Rede von
Hermann
Höcherl
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(CDU/CSU)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das spielt ja gar keine Rolle. Es geht um die sachliche Richtigkeit einer Maßnahme.
Herr Kollege Ertl, Sie sagen, wir hätten während unserer Zeit das Glück mit dem Schweinezyklus gehabt und Sie hätten das Unglück mit dem Schweinezyklus. Sie wußten aber aus allen Daten, daß der Schweinezyklus im Kommen war und der Aufwertungsvorgang eine zusätzliche Rolle spielt, weil nämlich unsere potenten Partner jenseits des Rheins diese Gelegenheit nutzten, unseren Markt noch zusätzlich zu beschicken und zu überlasten. Dem
hätten Sie vorbeugen sollen. Das war Ihre Aufgabe.
Sie beklagen sich über die inflationäre Politik. Wenn die Presseberichte richtig gewesen sind, haben Sie auf der Grünen Woche selbst die inflationäre Politik angegriffen und gefordert, daß die Landwirtschaft nicht der Lastenträger dieser inflationären Politik sein darf.
So war es doch.
— Genau so war es.
Nein? Herr Wienand? — Sie sind doch gar nicht dabei gewesen. Sie haben sich doch in der Zeit irgendwoanders herumgetrieben, anstatt die Grüne Woche zu besuchen.
Herr Kollege Ertl, Sie haben über die Preispolitik gesprochen. Wir haben Preiserhöhungen durchgesetzt in der Zeit, in der Mansholt Preissenkungen vorgeschlagen hat. Wenn er jetzt selbst Preiserhöhungen vorschlägt, ist es ja keine Kunst, ja zu sagen. So ist doch die Lage. Wir haben den Rinderorientierungspreis, haben den Futtergetreidepreis usw. angehoben in einer Überschußsituation, die viel schwieriger war als die heutige. Sie beschwören hier immer die Wahrheit. Ich möchte sagen, bleiben Sie doch selber bei dieser Wahrheit! Das ist doch der einfachste Weg.
Nun zum Ertl-Programm. Korrekterweise haben Sie festgestellt, daß ein großer Teil schon von unseren fleißigen Mitarbeitern erarbeitet war. Aber Ihre Richtlinien! Anderthalb Jahre brauchen Sie mit Ihren Richtlinien. Die sind doch bei der Mannschaft, die Sie bekommen haben, in 14 Tagen zu machen. Eineinhalb Jahre, das ist doch nichts anderes als eine kunstvolle fiskalische Verzögerung. Sie haben sie ausgespart.
Sie sagen: Die Investitionshilfe sei bei uns gestoppt worden. — Ja, weil wir 150 Millionen hatten. Mehr als Sie jemals bekommen werden und mehr als Sie in zwei Jahren zur Verfügung stellen konnten! Das war doch der Grund.
Die Zinsverbilligung. Es ist richtig: 4 %. Aber wir haben doch nicht so verrückte Zinsen gehabt, wie Sie sie jetzt haben müssen, weil Sie in der Konjunkturbekämpfung die Bundesbank allein auf den Turnierplatz geschickt haben.
So war es doch. Natürlich helfen 4 % nicht, wenn sonst 8, 9, 10 und 11 % zur Debatte stehen.