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ID0506024900

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    Deutscher Bundestag 60. Sitzung Bonn, den 5. Oktober 1966 Inhalt: Glückwunsch zum Geburtstag des Abg. Dr. h. c. Jaksch . . . . . . . . . . 2927 A Fragestunde (Drucksache V/958) Fragen des Abg. Schmidt (Kempten) : Gefahr eines künftigen Mangels an Zahnärzten Bargatzky, Staatssekretär . . . . 2928 A Schmidt (Kempten) (FDP) . . . . 2928 B Dr. Meinecke (SPD) 2928 D Frage des Abg. Dr. Schmidt (Gellersen) : Ausbau der B 27/243 von Herzberg bis Bad Lauterberg Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister 2929 A Bading (SPD) 2929 C Schmidt (Braunschweig) (SPD) . . 2929 C Frage des Abg. Dr. Mommer: Ausschreibungsstopp für Bauten an Bundesstraßen in Baden-Württemberg Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 2929 D Dr. Mommer (SPD) . . . . . . . 2930 A Börner (SPD) . . . . . . . . . 2930 B Brück (Köln) (CDU/CSU) . . . . 2930 D Brück (Holz) (SPD) 2930 D Frage des Abg. Brück (Holz) : Verhinderung eines Exportauftrages der Saarbergwerke nach Schweden durch die Bundesregierung Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister 2931 A Brück (Holz) (SPD) 2931 A Hussong (SPD) 2931 C Frage des Abg. Dröscher: Aufstellung von Getränkeautomaten in Eil- und Nachtschnellzügen Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 2931 D Dröscher (SPD) . . . . . . . . 2932 A Frage des Abg. Kaffka: Zuschlag pro Frachtbriefsendung bei Güterabfertigungen mit geringem Stückgutverkehr Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister 2932 B Kaffka (SPD) 2932 C Frage des Abg. Kaffka: Zweckmäßige Aufstellung der Verkehrszeichen Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 2932 D Frage des Abg. Ollesch: Gefährdung der Sicherheit des Straßenverkehrs durch Auftragung von Lackfolien auf Bundesstraßen Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister 2933 A Borm (FDP) 2933 B Frage des Abg. Ollesch: Haftung für die Verkehrssicherheit der Straßen Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 2933 C II Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 60. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 5. Oktober 1966 Fragen des Abg. Jacobi (Köln) : Beziehungen zwischen der Verlagsgesellschaft mbH für Gegenwartskunde in Dinslaken und der Bundesregierung — Schrift „Zahlen Sie zuviel Miete?" von Hase, Staatssekretär 2933 C Jacobi (Köln) (SPD) 2934 A Dr. Schäfer (SPD) 2934 D Matthöfer (SPD) 2935 A Ott (CDU/CSU) 2935 B Sänger (SPD) . . . . . . . . 2935 B Büttner (SPD) . . . . . . . . 2935 C Frage des Abg. Borm: Berliner Fahne am deutschen Informationsstand in Brünn Dr. Schröder, Bundesminister . . 2935 C Borm (FDP) 2935 D Frage des Abg. Borm: Entfernung der Berliner Fahne vom Hotel des Berliner Bürgermeisters in New York Dr. Schröder, Bundesminister . . 2936 A Borm (FDP) 2936 B Wehner (SPD) . . . . . . . . 2936 B Fragen des Abg. Josten: Deutsch-japanischer Hochschulpraktikantenaustausch Dr. Schröder, Bundesminister . . 2936 D Josten (CDU/CSU) 2937 A Frage des Abg. Dr. Jahn (Braunschweig) : Versorgungsschwierigkeiten für die Mitarbeiter deutscher Kultureinrichtungen in Krisengebieten Dr. Schröder, Bundesminister . . . 2937 D Dr. Jahn (Braunschweig) (CDU/CSU) 2938 A Fragen des Abg. Dr. Becher (Pullach) : Haltung Bulgariens zu dem Antrag der SBZ auf Zulassung als Beobachternation bei der UNO Dr. Schröder, Bundesminister . . . 2938 B Dr. Becher (Pullach) (CDU/CSU) . . 2938 D Frage des Abg. Schultz (Gau-Bischofsheim) : Verletzung der Hoheitsrechte der Bundesrepublik durch sowjetische Hubschrauber Dr. Schröder, Bundesminister . . . 2939 A Fragen des Abg. Schultz (Gau-Bischofsheim) : Unterrichtung der NATO-Verbündeten über diese Vorfälle — Zu ergreifende Gegenmaßnahmen Dr. Schröder, Bundesminister . . . 2939 A Dr. Rutschke (FDP) 2939 B Frage des Abg. Folger: Kosten des Charterfluges des Bundeskanzlers nach Washington Dr. Schröder, Bundesminister . . . 2939 C Folger (SPD) . . . . . . . . . 2939 D Frage des Abg. Folger: Politischer Nutzen der Reisebegleitung des Bundeskanzlers in die USA Dr. Schröder, Bundesminister . . . 2939 D Folger (SPD) . . . . . . . . . 2940 A Dr. Müller (München) (SPD) . . . . 2940 B Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung Dr. Dr. h. c. Erhard, Bundeskanzler . 2940 C Dr. Barzel (CDU/CSU) 2944 B Wehner (SPD) 2949 A Freiherr von Kühlmann-Stumm (FDP) 2958 A Dr. Schröder, Bundesminister . . . 2960 C Schmidt (Hamburg) (SPD) . . . . 2964 D Dr. Barzel (CDU/CSU) Erklärung nach § 36 GO . . . . 2970 C Dr. Schäfer (SPD) Erklärung nach § 36 GO . . . . 2972 A Frau Dr. Probst, Vizepräsident . . . 2973 C von Hassel, Bundesminister . . . . 2973 D Blumenfeld (CDU/CSU) . . . . . 2977 D Schultz (Gau-Bischofsheim) (FDP) . . 2980 B Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller (SPD) 2982 C Leicht (CDU/CSU) . . . . . . . 2985 C Dr. h. c. Jaksch (SPD) . . . . . . 2986 C Dr. Becher (Pullach) (CDU/CSU) . . 2987 A Majonica (CDU/CSU) . . . . . . 2988 C Antrag betr. Einrichtungshilfe für Sowjetzonenflüchtlinge (Abg. Frau Korspeter, Hirsch, Bartsch, Brünen, Hamacher, Kaffka, Dr. Kreutzmann, Lemper, Spillecke, Vit und Fraktion der SPD) (Drucksache V/772) 2989 A Nächste Sitzung 2989 C Anlagen 2991 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 60. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 5. Oktober 1966 2927 60. Sitzung Bonn, den 5. Oktober 1966 Stenographischer Bericht Beginn: 14.30 Uhr
