannten Ruf, was auch durch die zahlreichen Besuche ausländischer, vor allem amerikanischer Gäste bestätigt wird. Es gibt derzeit keine internationale Fachtagung über die Entwicklung supraleitender Beschleuniger ohne Karlsruher Beteiligung und Beiträge. Die Karlsruher Arbeiten zur Supraleitungs-Technik sind ein gutes Beispiel für die Aufnahme neuer Entwicklungsarbeiten in den Kernforschungszentren. Die Umsetzung von Wissenschaftlern in andere Projekte setzt hierbei auch ausreichende Möglichkeiten für das Einarbeiten in die neuen Fachgebiete voraus. Anlage 11 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. von Dohnanyi vom 3. März 1972 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Konrad (SPD) (Drucksache VI/3196 Fragen A 88 und 21): Teilt die Bundesregierung die auf einer Tagung des „Gesprächskreises Meerestechnik" beim Ministerium für Wirtschaft und Verkehr des Landes Schleswig-Holstein vertretene Ansicht, daß die Meeresforschung durch mangelhafte Förderung und Zielsetzung sowie Zersplitteiung der Kompetenzen und Maßnahmen behindert sei? Welche Planungen liegen vor, und welche Maßnahmen sind getroffen, um die westdeutsche Industrie über die Absichten der Bundesregierung ausreichend zu unterrichten und die Zusammenarbeit mit der Industrie laufend zu verbessern? Die Bundesregierung ist nicht der Meinung, daß von einer mangelhaften Förderung der Meeresforschung die Rede sein kann seit die Aufwendungen des Bundes in den Jahren 1969 bis 1971 von 45 auf rd. 75 Millionen DM zeitlich stiegen (1966 bis 1968 insgesamt: 91,5 Millionen DM). Für 1972 sind nach den Haushaltsansätzen Bundesmittel in Höhe von rd. 108 Millionen DM veranschlagt. Die Förderung von Meeresforschung und Meerestechnik wird sich in Anbetracht ihrer Bedeutung für Wirtschaft, Ernährung, Seeverkehr und Küstenschutz sowie angesichts der Notwendigkeit einer Verhütung und Bekämpfung der Meeresverschmutzung auch zukünftig stärker entwickeln müssen. Die Zielsetzung ist erstmals im Jahre 1969 im Gesamtprogramm für die Meeresforschung in der BRD formuliert worden; inzwischen wurde das Programm überarbeitet, weil auch die Bundesregierung mit der Klarheit bisheriger Zielsetzungen nicht zufrieden war. Mit der Veröffentlichung eines neuen Programms ist Mitte dieses Jahres zu rechnen. Die verschiedenen Kompetenzen sind zum Teil durch die Vielfalt der naturwissenschaftlichen Disziplinen der Meeresforschung bedingt, die von der Geophysik, Geologie über die Physik, Chemie und Biologie bis zur Meteorologie reichen, und die daher auch im Anwendungsbereich zu verschiedenen Zuständigkeiten des Bundes und der Länder führen. Eine Zersplitterung der Maßnahmen soll trotz der verschiedenen Zuständigkeiten durch eine gute Zusammenarbeit in der Deutschen Kommission für Ozeanographie (DKfO), dem IMA für Meeresforschung und anderen Fachgremien vermieden werden. Es sind Überlegungen im Gange, die Koordinierung noch wirksamer zu gestalten. Die intensivste Unterrichtung und Zusammenarbeit mit der westdeutschen meerestechnischen Industrie erfolgt über die Wirtschaftsvereinigung industrielle Meerestechnik e. V. (WIM), auf dem Wege über Ausschreibungen und im direkten Verkehr mit den einzelnen Unternehmen. Darüber hinaus ist die Industrie im Rohstoffausschuß der DKfO vertreten. Zur Fortsetzung von Vorhaben zum Aufsuchen mineralischer Rohstoffe im Ausland