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  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag 55. Sitzung Bonn, den 14. September 1966 Inhalt: Nachruf auf den Abg. Braun 2641 B Abg. Frau Lösche tritt in den Bundestag ein 2641 D Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abg. Borm, Dr. Müthling, Frau PitzSavelsberg, Wehner, Enk, Hörnemann (Gescher), Corterier, Burgemeister, Krug, Brünen, Dr. Koch, Dr. Bechert (Gau-Algesheim) und Walter 2641 D Glückwunsch zum 60. Geburtstag des Präsidenten D. Dr. Gerstenmaier Dr. Schmid, Vizepräsident . . . 2642 B Überweisung von Vorlagen 2642 D Fragestunde (Drucksache V/908) Fragen des Abg. Reichmann: Gleichstellung der Arbeiter und Angestellten im öffentlichen Dienst hinsichtlich der Altersversorgung mit den Beamten Grund, Staatssekretär 2646 C Reichmann (FDP) 2647 A Frage des Abg. Büttner: Verzeichnis der Stellen, die Genehmigungen für Tierversuche erhalten haben Höcherl, Bundesminister 2647 B Büttner (SPD) 2647 B Frage des Abg. Josten: Vorrangige Errichtung von Fernsprechanschlüssen in Gemeinden der Eifel mit nur einem Anschluß Bornemann, Staatssekretär . . : 2647 C Josten (CDU/CSU) 2647 D Frage des Abg. Josten: Genehmigung von privaten Fernsprechanschlüssen in Niederdürenbach (Amtsbezirk Niederzissen) Bornemann, Staatssekretär . . . 2648 B Josten (CDU/CSU) 2648 B Fragen des Abg. Baier: Koordinierung der Tiefbaumaßnahmen mit Straßenbauvorhaben Dr. Seiermann, Staatssekretär . . 2648 C Baier (CDU/CSU) 2648 D Frage des Abg. Prochazka: Verhandlungen zwischen Beauftragten der Deutschen Bundesbahn und Bevollmächtigten für das Verkehrswesen der SBZ Dr. Seiermann, Staatssekretär . . . 2649 C Frage des Abg. Prochazka: Einschränkung des Interzonenreisezugverkehrs Dr. Seiermann, Staatssekretär . . . 2649 C II Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 55. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 14. September 1966 Fragen des Abg. Dr. Jungmann: Stauungen durch schienengleiche Bahnübergänge im Zuge der Bundesstraßen 1 und 3 im Raum Elze Dr. Seiermann, Staatssekretär . . . 2649 D Frage des Abg. Schmitt-Vockenhausen: Senkung der Benzinpreise bei den Tankstellen an den Bundesautobahnen Dr. Seiermann, Staatssekretär . . . 2650 C Schmitt-Vockenhausen (SPD) . . . 2650 C Könen (Düsseldorf) (SPD) . . . . 2650 D Schmücker, Bundesminister . . . . 2650 D Frage des Abg. Kahn-Ackermann: Beantwortung von Beschwerden wegen übermäßiger Belästigung durch Lärm von Maschinen des Typs F 104 . . 2651 A Frage des Abg. Josten: Vergütung für die ehemaligen Grundstückseigentümer der Standortschießanlage in Mayen Gumbel, Staatssekretär 2651 A Josten (CDU/CSU) 2651 B Fragen des Abg. Dr. Abelein: Mittel des Bundesverteidigungsministeriums für den Reservisten-Verband und die Zeitschrift „Die Reserve" . . 2651 C Fragen des Abg. Mick: Bezeichnung von Waffensystemen als „Waffenfamilien" Gumbel, Staatssekretär 2651 D Mick (CDU/CSU) 2652 B Fragen des Abg. Dr. Tamblé: Zentrale Registrierstelle für die Zulassung zum Studium der Medizin und der Zahnheilkunde, Sitz Bonn Dr. Cartellieri, Staatssekretär . . . 2652 C Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Bildung eines Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (Drucksache V/810) — Erste Beratung — . . . 2653 A Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Sechsten Gesetzes zur Änderung des Tabaksteuergesetzes (Drucksache V/811) — Erste Beratung - . . . . . . . . . 2653 B Entwurf eines Gesetzes über betriebs- und marktwirtschaftliche Meldungen in der Landwirtschaft (Drucksache V/812) — Erste Beratung — 2653 B Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Einkommensteuergesetzes (Abg. Frau Pitz-Savelsberg, Dr. Pohle, Häussler, Meister, Baier u. Gen.) (Drucksache V/816) — Erste Beratung — 2653 C Entwurf eines Vierten Gesetzes zur Änderung des Wehrpflichtgesetzes (Drucksache V/823) — Erste Beratung — . . . . . 2653 C Entwurf eines Gesetzes zu der Erklärung vom 5. März 1964 über den vorläufigen Beitritt Islands zum Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommen und zum Protokoll vom 14. Dezember 1965 zur Verlängerung der Geltungsdauer der Erklärung vom 5. März 1964 über den vorläufigen Beitritt Islands zum Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommen (Drucksache V/835) — Erste Beratung — . . . . . 2653 D Entwurf eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 11. Juni 1965 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung Kolumbien über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Kapitalanlagen (Drucksache V/838) — Erste Beratung — 2653 D Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Durchführung der Verordnungen Nr. 20 (Schweinefleisch), Nr. 21 (Eier) und Nr. 22 (Geflügelfleisch) des Rates der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft sowie zur Änderung des Gesetzes zur Förderung der deutschen Eier- und Geflügelwirtschaft (Drucksache V/839) — Erste Beratung — . . . . 2654 A Entwurf eines Pflanzenschutzgesetzes (Drucksache V/875) — Erste Beratung — 2654 A Entwurf eines Gesetzes über die Entschädigung der Mitglieder des Richterwahlausschusses (Drucksache V/884) — Erste Beratung — 2654 B Entwurf eines Gesetzes zur Änderung der Reichsabgabenordnung und der Finanzgerichtsordnung (AOÄG 1966) (Drucksache V/885) — Erste Beratung — . . . 2654 B Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Mineralölsteuergesetzes 1964 (Drucksache V/886) — Erste Beratung — . . . . . 2654 B Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 55. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 14. September 1966 III Entwurf eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Bundesbesoldungsgesetzes (Drucksache V/891) — Erste Beratung — 2654 C Entwurf eines Achten Strafrechtsänderungsgesetzes (Drucksache V/898) — Erste Beratung — 2654 C Entwurf eines Fünften Gesetzes zur Änderung des Mühlengesetzes (Drucksache V/899) — Erste Beratung — . . . . . 2654 D Entwurf eines Gesetzes über Ausgleichsbeträge für Betriebe des Bundes und der Länder sowie für gleichgestellte Betriebe (Bundesrat) (Drucksache V/832) — Erste Beratung — 2654 D Zweiundfünfzigste Verordnung zur Änderung des Deutschen Zolltarifs 1966 (Zollkontingente für Melasse) (Drucksache V/825) 2655 A Dreiundfünfzigste Verordnung zur Änderung des Deutschen Zolltarifs 1966 (Zollkontingent für Heringe und Sprotten) (Drucksache V/833) 2655 A Antrag des Bundesministers der Finanzen betr. Veräußerung des Grundstücks in Berlin-Charlottenburg, Heubnerweg 2 (Drucksache V/874) 2655 A Antrag des Bundesministers der Finanzen betr. Veräußerung des bundeseigenen Dorfes Dalherda/Rhön (Drucksache V/882) 2655 B Antrag betr. Olympiagroschen (Abg. Rawe, Vogel [Warendorf], Dr. Klepsch, Prinz von Bayern u. Gen.) (Drucksache V/794) 2655 B Entwurf eines ... Gesetzes zur Änderung des Grundgesetzes (Drucksache V/890) —Erste Beratung — in Verbindung mit Entwurf eines Gesetzes zur Förderung der wirtschaftlichen Stabilität (Drucksache V/890) — Erste Beratung — Dr. Erhard, Bundeskanzler . . . . 2655 C Schmücker, Bundesminister . . . . 2657 D Dr. Schiller (SPD) 2665 B Dr. Barzel (CDU/CSU) 2675 C Dr. Starke (Franken) (FDP) . . . 2679 D Hermsdorf (SPD) . . . . . . 2683 D Dr. Luda (CDU/CSU) 2685 D Dr. Staratzke (FDP) . . . . . . 2696 D Dr. Arndt (Berlin) (SPD) 2699 C Nächste Sitzung 2706 D Anlagen 2707 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 55. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 14. September 1966 2641 55. Sitzung Bonn, den 14. September 19i6 Stenographischer Bericht Beginn: 14.02 Uhr
