Rede von: Unbekanntinfo_outline
Die deutsche Wirtschaft, Herr Dr. Kiesinger, hat in diesen sechs Monaten
gelernt, daß nicht alle, die für sie gesprochen haben, das wohlverstandene Interesse der deutschen Wirtschaft wahrgenommen haben.
Wenn Sie heute in der deutschen Wirtschaft ein Plebiszit über dieses „Dingsda" machten,
dann würden Sie als Abstimmungsergebnis kriegen: Wären wir bloß dem Schiller am 9. Mai allesamt gefolgt! Das wäre das Ergebnis.
Nun hat Herr Dr. Kiesinger vorhin in seinem außenpolitischen Beitrag gesagt, das günstige Auslandsecho auf den Schritt dieser neuen Bundesregierung, 81/2'0/o aufzuwerten, sei mehr oder weniger auf das wohlverstandene eigene Interesse des Auslands zurückzuführen.
Es ist nicht nur so, daß jedes Land bei dieser Saché auch an sich und seine Zahlungsbilanz denkt.
Ist es nicht auch in unserem Interesse, daß diese Bundesrepublik nicht mehr, wie das seit einem Jahr der Fall war, permanenter Herd von Spekulationen ist?
— Ich habe Ihnen schon gesagt, die dickste Spekulation war die Spekulation à la Franz Josef Strauß. Das war die größte.
Und das Echo im Inland ist so ausgezeichnet, daß ich gar nicht viel darüber zu reden habe.
— Das ist das Thema „Luxemburg". — Ich weiß, lieber Herr Köppler, die ökonomischen Zusammenhänge werden nicht immer ganz so ohne weiteres erkannt.
Ich habe das erlebt, als der Bundeskanzler Ihnen den Zusammenhang von Nichtaufwertung und Preis-und Lohnexplosion darstellte. Das hatten Sie nicht gleich kapiert; aber sicherlich jetzt.
Nun, auf jeden Fall ist diese Phase der Unsicherheit für unsere Wirtschaft zu Ende. Eines müssen
Sie doch zur Kenntnis nehmen: die Aufwertung der D-Mark ist ein Beitrag zur Stabilität in unserem Land. Sie können doch nicht abstreiten, daß ein Aufwertungsakt bedeutet, daß wir die Preisauftriebstendenzen in dieser Wirtschaft dämpfen. Sie können doch nicht abstreiten, daß es dazu höchste Zeit war.