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    Deutscher Bundestag 60. Sitzung Bonn, den 5. Oktober 1966 Inhalt: Glückwunsch zum Geburtstag des Abg. Dr. h. c. Jaksch . . . . . . . . . . 2927 A Fragestunde (Drucksache V/958) Fragen des Abg. Schmidt (Kempten) : Gefahr eines künftigen Mangels an Zahnärzten Bargatzky, Staatssekretär . . . . 2928 A Schmidt (Kempten) (FDP) . . . . 2928 B Dr. Meinecke (SPD) 2928 D Frage des Abg. Dr. Schmidt (Gellersen) : Ausbau der B 27/243 von Herzberg bis Bad Lauterberg Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister 2929 A Bading (SPD) 2929 C Schmidt (Braunschweig) (SPD) . . 2929 C Frage des Abg. Dr. Mommer: Ausschreibungsstopp für Bauten an Bundesstraßen in Baden-Württemberg Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 2929 D Dr. Mommer (SPD) . . . . . . . 2930 A Börner (SPD) . . . . . . . . . 2930 B Brück (Köln) (CDU/CSU) . . . . 2930 D Brück (Holz) (SPD) 2930 D Frage des Abg. Brück (Holz) : Verhinderung eines Exportauftrages der Saarbergwerke nach Schweden durch die Bundesregierung Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister 2931 A Brück (Holz) (SPD) 2931 A Hussong (SPD) 2931 C Frage des Abg. Dröscher: Aufstellung von Getränkeautomaten in Eil- und Nachtschnellzügen Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 2931 D Dröscher (SPD) . . . . . . . . 2932 A Frage des Abg. Kaffka: Zuschlag pro Frachtbriefsendung bei Güterabfertigungen mit geringem Stückgutverkehr Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister 2932 B Kaffka (SPD) 2932 C Frage des Abg. Kaffka: Zweckmäßige Aufstellung der Verkehrszeichen Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 2932 D Frage des Abg. Ollesch: Gefährdung der Sicherheit des Straßenverkehrs durch Auftragung von Lackfolien auf Bundesstraßen Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister 2933 A Borm (FDP) 2933 B Frage des Abg. Ollesch: Haftung für die Verkehrssicherheit der Straßen Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 2933 C II Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 60. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 5. Oktober 1966 Fragen des Abg. Jacobi (Köln) : Beziehungen zwischen der Verlagsgesellschaft mbH für Gegenwartskunde in Dinslaken und der Bundesregierung — Schrift „Zahlen Sie zuviel Miete?" von Hase, Staatssekretär 2933 C Jacobi (Köln) (SPD) 2934 A Dr. Schäfer (SPD) 2934 D Matthöfer (SPD) 2935 A Ott (CDU/CSU) 2935 B Sänger (SPD) . . . . . . . . 2935 B Büttner (SPD) . . . . . . . . 2935 C Frage des Abg. Borm: Berliner Fahne am deutschen Informationsstand in Brünn Dr. Schröder, Bundesminister . . 2935 C Borm (FDP) 2935 D Frage des Abg. Borm: Entfernung der Berliner Fahne vom Hotel des Berliner Bürgermeisters in New York Dr. Schröder, Bundesminister . . 2936 A Borm (FDP) 2936 B Wehner (SPD) . . . . . . . . 2936 B Fragen des Abg. Josten: Deutsch-japanischer Hochschulpraktikantenaustausch Dr. Schröder, Bundesminister . . 2936 D Josten (CDU/CSU) 2937 A Frage des Abg. Dr. Jahn (Braunschweig) : Versorgungsschwierigkeiten für die Mitarbeiter deutscher Kultureinrichtungen in Krisengebieten Dr. Schröder, Bundesminister . . . 2937 D Dr. Jahn (Braunschweig) (CDU/CSU) 2938 A Fragen des Abg. Dr. Becher (Pullach) : Haltung Bulgariens zu dem Antrag der SBZ auf Zulassung als Beobachternation bei der UNO Dr. Schröder, Bundesminister . . . 2938 B Dr. Becher (Pullach) (CDU/CSU) . . 2938 D Frage des Abg. Schultz (Gau-Bischofsheim) : Verletzung der Hoheitsrechte der Bundesrepublik durch sowjetische Hubschrauber Dr. Schröder, Bundesminister . . . 