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ID0506425800

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    Deutscher Bundestag 64. Sitzung Bonn, den 12. Oktober 1966 Inhalt: Fragestunde (Drucksachen V/970, V/980) Fragen des Abg. Geiger: Einheiten im Meßwesen — Kurzformen für Meßeinheiten — Notwendigkeit kostspieliger Um- und Neukonstruktionen 3061 C Frage der Abg. Frau Dr. Diemer-Nicolaus: Neuregelung der Vorschriften über die Berichtigung und Änderung von Steuerbescheiden Grund, Staatssekretär . . . . . . 3061 D Frau Dr. Diemer-Nicolaus (FDP) . . 3062 A Frage des Abg. Dr. Schmidt (Gellersen) : Einordnung der Zuwendungen zur Altershilfe für Landwirte usw. Grund, Staatssekretär . . . . . . 3062 B Dr. Schmidt (Gellersen) (SPD) . . . 3062 C Fragen des Abg. Börner: Erhöhung der Kfz- und Mineralölsteuer — Folgen einer Kürzung des Straßenbauhaushalts 1967 Grund, Staatssekretär . . . . . . 3063 A Börner (SPD) . . . . . . . . . 3063 C Fellermaier (SPD) . . . . . . . 3064 B Matthöfer (SPD) . . . . . . . . 3064 C Leber (SPD) . . . . . . . . . 3064 D D. Dr. Gerstenmaier, Präsident . . 3064 A, 3065 A Picard (CDU/CSU) . . . . . . . 3065 B Dr. Müller-Hermann (CDU/CSU) . . 3065 B Seifriz (SPD) . . . . . . . . . 3065 C Fragen des Abg. Matthöfer: Kürzung der Kilometer-Pauschale Grund, Staatssekretär 3065 D Matthöfer (SPD) 3066 B Frage des Abg. Kubitza: Förderung der Bildungsbemühungen von Fernschülern Kattenstroth, Staatssekretär . . . 3066 D Kubitza (FDP) . . . . . . . . 3067 A Dr. Müller (München) (SPD) . . . 3067 C Fragen des Abg. Weigl: Anträge auf Befreiung von der Versicherungspflichtgrenze 3067 C Frage des Abg. Prochazka: Ratifizierung des Dritten deutsch-österreichischen Sozialversicherungsabkommens Kattenstroth, Staatssekretär . . . 3067 D Frage des Abg. Dr. Jahn (Braunschweig) : Deutsches Kulturinstitut in Kyoto Dr. Schröder, Bundesminister . . . 3068 B Frage des Abg. Dr. Jahn (Braunschweig) : Errichtung eines deutschen Kulturzentrums in Osaka/Kobe Dr. Schröder, Bundesminister . . . 3068 B Dr. Jahn (Braunschweig) (CDU/CSU) 3068 C Frage des Abg. Ertl: Italienische Angriffe gegen angebliche Unterstützung der Anschläge in Südtirol aus der Bundesrepublik Dr. Schröder, Bundesminister . . . 3068 D Ertl (FDP) . . . . . . . . . . 3068 D II Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 64. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 12. Oktober 1966 Frage des Abg. Ertl: Wahrheitsgehalt der Dokumentation der Republikanischen Partei Italiens Dr. Schröder, Bundesminister . . 3069 A Ertl (FDP) 3069 B Frage des Abg. Ertl: Schritte der Bundesregierung zur Abwehr der italienischen Angriffe Dr. Schröder, Bundesminister . . 3069 C Prochazka (CDU/CSU) 3069 D Genscher (FDP) 3069 D Ertl (FDP) 3070 A Frage des Abg. Dr. Rutschke: Deutscher Finanzbeitrag zum Neubau der „Metropolitan Opera" in New York Dr. Schröder, Bundesminister . . . 3070 B Dr. Rutschke (FDP) 3070 B Fragen des Abg. Richter: Haushaltsmittel 1965 für nicht einkalkulierte Mängel und Fehler an Schiffen, Booten und sonstigem Marinegerät Gumbel, Staatssekretär . . . . . 3070 D Frage des Abg. Dr. Müller (München) : Förderung des Leistungssports durch die Bundeswehr Gumbel, Staatssekretär . . . . . 3071 B Dr. Müller (München) (SPD) . . . 3071 C Frage des Abg. Dr. Müller (München) : Leistungszentrum für bei der Bundeswehr dienende Hochleistungssportler Gumbel, Staatssekretär . . . . . 3071 D Dr. Müller (München) (SPD) . . . 