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    Deutscher Bundestag 19. Sitzung Bonn, Mittwoch, den 10. Dezember 1969 Inhalt: Glückwunsch zu dem Geburtstag des Abg. Dr. Kempfler . . . . . . . . . . . 653 A Überweisung von Vorlagen an Ausschüsse 653 B Änderung einer Ausschußüberweisung . . 653 C Wahl zusätzlicher Schriftführer . 653 C, 667 D Erweiterung der Tagesordnung . . . . . 653 D Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . 653 D Fragestunde (Drucksache VI/146) Frage des Abg. Dr. Schmidt (Krefeld) : Krankenversicherungsschutz für Studenten Dr. von Dohnanyi, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 654 B Frage der Abg. Frau Dr. Wolf: Unzufriedenheit deutscher Experten in Entwicklungsländern Dr. Eppler, Bundesminister 654 C, 655 B, D, 656 A, B, C Frau Dr. Wolf (CDU/CSU) . . . . 655 B Kiep (CDU/CSU) . . . . 655 C, 656 A Damm (CDU/CSU) 655 D Dr. Klepsch (CDU/CSU) . . . . 656 B Dr. Gatzen (CDU/CSU) . . . . 656 C Fragen der Abg. Dr. Klepsch und Rommerskirchen: Kostenlose Heimfahrten für Grundwehrdienstleistende Berkhan, Parlamentarischer Staatssekretär 657 A, D, 658 A, B, C, D, 659 A, B Dr. Klepsch (CDU/CSU) . 657 D, 658 B Rommerskirchen (CDU/CSU) . . . 658 A Josten (CDU/CSU) . . . . . . . 658 B Damm (CDU/CSU) . . . . . . . 658 D Buchstaller (SPD) . . . . . . . . 659 A Fragen des Abg. Säckl: Nebentätigkeit eines früheren Bundeswehrgefreiten Berkhan, Parlamentarischer Staatssekretär . . . 659 B, 660 B, C, D Dr. Klepsch (CDU/CSU) . . . . . 660 A Ollesch (FDP) . . . . . . . . . 660 B Dr. Schulze-Vorberg (CDU/CSU) . . 660 B II Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 19. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 10. Dezember 1969 Frage des Abg. Dröscher: Entlohnung bei im Raum von Truppenübungsplätzen arbeitenden Wachgesellschaften Berkhan, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . 660 D, 661 A Dröscher (SPD) . . . . . . . 661 A, B Fragen des Abg. Buchstaller: Ausbildung der Pionieroffiziere und Pionierfeldwebel Berkhan, Parlamentarischer Staatssekretär 661 C Frage des Abg. Zebisch: Bericht über Napalm-Einsatz in der Divisionszeitschrift „Der Grenzwald" Berkhan, Parlamentarischer Staatssekretär 661 C Frage des Abg. Zebisch: Ächtung von Napalm-Bomben Berkhan, Parlamentarischer Staatssekretär . . . 661 D, 662 A, B Zebisch (SPD) . . . . . . . . . 662 A Dr. Bechert (Gau-Algesheim) (SPD) . 662 B Frage des Abg. Neumann: Truppenstärke der Bundeswehr — Dauer des Grundwehrdienstes Berkhan, Parlamentarischer Staatssekretär . . . 662 C, 663 A, B, C Neumann (SPD) . . . . 662 D, 662 A Damm (CDU/CSU) . . . . . . . 663 B Dröscher (SPD) . . . . . . . . 663 B Fragen des Abg. Stahlberg: Fahrlehrerstellen in der Bundeswehr Berkhan, Parlamentarischer Staatssekretär . . 663 C, D, 664 A, B Stahlberg (CDU/CSU) . . 663 D, 664 A Fragen des Abg. Dr. Schmude: Anwendung der Grundsätze zum Verbot der Doppelbestrafung auf Kriegsdienstverweigerer Berkhan, Parlamentarischer Staatssekretär 665 A, B Dr. Schmude (SPD) 665 B Frage des Abg. Dr. de With: Berufung der Bundesrichter nach der landsmannschaftlichen Zugehörigkeit Jahn, Bundesminister . . . . . 665 C, D Dr. de With (SPD) . . . . . . . 665 D Frage des Abg. Wagner (Günzburg) : Mindestrente nach dem Bundesentschädigungsgesetz Dr. Reischl, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . 666 A, B, C Wagner (Günzburg) (CDU/CSU) 666 B, C Fragen des Abg. Dr. Häfele: Äußerung des Staatssekretärs Prof. Dahrendorf zu den Bundesfinanzen Dr. Reischl, Parlamentarischer Staatssekretär . . . 666 D, 667 A, B, C Dr. Häfele (CDU/CSU) . 667 A Ott (CDU/CSU) 667 B Dr. Schulze-Vorberg (CDU/CSU) . 667 C Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Hochschulbauförderungsgesetzes (Abg. Dr. Stoltenberg, Dr. Martin und Fraktion der CDU/CSU) (Drucksache VI/114) in Verbindung mit Entwurf eines . . . Gesetzes zur Änderung des Grundgesetzes (Abg. Dr. Stoltenberg, Dr. Martin und Fraktion der CDU/CSU) (Drucksache VI/115) — Erste Beratung — Dr. Stoltenberg (CDU/CSU) 668 A, 687 A Dr. Lohmar (SPD) 670 C Moersch (FDP) . . . . 673 C, 690 A Dr.-Ing. Leussink, Bundesminister . . 676 B Dorn, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 677 D Dr. Probst (CDU/CSU) . . . . . . 679 D Dr. Meinecke (Hamburg) (SPD) . . . 681 B Frau Funcke (FDP) . . . . . 682 D Dr. Kotowski (CDU/CSU) . . . . . 684 C Raffert (SPD) . . . . . . . . . 686 C Dr. Martin (CDU/CSU) . . . . . . 690 D Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Gebühren der Schlachtviehmärkte, Schlachthäuser und Fleischgroßmärkte (Fleischmarkthallen) (CDU/ CSU) (Drucksache VI/6); Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (Drucksache VI/144) — Zweite und dritte Beratung — 692 C Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 19. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 10. Dezember 1969 III Entwurf eines ersten Gesetzes zur Änderung des Arbeitsförderungsgesetzes (Drucksachen VI/58, VI/82) ; Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Arbeit und Sozialordnung (Drucksache VI/151) Zweite und dritte Beratung . . . . 693 A Entwurf eines Gesetzes zur Änderung von Bestimmungen über Leistungen für verheiratete Kinder (Abg. Rollmann, Frau Jacobi [Marl], Berding, Dichgans, Frau Stommel, Katzer, Dr. Jungmann und Fraktion der CDU/CSU) (Drucksache VI/125) — Erste Beratung — 693 B Entwurf eines Sechsten Gesetzes zur Änderung des Soldatenversorgungsgesetzes (CDU/CSU) (Drucksache VI/126) in Verbindung mit Entwurf eines Sechsten Gesetzes zur Änderung des Soldatenversorgungsgesetzes (SPD, FDP) (Drucksache VI 158) — Erste Beratung — 693 C Entwurf eines Gesetzes über einen Ausgleich für Folgen der Aufwertung der Deutschen Mark auf dem Gebiet der Landwirtschaft (SPD, FDP) (Drucksache VI/56); Bericht des Haushaltsausschusses gem. § 96 GO (Drucksache VI/160), Schriftlicher Bericht des Finanzausschusses (Drucksache VI/150) — Zweite und dritte Beratung — Hermsdorf (Cuxhaven) (SPD) 695 A, 705 B von Alten-Nordheim (CDU/CSU) . . 