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    Berichtigung Es ist zu lesen: 55. Sitzung, Seite 2654 A, Zeile 28 statt Überwiesen werden soll an den Ausschuß für Gesundheitswesen mitberatend — usw.: Überwiesen werden soll an den Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten — federführend —, an den Ausschuß für Gesundheitswesen — mitberatend — usw. Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich a) Beurlaubungen Dr. Achenbach *) 13. 10. Dr. Adenauer 8. 10. Dr. Aigner *) 7. 10. Dr. Arndt (Berlin) 7. 10. Dr. Arndt (Berlin/Köln) 7. 10. Dr. Artzinger *) 7. 10. Bauer (Wasserburg) 11. 10. Bäuerle 31. 10. Prinz von Bayern 7. 10. Frau Berger-Heise 7. 10. Berlin 20. 10. Blachstein 10. 10. Blöcker 7. 10. Deringer *) 7. 10. Dichgans *) 7. 10. Frau Dr. Diemer-Nicolaus 5. 10. Dr. Dittrich *) 7. 10. Dr. Eckhardt 7. 10. Eisenmann 7. 10. Dr. Emde 6. 10. Dr. Eppler 7. 10. Erler 31. 10. Frieler 8. 10. Dr. Furler *) 7. 10. Haar (Stuttgart) 7. 10. Dr. Haas 6. 10. Hahn (Bielefeld) *) 7. 10. Frau Dr. Hubert 8. 10. Dr. Huys 5. 10. Illerhaus *) 7. 10. Kahn-Ackermann 5. 10. Klinker *) 7. 10. Dr. Koch 5. 10. Kriedemann *) 5. 10. Frau Kurlbaum-Beyer 8. 10. Lange 5. 10. Lenz (Brühl) *) 7. 10. Lenz (Trossingen) 31. 10. Lücker (München) *) 7. 10. Dr. Martin 5. 10. Mauk 7. 10. Memmel *) 7. 10. Frau Meermann 8. 10. Müller (Aachen-Land) *) 14. 10. 011esch 5. 10. Peters (Poppenbüll) 6.10. Frau Pitz-Savelsberg 7. 10. Raffert 5. 10. Frau Renger 12. 10. Riedel (Frankfurt) *) 7. 10. Saam 7. 10. Schlee 5. 10. Dr. Schmidt (Gellersen) 7. 10. *) Für die Teilnahme an Fraktions- bzw. Ausschußsitzungen des Europäischen Parlaments Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordneter) beurlaubt bis einschließlich Seibert 5. 10. Springorum *) 7. 10. Spitzmüller 5. 10. Frau Strobel *) 12. 10. Dr. Süsterhenn 8. 10. Teriete 20. 10. Dr. Verbeek 31. 10. Wächter 8. 10. Weimer 7. 10. Baron von Wrangel 15. 10. b) Urlaubsanträge Brand 15. 10. Burgemeister 31. 10. Köppler 21. 10. Richarts 14. 10. Anlage 2 Umdruck 100 Antrag der Fraktion der SPD zu der Erklärung der Bundesregierung vom 5. Oktober 1966. Der Bundestag wolle beschließen: 1. Die Erklärung der Bundesregierung zu den außen- und sicherheitspolitischen Problemen im Rahmen des westlichen Bündnisses und seines Zusammenhalts ist unbefriedigend. 2. In der gegenwärtigen weltpolitischen Entwicklung ergeben sich besonders für die deutsche Politik neue Risiken. Es liegt im Interesse des wichtigsten Ziels der deutschen Politik, der Wiedervereinigung in Frieden und Freiheit, die Entspannung in der Welt zu fördern. Zugleich ist die Aufrechterhaltung unserer Sicherheit, die gegenwärtig nur im Rahmen des westlichen Bündnisses gewährleistet ist, eines der wichtigsten Fundamente für jede Wiedervereinigungspolitik. Daher muß im Zuge der Überprüfung der Gesamtlage und der Stationierung verbündeter Truppen in Europa der Versuch gemacht werden, zwischen Ost und West Vereinbarungen über gleichwertige Truppenreduzierungen auf beiden Seiten zu treffen. Ein Vorschlag zur Rüstungsverminderung in Ost und West sollte zum Ansatzpunkt für Fortschritte in der Lösung der deutschen Frage werden. 3. Eingegangene Verpflichtungen zum Ausgleich der Devisenlasten unserer Verbündeten durch Truppenstationierungen in der Bundesrepublik Deutschland müssen eingehalten werden. Die Bundesregierung wird ersucht, dem Deutschen Bundestag den Wortlaut der mit den Vereinigten Staaten von Amerika und dem Ver- 2992 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 60. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 5. Oktober 1966 einigten Königreich bisher abgeschlossenen Devisenausgleichsabkommen vorzulegen. Die Veränderungen auf dem Gebiet der Militärtechnik und der Beweglichkeit der Streitkräfte können es möglich machen, für den erforderlichen Devisenausgleich zusätzliche neue Wege zu gehen. 4. Bei den kommenden Verhandlungen über die Verteilung der Lasten zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika, Großbritannien und der Bundesrepublik Deutschland muß die Gewährleistung der Sicherheit im Vordergrund stehen. Aufgabenstellung und Verfahrensweisen dieser Dreierverhandlungen sind so zu wählen, daß die schon bestehenden Differenzen innnerhalb des nordatlantischen Bündnisses nicht noch mehr vertieft werden. 5. Die Partnerschaft zwischen Europa und Nordamerika erfordert es, daß die in Genf laufenden Verhandlungen über die Kennedy-Runde zu einem Erfolg werden. Die Bundesregierung muß, auch wegen der besonderen deutschen politischen und wirtschaftlichen Interessen, durch konstruktive Vorschläge zum Gelingen der Verhandlungen beitragen. Bonn, den 5. Oktober 1966 Erler und Fraktion
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    Rede von Dr. Maria Probst