3072 A Fragen des Abg. Schwabe: Technische Konsequenzen aus dem Triebwagenunglück im September 1966 bei Bensheim an der Bergstraße Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 3072 B Fragen des Abg. Folger: Einführung von Schaffnerwagen an Stelle der Bahnsteigsperren im Nahverkehr der DB Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister 3072 D Folger (SPD) 3073 A Frage des Abg. Schonhofen: Projektbearbeitung für die Autobahnquerverbindung Nordhessen–Bremen Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 3073 B Frage des Abg. Schonhofen: Erstellung des Teilstückes LahdeNeesen der B 482 Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 3073 B Frage des Abg. Schonhofen: Bau einer Brücke über die Weser am südlichen Stadtrand von Minden Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 3073 D Frage des Abg. Unertl: Trassenführung der Autobahn Regensburg–Passau Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 3074 A Frage des Abg. Dr. Kempfler: Auswirkung des K-Zuschlages im Stückgutverkehr auf die Zonenrand- und Ausbaugebiete Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 3074 A Dr. Kempfler (CDU/CSU) 3074 C Genscher (FDP) zur GO 3074 C Aktuelle Stunde Südtirol-Problem Borm (FDP) 3074 D D. Dr. Gerstenmaier, Präsident . . 3075 C Ertl (FDP) 3075 D Unertl (CDU/CSU) 3076 C Prinz von Bayern (CDU/CSU) . . 3076 D Dr. h. c. Jaksch (SPD) . . . . . 3077 C Zoglmann (FDP) 3078 A Dr. Becher (Pullach) (CDU/CSU) . 3079 A Dr. Schröder, Bundesminister . . 3079 D Dr. Schulz (Berlin) (SPD) . . . . 3080 D Schmitt-Vockenhausen (SPD) . . 3081 D Große Anfrage betr. Förderung der Forschung zur wirtschaftlichen Nutzung von Kernenergie und der Weltraumforschung (CDU/CSU, FDP) (Drucksache V/788) Dr. Schober (CDU/CSU) . . . . . 3082 B Dr. Stoltenberg, Bundesminister . . 3087 C Dr. Lohmar (SPD) . . . . . . . 3095 B Moersch (FDP) . . . . . . . . 3099 B Dr.-Ing. Dr. h. c. Balke (CDU/CSU) 3101 B Flämig (SPD) 3107 A Dr. Rutschke (FDP) . . . . . . 3112 D Dr. Althammer (CDU/CSU) . . . 3114 A Raffert (SPD) . . . . . . . . 3115 D Frau Geisendörfer (CDU/CSU) . . 3118 C Entwurf eines Tierschutzgesetzes (Abg. Dr Schmidt [Wuppertal], Bading, Mertes, Rollmann u. Gen.) (Drucksache V/934) — Erste Beratung — Rollmann (CDU/CSU) 3121 C Büttner (SPD) . . . . . . . . 3123 C Dr. Rutschke (FDP) . . . . . . 3124 C Dr. Hammans (CDU/CSU) . . . 3125 C Nächste Sitzung . . . . . . . . . 3127 C Anlagen 3129 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 64. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 12. Oktober 1966 3061 64. Sitzung Bonn, den 12. Oktober 1966 Stenographischer Bericht Beginn: 14.32 Uhr
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    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Beurlaubungen Dr. Achenbach *) 13. 10. Dr. Adenauer 12. 10. Dr. Aigner *) 13. 10. Frau Albertz 12. 10. Dr. Arndt (Berlin/Köln) 14. 10. Bading *) 14. 10. Bauer (Wasserburg) 14. 10. Bäuerle 31. 10. Berlin 20. 10. Beuster 14. 10. Dr. Birrenbach 19. 10. Blachstein 20. 10. Blumenfeld 14. 10. Buchstaller 14. 10. Burgemeister 31. 10. Dröscher *) 12. 10. Eisenmann 31. 10. Erler 31. 10. Faller *) 12. 10. Hahn (Bielefeld) *) 14. 10. Illerhaus 12. 10. Dr. Jungmann 21. 10. Klinker *) 14. 10. Könen (Düsseldorf) 22. 10. Köppler 21. 10. Kriedemann *) 12. 10. Freiherr von Kühlmann-Stumm 20.10. Lamperspach 14. 10. Lenz (Trossingen) 31. 10. Lücker (München) *) 14. 10. Mauk *) 13. 10. Michels 14. 10. Missbach 14. 10. Dr. Mühlhan 14. 10. Müller (Aachen-Land) *) 14. 10. Frau Pitz-Savelsberg 31. 10. Porzner 14. 10. Frau Renger 14. 10. Richarts 14. 10. Dr. Schmid (Frankfurt) 14. 10. Dr. Staratzke 14. 10. Frau Strobel*) 12. 10. Strohmayr 31. 10. Teriete 20. 10. Dr. Verbeek 31. 10. Weimer 31. 10. Wurbs 14. 