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  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag 71. Sitzung Bonn, den 10. November 1966 Inhalt: Amtliche Mitteilungen . . . . . . . . 3321 A Überweisung von Vorlagen . . . . . . 3321 C Erweiterung der Tagesordnung Rösing (CDU/CSU) . . . . . . . 3322 A Fragestunde (Drucksache V/1085) Fragen des Abg. Dr. Schmidt (Wuppertal) : Erklärungsvordruck für die Hauptfeststellung des Einheitswertes Grund, Staatssekretär . . . . . . 3322 B Dr. Schmidt (Wuppertal) (CDU/CSU) 3322 B Baier (CDU/CSU) . . . . . . . 3324 A Kahn-Ackermann (SPD) . . . . . 3324 C Könen (Düsseldorf) (SPD) . . . 3325 A Unertl (CDU/CSU) 3325 B Frau Dr. Diemer-Nicolaus (CDU/CSU) 3325 D Ott (CDU/CSU) 3326 A Dr. Schulze-Vorberg (CDU/CSU) . 3326 B Fragen des Abg. Weigl: Kleiner Grenzverkehr an der bayerisch-tschechoslowakischen Grenze Grund, Staatssekretär 3326 C Frage des Abg. Dröscher: Verzinsung von den Kriegsopfern und Sozialrentnern zu Unrecht vorenthaltenen Beträgen Kattenstroth, Staatssekretär . . . 3327 A Dröscher (SPD) . . . . . . . . 3327 C Fragen der Abg. Frau Rudoll: Weitergabe der Sprechstundenblätter an die Krankenhausärzte Kattenstroth, Staatssekretär . . . 3327 D Frau Rudoll (SPD) . . . . . . . 3327 D Frage der Abg. Frau Rudoll: Einführung eines einheitlichen Mütterpasses Kattenstroth, Staatssekretär . . . 3328 B II Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 71. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. November 1966 Frage des Abg. Killat: Beitragsverlust bei den Trägern der Deutschen Rentenversicherung Kattenstroth, Staatssekretär . . . 3328 C Killat (SPD) . . . . . . . . . 3328 C Fragen des Abg. Collet: Konsequenzen einer Auflösung des Standorts Zweibrücken der Bundeswehr Gumbel, Staatssekretär . . . . . 3329 A Collet (SPD) . . . . . . . . . 3329 D Dröscher (SPD) . . . . . . . . 3330 A Dr. Marx (Kaiserslautern) (CDU/CSU) 3330 B Brück (Holz) (SPD) . . . . . . 3330 D Kaffka (SPD) 3331 B Sammelübersichten 9 und 10 des Petitionsausschusses über Anträge von Ausschüssen des Deutschen Bundestages zu Petitionen (Drucksachen V/1026, V/1027) . . 3331 D Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Rechnungsjahr 1967 (Haushaltsgesetz 1967) (Drucksache V/1000) — Erste Beratung —, in Verbindung mit Entwurf eines Zweiten Gesetzes über das Beteiligungsverhältnis an der Einkommensteuer und der Körperschaftsteuer (Drucksache V/1066) — Erste Beratung —, mit Entwurf eines Ersten Gesetzes zur Überleitung der Haushaltswirtschaft des Bundes in eine mehrjährige Finanzplanung (Finanzplanungsgesetz) (Drucksache V/1067) — Erste Beratung —, mit Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Überleitung der Haushaltswirtschaft des Bundes in eine mehrjährige Finanzplanung (Steueränderungsgesetz 1966) (Drucksache V/1068) — Erste Beratung — und mit Entwurf eines Gesetzes zur Ergänzung des Zweiten Gesetzes zur Überleitung der Haushaltswirtschaft des Bundes in eine mehrjährige Finanzplanung (Ergänzungsgesetz zum Steueränderungsgesetz 1966) (CDU/CSU) (Drucksache V/1096) — Erste Beratung — Leicht (CDU/CSU) 3332 B Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller (SPD) 3339 A Schmücker, Bundesminister 3348 A, 3367 C Dr. Emde (FDP) . . . . . . . . 3348 B D. Dr. Gerstenmaier, Präsident . . 3356 A Dr. Althammer (CDU/CSU) . . . . 3356 B Dr. Schiller (SPD) 3361 B Dr. Friderichs (FDP) 3375 C Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Einkommensteuergesetzes und des Körperschaftsteuergesetzes (SPD) (Drucksache V/1011) — Erste Beratung — Seuffert (SPD) . . . . . . . . 3377 D Schmücker, Bundesminister . . . . 3380 D Dr. Luda (CDU/CSU) 3381 D Dr. Schwörer (CDU/CSU) . . . . 3384 B Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über das Branntweinmonopol (Drucksache V/329) ; Schriftlicher Bericht des Finanzausschusses (Drucksache V/1005) — Zweite Beratung — Krammig (CDU/CSU) 3386 B Dr. Dehler, Vizepräsident . . . . 3386 C Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Saatgutgesetzes (Drucksache V/1075) — Erste Beratung — . . . . . 3387 A Entwurf eines Gesetzes zur Durchführung der Verordnung Nr. 70/66/EWG (Agrarstrukturerhebungsgesetz) (Drucksache V/1076) — Erste Beratung — . . . . 3387 A Antrag der Fraktion der SPD betr. Bildungsurlaub (Drucksache V/965) . . . . 3387 C Nächste Sitzung . . . . . . . . . 3387 C Anlagen 3389 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 71. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. November 1966 3321 71. Sitzung Bonn, den 10. November 1966 Stenographischer Bericht Beginn: 9.01 Uhr