hat der BMWF für das Jahr 1972 Haushaltsmittel in Höhe von 9 Millionen DM vorgesehen. Ausgehend von der bisherigen Tätigkeit der rohstoffbezogenen Meeresforschung wird sich die Bundesregierung bemühen, die Bestrebungen zur Intensivierung der künftigen Nutzung mariner Rohstofflagerstätten auch aus Mitteln und nach den Richtlinien des Rohstoffprogramms zu unterstützen (vgl. Jahreswirtschaftsbericht 1972 in Drucksache VI/3078 vom 28. Januar 1972 und Bundesanzeiger Nr. 210 vom 10. November 1970). Die Bundesregierung geht dabei davon aus, daß sich die einschlägige Industrie an der Verwirklichung dieser Ziele interessiert beteiligen wird. Im übrigen verweise ich auf meine Antworten auf die Kleine Anfrage der CDU/CSU-Fraktion zur Förderung der Meeresforschung und Meerestechnik (Drucksache VI/2450 vom 13. Juli 1971), auf die Großen Anfragen zur Technologiepolitik (Drucksache VI/2789 vom 3. November 1971) und auf zwei Fragen des Abg. Dr. Hubrig (Protokoll der 164. Sitzung vom 21. Januar 1972, S. 9484/5). Anlage 12 Schriftliche Antwort des Bundesminister Dr. Eppler vom 15. März 1972 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Pieroth (CDU/CSU) (Drucksache VI/3243 Frage A 3) : Teilt die Bundesregierung die von einem Referatsleiter des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit öffentlich vertretene Auffassung, die Wirtschaftsordnung der Bundesrepublik Deutschland sei eine „sogenannte freie Marktwirtschaft", die zu ungerechter Vermögensverteilung geführt habe und auf keinen Fall auf die Entwicklungsländer übertragen werden dürfe, und welche Konsequenzen gedenkt die Bundesregierung gegebenenfalls in ihrer Entwicklungspolitik daraus zu ziehen? Die Bundesregierung ist nicht berechtigt, ihren Beamten vorzuschreiben, wie sie die Vermögensverteilung in der Bundesrepublik Deutschland zu beurteilen haben. Es entspricht der entwicklungspolitischen Konzeption der Bundesregierung (siehe Seite 11 des Kabinettbeschlusses vom 11. Februar 1971) daß sie nicht beabsichtigt, Entwicklungsländern ihre eigenen Vorstellungen von Gesellschaft und Wirtschaft aufzudrängen. Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 177. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 15. März 1972 10315 Anlage 13 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Frau Freyh vom 15. März 1972 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Werner (CDU/CSU) (Drucksache VI/3243 Frage A 4) : Hält die Bundesregierung es für angemessen, daß die deutschen Entwicklungshilfeleistungen aus öffentlichen Mitteln für 1970 im Vergleich mit den Partnerstaaten der Europäischen Gemeinschaft einschließlich Englands, Dänemarks und Norwegens mit 0,32 % des Bruttosozialproduktes an vorletzter Stelle stehen, und wie stimmt das überein mit der Regierungserklärung des Bundeskanzlers und anderen Erklärungen der Bundesregierung? Der Anteil der öffentlichen Entwicklungshilfe am BSP im Jahre 1970 lag mit 0,32 % des BSP geringfügig unter dem Durchschnitt der DAC-Staaten von 0,34 % des BSP. Für den Rückgang dieses Anteils gegenüber dem Vorjahr waren, wie die Bundesregierung bereits bei Beantwortung der Großen Anfrage der Fraktionen der CDU/CSU am 28. April 1971 ausgeführt hatte, vor allem zwei Gründe maßgebend: einmal die außergewöhnliche Steigerung des Bruttosozialprodukts und zum anderen der schleppende Abfluß der