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    Deutscher Bundestag 145. Sitzung Bonn, Donnerstag, den 21. Oktober 1971 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung . . . . . 8311 A Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . 8311 B Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1972 (Haushaltsgesetz 1972) (Drucksache V1/2650) Fortsetzung der ersten Beratung — in Verbindung mit Finanzplan des Bundes 1971 bis 1975 (Drucksache VI /2651) Fortsetzung der Beratung —, mit Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung der Wirtschaftspläne des ERP-Sondervermögens für das Jahr 1972 (ERPWirtschaftsplangesetz 1972) (Drucksache VI /2439) Fortsetzung der ersten Beratung --, mit Entwurf eines Gesetzes zur Durchführung des mittelfristigen finanziellen Beistands in der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (Drucksache VI /2431) — Fortsetzung der ersten Beratung —, mit Entwurf eines Gesetzes zur Änderung der Bundeshaushaltsordnung (Drucksache V1/2668) Fortsetzung der ersten Beratung —, mit Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Kaffeesteuergesetzes (Drucksache VI /2665) Fortsetzung der ersten Beratung —, mit Mündlicher Bericht des Haushaltsausschusses über den von der Fraktion der CDU/ CSU eingebrachten Entschließungsantrag zur dritten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1971, hier: Einzelplan 10 — Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Umdruck 141, Drucksache %l/2304), mit Mündlicher Bericht des Haushaltsausschusses über den von der Fraktion der CDU/ CSU eingebrachten Entschließungsantrag zur dritten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1971, hier: Einzelplan 10 -- Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Umdruck 143, Drucksache VI /2305) und mit Schriftlicher Bericht des Haushaltsausschusses über den von der Fraktion der CDU/ CSU eingebrachten Entschließungsantrag zur dritten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1971, hier: Einzelplan 10 -- Geschäftsbereich des Bundes- II Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 145. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 21. Oktober 1971 ministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Umdruck 142, Drucksache VI /2306) Dr. Jenninger (CDU/CSU). . 8312 D Dr. von Bülow (SPD) . . . . . 8315 D Dorn (FDP) 8316 C Franke (Osnabrück) (CDU/CSU) . 8319 B Urbaniak (SPD) . . . . . . 8320 C Dr. Sprung (CDU/CSU) 8321 B Dr. Apel (SPD) . . . . 8323 A, 8347 D Dr. Ritz (CDU/CSU) 8324 A Peters (Poppenbüll) (FDP) . . . 8325 A Dr. Schiller, Bundesminister . . 8325 D Dr. Barzel (CDU/CSU) 8330 A Wehner (SPD) 8332 B Mischnick (FDP) 8337 B Brandt, Bundeskanzler 8338 B Strauß (CDU/CSU) 8340 A Kirst (FDP) 8349 B Dr. Freiherr von Weizsäcker (CDU/CSU) 8350 A Dr. Ehmke, Bundesminister . . . . 8351 A Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Außenwirtschaftsgesetzes (SPD, FDP) (Drucksache VI /2730) — Erste Beratung — Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten über den Antrag der Fraktion der CDU/ CSU zur Großen Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betr. Agrarpolitik (Umdruck 92, Drucksache VI /2682) . . . . . 8352 A Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten über den Antrag der Fraktion der CDU/ CSU zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gemäß § 4 des Landwirtschaftsgesetzes und der Maßnahmen der Bundesregierung gemäß Landwirtschaftsgesetz und EWG-Anpassungsgesetz (Umdruck 12, Drucksache VI /2683) . . . . 8352 A Fragestunde (Drucksache VI /2720) Fragen des Abg. Dr. Wagner (Trier) (CDU/CSU) : Gemeinsame Versendung von Werbeschriften der Bundesregierung und der Koalitionsparteien Ahlers, Staatssekretär 8352 C, D, 8353 A Dr. Wagner (Trier) (CDU/CSU) . . 8352 D, 8353 A Fragen des Abg. Wohlrabe (CDU/CSU) : Meldungen betr. Verteilung einer Dokumentation der Bundesregierung über das alliierte Berlin-Abkommen an alle Haushaltungen in Berlin Ahlers, Staatssekretär . . . . . 8353 B Fragen des Abg. Ott (CDU/CSU) : Vermögenswirksame Leistungen als arbeitsrechtliche Bestandteile der Löhne und Gehälter Rosenthal, Parlamentarischer Staatssekretär . . . 8353 C, D, 8354 A Ott (CDU/CSU) . . . 8353 D, 8354 A Fragen des Abg. Strohmayr (SPD) : Bescheinigungsverfahren für den Nachweis des gezahlten Konjunkturzuschlags Hermsdorf, Parlamentarischer Staatssekretär . 8354 B, D, 8355 A, B, C Strohmayr (SPD) . . . . 8354 D, 8355 A Ott (CDU/CSU) 8355 B, C Fragen des Abg. Dr. Sperling (SPD) : Gestaltung von befristeten Arbeitsverträgen für Wissenschaftler an Forschungsinstituten Hermsdorf, Parlamentarischer Staatssekretär . . . 8355 D, 8356 B, C Dr. Sperling (SPD) 8356 A, B, C Frage des Abg. Dr. Kempfler (CDU/CSU) : Befreiung der Zinsen aus Bausparguthaben von der Einkommensteuer Hermsdorf, Parlamentarischer Staatssekretär . . . 8356 B, 8357 A, C Dr. Kempfler (CDU/CSU) 8356 D, 8357 A Ott (CDU/CSU) . . . 8357 A Nächste Sitzung 8357 C Anlagen Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten . . 8358 A Anlage 2 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Dr. Slotta (SPD) betr. Maßnahmen der Bundesregierung im Hinblick auf das Ziel einer bürger- und kinderfreundlichen Städteplanung . . . 8359 C Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 145. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 21. Oktober 1971 III Anlage 3 Schriftliche Antwort auf die Mündlichen Fragen des Abg. Grüner (FDP) betr. Verzögerungen bei der Zuweisung von Studienplätzen durch die Zentrale Registrierstelle 8361 A Anlage 4 Schriftliche Antwort auf die Mündlichen Fragen des Abg. Dr. Enders (SPD) betr. verspätete Benachrichtigung der Studienplatzbewerber von der Zuteilung eines Studienplatzes 8361 B Anlage 5 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Dr. Jahn (Braunschweig) (CDU/CSU) betr. Ausbau der Forschungsbereiche auf dem Gebiet der Luft- und Raumfahrt 8361 C Anlage 6 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Dr. Jahn (Braunschweig) (CDU/CSU) betr. Schwerpunkte der Luft- und Raumfahrtforschung 8361 D Anlage 7 Schriftliche Antwort auf die Mündlichen Fragen des Abg. Dr. Pfeifer (CDU/CSU) betr. Ursachen für den verspäteten Abschluß der Ermittlung der Studienbewerber in Fächern mit Numerus clausus — Beschleunigung des Zulassungsverfahrens 8362 C Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 145. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 21. Oktober 1971 8311 145. Sitzung Bonn, den 21. Oktober 1971 Stenographischer Bericht Beginn: 9.02 Uhr
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    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete (r) beurlaubt bis einschließlich Dr. Achenbach * 23. 10. Adams * 23. 10. Dr. Aigner * 22. 10. Alber ** 22. 10. Dr. Arndt (Hamburg) 21. 10. Dr. Arnold 21. 10. Dr. Artzinger * 23. 10. Dr. Bach 21. 10. Bauer (Würzburg) ** 22. 10. Dr. Beermann 3. 12. Behrendt * 23. 10. Bergmann 21. 10. Dr. Birrenbach 23. 10. Borm * 23. 10. Frau von Bothmer 23. 10. Dr. Burgbacher * 23. 10. Dasch 23. 10. Dr. Dittrich * 23. 10. Dr. Dollinger 22. 10. Draeger *** 24. 10. Dr. Erhard 21. 10. Faller * 23. 10. Fellermaier * 22. 10. Flämig * 22. 10. Fritsch ** 21. 10. Dr. Furler * 23. 10. Frau Geisendörfer 22. 10. Gerlach (Emsland) * 23. 10. Dr. Giulini 6. 11. Dr. Götz 22. 10. Freiherr von und zu Guttenberg 22. 10. Dr. Hallstein 6. 11. Horten 24. 10. Frau Jacobi (Marl) 22. 10. Dr. Jahn (Brauschweig) * 23. 10. Kahn-Ackermann *** 25. 10. Dr. Klepsch *** 25. 10. Klinker * 23. 10. Dr. Koch * 23. 10. Kriedemann * 23. 10. Lange * 23. 10. Lautenschlager * 23. 10. Dr. Lenz (Bergstraße) 21. 10. Dr. Löhr * 23. 10. Lücker (München) * 23. 10. Meister * 23. 10. Memmel * 23. 10. Müller (Aachen-Land) * 22. 10. Dr. Prassler 15. 11. Frau Dr. Orth * 23. 10. Dr. Reischl * 23. 10. Richarts * 23. 10. * Für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments ** Für die Teilnahme an Sitzungen der Beratenden Versammlung des Europarates *** Für die Teilnahme an Sitzungen der Versammlung der Westeuropäischen Union Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete (r) beurlaubt bis einschließlich Richter *** 25. 10. Riedel (Frankfurt) * 23. 10. Dr. Rinderspacher *** 25. 10. Dr. Schulz (Berlin) 22. 10. Schwabe * 23. 10. Dr. Schwörer * 23. 10. Seefeld * 23. 10. Frau Seppi 22. 10. Springorum * 23. 10. Dr. Starke (Franken) * 23. 10. Stücklen 6. 11. von Thadden 21. 10. Vogel 21. 10. Frau Dr. Walz *** 25. 10. Werner * 22. 10. Wienand 23. 10. Wolfram * 23. 10. Wurbs 22. 10. Anlage 2 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Ravens vom 21. Oktober 1971 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Slotta (SPD) (Drucksache VI /2720 Frage A 5) : Bestätigt die Bundesregierung die Untersuchungsergebnisse des Instituts für Städtebau, Wohnungswirtschaft und Bausparwesen in Bonn, daß z. B. in England auf jedes Kind 20 gm in der UdSSR 8 qm, in der Schweiz 6 qm, in der Bundesrepublik Deutschland nur 0,5 qm Spielplatz kommen, daß weiterhin die Bundesrepublik Deutschland ungünstig abschneidet bei einem Vergleich der Erholungslandschaft für Kinder und Erwachsene außerhalb der Stadtgrenzen, und welche Maßnahmen will die Bundesregierung im Hinblick auf das Ziel einer burger- und kinderfreundlichen Städteplanung einleiten? Bei den von Ihnen genannten Zahlen handelt es sich nicht um Untersuchungergebnisse, sondern um eine zitierte Pressemitteilung des Instituts für Städtebau, Wohnungswirtschaft und Bausparwesen e. V., Bonn, die den „Hausbau-Informationen" 41/1971 vom 12. Oktober 1971 entnommen ist. Deren Mitteilung ist wiederum der Zeitschrift „Wohnungsmedizin", Heft 2-3/1971, S. 33, Herausgeber Deutscher Medizinischer Informationsdienst e. V., Baden-Baden, entnommen, die ihrerseits eine Mitteilung von V. Beer in der Zeitschrift „wärme, kälte, schall, Fachbericht aus Isoliertechnik und Akustik", Heft 4/1969, Herausgeber: Firma Grünzweig & Hartmann AG, Ludwigshafen, abgedruckt hat. Diese Mitteilung geht vermutlich auf eine Arbeit von K. Borchard zurück, die unter dein Titel „Orientierungswerte für die städtebauliche Planung" als „Arbeitsblatt 1/1968" des Instituts für Städtebau und Wohnungswesen der Deutschen Akademie, München, erschienen ist. In dieser Arbeit wird auf Seite 94 eine Tabelle „Spielplätze für Kinder von 7 bis 12 Jahren" wiedergegeben. Darin wird ein Maximalwert von 6 bis 20 m2 je Einwohner, ein gebräuchlicher Mittelwert von 1,0 m2 je Einwohner und ein Minimalwert von 0,5 m2 je Einwohner genannt und auf Abhängigkeiten von „Bauweisen und Wohndichten" hinge- 8360 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 145. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 21. Oktober 1971 wiesen. Zum Maximalwert wird in einer Fußnote aufgeführt „Bundesrepublik Deutschland 1964 = 0,5, Schweiz 1964 6 und England 1964 = 20 m2 /Einwohner genannt und für diese Zahlen als Quelle einer Sendung des Bayerischen Rundfunks vom 5. November 1964, 8.30 Uhr, angegeben. Als Fußnote zu den Minimalwerten dieser Tabelle wird ein Auszug aus dem Entwurf der DIN „18034 und 1945 USA 0,5 m2 /Einwohner benannt, wobei schließlich auf eine Quelle aus dem Jahre 1945 Bezug genommen wird (Places for Playing, Standards for recreation areas", Cleveland 1945). Das Institut für Städtebau, Wohnungswirtschaft und Bausparwesen ist bereits von verschiedenen Seiten auf die kürzlich erschienene Pressemitteilung angesprochen worden und hat u. a. im Rahmen von Interviews mit dem Südwestfunk am 12. 10. 1971 um 13.58 Uhr und mit dem Saarländischen Rundfunk am 12. 10. 1971 22.15 Uhr, und am 17. 10. 1971 u. a. ausdrücklich darauf hingewiesen, daß es sich bei der Mitteilung lediglich um eine einzelne nicht zu verallgemeinernde — Angabe gehandelt habe, daß z. B. bei den von mir gemeinsam mit den Ländern geförderten Demonstrativmaßnahmen unvergleichlich viel größere Spielplatzflächen nachgewiesen werden können. Sie liegen dort bei 6 bis 10 m2 Spielplatzfläche je Kind. Beispielsweise ist in einem konkreten Fall 4geschossiger Hausgruppen mit je 24 3- und 4-Zimmerwohnungen je ein Kleinkinderspielplatz von 100 m2 Größe in Ruf- und Sichtweite auf privatem Grund zugeordnet. Bei durchschnittlich 20 Kindern je Hausgruppe ergibt sich in diesem konkreten Fall, der sich in dem hier angesprochenen Bereich verallgemeinern läßt, ein Anteil der Spielplätze auf privatem Grund von 5 m2 /Kind, wozu noch die die Flächen der vorbildlich ausgestatteten Kinderspielplätze und Bolzplätze auf öffentlichem Grund (Grünzug) kommen. Geht man weiter davon aus, daß die städtebauliche Planung in neueren Demonstrativmaßnahmen in zunehmendem Maße auf die Belange des Kindes eingeht und sich der Bereich des kindlichen Spielens keinesfalls auf den engen Bereich des Spielplatzes bezieht, so ergeben sich weit höhere Zahlen als selbst 10 m2 /Kind. Hinsichtlich der allgemeinen Verbesserung der Spielplatzsituation kann zunächst darauf hingewiesen werden, daß nach dem von der „Deutschen Olympischen Gesellschaft" erarbeiteten „Goldenen Plan in den Gemeinden", der sich sowohl an die Mitglieder der beschlußfassenden Körperschaften, wie an die zuständigen Stellen der Verwaltung wendet, für die drei Altersgruppen von 3 bis 6, 7 bis 12 und 13 bis 17 Jahren insgesamt 2,25 m2 je Einwohner und zusätzlich für Erwachsene und Familien Flächen von 1,5 m2 /Einwohner gefordert werden, woraus sich eine Anforderung von 3,75 m2 Spielfläche je Einwohner ergibt. Die Forderungen des „Goldenen Planes" sind bekanntlich größtenteils in die DIN 18.0.34 — Spielplätze, Spielflächen und Ausstattungen für Spiele im Freien, Planung und Ausführung, eingeflossen, die in diesen Tagen veröffentlicht wird. Die aufgrund der Musterbauordnung erlassenen Bauordnungen der Länder fordern bei Wohngebäuden mit mehr als zwei bzw. drei