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    Deutscher Bundestag 182. Sitzung Bonn, den 25. Juni 1968 Inhalt: Vorlage der jährlichen Übersicht des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung über die Beschäftigung Schwerbeschädigter bei den Bundesdienststellen nach dem Stand vom 1. Oktober . . . . 9833 A Amtliche Mitteilungen . . . . . . . 9833 B Zur Tagesordnung Rasner (CDU/CSU) 9833 C Erweiterung der Tagesordnung 9833 D Fragestunde (Drucksachen V/3054, V/3070) Fragen des Abg. Dr. Imle: Verhaftung des Universitätsassistenten Dr. Burger Köppler, Parlamentarischer Staatssekretär 9834 A Dr. Imle (FDP) 9834 B Ertl (FDP) 9834 C Frage des Abg. Flämig: Beteiligung der Bundesregierung an der technischen Durchführung und der Finanzierung der Weltwetterwacht Wittrock, Staatssekretär . . . . 9834 D Flämig (SPD) 9835 A Frage des Abg. Dr. Kreutzmann: Möglichkeiten zur Belebung des Fremdenverkehrs im Zonenrandgebiet durch verstärkte Auslandswerbung Wittrock, Staatssekretär . . . . . 9835 B Dr. Kreutzmann (SPD) 9835 B Frage des Abg. Dr. Kreutzmann: Zusätzliche Mittel zur Schaffung einer Sonderwerbung für das Zonenrandgebiet Wittrock, Staatssekretär . . . . . 9835 D Dr. Kreutzmann (SPD) 9836 A Schwabe (SPD) 9836 B Dr. Enders (SPD) . . . . . . . 9836 B Frage des Abg. Dr. Kreutzmann: Zusätzliche Mittel für Maßnahmen der inneren Werbung in diesen Gebieten für die nächsten Haushaltsjahre Wittrock, Staatssekretär . . . . . 9836 D Dr. Kreutzmann (SPD) 9837 A Fragen der Abg. Frau Holzmeister: Einbau einer Ampelanlage auf der Kreuzung der B 327/Rhein-Mosel-Straße in Emmelshausen (Hunsrück) Wittrock, Staatssekretär . . . . . 9837 B Frau Holzmeister (CDU/CSU) . . . 9837 C II Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 182. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 25. Juni 1968 Frage des Abg. Geldner: Erhöhung der Benutzungsgebühren für die italienischen Autobahnen Wittrock, Staatssekretär . . . . 9837 D Geldner (FDP) . 9837 D Frage des Abg. Geldner: Möglichkeit der Einführung entsprechender Gebühren auf den deutschen Autobahnen ' Wittrock, Staatssekretär 9838 A Dr. Schulze-Vorberg (CDU/CSU) . 9838 B Frage des Abg. Geldner: Frage einer einheitlichen Regelung der Autobahngebühren innerhalb der EWG Wittrock, Staatssekretär 9838 C Geldner (FDP) 9838 D Dr. Schulze-Vorberg (CDU/CSU) . 9839 A Ertl (FDP) 9839 D Kühn (Hildesheim) (CDU/CSU) . . 9840 A Frage des Abg. Seibert: Erfahrungen der Deutschen Bundesbahn mit der Sonderaktion für Reisende über 65 Jahre Wittrock, Staatssekretär 9840 C Frage des Abg. Seibert: Neues Sonderangebot der Deutschen Bundesbahn? Wittrock, Staatssekretär 9840 C Faller (SPD) 9840 D Frage des Abg. Ramms: Übliches Einpendeln auf der unteren Marge der Verkehrstarife Wittrock, Staatssekretär 9841 A Dr. Imle (FDP) . . . . . . . 9841 B Frage des Abg. Ramms: Einnahmeverluste bei Bundesbahn und Binnenschiffahrt trotz erhöhter Transportleistung Wittrock, Staatssekretär 9841 C Dr. Imle (FDP) 9841 C Schmidt (Braunschweig) (SPD) . . . 9841 D Frage des Abg. Ramms: Meldung über einen Verzicht auf die Verbotsliste für Beförderungen im Straßenverkehr Wittrock, Staatssekretär 9842 A Dr. Imle (FDP) 9842 B Frage des Abg. Dr. Artzinger: Vereinfachung des Verfahrens für Ausnahmegenehmigungen vom Verbot des Lkw-Verkehrs an Sonn- und Feiertagen Wittrock, Staatssekretär 9842 C Dr. Artzinger (CDU/CSU) . . . 9842 C Fragen des Abg. Dr. Artzinger: Vereinfachung des Anhörungsverfahrens bei Fahrten über den Bereich eines Bundeslandes hinaus — Kompetenz der Bundesregierung? Wittrock, Staatssekretär 9843 A Fragen des Abg. Baltes: Beabsichtigter Kohlenabbau im Südraum Saarbrückens in den Jahren 1990 bis 2000 Schmücker, Bundesminister . . . . 9843 C Fragen der Abg. Frau Mönikes: Freie Gutachtertätigkeit der beamteten Ärzte der staatlichen Gesundheitsämter Dr. von Manger-Koenig, Staatssekretär 9844 A Frau Mönikes (CDU/CSU) . . . 9844 A Mündlicher Bericht des Petitionsausschusses über seine Tätigkeit gemäß § 13 Abs. 1 GO in Verbindung mit Beratung der Sammelübersicht 32 des Petitionsausschusses über Anträge von Ausschüssen des Deutschen Bundestages zu Petitionen und systematische Ubersicht über die beim Deutschen Bundestag in der Zeit vom 18. Oktober 1965 bis 31. Mai 1968 eingegangenen Petitionen (Drucksache V/3014) Frau Jacobi (Marl) (CDU/CSU) . . 9844 C Frau Wessel (SPD) . . . . . . . 9846 C Entwurf eines Gesetzes zu dem Protokoll vom 15. Mai 1967 zur erneuten Verlängerung des Internationalen Weizen-Übereinkommens 1962 (Drucksache V/2837) ; Schriftlicher Bericht des Ernährungsausschusses ( Drucksache V/2595) — Zweite und dritte Beratung — in Verbindung mit Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Durchführungsgesetzes EWG-Getreide, Reis, Schweinefleisch und Geflügelfleisch sowie des Zuckergesetzes (Drucksache V/2907) ; Bericht des Haushaltsausschusses gem. § 96 GO (Drucksache V/3049), Schriftlicher Bericht des Ernährungsausschusses (Drucksache V/2985) — Zweite und dritte Beratung —, mit Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 182. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 25. Juni 1968 III Entwurf eines Gesetzes zur Durchführung der gemeinsamen Marktorganisationen für Milch und Milcherzeugnisse sowie für Rindfleisch (Durchführungsgesetz EWG Milch und Milcherzeugnisse sowie Rindfleisch) (Abg. Bauknecht, Dr. Schmidt [Gellersen], Bauer [Wasserburg] u. Gen.) (Drucksache V/2937) ; Schriftlicher Bericht des Ernährungsausschusses (Drucksache V/2992) — Zweite und dritte Beratung —, mit Entwurf eines Gesetzes zur Änderung futtermittelrechtlicher Vorschriften (Drucksache V/2850) ; Mündlicher Bericht des Ernährungsausschusses (Drucksache V/3060) — Zweite und dritte Beratung —, mit Schriftlicher Bericht des Ernährungsausschusses über den Entschließungsantrag der Fraktion der FDP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gem. § 4 des Landwirtschaftsgesetzes und Maßnahmen der Bundesregierung gem. Landwirtschaftsgesetz und EWG-Anpassungsgesetz (Umdruck 364, Drucksachen V/2893, zu V/2893), mit Schriftlicher Bericht des Ernährungsausschusses über den Entschließungsantrag der Fraktion der FDP zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gem. § 