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Das Wort hat der Abgeordnete Schultz (Gau-Bischofsheim).
    Schultz (Gau-Bischofsheim) (FDP) : Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr Kollege Schmidt hat kritisiert, daß die Überprüfung der strategischen Konzeption von der Bundesregierung und auch von den Koalitionsparteien nicht vorgenommen wird. Ich möchte sagen, daß dieser Vorwurf doch wohl nicht ganz gerechtfertigt ist. Ich erinnere mich an sehr viele Debatten gerade in diesem Jahr, wo ähnlich wie heute über Fragen der Außen- und der Verteidigungspolitik diskutiert worden ist. Ich erinnere an die Debatten, die wir in den Ausschüssen haben. Wir konnten uns aber z. B. im Verteidigungsausschuß mit den Fragen der Verteidigungspolitik und -konzeption noch nicht so beschäftigen, wie wir es gern getan hätten. Das hängt ohne Zweifel auch damit zusammen, daß wir mit Untersuchungen belastet sind, die durch die Fragestellung der sozialdemokratischen Fraktion nicht verkürzt, sondern verlängert werden.
    Die strategische Konzeption, die außenpolitischen Überlegungen werden immer im Wandel sein; sie werden nie abschließend behandelt werden können. Ohne Zweifel zeigt aber die praktische Politik der Bundesregierung Veränderungen. Vieles hat sich geändert. Ich darf nur an die Aufnahme von Kontakten zu osteuropäischen Ländern und an die Friedensnote erinnern, alles Dinge, die doch ein Schritt nach vorn sind. Zweifellos stellen sie dann einen besonderen Schritt nach vorn dar, wenn ihnen weitere Aktionen folgen.
    Lassen Sie mich aber noch ein Wort zum Stil des Hauses sagen. Herr Kollege Blumenfeld hat dazu einige Ausführungen gemacht, und Herr Kollege Barzel hat entsprechend reagiert. Ihre Dialektik, Herr Kollege Schmidt — von der ich gerne etwas für mich in Anspruch nehmen würde; ich bewundere Sie dafür —, neigt doch sehr zu Überspitzungen.