2939 A Fragen des Abg. Schultz (Gau-Bischofsheim) : Unterrichtung der NATO-Verbündeten über diese Vorfälle — Zu ergreifende Gegenmaßnahmen Dr. Schröder, Bundesminister . . . 2939 A Dr. Rutschke (FDP) 2939 B Frage des Abg. Folger: Kosten des Charterfluges des Bundeskanzlers nach Washington Dr. Schröder, Bundesminister . . . 2939 C Folger (SPD) . . . . . . . . . 2939 D Frage des Abg. Folger: Politischer Nutzen der Reisebegleitung des Bundeskanzlers in die USA Dr. Schröder, Bundesminister . . . 2939 D Folger (SPD) . . . . . . . . . 2940 A Dr. Müller (München) (SPD) . . . . 2940 B Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung Dr. Dr. h. c. Erhard, Bundeskanzler . 2940 C Dr. Barzel (CDU/CSU) 2944 B Wehner (SPD) 2949 A Freiherr von Kühlmann-Stumm (FDP) 2958 A Dr. Schröder, Bundesminister . . . 2960 C Schmidt (Hamburg) (SPD) . . . . 2964 D Dr. Barzel (CDU/CSU) Erklärung nach § 36 GO . . . . 2970 C Dr. Schäfer (SPD) Erklärung nach § 36 GO . . . . 2972 A Frau Dr. Probst, Vizepräsident . . . 2973 C von Hassel, Bundesminister . . . . 2973 D Blumenfeld (CDU/CSU) . . . . . 2977 D Schultz (Gau-Bischofsheim) (FDP) . . 2980 B Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller (SPD) 2982 C Leicht (CDU/CSU) . . . . . . . 2985 C Dr. h. c. Jaksch (SPD) . . . . . . 2986 C Dr. Becher (Pullach) (CDU/CSU) . . 2987 A Majonica (CDU/CSU) . . . . . . 2988 C Antrag betr. Einrichtungshilfe für Sowjetzonenflüchtlinge (Abg. Frau Korspeter, Hirsch, Bartsch, Brünen, Hamacher, Kaffka, Dr. Kreutzmann, Lemper, Spillecke, Vit und Fraktion der SPD) (Drucksache V/772) 2989 A Nächste Sitzung 2989 C Anlagen 2991 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 60. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 5. Oktober 1966 2927 60. Sitzung Bonn, den 5. Oktober 1966 Stenographischer Bericht Beginn: 14.30 Uhr
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    Berichtigung Es ist zu lesen: 55. Sitzung, Seite 2654 A, Zeile 28 statt Überwiesen werden soll an den Ausschuß für Gesundheitswesen mitberatend — usw.: Überwiesen werden soll an den Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten — federführend —, an den Ausschuß für Gesundheitswesen — mitberatend — usw. Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich a) Beurlaubungen Dr. Achenbach *) 13. 10. Dr. Adenauer 8. 10. Dr. Aigner *) 7. 10. Dr. Arndt (Berlin) 7. 10. Dr. Arndt (Berlin/Köln) 7. 10. Dr. Artzinger *) 7. 10. Bauer (Wasserburg) 11. 10. Bäuerle 31. 10. Prinz von Bayern 7. 10. Frau Berger-Heise 7. 10. Berlin 20. 10. Blachstein 10. 10. Blöcker 7. 10. Deringer *) 7. 10. Dichgans *) 7. 10. Frau Dr. Diemer-Nicolaus 5. 10. Dr. Dittrich *) 7. 10. Dr. Eckhardt 7. 10. Eisenmann 7. 10. Dr. Emde 6. 10. Dr. Eppler 7. 10. Erler 31. 10. Frieler 8. 10. Dr. Furler *) 7. 10. Haar (Stuttgart) 7. 10. Dr. Haas 6. 10. Hahn (Bielefeld) *) 7. 10. Frau Dr. Hubert 8. 10. Dr. Huys 5. 10. Illerhaus *) 7. 10. Kahn-Ackermann 5. 10. Klinker *) 7. 10. Dr. Koch 5. 10. Kriedemann *) 5. 10. Frau Kurlbaum-Beyer 8. 10. Lange 5. 10. Lenz (Brühl) *) 7. 10. Lenz (Trossingen) 31. 10. Lücker (München) *) 7. 10. Dr. Martin 5. 10. Mauk 7. 10. Memmel *) 7. 10. Frau Meermann 8. 10. Müller (Aachen-Land) *) 14. 10. 011esch 5. 10. Peters (Poppenbüll) 6.10. Frau Pitz-Savelsberg 7. 10. Raffert 5. 10. Frau Renger 12. 10. Riedel (Frankfurt) *) 7. 10. Saam 7. 10. Schlee 5. 10. Dr. Schmidt (Gellersen) 7. 10. *) Für die Teilnahme an Fraktions- bzw. Ausschußsitzungen des Europäischen Parlaments Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordneter) beurlaubt bis einschließlich Seibert 5. 10. Springorum *) 7. 10. Spitzmüller 5. 10. Frau Strobel *) 12. 10. Dr. Süsterhenn 8. 10. Teriete 20. 10. Dr. Verbeek 31. 