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    Berichtigung Es ist zu lesen: 38. Sitzung, Seite 1703 D, Zeile 4 statt IV/2223: IV/2323 Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordneter) beurlaubt bis einschließlich a) Beurlaubungen Dr. Arndt (Berlin/Köln) 15. 9. Dr. Becher (Pullach) 16. 9. Biermann 16. 9. Dr. Birrenbach 15. 9. Blume 14. 9. Dichgans *) 16. 9. Dr. Effertz 14. 9. Eisenmann 16. 9. Frau Dr. Elsner 15. 9. Glombig 17. 9. Hellenbrock 18. 9. Dr. Hesberg 16. 9. Hirsch 17. 9. Dr. Hudak 16. 9. Leber 16. 9. Lemmer 15. 9. Mauk *) 14. 9. Merten *) 14. 9. Müller (Aachen-Land) *) 16. 9. Müller (Worms) 17. 9. Peters (Norden) 20. 9. Picard 17. 9. Dr. Ritgen 18. 9. Rollmann 16. 9. Stiller 17. 9. Frau Stommel 15. 9. Frau Strobel 16. 9. Strohmayr 16. 9. Dr. Verbeek 15. 9. Wellmann 14. 9. Wendelborn 16. 9. b) Urlaubsanträge Dr. Abelein 4. 10. Dr. Adenauer 5. 10. Blachstein 10. 10. Frau Brauksiepe 30. 10. Busse 26. 9. Dorn 23. 9. Dr. Eppler 7. 10. Erler 30. 9. Ertl 23. 9. Franke (Hannover) 21. 9. Frehsee 30. 9. Frau Funcke 23. 9. Dr. Giulini 22. 9. Dr. Götz 26. 9. Dr. Dr. Heinemann 28. 9. Dr. Huys 5. 10. Iven 26. 9. Dr. h. c. Jaksch 22. 9. Dr. Kopf 4. 10. Frau Korspeter 30. 9. Dr. Kübler 30. 9. *) Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen des Europäischen Parlaments Abgeordneter) beurlaubt bis einschließlich Kurlbaum 30. 9. Lenz (Trossingen) 30. 9. Dr. Marx (Kaiserslautern) 29. 9. Michels 30. 9. Opitz 23. 9. Frau Pitz-Savelsberg 30. 9. Raffert 6. 10. Rehs 22. 9. Rock 2. 10. Saam 7. 10. Dr. Schulz (Berlin) 21. 9. Steinhoff 25. 9. Teriete 20. 10. Dr. Dr. h. c. Toussaint 25. 9. Weimer 5. 10. Windelen 23. 9. Dr. Wörner 30. 9. Anlage 2 Ergänzende Schriftliche Antwort des Bundesministers Frau Dr. Schwarzhaupt vom 20. Juni 1966 auf die Mündlichen Anfragen der Abgeordneten Frau Meermann (Drucksache V/614 Fragen VI/3 und VI/4 *) ) : Ist der Bundesregierung bekannt, daß die bagatellisierenden Äußerungen aus dem Bundesgesundheitsministerium über Pflanzenschutzmittelrückstände in holländischem Kopfsalat durch das Ergebnis der vom Bundesernährungsministerium vorgenommenen Überprüfung von Untersuchungskontrollen nicht gerechtfertigt werden? Sind in den letzten Monaten regelmäßig Salatkontrollen der amtlichen Lebensmittelüberwachungsbehörden vorgenommen worden? Die amtliche Lebensmittelüberwachung in den Ländern hat die aus den Niederlanden eingeführten Salatsendungen in verstärktem Umfange untersucht, nachdem sie seit Anfang des Jahres 1966 durch Pressenachrichten und durch Nachfragen meines Hauses darauf aufmerksam geworden war. In einigen Ländern ist diese über den normalen Stichprobenumfang hinaus verstärkte Überwachung in letzter Zeit wieder aufgegeben worden, da sie keine Befunde erbracht hatte, die zu irgendwelcher Besorgnis hätten Anlaß geben können. Neben einer großen, in ihrem zahlenmäßigen Umfang mir nicht von überall mitgeteilten Anzahl von Untersuchungen, die mit einwandfreien Untersuchungsverfahren überhaupt keine Rückstände von Aldrin oder Dieldrin auf niederländischem Salat erkennen ließen, hatte die amtliche Lebensmittelüberwachung im Bundesgebiet insgesamt folgende Befunde an Aldrin und Dieldrin: 24 Proben mit Spuren von kaum meßbarer Menge bis gegen 0,08 ppm, 39 Proben mit Rückständen bei 0,1 ppm (niederländische Toleranz), 11 Proben mit 0,1 bis 0,3 ppm, *) Siehe 42. Sitzung, Seite 1886 A 2708 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 55. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 14. September 1966 1 Probe mit 0,22 ppm, 1 Probe mit 0,23 ppm, 2 Proben mit 0,25 ppm (USA-Toleranz), 2 Proben mit 0,3 bis 0,5 ppm. Höhere Befunde als die beiden Werte, die bei 0,3 bis 0,5 ppm lagen, sind mir nicht mitgeteilt worden. Die international gebräuchliche pharmakologische Meßeinheit „ppm" (_ „parts per Million") bedeutet 1 millionstel Gramm des Stoffes in einem Gramm Lebensmittel oder 1 Milligramm (tausendstel Gramm) in einem Kilogramm Lebensmittel. Den ppm-Toleranzwerten soll nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis die Abschätzung zugrunde liegen, wieviel von dem fraglichen Stoff der Durchschnittsverbraucher in normaler Kost täglich zu sich nehmen könnte, ohne um eine Beeinträchtigung seiner Gesundheit besorgt sein zu müssen. Die ppm-Werte werden nach anerkannten Überschlagsformeln errechnet, in denen berücksichtigt werden: Die errechenbare Toxizität (Giftigkeit) des Stoffes auf Grund sachgemäßer, jahrelanger wissenschaftlicher Tierversuche an vergleichsweise geeigneten Warmblütern, gewöhnlich auch die nach regionalen Ernährungsgewohnheiten vorauszusehende durchschnittliche Verzehrmenge der Lebensmittel, die mit dem Stoff behaftet sein können, und das durchschnittliche Körpergewicht des Verbrauchers, sowie grundsätzlich ein hundertfacher Sicherheitsfaktor hinsichtlich der Toxizität. Die in den USA z. Z noch geltenden Toleranzwerte weichen von den in europäischen Ländern gebräuchlichen z. T. in den Zahlenwerten ab, u. a. weil Ergebnisse. von Tierversuchen, landesübliche Verzehrmengen, auch das durchschnittliche Körpergewicht der Verbraucher, anders bewertet worden sein dürften, jedoch sind auch die amerikanischen Toleranzwerte mit einem hundertfachen Sicherheitsfaktor für die Toxizität errechnet worden, wie erst kürzlich in einem Bericht an das amerikanische Repräsentantenhaus ausdrücklich erklärt wurde. Unter diesen Umständen kann selbst bei einer gelegentlichen Überschreitung des USA-Toleranzwertes von 0,25 ppm bis zu 0,5 ppm, wie sie lediglich in den obengenannten 2 Proben (wahrscheinlich weniger als 1 % der gesamten seit Januar 1966 durchgeführten amtlichen Untersuchungen) gefunden wurde, von einer alarmierenden Gefährdung der Gesundheit der Verbraucher keine Rede sein. Die amtliche Lebensmittelüberwachung hat deshalb mit Recht auch bei diesen verschwindend wenigen Fällen von einer Beanstandung abgesehen, die nach geltendem Recht nur auf § 3 des Lebensmittelgesetzes (Nachweis der Eignung zur Schädigung der Gesundheit) zu stützen gewesen wäre, aber bei dieser Sachlage für die Einleitung eines strafgerichtlichen Verfahrens von vornherein nicht in Betracht kam. Die amtliche Lebensmittelüberwachung kann mit ihrer Einrichtung und Besetzung nur Stichproben aus dem Handel untersuchen und wird nicht jedes Verdachtsmoment oder etwaigen tatsächlichen Mangel sofort auffinden können. Wer im Lebensmittelverkehr Beobachtungen macht, die ihm verdächtig erscheinen, sollte deshalb sofort die amtliche Lebensmittelüberwachung unterrichten, zumal auch nur diese mit Hilfe der ihr in § 6 des Lebensmittelgesetzes verliehenen Befugnis schnell genug Herkunft und Streuung der fragwürdigen Ware ermitteln und auch Beschlagnahmungen veranlassen könnte, wenn dies in erweislich begründetem Interesse des Verbraucherschutzes geboten erscheinen sollte. Die Bundesanstalt für Qualitätsforschung pflanzlicher Erzeugnisse hat Mitte November 1965 die amtliche Lebensmittelüberwachung nicht alsbald auf ihre Beobachtungen aufmerksam gemacht, sondern sich erst Ende Dezember 1965 oder Anfang Januar 1966 mit einer amtlichen chemischen Untersuchungsanstalt in Verbindung gesetzt, als die Sendungen, an denen die Bundesanstalt die von ihr selbst gekauften Proben mit dem Biotest geprüft hatte, längst im Handel abgesetzt waren. Nach so langer Zeit konnte die amtliche Lebensmittelüberwachung zweckdienliche Ermittlungen nach Herkunft und Streuung dieser Sendungen nach § 6 des Lebensmittelgesetzes nicht mehr anstellen. — Wären Proben der von der Bundesanstalt verdächtigten Sendungen sofort im November 1965 mit einwandfreien, reproduzierbaren chemischen oder chemisch-physikalischen Untersuchungsverfahren exakt amtlich geprüft worden, so hätte man wahrscheinlich von vornherein die Öffentlichkeit sachgemäß unterrichten können. Der sogenannte Biotest mit der Taufliege Drosophila hat nur den Wert einer groben Vorprobe, die lediglich dann, wenn sie positiv ausfällt, auf den Verdacht hinweist, daß fliegenwirksame Stoffe zugegen sein könnten. Wer mehr als dieses aus dem Biotest herausdeuten will und es unterläßt, auf Grund eigener ausreichender Experimentiererfahrungen das Untersuchungsmaterial nach sachgemäßer Vorbehandlung mit exakten, reproduzierbaren chemischen oder chemisch-physikalischen Untersuchungen mit zeitgemäßen Geräten für einen eindeutigen spezifischen qualitativen Nachweis und quantitative Mengenbestimmung einschließlich eines bestätigenden Parallelversuches zu prüfen, würde über wissenschaftlich nicht ausreichende Urteilsgrundlagen verfügen. Der Biotest ist in früherer Zeit der amtlichen Lebensmittelüberwachung als eine schnelle Vorprobe zur vereinfachenden Arbeitserleichterung empfohlen worden. Er ist in sachverständigen Kreisen nunmehr durch mißbräuchlich ausgeweitete Auswertung so in Verruf geraten, daß sich diese Empfehlung kaum noch wird aufrechterhalten lassen. Ich bedauere diese Entwicklung, weil sie die amtliche Lebensmittelüberwachung einer einfachen und billigen Vorprobe berauben kann. Daß niederländische Salatsendungen von der Einfuhr nach England zurückgewiesen worden sein sollen, ist mir nicht bekannt. Vielmehr wurde Vertretern des Bundesernährungsministeriums und des Bundesgesundheitsamtes bereits im Januar 1966 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 55. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 14. September 1966 2709 durch das niederländische Gesundheitsministerium versichert, daß keine niederländische Salatsendung in England von der Einfuhr zurückgewiesen worden sei. In Großbritannien haben nach einer brieflichen Mitteilung vom 7. Juni 1966, die mir aus der beteiligten Wirtschaft zugegangen ist, die Behörden, die mit der Untersuchung von importiertem Gemüse befaßt sein könnten, sowie die Behörden, die gegebenenfalls eine Einfuhrgenehmigung verweigern, Vertretern der beteiligten Wirtschaft kategorisch erklärt, daß auf holländischem Importsalat: keine überhöhten Rückstände gefunden worden seien und daß auch niemals eine Sendung Salat wegen zu hoher Pflanzenschutzmittelrückstände zurückgewiesen worden sei. Wenn die Bundesregierung in eine Prüfung der Frage eintreten sollte, ob es angebracht erschiene, sich nochmals auf diplomatischem Wege bei den ausländischen Regierungen um eine förmliche Bestätigung dieser Auskünfte zu bemühen, so müßte ich Sie bitten, mir zuvor Quelle und genauen Inhalt etwaiger anderslautender Informationen mitzuteilen, über die Sie verfügen mögen. Anlage 3 Schriftliche Antwort des Bundesministers Höcherl vom 29. Juni 1966 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Bühler (Drucksache V/760 Fragen IV/1 und IV/2): Ist der Bundesregierung bekannt, worauf die Schäden an Obstbäumen, Sträuchern aller Art und an Gemüse im Gebiet der Gemeinde Grenzach, Kreis Lörrach, zurückzuführen sind? Wer ist verpflichtet, die in Frage IV/1 erwähnten Betroffenen zu entschädigen? Zu 1: Nach meinen Informationen haben offensichtlich Emissionen der im Umkreis von Grenzach befindlichen Kaliwerke die besagten Schäden verursacht. Dabei sind Gemüse je nach Art unterschiedlich, Beerenobst weniger und Obstbäume stärker geschädigt. Das Pflanzenschutzamt Freiburg hat bereits Ermittlungen zur Klärung der Ursachen eingeleitet. Zu 2: Zur Entschädigung verpflichtet ist prinzipiell der Verursacher des Schadens; den Betroffenen obliegt es jedoch, den Nachweis über Verursacher und Schädigung zu erbringen. Das Immissionsschutzgesetz Baden-Württembergs vom 4. 2. 1964 weist die Aufsicht über die Kalifabriken den Bergämtern zu, die z. B. Messungen der ausgestoßenen Abgase, Stäube und dgl. vornehmen und z. B. Betriebseinschränkungen oder leistungsfähigere Filteranlagen zur Auflage machen können, wenn die zulässigen Emissions-Grenzwerte überschritten werden. Anlage 4 Schriftliche Antwort des Bundesministers Dr. Heck vom 4. Juli 1966 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Matthöfer (Drucksache V/760 Frage XI/5) : Wie beurteilt die Bundesregierung die Auswirkung der Einladung eines Vertreters des offiziellen spanischen Studentensyndikats durch das Bundesfamilienministerium auf die Mehrheit der demokratisch gesinnten Studenten Spaniens? Ihre Frage geht von einer nicht ganz richtigen Voraussetzung aus. Die Bundesregierung hatte lediglich eine Delegation führender Persönlichkeiten der spanischen Jugendarbeit eingeladen. Sie hat auf die Zusammensetzung, wie dies der internationale Takt gebietet, keinen Einfluß genommen. Bei dieser Delegation war auch der Nationaldelegierte für die Jugendorganisationen der Universitäten. Nun zu Ihrer Frage: Wir haben festgestellt, daß die spanische Jugend es ganz allgemein strikt ablehnt, sich bzw. ihre Jugendorganisationen und deren Repräsentanten vom Ausland her abwertend beurteilen oder behandeln zu lassen. Ich nehme an, daß dies auch für die spanischen Studenten gilt. Anlage 5 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs Lahr vom 4. Juli 1966 auf die Mündlichen Anfragen der Abgeordneten Frau Schanzenbach (Drucksache V/760 Fragen XIV/2, XIV/3 und XIV/4) : Trifft es zu, daß die französische Zollverwaltung in der deutschen Grenzstadt Kehl sogenannte V-Leute einsetzt, die die französischen Behörden über Einkäufe französischer Bürger in Kehl benachrichtigen? Welchen strafrechtlichen Tatbestand erfüllt eine der in Frage XIV/2 erwähnte Tätigkeit als V-Mann einer ,ausländischen Zollverwaltung, wenn sie auf deutschem Hoheitsgebiet erfolgt? Sind die deutschen Behörden der Darstellung eines Kehler Bürgers nachgegangen, wonach ein französischer Zollbeamter ihm gegenüber erklärt haben soll, 170 Agenten arbeiteten bereits für die Zollverwaltung Straßburg? Zu 1: Soweit bisher festgestellt werden konnte, beruhen die in verschiedenen Zeitungen und im Fernsehen erschienenen Darstellungen vor allem auf den Angaben eines Kehler Bürgers, der in Straßburg eine Zollstrafe zahlen mußte. Er gab an, daß französische Zollbeamte bei dieser Gelegenheit versucht hätten, ihn zu Spitzeldiensten der in der Frage umrissenen Art anzuwerben. Die Ermittlungen des Auswärtigen Amts, des Bundesfinanzministeriums und des Innenministeriums von Baden-Württemberg blieben bisher ohne konkretes Ergebnis. Zu 2: Ein Straftatbestand, der durch das Verhalten der sog. V-Leute erfüllt sein könnte, ist nicht ersichtlich. Zu 3: Ja. Auch insoweit blieben der Ermittlungen bisher ohne konkretes Ergebnis. 2710 Deutscher Bundestag -- 5. Wahlperiode — 55. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 14. September 1966 Anlage 6 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs Lahr vom 4. Juli 1966 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Prochazka (Drucksache V/760, Fragen XIV/5, XIV/6 und XIV/7) : Welche Gründe waren bisher maßgebend, die der Errichtung einer deutschen Schule in London entgegenstanden, obwohl Hunderte deutscher Kinder und audi Hunderte ausländischer Staatsbürger seit Jahren darauf warten, eine deutsche Schule besuchen zu können? Ist der Bundesregierung bekannt, daß englische Stellen bereits ein Gebäude für die Einrichtung einer deutschen Schule in London angeboten haben? Ist die Bundesregierung bereit, die Bemühungen des in London bestehenden deutschen Schulvereins auf Einrichtung und Anerkennung einer deutschen Schule zu unterstützen? Zu 1: Der Zeitpunkt der Errichtung einer deutschen Schule in London hängt lediglich davon ab, daß ein geeignetes Schulgebäude zur Verfügung steht. Dies ist im Augenblick noch nicht der Fall. Sollte die Schule im Herbst dieses Jahres eröffnet werden können, ist aufgrund mehrfacher Umfragen mit der Anmeldung von etwa 60 deutschen und 5 nichtdeutschen Kindern zu rechnen. Zu 2: Trotz nachdrücklicher Bemühungen der Deutschen Botschaft in London konnten bisher nur zwei geeignete Gebäude ausfindig gemacht werden. Es hat sich indessen vor kurzem herausgestellt, daß für das eine die behördliche Genehmigung zur Einrichtung einer Schule nicht zu erlangen ist und daß das andere wegen Einsprüchen der Nachbarn ausscheidet. Zu 3: Das Auswärtige Amt hat bereits im Sommer vorigen Jahres der Errichtung einer deutschen Schule in London grundsätzlich zugestimmt. Die Suche nach einer passenden Unterkunft wird fortgesetzt. Anlage 7 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs Lahr vom 5. Juli 1966 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Flämig (Drucksache V/760 Frage XIV/8) : Ist die Bundesregierung bereit, sich im