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ID0506423900

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    Deutscher Bundestag 64. Sitzung Bonn, den 12. Oktober 1966 Inhalt: Fragestunde (Drucksachen V/970, V/980) Fragen des Abg. Geiger: Einheiten im Meßwesen — Kurzformen für Meßeinheiten — Notwendigkeit kostspieliger Um- und Neukonstruktionen 3061 C Frage der Abg. Frau Dr. Diemer-Nicolaus: Neuregelung der Vorschriften über die Berichtigung und Änderung von Steuerbescheiden Grund, Staatssekretär . . . . . . 3061 D Frau Dr. Diemer-Nicolaus (FDP) . . 3062 A Frage des Abg. Dr. Schmidt (Gellersen) : Einordnung der Zuwendungen zur Altershilfe für Landwirte usw. Grund, Staatssekretär . . . . . . 3062 B Dr. Schmidt (Gellersen) (SPD) . . . 3062 C Fragen des Abg. Börner: Erhöhung der Kfz- und Mineralölsteuer — Folgen einer Kürzung des Straßenbauhaushalts 1967 Grund, Staatssekretär . . . . . . 3063 A Börner (SPD) . . . . . . . . . 3063 C Fellermaier (SPD) . . . . . . . 3064 B Matthöfer (SPD) . . . . . . . . 3064 C Leber (SPD) . . . . . . . . . 3064 D D. Dr. Gerstenmaier, Präsident . . 3064 A, 3065 A Picard (CDU/CSU) . . . . . . . 3065 B Dr. Müller-Hermann (CDU/CSU) . . 3065 B Seifriz (SPD) . . . . . . . . . 3065 C Fragen des Abg. Matthöfer: Kürzung der Kilometer-Pauschale Grund, Staatssekretär 3065 D Matthöfer (SPD) 3066 B Frage des Abg. Kubitza: Förderung der Bildungsbemühungen von Fernschülern Kattenstroth, Staatssekretär . . . 3066 D Kubitza (FDP) . . . . . . . . 3067 A Dr. Müller (München) (SPD) . . . 3067 C Fragen des Abg. Weigl: Anträge auf Befreiung von der Versicherungspflichtgrenze 3067 C Frage des Abg. Prochazka: Ratifizierung des Dritten deutsch-österreichischen Sozialversicherungsabkommens Kattenstroth, Staatssekretär . . . 3067 D Frage des Abg. Dr. Jahn (Braunschweig) : Deutsches Kulturinstitut in Kyoto Dr. Schröder, Bundesminister . . . 3068 B Frage des Abg. Dr. Jahn (Braunschweig) : Errichtung eines deutschen Kulturzentrums in Osaka/Kobe Dr. Schröder, Bundesminister . . . 3068 B Dr. Jahn (Braunschweig) (CDU/CSU) 3068 C Frage des Abg. Ertl: Italienische Angriffe gegen angebliche Unterstützung der Anschläge in Südtirol aus der Bundesrepublik Dr. Schröder, Bundesminister . . . 3068 D Ertl (FDP) . . . . . . . . . . 3068 D II Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 64. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 12. Oktober 1966 Frage des Abg. Ertl: Wahrheitsgehalt der Dokumentation der Republikanischen Partei Italiens Dr. Schröder, Bundesminister . . 3069 A Ertl (FDP) 3069 B Frage des Abg. Ertl: Schritte der Bundesregierung zur Abwehr der italienischen Angriffe Dr. Schröder, Bundesminister . . 3069 C Prochazka (CDU/CSU) 3069 D Genscher (FDP) 3069 D Ertl (FDP) 3070 A Frage des Abg. Dr. Rutschke: Deutscher Finanzbeitrag zum Neubau der „Metropolitan Opera" in New York Dr. Schröder, Bundesminister . . . 3070 B Dr. Rutschke (FDP) 3070 B Fragen des Abg. Richter: Haushaltsmittel 1965 für nicht einkalkulierte Mängel und Fehler an Schiffen, Booten und sonstigem Marinegerät Gumbel, Staatssekretär . . . . . 3070 D Frage des Abg. Dr. Müller (München) : Förderung des Leistungssports durch die Bundeswehr Gumbel, Staatssekretär . . . . . 3071 B Dr. Müller (München) (SPD) . . . 3071 C Frage des Abg. Dr. Müller (München) : Leistungszentrum für bei der Bundeswehr dienende Hochleistungssportler Gumbel, Staatssekretär . . . . . 3071 D Dr. Müller (München) (SPD) . . . 