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    Deutscher Bundestag 106. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 10. März 1971 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 6153 A Glückwunsch zur Wahl des Abg. Behrendt als Präsident des Europäischen Parlaments 6153 B Amtliche Mitteilungen . . . . . . . 6153 B Begrüßung einer Delegation der Türkischen Großen Nationalversammlung . . . . 6168 A Begrüßung einer Delegation des Bayerischen Senats 6236 A Agrarbericht 1971 der Bundesregierung gemäß § 4 des Landwirtschaftsgesetzes (Drucksachen VI/1800, zu W1800) in Verbindung mit Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zum Antrag der Fraktionen der SPD, FDP zur Beratung der Großen Anfrage der Fraktionen der SPD, FDP betr. Maßnahmen der Bundesregierung in der Einkommens-, der Struktur- und der Sozialpolitik für die deutsche Landwirtschaft (Umdruck 90, Drucksache VI/1812), mit Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Umsatzsteuergesetzes (Mehrwertsteuer) und des Aufwertungsausgleichsgesetzes (CDU/CSU) (Drucksache VI/1932) — Erste Beratung —, mit Entwurf eines Sechsten Gesetzes zur Änderung und Ergänzung des Gesetzes über eine Altershilfe für Landwirte (CDU/CSU) (Drucksache VI/1933) — Erste Beratung — und mit Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Einkommensteuergesetzes (CDU/CSU) (Drucksache VI/1934) — Erste Beratung — Ertl, Bundesminister . . 6154 B, 6232 B Bewerunge (CDU/CSU) 6160 C Helms (FDP) 6164 C Dr. Schmidt (Gellersen) (SPD) . . 6170 B Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller, Bundesminister 6175 C Ehnes (CDU/CSU) 6176 C Brandt, Bundeskanzler 6181 D Dr. Barzel (CDU/CSU) 6185 C Peters (Poppenbüll) (FDP) . . . 6205 A Wehner (SPD) . . . . . . . 6209 B Klinker (CDU/CSU) 6213 A Schonhofen (SPD) , 6215 D Gallus (FDP) 6217 D Dr. Früh (CDU/CSU) 6219 D Höcherl (CDU/CSU) 6222 C Lensing (CDU/CSU) 6225 A von Alten-Nordheim (CDU/CSU) . 6226 C Dr. Ritz (CDU/CSU) 6228 C Löffler (SPD) 6230 D II Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 106. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 10. März 1971 Fragestunde (Drucksache 1/1/ 1916) Frage des Abg. Anbuhl (SPD) : Zahl der noch in Lagern befindlichen Bürger der Bundesrepublik Ravens, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 6190 A Frage der Abg. Frau Jacobi (Marl) (CDU/CSU) : Dauer der Beantwortung von Anfragen in Wohngeldangelegenheiten Ravens, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . 6190 C, D Frau Jacobi (Marl) (CDU/CSU) . . 6190 D Frage des Abg. Dr. Schober (CDU/CSU) : Ausgabe von Münzsonderprägungen durch Banken Dr. Reischl, Parlamentarischer Staatssekretär 6191 A Frage des Abg. Dr. Schober (CDU/CSU) : Ausgabe von Münzsonderprägungen an ausländische Münzsammler Dr. Reischl, Parlamentarischer Staatssekretär 6191 A, B, C Dr. Schober (CDU/CSU) . . . 6191 B, C Frage des Abg. Dr. Apel (SPD) : Zahlung von Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen durch die Reederei Hugo Stinnes Transozean Schiffahrt GmbH Dr. Reischl, Parlamentarischer Staatssekretär . . . 6191 C, 6192 A, B Dr. Apel (SPD) . . . . . . . 6192 A Ott (CDU/CSU) 6192 A Frage des Abg. Varelmann (CDU/CSU) : Verwendung eines Teils der Verkehrsteuern zur Finanzierung der öffentlichen Aufwendungen nach dem Krankenhausgesetz Dr. Reischl, Parlamentarischer Staatssekretär . 6192 B, C, D, 6193 A, B Varelmann (CDU/CSU) . . . . 6192 B, C Dr. Gleissner (CDU/CSU) . . . . 6193 A Dr. Apel (SPD) . . . . . . . . 6193 B Frage des Abg. Dr. Rinderspacher (SPD) : Beteiligung der Bundesrepublik am Ausbau und an den Arbeiten des in- ternationalen Zentrums für Agrarforschung im Mittelmeerraum Logemann, Parlamentarischer Staatssekretär . . . 6193 C, D, 6194 A Dr. Rinderspacher (SPD) . 6193 D, 6194 A Frage des Abg. Röhner (CDU/CSU) : Überführung der im Einzelplan 10 Kap. 10 03 enthaltenen Mittel in den Förderungsbereich der nationalen Agrarpolitik Logemann, Parlamentarischer Staatssekretär 6194 A, B, C Röhner (CDU/CSU) 6194 C Frage des Abg. Röhner (CDU/CSU) : Verbilligung des Dieselkraftstoffs für die Landwirtschaft Logemann, Parlamentarischer Staatssekretär . . . 6194 D, 6195 A, B Röhner (CDU/CSU) . . . 6194 D, 6195 A Ott (CDU/CSU) - 6195 B Frage des Abg. Engelsberger (CDU/CSU) : Errichtung einer europäischen Universität im Raum Salzburg-Freilassing Dr. von Dohnanyi, Parlamentarischer Staatssekretär 6195 C, D Engelsberger (CDU/CSU) . . . 6195 D Frage des Abg. Dr. Gölter (CDU/CSU) : Deutschschwedische Kommission zur Untersuchung von Fragen der Mitwirkung in Schule, Hochschule und Forschung Dr. von Dohnanyi, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . 6196 A, B Dr. Gölter (CDU/CSU) 6196 A, B Frage des Abg. Dr. Gleissner (CDU/CSU) : Äußerung von Bundesminister Leussink über Konsumverzicht zugunsten der Ausgaben für Bildung und Wissenschaft Dr. von Dohnanyi, Parlamentarischer Staatssekretär . . 6196 C, D, 6197 A, B Dr. Gleissner (CDU/CSU) 6196 D, 6197 A Frage des Abg. Dr. Haack (SPD) : Informationsmaterial für die Erörterung politischer Fragen im Sozialkundeunterricht Dr. von Dohnanyi, Parlamentarischer Staatssekretär . . . 6197 B, D, 6198 A Dr. Haack (SPD) . . . . . . . . 6197 D Dr. Rinderspacher (SPD) . . . . . 6198 A Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 106. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 10. März 1971 III Fragen des Abg. Hermesdorf (Schleiden) (CDU/CSU) : Berücksichtigung der freien Träger von Schulen im sogenannten Bildungsgesamtplan Dr. von Dohnanyi, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . 6198 B, C, D Dr. Hermesdorf (Schleiden) (CDU/CSU) . . . . . . . . 6198 B, C Fragen des Abg. Picard (CDU/CSU) : Verkehrsunterricht Dr. von Dohnanyi, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . 6199 A, B Picard (CDU/CSU) 6199 B Fragen des Abg. Storm (CDU/CSU) : Europäische Gemeinschaftsuniversitäten Dr. von Dohnanyi, Parlamentarischer Staatssekretär . . . 6199 C, D, 6200 A Storm (CDU/CSU) . . . 6199 D, 6200 A Fragen des Abg. Strohmayr (SPD) : Ganzheitslehrmethode Dr. von Dohnanyi, Parlamentarischer Staatssekretär 6200 A, B, C Strohmayr (SPD) . . . . . 6200 B, C Fragen des Abg. Jungmann (CDU/CSU): Sehvermögen von Kraftfahrern Westphal, Parlamentarischer Staatssekretär . 6200 D, 6201 A, B, C, D, 6202 A Dr. Jungmann (CDU/CSU) 6201 A, B, C, D Hansen (SPD) . . . . . . . . . 6201 D Frage des Abg. Dr. Schmidt (Krefeld) (SPD) : Nachweis von Antibiotika in Schlachtkälbern Westphal, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 6202 A Frage des Abg. Dr. Schmidt (Krefeld) (SPD) : Auswirkung des Rauchens auf den Sauerstoffverbrauch und die Durchblutung im Gehirn Westphal, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 6202 B Frage des Abg. Hansen (SPD) : Enzymhaltige Waschmittel Westphal, Parlamentarischer Staatssekretär . . . 