Ministerausschuß des Europarates dafür zu verwenden, daß die mit Resolution 211 (1961) zum Zwecke der Entwicklung und Förderung kommunaler Austauschprogramme in das Budget des Rates für Kulturelle Zusammenarbeit eingesetzte Summe von 50 000 Frs. als ordentliche Etatposition in das Budget des Europarates übernommen und angemessen erhöht wird? Der jährliche Zuschuß zur Entwicklung und Förderung kommunaler Austauschprogramme in Höhe von 50 000 Frs. wird bereits seit längerer Zeit aus dem ordentlichen Verwaltungshaushalt des Europarats und nicht mehr aus dem Europäischen Kulturfonds gezahlt. Die Frage einer angemessenen Erhöhung dieses Zuschusses kann erst näher geprüft werden, wenn der vom Ausschuß der Ministerbeauftragten eingesetzte Ad-hoc-Ausschuß die Überprüfung der weitergehenden Vorschläge: Intensivierung des Austauschprogrammes, Errichtung eines Austauschbüros, Schaffung eines Europäischen Jugendwerkes usw. durchgeführt und sein Gutachten abgegeben hat. Sollten aufgrund der Untersuchungen des Ad-hocAusschusses diese Vorschläge ganz oder teilweise verwirklicht werden, so würden den Mitgliedstaaten daraus auch wesentlich höhere Kosten als bisher für Aufgaben des Kommunalaustausches im Rahmen des Europarats entstehen. Daneben wäre dann kein Platz mehr für eine Aufstockung des in der Frage erwähnten Fonds von 50 000 Frs. Sollten die weitergehenden Vorschläge jedoch nicht zu verwirklichen sein, ist die Bundesregierung bereit, sich wenigstens für eine angemessene Erhöhung des bisherigen Zuschusses in den durch die Haushaltslage des Bundes gezogenen Grenzen einzusetzen. Anlage 8 Schriftliche Anwort des Staatssekretärs Lahr vom 4. Juli 1966 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Dr. Wörner (Drucksache V/760 Frage XIV/9) : Welche Möglichkeiten sieht die Bundesregierung, die Bemühungen um eine zoll- und abgabenfreie Einfuhr von Sachspenden der christlichen Kirchen und der Wohlfahrtsverbände in Indien zu unterstützen? Nach langwierigen Verhandlungen steht die Unterzeichnung einer Regierungsvereinbarung über die Erleichterung der Einfuhr von Sachspenden nach Indien in Kürze bevor. Dieses Abkommen sieht die zollfreie Einfuhr von Gütern und Artikeln vor, die von den Kirchen und den Wohlfahrtsverbänden für Hilfs- und Rehabilitationszwecke gespendet worden sind. Güter und Artikel dieser Art sind insbesondere Lebens- und Arzneimittel, Krankenhauseinrichtungen und -bedarf, Sanitätswagen und landwirtschaftliche Geräte. Die Bundesregierung betrachtet dieses Abkommen als einen wichtigen Schritt auf dem von den christlichen Kirchen und den Wohlfahrtsverbänden gewünschten Wege. Anlage 9 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs Lahr vom 8. Juli 1966 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Dr. Marx (Kaiserslautern) (Drucksache V/760 Frage XIV/10): Welche Vereinbarungen oder Verträge gibt es zwischen den Behörden der sowjetisch besetzten Zone und den Regierungen der ost-mittel-europäischen Staaten Polen, Tschechoslowakei, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Jugoslawien und Albanien, die es interessierten Stellen der SBZ gestatten, die Namen von Ferienreisenden aus der Bundesrepublik Deutschland in diesen Staaten zu erfassen, sowie ihren Aufenthaltsort und ihre Hotelunterkünfte zu ermitteln? Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 55. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 14. September 1966 2711 Es muß in der Tat davon ausgegangen werden, daß der sowjetzonale Staatssicherheitsdienst mit entsprechenden Organen kommunistischer Staaten in Ost- und Südosteuropa bei der Überwachung von Touristen aus der Bundesrepublik Deutschland zusammenarbeitet. Ob und wieweit diese Zusammenarbeit auf Verträgen oder förmlichen Vereinbarungen beruht, ist nicht bekannt. Zwischen der sowjetisch besetzten Zone und osteuropäischen Staaten bestehende Konsular- oder Rechtshilfeabkommen dürften hierfür als „Rechtsgrundlage" nur ausnahmsweise in Frage kommen, da sie sich — nach der sowjetzonalen Zweistaatentheorie — nur auf „Bürger der DDR" beziehen. Vermutlich wird die Zusammenarbeit nicht vertraglich fixiert sein, noch schematisch gehandhabt werden; sie dürfte sich vielmehr von Land zu Land aber (auch nach Zeit und Umständen verschieden gestalten. Es liegt nahe, daß vor allem jene Länder, denen an einem geregelten, ungehinderten und wachsenden Touristenverkehr aus der Bundesrepublik Deutschland gelegen ist, dem sowjetzonalen Staatssicherheitsdienst kaum Befugnisse einräumen oder Zusagen geben werden, die ihren eigenen Interessen zuwiderlaufen können. Manches deutet darauf hin, daß die Behörden einiger dieser Länder dem sowjetzonalen Staatssicherheitsdienst eine Kontrolle über die Namen, Aufenthaltsorte und Hotelunterkünfte deutscher Reisender zur Zeit verwehren. Anlage 10 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs Lahr vom 4. Juli 1966 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Dr. Marx (Kaiserslautern) (Drucksache V/760 Frage XIV/11) : Welche Möglichkeiten sieht die Bundesregierung, um die zuständigen italienischen Behörden auf den unhaltbaren Zustand, in dem sich der italienische Teil der Brennerstraße befindet, aufmerksam zu machen, vor allem im Hinblick auf die Tatsache, daß gerade diese Strecke von Hunderttausenden deutscher Feriengäste auf der Fahrt in die italienischen Fremdenverkehrsorte in diesem Sommer benutzt wird? Italien beabsichtigt bekanntlich seit langem, die Brennerstraße zu einer Autobahn auszubauen. Soweit die Bundesregierung unterrichtet ist, sind die Vorarbeiten hierfür in vollem Gange. Es ist daher anzunehmen, daß der augenblickliche Zustand der Straße hiermit im Zusammenhang steht. Das Bundesverkehrsministerium wird sich mit den zuständigen italienischen Stellen in Verbindung setzen. Anlage 11 Schriftliche Antwort des Bundesministers Dr.-Ing. Seebohm vom 1. Juli 1966 auf die Mündliche Anfrage der Abgeordneten Frau Freyh (Drucksache V/767 Frage II) : Wird die Bundesregierung bemüht sein, nachdem für das Projekt einer V-Bahn in Frankfurt von Seiten der Hauptverwaltung der Deutschen Bundesbahn ein Antrag sowohl auf technische Genehmigung als auch auf Einleitung der für die Finanzierung notwendigen Verhandlungen vorliegt, diese Verhandlungen so zu beschleunigen, daß für das Haushaltsjahr 1967 ein entsprechender Titel vorgesehen werden kann? Die Bundesregierung hat mit der Drucksache IV/3602 vom 18. Juni 1965 dem Hohen Haus ihren Beschluß zum Bericht der Sachverständigenkommission nach dem Gesetz über eine Untersuchung von Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrsverhältnisse der Gemeinden vorgelegt. Ich hatte in der Fragestunde am 22. Juni 1966 bereits mitgeteilt, daß die Bundesregierung die Finanzierung des Projekts V-Bahn Frankfurt nicht für sich allein betrachten kann, sondern in die allgemeinen Überlegungen zur Finanzierung dieser Maßnahmen einbezogen werden muß. Aus dem genannten Bericht können Sie ersehen, daß die Bundesregierung den Bundesminister der Finanzen beauftragt hat, im Einvernehmen mit den Bundesministern für Verkehr und des Innern und in Abstimmung mit den Ländern einen Vorschlag zur zusätzlichen Finanzierung der Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrsverhältnisse der Gemeinden vorzulegen, der den haushaltsrechtlichen und haushaltspolitischen Notwendigkeiten Rechnung trägt. Die Beratungen sind noch nicht abgeschlossen, zumal auch die Länder sich noch nicht darüber klar sind, welchen Weg sie für zweckmäßig halten. In dem genannten Fall, für den mir der Vorstand der Deutschen Bundesbahn Finanzierungsvorschläge bisher nicht hat unterbreiten können, auch nicht für Teilabschnitte, werden gesonderte Verhandlungen mit der Hessischen, Landesregierung notwendig. Vorbesprechungen dazu sind eingeleitet. Es ist anzunehmen, daß bis zur Vorlage des Haushalts für 1967 Ergebnisse dieser Verhandlungen vorliegen werden.
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    Rede von Dr. Heinz Starke