4 des Landwirtschaftsgesetzes und Maßnahmen der Bundesregierung gem. Landwirtschaftsgesetz und EWG-Anpassungsgesetz (Umdruck 365, Drucksachen V/2894, zu V/2894) in Verbindung mit Bericht des Haushaltsausschusses gem. § 96 GO (Drucksache V/3048), mit Schriftlicher Bericht des Ernährungsausschusses über den Antrag der Fraktion der FDP betr. Getreidepreisausgleich (Drucksachen V/1968, V/2896, zu V/2896), mit Beratung des Antrags der Fraktion der FDP betr. Wegebauprogramm für ländliche Betriebe in Höhenlagen (Drucksache V/2813), mit Entwurf eines Gesetzes zur Änderung gebührenrechtlicher Vorschriften der Schlachtviehmärkte, Schlachthäuser und Fleischgroßmärkte (Abg. Burgemeister, Dr. Siemer, Struve, Riedel [Frankfurt], Wieninger u. Gen.) (Drucksache V/2957) — Erste Beratung —, mit Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Fleischbeschaugesetzes (Abg. Burgemeister, Dr. Siemer, Wieninger u. Gen.) (Drucksache V/2958) — Erste Beratung — und mit Schriftlicher Bericht des Ernährungsausschusses über den Entschließungsantrag der Fraktion der CDU/CSU zur Beratung des Berichts der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft gem. § 4 des Landwirtschaftsgesetzes und der Maßnahmen der Bundesregierung gem. Landwirtschaftsgesetz und EWG-Anpassungsgesetz (Umdruck 366, Drucksachen V/2540, V/2895) Höcherl, Bundesminister . 9849 A, 9884 C Bauknecht (CDU/CSU) 9854 B Dr. Schmidt (Gellersen) (SPD) . . 9857 B, 9893 A Ertl (FDP) 9859 B, 9896 C Dr. h. c. Strauß, Bundesminister . . 9866 B Bauer (Wasserburg) (CDU/CSU) . 9872 B Rehs (SPD) 9878 B Logemann (FDP) 9879 B Klinker (CDU/CSU) . . . . . . 9881 B Ehnes (CDU/CSU) . . . . . . 9882 A Dr. Giulini (CDU/CSU) 9883 A Peters (Poppenbüll) (FDP) 9883 D, 9897 D Wächter (FDP) . . . . . . . . 9895 B Dr. Brenck (CDU/CSU) . . . . . . 9866 C Nächste Sitzung . . . . . . . . . 9897 D Anlagen 9899 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 182. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 25. Juni 1968 9833 182. Sitzung Bonn, den 25. Juni 1968 Stenographischer Bericht Beginn: 14.30 Uhr
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    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Beurlaubungen Frau Albertz 28. 6. Arendt (Wattenscheid) 28. 6. Dr. Arndt (Berlin/Köln) 28. 6. Bading * 26. 6. Feuring 27. 6. Folger 25. 6. Dr. Frey 30. 6. Dr. Furler 25. 6. Gscheidle 28. 6. Hamacher 1. 7. Frau Dr. Hubert 1. 7. Jahn (Marburg) 25. 6. Kaffka 26. 6. Frau Kleinert 28. 6. Dr. Koch 26. 6. Koenen (Lippstadt) 30. 6. Kriedemann * 26. 6. Frau Dr. Krips 25. 6. Kunze 1. 7. Lemmer 29. 6. Dr. Lindenberg 26. 6. Dr. Löhr * 25. 6. Lücker (München) * 26. 6. Mauk * 26. 6. Missbach 26. 6. Müller (Aachen-Land) * 27. 6. Sander ** 27. 6. Schulhoff 25. 6. Dr. Sinn 30. 6. Stein (Honrath) 26. 6. Steinhoff 1. 7. Wolf 28. 6. Baron von Wrangel 25. 6. Wuwer 25. 6. Zebisch 28. 6. Anlage 2 Umdruck 503 Änderungsantrag der Abgeordneten Bauknecht, Dr. Schmidt (Gellersen) zur zweiten Beratung des von den Abgeordneten Bauknecht, Dr. Schmidt (Gellersen), Bauer (Wasserburg) und Genossen eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Durchführung der gemeinsamen Marktorganisationen für Milch und Milcherzeugnisse sowie für Rindfleisch (Durchführungsgesetz EWG Milch und Milcherzeugnisse sowie Rindfleisch) - Drucksachen V/2937, V/2992 -. * Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen des Europäischen Parlaments ** für die Teilnahme an Ausschußsitzungen der Beratenden Versammlung des Europarats Anlagen zum Stenographischen Bericht Der Bundestag wolle beschließen: 1. In § 14 Abs. 1 wird ,a) Nummer 1 wie folgt gefaßt: „1. vorsätzlich oder leichtfertig unrichtige oder unvollständige Angaben tatsächlicher Art über a) die Beschaffenheit, Zusammensetzung oder Menge einer Ware oder b) den Ursprung oder das Bestimmungsland einer Ware macht oder benutzt und dadurch wenigstens leichtfertig bewirkt, daß Subventionen oder Vergünstigungen auf Grund von Verordnungen des Rates oder der Kommission oder auf Grund einer zur Durchführung dieses Gesetzes erlassenen Rechtsverordnung zu Unrecht gewährt werden;" b) in Nummer 4 hinter den Worten „Vorschriften obliegt," das Wort „nicht" eingefügt. 2. In § 19 Satz 1 werden die Worte „der in § 14 mit Geldbuße bedrohten Handlungen" durch die „Ordnungswidrigkeit nach § 14" ersetzt. 3. Der bisherige Wortlaut des § 23 wird Absatz 1; folgender Absatz 2 wird angefügt: „ (2) Die §§ 15 bis 18 und § 19 Satz 2 treten am 30. September 1968 außer Kraft." Bonn, den 21. Juni 1968 Bauknecht Dr. Schmidt (Gellersen) Anlage 3 Umdruck 504 Änderungsantrag der Abgeordneten Logemann, Ertl, Wächter, Reichmann, Peters (Poppenbüll), Dr. Achenbach, Dr. Staratzke und der Fraktion der FDP zu dem Antrag des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (17. Ausschuß) - Drucksache V/2893 -. Der Bundestag wolle beschließen: Der Ausschußantrag wird wie folgt geändert und ergänzt: 1. Nummer 2 erhält folgende Fassung: „2. die im EWG-Vertrag vereinbarten Präferenzen durch Einflußnahme auf die Verwendung der Mittel des Garantiefonds sicherzustellen und dadurch zugleich Agrareinfuhren 9900 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 182. Sitzung. Bonn, Dienstag, den 25. Juni 1968 in die EWG über den Marktbedarf hinaus zu verhindern;". 2. Folgende Nummer 3 wird angefügt: „3. Maßnahmen vorzuschlagen, die die Veredelung in bäuerlichen Familienbetrieben fördern und eine Einengung ihrer Produktionschancen durch industrielle Massentierhaltungen verhindern;". 3. Folgende Nummer 4 wird angefügt: „4. sicherzustellen, daß der rationell bewirtschaftete bäuerliche Familienbetrieb, der zwei familieneigenen Arbeitskräften ein gewerbegleiches Einkommen sichert, Leitbild der nationalen und europäischen Agrarpolitik bleibt und nicht an Viehbesatzzahlen oder Nutzfläche ausgerichtet wird." Bonn, den 25. Juni 1968 Logemann Ertl Wächter Reichmann Peters (Poppenbüll) Dr. Achenbach Dr. Staratzke Geldner Freiherr von Gemmingen Graaff Dr. Haas Kubitza Mauk Opitz Porsch Ramms Dr. Rutschke Saam Sander Schultz (Gau-Bischofsheim) Dr. Starke (Franken) Walter Mischnick und Fraktion
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    Rede von Bernhard Bauknecht