Vollgeschossen die Errichtung eines Kinderspielplatzes. Darüber hinaus sind die Gemeinden auch verpflichtet, im Rahmen der Bauleitplanung nach § 1 (5) BBauG die Bedürfnisse der Jugendförderung zu beachten. Hierzu gehört auch die ausreichende Bereitstellung von Möglichkeiten für Spiel, Sport und Erholung. Auch aus dem Städtebauförderungsgesetz ergibt sich (§ 3 (3) 2 c), daß ein Sanierungstatbestand auch dann vorliegen kann, wenn ein Gebiet nicht ausreichend mit Grünflächen, Spiel- und Sportplätzen ausgestattet ist. Ergänzend darf ich auf die in der Schriftenreihe meines Hauses „Versuchs- und Vergleichsbauten und Demonstrativmaßnahmen" 1970 und 1971 erschienenen Hefte 21 und 27 hinweisen. Die zweiteilige Arbeit mit dem Titel „Kinder in neuen Städten" setzt sich mit der Spielumgebung, den Spielanlagen und dem Spielverhalten von Kindern anhand einiger Beispiele auseinander. Das Institut für Städtebau, Wohnungswirtschaft und Bausparwesen e. V., Bonn, hat verschiedentlich auf den besonderen Wert hingewiesen, den es diesen Teilergebnissen einer in meinem Auftrage vom SIN Städtebauinstitut, Forschungsgesellschaft mbH Nürnberg in Zusammenarbeit mit dem Institut für Psychologie der Universität Erlangen-Nürnberg durchgeführten Arbeit beimißt. Auch hinsichtlich der Angaben über einen Vergleich der Erholungslandschaft für Kinder und Erwachsene außerhalb der Stadtgrenzen handelt es sich um eine Pressemitteilung des Instituts für Städtebau, Wohnungswirtschaft und Bausparwesen, Bonn, die auch auf die bereits zitierte Quelle zurückgeht. In dem Artikel von V. Beer, Heft 4/69 der Zeitschrift „wärme, kälte, schall, Fachberichte aus Isoliertechnik und Akustik", abgedruckt in Heft 2-3/71 der Zeitschrift „Wohnungsmedizin" heißt es unmittelbar im Anschluß an die o. a. Zahlenvergleiche über Spielplatzflächen: „Beispielsweise hat die Stadt Stockholm außerhalb der Stadtgrenzen eine Fläche von 200 qm pro Kopf der Bevölkerung als Erholungslandschaft erworben. Das entspricht fast der ganzen besiedelten Stadtfläche. In einer deutschen Großstadt mit nahezu 40 000 Kindern stehen dagegen insgesamt nur 50 ha Spielplätze zur Verfügung, für parkende Autos dagegen das Siebenfache dieses Raumes." Soweit das Zitat. Geht man von den genannten Zahlen aus, so ergibt sich für die betreffende Großstadt aber ein Anteil von 50 ha = 500 000 m2 : 40 000 Kinder = 12,5 m2 je Kind anstelle des vom gleichen Verfasser unmittelbar vorher angegebenen Wertes von 0,5 m2 Spielfläche /Kind. Abgesehen davon, daß bei der zitierten Quelle offensichtlich nicht hinreichend zwischen Spielplätzen auf privatem Grund und auf öffentlichem Grund innerhalb und außerhalb des Stadtbereiches unterschieden wird, ist somit auch durch eine Vergleichsregelung innerhalb der gleichen Quelle die Haltlosigkeit derartiger „Vergleiche" eindeutig bewiesen. Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 145. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 21. Oktober 1971 8361 Anlage 3 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. von Dohnanyi vom 21. Oktober 1971 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Grüner (FDP) (Drucksache VI /2720 Fragen A 65 und 66) : Trifft es zu, daß die Verzögerung der Zentralen Registrierstelle für Studienbewerber in Hamburg bei der Zuweisung von Studienplätzen in zulassungsbeschränkten Fächern zum kommenden Wintersemester unter anderem auch auf Finanzierungsschwierigkeiten zurückzuführen ist? Warum kann die Bundesregierung, wenn sie im Bundeshaushalt 1971 Mittel für die Beteiligung an den Kosten der Zentralen Registrierstelle bereitgestellt hat, diese nicht umgehend zur Behebung der aufgetretenen Schwierigkeiten zur Verfügung stellen? Diese Frage ist in erster Ländersache. Finanzierungsprobleme der Zentralen Registrierstelle haben also wohl keine entscheidende Rolle gespielt. Ebenso wie im Bundeshaushalt 1970 sind auch 1971 wieder Mittel für einen Zuschuß zu den Kosten der Zentralen Registrierstelle bereitgestellt worden. Die Mittel sind gesperrt, bis eine Vereinbarung mit den Ländern über eine Bundesbeteiligung an der Finanzierung der ZRS vorliegt. Die Bundesregierung hat wiederholt -- zuletzt in der ersten Sitzung des Kuratoriums der ZRS — in das der Bund zwei Vertreter entsendet -- ihre Bereitschaft erklärt, sich an den Kosten der ZRS angemessen zu beteiligen, und diese Bereitschaft an keinerlei Bedingungen geknüpft. Die Länder haben eine Beteiligung stets mit dem Hinweis darauf abgelehnt, die Finanzierung der ZRS sei ausschließlich eine Länderangelegenheit. Die Bundesregierung wird ihr Angebot in der nächsten Sitzung des Kuratoriums der ZRS wiederholen. Sie rechnet damit, daß eine Vereinbarung mit den Ländern zustande kommt und hat deshalb auch für diesen Zweck in den Entwurf des Bundeshaushaltsplans 1972 erneut Mittel eingestellt. Anlage 4 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. von Dohnanyi vom 20. Oktober 1971 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Dr. Enders (SPD) (Drucksache VI 2720 Fragen A 67 und 68) : Trifft es zu, daß zahlreiche Studienplatzbewerber erst kurz vor Beginn des Wintersemesters 1971/72 von der Zentralen Registrierstelle über die Zuteilung eines Studienplatzes informiert wurden? Welche Maßnahmen wird die Bundesregierung ergreifen, damit die Studienplatzbewerber künftig rechtzeitig vor Semesterbeginn aber die Zuteilung eines Studienplatzes verständigt werden und im Falle der Ablehnung ihres Gesuchs eine andere Studienrichtung einschlagen können? Es trifft zu, daß die meisten Bewerber für das Wintersemester 1971/72 in Fächern, in denen eine Bewerbung über die Zentrale Registrierstelle in Hamburg erfolgen muß, erst im Oktober eine Mitteilung über Zulassung oder Ablehnung erhalten haben. Der an sich in Aussicht genommene Termin für die zweite Hälfte des September konnte in erster Linie wohl deswegen nicht eingehalten werden, weil der ZRS durch den Ausfall einer Rechenanlage nicht die für ihre Arbeit erforderlichen Rechenzeiten termingerecht zur Verfügung gestellt werden konnten. Die ZRS ist eine von der Stiftung zur Förderung der Westdeutschen Rektorenkonferenz getragene besondere Einrichtung der WRK. Ihr Finanzbedarf wird gegenwärtig allein von den Ländern getragen. Die Bundesregierung entsendet lediglich zwei Vertreter in das Kuratorium der ZRS. Sie kann folglich von sich aus auch keine Maßnahmen ergreifen, um eine Beschleunigung des Zulassungsverfahrens zu erreichen. Die Bundesregierung kann lediglich erneut ihre Bereitschaft zur Mitfinanzierung der ZRS anbieten, um eine bessere personelle und sachliche Ausstattung dieser Stelle zu ermöglichen. Anlage 5 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. von Dohnanyi vom 20. Oktober 1971 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Jahn (Braunschweig) (CDU/ CSU) (Drucksache VI /2720 Frage A 69) : Ist die Bundesregierung bereit, die von früheren Regierungen gegebene Zusage einzuhalten, daß nach der Fusion der Anstalten für Luft- und Raumfahrt (AVA - Göttingen, DFL - Braunschweig, DVL - Porz, DVL - Oberpfaffenhofen, DFL - Stuttgart, DVL - Stuttgart) und der dadurch ermöglichten Verminderung der Verwaltungskosten der fachliche Ausbau der Forschungsbereiche vorgenommen wird? Die Bundesregierung hat, unterstützt durch eine Empfehlung des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestages, den Zusammenschluß der drei hochschulfreien Forschungsanstalten (AVA, DFL und DVL) betrieben, um eine stärkere Arbeitseffektivität auf dem Gebiet der Luftfahrt- und Weltraumforschung zu erreichen. Diese Effizienzsteigerung und nicht die durch den Zusammenschluß erfolgte Verwaltungsvereinfachung war das wichtigste Motiv für die Gründung der DFVLR. Die Bundesregierung hat des öfteren erklärt und ist auch weiterhin der Auffassung, daß sie die Fortführung und — soweit sachlich geboten — den Ausbau der deutschen Luft- und Raumfahrtforschung im Rahmen des ihr Möglichen unterstützen wird. Dies gilt, obwohl eine förmliche Zusage, die aus dem Zusammenschluß von AVA, DFL und DVL hervorgegangene Großforschungsanstalt DFVLR in einem bestimmten Umfang fachlich auszubauen, nicht gegeben worden ist. Anlage 6 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. von Dohnanyi vom 20. Oktober 1971 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Dr. Jahn (Braunschweig) (CDU /CSU) (Drucksache VI /2720 Frage A 70) : Ist die Bundesregierung nicht der Auffassung, daß eine Umorganisation, Verlegung, ja Auflösung wichtiger Institute mit Schwerpunktaufgaben in der DFVLR — da sie schwerwiegende wissenschaftliche und soziale Folgen nach sich ziehen nur 8362 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 145. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 21. Oktober 1971 tragbar ist, wenn alle Möglichkeiten der Verwaltungsvereinfachung ausgeschöpft werden und die Bundesregierung vor allem über ein von anerkannten Fachwissenschaftlern, den zuständigen ,Ministerien und der einschlägigen Industrie erarbeitetes Programm über die zukünftigen Schwerpunkte der Lull- und Raumfahrtforschung nach nationalen, internationalen und allgemein technologischen Gesichtspunkten verfügt? Die Umorganisation, Verlegung und Auflösung von Instituten in der DFVLR ist nach Auffassung der Bundesregierung nicht so sehr in Zusammenhang mit Möglichkeiten der Verwaltungsvereinfachung zu sehen, sondern verfolgt vor allem das Ziel, die vorhandene Forschungs- und Versuchskapazität fachlich und lokal schwerpunktmäßig zusammenzufassen und Doppelarbeit in verschiedenen Instituten abzubauen. Die Notwendigkeit, durch derartige Konzentrationsmaßnahmen die DFVLR rationeller zu struktuieren, wurde durch das überproportionale Ansteigen der Personalkosten verschärft. Die vom Vorstand der DFVLR initiierten Maßnahmen zur Verbesserung der fachlichen Struktur werden in mehreren Schritten vollzogen, um soziale Härten möglichst zu vermeiden und die Kontinuität der Forschungstätigkeit zu wahren. Die Beschlußfassung über die notwendigen Maßnahmen und ihre Durchführung wird unter Mitwirkung der Wissenschaftlichen Mitarbeiter und von Vertretern der beteiligten Bundesressorts vollzogen. Hierbei ist sichergestellt, daß die Fachprogramme der Bundesregierung, d. h. das Weltraumprogramm und das in der Aufstellung begriffene Luftfahrtforschungsprogramm, berücksichtigt werden, an deren Ausarbeitung anerkannte Wissenschaftler und Fachleute aus der Industrie wesentlich beteiligt waren und noch beteiligt sind. Anlage 7 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. von Dohnanyi vom 21. Oktober 1971 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Pfeifer (CDU/CSU) (Drucksache VI /2720 Fragen A 74 und 75) : Welches sind die Ursachen dafür, daß nicht erst in diesem, sondern auch schon in früheren Semestern die Ermittlung der Studienbewerber in Fächern mit Numerus clausus durch die Zentrale Registrierstelle so spät abgeschlossen werden konnten, daß die Studienbewerber erst wenige Tage vor Semesterbeginn ihre Zulassungs- bzw. Ablehnungsbescheide erhalten haben? Beabsichtigt die Bundesregierung, sich mit der Westdeutschen Rektorenkonferenz in Verbindung zu setzen, um einen schnelleren Abschluß des Zulassungsverfahrens zu erreichen? Die Bundesregierung ist am Zulassungsverfahren nicht beteiligt und hat infolgedessen auch keinen unmittelbaren Einblick in seinen Ablauf. Die Zentrale Registrierstelle für Studienbewerber ist eine Dienststelle der Westdeutschen Rektorenkonferenz, die im Rahmen der Selbstverwaltung der Hochschulen in der Bundesrepublik Deutschland tätig wird. Sie wird zur Zeit ausschließlich von den Ländern finanziert. Die zweite Frage beantworte ich mit „Ja". Sie wird in der nächsten Sitzung des Kuratoriums der Zentralen Registrierstelle ihr Angebot auf eine Beteiligung an den Kosten der ZRS wiederholen. Damit will sie sicherstellen, daß die ZRS künftig besser ausgestattet werden kann. Eine Vereinfachung des Zulassungsverfahrens kann nur durch eine Vereinbarung zwischen der Kultusministerkonferenz und der Westdeutschen Rektorenkonferenz erreicht werden.
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    Herr Kollege Strauß, Sie haben heute früh etwas vorgelesen. Danach hätte ich gesagt, bei mir gebe es keine Rezession. Sie haben das Wort „gewollte" weggelassen.
    Ich darf den Sachverhalt klarstellen. In der „Süddeutschen Zeitung" vom 4. Oktober 1971 heißt es: „Brandt: Bei mir gibt es keine Rezession" . Das war der von der „Süddeutschen" sogar in Unterstützung der Regierung gewählte Kurztext, die Versicherung, die die Öffentlichkeit, der oberflächliche Leser, in der Überschrift lesen sollte: „Bei mir gibt es keine Rezession". Er hat wörtlich gesagt:
    Bei einem Kanzler Brandt gibt es keine gewollte Rezession etwa der Art, wie sie uns vor fünf Jahren beschert worden ist.
    So steht es dann im Text.
    Ich darf nur nebenbei vielleicht etwas ironisch sagen: Sie gehen immerhin so weit zu sagen: Bei uns gibt es keine gewollte Rezession. Ich darf Ihnen erklären: Bei uns hat es nie eine gewollte Rezession oder Arbeitslosigkeit gegeben. Ich darf Sie daran erinnern, daß ich mich, als wir beide im gleichen Kabinett waren, hier von dieseer Stelle aus als Finanzminister gegen das Phantom einer totalen Geldwertstabilität als absoluten Wert ausgesprochen habe, der es auch erzwinge, Arbeitslosigkeit als Preis in Kauf zu nehmen. Gerade meine Generation hat die Verelendung durch die Arbeitslosigkeit am Ende der Weimarer Republik erlebt.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Sie hat erlebt, wie aus der sozialen Verelendung der politische Radikalismus gewachsen ist. Linke und Rechte haben in jener Zeit bei der Zerstörung der Weimarer Republik kooperiert.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU.)