    (Abg. Schmidt [Hamburg] : Was hat Ihnen denn so mißfallen, etwa daß ich gesagt habe „Gerstenmaier soll reden" oder „Strauß soll reden" oder „Der Bundeskanzler stellt sich nicht der Diskussion"?)

    — Ja, mir hat sehr mißfallen, wie Sie das, was Sie sagen wollten, hier formuliert haben. Es kommt doch manchmal sehr auf den Ton an, und ich warne davor, daß wir in dieser Art und Weise Institutionen unseres Staates abwerten.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Das kann sehr gefährlich werden. Aber ich bin, wie
    gesagt, dem nicht gewachsen und kann mich in dieser Form nicht der Auseinandersetzung der Parteien
    widmen.
    Erlauben Sie mir deshalb, noch einmal auf die Sache als solche zurückzukommen und Ihre Aufmerksamkeit auf einen wohl sehr beachtenswerten Artikel in „Aus Politik und Zeitgeschichte", der Beilage zur Wochenzeitung „Das Parlament", zu lenken. Er stammt von Henry A. Kissinger und trägt die Überschrift „Plädoyer für eine neue atlantische Allianz". Wir alle haben uns hier über das nukleare Problem unterhalten. Mir scheint, daß das, was Kissinger bei einem Hearing im amerikanischen Senat gesagt hat, für unsere Politik sehr beachtenswert und eigentlich sehr beziehungsvoll ist. Auf der soge-



    Schultz (Gau-Bischofsheim)

    nannten „hardware-Lösung" fußend, hat er ausgeführt:
    Das Grundproblem, vor dem die Allianz steht, ist politischer, nicht militärischer Natur. Es ergibt sich aus der Notwendigkeit, die Beziehungen zwischen Europa und Amerika und die zwischen Ost und West neuen Bedingungen anzupassen. Selbst die Kernwaffenfrage ist keine technische, sondern eine politische; ihre Lösung — sofern es eine gibt — hängt ab von der Fähigkeit einer aus souveränen Staaten bestehenden Allianz, soviel gegenseitiges Vertrauen zu entwickeln, wie erforderlich ist, um angesichts einer Technik von beispielloser Zerstörungskraft gemeinsam zu handeln.
    Kissinger führt weiter aus:
    Das Problem der Kernwaffenkontrolle wird durch keine der „hardware-Lösungen", die jetzt zur Diskussion stehen, gelöst, und etwaige Abwandlungen helfen auch nicht weiter. Würde eines der bisher vorgeschlagenen Projekte auf der Basis gemeinsamen Eigentums angenommen, so ergäbe sich folgende Lage:
    — Kein Land, das gegenwärtig unfähig ist, einen Atomkrieg zu führen, wird durch die „hardware-Lösung" dazu befähigt; die bestehenden Vetorechte bleiben in Kraft.
    — Kein Land, das gegenwärtig fähig ist, einen Atomkrieg zu führen, kann durch Teilnahme an. einer „hardware-Lösung" gehindert werden, es zu tun.
    — Kein Land, das gegenwärtig unfähig ist, einen Atomkrieg zu führen, kann auf Grund einer „hardware-Lösung" seinen Atomwaffen besitzenden Verbündeten zwingen, einen Atomkrieg zu führen.
    Etwas später heißt es in diesem Aufsatz, aus dem ich soeben, wie ich hoffe, mit Erlaubnis der Frau Präsidentin, zitiert habe, etwa so:
    Sollte der Atomkrieg kommen, dann nur am Ende eines langen diplomatischen Prozesses ... Es erscheint widerspruchsvoll, die nukleare Strategie zu integrieren, den Prozeß der Diplomatie aber, der ihr vorangeht, bilateral zu lassen.
    Kissinger meint weiter, daß die amerikanische Politik sich auf eine Verstärkung der politischen Konsultationen ausrichten solle und daß das beste Forum dafür die Einrichtung des McNamara-Ausschusses sei, die institutionalisiert werden sollte. Ich glaube, das geht etwa in Richtung dessen, was Kollege Blumenfeld gerade ausgeführt hat. Mir scheint, daß auch die Bundesregierung diesen Weg einschlagen sollte.