6202 C, D, 6203 A Hansen (SPD) . . . . . 6202 D, 6203 A Frage des Abg. Dr. Gleissner (CDU/CSU) : Verweildauer von barbiturhaltigen Schlafmitteln Westphal, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 6203 A Frage des Abg. Dr. Haack (SPD) : Einführung eines Gesundheitspasses Westphal, Parlamentarischer Staatssekretär 6203 B, C, D Dr. Haack (SPD) . . . . . . 6203 C, D Frage der Abg. Frau Jacobi (Marl) (CDU/CSU) : Antwort auf eine Anfrage des Petitionsausschusses des Bundestages betr. Schäden am Westufer der Rheininsel Heylesenwerth bei Bacharach Börner, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . 6204 A, B Frau Jacobi (Marl) (CDU/CSU) . . 6204 B Frage des Abg. Dr. Kempfler (CDU/CSU) : Verkehrszeichen für das Ende einer geschlossenen Ortschaft Börner, Parlamentarischer Staatssekretär . . . 6204 C, D, 6205 A Dr. Kempfler (CDU/CSU) . . . 6204 C, D Entwurf eines Rahmengesetzes über die allgemeinen Grundsätze des Hochschulwesens (Hochschulrahmengesetz) (CDU/CSU) (Drucksache V1/1784) — Erste Beratung — in Verbindung mit Entwurf eines Hochschulrahmengesetzes (Drucksache VI/ 1873 - Erste Beratung — Dr.-Ing. Leussink, Bundesminister 6236 C, 6269 A Dr. Martin (CDU/CSU) 6241 D Grüner (FDP) 6247 C Dr. Meinecke (Hamburg) (SPD) . 6250 C Frau Dr. Walz (CDU/CSU) . . . 6253 C Dr. Wichert (SPD) . . . . . . 6256 B Dr. Vogel, Minister des Landes Rheinland-Pfalz . . . . . . . 6259 A Rau, Minister des Landes Nordrhein-Westfalen 6261 B Dr. Kotowski (CDU/CSU) . . . 6263 B Dr. Lohmar (SPD) 6266 A Dichgans (CDU/CSU) 6267 D IV Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 106. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 10. März 1971 Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Mineralölsteuergesetzes 1964 und zur Änderung des Gesetzes zur Änderung des Mineralölsteuergesetzes 1964 vom 24. April 1967 (Drucksache VI/ 1879) - Erste Beratung — 6270 D Entwurf eines Gesetzes zur Änderung bewertungsrechtlicher Vorschriften (Bewertungsänderungsgesetz 1971) (Drucksache VI/ 1888) — Erste Beratung — 6270 D Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Hypothekenbankgesetzes und des Schiffsbankgesetzes (Drucksache VI/1898) — Erste Beratung — . . . . . . . . . 6270 D Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Pfandbriefe und verwandten Schuldverschreibungen öffentlich-rechtlicher Kreditanstalten (Drucksache VI/1899) — Erste Beratung — . . 6271 A Entwurf eines Gesetzes über Bausparkassen (Drucksache VI/1900) — Erste Beratung — 6271 A Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Einführung von Vorschriften des Lastenausgleichsrechts im Saarland (Bundesrat) (Drucksache VI/ 1905) —Erste Beratung — 6271 A Entwurf eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Unterhaltssicherungsgesetzes (Drucksache VI/ 1439) ; Bericht des Haushaltsausschusses gem. § 96 GO (Drucksache VI/ 1904), Schriftlicher Bericht des Verteidigungsausschusses (Drucksache VI/1852) — Zweite und dritte Beratung — 6271 B Entwurf eines Dritten Gesetzes zur Anpassung der Unterhaltshilfe nach dem Lastenausgleichsgesetz (3. Unterhaltshilfe-Anpassungsgesetz) (Drucksache VI/1697) ; Schriftlicher Bericht des Innenausschusses (Drucksache VI/1921) — Zweite und dritte Beratung — 6271 C Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Änderung von Art. 8 des Achten Strafrechtsänderungsgesetzes (Drucksache VI/ 1388) ; Schriftlicher Bericht des Ausschusses für innerdeutsche Beziehungen (Drucksache VI/ 1920) — Zweite und dritte Beratung — 6271 D Ubersicht 7 des Rechtsausschusses über die dem Bundestag zugeleiteten Streitsachen vor dem Bundesverfassungsgericht (Drucksache VI/1917) 6272 A Nächste Sitzung 6272 C Anlagen Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten . . 6273 A Anlagen 2 und 3 Entschließungsanträge Umdrucke 161 und 162 zur Beratung des Agrarberichts 1971 der Bundesregierung (Drucksachen VI/1800, zu VI/1800) . . . . . . . . 6273 C Anlage 4 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Härzschel (CDU/CSU) betr. Beschlagnahme von pornographischen Schriften durch Zolldienststellen 6274 C Anlage 5 Schriftliche Antwort auf die Mündlichen Fragen des Abg. Richarts (CDU/CSU) betr. Maßnahmen zur Verbesserung der Situation auf dem Weinmarkt in den nördlichen Anbaugebieten 6275 A Anlage 6 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Geldner (FDP) betr. Sozialmaßnahmen für die Landwirtschaft 6275 B Anlage 7 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Seefeld (SPD) betr. die Verkehrstüchtigkeit beeinträchtigende Arzneimittel 6275 D Anlage 8 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Rollmann (CDU/CSU) betr. Unterstützung des Kongresses „Friede mit Polen" aus Haushaltsmitteln 6276 A Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 106. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 10. März 1971 6153 106. Sitzung Bonn, den 10. März 1971 Stenographischer Bericht Beginn: 9.00 Uhr
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    Berichtigung 101. Sitzung, Seite 5901 B, Zeilen 26 und 27: Zwischen den Namen „Rasner" und „Richarts" ist einzutragen: „Reddemann 13. 2." 102. Sitzung, Seite 5985 C, Zeilen 8 und 9: Zwischen den Namen „Rasner" und „Richarts" ist einzutragen: „Reddemann 13. 2." 104. Sitzung, Seite 6085 C, Zeile 13: Das Wort „nicht" ist zu streichen Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete (r) beurlaubt bis einschließlich Dr. Achenbach * 11. 3. Adams * 11.3. Dr. Aigner * 11.3. Alber ** 12. 3. Dr. Arndt (Berlin) * 11.3. Dr. Artzinger * 11. 3. Bals 12. 3. Bauer (Würzburg) ** 11.3. Becher (Pullach) 10. 3. Behrendt * 11.3. Biechele 12. 3 Dr. von Bismarck 12. 3. Blumenfeld ** 11.3. Böhm 12. 3. Borm * 11.3. Bühling 14. 3. Dr. von Bülow 12. 3. Dr. Burgbacher * 11.3. Dasch 5. 4. Frau Dr. Diemer-Nicolaus 10. 3. Dr. Dittrich * 11. 3. Dr. Dollinger 12. 3. Dröscher * 11.3. Faller * 11.3. Fellermaier * 11.3. Flämig * 11.3. Dr. Franz 12. 3. Dr. Furler * 11.3. Frau Geisendörfer 12. 3. Gerlach (Emsland) * 11.3. Dr. Giulini 12. 3. Freiherr von und zu Guttenberg 12. 3. Härzschel 10. 3. Dr. Jahn (Braunschweig) * 11.3. Dr. Kliesing '* 11.3. Klinker * 11. 3. Dr. Koch * 11.3. Dr. Kreile 12. 3. Kriedemann * 11. 3. Lange * 11.3. Lautenschlager * 11.3. Dr. Löhr * 11.3. Lücker (München) ' 11.3. Frau Meermann 12. 3. Meister * 11.3. Memmel * 11.3. Michels 10. 3. Müller (Aachen-Land) * 12. 3. Frau Dr. Orth * 11.3. Dr. Pinger 12. 3. Richarts * 12. 3. Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete (r) beurlaubt bis einschließlich Riedel (Frankfurt) * 11. 3. Saxowski 4. 