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    Deutscher Bundestag 153. Sitzung Bonn, den 8. Februar 1968 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 7847 A Fragestunde (Drucksache V/2527) Frage des Abg. Kahn-Ackermann: Mangelnder Ausbau von durch junge deutsche Wissenschaftler in Entwicklungsländern geschaffenen Positionen Jahn, Parlamentarischer Staatssekretär 7847 B Kahn-Ackermann (SPD) 7897 C Schoettle, Vizepräsident 7848 A Frage des Abg. Kahn-Ackermann: Entscheidung des Ressortstreits über die Errichtung einer Zentralstelle für das Auslandsschulwesen Jahn, Parlamentarischer Staatssekretär 7848 B Kahn-Ackermann (SPD) . . . . 7848 B Frage des Abg. Dröscher: Praktiken der iranischen Regierung bei Genehmigung von Einbürgerungen . . 7848 C Frage des Abg. Porten: Notwendigkeit einer Aufstockung der verbilligten Darlehen zur Förderung der Instandsetzung und Modernisierung von Wohngebäuden — Bearbeitung von bis zum 31. 12. 1967 eingegangenen Anträgen Dr. Lauritzen, Bundesminister . . . 7848 D Porten (CDU/CSU) . . . . . . . 7848 D Frage des Abg. Porten: Weitere Erhöhung der Mittel zur Belebung der Wirtschaftstätigkeit Dr. Lauritzen, Bundesminister . . . 7849 A Porten (CDU/CSU) . . . . . . . 7849 B Dr. Imle (FDP) 7849 B Peters (Norden) (SPD) 7849 C Ott (CDU/CSU) . . . . . . . 7849 D Porsch (FDP) 7850 B Frage des Abg. Jung: Perspektivuntersuchung des Städtebauinstituts 7850 C Frage des Abg. Kubitza: Gründe für den Ausschluß der Eisenbahner von Staatsbedienstetendarlehen Dr. Lauritzen, Bundesminister . . 7850 C Kubitza (FDP) 7850 C II Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 153. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. Februar 1968 Fragen des Abg. Porsch: Unterschied bezüglich Wohnungsfürsorge zwischen Bundesbediensteten, z. B. Zoll und Bundeswehr Dr. Lauritzen, Bundesminister . . . 7850 D Frage des Abg. Porsch: Gründe für die verschiedenen Ausstattungsstufen in den Bundeswehrwohnungen Dr. Lauritzen, Bundesminister . . 7851 B Porsch (FDP) 7851 B Frage des Abg. Geldner: Zinsverbilligte Kapitalmarktmittel für Eigentümer von Altbauten zur Modernisierung ihrer Wohnungen . . . . 7851 C Frage des Abg. Kaffka: Lübke-Dokumentation Benda, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . 7851 C Kaffka (SPD) 7852 B Dorn (FDP) 7852 D Dr. Stammberger (SPD) 7853 A Genscher (FDP) . . . . . . . 7853 B Dr. Rutschke (FDP) 7853 B Schoettle, Vizepräsident 7853 C Frage des Abg. Dorn: Einsichtnahme von Verfassungsschutzbehörden in AOK-Karteien Benda, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 7853 C Dorn (FDP) . . . . . . . . . . 7853 C Genscher (FDP) . . . . . . . . 7854 A Fragen des Abg. Dorn: Angebliche Amtshilfe der Dienststellen des Bundesversicherungsamtes für die Verfassungsschutzämter — Kriterien für die rechtliche Zulässigkeit Benda, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 7854 B Dorn (FDP) . . . . . . . . . . 7854 B Genscher (FDP) . . . . . . . . 7854 D Geiger (SPD) . . . . . . . . . 7855 B Ott (CDU/CSU) . . . . . . . . 7855 C Frage des Abg. Dr. Schulze-Vorberg: Begünstigung der Privatanzeigen bei der Mehrwertsteuer eine zu begrüßende, gezielte Maßnahme zugunsten der ortsgebundenen Tagespresse? . . 7855 D Frage des Abg. Kubitza: Überlegungen über Erhöhung der Fernsehgebühren Benda, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 7856 A Fragen der Abg. Frau Funcke: Einfügung von Gesetzesbestimmungen in Landesbeamtengesetze entsprechend dem § 12 des Gesetzes zur Förderung des freiwilligen sozialen Jahres vom 17. 8. 