10. *) Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen des Europäischen Parlaments Anlage 2 Umdruck 101 Antrag der Fraktion der SPD zur Großen Anfrage der Fraktionen der CDU/CSU, FDP betr. Förderung der Forschung zur wirtschaftlichen Nutzung von Kernenergie und Weltraumforschung - Drucksache V/788 - Anlagen zum Stenographischen Bericht Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird aufgefordert, 1. innerhalb des Bundesministeriums für wissenschaftliche Forschung in sachlicher und organisatorischer Hinsicht dafür Sorge zu tragen, daß die staatliche Wissenschaftspolitik mit der technologischen Entwicklung abgestimmt und koordiniert wird; 2. auf eine engere Zusammenarbeit zwischen industrieller Gemeinschaftsforschung, wissenschaftlichen Forschungsarbeiten an Hochschulen und Instituten und staatlicher Forschungsförderung zu drängen; 3. die Forschungsplanung zu einem Arbeitsprogramm zusammenzufassen, die diese verschiedenen Bereiche der Forschung aufeinander abstimmt; 4. dafür Sorge zu tragen, ,daß eine einseitige Beratung der Bundesregierung in den Fragen der Weltraumforschung und der AtomkernenergieEntwicklung vermieden wird: 5. zu prüfen, ob durch ein engeres Zusammenwirken bzw. durch den Zusammenschluß von ELDO und ESRO die Koordination im europäischen Maßstab effektiver gestaltet werden kann; 6. Vorschläge für ein langfristiges Arbeitsprogramm für EURATOM zu machen; 7. zu prüfen, mit welchen Ländern Abkommen über gemeinsame Anstrengungen auf den Gebieten der Ausbildung, der Forschung und der Entwicklung abgeschlossen werden sollten. Bonn, den 12. Oktober 1966 Erler und Fraktion Anlage 3 Umdruck 102 Antrag der Fraktionen der CDU/CSU, FDP zur Großen Anfrage der Fraktionen der CDU/CSU, FDP betr. Förderung der Forschung zur wirtschaftlichen Nutzung von Kernenergie und der Weltraumforschung - Drucksache V/788 - Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird aufgefordert, dafür Sorge zu tragen, daß 1. der nationale Anteil an der internationalen Weltraumforschung und Weltraumtechnik verstärkt wird; 2. für die internationale Zusammenarbeit in der Weltraumforschung eine noch wirkungsvollere Koordination der bestehenden deutschen Einrichtung der Wirtschaft und des Staates erreicht wird; 3. die Zusammenarbeit der Selbstverwaltungsorganisationen der Wissenschaft im gesamten europäischen Bereich erleichtert und verbessert wird; 3130 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode 64. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 12. Oktober 1966 4. die deutsche bzw. europäische Energiepolitik so gestaltet wird, daß die Energieerzeugung aus Kernkraftwerken neben den herkömmlichen Energieträgern zur Deckung des steigenden Energiebedarfs der Zukunft in angemessenem Umfang beitragen kann; 5. Prospektierung und Erschließung der Uranerzvorkommen auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland verstärkt und beschleunigt werden. Bonn, den 12. Oktober 1966 Dr. Barzel und Fraktion Freiherr von Kühlmann-Stumm und Fraktion Anlage 4 Schriftliche Ausführungen der Abgeordneten Frau Geisendörfer zu Punkt 2 der Tagesordnung. Auf dem Raumfahrtkongreß in Bad Godesberg wurde neulich davon gesprochen, daß man „ein Wort der Ermunterung" vom Bundestag erwarte. Ich hoffe, daß alle Mitarbeiter an den Aufgaben, von denen heute die Rede war, Wissenschaftler und Techniker, dieses Wort der Ermunterung für eine Arbeit, die in der Öffentlichkeit noch nicht immer das nötige Verständnis findet und vielleicht auch noch nicht finden kann, herausgehört haben.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Wolfgang Rutschke


