Rede von
Hermann
Höcherl
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(CSU)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Herr Kollege Logemann, wenn Sie das genau gelesen haben — Sie haben das behauptet; ich kann nicht verlangen, daß Sie das bis zum letzten lesen —: da steht genau drin, daß das sogar bei steigenden Kosten, auf einige Zeit hin gesehen, eine Einkommensminderung darstellt, aber eine bessere, als wenn wir den Forderungen nachgäben, die von Angebot und Nachfrage und von der Nichtabsetzbarkeit her kommen. Ich habe mich eigentlich gewundert, Herr Kollege Logemann: bei Ihrer kräftigen Kritik haben Sie nicht ein einziges Wort zu Absatzfragen, zu Verkaufsfragen gesagt.
Meine Damen und Herren, produzieren können wir schon.
— Er hat es nicht gesagt. Ich kann doch auch nichts dafür. Er hat es unterlassen.
— Herr Kollege Ertl, ich muß auf etwas zurückgreifen: Sie haben eine kleine Geschichtsklitterung versucht. Sie haben etwas unterschlagen, was die Ausfüllung der EWG-Politik betrifft. Sie haben mit Recht dargelegt, daß der Vertrag gewisse Methoden offenlegt und offenhält und daß die Methode der gemeinsamen Agrarpolitik mit gemeinsamen Preisen gewählt wurde. Ich darf Sie daran erinnern, wo das beschlossen worden ist. Der Ausführungsbeschluß zu dieser Methode ist in Stresa gefaßt worden. Ich habe den Eindruck — vielleicht täusche ich mich —, als seien Sie damals in der Regierung gewesen.
— 1958 waren Sie nicht in der Regierung?
— Pech gehabt? Herr Kollege Ertl, ich will Ihnen Gerechtigkeit widerfahren lassen. Wenn ich mich getäuscht haben sollte, gebe ich das zu, und darin unterscheiden wir uns.
Herr Kollege Ertl, ich gebe Ihnen recht, daß die Frage gestellt werden kann, jetzt nachträglich — wenn man vom Rathaus kommt, ist man immer klüger —, ob es richtig war, so zu entscheiden. 1958 war die Überschußproduktion noch gar nicht vorhanden. Seitdem sind zehn Jahre ins Land gegangen, mit unerhörten Produktionsleistungen, die wir nicht verachten und nicht verdammen sollten, sondern mit denen wir uns auseinandersetzen müssen, und zwar in einer konstruktiven Form. Heute müssen wir sagen: Das Preissteuerungselement versagt trotz aller anderen Instrumente bei klassischen Überschußprodukten, und deshalb müssen wir uns etwas Besseres einfallen lassen.