3072 A Fragen des Abg. Schwabe: Technische Konsequenzen aus dem Triebwagenunglück im September 1966 bei Bensheim an der Bergstraße Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 3072 B Fragen des Abg. Folger: Einführung von Schaffnerwagen an Stelle der Bahnsteigsperren im Nahverkehr der DB Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister 3072 D Folger (SPD) 3073 A Frage des Abg. Schonhofen: Projektbearbeitung für die Autobahnquerverbindung Nordhessen–Bremen Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 3073 B Frage des Abg. Schonhofen: Erstellung des Teilstückes LahdeNeesen der B 482 Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 3073 B Frage des Abg. Schonhofen: Bau einer Brücke über die Weser am südlichen Stadtrand von Minden Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 3073 D Frage des Abg. Unertl: Trassenführung der Autobahn Regensburg–Passau Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 3074 A Frage des Abg. Dr. Kempfler: Auswirkung des K-Zuschlages im Stückgutverkehr auf die Zonenrand- und Ausbaugebiete Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 3074 A Dr. Kempfler (CDU/CSU) 3074 C Genscher (FDP) zur GO 3074 C Aktuelle Stunde Südtirol-Problem Borm (FDP) 3074 D D. Dr. Gerstenmaier, Präsident . . 3075 C Ertl (FDP) 3075 D Unertl (CDU/CSU) 3076 C Prinz von Bayern (CDU/CSU) . . 3076 D Dr. h. c. Jaksch (SPD) . . . . . 3077 C Zoglmann (FDP) 3078 A Dr. Becher (Pullach) (CDU/CSU) . 3079 A Dr. Schröder, Bundesminister . . 3079 D Dr. Schulz (Berlin) (SPD) . . . . 3080 D Schmitt-Vockenhausen (SPD) . . 3081 D Große Anfrage betr. Förderung der Forschung zur wirtschaftlichen Nutzung von Kernenergie und der Weltraumforschung (CDU/CSU, FDP) (Drucksache V/788) Dr. Schober (CDU/CSU) . . . . . 3082 B Dr. Stoltenberg, Bundesminister . . 3087 C Dr. Lohmar (SPD) . . . . . . . 3095 B Moersch (FDP) . . . . . . . . 3099 B Dr.-Ing. Dr. h. c. Balke (CDU/CSU) 3101 B Flämig (SPD) 3107 A Dr. Rutschke (FDP) . . . . . . 3112 D Dr. Althammer (CDU/CSU) . . . 3114 A Raffert (SPD) . . . . . . . . 3115 D Frau Geisendörfer (CDU/CSU) . . 3118 C Entwurf eines Tierschutzgesetzes (Abg. Dr Schmidt [Wuppertal], Bading, Mertes, Rollmann u. Gen.) (Drucksache V/934) — Erste Beratung — Rollmann (CDU/CSU) 3121 C Büttner (SPD) . . . . . . . . 3123 C Dr. Rutschke (FDP) . . . . . . 3124 C Dr. Hammans (CDU/CSU) . . . 3125 C Nächste Sitzung . . . . . . . . . 3127 C Anlagen 3129 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 64. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 12. Oktober 1966 3061 64. Sitzung Bonn, den 12. Oktober 1966 Stenographischer Bericht Beginn: 14.32 Uhr
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    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Beurlaubungen Dr. Achenbach *) 13. 10. Dr. Adenauer 12. 10. Dr. Aigner *) 13. 10. Frau Albertz 12. 10. Dr. Arndt (Berlin/Köln) 14. 10. Bading *) 14. 10. Bauer (Wasserburg) 14. 10. Bäuerle 31. 10. Berlin 20. 10. Beuster 14. 10. Dr. Birrenbach 19. 10. Blachstein 20. 10. Blumenfeld 14. 10. Buchstaller 14. 10. Burgemeister 31. 10. Dröscher *) 12. 10. Eisenmann 31. 10. Erler 31. 10. Faller *) 12. 10. Hahn (Bielefeld) *) 14. 10. Illerhaus 12. 10. Dr. Jungmann 21. 10. Klinker *) 14. 10. Könen (Düsseldorf) 22. 10. Köppler 21. 10. Kriedemann *) 12. 10. Freiherr von Kühlmann-Stumm 20.10. Lamperspach 14. 10. Lenz (Trossingen) 31. 10. Lücker (München) *) 14. 10. Mauk *) 13. 10. Michels 14. 10. Missbach 14. 10. Dr. Mühlhan 14. 10. Müller (Aachen-Land) *) 14. 10. Frau Pitz-Savelsberg 31. 10. Porzner 14. 10. Frau Renger 14. 10. Richarts 14. 10. Dr. Schmid (Frankfurt) 14. 10. Dr. Staratzke 14. 10. Frau Strobel*) 12. 10. Strohmayr 31. 10. Teriete 20. 10. Dr. Verbeek 31. 10. Weimer 31. 10. Wurbs 14. 