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ID0609900600

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    Deutscher Bundestag 99. Sitzung Bonn, Dienstag, den 9. Februar 1971 Inhalt: Amtliche Mitteilung 5585 A Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Haushaltsjahr 1971 (Haushaltsgesetz 1971) (Drucksachen VI/1100, zu VI/1100, Ergänzung zu VI/1100); Berichte des Haushaltsausschusses — Fortsetzung der zweiten Beratung — 5585 B Einzelplan 10 Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Drucksachen VI/1740, zu VI/1740) Dr. von Bülow (SPD) . . 5585 B, 5591 C, 5628 D Struve (CDU/CSU) . . . . . . . 5586 C Peters (Poppenbüll) (FDP) . . . . 5589 A Röhner (CDU/CSU) . . 5596 D, 5629 C, D, 5627 B Gallus (FDP) 5599 D, 5622 D Löffler (SPD) 5602 C Ertl, Bundesminister . . 5606 B, 5618 A Dr. Ritz (CDU/CSU) 5612 D Höcherl (CDU/CSU) 5615 B Niegel (CDU/CSU) 5621 B Dr. von Nordenskjöld (CDU/CSU) 5622 B Dr. Fischer (SPD) 5623 A Hermsdorf (Cuxhaven) (SPD) . . 5624 B Rösing (CDU/CSU) 5624 B Wolf (SPD) 5626 A Seiters (CDU/CSU) 5626 D Nächste Sitzung . . . . . . . . . 5631 C Anlagen Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten . . 5633 A Anlagen 2 bis 6 Änderungsanträge Umdrucke 106 (neu), 113, 125 (neu), 127 und 134 zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1971 (Drucksachen VI/1100 Anlage, VI/1740) .. . . . . . . . . 5633 C Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 99. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 9. Februar 1971 5585 99. Sitzung Bonn, den 9. Februar 1971 Stenographischer Bericht Beginn: 13.00 Uhr
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    Berichtigung Es ist zu lesen: 96. Sitzung, Seite 5350 C, Zeile 8 statt „Öffentlichkeit"; „Öffentlichkeitsarbeit" Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Dr. Achenbach * 13. 2. Adams * 13. 2. Dr. Aigner * 9. 2. Alber ** 13. 2. Amrehn ** 13. 2. Dr. Artzinger ' 13. 2. Bals** 13. 2. Bauer (Würzburg) ** 13. 2. Dr. Bayerl 12. 2. Behrendt * 13. 2. Blumenfeld ** 13. 2. Dr. Böhme 12. 2. Borm* 13. 2. Bühling 28. 2. Dr. Burgbacher * 13. 2. Dasch 5. 4. Dr. Dittrich * 13. 2. Dr. Dollinger 23. 2. Draeger ** 13. 2. Dröscher * 13. 2. Dr. Erhard 10. 2. Dr. Eyrich 12. 2. Faller * 13. 2. Fellermaier * 12. 2. Flämig * 13. 2. Fritsch ** 13. 2. Dr. Furler * 13. 2. Gerlach (Emsland) * 13. 2. Dr. Götz 28. 2. Dr. Jahn (Braunschweig) * 13. 2. Dr. Jungmann 15. 2. Dr. Kempfler ** 13. 2. Dr. Kiesinger 12. 2. Dr. Klepsch ** 13. 2. Klinker * 13. 2. Dr. Koch * 13. 2. Kriedemann * 13. 2. Lange * 13. 2. Lautenschlager * 13. 2. Lemmrich ** 13. 2. Lenze (Attendorn) ** 13.2. Dr. Löhr * 13. 2. Lücker (München) ** 13. 2. Maucher 12. 2. Meister * 13. 2. Memmel * 13. 2. Müller (Aachen-Land) * 13. 2. Dr. Müller (München) ** 13. 2. Frau Dr. Orth * 13. 2. Pöhler ** 13. 2. Rasner 12. 2. Richarts * 13. 2. Richter ** 13. 2. Riedel (Frankfurt) * 13. 2. * Für die Teilnahme an Sitzungen der Beratenden Versammlung des Europarates ** Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen der Versammlung der Westeuropäischen Union Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordneter) beurlaubt bis einschließlich Dr. Rinderspacher ** 13. 2. Schwabe * 13. 2. Dr. Schmid (Frankfurt) ** 13. 2. Dr. Schulz (Berlin) ** 13. 2. Dr. Schwörer * 13. 2. Saxowski 10. 2. Seefeld * 13. 2. Spitzmüller 9. 2. Springorum * 13. 2. Dr. Starke (Franken) * 13. 2. Stein (Honrath) 9. 2. Dr. Stoltenberg 9. 2. Frau Stommel 9. 2. Werner * 13. 2. Wiefel 26. 2. Wolfram * 13. 2. Dr. Zimmermann 9. 