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich möchte zu den Ausführungen des Herrn Kollegen Barzel nur sagen, daß ich mich seinen Betrachtungen über die Polemik, die hier stattfindet, anschließe. Ich möchte die Zeit damit aber jetzt nicht noch länger in Anspruch nehmen. Gestatten Sie mir aber, einen Punkt herauszugreifen, das ist der Zeitpunkt. Ich stimme Ihnen, Herr Kollege Barzel, voll und ganz zu: Man kann dieses Gesetz nicht mit jedem anderen vergleichen. Hier spielt vielmehr in der Tat der Zeitpunkt eine große Rolle, und der Zeitpunkt ist wirklich da! In der Bevölkerung, in der Öffentlichkeit ist eine Unruhe, eine Beunruhigung, und man erwartet jetzt, daß das Parlament nüchtern und sachlich, aber auch zügig diesen schwerwiegenden Gesetzentwurf berät und verabschiedet.
    Ich möchte nur zu einem einzigen Punkt etwas sagen. Wenn Sie, Herr Kollege Schiller, jetzt eben einwarfen, die Bundesregierung und die Koalition brauchten sich nur zu bemühen, daß der Notenbankpräsident die Restriktionen aufhebt, dann hät-



    Dr. Starke (Franken)

    ten wir wieder wunderschöne Verhältnisse und ein gutes Wachstum, so bin ich ein wenig entsetzt, daß das in diesem Hohen Hause aus Ihrem Munde möglich ist.