694 B Röhner (CDU/CSU) . . . . . . . 694 C Dr. Siemer (CDU/CSU) . . . . . 697 B Dr. Schmidt (Gellersen) (SPD) . . . 698 D Krammig (CDU/CSU) . . . . . . 699 B Porzner (SPD) 700 D Ertl, Bundesminister 702 D Dr. Müller-Hermann (CDU/CSU) . . 704 D Dr. Ritz (CDU/CSU) 705 B Entwurf eines Dritten Gesetzes zur Reform des Strafrechts (3. StrRG) (SPD, FDP) (Drucksache VI/139) — Erste Beratung — in Verbindung mit Antrag der Fraktion der CDU/CSU betr. Beeinträchtigung von Grundrechten durch gewalttätige Aktionen (Drucksache VI/ 157) Dr. Müller-Emmert (SPD) 705 D Benda (CDU/CSU) 708 C Erhard (Bad Schwalbach) (CDU/CSU) 711 A Frau Dr. Diemer-Nicolaus (FDP) . . 715 C Dr. de With (SPD) 719 B Jahn, Bundesminister 722 A Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung betr. Aufhebung der Immunität der Abgeordneten (Drucksache VI/127) . 725 B Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung betr. Änderung der Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages (§ 94 Abs. 2) (Drucksache VI/128) 725 C Nächste Sitzung 725 D Anlagen Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten . . 727 A Anlage 2 Änderungsantrag Umdruck 3 zur zweiten Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über einen Ausgleich für Folgen der Aufwertung der Deutschen Mark auf dem Gebiet der Landwirtschaft (Drucksachen VI/56, VI/150) 727 C Anlagen 3 bis 5 Entschließungsanträge Umdrucke 2, 1 und 4 zur dritten Beratung des Entwurfs eines Gesetzes über einen Ausgleich für Folgen der Aufwertung der Deutschen Mark auf dem Gebiet der Landwirtschaft (Drucksachen VI/56, VI/150) Anlage 6 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Mertes betr. Privatisierung von wirtschaftlichem Bundesvermögen 728 D Anlage 7 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Wurbs betr. Ausgaben für Mietbeihilfen 729 A Anlage 8 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage Frau Dr. Diemer-Nicolaus betr. Erweiterung der juristischen Ausbildung . 729 B Anlage 9 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Ruf betr. Mehrwertsteuersatz für Friseurleistungen 729 C Anlage 10 Schriftliche Antwort auf die Mündliche Frage des Abg. Ruf betr. Besteuerung nach § 19 des Mehrwertsteuergesetzes . . 730 A Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 19. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 10. Dezember 1969 653 19. Sitzung Bonn, den 10. Dezember 1969 Stenographischer Bericht Beginn: 9.00 Uhr
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    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Beurlaubungen Dr. Achenbach * 12. 12. Dr. Aigner * 12. 12. Dr. Apel * 12. 12. Dr. Artzinger * 12. 12. Dr. Bach 10. 12. Dr. Barzel 10. 12. Bauer (Würzburg) ** 12. 12. Dr. Bayerl 12. 12. Behrendt * 12. 12. Benda 20. 12. Bergmann * 12. 12. Berkhan ** 12. 12. Blank 10. 12. Blumenfeld ** 12. 12. Frau Brauksiepe 20. 12. Brück ** 12. 12. Dr. Burgbacher * 12. 12. Dichgans * 12. 12. Dr. Dittrich * 12. 12. Draeger ** 12. 12. Dröscher * 12. 12. Frau Dr. Elsner * 12. 12. Faller * 12. 12. Fellermaier * 12. 12. Flämig ** 12. 12. Dr. Fuchs 12. 12. Dr. Furler * 12. 12. Gerlach* 12. 12. Gottesleben 31. 12. Dr. Haas 12. 12. Häussler 12. 12. Frau Dr. Henze 31. 12. Frau Herklotz ** 12. 12. Herold ** 12. 12. Hösl ** 12. 12. Dr. Kempfler 31. 12. Frau Klee 12. 12. Klinker * 12. 12. Kriedemann * 12. 12. Freiherr von Kühlmann-Stumm 10. 12. Kulawig * 12. 12. Lautenschlager * 12. 12. Lemmrich** 12. 12. Lenze (Attendorn) ** 12. 12. Dr. Löhr * 12. 12. Lücke (Bensberg) 31. 12. Lücker (München) * 12. 12. Memmel * 12. 12. Metzger * 12. 12. Müller (Aachen-Land) * 12. 12. Dr. Müller (München) ** 12. 12. Pfeiffer 10. 12. Pöhler ** 12. 12. Richarts * 12. 12. Richter ** 12. 12. Riedel (Frankfurt) * 12. 12. Dr. Rinderspacher 31. 12. Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Dr. Rutschke ** 12. 12. Sander ** 12. 12. Dr. Schmidt (Wuppertal) 20. 12. Schneider (Königswinter) 10. 12. Dr. Schober 12. 12. Dr. Schulz (Berlin) ** 12. 12. Springorum * 12. 12. Dr. Starke (Franken) * 12. 12. Stein (Honrath) 31. 12. Dr. h. c. Strauß 12. 12. Wohlrabe 31. 12. Anlage 2 Umdruck 3 Änderungsantrag der Abgeordneten Röhner, Stücklen, Wagner, Ehnes, Dr. Althammer, Dr. Ritz und Genossen zur zweiten Beratung des von den Fraktionen der SPD, FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über einen Ausgleich für Folgen der Aufwertung der Deutschen Mark auf dem Gebiet der Landwirtschaft - Drucksachen VI/56, VI/150 -. Der Bundestag wolle beschließen: Artikel 5 Abs. 1 erhält folgende Fassung: „ (1) Die Bundesregierung stellt vom Haushaltsjahr 1970 an jährlich für den Ausgleich der den Landwirten durch die Aufwertung der Deutschen Mark entstandenen Einkommensverluste 920 Millionen Deutsche Mark in den Entwurf des Bundeshaushaltes im Einzelplan 60 ein. Diese Mittel sind für unmittelbare Ausgleichszahlungen an die Inhaber landwirtschaftlicher Betriebe zu verwenden." Bonn, den 10. Dezember 1969 Röhner Stücklen Wagner Ehnes Dr. Althammer Dr. Ritz Baier Bewerunge Biechele Dasch Engelsberger Haase (Kassel) Hauser (Bad Godesberg) Höcherl Dr. Jenninger Kiechle Leicht Memmel Niegel Ott Picard Dr. Probst schröder (Sellstedt) Schröder (Wilhelminenhof) Dr. Schulze-Vorberg Dr. Siemer Storm Struve Tobaben Unertl Begründung 1. Die Verluste sind aufwertungsbedingt und gehen damit auf eine allgemeine wirtschaftspolitische Für die Teilnahme an einer Tagung des Europäischen Parlaments Für die Teilnahme an einer Tagung der Versammlung der Westeuropäischen Union 728 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 19. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 10. Dezember 1969 Entscheidung zurück. Die Mittel sollten daher in den Einzelplan 60 „Allgemeine Finanzverwaltung" und nicht in den Agrarhaushalt (Einzelplan 10) eingestellt werden. 2. Die Titelverwaltung würde beim Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten verbleiben. 3. Die Einstellung dieses Betrages in den Einzelplan 60 würde auch gegenüber der Landwirtschaft nochmals zum Ausdruck bringen, daß diese Mittel als aufwertungsbedingter Ausgleich zu betrachten und zu verwenden sind. Anlage 3 Umdruck 2 Entschließungsantrag der Fraktionen der SPD, FDP zur dritten Beratung des von den Fraktionen der SPD, FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über einen Ausgleich für Folgen der Aufwertung der Deutschen Mark auf dem Gebiet der Landwirtschaft — Drucksachen VI/ 56, VI/150 —. Der Bundestag wolle beschließen: 1. Die Bundesregierung wird aufgefordert zu prüfen, ob für bestimmte Unternehmensformen der landwirtschaftlichen Produktion Einkommensverluste entstehen, die nicht durch das oben genannte Gesetz erfaßt werden. 2. Die Bundesregierung wird aufgefordert a) zu prüfen, ob die Abgrenzung der landwirtschaftlichen von der gewerblichen Tierhaltung, wie sie im § 51 des Bewertungsgesetzes 1965 enthalten ist, noch den heutigen Betriebs- und arbeitswissenschaftlichen Gegebenheiten entspricht, b) dafür zu sorgen, daß die nicht ausgenutzten Kapazität der im Rahmen der landwirtschaftlichen Nutzung nach § 51 des Bewertungsgesetzes 1965 zulässigen Tierhaltung auf Kooperationen übertragen werden können, und daß die steuerlichen Hindernisse, die der Bildung solcher Kooperationen entgegenstehen, umgehend beseitigt werden. Bonn, den 9. Dezember 1969 Wehner und Fraktion Mischnick und Fraktion Anlage 4 Umdruck 1 Entschließungsantrag der Fraktionen der SPD, FDP zur dritten Beratung des von den Fraktionen der SPD, FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über einen Ausgleich für Folgen der Aufwertung der Deutschen Mark auf dem Gebiet der Landwirtschaft — Drucksachen VI/56, VI/ 150 —. Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird aufgefordert, die wirtschaftliche Lage in strukturschwachen Wirtschaftszweigen, die von der Aufwertung der Deutschen Mark besonders betroffen wurden, zu beobachten. Sie soll die Auswirkungen der Aufwertung auf diese Wirtschaftszweige unter Berücksichtigung des gesamtwirtschaftlichen Interesses im Laufe des kommenden Anpassungsprozesses überprüfen und bis Ende Oktober 1970 dem Bundestag über die Ergebnisse der Prüfung berichten. Bonn, den 9. Dezember 1969 Wehner und Fraktion Mischnick und Fraktion Anlage 5 Umdruck 4 Entschließungsantrag der Fraktion der CDU/ CSU zur dritten Beratung des von den Fraktionen der SPD, FDP eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes über einen Ausgleich für Folgen der Aufwertung der Deutschen Mark auf dem Gebiet der Landwirtschaft — Drucksachen VI/56, VI/150 —. Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, dafür zu sorgen, daß die in Artikel 5 (1) vorgesehenen 920 Mio. D-Mark nicht wie im obigen Gesetz vorgesehen in Einzelplan 10 einzusetzen, sondern in den Einzelplan 60 (Allgemeine Finanzverwaltung). Dieser Betrag soll auch dann der Verwaltung des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten unterliegen. Bonn, den 10. Dezember 1969 Struve und Fraktion Anlage 6 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Reischl vom 4. Dezember 1969 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Mertes (Drucksache VI/104 Frage A 20) : Beabsichtigt die Bundesregierung, die Vermögenspolitik auch durch weitere Privatisierung von wirtschaftlichem Bundesvermögen fortzusetzen, und in welcher Form? Die Bundesregierung hat in ihrer Regierungserklärung vom 28. Oktober 1969 hervorgehoben, daß eine gezielte Vermögenspolitik zu den Schwerpunkten der Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik gehört. Sie wird insbesondere die Vermögensbildung der Bevölkerungsschichten fördern, die bisher nur einen unzureichenden Anteil an der Gesamtvermögensbildung hatten. In diesem Zusammenhang wird die Frage einer weiteren Privatisierung von industriellem Bundesvermögen geprüft werden. Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 19. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 10. Dezember 1969 729 Anlage 7 Schriftliche Antwort des Bundesministers Dr. Lauritzen vorn 4. Dezember 1969 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Wurbs (Drucksache VI/104 Frage A 27) : In welcher Höhe sind seit Einführung des Wohngeldgesetzes von der öffentlichen Hand bisher Mietbeihilfen gewährt worden, und wie wird sich dieser Ausgabenblock in den nächsten Jahren voraussichtlich weiterentwickeln? Die Ausgaben für Wohngeld, die je zur Hälfte von Bund und Ländern getragen werden, betrugen: Bund Bund und Länder (doppelter Betrag) in Millionen DM 1965 60,5 121 1966 212,3 426,6 1967 209,4 418,8 1968 261,7 533,4 1969 geschätzt 302 604 Bei der Fortschreibung für die mehrjährige Finanzplanung des Bundes 1969 bis 1973 sind für die Beratung im Finanzkabinett höhere Beträge angemeldet als für 1969. Der endgültige Ansatz wird abhängig sein von der materiellen Ausgestaltung einer Novelle des Wohngeldgesetzes. Anlage 8 Schriftliche Antwort des Bundesministers Jahn vom 5. Dezember 1969 auf die Mündliche Frage der Abgeordneten Frau Dr. Diemer-Nicolaus (Drucksache VI/104 Frage A 64): Beabsichtigt die Bundesregierung, eine Änderung von § 5 des Deutschen Richtergesetzes vorzuschlagen, die andere juristische Ausbildungen ermöglicht, darunter auch die Integrierung von theoretischer und praktischer Ausbildung in einem einstufigen Ausbildungsgang mit stärkerer Einbeziehung der Sozialwissenschaften? Die Änderung des § 5 des Deutschen Richtergesetzes ist auf der letzten Justizministerkonferenz Ende Oktober 1969 in Berlin beraten worden. Die Justizministerkonferenz hat ihren Ausschuß für die Reform der Juristenausbildung beauftragt, dazu Vorschläge bis zum Frühjahr 1970 vorzulegen. Der Auftrag ist dahin umschrieben, auch zu prüfen, ob andere Gestaltungsformen der Ausbildung, etwa die Integrierung von theoretischer und praktischer Ausbildung in einem einstufigen Ausbildungsgang mit stärkerer Einbeziehung der Sozialwissenschaften, durchführbar sind und sachliche Fortschritte versprechen. Des weiteren soll geprüft werden, ob und wie durch eine Änderung des § 5 des Deutschen Richtergesetzes praktische Erfahrungen mit neuen Gestaltungsformen ermöglicht werden können, ohne die grundsätzliche Einheitlichkeit der juristischen Ausbildung in allen Lindern der Bundesrepublik zu gefährden. Die Bundesregierung hält die Neuordnung der Juristenausbildung für besonders dringlich. Sie wird deshalb in dem Reformausschuß der Justizministerkonferenz darauf hinwirken, daß möglichst bald konkrete Ergebnisse vorliegen, um § 5 des Deutschen Richtergesetzes entsprechend ändern zu können. Ein Übergang zu einer einstufigen integrierten Ausbildung wird aber so einschneidend sein, daß über ihn nach Abwägung aller Gründe für und wider nur einheitlich für alle Bundesländer entschieden werden sollte, um die in einem modernen Staat unerläßliche Freizügigkeit des Juristen weiterhin zu gewährleisten. Was die Sozialwissenschaften betrifft, so bin ich mit Ihnen, verehrte Frau Kollegin, der Auffassung, daß dieses Gebiet in der Juristenausbildung künftig stärker als bisher berücksichtigt werden sollte. Entsprechende Vorschläge des Reformausschusses der Justizministerkonferenz werden bei der jetzt von den Ländern in Angriff genommenen ersten Stufe der Änderung ihrer Ausbildungsvorschriften verwirklicht werden. Anlage 9 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Reischl vom 10. Dezember 1969 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Ruf (Drucksache VI/146 Frage A 37) : Ist die Bundesregierung bereit, im Rahmen einer Novellierung des Mehrwertsteuergesetzes für Friseurleistungen den ermäßigten Steuersatz vorzusehen? Eine ermäßigte Besteuerung der Friseurleistungen stößt insbesondere deshalb auf Bedenken, weil sie die notwendige einheitliche Behandlung aller handwerklichen Leistungen durchbrechen würde und darüber hinaus Berufungen anderer Dienstleistungsunternehmen zu erwarten wären. Gleichwohl ist die Bundesregierung bereit, bei der Vorbereitung der für diese Legislaturperiode vorgesehenen Novellierung des Umsatzsteuergesetzes auch die Besteuerung der Friseure im Rahmen des Gesamtkomplexes der Dienstleistungsbesteuerung nochmals eingehend zu überprüfen. Die Forderung der Friseure nach einem ermäßigten Steuersatz wird u. a. mit der unterschiedlichen Steuerbelastung im Friseurhandwerk auf Grund der Auswirkungen des § 19 UStG begründet. Insoweit handelt es sich um ein Problem, das nicht isoliert durch eine Steuersatzsenkung gelöst werden kann, sondern im Rahmen der beabsichtigten Neuregelung der Besteuerung der Kleinunternehmer zu überprüfen ist. Hierauf werde ich, Herr Kollege Ruf, bei der Beantwortung Ihrer zweiten Frage näher eingehen. 730 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 19. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 10. Dezember 1969 Anlage 10 Schriftliche Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Reischl vom 10. Dezember 1969 auf die Mündliche Frage des Abgeordneten Ruf (Drucksache VI/146 Frage A 38): Wie gedenkt die Bundesregierung im Rahmen einer künftigen Novellierung des Mehrwertsteuergesetzes die Wettbewerbsunterschiede zu entschärfen, die durch die im § 19 des Mehrwertsteuergesetzes geschaffene Regelung entstanden sind? In der Fragestellung klingt die Auffassung an, die Regelung des § 19 des Umsatzsteuergesetzes habe allgemein zu Wettbewerbsunterschieden geführt. Hierzu möchte ich zunächst feststellen, daß die Besteuerung der Kleinunternehmer, die sich an das frühere Umsatzsteuersystem anlehnt, in der Regel nur bei Gewerbezweigen mit hoher Wertschöpfung, wie z. B. bei den. Friseuren, die Wettbewerbsneutralität nicht im wünschenswerten Umfang gewährleistet. Die Bundesregierung ist bemüht, für die Besteuerung der Kleinunternehmer eine Regelung zu finden und den gesetzgebenden Körperschaften vorzuschlagen, die den Gedanken der Wettbewerbsneutralität so vollkommen wie möglich verwirklicht. Da sich das neue Umsatzsteuersystem durch ein besonderes Maß an Wettbewerbsneutralität auszeichnet, bietet es sich an, die Kleinunternehmer in die Regelbesteuerung einzubeziehen. Diese Lösung wird auch, soweit bisher Meinungsäußerungen vorliegen, von den Spitzenverbänden der Wirtschaft vorgeschlagen. Die Bundesregierung wird daher vor allem untersuchen, welche Möglichkeiten für eine derartige Regelung bestehen. Schwierigkeiten bereitet die Frage, ob und in welchem Umfang den Kleinunternehmern im Rahmen der Regelbesteuerung formelle und materielle Erleichterungen gewährt werden können. Wie die beabsichtigte Neuregelung im einzelnen aussehen wird, kann heute noch nicht überblickt werden.
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    Rede von Josef Ertl