    Kissinger schreibt in ,diesem Artikel weiter — auch ,das scheint mir für unsere heutige Debatte interessant zu sein, denn es erinnert an das, was im Sommer 1961 der Präsident des Deutschen Bundestages zur Beendigung der dritten Legislaturperiode gesagt hat —, daß ein Programm für die Wiedervereinigung — er kommt auf das Deutschlandproblem zu sprechen — Aussagen über Deutschlands Ostgrenzen, seinen militärischen Status und seinen Verzicht auf Kernwaffen enthalten sollte. Vielleicht — so sagt er — ist das nicht genug,aber ohne diese Punkte ist jedenfalls kein ernsthaftes Programm möglich. Den Aussagen, die er über Deutschlands Ostgrenzen andeutet, stimme ich nicht zu. Hier halte ich die Politik der Bundesregierung, wie sie bisher geübt worden ist, für richtig. Abgesehen davon glaube ich aber doch, daß die Frage des militärischen Status und auch ein Verzicht auf Kernwaffen Probleme sind, die wir in unsere Betrachtung einbeziehen müssen.
    Es wird gesagt, daß man für die Verhandlungen über die deutsche Einheit ein Faustpfand in der Hand haben müsse, denn sonst würde man nichts mehr bekommen. Damit wird dann das Problem der Proliferation, und was damit zusammenhängt, verknüpft. Ich erlaube mir ,die mir vielleicht gar nicht zustehende Frage, ob man nicht, wenn man glaubt, ein solches Faustpfand in ,der Hand zu haben, den Gegenspieler auf der anderen Seite weit unterschätzt.
    Dann ist hier über die Dreier-Gespräche gesprochen worden, in ,denen ,die Fragen des Ausgleichs für die Kosten geregelt werden sollen, die für die Stationierung der amerikanischen Truppen hier entstehen. Ich kann für meine Fraktionsagen, daß wir diesen Dreier-Gesprächen zustimmen. Wirglauben, daß hier zunächst einmal die Basis geschaffen worden ist, um eine sowohl die amerikanische, die englische wie auch die deutsche Seite befriedigende Lösung zu erreichen. Ich möchte aber doch noch 'einmal das, was mein Fraktionsvorsitzender vorhin sagte, unterstreichen: Wir müßten versuchen, in diese Dreier-Gespräche so bald wie möglich die anderen Elf der NATO hineinzubringen; denn nur dann wird sichtbar, daß wir in einem Bündnis sind und daß die Lasten verteilt werden müssen.
    Hier 'ist dann davon gesprochen worden, daß gerade die Schaffung dieses ad-hoc-Dreier-Gremiums zur Behandlung der soeben genannten Fragen Frankreich verschnupfen könnte. So ist auch bei uns in der Presse argumentiert worden. Für uns alle ist klar, daß wir nicht nur zueinander, sondern auch nach draußen sprechen. Ich muß sagen, daß ich 'diese Argumentation nicht so recht verstanden habe. Denn schließlich hat doch — wir wollen ja die Dinge nicht verschieben — Frankreich die Integration aufgekündigt; es hat sich zumindest sehr weitgehend von der NATO absentiert, nicht ohne dabei zu sagen, daß man selbstverständlich im Falle des Falles wieder auf es rechnen könne.
    Die Politik der Bundesregierung war doch bisher gewesen — wenn ich das recht verstanden habe —, die Tür für die Rückkehr Frankreichs offenzuhalten. Ich meine, daß man mehr eigentlich nicht tun kann. Selbstverständlich müssen wir die deutsch-französischen Möglichkeiten für Verhandlungen ausnutzen. Natürlich muß man versuchen, für die Stationierung der französischen Truppen einen guten Modus zu finden. Aber ich meine, man kann nicht das tun, was auch hier von verschiedenen Politikern angeraten worden ist, nämlich quasi die Verbindung zu den USA lockern, um sie zu Frankreich entsprechend sehr viel enger zu knüpfen. Ich glaube, das ist nicht die richtige Politik. Das haben



