Rede von
Dr.
Andreas
von
Bülow
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(SPD)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Herr Kollege, ich habe eine ständige Diskussion mit Landwirten, und die Landwirte sind inzwischen zu der Auffassung gekommen, daß ihnen von den früheren Regierungen nicht das Beste in den Schoß gelegt worden ist.
Sie sind damals vor den Butter- und Weizenbergen gewarnt worden. Sie haben die Warnungen in den Wind geschlagen. Sie haben damals Preissenkungen zu Lasten der Landwirtschaft zugestimmt. Bei Weizen waren es bekanntlich 10 %.
Ich möchte nicht auf die einzelnen Umstände eingehen, unter denen das zustande gekommen ist. Es gibt inzwischen eine wissenschaftliche Abhandlung über die Rolle des ehemaligen Landwirtschaftsministers Schwarz und des Staatssekretärs Hüttebräuker in Brüssel, die ich jedem zum Lesen empfehle, der sich in die christdemokratische Landwirtschaftspolitik einfühlen möchte.
Ob Sie gewußt haben, was aus der Aufgabe der Preisregulierung aus nationaler Hand werden kann, kann ich nur annäherungsweise nachträglich aus der Lektüre eines Artikels des Herrn Kollegen Klinker im Deutschland-Union-Dienst entnehmen, der jetzt nach den Methoden der El-Fatah die Bauern aufruft, auf die Straßen zu gehen.
Meine Damen und Herren, ich darf Ihnen das vorlesen. Dort heißt es:
Die natürlichen Produktionsbedingungen der deutschen Landwirtschaft, von Klima und Boden her gesehen, kann man allenfalls als durchschnittlich bezeichnen. Sie sind gekennzeichnet durch eine relativ kurze Vegetationszeit, durch überwiegend hängiges Gelände, größtenteils arme, d. h. sandige, flachgründige, steinige und anmoorige Böden mit mäßiger und geringer Fruchtbarkeit sowie schließlich durch eine verhältnismäßig hohe Niederschlagsmenge von
durchschnittlich 750 mm im Jahr. Diese Verhältnisse bedingen schon den relativ hohen forstwirtschaftlichen Anteil von rund 1/4 der landwirtschaftlichen Nutzfläche.
Nach dieser an Cäsars „De bello Gallico" erinnernden Darstellung zieht Herr Klinker die Schlußfolgerung:
Die allgemeine Wirtschaftsentwicklung vollzieht sich nach ökonomischen Gesetzmäßigkeiten, denen sich auch die Landwirtschaft anpassen muß, wenn sie an der allgemeinen Aufwärtsentwicklung teilhaben will. Diese Zielsetzung hat auch durch die Bildung ,des gemeinsamen europäischen Marktes keine Änderung erfahren.
Schlußfolgerung für den unbefangenen Leser dieser Zeilen, die im Jahre 1966 geschrieben wurden: Ein großer Teil der deutschen Landwirtschaft, ausgestattet mit einer so miserablen natürlichen Ausgangsbasis, muß nach ökonomischen Gesetzen, denen sich auch die Landwirtschaft — so Klinker — nicht entziehen könne, aus der Produktion ausscheiden, da an anderer Stelle Europas billiger produziert werden kann. Diese Schlußfolgerung zieht natürlich Herr Klinker nicht, trotz dieses Anlaufs zur Ehrlichkeit. Der schleswig-holsteinische Präsident des Bauernverbandes — —