10. Wächter 8. 10. Weimer 7. 10. Baron von Wrangel 15. 10. b) Urlaubsanträge Brand 15. 10. Burgemeister 31. 10. Köppler 21. 10. Richarts 14. 10. Anlage 2 Umdruck 100 Antrag der Fraktion der SPD zu der Erklärung der Bundesregierung vom 5. Oktober 1966. Der Bundestag wolle beschließen: 1. Die Erklärung der Bundesregierung zu den außen- und sicherheitspolitischen Problemen im Rahmen des westlichen Bündnisses und seines Zusammenhalts ist unbefriedigend. 2. In der gegenwärtigen weltpolitischen Entwicklung ergeben sich besonders für die deutsche Politik neue Risiken. Es liegt im Interesse des wichtigsten Ziels der deutschen Politik, der Wiedervereinigung in Frieden und Freiheit, die Entspannung in der Welt zu fördern. Zugleich ist die Aufrechterhaltung unserer Sicherheit, die gegenwärtig nur im Rahmen des westlichen Bündnisses gewährleistet ist, eines der wichtigsten Fundamente für jede Wiedervereinigungspolitik. Daher muß im Zuge der Überprüfung der Gesamtlage und der Stationierung verbündeter Truppen in Europa der Versuch gemacht werden, zwischen Ost und West Vereinbarungen über gleichwertige Truppenreduzierungen auf beiden Seiten zu treffen. Ein Vorschlag zur Rüstungsverminderung in Ost und West sollte zum Ansatzpunkt für Fortschritte in der Lösung der deutschen Frage werden. 3. Eingegangene Verpflichtungen zum Ausgleich der Devisenlasten unserer Verbündeten durch Truppenstationierungen in der Bundesrepublik Deutschland müssen eingehalten werden. Die Bundesregierung wird ersucht, dem Deutschen Bundestag den Wortlaut der mit den Vereinigten Staaten von Amerika und dem Ver- 2992 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 60. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 5. Oktober 1966 einigten Königreich bisher abgeschlossenen Devisenausgleichsabkommen vorzulegen. Die Veränderungen auf dem Gebiet der Militärtechnik und der Beweglichkeit der Streitkräfte können es möglich machen, für den erforderlichen Devisenausgleich zusätzliche neue Wege zu gehen. 4. Bei den kommenden Verhandlungen über die Verteilung der Lasten zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika, Großbritannien und der Bundesrepublik Deutschland muß die Gewährleistung der Sicherheit im Vordergrund stehen. Aufgabenstellung und Verfahrensweisen dieser Dreierverhandlungen sind so zu wählen, daß die schon bestehenden Differenzen innnerhalb des nordatlantischen Bündnisses nicht noch mehr vertieft werden. 5. Die Partnerschaft zwischen Europa und Nordamerika erfordert es, daß die in Genf laufenden Verhandlungen über die Kennedy-Runde zu einem Erfolg werden. Die Bundesregierung muß, auch wegen der besonderen deutschen politischen und wirtschaftlichen Interessen, durch konstruktive Vorschläge zum Gelingen der Verhandlungen beitragen. Bonn, den 5. Oktober 1966 Erler und Fraktion
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    Rede von Helmut Schmidt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Lassen Sie mich gleich auf einige Bemerkungen des Bundesministers des Auswärtigen eingehen. Herr Dr. Schröder, die Art und Weise, wie die Bundesregierung die Kleine Anfrage betreffend die europäische Politik der Bundesrepublik Deutschland beantwortet hat, war ja sicherlich nicht so sehr von irgendeiner besonders tiefschürfenden Exegese eines nicht mehr ganz up to date befindlichen Exemplars der Geschäftsordnung dieses Hohen Hauses motiviert, sondern von daher, daß Sie — und das verstehe ich allerdings — nicht gern auf den Zeilen zugeben wollten, daß der Bundeskanzler in Oslo etwas geredet hatte, was überhaupt nicht zu vertreten ist und was von Ihrer Fraktion mißbilligt wird.

