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    Deutscher Bundestag 172. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 24. Februar 1972 Inhalt: Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . 9833 A Bericht der Bundesregierung zur Lage der Nation 1972 (Drucksache VI/3080) in Verbindung mit Entwurf eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 12. August 1970 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken (Drucksache VI/3156) — Erste Beratung —, mit Entwurf eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 7. Dezember 1970 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Volksrepublik Polen über die Grundlagen der Normalisierung ihrer gegenseitigen Beziehungen (Drucksache VI/3157) — Erste Beratung —, mit Große Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betr. Deutschland- und Außenpolitik (Drucksachen VI/2700, VI/2828) und mit Antrag der Fraktion der CDU/CSU betr. Beziehungen der Bundesrepublik Deutschland und der Volksrepublik Polen (Drucksache VI/ 1523) — Fortsetzung der Aussprache — Franke, Bundesminister 9833 D Dr. von Weizsäcker (CDU/CSU) . 9837 C Mattick (SPD) 9843 A Amrehn (CDU/CSU) 9849 B Dr. Achenbach (FDP) . . . . . . 9853 B Dr. Marx (Kaiserslautern) (CDU/CSU) 9859 B Heyen (SPD) . . . . . . . . . 9869 D Dr. Ehmke, Bundesminister . . . . 9885 C Windelen (CDU/CSU) . . . . . . 9897 A Genscher, Bundesminister . . . . 9905 D Strauß (CDU/CSU) . . . . . . . 9909 C Schmidt, Bundesminister . 9916 A, 9934 C Moersch, Parlamentarischer Staatssekretär 9929 B Dr. Barzel (CDU/CSU) . . . . 9933 C Dr. Wörner (CDU/CSU) . . . . 9935 A Fragestunde (Drucksache VI/3165) Frage des Abg. Cramer (SPD) : Anspruch mongoloider Kinder auf Ausstellung von Schwerbeschädigtenausweisen Rohde, Parlamentarischer Staatssekretär 9872 B, C, D Cramer (SPD) . . . . . . . 9872 C, D Fragen des Abg. Vogt (CDU/CSU) : Vorlage des Vermögensbildungsberichts und des Sparförderungsberichts Rohde, Parlamentarischer Staatssekretär . 9872 D, 9873 A, B , C, D Vogt (CDU/CSU) . . . . . . 9873 B, C II Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 172. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 24. Februar 1972 Fragen des Abg. Varelmann (CDU CSU) : Einschränkung der von den Landesversicherungsanstalten gewährten Leistungen für Zahnersatz Rohde, Parlamentarischer Staatssekretär . . 9873 D, 9874 A, C, D, 9875A Varelmann (CDU/CSU) . . . 9874 B, C, D, 9875 A Frage des Abg. Ott (CDU/CSU) : Anzeigenaktion der Bundesregierung über die Erweiterung der EWG Ahlers, Staatssekretär 9875 B, C, D, 9876 A, B Ott (CDU/CSU) . . . . . . . 9875 C, D Dr. Schmitt-Vockenhausen, Vizepräsident . . . . . . . . 9875 D Dr. Jahn (Braunschweig) (CDU/CSU) 9876 A Damm (CDU/CSU) 9876 B Fragen des Abg. Engholm (SPD) : Vorschriften über die Haarlänge der Beamten des Bundesgrenzschutzes — Zurverfügungstellung von Haarnetzen und Vorgehen gegen Beamte mit langen Haaren Genscher, Bundesminister 9876 C, D, 9877 A Engholm (SPD) 9876 D Dr. Schmitt-Vockenhausen, Vizepräsident 9877 A Fragen der Abg. Dr. Schneider (Nürnberg) und Niegel (CDU/CDU) : Errichtung von Betreuungsstellen und Regionalsektionen der Kommunistischen Partei Italiens in der Bundesrepublik Genscher, Bundesminister . . . 9877 B, C, 9878 D, 9879 A, B, C , D, 9880 A, B , C, D, 9881 A Dr. Schneider (Nürnberg) (CDU/CSU) 9878 D, 9879 A Niegel (CDU/CSU) 9879 B, C Brück (Köln) (CDU/CSU) . . . 9879 D Matthöfer (SPD) . . . . . . . 9879 D von Thadden (CDU/CSU) . . . 9880 A Dr. Becher (Pullach) (CDU/CSU) . 9880 B Dr. Miltner (CDU/CSU) . . . . 9880 C Dr. Lenz (Bergstraße) (CDU/CSU) . 9880 D Vogel (CDU/CSU) . . . . . . . 9880 D Frage des Abg. Büchner (Speyer) (SPD) : Angabe von Orden und Ehrenzeichen in Personalbogen des öffentlichen Dienstes Genscher, Bundesminister . . . 9881 B, C Büchner (Speyer) (SPD) . . . . 9881 B, C Frage des Abg. Offergeld (SPD) : Erkenntnisse über die Wirkungen von Naßkühltürmen auf Klima und Luft — Kühlsysteme der Kernkraftwerke Kaiseraugst und Leibstadt Genscher, Bundesminister . . . . 9881 D, 9882 A, B Offergeld (SPD) . . . . . . . . 9882 A Josten (CDU/CSU) . . . . . . . 9882 B Frage des Abg. Schlee (CDU/CSU) : Verletzung der Gebietshoheit und des Asylrechts der Bundesrepublik am 2. Februar 1972 an der deutsch-tschechoslowakischen Grenze Genscher, Bundesminister . . . 9882 C, D, 9883 A Schlee (CDU/CSU) 9882 D Dr. Wittmann (München) (CDU/CSU) 9883 A Fragen des Abg. Müller (Mülheim) (SPD) : Zielsetzung des Umweltforums und in ihm vertretene Organisationen — Stand der Vorbereitungen Genscher, Bundesminister . , 9883 B, C, D, 9884 A Müller (Mülheim) (SPD) . . . 9883 B, C, D Dr. Jahn (Braunschweig) (CDU/CSU) 9883 D Fragen des Abg. Dr. Häfele (CDU/CSU) : Einführung von Bewirtschaftungszuschüssen in landwirtschaftlichen Problemgebieten Ertl, Bundesminister . . . . 9884 B, C, D Dr. Häfele (CDU/CSU) . . . . 9884 C, D Frage des Abg. Höcherl (CDU/CSU) : Erklärung des Bundesministers Ertl in der Agrardebatte der Beratenden Versammlung des Europarates über Inflationsraten Ertl, Bundesminister . . . . 9885 A, B, C Höcherl (CDU/CSU) . . . . . 9885 B, C Nächste Sitzung 9935 C Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 172. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 24. Februar 1972 III Anlagen Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten . . 9937 A Anlage 2 Schriftliche Antwort auf die Mündlichen Fragen der Abg. Frau Brauksiepe (CDU/ CSU) betr. Förderung der Arbeit des Deutschen Jugendherbergwerks . . . . 9937 B Anlage 3 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Wagner (Günzburg) (CDU/CSU) betr. politische Extremisten im öffentlichen Dienst . . . . . . . 9937 C Anlage 4 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Pieroth (CDU/CSU) betr Zahl der unbearbeiteten Anträge bei den Ausgleichsämtern 9937 D Anlage 5 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Lenzer (CDU/CSU) betr. einheitliches Urheberrecht für EDV-Programme 9938 A Anlage 6 Schriftliche Antwort auf die Mündlichen Fragen des Abg. Zander (SPD) betr. Ermittlungsverfahren gegen Monika Berberich als Gegenstand der Tätigkeit der Organisation Amnesty International . . 9938 B Anlage 7 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Wagner (Günzburg) (CDU/CSU) betr. wiederholte Vernehmung von Kindern und Heranwachsenden in Strafverfahren wegen an ihnen begangener Sittlichkeitsdelikte . . . . 9938 C Anlage 8 Schriftliche Antwort auf die Mündlichen Fragen des Abg. Kater (SPD) betr. Auswirkungen der Explosionen in den Anlagen der Niederländischen Gas-Union auf die Belieferung der Abnehmer von Erdgas in der Bundesrepublik . . . . 9939 B Anlage 9 Schriftliche Antwort auf die Mündlichen Fragen des Abg. Weigl (CDU/CSU) betr. Nachentrichtung von Beiträgen und Novellierung der Altershilfe für Landwirte 9939 D Anlage 10 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Dr. Schulze-Vorberg (CDU/CSU) betr. Interview des Bundesministers Ehmke bezüglich der Konzentrationsbewegung in der Presse . . . 9940 B Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 172. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 24. Februar 1972 9833 17 2. Sitzung Bonn, den 24. Februar 1972 Stenographischer Bericht Beginn: 9.00 Uhr