2. Anlage 2 Umdruck 134 Änderungsantrag der Abgeordneten Dr. von Nordenskjöld, Windelen, Leicht, Dr. Althammer, Dr. Jenninger, Röhner, Dr. Ritz und Genossen zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1971; hier: Einzelplan 10 Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten - Drucksachen VI/ 1100 Anlage, VI/1740 - Der Bundestag wolle beschließen: In Kap. 10 02 zu A. 1 - Ländliche Siedlung - Tit. 863 11 und 893 11 werden die Erläuterungen in Absatz 5 durch folgenden Wortlaut ersetzt: Es ist vorgesehen, zu Lasten der Einnahmen des Zweckvermögens im Haushaltsjahr 1971 bis zu 250 000 000 DM Kapitalmarktmittel zentral zu beschaffen und gemäß den Richtlinien des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten vom 14. Oktober 1969 (MinBl. BML 1969 S. 183) für das Siedlungsprogramm 1971 vorrangig für die Eingliederung der vertriebenen und geflüchteten Landwirte zu verwenden mit der Maßgabe, daß der gegenüber dem Vorjahr zusätzlich bereitgestellte Betrag in Höhe von 50 Mio DM ausschließlich dem Siedlungsprogramm 1971 zugeführt wird und innerhalb des Siedlungsprogramms in erster Linie zur Eingliederung der geflüchteten und vertriebenen Landwirte zweckgebunden ist. Bonn, den 5. Februar 1971 Dr. von Nordenskjöld Windelen Leicht Dr. Althammer Dr. Jenninger Dr. Ritz Bewerunge Bittelmann Bremer Röhner 5634 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 99. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 9. Februar 1971 Anlage 3 Umdruck 125 (neu) Änderungsantrag der Fraktion der CDU/CSU zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1971; hier: Einzelplan 10 Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten — Drucksachen VI/1100 Anlage, VI/1740 — Der Bundestag wolle beschließen: I. Zu Kap. 10 02 — Allgemeine Bewilligungen — 1. Der Ansatz bei Tit. 656 51 — Zuschüsse zur Förderung der Altershilfe für Landwirte — wird um 120 000 000 DM auf 795 000 000 DM erhöht. Die Erläuterungen werden wie folgt geändert: a) Satz 1 erhält folgende Fassung: „Das landwirtschaftliche Altersgeld beträgt bis 30. Juni 1971 monatlich 175 DM für Verheiratete und 115 DM für alleinstehende Berechtigte; ab 1. Juli 1971 soll das landwirtschaftliche Altersgeld durch eine weitere Novellierung des Gesetzes über eine Altershilfe für Landwirte auf monatlich 240 DM bzw. 160 DM erhöht werden." b) In Satz 3 wird das Wort „Fünften" gestrichen und der Betrag von 660 000 000 DM in 795 000 000 DM geändert. c) In Absatz 2 wird hinter das Wort „Mehr" folgender Halbsatz eingeschoben: „ , weil die Leistungen des Altershilfegesetzes nicht mehr dem berechtigten Bedürfnis der älteren Menschen in der Landwirtschaft auf Teilnahme an der allgemeinen Entwicklung der Einkünfte und des Lebensstandards der nicht landwirtschaftlichen Bevölkerung entsprechen und 2. Der Ansatz bei Tit. 882 12 — Zuweisung zur Förderung der Flurbereinigung — wird um 20 000 000 DM auf 264 830 000 DM erhöht. 3. Der Ansatz bei Tit. 882 14 — Zuweisungen zur Förderung des Wirtschaftswegebaus — wird um 5 000 000 DM auf 35 000 000 DM erhöht. 4. Bei Tit. 893 11 — Zuschüsse zur Förderung der ländlichen Siedlung — wird der Ansatz um 5 000 000 DM auf 30 000 000 DM erhöht. 5. Der Ansatz bei Tit. 882 15 — Zuweisungen zur Förderung wasserwirtschaftlicher und kulturbautechnischer Maßnahmen — wird um 10 000 000 DM auf 115 700 000 DM erhöht. 6. Der Ansatz bei Tit. 882 22 — Zuweisungen zur Förderung besonderer Vorhaben auf dem Gebiet der Wasserwirtschaft und der Landeskultur im Küstengebiet — wird um 10 000 000 DM auf 130 000 000 DM erhöht. 7. Der Ansatz bei Tit. 682 01 — Zuschüsse an den zentralen Fonds zur Absatzförderung der deutschen Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft wird um 10 000 000 DM auf 40 000 000 DM erhöht. 8. Der Ansatz bei Tit. 882 20 — Zuweisungen für zusätzliche Förderungsmaßnahmen in Gebieten, die von Natur benachteiligt sind — wird um 10 000 000 DM auf 110 000 000 DM erhöht. 9. Der Ansatz bei Tit. 882 32 — Zuweisungen für Investitionsbeihilfen für landwirtschaftliche Wirtschaftseinheiten — wird um 10 000 000 DM auf 74 920 000 DM erhöht. 10. Die Erläuterungen zu D 4 — Vertikale Verbundwirtschaft — Tit. 652 44 und 882 44 werden wie folgt geändert: In Nummer 2 wird hinter das Wort „Startbeihilfen" eingefügt: „und Darlehn". 