    (Beifall bei der SPD.)

    Das kann ich begreifen. Sie haben genug Streit in Ihrem eigenen Kabinett, genug Streit in Ihrer eigenen Fraktion.

    (Zurufe von der CDU/CSU.)




    Schmidt (Hamburg)

    — Ach, Frau Kalinke, sind Sie schon wieder — —

    (Heiterkeit bei der SPD. — Abg. Frau Kalinke: Kümmern Sie sich um Ihre Hamburger Wahl! Kümmern Sie sich um Ihre Regierung!)

    Es gibt gar keinen Zweifel, was die Motive waren: Sie wollten nicht auch noch schriftlich geben, daß der Bundeskanzler in Oslo etwas gesagt hat, was sowohl das Kabinett als auch seine Fraktion mißbilligt. Aber wir wissen es gleichwohl, auch wenn die Antwort von Ihnen erst in der Debatte zu der Großen Anfrage gegeben wird.
    Nun zu der Schlußbemerkung des Bundesaußenministers. Der Außenminister hat seine Ausführungen damit geschlossen, daß er sagte, die Reise des Bundeskanzlers nach den Vereinigten Staaten von Amerika sei sehr erfolgreich gewesen. Dazu hat er auch von der rechten Seite des Hauses Beifall bekommen. Auf der rechten Seite des Hauses sitzt ein anderer Abgeordneter, der hier im Laufe der Debatte gesprochen hat und der wörtlich gesagt hat. die Reise gebe Anlaß, die Grundpositionen der deutschen Außenpolitik zu überdenken.

    (Sehr gut! bei der SPD.)

    Wenn man diese beiden Bewertungen mit einem Gleichheitsstrich zu verbinden versucht, dann hat man allerdings Anlaß, die Grundpositionen der deutschen Politik schlechthin zu überdenken.

    (Beifall bei der SPD. — Abg. Schulhoff: Das widerspricht sich doch gar nicht!)

    Wenn eine Reise Anlaß gibt, alles »das, worauf man bisher gefußt hatte, die Grundpositionen, neu zu analysieren, dann mag sie vielleicht insofern sehr erfolgreich sein, Herr Dr. Schröder, als diese Reise einen wenigstens dazu bringt, zu sehen, daß das notwendig ist. Insofern würde ich also, wenn ich das so interpretieren darf, dieser Ihrer Floskel zustimmen.

    (Abg. Schulhoff: Überdenken Sie nicht auch Ihre eigenen Positionen, etwa zur atomaren Verteidigung?)

    Wenn ich die Debatte der letzten drei Stunden richtig verstehe, dann läßt sich »daraus »das folgende Resümee ziehen.
    Erstens. Die Reise ist zur Unzeit erfolgt, wie überhaupt der Bundesregierung etwas mehr Zurückhaltung bei Reisen anzuraten wäre. Ich höre, daß der Bundeskanzler ausgerechnet jetzt, wo er so viel zu tun hat, nach Indien reisen will. Ich höre, daß der Außenminister in diesem Jahr drei Wochen lang ins Ausland reisen will. Ich kann nur sagen: ich höre das mit Besorgnis. Sie gehören hierher, wenn hier die Grundlagen der deutschen Politik offenbar neu durchdacht werden müssen, Herr Bundesaußenminister.