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    Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 172. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 24. Februar 1972 9937 Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Bals *** 25. 2. Bredl 4. 3. Dasch 3.3. Dr. Dittrich 25. 2. Draeger *** 25. 2. Freiherr von und zu Guttenberg 4. 3. Frau Dr. Henze 18. 3. Kahn-Ackermann *** 26. 2. Lautenschlager * 24. 2. Lenze (Attendorn) *** 25. 2. Lücker (München) * 24. 2. Mertes 25. 2. Pöhler *** 25. 2. Richarts 25. 2. Rinderspacher *** 25. 2. Schulte (Schwäbisch-Gmünd) 25. 2. Dr. Seume 25. 2. * Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen des Europäischen Parlaments *** Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen der Versammlung der Westeuropäischen Union Anlage 2 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Westphal vom 22. Februar 1972 auf die Mündlichen Fragen der Abgeordneten Frau Brauksiepe (CDU/CSU) (Drucksache VI/3165 Fragen A 4 und 5) : Hält die Bundesregierung - in Anbetracht der Tatsache, daß in deutschen Jugendherbergen im Jahre 1971 eine Gesamtzahl von fast 9 Millionen Übernachtungen erreicht wurde, darunter etwa eine Million Übernachtungen junger Ausländer - die Arbeit des Deutschen Jugendherbergwerks für eine vorrangig zu fördernde Aufgabe der Jugendarbeit, insbesondere im Hinblick auf die vielfältige und nachhaltige Gelegenheit internationaler Begegnungen? Ist sie bereit und sieht sie eine Möglichkeit, den Bundesjugendplan dahin gehend zu überprüfen und die Arbeit des Jugendherbergwerks wirksamer als bisher finanziell zu unterstützen? Die Bundesregierung ist der Auffassung, daß die Arbeit des Deutschen Jugendherbergwerkes eine besonders förderungswürdige Aufgabe der Jugendarbeit darstellt. Dies wird durch die Tatsache belegt, daß die Förderung sowohl des Baues von Jugendherbergen als auch der Jugendarbeit in den Jugendherbergen in den vergangenen Jahren beträchtlich verstärkt worden ist. Die Bundesregierung ist bereit, das Deutsche Jugendherbergwerk bei dem Ausbau des Jugendherbergnetzes weiterhin nachhaltig zu unterstützen. Dafür wurden bisher alljährlich 2,8 Mio DM zur Verfügung gestellt, wozu Ländermittel in zumindest gleicher Höhe kamen. Bereits im vergangenen Haushaltsjahr konnten im Rahmen des Zonenrandförderungsgesetzes dem Deutschen Jugendherbergwerk Anlagen zum Stenographischen Bericht zusätzliche Mittel in erheblichem Ausmaß (ca. 2,5 Mio DM) zur Verfügung gestellt werden. Diese zusätzliche Förderung wird 1972 fortgesetzt und findet auch in der Finanzplanung Berücksichtigung. Anlage 3 Schriftliche Antwort des Bundesministers Genscher vom 24. Februar 1972 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Wagner (Günzburg) (CDU/CSU) (Drucksache VI/3165 Frage A 43) : In welcher Weise gedenkt die Bundesregierung der durch Bundesinnenminister Genscher wiederholt erteilten Absage an politische Extremisten im öffentlichen Dienst Rechnung zu tragen? Der Bundeskanzler und die Regierungschefs der Länder haben bei ihrer Konferenz in Bonn am 28. Januar 1972 eine gemeinsame Erklärung darüber abgegeben, welche Maßnahmen nach dem geltenden Recht zu treffen sind. Nach den dort formulierten Grundsätzen werden die Bundesbehörden verfahren. Anlage 4 Schriftliche Antwort des Bundesminister Genscher vom 24. Februar 1972 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Pieroth (CDU/CSU) (Drucksache VI/3165 Frage A 49) : Hat die Bundesregierung einen Überblick über die Zahl der unbearbeiteten Anträge bei den Ausgleichsämtern, insbesondere auch über Altersstruktur der wartenden Antragsteller? Von den 7 103 372 Anträgen auf Feststellung von Vertreibungsschäden, Kriegsschäden und Ostschäden nach dem Feststellungsgesetz waren Ende 1971 308 234 Anträge (= 4,31 v. H.) noch nicht abschließend bearbeitet. Im Zuerkennungsverfahren waren 69 174 Fälle (= 1,3 v. H.) noch nicht abgeschlossen. Von den 4 255 301 zuerkannten Ansprüchen auf Hauptentschädigung waren 161 587 (= 3,9 v. H.) noch nicht erfüllt. In 597 961 Fällen konnten die zuerkannten Hauptentschädigungsansprüche nicht oder nur teilweise erfüllt werden, weil die Erfüllung wegen noch laufender Kriegsschadenrente oder aus sonstigen gesetzlichen Gründen gesperrt ist. Ein höherer Bearbeitungsrückstand ergibt sich bei den Anträgen auf Feststellung von Vermögensschäden in Mitteldeutschland und im Gebiet von Berlin (Ost) nach dem Beweissicherungs- und Feststellungsgesetz (BFG) vom 22. Mai 1965. Hier sind bis zum 31. Dezember 1971 insgesamt 384 079 Feststellungsanträge eingereicht worden, von denen bis dahin 264 434 Anträge (= 69,1 v. H.) noch in Bearbeitung waren. 9938 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 172. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 24. Februar 1972 Von den 81 637 im Feststellungsverfahren positiv erledigten Anträgen sind 25 777 Fälle (= 31 v. H.) im Zuerkennungsverfahren noch unerledigt. Von den zuerkannten Ansprüchen auf Hauptentschädigung waren 35 156 voll erfüllt. 20 481 Ansprüche konnten nicht oder nur teilweise erfüllt werden, weil wegen der Gewährung laufender Beihilfe oder aus sonstigen gesetzlichen Gründen eine Auszahlung nicht möglich war. Einen Überblick über die Altersstruktur der wartenden Antragsteller hat die Bundesregierung nicht. Anlage 5 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Bayerl vom 24. Februar 1972 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Lenzer (CDU/CSU) (Drucksache VI/3165 Frage A 50) : Wie beurteilt die Bundesregierung ein einheitliches Urheberrecht für EDV-Programme, und was hat sie in dieser Hinsicht bisher unternommen? Die Frage des Schutzes der EDV-Programme wird zur Zeit von der Weltorganisation für geistiges Eigentum im Auftrage der Vereinten Nationen untersucht. Dabei wird insbesondere auch geprüft, ob für EDV-Programme ein Schutz durch das Urheberrecht, durch Patente oder Gebrauchsmuster oder aufgrund der Vorschriften gegen den unlauteren Wettbewerb ausreichend und angemessen ist oder ob es zweckmäßig erscheint, ein neues Schutzrecht für EDV-Programme zu schaffen. Die Bundesregierung hält es für angebracht, zunächst das Ergebnis dieser Untersuchung abzuwarten, da angesichts der internationalen Bedeutung des