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    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Beurlaubungen Dr. Adenauer 11. 11. Dr. Arndt (Berlin) 30. 11. Blachstein 30. 11. Dr. Eckardt 11. 11. Eisenmann 15. 11. Erler 30. 11. Ertl 10. 11. Fritsch (Deggendorf) 30. 11. Geldner 10. 11. Dr. Hofmann (Mainz) 30. 11. Jung 10. 11. Frau Dr. Krips 11. 11. Kubitza 10. 11. Lenz (Trossingen) 30. 11. Mauk 10. 11. Dr. von Merkatz 30. 11. Paul 31. 12. Frau Pitz-Savelsberg 30. 11. Dr. Rutschke * 11. 11. Scheel 10. 11. Schmidt (Kempten) 10. 11. Dr. Starke (Franken) 11. 11. Struve 30. 11. Teriete 30. 11. Dr. Verbeek 30. 11. Walter 10. 11. *Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen der Beratenden Versammlung des Europarats Anlage 2 Schriftliche Ausführungen des Abgeordneten Bauknecht zu Punkt 3 der Tagesordnung. Im Hinblick auf die Ausführungen, die der Herr Bundesfinanzminister zu dem Etat des Ernährungsministeriums gemacht hat, darf ich mir erlauben, einige wenige kurze Bemerkungen zu machen. Diese sind dringend notwendig, weil der Eindruck entstehen könnte, daß der Landwirtschaft die gleiche Summe an Zuwendungen zukomme wie in dem vergangenen Jahre. Das trifft leider keineswegs zu. Im Gegenteil, wenn man den Etat überblickt, so kann man feststellen, daß der Vorgang, den der Bundesfinanzminister als Umstrukturierung der Einzelansätze bezeichnet hat, eine wesentlich größere Auswirkung hat, als es einem beim Anhören der Rede klarwerden konnte. Der Ansatz „Allgemeine Bewilligungen", der im wesentlichen den Grünen Plan und die EWG-Anpassungshilfe beinhaltet, erfuhr im Gesamten eine Kür- Anlagen zum Stenographischen Bericht zung von 580 Millionen DM, also mehr als eine halbe Milliarde. Dafür wurde das Kapitel „Marktordnung" um nahezu denselben Betrag, nämlich um 558 Millionen DM, aufgestockt. Hinter diesem Schleier verbirgt sich die Wirklichkeit, daß die effektiven Zuwendungen, welche der Verbesserung der Agrar- und Betriebsstruktur dienen und für die sich dieses Haus in den vergangenen Jahren eingesetzt hat, einer so gewaltigen Kürzung unterworfen werden sollen. Die Frage erhebt sich, warum das geschehen ist. Durch die im Jahre 1967 zu erfolgende Verwirklichung des Gemeinsamen Marktes muß die Bundesregierung infolge ihrer eingegangenen Verpflichtungen den größten Teil dieses Betrages für den Ausrichtungs- und Garantiefonds in Brüssel beisteuern. Ein wesentlicher Teil - man schätzt 432 Millionen DM - der nach dort zu erfolgenden Zahlung fließt im Laufe der nächsten Jahre wieder in die Bundeskasse zurück. Es handelt sich hier um eine Art Vorfinanzierung, bis das Brüsseler Instrumentarium voll funktionsfähig wird. Ähnliche Verpflichtungen bestehen auch für die anderen Mitgliedstaaten der EWG. Während man nun in Frankreich, der Sachlage Rechnung tragend, den einzig richtigen Weg geht, diese Vorfinanzierung über die Französische Nationalbank vorzunehmen, mutet man bei uns der deutschen Landwirtschaft zu, daß einfach diese Leistungen aus dem Ernährungshaushalt bestritten werden. Der Haushalt des Bundesernährungsministers liegt unter Berücksichtigung der Zusatzbelastungen durch die Leistungen an den Brüsseler Agrarfonds in Wirklichkeit unter der Höhe des Haushaltsjahres 1963, während der Gesamtetat des Bundes in diesem Zeitabschnitt um über 30% ausgeweitet wurde. Ein solches Vorgehen müssen wir entschieden ablehnen, und wir glauben, daß dies sicherlich auch nicht im Sinne dieses Hohen Hauses gelegen ist. Ich darf daher auch namens meiner Fraktionsfreunde die Bundesregierung dringend bitten, diese Vorfinanzierung nicht zu Lasten der Leistungen des Grünen Plans vorzunehmen, sondern einen ähnlichen Weg zu beschreiten wie