    (Beifall bei der FDP.)

    Wir alle wissen, wie die Dinge liegen. Wir alle wissen, vor welchen Schwierigkeiten jede Regierung jetzt stünde, und es ist schon ein starkes Stück, eine so ernste Frage in dieser Form, wenn auch in einem Zwischenruf, hier zu behandeln.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Die Freien Demokraten begrüßen die Vorlage des Stabilisierungsgesetzes, das dem Inhalt nach schon seit 1961 von den Freien Demokraten und ihren Finanzministern gefordert worden ist. Jeder kann das in den betreffenden Reden nachlesen. Auch wir fordern eine gründliche, aber zügige Beratung und Verabschiedung des Gesetzentwurfes und eine unverzügliche Anwendung des Gesetzes mindestens in dem Teil, der die Begrenzung der Kreditaufnahmemöglichkeiten der öffentlichen Hand zum Ziele hat.
    Ich möchte an dieser Stelle einmal einfügen, daß damit selbstverständlich der ganze Kapitalmarkt erfaßt werden muß. Es darf in Zukunft nicht mehr möglich sein, daß in den Vorhöfen des Kapitalmarktes noch Sondergeschäfte gemacht werden, bevor wir dann an die Begrenzung des Kapitalmarkts selbst herangehen. Es ist gleichgültig, ob es sich dabei um Gemeinden und Länder oder aber auch um den Bund handelt. Ich möchte das betonen.
    Die Erhaltung des Geldwerts und der Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft sowie die Aufrechterhaltung der sozialen Leistungen in Deutschland erfordern baldige und wirkungsvolle Maßnahmen, nicht zuletzt auch, um nicht durch weitere Kasten- und Preissteigerungen die Lage der Bezieher von Klein- und Kleinsteinkommen zu verschlechtern. Die klassischen Mittel der Bundesbank mußten eingesetzt werden; daran kann kein Zweifel sein. Sie vermögen aber allein ;die Probleme nicht zu lösen, weil sie eben nur die Wirtschaft und ihre Investitionskraft betreffen, die öffentliche Hand aber nicht zu erreichen vermögen. Es ist deshalb notwendig, jetzt zu diesem Zeitpunkt — endlich, möchte ich sagen — der Bundesregierung und der Bundesbank die Befugnisse zu geben, mit denen in kritischer Zeit eine einheitliche Stabilitätspolitik in Bund, Ländern und Gemeinden betrieben werden kann.
    Es wird die erste Aufgabe nach der Verabschiedung des Gesetzes sein, eine Begrenzung der Kreditaufnahmemöglichkeiten der öffentlichen Hand und damit eine schonende Behandlung des Kapitalmarkts herbeizuführen, um so das Vertrauen des Sparers wiederzugewinnen, was allein dann zur Anreicherung des Kapitalmarkts führen kann. Erst wenn das erreicht ist, können wir an die Aufhebung der Kreditrestriktionen gehen. Gerade auch deshalb ist eine zügige Beratung und ein Termindruck ausgesprochen am Platze.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich möchte jetzt mit ein paar Worten zu dem übergehen, was Herr Kollege Schiller gesagt hat. Die Ausführungen von Herrn Kollegen Schiller waren bezüglich des Gesetzes und bezüglich der Situation, in der wir uns befinden, sehr allgemein gehalten. Wir haben aber jedenfalls eines nicht gehört — und das halte ich für einen großen Vorzug —, daß nämlich etwa wegen einer Veränderung der konjunkturpolitischen Situation das Gesetz nicht mehr notwendig sei. Ich lasse dabei den Zwischenruf, den ich vorhin gebrandmarkt habe, weg und halte mich an die Ausführungen von vorher.
    Daß wir in dem Gesetz keine Therapie für die Behandlung der Probleme in den kommenden Monaten und Jahren geben können, ist doch selbstverständlich. Auch die bescheidenen Andeutungen, die Herr Schiller hier versucht hat, sind doch nicht zutreffend. Dieses Gesetz gibt eine Auswahl von Mitteln, mit denen man Konjunkturpolitik treiben kann.
    In einem Punkt möchte ich Herrn Schiller zustimmen: Die Bewährungsprobe ist selbstverständlich der Haushalt 1967. Man kann nicht in dieser Frage versagen und auf der anderen Seite erwarten, daß man ein gutes Stabilisierungsgesetz in die Scheune einbringt.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Ich möchte hier an dieser Stelle einmal sagen, daß der Finanzminister der Bundesregierung in den letzten Monaten mit einer unerhörten Energie versucht hat, in der sehr, sehr schwierigen Situation, in der wir uns auch politisch — außenpolitisch wie auch innenpolitisch — befinden, zu einem Haushalt zu kommen, der den hohen Anforderungen, die wir an ihn stellen, entspricht. Wir möchten ihm für die nächsten Wochen und Monate für die Beratungen über die weitere Gestaltung des Haushalts unsere guten Wünsche mit auf 'den Weg geben und ihm sagen, daß wir zu ihm und seinen weiteren Handlungen bezüglich dieses Haushalts volles Vertrauen haben.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Zu der von Herrn Schiller angesprochenen Frage einer Ersetzung der Grundgesetzänderung durch Staatsverträge, wird mein Kollege Genscher morgen Ausführungen machen, weil er besondere Erfahrungen auf diesem Gebiet hat und diesen Vorschlag der SPD mit anderen, früher gemachten Vorschlägen vergleichen möchte.
    Die Konjunkturausgleichsrücklagen Nrn. 1 und 2 — was so etwas ungewöhnlich klingt — hat Herr Schiller meines Erachtens nicht sachgerecht behandelt. Diese beiden Konjunkturausgleichsrücklagen unterscheiden sich in ihrem Wesen grundlegend, und es ist gar nicht daran zu denken, daß man etwa nur e i n Instrument hat, für das man die im Augenblick für die eine Maßnahme vorgeschlagene Zweidrittelmehrheit im Bundesrat benötigt. Das sind im übrigen aber Fragen, die dann in den Ausschüssen behandelt werden müssen.
    Mit Herrn Schiller bin ich der Auffassung, daß die Aufteilung der Kreditbeträge bei einer Begren-
    Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 55. Sitzung, Bonn, Mittwoch, den 14. September 1966 2681
    Dr. Starke (Franken)

    zung der Kreditaufnahmemöglichkeiten in dem Gesetz, wie es den Bundesrat verlassen hat, nicht glücklich geregelt ist. Hier wird man eine andere Lösung suchen müssen.
    Im übrigen teile ich die Auffassung von Herrn Professor Schiller nicht, wenn er so sehr zweckbetont davon spricht, daß das alles dirigistische Maßnahmen seien. Ich würde mit diesem Ausdruck „Dirigismus" in einem Zeitpunkt, wie wir ihn jetzt haben, in ,der Stimmung, in der sich unsere Bevölkerung befindet, vorsichtg sein. Ich werde Ihnen zum Schluß sagen — und ich betonte, das schon einmal am Anfang —: die Freiheit und die freiheitliche Entwicklung, die wir wollen, hatihren Preis.
    Nun hat Herr Kollege Schiller zu den Gemeindefinanzen gesprochen und hat komplementäre Maßnahmen gefordert, wenn die Begrenzung der Kreditaufnahmemöglichkeiten nach diesem Gesetz in Kraft gesetzt werden sollte. Ich habedafür volles Verständnis, möchte aber zwei Dinge ,sagen.
    Erstens habe ich Sorge vor dem Ausdruck „komplementäre Maßnahme"; 'denn das sieht so aus, als ob alles, was nach diesem Gesetz gemacht werden wird, durch komplementäre Maßnahmen ergänzt werden müßte, damit man alles wieder so wie vorher machen kann.

    (Abg. Dr. Arndt [Berlin] : So war es nicht gemeint!)

    — Ich will das zugeben, aber es klang so, Herr Arndt. Aus diesem Grunde habe ich ein bißchen Sorge vor komplementären Maßnahmen.
    An dieser Stelle möchte ich einmal etwas, was kürzlich gesagt worden ist — nicht etwa bös -, hier 'deutlich erwähnen. Es wurde gesagt, konjunkturpolitische Maßnahmen dürften nicht nur der Stabilität dienen, sondern sie müßten auch die Prioritäten beachten. Dem würde ich 'aus einer langen Erfahrung und' einer langen Beschäftigung mit den Dingen entgegenstellen: es ist besser, wenn man die Prioritäten von Anfang an so setzt, daß sie konjunkturgerecht sind. Dann tut man sich leichter.

    (Beifall bei der FDP.)

    Ich habe das hier erwähnt, weil es einen gewissen Zusammenhang mit diesen komplementären Maßnahmen hat.
    Herr Professor Schiller sprach davon: Wir haben sachgerechte Beiträge geliefert und eine Alternative gegeben. Wenn Sie es mir zum Schluß noch gestatten, würde ich sagen: ,die sachgerechten Beiträge — wenn man von der Polemik 'absieht — gestehen wir in vollem Umfang zu. Die Alternative ging aber, glaube ich, in der Polemik etwas unter; jedenfalls habe ich sie nicht so bemerkt. Und wenn Herr Professor Schiller den Satz formulierte: Wir wollen weniger Einzeldirigismus und dafür mehr Globalsteuerung, dann wage ich immerhin der Sorge Ausdruck zu geben, daß dieses „immer mehr Globalsteuerung" uns dann langsam eines Tages mindestens so große Schwierigkeiten bereitet wie die von ihm angeführten dirigistischen Einzelmaßnahmen.