Kapitalhilfemittel. Die Höhe der abfließenden Mittel ist bekanntlich nicht zuletzt vom Volumen der niedrigeren Zusagen in den vorangegangenen Jahren abhängig. Dennoch lag der Anteil der öffentlichen Hilfe 1970 bei fünf DAC-Ländern niedriger als der Anteil der BRD. Nur bei drei der in der Frage aufgeführten Länder lag der Anteil der öffentlichen Entwicklungshilfe wesentlich über dem Anteil der BRD; bei diesen drei Ländern handelt es sich um Länder, bei denen der Umfang und die Richtung der öffentlichen Hifle auch heute noch durch ihre besonderen Überseebeziehungen bestimmt werden. Auch wenn endgültige Zahlen für 1971 noch nicht vorliegen, dürften die öffentlichen Leistungen der BRD ziemlich genau den DAC-Durchschnitt erreichen. Anlage 14 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Berkhan vom 15. März 1972 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Schmude (SPD) (Drucksache VI/3243 Frage A 59) : Ist die Bundesregierung bereit, allen Mitgliedern des Bundestages die Möglichkeit zu eröffnen, vor Einheiten der Bundeswehr bei offiziellen Besuchen ihre Absichten für den nächsten Bundestagswahlkampf darzulegen? Die Bundesregierung hat es schon immer begrüßt, wenn die Mitglieder des Bundestages die Gelegenheit wahrnehmen, Einheiten der Bundeswehr Besuche abzustatten. Diese Kontakte zwischen Bundestagsabgeordneten und der Truppe sowie auch die Kontakte zwischen Landtagsabgeordneten sowie Mitgliedern der Kreis- und Gemeindeparlamente mit den Soldaten dienen zum besseren Verständnis der jeweiligen Probleme. Die Bundesregierung wünscht, daß solche Kontakte auch weiterhin gepflegt werden. Die Bundesregierung würde es indessen jedoch nicht begrüßen, wenn die Bundeswehr in den Bundestagswahlkampf oder in einen Landtagswahlkampf hineingezogen würde. Aus diesem Grunde ist durch einen Erlaß des Generalinspekteurs der Bundeswehr aus dem Jahre 1961 angeordnet worden, daß Besuche von Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens bei der Truppe möglichst für die Zeit nach der Wahl vereinbart werden sollen. Ich darf nochmals wiederholen, dieser Erlaß stammt bereits aus dem Jahre 1961. Die Bundesregierung geht davon aus, daß sich diese im Erlaß festgelegte Regelung bewährt hat. Anlage 15 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Haar vom 15. März 1972 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Jung (FDP) (Drucksache VI/3243 Frage A 74) : Wird die Bundesregierung bei dem im Rahmen der neuen Ferienreiseverordnung 1972 vorgesehenen Wochenendfahrverbot für schwere LKW auf Bundesautobahnen und -fernstraßen eine Ausnahmegenehmigung für Weichobsttransporte in Fahrtrichtung Süd-Nord erteilen, um so negative Auswirkungen auf die süddeutschen Weichobstmärkte (z. B. Warenstau während der Kirschenernte am Samstag und Sonntag) zu vermeiden? Die Ferienreise-Verordnung 1972 wird versuchsweise in diesem Jahr — vorbehaltlich der Zustimmung des Bundesrates — die Erteilung von Ausnahmegenehmigungen für die Beförderung von Weichobst auf Autobahnen in Lastkraftwagen ohne Anhänger an Sonntagen nach 14 Uhr vorsehen, wenn dies dringend geboten ist, um die rechtzeitige Ankunft in dem Bedarfsgebiet sicherzustellen. Für die in das Lkw-Fahrverbot einbezogenen Bundesstraßen ist die Erteilung von Ausnahmen wie in den Vorjahren vorgesehen.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Manfred Luda