unser EWG-Partner in Frankreich. In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, daß man diese schon jetzt fälligen Ausgaben an die EWG hätte ersparen könnnen, wenn man nicht aus politischen Gründen darauf bestanden hätte, die EWG bereits zweieinhalb Jahre vor dem Ende der Übergangszeit zur praktischen Wirklichkeit zu machen. Aber da man dies nun wollte, sind die Folgen von der Allgemeinheit zu tragen und nicht einem einzelnen Berufsstand anzulasten. Lassen Sie mich nun noch auf ein paar andere Probleme eingehen, zunächst einmal auf den im Rahmen des Steueränderungsgesetzes vorgesehenen stufenweisen Abbau der Einkommensteuerfreibeträge für Land- und Forstwirte. Diese Freibeträge sollten im Jahre 1972 auslaufen und waren gerade im Hinblick darauf, der deutschen Landwirtschaft die Anpassung an die EWG zu erleichtern, eingeführt worden. Nun sollen sie vor ihrem Inkrafttreten ab 1967 bereits auf die Hälfte gekürzt werden, 3390 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 71. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. November 1966 um dann im Jahre 1969 ganz wegzufallen. Dabei muß es einen mehr als merkwürdig berühren, wenn es in der Begründung zu dieser Gesetzesänderung heißt, man halte diesen Schritt für richtig, „um den Übergang zur Normalbesteuerung zu erleichtern". In Wirklichkeit bedeutet es, daß 350 000 kleinere und mittlere Landwirte, die schon bei dem früheren Steuersystem (VOL), wo es ebenfalls ähnliche Freibeträge gegeben hat, nun ab 1967 alle zur Einkommensteuerveranlagung herangezogen werden. Selbst im Ministerium ist man der Auffassung, daß man dies aus Mangel an Fachkräften kaum durchführen könne und so schließlich das, was man an Steuern hereinbringt, in keinem Verhältnis zum Verwaltungsaufwand stehen würde. Dieses Vorhaben wiegt um so schwerer, als man es im Zusammenhang mit den Belastungen sehen muß, die ich vorhin aufgezeichnet habe. Man redet so viel, daß man trotz der finanziellen Schwierigkeiten des Bundeshaushalts echte soziale Demontagen vermeiden will. Wenn dem so sein soll, dann kann und darf die Landwirtschaft hiervon auch nicht betroffen werden. Ohne auf Einzelheiten der Hilfen für die Landwirtschaft im Grünen Plan und im Titel „EWG-Anpassungshilfe" einzugehen, muß ich aber trotzdem noch auf zwei Umstände hinweisen, wo ich heute schon den Haushaltsausschuß um entsprechende Berücksichtigung bitten möchte. Zunächst einmal ist es die bittere Tatsache der Kürzung der neu zur Verfügung stehenden Zinsverbilligungsmittel von 13 auf 10 Millionen DM. Wir haben volles Verständnis für die Lage des Kapitalmarktes, müssen aber bemerken, daß praktisch die ganzen Investitionen für die Verbesserung der Agrarstruktur — und hier besonders die Althofsanierung und die Verbesserung der Betriebsstruktur, die in dem neuen Programm der Investitionshilfe ihren Niederschlag findet — bei den jetzigen hohen Zinssätzen von 9 bis 10 % völlig blockiert werden. Es ist keinem Landwirt zumutbar, etwa bauliche Veränderungen oder die Beschaffung von Maschinenkapital um einen solch hohen Zinssatz vorzunehmen, während bekanntermaßen der Grüne Bericht bei mehr als 80 0/o der Betriebe die im Landwirtschaftsgesetz angestrebte Verzinsung von 3 % ausweist. Dabei möchte ich insbesondere darauf hinweisen, in welch umfassendem Maße die Zurverfügungstellung von billigen Krediten bei unseren EWG-Partnerländern eine Selbstverständlichkeit ist. Die Inanspruchnahme des Kapitalmarktes seitens der Landwirtschaft ist in den vergangenen Jahren völlig gleichgeblieben, während die übrige Wirtschaft infolge der Überhitzung ihrer Konjunktur den entsprechenden Beitrag zu der Misere geleistet hat. Ich darf noch erwähnen, daß im laufenden Jahre 1966 nahezu die ganzen Zinsverbilligungsmittel für Kredite benützt werden müssen, die bereits 1965 nicht zu bedienen waren. So wird es unumgänglich sein, aus den Mitteln von 1967 die Investitionskredite von 1966 mit zu bedienen, da es sich hier um Investitionsvorhaben handelt, d. h. um Objekte, die zum größten Teil bereits in der Durchführung begriffen waren. Diese Betriebe kann man nicht hängenlassen. Schon aus diesen