4. Schwabe * 11.3. Dr. Schmid (Frankfurt) ** 12. 3. Dr. Schmücker 10. 3. Dr. Schwörer * 12. 3. Dr. Schulz (Berlin) ** 11.3. Seefeld * 11. 3. Sieglerschmidt ** 12. 3. Dr. Siemer 12. 3. Simon 12. 3. Springorum * 11.3. Dr. Starke (Franken) * 11.3. Steiner 12. 3. Dr. Stoltenberg 10. 3. Dr. Tamblé 3. 4. Werner * 10. 3. Wolfram * 11.3. Anlage 2 Umdruck 161 Entschließungsantrag der Fraktion der CDU/ CSU zur Beratung des Agrarberichts 1971 der Bundesregierung - Drucksachen VI/ 1800, zu VI/ 1800 - Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, im EWG-Ministerrat darauf hinzuwirken, daß alles Erdenkliche getan wird, um die Wirtschafts- und Währungsunion so schnell wie möglich zu verwirklichen. Für die Zwischenzeit sind für den europäischen Agrarmarkt Regelungen anzustreben, die der durch Paritätsänderungen im Jahre 1969 hervorgerufenen Störungen im europäischen Agrarpreisgefüge Rechnung tragen. Hierbei ist insbesondere darauf hinzuwirken, daß sich die entstandenen Ungleichgewichte am europäischen Agrarmarkt nicht allein zum Nachteil eines nationalen Teilmarktes auswirken. Bonn, den 9. März 1971 Dr. Barzel, Stücklen und Fraktion Begründung Für ein reibungsloses Funktionieren des EWGAgrarmarktordnungssystems und der gemeinsamen Agrarfinanzierung schien es allen EWG-Mitgliedstaaten unerläßlich zu sein, einen für mehrere Für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments ** Für die Teilnahme an Sitzungen der Beratenden Versammlung des Europarates 6274 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 106. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 10. März 1971 Währungen gemeinsamen Wertmesser zur Bestimmung eines festgelegten Betrages in nationaler Währung in der EWG einzuführen. Dieser gemeinsame Wertmesser ist die EWG-Rechnungseinheit. Die RE hat zur Zeit die gleiche Goldparität wie der US-Dollar. (Die rechtliche) Definition der RE für die gemeinsame Agrarpolitik wurde schon im Jahre 1962 durch die Verordnung des Rates Nr. 129 herbeigeführt. Sie ist bestätigt worden durch die Verordnung des Rates Nr. 653/68 vom 30. Mai 1968. In dieser Ratsverordnung sind auch die grundlegenden Bestimmungen darüber enthalten, was zu geschehen hat oder welche Maßnahmen von den Mitgliedstaaten ergriffen werden können, wenn es innerhalb der EWG zu Paritätsänderungen kommt. Den jeweiligen Rechtsakten der EWG blieb es vorbehalten, zu erklären, wann und für welche Bereiche die RE angewendet wird. Dieses ist bei den vorhandenen EWG-Agrarmarktordnungen und der EWG-Finanzierung ausnahmslos geschehen. Die EWG-Rechnungseinheit ist geschaffen worden in der sicheren Erwartung, daß sich die EWG zügig zu einer Währungs- und Wirtschaftsunion weiter entwickeln wird. Es war von vornherein klar, daß die auf der EWG-Rechnungseinheit aufbauenden Regelungen nur dann praktikabel sein würden, wenn sich diese Erwartung erfüllt hätte. Die Hoffnungen sind jedoch nicht erfüllt worden. Die Paritätsänderungen im Jahre 1969 haben die harmonische Weiterentwicklung, vor allem der Agrarmärkte, in der EWG gestört. Es ist zu erheblichen für die deutsche Landwirtschaft geradezu existenzbedrohenden Ungleichgewichten gekommen. Die EWG- Rechnungseinheit hat damit ihre wesentliche Funktionsfähigkeit eingebüßt. Um den Fortgang der Integration zu sichern, ist es daher notwendig, zielstrebig darauf hinzuwirken, daß die negativen Auswirkungen der Paritätsänderungen aus dem Jahre 1969 beseitigt werden. Die in dem Entschließungsantrag enthaltene Formulierung bezweckt nicht die Auflösung der EWG- Agrarmarktordnungen. Sie zielt vielmehr darauf ab, entstandene Ungleichgewichte zu beseitigen. Anlage 3 Umdruck 162 Entschließungsantrag der Fraktion der CDU/ CSU zur Beratung des Agrarberichts 1971 der Bundesregierung — Drucksachen VI/ 1800, zu VI/ 1800 — Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, 1. angesichts der schlechten wirtschaftlichen Situation der landwirtschaftlichen Unternehmen und der gestiegenen Zinssätze an den Kreditmärkten die Richtlinien über die Zinsverbilligung im Bereich der Land- und Ernährungswirtschaft dahin gehend zu ändern, daß die bereits aufgenommenen und zukünftig aufzunehmenden Darlehen bei den Maßnahmengruppen a) Verbesserung der Agrarstruktur (z. B, Flurbereinigung, Aussiedlung, Aufstockung), b) Wasserwirtschaft und c) Verbilligung von Zinsen für Darlehen zur Förderung vordringlicher altrar- und ernährungswirtschaftlicher Maßnahmen (Hofkredit) im Zinssatz um 1 % zusätzlich zu den bisher gewährten Zinszuschüssen verbilligt werden; 2. angesichts des sich in letzter Zeit verschlechternden Verhältnisses von Nettoinvestitionen und Kreditaufnahmen in den Richtlinien zur Förderung der landwirtschaftlichen Betriebe die 15%ige Investitionsbeihilfe wieder einzuführen. Bonn, den 9. März 1971 Dr. Barzel, Stücklen und Fraktion Anlage 4 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Reischl vom 10. März 1971 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Härzschel (CDU/CSU) (Drucksache VI/ 1916 Frage A 17) : Trifft es zu, daß die Zolldienststellen an den Crenzübergänqen Anweisung erhalten haben, keine Beschlagnahme bei der Einfuhr pornographischer Schriften mehr vorzunehmen, und, wenn ja, verstößt diese Anweisung nicht gegen bestehende Gesetze? Eine Weisung des Inhalts, daß pornographische Schriften, die zur Verbreitung eingeführt werden, von den Zolldienststellen nicht mehr zu beschlagnahmen und der zuständigen Staatsanwaltschaft zur weiteren Ermittlung zuzuleiten sind, ist vom BMF nicht ergangen. Wie jedoch bereits in den Antworten auf die mündlichen Anfragen der Herren Kollegen Dr. Unland vom 19. März 1970, Dr. Aigner vom 4. August 1970 und Dr. Jobst vom 3. Dezember 1970 ausgeführt worden ist, nehmen die Zolldienststellen keine Beschlagnahme vor, wenn Reisende einzelne pornographische Schriften zum eigenen Gebrauch mitführen oder wenn einzelne pornographische Schriften in Postsendungen an Privatempfänger eingehen. Die letztere Anweisung befindet sich im Einklang mit dem Urteil des Bundesgerichtshofs vorn 29. September 1970, wonach die Zolldienststellen im Hinblick auf das Brief- und Postgeheimnis nicht befugt sind, Postsendungen an Privatempfänger, d. h. Sendungen mit einzelnen pornographischen Schriften, die offensichtlich nicht zur weiteren Verbreitung bestimmt sind, der Staatsanwaltschaft zugänglich zu machen. Die den Zolldienststellen gegebenen Anweisungen verstoßen nicht gegen bestehende Gesetze. Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 106. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 10. März 1971 6275 Anlage 5 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Logemann vom 10. März 1971 auf die Mündlichen Fragen des Abgeordneten Richarts (CDU/CSU) (Drucksache VI/ 1916 Fragen A 30 und 31) : Welche Maßnahmen gedenkt die Bundesregierung zu ergreifen, um die Situation auf dem Weinmarkt in den nördlichen Anbaugebieten, in denen bei völlig stagnierendem Absatz die Weinpreise erheblich unter die Herbstpreise des vergangenen Jahres gesunken sind, zu verbessern? Denkt die Bundesregierung daran, in dieser Situation die Einfuhr von Trinkwein aus Drittländern zumindest vorübergehend auszusetzen? Nach dem Inkrafttreten der EWG-Weinmarktordnung sind die EWG-Organe für die Lösung von Schwierigkeiten auf dem Weinmarkt zuständig. Deshalb hat die EG-Kommission auf Drängen der Bundesregierung für die Weinernte 1970 in den Zonen A und B eine höhere Anreicherung zugelassen. Dies hat wesentlich dazu beigetragen, die Absatzfähigkeit dieser Weine zu verbessern. Zur Überwindung saisonaler Schwierigkeiten werden für Tafelweine auf Grund der EWG-Vorschriften Lagerbeihilfen gewährt. Von dieser Maßnahme wurde von den Erzeugern in der Bundesrepublik noch kein Gebrauch gemacht. Für Tafelwein wird ferner unter bestimmten Voraussetzungen eine Erstattung beim Export gewährt. Über diese EWG-Maßnahmen hinaus hat die deutsche Weinwirtschaft neben Mitteln aus dem EAGFL — aus Bundesmitteln im Jahre 1970 8,7 Millionen DM an Zuschüssen zur Förderung der Kellerwirtschaft erhalten. Ferner wurde dem Stabilisierungsfonds für Wein im Dezember 1970 ein Bundeszuschuß in Höhe von 2 Millionen DM zur Förderung des Weinabsatzes zugewiesen. Eine Aussetzung der Einfuhr von Trinkwein aus Drittländern ist nur auf Grund einer ernstlichen Störung oder der Gefahr einer ernstlichen Störung des Marktes durch Einfuhren möglich. Die Einfuhr von Trinkwein aus Drittländern ist 1970 gegenüber 1969 und 1968 erheblich zurückgegangen. Der Rückgang war in der zweiten Hälfte des Jahres 1970 besonders stark und dürfte anhalten. Die derzeitigen Schwierigkeiten sind also nicht auf Einfuhren, sondern auf die außerordentlich hohen Ernten in den EWG-Ländern zurückzuführen. Die Bundesregierung sieht daher zur Zeit keine Möglichkeit für eine Aussetzung der Drittlandeinfuhren. Diese Maßnahme müßte im übrigen von der EG-Kommission beschlossen werden. Anlage 6 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Logemann vom 10. März 1971 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Geldner (FDP) (Drucksache VI/ 1916 Frage A 35) Trifft die Behauptung des Vorsitzenden des bayerischen Bauernverbandes zu, daß die von der Bundesregierung eingeleiteten Sozialmaßnahmen für die Landwirtschaft in erster Linie für die Ausscheidenden bestimmt seien, und welche sozial politischen Verbesserungen für die verbleibenden Bauern gibt es? Die Behauptung des Vorsitzenden des Bayerischen Bauernverbandes ist in dieser Form nicht zutreffend. Das Einzelbetriebliche Förderungsprogramm wäre ohne die im sozialen Ergänzungsprogramm festgelegte flankierende Komponente für die aus der Landwirtschaft Ausscheidenden gar nicht durchführbar. Diese Maßnahmen kommen zudem und das sollte nicht unterschätzt werden — mittelbar auch den in der Landwirtschaft Verbleibenden zugute. Die Bundesregierung gibt im übrigen keineswegs den Maßnahmen des sozialen Ergänzungsänderungsprogramms die Priorität. In erster Linie ist sie bemüht -- und das ist aus den Haushaltsansätzen unschwer zu erkennen -- die soziale Sicherung der Landwirte und ihrer Familien zu verbessern und auszubauen. Die Unfallrenten sind im Jahre 1971 um 20 % angehoben worden. In Kürze wird die Bundesregierung den Gesetzentwurf zur Krankenversicherung der Landwirte vorlegen, der die volle Übernahme der Krankenversicherungskosten für die Altenteiler auf den Bund vorsehen wird. Die Altershilfe für Landwirte soll zu einer angemessenen Altersversorgung ausgebaut werden. Diese Neuregelung ist aus rechtssystematischen Gründen jedoch erst nach Ablauf der 15jährigen Übergangszeit des Altershilfegesetzes möglich. Anlage 7 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Westphal vom 10. März 1971 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Seefeld (SPD) (Drucksache VI/ 1916 Frage A 57) : Ist die Bundesregierung bereit, dafür Sorge zu tragen, daß Medikamente, die die Fahrtüchtigkeit des Führers von Kraftfahrzeugen beeinträchtigen können, bereits vom Hersteller auf Verpackung, Gebrauchsanweisung und Behältnis durch ein Symbol oder auf andere Weise auffällig gekennzeichnet werden? Die überwiegende Anzahl von Arzneimitteln, die die Verkehrstüchtigkeit beeinträchtigen, dürfen nur auf Verschreibung eines Artzes abgegeben werden. Die Bundesärztekammer hat im Jahre 1964 an alle Ärzte ein Merkblatt herausgegeben, in dem die Arzneimittel, die solche Wirkungen hervorbringen, in acht Gruppen aufgegliedert, aufgeführt sind. Es muß erwartet werden, daß Ärzte bei der Verschreibung solcher Arzneimittel ihre Patienten auf diese die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigende Wirkung hinweisen. Daneben haben die Länder nach § 42 des Arzneimittelgesetzes die Ermächtigung, in allen Fällen der Beeinträchtigung der Verkehrstüchtigkeit das An- bringen von Warnhinweisen vorzuschreiben. Wegen der Schwierigkeit der Materie wurde seit Jahren versucht, diese Ermächtigung in eine Verordnungs- 6276 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 106. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 10. März 1971 ermächtigung für den zuständigen Bundesminister umzuwandeln. Es war bisher jedoch nicht möglich, eine Stoffliste aufzustellen, die auch in den Grenzfällen genügend konkretisiert werden kann. Inzwischen sind aber viele Hersteller solcher Arzneimittel dazu übergegangen, freiwillig Warnhinweise anzubringen. Anlage 8 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Westphal vom 10. März 1971 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Rollmann (CDU/CSU) (Drucksache VI/ 19l 6 Frage A 59) : Hat die Bundesregierung die Absicht, auch weiterhin solche Konferenzen wie den kürzlich in Frankfurt abgehaltenen Kongreß „Frieden mit Polen" aus Haushaltsmitteln zu unterstützen? Grundsätzlich ja. In ihrer Förderungspolitik läßt sie sich von dem Grundsatz leiten, daß förderungswürdige Veranstaltungen von dem verantwortlichen Träger und von Form und Inhalt des mitgeteilten Programms her die freiheitlich-demokratische Grundordnung unserer Verfassung und das System der parlamentarisch-repräsentativen Willensbildung nicht in Frage stellen dürfen. In diesem Rahmen stehen Form und Inhalt der Veranstaltungen in der freien Verantwortung der Träger. Die Bundesregierung lehnt es ab, die Veranstaltungen etwa ihrem Inhalt nach vorzuprogrammieren.
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    Rede von Georg Gallus