11. Hinter Tit. 893 02 wird ein neuer Abschnitt mit der Überschrift „G 13 Verstärkungsmittel" und folgender neuer Tit. 971 01 — Zur Verstärkung der Mittel zur Förderung der deutschen Landwirtschaft — mit einem Ansatz (Betrag für 1971) von 143 400 000 DM eingefügt. Es wird bei diesem Titel folgender Vermerk aufgenommen: „Die Mittel dürfen nur mit Zustimmung des Deutschen Bundestages in Anspruch genommen werden." II. Zu Kap. 10 03 — Marktordnung — Zur Deckung der Mehrausgaben in Ziffer I wird hinter Tit. 980 86 folgender neuer Abschnitt M 2 mit der Überschrift „Globale Minderausgabe" und folgender neuer Tit. 972 01 — Globale Minderausgaben bei Ausfuhrerstattungen und bei Ausgaben für Interventionen nach den Agrarmarktordnungen der EG — mit einem Ansatz (Betrag für 1971) von 343 400 000 DM eingestellt. Begründung: Aufgrund Neuberechnung des Bedarfs sind die im Einzelplan 60 bei Tit. 60 06/686 11 veranschlagten Mittelzuweisungen des Europäischen Ausrichtungs- und Garantiefonds für die Landwirtschaft, Abt. Garantie, auf Vorschlag der Bundesregierung im Haushaltsausschuß von 2 443 400 000 DM um 343 400 000 DM auf 2 100 000 000 DM herabgesetzt worden. Dementsprechend vermin- Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 99. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 9. Februar 1971 5635 dert sich auch der Bedarf für die gemeinschaftlich zu finanzierenden Ausfuhrerstattungen und Interventionen in Kap. 10 03 in gleicher Höhe, so daß nach dem Grundsatz der Haushaltswahrheit eine Minderausgabe zu veranschlagen ist. Diese Minderausgabe ergibt die Möglichkeit, die in Kap. 10 02 veranschlagten Maßnahmen zur Förderung der deutschen Landwirtschaft um den gleichen Betrag anzuheben. Sonn, den 9. Februar 1971 Dr. Barzel, Stücklen und Fraktion Anlage 4 Umdruck 127 Änderungsantrag der Fraktionen der SPD, FDP zur zweiten Beratung des Entwurfs eines Haushaltsgesetzes 1971; hier: Einzelplan 10 Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten — Drucksachen VI/ 1100 Anlage, VI/ 1740 — Der Bundestag wolle beschließen: Bei Kap. 10 02 wird unter D. 4 Vertikale Verbundwirtschaft nach dem Tit. 652 44 folgender Titel als Leertitel eingefügt: „Tit. 852 44 Darlehen zur Gründung von Interventionsfonds nach der VO 159/66/EWG des Rates der Europäischen Gemeinschaft vom 25. Oktober 1966 kw." Der Deckungsvermerk unter D. Rationalisierung der Vermarktung wird um den Tit. 852 44 erweitert. Die Erläuterungen zu D. 4 sind wie folgt zu ergänzen: In der Überschrift ist neben den Tit. 652 44 und 882 44 der Tit. 852 44 aufzunehmen. Unter Nummer 2 sind nach den Worten „Startbeihilfen für Erzeugerorganisationen" die Worte „und Darlehen für Interventionsfonds" einzufügen. Bonn, den 3. Februar 1971 Dr. Schmidt (Gellersen) Wehner und Fraktion Mischnick und Fraktion Anlage 5 Umdruck 106 (neu) Änderungsantrag der Abgeordneten Wolf, Gerlach (Emsland), Dr. Tamblé, Peters (Norden) und der Fraktionen der SPD. FDP zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1971; hier: Einzelplan 10 Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten — Drucksachen VI/ 1100 Anlage, VI/1740 — Der Bundestag wolle beschließen: Zu Kap. 10 02 In Tit. 671 17, 652 17 und 882 17 (Emslandprogramm) ist in den Erläuterungen nach Absatz 1 und in den Tit. 625 18 und 882 18 (Nordprogramm) nach Absatz 2 folgender neuer Absatz einzufügen: „Die Mittel können auch für Infrastrukturmaßnahmen entsprechend den Grundsätzen des Regionalen Förderungsprogramms der Bundesregierung zur Verfügung gestellt werden." Bonn, den 3. Februar 1971 Wolf Gerlach (Emsland) Dr. Tamblé Peters (Norden) Wehner und Fraktion Mischnick und Fraktion Anlage 6 Umdruck 113 Änderungsantrag der Fraktionen der CDU/ CSU zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1971; hier: Einzelplan 10 Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten — Drucksachen VI/ 1100 Anlage, VI/ 1740 — Der Bundestag wolle beschließen: Zu Kap. 10 02 — Allgemeine Bewilligungen — A. 6 Emslandprogramm Die Erläuterungen werden in Absatz 1 Satz 3 nach dem Wort „Abwasserbeseitigung" wie folgt ergänzt: „sowie die Schaffung von Voraussetzungen zur Entwicklung der gewerblichen Wirtschaft." Bonn, den 2. Februar 1971 Dr. Barzel, Stücklen und Fraktion
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Walter Peters