Gründen werden wir mit den im Etat vorgesehenen 10 Millionen DM auf keinen Fall auskommen können. Die Deckung für die notwendige Erhöhung um 3 Millionen DM an Zinsverbilligungsmitteln kann aus dem Titel „Investitionshilfe" genommen werden. Anlage 3 Schriftliche Antwort des Bundesministers Stücklen vom 8. November 1966 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Maucher (Drucksache V/1085 Fragen IV/2 und IV/3) : Ist dem Bundespostminister bekannt, daß, wenn beispielsweise neben anderen Bestellungen (Briefmarken) eine Vorratsliste bestellt wird, die Deutsche Bundespost eine Karte übersendet, mit der die Vorratsliste besonders bestellt werden muß und dadurch sowohl für die Deutsche Bundespost wie auch für die betreffenden Besteller zusätzliche Portoausgaben entstehen? Ist das Bundespostministerium bereit, solche wie die in Frage IV/2 erwähnten wiederholt vorgekommenen Vorgänge abzustellen? Die Deutsche Bundespost unterhält zwei Versandstellen für Sammlermarken, eine in Frankfurt am Main und eine in Berlin. Die Versandstelle in Frankfurt am Main sendet bei Markenbestellungen mit gleichzeitiger Bestellung einer Vorratsliste diese sofort ab. Sie fügt eine Benachrichtigungskarte mit dem Vermerk bei, daß die bestellten Postwertzeiten in etwa 14 Tagen folgen. Bestellungen auf Postwertzeichen ohne Anforderung einer Vorratsliste wird stets eine Bestellkarte für Vorratslisten beigefügt. Mit diesen Bestellkarten kann zu einer beliebigen Zeit die dann gültige Vorratsliste angefordert werden. Die Versandstelle für Sammlermarken in Berlin übersendet bei einer Postwertzeichenbestellung mit gleichzeitiger Bestellung einer Vorratsliste beides gemeinsam in einer Sendung. Die Arbeiten beider Versandstellen für Sammlermarken wurden in den letzten beiden Jahren auf elektronische Datenverarbeitungsmaschinen umgestellt. Dabei haben sich Anfangsschwierigkeiten auf verschiedenen Gebieten ergeben. Vermutlich stehen Ihre Beobachtungen damit im Zusammenhang. Das Lieferverfahren ist inzwischen ständig verbessert worden und wird seit etwa 6 Monaten in der zuvor beschriebenen Weise abgewickelt. Ich werde Ihre Feststellungen gerne zum Anlaß nehmen, beide Versandstellen für Sammlermarken auf die Beachtung von Vorratslistenbestellungen besonders hinzuweisen. Anlage 4 Schriftliche Antwort des Bundesministers Dr. Stoltenberg vom 9. November 1966 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Flämig (Drucksache V/1085 Fragen V/5 und V/6) : Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 71. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. November 1966 3391 Trift es zu, daß die Bundesrepublik bei der Forschung und Weiterentwicklung auf dem Gebiet der Halbleiter-Physik weit hinter den Ländern USA, England, Japan, UdSSR und Frankreich zurückliegt? Beabsichtigt die Bundesrepublik Konsequenzen in bezug auf eine rasche und wirksame Forschungsförderung auf dem Gebiet der Halbleiter-Physik zu ziehen? Es trifft zu, daß die Bundesrepublik insbesondere gegenüber den USA in der Forschung auf dem Gebiet der Halbleiterphysik in mancher Hinsicht zurückgeblieben ist. Der Vorsprung der USA beruht hauptsächlich darauf, daß die Regierung im Rahmen ihrer Weltraum- und Verteidigungsprogramme, insbesondere im Zusammenhang mit den für diese Zwecke benötigten Datenverarbeitungseinrichtungen, die Halbleiterforschung und -entwicklung mit erheblichen Mitteln gefördert hat. Die Forschung wird an Institutionen des Bundes wie den Physikalisch-Technischen Bundesanstalten und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft seit einigen Jahren im Rahmen des Schwerpunktprogramms „Festkörperforschung" mit jährlichen Aufwendungen von etwa 3 Mio DM gefördert. Überlegungen über die Errichtung eines besonderen Forschungsinstituts sind angestellt. Darüber hinaus ist es möglich, daß dieses Gebiet eine weitere schwerpunktmäßige Förderung erfahren wird durch die allgemeinen Schwerpunktprogramme der Hochschulen und des Wissenschaftsrates. Anlage 5 Schriftliche Antwort des Bundesministers Frau Dr. Schwarzhaupt vom 9. November 1966 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein (Drucksache