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Herr Kollege Stücklen, verzichten werde ich nicht, aber ich will mich bemühen, mein Pensum in 15 Minuten zu erfüllen.
    Zunächst darf ich hier feststellen, daß man in der Bundesrepublik Agrarpolitik meines Erachtens allzulange nach dem Motto getrieben hat: Jeder der Bauer bleiben will, kann Bauer bleiben.

    (Lachen bei der CDU CSU.)

    Und man hat im Blick auf die nächste Wahl hinzugefügt, welch prachtvolle Menschen die Bauern sind, ohne sich in der Vergangenheit einmal darüber Gedanken gemacht zu haben, ob diese Agrarpolitik auch zukunftsträchtig wäre.
    Ich glaube, man hat über diese Art Agrarpolitik in der Vergangenheit auch versäumt, die Weichen



    Gallus
    zur EWG richtig zu stellen. Ich zitiere hier, was Frau Gräfin Dönhoff in der Zeit im Hinblick auf die Vergangenheit wörtlich geschrieben hat:

    (Zuruf von der CDU CSU: Das haben auch wir gelesen!)

    Warum? Gott allein mag das wissen. Vielleicht haben auch die Franzosen, die bisher den Hauptnutzen davon hatten, gewußt, was sie taten. Unsere Vertreter wußten es jedenfalls nicht. Wäre es anders, so müßte man sie noch heute vor ein Bauerngericht stellen.
    Ich bin der Auffassung, daß diese Frau mit der Darstellung dessen, wie die Dinge in der Vergangenheit gelaufen sind, recht hat. Himmelhoch jauchzend ist man in die EWG einmarschiert. Heute schleicht man murrend wie die Katze um den heißen Brei um den EWG-Dollar, ohne natürlich klar zu sagen, was man hier im Endeffekt überhaupt will.

    (Abg. von Alten-Nordheim: Haben Sie die Karikatur in der Welt gesehen?)

    Ich bin der Meinung, daß diese Regierung nun alles tun muß, die Situation, in der wir stehen, erträglich zu gestalten. Wir müssen im Blick auf die EWG einiges unternehmen, um klarzustellen, wie groß die Unterschiede in der Auslegung der Gesetze und in den Maßnahmen sind, die die einzelnen Länder unternehmen.
    Ich empfehle dem Herrn Bundeslandwirtschaftsminister, einmal ein wissenschaftliches Institut mit der Aufgabe zu betrauen, die Wettbewerbsverzerrungen zu durchleuchten und diesen Dschungel in der EWG zu durchforsten, damit wir unsere Entscheidungen entsprechend treffen können.
    Im bezug auf die Preise wird so sehr davon gesprochen, daß wir heute auf Grund des Schweinezyklus eine Situation haben, die unerträglich ist. Das ist sicher richtig. Auf der anderen Seite darf man aber bei der Mengenregulierung auf diesem Sektor der Bindung der Produktion an den Boden nicht abschwören, wie es die CDU in ihrem Programm getan hat.
    Zu der Steigerung der Lebenshaltungskosten möchte ich hier einmal in aller Deutlichkeit folgendes ausführen. Es ist sehr wohl der Fall, daß sich eine Preissteigerung von 10 % vielleicht nur zu ungefähr 1 % bei den Lebenshaltungskosten auswirkt. Wenn man das aber von dieser Stelle aus sagt, muß man auch wissen, daß die einzelnen Nahrungsmittel an sich einer Preissteigerung unterworfen sein werden, und das hat der Bundeskanzler heute morgen von dieser Stelle gesagt — daß wir das dann gemeinsam tragen müssen. Genau an diesem Punkt habe ich nämlich die CDU/CSU im Verdacht, daß sie mit zwei Zungen redet.

    (Zurufe und Lachen bei der CDU/CSU.)

    In bezug ant die Landwirtschaft fordert man Preiserhöhungen. Die Kollegin von der CDU/CSU, die hier hinten saß, hat aber zwei Tage nach der Entscheidung über die Anhebung der Trinkmilchpreise Maßnahmen von der Bundesregierung gefordert, und
    zwar im Blick auf diese Entscheidung. Das ist eine Tatsache.

    (Abg. von Alten-Nordheim: Das war eine besorgte Hausfrau!)

    Ich sage Ihnen noch eines. Im Deutschland-UnionDienst sagen Sie im Blick auf die Verbraucher: Preissteigerungen ohne Ende. Sie führen den Preis für einen halben Liter Vollmilch an, der im Februar gegenüber Januar um 5 Pfennig gestiegen ist, und das Ei Größenklasse A, dessen Preis von 18 auf 21 Pfennig gestiegen ist. Sie hätten wenigstens diese Meldungen mit einer Fußnote versehen und darauf hinweisen sollen, daß die deutsche Landwirtschaft auf der anderen Seite diese Preissteigerungen braucht, um für ihre anderen Preise einen Ausgleich zu bekommen. Gerade bei der Trinkmilch ist die Spanne --- das brauche ich Ihnen nicht zu sagen — gering. Was an Preissteigerungen auf dem Markt auftritt, muß eben letzten Endes auf den Verbraucher durchschlagen. Hier sollte man keine so schizophrene Haltung an den Tag legen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Abg. Stücklen: Sie tragen doch die Verantwortung für diese Preisentwicklung! Wegen dieser Preisentwicklung muß die Landwirtschaft mit ihren Preisen herauf!)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, Herr Stücklen, nun noch ein Wort zu dem, was Ihr Herr Kollege Ehnes hier in bezug auf das Ertl-Programm gesagt hat. Ich bin der Auffassung, daß nach allem, was wir im ersten Hearing und jetzt im zweiten Hearing -- Landwirtschaft 1980 — gehört haben, die Tendenz, in der der Herr Bundeslandwirtschaftsminister, in der diese Regierung angetreten ist, nämlich eine differenzierte Agrarpolitik zu betreiben, richtig ist. Selbstverständlich gestehe ich Ihnen zu, daß diese oder jene möglichen Abschwächungen oder zusätzlichen Leistungen in der Zukunft mit in dieses Programm eingebaut werden müssen, aber auch eingebaut werden können. Kein Mensch hat davon gesprochen, daß das Programm in der jetzigen Form Ewigkeitswert besitzen würde.
    Ich darf Ihnen aber in bezug auf das soziale Ergänzungsprogramm die Frage stellen: Ist die Opposition hier im Hause bereit, ihren Widerstand gegen die berufsständische Krankenkasse, die diese Regierung einführen will, aufzugeben?

    (Zurufe von der CDU/CSU: Nein!)

    — Sehen Sie, auf diese Antwort habe ich gewartet, weil natürlich hier in der Polemik noch etwas drin ist. Aber seien Sie davon überzeugt: Sie handeln hier kurzsichtig.

    (Oh-Rufe bei der CDU CSU. — Abg. Dr. Reinhard: Das wird sich ausweisen!)