10. *) Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen des Europäischen Parlaments Anlage 2 Umdruck 101 Antrag der Fraktion der SPD zur Großen Anfrage der Fraktionen der CDU/CSU, FDP betr. Förderung der Forschung zur wirtschaftlichen Nutzung von Kernenergie und Weltraumforschung - Drucksache V/788 - Anlagen zum Stenographischen Bericht Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird aufgefordert, 1. innerhalb des Bundesministeriums für wissenschaftliche Forschung in sachlicher und organisatorischer Hinsicht dafür Sorge zu tragen, daß die staatliche Wissenschaftspolitik mit der technologischen Entwicklung abgestimmt und koordiniert wird; 2. auf eine engere Zusammenarbeit zwischen industrieller Gemeinschaftsforschung, wissenschaftlichen Forschungsarbeiten an Hochschulen und Instituten und staatlicher Forschungsförderung zu drängen; 3. die Forschungsplanung zu einem Arbeitsprogramm zusammenzufassen, die diese verschiedenen Bereiche der Forschung aufeinander abstimmt; 4. dafür Sorge zu tragen, ,daß eine einseitige Beratung der Bundesregierung in den Fragen der Weltraumforschung und der AtomkernenergieEntwicklung vermieden wird: 5. zu prüfen, ob durch ein engeres Zusammenwirken bzw. durch den Zusammenschluß von ELDO und ESRO die Koordination im europäischen Maßstab effektiver gestaltet werden kann; 6. Vorschläge für ein langfristiges Arbeitsprogramm für EURATOM zu machen; 7. zu prüfen, mit welchen Ländern Abkommen über gemeinsame Anstrengungen auf den Gebieten der Ausbildung, der Forschung und der Entwicklung abgeschlossen werden sollten. Bonn, den 12. Oktober 1966 Erler und Fraktion Anlage 3 Umdruck 102 Antrag der Fraktionen der CDU/CSU, FDP zur Großen Anfrage der Fraktionen der CDU/CSU, FDP betr. Förderung der Forschung zur wirtschaftlichen Nutzung von Kernenergie und der Weltraumforschung - Drucksache V/788 - Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird aufgefordert, dafür Sorge zu tragen, daß 1. der nationale Anteil an der internationalen Weltraumforschung und Weltraumtechnik verstärkt wird; 2. für die internationale Zusammenarbeit in der Weltraumforschung eine noch wirkungsvollere Koordination der bestehenden deutschen Einrichtung der Wirtschaft und des Staates erreicht wird; 3. die Zusammenarbeit der Selbstverwaltungsorganisationen der Wissenschaft im gesamten europäischen Bereich erleichtert und verbessert wird; 3130 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode 64. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 12. Oktober 1966 4. die deutsche bzw. europäische Energiepolitik so gestaltet wird, daß die Energieerzeugung aus Kernkraftwerken neben den herkömmlichen Energieträgern zur Deckung des steigenden Energiebedarfs der Zukunft in angemessenem Umfang beitragen kann; 5. Prospektierung und Erschließung der Uranerzvorkommen auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland verstärkt und beschleunigt werden. Bonn, den 12. Oktober 1966 Dr. Barzel und Fraktion Freiherr von Kühlmann-Stumm und Fraktion Anlage 4 Schriftliche Ausführungen der Abgeordneten Frau Geisendörfer zu Punkt 2 der Tagesordnung. Auf dem Raumfahrtkongreß in Bad Godesberg wurde neulich davon gesprochen, daß man „ein Wort der Ermunterung" vom Bundestag erwarte. Ich hoffe, daß alle Mitarbeiter an den Aufgaben, von denen heute die Rede war, Wissenschaftler und Techniker, dieses Wort der Ermunterung für eine Arbeit, die in der Öffentlichkeit noch nicht immer das nötige Verständnis findet und vielleicht auch noch nicht finden kann, herausgehört haben.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Ulrich Lohmar