    (Beifall bei der SPD.)

    Zweitens ist als Ergebnis festzustellen, daß diese Reise das Verhältnis zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika und der Bundesrepublik Deutschland jedenfalls nicht verbessert hat. In diesem Zusammenhang muß gesagt werden, daß das Verhältnis zwischen uns und Frankreich auf keinen Fall durch die Abmachungen dieser Reise verbessert worden ist.
    Drittens. Die Art und Weise, wie die Reise vorbereitet wurde durch die Diplomatie unseres Staates, die Ankündigungen, die man vorher machte, und die Versuche, die man während der Verhandlungen machte — die werden auch offensichtlich nicht geleugnet, wenngleich die Regierung hierüber heute ihrer Erklärung nicht berichtet hat —, haben Zweifel aufkommen lassen in die Zahlungswilligkeit der Bundesrepublik in Zusammenhang mit Verpflichtungen, die sie selber eingegangen ist und unterschrieben hat. Das kann ich nicht als einen Erfolg buchen, daß es in der ganzen Welt Zweifel in unsere Zahlungswilligkeit gibt.

    (Beifall bei der SPD.)

    Viertens. In diesem Zusammenhang müssen wir wiederholen — es ist meinem Kollegen Wehner in diesem Punkt nicht widersprochen worden —, daß die Bundesregierung, kaum war sie zu Hause, einen Etat verabschiedet hat, der ganz klar das, was eben noch in Washington gesagt wurde, nämlich „das Beste" zu versuchen, in keiner Weise realisiert. Sie haben überhaupt nichts versucht. Sie haben den alten Etat verabschiedet, den Sie schon vorher fix und fertig hatten, ehe Sie nach Washington reisten, meine Herren. Sie haben einen Etat verabschiedet, der ein fingierter, ein simulierter Haushalt ist.

    (Zurufe von der CDU/CSU.)

    — Ich will auf diesen Punkt gern zurückkommen, wenn Sie das näher wissen wollen.

    (Abg. Frau Kalinke: Unerhört!)

    Es ist fünftens festzustellen, daß diese Reise nicht nur bei denjenigen, die das Kommuniqué unterschrieben haben, und nicht nur bei der FDP, sondern, wie ich annehme, auch bei Ihnen, Herr Barzel, zu der Einsicht geführt hat, daß eine Überprüfung der politisch-strategischen Situation Europas notwendig ist. Das ist offenbar, auch wenn Sie es hier nicht ausdrücklich noch einmal unterstrichen haben, von allen gesehen. Wir haben uns im Laufe dieses Jahres mehrfach bemüht, Verständnis dafür zu wecken, daß eine Überprüfung der Strategie —
    wenn ich „Strategie" sage, meine ich alles, was zusammengehört, Außenpolitik, Abrüstung, Sicherheit — notwendig ist. Offenbar glauben Sie es erst, wenn es in Washington aufgeschrieben wird.
    In einem Punkt schließlich bin ich ein wenig beruhigt worden durch das, was der Außenminister Schröder erklärte.
    Kollege Wehner hat, ich glaube, mit großem Recht und mit Zustimmung der beiden Sprecher der beiden anderen Fraktionen auf die Gefahr hingewiesen, die in der Konstruktion dieses Dreiergremiums liegt. Herr Barzel hat es etwas anders ausgedrückt als Herr von Kühlmann-Stumm; aber im Grunde haben alle das gleiche gemeint wie Herr Kollege Wehner. Ich bin, etwas beruhigt dadurch, daß der Herr Bundesaußenminister gesagt hat, er



    Schmidt (Hamburg)

    glaube, daß die hier liegende Gefahr inzwischen erkannt sei oder abgefangen sei.

    (Bundesminister Dr. Schröder: Die falsche Beurteilung!)

    — Wenn es sich nur um eine falsche Beurteilung gehandelt haben sollte, dann, nehme ich an, war diese Belehrung an die Adresse Ihrer eigenen beiden Koalitionsfraktionsvorsitzenden gerichtet.

    (Beifall bei der SPD.)