Problems des Schutzes der EDV-Programme eine Rechtsangleichung sehr erwünscht ist. Sofortige Maßnahmen auf nationaler Ebene sind nach Auffassung der Bundesregierung nicht erforderlich. EDV-Programme genießen, soweit sie persönliche geistige Schöpfungen sind, den Schutz nach dem Urheberrechtsgesetz. Im übrigen greift ergänzend der Schutz des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb ein, wenn EDV-Programme von Dritten in unlauterer Weise ausgenutzt werden. Anlage 6 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Bayerl vom 24. Februar 1972 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Zander (SPD) (Drucksache VI/3165 Frage A 53) : Welche Konsequenzen gedenkt die Bundesregierung aus der Tatsache zu ziehen, daß die zur Hilfe für politische Häftlinge gegründete Organisation Amnesty International den Fall Monika Berberich aufgreifen will? Die Bundesregierung sieht keinen Anlaß, aufgrund der Tatsache, daß Amnesty International das Ermittlungsverfahren gegen Monika Berberich zum Gegenstand seiner Tätigkeit gemacht hat, irgendwelche Maßnahmen zu ergreifen. Dies ist schon deswegen nicht erforderlich, weil die Bundesanwaltschaft am 18. Februar 1972 den Generalsekretär von Amnesty International auf dessen Wunsch ausführlich über den bisherigen Verlauf des Verfahrens informiert und dabei insbesondere auch die Gründe für die Dauer der Untersuchungshaft erörtert hat. Der Generalsekretär von Amnesty-International hat aufgrund dieser Informationen am gleichen Tage in Karlsruhe auf einer Pressekonferenz im Namen seiner Organisation erklärt, daß Beanstandungen gegen die bisherige Behandlung des Verfahrens nicht zu erheben seien. Inzwischen hat die Bundesanwaltschaft das Verfahren an die Strafverfolgungsbehörden Berlin abgegeben. Anlage 7 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Bayerl vom 24. Februar 1972 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Wagner (Günzburg) (CDU/CSU) (Drucksache V1/3165 Frage A 55) : Ist der Bundesregierung bekannt, daß Kinder und Heranwachsende schweren psychischen Belastungen ausgesetzt sind, wenn sie in dem Strafverfahren wegen eines an ihnen begangenen Sittlichkeitsdeliktes mehrmals als Zeugen vernommen werden, und ist sie bereit, durch eine Gesetzesinitiative sicherzustellen, daß von weiteren Zeugeneinvernahmen bei späteren Beweisaufnahmen dann abzusehen ist, wenn bereits eine gerichtlich protokollierte Aussage vorliegt? Ich darf mir vorweg den Hinweis erlauben, daß das von Ihnen angeschnittene Problem bereits Gegenstand von Erörterungen des Sonderausschusses für die Strafrechtsreform ist. Anläßlich der Beratungen über das 4. Strafrechtsreformgesetz hat der Sonderausschuß hierzu eine an den Bundesminister der Justiz gerichtete Entschließung gefaßt und den Bundesminister der Justiz gebeten, zu dem in der Entschließung enthaltenen Fragenkatalog Stellung zu nehmen. Mein Haus hat über die Landesjustizverwaltungen die gerichtliche und staatsanwaltliche Praxis zu diesen Fragen gehört und entsprechende gesetzliche Regelungen ausländischer Staaten überprüft. Das Ergebnis der Auswertung des umfangreichen Materials wird in diesen Tagen dem Sonderausschuß zugeleitet werden. Aufgrund des meinem Hause vorliegenden Materials wird davon auszugehen sein, daß unter Psychologen und bei der gerichtlichen und staatsanwaltschaftlichen Praxis weitgehend Übereinstimmung darüber besteht, daß Kinder und Heranwachsende psychischen Belastungen ausgesetzt sein können, wenn sie in dem nachfolgenden Strafverfahren wegen eines an ihnen begangenen Sittlichkeitsdelikts als Zeugen vernommen werden. Dabei birgt insbesondere die wiederholte Vernehmung des kindlichen oder jugendlichen Zeugen die Gefahr eines schädigenden Einflusses in sich. Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 172. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 24. Februar 1972 9939 Um diese Gefahr auszuschließen, wäre an sich eine Regelung erstrebenswert, die im Prinzip nur eine richterliche Vernehmung des kindlichen oder jugendlichen Zeugen zuläßt und als Regelfall die Verlesung dieser Vernehmungsniederschrift in der Hauptverhandlung vorsieht. Eine entsprechende Regelung erscheint allerdings nicht unproblematisch. Sie wird von der gerichtlichen Praxis einhellig abgelehnt. Eine entsprechende gesetzliche Bestimmung würde einen tiefgreifenden Eingriff in die Struktur des Strafprozesses bedeuten, da damit der Grundsatz der Unmittelbarkeit der Beweisaufnahme durchbrochen würde. Der Grundsatz der Unmittelbarkeit der Beweisaufnahme zählt aber zu den wichtigsten Prinzipien unseres Strafverfahrensrechts. Er gewährleistet, daß das erkennende Gericht von den zur Rekonstruierung des Sachverhalts benutzten Beweismitteln in unmittelbar eigener sinnlicher Wahrnehmung Kenntnis erlangt. Dies ist gerade von besonderer Bedeutung in Strafverfahren wegen Sittlichkeitsdelikten, in denen kindliche oder jugendliche Opfer oft als einzige Zeugen, zumindest aber als Hauptbelastungszeugen auftreten. Es muß auch darauf hingewiesen werden, daß dem berechtigten Wunsch nach besonderem Schutz kindlicher und jugendlicher Zeugen vor schädlichen Nebenwirkungen des Strafverfahrens die rechtsstaatliche gegründete Forderung nach unbeschränkter Verteidigung des Angeklagten gegenübersteht. Diese Antinomie dürfte nicht ohne eine schwer zu vertretende Beschränkung des Rechts der Verteidigung aufgelöst werden können. Die Bundesregierung wird jedoch im Rahmen der bereits in Angriff genommenen Reform des Strafverfahrensrechts mit Vorrang auf eine gesetzliche Regelung hinwirken, die der besonderen psychischen Situation des kindlichen und jugendlichen Opfers von Sittlichkeitsdelikten im anschließenden Strafverfahren gerecht wird. Welcher gesetzgeberischen Lösung angesichts der hier nur kurz aufgezeigten Schwierigkeiten der Vorzug zu geben ist, bedarf noch weiterer eingehender Überlegungen. Anlage 8 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs Dr. Rohwedder vom 23. Februar 1972 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Kater (SPD) (Drucksache VI/3165 Fragen A 58 und 59) : Welche Auswirkungen hatten nach Auffassung der Bundesregierung die Folgen der Sprengstoffexplosionen in den Kompressoranlagen der Niederländischen Gasunion in Ravenstein und Ommen auf die Belieferung der Abnehmer von Erdgas in der Bundesrepublik Deutschland? Was hat die Bundesregierung getan bzw. was gedenkt sie zu veranlassen, um Vorsorge für den Fall des Entstehens von in den Niederlanden verursachten Versorgungsschwierigkeiten für die Abnehmer von Erdgas in der Bundesrepublik Deutschland zu treffen? Die Sprengstoffexplosionen in den Kompressoranlagen der Niederländischen Gas-Union hatten auf die Belieferung der Letztabnehmer von Erdgas