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich möchte zunächst einmal den vielleicht möglichen Eindruck verwischen, als ob es sich bei der Erklärung des Herrn Bundesernährungsministers nun wirklich um ein neues, um ein völlig neues Agrarprogramm handle. Ich habe vielmehr den Eindruck, daß es sich um eine konsequente Fortentwicklung unserer bisherigen Agrarpolitik handelt, ausgerichtet auf die neuen Gegebenheiten der Entwicklung der Technik, die die logische Folge sind und die immer wieder zu neuen Maßnahmen drängen. Das möchte ich einmal festgestellt haben, weil sonst vielleicht der Eindruck entsteht, daß man mit diesem neuen Agrarprogramm die Rettung der Landwirtschaft vollzogen habe. Das soll aber, meine Damen und Herren, in keiner Weise die Tatsache abschwächen, daß sich die Bundesregierung aufgerafft und dieses neue Programm vorgelegt hat. Im Gegenteil. Wir begrüßen diese Tatsache. Aber maßgebend dabei ist natürlich auch, sehr verehrter Herr Bundesernährungsminister, welche Möglichkeit Ihr Kollege hat, der im Augenblick zu Ihrer Rechten sitzt; denn das wird weitgehend entscheidend dafür sein, ob die Vorlagen, die .die Bundesregierung machen wird und die unabänderlich notwendig sind, auch mit Leben erfüllt werden können.
    Zunächst möchte ich sagen, daß Sie, Herr Bundesernährungsminister, immerhin Ihre Zusage wahrgemacht haben. Sie haben am 13. März bei der Grünen Debatte hier im Hause erklärt, Sie seien willens, ein umfassendes Agrarprogramm vorzulegen. Zweitens haben Sie damals erklärt, Ihr Haus sei willens, das Unrecht, das der Landwirtschaft dadurch angetan wurde, daß man ihr diese Kürzungen im EWG-Anpassungsgesetz die ganzen Jahre zumuten wollte, wiedergutzumachen. Wenn sich die Dinge so fortsetzen, daß sich Ihre Willenserklärungen und Ihre Zusagen erfüllen, haben wir einige Hoffnung, daß wir die Dinge eines schönen Tages wieder ins rechte Lot bringen.
    Meine Damen und Herren, ich will jetzt keinen Überblick über die Lage der Landwirtschaft geben. Ich habe das am 13. März getan. Ich darf nur feststellen, daß sich in diesen paar Monaten keinerlei Anzeichen dafür bemerkbar gemacht haben, daß sich die Lage zu bessern beginnt. Damals mußten wir feststellen, daß das Einkommen ,aus der Tätigkeit in der Landwirtschaft gegenüber dem Einkommen aus der gewerblichen Tätigkeit relativ zurückgeblieben ist, was bisher nicht geändert werden konnte. Nun ja, dazwischen lag eine kurze Zeitspanne. Wir sehen aber, daß sich die Einkommensverhältnisse in anderen Wirtschaftsgruppen, gefördert durch den Herrn Bundeswirtschaftsminister, zu bessern beginnen durch neue Erhöhungen der Löhne und Gehälter, während die Landwirtschaft absolut auf ihrem Tiefstand zu verharren gezwungen ist. Unsere große Befürchtung ist, daß sich der Einkommensabstand gegenüber den jetzigen Verhältnissen durch diese Entwicklung noch vergrößern wird. Das ist es, was uns große Sorgen macht. Damit geraten alle jene Zehntausende von Betrieben, die bisher noch ein leidlich wünschenswertes oder einigermaßen adäquates Einkommen aus der Bewirtschaftung ihrer Betriebe erzielen konnten, in neue große Schwierigkeiten. Ich sage, Zehntausende von Betrieben kommen neu in große Schwierigkeiten.
    Meine Damen und Herren, die leidige Sache ist eben, daß es für die größte Anzahl dieser Betriebe keine Alternative gibt. Das heißt mit anderen Worten, sie haben wenig oder keine Möglichkeit, sich durch Zuerwerb das zu beschaffen, was sie eigentlich haben müßten, um einigermaßen mit den anderen gleichzuziehen, weil es dort keine Industrie gibt, weil keine Zuerwerbsmöglichkeiten vorhanden sind und weil sie auch nicht in den Nebenerwerb gehen können, es sei denn, sie reisen jeden Tag Dutzende von Kilometern.
    Meine Damen und Herren, mir scheint es, wenn man hier eine Wendung vollziehen will, notwendig zu sein, daß man zu ähnlichen Entscheidungen bereit ist, wie wir sie beispielsweise im Berlinhilfegesetz treffen, wo wr aus nationalen Gründen die Freiheit



