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    Deutscher Bundestag 60. Sitzung Bonn, den 5. Oktober 1966 Inhalt: Glückwunsch zum Geburtstag des Abg. Dr. h. c. Jaksch . . . . . . . . . . 2927 A Fragestunde (Drucksache V/958) Fragen des Abg. Schmidt (Kempten) : Gefahr eines künftigen Mangels an Zahnärzten Bargatzky, Staatssekretär . . . . 2928 A Schmidt (Kempten) (FDP) . . . . 2928 B Dr. Meinecke (SPD) 2928 D Frage des Abg. Dr. Schmidt (Gellersen) : Ausbau der B 27/243 von Herzberg bis Bad Lauterberg Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister 2929 A Bading (SPD) 2929 C Schmidt (Braunschweig) (SPD) . . 2929 C Frage des Abg. Dr. Mommer: Ausschreibungsstopp für Bauten an Bundesstraßen in Baden-Württemberg Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 2929 D Dr. Mommer (SPD) . . . . . . . 2930 A Börner (SPD) . . . . . . . . . 2930 B Brück (Köln) (CDU/CSU) . . . . 2930 D Brück (Holz) (SPD) 2930 D Frage des Abg. Brück (Holz) : Verhinderung eines Exportauftrages der Saarbergwerke nach Schweden durch die Bundesregierung Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister 2931 A Brück (Holz) (SPD) 2931 A Hussong (SPD) 2931 C Frage des Abg. Dröscher: Aufstellung von Getränkeautomaten in Eil- und Nachtschnellzügen Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 2931 D Dröscher (SPD) . . . . . . . . 2932 A Frage des Abg. Kaffka: Zuschlag pro Frachtbriefsendung bei Güterabfertigungen mit geringem Stückgutverkehr Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister 2932 B Kaffka (SPD) 2932 C Frage des Abg. Kaffka: Zweckmäßige Aufstellung der Verkehrszeichen Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 2932 D Frage des Abg. Ollesch: Gefährdung der Sicherheit des Straßenverkehrs durch Auftragung von Lackfolien auf Bundesstraßen Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister 2933 A Borm (FDP) 2933 B Frage des Abg. Ollesch: Haftung für die Verkehrssicherheit der Straßen Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 2933 C II Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 60. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 5. Oktober 1966 Fragen des Abg. Jacobi (Köln) : Beziehungen zwischen der Verlagsgesellschaft mbH für Gegenwartskunde in Dinslaken und der Bundesregierung — Schrift „Zahlen Sie zuviel Miete?" von Hase, Staatssekretär 2933 C Jacobi (Köln) (SPD) 2934 A Dr. Schäfer (SPD) 2934 D Matthöfer (SPD) 2935 A Ott (CDU/CSU) 2935 B Sänger (SPD) . . . . . . . . 2935 B Büttner (SPD) . . . . . . . . 2935 C Frage des Abg. Borm: Berliner Fahne am deutschen Informationsstand in Brünn Dr. Schröder, Bundesminister . . 2935 C Borm (FDP) 2935 D Frage des Abg. Borm: Entfernung der Berliner Fahne vom Hotel des Berliner Bürgermeisters in New York Dr. Schröder, Bundesminister . . 2936 A Borm (FDP) 2936 B Wehner (SPD) . . . . . . . . 2936 B Fragen des Abg. Josten: Deutsch-japanischer Hochschulpraktikantenaustausch Dr. Schröder, Bundesminister . . 2936 D Josten (CDU/CSU) 2937 A Frage des Abg. Dr. Jahn (Braunschweig) : Versorgungsschwierigkeiten für die Mitarbeiter deutscher Kultureinrichtungen in Krisengebieten Dr. Schröder, Bundesminister . . . 2937 D Dr. Jahn (Braunschweig) (CDU/CSU) 2938 A Fragen des Abg. Dr. Becher (Pullach) : Haltung Bulgariens zu dem Antrag der SBZ auf Zulassung als Beobachternation bei der UNO Dr. Schröder, Bundesminister . . . 2938 B Dr. Becher (Pullach) (CDU/CSU) . . 2938 D Frage des Abg. Schultz (Gau-Bischofsheim) : Verletzung der Hoheitsrechte der Bundesrepublik durch sowjetische Hubschrauber Dr. Schröder, Bundesminister . . . 2939 A Fragen des Abg. Schultz (Gau-Bischofsheim) : Unterrichtung der NATO-Verbündeten über diese Vorfälle — Zu ergreifende Gegenmaßnahmen Dr. Schröder, Bundesminister . . . 2939 A Dr. Rutschke (FDP) 2939 B Frage des Abg. Folger: Kosten des Charterfluges des Bundeskanzlers nach Washington Dr. Schröder, Bundesminister . . . 2939 C Folger (SPD) . . . . . . . . . 2939 D Frage des Abg. Folger: Politischer Nutzen der Reisebegleitung des Bundeskanzlers in die USA Dr. Schröder, Bundesminister . . . 2939 D Folger (SPD) . . . . . . . . . 2940 A Dr. Müller (München) (SPD) . . . . 2940 B Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung Dr. Dr. h. c. Erhard, Bundeskanzler . 2940 C Dr. Barzel (CDU/CSU) 2944 B Wehner (SPD) 2949 A Freiherr von Kühlmann-Stumm (FDP) 2958 A Dr. Schröder, Bundesminister . . . 2960 C Schmidt (Hamburg) (SPD) . . . . 2964 D Dr. Barzel (CDU/CSU) Erklärung nach § 36 GO . . . . 2970 C Dr. Schäfer (SPD) Erklärung nach § 36 GO . . . . 2972 A Frau Dr. Probst, Vizepräsident . . . 2973 C von Hassel, Bundesminister . . . . 2973 D Blumenfeld (CDU/CSU) . . . . . 2977 D Schultz (Gau-Bischofsheim) (FDP) . . 2980 B Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller (SPD) 2982 C Leicht (CDU/CSU) . . . . . . . 2985 C Dr. h. c. Jaksch (SPD) . . . . . . 2986 C Dr. Becher (Pullach) (CDU/CSU) . . 2987 A Majonica (CDU/CSU) . . . . . . 2988 C Antrag betr. Einrichtungshilfe für Sowjetzonenflüchtlinge (Abg. Frau Korspeter, Hirsch, Bartsch, Brünen, Hamacher, Kaffka, Dr. Kreutzmann, Lemper, Spillecke, Vit und Fraktion der SPD) (Drucksache V/772) 2989 A Nächste Sitzung 2989 C Anlagen 2991 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 60. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 5. Oktober 1966 2927 60. Sitzung Bonn, den 5. Oktober 1966 Stenographischer Bericht Beginn: 14.30 Uhr
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    Berichtigung Es ist zu lesen: 55. Sitzung, Seite 2654 A, Zeile 28 statt Überwiesen werden soll an den Ausschuß für Gesundheitswesen mitberatend — usw.: Überwiesen werden soll an den Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten — federführend —, an den Ausschuß für Gesundheitswesen — mitberatend — usw. Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich a) Beurlaubungen Dr. Achenbach *) 13. 10. Dr. Adenauer 8. 10. Dr. Aigner *) 7. 10. Dr. Arndt (Berlin) 7. 10. Dr. Arndt (Berlin/Köln) 7. 10. Dr. Artzinger *) 7. 10. Bauer (Wasserburg) 11. 10. Bäuerle 31. 10. Prinz von Bayern 7. 10. Frau Berger-Heise 7. 10. Berlin 20. 10. Blachstein 10. 10. Blöcker 7. 10. Deringer *) 7. 10. Dichgans *) 7. 10. Frau Dr. Diemer-Nicolaus 5. 10. Dr. Dittrich *) 7. 10. Dr. Eckhardt 7. 10. Eisenmann 7. 10. Dr. Emde 6. 10. Dr. Eppler 7. 10. Erler 31. 10. Frieler 8. 10. Dr. Furler *) 7. 10. Haar (Stuttgart) 7. 10. Dr. Haas 6. 10. Hahn (Bielefeld) *) 7. 10. Frau Dr. Hubert 8. 