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  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag 31. Sitzung Bonn, den 17. März 1966 Inhalt: Gutachten der Sachverständigen-Kommission für die Deutsche Bundespost vom 6. November 1965 sowie Stellungnahme der Bundesregierung (Drucksachen V/203, zu V/203) Stücklen, Bundesminister 1393 B, 1421 B Dr. Besold (CDU/CSU) . . . . 1399 B Gscheidle (SPD) 1404 C Dr. Miessner (FDP) . . . . . . 1411 D Dr. Conring (CDU/CSU) . . . . 1414 D Dr. Häfele (CDU/CSU) 1418 D Moersch (FDP) 1419 B Schulhoff (CDU/CSU) 1419 C Erhard (Bad Schwalbach) (CDU/CSU) 1420 D Berichte des Ausschusses für Wahlprülung, Immunität und Geschäftsordnung — Wahlprüfungsangelegenheiten — über Wahleinsprüche gegen die Gültigkeit der Wahl zum 5. Deutschen Bundestag vom 19. September 1965: über den Wahleinspruch des Gottfried Winkler, Minden (Drucksache V/420) . . . . . . . 1424 B Wahleinspruch des Winfried Traub, Würzburg (Drucksache V/421) 1424 C Wahleinspruch des Werner Hille, Leer (Ostfriesland) (Drucksache V/422) . . . 1424 C Wahleinspruch des Hans Spranger, Nürnberg (Drucksache V/423) 1424 D Wahleinspruch des Herbert Schulz, Bergisch Gladbach (Drucksache V/424) . . . 1424 D Wahleinspruch des Dr. Arthur Gierke, Waldmichelbach (Drucksache V/425) . . 1425 A Fragestunde (Drucksache V/426) Fragen der Abg. Frau Meermann: Sozialklausel im Mietrecht — Schutz vor Kündigung des Mietverhältnisses Dr. Jaeger, Bundesminister . . . 1425 B Jacobi (Köln) (SPD) 1425 D Fragen der Abg. Frau Dr .Elsner: Umschulung selbständiger Landwirte Kattenstroth, Staatssekretär . . . 1426 D Frau Dr. Elsner (SPD) 1427 C Dr. Rinderspacher (SPD) 1427 D Fritsch (Deggendorf) (SPD) . . . 1428 B Fragen des Abg. Josten: Offiziersnachwuchs aus den Reihen der Unteroffiziere Gumbel, Staatssekretär 1428 C Brück (Köln) (CDU/CSU) 1429 A Dröscher (SPD) . . . . . . . 1429 B Sänger (SPD) 1430 A Fragen des Abg. Dr. Rinderspacher: Rhein-Main-Pressedienst Gumbel, Staatssekretär 1430 B Dr. Rinderspacher (SPD) 1430 C II Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 31. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 17. März 1966 Fragen des Abg. Richter: Umgehungsstraße zur B 292 im Bereich der Gemeinde Obrigheim — Verbreiterung der Neckarbrücke der B 292 . . 1431 A Frage des Abg. Fritsch (Deggendorf) : Eisenbahngrenzübergang Bayerisch Eisenstein Dr. Seiermann, Staatssekretär . . . 1431 B Fritsch (Deggendorf) (SPD) . . . . 1431 B Frage des Abg. Fritsch (Deggendorf) : Zustand der B 388 Dr. Seiermann, Staatssekretär . . . 1431 C Fritsch (Deggendorf) (SPD) . . . . 1431 C Frage des Abg. Fritsch (Deggendorf) : Bundesbahnstrecke Erlau—Obernzell bei Passau Dr. Seiermann, Staatssekretär . . . 1432 A Fritsch (Deggendorf) (SPD) . . . . 1432 A Fragen des Abg. Dr. Wörner: Verkehrsverhältnisse am Bahnübergang Eislingen (Fils) . . . . . . 1432 B Fragen des Abg. Müller (Ravensburg) : Vorschlag des Internationalen Bodensee-Verkehrs-Vereins 1432 D Frage des Abg. Dröscher: Verbilligung des Taxi- und Mietwagenverkehrs zur Entlastung des innerstädtischen Verkehrs Dr. Seiermann, Staatssekretär . . . 1433 A Dröscher (SPD) . . . . . . . . 1433 B Fragen des Abg. Schonhofen: Stillegung von Bundesbahnstrecken — Finanzhilfe für Ausbau anderer Verkehrswege Dr. Seiermann, Staatssekretär . . . 1433 C Schonhofen (SPD) . . . . . . . 