in der Bundesrepublik keine nennenswerten Auswirkungen. Lediglich solche Abnehmer haben Liefereinschränkungen hinnehmen müssen, bei denen Lieferunterbrechungen vertraglich zulässig sind. Die Bundesregierung betrachtet gerade die niederländischen Erdgasvorkommen als eine sehr sichere Energiequelle für den deutschen Energiemarkt. Sie wird in dieser Auffassung dadurch noch bestärkt, daß die niederländische Regierung unverzüglich Sicherheitsmaßnahmen beschlossen hat, um auch außergewöhnliche Vorkommnisse wie Sprengstoffanschläge für die Zukunft zu verhindern. Wirksamster Schutz auch gegen solche Versorgungsstörungen ist im übrigen nach Auffassung der Bundesregierung eine Politik der Diversifikation der Bezugsquellen sowie der weitere Ausbau des Erdgas-Verbundsystems, das wechselseitige Aushilfen der Verbundpartner, auch über die Staatsgrenzen hinweg, ermöglicht. Die Versorgungssicherheit der Verbundpartner wird um so größer, je mehr Erdgasquellen und Erdgasspeicher in dieses System eingebunden werden. Die Bundesregierung ermutigt alle Bemühungen, die auf die Erschließung neuer Lieferquellen, auf die Anlage von Erdgasspeichern und auf den Ausbau eines umfassenden europäischen Erdgas-Verbundsystems gerichtet sind. Dies ist ein Weg, auf dem die deutsche Gaswirtschaft schon ein gutes Stück vorangekommen ist. Für den Fall gleichwohl eintretender Versorgungsstörungen liegen schließlich bei den einzelnen Ferngasgesellschaften bis ins einzelne ausgearbeitete Abschaltpläne vor, um nach Maßgabe der geringsten Beeinträchtigung die Auswirkungen einer solchen Störung in möglichst engen Grenzen zu halten. Dabei wird der Versorgung der Kommunen und damit der privaten Haushalte sowie der Belieferung der Abnehmer, die nicht auf andere Energiearten ausweichen können, Vorrang eingeräumt. Anlage 9 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Rohde vom 23. Februar 1972 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Weigl (CDU/CSU) (Drucksache VI/3165 Fragen A 89 und 90) : Wird die Bundesregierung Landwirten, die sich bei der Einführung der Altershilfe für die Landwirtschaft von den Beitragszahlungen befreien ließen, eine Nachversicherungsmoglichkeit einräumen? Wie groß ist der oben angesprochene Personenkreis? Bei der vorgesehenen Novellierung der Altershilfe für Landwirte wird die Bundesregierung auch die Möglichkeiten für einen Verzicht auf die Befreiung von der Beitragspflicht und die damit verbundene Frage der Nachentrichtung von Beiträgen prüfen. Dabei ist jedoch eine differenzierte Betrachtung erforderlich, da es sich um unterschiedliche Befreiungstatbestände mit entsprechend unterschiedlichen Motivationen handelt. Und zwar sind diejenigen Personen, die sich bei Einführung der Altershilfe für Landwirte im Jahre 9940 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 172. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 24. Februar 1972 1957 auf Grund eines privatrechtlichen Versicherungsvertrages haben befreien lassen, von jenen Personen zu unterscheiden, die wegen einer anderweitigen gesetzlichen Versicherung oder Versorgung befreit worden sind. Im ersten Fall ist zu prüfen, ob die Voraussetzungen, unter denen der Entschluß zur Befreiung seinerzeit gefaßt worden ist, nicht so verändert sind, daß eine Korrektur der damaligen Entscheidung ermöglicht werden sollte. Im zweiten Fall haben die Versicherungs- und Versorgungsansprüche an der allgemeinen Fortentwicklung teilgenommen, so daß er sich in einem anderen Licht darstellt. Soweit es die Zahlen angeht, möchte ich folgendes anmerken: Nach der Quartalstatistik der landwirtschaftlichen Alterskassen (Stichtag 31. Dezember 1971), die vom Gesamtverband der landwirtschaftlichen Alterskassen herausgegeben wird, beträgt die Zahl der beitragsbefreiten Landwirte insgesamt 60 422. Die Zahl derjenigen, die auf Grund eines privatrechtlichen Versicherungsvertrages befreit worden sind, dürfte bei 2 500 liegen. Anlage 10 Schriftliche Antwort des Bundesministers Dr. Ehmke vom 24. Februar 1972 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Schulze-Vorberg (CDU/CSU) (Drucksache VI/3165 Frage A 117) : Entsprechen die Auffassungen, die Bundesminister Ehmke in einem Interview mit dem Bonner „General-Anzeiger" vom 7. Januar 1972 — auch nachgedruckt im Bulletin vom 8. Januar 1972 — zu den Problemen der Massenmedien darlegte, den in den zuständigen Bundesministerien entwickelten Vorstellungen, und teilt die Bundesregierung insbesondere die Behauptungen des Bundesministers "Hinsichtlich der Pressekonzentration -muß man sich klarmachen, daß ein Teil des Konzentrationsvorgangs allein aus betriebswirtschaftlichen Gründen notwendig ist und daß die Zusammenlegung oft zu einem besseren Niveau der Zeitungen führt. Man muß auch lokale Zeitungsmonopole durch den Ausbau regionaler Rundfunk- und Fernsehsender auszugleichen suchen. Dennoch ist der Gedanke einer als öffentlich-rechtliche Körperschaft organisierten Zeitung ein interessantes theoretisches Modell, wenn wir nämlich unterstellen, daß es am Ende des Konzentrationsprozesses nur noch eine Zeitung mit einer absoluten Monopolstellung geben könnte. Wir sollten es aber auf keinen Fall zu einer solchen Situation kommen lassen, in der die Frage verneint werden muß, ob Zeitungen überhaupt noch auf privater Basis gemacht werden dürfen."? In dem von Ihnen zitierten Interview habe ich ausgeführt, daß ein Teil der Konzentrationsbewegung in der Presse auf betriebswirtschaftliche Zwänge zurückzuführen ist. Es handelt sich hierbei um eine Feststellung, die schon im Schlußbericht der Pressekommission vom 22. Mai 1968 dargelegt ist. Ein gewisses Maß von Konzentration kann aber durchaus dem Informationsinteresse des Bürgers dienen, soweit nämlich leistungsschwache und überalterte Pressebetriebe durch leistungsstarke und rationell arbeitende Betriebe ersetzt werden, die eine zuverlässigere und vielseitigere Information bieten können. Hiervon ausgehend habe ich weiter die Auffassung vertreten, daß der Pressekonzentration dann entgegengewirkt werden muß, wenn eine ausreichende Meinungsvielfalt in der Presse nicht mehr gewährleistet ist. Diese Auffassung deckt sich nicht nur mit der der Bundesregierung; ich gehe sogar davon aus, daß auch Sie ihr zustimmen. Falls es einmal dazu kommen sollte, daß die Vielfalt der Presse aufgrund der wirtschaftlichen Konzentration Meinungsmonopolen weichen müßte, dann stünde als Ausweg zur Erhaltung der Meinungsvielfalt das Denkmodell einer als öffentlich-rechtlichen Körperschaft organisierten Zeitung zur Debatte. Diese Frage, die mir in jenem Interview gestellt wurde, ist heute nicht akut, und ich hoffe, daß sie nie akut wird.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Karl Moersch