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Als wir etwa vor acht Jahren in diesem Hause das Atomgesetz verabschiedeten, bekamen alle Abgeordneten, die dem Atom- und Wasserausschuß angehörten, viele Zuschriften von allen möglichen Stellen, die der Meinung waren, daß die Entwicklung der Atomenergie wirtschaftliche Schäden mit sich bringen werde. Insbesondere entsinne ich mich, daß damals aus dem Ruhrgebiet Befürchtungen kamen — Herr Kollege Balke, Sie nicken zustimmend —, wenn die Atomenergie zu schnell entwickelt werde, würden die Ruhrkohlen nicht mehr für Heizzwecke in den Dampfkraftwerken benötigt.



    Dr. Rutschke
    Dem wurde damals von den Wissenschaftlern entgegengehalten, man könne nicht daran denken, vor 20 Jahren Strom aus Atomanlagen herzustellen, der wirtschaftlich sei, d. h. der mit so geringen Kosten produziert werden könne, daß er eine Konkurrenz für die herkömmliche Stromerzeugung sei. Meine Damen und Herren, heute, nach acht Jahren, stellen wir fest — ich beziehe mich auf das, was einer meiner Herren Vorredner, Herr Kollege Moersch, gesagt hat —, daß in der Schweiz die Wasserkraft, die ja an sich noch billiger ist, nicht mehr in der Form ausgebaut wird, obwohl man bereits entsprechend projektiert hat, weil der Strom, der durch Atomkraft hergestellt werden kann, billiger ist.
    So schnell geht heute die Entwicklung, und so schwierig ist es, Prognosen für die Zukunft zu stellen. Ich weiß nicht, Herr Kollege Flämig, ob hier die technische Entwicklung, die nun einmal rasant vorwärtsgeht, so zu überblicken ist, daß auch — wie Sie vorhin meinten — eine Projektierung des Energiebedarfs in der Form hätte erfolgen können, — —

    (Abg. Flämig: Eine Energiepolitik muß man doch haben!)

    — Gut, aber eine gute Energiepolitik können Sie nur dann treiben, wenn Sie zuverlässige Unterlagen haben, und hier sind doch Schwierigkeiten vorhanden. Ich glaube, das an einem Beispiel dargelegt zu haben. Genauso war es bei uns in Karlsruhe. Wir haben vor einigen Jahren mit einem Aufwand von Millionen von Mark ein großes Gaswerk gebaut und haben es vor anderthalb Jahren abgerissen, weil inzwischen — —

    (Zuruf von der FDP: SPD-Mehrheit!)