    Ich glaube allerdings nicht, daß in diesem Punkte Herr Barzel sich geirrt hat, ich glaube nicht, daß Herr von Kühlmann-Stumm sich geirrt hat; ich bin ganz sicher, Wehner hat sich nicht geirrt. Er wußte, was er sagte; ich nehme an, die beiden anderen Herren auch.
    Wir gehen davon aus, Herr Schröder, daß, nachdem infolge von Entwicklungen, für die weiß Gott die Deutschen nicht allein verantwortlich sind, im Laufe dieses Jahres das Verhältnis zwischen Bonn und Paris nicht gerade das allerbeste ist, nachdem wir nun in Gefahr geraten sind, das Verhältnis zwischen Washington und Bonn auch noch zu beeinträchtigen, wir jetzt vermeiden müssen, diese Schraube nun gegenüber Paris noch weiter umgedreht zu bekommen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Wer will denn das?)

    Wenn der Außenminister sagt, das sei nur eine falsche Interpretation, so mag er seine Sprache wählen, wie er will. Ich begrüße, daß er gegenüber diesen Interpretationen — die ja nicht aus der deutschen Presse, sondern aus der französischen und englischen Presse stammen; gucken Sie doch herum; die interpretiert es so die gegenwärtige Auffassung der Regierung klargestellt hat: Es müssen strategische Bewertungen, solange es die NATO gibt — und wir wollen doch, daß sie andauern soll — unter allen, die zu dem Vertragssystem gehören, unter allen Partnern erfolgen, und wir dürfen nicht den Eindruck zulassen, als ob wir daran interessiert oder gar darüber erfreut seien, daß auf besonders hoher strategischer Ebene Erwägungen in einem kleineren Klub, dem wir angehören, aber nicht alle übrigen, gepflogen werden. In diesem Punkte, scheint mir, hat es in diesem Hause eine gemeinsame Auffassung gegeben. Herr Barzel hat ja mit besonders freundschaftlicher Stimmlage geforscht, ob es noch gemeinsame Grundlagen gebe. In diesem Punkt gibt es eine gemeinsame Grundlage. — Auf Ihren anderen Punkt will ich aber auch gleich kommen, im Zusammenhang mit den Punkten, die der Außenminister hier resümiert hat, als er vor mir sprach.
    Wissen Sie, in der nuklearen Frage ist das furchtbar schwer. Wenn Sie schon in alten Zettelkästen herumwühlen und meinen, Sie könnten da Divergenzen entdecken — natürlich sind da Divergenzen! Es sind inzwischen 24 Monate ins Land gegangen! Die Lage hat sich geändert.

    (Beifall bei der SPD. — Zurufe von der CDU/CSU.)

    — Lassen Sie mich mal den Satz vollenden. Man kann eine Sache, die vor 24 Monaten z. B. eine relativ leichte — relativ leichte — Problematik bedeutete, deren Problematik sich aber inzwischen verschärft und verschoben hat, nicht immer noch mit denselben Rezepten kurieren wollen.
    Auf unsere Vorstellungen will ich gern noch einmal eingehen, wenn das unbedingt sein muß. Zunächst will ich aber versuchen, herauszufinden, was eigentlich Ihre Vorstellung ist. Sie haben aus den Bundestagsprotokollen von heute vor etwa einem Jahr zitiert. Herr Barzel, schauen Sie, in jener Debatte — das war am 30. November — —

    (Zuruf von der CDU/CSU: Auch der Zettelkasten!)

    — Das ist nicht der Zettelkasten, sondern das amtliche Protokoll des Deutschen Bundestages, Herr Kollege!

    (Abg. Dr. Barzel: Ich habe dasselbe benutzt!)

    Zu diesem Zeitpunkt hat der Verteidigungsminister, der damals im Amt war, und heute auch noch, gesagt, er wolle Mitwirkung haben, atomare Mitwirkung, und zwar nicht bloß ein „Gefühl von Mitwirkung", sondern wirkliche Mitwirkung. An anderer Stelle hat 'derselbe Minister von Mitbestimmung geredet. Der Bundeskanzler hat zu diesem Zeitpunkt ganz was anderes gesagt, er hat gesagt, er denke an Formen gemeinsamer nuklearer Organisation und die Regierung beteilige sich an Beratungen darüber.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das ist doch das gleiche!)