    Aus der Brüningschen Deflationspolitik heraus ist zu einer Zeit, als ich von den Dingen mehr verstand als damals als Schüler und Student, meine Überzeugung gewachsen — und dieser Überzeugung habe ich hier mehrfach unter dem Beifall der SPD-Fraktion Ausdruck verliehen —, daß es, wenn ich auf die deutsche Wirtschafts- und Finanzpolitik jemals Einfluß haben sollte, zu meinen unerschütterlichen Maximen gehören würde, die Vollbeschäftigung — ich sage nicht: die Übervollbeschäftigung, ich sage nicht: das totale Ungleichgewicht, gleichgültig, nach welcher Seite hin — als ein hochrangiges Ziel anzustreben, ein Ziel, das mehr wert ist als gefüllte Kassen mit totalem Geldwert, die dann einer diktatorischen Regierung, die das Geld ausgibt und die Währung ruiniert, überliefert werden würden.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Das war immer meine Einstellung — sie ist geprägt durch persönliche Erlebnisse —, das ist meine Einstellung, und das wird meine Einstellung bleiben. Darum dann aber bitte, — ich will jetzt nicht länger über die Vergangenheit reden — Schluß mit dieser Infamie von der gewollten Arbeitslosigkeit als Mittel der Konjunkturpolitik der CDU/CSU.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Herr Bundeskanzler, Sie haben gestern gesagt: Ich kann mich ja an Zeiten erinnern, in denen sich der eine oder andere darauf — nämlich auf die gewollte Rezession — berief. An meine Adresse gerichtet haben Sie dann gesagt: Sie waren auch nicht so ganz weit von dieser Argumentation entfernt.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Pfui!)