    Schultz (Gau-Bischofsheim)

    wir hier schon oft besprochen. Wir können nicht zwischen beiden wählen, sondern wir müssen mit beiden arbeiten. Wir können uns auch nicht völlig abhängig machen von der französischen Politik, sondern müssen unsere eigene Politik betreiben. Wir müssen daran denken, daß es die deutsche Sache ist, die wir zu betreiben haben, und nicht die französische oder die amerikanische.
    Ich möchte des weiteren sagen, daß ich große Bedenken habe, wenn der Devisenausgleich nun in einem fünfjährigen Abkommen geregelt wird. Wenn sich in den Verhandlungen nichts anderes ergeben könnte, wäre die Bundesregierung gut beraten, wenn sie dann vorher noch einmal vor dieses Haus tritt. Ich sage ganz offen, daß ich die fünf Jahre auch deswegen für bedenklich halte, weil das Jahr 1969, wie wir alle wissen, für die NATO, für das Bündnis ein ganz besonderer Termin ist. Ich kann nicht ganz einsehen, warum man jetzt, 1966/1967, über diesen Zeitraum bis 1969 hinausgeht. Ich glaube auch nicht, daß ein fünfjähriges Abkommen die Bewegungsfähigkeit der deutschen Politik erweitert. Der Herr Verteidigungsminister hat vorhin ausgeführt, daß nichts an Waffen in den Vereinigten Staaten gekauft wird, was die Bundeswehr nicht gebrauchen kann. Ich begrüße diese Feststellung. Aber weil ich diese Feststellung für richtig halte und weil ich weiß, daß der Verteidigungsminister in dieser Richtung auch arbeitet und argumentiert, frage ich mich, wie wir überhaupt diese fünfjährige Zahlung auf uns nehmen können. Denn es kommt ja darauf an, daß wir auch dann immer noch etwas kaufen können. Diese Frage muß noch näher beleuchtet werden.
    In diesem Zusammenhang darf ich auf etwas hinweisen, was ich schon früher einmal gesagt habe. Es kommt für uns natürlich wesentlich darauf an, daß bei der Zusammenarbeit mit Amerika und auch bei der Zusammenarbeit mit Frankreich und insbesondere auch mit England auf rüstungspolitischem Gebiet, auf rüstungstechnischem Gebiet unsere Eigenentwicklungen nicht zu kurz kommen. Denn wir sind ja heute leider in der Lage, daß wir mehr Lizenzen nehmen müssen, als wir Lizenzen geben können. Ich glaube, wenn man diesen Teil unserer technisch-wissenschaftlichen Entwicklung für zu gering erachtet, sinkt auch der Wert unserer Streitkräfte und unser gesamter Bündniswert innerhalb des Bündnisses. Deswegen meine Bitte, daß wir bei aller Anstrengung, das zu erfüllen, was zugesagt worden ist, und bei aller Anstrengung, zu neuen tragbaren Vereinbarungen zu kommen, dafür Sorge tragen, daß unsere eigene Position auf technischwissenschaftlichem, auch auf rüstungstechnisch-wissenschaftlichem Gebiet nicht zu kurz kommt.
    Alles in allem möchte ich sagen, daß wir mit der Erklärung, die wir hier, auch im weiteren Verlauf der Sitzung, von seiten der Bundesregierung zu den schwebenden Fragen erhalten haben, wohl zufrieden sein können, insbesondere da wir wissen, daß diese Fragen innerhalb der Bundesregierung, innerhalb der Koalition und innerhalb dieses Hohen Hauses weiter diskutiert werden.

    (Beifall bei der FDP.)



Rede von Dr. Maria Probst
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Möller.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Alex Möller


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Einige Punkte in den Ausführungen des Herrn Bundesverteidigungsministers veranlassen mich, in dieser späten Stunde noch das Wort zu nehmen. Es handelt sich um den Devisenausgleich für die Stationierung alliierter Truppen in der Bundesrepublik.
    Ich möchte zunächst einmal feststellen, daß sich Herr von Hassel an die falsche Seite gewandt hat, wenn er glaubte, uns den Vorwurf machen zu müssen, wir hätten Einwendungen gegen den notwendigen Devisenausgleich in der Vergangenheit erhoben oder würden sie in der Gegenwart erheben. Ich darf an die Debatte vom 23. September erinnern. Ich darf auch die Kollegen daran erinnern, die einige Fragen hinsichtlich unserer Außenpolitik und des Sicherheitsbedürfnisses an uns gerichtet haben. In dieser Debatte haben Herr Kollege Helmut Schmidt und Herr Kollege Wehner eindeutig und präzise unsere Vorstellungen entwickelt, und deswegen sind Fragen hierzu einfach überflüssig für den, der diese Aussprache und die Ausführungen unserer Redner aufmerksam verfolgt hat. Bei der Gelegenheit ist von uns ausdrücklich darauf aufmerksam gemacht worden, daß nach unserer Meinung die Bundesrepublik Deutschland zu den Verträgen stehen muß, zu denen sie sich verpflichtet hat, daß wir uns keine Rechtsunsicherheit erlauben können, — ein Standpunkt, den wir bei jeder Gelegenheit in diesem Hohen Hause vertreten haben, angefangen beim Kuponsteuergesetz und aufgehört jetzt bei der Frage des Devisenausgleichs. Wir haben gesagt: ganz gleich, ob sich die zuständigen Minister damals übernommen haben oder nicht, das Wort, das sie abgegeben haben, die vertraglichen Vereinbarungen, die eingegangen worden sind, müssen unter allen Umständen erfüllt werden. Das ist nachzulesen im Protokoll der Bundestagssitzung vom 23. September. Davon sollte auch Herr von Hassel Kenntnis nehmen.
    Nun ist Herrn von Hassel sicherlich nicht bekannt, daß das Presse- und Informationsamt mit der Nr. 33 am 4. Juni 1966 aktuelle Beiträge zur Wirtschafts- und Finanzpolitik herausgegeben hat und daß sich diese Nr. 33 mit dem Devisenausgleich für die Stationierung alliierter Truppen in der Bundesrepublik beschäftigt. In der Überschrift ist ausdrücklich klargestellt, daß die wiedergegebenen Beiträge keine amtlichen Pressemitteilungen darstellen; sie sind — so heißt es — als Unterlage und Hintergrundmaterial zur beliebigen Verwendung anzusehen. Ich mache also von diesem Material Gebrauch, das sehr interessante Einzelheiten über den Devisenausgleich für die Stationierung alliierter Truppen in der Bundesrepublik enthält.
    Diese Einzelheiten, auf die ich mich kurz beziehen möchte, betreffen die Darstellung des Inhalts
    der Abkommen für Großbritannien und für die USA.
    Für Großbritannien wird hier gesagt: Das bisher —
    d. h. für die Zeit vom 1. April 1964 bis 31. Mai 1966
    geltende Abkommen beruhte auf einer Bemü-