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Kollege Ott, ich beabsichtige, im weiteren Verlaufe meiner Ausführungen auch zu dem noch etwas zusätzlich zu sagen,

    (Abg. Wehner: Bilden Sie sich doch nichts ein! Das ist doch eine Schaustellung hier!)

    was der Herr Bundeskanzler vorhin hier ausgeführt hat, und ich hoffe sehr, daß der Herr Bundeskanzler dann selbst zugegen ist,

    (Abg. Wehner: Der Ott möchte auch mal vorn sitzen! — Weitere Zurufe von der SPD)

    um auf meine Ausführungen dann seinerseits zu antworten.
    Meine Damen und Herren, diese Feststellung des Jahresgutachtens entspricht übrigens auch dem Urteil, welches die Deutsche Bundesbank in ihrem Jahresbericht für das Jahr 1970 auf Seite 6 gesprochen hat. Da heißt es:
    Auch die staatlichen Haushalte haben 1970 durch ihre Kassentransaktionen die Gesamtnachfrage expansiv beeinflußt.

    (Abg. Wehner: Geben Sie es in das Register, dann können wir das selber lesen!)

    Natürlich betrifft das, wie im Jahreswirtschaftsbericht an sich richtig bemerkt wird, auch die Länder und Gemeinden. Aber dafür ist die Bundesregierung gleichfalls verantwortlich; denn das Stabilitätsgesetz bietet ihr die Instrumente, um erforderlichenfalls auf die Ausgaben- und Schuldenpolitik aller sonstigen öffentlichen Haushalte einzuwirken. Auch hier fehlte es jedoch der Mehrheit der Bundesregierung — vor allem dem Bundeskanzler, wozu ich dann gleich noch einiges werde sagen müssen an der erforderlichen Einsicht und der politischen Kraft, um von den gesetzlichen Vollmachten rechtzeitig und ausreichend Gebrauch zu machen.
    Noch 1969 hatte der Bundeswirtschaftsminister mit der Versicherung um das Vertrauen der Öffentlichkeit geworben: Wir werden wohldosiert und wohlabgestuft sanft und gleitend gegensteuern, die Werkzeuge liegen griffbereit. Der krasse Widerspruch zwischen diesem trügerischen Schein und der harten Wirklichkeit, wie sie in dem Jahresgutachten dargestellt wird, macht deutlich, wie sehr die Bundesregierung versagt und so den ihr gewährten Vertrauensvorschuß kurzfristig verwirtschaftet hat.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Diese Fehlentwicklung ist um so unverständlicher, als festzustellen ist, daß es weder an der Bereitschaft der CDU/CSU zur Kooperation noch an unseren Alternativvorschlägen gefehlt hat. Es ist offensichtlich erforderlich, daran zu erinnern, daß die CDU/ CSU-Fraktion bei der Beratung des Bundeshaushalts 1970 im Haushaltsausschuß sage und schreibe 80 detaillierte Änderungs- und Kürzungsanträge gestellt und die wichtigsten anschließend bei der Verabschiedung im Plenum wiederholt hat. Die Koalition hat diese Alternativen damals verworfen, obwohl die Deutsche Bundesbank im Frühjahr 1970 auch schon dringend ersucht hatte, den Nachfragesog durch derartige Maßnahmen entscheidend zu dämpfen. Wir waren es also nicht allein, sondern auch die objektiven Gremien, auf die der Herr Bundeswirtschaftsminister so entscheidenden Wert legt, haben die Bundesregierung in all dieser Zeit vergeblich zu solchen Maßnahmen aufgefordert.
    Einige Monate später, in der Sondersitzung des Bundestages vorn 10. und 11. Juli 1970, hatte die CDU/CSU einen Antrag betreffend konjunkturpolitische Dämpfungsmaßnahmen eingebracht. Danach sollte der Bundeswirtschaftsminister gemäß § 6 des Stabilitätsgesetzes ermächtigt werden, bei Vollzug des Haushalts die Verfügung über bestimmte Ausgabemittel und das Eingehen von Verpflichtungen zu Lasten künftiger Rechnungsjahre von seiner Ein-