V/1085 Fragen VI/3 und VI/4) : Was sind die Gründe dafür, daß in den vergangenen 7 Jahren die schon 1959 geplante Deutsche Medizinische Dokumentationsstelle noch nicht errichtet Worden ist, obwohl der Deutsche Bundestag in einer Entschließung bereits am 12. Juni 1959 die Bundesregierung ersucht hat, für das Rechnungsjahr 1960 im Einzelplan des Bundesministeriums des Innern einen Titel aufzunehmen, in dem ein Zuschuß für die Errichtung und zu den Kosten des Unterhalts dieser Dokumentationsstelle bereitgestellt wird? Was gedenkt die Bundesregierung zu tun, um das in Frage VI/3 erwähnte Informationszentrum sobald wie möglich zu errichten und arbeitsfähig zu machen, uni den deutschen Ärzten in Forschung, Klinik und Praxis endlich die Möglichkeit zu geben, sich in den erforderlichen Fällen schnell und umfassend über den neuesten Wissensstand der Medizin zu unterrichten? Nach dem Beschluß des Deutschen Bundestages vom 12. Juni 1959 wurde eine Gruppe von Fachleuten eingesetzt, die nach mehrmonatiger Zusammenarbeit ein Exposé erstellt hat, in dem sie ihre Vorstellungen über „Aufgaben und Arbeitsweise eines deutschen Instituts für medizinische Dokumentation" entwickelt hat. Diese Fachleute betonten, daß nicht eine Dokumentationsstelle, sondern ein Institut geschaffen werden müsse, das die gesamte deutschsprachige medizinische Literatur dokumentarisch erfaßt, aufbereitet und den in Praxis und Forschung tätigen Arzten jederzeit zur Verfügung stellt, darüber hinaus diesem Personenkreis aber auch die ausländische medizinische Literatur zugänglich macht. Da es angebracht war, die Länder an der Finanzierung dieses Instituts mitzubeteiligen, wurde dieses Exposé den obersten Landesgesundheitsbehörden übermittelt. Diese haben ihrerseits Länderuntersuchungen angestellt, die einen Ausschuß der Leitenden Medizinalbeamten und den Direktor des Max-Planck-Institutes für Dokumentationswesen beteiligt haben. Die Verhandlungen in diesen Gremien zogen sich leider außergewöhnlich lange hin, so daß erst im Dezember 1965 die „Empfehlungen für die Errichtung eines Instituts für medizinische Literaturdokumentation" vorgelegt werden konnten. Erst danach konnte erneut über die Frage der Finanzierung verhandelt werden. Die Antworten der Bundesländer liegen noch nicht vor. Ich bitte zu berücksichtigen, daß eine entsprechende Institution mit einem so umfassenden Arbeitsbereich bisher nicht bestand, und daß der Bund ebenso wie die Länder hier Neuland zu betreten haben. Sobald die positiven Antworten der Bundesländer vorliegen, kann der stufenweise Aufbau des Instituts in Angriff genommen werden. Anlage 6 Schriftliche Antwort des Bundesministers Frau Dr. Schwarzhaupt vom 9. November 1966 auf die Mündliche Anfrage der Abgeordneten Frau Dr. Diemer-Nicolaus (Drucksache V/1085, Frage VI/5) : Nachdem die Zahnärzte erneut eine Änderung des geltenden Lebensmittelgesetzes gefordert haben, damit durch eine Fluoranreicherung des Trinkwassers die Karies besser bekämpft werden kann, ist die Bundesregierung bereit, diesem Wunsche zu entsprechen? Die Bundesregierung beabsichtigt vorerst nicht, diesem Wunsch zu entsprechen. Zwar hat auf eine Anfrage der Bundesregierung der Bundesgesundheitsrat am 6. Juli 1966 ein Votum erstattet, nach dem die Fluoridierung des Trinkwassers ein Mittel ist, um der Entstehung von Karies vorzubeugen. Der Bundesgesundheitsrat wendet sich aber trotzdem gegen eine allgemeine Trinkwasserfluoridierung, da diese vom Standpunkt der öffentlichen Wasserversorgung aus praktisch nicht durchführbar und nicht vertretbar sei. Namhafte deutsche Ernährungswissenschaftler haben sich kürzlich gegen eine allgemeine Fluoridierung ausgesprochen, da eine ungezielte Fluoraufnahme ernährungsphysiologisch nicht unbedenklich sei. Damit erscheinen mir die gesundheitlichen Wirkungen noch nicht so geklärt zu sein, daß es gerechtfertigt wäre, das Lebensmittelgesetz mit dem Ziel zu ändern, eine allgemeine Fluoranreicherung des Trinkwassers vorzunehmen, d. h. jeden Staatsbürger zu zwingen, mit dem Trinkwasser Fluor zu sich zu nehmen.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Karl Schiller