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Nach der Rede von Herrn Kollegen Struve kann der unvoreingenommene Beobachter den Eindruck gewinnen, daß die CDU/CSU nicht 15 Monate, sondern 15 Jahre in der Opposition ist und sich für nichts verantwortlich zu fühlen braucht.

    (Sehr richtig! bei den Regierungsparteien. — Abg. Dr. Müller-Hermann: O wie billig!)

    Die CDU/CSU hat die Verantwortung für die jüngste Vergangenheit, und zwar für die EWG-Agrarpolitik mit der Rechnungseinheit, den Grünen Dollar, für die Kostenentwicklung in der Landwirtschaft und ebenfalls für die Höhe der Agrarpreise. Es sollte jedem klar sein, daß die Rechnungseinheit das Kernstück der EWG-Agrarpolitik und damit der Zoll- und Marktpolitik der EWG bildet. Herr Bewerunge, diese Rechnungseinheit und diese EWG-Agrarpolitik sind im wesentlichen mit von Ihnen konzipiert worden.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Abg. Dr. Müller-Hermann: Mit der FDP! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU.)

    Die Bundesregierung bemüht sich, in Verhandlungen mit der EWG und mit den Partnerländern auf dem schnellsten Wege zu einer Wirtschafts- und Währungsunion zu kommen, auch wenn bei diesen Verhandlungen Stockungen eintreten werden, wenn es vielleicht nicht so schnell geht, wie wir Deutschen es möchten. Aber niemand kann der deutschen Bundesregierung absprechen, daß sie gerade in diesem Bereich initiativ geworden und vorgestoßen ist.
    In Ihrem CDU-Programm von Düsseldorf haben Sie auch darüber einiges gesagt, und zwar sagen Sie im Punkt 83:
    Die europäische Agrarpolitik muß durch eine rasche Verwirklichung der Wirtschafts- und Währungsunion ergänzt werden.

    (Abg. Frau Griesinger: Sehr richtig!)

    Anderenfalls muß die starre Bindung der Agrarpreise an die im Vorgriff auf eine gemeinsame Währungspolitik geschaffene EWG-Rechnungseinheit zunächst aufgehoben oder doch gelockert werden.
    Hier sagen Sie also: Die Wirtschafts- und Währungsunion ist vordringlich, und erst wenn sie nicht erreichbar ist, soll die Rechnungseinheit aufgelöst oder zeitweise aufgehoben werden.

    (Zurufe von der CDU/CSU.)

    Im Lande verkünden Herr Lemke und Herr Stoltenberg die sofortige Auflösung des Grünen Dollars und wollen damit bei den Bauern den Eindruck erwecken, daß sie durch eine nationale Agrarpolitik automatisch höhere Preise bekämen. Ihnen ist so gut wie uns bekannt, daß dann, wenn die Rechnungseinheit aufgehoben wird, nach dem EWG-Vertrag nationale Preise nach gemeinsamen Kriterien an die Stelle
    treten. Auch dann können wir also nicht autonom die Preise festsetzen, sondern müssen sie ebenfalls mit Genehmigung des Ministerrats festsetzen.

    (Abg. Dr. Ritz: Wir hätten dann nicht mehr die Verzerrung!)

    Damit, meine Damen und Herren, haben Sie nach meiner Meinung einen ganz üblen Propagandafunken in die Landwirtschaft hineingeworfen. Auch Sie selber könnten dieses Problem nicht lösen, wenn Sie an der Regierung wären.
    Zum zweiten Punkt, zur Kostenentwicklung. Sie können nicht abstreiten, daß Sie die Verantwortung für die Kostenentwicklung tragen. Sie wissen genau, daß die allgemeine Konjunkturentwicklung die Daten für die Kostenentwicklung gesetzt hat, und Sie wissen, daß Sie im Jahre 1969 dafür voll mitverantwortlich waren.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Ja! Ja! bei der CDU/CSU. — Abg. Dr. MüllerHermann: Wie lange wollen Sie das noch vorbringen? — Weiterer Zuruf von der CDU/CSU: Alter Hut!)

    — Wir werden das so lange vorbringen, bis Sie das begriffen haben.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Lachen bei der CDU/CSU. — Abg. Bewerunge: Das glaubt Ihnen aber kein Mensch mehr!)