1964 Benda, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 7856 B Kubitza (FDP) . . . . . . . . . 7856 C Frage des Abg. Dr. Stammberger: Begehung von Verbrechen durch Angehörige ausländischer Geheimdienste im Gebiet der Bundesrepublik Benda, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 7856 D Dr. Stammberger (SPD) 7857 A Dr. Becher (Pullach) (CDU/CSU) . 7857 A Dr. Marx (Kaiserlautern) (CDU/CSU) 7857 B Fragen des Abg. Flämig: Bemühungen um Erleichterung des Erlernens der deutschen Schriftsprache durch Einführung der gemäßigten Kleinschreibung Benda, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 7857 C Flämig (SPD) . . . . . . . . . 7857 D Moersch (FDP) . . . . . . . . 7858 A Dr. Friderichs (FDP) . . . . . . . 7858 B Frage des Abg. Geldner: Ansteigen der Zahl der Sozialhilfeempfänger 1966 Benda, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 7858 C Geldner (FDP) . . . . . . . . 7858 D Frage des Abg. Schmitt-Vockenhausen: Ergebnisse der Anwendung der Sonderregelung des Mehrwertsteuergesetzes für Unternehmen mit einem Jahresumsatz von weniger als 60 000 DM Leicht, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 7859 A Schmitt-Vockenhausen (SPD) . . . 7859 A Becker (CDU/CSU) . . . . . . . 7859 B Schultz (Gau-Bischofsheim) (FDP) . . 7860 A Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 153. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. Februar 1968 III Frage des Abg. Dr. Hauser (Sasbach) : Entschädigung der Gemeinde Schwarzach (Lkr. Bühl/Baden) wegen Truppenschadens Leicht, Parlamentarischer Staatssekretär 7860 B Dr. Hauser (Sasbach) (CDU/CSU) . 7860 C Abgabe von Erklärungen nach § 36 GO Dorn (FDP) . . . . . . . . . . 7860 D Benda, Parlamentarischer Staatssekretär . . . . . . . . 7860 D Genscher (FDP) . . . . . . . . 7861 B Mündlicher Bericht des Vermittlungsausschusses zu dem Gesetz über die Gebäude- und Wohnungszählung 1968 (Wohnungszählungsgesetz 1968) (Drucksache V/2553) Dr. Althammer (CDU/CSU) . . . . 7861 C Mündlicher Bericht des Vermittlungsausschusses zu dem Bundeswasserstraßengesetz (Drucksache V/2554) Schmitt-Vockenhausen (SPD) . . . 7862 A Mündlicher Bericht des Vermittlungsausschusses zu dem Gesetz über eine Zählung im Handel sowie im Gaststätten- und Beherbergungsgewerbe (Handelszählungsgesetz 1968) (Drucksache V/2555) Porzner (SPD) . . . . . . . . . 7862 C Dr. Frerichs (CDU/CSU) 7862 D Nächste Sitzung 7862 D Anlagen 7863 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 153. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. Februar 1968 7847 153. Sitzung Bonn, den 8. Februar 1968 Stenographischer Bericht Beginn: 14.30 Uhr
  • folderAnlagen
    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Frau Albertz 9. 2. Arendt (Wattenscheid) 17. 2. Bading * 8. 2. Behrendt * 8. 2. Dr. Besold 10. 2. Beuster 10. 2. Böhm 10. 2. Brünen 10. 2. Dr. Bucher 8. 2. Buchstaller 31. 3. Deringer * 8. 2. Dichgans * 8. 2. Eckerland 15. 2. Frau Dr. Elsner * 8. 2. Erpenbeck 10. 2. Frehsee 29. 2. Dr. Frey 15. 2. Gscheidle 8. 2. Haase (Kellinghusen) 10. 2. Hamacher 6. 4. Hölzle 29. 2. Illerhaus * 8. 2. Frau Klee 10. 2. Frau Korspeter 9. 2. Krammig 10. 2. Kriedemann * 8. 2. Freiherr von Kühlmann-Stumm 29. 2. Kunze 1. 6. Frau Kurlbaum-Beyer 9. 2. Langebeck 12. 2. Lenz (Brühl) 29. 2. Lenze (Attendorn) 10. 2. Liedtke 10. 2. Dr. Löhr 9. 2. Lücker (München) * 8. 2. Maucher 10. 2. Mauk * 8. 2. Frau Meermann 12. 2. Dr. Mende 8. 2. Dr. von Merkatz 17. 2. Michels 8. 2. Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller 16. 2. Müller (Aachen-Land) * 8. 2. Müller (Worms) 10. 2. Nellen 9. 