    Dr. Luda
    willigung abhängig zu machen. Der Haushaltsplan-entwurf 1971 sollte gekürzt und in einen Kern- und einen Eventualhaushalt aufgegliedert werden. Eine Nettokreditaufnahme des Bundes sollte 1971 unterbleiben, und die Bundesregierung sollte die Länder und Gemeinden zu einer entsprechenden Haushaltsführung anhalten. Auch diese Alternativen der CDU/ CSU sind damals von der Koalition abgelehnt worden. Die Bundesregierung hatte statt dessen für 1971 einen Haushaltsplanentwurf mit einer Steigerungsrate von 12 % vorgelegt. Damit hat sich deutlich gemacht das müssen wir doch heute noch einmal ganz klar aussprechen —, daß sie trotz Überkonjunktur und trotz inflationären Preisauftriebes fest zu einer expansiven Ausgabenpolitik entschlossen war.
    Der von den Sachverständigen erhobene Vorwurf einer unkontrollierten und nicht konjunkturgerechten Ausgabenexpansion besteht also zu Recht. Der von der Bundesregierung im Jahreswirtschaftsbericht versuchte Entlastungsbeweis vermag in keiner Weise zu überzeugen.
    Der Sachverständigenrat kommt in seinem Gutachten für die künftige Wirtschaftspolitik zu folgenden Konsequenzen; ich zitiere:
    Die Lohnpolitik wirkt weiterhin inflationär. Daher muß die Wirtschaftspolitik um der Preisstabilität willen mit Konjunkturanregungsmaßnahmen warten. Eigentlich wären solche Maßnahmen nötig, um einer drohenden Rezession entgegenzuwirken.
    Es sei unvermeidlich, daß 1972 das Preisniveau weiter steigt und der Beschäftigungsgrad weiter sinkt. Es könne nur darauf ankommen, den Abschwung 1972 — meine Damen und Herren, das ist der Kernpunkt — zu nutzen, um Anschluß an eine befriedigende Zukunft zu finden.
    Um in dieser Dilemmasituation künftig wenigstens dieses bescheidene Ergebnis, Herr Bundeswirtschaftsminister, zu ermöglichen, entwickelt der Sachverständigenrat zwei verschiedene Strategien. Diesen stellt er eine dritte gegenüber, von der er ausdrücklicht sagt, daß sie mit den Zielen des Stabilitäts- und Wachstums-Gesetzes nicht vereinbar sei. Auf diesen Punkt muß ich leider gleich sehr nachdrücklich zurückkommen.
    In den ersten beiden Alternativen wird eine kostenniveauneutrale Lohnpolitik als vorrangiges Kernproblem behandelt. Darunter verstehen die Sachverständigen eine Steigerungsrate der Effektivlöhne von höchstens 6 %. Darüber hinaus machen sie zusätzliche expansive Maßnahmen davon abhängig, daß ein längerer Stillstand bei den durchschnittlichen Erzeugerpreisen der Industrie eingetreten ist. Schließlich unterstellen die Gutachter bei diesen beiden Alternativen eine wirksame außenwirtschaftliche Absicherung. Wenn alles das nicht erfüllt ist, können nach Auffassung der Gutachter expansive Maßnahmen im Jahre 1972 nicht in Frage kommen. In den beiden ersten Strategien differieren also nur die vorgesehenen expansiven Maßnahmen. Das sind bei Strategie I die Freigabe und Praktizierung der Investitionshaushalte und eine mäßige Senkung des
    Zinsniveaus, und bei Strategie II sind es statt der Praktizierung der Eventualhaushalte die Rückzahlung des Konjunkturzuschlags und eine starke Senkung des Zinsniveaus. Nach Ansicht der Sachverständigen würden die Preise im Falle der Strategie II stärker steigen als bei Strategie I.
    Die Bundesregierung hat sich nunmehr entschlossen, den Konjunkturzuschlag im Sommer dieses Jahres zurückzuzahlen.

    (Beifall bei der SPD.)

    — Das ist ein Faktum, zu dem wir alle stehen, meine Damen und Herren. In Abweichung vom Jahreswirtschaftsbericht soll der Eventualhaushalt nicht mehr im Frühjahr wirksam werden, aber immerhin soll mit der Verwirklichung in der zweiten Jahreshälfte offenbar auch nach den jetzigen Intentionen begonnen werden.
    Wie die Intentionen auch aussehen mögen, ob es gelingt, den Vollzug des Eventualhaushalts wesentlich hinauszuschieben, erscheint höchst fragwürdig. Daß der Herr Bundeswirtschaftsminister dies ankündigt, ist verständlich. Aber alle sind sich wohl darüber im klaren, daß dies nicht von ihm allein, sondern von seinen Kabinettskollegen, die zugleich seine Kontrahenten sind, entschieden werden wird, von den Herren Leber, Schmidt, Lauritzen usw. Wer wüßte denn nicht, daß es hier nur um einen Pro-forma-Eventualhaushalt handelt und daß dieser durch Sachzwang und Verzahnung in Wahrheit Bestandteil des Kernhaushalts ist. Die Ressorts haben doch fest mit den dort vorgesehenen 2,5 Milliarden DM gerechnet und wollen jetzt auf diese Beträge nicht verzichten. Jedenfalls haben Sie einen entsprechenden Kabinettsbeschluß bisher noch nicht zuwege gebracht, Herr Schiller. Das müssen wir doch einmal ausdrücklich festhalten.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Weil dies den Bundeskanzler und den Minister für Wirtschaft und Finanzen noch in größte politische Schwierigkeiten bringen wird, hat die Koalition dafür gesorgt, daß die zweite und die dritte Lesung des Bundeshaushalts 1972 im Bundestag erst nach den Landtagswahlen vom 23. April vollzogen werden sollen.

    (Beifall bei der CDU/CSU. — Abg. Wehner: Sie merken aber auch alles!)