    Als dann die binnenwirtschaftliche Entwicklung fortschritt und weitere Kostensteigerungen mit sich brachte, als die Bundesregierung und die Koalitionsfraktionen zu Maßnahmen griffen, um das einzudämmen, haben Sie sich, nachdem Sie vorher kluge Worte gebraucht hatten, im entscheidenden Moment der Stimme enthalten.

    (Abg. Dr. Ritz: Warum denn? Weil es zu spät war!)

    Durch Ihr Inflationsgerede zu dem Zeitpunkt haben Sie gleichzeitig das Feuer gelegt, um diese Entwicklung zusätzlich zu schüren.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Widerspruch bei der CDU/CSU.)

    Die Verantwortung für die allgemeine Preisentwicklung der landwirtschaftlichen Erzeugerpreise werden Sie ebenfalls nicht bestreiten können. An der Agrarpreisangleichung innerhalb der EWG — bezogen auf 1967 — haben Sie 1964 entscheidend mitgewirkt. Ich sehe Herrn Schmücker hier sitzen. Er ist das lebende Beispiel für diese Tat.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Abg. Dr. Jenninger: Sind Sie gegen die EWG?)

    Anschließend haben Sie auch den Ausgleich, den die Bauern für die Preissenkungen erhalten sollten, nicht durchgeführt. Das sind die Daten, die Sie sich selber vor Augen halten müssen.

    (Sehr richtig! bei der SPD.)

    Nun nehmen Sie die neueste Preisentwicklung, Herr Struve. Von Januar bis September 1970 sanken die Preise durchschnittlich um 2 %. Gegen die Preissenkung sind der Ausgleich von 6,5 % Mehrwert-



    Peters (Poppenbüll)

    steuer und der Flächenausgleich aufzurechnen. Netto ergibt sich also eine Preisanhebung von 4,5 %, Dieser Entwicklung stand in demselben Zeitraum eine Kostenerhöhung von ebenfalls 4,5 % gegenüber. Bis September 1970 war die Entwicklung befriedigend. Daß sie ab Oktober besorgniserregend geworden ist, bestreitet niemand.

    (Abg. Bewerunge: Aber wenn man das nicht vorher sieht, ist das keine Leistung!)

    Wir haben volles Verständnis dafür, daß der Bauernverband heute an die Öffentlichkeit tritt und sich wehrt.

    (Abg. Bewerunge: Aber sie haben behauptet, der Aufwertungssatz sei zu hoch!)

    — Die Preisrückgänge haben mit der Aufwertung und dem Aufwertungsausgleich nichts zu tun. Der Schweinezyklus ist völlig unabhängig von der Aufwertung und vom Ausgleich entstanden.

    (Sehr richtig! bei der SPD. — Zurufe von der CDU/CSU.)

    Der Schweinezyklus hat die Erlöse aus Schweinen um 20 % sinken lassen und eine starke Sogwirkung auch auf die Rinderpreise ausgeübt, so daß die Preise im gesamten für das letzte halbe Jahr mit 7,5 % und für die letzten beiden Monate November und Dezember, für die uns Daten vorliegen, mit 10 bis 12,5 % nach unten gezogen worden sind. Das wird niemand bestreiten. Aber man muß auch den Ursachen nachgehen. Wir sind der festen Überzeugung, daß der Schweinezyklus keine Dauererscheinung sein wird, sondern daß sich auch hier allmählich wieder eine andere Entwicklung ergeben wird.

    (Abg. Leicht: Das ist kein Zyklus mehr!)

    Regierung und Koalition sind bemüht, innerhalb der EWG Preiserhöhungen durchzusetzen und bis an die Grenze der Verhandlungsmöglichkeiten zu gehen. Ich habe nichts davon gehört, daß Sie, als Sie in der Regierungsverantwortung waren und den Bundeskanzler stellten, überhaupt solche Vorsätze gehabt haben.

    (Lachen bei der CDU/CSU. — Abg. Dr. Müller-Hermann: Da waren nicht solche Kostensteigerungen! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU.)

    Heute sagen Sie: „Jetzt hauen Sie auf den Tisch und bringen unabdingbar etwas durch!" — Ich kann Sie nur fragen: Wo waren Sie denn damals mit dem Auf-den-Tisch-Klopfen? Sie waren nirgends zu finden!

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Die Bundesregierung hat die Verhandlungen um die Erhöhung der Agrarpreise nicht bloß so lose in die Welt gesetzt, sondern hat in diesem Zusammenhang mit den deutschen Kommissaren Gespräche geführt und alles versucht, damit von seiten der Partnerländer ihr Vorhaben unterstützt wird. Wir sind der festen Überzeugung, daß bei diesen Verhandlungen ein positives Ergebnis herauskommen wird, auch wenn es den Wünschen der deutschen Landwirtschaft nicht voll entsprechen wird. Das wird man aber sehr wahrscheinlich nicht in einer Verhandlungspause erreichen können.
    Herr Struve, daß Sie heute von preispolitischer Abstinenz reden, obwohl Ihre ganze Regierungszeit von einer solchen Abstinenz gezeichnet war, finde ich in der Formulierung leicht übertrieben.