10. Dr. Huys 5. 10. Illerhaus *) 7. 10. Kahn-Ackermann 5. 10. Klinker *) 7. 10. Dr. Koch 5. 10. Kriedemann *) 5. 10. Frau Kurlbaum-Beyer 8. 10. Lange 5. 10. Lenz (Brühl) *) 7. 10. Lenz (Trossingen) 31. 10. Lücker (München) *) 7. 10. Dr. Martin 5. 10. Mauk 7. 10. Memmel *) 7. 10. Frau Meermann 8. 10. Müller (Aachen-Land) *) 14. 10. 011esch 5. 10. Peters (Poppenbüll) 6.10. Frau Pitz-Savelsberg 7. 10. Raffert 5. 10. Frau Renger 12. 10. Riedel (Frankfurt) *) 7. 10. Saam 7. 10. Schlee 5. 10. Dr. Schmidt (Gellersen) 7. 10. *) Für die Teilnahme an Fraktions- bzw. Ausschußsitzungen des Europäischen Parlaments Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordneter) beurlaubt bis einschließlich Seibert 5. 10. Springorum *) 7. 10. Spitzmüller 5. 10. Frau Strobel *) 12. 10. Dr. Süsterhenn 8. 10. Teriete 20. 10. Dr. Verbeek 31. 10. Wächter 8. 10. Weimer 7. 10. Baron von Wrangel 15. 10. b) Urlaubsanträge Brand 15. 10. Burgemeister 31. 10. Köppler 21. 10. Richarts 14. 10. Anlage 2 Umdruck 100 Antrag der Fraktion der SPD zu der Erklärung der Bundesregierung vom 5. Oktober 1966. Der Bundestag wolle beschließen: 1. Die Erklärung der Bundesregierung zu den außen- und sicherheitspolitischen Problemen im Rahmen des westlichen Bündnisses und seines Zusammenhalts ist unbefriedigend. 2. In der gegenwärtigen weltpolitischen Entwicklung ergeben sich besonders für die deutsche Politik neue Risiken. Es liegt im Interesse des wichtigsten Ziels der deutschen Politik, der Wiedervereinigung in Frieden und Freiheit, die Entspannung in der Welt zu fördern. Zugleich ist die Aufrechterhaltung unserer Sicherheit, die gegenwärtig nur im Rahmen des westlichen Bündnisses gewährleistet ist, eines der wichtigsten Fundamente für jede Wiedervereinigungspolitik. Daher muß im Zuge der Überprüfung der Gesamtlage und der Stationierung verbündeter Truppen in Europa der Versuch gemacht werden, zwischen Ost und West Vereinbarungen über gleichwertige Truppenreduzierungen auf beiden Seiten zu treffen. Ein Vorschlag zur Rüstungsverminderung in Ost und West sollte zum Ansatzpunkt für Fortschritte in der Lösung der deutschen Frage werden. 3. Eingegangene Verpflichtungen zum Ausgleich der Devisenlasten unserer Verbündeten durch Truppenstationierungen in der Bundesrepublik Deutschland müssen eingehalten werden. Die Bundesregierung wird ersucht, dem Deutschen Bundestag den Wortlaut der mit den Vereinigten Staaten von Amerika und dem Ver- 2992 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 60. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 5. Oktober 1966 einigten Königreich bisher abgeschlossenen Devisenausgleichsabkommen vorzulegen. Die Veränderungen auf dem Gebiet der Militärtechnik und der Beweglichkeit der Streitkräfte können es möglich machen, für den erforderlichen Devisenausgleich zusätzliche neue Wege zu gehen. 4. Bei den kommenden Verhandlungen über die Verteilung der Lasten zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika, Großbritannien und der Bundesrepublik Deutschland muß die Gewährleistung der Sicherheit im Vordergrund stehen. Aufgabenstellung und Verfahrensweisen dieser Dreierverhandlungen sind so zu wählen, daß die schon bestehenden Differenzen innnerhalb des nordatlantischen Bündnisses nicht noch mehr vertieft werden. 5. Die Partnerschaft zwischen Europa und Nordamerika erfordert es, daß die in Genf laufenden Verhandlungen über die Kennedy-Runde zu einem Erfolg werden. Die Bundesregierung muß, auch wegen der besonderen deutschen politischen und wirtschaftlichen Interessen, durch konstruktive Vorschläge zum Gelingen der Verhandlungen beitragen. Bonn, den 5. Oktober 1966 Erler und Fraktion
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    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Vor nicht sehr langer Zeit haben wir uns in diesem Hause vor der Amerikareise des Herrn Bundeskanzlers verabschiedet, und ich habe damals am Schluß der Abrüstungs- und Sicherheitsdebatte gesagt, wir würden Ihnen — das richtet sich jetzt besonders an die Opposition — danach sehr gern wieder zur Verfügung stehen. Ich muß gestehen, daß ich sogar gesagt habe: „mit Vergnügen zur Verfügung stehen". Das mit dem „Vergnügen" war vielleicht ein bißchen übertrieben, aber gar nicht so ganz.
    Der Kollege Wehner, mit dem ich mich jetzt im wesentlichen beschäftigen möchte, hat heute ein gewisses Mißgeschick dadurch erlitten, daß er durch das konventionelle Feuer meines Fraktionsvorsitzenden Barzel — kein nukleares Feuer, sondern ein konventionelles Feuer — doch bedeutende Bodenverluste gehabt hat, die er erst mühselig wieder aufholen konnte. Dabei ist er in seinen Attacken auf die Regierung vielleicht doch ein bißchen weiter gegangen, als ich das von ihm gewohnt bin. Er gilt sonst als ein ruhiger und abgemessener Sprecher. Heute war er ein bißchen unruhiger und vielleicht nicht ganz so abgemessen. Um so mehr werde ich mich aber jetzt bemühen, ganz ruhig und abgemessen zu bleiben und ihm in elf Punkten zu antworten.
    Er hat einen wesentlichen Bodenverlust in der Widerlegung des Vorwurfs — oder sagen wie lieber: der Feststellung — gehabt, daß sich die nukleare Politik der Sozialdemokratischen Partei — wenn ich mich einmal so ausdrücken darf — doch sehr stark gewandelt hat. Das ist sicher so. Ich sehe das übrigens gar nicht etwa unter dem Gesichtspunkt, Herr Kollege Wehner, daß das ein Verzicht sei und daß Sie hier etwa so das Kainsmal des Verzichts oder der Verzichtspartei, oder wie man sich das steigern mag, aufgestempelt bekommen sollen. Nein, ich sage das, was ich hier vor wenigen Tagen gesagt habe: ich finde das sehr bedauerlich. Die deutsche Position in dieser Frage wäre sehr viel besser, sehr viel sicherer, wenn Sie und Ihre Partei — ich glaube mehr Ihre Partei als Sie — in diesem Punkte nicht eine so starke Schwenkung vorgenommen hätten.
    Allerdings nun der Bundesregierung vorzuwerfen, sie habe in dieser Frage geschwankt, das ist sicherlich nicht gerechtfertigt. Im Gegenteil, die Bundesregierung hat auf diesem Felde eine sehr klare, sehr einfache und eindeutige Politik verfolgt, und ich hoffe, daß sie sich durch nichts davon wird abbringen lassen.
    Sie haben zu kontrastieren versucht. Was der Herr Bundeskanzler über diese Frage im Wahlkampf gesagt habe, sei Ihnen besser erschienen als das, was in der Regierungserklärung formuliert sei. Deswegen muß ich Ihnen einmal den betreffenden Teil der Regierungserklärung verlesen. Dort heißt es:



    Bundesminister Dr. Schröder
    Die Bundesregierung glaubt, daß eine Anpassung der NATO an neue politische und militärische Sachverhalte notwendig ist. Insbesondere müssen jene Probleme gelöst werden, die sich aus der Tatsache ergeben, daß nunmehr einige Mitglieder der Allianz über eigene Kernwaffen verfügen, andere aber nicht. An der nuklearen Verteidigung müssen indessen die Bundesgenossen nach dem Grad ihrer Bedrohung und dem Grad ihrer Leistungen beteiligt werden. Wir denken dabei an Formen einer gemeinsamen nuklearen Organisation und beteiligen uns an Beratungen mit den verbündeten Mächten. Wir haben wiederholt bekundet, daß wir keine nationale Kontrolle über Kernwaffen anstreben. Wir sollten aber nicht von jeder nuklearen Beteiligung deshalb ferngehalten werden, weil wir ein geteiltes Land sind. Die Spaltung Deutschlands ist ein Unrecht. Dem darf nicht ein zweites dadurch hinzugefügt werden, daß man uns, die wir Wesentliches für das westliche Bündnis tun, die Verteidigung gegen die offene Bedrohung aus dem Osten erschwert. Solche Ansichten schwächen die Allianz, gleichzeitig bestärken sie die Sowjets, auf der Spaltung unseres Kontinents zu beharren.
    Das war eine ganz klare und eindeutige Aussage. Vergleichen Sie ,damit bitte einmal, was wir gemeinsam mit den Vereinigten Staaten jetzt in diesem Kommuniqué zu ,dieser Frage dargestellt haben. Es heißt dort folgendermaßen:
    Der Bundeskanzler und der Präsident betonten ihr großes Interesse .an einer baldigen Beendigung des Wettrüstens und an Fortschritten auf dem Gebiet der allgemeinen und kontrollierten Abrüstung. Sie waren übereinstimmend ,der Auffassung, daß der Verbreitung von Kernwaffen in die nationale Verfügungsgewalt nichtnuklearer Staaten Einhalt geboten werden muß. Sie gaben ihrer Überzeugung Ausdruck, daß in Übereinstimmung mit dieser Zielsetzung innerhalb .des Bündnisses nukleare Arrangements getroffen werden sollten, um die nichtnuklearen Verbündeten ,angemessen an der nuklearen Verteidigung zu beteiligen. Sie nahmen mit Befriedigung von der Entscheidung der Arbeitsgruppe für nukleare Planung im Rom Kenntnis, einen ständigen Ausschuß des Bündnisses für nukleare Planung zu empfehlen. Sie hoffen, daß weitere Bündnispartner diese Empfehlung unterstützen, durch die die Bereiche nuklearer Konsultation erweitert und vertieft und die Verbündeten enger in die Planung für nukleare Verteidigung einbezogen würden.
    Wenn Sie die Regierungserklärung und dieses Kommuniqué und dazu das nehmen, was wir in der voraufgegangenen Debatte auf ihre Große Anfrage hin ausgeführt haben, dann werden Sie sehen, daß die Linie der Bundesregierung in dieser Frage nicht nur ganz konsequent ist, sondern daß siesich — besonders bezogen auf die Vereinigten Staaten — in Übereinstimmung mit der hier wiedergegebenen Haltung unseres stärksten Verbündeten befindet. — Das ist Punkt 1.
    Unter Punkt 2 sind Sie auf zwei Wendungen aus der Erklärung ,des Herrn Bundeskanzlers zu sprechen gekommen, in der er von der ,eigenen Opferbereitschaft gesprochen und noch einmal gesagt hat, daß die Wiedervereinigung von uns Opfer fordern wird. Ich gestehe Ihnen hier ganz offen — und ich hoffe, daß mir der Herr Bundeskanzler ,das nicht übelnimmt —, daß ich das Wort „Opfer" in dieser Beziehung im Grunde lieber vermeide, weil ich den Eindruck gewinne, daß das Wort „Opfer" für die Wirklichkeit, in der wir derzeit leben, eigentlich gar nicht mehr den richtigen Klang hat. Was heißt das: „Opfer"? Opfer woran? An Geld, an Land, an Leuten, an Prestige, an Stellung? Ichsage hier in voller Offenheit vor der deutschen Öffentlichkeit: ein Volk, was nicht weniger als 6,5 Milliarden DM für Auslandsreisen ausgibt, von denen nur knapp 2 Milliarden DM wieder hierher zurückfließen, und dessen Ausgaben — die genauen Zahlen habe ich mir leider nicht schnell genug besorgen können — für Alkohol und Tabakverbrauch zusammen mit diesen weit über das hinausgehen, was in Deutschland für Verteidigung und Sicherheit aufgewendet wird, muß 'erst ,einmal ein bißchen genauer über das ins Bild 'gesetzt werden, was man hier etwa unter „Opfer" verstehen soll. Ichglaube nicht, daß das Wort allein von vornherein die richtige Einschätzung im Publikum findet.
    In diesem Zusammenhang haben Sie nun mich angegriffen, nicht ganz genau, und deswegen möchte ich das lieber an Hand des Protokolls der Sitzung vom 12. Januar dieses Jahres klarstellen. Ich habe damals als Antwort auf Ihre Ausführungen gesagt:
    Der erste Punkt, zu dem ich etwas sagen möchte, ist folgender. Es war auch der erste Punkt in der Stellungnahme des Kollegen Wehner, nämlich eine Frage nach einer Konkretisierung möglicher deutscher Opfer für die Wiedervereinigung. Darüber wird sehr viel gesprochen, teils von Politikern, teils von anderen, und wir haben in diesem Felde bisher eigentlich immer, und wie mir scheint, ziemlich konsequent, den Standpunkt vertreten, daß wir über eine grundsätzliche Aussage dieser Art nicht hinausgehen sollten und nicht den Versuch machen sollten, eine Konkretisierung von Leistungen oder gar möglichen Verzichten vorzunehmen.
    Das ist
    — so habe ich damals gesagt —
    bisher unser Standpunkt gewesen aus vielen wohlerwogenen Gründen, die wir auch öffentlich dargelegt haben. Wenn aber die Nützlichkeit einer etwaigen Konkretisierung neu erörtert werden soll, so wird sich die Bundesregierung einer solchen natürlich diskreten Diskussion keineswegs verschließen. Ich sage: einer Erörterung über die Frage der Nützlichkeit von Konkretisierungen. Ein solches Gespräch kann durchaus geführt werden. Ich sehe bisher keinen Anlaß, von der grundsätzlichen Linie, die wir eingenommen haben, abzugehen.
    Ich kann nur sagen: das ist unverändert der Standpunkt der Bundesregierung. Dieses Gespräch über