    Bauknecht
    West-Berlins erhalten wollen und bereit sind, sehr großzügig hohe Abschreibungen für diejenigen Unternehmen zuzulassen, die dort Investitionen durchführen. Sie kennen alle die Zahlen, in den ersten drei Jahren 75 %. Wenn es ein Anliegen der deutschen Volkswirtschaft ist, daß ländliche Gebiete nicht entvölkert werden, wird man wohl oder übel zu ähnlichen Anreizen schreiten müssen. Sonst geht eben keine Industrie in diese entlegenen und armen Höhengebiete.
    Ein Weiteres. Die Lage der Landwirtschaft wurde - das ist unbestritten — durch den Eintritt der Bundesrepublik in die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft wesentlich verschärft. Das ist Ihnen alles geläufig; es ist müßig, darüber viel zu reden. Aber, meine Damen und Herren, die Marktsitutation, die jetzt eingetreten ist, scheint sich überhaupt nicht zu bessern. Dadurch, daß man durch die Rationalisierung der einzelnen Betriebe auszuweichen versucht und billiger produzieren will, produziert man eben immer noch mehr Erzeugnisse der verschiedensten Art, und dadurch wird die Überschußsituation immer schwieriger. Das muß festgestellt werden.
    Das rührt aber auch daher, daß die Agrarwirtschaft bereit war, den ersten Schritt zur Realisierung der EWG zu tun, lange vor dem Zeitpunkt, den der Römische Vertrag vorgesehen hatte. Warum hat man das getan? Das hat man getan auf Drängen der französischen Landwirtschaft und der deutschen Industrie; denn diese beiden sind die ersten, die großen Nutzen aus der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft ziehen. Ich wage zu behaupten, es ist denkbar, daß die EWG, wenn es nicht gelungen wäre, den Agrarmarkt vorzeitig zu realisieren, geplatzt wäre und wir einen hohen politischen Schaden in Europa in der Frage der Integration Europas hätten hinnehmen müssen. Hier hat die deutsche Landwirtschaft vorab große Opfer gebracht, die man auch in künftigen Entscheidungen honorieren müßte.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Meine Damen und Herren, die vorzeitige Senkung des Getreidepreises wurde durch das Versprechen des EWG-Anpassungsgesetzes herbeigeführt. Ich muß noch einmal sagen, Herr Bundesernährungsminister, es ist dringend notwendig, daß Sie ab dem Jahre 1969 diese uns vorenthaltenen 260 Millionen DM vier Jahre lang in den Haushalt einstellen und daß Sie mit diesen 260 Millionen DM gerade jene Positionen wieder auffüllen, die durch die Streichung dieses Betrages ausgehöhlt worden sind. Ich denke hier in allererster Linie an das sozialpolitische Gebiet, an die Unfallversicherung, wo bislang Kürzungen vorgesehen waren, und an die Altershilfe. Das deckt sich auch mit unseren Auffassungen, die wir in dem Entschließungsantrag der CDU/CSU niedergelegt haben, der Ihnen vorliegt.
    Es ist eine Sache der Bundesregierung, daß sie sich diese Dinge nicht allzu teuer von den anderen Ländern abkaufen läßt. Ich höre mit Befriedigung, daß die Bundesregierung bemüht ist, ihren Prozentsatz, den sie nach Brüssel zu zahlen hat, zu senken, aber nur dann, Herr Bundesernährungs- und Herr Bundesfinanzminister, wenn dadurch unserer heimisehen Landwirtschaft nicht etwa Schaden entsteht. Sie haben sonst im Grund völlig recht: diejenigen Länder, die diese Überschüsse herbeigeführt haben, sollen dafür sorgen, daß ihre Uberschußbewältigung mit eigenen Mitteln finanziert wird. Es ist ein völliges Unding, wenn in erster Linie die Bundesrepublk für die Uberschußsituation der anderen verantwortlich gemacht wird.
    Es ist aber so, wenn man diese Überschußsituation bewältigen will, halte ich es für das untauglichste Mittel, wenn man etwa den Versuch macht, wie es teilweise auch von Wissenschaftlern vorgeschlagen wurde, die Preise einfach zu senken. Was würde dabei entstehen? Die Betroffenen würden versuchen, das, was sie am einzelnen Stück verlieren, eben über eine höhere Produktionsmenge wieder hereinzubekommen. Das würde eine Zeitlang andauern, dann käme es unweigerlich zu totalen Preiszusammenbrüchen und damit zu Existenzverlusten dieser Betriebe. Ich warne vor solchen Vorhaben.
    Meine Damen und Herren, in den vergangenen Jahren wurden mit hohen öffentlichen Mitteln viele Investitionen für die tierische Veredelungsproduktion gemacht. Das Geld steckt heute drin. Genauso kann man bei der Verbeserung der Agrarstruktur die Mittel, die da hineingesteckt wurden, nicht verlorengehen lassen und die Leute, die sich in Schulden gestürzt haben, weil sie eben das gemacht haben, was man Ihnen anempfohlen hatte, nicht einfach ihrem Schicksal überlassen. Ich möchte bei dieser Gelegenheit aber auch noch darauf hinweisen, daß man, wenn diese Investitionen in einer Richtung erfolgt sind, die Produktion nicht wieder von heute auf morgen umstellen kann. Man kann nicht Ställe hinstellen und Verhältnisse schaffen, wo man heute Schweine, morgen Hühner und übermorgen Kuhmilch erzeugt. Das geht nicht. Da diese Tatsachen da sind, müssen wir ihnen auch Rechnung tragen.
    Meine Damen und Herren, eine andere Frage: Wie kommt man von den strukturellen Überschüssen auf die Dauer weg? Ich glaube, hierzu sind sicherlich eine Reihe von Maßnahmen notwendig. Ich will auf den Milchsektor jetzt nicht eingehen, weil einige meiner Kollegen zu diesen und auch noch zu anderen Fragen Stellung nehmen wollen. Aber ich wollte nur sagen, Herr Bundesernährungsminister, wir haben hier ein gutes Beispiel, wie man solchen strukturellen Überschüssen begegnen könnte, nämlich durch die Regelung, die bei der Zuckermarktordnung getroffen wurde. Man muß sich sicher auf die Dauer etwas Ähnliches bei der Milch einfallen lassen, indem man eine bestimmte Preisgarantie für bestimmte Produktionsmengen gibt, und wer mehr produzieren will, muß sich zusammen mit den öffentlichen Mitteln an dieser Vermarktung beteiligen. Den gleichen Schritt haben beispielsweise die Schweiz und auch Norwegen bereits getan.
    Weniger gefährlich erscheint mir die Beseitigung der Weichweizenüberschüsse. Hier hat die Bundesregierung das Mittel, wenn sie darauf hinwirkt, daß die Kommission bzw. der Ministerrat beschließt, daß die Futtergetreidepreise, also die Preise für