    Daraufhin habe ich gesagt: Wenn Sie das bewußt gesagt haben, sind Sie ein Lügner. — Daraufhin habe ich einen Ordnungsruf bekommen. Aber ich wiederhole hier: Wer mir in Kenntnis der Tatsachen unterstellt, daß für mich eine geplante Arbeitslosigkeit ein Geheimrezept, eine gewollte Rezession ein Mittel meines wirtschaftspolitischen Instrumentariums sei, ist ein Lügner.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Wenn Sie es ohne Kenntnis der Tatsachen gesagt haben, Herr Bundeskanzler, haben Sie Ihr Gedächtnis verloren und erinnern sich nicht mehr an die gemeinsamen Unterhaltungen im Kabinett und an die Auseinandersetzungen in diesem Hohen Hause, wo ich diese Einstellung vertreten habe. Aber ein schlecht informierter Bundeskanzler ist auch eine Gefahr, weil seine Aussagen in der Öffentlichkeit eine Eigengesetzlichkeit erlangen, Füße kriegen, wie man sagt, und die Lüge dann mit der Autorität des Bundeskanzlers durchs Land getragen wird.

    (Beifall bei der CDU/CSU. — Zurufe von der SPD: Unerhört! -Weitere Zurufe von der SPD.)

    — Sie mögen ein schlechtes Gewissen haben, wenn ich das sage,

    (Widerspruch von der SPD)

    aber Sie können nicht bestreiten, daß Ihre Partei
    in Bremen mit diesem Inserat in Großformat Propaganda gemacht hat und das der Bundeskanzler —



    Strauß
    hier ist das Protokoll der gestrigen Bundestagssitzung gestern im Zusammenhang mit der „gewollten Rezession" mir gegenüber erklärt hat: Sie waren ja auch nicht weit davon entfernt. — Das ist, wenn man die Tatsachen nicht kennt, eine Unwahrheit. Wenn man die Tatsachen kennt, ist es eine Lüge.

    (Beifall bei der CDU/CSU. — Abg. Dr. von Dohnanyi: Herr Strauß, Ihre Formulierung war: Gnade der Stunde der Angst!)

    -- Lieber Herr von Dohnanyi, habe ich damit einer gewollten Rezession das Wort gesprochen?

    (Abg. Dr. von Dohnanyi: Aber mit der Angst Politik machen, Herr Strauß — das war Ihre Politik! — Abg. Dr. Ehmke: Das ist seine Politik!)

    — Aber Herr Ehmke, ich würde an Ihrer Stelle nicht so viel über meine nachrichtendienstlichen Erkenntnisse reden. Wer operiert denn mit der Angst in diesem Hause?

    (Beifall bei der CDU/CSU. — Abg. Dr. von Dohnanyi: Gnade der Stunde der Angst! — Abg. Dr. Schäfer Sie!)

    — Wir hatten damals alle Angst, —

    (Abg. Dr. von Dohnanyi: Aber keine Gnade darin gesehen!)

    Wir hatten damals alle Angst, daß die Übertreibungen auf dem Gebiet der privaten Wirtschaft, ihre Überlastung mit Kosten und die Übertreibungen in Überbürdung der öffentlichen Haushalte zu einem Rückschlag führen würden, der mit dem Übel bezahlt werden müßte, vor dem ich damals, später und auch heute immer wieder gewarnt habe.

    (Abg. Dr. Schäfer [Tübingen]:: Und was war mit der Gnade?)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, der Herr Bundeskanzler brauchte hier nur zu erklären, daß er mich nicht in die Nähe dieser Argumentation rückt, weil ich diese Argumentation von der gewollten Rezession, d. h. gewollter Arbeitslosigkeit, nie gebraucht habe, und ich komme auch auf diese Entgleisung Herr Bundeskanzler, nach Ihrer Klarstellung nie mehr zurück. Es wäre gut, wenn Sie auch bei Ihren abgegebenen Versprechungen blieben. Denn ich erinnere mich, daß Sie im September 1970 das Wort „Volksverhetzung" gebraucht haben, im Bundestag selbst dann, genauso wie heute, dieses Wort bedauert haben und es als scheußlich bezeichnet haben mit der Versicherung, Sie würden es nie mehr anwenden. Ein Jahr später kam das Wort von den „Schreibtischtätern". Darum hoffen wir, daß nicht immer wieder in Jahresfrist vergessen wird, was hier an guten Absichten bekundet wird.
    Sie beanstanden „das böse Wort vom Ausverkauf Deutschlands". Und damit kommen wir zu der Frage der Grenze, wo Sachdiskussion aufhört und wo politische Verunglimpfung beginnt. Ich muß Ihnen aber leider sagen, Herr Bundeskanzler, daß die von uns in der Auseinandersetzung um die ostpolitischen Verträge gewählten Bezeichnungen aus dem Sprachschatz der SPD stammen, die ihrerseits die Politik, die Sie heute treiben — „Verzicht ist Verrat", von Ollenhauer, Brandt und Wehner unterschrieben —, seinerzeit so gekennzeichnet hat.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU.)

