Rede von
Helmut
Schmidt
- Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede:
(SPD)
- Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Ja, es wird vielleicht den Rahmen sprengen. Aber gern!
— Nein, nicht Rapacki-Plan, obwohl — das sei zur Ehre der polnischen Regierung gesagt, die auch heute noch daran festhält — auch darin gewisse Elemente enthalten sind, die man nicht einfach mit der großen Geste des Inhabers einer parlamentarischen Mehrheit in Bonn vom Tisch wischen sollte. Im Rapacki-Plan — den ich im übrigen nie für eine geeignete Verhandlungsgrundlage gehalten habe und den ich auch heute keineswegs für eine solche halte; aber das ist hier ja gar nicht strittig, das war in diesem Hause nie strittig; aber da ich nun gerade danach gefragt werde, will ich es sagen — ist z. B. die Idee enthalten, daß das Gebiet der Bundesrepublik auf der einen Seite und die Territorien der sogenannten DDR, Polens und der CSSR auf der anderen Seite als Ganzes zueinander äquivalent seien. Das ist z. B. eines von vielen Prinzipien, die man brauchen würde. Es ist eines unter mehreren anderen im polnischen Vorschlag,
das ich akzeptieren würde.
— Ja, Sie haben mich gebeten, ein bißchen präziser zu sein. Ich habe Ihnen gesagt: hier ist z. B. ein Prinzip, über das sich reden ließe.
Aber es ist ja doch nicht nur unsere Sache, auf polnische Vorschläge zu antworten. Unsere Sache wäre es doch, in unserem Interesse deutsche Vorschläge zu entwickeln.
Solche polnischen Vorschläge sind insofern gut, als sie uns zeigen, was die Polen sich, unter ihren Interessen, vorstellen. Und vielleicht wäre es jetzt an der Zeit, daß wir versuchen, uns vorzustellen, was unter deutschen Interessen dem entgegenzusetzen wäre. Ich bin aber nicht der Meinung, daß wir hier im Bundestag insgesamt so eine Art Planungsstab aufmachen können, sondern das müßte der Planungsstab der Bundesregierung tun.