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Debatte zwingt mich leider, noch einmal einige Bemerkungen zu machen.
    Zum ersten. Der allgemeine Preisaufstieg ist gebremst. In den mittleren ArbeitnehmerhaushaltsIndizes ist die Preissteigerungsrate von 3,0 auf 2,6 % zurückgegangen. Ich sage das deshalb, weil dazu die deutsche Landwirtschaft in Form der Hinnahme der Aufwertung ein großes Opfer bringt, und daher hat sie ein Recht auf Ausgleichszahlung. Und wenn man, verehrte Kollegen von der CDU/ CSU, diese Ausgleichszahlung schon als Subvention bezeichnen will — was ich gar nicht tue —, dann allenfalls als Verbrauchersubvention und nicht als Erzeugersubvention. Ich habe zudem das Gefühl,
    *) Siehe Anlage 4
    Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 19. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 10. Dezember 1969 703
    Bundesminister Ertl
    die gesamte deutsche Bevölkerung hat für diese Ausgleichszahlung in dieser Form volles Verständnis. Ich bedanke mich auch bei der deutschen Publizistik, daß sie diesen Standpunkt mit Nachdruck vertreten hat.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Zum zweiten. Ich muß leider noch einmal etwas zur Aufwertung sagen. Es tut mir furchtbar leid; ich weiß gar nicht, wann diese Debatte abgeschlossen ist. Aber ich würde sagen, und ich muß es wiederholen: Wenn man sich das so anhörte, wurde man beinahe in die Meinung versetzt, die Aufwertungsdebatte gebe es erst nach der Wahl. Ich kann mich erinnern, daß es bereits im November 1968 Diskussionen darüber gab. Ich kann mich erinnern, daß es Minister gab, die gesagt haben: einmal werten wir auf, einmal werten wir nicht auf. Ich will den Kollegen von der Landwirtschaft — —