1433 D Brück (Köln) (CDU/CSU) . . . . 1434 C Unertl (CDU/CSU) 1434 C Fragen des Abg. Zerbe: Sonderregelung für das Zonenrandgebiet bei Einführung von K-Zuschlägen im Stückgutverkehr Schoettle, Vizepräsident 1434 D Fellermaier (SPD) 1434 D Dr. Seiermann, Staatssekretär . . 1434 D Fritsch (Deggendorf) (SPD) . . . . 1435 B Dr. Kreutzmann (SPD-Gast) . . . . 1435 C Schmitt-Vockenhausen (SPD) . . . 1435 D Frage des Abg. Dr. Tamblé: Führerschein für Motorbootfahrer Dr. Seiermann, Staatssekretär . . . 1436 A Frage des Abg. Dr. Tamblé: Abnahme der Motorboot-Führerscheinprüfung Dr. Seiermann, Staatssekretär . . . 1436 A Frage des Abg. Dr. Tamblé: Zahl der durch Motorbootfahrer verursachten Unfälle Dr. Seiermann, Staatssekretär . . . 1436 B Dr. Tamblé (SPD) 1436 B Dr. Mommer (SPD) 1436 D Frage des Abg. Schmitt-Vockenhausen: Flugverkehr auf dem Militärflughafen Rhein-Main Dr. Seiermann, Staatssekretär . . . 1437 A Schmitt-Vockenhausen (SPD) . . 1437 A Picard (CDU/CSU) 1437 C Fragen des Abg. Strohmayr: „Huckepack-Verkehr" — Förderung des Ferntransports von Lastzügen mit der Bundesbahn Dr. Seiermann, Staatssekretär . . 1437 D Strohmayr (SPD) 1438 B Erklärung des Bundesministers des Auswärtigen Dr. Schröder, Bundesminister . . . 1438 C Dr. Barzel (CDU/CSU) 1440 C Erler (SPD) 1443 B Freiherr von Kühlmann-Stumm (FDP) 1446 B Dr. Zimmermann (CDU/CSU) . . 1448 B Majonica (CDU/CSU) 1451 B Schmidt (Hamburg) (SPD) . . . 1452 D Genscher (FDP) 1458 A Dr. Birrenbach (CDU/CSU) . . . 1459 D Dr. Kliesing (Honnef) (CDU/CSU) 1461 D Borm (FDP) 1464 C Wehner (SPD) 1466 C Nächste Sitzung 1472 D Anlagen 1473 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 31. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 17. März 1966 1393 31. Sitzung Bonn, den 17. März 1966 Stenographischer Bericht Beginn: 9.02 Uhr
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    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete (r) beurlaubt bis einschließlich Dr. Arndt (Berlin/Köln) 19. 3. Bading *) 18. 3. Baier 17. 3. Dr.-Ing. Balke 26. 3. Bauer (Wasserburg) 26. 3. Blachstein 1.8. 3. Frau Blohm 31. 3. Blumenfeld 27. 3. Burger 10. 4. Cramer 18. 3. Dr. Dittrich *) 18. 3. Felder 22. 3. Figgen 8. 4. Flämig 18. 3. Frieler 31. 3. Fritz (Wiesbaden) 31. 3. Dr. Furler 19. 3. Frau Geisendörfer 18. 3. Haar (Stuttgart) 18. 3. Hamacher 31. 3. Dr. Dr. Heinemann 18. 3. Herberts 7. 4. Hirsch 25. 3. Dr. Hofmann (Mainz) 18. 3. Dr. Jungmann 31. 3. Kaffka 19. 3. Frau Krappe 31. 3. Kriedemann*) 18. 3. Leber 17. 3. Lemmer 18. 3. Liedtke 15. 4. Dr. Lohmar 18. 3. Dr. Martin 18. 3. Dr. h. c. Menne (Frankfurt) 18. 3. Metzger 18. 3. Missbach 22. 3. Dr. Morgenstern 25. 3. Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller 18. 3. Müller (Aachen-Land) *) 18. 3. Richarts*) 18. 3. Riedel (Frankfurt) 19. 3. Dr. Schäfer 25. 3. Dr. Schiller 26. 3. Frau Schimschok 18. 3. Schultz (Gau-Bischofsheim) 17. 3. Stahlberg 31. 3. Frau Stommel 18. 3. • Frau Strobel *) 17. 3. Teriete 26. 3. Dr. Wilhelmi 17. 3. Zerbe 18. 