    Auch das macht die politische Schwäche dieser Regierungskoalition deutlich.
    Darüber hinaus ist festzustellen, daß die Bundesregierung alles getan hat, um nicht nur eine kräftige Zinssenkung --- Strategie II des Gutachtens —, sondern sogar eine sehr kräftige Zinssenkung — das ist Strategie III, Herr Schiller — zu erreichen. Hinzu kommt, daß die Bundesregierung keineswegs gewillt ist, die vom Sachverständigenrat zur Grundvoraussetzung erklärte stabilitätskonforme Lohnpolitik abzuwarten.
    Ob die weitere Grundvoraussetzung, die außenwirtschaftliche Absicherung, gegeben ist, erscheint angesichts der weiter andauernden Dollarkrise fraglich. Jedenfalls ist die Flexibilität des Wechselkurses



    Dr. Luda
    nach unten angesichts der jüngsten Dollarschwäche fast ganz ausgeschöpft. Also auch diese Grundvoraussetzung des Sachverständigenrats ist leider Gottes mit einem deutlichen Fragezeichen zu versehen.
    Bei dieser Sachlage, meine Damen und Herren, hat die jetzige Konzeption der Bundesregierung mehr Ähnlichkeit mit der Strategie III des Sachverständigengutachtens,

    (Abg. Wehner: Das können Sie mal vorlesen!)

    bei der eindeutig auf Expansion umgeschaltet wird und von der es im Gutachten heißt, sie sei mit den Zielen des Stabilitäts- und Wachstumsgesetzes nicht vereinbar. Die Bundesregierung sollte daher aufhören, zu versichern, sie lehne eine Politik des Durchstartens ab. Ganz offensichtlich ist sie doch im Begriff, wieder kräftig Gas zu geben. Die vom Bundeskanzler angestrebten Neuwahlen werfen in der Tat ihre Schatten voraus. Das es um die Macht geht, meine Damen und Herren, ist das Stabilitätsgesetz nur noch Makulatur. Seien wir uns darüber im klaren!

    (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU. — Zurufe von der SPD.)

    Die Entwicklung ist um so gefährlicher, als auf Grund des Februar-Berichts der Deutschen Bundesbank von einem Nettoverschuldungsbedarf aller öffentlichen Haushalte im Jahre 1972 von 22 Milliarden DM auszugehen ist. Wie man aber seitdem
    hört, soll diese Summe inzwischen noch wesentlich weiter angewachsen sein; wie Dr. Barzel vorhin gesagt hat, ist jetzt von 30 Milliarden DM die Rede. Dr. Barzel hat den Bundeswirtschaftsminister aufgefordert, zu dieser Behauptung, die bisher nicht widerlegt worden ist, hier detailliert Stellung zu nehmen. Aber in seiner Antwort hat Herr Schiller — ich muß ,das leider sagen — nur ausweichend reagiert. Er hat ausweichend auf die Finanzierungsüberschüsse aus den Jahren 1970 und 1971 zurückgegriffen und erklärt, erst im zweiten Halbjahr 1971 sei bei allen öffentlichen Haushalten ein Finanzierungsdefizit von 0,5 Milliarden DM aufgelaufen. Herr Schiller, wäre es nicht besser gewesen, Sie hätten gleich klargestellt, daß bei dieser Betrachtungsweise alle Sozialversicherungsträger, wie mir scheint — ich konnte das so schnell natürlich nicht nachprüfen —, mit einbezogen worden sind — Sie nicken; das ist der Fall —, weshalb diese Zahl in keiner Weise in Vergleich gesetzt werden kann zu früheren Raten der Nettokreditaufnahme und auch nicht in Beziehung gesetzt werden kann zu der Zahl von 22 Milliarden DM aus dem Februar-Bericht der Deutschen Bundesbank?
    Herr Schiller, wollen Sie nicht bitte noch in dieser Debatte eindeutig Stellung nehmen zu der Frage, wie hoch der gesamte Nettokreditbedarf aller öffentlichen Hände einschließlich Bahn und Post, aber ausschließlich der Sozialversicherungsträger nach dem Stand vom heutigen Tage ist? Die Öffentlichkeit hat einen Anspruch darauf, daß diese gravierende Frage geklärt wird. Denn im Jahre 1971 hat laut der Auskunft, die die Bundesregierung
    unserer Fraktion am 3. Februar 1932 erteilt hat — das ist die vergleichbare Zahl, Herr Schiller, die Sie soeben geflissentlich umgangen haben —, die Neuverschuldung aller öffentlichen Körperschaften ohne Sozialversicherungsträger 12,5 bis 13 Milliarden DM betragen. Wenn wir aber davon auszugehen haben, daß im Jahre 1972 der Gesamtkreditbedarf sich auf 29 oder 30 Milliarden DM beläuft, dann müssen wir hier doch folgendes festhalten: Die Verschuldungsrate der öffentlichen Hand hat im Jahre 1971 zu einer Inflationsquote von 5,2 % geführt; für das Jahr 1972 steht eine Neuverschuldungsrate vor uns, die mehr als doppelt so hoch ist wie im vorigen Jahr. Daraus folgt doch zwangsläufig, daß der Inflationsprozeß, wenn jetzt nicht sofort etwas geschieht, in den nächsten Monaten mit gewaltiger Kraft weitergehen wird.
    Der Finanzplanungsrat und der Konjunkturrat für die öffentliche Hand haben in der Sitzung vom 9. März — auf diese Sitzung, Herr Schiller, müssen wir jetzt einmal im einzelnen eingehen, weil Sie vorhin versucht haben, insofern vor der Öffentlichkeit ein objektiv falsches Bild zu zeichnen — mit Recht festgestellt, daß die sich bisher abzeichnende Neuverschuldung weder den konjunkturpolitischen Erfordernissen noch den längerfristigen wirtschaftspolitischen Möglichkeiten entspricht. Wie verzweifelt die Stimmung der Beteiligten in dieser Sitzung gewesen ist, geht daraus hervor, daß z. B. geäußert wurde: Wir leben von der Substanz, wir haben die Erwartungshorizonte zu hoch geschraubt; hier kann nur noch politisch geholfen werden, nur durch Gesetz. Meine Damen und Herren, das war generelle Meinung.
    Wenn Herr Schiller vorhin in bezug auf die Frage der erforderlichen gesetzlichen Maßnahmen nicht eine falsche Aussage vor diesem Parlament gemacht hätte, hätte ich nicht gesagt, welche Äußerung dort weiter noch gefallen ist. Es ist dort noch zusätzlich gesagt worden, daß das finanzpolitische Tableau, vor dem wir stehen, mitten in Friedenszeiten Methoden der Staatsfinanzierung wie im Kriege bedeutet. Auch das ist geäußert worden. Sie können daraus ersehen, meine Damen und Herren, wie ernst die Lage ist.