    Bauknecht
    Mais und Gerste, möglichst eng, möglichst nahe an den Weichweizenpreis herangezogen werden. Dann werden die Bauern dazu animiert — vor allen Dingen in Frankreich —, nicht Weichweizenüberschüsse zu erzeugen, sondern die fehlenden Futtergetreidemengen.
    Eine andere Frage ist es, inwieweit es möglich ist, überhaupt den Preis des Weichweizens wieder anzuheben. Meines Erachtens ist das durchaus möglich, ohne daß der Verbraucher einen Schaden erleidet. Denn wir haben festgestellt, daß durch die Herabsetzung der Brotgetreidepreise sich verhältnismäßig wenig oder gar nichts bei den Getreideerzeugnissen getan hat, etwa eine Preisherabsetzung. Im Gegenteil, manche sind gestiegen. Man sollte also das, glaube ich, verkraften können. Daher, Herr Bundesernährungsminister, haben wir in unserer Entschließung niedergelegt, daß die Bundesregierung ersucht wird, bei den nächsten Preisverhandlungen für Getreide, wo Getreidepreise für das Jahr 1969 festgestellt werden, alles zu tun, daß das frühere deutsche Preisniveau wieder erreicht wird.
    Lassen Sie mich noch zu einem Problem ganz kurz Stellung nehmen. Sie kennen alle die Schwierigkeiten der tierischen Veredlungsproduktion, wo neuerdings sehr viele auch im gewerblichen Sektor sich mit der Produktion von Schweinen und Hühnern befassen. Sie wissen, daß dieses Haus von uns einen Gesetzentwurf erhalten hat, dem der Ernährungsausschuß zugestimmt hatte, der aus rechtlichen Gründen beim Rechtsausschuß schlummert, weil er angeblich verfassungswidrig ist. Hier haben wir den Wunsch, die Bitte und die Forderung an die Bundesregierung, daß sie in dieser Frage einer Schaffung einer Präferenz für die bäuerliche Veredlung nun in Brüssel initiativ wird. Herr Bundesernährungsminister, ich habe mit einiger Befriedigung folgendes feststellen können. Sie haben mir vor wenigen Tagen einen Brief zugeleitet, worin Sie mir Ihre Bemühungen in Brüssel eingehend dargestellt haben und worin Sie mir berichten konnten, daß Sie nach langen Bemühungen, nach langen Diskussionen es so weit gebracht haben, daß die anderen Partnerländer wenigstens Verständnis für das deutsche Anliegen haben und daß alle auf unsere Linie einzuschwenken bereit sind, mit Ausnahme von Belgien, das noch zögert. Wenn dem so ist, müßte es auch möglich sein, daß die hartgesottene Kommission sich bekehrt. Das ist eine ganz wichtige Sache zur Erhaltung der bäuerlichen Veredlungsproduktion.
    Zur Agrarstruktur will ich nicht Stellung nehmen; dazu wird noch einer meiner Kollegen sprechen. Aber zu der Frage, die Sie jetzt in Ihrem neuen Programm der Kooperation angeschnitten haben, kann ich nur sagen, daß man dem, der es machen will oder der es machen zu können glaubt, nicht widersprechen soll; .das sollen die Leute auf eigene Faust tun. Wir müssen hier vorsichtig sein, damit nicht eines schönen Tages Entwicklungen entstehen, die zur Vorstufe von Kolchosen führen. Wir wissen, daß diese Leute das vielleicht nicht von vornherein beabsichtigen. Ich habe kürzlich einmal eine solche französische Kooperation studiert. Da ist mir aufgefallen, daß dort bestimmt ist: Wer einmal seinen Grund und Boden eingebracht hat, kann ihn niemals wieder zurückerhalten; er kann höchstens mit Geld abgelöst werden. Also in dieser Sache vorsichtig.
    Hinsichtlich einer Auflockerung des Grundstücksverkehrsgesetzes möchte ich sagen, daß hier die Verhältnisse unterschiedlicher Natur sind. Ich könnte mir nicht denken, daß Sie etwas Gutes täten, wenn Sie das in meinem Heimatland BadenWürttemberg verlangten. Wir wissen ganz bestimmt, daß, wenn hier eine Auflockerung erfolgt, kein Landwirt mehr Grund und Boden zur Aufstockung erwerben kann, sondern daß alles in die Hände von Leuten gerät, die über große finanzielle Mittel verfügen. Ich möchte also vor dieser Sache warnen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Zur Frage der Agrarstrukturverbesserung darf ich darauf hinweisen — ich glaube, mein Kollege Bewerunge wird noch eingehend darüber berichten —, daß der von so vielen verkannte, manchmal als einseitiger Initiator von höheren Preisen hingestellte Deutsche Bauernverband vor wenigen Tagen Leitlinien zur Verbesserung der Agrarstruktur vorgelegt hat. Ich glaube, Herr Bundesernährungsminister, Sie können über diese Vorschläge nur froh sein und sie durchaus bejahen, denn sie decken sich praktisch mit ihren Auffassungen. Ich möchte aber vor der irrigen Auffassung warnen, daß die Agrarfragen auf dem Wege über eine bessere Gestaltung der Agrarstruktur allein zu lösen wären. Neue Untersuchungen in den beiden nördlichen Bundesländern Schleswig-Holstein und Niedersachsen haben ergeben, daß dort die Verschuldung wesentlich höher ist als in anderen Bundesländern, obwohl die Agrarstruktur in diesen beiden Ländern unverhältnismäßig günstiger ist. Man hat festgestellt, daß in Niedersachsen mehr als die Hälfte der Betriebe mit 50 und mehr ha jedes Jahr einen Vermögensschwund hinnehmen müssen. Damit ist klar erwiesen, daß die Frage der Betriebsgröße nicht allein entscheidend für die Verbesserung der Verhältnisse in der Landwirtschaft sein kann.
    Lassen Sie mich noch eine zweite Bemerkung dazu machen. Mein Ernährungsausschuß hat vor wenigen Tagen den Gesetzentwurf, den unsere Kollegen von der SPD-Fraktion eingebracht haben, nach langer und gründlicher Beratung in zweiter Lesung verabschiedet. Wir begrüßen die Bildung von Erzeugergemeinschaften. Aber Erscheinungen auf dem Markt, die wir dauernd beobachten müssen, beweisen, daß die Bildung von Erzeugergemeinschaften und Zusammenfassungen, von Vermarktungseinrichtungen zum Zustandebringen eines Angebots einheitlicher Qualitätsware eben nicht allein imstande ist, das Mengenproblem zu lösen. Dafür zwei schlagende Beweise! Einmal waren die Vermarktungseinrichtungen für Äpfel im Herbst vergangenen Jahres nicht imstande, Preiszusammenbrüche zu verhindern, obwohl es sich hier nur um beste Ware gehandelt hat. Zum anderen werden mir die Herren von der Pfalz bestätigen, daß es gerade in diesen Tagen trotz des einheitlichen, standardisierten Angebots und trotz des Vorhandenseins von Erzeugergemeinschaften nicht möglich