    — Das ist alles nicht das gleiche! — Etwas später hat Herr Barzel dann hier in der Debatte gesagt: „Teilhabe am nuklearen Entscheidungsprozeß". Es ist dann alles nicht das gleiche, verehrter Herr Kollege, wenn man weiß, daß damals und bis heute, zwölf Monate später, die Regierung ihre früher ausdrücklich erhobene Forderung auf eine MLF nicht korrigiert hat. Das sind alles Reden drumherum, ohne daß man genau zu erkennen vermag, was die einzelnen Herren meinen.
    Und es geht ja weiter: Heute hat der Bundeskanzler aus dem Kommuniqué vorgelesen — was dann Herr Schröder auch noch einmal vorgelesen hat; ich will es nicht zum drittenmal vorlesen —, daß man eine angemessene „echte Mitverantwortung" wolle und daß es „nukleare Arrangements" — was sind denn das nun? im Bündnis geben solle. Der Altbundeskanzler Adenauer hat sehr viel deutlicher erkannt, was das ist: Das ist ein Ausweichen vor einer Antwort, das ist eine offen gebliebene Frage. So hat es Dr. Adenauer im Fernsehen gesagt, und so ist es auch. Da können Sie doch nicht sagen, das sei eine gemeinsame Grundlage.

    (Beifall bei der SPD.)

    Man kann gegenüber Dr. Adenauer verschiedener Meinung sein; aber jedenfalls in diesem Punkte bin ich seiner Meinung. Er sagt, es ist eine offen gebliebene Frage, und Herr Barzel sagt, es ist eine gemeinsame Grundlage. Man kann gemeinsam Fra-
    -

    Schmidt (Hamburg)

    gen stellen; aber wenn es keine Antwort darauf gibt, kann man sich nicht gemeinsam auf die Antwort stellen, Herr Barzel.
    Es geht aber noch weiter. Ich darf Sie auch zitieren. Ich habe inzwischen die Zeit genutzt, Sie haben vor Ihrem Parteitag in diesem Jahr, von dem Sie auch uns zitiert haben, gesagt: „Wir wollen nicht Macht, sondern Sicherheit." — Prächtig! — „Wir drängen nicht zu atomarem Rang". — Prächtig! — „Wir wollen nur das tun, was nötig ist, unsere Sicherheit im Bündnis zu garantieren." — Prächtig!" — „Aber wir wollen alles, was eben dazu, was nur dazu nötig ist."
    — Auch prächtig! Aber was meinen Sie nun eigentlich mit dieser nuklearen Mitbestimmung?

    (Beifall bei der SPD.)


    (Vorsitz: Vizepräsident Frau Dr. Probst.)

    Und nun haben Sie heute gesagt — ich darf es wiederholen „Ich möchte also, daß wir uns zunächst um das Bessere bemühen, um nicht bei dem Schlechtesten zu landen", und hinterher haben Sie zu erkennen gegeben, daß das gar nicht von Barzel war, sondern von Fritz Erler.

    (Heiterkeit und Beifall bei der SPD.)

    Deswegen ist es auch so gut, Herr Barzel. Das ist nämlich wirklich gut. Je länger diese Regierung auf diesem papiernen Anspruch verharrt, desto mehr gerät sie in Gefahr, nachher überhaupt nichts mehr in der Hand zu halten.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Die Formel: Wir wollen mit den gleichen Waffen verteidigt werden, mit denen wir angegriffen werden, ist doch prima! Was sagen Sie dazu?)

    — Wir finden sie auch prima. Leider haben wir die Formel im letzten Jahr nicht mehr gehört. Der Bundeskanzler hat sie im Wahlkampf gebraucht. Wenn er sie hier gebraucht hätte, wäre es in Ordnung. Bitte, lassen Sie doch Herrn Erhard hier heraufgehen und es erklären. Aber der Herr Bundeskanzler erklärt ja nur etwas, was er ablesen kann. Aus der Debatte heraus werden wir das wahrscheinlich nicht von ihm zu hören bekommen.