    Bundesminister Dr. Schröder
    die Frage der Nützlichkeit von Konkretisierungen hat erst angefangen. Wir sind gern bereit, dieses Gespräch jeden Tag zu führen.
    Ich bekomme aber gerade die Zahlen über den Alkohol- und Tabakkonsum. Im vergangenen Jahr, 1965, sind in unserem Lande für Alkohol 13 Milliarden DM,

    (Hört! Hört! bei der CDU/CSU)

    für Tabak 9 Milliarden DM ausgegeben worden; das sind zusammen 22 Milliarden DM. Die Höhe des Verteidigungshaushalts ist jedermann bekannt. Also: meine Schätzung, daß Auslandsaufwand, Alkohol- und Tabakkonsum weit über den Verteidigungshaushalt hinausgehen, ist offensichtlich ganz zutreffend gewesen.
    Ich komme zu einem dritten Punkt, den der Kollege Wehner angeschnitten hat. Das war die Frage der Weiterentwicklung der Gedanken, die wir in der Friedensnote vorgetragen haben. Nun, wir haben hier vor wenigen Tagen gesagt, in welcher Richtung wir uns die Weiterentwicklung vorstellen. Darüber ist heute nichts Neues zu sagen. Es bleibt einstweilen bei der Ausführung dieser von uns angekündigten Absichten.
    Ein vierter Punkt waren die Betrachtungen, die der Herr Kollege Wehner über die Frage der französischen Truppen in unserem Lande angestellt hat. Ich stimme ihm völlig darin zu, daß es darum geht, hier eine einwandfreie rechtliche Lösung zu finden — darüber sprechen wir mit unseren französischen Freunden —, und daß es gleichzeitig darum geht, die französischen Truppen in Deutschland in die richtige, von allen Seiten akzeptierbare Stellung zu der gesamten NATO-Verteidigung zu bringen. Wenn es dabei möglich sein sollte, sozusagen dieses System bilateral und intern weiter zu festigen, so deckt sich das durchaus mit Wünschen und Vorstellungen, die wir haben. Allerdings in einem Punkt geht der Herr Kollege Wehner, glaube ich, von einer unzutreffenden Annahme aus: für die französische Haltung ist die Situation der französischen Truppen in Berlin und ihre Stellung in Berlin etwas durchaus anderes als die Lage und Aufgabe der französischen Truppen in der Bundesrepublik, — so schlechthin gesprochen.
    Einige Anmerkungen zu einem fünften Punkt! Ich stimme dem Herrn Kollegen Wehner darin zu, daß es sehr schlecht wäre — aber diese Gefahr halte ich in der Zwischenzeit für gebannt —, wenn man das, was in dem Kommuniqué als „Dreimächte-Gespräche" bezeichnet wird, etwa mit der Vorstellung eines Dreierdirektoriums verbinden wollte. Davon ist weder hüben noch drüben auch nur die Rede gewesen. Es wäre also wirklich ganz falsch, diese Art von Etikettierung vorzunehmen. Entscheidend ist, daß auch diese „Dreimächte-Gespräche" auf jeden Fall bleiben sollen im Zusammenhalt mit all den anderen NATO-Partnern, die, wie hier gesagt wird, daran mitwirken wollen. Aber es gibt ein paar Fragen, an denen wir tatsächlich sehr viel stärker als eine ganze Reihe der NATO-Partner interessiert sind. Wir wollen hier gewisse Klarstellungen, gewisse Zusicherungen für die Zukunft haben, die uns ganz speziell angehen, weil sich leider diese große Konfrontation mitten in unserem Land abspielt. Sie sehen — erlauben Sie mir, daß ich das aus dem Kommuniqué in Erinnerung rufe —, die relevante Stelle ist folgende:
    Bundeskanzler Erhard und Präsident Johnson bekräftigten die Entschlossenheit beider Regierungen, die Stärke der Allianz und ihre integrierte Verteidigung aufrechtzuerhalten und sie den Anforderungen anzupassen, die in den nächsten Jahren an das Bündnis gestellt werden. Sie waren übereinstimmend der Auffassung, daß die Bedrohung der Sicherheit und die für die Erhaltung einer angemessenen Abschreckung und Verteidigung erforderlichen Streitkräfte unter Berücksichtigung der Veränderung auf dem Gebiete der Militärtechnik und der Beweglichkeit einer gründlichen Überprüfung unterzogen werden sollen. Diese Überprüfung soll sich auch auf die gerechte Verteilung der Verteidigungslast und anderer vergleichbarer Lasten sowie die Folgen der Truppenstationierung und Truppenstärken für die amerikanische und britische Zahlungsbilanz erstrecken. Sie soll ferner berücksichtigen, wie sich Maßnahmen zur Linderung von Zahlungsbilanzschwierigkeiten auf die deutsche Wirtschaft- und Haushaltslage auswirken.
    Es gibt also mehrfache Gründe dafür, daß wir an einer intensiven Diskussion dieser Fragen vor allem, so möchte ich sagen, in einem solchen DreimächteGremium ein vordringliches Interesse haben.
    Der Kollege Wehner hat schließlich mehr Auskünfte über das Offset-Problem haben wollen. Ich denke, daß mein Kollege, der Bundesminister der Verteidigung, anschließend auf diese Fragen eingehen wird.
    In einem anderen Punkte möchte ich eine Auffassung bestätigen, die Herr Kollege Wehner vorgetragen hat, nämlich die, daß unser Auge — ich drücke mich einmal etwas abgekürzt aus —, wenn es auf einem westlichen Truppenabzug ruht, natürlich den Wunsch haben muß, daß das in irgendeine Art von Koppelung mit entsprechenden Bewegungen auf der östlichen Seite gebracht wird. Ob und wie man etwas Derartiges zustande bringen kann, das wird die Zukunft und das werden die zukünftigen Bemühungen lehren.
    Herr Kollege Wehner hat sich darüber beklagt, die Regierung habe Anregungen der Sozialdemokraten mit Schweigen übergangen, und er hat dazu einige Anmerkungen gemacht. Meine Damen und Herren, ich möchte dazu ganz offen folgendes sagen. Wir sind eher zu sehr als zu wenig bemüht, auf jede Art von Anregung, die man in gutem Sinne hier vorträgt und aufzeigt, einzugehen. Aber nun darf man auch nicht annehmen, daß es hier irgendwelche besonders originellen Vorschläge, die sozusagen Monopol der Sozialdemokratischen Partei gewesen wären, gegeben hätte, über die wir hinweggegangen wären.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)