    Ich kann Ihnen nicht ersparen, zu hören, daß wir tief erschüttert sind — und was ich hier sage, ist nicht die Pose eines Schauspielers, der Erschütterung mimt, um sie dramatisch zu verkaufen

    (Abg. Dr. Schäfer [Tübingen] : Was sonst?)

    das sollten Sie mir nicht unterstellen, Herr Kollege Schäfer — über die Tatsache, daß die Plattform einer gemeinsamen Ost- und Deutschlandpolitik, die von allen Kräften dieses Hauses mit Ausnahme der Kommunisten in der ersten Legislaturperiode trotz gewaltigster Meinungsverschiedenheit auf allen Gebieten vertreten worden ist, im Herbst 1969 beginnend, Schritt für Schritt aufgegeben worden ist. Das ist das Problem, vor dem wir stehen. Das ist eine Umwandlung, das ist eine Umstellung — um noch ein gelindes Wort zu gebrauchen —, das ist eine Umorientierung, für die wir bisher nur leere Erklärungen, Absichtsbekundungen, Hoffnungen und Erwartungen gehört haben, aber nichts an konkreten Ergebnissen zur Erreichung der Ziele, die Sie damals als Sinn dieser Politik hier genannt haben, nämlich eine Verbesserung des menschlichen Zusammenlebens zwischen den Menschen in beiden Teilen Deutschlands.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Ich möchte im Zusammenhang mit der Haushaltsdebatte nicht weiter darauf eingehen. Aber es ist eine eigenartige Sitte, daß Sie sich entrüsten, wenn ich mich gegen die Unterstellung wende, ich hätte eine gewollte Rezession als Mittel der Konjunkturdämpfung betrieben oder in Planung. Man hat hier natürlich die Zeitschrift „Capital" gelesen. „Capital" hat sich hernach, als ich verlangte, daß der Text aus dem Tonband zugrunde gelegt wird, förmlich bei mir entschuldigt und hat geschrieben: Strauß hat recht. -- Ich habe mich niemals mit irgendeiner Art Arbeitslosenquote identifiziert, schon weil das Spiel mit der Arbeitslosenquote ein dummes Zeug ist. Früher waren es einmal 4 % für die Vollbeschäftigung, dann waren es 3 %, jetzt sind es 2%. Wir bezeichnen 2 % schon — mit Recht — als bedenklich, vor allen Dingen wenn sie sich in bestimmten Gebieten ballen, wie wir es heute leider befürchten müssen. Außerdem, was heißt Arbeitslosenquote bei 2,1 oder 2,2 Millionen Gastarbeitern? Dieses Problem der Arbeitslosenquote kann doch nur im Sinne einer nationalen Arbeitslosigkeit verstanden werden, und darum stellt sich die Frage einer Arbeitslosenquote für uns — und das können Sie mir glauben und für mich überhaupt nicht. Eine Politik der Vollbeschäftigung, ich möchte sogar sagen, eine Politik, in der nicht Angebot und Nachfrage das ideale Gleichgewicht halten, sondern eine Politik, in der die Nachfrage ruhig ein bißchen größer sein kann als das Angebot — auch das würde ich einbeziehen, damit der wirtschaftlich Schwächere in der Vertretung seiner Rechte und Interessen auf dem Arbeitsmarkt durch die Gegebenheiten und Bedin-



    Strauß
    gungen einen kleinen Vorteil erhält —, das ist unsere Aussage.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Wohin die Übertreibung allerdings führt — das ist doch Ihr eigener Kummer, Herr Kollege Schiller, ist doch Ihre Sorge —, das haben wir doch erlebt. Ich scheue mich nicht, zu sagen, daß ich gegen eine Übertreibung eines scharfen, schwerwiegenden Ungleichgewichts bin, daß ich ein Überwiegen der Nachfrage bei dem Angebot „Null" für eine wirtschaftlich gefährliche Erscheinung halte. Ich glaube, darin sollten sich alle, die ein bißchen von Wirtschaft verstehen — das sollten wir uns doch gegenseitig zubilligen --, einig sein.
    Immerhin, Herr Kollege Schiller, Sie sagten, gewollte Rezession sei nicht das Ziel der Regierung. Das glaube ich Ihnen auf Heller und Pfennig, von A bis Z. Die Frage ist aber nicht, ob Sie die Rezession wollen; hier würde ich Sie jederzeit verteidigen. Nur befürchten wir, daß diese Politik in eine Situation geführt hat, wo man entweder die Inflation als Institution und Dauererscheinung hinnehmen oder zu ihrer Bekämpfung eine Rezession in Kauf nehmen muß. Das ist genau die falsche Alternative.
    Herr Bundeskanzler, Sie haben damals in Ihren Reden im Jahre 1970 den Eindruck erweckt, als ob die Forderung nach Stabilitätspolitik das Spiel mit der Arbeitslosigkeit wäre, und haben gemeint, das bißchen Preisauftrieb müsse man in Kauf nehmen, um die Vollbeschäftigung zu erhalten. Ich habe
    Ihnen schon damals in einer dieser Auseinandersetzungen gesagt: Das Wort ist erstens falsch und zweitens gefährlich. Es ist durch die internationale Erfahrung widerlegt. Man kann eine Zeitlang durch Hinnahme und Verlängerung inflationärer Erscheinungen die Vollbeschäftigung künstlich erhalten. Aber einmal reißt die Strömung ab. Die Strömung ist in den USA, England und anderen Ländern abgerissen, — um bei diesem Bild zu bleiben. Dann mußte man zur Kenntnis nehmen und die bittere Erfahrung einstecken, daß länger anhaltende inflationäre Erscheinungen zur Rezession führen und daß beides eine Zeitlang nebeneinander marschiert, und zwar sowohl die Stagnation wie die Rezession, ausgedrückt in Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit; trotzdem gibt es noch ein weiteres Anhalten der Preissteigerung. Das ist die wirtschaftliche Erfahrung, die in anderen Ländern gesammelt worden ist. Vor der haben wir gewarnt, und in dieser Warnung fühlen wir uns heute leider bestätigt.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Zweitens. Darum, Herr Kollege Schiller, sollten Sie wirklich nicht behaupten, daß wir Unruhe und Unsicherheit im Lande erzeugen. Dafür genügt die Regierungspolitik in vollem Umfang.

    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU.)

    Wären diese Erscheinungen der Unruhe und Unsicherheit in weiten Bereichen der kleinen und mittleren Unternehmer — bei den großen liegen die Dinge wieder etwas anders —, aber heute auch übergreifend auf den Arbeitnehmer, nicht durch Tat-
    sachen herbeigeführt, die Opposition könnte wie der billige Jakob durchs Land ziehen; sie würde hohnlachend abgewiesen werden, wenn sie Unruhe und Unsicherheit zu verbreiten versuchte.
    Wir messen Sie, Herr Kollege Schiller, ja nicht einmal in vollem Umfang an den von Ihnen früher selbst gesetzten Maßstäben.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Sie haben ja noch einen Rabatt von uns bekommen, einen Rabatt, den Sie in der Zwischenzeit schon um mehr als 100 % überschritten haben. Sie haben doch damals den Rücktritt Erhards verlangt, weil die Preisentwicklung 2,5 % überschritten habe. Heute sind wir bei 6 % Darum habe ich gestern vom Doppelminister und von doppeltem Rücktritt gesprochen. Aber das war keine persönliche gehässige Bemerkung, sondern es gehört zur politischen Auseinandersetzung in einer Etatdebatte, daß man darauf wieder zurückkommt. Was glauben Sie, wenn ich so etwas gesagt hätte und ich Ihnen das Vergnügen böte, früher von 1 %, 3 %, 2 %, 1 % geredet und dann gesagt zu haben: Bei 2,5 % Kopf ab für die Regierung! Wenn ich das gesagt hätte und heute an Ihrer Stelle säße, — ich möchte nicht hören, mit welchem geradezu wollüstigen Vergnügen Sie als Oppositionsredner hier mich zerlegen, wieder zusammensetzen und nochmals zerlegen würden.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Ich mag zwei Dinge nicht leiden, Herr Kollege Schiller. Aber damit meine ich nicht einmal Sie
    erstens, wenn man mich für dumm hält und zweitens, wenn man heuchelt. Beides mag ich nicht. Dann müssen Sie sich schon hinstellen und sagen: Was ich damals gesagt habe, war Unsinn. Sie müssen weiter sagen: Ich habe die von mir selbst gesetzten Maßstäbe nicht einhalten können. Kein Mensch spricht Ihnen den guten Willen ab, sie einhalten zu wollen, aber die Umstände, die diese Regierung geschaffen hat und die nicht nur vom bösen Ausland importiert worden sind, waren stärker a) als Ihre Erkenntnis, b) als Ihr guter Wille und c) als die Fähigkeit des Bundeskanzlers, einer echten Stabilitätspolitik durch ein klärendes Wort rechtzeitig Geltung zu verschaff en.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, Herr Schiller hat einige Fragen gestellt. Das ist sein gutes Recht. Die Opposition hat das Recht, die Regierung zu fragen, und ich habe mir als Minister auch erlaubt, die Opposition in außenpolitischen und wirtschaftspolitischen Debatten zu fragen. Ich möchte auf diese Fragen eingehen. Sie sind zum Teil von Herrn Mischnick, der leider gerade nicht da ist, wiederholt worden. Sie haben von der Zuwachsquote von 8,5 % gesprochen. Gestern hat Ihnen Herr Leicht im einzelnen auseinandergesetzt, daß diese Zuwachsquote einfach nicht stimmt. Ich habe diesen Vergleich hier schon einmal erwähnt und entschuldige mich dafür: das ist genauso, als ob man ein Streichholz unter ein Thermometer hält, nach drei Minuten die Zimmertemperatur am Thermometer



    Strauß
    abliest und sagt: Was wollt ihr denn, es ist doch warm genug in diesem Zimmer?