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Der Kollege Strauß hat bei seiner langen Darlegung geschichtlicher und weltpolitischer Zusammenhänge einen Hinweis auf Bismarck gebracht, der der Ergänzung bedarf. Er hat erklärt: Man darf nicht vor der Zeit handeln. Herr Strauß, ich nehme an, daß Sie den ganzen Zusammenhang des Zitats gekannt haben. Ich möchte, bevor ich ihn hier vortrage, noch einmal klarlegen, daß es wohl nicht zulässig ist, und zwar in Ihrem eigenen Interesse, Herr Strauß, nicht zulässig sein kann, mit Zitaten über den Frieden aus einer Zeit
    zu arbeiten, in der ein Atomkrieg nicht einmal denkbar, viel weniger möglich gewesen wäre.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Anhaltende Unruhe bei der CDU/CSU.)

    Was aber wirklich bei Bismarck steht — ich sage das ohne jede Wertung, weil man jeden Staatsmann aus seiner Zeit heraus zu verstehen und als geschichtliche Tatsache hinzunehmen hat —, das möchte ich Ihnen jetzt noch einmal im Original vortragen, damit man klar sieht, auf welchen Zitaten hier politische Positionen aufgebaut worden sind, Positionen, die im Grunde nicht mehr rational dargelegt werden und begründet werden können.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Unter dem Stichwort „Frieden" steht dort tatsächlich — ich zitiere —:
    Unser Interesse ist, den Frieden zu erhalten, während unsere kontinentalen Nachbarn ohne Ausnahme Wünsche haben, geheime oder amtlich bekannte, die nur durch Krieg zu erfüllen sind. Dementsprechend müssen wir unsere Politik einrichten, d. h. den Krieg nach Möglichkeit hindern oder einschränken, uns im europäischen Kartenspiel die Hinterhand wahren und uns durch keine Ungeduld, keine Gefälligkeit auf Kosten des Landes, keine Eitelkeit oder befreundete Provokation vor der Zeit aus dem abwartenden Stadium in das handelnde drängen lassen.
    Das ist das Zitat. Nun geht es unter dem Stichwort „Erhaltung des Friedens" weiter, Herr Strauß.