    Bundesminister Dr. Schröder
    Es gibt im Grunde bei einer so breiten öffentlichen Diskussion wie der, die wir haben, keinen Vorschlag, der etwa nicht in der Öffentlichkeit erörtert würde. Es ist dies — das habe ich akustisch nicht ganz richig aufnehmen können — unter anderem in Verbindung mit Frankreich gesagt worden. Dazu kann ich nur sagen: wir zerbrechen uns Tag und Nacht den Kopf, was wir in den Bereichen der Technik, Wissenschaft und Forschung tun können, um die an sich gegebene bereits starke Verklammerung zwischen Frankreich und Deutschland weiter zu fördern. Ich darf das Hohe Haus vielleicht daran erinnern, daß wir beiderseits unsere stärksten Handelspartner sind. Allein daraus folgt bereits ein sehr starkes Maß von Verbindung, die sich automatisch weiterentwickeln wird. Wenn aber hier wirklich ganz originelle neue Zutaten geliefert werden können, dann bitte ich das zu tun. Wir werden in der bereitwilligsten Weise darauf eingehen.
    Der Herr Kollege Wehner hat einen Gesichtspunkt genannt, dem ich gern eine Unterstreichung zuteil werden lasse, obwohl ich mir bewußt bin, daß das nicht ohne weiteres auf eine allgemeine Zustimmung stoßen wird. Er hat davon gesprochen, daß es nützlich wäre, wenn die deutsche Jugend — ich drücke mich jetzt einmal etwas abgekürzt aus — nicht kontinental begrenzt und in ihren Bewegungen beschränkt wäre, sondern wenn es möglich wäre, hier auch im Rahmen solcher Abmachungen mit den Vereinigten Staaten etwas für Jugend und Jugendaustausch zu tun. Das ist eine Sache, die ich sehr herzlich und sehr gern unterstütze. Der Einwand, den es dagegen sofort geben wird und den es bisher schon gegeben hat, ist natürlich der, daß das eine sehr kostspielige Sache wäre. Aber ich würde glauben, daß hier ja nicht ein Massentourismus, ein Massenaustausch gepflegt werden muß. Wenn aber hier ein zusätzlicher qualifizierter Jugendaustausch betrieben werden kann, hat das sicherlich die herzliche Unterstützung der Bundesregierung.
    In diesem Zusammenhang eine andere Bemerkung. Es ist hier gelegentlich ein bißchen glossiert und manchmal etwas ironisiert worden, daß in das Programm der Reise des Herrn Bundeskanzlers nach den Vereinigten Staaten dieser Besuch von Cap Kennedy mit hineingezogen worden ist. Ich kann Ihnen sagen, daß ich während dieses Besuchs mehrfach die Vorstellung erwogen habe, wie nützlich es für die Perspektiven von vielen, vielen, vor allem auch Politikern, in unserem Lande sein würde, wenn sie die Möglichkeit hätten, diesen Besuch zu machen, wenn wir die Kosten für solche Besuche in ein solches System einplanen könnten. Das wäre eine sehr, sehr praktische Gelegenheit, den politischen Horizont ganz bedeutend zu erweitern.

    (Zuruf: Auf den Mond schießen!)

    — Da Sie die Zwischenbemerkung gemacht haben: Verluste in Richtung Mond haben wir einstweilen noch nicht zu beklagen, und das wird vielleicht doch noch ein paar Jahre dauern.
    Der Herr Kollege Wehner hat Anmerkungen über die Kennedy-Runde gemacht, die ich unter-
    streichen und unterstützen möchte. Ich weiß nicht, wie stark in den Berichten über unseren Besuch in den Vereinigten Staaten hervorgehoben worden ist, daß der amerikanische Delegationsführer, der frühere Gouverneur und spätere Staatssekretär Herter, an diesen Gesprächen teilgenommen hat. Das war sehr wertvoll, sehr nützlich für unsere Orientierung. Aber die Bundesregierung hat, glaube ich, bewiesen — und sie wird es auch gegenüber ihren Partnern innerhalb der EWG und darüber hinaus beweisen —, daß sie von der Notwendigkeit des Gelingens der Kennedy-Runde überzeugt ist und wirklich — hier kann man es ohne Übertreibung sagen — alles, was in ihren Kräften steht, tun wird, um dieses große politische Projekt zu einem Erfolg zu machen.
    Ich komme zu meinem elften Punkt. Hier habe ich mir allerdings eine heftige Kritik zugezogen, die ich meinen Mitarbeitern verdanke. Ich will Ihnen die Sache erklären, und was ich sage, meine ich jetzt wortwörtlich. Als ich Ihre sehr, sehr detaillierte
    — ich wiederhole: sehr, sehr detaillierte — Kleine Anfrage zur Europapolitik las, habe ich das sofort als einen Mißbrauch des Instruments der Kleinen Anfrage empfunden. Ich habe in meinem Hause lange darüber gesprochen, ob es richtig sein würde, diese Kleine Anfrage in so detaillierter Form zu beantworten.

    (Zuruf von der SPD: Steht Ihnen diese Zensur eigentlich zu?)

    — Ich kann Ihnen sagen, was mir zusteht, nämlich die Berufung auf die Geschäftsordnung, die Sie vielleicht nicht so gut kennen wie ich, weil Sie nicht ganz so lange hier im Haus sind.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Ich werde Ihnen die Geschäftsordnung vorlesen. Das überzeugt Sie vielleicht mehr als irgend etwas anderes. Wir haben es hier mit einer Kleinen Anfrage zu tun, und in § 110 der Geschäftsordnung des Bundestages steht folgendes:
    Mitglieder des Bundestages in einer Zahl, die einer Fraktionsstärke entspricht, können von der Bundesregierung Auskunft über bestimmt bezeichnete Tatsachen in Kleinen Anfragen verlangen. Die Fragen sind dem Präsidenten mit kurzer Begründung schriftlich einzureichen.
    Die Begründung habe ich nicht gesehen. Aber sehen wir davon einmal ,ab.
    Der Präsident setzt die zugelassenen Fragen auf die Tagesordnung . . .

    (Abg. Wehner: Sie haben die falsche Rubrik, Herr Minister!)

    — Ich lese Ihnen die Sache ganz vor.

    (Abg. Wehner: Sie haben die falsche Rubrik!)




    Bundesminister Dr. Schröder
    — Das ist gar nicht die falsche Rubrik. Sie sollten sich doch nicht wegen einer Geschäftsordnungsfrage erregen.

    (Beifall bei der CDU/CSU. — Abg. Wehner: Sie sind doch hier nicht der Magister! Sie wollen sich politisch drücken, das war es! — Abg. Dr. Schäfer: Was Sie vorlesen, ist doch längst überholt, seit 1955 geändert!)

    — Sie haben offenbar einen neueren Text. Das tut mir leid. Das hier ist ein Exemplar, das ich vom Präsidium habe. Sie werden mir erlauben, es vorzulesen.

    (Anhaltende Zurufe von der SPD.)

    — Nun hören Sie doch zu! Sie erheben Vorwürfe gegen die Bundesregierung, und Sie wollen uns nicht erlauben, uns zu verteidigen. Das ist unerhört.

    (Beifall bei der CDU/CSU. — Abg. Wehner: Sie haben doch das falsche Messer dabei! — Weitere Zurufe.)

    Ist der Abgeordnete mit der schriftlichen Beantwortung nicht zufrieden
    — offenbar sind Sie es nicht —

    (Abg. Wehner: Das ist die Anfrage einer Fraktion, Herr Minister!)

    oder erfolgt keine Beantwortung innerhalb von 14 Tagen, so kann er seine Frage in der Fragestunde erneut vorbringen.

    (Abg. Wehner: Sie haben die falsche Rubrik! Das sage ich Ihnen noch einmal! — Abg. Jacobi [Köln] : Geschäftsordnung statt Politik!)

    — Ich lese Ihnen die Geschäftsordnung vor aus einem Exemplar, das ich vom Präsidium bekommen habe. — Das ist der Tatbestand.

    (Widerspruch bei der SPD.)

    Und Sie haben aus dem Tatbestand ja bereits eine Folgerung gezogen: offenbar wollen Sie die Sache nicht in der Fragestunde vorbringen, sondern in einer Großen Anfrage. Bitte sehr, tun Sie das! Aber, meine Herren, darüber seien Sie sich klar: bei aller Konzilianz und bei aller Bereitwilligkeit,

    (Abg. Wehner: Die sieht man Ihnen heute an!)

    auf Ihre Fragen einzugehen, — Sie werden uns
    nicht vorschreiben, wie wir Ihre Fragen beantworten! Sie stellen die Fragen, wir geben die Antworten.