2. Neumann (Berlin) 10. 2. Dr. Prassler 29. 2. Rasner 16. 2. Riedel (Frankfurt) * 8. 2. Schmidhuber 10. 2. Dr. Schulz (Berlin) 10. 2. Dr. Starke (Franken) * 8. 2. Frau Wessel 10. 2. Dr. Wilhelmi 10. 2. Fran Dr. Wolf 29. 2. * Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen des Europäischen Parlaments Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Schriftliche Erklärung der Abgeordneten Frau Dr. Maxsein (CDU/CSU) zu Punkt 3 der Tagesordnung. Bei der Auseinandersetzung um die Frage, ob im Rahmen der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft alle Möglichkeiten bezüglich der Kooperation auf dem Gebiete der Wissenschaftspolitik genutzt sind, müssen wir davon ausgehen, daß in den Römischen Verträgen dieses Gebiet mit Ausnahme des Teilgebiets der Kernenergie — Eurotam — nicht erwähnt bzw. nicht durch die Verträge gedeckt ist. Erst die Entwicklung führte zwangsläufig dazu, daß die Gemeinschaft dieses Gebiet aufgreifen mußte, da die Interdependenz von Wissenschaft und Wirtschaft so groß geworden ist, daß eine Trennung oder Ausklammerung aus der Wirtschaftsgemeinschaft unmöglich schien. Damit wurden wissenschaftliche Forschung und Technologie auch - das ist keine unwesentliche Feststellung -- zu einem Element des Vertrages; einem Element, das übrigens bei der Fusion der Verträge berücksichtigt werden muß. Hier ist der Ansatzpunkt zu einer Weiterentwicklung der Gemeinschaft gegeben, die geradezu zu einem Markstein in der Geschichte der EWG werden könnte. In der Erkenntnis und Erfahrung dieser inneren Abhängigkeit von Wissenschaft und Wirtschaft wurde angeregt, daß die Gemeinschaft Maßnahmen ergreifen sollte. Am 25. Juli 1963 richtete die Europäische Kommission eine Empfehlung an den Ministerrat, sich mit Fragen der Wissenschaft und Technologie zu befassen bzw. sich mit wissenschaftlichen Fragen und ihrer Auswirkung auf wirtschaftlichem Gebiet zu beschäftigen. 1965 gewann diese Arbeit profilierte Züge. Zu diesem Zeitpunkt wurde eine Arbeitsgruppe für diese Fragen geschaffen, die sogenannte ,,Maréchalgruppe" für wissenschaftliche und technische Forschung innerhalb des Ausschusses für mittelfristige Wirtschaftspolitik der EWG. Das Profil wurde noch deutlicher mit der Schaffung einer eigenen Generaldirektion „Wissenschaftliche Forschung" im Rahmen der Kommission der Europäischen Gemeinschaften. Damit wurden die Aufgaben irgendwie institutionalisiert. Schließlich erinnere ich an die Beschlüsse des Ministerrates der Sechs vom 31. Oktober 1967. In diesen Beschlüssen wird die Maréchalgruppe aufgefordert, nach Mitteln und Wegen zu suchen, Drittländer an den Aktionen und der Zusammenarbeit der Sechs zu beteiligen. Dieser chronologische Aufriß dürfte ausdrücken, daß im Rahmen der EWG eine Menge getan wurde. Dennoch könnte eine Menge gefragt werden, z. B. ob genügend zur Beschleunigung der Arbeit in den Expertenausschüssen und den Ad-hoc-Arbeitsgruppen geschehen ist. Hier sollten alle Regierungen, auch die Bundesregierung, Gewissenserforschung anstellen, ob sie selbst ihren Teil beigetragen ha- 7864 Deutscher Bundestag - 5. Wahlperiode — 153. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. Februar 1968 ben, ob sie selbst alle Möglichkeiten genutzt haben. Man sollte auch die Frage stellen, ob nicht eine gewisse Zähflüssigkeit in den nationalen Bürokratien häufig Widerstand in der Entwicklung bietet. Die Regierung sollte deswegen im Rahmen der nationalen Bürokratie sicherstellen, dab die Gemeinschaftspolitik zügig und rationell durchgeführt wird. Wir brauchen den Beamten mit. dem europäischen Sensus, anders ausgedrückt, es gibt sicherlich ein Problem des europäischen Beamten. Die Organe der Gemeinschaft auf dem Gebiete der Wissenschafts- und Forschungspolitik ich erinnere an die sieben Unterausschüsse der Arbeitsgruppe Maréchal — muten noch sehr rudimentär an. Sie müssen schnellstens weiterentwickelt werden und zu wirksamen Konsultativorganen werden. Es wäre zu überlegen, inwieweit der beratende Ausschuß für Kernenergieforschung — entstanden im Rahmen von EURATOM — nicht als Modell für die Einsetzung ähnlicher Ausschüsse auf anderen Forschungsgebieten dienen könnte. Man könnte z. B. daran denken, die sieben Unterausschüsse der Gruppe Maréchal in dieser Weise auszubauen. Wir stellen also fest, daß viel getan ist, jedoch noch eine Menge zu tun bleibt. Wenn wir uns nun die Frage stellen, ob die Bundesregierung die Zusammenarbeit mit Großbritannien auf wissenschaftlichem Gebiete schon vor dessen Beitritt zur EWG für zweckmäßig hält, werfen wir eine Frage von höchster politischer Brisanz auf. Vor der Beratenden Versammlung des Europarates brachte ich zum Ausdruck, daß die Debatte darüber sozusagen in das Nervenzentrum der europäischen Politik führt. Die Zusammenarbeit auf dem Gebiete von Wissenschaft und Forschung auf europäischem Gebiet ist in mancher Hinsicht schon eine Realität. Sie drückt sich aus in Institutionen wie ELDO, ESRO, GETS, CERN, auch OECD auf bilateraler bzw. multilateraler Ebene. Darum geht es aber in dieser Frage nicht. Ich bin überzeugt, daß Großbritannien, das ja in diesen genannten Organisationen schon mitarbeitet, jede zukünftige europäische Zusammenarbeit außerhalb der Sechs als eine unzulängliche und unbefriedigende politische Ersatzlösung ansieht. Was können wir tun, um eine Zusammenarbeit mit der EWG herbeizuführen? Es ist ein legitimes Unterfangen, Untersuchungen darüber anzustellen, welche Bedeutung dem Beitritt Großbritanniens in dieser Frage beizumessen ist. Die OECD gibt darüber klare Auskunft. Ihren Dokumenten sind folgende statistische Angaben zu entnehmen: Das Potential des Vereinigten Königreiches (der finanzielle Aufwand Großbritanniens) erreichte 63 v. H. des Aufwandes aller EWG-Länder zusammen. Im gleichen Jahr, 1963, erreichte die Zahl der britischen Forscher 59 v. H. des gesamten Forschungspersonals der EWG. Eine Zusammenlegung der Mittel der Sechs und der Mittel des Vereinigten Königreiches würde der Gemeinschaft ohne Zweifel eine festere Grundlage für die Durchführung einer Politik der , technologischen Entwicklung verschaffen. Damit wäre zwar der Abstand zwischen Europa und den Vereinigten Staaten, der sich von 3 : 1 auf 2 : 1 vermindern würde, nicht beseitigt, aber nicht unwesentlich verringert, und es wäre der Gefahr entgegengetreten, daß zumindest der Abstand sich noch weiter vertiefen würde. Entscheidend ist letzten Endes allerdings, daß die erweiterte Zusammenarbeit in der Lage wäre, eine gemeinsame Politik im Bereich der Wissenschaft und Technologie festzulegen. Es steht jedenfalls fest, daß nur in einer erweiterten Gemeinschaft die Sechs in der Lage sind, auf einigen Gebieten eine anerkannte internationale Größenordnung zu erreichen. Von diesem Gesichtspunkt aus ist der britische Beitrag geradezu unerläßlich bzw. unentbehrlich. Die OECD-Aufstellung ergibt schlüssig, daß Europa nur in der Zusammenarbeit zwischen Großbritannien und der Gemeinschaft die internationale Bedeutung gewinnen kann, die es anstrebt und die ihm gebührt. Wie können wir nun praktisch Großbritannien im Rahmen der Verträge — darauf kommt es an — an der