    Bauknecht
    war, die Preise für Frühkartoffeln einigermaßen zu halten; sie sind total zusammengebrochen. Hier haben Sie also den schlagenden Beweis dafür, daß solche Einrichtungen nur eines der Mittel sind, um den Markt zu verbessern, aber nicht das ausschließliche. Man muß also die Menge in den Griff bekommen. Die Möglichkeiten hierfür habe ich angedeutet.
    Herr Bundesernährungsminister, ich begrüße es, daß Sie auch die Holzwirtschaft und die Fischwirtschaft mit einbezogen haben. Wer die Verhältnisse auf diesen beiden Gebieten kennt, der muß ja dazu sagen, daß sie mit in das Programm aufgenommen worden sind.
    Meine Damen und Herren, lassen Sie mich jetzt mit der Bemerkung schließen, daß es sich bei dem Strukturwandel der Landwirtschaft um etwas Ähnliches handelt wie bei dem Strukturwandel bei der Kohle. Herr Bundesfinanzminister, Sie haben heute vormittag in meiner Fraktion verkündet, daß Sie für das Jahr 1967 mit 248 Millionen DM, für das Jahr 1968 mit 400 Millionen DM, für die folgenden zwei Jahre mit jährlich 600 Millionen DM und für das dritte Jahr darauf mit 800 Millionen DM mehr Ausgaben bei der Kohleanpassung rechnen müssen, als Sie vorher eingeplant hatten. Ich bitte daher, einmal eine Parallele zu ziehen und, wenn es heute für die Landwirtschaft genauso drückend ist, zu einer besseren Struktur zu kommen, das zu bedenken und nicht etwa einseitige Entscheidungen zu treffen. Diese Tatsachen zu negieren, käme dem Aufladen einer Schuld gleich, die im Hinblick auf die fernere Entwicklung unseres Vaterlandes nie mehr wiedergutgemacht werden könnte.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)