    (Zuruf von der CDU/CSU)

    — Dazu gehört auch der Kollege Franz Josef Strauß; das muß man einmal mit aller Deutlichkeit sagen, damit Sie nicht immer den Falschen verdächtigen. ich hätte es nicht gesagt, wenn Sie es nicht so gedeutet hätten. Ich bin bereit, Ihnen die Presseberichte zu zeigen, damit wir uns da ganz klar verstehen. Immer bei der Wahrheit bleiben!

    (Heiterkeit.)

    Aber den verehrten Kollegen der CDU und von der Landwirtschaft will ich etwas sagen. Haben wir nicht den ganzen Sommer über das Problem der Getreidespekulation gehabt

    (Sehr wahr! bei der SPD)

    mit den hohen Kosten für die Intervention, mit allen nachteiligen Folgen, mit Preiszusammenbrüchen und ähnlichem mehr? Ja, meine verehrten Damen und Herren, warum haben Sie damals nicht gehandelt? Da können Sie doch nicht der Regierung, die gehandelt hat, weil sie zum Handeln gezwungen war, im Interesse der Stabilität, einen Vorwurf machen! Das verstehe ich einfach nicht.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Ein weiteres. Herr Kollege Siemer, Sie haben ein Plädoyer für die gewerbliche Veredelungswirtschaft gehalten.

    (Abg. Dr. Siemer: Nein!)

    — Nein? Im Gesetz heißt es: wenn sie nicht gewerbliche sind. So heißt es im Gesetz.

    (Zuruf von der CDU/CSU.)

    Ich glaube, die CDU/CSU war mit uns immer der Meinung, daß wir die bäuerliche Veredelungswirtschaft schützen sollten. Ich muß Ihnen sagen, ich habe gerade gestern in Brüssel mit meinem niederländischen Kollegen über dieses Thema verhandelt, weil er gesagt hat: Ich habe große Befürchtungen wegen des Durchschlagens der Preissenkung bei Futtermitteln bezüglich der gewerblichen Veredler im norddeutschen Raum. Darauf habe ich gesagt: Bitte sehr, Herr Kollege, machen wir doch gemeinsam ein Veredelungsschutzgesetz. Ich bin dazu bereit, denn das Problem der Überschüsse muß man
    mit einkalkulieren. Und hier geht es mir darum, daß durch Überschüsse aus der gewerblichen Wirtschaft nicht die bäuerlichen Betriebe ihre Existenz verlieren.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Aber den bäuerlichen Fortschritt wollen Sie doch auch!)