    (Anhaltende Unruhe bei der CDU/CSU.)

    — Ich sehe ein, daß es sehr schwierig ist, diese Erregung zu dämpfen.


Rede von Liselotte Funcke
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Ich bitte Platz zu nehmen.

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    Rede von Karl Moersch


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    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Aber ich werde diese Darlegung machen, weil ich es für notwendig halte, auch die Zuhörer von den Realitäten zu unterrichten, um die es sich heute hier handelt, und nicht von den Visionen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Ich darf dem Historiker Strauß sagen, wie es bei Bismarck heißt:
    Das Ziel dieser Gesamtpolitik ist vorläufig die Erhaltung des Friedens, wenigstens bis zu dem Seiner Majestät bekannten Zeitpunkte, wo wir unsere Vorbereitungen in Gewehr und Munition zum Abschluß gebracht haben werden, womöglich sogar bis zu dem Zeitpunkt, wo Englands jetzige relative Wehrlosigkeit aufgehört haben und auf Englands Mitwirkung bei eintretenden Krisen mehr als bisher zu rechnen sein wird ...
    Meine Damen und Herren, das hat Bismarck in
    diesem Zusammenhang gesagt, und ich frage mich



    Parlamentarischer Staatssekretär Moersch
    wirklich, wer eigentlich heute Politik von 1972 mit Zitaten von 1868 begründen will.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Wir haben die Aufgabe, Bismarck gegen Franz Josef Strauß in Schutz zu nehmen.

    (Heiterkeit und Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Aber lassen Sie mich noch zu den Fragen, die hier gestellt worden sind, einige Anmerkungen machen. Die Debatte hat jedenfalls deutlich gemacht, daß es der Opposition möglich ist, eine Vielzahl von Argumenten gegen diese Verträge und gegen die Politik dieser Bundesregierung ins Feld zu führen. Aber die einzelnen Sprecher der Opposition heben sich mit ihren Argumenten gegenseitig in ihrer Wirkung auf.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Gerade nach der Rede von Herrn Strauß und übrigens auch nach der Rede von Herrn Stücklen und Herrn Marx muß man wohl ein ganz ernstes Wort über das Politikverständnis sagen, das hinter diesen Reden steht. Ich glaube, daß man das — gerade wegen der Lautstärke ist es sehr bemerkenswert gewesen — in der Feststellung zusammenfassen kann, daß eigentlich Politik für Deutsche eine höchst gefährliche Sache ist, und das bedeutet im Grunde das Angebot, künftig auf deutsche Politik überhaupt zu verzichten.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Sie sind ein Witzbold! — Weitere Zurufe von der CDU/ CSU.)

    Hinter den aggressiven Wendungen, die hier gebraucht worden sind, hinter dieser Verwechslung von Demokratie und Antikommunismus, die sehr oft erfolgt ist und sich wie ein roter Faden durch diese Reden gezogen hat,

    (Beifall bei den Regierungsparteien)

    hinter all dem steckt etwas ganz anderes, nämlich ein Stück abendländischer Fatalismus,

    (erneuter Beifall bei den Regierungsparteien)

    und dieser abendländische Fatalismus soll durch aggressive Redewendungen überdeckt werden. Hier gilt der Satz, daß man darauf vertraut, daß sich die Ängstlichen um den Angstmacher scharen, daß aber die Angstmacher selber laut reden, weil sie eben ihrer Sache nicht sicher sind. Das ist wohl der Kern des Problems.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    In solchen Reden ist nichts anderes entwickelt worden als das, was man aus der Vergangenheit kennt, nämlich ein für die Freiheit verhängnisvolles Maginot-Denken. Dieses Maginot-Denken hat sich in diesem Lande einmal in dem Spruch niedergeschlagen: „Keine Experimente!" Meine Damen und Herren, es war das größte Experiment, das für das deutsche Volk je unternommen worden ist, diese Gesinnung zu produzieren.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)


    (I Sprüche, sondern durch eine vernünftige Politik. Daß sich gerade in dieser Zeit damals die Krisen verschärft haben, nicht zuletzt in und um Berlin, muß man, glaube ich, mit in Betracht ziehen, wenn man dem deutschen Volk heute empfehlen will, eine Politik des Abwartens zu machen oder auf Politik zu verzichten. Von der Gesinnung, die aus diesen Reden gesprochen hat, unterscheidet sich in der Tat das, was Herr Dr. Schröder hier vorgetragen hat. ---Meine Damen und Herren von der Opposition, Sie können Störungsversuche machen, solange Sie wollen; ich stehe hier am Lautsprecher und kann in jedem Fall lauter sprechen. Ich möchte ein paar Worte zu der Position von Dr. Schröder sagen. (Abg. Rawe: Wir machen es doch nicht so wie die SPD!)


    (Erneuter Beifall bei den Regierungsparteien. — Zurufe von der CDU/CSU.)


    (Beifall bei den Regierungsparteien.)


    (Unruhe bei der CDU/CSU.)


    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Zurufe von der CDU/CSU.)

    Herr Dr. Schröder hat im Gegensatz zu den Sprechern der CSU in seiner bemerkenswerten Rede ein erfolgreiches politisches Agieren durchaus für möglich gehalten. Das unterscheidet ihn wesentlich von seinen Kollegen. Ich werde nachher bei einem anderen Punkt dem noch etwas hinzufügen müssen, was der Kollege Schmidt soeben schon unter Hinweis auf die Rede von Herrn Dr. Schröder im Jahre 1965 zur DDR gesagt hat.
    Aber ich glaube, es gibt einen weiteren Punkt, der die Szenerie erhellt und uns klargemacht hat, warum es so schwer ist, eine gemeinsame Sprache und eine gemeinsame Argumentation mit den leitenden Herren der Opposition zu finden. Dieser Punkt ist meiner Ansicht nach in einer Zwischenfrage von Herrn Kollegen Dr. Kiesinger gestern deutlich geworden. Der Kollege Kiesinger hat nämlich in einer Zwischenfrage an den Bundeskanzler ein Verständnis von Außenpolitik und Demokratie entwickelt, das im nachhinein manches Zaudern während der Zeit erklärt, in der er selbst Bundeskanzler war. Er hat da bei — deswegen muß ich das hier sagen eine Ansicht über wichtige westliche Verbündete verbreitet, die den Tatsachen eindeutig widerspricht. Er hat gesagt, es sei im Westen doch wohl so, daß man einer bestimmten Politik von Regierungsseite heute zustimmen müsse oder auch zustimmen wolle und werde, weil gewisse Volksstimmungen das nun einmal erforderten. Das heißt doch mit anderen Worten, er bezichtigt die Regierungen unserer Verbündeten, sie handelten sozusagen wider die Interessen des gesamten Westens, weil sie bestimmten Leuten in ihren Parlamenten, die die Volksstimmung verkörpern, in unzulässiger Weise nachgäben. Das ist ein



    Parlamentarischer Staatssekretär Moersch
    schwerer Vorwurf gegen unsere Verbündeten, der in dieser Darlegung des Kollegen Kiesinger steckt.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Zurufe von der CDU/CSU.)