    — Ich möchte die SPD nicht dafür verantwortlich machen. Sie konnte einfach nicht übersehen, daß inzwischen das Raffineriegas und das Naturgas das aus der Verkokung kommende Gas unrentabel machen würden.
    Sie sehen, welche Probleme hier liegen, und ich glaube, man sollte da auch mit der Planung sehr vorsichtig sein und sollte sich gut überlegen, in welche Richtung auch diese Entwicklung gehen könnte. Denn es sind so viele Imponderabilien darin, daß man nicht schon vorher Entscheidungen, die absolut richtig sind, fällen kann.
    Lassen Sie mich aber noch über eins sprechen. Es ist vielleicht ein Randgebiet; aber da ich aus dem Gebiet Karlsruhe komme, habe ich gewisse Erfahrungen, und auf Grund meiner Erfahrungen glaube ich, daß auch die Aufklärung der Bevölkerung mit ein wirtschaftlicher Faktor ist. Wir haben schlechte Erfahrungen gemacht, als in Karlsruhe der Reaktor gebaut wurde. Es sind Widerstände gewesen — durchaus berechtigt, denn die dortige Bevölkerung war plötzlich in die Situation gedrängt, daß sie einen Atomreaktor vor die Nase gesetzt bekam, von dem sie nicht wußte, ob er nicht eines Tages explodiert. Die Gefahr des Atoms schwirrte durch den Raum, und da man vorsichtig war, hat man sich dagegen gewehrt. Ich glaube, daß das auch auf die Wirtschaftlichkeit der Anlage — wenn man lange Genehmigungsverfahren braucht — einen gewissen Einfluß hat. Deshalb ist es ein Wunsch, den ich Herrn
    Minister Stoltenberg ans Herz legen möchte, die Aufklärungsarbeit in dieser Hinsicht nicht zu vernachlässigen, sondern alles zu tun, um auch die Bevölkerung davon zu überzeugen, daß hier ein wirtschaftlicher Forschritt, der nicht mit Gefahren für die Bevölkerung verbunden ist, weitergeführt werden muß.
    Wir haben z. B. wegen der Wiederaufarbeitungsanlage in Karlsruhe große Schwierigkeiten. Die Wiederaufarbeitung bestrahlter Brennelemente ist ein wichtiger Bestandteil des Brennstoffkreislaufs und dient vor allem der Rückgewinnung des „nicht verbrauchten" Urans und der Gewinnung des bei den Spaltungsvorgängen erzeugten Plutoniums. In allen Industrienationen werden deshalb Wiederaufarbeitungsanlagen gebaut und in Betrieb genommen. Die größte in Europa befindet sich in Windscale in England. Frankreich verfügt über zwei Wiederaufarbeitungsanlagen. In Belgien steht die Anlage der Eurochemic — ein OECD-Projekt — bei Mol betriebsbereit.
    Trotz jahrelanger Vorbereitungen ist es in der Bundesrepublik immer noch nicht gelungen, die Genehmigung für eine kleine Prototypanlage im Raume Karlsruhe zu erwirken. Ein Betrag in Höhe von 11 Millionen DM für den ersten Bauabschnitt ist im Bundesetat 1966 bereitgestellt. Die Mittel könnten jederzeit abgerufen werden, wenn es gelänge, die Genehmigung für diese Anlage vom Lande BadenWürttemberg zu bekommen.
    Und nun hört man Kritik von der anderen Seite, von der wirtschaftlichen Seite, die sagt: Durch eine weitere Verzögerung des Baues dieser Anlage laufen wir Gefahr, daß wir auf dem Gebiet der technischen Entwicklung keine oder nur sehr verspätet Erfahrungen sammeln können und damit bei der weiteren Fortentwicklung dieser Technik den Anschluß verlieren. Die ursprünglich bestehenden Schwierigkeiten mit den Bürgermeistern in diesem Raum dort dürften als beigelegt gelten, nachdem sich fast alle Bürgermeister bei einer Besichtigung der Eurochemic von der Sicherheit einer solchen Anlage überzeugen konnten. Die bisher noch nicht erteilte Genehmigung beruht auf den Bedenken der Landesstelle für Gewässerkunde, obwohl hier bereits Gutachten vorliegen, die aussagen sollen, daß eine Gefahr nicht besteht. Ich glaube, meine Damen und Herren, hier bestätigt sich das, was ich forderte: Wir sollten die Bevölkerung über die Situation offen aufklären, damit sie sich nicht aus Unkenntnis oder aus Furcht — eventuell berechtigter Furcht — gegen Sachen wehrt, gegen die sich zu wehren an sich nicht notwendig ist.
    Lassen Sie mich zum Schluß noch auf einen Punkt eingehen. Im Kreis Karlsruhe haben wir das Kernforschungszentrum. Es hat sich zweifellos bewährt und hat einen hohen Ruf. Die dort arbeitenden Wissenschaftler genießen hohes Ansehen und vollbringen anerkannte Leistungen. Hierbei möchte ich auf etwas eingehen, was die Kollegen Flämig und Lohmar auch angeschnitten hatten, nämlich das Problem, daß wir diese Wissenschaftler — nicht nur in Karlsruhe — weiter halten können. Es ist sicherlich eine Frage der Besoldung dieser Kräfte; aber ich glaube, es ist gleichfalls eine Frage der Ausstattung