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU. — Abg. Wehner: Daran werden Sie noch denken, Herr Minister! Das werden Sie noch sehr bereuen!)

    — Herr Kollege Wehner, es tut mir sehr leid,

    (Abg. Wehner: Mir auch!)

    daß Sie jetzt zum Instrument der Drohung greifen. Sie haben die Bundesregierung angegriffen, Sie haben ihr Klischeeantworten vorgeworfen,

    (Abg. Wehner: Das waren es auch!)

    und ich zeige Ihnen an Hand der Geschäftsordnung, daß wir uns eher — ich bedaure das sehr, daß ich es dazu habe kommen lassen — zu entgegenkommend benommen haben, anstatt zu schreiben: Wir sind bereit, diese Fragen, soweit es uns richtig erscheint, im Rahmen einer Debatte zu beantworten. Denn was Sie in Wirklichkeit gewollt haben, war eine von der Regierung perfekt gelieferte Vorbereitung der nächsten Debatte, die Sie vorhaben. Gut, bereiten Sie die Debatte vor; von uns werden Sie die Antwort bekommen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Meine Damen und Herren, es tut mir sehr leid, daß dieser Punkt zu einem gewissen heftigen Wortwechsel geführt hat, führen mußte. Sie haben die Sache aufgebracht.
    Ich möchte zum Schluß noch folgendes sagen. Die Reise des Herrn Bundeskanzlers in die Vereinigten Staaten ist — das glaube ich aus dem Echo des Hohen Hauses entnehmen zu können — eine sehr erfolgreiche Reise unter schwierigen Bedingungen gewesen.

    (Lachen bei der SPD. — Beifall bei der CDU/CSU.)

    — Meine Damen und Herren, ich wiederhole: eine sehr erfolgreiche Reise unter schwierigen Bedingungen.

    (Erneuter Beifall bei der CDU/CSU. — Zurufe von der SPD.)

    Wir werden auf der Basis, die dadurch bekräftigt worden ist, weiterarbeiten, und wir werden uns durch ungerechtfertigte Kritik nicht einen Augenblik beirren lassen.

    (Lebhafter Beifall bei den Regierungsparteien. — Zurufe von der SPD.)



Rede von Dr. Carlo Schmid
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Abgeordnete Schmidt (Hamburg).

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Helmut Schmidt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Lassen Sie mich gleich auf einige Bemerkungen des Bundesministers des Auswärtigen eingehen. Herr Dr. Schröder, die Art und Weise, wie die Bundesregierung die Kleine Anfrage betreffend die europäische Politik der Bundesrepublik Deutschland beantwortet hat, war ja sicherlich nicht so sehr von irgendeiner besonders tiefschürfenden Exegese eines nicht mehr ganz up to date befindlichen Exemplars der Geschäftsordnung dieses Hohen Hauses motiviert, sondern von daher, daß Sie — und das verstehe ich allerdings — nicht gern auf den Zeilen zugeben wollten, daß der Bundeskanzler in Oslo etwas geredet hatte, was überhaupt nicht zu vertreten ist und was von Ihrer Fraktion mißbilligt wird.

    (Beifall bei der SPD.)

    Das kann ich begreifen. Sie haben genug Streit in Ihrem eigenen Kabinett, genug Streit in Ihrer eigenen Fraktion.

    (Zurufe von der CDU/CSU.)




    Schmidt (Hamburg)

    — Ach, Frau Kalinke, sind Sie schon wieder — —

    (Heiterkeit bei der SPD. — Abg. Frau Kalinke: Kümmern Sie sich um Ihre Hamburger Wahl! Kümmern Sie sich um Ihre Regierung!)

    Es gibt gar keinen Zweifel, was die Motive waren: Sie wollten nicht auch noch schriftlich geben, daß der Bundeskanzler in Oslo etwas gesagt hat, was sowohl das Kabinett als auch seine Fraktion mißbilligt. Aber wir wissen es gleichwohl, auch wenn die Antwort von Ihnen erst in der Debatte zu der Großen Anfrage gegeben wird.
    Nun zu der Schlußbemerkung des Bundesaußenministers. Der Außenminister hat seine Ausführungen damit geschlossen, daß er sagte, die Reise des Bundeskanzlers nach den Vereinigten Staaten von Amerika sei sehr erfolgreich gewesen. Dazu hat er auch von der rechten Seite des Hauses Beifall bekommen. Auf der rechten Seite des Hauses sitzt ein anderer Abgeordneter, der hier im Laufe der Debatte gesprochen hat und der wörtlich gesagt hat. die Reise gebe Anlaß, die Grundpositionen der deutschen Außenpolitik zu überdenken.

    (Sehr gut! bei der SPD.)

    Wenn man diese beiden Bewertungen mit einem Gleichheitsstrich zu verbinden versucht, dann hat man allerdings Anlaß, die Grundpositionen der deutschen Politik schlechthin zu überdenken.

    (Beifall bei der SPD. — Abg. Schulhoff: Das widerspricht sich doch gar nicht!)

    Wenn eine Reise Anlaß gibt, alles »das, worauf man bisher gefußt hatte, die Grundpositionen, neu zu analysieren, dann mag sie vielleicht insofern sehr erfolgreich sein, Herr Dr. Schröder, als diese Reise einen wenigstens dazu bringt, zu sehen, daß das notwendig ist. Insofern würde ich also, wenn ich das so interpretieren darf, dieser Ihrer Floskel zustimmen.

    (Abg. Schulhoff: Überdenken Sie nicht auch Ihre eigenen Positionen, etwa zur atomaren Verteidigung?)

    Wenn ich die Debatte der letzten drei Stunden richtig verstehe, dann läßt sich »daraus »das folgende Resümee ziehen.
    Erstens. Die Reise ist zur Unzeit erfolgt, wie überhaupt der Bundesregierung etwas mehr Zurückhaltung bei Reisen anzuraten wäre. Ich höre, daß der Bundeskanzler ausgerechnet jetzt, wo er so viel zu tun hat, nach Indien reisen will. Ich höre, daß der Außenminister in diesem Jahr drei Wochen lang ins Ausland reisen will. Ich kann nur sagen: ich höre das mit Besorgnis. Sie gehören hierher, wenn hier die Grundlagen der deutschen Politik offenbar neu durchdacht werden müssen, Herr Bundesaußenminister.

    (Beifall bei der SPD.)

    Zweitens ist als Ergebnis festzustellen, daß diese Reise das Verhältnis zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika und der Bundesrepublik Deutschland jedenfalls nicht verbessert hat. In diesem Zusammenhang muß gesagt werden, daß das Verhältnis zwischen uns und Frankreich auf keinen Fall durch die Abmachungen dieser Reise verbessert worden ist.
    Drittens. Die Art und Weise, wie die Reise vorbereitet wurde durch die Diplomatie unseres Staates, die Ankündigungen, die man vorher machte, und die Versuche, die man während der Verhandlungen machte — die werden auch offensichtlich nicht geleugnet, wenngleich die Regierung hierüber heute ihrer Erklärung nicht berichtet hat —, haben Zweifel aufkommen lassen in die Zahlungswilligkeit der Bundesrepublik in Zusammenhang mit Verpflichtungen, die sie selber eingegangen ist und unterschrieben hat. Das kann ich nicht als einen Erfolg buchen, daß es in der ganzen Welt Zweifel in unsere Zahlungswilligkeit gibt.

    (Beifall bei der SPD.)