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Gnädige Frau, es würde mir nie in den Sinn kommen — nicht allein aus Gründen der Courtoisie, sondern auch aus Gründen der partnerschaftlichen Zusammenarbeit in diesem Hause —, den Sinn oder Unsinn einer Großen Anfrage einer anderen Fraktion zu untersuchen. Meine Bemerkung richtete sich an die Bundesregierung. Ich möchte gern wissen, ob der Bundesminister für wissenschaftliche Forschung die Interdependenz zwischen den wirtschaftlichen Möglichkeiten und der personellen Situation so einschätzt wie wir. Nach meinem Eindruck ist es so, daß die Arbeitsfähigkeit und damit auch die wirtschaftlichen Entwicklungsmöglichkeiten auf beiden Sektoren, über die wir heute reden, entscheidend abhängen von einer Ermutigung der jungen Forscher an unseren Instituten.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der CDU/CSU.)

    Geschieht das nicht, können wir uns noch so viel ausdenken; ohne qualifizierte jüngere Wissenschaftler ist das, was der Herr Minister in seiner Rede heute angedeutet hat, nicht zu schaffen, weder mit Organisation noch mit Geld. Ohne die Menschen und ihren Sachverstand kommen wir nicht weiter.
    Lassen Sie mich zu dem letzten Bereich kommen, nämlich zur internationalen Zusammenarbeit. Hier kann man mit dem Minister über die allgemeinen Grundsätze schlecht streiten. Natürlich kann man nicht prinzipiell sagen: entweder nationale oder internationale Art der Arbeit. Aber umgekehrt, Herr Minister: was besagt die Formel des Sowohl-Alsauch, die Sie uns hier angeboten haben? Muß man nicht vielmehr untersuchen, in welchen konkreten Vorhaben der Bundesregierung sich eine mehr nationale oder mehr internationale Form der Arbeit als zweckmäßig erweist?

    (Sehr gut! bei der SPD.)

    Meinen Sie nicht, daß Ihre Ausführungen in dieser Frage doch zu sehr im Prinzipiellen und Allgemeinen steckengeblieben sind?
    Ich finde Ihren Hinweis gut, daß die Kommission der Europäischen Gemeinschaften sich auch mit anderen Fragen als denen der Atomkernenergie und der Weltraumforschung beschäftigen sollte. Aber ich finde es wiederum unzulänglich, daß Sie sich hier im Bundestag auf diese allgemeine Bemerkung beschränken, während Sie vor einigen Tagen in einem Zeitungsinterview immerhin weiter gegangen sind als in Ihrer Rede vor dem Parlament. In diesem Interview in der „Stuttgarter Zeitung" kann man lesen, Sie seien der Meinung, daß die europäische Zusammenarbeit sich auch auf die Datenverarbeitung, auf die Städteplanung, auf die Regionalplanung, auf das Problem der Verschmutzung von Luft und Wasser erstrecken könnte. Das sind Themen, die uns sehr an lange zurückliegende und oft wiederholte Vorschläge der gegenwärtigen Opposition in diesem Hause erinnern.
    Ich finde es auch bemerkenswert, was Sie in dem gleichen Interview in der „Stuttgarter Zeitung" gesagt haben — wenn der Präsident so liebenswürdig ist, mir ein kurzes Zitat zu erlauben, möchte ich einen Satz daraus vorlesen —: „Der Wettbewerbsvorteil der amerikanischen forschungsintensiven Industriezweige beruht vor allem auf ihrer Fähigkeit" — sagt der Minister —, „neue Forschungserkenntnisse in rationalisierterer und organisierterer Weise — mit Verfahren der Systemanalyse — und dadurch rascher in Produkte des Marktes umzusetzen. Der Zwang zur rationelleren Organisation von Entwicklung, Innovation und Management wird durch größere ökonomische Einheiten verstärkt." Ich finde diese Bemerkung wesentlich und möchte sie nachhaltig unterstreichen. Nur, Herr Minister, was folgt daraus? Wer beschäftigt sich in Deutschland mit der methodischen Voraussetzung, die Sie hier mit Recht ansprechen, nämlich einer Entwicklung der Systemanalyse? Es gibt ein Institut in Heidelberg, das von Ihrem Hause mehr oder minder gefördert wird. Es gibt sonst kaum eine systematische Bemühung an den deutschen Hochschulen oder Instituten, diese Entwicklung in den Griff zu bekommen.
    Sie haben am Schluß Ihres Vortrags darauf hingewiesen, daß neben der Atomkernenergie und der Weltraumforschung die Technik der Informationsverarbeitung ein entscheidendes Gebiet für unsere weitere gesellschaftliche Entwicklung sein werde. Ich teile diese Meinung. Nur frage ich Sie: Was folgt daraus für die Politik der Bundesregierung? Welche konkreten Entschlüsse leiten Sie aus dieser Berner-kung ab? Welche Pläne ergeben sich daraus in finanzieller, sachlicher, personeller und organisatorischer Hinsicht?
    Ich meine, wir sollten die Formen der internationalen Zusammenarbeit nicht nur prüfen in dem bisherigen Rahmen der allgemeinen europäischen Zusammenarbeit und nicht ausschließlich in der bilateralen Zusammenarbeit mit den Vereinigten Staaten. Unser französisches Nachbarland zeigt uns, daß bilaterale Arbeitsteilungen mit verschiedenen Ländern auf verschiedenen Gebieten sehr gute Resultate jeweils für beide Beteiligte haben können. Warum prüft die Bundesregierung nicht, ob solche Abkommen über Ausbildung, Forschung und Entwicklung — alle drei Bereiche muß man immer zusammen sehen — nicht mit anderen Ländern abgeschlossen werden können? Ich meine, es wäre eine gute Sache, sich darüber Gedanken zu machen. Auf diese Weise käme man allmählich, Herr Bundesminister, zu einem wissenschaftspolitischen Konzept, zu einer Strategie, in der nationale und internationale Anstrengungen in der Forschungsplanung auf den beiden uns heute interessierenden Bereichen und darüber hinaus zusammengefaßt werden könnten. Eine