    Auf die Zukunft gesehen ist es geradezu eine agrarpolitische Notwendigkeit, diese drei Bereiche der Agrarsozialgesetzgebung zusammenzufassen: Krankenkasse, Berufsgenossenschaft und Alterskasse. Vielleicht erkennen Sie es einmal in späteren Zeiten. Jetzt muß diese Regierung die Verantwortung dafür übernehmen, daß auf diesem Gebiet



    Gallus
    überhaupt eine zukunftsträchtige Entscheidung zustande kommt.
    Ich sage Ihnen noch etwas: Der beste Beweis dafür, daß zum jeweiligen Zeitpunkt keine Entscheidungen getroffen worden sind, die der Landwirtschaft für die Zukunft dienlich gewesen wären, waren die Versäumnisse, die Massentierhaltung, die gewerbliche Veredelung zu beschränken. 20 Jahre haben Sie Zeit gehabt, hier im Bundestag Gesetze einzubringen,

    (Zurufe von der CDU/CSU)

    um zu verhindern, daß die deutsche Eierproduktion und der Großteil der deutschen Hähnchenproduktion zur gewerblichen Veredelungsproduktion abwanderten. Insofern, meine sehr verehrten Damen und Herren von der Opposition, begrüßen wir, daß Sie nun die Dinge erkennen.

    (Abg. Dr. von Nordenskjöld: Sie haben uns gerade gefehlt!)

    Ich frage mich nur, ob der Gesetzesvorschlag zur Einkommensbesteuerung, den Sie jetzt vorgelegt haben, überhaupt das Problem im Kern treffen kann. Ich glaube, daß darüber hinaus ein Bündel von Maßnahmen notwendig sein wird. Diese Regierung ist sofort darangegangen, die entsprechenden Maßnahmen —(Zurufe von der CDU/CSU.)

    — Das können Sie nicht bestreiten; denn wir haben die Agrarpolitik konsequent darauf ausgerichtet, daß derjenige, der als Bauer auf seinem Grund und Boden produziert, in bezug auf den Währungsausgleich und alle diese Dinge in Vorteil gerät. Deswegen haben wir den Bauern als produzierenden Landwirt gegenüber demjenigen bevorteilt, der von gewerblicher Seite her keine Bodenbewirtschaftung betreibt. Wir wissen, daß darüber hinaus noch sehr vieles getan werden muß. Das ist heute morgen angesprochen worden.
    Lassen Sie mich aber noch ein Wort zu einem anderen Punkt sagen.

    (Abg. Dr. von Nordenskjöld: Verlorene Worte!)

    Meines Erachtens haben Bundesminister Ertl und diese Bundesregierung gerade im vergangenen Jahr, im Jahr 1970, die Voraussetzungen dafür geschaffen, daß jetzt in Brüssel höhere Preise beschlossen werden können. Daß wir für den Agrarexport alles in unseren Kräften Stehende getan haben, ohne eine übermäßige Belastung hinnehmen zu müssen, wissen Sie auch, meine sehr verehrten Anwesenden.

    (Zurufe von der CDU/ CSU.)

    Ich glaube, wir brauchen hier keineswegs bescheiden zu sein.
    Sie haben heute so getan, als wäre eine Preisanhebung bei Gerste um 2 0 o, die der Kollege Höcherl in der Vergangenheit durchgesetzt hat, weiß Gott was für eine Leistung gewesen.

    (Abg. Dr. Ritz: Sie haben gesagt, das sei nichts gewesen!)

    Ich sage Ihnen, allein die Mindestpreisregelung bei der Trinkmilch war eine Leistung dieser Regierung —(Abg. Dr. Reinhard: Sagen Sie mal, haben
    Sie überhaupt den Agrarbericht gelesen?)
    — Ich habe ihn gelesen, Herr Dr. Reinhard.

    (Abg. Dr. Reinhard: Dann haben Sie doch auch die ungünstige Vorausschau gelesen, und hier reden Sie von Erfolgen!)

    — Herr Dr. Reinhard, Sie werden doch von mir nicht verlangen, noch einmal zu all dem Stellung zu nehmen, was hier bereits dreimal gesagt worden ist.

    (Abg. Dr. Reinhard: Ich verlange und erwarte von Ihnen gar nichts!)

    Ich nehme nur zu etwas Stellung, was nach meiner Meinung noch einmal angesprochen werden muß. Die Entscheidung darüber können Sie getrost mir überlassen.

    (Weitere Zurufe von der CDU/CSU.)

    Ich bin der Auffassung, daß diese Regierung einiges verwirklicht hat. Deshalb ist die Schwarzmalerei in bezug auf die Zukunft der deutschen Landwirtschaft nicht gerechtfertigt.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. Abg. Haase [Kassel] : Die Bauern malen doch schwarz! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU.)



Rede von Liselotte Funcke
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Dr. Früh.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Isidor Früh


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr Kollege Gallus, Sie haben in Ihrer zwanzigminütigen Rede querbeet Agrarpolitik gemacht

    (Abg. Dr. Schmidt [Gellersen] : Zehn Minuten!)

    — zehn, ich bitte um Entschuldigung —, haben sich dabei aber nicht enthalten können, wiederum Vergangenheitsbewältigung zu betreiben.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Ich glaube, daß wir davon endlich einmal Abschied nehmen müssen und daß es in dieser Debatte nicht viel einbringt, wenn wir von dem „prächtigen Menschen", von dem kleinen Zwischenspiel mit dem Trinkmilchpreis oder von anderen Dingen reden.

    (Abg. Dr. Schmidt [Gellersen] : Das mit der Trinkmilch war Kiesinger!)

    - Das weiß ich, Herr Schmidt.
    Ich bin der Überzeugung, daß wir uns mit den anstehenden Fragen wirklich ernsthaft auseinandersetzen müssen. Deshalb möchte ich auch Ihnen, Herr Wehner, ein Wort sagen, da Sie uns darum gebeten haben, die Rede des Ernährungsministers ernst zu nehmen, weil sie es verdiene, ernst genommen zu werden. Ich bin mit Ihnen der Meinung, daß sie es verdient. Sie haben gesagt: „Sie verheimlicht nichts, sie dramatisiert nichts." Sie haben aber einen kleinen Satz vergessen: Sie bringt auch nichts
    6220 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 106. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den. 10. März 1971
    Dr. Früh
    Neues. Wenn wir sie mit anderen Reden vergleichen ich denke z. B. an Reden von Herrn Minister Höcherl —, müssen wir feststellen, daß sie nichts Neues bringt. Sie bringt nur insofern etwas Neues, als sie gegenüber früheren Reden von Herrn Ertl, die ich gelesen habe, einen anderen Stil und einen anderen Ton aufweist.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU.) Das ist sicherlich auch ein Fortschritt.

    Ich darf noch an ein Zweites kurz erinnern, nur weil Sie es angesprochen haben. Sie haben gesagt, die Anträge der Opposition kosteten 1,5 Milliarden DM, und haben ihr deswegen Vorwürfe zu machen versucht.

    (Abg. Wehner: Ich habe nur gesagt, man muß das Geld haben!)

    — Richtig! Hier bin ich mit Ihnen einer Meinung. Aber, Herr Wehner, Sie wissen genau, daß vor Ihnen der Herr Bundeskanzler von einer „mäßigen" Preisforderung des Deutschen Bauernverbandes gesprochen und daß er Präsident Heereman praktisch noch ein Kompliment gemacht hat. Wenn diese mäßige Preisforderung anerkannt wird, dann wissen Sie, daß es sich um etwa drei Milliarden DM handeln würde. Sie können deshalb der Opposition, die mit 1,5 Milliarden DM zufrieden ist oder in der Hoffnung lebt, daß Sie die anderen 5 % aus Brüssel mitbringen, meines Erachtens keinen Vorwurf machen.

    (Beifall bei der CDU 'CSU.)