    (Abg. Wehner: Noch nie so ernst! Die Situation ist da!)

    Sie können daraus sehen, mit welcher Bedenkenlosigkeit diese Bundesregierung versucht, solche Tatbestände zu verschweigen und zu verschleiern.
    Hier kann nur noch politisch, nur durch Gesetz, geholfen werden. Das steht ja ausdrücklich, Herr Schiller, in dem veröffentlichten Kommuniqué. Eine Rechtsverordnung aber ist kein Gesetz. Sie wissen doch ganz genau, daß Sie vorgeschlagen haben, demnächst den Schuldendeckel für die öffentliche Hand zu verfügen, daß das auf Widerspruch gestoßen ist und daß daraufhin aus dem Rat heraus eine gesetzliche Maßnahme, und zwar ein Haushaltssicherungsgesetz, vorgeschlagen worden ist, eine Maßnahme, über die man bei der nächsten Gelegenheit miteinander sprechen will. Das sind die wahren Tatsachen, die eben hier der Öffentlichkeit verheimlicht oder verschwiegen worden sind.



    Dr. Luda
    Eine solche Durchforstung der öffentlichen Finanzen ist natürlich genau das, was nottut. Die CDU/CSU verlangt das doch schon seit zwei Jahren. Welchen Preis wäre wohl die Bundesregierung heute zu zahlen bereit, wenn sie die Ablehnung des konjunkturellen Dämpfungsprogramms der CDU/ CSU vorn 10. Juli 1970 rückgängig machen könnte? Die von der Bundesregierung jetzt angekündigten Maßnahmen kommen zwei Jahre zu spät. Wenn die Bundesregierung heute von der Notwendigkeit einer Stabilisierung der Staatsfinanzen selber öffentlich spricht und intern sogar von einem Haushaltssicherungsgesetz, so kommt das einem Offenbarungseid gleich.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    In dem Kommuniqué wird nur ganz allgemein von der unvertretbaren Neuverschuldung der öffentlichen Haushalte gesprochen. Wenn aber von der Finanzkrise die Rede ist, hat die Öffentlichkeit Anspruch darauf, Herr Minister Schiller, daß endlich einmal konkrete Zahlen genannt werden. Früher hat Herr Schiller immer wieder gesagt: Die Zahl ist heute kein Tabu mehr. Trotzdem wird sie, seit er amtiert, mehr und mehr zum Tabu. Ich frage Sie: warum geschieht das? Ich frage die Bundesregierung nochmals: Stimmt die Behauptung, daß für das Jahr 1972 ein Gesamtnettokreditbedarf aller öffentlichen Haushalte einschließlich Bahn und Post von 30 Milliarden DM aufgelaufen ist?
    Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion fordert eine Bestandsaufnahme. Die Leiche muß jetzt auf den Tisch.