    Viertens. In diesem Zusammenhang müssen wir wiederholen — es ist meinem Kollegen Wehner in diesem Punkt nicht widersprochen worden —, daß die Bundesregierung, kaum war sie zu Hause, einen Etat verabschiedet hat, der ganz klar das, was eben noch in Washington gesagt wurde, nämlich „das Beste" zu versuchen, in keiner Weise realisiert. Sie haben überhaupt nichts versucht. Sie haben den alten Etat verabschiedet, den Sie schon vorher fix und fertig hatten, ehe Sie nach Washington reisten, meine Herren. Sie haben einen Etat verabschiedet, der ein fingierter, ein simulierter Haushalt ist.

    (Zurufe von der CDU/CSU.)

    — Ich will auf diesen Punkt gern zurückkommen, wenn Sie das näher wissen wollen.

    (Abg. Frau Kalinke: Unerhört!)

    Es ist fünftens festzustellen, daß diese Reise nicht nur bei denjenigen, die das Kommuniqué unterschrieben haben, und nicht nur bei der FDP, sondern, wie ich annehme, auch bei Ihnen, Herr Barzel, zu der Einsicht geführt hat, daß eine Überprüfung der politisch-strategischen Situation Europas notwendig ist. Das ist offenbar, auch wenn Sie es hier nicht ausdrücklich noch einmal unterstrichen haben, von allen gesehen. Wir haben uns im Laufe dieses Jahres mehrfach bemüht, Verständnis dafür zu wecken, daß eine Überprüfung der Strategie —
    wenn ich „Strategie" sage, meine ich alles, was zusammengehört, Außenpolitik, Abrüstung, Sicherheit — notwendig ist. Offenbar glauben Sie es erst, wenn es in Washington aufgeschrieben wird.
    In einem Punkt schließlich bin ich ein wenig beruhigt worden durch das, was der Außenminister Schröder erklärte.
    Kollege Wehner hat, ich glaube, mit großem Recht und mit Zustimmung der beiden Sprecher der beiden anderen Fraktionen auf die Gefahr hingewiesen, die in der Konstruktion dieses Dreiergremiums liegt. Herr Barzel hat es etwas anders ausgedrückt als Herr von Kühlmann-Stumm; aber im Grunde haben alle das gleiche gemeint wie Herr Kollege Wehner. Ich bin, etwas beruhigt dadurch, daß der Herr Bundesaußenminister gesagt hat, er



    Schmidt (Hamburg)

    glaube, daß die hier liegende Gefahr inzwischen erkannt sei oder abgefangen sei.

    (Bundesminister Dr. Schröder: Die falsche Beurteilung!)

    — Wenn es sich nur um eine falsche Beurteilung gehandelt haben sollte, dann, nehme ich an, war diese Belehrung an die Adresse Ihrer eigenen beiden Koalitionsfraktionsvorsitzenden gerichtet.

    (Beifall bei der SPD.)

    Ich glaube allerdings nicht, daß in diesem Punkte Herr Barzel sich geirrt hat, ich glaube nicht, daß Herr von Kühlmann-Stumm sich geirrt hat; ich bin ganz sicher, Wehner hat sich nicht geirrt. Er wußte, was er sagte; ich nehme an, die beiden anderen Herren auch.
    Wir gehen davon aus, Herr Schröder, daß, nachdem infolge von Entwicklungen, für die weiß Gott die Deutschen nicht allein verantwortlich sind, im Laufe dieses Jahres das Verhältnis zwischen Bonn und Paris nicht gerade das allerbeste ist, nachdem wir nun in Gefahr geraten sind, das Verhältnis zwischen Washington und Bonn auch noch zu beeinträchtigen, wir jetzt vermeiden müssen, diese Schraube nun gegenüber Paris noch weiter umgedreht zu bekommen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Wer will denn das?)

    Wenn der Außenminister sagt, das sei nur eine falsche Interpretation, so mag er seine Sprache wählen, wie er will. Ich begrüße, daß er gegenüber diesen Interpretationen — die ja nicht aus der deutschen Presse, sondern aus der französischen und englischen Presse stammen; gucken Sie doch herum; die interpretiert es so die gegenwärtige Auffassung der Regierung klargestellt hat: Es müssen strategische Bewertungen, solange es die NATO gibt — und wir wollen doch, daß sie andauern soll — unter allen, die zu dem Vertragssystem gehören, unter allen Partnern erfolgen, und wir dürfen nicht den Eindruck zulassen, als ob wir daran interessiert oder gar darüber erfreut seien, daß auf besonders hoher strategischer Ebene Erwägungen in einem kleineren Klub, dem wir angehören, aber nicht alle übrigen, gepflogen werden. In diesem Punkte, scheint mir, hat es in diesem Hause eine gemeinsame Auffassung gegeben. Herr Barzel hat ja mit besonders freundschaftlicher Stimmlage geforscht, ob es noch gemeinsame Grundlagen gebe. In diesem Punkt gibt es eine gemeinsame Grundlage. — Auf Ihren anderen Punkt will ich aber auch gleich kommen, im Zusammenhang mit den Punkten, die der Außenminister hier resümiert hat, als er vor mir sprach.
    Wissen Sie, in der nuklearen Frage ist das furchtbar schwer. Wenn Sie schon in alten Zettelkästen herumwühlen und meinen, Sie könnten da Divergenzen entdecken — natürlich sind da Divergenzen! Es sind inzwischen 24 Monate ins Land gegangen! Die Lage hat sich geändert.

    (Beifall bei der SPD. — Zurufe von der CDU/CSU.)

    — Lassen Sie mich mal den Satz vollenden. Man kann eine Sache, die vor 24 Monaten z. B. eine relativ leichte — relativ leichte — Problematik bedeutete, deren Problematik sich aber inzwischen verschärft und verschoben hat, nicht immer noch mit denselben Rezepten kurieren wollen.
    Auf unsere Vorstellungen will ich gern noch einmal eingehen, wenn das unbedingt sein muß. Zunächst will ich aber versuchen, herauszufinden, was eigentlich Ihre Vorstellung ist. Sie haben aus den Bundestagsprotokollen von heute vor etwa einem Jahr zitiert. Herr Barzel, schauen Sie, in jener Debatte — das war am 30. November — —

    (Zuruf von der CDU/CSU: Auch der Zettelkasten!)

    — Das ist nicht der Zettelkasten, sondern das amtliche Protokoll des Deutschen Bundestages, Herr Kollege!

    (Abg. Dr. Barzel: Ich habe dasselbe benutzt!)

    Zu diesem Zeitpunkt hat der Verteidigungsminister, der damals im Amt war, und heute auch noch, gesagt, er wolle Mitwirkung haben, atomare Mitwirkung, und zwar nicht bloß ein „Gefühl von Mitwirkung", sondern wirkliche Mitwirkung. An anderer Stelle hat 'derselbe Minister von Mitbestimmung geredet. Der Bundeskanzler hat zu diesem Zeitpunkt ganz was anderes gesagt, er hat gesagt, er denke an Formen gemeinsamer nuklearer Organisation und die Regierung beteilige sich an Beratungen darüber.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Das ist doch das gleiche!)