    (Heiterkeit.)

    Die Quote liegt wesentlich höher. Ich habe einen guten Zeugen, denn der Wirtschaftsminister des wirtschaftlich und finanziell gewichtigsten Bundeslandes, Herr Wertz, hat zur „Wirtschaftswoche", der bekannten volkswirtschaftlichen Wochenzeitung, folgendes gesagt — es ist dort in Anführungszeichen gesetzt —:
    „Schillers Begründung, die Länder müßten aus konjunkturellen Gründen zusammenstreichen, zieht nicht."
    In indirekter Rede geht es weiter:
    Genaugenommen steige der Bundeshaushalt um mindestens so viel wie die Länderhaushalte im Durchschnitt.
    Warum? Herr Kollege Schiller, auch Ihr Vorgänger hat hier schon zu sündigen begonnen. Die Zuwachsquoten, die die Regierungen seit 1969 ausweisen, haben fast keinen Aussagewert mehr. Die Ausgaben des Jahres 1969 sind durch Vorziehungen und nachträgliche Buchungen künstlich hochgeschraubt worden, um die Vergleichsebene anzuheben, die Projektionsbasis anzuheben, um nachzuweisen — glauben Sie nicht, daß ich hier Archäologie betreibe; es ist der Haushaltsstil, über den ich hier rede; mich interessiert und ärgert das überhaupt nicht mehr --, daß schon die alte Regierung die Ausgaben erheblich erhöht habe. Unter der alten Regierung waren es für die ersten sechs Monate des Jahres 1969 etwas über 4 %, und am Jahresende waren es wunderbarerweise auf einmal über 8 % geworden. Da hat man vorgezogen und nachträglich gebucht.
    Im Jahre 1970 hat man sich nach der massiven Kritik der Opposition: „Ihr habt im ersten Halbjahr zuviel ausgegeben, die von Herrn Möller versprochene Zuwachsrate von 4 °/o stimmt ja nicht" im zweiten Halbjahr 1970 bemüht zu dämpfen - das stimmt —, weniger auszugeben, hat aber eine ganze Reihe von Ausgaben auch aus Gründen der Optik und der Kosmetik in das Jahr 1971 verschoben, wo sie Ihnen heuer zu Buche schlagen. Darum sind Sie 1970 mit einer so guten Scheinbilanz herausgekommen. Aber das können Sie nicht ewig so weitermachen. Gegenüber dem Jahre 1970 haben Sie für die ersten neun Monate des Jahres 1971 einen Zuwachs von 16 %. Darum ist das ganze Spiel mit Prozenten, in denen die Zuwachsraten ausgedrückt werden, eine Angelegenheit von Propagandisten und nicht mehr von Haushaltspolitikern.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, dann wird nach den Alternativen der Opposition gefragt. Mit dieser Frage werden wir auch von der in Ihren Diensten stehenden bzw. in Ihrem Interesse arbeitenden Presse immer wieder konfrontiert. Wenn ich es hier schon gesagt habe, bitte ich um Entschuldigung; aber das Bild ist gut, darum gebrauche ich es noch einmal: Wenn jemand einen langen Mantel mit vielen Knöpfen und Knopflöchern zuzuknöpfen hat und oben falsch anfängt und die Opposition sagt: „Halt, hier liegt der Fehler, unten geht die Rechnung nicht mehr auf", und er sie ärgerlich zurechtweist und sich höhnisch über sie hinwegsetzt, dann kann er nicht beim vorletzten Knopf sagen: Was muß ich jetzt tun, welches ist die Alternative, damit der letzte Knopf ins Knopfloch geht?"

    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU.)

    Natürlich ist auch in unseren eigenen Reihen, Herr Kollege Schiller — weil wir schon mal beim Aufräumen sind — gesündigt worden. Nachdem unsere grundsätzlichen Vorschläge zur Begrenzung und zur Verkürzung des Haushalts von der Regierung nicht beachtet worden sind — und die liegen ja vor; Herr Kollege Leicht hat sie mehrmals in diesem Hause im einzelnen aufgeführt, schriftlich dargelegt —, haben natürlich auch bei uns oppositionsgewandte Politiker gesagt: „Wenn schon ausgegeben wird, dann wollen wir wenigstens in der Gestaltung der Prioritäten bei diesen Ausgaben unsere da und dort abweichende politische Auffassung zur Geltung bringen." Aber wir haben Ihnen das Angebot gemacht: Wir arbeiten mit Ihnen zusammen, um den Rahmen so eng zu ziehen, daß Ihre Stabilitätspolitik auch in der Haushaltspolitik gerechtfertigt und bestätigt wird.
    Was war das für eine Alternative? Die Alternative war im Herbst 1969, die Schleusen zu schließen statt die Schleusen zu öffnen. Sie wissen doch, wie die Zuwachsraten waren. Selbst im Jahr der großen Konjunkturhaushalte, im Jahre 1967 waren die Zuwachsraten geringer als im Jahre 1970 und im Jahre 1971. Aber wir haben in den bereits inflationierenden Jahren höhere Haushaltsausgaben gehabt als in den Jahren, in denen der Haushalt aus Gründen der Konjunkturankurbelung künstlich erhöht werden mußte: unsere gemeinsame Politik der Konjunkturhaushalte der Jahre 1967 und 1968. Ich weiß auch, warum Sie es nicht getan haben. Sie haben es gemacht wie der Skifahrer: Rechter Ski rechts vom Baum, linker Ski links vom Baum — und dann hoffen, daß der Baum verschwindet.

    (Große Heiterkeit.)

    Und die Rechnung ist nicht aufgegangen. Sie mußten einmal an den Punkt kommen, wo Sie einfach den Offenbarungseid der Unvereinbarkeit Ihrer Versprechungen, der dadurch erweckten Hoffnungen und Erwartungen mit der Stabilitätspolitik, die Sie ebenfalls bekundet haben, öffentlich kundgeben und zugeben müssen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Sie sagten, Herr Kollege Schiller: Die Opposition geht still ins Abseits, wenn es darum geht, Stabilitätspolitik zu betreiben. Wir gehen gar nicht still ins Abseits. Sie können das schwarz auf weiß nachlesen. In meiner letzten Pressekonferenz am 19. Oktober, zwei Tage, bevor das Glück der Reformen in Deutschland ausbrach, wie manche Leute heute sagen, habe ich, was kein angenehmer Auftakt für einen Oppositionsredner war, gesagt: Konjunkturzuschlag jetzt sofort einführen! Sie können mich fragen: Warum nicht am 1. Juli? Ich bin auch so viel Politiker, daß ein Finanzminister, der am 1. Juli den Konjunkturzuschlag in einer Großen Koalition



    Strauß
    einführen will, sich voll auf die Solidarität und Loyalität des Koalitionspartners SPD in der bedingungslosen Unterstützung hätte verlassen können. Ich sage das Ganze natürlich als Ironie,

    (Zurufe von der SPD: Oho!)

    weil Ironie in unserem Lande, wenn man es nicht eigens dazusagt, oft nicht mehr verstanden wird.

    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU.)