    Dr. Lohmar
    solche wissenschaftspolitische und die Forschung umgreifende Strategie brauchen wir. Sie war bisher nicht zu erkennen und ist auch in Ihrer Rede nicht zu erkennen gewesen.
    Lassen Sie mich, meine Damen Herren, die Gelegenheit benutzen — nicht zum Thema der Großen Anfrage der CDU/CSU und der FDP gehörend —, dem ausscheidenden Staatssekretär des Bundesministeriums für wissenschaftliche Forschung, Cartellieri im Namen meiner politischen Freunde für die Sorgfalt, die Mühe und die Umsicht, die er in den Aufbaujahren des Wissenschaftsministeriums aufgebracht hat, herzlich zu danken.

    (Beifall.)

    Ich wünsche seinem Nachfolger, Herrn Staatssekretär von H e p p e , der wohl bald sein Aufgabengebiet übernehmen wird, allen Erfolg für seine Arbeit. Der neue Staatssekretär des Wissenschaftsministeriums sollte von vornherein der Unterstützung, der Mitarbeit, aber auch der kritischen Aufmerksamkeit des gesamten Bundestages für seine Arbeit sicher sein können. Wenn er sich mit uns gemeinsam darum bemüht, dieses Spähtruppunternehmen Wissenschaft, als das man es heute noch qualifizieren muß, in eine wirkliche politische Offensive auszuweiten, wird er die gegenwärtige Opposition dieses Hauses immer auf seiner Seite finden.

    (Beifall bei der SPD.)



Rede von Erwin Schoettle
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Abgeordnete Moersch.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Karl Moersch