    Dr. h. c. Dr.-Ing. E h. Möller
    hungsklausel um einen angemessenen Devisenausgleich. Es folgen dann die Einzelheiten, die auch nähere Auskunft über diese Bemühungsklausel enthalten. Bezüglich der USA wird hier festgestellt: In dem Abkommen mit den USA hat sich die Bundesregierung verpflichtet, den Devisenaufwand der Vereinigten Staaten für die Stationierung ihrer Streitkräfte in der Bundesrepublik durch den Kauf von Rüstungsmaterial und die Inanspruchnahme militärischer Dienstleistungen voll auszugleichen. Dieses Abkommen beruht nicht auf einer Bemühungsklausel, während Herr von Hassel es so dargestellt hat, als ob auch dieses Abkommen mit den USA die Bemühungsklausel enthalte. Was ist nun eigentlich richtig.
    Es wird dann hier dargestellt, daß die Ausgleichszahlungen fest vereinbart sind. Es wird auf die Rechtsgrundlage für die Verpflichtung der Bundesrepublik Bezug genommen — das ist der erste Vertrag vom 24. Oktober 1961 —, und es wird dann auf die Veränderungen hingewiesen, die am 11. Mai 1964 bei der Verlängerung um weitere zwei Jahre und der Erhöhung der deutschen Leistungen auf 5400 Millionen DM in der Zeit vom 1. Juli 1965 bis zum 30. Juni 1967 vereinbart worden sind. Hier wird dann festgestellt, daß in dem jetzt laufenden Abkommen der Ausgleich nicht erreicht werden könne, daß damit zu rechnen sei, daß bis zum 30. Juni 1967 aus Haushaltsmitteln Zahlungen nur in Höhe von 3,4 bis 3,9 Milliarden DM geleistet werden könnten und die Bundesrepublik somit um 1,5 bis 2 Milliarden DM unter dem vereinbarten Zahlungsziel bleibe.
    Nun sind in der Öffentlichkeit genügend Einzelheiten diskutiert worden. Wenn man das Kommuniqué vom 27. September 1966 mit den Ausführungen des Herrn Bundeskanzlers sorgfältig vergleicht, dann muß man feststellen, daß hier Widersprüche enthalten sind. Ich entnehme dem Kommuniqué, daß man das Abkommen bis Juli 1967 voll erfüllen will, daß es nicht möglich geworden ist, andere Modalitäten zu vereinbaren. Der Herr Bundeskanzler hat ausgeführt, daß wir uns bemühen, im Zusammenwirken mit der Bundesbank das laufende Devisenausgleichsabkommen zu erfüllen, soweit zahlungsbilanzwirksame Finanzierungsregelungen in Frage kommen, wobei für Teilbeträge unserer Gesamtverpflichtungen eine angemessene Stundung unerläßlich ist. Nach allen Informationen, die wir bisher zur Verfügung gestellt bekommen haben, ist es in dieser Frage nicht zu einer Verständigung mit dem amerikanischen Präsidenten gekommen, so daß eine Divergenz vorhanden ist zwischen den Feststellungen im Kommuniqué und den Erklärungen, die der Herr Bundeskanzler hier abgegeben hat. Das muß man doch einmal festhalten.

    (Beifall bei der ;SPD.)