    Dr. Rutschke
    unserer Institute. Ich kann mir durchaus vorstellen, daß ein interessierter Wissenschaftler lieber in einem Institut arbeitet, in dem ihm alle Möglichkeiten technischer Art zur Verfügung stehen, wo er für seinen berechtigten wissenschaftlichen Ehrgeiz bessere Chancen sieht, als in einem nicht gut entwickelten Betrieb. Wir sollten uns bemühen, in dieser Richtung alles zu tun, um diese qualifizierten Kräfte bei uns zu halten.

    (Zuruf: Sehr richtig! Beifall bei den Regierungsparteien.)



Rede von Dr. Thomas Dehler
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Althammer.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Walter Althammer


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich möchte dort beginnen, wo der Kollege Flämig geendet hat, nämlich bei der Kritik am Herrn Minister. Der Herr Kollege Flämig hat in dem ersten Teil seiner Ausführungen eine zum Teil recht deutliche Kritik am Minister geübt, und wir waren sehr überrascht, daß er dann am Schluß doch—ich darf wohl so sagen—eine gewisse Eloge auf diesen Mann ausgebracht hat.
    Auch der Herr Kollege Lohmar hat Kritik am Minister geübt. Herr Kollege Lohmar, ich glaube, die Art, wie Sie diese Kritik geübt haben, war doch wohl etwas sehr professoral. In der Sache selber wird man sagen müssen: Man kann dem Minister bei der Beantwortung einer Großen Anfrage nicht vorwerfen, daß er sich nicht mit allen möglichen, nicht zu dieser Anfrage gehörenden Dingen befaßt hat. Das war ein wesentlicher Inhalt Ihrer Kritik. Im übrigen muß man sagen, daß es wohl im Rahmen der zur Verfügung stehenden Zeit — wir sind leider in der Zeit jetzt schon sehr fortgeschritten — nicht gut möglich ist, daß man alle Äußerungen und Erklärungen wiederholt, die draußen in irgendwelchen Interviews oder sonstigen Verlautbarungen wiedergegeben werden.
    Konkret ist zu sagen: wenn hier von der SPD behauptet worden ist, man verfahre gegenwärtig noch nach dem sogenannten Gießkannenprinzip, dann ist das einfach und schlicht unrichtig; denn dann, wenn es gilt, an einem konkreten Programm Kritik zu üben, zeigt die Opposition sehr wohl, daß ihr bekannt ist, daß solche Programme vorhanden sind. Man sollte deshalb — das ist meine Meinung um der Ehrlichkeit willen auch davon ausgehen, ,daß sowohl im Bereich der Atomforschung wie auch jetzt beginnend im Bereich der Weltraumforschung solche Programme entweder schon vorhanden sind, d. h. durchgeführt werden, oder jedenfalls in die Wege geleitet werden.
    Nun ist in dieser Debatte hauptsächlich das Problem der Atomenergie und auch das Verhältnis zu den anderen Energiequellen behandelt worden. Von der Weltraumforschung haben wir leider bisher kaum etwas gehört.

    (Abg. Dr. Lohmar: Kommt noch, Herr Althammer!)