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Doch!


Rede von Dr. Fritz Burgbacher
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Nein. Ich habe gefragt, ob Sie allen Ernstes glauben, daß der Übergang von einer preistreibenden, überhitzten Konjunktur zur möglichen Stabilität ohne vorübergehende Rückgänge der Investitionen und des Auftragseingangs möglich ist. Diese vorübergehenden Rückgänge identifizieren Sie in sehr geschickter Rhetorik mit dem Begriff Stagnation. Danach habe ich überhaupt nicht gefragt.

(Beifall bei der CDU/CSU.)


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Karl Schiller


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Kollege Burgbacher, wenn Sie eine restriktive Politik betreiben oder tolerieren oder sogar befürworten, dann kann man sich in diesem Augenblick doch nur über das Ausmaß unterhalten, und genau das Ausmaß habe ich hier getadelt. Ich habe klar und deutlich gesagt: Wir überschreiten die Grenze des Erträglichen. Es muß eine Wende eintreten, und zu dem, was dazu nötig ist, wollte ich jetzt in meinem nächsten Punkt etwas sagen.
    Unsere Wirtschafts-, Finanz- und Geldpolitik muß geändert werden. Es ist also ein Kurswechsel nötig, nicht nur in der Politik im ganzen, auch hier, aber nicht ein Kurswechsel im Sinne eines wilden Wachstumsfanatismus, Herr Burgbacher, auch nicht im Sinne einer zügellosen Politik des „billigen Geldes", sondern, wie wir sagen, im Sinne eines systematischen, planvollen Weges nach oben, einer Politik der Förderung von Stabilität und Wachstum zugleich. Ich frage also: Warum sollen wir nicht im Jahre 1967 eine reale Wachstumsrate von über 4 % statt von 2,2 % erreichen können? Allerdings genügt dazu nicht ein einziges Patentrezept, sondern es ist eine Vielzahl von Mitteln notwendig, und die will ich Ihnen jetzt darlegen.
    Das erste ist die sofortige Abschaffung der Kuponsteuer. Unser Antrag liegt da.

    (Zuruf des Abg. Haase [Kassel].).

    — Ja, ich muß Ihnen das Bukett sagen, Herr Haase. Es sind nicht alle so aufmerksam wie Sie, daß sie merken, daß wir schon früher mal darüber geredet haben. — Unser Antrag liegt vor. Hoffentlich hat ein bekanntes Mitglied der CSU seine öffentliche Stellungnahme gegen die Kuponsteuer und für die Abschaffung der Kuponsteuer nicht geändert. Im übrigen freue ich mich, daß Herr Emde bei diesem Thema Sie alle zum Nachdenken aufgefordert hat. Sollte sich in diesem Hause eine Mehrheit für die Abschaffung der Kuponsteuer ergeben, meine Damen und Herren, ich bin fest davon überzeugt, wir werden einen positiven Ankündigungseffekt bei der Kursbildung auf den Märkten draußen bekommen.

    (Beifall bei der SPD.)

    Zweitens ist — zum Leidwesen von Herrn Haase
    muß ich es wiederholen — eine schrittweise Lockerung der Restriktionen der Bundesbank erforderlich, beginnend mit einer Herabsetzung der Mindestreserven. Der Prozeß des Umdenkens ist bei der Bundesbank doch anscheinend im Gange. Man sollte das also fördern.
    Drittens ist die Verbesserung und der Ausbau des von einigen Regierungsmitgliedern anscheinend schon längst vergessenen Entwurfs eines Stabilisierungsgesetzes — das gibt es nämlich auch noch! — im Sinne unserer 17 sozialdemokratischen Anträge notwendig,

    (Beifall bei der SPD)

    und zwar der Ausbau im Sinne eines Rahmengesetzes zur Förderung von Stabilität und Wachstum der Wirtschaft. So sind unsere 17 Anträge — —

    (Zuruf des Abg. Dr. Burgbacher.)

    — Die 17 Anträge liegen auf dem Tisch. Wir warten immer noch auf andere Anträge.
    Im übrigen müssen wir eines sagen: Die ungeschützte Androhung der Kreditplafondierung durch den Regierungsentwurf hat in der jetzigen Konjunktursituation keine guten Folgen gehabt. Das können Sie in den Zeitungen lesen. Sie hat bei vielen Unternehmern dazu geführt, daß Kredite gehortet werden. Zusagen werden als Kredite genommen, weil man nicht weiß, was kommt, und diese. Kredite werden bei anderen Banken angelegt. Das führt dazu, daß Kredite nicht in Investitionen umgesetzt werden. Das hat weiter depressiv gewirkt.



    Dr. Schiller
    Im übrigen, hätten wir jetzt eine Konjunkturausgleichsrücklage im Sinne des Entwurfs, dann müßte sie doch im kommenden Jahr aufgelöst werden. Diesem Gedanken, Herr Schmücker, entspricht unser Stabilisierungshaushalt. Umgekehrt muß ich nun allerdings sagen: ich habe Ihre Anlage 5 als Ersatz für den weißen Fleck im Finanzbericht 1967, diesen Versuch einer Projektion, sehr genau studiert, und wenn ich mir das schreckliche Ergebnis dieser Anlage 5 ansehe, dann weiß ich eigentlich nicht, wie der Bund in den kommenden Jahren eine Konjunkturausgleichsrücklage ansammeln kann. Das ist mir schleierhaft. Da kommt mir jener Vorgang wie ein Glasperlenspiel vor. Das ist einfach unvorstellbar an Hand Ihrer Anlage 5. Ich kann da nur feststellen: als der Stabilisierungsgesetzentwurf mit der Konjunkturausgleichsrücklage vorgelegt wurde, wußte in der damaligen Regierung wahrscheinlich die Rechte nicht, was die Linke tat, oder umgekehrt.
    Viertens. Bei aller Überlegung über das, was ein verbessertes Gesetz bringen würde, halten wir es für notwendig, daß der Staat finanzpolitisch in Bälde für die Konjunktur ein Zeichen gibt. Daher unser Stabilisierungshaushalt. Er könnte und sollte dann in Kraft gesetzt werden — um es noch einmal zu sagen —, wenn die Verhältnisse auf dem Kapitalmarkt sich einigermaßen entkrampft haben. Das verlangt allerdings eine pflegliche, behutsame, systematische Politik zur Wiederbelebung des Kapitalmarktes, und das muß sofort beginnen. Auch ) das gehört zum Kurswechsel in eine neue Politik.
    Fünftens. Aber auch solange der Stabilisierungshaushalt, festgestellt hier im Hause — hoffentlich bald —, noch nicht in Kraft gesetzt ist, wird er sich, davon sind wir überzeugt, mit den 2,5 Milliarden DM positiv auswirken, indem er die Unternehmererwartungen, indem er die Planungen der Unternehmungen, die zur Zeit — wie gesagt — im Keller liegen, die ganz depressiv sind,