    Er ist deswegen so schwerwiegend, weil er überhaupt nicht stimmt, denn das genaue Gegenteil ist richtig. Der amerikanische Präsident hat gegen eine weitverbreitete Volksstimmung die Präsenz der amerikanischen Truppen in Europa jahrelang bestätigt und gegen heftigste Attacken in seinem eigenen Kongreß durchgehalten. Dafür müssen wir ihm danken, und wir sollten ihn nicht unfair angreifen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Zweiter Punkt. Premierminister Heath hat einer zweifellos weitverbreiteten Volksstimmung nicht nachgegeben, sondern er hat das getan, was den außenpolitischen Interessen Großbritanniens entsprach: er hat den Beitritt Großbritanniens zur Europäischen Gemeinschaft gegen die anfängliche Volksstimmung durchgesetzt, und dafür sind wir ihm zu Dank verpflichtet.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Meine Damen und Herren, ich hatte 1966/67 die Hoffnung, daß es mit der Gründung der Großen Koalition möglich sein werde, etwas konsequent durchzuführen, was sich außenpolitisch mit dem Jahre 1961 angebahnt hatte; denn 1961 hatte die Koalition von CDU und FDP bei der Regierungsbildung durch die Berufung von Dr. Schröder zum Außenminister den ersten Schritt zu einer aktiven Ostpolitik getan. Das ist ihr Verdienst, und das kann gar nicht geschmälert werden.

    (Abg. Stücklen: Das „Verdienst" der FDP!)

    - Herr Stücklen, ich würde Ihnen empfehlen: wenn
    Sie Zwischenrufe machen, sollten Sie das etwas geistvoller tun. Dann könnte man besser darauf antworten.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Abg. Wehner: Sie können doch nicht alles zur gleichen Zeit haben, Herr Moersch! Stimulans und geistreich, nein!)

    — Das ist auch wieder wahr.
    Ich komme gleich noch auf ein Thema, das Sie alle in diesem Zusammenhang heute sehr bewegt hat, auf China. Wir sind doch alle Irrtümern unterlegen gewesen, was unsere Möglichkeiten in der Ostpolitik betrifft. Ich erinnere mich sehr wohl — Herr Dr. Schröder, Sie werden sich vielleicht auch daran erinnern , daß wir etwa vor neun Jahren in einer Sitzung der FDP-Fraktion ein Gespräch hatten, an dem sich auch mein Freund Schollwer und Thomas Dehler beteiligt haben und in dem Sie Ihre Politik zur Gründung der Handelsmission darlegten. Nach langen Diskussionen haben wir Ihnen entgegnet, wir fürchteten, daß diese Politik nicht konsequent genug betrieben sei oder betrieben werden könne, weil in Ihrem Konzept der Faktor DDR gefehlt hat. Ich bestreite nicht, daß es damals dafür Überlegungen gab, diesen Faktor DDR auszulassen. Aber eines haben wir Ihnen damals schon gesagt: daß aller Wahrscheinlichkeit nach die Interessen dieser Staaten, mit denen wir bessere Beziehungen haben wollten, es nicht zulassen würden, das Problem DDR einfach auszuklammern. Zwei Jahre später haben Sie in Ihrer Rede 'in Düsseldorf auch diesen Hinweis, meiner Ansicht nach in einer sehr realistischen Weise, allerdings in einer Formulierung, die nicht ohne weiteres für alle verständlich war — das sollte sie wohl damals auch nicht —, wiederaufgenommen. Diese Politik haben Sie aber nachher nicht mehr durchsetzen können. Ich wundere mich heute, daß Sie in Ihrer Rede von dieser Position, die sich schon 1965 angedeutet hatte, nämlich von einer realistischen Einstellung zur Tatsache des Bestehens der DDR, wieder abgegangen sind. Das scheint mir eine Art Rückmarsch und nicht eine Vorwärtsentwicklung zu sein.
    Aber es ist noch ein anderer Punkt dabei — deswegen muß man das erwähnen —, der zu dieser veränderten Stellung der DDR gerade in diesen Jahren geführt hat, in denen Sie, Herr Dr. Schröder, Außenminister waren. Das ist der Punkt, der von Ihren Freunden nach Al-fresco-Art mit dem Stichwort „Fernostpolitik" umschrieben wird. Was ist denn wirklich an Einflüssen aus diesem Bereich auf die deutsche Politik wirksam geworden? Doch feststellbar nur eines: In dem ideologischen Wettbewerb und Streit zwischen der Sowjetunion und der Volksrepublik China um die Führungsposition in der kommunistischen Welt hat der Stellenwert der damals sehr umworbenen DDR erheblich zugenommen, und die Chance, man könne sozusagen ohne die DDR in einem Gespräch und in Verhandlungen mit Moskau ganz bestimmte bilaterale Probleme und deutsche Probleme lösen oder ihre Lösung in die Wege leiten, ist gerade wegen des ideologischen Konflikts oder des Wettbewerbs zwischen diesen beiden Führungsmächten dort immer geringer geworden. Das ist die wirkliche Beziehung der Chinapolitik zur deutschen Politik, eine ganz andere Beziehung, als sie hier an Stammtischen meistens dargeboten wird.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Ich möchte hinzufügen, daß es gerade nach der tschechischen Krise in allen Lagern die Frage gegeben hat, ob man diese Politik der Öffnung nach Osten fortsetzen könne und weiter den Versuch machen könne, einen Ausgleich zu schaffen. Die Frage ist hier im Bundestag damals von den jetzigen Koalitionspartnern, wie Sie wissen, verschieden beantwortet worden. Aber im Gegensatz zur CDU haben die Sozialdemokraten daraus relativ rasch die Lehre gezogen, daß es sich bei der Beurteilung im Jahre 1968, was die künftige Ostpolitik und das Verhältnis zur DDR betrifft, um eine Fehlbeurteilung gehandelt hat. Deshalb hat diese Bundesregierung Brandt-Scheel in ihrer Regierungserklärung von den beiden Staaten in Deutschland gesprochen, um deutlich zu machen, daß diese Fehleinschätzung der Lage den deutschen Interessen auf die Dauer keineswegs dienen kann, sondern für die Menschen in Deutschland insgesamt nur Schaden anrichten kann.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)