    Ein Letztes. Wir sind Ihnen dafür dankbar, daß Sie hier deutlich gesagt haben — und wenn der Herr Fraktionsvorsitzende das sagt, nehmen wir es ernst, dann hat es sicherlich Gewicht —, daß die Landwirtschaft nicht allein eine stabile Leitfunktion in unserer Volkswirtschaft haben kann. Das unterstreichen wir. Wir müssen aber feststellen, daß der Bundeswirtschaftsminister bisher genau nach der Leitlinie verfahren ist, wenn er alle Ansprüche der Landwirtschaft mit Hinweisen auf die Gesamtstabilität zurückgewiesen hat.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Hier ist von der schwierigen Situation gesprochen worden. Wer würde das nicht erkennen und anerkennen? Der Herr Bundeskanzler meinte: Hier helfen keine Vereinfachungen. Das wird unterstrichen; das ist ein gutes Wort. Es muß unser aller Anliegen sein, von den Vereinfachungen langsam wegzukommen.
    Eine der wichtigsten Hilfen, von diesen Vereinfachungen wegzukommen, hat unser früherer Landwirtschaftsminister, Herr höcherl, gegeben, als er den Mut hatte — und dazu gehörte damals viel Mut —, sich von der Globaldisparität freizuschwimmen. Dazu gehörte Mut!

    (Abg. Dr. Schmidt [Gellersen]: Jawohl!)

    — Aber, Herr Schmidt, jetzt kommt der andere Mut. hier ist vom Mut zu Modellrechnungen gesprochen worden. Jetzt muß der Mut kommen, endlich von der Global-AK-Rechnung wegzukommen.

    (Sehr gut! bei der CDU/CSU.) Das ist nämlich noch viel schlimmer. Mit dieser Global-AK-Rechnung, die als mutige Modellrechnung bezeichnet worden ist, rechnen wir die Landwirtschaft zu Tode. Wir werden sie damit immer auf das entsprechende Einkommen bringen, weil wir nur immer so viel Leute herausdividieren müssen, bis die Rechnung stimmt.


    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    So kann es doch auf keinen Fall weitergehen! Hier wird doch global argumentiert — Herr Dr. Schmidt, Sie schütteln mit dem Kopf. Aber Sie wissen genauso wie ich, daß das so nicht stimmt.

    (Abg. Dr. Schmidt [Gellersen] : Modellrechnungen!)

    — Jawohl, Herr Dr. Schmidt. Aber diese Modellrechnung wird doch auch als Orientierungsdatum für die breite Öffentlichkeit gemacht, und die Außenstehenden stellen sich dann das Modell Landwirtschaft folgendermaßen vor: Diese deutsche Landwirtschaft ist ein Riesenhof. In diesem Riesenhof sitzen zweieinhalb Millionen Menschen, und das sind zuviel; sie sind von der Arbeitsproduktivität her nicht ausgelastet. Und sie folgern weiter: Wenn wir diese Menschen herausdividieren, stimmt es am Ende, dann haben wir das Problem Landwirtschaft gelöst. Diese Vorstellung ist doch gefährlich und muß uns in der Öffentlichkeit in ein falsches Licht bringen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Es darf nicht so einfach dargestellt werden. Herr Minister, ich appelliere an Sie, vielleicht im nächsten Agrarbericht diesen zweiten Schritt zu tun und es nicht so vereinfacht darzustellen. Sie sollten einmal überlegen, in wieviel gut strukturierten Betrieben die Arbeitskraft bis zum letzten ausgelastet ist.
    Wir brauchen uns dann nicht zu verstecken. Es gibt Modellfälle; es gibt Dinge, die gar nicht glaubhaft sind. Es wird z. B. — unterstellen Sie mir deshalb nichts, ich will es nur einmal andeuten — im Bericht zur Lage der Nation deutlich gemacht, daß die Struktur drüben — 596 ha pro Produktionsgenossenschaft — den Bedingungen der Technik besser angepaßt sei. Daneben sehen Sie unsere Struktur mit einer durchschnittlichen Betriebsgröße, die im Hinblick auf die technische Entwicklung dem Außenstehenden hoffnungslos erscheinen muß. Es ist deshalb kein Wunder, daß er ständig auf „Struktur" und immer wieder „Struktur" anspringt.
    Wenn wir zwei Zeilen weiterlesen, Herr Löffler, sind wir eigentlich erstaunt und erschüttert, daß die AK-Produktivität bei einer solchen Agrarstruktur, wie wir sie haben — hoffnungslos für Außenstehende, die nicht im Detail mit der Landwirtschaft vertraut sind —, um ein Drittel höher ist als drüben, daß wir zusätzlich pro 100 ha weniger Arbeitskräfte haben, obwohl die Betriebe von 0,5 bis 2 ha Größe einbezogen sind.

    (Abg. Löffler: Das steht aber auch in dem Bericht!)

    — Sie haben recht, Herr Löffler, das steht in dem
    Bericht. Ich will damit folgendes sagen. In der Modellrechnung des Grünen Berichts steht, daß wir



    Dr. Früh
    zuviel AK haben. Es geht darum, die Landwirtschaft in der Öffentlichkeit so darzustellen, daß sie und ihre Probleme begriffen werden können. Wollen Sie von jedem in der Öffentlichkeit und in der Presse erwarten, daß er bis auf die letzte Zeile den Grünen Bericht und den Bericht zur Lage der Nation liest? Sind wir nicht verpflichtet, es ihm, wenn diese Regierung schon soviel Publizität und Öffentlichkeitsarbeit betreibt, so darzulegen, daß es ihm so deutlich wird wie die Tatsache, daß zwei mal zwei vier ist? Wir sollten die Probleme der Struktur, der Landwirtschaft und der Arbeitskräfte klar und unzweideutig behandeln.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Herr Dr. Schmidt, Sie nehmen es mir nicht übel: Ihre Formulierung im Zusammenhang mit den dynamischen Preisen — als Sie von Abc-Schützen der Volkswirtschaft sprachen — hat mir gut gefallen; das war eine wirklich galante Formulierung. Sie haben dann hinterher den Altmeister der Agrarpolitik, Herrn Professor Niehaus, zitiert. Uns allen hat das gefallen, wie souverän er zum Ende des Hearings, ohne auf dem Programm zu stehen, die Problematik in wenigen Sätzen zusammengefaßt hat. Aber Sie haben eines verschwiegen es läßt sich nicht alles sagen —, obwohl es Ihnen sicher auch zu denken gibt. Wie weit war Professor Niehaus von diesen Abc-Schützen der Volkswirtschaft weg, als er zusammenfassend sagte: Wenn diese Lohn-Preis- Spirale und die Preis-Lohn-Spirale nicht aufhören und die Landwirtschaft ausgeschlossen bleibt, gibt es keine Chance für die Landwirtschaft!

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Das hat er am Schluß des Hearings doch auch gesagt. Wir sind derselben Meinung darüber; dann sollten wir das mit hinzufügen.

    (Abg. Löffler: Er hat auch noch etwas anderes gesagt!)

    — Sicher, wir können nicht alles zitieren, was da gesagt wurde, sonst müßten wir ja zweieinhalb Tage lang debattieren.
    Lassen Sie mich folgendes hinzufügen, von dem ich glaube, daß es wichtig ist. Ich möchte Sie vor Enttäuschungen bewahren. Es ist gesagt worden, Regionalpolitik sei seit 1968, also seit Herrn Schiller, eine Aktualität. Herr Höcherl ist dabei verschwiegen worden. Mir kam eines ganz komisch vor: Ich war mir im Moment nicht darüber im klaren, meinen Sie den schwäbischen, den Joachim Chr. Friedrich von Schiller, oder meinen Sie den Wirtschaftsminister Schiller?

    (Heiterkeit.)