Wissenschaftspolitik der Gemeinschaft beteiligen? Dabei denke ich daran, daß mit der Maréchalgruppe aus sachlicher Notwendigkeit heraus die Gemeinschaft ein Tor aufgestoßen hat, das Außenstehenden die Möglichkeit gibt, im Rahmen der Gemeinschaft ein Gelände zu betreten, das vertraglich nicht erfaßt ist, sozusagen vertragsfreies Gebiet darstellt. Hier liegt die ganz große Chance der Weiterentwicklung. An dieser Stelle wird ein neues Element eingefügt, das bei der Fusion der Verträge eine Rolle spielen muß. Sie könnte ein Markstein der Geschichte der EWG werden, wie ich an anderer Stelle bereits sagte. Sollte Großbritannien bereit sein, durch dieses Tor zu gehen, dann hätten wir es geschafft, eine Defacto-Lösung zu finden. Es wäre eine neue europäische Tatsache entstanden, die — wie gesagt — für die Weiterentwicklung der Gemeinschaft von grundlegender Bedeutung sein kann. An dieser Stelle möchte ich allerdings betonen, daß die Gemeinschaft als europäische Zelle bzw. als europäischer Kern in keiner Weise in Frage gestellt werden darf. Sollte jemand auf den Gedanken kommen, neben der bestehenden Kerngemeinschaft eine neue selbständige europäische wissenschaftliche und technologische Gemeinschaft zu gründen, so müßte man diese Überlegungen zurückweisen. Sie wären unlogisch und unzeitgemäß zu einem Zeitpunkt, in dem die Fusionen bestehender Gemeinschaften zielbewußt unternommen werden. Die Bildung einer europäischen wissenschaftlichen und technologischen Gemeinschaft kann sich nur im Wege der Weiterentwicklung der bestehenden Gemeinschaft vollziehen. Unser Grundsatz muß lauten, bei aller Flexibilität und dem notwendigen Pragmatismus Bestehendes nicht zu zerstören. Weiter- und Fortentwicklung muß den Vorrang haben vor dem Bestreben, Neues zu schaffen, das notwendig den Keim der Schwächung, Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 153. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 8. Februar 1968 7865 ja der Desintegration gewachsener Einrichtungen in sich trüge. Ich möchte noch einmal betonen, daß im Interesse Europas die wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit mit Großbritannien im Rahmen der EWG notwendig ist. Wir sollten deswegen alles daran setzen, Großbritannien und andere interessierte Länder selbstverständlich jetzt schon innerhalb der Grenzen der Gemeinschaft anzusiedeln, da, wo die Türe vertraglich offensteht, wo ein Feld sich ausdehnt, das in den Römischen Verträgen nicht erwähnt ist, dessen Nutzung durch keine vertragsrechtliche Regelung festgelegt ist. Für eine wirksame, fruchtbare, erfolgreiche europäische Wirtschaftspolitik bietet sich eine solche Lösung geradezu an. Eine Weiterentwicklung der Gemeinschaft ergibt sich geradezu naturgesetzlich. Oberstes Ziel unserer politischen Bemühungen bleibt natürlich nach wie vor ein politisch geeintes Europa mit einer gemeinsamen Außen- und Verteidigungspolitik, ein Europa, das eine Macht darstellt, die auch in der Lage ist, die vielschichtigen wissenschaftlichen und wirtschaftspolitischen Interessen gerecht zu ordnen, zu verwalten und zu fördern. Bis zu diesem Zeitpunkt aber sollten wir die Wissenschaftspolitik als ein wirksames Instrument der Außenpolitik und als Element einer organischen Weiterentwicklung aus dem Kern der Gemeinschaft der Sechs zu einem großen erweiterten Europa mit Energie und Weitblick nutzen. Als Kristallisationskern muß die Gemeinschaft erhalten bleiben, weil nur eine stabile und intakte Gemeinschaft ein starkes Europa im erweiterten Rahmen garantiert. Anlage 3 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs von Hase vom 25. Januar 1968 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Dr. Pohle (Drucksache V/2492 Frage 44) : Welche Malinahmen gedenkt die Bundesregierung auf die von dem Inpekteur der Bundesmarine kürzlich im Fernsehen ausgesprochene Feststellung zu unternehmen, daß es der Bundesmarine an Watten und Ausrüstungen fehle, um den von der NATO erteilten Verteidigungsauftrag ire Ernstfall voll zu erfüllen? Der Inspekteur der Marine hat in der angesprochenen Sendung des Zweiten deutschen Fernsehens nicht gesagt, daß es der Marine an Waffen und Ausrüstung fehle; er hat vielmehr ausgeführt, daß ein beträchtlicher Nachholbedarf hinsichtlich der Modernisierung der Marine bestehe, der gedeckt werden müsse, wenn die Erfüllung des Auftrages in der Zukunft nicht in Frage gestellt werden soll. So müssen die Schiffe, Boote und Flugzeuge, die ihre normale Lebenszeit erfüllt haben, durch Neubauten ersetzt werden sowie vorhandene, nicht mehr den Anforderungen genügende Waffensysteme durch Einbau neuentwickelter Waffen- und Bordausrüstungen dem technischen Stand des potentiellen Gegners angepaßt werden. Die Modernisierung der Einsatzmittel der Marine kann allein schon wegen der damit verbundenen hohen Kosten nur schrittweise vollzogen werden. Über Maßnahmen im einzelnen wird das Bundesministerium der Verteidigung dem Verteidigungsausschuß vortragen. Ich verweise in diesem Zusammenhang auf die für Donnerstag, den 25. Januar 1968, anberaumte Sitzung des Verteidigungsausschusses.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: ()
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()

    Wir sind dabei und wollen das durchführen.


Rede von Erwin Schoettle
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Die Frage 147 des Abgeordneten Geldner:
In welcher Form beabsichtigt die Bundesregierung, den Eigentümern von Altbauten, die ihre Bereitschaft zur Modernisierung ihrer Wohnungen gezeigt haben, indem von ihnen nach zum Teil sehr schwieriger Vorarbeit Anträge auf zinsverbilligte Kapitalmarktmittel gestellt worden sind, die bisher nicht befriedigt werden konnten, doch noch zu helfen?
Sie wird im Einverständnis mit dem Fragesteller schriftlich beantwortet. Die Antwort liegt noch nicht vor. Sie wird nach Eingang im Sitzungsbericht abgedruckt.
Wir kommen nunmehr zu den Fragen aus dem Geschäftsbereich des Bundesministers des Innern. Ich rufe die Frage 16 des Herrn Abgeordneten Kaffka auf:
Weiche Stellung nimmt die Bundesregierung zu der im „Stern" Nr. 4 vom 28. Januar 1968 veröffentlichten Untersuchung des amerikanischen Schriftexperten Haring über die Echtheit del sog. Lübke-Dokumentation?
Zur Beantwortung Herr Staatssekretär Benda.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Ernst Benda


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Die in der genannten Illustrierten wiedergegebene Ausarbeitung des Amerikaners Haring kann schon deshalb nicht abschließend beurteilt werden, weil der dort wiedergegebene Text des Gutachtens keine ausreichenden Angaben darüber enthält, auf Grund welcher Untersuchungsmethoden diese Feststellungen getroffen worden sind. Das Bundeskriminalamt hat bisher nur eine erste Durchsicht dieses Gutachtens vornehmen können. Es kommt hierbei zu dem Ergebnis, daß die Ausarbeitung des Amerikaners Haring fachliche Mängel aufweist und Schlußfolgerungen enthält, die den Gesetzen der Logik widersprechen. Einzelfeststellungen des Gutachtens widersprechen nach Auffassung des Bundeskriminalamts gesicherten kriminalwissenschaftlichen Erkenntnissen.