    Parlamentarischer Staatssekretär Moersch
    Herr Dr. Schröder, wenn man von der Kontinuität der Deutschlandpolitik in der Bundesrepublik Deutschland spricht, dann muß ich Sie als Sprecher der CDU in diesem Zusammenhang fragen, welche Kontinuität Sie selbst für die CDU dabei im Auge hatten. Hatten Sie die Kontinuität der Politik Konrad Adenauers Anfang der 50er Jahre oder die Kontinuität der Politik Jakob Kaisers im Auge? Das ist ja wohl ein bedeutender Unterschied gewesen. Oder ist etwa das gemeint gewesen — auch das muß an dieser Stelle gesagt werden — was Heinrich von Brentano, übrigens zusammen mit meinem Freund Thomas Dehler, im Jahre 1955 bei der Aufnahme diplomatischer Beziehungen in Moskau zum Ausdruck gebracht hat? Er war — und Professor Schmid mag es uns hier als Zeuge noch einmal deutlich machen — sehr skeptisch, ob die Aufnahme diplomatischer Beziehungen und der Briefwechsel mit Bulganin darüber nicht am Ende die Zementierung eines Zustandes bedeuteten, den man ja gerade mit dieser Politik überwinden wollte. Er hat jedenfalls lange davor gewarnt, weil er sagte: Man sollte nicht ohne eine eindeutige Festlegung über die Verwirklichung des Selbstbestimmungsrechts für die Deutschen diese Beziehungen aufnehmen, sondern lieber das Risiko in Kauf nehmen, diese Kriegsgefangenen jetzt in Moskau nicht zu bekommen. So Heinrich von Brentano und so Thomas Dehler in Moskau in langen, schwierigen und schrecklichen Gesprächen für die Betroffenen; denn diese Alternative ist eine ungeheuerliche Alternative für alle Beteiligten gewesen.
    Schließlich hat sich unter dem Eindruck dieser menschlichen Probleme das scharfe politische Kalkül eines Heinrich von Brentano nicht durchsetzen können. Er selbst hat nachgegeben wie alle anderen. Dafür gibt es verständliche Gründe; das darf also kein Vorwurf sein. Aber es zeigt doch, daß die Mitglieder der CDU, die heute von der Kontinuität dieser Deutschlandpolitik sprechen, gebeten werden müssen, genau zu sagen, bei wem sie in dieser Kontinuität heute anknüpfen wollen, welches ihre Ausgangspositionen sind und ob es nicht redlich ist, zu sagen, daß im Jahre 1955 schon etwas geschehen ist, was mit diesen Verträgen heute beschrieben wird, aber durch sie überhaupt nicht mehr hätte geändert werden können. Das ist doch die Realität, vor der wir stehen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Ich will jetzt über die falschen Erwartungen für die deutsche Frage beim Abschluß der Westverträge nichts weiter sagen. Das würde die Zeit sicherlich zu sehr in Anspruch nehmen. Aber ich will doch noch einen Hinweis geben, der gerade für mich als Freien Demokraten von großer Bedeutung ist. Der Hinweis stellt eine Art Kontrast dar zu der Tonlage und dem Inhalt dessen, was der Vorsitzende der CSU gesagt hat. Karl Georg Pfleiderer hat im Bundestag wiederholt, zuerst im Jahre 1952 davor gewarnt, die östlichen Staaten, auch die kommunistisch regierten Staaten, einfach zu ignorieren. Er hat vor dieser Fehleinschätzung der politischen Lage eines Landes mitten in Europa gewarnt. Wenn hier der Zuruf
    kommt, das sei eine alte FDP-Platte, dann muß ich sagen — —

    (Zurufe von der CDU/CSU: Das wurde nicht gesagt! — Ein Altliberaler! — Weitere Zurufe von der Mitte.)

    — Wissen Sie, wir kennen es sehr wohl von Ihnen, daß tote Liberale für Sie gute Liberale sind. Als Reinhold Maier noch lebte, haben Ihre Freunde ihn einen Linksextremisten in diesem Land genannt, Herr Dr. Jenninger; das will ich Ihnen hier mal sagen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Diese Überlegungen sind heute so neu und so gut und so beherzigenswert wie damals. Aber sie haben ja, wie gesagt, überhaupt keine Wirkung auf bestimmte Mitglieder der Opposition gehabt, wie wir in diesen beiden Tagen gehört haben.
    Denn Pfleiderer hat damals gesagt — ich muß es hier einmal zitieren —:
    Wer im Prozeß der westöstlichen Auseinandersetzung jenseits des guten oder bösen Willens und jenseits der Beweggründe des politischen Tuns ein Sicherheitsbedürfnis nicht auch der Sowjetunion anerkennt, weicht der Wirklichkeit aus und wird zu keinem Erfolg gelangen. Für das sowjetische Sicherheitsbedürfnis ist die Haltung Deutschlands von ausschlaggebender Bedeutung. Das sowjetische Sicherheitsbedürfnis ist somit ein Aktivposten in der deutschen Politik.
    Ich wünschte, Herr Strauß hätte das jemals in seinem Leben verstanden, was das hier heißt und was Pfleiderer schon vor 20 Jahren gesagt hat.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Zuruf des Abg. Stücklen und weitere Zurufe von der CDU/CSU.)

    Meine Damen und Herren, Dr. -Schröder hat einen Satz gesagt, den ich hier zum Schluß noch einmal aufgreifen möchte. Er hat gesagt, man brauche Mut, Festigkeit und Entschlossenheit für eine solche Politik. Das ist eine sehr zutreffende Umschreibung auch für das, was uns jetzt in der politischen Entwicklung bevorsteht; denn diese Verträge sind ja am Ende noch nicht der Inhalt dieser Politik, sondern sie sollen einen Ausgangspunkt für eine vernünftige Politik, eine Politik der Entspannung und der Zusammenarbeit, darstellen.
    Wenn hier von dem Sprecher der CSU die ungeheurlichen Bedrohungen, die von einer Sicherheitskonferenz in Europa ausgehen, an die Wand gemalt worden sind, dann ist das eigentlich nur durch zwei Dinge zu erklären, erstens durch eine allgemeine Nichtinformiertheit über die westliche Zusammenarbeit und ihr Funktionieren und die Vorstellung des Westens, und zweitens dadurch, daß sich offensichtlich Herr Strauß nicht denken kann, daß die Bundesregierung und ihre Verbündeten sehr wohl diese Sicherheitskonferenz sorgfältig vorbereiten.