    Ich darf aber zunächst einmal etwas zu diesem sehr gravierenden Problem sagen. Natürlich haben wir überall die Sorge gehört, daß in bezug auf unsere künftige Energiebasis eventuell Strukturschäden durch das Verstromungsgesetz verursacht werden können. Aber, meine verehrten Kolleginnen und Kollegen, dann sollten wir in der Sache auch ehrlich sein. Auf Grund der Äußerungen zum Verstromungsgesetz habe ich mir einmal das Protokoll über die damaligen Debatten kommen lassen. Aus diesem Protokoll geht klar und eindeutig hervor, daß sämtliche Fraktionen mit Ausnahme eines einzigen Abgeordneten dem Verstromungsgesetz damals zugestimmt haben.

    (Hört! Hört! in der Mitte. — Zuruf von der SPD: Der Not gehorchend!)

    — Ich habe hier noch mehr. Vielleicht darf ich mit Erlaubnis des Präsidenten zitieren, was der maßgebliche Sprecher der SPD, Herr Kollege Arendt, dazu ausgeführt hat. Er hat erklärt:
    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich bin dem Kollegen Springorum dankbar, daß er in seinem Schlußsatz auf das Wichtigste der Position der SPD-Fraktion zu diesem Verstromungsgesetz aufmerksam gemacht hat,
    - auf das Wichtigste —
    auf etwas, was im Laufe dieser Debatte drohte verlorenzugehen, nämlich darauf, daß die sozialdemokratische Bundestagsfraktion diesem Gesetz zustimmt. Meine Damen und Herren, die SPD stimmt dem Gesetz zu, also ist das Gesetz ein Fortschritt.
    So steht es hier wörtlich.

    (Zuruf rechts: Wo bleibt da die Logik?)

    Sie können das nachlesen. Ich will damit nur sagen, daß es notwendig sein kann, sich hier eines Besseren zu besinnen. Das ist durchaus möglich. Aber dann sollten wir auch von den wahrhaftigen Grundlagen ausgehen.
    Der Sinn der heutigen Debatte sollte auch darin bestehen, daß wir von diesem Parlament aus noch einmal bekräftigen, daß wir jedenfalls gewillt sind, alles zu vermeiden, was etwa einem zukunftsträchtigen Energieträger durch solche gesetzlichen Maßnahmen den Weg versperren könnte. Unser Bundeswirtschaftsminister hat nachdrücklich erklärt, daß an eine Verlängerung dieses Gesetzes nicht gedacht ist. Es wird maßgeblich von diesem Haus abhängen. ob wir dann, wenn es hart auf hart geht, die Stärke und die Einsicht unter Beweis stellen, damit eine solche Verlängerung eben auch nicht durchgeführt wird.
    Wenn nun draußen als Ergebnis dieser Debatte mitgenommen werden kann, daß dieses Problem jetzt im Parlament durchaus in aller Klarheit und Deutlichkeit gesehen wird, dann wird das auch diejenigen Kreise beruhigen, die hinsichtlich der industriellen Verwertbarkeit des Atomstroms gewisse Befürchtungen hegen.
    Gestatten Sie mir noch ein paar Bemerkungen zur Weltraumforschung. Dieses Gebiet war am An-