    Die Behauptung der Illustrierten, daß der Bundesminister des Innern dem Bundespräsidenten mit Polizeimitteln helfe, das Volk zu belügen, ist falsch. Ich weise diese Behauptung zurück.
    Der Vorwurf, der Bundesminister des Innern habe in unsachgemäßer Weise lediglich Fotokopien, nicht aber Originaldokumente untersuchen lassen, so daß das in der Dokumentation vom 28. Oktober 1966 veröffentlichte Gutachten des Bundeskriminalamts keinen Beweiswert habe, ist unzutreffend. Das Bundeskriminalamt mußte seine Untersuchung auf die dem Amt zugänglichen Schriftstücke beschränken. Die Ostberliner Stellen haben sich aber nicht dazu bereit gefunden, Dienststellen der Bundesrepublik die angeblichen Originale für eine Untersuchung zur Verfügung zu stellen. Dies wird auch in dem Illustrierten-Artikel erneut bestätigt.
    Dabei wird der Bundesminister des Innern böswillig als — ich zitiere — „der Mann, der die Originale verschmäht", bezeichnet, obwohl dem Bundeskriminalamt für seine Untersuchungen nicht die



    Parlamentarischer Staatssekretär Benda
    Originale, sondern nur Fotokopien zur Verfügung standen. Es waren diese Kopien, deren Übereinstimmung mit den Originalen das Ostberliner Staatliche Notariat Mitte am 8. September 1966 ausdrücklich notariell beglaubigt und besiegelt hatte.
    Gegenstand der Untersuchung des Bundeskriminalamts konnte nur die Frage sein, ob die von Ostberlin als Belastungsmaterial verbreiteten notariell beglaubigten Kopien verfälscht waren. Diese Untersuchung konnte in kriminaltechnisch und logisch einwandfreier Weise an Hand der Kopien vorgenommen werden. Das Ergebnis war, daß die angebliche Unterschrift des Bundespräsidenten gefälscht sein mußte; denn die Unterschriften waren dekkungsgleich. Deckungsgleiche Unterschriften können von einem Schrifturheber nach gesicherten kriminalwissenschaftlichen Erkenntnissen jedoch nicht geleistet werden.
    Dieser Manipulationssachverhalt ist durch das Gutachten des Amerikaners Haring nicht widerlegt worden. Ostberliner Stellen haben dem Fälschungsvorwurf nicht widersprochen, geschweige denn ihn widerlegen können. Der Illustrierten-Artikel enthält keinerlei Feststellungen, durch die dieser Sachverhalt irgendwie entkräftet worden ist.
    Die Dokumentation des Bundesministers des Innern vom 28. Oktober 1966 hat den im Kern unstreitigen Sachverhalt wie folgt dargelegt: Bundespräsident Lübke war während des Krieges Mitarbeiter eines privaten Architektur- und Ingenieurbüros. Dieses Büro wurde für die Planung und technische Oberleitung von Industrie- und Wohnungsbauten dienstverpflichtet. Es war zuständig für die technische Planung, Ausschreibung, Vergabe, Abrechnung, Materialbeschaffung und Preisüberwachung. Bei der Planung für die Rüstungsproduktionsstätten waren auch, wo dies erforderlich war, Arbeitsunterkünfte vorzusehen. Diese Unterkünfte waren in keinem Fall als Konzentrations- bzw. Zwangsarbeitslager angelegt. Aufträge für die Planung derartiger Anlagen hat das Architekturbüro in keinem Fall erhalten. Auf die Frage, welche Arbeitskräfte die Unterkünfte später benutzten, hatte das Büro keinen Einfluß. Ebensowenig hat es jemals Häftlinge oder Zwangsarbeiter angefordert oder sonst etwas mit ihrem Einsatz zu tun gehabt.
    Dieser Sachverhalt, den ich aus der Dokumentation vom Oktober 1966 noch einmal wiederholt habe, ist weder durch die Illustrierten-Veröffentlichung noch durch irgendwelche anderen Umstände widerlegt worden. Wer anderes behauptet, verunglimpft das im freien Teil Deutschlands gewählte Staatsoberhaupt.

    (Beifall bei der CDU/CSU und bei Abgeordneten der SPD.)