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die letzten Worte des Herrn Kollegen Dr. Lohmar erwecken natürlich den Anschein, daß er sich zur Zeit als Vorsitzender des Wissenschaftsausschusses in diesem Hause noch als Spähtruppführer fühlt. Ich nehme diese Tatsache zur Kenntnis. Nur darf ich feststellen, Herr Dr. Lohmar, daß Sie — gestatten Sie mir diese Anmerkung — in diesem Fall in Ihrem Debattenbeitrag ein wenig in die falsche Richtung gespäht haben. Die Frau Kollegin Geisendörfer hat meiner Ansicht nach zutreffend darauf hingewiesen, daß es sich bei dieser Anfrage und ihrer Beantwortung — wenn es in der Antwort auch sehr vorsichtig anklang — in erster Linie um die Frage der jetzigen wirtschaftlichen Entwicklung in diesem Zusammenhang handelte. Ich bedaure, daß das offensichtlich im Hause nicht so ganz erkannt worden ist. Sonst hätten wir sicher die Freude, mehr Kollegen, die unmittelbar an wirtschaftlichen Fragen interessiert sind, hier zu sehen. Ich muß allerdings entschuldigend bemerken, daß sich diese Kollegen zur Zeit wahrscheinlich im Wirtschaftsausschuß mit der Stabilitätsvorlage beschäftigen. Ich bedauere das ein wenig; denn ich möchte hier doch einige Bemerkungen machen, die vielleicht Anlaß zu Kontroversen in allen Gruppen dieses Hohen Hauses sein könnten und, wie ich glaube, sein müßten.
    Herr Bundesminister, ich habe volles Verständnis dafür, daß Sie in Ihrer Beantwortung diese sehr schwierigen Fragen der künftigen Energiepolitik — und sie ist die Kernfrage der Kernenergiepolitik, wenn ich das einmal so sagen darf — mit großer Eleganz behandelt haben, aber, wie ich meine, vielleicht doch nicht deutlich genug im Sinne der Fragesteller auf diese Fragen eingegangen sind. Es sollte heute in diesem Hohen Hause eigentlich einmal möglich sein, ein Gesamtkonzept der Energievorausschau auch im Zusammenhang mit der Kernenergie zu entwickeln. Ich bedauere, daß es zu dieser Debatte nicht schon im Zusammenhang mit der Behandlung der Fragen der Kohleförderung und der künftigen Stellung der Kohle im Energiemarkt gekommen ist. Es hat sich leider oder Gott sei Dank — das hängt davon ab, von welcher Seite aus man das betrachtet — herausgestellt, daß die Erwartungen in bezug auf die wirtschaftliche Nutzbarkeit der Kernenergie im Grunde weit übertroffen worden sind. Ich brauche nur einmal die Debatten, die in diesem Hause vor etwa zehn Jahren stattgefunden haben, und die Ankündigungen, die damals von amtlicher Seite bezüglich der Zukunftsmöglichkeiten der Kernenergienutzung gemacht worden sind, mit dem heutigen Zustand zu vergleichen.
    Tatsächlich — und man sollte das wirklich als ein Faktum sehen, und das sollte auch zur Beleuchtung unserer künftigen Beschlüsse und vielleicht auch unserer früheren Beschlüsse beitragen — ist heute ein Zustand erreicht, von dem die Kundigen nicht so gern reden, der aber, wie ich meine, höchst bemerkenswert auch für unseren Haushalt sein wird. Es ist dies der Zustand, daß man heute große Kernenergieanlagen zur Erzeugung elektrischen Stromes mit einer Wirtschaftlichkeit errichten kann, die besser ist als beim Bau von Wärmeenergieanlagen alter Art. Wenn ich recht -informiert bin, hat sogar ein Land wie die Schweiz, das vor allem Wasserkraft nutzt, mehrere Wasserkraftnutzungsprojekte, deren Durchführung schon begonnen war und bereits Mittel in Millionenhöhe verschlungen hatte, zurückgestellt zugunsten des Baues von Atomkraftanlagen, die in einem Falle mit einem großen deutschen Energieversorgungsunternehmen gemeinsam erstellt werden sollen. Wenn das aber so ist, dann dürfen wir die Augen vor dieser Entwicklung nicht verschließen, sondern müssen ihr in vollem Umfang Rechnung tragen.
    Man kann sagen, daß die Debatte über das Verstromungsgesetz in diesem Hohen Hause die zukünftige Entwicklung im Grunde ja nicht negativ beeinflußt habe. Tatsache ist aber leider, daß diejenigen, die sich mit dem Bau von Atomkraftwerken zu beschäftigen haben, heute schon — und, wie ich glaube, mit Recht — behaupten; daß allein jene Debatte und die seinerzeitige Verabschiedung jenes Gesetzes durch den Bundestag einen Rückschlag für die weitere Entwicklung und Nutzung der Kernenergie zur Folge gehabt hätten. Das ist eine Behauptung, die wir nicht leicht nehmen sollten.
    Es fehlen, wenn ich das recht sehe, heute zum Teil die Anschlußaufträge, die man nach dem Bau der Demonstrationskraftwerke, von denen heute hier die Rede gewesen ist, erwartet hat. Meine Damen und Herren, wir begehen einen sehr schweren Fehler, wenn wir diesen Fehlentwicklungen heute nicht wehren, denn wir schädigen damit natür-