    — Das ist alles nicht das gleiche! — Etwas später hat Herr Barzel dann hier in der Debatte gesagt: „Teilhabe am nuklearen Entscheidungsprozeß". Es ist dann alles nicht das gleiche, verehrter Herr Kollege, wenn man weiß, daß damals und bis heute, zwölf Monate später, die Regierung ihre früher ausdrücklich erhobene Forderung auf eine MLF nicht korrigiert hat. Das sind alles Reden drumherum, ohne daß man genau zu erkennen vermag, was die einzelnen Herren meinen.
    Und es geht ja weiter: Heute hat der Bundeskanzler aus dem Kommuniqué vorgelesen — was dann Herr Schröder auch noch einmal vorgelesen hat; ich will es nicht zum drittenmal vorlesen —, daß man eine angemessene „echte Mitverantwortung" wolle und daß es „nukleare Arrangements" — was sind denn das nun? im Bündnis geben solle. Der Altbundeskanzler Adenauer hat sehr viel deutlicher erkannt, was das ist: Das ist ein Ausweichen vor einer Antwort, das ist eine offen gebliebene Frage. So hat es Dr. Adenauer im Fernsehen gesagt, und so ist es auch. Da können Sie doch nicht sagen, das sei eine gemeinsame Grundlage.

    (Beifall bei der SPD.)

    Man kann gegenüber Dr. Adenauer verschiedener Meinung sein; aber jedenfalls in diesem Punkte bin ich seiner Meinung. Er sagt, es ist eine offen gebliebene Frage, und Herr Barzel sagt, es ist eine gemeinsame Grundlage. Man kann gemeinsam Fra-
    -

    Schmidt (Hamburg)

    gen stellen; aber wenn es keine Antwort darauf gibt, kann man sich nicht gemeinsam auf die Antwort stellen, Herr Barzel.
    Es geht aber noch weiter. Ich darf Sie auch zitieren. Ich habe inzwischen die Zeit genutzt, Sie haben vor Ihrem Parteitag in diesem Jahr, von dem Sie auch uns zitiert haben, gesagt: „Wir wollen nicht Macht, sondern Sicherheit." — Prächtig! — „Wir drängen nicht zu atomarem Rang". — Prächtig! — „Wir wollen nur das tun, was nötig ist, unsere Sicherheit im Bündnis zu garantieren." — Prächtig!" — „Aber wir wollen alles, was eben dazu, was nur dazu nötig ist."
    — Auch prächtig! Aber was meinen Sie nun eigentlich mit dieser nuklearen Mitbestimmung?

    (Beifall bei der SPD.)


    (Vorsitz: Vizepräsident Frau Dr. Probst.)

    Und nun haben Sie heute gesagt — ich darf es wiederholen „Ich möchte also, daß wir uns zunächst um das Bessere bemühen, um nicht bei dem Schlechtesten zu landen", und hinterher haben Sie zu erkennen gegeben, daß das gar nicht von Barzel war, sondern von Fritz Erler.

    (Heiterkeit und Beifall bei der SPD.)

    Deswegen ist es auch so gut, Herr Barzel. Das ist nämlich wirklich gut. Je länger diese Regierung auf diesem papiernen Anspruch verharrt, desto mehr gerät sie in Gefahr, nachher überhaupt nichts mehr in der Hand zu halten.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Die Formel: Wir wollen mit den gleichen Waffen verteidigt werden, mit denen wir angegriffen werden, ist doch prima! Was sagen Sie dazu?)

    — Wir finden sie auch prima. Leider haben wir die Formel im letzten Jahr nicht mehr gehört. Der Bundeskanzler hat sie im Wahlkampf gebraucht. Wenn er sie hier gebraucht hätte, wäre es in Ordnung. Bitte, lassen Sie doch Herrn Erhard hier heraufgehen und es erklären. Aber der Herr Bundeskanzler erklärt ja nur etwas, was er ablesen kann. Aus der Debatte heraus werden wir das wahrscheinlich nicht von ihm zu hören bekommen.

    (Pfui-Rufe von der CDU/CSU. — Beifall bei der SPD. —Abg. Majonica: Sie haben endlich wieder Ihrem Beinamen alle Ehre gemacht!)

    Ich würde es begrüßen, wenn dieses Haus nach langen Jahren eine Probe davon bekäme und davon überzeugt werden könnte, daß der Bundeskanzler der Debatte über so wichtige politische Fragen persönlich gewachsen ist.

    (Beifall bei der SPD. — Abg. Rasner: Unverschämtheit!)

    Jetzt aber noch einmal zurück zu Herrn Barzel! Herr Barzel, Sie haben in diesem Monat gesagt, — —

    (Abg. Majonica: Man benimmt sich wieder! Sie haben sich daneben benommen!)

    — Herr Majonica, Sie verwechseln heute zum zweitenmal die gegenwärtige Sitzung des Plenums des
    Deutschen Bundestages mit der gestrigen Sitzung Ihrer eigenen Fraktion.

    (Heiterkeit und Beifall bei der SPD. — Zurufe von der CDU/CSU: Albern! — Soll der Bundeskanzler in Ihrem Stil sprechen?)

    — Ich verstehe, daß die Mehrheitsfraktion heute aufgeregt ist. Sie hat es auch gegenwärtig nicht leicht. Wenn man heute morgen die deutschen Zeitungen gelesen hat, kann man verstehen, daß Sie allesamt heute gereizt sind. Ich habe Nachsicht mit Ihnen.

    (Zurufe von der CDU/CSU.)

    Lassen Sie mich in der Frage, was die Bundesrepublik für sich nuklear erreichen möchte, einen Punkt begrüßen, den auch Herr von Kühlmann-Stumm erwähnt hat, daß nämlich in Rom in den letzten Tagen eine Verabredung zustande gekommen ist, die auf eine gewisse Kontinuität dessen, was man bisher unter dem McNamara-Komitee verstanden hat, hinauslaufen soll. Wir finden das ganz gut. Wir bleiben im übrigen bei den Empfehlungen, die wir auf unserem Parteitag und mehrfach ausführlich in diesem Hause zu dem Thema gegeben haben.
    Dann zu einem anderen Punkt aus dem Katalog des Bundesaußenministers: Herr Wehner und ich haben uns beide Mühe gegeben, Herr Dr. Schröder, in einem Punkt zu verstehen, was Sie meinten. Aber vielleicht war es nur akustisch unverständlich. Wir haben nämlich nicht ganz verstanden, was Sie gemeint haben in bezug auf die mit Besorgnis und nach längerer interner Erwägung und Überlegung von uns vorgetragene Anregung: Wenn überhaupt schon die Rede von Truppenverringerung oder Truppenabzug sein muß, warum dann nicht, um Gottes willen, den Versuch machen, daß es gleichmäßig auf beiden Seiten geschehe? Ich habe mich jetzt vielleicht etwas klarer ausgedrückt. Wir haben Ihre Antwort zu dem Punkt — —

    (Bundesaußenminister Dr. Schröder: Da teile ich Ihre Meinung!)

    — Sie teilen unsere Meinung. Dann haben wir es offenbar akustisch nicht verstanden. Wir glauben, daß das eine Sache ist, die nun wirklich nicht nur der Entwicklung überlassen werden darf, eine Sache, bei der die Bundesrepublik initiativ werden muß.
    Wenn ich lese, was der Altbundeskanzler vor wenigen Tagen zu diesem Problem gesagt hat, muß ich sagen: ich teile zwar nicht ganz und nicht in dem Ausmaß, wie er es dort gesagt hat, seine Sorgen. Aber der Tendenz nach müssen einen, glaube ich, doch erhebliche Sorgen beschleichen.
    Es ist dann von dem Devisenproblem die Rede gewesen.

    (Zuruf des Abg. Lemmrich.)

    — Wie bitte? Ich habe nicht verstanden.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Etwas prägnanter!)

    — Ja, das wollte ich gerne hören, was er prägnant zu fragen hat.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Sie sollten sich prägnanter ausdrücken!)




    Schmidt (Hamburg)