    (Abg. Dr. Burgbacher: Das ist eine Ihrer beliebten Übertreibungen!)

    positiver werden läßt. — Sehen Sie sich doch, Herr Burgbacher, die Zahlen der Institute an! Nun gehen Sie mal zum Konstruktiven über! Wir sehen diesen Stabilisierungshaushalt, auch solange er noch nicht in Kraft ist, als ein Signal, als grünes Licht für einen neuen Aufschwung unserer Wirtschaft an.
    Sechstens. Die letzte und vielleicht wichtigste Bedingung für einen neuen Weg nach oben, für eine sichtbare Verbesserung des verschlechterten Investitionsklimas muß allerdings von der politischen Seite erfüllt werden. Wir alle wissen — da sind wir uns einig —: dem weiteren Verfall der Staatsautorität muß Einhalt geboten werden. Der Vertrauensschwund auch in der Wirtschaft, die Verwirrung in der Wirtschaft muß beendet werden. Die Menschen in der Wirtschaft müssen wieder den Kurs des Staatsschiffes erkennen können. Diese klare Sicht zu schaffen, liegt bei denen, die sich hier in diesem Hause um eine handlungsfähige Regierung bemühen.
    So weit unser Konzept, unser Versuch einer unkonventionellen Methode, um die Finanz- und Wirtschaftsmisere der kommenden Monate zu überwinden.
    Um es zusammenzufassen: Erstens Kernhaushalt als Ausdruck des Willens zur Entrümpelung des Etats, als Ausdruck der Sparsamkeit, der Ordnung, der Rationalisierung, aber zugleich als Schonhaushalt für die Bevölkerung und für die Wirtschaft.
    Zweitens: Stabilisierungshaushalt als konjunkturpolitischer Impulserteiler. Diese Funktion des Stabilisierungshaushaltes — und das möchte ich zu Herrn Althammer sagen — ist etwas anderes als der Ergänzungshaushalt von Herrn Schmücker. Sein Ergänzungshaushalt ist doch nur eine nachträgliche Korrektur gegenüber falsch vorausgeschätzten oder gegenüber neuen Tatbeständen. Es mag auch ganz richtig sein, daß man sich zu solchen Korrekturen durch einen Ergänzungshaushalt gezwungen sieht. Nur ist das etwas ganz anderes als der Stabilisierungshaushalt. Der Stabilisierungshaushalt soll absichtlich der Konjunktur und den Konjunkturerwartungen zusätzlich einen Impuls geben.
    Ich darf hinzufügen, um es ganz deutlich zu machen: Dieser Stabilisierungshaushalt soll auf der Ausgabenseite aus Investitionen bestehen. Wir alle wissen, daß die Kürzungen — auch die Kürzungen in unserem Kernhaushalt — mehr zu Lasten der Investitionen und weniger zu Lasten der Konsumausgaben gehen. Das ergibt sich aus der Natur der Sache; denken Sie an die Personalausgaben! Gegen diese Verlagerung soll der Stabilisierungshaushalt ein Gegengewicht darstellen. Wer spricht denn heute noch von Gemeinschaftsaufgaben? Der Stabilisierungshaushalt soll dafür sorgen, daß die Gemeinschaftsaufgaben oder, wenn Sie so wollen, Sozialinvestitionen gerade in einem möglichen Aufschwung endlich mehr zu ihrem Recht kommen. Auch das ist seine Funktion.
    Meine Damen und Herren, ich komme auf das Letzte. Wenn Sie dieses Zweistufenmodell oder diesen Zweiphasenplan, der ein Vorschlag und ein Versuch ist, beurteilen, werden Sie sicherlich die Frage stellen: Was geschieht bei einem neuen Aufschwung, der finanzpolitisch gefördert wird, mit den Preisen und Löhnen? Das ist eine berechtigte Frage. Sicherlich ist in diesem Jahr die Preissteigerungsrate von ihrem Höhepunkt mit 4,5 % im April 1966 inzwischen heruntergekommen; aber im ganzen Jahresdurchschnitt werden wir kaum unter 3 % gelangen. Sie erinnern sich alle — ich habe vorhin schon darauf hingewiesen — an das zweite Jahresgutachten ,des Sachverständigenrates. Die Sachverständigen schlugen damals bekanntlich eine „konzertierte Aktion zur Stabilisierung ohne Stagnation" vor. Dieses Gutachten — wir wissen es alle — wurde im Februar dieses Jahres mit forscher Hand vom Tisch gefegt. Vielleicht wurde damals von jemandem eine Sternstunde verpaßt. Denn für die Ablehnung des Gutachtens tauschte die Regierung Erhard II mit ihrer Politik etwas anderes ein, nämlich wirtschaftliche Wachstumsverluste und politische Unstabilität. Wir können auch sagen, die