    (Zurufe von der CDU/CSU.)

    Es ist auch bei den sozialpolitischen Maßnahmen nicht so, daß nur etwas für die aus der Landwirtschaft Ausscheidenden getan wird. Es ist vielmehr so, daß die Pflichtkrankenversicherung zusammen mit der Gratisversicherung für die landwirtschaftlichen Rentner eine echte, starke Entlastung für die landwirtschaftlichen Betriebe darstellt.

    (Abg. Frau Griesinger: Nein, das stimmt nun wirklich nicht! — Abg. Dr. Reinhard: Wer hat denn gegen die Verbesserung der Altershilfe gestimmt?)

    — Auf die Altershilfe komme ich auch noch zu sprechen.
    Nun zum Haushalt 1970. Ich will dazu nur ein paar allgemeine Bemerkungen machen, weil mein Kollege Gallus des näheren darauf eingehen wird. Wir haben 1970 zu der mittelfristigen Finanzplanung von Herrn Strauß und Herrn Höcherl 520 Millionen DM zusätzlich in den Etat gebracht.

    (Abg. Dr. Stark [Nürtingen] : Das sind doch alte Märchen! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU.)

    Wir haben zusätzlich 240 Millionen DM, die in der Marktordnung frei wurden, für die Sozial- und Strukturpolitik hereingebracht, und im Haushalt 1971 sind weitere 160 Millionen DM zur Verfügung gestellt.
    Wir haben allerdings nicht einen so vielseitigen Warenhauskatalog vorgelegt, wie Sie das mit dem Antrag auf 343 Millionen DM getan haben, von denen Sie teilweise noch gar nicht wissen, wie Sie sie verwenden sollen. Wir sind vielmehr der Meinung, daß die Mittel, die in Kap. 10 03 nicht gekürzt sind, im Ablauf des Haushaltsjahres 1971 für die Landwirtschaft verwendet werden sollen, wie das im vorigen Jahr geschehen ist.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Aha!)

    Wir sind auch der Meinung — das soll hier gesagt werden , daß die Marge, wieviel man 1971 zusätzlich für die Landwirtschaft wird tun müssen, im wesentlichen vom Verhandlungsergebnis über die Agrarpreise in der EWG abhängt.
    Dabei scheinen mir zwei Dinge vordringlich zu sein: zunächst eine Zinsverbilligung für landwirtschaftliche Investitionen, und zwar auch dann, wenn sie schon vor einigen Jahren durchgeführt worden sind. Damit würden wir in erster Linie solchen Betrieben helfen, die nur von der Landwirtschaft leben und die heute auf Grund der Preis-Kosten-Schere in die größten Schwierigkeiten gekommen sind. Ich möchte Sie aber daran erinnern, daß sich dasselbe Problem schon vor einigen .Jahren gestellt hat und Sie die sogenannte Altschuldenverbilligung aufge-



    Peters (Poppenbüll)

    hoben haben. Herr Kollege Stoltenberg war damals im Haushaltsausschuß einer der Hauptgegner solcher Zinsverbilligungen. Heute zieht er damit durchs Land. Vor Jahren war er, wie gesagt, im Haushaltsausschuß gegen diese Aktion.

    (Zustimmung bei den Regierungsparteien.— Abg. Leicht: Sie sollten auch seine Begründung anführen! — Zuruf von der CDU/CSU: Die kennt er doch nicht!)

    Ein weiteres Problem, das sich hier stellt und auf das ich durch einen Zwischenruf hingewiesen wurde, ist die Verbesserung der landwirtschaftlichen Altershilfe. Auch an dieses Problem, meine Damen und Herren, werden wir herangehen,

    (Abg. Niegel: Wann?)

    allerdings nicht so leichtfertig, wie Sie es in Ihrem Antrag getan haben, sondern erst dann, wenn wir es nach dem Ergebnis von Brüssel und nach Prüfung der Haushaltslage genau übersehen können.

    (Zurufe von der CDU/CSU.)

    — Einen Moment! Von 1 % redet keiner. Wenn Sie in Brüssel verhandelten, könnte ich mir das natürlich vorstellen. Wir werden jedenfalls zu anderen Prozentzahlen als zu 1 % kommen.
    Zusammenfassend stelle ich fest, daß die jetzige Bundesregierung die Aufwertung und den Ausgleich für die Aufwertung korrekt vollzogen hat, daß sie für das Jahr 1970 in einzelnen Sparten Preiserhöhungen vorgeschlagen und damit Preissenkungen in der EWG, die noch im Jahre 1970 durchgeführt werden sollten, verhindert hat. Ich stelle weiter fest, daß diese Bundesregierung die erste Bundesregierung ist, die sich wirklich um Preiserhöhungen in der EWG bemüht

    (Lachen bei der CDU/CSU)

    und dafür bei den Partnerländern und den Kommissaren alle nur denkbaren Schritte unternommen hat.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Abg. Dr. Stark [Nürtingen] : Das ist wirklich zum Lachen! Ich bewundere Ihren Mut! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU.)