    Nehmen wir doch einmal ganz schnell die Zahlen! Von 5,4 Milliarden DM sind nach den Informationen, die gegeben worden sind, 3,12 Milliarden DM an die USA vergeben. Die Differenz wäre also 2,28 Milliarden DM. Weitere Ausrüstungsgüter für 1,72 Milliarden DM sollen in Aussicht genommen sein. Dann bleibt noch ein Rest von 560 Millionen DM. Aus dem
    Verteidigungshaushalt stehen nur 1,8 Milliarden DM zur Verfügung, so daß wir fragen müssen, und zwar hier fragen müssen: Woher werden die fehlenden 3,6 Milliarden DM genommen?
    Nun haben wir in den Zeitungen gelesen, die Bundesbank sei bereit, für 1750 Millionen DM amerikanische Schatzwechsel zu übernehmen. Ich bezweifle, daß sich eine solche Abwicklung ermöglichen läßt. Von einer anderen Seite wird darauf aufmerksam gemacht, man müsse damit rechnen, daß die Bundesregierung, um die Verpflichtungen gegenüber den USA erfüllen zu können, mindestens mit einer Milliarde an den Kapitalmarkt gehe. Interessant im Hinblick auf die Erörterung des Stabilisierungsgesetzes! Ja, es gibt auch Kollegen der Koalition, die meinen, man solle diesen Vorgang zum Anlaß nehmen, über Steuererhöhungen zu sprechen.
    Das alles, meine Damen und Herren, müßte doch hier einmal klar und deutlich ausgesprochen werden, damit wir wissen, woran wir sind, zumal Helmut Schmidt mit Recht darauf aufmerksam gemacht hat, daß ein Etat für das Jahr 1967 vorgelegt wurde, in dem auf ,diese Situation in keiner Weise Rücksicht genommen worden ist. Ich bedauere, daß der Herr Bundesfinanzminister nicht da ist. Wenn er hier wäre, würde ich ihm schon jetzt die Frage stellen: Herr Bundesfinanzminister, verfügen Sie über die Mittel, die notwendig sind, um unsere vertragliche Vereinbarung mit den USA bis 1. Juli 1967 erfüllen zu können? Ich bin überzeugt davon, daß er hier mit einem klaren und deutlichen Nein antworten würde. Dabei will ich noch gar nicht zusätzlich eingehen auf die Auseinandersetzung mit der englischen Regierung. Da ist man jetzt von seiten der Engländer von 1 Milliarde auf 850 Millionen heruntergegangen, und der Bundesfinanzminister hat in den Verhandlungen zum Ausdruck gebracht, daß er nicht in der Lage sei, mehr als 300 Millionen DM zur Verfügung zu stellen.
    Meine Damen und Herren, es muß offen ausgesprochen werden, daß es sich bei diesem Vorgang um genau denselben Tatbestand handelt wie bei dem, den wir vor den Bundestagswahlen auch hier im Hohen Hause vorgetragen haben, nämlich daß die Bundesregierung jede Kontrolle über die Möglichkeiten der Finanzierung ihrer Aufgaben verloren hat.

    (Beifall bei der SPD.)

    Wir haben das vor den Bundestagswahlen vorgetragen, und man hat uns nicht geglaubt, als wir auf diese Tatbestände hinwiesen. Wir haben nach den Bundestagswahlen durch das Haushaltssicherungsgesetz erleben müssen, wie man die innenpolitischen Wahlgeschenke wieder einkassieren mußte, und wir erleben jetzt, daß durch die Leichtfertigkeit der amtlichen Finanzpolitik eine Situaton gegenüber Amerika und England eingetreten ist, die zu schweren Erschütterungen

    (Abg. Wehner: Sehr wahr!)

    im Vertrauen gegenüber der Bundesrepublik
    Deutschland führen könnte, — ein Vorgang, den



    Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller
    nicht wir zu verantworten haben, sondern den die Bundesregierung zu verantworten hat,

    (Beifall bei der SPD)

    den der Bundeskanzler zu verantworten hat, den der Bundesfinanzminister zu verantworten hat. Ich meine, es müßte dann ja ein Zeitpunkt kommen, wo die Männer, die die Verantwortung tragen, auch den Mut haben müßten, zu sagen: ich kann diese Verantwortung nicht mehr weiter übernehmen, weil mir die Gelder zur Erfüllung eingegangener Verpflichtungen fehlen.
    Bitte, wir haben schon in der Debatte am 23. September — mit der notwendigen Zurückhaltung im Hinblick auf die bevorstehende Reise des Bundeskanzlers — zum Ausdruck gebracht, für wie schwierig wir die Lage halten, in die nicht die Opposition die Bundesrepublik Deutschland hineingebracht hat, sondern die Bundesregierung, die die Zusammenhänge kennt. Ich darf daran erinnern, daß die Opposition im Sommer vorigen Jahres eine Kleine Anfrage über das Vorauszahlungskonto für Rüstungskäufe eingebracht hat. Das, was sich in den Monaten abgespielt hat, bis wir zu gewissen Endzahlen kamen, kann man eigentlich nur noch mit der Phantasie eines Schriftsteller, der Kriminalromane schreibt, erfassen. Jedenfalls ist es uns erst nach monatelangen Bemühungen gelungen — weil wir hartnäckig geblieben sind —, z. B. festzustellen, daß das Vorauszahlungskonto bei den USA 1,5 Milliarden und bei Großbritannien 276 Millionen ausmacht. Meine Herren vom Verteidigungsministerium und vom Finanzministerium, ist das nun inzwischen auch verschwunden? Wie ist da manipuliert worden? Inwieweit hat man diese Beträge mit herangezogen, um Verpflichtungen zu erfüllen? Da kann man eben nicht hineinschauen, man kann die Dinge nicht einwandfrei ermitteln, weil man die verläßlichen Unterlagen nicht auf dem Tisch des Hauses gelegt bekommt. Das haben wir ja vorhin bei den Ausführungen des Herrn von Hassel sehr deutlich erlebt: alle unsere Fragen, die darauf zielten, zu erreichen, daß wir die vertraglichen Unterlagen einsehen können, sind abgetan worden. Wir werden diese vertraglichen Unterlagen nicht einsehen können. Ich meine, der Bundestag sollte daraus endlich auch Konsequenzen ziehen.