    (Beifall bei der FDP.)

    Es kommt darauf an, daß wir jetzt — so möchte ich das Ganze noch einmal umschreiben — für unsere freiheitliche Ordnung einen Rahmen schaffen, einen festen Rahmen, den wir brauchen. Unsere Bevölkerung, das deutsche Volk, das so fleißig in über einem Jahrzehnt das alles aufgebaut hat, was wir heute um uns sehen, wartet darauf, daß wir jetzt handeln. Wir sind überzeugt — das darf ich an dieser Stelle noch einmal zum Ausdruck bringen —, daß so die ganze Bevölkerung denkt. Das hat 'auch — und das ist gut — die Sozialdemokratische Partei gesehen. In diesem Sinne begrüße ich die sachgerechten Beiträge, die Herr Schiller von der Sozialdemokratischen Partei heute hier erbracht hat.
    Zu dem Gesetzentwurf selbst! Dieser Gesetzentwurf ist nicht perfektionistisch, und er soll es auch nicht sein. Wichtig ist, ,daß er ein Instrument zur Belebung u n d zur Dämpfung der Konjunktur enthält und — lassen Sie mich das bitte sagen, um so manchen Schrecken zu nehmen — ein Instrumentarium, das den meisten Regierungen um uns herum in der westlichen Welt, vor allem aber in den sozialistisch regierten Ländern, seit geraumer Zeit zur Verfügung steht. Wichtig ist auch, daß 'die in dem Gesetzentwurf enthaltenen Maßnahmen im Prinzip sogar international beinahe unumstritten sind.
    Die Freien Demokraten halten es für richtig, daß die Bundesregierung davon Abstand genommen hat, dieses Gesetz, das der schwierigen Aufgabe der Einordnung der öffentlichen Haushalte unter ein Minimum von einheitlicher Konjunkturpolitik dient, wofür es einer Grundgesetzänderung bedarf, mit weiteren Problemen zu belasten, vor allem solchen, die weder national noch international ausdiskutiert sind. Das gilt für die sogenannte Einkommenpolitik, die in einigen Ländern — wie ich glaube, mehr lautstark als mit Erfolg — praktiziert wird, und das gilt auch für die Abwendung außenwirtschaftlicher Gefahren für die Stabilität.
    Im ersten Falle, bei der Einkommenspolitik, würde immer die Tarifhoheit der Sozialpartner auf dem Spiel stehen. Wir aber stehen auf dem Standpunkt, daß eine richtig angelegte Konjunkturpolitik mit den Mitteln des Gesetzes, das wir jetzt beraten, ohnehin einen Rahmen für die Sozialpartner zieht. Die Freien Demokraten sind der Auffassung, daß wir hier weitere Erfahrungen sammeln müssen. Die Weimarer Zeit mit ihren direkten Eingriffen war ohne Erfolg und schreckt von Wiederholungen ab.
    Der zweite Fall, die Abwendung außenwirtschaftlicher Gefahren, ist zur Zeit nicht akut. Hier geht — ich habe den Darlegungen des Herrn Kollegen Schiller entnommen, daß auch er es so sieht — die klärende Diskussion national und international im Zehnerklub der Notenbanken weiter. Letzten Endes stünde der § 23 des Außenwirtschaftsgesetzes zur Verfügung.
    Ich würde nicht dazu raten, in diesen nicht ausdiskutierten Fragen weitere Festlegungen im Gesetz vorzunehmen, so wichtig es auch ist, daß wir uns unmittelbar nach seiner Verabschiedung diesen. Fragen mit besonderem Eifer und Nachdruck zuwenden. Ich möchte ausdrücklich hervorheben, daß es



    Dr. Starke (Franken)

    für die von mir sonst noch erwähnten Maßnahmen, über die man wird sprechen müssen und von denen ich glaube, daß sie nicht in das Gesetz hineinsollten, keiner Verfassungsänderung bedarf. Um so eher ist es möglich, sie jetzt auszuklammern.
    Dann darf ich noch darauf hinweisen, daß anscheinen auch Herr Kollege Schiller nicht mehr der Meinung ist, es sollten variable Steuersätze in diesem Gesetz vorgesehen werden. Die Änderung von Steuersätzen möchten wir dem Parlament vorbehalten.
    Auf keinen Fall sollte man, so möchte ich diesen Punkt abschließen, über die vorgesehene mehrjährige. Finanzplanung hinaus versuchen, jetzt etwa das Problem konkreter quantifizierter Aussagen über die wirtschaftliche Entwicklung und die wirtschaftlichen Ziele zu lösen. Darüber wird mein Kollege Dr. Friderichs morgen noch Ausführungen machen.
    Es kommt jetzt vorzüglich darauf an — und das ist der Schwerpunkt —, unserem Bundesstaat eine Ausprägung zu geben, die den föderalistischen Aufbau erhält, zugleich aber Bund und Länder einer gemeinsamen Konjunkturpolitik zuordnet, die als fester Rahmen für unsere freiheitliche Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung unerläßlich ist. Ein Versagen vor dieser Frage, das möchte ich diesem Hohen Hause sagen, würde der Bundesstaat auf die Dauer nicht überleben, weil die Erhaltung des Geldwertes die Voraussetzung für eine freiheitliche Ordnung in Staat, Wirtschaft und Gesellschaft ist. Eine Fortsetzung der Geldentwertung würde über kurz oder lang zutiefst unsozial wirken und zum Verlust der Freiheit und damit, wie wir in Deutschland aus Erfahrung wissen, unweigerlich zur Denaturierung des Bundesstaates führen.
    Diese Überlegungen allein ergeben eine Beurteilungsgrundlage dafür, ob die Grundgesetzänderung verantwortet werden kann. Wir Freien Demokraten bejahen diese Frage aus dem hohem Verantwortungsbewußtsein und aus tiefinnerer Überzeugung. Durch diese Grundgesetzänderung — so möchte ich es zusammenfassen — wird nicht die freiheitliche Ordnung gefährdet, sondern sie wird, in einem höheren Sinne verstanden, fester verankert.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Eine straffe und tatkräftige Währungs- und Stabilitätspolitik — das ist der Kernsatz, den ich sagen möchte — ist der Preis für eine gesunde soziale und freiheitliche Entwicklung. Aus dieser Überzeugung haben wir auch das Recht, die politische Opposition der SPD zur Mitwirkung an der Grundgesetzänderung aufzufordern. Es geht um letzte Fragen in unserem modernen Staatsleben. Auch die SPD wäre in ihrer freiheitlichen Entwicklung gefährdet, wenn wir mit dem Geldwert die freiheitliche Ordnung zerstörten. Gerade die SPD würde außerdem mindestens die gleichen Befugnisse für den Bund und für die Bundesregierung fordern und nach ihrem Programm fordern müssen, wenn sie selbst die Bundesregierung stellte.
    Über Einzelheiten und Formulierungen kann man bei den Beratungen sprechen — nicht natürlich über
    die Einfügung von Bestimmungen in das Gesetz, die unser Wirtschaftssystem änderten. Denn nicht die Marktwirtschaft hat versagt, sondern wir alle gemeinsam haben sie überfordert. Dem Einhalt zu gebieten ist gerade die Aufgabe des jetzt zur Beratung anstehenden Gesetzes.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Insbesondere muß auch die Konjunkturpolitik übergeordnete Politik bleiben und damit in der Zuständigkeit der Bundesregierung und der Bundesbank liegen. Die Errichtung etwa einer vierten Gewalt lehnen die Freien Demokraten ab.

    (Beifall bei der FDP.)