    Ich stelle darüber hinaus fest, daß Sie zwar viel über Sozialpolitik geredet haben, daß aber diese Bundesregierung die Pflichtkrankenversicherung mit der Gratisversicherung für die Rentner in ihr Gesetzgebungsprogramm aufgenommen hat und das entsprechende Gesetz ab 1. Januar 1972 wirksam werden wird.

    (Abg. Dr. Stark [Nürtingen] : Wo ist denn die Vorlage? Sie können doch hier nicht von Dingen reden, die noch gar nicht eingebracht sind! Weitere Zurufe von der CDU/CSU.)

    Wir verschließen uns auch nicht den Maßnahmen zur Erhöhung der landwirtschaftlichen Altersrente, sind jedoch nicht so leichtfertig, heute schon die genaue Höhe und den Zeitpunkt festzulegen.

    (Abg. Niegel: Aber die Beiträge erhöhen, das können Sie!)

    Meine Damen und Herren, wir wissen, wie schwierig das Amt des Landwirtschaftsministers in jeder Bundesregierung ist.

    (Abg. Dr. Stark [Nürtingen] : Das wußten wir schon immer!)

    Wir wissen aber auch, daß der jetzige Landwirtschaftsminister Verständnis im Kabinett findet und vor allem die volle Unterstützung des Bundeskanzlers genießt.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Abg. Vogel: Ende der Rede! — Weitere Zurufe von der CDU/CSU.)



Rede von Dr. Carlo Schmid
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Abgeordnete von Bülow. Auch für ihn hat seine Fraktion eine Redezeit von 20 Minuten erbeten.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Andreas von Bülow


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich möchte am Beginn meiner Rede aus einem Artikel zitieren, den der Herr Kollege Klinker, Vorsitzender des schleswig-holsteinischen Bauernverbandes, im Jahre 1966 geschrieben hat:
    Das geringe Ernteergebnis, die starken Kostenerhöhungen im Zuge der Lohn- und Preisentwicklung in der Bundesrepublik sowie die sehr einschneidenden Kürzungen in den Bundes- und Länderhaushalten, die aus Gründen der wirtschaftlichen Stabilisierung erfolgt sind, werden nicht ohne Auswirkungen auf die gesamte Ertrags- und Einkommenslage der Landwirtschaft bleiben.
    Es hat also auch in früheren Zeiten erhebliche Schwierigkeiten gegeben. Diese Schwierigkeiten wurden damals zu Lasten der deutschen Landwirtschaft dadurch beseitigt, daß man Haushaltskürzungen bei den nationalen Agrarausgaben vorgenommen hat. Ich sage das nur, damit Sie heute in Ihrer Argumentation etwas bescheidener werden.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Gestatten Sie mir einige Ausführungen zum Einzelplan des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten aus der Sicht meiner Fraktion. Die Landwirtschaft aller europäischen Industriestaaten steht vor den gleichen Schwierigkeiten, Schwierigkeiten, die man mit vielfältigen Methoden und Ansatzpunkten und nicht mit Patentrezepten angehen muß. Auch der Schlachtruf nach höheren Preisen allein ist nicht ausreichend, um diese Probleme zu lösen. Zu den zu bewältigenden Aufgaben zählen namentlich die überkommene und änderungsbedürftige Agrarstruktur, die moderne Vermarktung landwirtschaftlicher Erzeugnisse und die hierbei anzustrebende Sicherung eines entsprechenden Anteils der Landwirtschaft an dieser Vermarktung. Hinzu kommt die Aufgabe, der Landwirtschaft über die Erzeugerpreise ein angemessenes Einkommen zu verschaffen, das sie in den Stand setzt, die notwendigen Investitionen zu erwirtschaften.

    (Abg. Leicht: Das ist die erste Voraussetzung!)