    Dr. Schiller
    Regierung Erhard II erreichte das umgekehrte Ziel das Sachverständigengutachtens, sie erreichte Stagnation ohne Stabilität.
    Aber wie ,dem auch sei, wenn jetzt die Weichen neu gestellt werden sollen, sollte man den damaligen Gedanken der Gutachter, .den Gedanken einer konzertierten Aktion nicht vergessen. Auch in der neuen Lage, in ,der Aufgabe, einen Aufschwung in Stabilität zu veranstalten, sollte eine neue Bundesregierung, die sich ein expansives Ziel der Finanz- und Wirtschaftspolitik setzt, zu einer „konzertierten Aktion für Stabilität und Aufschwung" aufrufen. Das müßte der neue Name einer konzertierten Aktion in dieser neuen Situation sein. Die neue Regierung sollte sich nicht scheuen, wenn Gewerkschaften und Unternehmerverbände sich wie damals in der Überhitzung freiwillig zu einem gleichzeitigen und gleichmäßigen Verhalten zusammenfinden, dann ihrerseits den runden Tisch zur Verfügung zu stellen; sie sollte mit ihrer Finanz- und Wirtschaftspolitik ein Beispiel geben und, wenn gewünscht, auch neue Leitlinien des Sachverständigenrates unterstützen und mit ihrer Regierungsautorität ausstatten.
    Damit, auch mit der „konzertierten Aktion" im Aufschwung, ist ein weiterer Rahmen angedeutet, in dem unsere etatpolitischen Vorschläge konzipiert wurden. Wir treten hier nicht an, Herr Burgbacher, mit der Haltung der billigen Besserwisserei. Wir sagen nicht: „Wir haben alles immer richtig vorausgesagt". Das wäre sehr billig.

    (Zuruf von der Mitte.)

    Keine Partei hat hier ein Patentrezept, keine Partei hat einen Sonderzugang zu irgendeiner Kasse, auch nicht zu einer Himmelskasse; diesen Zugang gibt es nicht.

    (Zuruf des Abg. Dr. Burgbacher.)

    — Wir fordern von uns allen, Herr Burgbacher, daß Schluß gemacht wird mit der bequemen „Neigung, sich durchzuwursteln 'und durchzumogeln".

    (Beifall bei der SPD.)

    Es darf einfach nicht wieder passieren — wie das jetzt bei dem Entwurf für den Haushalt 1967 der Fall war —, daß ,der neue amtierende Finanzminister — oder das Streichquintett — einem Manne gleicht, der sich verzweifelt bemüht, aus Billardkugeln eine Pyramide zu errichten.

    (Heiterkeit bei der SPD.)


    (Vorsitz : Vizepräsident Dr. Dehler.)

    Fritz Ullrich Fack hat kürzlich aus Anlaß der Krise auf die drei Eigenschaften hingewiesen, die Max Weber dem Politiker abverlangt, nämlich Leidenschaft, Verantwortungsgefühl und Augenmaß. Ich sage es frei heraus: wir setzen dabei für jede Bundesregierung die ersten beiden Eigenschaften, Leidenschaft und Verantwortungsgefühl, als selbstverständlich voraus. Allerdings hat Max Weber vor 50 Jahren gesagt: Die bloße Geste der Gesinnungsethik genügt für die Politik nicht; die Verantwortungsethik muß hinzukommen. Das nur als Randbemerkung. Was wir aber besonders verlangen, ist
    das bisher fehlende Augenmaß. Wir fordern von einer neuen Bundesregierung ganz einfach die Fähigkeit — sie war bisher in Sachen Finanz- und Wirtschaftspolitik nicht vorhanden —, Ziele zu erkennen, Ziele zu bestimmen, sie weithin sichtbar zu machen und die Mittel für diese Ziele rechtzeitig zu planen. Um dieses Minimalerfordernis der Zielformulierung und der Planung der politischen Mittel auf die Ziele hin kommen Sie bei uns nicht herum; von diesem Minimalerfordernis werden wir in keinem Fall abweichen.

    (Beifall bei der SPD.)