Rede von Dr. Eugen Gerstenmaier
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Dr. Schmidt (Gellersen).

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. R. Martin Schmidt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Bundesminister Höcherl hat soeben das mittelfristige Agrarprogramm der Bundesregierung dem Deutschen Bundestag vorgelegt, nachdem erst in den gestrigen Abendstunden in der Kabinettsitzung Übereinstimmung in den Grundzügen erzielt worden ist. Nun heißt es in der soeben gehörten, von der Bundesregierung modifizierten Fassung, daß ein Kabinettsausschuß unter Vorsitz des Herrn Bundeskanzlers gebildet wird, der ein Agrarprogramm ausarbeiten soll. Ich ziehe daraus die Schlußfolgerung, daß das vom Bundesernährungsminister vorgelegte Programm eben nur ein erster Entwurf ist und daß er zwar in den Grundzügen gebilligt ist, daß aber seine endgültige Fassung und Formgebung nach Beratungen in einem besonderen Kabinett erfolgt. Das finde ich gut; denn ein solches Programm sollte in aller Ruhe und Gründlichkeit erarbeitet werden.

    (Sehr gut! bei der SPD.)

    Die sozialdemokratische Bundestagsfraktion hat in den letzten Jahrein wiederholt eine neue konzeptionelle Fassung der deutschen Agrarpolitik gefordert. In der letzten Agrardebatte am 13. März dieses Jahres habe ich einen agrarpolitischen Aktionskatalog auf mittelfristige Sicht gefordert. Ich habe damals konkrete Anregungen gegeben mit der Einschränkung, daß dieses Bündel von Maßnahmen zwar nicht die Situation der Landwirtschaft mit einem Schlag verbessern könne, daß aber die entscheidenden Probleme der Agrarpolitik jetzt endlich angepackt werden müßten. Ich nannte dabei unter anderem folgende Punkte: schnellste Verabschiedung des von der SPD im Frühjahr 1967 eingebrachten Marktstrukturgesetzes; sofortige intensive Beratung des neuen Gesetzentwurfs zur Verbesserung der Agrarstruktur, der das vorzeitige Ausscheiden aus der landwirtschaftlichen Produktion gezielt fördern soll; Durchforstung aller bisherigen agrarpolitischen Förderungsmaßnahmen, vor allem hinsichtlich ihrer Effektivität; Haushaltsneugestaltung, um die Agrar- und Marktstrukturtitel mittelfristig festlegen zu können. Alle EWG-bedingten Zahlungen, die eine ordentliche Haushaltsführung im Agrarbereich einfach nicht mehr zuließen, müßten in einem gesonderten EWG-Haushalt zusammengefaßt werden.
    Bundesminister Höcherl griff damals die harte Kritik an der agrarpolitischen Lethargie der Bundesregierung auf. Er kündete am gleichen Abend ein mittelfristiges Agrarprogramm an. Besonders dem Herrn Bundeskanzler gebührt das Verdienst, daß er diese Ankündigung seines Agrarministers immer wieder in den Vordergrund rückte, so daß in angemessener Zeit dieses Programm erstellt werden mußte. Wie gesagt, das Bundeskabinett hat in seiner gestrigen Sitzung diesen Programmentwurf in seinen Grundzügen gebilligt. — Soweit die Geschichte dieses Programms.
    Bevor ich jedoch zu einer sachlichen Beurteilung dieses Entwurfs komme, muß ich etwas zu den Methoden sagen, mit denen dieser Entwurf noch vor jeder Kabinettsentscheidung und jeder Auseinandersetzung im Kabinett in die Offentlichkeit gelangt ist.

    (Sehr richtig! bei der FDP. — Zurufe von der CDU/CSU.)

    — Meine Herren von der FDP, beruhigen Sie sich. Es geht doch um die Sache, es geht darum, eine Grundlage für eine neue, eine rationale Agrarpolitik zu erarbeiten. Die Sache in parteipolitische Polemik kommen zu lassen und damit in Mißkredit zu bringen und zu gefährden, ist leichtfertig, ist nach meiner Auffassung verantwortungslos. Mögen persönliche Rivalitäten dahinterstehen, mögen auch Startlöcher für den Wahlkampf des nächsten Jahres für nötig gehalten werden, mag auch ein Bewältigen der agrarpolitischen Vergangenheit erforderlich sein, — die Sache darf in keinem Falle gefährdet werden.

    (Beifall bei der SPD und der FDP.)

    In dieser neuen Bundesregierung der Großen Koalition ist ein ganz wesentlicher Fortschritt dadurch erreicht worden, daß im vorigen Jahr im Zuge der Sanierung der öffentlichen Finanzen die mittelfristige Finanzplanung durchgesetzt wurde. Das bedeutet zwar, daß diese Finanzplanung ständig überprüft, fortgeschrieben und verändert werden



    Dr. Schmidt (Gellersen)

    kann, bedeutet aber auch, daß die finanziellen Ressortforderungen zuallererst im Kabinettsausschuß für mittelfristige Finanzplanung vorgetragen und dort abgestimmt werden müßten. Was ist statt dessen geschehen? Im politisch-taktischen, vielleicht sogar im demagogischen Balanceakt wurden Zeitungsmeldungen wie „Höcherl setzt das EWG-Anpassungsgesetz wieder durch" lanciert. So waren die Meldungen. Auch das alles hat der Sache nicht gedient. Ich weiß wirklich nicht, meine Damen und Herren, welches die Beweggründe für diese nach meiner Ansicht doch in den ersten Tagen verfehlte Informationspolitik im großen ganzen und im einzelnen gewesen sind. Jedenfalls, wenn hier versucht werden sollte, das Kabinett oder die Fraktionen des Bundestages oder die Verbände unter Druck zu setzen, so muß ich das für mich und meine Parteifreunde mit aller Schärfe ablehnen.
    Doch nun zur sachlichen Auseinandersetzung mit diesem Agrarprogrammentwurf! Ich muß zunächst feststellen, daß ich für meine Fraktion lediglich eine Erklärung abgeben kann, daß aber die Auseinandersetzung mit dem Programm im einzelnen, mit seinen Auswirkungen und mit seiner endgültigen Ausgestaltung die agrarpolitische Diskussion der nächsten Monate beherrschen wird, ja beherrschen muß.
    Ich habe bereits eingangs gesagt, daß meine Freunde und ich in diesem Programmentwurf eine ganze Reihe alter Bekannter wiederfinden. Wir treffen unser Marktstrukturgesetz als Voraussetzung für eine Verbesserung der Vermarktung über Erzeugergemeinschaften an, wir treffen auch unser erstes Agrarstrukturgesetz in dem Rahmen des Kapitels Strukturpolitik wieder an. Nun, das eine Gesetz, das Marktstrukturgesetz, ist — das hat der Kollege Bauknecht soeben ausgeführt — nach einer langen, langen Wartezeit und nach qualvollen Beratungen in der letzten Woche in der zweiten Lesung zum Abschluß gebracht worden. Ich hoffe, daß wir es Anfang Herbst im Bundestag verabschieden können. Im Herbst werden wir aber noch die anderen Vorlagen beraten müssen und, meine Koalitionspartner und meine Herren von der FDP, das in Eile. Eile ist in der Tat geboten.
    Dann werden wir uns auch mit dem Vorschlag im Höcherl-Entwurf auseinanderzusetzen haben, eine land- und ernährungswirtschaftliche Vermarktungsförderungsgesellschaft zu gründen. Diese Gesellschaft soll holländische und französische Einrichtungen bei uns ersetzen. Ich möchte von vornherein sagen, Herr Bundesminister, daß wir über die Form derartiger Einrichtungen und auch über deren Aufgaben uns noch eingehend — ich betone: eingehend — unterhalten müssen; denn das, was in Ihrem ersten Entwurf über diese Gesellschaft steht, kann uns nicht beruhigen und stellt auch die Aufgaben und die Zielsetzung nicht klar.
    Was die anderen Forderungen betrifft, z. B. den Haushalt zu durchforsten, Prioritäten zu setzen, die einzelnen Aufgabenbereiche finanziell in mittelfristiger Sicht festzulegen, ferner die zukünftige Gestaltung der Investitionshilfen, der Aussiedlung, die besondere Bedeutung der Regionalpolitik usw.
    usf., so sind das doch alles von uns und von meinen Freunden in diesem Bundestag immer wieder erhobene Forderungen. Man könnte fast scheu werden vor soviel Umarmung. Dann muß einfach die kritische Frage aufkommen, welche Absichten sonst noch mit diesem Programm verbunden sind. Wenn ich einerseits die Verbindung zu dem sehe, was bisher von uns gefordert worden ist, muß ich andererseits auch ,den Vergleich ziehen zu .dem, was die Fraktion der CDU/CSU in den letzten agrarpolitischen Beiträgen geliefert hat. Ich darf noch einmal an das Berliner Papier vom 5. März dieses Jahres erinnern, so beschlossen in Gegenwart des Bundeskanzlers und verschiedener Minister. Soeben haben wir vernommen, daß der Entschließungsantrag Umdruck 366, auch behandelt in der Drucksache V/2895, heute hier zur Entscheidung gestellt werden soll. Ich sage Ihnen, dazu werden wir gesondert Stellung nehmen. Die in dem besagten Papier bezeichnete Politik mußte scheitern. Sie erhält mit dem soeben vorgelegten Programmentwurf, so scheint es mir, in vielen Teilen den Todesstoß.. Ich habe Verständnis dafür, ,daß .der Kollege Bauknecht sich aus den früheren Jahren nicht herauslösen kann; aber daß das notwendig ist, das hat der Bundesminister Höcherl heute noch einmal klar und deutlich betont. „Es wurde nichts versprochen, was Sie nicht glaubten halten zu können. Aber es wurde doch viel guter Wille und Entgegenkommen gezeigt." Meine Damen und Herren, dieses Zitat entnehme ich aus .der Rede von Präsident Rehwinkel auf der Mitgliederversammlung des Deutschen Bauernverbandes am 17. Juni dieses Jahres, abgedruckt in der „Deutschen Bauernkorrespondenz", über ,das Gespräch des Deutschen Bauernverbandes mit der Fraktion der SPD. Sehen Sie, hier werden eben die gravierenden Unterschiede zwischen den Parteien und Fraktionen sichtbar.
    Nun, ich sagte schon: wir haben viel Schönes und Gutes gelesen und gehört. Aber das Ganze ist doch nur dann zu realisieren, wenn die entsprechenden Mittel bereitgestellt werden. Ich erinnere mich an die stürmischen Beratungen des Ernährungsausschusses über den besagten Entschließungsantrag Umdruck 366. Da haben wir zwei Minister anhören müssen, und beide haben sagen müssen, daß das eben nur im Rahmen der mittelfristigen Finanzplanung im Einzelplan 10 zu verkraften sei. Wenn ich das ursprüngliche Finanzpapier dieses Programmentwurfs noch in Erinnerung habe, so waren dort ungefähr Mehrausgaben von über 4 Milliarden DM in den nächsten vier Jahren vorgesehen. Das Kabinett hat ,das Gott sei Dank gestern schon auf das richtige Maß zurückgeführt, und auch der Bundesernährungsminister — das muß ich ausdrücklich betonen und begrüßen — hat erklärt, daß das ganze Programm überhaupt nur im Rahmen der mittelfristigen Finanzplanung behandelt werden kann. Ich brauche daher nicht den Bundesfinanzminister aufzufordern, das hier und heute noch einmal zu erklären; das hat sein Kollege bereits getan. Aber, meine Damen und Herren, um Ihnen das ganz deutlich zu sagen: wir wissen auch, daß die Mittel sehr, sehr begrenzt sind, ,d. h. daß wir ,aus diesem Bündel von Vorschlägen natürlich die heraussuchen müssen, die