    (Lachen bei der SPD. — Abg. Wehner: Jetzt wird auch noch eine Leiche daraus!)

    Wenn es nunmehr, unter welcher Regierung auch immer, zu der dringend notwendigen Sanierung der öffentlichen Hand kommt, wird es sicher wieder Stimmen geben, die Haushaltsstreichungen unter Hinweis auf die Vordringlichkeit von Reformen und Infrastrukturausbau bekämpfen. Unvergessen ist noch die Feststellung des Bundeskanzlers Brandt in der Debatte vom 10. Juli 1970, daß Haushaltsplan und Stabilisierungsprogramm zwei verschiedene Dinge seien.

    (Beifall bei der SPD. — Zurufe von der SPD.)

    Wörtlich sagte er: „Unseren Mitbürgern ist mit einer Stabilisierungspolitik, die den ungeschmälerten Fortgang im Ausbau der öffentlichen Infrastruktur unberührt läßt, besser gedient als mit einer Erklärung, die Inflationsängste anheizt und die inneren Reformen wieder liegenläßt."


Rede von Dr. Hermann Schmitt
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Herr Abgeordneter, ich muß Sie auf den Ablauf Ihrer Redezeit aufmerksam machen.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Manfred Luda


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Ich bin gleich zu Ende; ich hatte keine Redezeit angegeben.
    Das Gutachten bringt auch noch die notwendige Klarstellung.

    (Abg. Wehner: Geben Sie uns das Stichwortverzeichnis!)

    Die Sachverständigen weisen nach, daß von 1966 bis 1971 der Preisanstieg für die öffentliche Hand sich auf rund 30 % gegenüber einem Preisanstieg für die Privaten in Höhe von nur 20 % belaufen hat. Der Anteil des Staates am Bruttosozialprodukt ist trotz dieser Setzung von falschen Prioritäten nicht gestiegen, sondern gesunken. Das ist die Bilanz von heute.
    Die Politik, welche rigoros den Staatsausgaben die Priorität vor Stabilitätserwägungen geben wollte, hat also kläglich Schiffbruch erlitten.

    (Oh-Rufe von der SPD.)

    Wenn der Bundeskanzler dem nicht endlich Rechnung trägt, werden ihm die Zügel noch vollends entgleiten.

    (Zurufe von der SPD.)

    Die Wochenschrift „Die Zeit" hat kurz nach der Bundestagswahl am 3. Oktober 1969 geschrieben:
    Die neue Regierung wird ein Erbe übernehmen, um das sie viele Regierungen in der Welt beneiden werden.

    (Lachen bei der SPD.)

    In Wahrheit muß unsere wirtschaftliche Lage durch eine Aneinanderreihung von Superlativen gekennzeichnet werden, nämlich Rekordproduktion, Rekordgewinne,

    (Abg. Wehner: Rekordreden bei Ihnen!)

    Rekordaufträge und nicht zuletzt Rekordlöhne. Die deutsche Wirtschaft hat ein Wachstumstempo erreicht, das in der westlichen Welt nur noch von den Japanern übertroffen wird.
    Meine Damen und Herren, das war die Eröffnungsbilanz der Regierung Brandt. Wieviel ist von diesem Erbe kurzfristig verwirtschaftet worden! Die Regierung Brandt wird ihrer Nachfolgerin einmal ein Erbe übergeben, um das diese kein Mensch wird beneiden können.

    (Beifall bei der CDU/CSU. — Abg. Wehner: Deswegen muß die Leiche auf den Tisch!)