    Dr. von Bülow
    Es muß eine gezielte Sozialpolitik getrieben werden, und es müssen schließlich in ausreichender Zahl neue Arbeitsplätze in ländlichen Regionen geschaffen werden, die den aus der Landwirtschaft ausscheidenden Arbeitskräften ein ausreichendes Einkommen in der gewerblichen Wirtschaft sichern.
    Der Landwirtschaftsetat spiegelt in konkreten Zahlen die Aufgaben, die bewältigt werden müssen. Die Strukturpolitik versucht die landwirtschaftlichen Produktionsfaktoren in den einzelnen Betrieben so kostengünstig wie möglich auszurichten. Hier steht im Visier der einzelne Betrieb mit seiner Ausstattung an Boden, Kapital und Arbeitskräften. Auf diese drei Faktoren ist das neue Einzelbetriebliche Förderungsprogramm zugeschnitten. Es wind zum erstenmal der Versuch unternommen, die Fehlstreuung der Mittel, die in der Vergangenheit zu so zahlreichen Fehlinvestitionen geführt hat, einzudämmen, nicht nur zugunsten der Staatskasse und des Steuerzahlers, sondern im wohlverstandenen Interesse des einzelnen Landwirts, dem man keinen Anreiz geben sollte, für die Zukunft zu investieren und sich zu verschulden, wenn keine Möglichkeit besteht, das Betriebseinkommen entscheidend zu verbessern.
    Ich hoffe, daß diese Zielsetzung auch in den Ländern mitgetragen wird. Es gibt einzelne Länder, die in ihrer Landesplanung noch eine Bevölkerungsquote der Landwirtschaft von 12 % im Jahre 1980 anstreben. Wer das tut, der plant die sich vergrößernde Disparität mit ein.
    Diese neue Landwirtschaftspolitik, wie sie im Einzelbetrieblichen Förderungsprogramm zum Ausdruck kommt, ist mutig, weil sie nicht Illusionen und Selbsttäuschungen begünstigt, sondern den einzelnen Betriebsinhaber zu einer selbstkritischen Überprüfung seiner Situation zwingt und ihn dabei berät, ihm aber auch die Alternativen seiner bisherigen wirtschaftlichen Existenz aufzeigen will.
    Die Opposition hat die Behauptung aufgestellt, das neue Einzelbetriebliche Förderungsprogramm sei finanziell nicht genügend ausgestattet, auch seien die Förderungsbedingungen schlechter als die bisherigen. Hierzu ist zu sagen, daß es dieser Regierung zusammen mit den Koalitionsfraktionen gelungen ist, die Ansätze für die nationale Landwirtschaftspolitik sowohl im vergangenen Jahr als auch in diesem Jahr gegenüber der mittelfristigen Finanzplanung der Regierung Kiesinger-Strauß-
    Höcherl um mehr als 500 Millionen DM anzuheben.

    (Lachen bei der CDU/CSU.)

    Wie Sie wissen, hat der frühere Landwirtschaftsminister Höcherl in seinem Buch „Landwirtschaft zwischen Hunger und Überfluß" aus dem Jahre 1969 die Forderung erhoben, 500 Millionen DM mehr in die mittelfristige Finanzplanung einzustellen. Sie sehen, daß das zu mehr als 100 % erfüllt worden ist.
    Hinzu kommt, daß im Laufe des Jahres 1970 weitere 200 Millionen DM aus Einsparungen bei den Marktordnungsausgaben in die Agrarstruktur, als da sind Flurbereinigung, Wirtschaftswegebau, Molkereiwirtschaft, Küstenschutz usw., geflossen sind. Früher mußten bei der nationalen Landwirtschaftspolitik die Mittel eingespart werden, die bei den Brüsseler Marktordnungen fehlten. Die neue Regierung hat diesen Haftungsverbund zu Lasten unserer Landwirtschaft aufgehoben und sogar die Möglichkeit eröffnet, Einsparungen bei den übernationalen Marktordnungen für Zwecke der Agrarstruktur Jahr für Jahr freizugeben.

    (Abg. Leicht: Der Bundestag, nicht die Regierung!)

    Die Herren von der Opposition haben, wie man sieht, diese Möglichkeit dankbar, wenn auch voreilig, ergriffen. Ich denke, daß wir möglicherweise auch in diesem Jahr wieder mit einer Übertragung von Einsparungen rechnen können.
    Hinzu kommt, daß die Zahl der in der Landwirtschaft tätigen Menschen und Betriebe auch unter Ihrer Regierung von Jahr zu Jahr geringer geworden ist. Diese Tendenz wird sich fortsetzen. Die nun seit einer Reihe von Jahren zur Verfügung stehenden Beträge können auf immer weniger Betriebe verteilt werden. Wenn man dann noch die Beschränkung der Förderung auf die Gruppe der entwicklungsfähigen Betriebe im Auge behält, dann sollten die vorgesehenen Finanzmassen reichen, das Einzelbetriebliche Förderungsprogramm wie vorgesehen zu finanzieren.
    Natürlich kann man darüber streiten — nein, man kann an sich nicht darüber streiten , ob die Zinsverbilligung um 4 % angesichts des heutigen Zins- und Kostenniveaus ausreicht.

    (Abg. Frau Griesinger: Sehr richtig!)

    Aber ich glaube, diesen Fragen werden wir uns widmen müssen.

    (Zurufe von der CDU/CSU.)

    — Sie müssen etwas lautere Zwischenrufe machen, wenn ich darauf eingehen soll.