    Dr. Schmidt (Gellersen)

    entweder wenig Geld kosten oder die am vordringlichsten sind. Wir müssen also Prioritäten setzen. Meine Fraktion hat in zwei Gesetzentwürfen bereits angedeutet, welche Maßnahmen wir in den Vordergrund gestellt wissen wollen.
    Genauso euphorisch, Herr Bundesminister, wie die ersten Äußerungen zur finanzwirtschaftlichen Seite des Programms waren, so euphorisch sieht auch nach unserer Auffassung die Sicht im Hinblick auf die Änderung des Beitragsschlüssels für Brüssel aus. So wünschenswert es wäre, diesen Schlüssel zugunsten der Bundesrepublik zu ändern, so unrealistisch sind diese Forderung und dieser Programmpunkt.

    (Zuruf von der CDU/CSU.)

    Wir stehen im Herbst und im nächsten Jahr vor allen Dingen in den Beratungen über eine neue EWG-Agrarfinanzierung. Wir müssen größtes Gewicht darauf legen, daß die Bundesregierung dabei mit ganz präzisen Vorstellungen in die Verhandlungen geht und die Verhandlungen mit größter Klugheit führt, damit wir dabei für uns auch den größten Nutzen ziehen.
    Im sozialen Teil des Programms haben wir, Herr Bundesminister, einen sachlichen Gegensatz. Sosehr wir die Erhöhung des Altershilfegeldes von 150 DM auf 175 DM begrüßen, soweit Mittel dafür vorhanden sind, sosehr wir die Beibehaltung der Zuschüsse für die Unfallversicherung begrüßen, muß ich Ihnen sagen, daß für uns die Einführung der Krankenversicherungspflicht nicht annehmbar ist. Wir stehen auf dem Standpunkt, daß allein die Einführung der Pflichtkrankenversicherung die richtige Lösung ist. Notfalls werden wir im Herbst dazu eine Initiative ergreifen.
    Meine Damen und Herren, ich komme schon zum Schluß. Wir stellen fest, daß um dieses Programm bisher sehr viel Aufwand getrieben worden ist. Wir haben neue Erfahrungen gesammelt. Die Lage der Landwirtschaft scheint uns zu ernst zu sein, als daß man mit leichtfertigen Posaunenstößen unerfüllbare Hoffnungen neu erwecken sollte. Der erste Entwurf, den wir vor einigen Tagen gesehen haben, mußte in dieser Form im ersten Ritt steckenbleiben. Es scheint uns ein unglücklicher Husarenritt gewesen zu sein. Die sozialdemokratische Bundestagsfraktion fordert daher die Bundesregierung auf, in Abstimmung mit allen Ressorts für eine ordnungsgemäße und schnelle Verabschiedung des Entwurfs zu sorgen, damit der Offentlichkeit und der Landwirtschaft der Wille der Regierung der Großen Koalition zu zielgerechter und gemeinsamer Agrarpolitik verdeutlicht wird.

    (Beifall bei der SPD.)