    Dr. Althammer
    fang sehr umstritten. Vielleicht ist es bisher von der SPD auch deshalb so kurz behandelt worden, weil es früher einmal grundsätzlich ablehnende Meinungen dazu gegeben hat. Heute kann aber wohl kaum noch bestritten werden, daß die Bundesrepublik sich auf diesem Gebiet wird betätigen müssen. Die Frage ist nur, wie das geschehen soll.
    In der Theorie gibt es meines Erachtens einen ganz klaren Aufbau, der davon ausgeht, daß zuerst einmal ausreichende nationale Kapazitäten geschaffen werden müssen. Dann können wir bereit sein, in internationalen Programmen mitzuwirken.
    Ein zweites Problem. Wie werden wir als die Spätkommenden auf diesem Gebiet neben den beiden Giganten USA und Sowjetunion bestehen können? Meine persönliche Meinung: wir können nur dann ein ernst zu nehmender Partner gegenüber diesen beiden anderen sein, wenn es gelingen sollte, die Kräfte Gesamteuropas außerhalb der Sowjetunion und ihres Machtbereichs zusammenzufassen. Hier beginnen aber nun schon die Probleme, nämlich die der bilateralen Zusammenarbeit. Wir wissen, daß die Bundesrepublik eine bilaterale Zusammenarbeit mit den USA projektiert hat und daß diese Zusammenarbeit ausgebaut werden soll. Heute konnten wir in den Zeitungen lesen, daß Frankreich ein Programm mit der Sowjetunion vereinbart hat. Der Kollege Lohmar hat darauf schon angespielt. Nach diesem Programm soll einmal — in ganz ähnlicher Weise wie bei der Zusammenarbeit der Bundesrepublik mit den USA — auf einem sowjetischen Träger eine Sonde französischer Bauart getragen werden. Auf atomarem Gebiet und auf dem Fernsehgebiet ist eine ähnliche Zusammenarbeit vorgesehen.
    Man wird sagen: diese bilaterale Zusammenarbeit soll ja unsere nationalen Kapazitäten ausweiten und uns wissenschaftlichen Gewinn bringen. Es wird sich aber die Frage stellen, wo dann die Grenzen der Leistungsfähigkeiten für uns sind. Wenn wir uns bilateral zu weitgehend engagieren und binden, kann ich mir nicht vorstellen, daß wir dann noch die finanziellen Mittel und sonstigen Möglichkeiten haben, um auf dem gesamteuropäischen Gebiet hier Entscheidendes zu leisten.
    Selbstverständlich liegt es nicht in erster Linie an uns, daß diese Schwierigkeiten auf dem europäischen Sektor eingetreten sind. Ich möchte unserem Minister hier ausdrücklich dafür danken, daß er sich in so nachdrücklicher Weise für eine Rettung der bisherigen Projekte im europäischen Rahmen eingesetzt hat.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Wir wollen die Hoffnung nicht aufgeben, daß diese Notwendigkeit gesehen wird, daß die Franzosen genauso wie wir von der klaren Erkenntnis ausgehen, daß sie bei einer bilateralen Zusammenarbeit mit der Sowjetunion — genauso wie wenn wir mit den USA zusammenarbeiten — ganz einfach der winzige Partner neben einem Riesen sind. Das sind die faktischen Verhältnisse. Ich meine, wir sollten daraus unsere Konsequenzen ziehen und nach wie
    vor daran festhalten, daß wir auf dem europäischen Sektor vorankommen müssen.
    Ich darf mich auf diese kurzen Bemerkungen beschränken und damit schließen, daß ich noch einmal die Kritik, die an dem Minister in dieser Debatte von der Opposition geübt worden ist, zurückweise. Dieser Minister hat es — das ist auch schon gesagt worden — in der kurzen Zeit, in der er im Amt ist, immerhin verstanden, nachdrücklich die Priorität und den Schwerpunkt der Wissenschaft und Forschung herauszustellen. Es ist keine kleine Sache, angesichts der von Jahr zu Jahr beengter werdenden Haushaltssituation diesen Schwerpunkt mit diesen jährlichen Zuwachsraten durchzuhalten. Wer die Dinge intern kennt, der weiß, wie ungeheuer schwer das ist.

    (Abg. Dr. Lohmar: Bei dem Bundeskanzler wundert einen das nicht!)

    — Herr Kollege Lohmar, auch wenn Willy Brandt Kanzler wäre, könnte er nicht Geld herzaubern. Das ist eine Zwangslage, in der wir stehen. Wir haben uns über das Problem, woher das kommt — durch unsere gesetzlichen Festlegungen —, schon in anderem Zusammenhang ausgiebig unterhalten.
    Das eine muß man sagen: Alle die schönen Einzelprojekte wie Austausch mit den USA, wie Preisausschreiben für unsere jungen Menschen sind gut und schön. Aber die Basis einer wirklich erfolgreichen Arbeit ist eben auch auf diesem Gebiet die Bereitstellung der notwendigen Mittel. Hier ist wirklich Anlaß gegeben, unserem Minister Dank und Anerkennung auszusprechen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)