    — Sie lächeln, Herr Dr. Schmidt. Was will ich damit sagen? Wenige Jahre danach gab es nämlich in Württemberg einen Steinbeiß, der Regionalpolitik betrieb. Das hat also eine hundertjährige Tradition. Sie wissen, welche Struktur daraus geworden ist.
    Lassen Sie mich eine Schlußfolgerung ziehen. Sie wissen auch, daß trotz dieser Struktur, trotz dieser gemischt-wirtschaftlichen Einkommen der Vollerwerbsbetrieb nicht gerettet werden kann, weil er auf einer anderen Basis beruht. Ich möchte Sie davor behüten, daß Sie, wenn Sie meinen, es müsse nur Regionalpolitik betrieben werden und schon laufe alles, nach 20 Jahren zu ähnlichen Erfahrungen kommen.
    Lassen Sie mich deshalb ganz kurz einiges zu den Problemen des Zuerwerbs und des Nebenerwerbs sagen. Jeder ist sich darüber im klaren, daß vermutlich die langfristige Strukturverbesserung nur über diesen Weg gehen kann, aber dann muß bei uns einiges ausgeräumt werden. Es muß ausgeräumt werden, daß hier von „Nebenerwerbsideologie" gesprochen wird. Dieses Wort von der „Nebenerwerbsideologie ist in der letzten Debatte über den Grünen Bericht gefallen. Es ist gesagt worden, diese Nebenerwerbsideologie würde schlimm zurückschlagen, Oder es gibt das Wort von der Nebenerwerbsideologie, die das Schwert des Preises auf dem Markt stumpf macht — alle diese Formulierungen sind gefallen , oder das Wort von der Nebenerwerbsideologie, mit der — so hieß es — die moderne Frauenwelt aufräumen wird, und dann sind wir diesen Spuk, so möchte ich fast sagen, los.
    Wir wollen hier ehrlich sein, nicht vereinfachen, aber eines sagen: alle diese Vorurteile kommen daher, daß man den Nebenerwerb und den Zuerwerb noch nicht frei- und blankgeputzt hat. Herr Dr. Schmidt, da ist noch das Odium des Schinderbetriebs, da ist noch die Vorstellung vom Mondscheinbauer, der nach Feierabend schuften geht, da sind noch all diese Dinge: auf Kosten der Frau und der Kinder und ein trübseliges Dasein. Das gibt es noch, jawohl! Das lehnen Sie ab, und das lehnen wir ab, weil es in dieser Form menschenunwürdig ist.

    (Zurufe von der SPD: Na also!)

    Aber sollten wir nicht über eines ehrlich sein? Mit Vorurteilen von gestern geht es ja nicht, indem man etwa sagt: Für Württemberg ist der Nebenerwerbs-betrieb recht, in der Wirtschaftskrise hat er sich bewährt, aber für heute, für das Wachstum, für eine florierende Wirtschaft ist er doch keine Lösung mehr, er ist von vorgestern. Das können wir nicht akzeptieren.
    Wir haben diesen Nebenerwerb unter dem neuen Gesichtspunkt der Technik einfach nicht entwickelt. Wir haben uns nicht genügend Mühe gegeben. Wir müssen Modelle bekommen, und mit diesen neuen Modellen — da sind Sie mit mir einig — ist er in einer lebenswürdigen und auch lebensfähigen Form zu entwickeln.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Herr Dr. Schmidt, was die moderne Frau angeht wenn ich das einfügen darf —, so erlebe ich etwas für mich Erfreuliches. Ich kenne viele junge Bauern, die — das ist ja auch Ihr Ziel früher außerhalb der Landwirtschaft berufstätige junge Frauen geheiratet haben. Die moderne Frauenwelt läßt den Nebenerwerbsbetrieb neue Urstände feiern. Jetzt geht nämlich die Frau als Lehrerin, Kindergärtnerin, Stenotypistin, Kontoristin und was auch immer, arbeiten. Jetzt -- vielleicht sind Sie dann zufrieden — ist der Mann der Geplagte daheim.

    (Heiterkeit und Beifall bei der CDU/CSU.)




    Dr. Früh
    Diese Mühe der Entwicklung von der heutigen Situation angepaßten Modellen sollten wir uns also machen.
    Die Agrarsoziale Gesellschaft wird auf ihrer Frühjahrstagung mit einem anspruchsvollen Vortrag aufwarten. Herr Professor Nell-Breuning wird über die 80-Freizeitstunden-Woche sprechen. Was wollen Sie mit dieser Freizeit machen? Meinen Sie, es ist volkswirtschaftlich verfehlt, wenn der Mann seinen Betrieb, der zu klein geworden ist, und sein Betriebskapital noch nutzt? Meinen Sie, das ist volkswirtschaftlich schlimmer, als wenn er in seinem Auto sitzt und die Autobahn verstopft und neue Probleme schafft?

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Meinen Sie, es ist volkswirtschaftlich falsch, wenn ein solcher Mann seinen Betrieb extensiviert? Ist das volkswirtschaftlich unsinnig? Wird er damit den Markt für die Vollerwerbsbetriebe blockieren und „das Schwert des Preises stumpf machen", Herr Dr. Weber?
    Ich sage Ihnen einen Weg, wie Sie am besten mit diesem Nebenerwerb zurecht kommen können. Nicht mit verlockenden Landabgaberenten, sondern machen Sie eine stabile Wirtschaftspolitik! Dann werden Sie sehen, daß viele der Bauern, die sich nach Ihrem Verständnis nicht richtig verhalten, anders reagieren, wenn sie wüßten, daß Sicherheit und Stabilität Ihnen ein ernstes Anliegen sind.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Ich will hier keine Ideologie verkaufen. Ich möchte nur auf eine Arbeit von Dr. Müller mit dem Titel „Die wirtschafts- und agrarpolitische Bedeutung landwirtschaftlich-gewerblicher Berufs- und Einkommenskombinationen" hinweisen, der der Landwirtschaftsminister eine ausgezeichnete Widmung gegeben hat. In dem Vorwort schreibt der Bundesernährungsminister, daß die landwirtschaftlich-gewerbliche Einkommens- und Berufskombination einen wertvollen und nicht zu unterschätzenden Beitrag dazu leistet, daß die dynamische Entwicklung besser bewältigt werden kann. Hier sind wir, glaube ich, alle einer Meinung. Wer Regionalpolitik will —und wir wissen, daß wir sie dringend brauchen , muß, auch wenn es ihm nicht ins Konzept paßt, ein ja sagen zu dieser Betriebsform, sieht er sie nun als Übergang, oder sieht er sie, wie manche andere Leute bei uns, als eine stabile Form. Herr Dr. Schmidt, bitte kein Lächeln, wir kennen viele solche stabile Verhältnisse. Wir in Baden-Württemberg reden aber nicht nur von Regionalpolitik, sondern machen sie seit Steinbeiß. Deshalb eine kleine Bitte an Sie, Herr Bundesernährungsminister, die Bitte nämlich, doch einmal das Förderprogramm zu überprüfen — Sie haben diese Prüfung zugesagt —, wenn sich herausstellen sollte, daß es ohne diese Brücke der beruflichen Einkommenskombination nicht geht, und sie eben dann in die Förderung mit einzubeziehen und nicht abzuschreiben und zu diskriminieren.
    Damit es keine Mißverständnisse gibt: Ich bin der letzte, der hier das Lied des Nebenerwerbs singen möchte und dabei vergißt, daß die Kernstruktur unserer Landwirtschaft der Vollerwerbsbetrieb sein und bleiben muß. Aber das kostet seinen Preis. Sie werden aber nie zu einer guten Struktur in der Richtung kommen, wenn Sie den Bauern, die diese Struktur aufbauen sollen, die Hoffnung, den Mut und die Chance nehmen, entweder über den Preis oder über entsprechende Fördermaßnahmen ihr Ziel zu erreichen. Beides ist in der derzeitigen Situation nicht gegeben. Sie dürfen sicher sein: Deshalb gehen die Bauern auf die Straße. Sie merken nämlich, daß es noch nie in den zurückliegenden zwanzig Jahren, Herr Gallus, die immer wieder beschworen werden, so aussichtslos war wie jetzt zur Stunde, zu einer gesunden Struktur zu kommen, die die Vielfalt der ländlichen Region lebendig erhält.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)