    (Pfui-Rufe von der CDU/CSU. — Beifall bei der SPD. —Abg. Majonica: Sie haben endlich wieder Ihrem Beinamen alle Ehre gemacht!)

    Ich würde es begrüßen, wenn dieses Haus nach langen Jahren eine Probe davon bekäme und davon überzeugt werden könnte, daß der Bundeskanzler der Debatte über so wichtige politische Fragen persönlich gewachsen ist.

    (Beifall bei der SPD. — Abg. Rasner: Unverschämtheit!)

    Jetzt aber noch einmal zurück zu Herrn Barzel! Herr Barzel, Sie haben in diesem Monat gesagt, — —

    (Abg. Majonica: Man benimmt sich wieder! Sie haben sich daneben benommen!)

    — Herr Majonica, Sie verwechseln heute zum zweitenmal die gegenwärtige Sitzung des Plenums des
    Deutschen Bundestages mit der gestrigen Sitzung Ihrer eigenen Fraktion.

    (Heiterkeit und Beifall bei der SPD. — Zurufe von der CDU/CSU: Albern! — Soll der Bundeskanzler in Ihrem Stil sprechen?)

    — Ich verstehe, daß die Mehrheitsfraktion heute aufgeregt ist. Sie hat es auch gegenwärtig nicht leicht. Wenn man heute morgen die deutschen Zeitungen gelesen hat, kann man verstehen, daß Sie allesamt heute gereizt sind. Ich habe Nachsicht mit Ihnen.

    (Zurufe von der CDU/CSU.)

    Lassen Sie mich in der Frage, was die Bundesrepublik für sich nuklear erreichen möchte, einen Punkt begrüßen, den auch Herr von Kühlmann-Stumm erwähnt hat, daß nämlich in Rom in den letzten Tagen eine Verabredung zustande gekommen ist, die auf eine gewisse Kontinuität dessen, was man bisher unter dem McNamara-Komitee verstanden hat, hinauslaufen soll. Wir finden das ganz gut. Wir bleiben im übrigen bei den Empfehlungen, die wir auf unserem Parteitag und mehrfach ausführlich in diesem Hause zu dem Thema gegeben haben.
    Dann zu einem anderen Punkt aus dem Katalog des Bundesaußenministers: Herr Wehner und ich haben uns beide Mühe gegeben, Herr Dr. Schröder, in einem Punkt zu verstehen, was Sie meinten. Aber vielleicht war es nur akustisch unverständlich. Wir haben nämlich nicht ganz verstanden, was Sie gemeint haben in bezug auf die mit Besorgnis und nach längerer interner Erwägung und Überlegung von uns vorgetragene Anregung: Wenn überhaupt schon die Rede von Truppenverringerung oder Truppenabzug sein muß, warum dann nicht, um Gottes willen, den Versuch machen, daß es gleichmäßig auf beiden Seiten geschehe? Ich habe mich jetzt vielleicht etwas klarer ausgedrückt. Wir haben Ihre Antwort zu dem Punkt — —

    (Bundesaußenminister Dr. Schröder: Da teile ich Ihre Meinung!)

    — Sie teilen unsere Meinung. Dann haben wir es offenbar akustisch nicht verstanden. Wir glauben, daß das eine Sache ist, die nun wirklich nicht nur der Entwicklung überlassen werden darf, eine Sache, bei der die Bundesrepublik initiativ werden muß.
    Wenn ich lese, was der Altbundeskanzler vor wenigen Tagen zu diesem Problem gesagt hat, muß ich sagen: ich teile zwar nicht ganz und nicht in dem Ausmaß, wie er es dort gesagt hat, seine Sorgen. Aber der Tendenz nach müssen einen, glaube ich, doch erhebliche Sorgen beschleichen.
    Es ist dann von dem Devisenproblem die Rede gewesen.

    (Zuruf des Abg. Lemmrich.)

    — Wie bitte? Ich habe nicht verstanden.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Etwas prägnanter!)

    — Ja, das wollte ich gerne hören, was er prägnant zu fragen hat.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Sie sollten sich prägnanter ausdrücken!)




    Schmidt (Hamburg)



Rede von Dr. Maria Probst
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
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    Rede von Helmut Schmidt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Bitte sehr!