    Ich hätte es gern früher getan, Herr Schiller, im Jahre 1969. Aber das Stabilitätsgesetz ist für diesen Zweck unbrauchbar. Das wissen wir doch beide. Nur hätten Sie längst die Änderung vornehmen können. Angeregt habe ich es mehrmals. Warum haben Sie denn nicht im Jahre 1970 den Konjunkturzuschlag eingeführt, sondern sind den Weg der Änderung des Einkommensteuergesetzes gegangen? Weil der Konjunkturzuschlag nach dem Stabilitätsgesetz nicht zurückgezahlt werden kann. Und darin liegt der Fehler. Denn wann kommt der Konjunkturzuschlag? Der Konjunkturzuschlag kommt bei heißem oder bei wärmer werdendem Klima in der Wirtschaft. Wenn aber der Boom kommt, nimmt der Staat ohnehin mehr Geld ein, weil die nominale Zuwachsrate steigt. Und wenn der Staat mehr Geld einnimmt, haben die Politiker Angst, dem Bürger zu sagen: „Du mußt jetzt noch mehr Geld dem Staat geben, der ohnehin schon mehr hat, als er geplant hat, und du bekommst das Geld nicht mehr zurück." Das war der Grund, warum Sie ausgewichen sind und das Instrumentarium des Stabilitätsgesetzes nicht angewandt haben. Aber ich habe damals gesagt: Stabilitätsgesetz sofort ändern und einen Konjunkturzuschlag von 10 % im Herbst 1969 einführen!
    Sie haben doch im Herbst 1969 Steuersenkungen versprochen. Sollen wir denn als Opposition jeden Unsinn mitmachen, um damit unsere Funktion zu beweisen? Im Herbst 1969 haben Sie eine Senkung der Steuern in Höhe von 2 Milliarden DM versprochen. Sie haben genauso viel Steuersenkung versprochen, wie Sie jetzt mit der Erhöhung der drei wesentlichen Verbrauchsteuern hereinholen wollen. Damals haben wir zu den Steuersenkungen nein gesagt, was auch kein angenehmer Auftrag für die Opposition war. Sie haben die Steuersenkungen auch nicht durchgeführt, aber Sie haben bis zu den Landtagswahlen im Juni 1970 die Hoffnung aufrechterhalten, daß die Steuersenkung kommt. Sie haben unsere gegenteiligen Behauptungen als politische Brunnenvergiftung — ich meine nicht Sie persönlich — bezeichnet. Kaum war der 14. Juni vorbei, haben Sie auf einmal aus konjunkturpolitischen Gründen — „wegen der jetzt geänderten Verhältnisse" — die Steuersenkung fallenlassen und den Konjunkturzuschlag, dessen Einführung Sie ebenfalls bestritten haben, dann in Form einer Änderung des Einkommensteuerrechtes eingeführt.
    Bei all dieser Politik hätten wir immer mitgehen sollen?! Wir haben doch die Alternative im Herbst 1969 gezeigt: sparsamer Haushalt, rechtzeitige Steuererhöhung und damit ein gutes Beispiel geben gegen die zehn- und noch mehrprozentigen Zuwachsraten auch auf anderen Gebieten. Heute kämpft doch die Regierung darum, diese Zuwachsraten mit allerlei Beschwörungskünsten nach unten zu bewegen. Der direkte Appell, die direkte Einwirkung wird entweder gefürchtet oder wegen Wirkungslosigkeit unterlassen. Darum doch das Spiel: man muß den Spielraum bei den Unternehmern so einschränken, damit sie als Vorhut, als Avantgarde der Regierung im Kampf gegen hohe Tarifforderungen mehr Härte beweisen, als sie bewiesen haben.

    (Beifall bei der CDU/CSU.) Das ist doch das Spiel gewesen.

    Das war doch auch der Sinn Ihrer Wechselkursfreigabe, in die jetzt nachträglich große Weisheiten internationaler Währungsgeheimnisse hineingelegt werden. Die drei wirtschaftswissenschaftlichen Gutachten haben doch eine Beschränkung des Spielraums durch eine Verminderung der Auslandsnachfrage befürwortet.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Genau!)

    Nur daß dann aus diesem intellektuellen und hintergründigen Spiel, aus der Dollarflut eine Dollarlawine geworden ist, die die Dämme gerissen hat. Ich streite gar nicht darüber, ob es im Mai richtig war, die Wechselkurse freizugeben. Nehmen Sie den Vergleich jetzt nicht wörtlich, Herr Kollege Schiller, aber im Parlament soll ja nach Meinung des Herrn Wehner mal farbig geredet werden. Sie tun es mehr laut als farbig, aber ich rede auch farbig und laut. Wenn jemand — —

    (Abg. Wehner: Hinten sind Sie's schon!) -- Wie haben'S g'meint?


    (Große Heiterkeit auf allen Seiten.)

    Wenn jemand nicht verhindert — ich sage es noch sehr höflich —, daß ein Haus in Brand gerät, und auf einmal merkt, daß die Einwohner bloß noch die Wahl haben, in den Flammen umzukommen oder rauszuspringen, dann wird er kaum für den Rat, rauszuspringen, die Lebensrettungsmedaille bekommen.

    (Abg. Dr. Schäfer [Tübingen]: Das sind die Gedanken eines Brandstifters!)

    — Ach, halten Sie mich doch nicht für so primitiv, wie Sie vielleicht denken in Ihrer Umgebung.

    (Zurufe von der SPD.)

    — Was heißt das „das Haus in Brand gesteckt"? Wie oft soll ich es denn noch sagen? Man soll doch einmal eingehen auf das Argument! Die Hochzinspolitik der Bundesbank war doch nur eine Ersatzlösung für die konjunkturpolitischen Versäumnisse der Bundesregierung.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Die Warnungen von fachkundiger Seite! Ich sagte gestern: Währungspolitik muß von Praktikern und Politikern und nicht von Ideologen, von Modellkonstrukteuren gemacht werden. Die Warnungen der Praktiker vor dem Inflationspotential des EuroMarktes wurden in den Wind geschlagen. Im Inland ging der Zins auf sagenhafte Höhen wie noch nie in der Geschichte der Bundesrepublik. Der Kredit wurde verknappt. Der kleine Mann konnte sich



    Strauß
    den Kredit nur in verkürzter Form und zu abenteuerlich hohen Kosten erwerben. Der andere hat sich im Auslande finanziert. Darum war doch die ganze Dämpfungspolitik ein Schlag ins Wasser. Denn durch die Dämpfungspolitik ist ja die Geldliquidität erst gestiegen. Dabei rede ich nicht von der Spekulation, Herr Kollege Schiller. Im Wort „Spekulation" steckt doch etwas zuviel pseudomoralischer Gehalt darin. Nein, weil man im Ausland sich besser finanzieren konnte als im Inland, haben halt diejenigen, die das konnten, davon Gebrauch gemacht. Und weil Ihnen das jetzt bewußt geworden ist, legen Sie wesentlich verspätet ein wahrscheinlich gar nicht zulängliches Instrument, das Bardepotgesetz, vor und spalten hierbei die Zuständigkeit für Kreditpolitik. Denn die Gestaltung des Inlandkredites ist Sache der Notenbank. Die Gestaltung des Auslandskredits soll Sache der Bundesregierung werden, mit der Möglichkeit, sie dann der Notenbank zu übertragen. Ich würde an Ihrer Stelle beides der Notenbank überlassen: die Gestaltung sowohl des Inlands- als auch des Auslandskredits.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    So stieg nach Abfluß von nicht allzuviel Geldern im Herbst 1969 bis Januar 1970 die Flut aus dem Euro-Markt vom Januar 1970 bis Mai 1971 um etwa 46 Milliarden DM. Die Dämpfungsmaßnahmen zuerst der Bundesbank und später der Regierung haben nur etwa 31 Milliarden DM stillgelegt. Das Ergebnis der Dämpfung ist nicht ein Minus, sondern ein Plus an Geldliquidität, weil man dem „Patienten" zur Dämpfung Mittel verabreicht hat, die ihn auf einem anderen Gebiet noch kranker gemacht haben, als er vorher war.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Dann kam die große Erleuchtung mit der Wechselkursfreigabe. Über entsprechende Pläne wurde öffentlich diskutiert. Herr Schiller, Sie sollten nicht nur auf Banketten mit Leuten der Wirtschaft reden. Wenn Sie auch woanders mit ihnen redeten, würden Sie hören, wie diese Ankündigung ausgenutzt worden ist. Ich könnte Ihnen Roß und Reiter nennen; aber ich darf sie nicht nennen.

    (Lachen und Zurufe von der SPD.)

    Jeder, der von den Dingen etwas verstand, wußte: jetzt kommt etwas. Er ist auf den Euro-Markt gegangen, hat sich dort Geld in einer Höhe von einer halben Million bis hinauf zu einer Vielzahl von Millionen besorgt, hat es auf die Bank getragen, hat von der Bank als Einleger mehr Zinsen bekommen, als er im Ausland hat zahlen müssen, und hatte damit sein Polster. Jetzt hat er dank Ihrer Währungspolitik einen Gewinn von 10 %, mit dem er nach Hause gehen kann. Das war doch die Wirklichkeit. Sie hat aber die Großen im Lande und nicht die Kleinen begünstigt. Die Kleinen verstehen davon nichts, aber die anderen haben dafür ihre Abteilungen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Ich stimme Ihnen zu, wenn Sie sagen, was man tun müsse. Aber den „Europazug" haben Sie tatsächlich gestoppt. Alle Beschwörungen ändern doch nichts an der Tatsache, daß das Klima zwischen
    Bonn und Paris, das früher eine angenehme Frühjahrstemperatur milder Wärme hatte, wiederum eiskalt geworden ist. Aber daran sind Sie als „Heizungsmonteur" nur zur Hälfte beteiligt. Daran ist auch noch ein anderer beteiligt, und manches von dem, was heute geschieht, ist „Rache für Sadowa", wie man früher sagte.

    (Zuruf von der SPD: Was für ein Ding?)

    — Ich erkläre es Ihnen unter vier Augen, wenn Sie es nicht wissen.

    (Heiterkeit.)

    Ein letztes Wort zur Steuererhöhung, Herr Kollege Mischnick. Sie haben ein schlechtes Beispiel gegeben, weil Ihr moralischer Appell und Ihre Aussage im Widerspruch zueinander standen. Ich habe gestern ausdrücklich erklärt, und zwar auf Grund meiner früheren Erfahrungen und meiner zukünftigen möglichen Aufgaben — man ist ja vor Überraschungen nie sicher , daß ich mich nie bereit finden würde zu sagen, auch wenn es noch so populär klänge und wenn es noch so viele Wählerstimmen werben könnte: die CDU/CSU garantiert euch, daß es niemals mehr Steuererhöhungen gibt.

    (Abg. Mischnick: Aber jetzt sind Sie gegen Steuererhöhungen!)