    Moersch
    lik nicht nur für die Gegenwart, sondern auch für die Zukunft die Exportmöglichkeiten der gesamten deutschen Industrie. Wenn es uns nämlich nicht gelingt, heute im Inland möglichst moderne Anlagen zu bauen, sind wir auch nicht in der Lage, solche Anlagen künftig zu exportieren. Und welche Zulieferindustrien allein an einem solch großen Atomkraftwerk hängen, weiß jeder, der sich ein wenig mit der Sache befaßt hat.
    Ich glaube, das ist ein Gesichtspunkt, der auch zum Überdenken von Beschlüssen Anlaß gibt, die unter dem Eindruck der augenblicklichen Situation in Nordrhein-Westfalen in diesem Hohen Hause erst jüngst gefaßt worden sind. Ich möchte das mit aller Deutlichkeit sagen. Es wäre fatal, wenn wir hier zweigleisig fahren wollten, wenn wir uns auf der einen Seite ein wenig berauschten an den Fortschritten, die wir dank staatlicher Hilfe auf dem Gebiete der Kernenergienutzung erzielt haben, und auf der anderen Seite einiges täten, um sogar vom Gesetzgeber her den technischen Fortschritt zu behindern. Das wäre eine sehr schlechte Politik, die in sich nicht konsequent wäre.

    (Beifall bei der FDP.)

    Diese Mahnung geht an die Adresse aller Beteiligten in diesem Hohen Hause.
    Wenn man aus Süddeutschland kommt, hat man es wohl etwas leichter, das auszusprechen. Dennoch, meine ich, ist dies der Platz, deutlich zu reden. Es wäre gerade für die Länder Baden-Württemberg oder Bayern, die sehr große Anstrengungen auf dem Gebiete der Kernenergienutzung gemacht haben — und zwar, wie ich meine, mit gutem Erfolg —, wirklich sehr deprimierend, wenn sie sehen müßten, daß diese Anstrengungen, die in der Mitte der 50iger Jahre nicht so selbstverständlich gewesen sind, nachher konterkariert werden durch andere Interesseneinflüsse in diesem Hohen Hause und vielleicht auch im Schoße gewisser Organisationen.
    Wir haben in Wahrheit gar keine Wahl: Wenn wir die Marktwirtschaft bejahen, müssen wir auch alle Konsequenzen aus dem technischen Fortschritt bejahen und müssen uns klarmachen, daß es eben nur zweierlei Staatshilfen geben kann, einmal die Übergangshilfe für Entwicklungen, die abgeschlossen und überholt sind um ihnen eine Anpassungsmöglichkeit zu verschaffen — und zum zweiten die Starthilfe für Neuentwicklungen, die dazu beitragen sollen, daß sie möglichst bald in einem wirtschaftlichen Sinne wirksam werden können. Das ist unsere Aufgabe, und die muß man auch zeitlich jeweils begrenzen. Sowohl die Anpassungshilfe als auch die Starthilfe müssen jeweils zeitlich begrenzt sein, wenn sie sich am Ende sinnvoll in die Marktwirtschaft einordnen sollen. Das ist ein Gesichtspunkt, der in diesem Hohen Hause nach meiner Meinung nicht genügend zum Ausdruck gekommen ist.
    Wenn, wie wir gehört haben, allein der Bund bis 1965 mehrere Milliarden DM in die Kernenergienutzung und die Forschung in diesem Bereich gesteckt hat, dann kann man jetzt nicht auf der Stelle treten wollen, dann muß man schließlich konsequent auch das Allermodernste und Allerneueste weiter unterstützen.
    Damit sind wir an dem Punkt, der die Frage der Sicherheit in der Energieversorgung berührt. Es ist sicher ein gutes Argument, daß man mit heimischen Energiequellen im Grunde genommen am sichersten fährt. Die Frage ist, glaube ich, noch nicht endgültig entschieden, ob die Uran- oder Thoriumspaltung heute diese Sicherheit für uns bieten kann. Es ist gesagt worden, daß wir auf diesem Gebiet vielleicht zu wenig prospektieren. Aber diese Frage wird nur gelöst werden können, wenn wir beispielsweise die Brutreaktoren so entwickeln, daß wir eben mehr spaltbares Material gewinnen, als wir ursprünglich eingesetzt haben. Dann ist dieses Problem auch ohne größere Uranvorkommen in unserem Land meiner Meinung nach zu lösen.
    Die nächste Frage ist eine politische Frage: wie wir jetzt ständig zu angereichertem Uran kommen können, ohne eine eigene Anlage dieser Art in der Bundesrepublik oder Westeuropa zu haben.
    Zunächst — auch das muß hier mit aller Entschiedenheit gesagt werden — ist Euratom für uns nach wie vor eine außerordentlich wichtige Hilfe; denn das ist eine Organisation, die auch für die anderen die Sicherheit bietet, daß mit dem angereicherten Uran bei uns wirklich die wirtschaftlichen und keine anderen Projekte gefördert werden. Das muß man wohl hinzufügen. Auf diese Weise haben wir bisher das angereicherte Uran bekommen, das wir für moderne Anlagen gebraucht haben. Aber wenn wir selber die Entwicklung fördern können, um auch hier die Sicherheit der künftigen Energiequelle im eigenen Lande zu haben, dann müssen wir das tun. Man sollte in diesem Punkt niemals eingleisig fahren.
    Der Nutzen von Euratom ist hier in der Vergangenheit ganz klar erwiesen. Ich hätte nur den Wunsch an die Bundesregierung, daß sie sich vielleicht mehr als in den vergangenen Jahren — das war politisch, zum Teil außenpolitisch bedingt — bemüht, die Richtung, in der in Euratom gearbeitet und geforscht wird, im deutschen Sinne mitzubestimmen. Denn wir sind natürlich — da dürfen wir uns nichts vormachen — insofern in eine andere Lage gekommen, als beim Abschluß des Vertrages vorgesehen war. Durch die Änderung der französischen Politik hat sich das französische Interesse an Euratom auch in militärischer und nicht in wirtschaftlicher Richtung entwickelt. Es ist nicht unsere Aufgabe, das einfach als gegeben hinzunehmen, sondern es ist unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, daß Euratom gemäß seinem Gründungsvertrag für uns und für alle zur wirtschaftlichen, d. h. zur friedlichen Nutzung der Kernenergie ausgebaut wird und in diesem Sinne arbeitet. Es wäre kein Fehler, wenn von unserer Seite her mehr Nachdruck auf die deutschen Interessen, die gemeinsame Interessen sind, gelegt und weniger den Bemühungen nachgegeben würde, die von anderer Seite aus militärischen und zum Teil machtpolitischen Gründen ausgehen. Auch das ist eine Frage, die hier eine große Rolle spielt.