    — Die Kooperation ist eine bäuerliche Betriebsform. Ich spreche von der gewerblichen, von der flächenunabhängigen; denn auch das ist bisher immer ein klein wenig vergessen worden, und ich hätte hier nichts gesagt, wenn nicht immer solche den Tatsachen nicht entsprechende Feststellungen getroffen würden.
    Die Futtermittel müssen durch die Aufwertung im Preis heruntergehen. Das bringt Kostenvorteile; das ist doch unbestreitbar. Das ist eine Tatsache, die man nicht hinwegnehmen kann.
    Ich weiß nicht, ob eine Verfassungsklage kommt. Ich weiß auch nicht, ob es sinnvoll ist, über alle Fragen eine Verfassungsklage anzustreben. Eines, glaube ich, können Sie von mir hinnehmen: ich werde mich bemühen, die Ausgleichszahlungen so gerecht und so optimal wie nur irgend möglich zu gestalten.
    Es wurde wiederum gesagt, es wäre besser, die Grenzausgleichsabgabe einzuführen. Darüber läßt sich streiten. Es wäre nur besser, wenn sie nicht degressiv gestaltet würde. Das haben meine Vorredner betont. In dem Moment, wo sie degressiv ist, müssen Sie sagen, daß Sie bereit sind, der deutschen Landwirtschaft im Jahr 1971 5 % Preissenkung zuzumuten. Das muß ich Ihnen sagen.

    (Abg. Ritz: Nicht degressiv!)

    — Die Franzosen haben sich auf eine degressive Lösung eingelassen. Da sind Sie nicht genau informiert.

    (Abg. Ritz: Auf eine progressive!)

    — Auf eine progressive, aber im Sinne der Degressivität, Herr Kollege Ritz, — damit Sie hier nicht falschen Betrachtungen unterliegen. Sie hätten im Jahre 1971 dann die Preise für die Erzeuger um 5 % gesenkt. Gut, das nehmen wir hin. Das ist ein Vorschlag, darüber kann man reden. Sie hätten auch einen Antrag einbringen können, dann würden wir weiterkommen. Aber nach Den Haag verstehe ich das gar nicht mehr.
    Selbstverständlich ist uns dieser Kompromiß nicht leichtgefallen. Aber es ist ein Kompromiß in der Hoffnung, daß die Möglichkeiten für die Fortführung der europäischen Zusammenarbeit im Sinne einer Partnerschaft, im Sinne der Erweiterung, im Sinne der Herbeiführung einer Wirtschafts- und Währungsunion von uns aus noch einmal aktiviert werden können. In dem Sinne haben wir dem Kompromiß zugestimmt, vielleicht nicht ganz leichten Herzens, aber in der Sicherheit, daß die deutsche Landwirtschaft keine Einkommensverluste zu verzeichnen hat.
    Nun wurde gesagt, es seien gar keine Feststellungen über die Verteilung der 920 Millionen DM getroffen, und gleichzeitig wurde gesagt, die Mehr-
    704 Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 19. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 10. Dezember 1969
    Bundesminister Ertl
    wertsteuer sei keine Lösung. Nun, hinsichtlich der Mehrwertsteuer kann ich es mir leicht machen: Diese Idee habe ich im Sinne der Kontinuität von der früheren Bundesregierung übernommen, und ich nehme doch an, daß die CDU zum mindesten zu dem steht, was ihre eigenen Minister einmal gemacht haben. Im übrigen ist die Mehrwertsteuer sofort wirksam. Eine Vielzahl von Kollegen hat mich sogar geradezu flehentlich gebeten, einen höheren Mehrwertsteuersatz durchzusetzen, weil er sofort wirksam ist. Ich könnte darüber einen Dialog führen.

    (Abg. Dr. Reinhard: Man hat sich aber in Brüssel bereits auf 3 % geeinigt!)

    — Ja, ich schließe Kompromisse, in der Regierung schließt man eben Kompromisse. Ich freue mich aber, Herr Kollege Reinhard, daß Sie einen höheren Satz wollen. Nur frage ich: Hat Herr Krammig auch für Sie gesprochen, Herr Reinhard? Denn Sie sind doch offensichtlich anderer Meinung. Da müssen Sie erst einmal klären, wer überhaupt für wen bei Ihnen spricht.