    Ich habe mich damit ausdrücklich auch zu dem bekannt, was Sie heute als angeblichen Widerspruch im Parteiprogramm der CDU angeführt haben. Ich habe das gestern sehr genau deduziert. Man darf hier nicht einfach die Dinge aus dem Zusammenhang reißen; denn sonst könnte man auch beweisen, daß die Bibel der beste Zeuge für die Atheisten ist. In der Bibel steht nämlich: „Es gibt keinen Gott"
    Komma —, „spricht der Narr."

    (Heiterkeit bei der CDU/CSU.)

    Wenn man nur den ersten Halbsatz zitiert, wird der Sinn genau ins Gegenteil verfälscht.
    Ich habe gesagt: mit uns kann man über Steuererhöhungen deshalb nicht reden — das ist der Sinn der Formulierungen zu Steuererhöhungen im CDU-Programm —, weil Steuererhöhungen nur die Schlaglöcher auf der Straße der Inflation stopfen sollen, im übrigen aber der inflationäre Weg munter fortgesetzt und durch diese Steuererhöhungen überbrückt und erleichtert wird.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Wir machen uns doch nicht zum Komplizen einer Inflationspolitik.

    (Erneuter Beifall bei der CDU/CSU.)

    Damit müssen Sie, diese Koalition und diese Regierung, zurechtkommen. Wir werden uns doch nicht noch beim vorletzten „Knopf" an der Unpopularität dessen beteiligen, was Sie seinerzeit mit unserer Hilfe hätten verhindern können.

    (Beifall bei der CDU/CSU. — Lachen und Zurufe von der SPD.)

    Wenn Steuererhöhungen dazu dienen, das Leistungsangebot der öffentlichen Hand auf der Basis stabiler Preise zu erhöhen und damit auf den Gebie-



    Strauß
    ten Verkehr, Bildung, Umweltschutz und Gesundheit eine Verbesserung herbeizuführen, dann sieht es anders aus. Rechnen Sie doch einmal nach: wir hatten in den 20 Jahren CDU/CSU-Regierung Schwankungen, aber im Durchschnitt hatten wir 1,9 % Preissteigerung; es mögen nach der anderen Rechnung 2,5 % gewesen sein, denn es bieten sich ja unterschiedliche Statistiken an. Und rechnen Sie einmal aus, was bei Fortsetzung dieser Preisentwicklung ohne Steuererhöhungen hätte finanziert werden können: doch wesentlich mehr als das, was Sie heute mit diesen Steuererhöhungen jemals finanzieren können!

    (Beifall in der Mitte.)

    Wenn Sie wieder auf den Boden der Stabilität zurückgekehrt sind, was in diesen zwei Jahren in dem notwendigen Umfange leider nicht mehr möglich ist, weil bekanntlich die Periode der Ernüchterung immer länger dauert als die Periode des Sündigens

    (Heiterkeit bei der CDU/CSU und Zurufe von der SPD.)

    — Das gilt überall!

    (Zuruf von der SPD: Sie scheinen Fachmann zu sein! Heiterkeit bei Abgeordneten der Regierungsparteien. — Weitere Zurufe von der SPD: Erfahrung macht den Meister! — Er muß es wissen!)

    Ja, ich könnte dafür auch einige Beispiele bieten, wenn ich hier zu Ihnen blicke. Erfahrung und Anschauungsunterricht, beides gehört immer zusammen. Aber Sie werden das in diesen zwei Jahren nicht mehr erreichen. Und darum sagen Sie uns doch einmal: Was können Sie mehr an Straßen, Schulen, anderen Bildungsstätten,

    (Abg. Dr. Barzel: Das ist die Frage!)

    an Krankenhäusern und Umweltschutzeinrichtungen finanzieren,

    (Abg. Dr. Barzel: Das ist die Frage!)

    was können Sie mehr finanzieren, als Sie ohne Steuererhöhungen bei stabiler Wirtschaftspolitik und Finanzpolitik hätten finanzieren können?

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Dann müssen Sie doch zugeben, daß es zunächst nur darum geht, die Folgen der Inflation etwas weniger schmerzhaft zu gestalten. Eine Morphiumspritze sind diese Steuererhöhungen, aber keine Heilung des Problems, das Sie „öffentliche Armut und privater Reichtum" nennen.

    (Sehr gut! bei der CDU/CSU.)

    Sie können doch beim besten Willen von einer Opposition nicht verlangen, daß Sie Ihnen auf diesem Wege noch Hilfe und Vorschub leistet, und Sie können unser Nein hier nicht etwa als ein Beispiel der totalen Konfrontation bezeichnen.

    (Sehr gut! bei der CDU/CSU.)

    Wir sagen aus diesen Gründen nein zur Steuererhöhung, und niemand soll uns, wenn das Wort noch eine Wahrheit enthalten soll, entgegenhalten können, daß wir Steuererhöhungen in jedem Falle ablehnen, etwa auch dann, wenn sie der Erfüllung des unabweisbaren Staatsbedarfs und der Verbesserung der öffentlichen Dienstleistungen im Interesse des Bürgers dienen. Aber dem dienen sie ja heute nicht mehr! Sie sind ja nur eine Teilkompensation für die Folgen der inflationären Entwicklung.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, lassen Sie mich

    (Zurufe von der SPD)

    den Schlußsatz sagen.

    (Weitere Zurufe von der SPD: Laßt ihn doch weiterreden! — Er ist so guter Laune!)

    — Haben Sie ein bißchen Geduld! Mit Ihnen habe ich immer so viel Geduld gehabt.

    (Abg. Haehser: Das ist so heiter, das hören wir uns gerne an! — Weitere Zurufe.)

    Wir operieren nicht mit dem Sozialistenschreck im Lande.

    (Zuruf von der SPD: Nein? — Weitere Zurufe.)

    Wir operieren nicht mit Gespenstern. Oder sind es etwa Gespensterzeitungen, die von den Auseinandersetzungen zwischen Hans-Jochen Vogel und seinen Jungsozialisten berichten?

    (Erneute Zurufe von der SPD.)

    Sein innerparteilicher Sturz ist doch mit 117 gegen 115 Stimmen gerade noch aufgefangen worden!

    (Zuruf von der SPD: Das haben wir doch gestern schon gehört!)

    -- Ja, darf denn die Opposition über den Zustand, der in Ihren Reihen herrscht, nicht mehr das sagen, was einer Ihrer führenden Politiker anläßlich der Auseinandersetzung in München öffentlich im Fernsehen erklärt hat? Ist das etwa der „Sozialistenschreck"? Wir sagen ja nur genau das, was die echten Sozialdemokraten in München, in Berlin und anderswo sagen. Und Sie können nicht einfach mit einer Maske des Lächelns oder mit einer Maske der Ironie, des Grinsens und des Auslachens über den Zustand hinwegtäuschen, daß Ihnen das Problem der Koalition zwischen echten Sozialdemokraten und Linksradikalen in Ihrer eigenen Partei zunehmend Sorge bereitet.

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU.)



Rede von Dr. Richard Jaeger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Apel.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Hans Apel


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich möchte zu den Ausführungen von Herrn Kollegen Dr. Strauß sechs Bemerkungen machen.
    Erstens. Herr Kollege Dr. Strauß, uns liegt die Rede des damaligen Bundesschatzministers Dr. Schmücker vor, und in dieser Rede wird von der „gewollten Rezession" gesprochen, d. h. von der

    Dr. Apel
    politisch beabsichtigten Verelendung eines Teils der arbeitenden Bevölkerung.

    (Unruhe bei der CDU/CSU. — Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Sie haben damals, Herr Kollege Dr. Strauß, von der „Gnade der Stunde der Angst" gesprochen, nicht von der Stunde der Angst, sondern von der Gnade. Eine Gnade war es für Sie, daß Arbeitnehmer um ihren Arbeitsplatz bangen mußten. Sehen Sie, das unterscheidet Sie und diese Koalition, wir wissen in der Tat, daß wir auf der Hut sein müssen, aber wir sprechen weder von gewollter Rezession noch empfinden wir die Schwierigkeiten, die wir haben, als eine Gnade. Sie können sich heute nicht herausreden, was Sie damals gesagt haben und was Sie heute mit Sicherheit auch noch politisch denken.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Lassen Sie mich eine Bemerkung zu dem Thema -- damit bin ich bei dem zweiten Punkt meiner Antwort — „politische Verunglimpfung" machen. Ich frage Sie, Herr Kollege Dr. Strauß, ob die Tatsache, daß wir die Politik der Großen Koalition fortentwickeln, Ihnen das Recht gibt, auf dem Parteitag der CSU vor wenigen Tagen im Zusammenhang mit unserer Ostpolitik zu sagen — ich zitiere wörtlich
    Ich (Strauß) erinnere an Hitlers Ermächtigung durch wohlmeinende Demokraten im Jahre 1933 und an Grotewohls und Nuschkes Verhalten gegenüber Ulbricht.
    Hier setzen Sie die Politik der Diffamierung fort. Das, was Sie hier gesagt haben, in dem Sie nichts von Ihrer bisherigen Einstellung zurückgenomen haben, zeigt uns, daß das, was Herr Kollege Dr. Barzel in diese Haushaltsdebatte eingeführt hat, zur Zeit noch nicht viel mehr als leere Versprechungen sind, Phrasen, die er meint anbringen zu müssen, weil er merkt, daß ihm der Weg mit seiner politischen Konfrontation ins Gesicht weht.

    (Beifall bei der SPD. — Zuruf von der CDU/CSU: Unglaublich!)