    Die Freien Demokraten glauben, daß im Bundesrat bei den Beratungen des Gesetzes im allgemeinen ausgewogene Lösungen gefunden worden sind. Über Einzelheiten wird auch hier in den Ausschüssen gesprochen werden müssen. Diese Ausgewogenheit — und hier stimmen wir Freien Demokraten dem Kollegen Schiller von der SPD zu — fehlt in dem Gesetzentwurf im Verhältnis zwischen Bundesregierung und Bundestag. Nur im § 19, bei der Änderung des Einkommensteuergesetzes, ist für das Parlament eine Kontrollfunktion vorgesehen. Bei den Ermächtigungen der §§ 3 und 13 des Entwurfs wird dagegen das Parlament gar nicht erwähnt. Es bleibt — im übrigen nach unserer Überzeugung ohne jede Notwendigkeit — völlig ausgeschaltet. Würde diese Regelung Gesetz, meine verehrten Kollegen, dann befände sich unser Parlament, das ohnehin schon Befugnisse über Befugnisse an den Ministerrat nach Brüssel ohne parlamentarische Kontrolle abgegeben hat, auf dem weiten Feld der Konjunkturpolitik in der Lage des Europäischen Parlaments, d. h. ohne ausreichende Informationen und ohne jede Möglichkeit der Einflußnahme. Das kann nicht Sinn unserer gemeinsamen Bemühungen sein. So wie die Konjunkturpolitik nicht einer vierten Gewalt anvertraut werden soll, darf auch nicht das Parlament in dieser grundgesetzändernden Gesetzgebung ausgeschaltet werden.

    (Beifall bei der FDP.)

    Es sähe dann beinahe so aus, als ob auf der einen Seite eine vierte Gewalt für die Konjunkturpolitik geschaffen werden sollte und zum Ausgleich, damit wir wieder auf drei Gewalten kommen, das Parlament ausgeschaltet würde. Die Bundesregierung soll in diesen schwierigen Fragen rasch handeln können. Wir hoffen, daß das angesichts der nunmehr vorgesehenen Beratungen im Bundesrat möglich sein wird. Aber sie muß der Kontrolle durch das Parlament unterliegen. Andernfalls gibt das Parlament sich selbst und geben wir alle unsere Staatsordnung auf. Die Freien Demokraten fordern daher, daß die Bestimmungen über die Kontrollrechte des Parlaments in § 19 des Entwurfs auf die §§ 3 und 13 des Entwurfs ausgedehnt werden, wobei sich viele Modalitäten denken lassen, wie man das im einzelnen ausgestaltet. Es kann nicht eine so weitgehende Rechtsetzungsbefugnis der Bundesregierung ohne angemessene parlamentarische Kontrolle — nachträgliche Kontrolle — geben. Jede andere Lösung würde nicht nur, wie ich sagte, das Parlament aus-



    Dr. Starke (Franken)

    schalten, sondern, meine verehrten Kolleginnen und Kollegen in diesem Hohen Hause, sie würde auch der Entwicklung des Verantwortungsbewußtseins in diesem Parlament höchst abträglich sein.
    Ausdrücklich darf ich für die Freien Demokraten nunmehr erklären, daß wir nur einer Verabschiedung des Gesetzes als Ganzem zustimmen werden. Es besteht für uns ein Junktim zwischen den drei Teilen des Gesetzes, soweit es die öffentliche Hand, die Wirtschaft und die öffentlich-rechtlichen Versicherungsträger betrifft. Auch schon eine Verwässerung der Bestimmungen über die Begrenzung der Schuldenaufnahme durch die öffentliche Hand würde ausreichen, das ganze Gesetz für uns nicht akzeptabel zu machen. Es würde dann in diesem Zeitpunkt, in dieser Landschaft — wie Herr Barzel sagte —, in der wir uns befinden, Sinn und Zweck verfehlen.

    (Beifall bei der FDP und Abgeordneten in der Mitte.)

    Es kommt jetzt vielmehr darauf an, das Instrument der Kreditbegrenzung so wirksam und durchschlagend wie möglich zu gestalten.
    Das vom Bundesrat gegen den Vorschlag seines eigenen Wirtschaftsausschusses vorgesehene Verfahren zur Verteilung und Unterverteilung von trotz der Beschränkung zugelassenen Kreditbeträgen ist nicht praktikabel. Hier muß eine andere Lösung gefunden werden. Darüber und über etwaige Änderungen sowie die Modalitäten bei der Anwendung der §§ 19 und 20 des Entwurfs werden meine Fraktionskollegen in weiteren Beiträgen sprechen.
    Es kommt schließlich — das lassen sie mich zum Schluß zu dem Entwurf selbst sagen — nicht zuletzt darauf an, einwandfrei klarzustellen, daß die Stilllegung von Mitteln der öffentlich-rechtlichen Versicherungsträger unter jederzeitiger Aufrechterhaltung ihrer Liquidität, wie das Gesetz es vorsieht, eine konjunkturpolitische Maßnahme ist und nicht etwa, auch nicht im entferntesten, ist und sein darf ein Zugriff des Staates auf diese Mittel. Hier werden wir der Öffentlichkeit in den Beratungen aufklärende Worte sagen müssen, weil diese Bestimmung Mißdeutungen ausgesetzt gewesen ist. Ich lasse dabei offen, ob sich diese Mißdeutungen aus unklaren Äußerungen ergeben haben oder ob es gewollte Mißdeutungen waren. Auf alle Fälle sind diese Mißdeutungen über einen Zugriff des Staates auf die Mittel der öffentlich-rechtlichen Versicherungsträger für die ganze weitere Diskussion höchst gefährlich.
    Ich komme zum Schluß. Die Freien Demokraten werden sich mit aller Kraft und aus tiefer Überzeugung für diesen Gesetzentwurf einsetzen. Wir brauchen diese Befugnisse, wir brauchen diesen festen Rahmen zur Erhaltung der Freiheit und des Wohlstands, den sich unser ganzes Volk seit dem Zusammenbruch erarbeitet hat. Wie ich sagte: Die Freiheit hat ihren Preis, zahlen wir ihn für eine gute und gesunde weitere Entwicklung, wie wir sie alle für unser Volk wollen!

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)



Rede von Dr. Carlo Schmid
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Herr Bundeswirtschaftsminister.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Kurt Schmücker


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich möchte nicht mit einem längeren Diskussionsbeitrag eingreifen, sondern nur zu zwei Punkten klärend Stellung nehmen.
    Herr Kollege Schiller hat bemängelt, daß die Vorlage zu spät gekommen sei, und er hat dabei angeführt, ich hätte zu einem früheren Zeitpunkt hier im Hause angekündigt, es werde bis zum 31. März eine Vorlage kommen. Das Zitat ist nicht richtig. Ich habe damals gesagt, die Bundesregierung habe den Finanzminister und mich beauftragt, dieses Gesetz vorzulegen. Dank der vorzüglichen Zusammenarbeit zwischen dem Finanzminister und mir ist es gelungen, zwar nicht am 31. März, aber am 1. April das Gesetz der Bundesregierung vorzulegen.

    (Lachen und Unruhe bei der SPD.)

    — Ja, es muß gesagt werden, weil die behauptete Verzögerung in dem Ausmaße nicht stimmt, wie Herr Schiller sie dargetan hat.
    Das zweite, was ich kurz — ich hoffe, auch zur Klärung — sagen möchte, ist dies. Herr Schiller wirft uns vor, daß wir selektive Maßnahmen verurteilen, aber im gemeindlichen, im öffentlichen Sektor dazu greifen. Ich glaube, hier muß geklärt werden, das selbstverständlich die öffentliche Hand in ihrem eigenen Bereich selektiv eingreifen, also planen muß. Das ist aber etwas völlig anderes, als wenn sie die Gesetzgebung und ihre Verwaltung einsetzt, um in die Dispositionen der Unternehmen der freien Wirtschaft einzugreifen. Ich finde, diesen Unterschied sollte man sauber herausarbeiten und die Dinge nicht durcheinanderwerfen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)