    (Heiterkeit und Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Im übrigen habe ich Ihnen, meine verehrten Kollegen, das Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats meines Hauses zugeleitet, und ich habe es sogar veröffentlicht. Darin ist ein genauer Vorschlag, wie die 920 Millionen DM verteilt werden sollen, und ich habe bis heute noch niemand gehört, der gesagt hätte, das gehe so überhaupt nicht.
    Ich muß weiter darauf hinweisen und Sie müssen das entschuldigen-, daß ich leider, und zwar
    nicht weil ich das verursacht hätte, sondern weil ich auch hier im Sinne der Kontinuität handle, permanent in Brüssel verhandle. Auch heute nacht bin ich erst wieder um 1/22 Uhr aus Brüssel zurückgekommen, und nächste Woche soll es die ganze Woche hindurch gehen. Ich habe die Fähigkeit doppelter Anwesenheit leider nicht geerbt, dafür kann ich nichts. Sie müssen also entschuldigen, wenn ich nicht in der Lage bin, in allen Fragen sofort und persönlich alle Dinge in Angriff zu nehmen. Es wird der Praktikerausschuß gehört werden, und ich nehme an, der Kollege Dr. Schmidt als mein hoher Souverän im zuständigen Ausschuß wird mir nicht böse sein, wenn ich hier sage, daß ich mit ihm besprochen habe, im Ausschuß Mitte Januar ein Hearing zu veranstalten. Bis dahin werden Sie von mir eine große Synopse mit allen möglichen Varianten bekommen. Wir werden alle Betroffenen und auch alle Interessenten, alle Verbände in einem öffentlichen Hearing hören, wir werden die Chance haben, sehr viel Kluges aufzunehmen und zu verwerten, und dann werde ich meinen Gesetzentwurf machen, weil ich ihn ganz demokratisch unter Mitwirkung auch all jener, die bis heute keine Vorschläge gemacht haben, machen will.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Lassen Sie mich noch ein grundsätzliches Wort zu dem Zeitpunkt sagen. Ich mußte doch irgendwann zu einem Abschluß kommen; denn wenn nicht jetzt am 1. Januar einmal klare Verhältnisse auch an der Grenze geschaffen werden, dann gibt es auch auf diesem Sektor wieder Spekulationen. Ich erinnere nur an Obst, Gemüse und Geflügel. Es darf doch nicht so sein, daß der deutsche Steuerzahler permanent für Spekulationen zahlen muß. Darum müssen klare Verhältnisse geschaffen werden.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Meine verehrten Damen und Herren, ich habe in den letzten Tagen wiederum gesagt ich komme mir in Brüssel beinahe wie ein Wanderprediger vor —: Wenn diese Politik nicht bald in eine gemeinsame Wirtschafts- und Währungspolitik eingebettet wird, dann wird sie permanent in Krisen hineinsteuern. Es gibt ja auch ein EWG-Parlament, und es soll sogar Kollegen aus allen Fraktionen geben, die darin sitzen. Ich kann nur hoffen, daß auch von dort einmal Vorschläge auf mich zukommen, damit ich auch einmal eine hilfreiche parlamentarische Unterstützung bekomme. Es ist doch nicht so, daß immer nur dieser Minister allein sozusagen das Füllhorn ausschütten und Wunder wirken kann. So einfach ist es weiß Gott nicht.
    Ich möchte dennoch am Schluß sagen: Ich betrachte die Stimmenthaltung der CDU als einen Akt des Goodwill. Das anerkenne ich, und darüber freue ich mich. Im übrigen bedanke ich mich bei all denen, die mitgeholfen haben, daß die Angelegenheit so schnell und beschleunigt in diesem Hause behandelt wurde. Ich glaube, unsere Landwirte können von der Sicherheit ausgehen, daß ihre Einkommensverluste, soweit sie am 1. Januar entstehen, voll ausgeglichen werden, und damit hat die Bundesregierung ihr Wort gehalten.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. Abg. Dr. Reinhard: Ihr Wort in Gottes Ohr!)



Rede von Dr. Richard Jaeger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Müller-Hermann.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Ernst Müller-Hermann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Es ist nicht meine Absicht, nach den Ausführungen von Herrn Minister Ertl eine neue Gesprächsrunde zu eröffnen. Ich möchte lediglich zu dem Entschließungsantrag der Fraktionen der SPD und FDP kurz Stellung nehmen, in dem die Bundesregierung aufgefordert wird, die Auswirkungen der Aufwertung auch auf andere Wirtschaftsbereiche und Wirtschaftsregionen zu überprüfen und dem Bundestag darüber zu berichten.
    Wir werden diesem Entschließungsantrag zustimmen. Im Grunde sehen wir in ihm allerdings nur eine Bestätigung unserer Vorwürfe an die Adresse der Bundesregierung, daß sie vor der Aufwertung die Folgewirkungen, die sich für die Volkswirtschaft ergeben, nicht genügend bedacht hat.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Insofern ist dieser Entschließungsantrag — entschuldigen Sie, daß ich das hier sage — so etwas wie der Ausdruck des schlechten Gewissens.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Man kann nicht, wie der Herr Bundeswirtschaftsminister das getan hat, die Dinge so darstellen, daß
    Deutscher Bundestag — 6. Wahlperiode — 19. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 10. Dezember 1969 705
    Dr. Müller-Hermann
    die Folgewirkungen der Aufwertung eben von jedermann hinzunehmen seien wie eine Art Diskonterhöhung. Hier hätte die Bundesregierung doch im Vorwege einiges klären müssen. Dann wäre ein solcher Entschließungsantrag vermutlich nicht nötig gewesen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)