    Moersch
    Ich fasse zusammen. Der Nutzen der Gemeinschaft ist für uns eine gewisse Sicherheit in der Brennstoffversorgung, in der Frage der Kernenergienutzung. Zum zweiten ist die Organisation eine Sicherheit auch für unsere Partner, daß es sich wirklich um eine friedliche und wirtschaftliche Nutzung handelt. Zum dritten sollten wir die Basis, ,die wir uns hier geschaffen haben, nutzen, um zu einer weiteren internationalen Verflechtung und Zusammenarbeit zu kommen. Ich glaube, was in der Bundesrepublik Deutschland seit den 50er Jahren von unseren vor allem jungen Forschern, da und dort auch gegen den Widerstand mancher älteren Gelehrten — das muß man hinzufügen —, geleistet worden ist, ist außerordentlich beachtlich und gibt uns die Möglichkeit, weiterhin eine Industrienation ersten Ranges zu bleiben, und das müssen wir bei unserer Bevölkerungsdichte anstreben. Aber wir sollten dann auch in allen Bereichen dieser Politik konsequent sein und sehen, daß heute die Frage der Kernenergie eine Frage der künftigen Wirtschaftlichkeit ist, daß es eine Frage der Energiepolitik, der Primärenergie geworden ist und daß wir in diesem Hohen Hause, wenn wir schon den wirtschaftlich-technischen Fortschritt als angesichts einer weltweiten Konkurrenz notwendig ansehen, nicht durch unbedachte Gesetzgebung dazu beitragen dürfen, unsere eigenen Ziele in Frage zu stellen.
    Das wäre unsere Bitte, die Bitte der Freien Demokratischen Partei, an dieses Hohe Haus.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)