3. *) Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen des Europäischen Parlaments Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Schriftliche Antwort des Bundesministers Höcherl vom 14. März 1966 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Dr. Hauser (Sasbach) (Drucksache V/386, Frage XV/4, XV/5 und XV/6) : Sind der Bundesregierung die Schwierigkeiten bekannt, die in . der Praxis nach dem allgemeinen Bewilligungsstopp für die Mittel zur Förderung von Aufstockungen und Aussiedlungen landwirtschaftlicher Betriebe aufgetreten sind? Hat die Bundesregierung bereits einen Überblick über das Ausmaß der Härtefälle, die durch den Bewilligungsstopp für die Mittel in Kapitel 10 02 Titel 573 des Bundeshaushaltsplans aufgetreten sind? Ist die Bundesregierung bereit, eine Überbrückungsregelung zu treffen für schon genehmigte, in der Bearbeitung weit vorangeschrittene oder bereits angefangene Aussiedlungs- und Althofsanierungsverfahren sowie für solche Verfahren, für die der Bewilligungsstopp eine außerordentliche Härte - so etwa in Brandfällen - bedeutet? Zu 1: Die in der Frage genannten Schwierigkeiten sind mir bekannt. Zu 2: Die Zahl der Härtefälle ist in den letzten Tagen genau ermittelt worden. Danach sind ca. 1 000 Vorhaben wegen unabwendbarer Ereignisse (z. B. Brand, Einsturzgefahr bei Gebäuden) besonders dringend und ca. 1 000 Vorhaben wegen eingegangener vertraglicher Verpflichtungen (z. B. Abnahme von Fertigbauteilen, Räumung des Wohnhauses). in den Fällen werden ca. 150 Mill. DM Förderungsmittel des Bundes erbeten. Zu 3: Wie ich bereits in der Fragestunde am 18. 2. 1966 ausgeführt habe, ist Vorsorge getroffen, daß die beantragten Bundesmittel in besonders dringenden Fällen, soweit diese bei den beiden zentralen Kreditinstituten vorliegen, bewilligt werden können. Anlage 3 Schriftliche Antwort des Bundesministers Höcherl vom 14. März 1966 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Dr. Prassler (Drucksache V/386, Frage XV/7) : Ist damit zu rechnen, daß die Bundesregierung für das Haushaltsjahr 1967 und folgende entsprechend den Ausführungen des Bundesernährungsministers vom 18. Februar und 2. März 1966 nach dem Beispiel der Vierjahrespläne für die Verkehrsgesetzgebung die Finanzierung der Agrarstrukturpolitik sicherstellt? Ich werde mich für die Aufstellung eines Mehrjahresprogramms zur Finanzierung der Agrarstrukturmaßnahmen einsetzen. Als Vorbild könnte der Fünfjahresplan für die Eingliederung der Heimatvertriebenen dienen. Eine solche langfristige Regelung müßte jedoch vorweg in ihren Einzelheiten noch mit den beteiligten Bundesressorts abgestimmt werden. 1474 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 31. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 17. März 1966 Anlage 4 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs Hüttebräuker vom 16. März 1966 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Sander (Drucksache V/386 Frage XV/8) : Entspricht es den Tatsachen, wenn in der landwirtschaftlichen Fachpresse (z. B. „Deutsche Landwirtschaftliche Presse" Nr. 9 vom 26. Februar 1966) behauptet wird, daß im Etat des Bundesernährungsministeriums für 1965 Ausgabenreste in einer Höhe von 370 Millionen DM entstanden seien? Die Summe der Ausgabereste, die im Einzelplan 10 aus dem Haushaltsjahr 1965 in das Haushaltsjahr 1966 übernommen worden sind, beträgt — nach Ausschaltung der nur durchlaufenden Posten — rund 325,8 Mill. DM. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet das eine Verminderung um rd. 40,8 Mill. DM. In dieser Höhe sind also Reste abgebaut worden. Im Einzelplan 10 muß stets mit beträchtlichen Ausgaberesten gerechnet werden. Das erklärt sich dadurch, daß viele der aus übertragbaren Mitteln geförderten Maßnahmen im Bereiche der Land- und Ernährungswirtschaft sich von der Bewilligung bis zur Auszahlung über einen größeren Zeitraum erstrecken. Einerseits sind im laufenden Rechnungsjahr hohe Bewilligungen aus Vorjahren durch Zahlungen zu erfüllen, und andererseits werden Bewilligungen in ähnlicher Höhe neu ausgesprochen, die sich erst in den folgenden Rechnungsjahren in Form von Zahlungen niederschlagen. Zum größten Teil entfallen die Ausgabereste auf die bei Kapitel 10 02 Titel 573 veranschlagten Maßnahmen der Aussiedlung, Aufstockung usw. Anlage 5 Schriftliche Antwort des Bundesministers Höcherl vom 15. März 1966 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Geiger (Drucksache V/386 Fragen XV/9, XV/10 und XV/11) : Ist die Bundesregierung bereit, Sonderbestimmungen zum Gesetz über Maßnahmen auf dem Gebiete der Weinwirtschaft und zu den entsprechenden Verordnungen in der Weise zu erlassen, daß Gemeinden, in denen ein Rebflurbereinigungsverfahren läuft oder im Anlaufen ist, erst nach der Flurbereinigung das endgültige Weinbaukataster anlegen? Teilt die Bundesregierung die Auffassung, daß es in Gemeinden mit nicht abgeschlossenen Rebumlegungsverfahren zunächst genügt, wenn die Bürgermeisterämter die vorhandenen Weinanbauflächen erfassen und den Statistischen Landesämtern mitteilen? ist die Bundesregierung der Ansicht, daß es eine Gesetzesverletzung darstellt, wenn Gemeinden von sich aus die Anlage des Weinbaukatasters bis zur Beendigung der Flurbereinigung zurückstellen und sich auf die in Frage XV/10 genannte Maßnahme beschränken wollen? Das Weinbaukataster war gemäß der Verordnung 92/63 des Rates der EWG nach dem Stand des Jahres 1964 einzurichten und bis zum 31. Dezember 1964 abzuschließen. Die Rechtsvorschrift ist inzwischen für etwa 95% der einzubeziehenden Rebfläche erfüllt worden. Es liegen bereits Zusammenstellungen von Ergebnissen vom Statistischen Bundesamt vor; zur Zeit werden schon weitere Überlegungen für eine Fortschreibung und Ergänzung des Katasters getroffen. Bei der Beurteilung des Vorgehens bei anstehenden Flurbereinigungsverfahren ist der Grundsatz der Rechtsvorschrift maßgebend, daß die bepflanzten Rebflächen nach dem Stand von 1964 zu melden sind, ohne Berücksichtigung einer zukünftigen Entwicklung; diese würde im Laufe späterer Fortschreibungen und Ergänzungen zu erfassen sein. In allen Weinbau treibenden Ländern der Bundesrepublik ist entsprechend verfahren worden. Eine Sonderregelung für Flurbereinigungsverfahren ist nicht in Erwägung gezogen worden und erübrigt sich auch zukünftig, da die Einrichtung des Weinbaukatasters praktisch abgeschlossen ist. Wesentlich ist jedoch, daß nunmehr auch die säumigen Betriebe schnellstmöglich die vorgeschriebenen Meldungen abgeben. Diese Auffassung kann von der Bundesregierung nicht geteilt werden. Die aus der Gemeindesumme zu erstellenden Unterlagen reichen nicht aus, um den erforderlichen Überblick über die Verhältnisse im Weinbau zu bekommen; dazu werden betriebsweise Gliederungen benötigt. Auch für die an die EWG nach den Rechtsvorschriften zu erstattenden Meldungen sind als Grundlage betriebsweise Unterlagen erforderlich. Die Meldungen liegen im Interesse der Winzer. Nach § 4 der zweiten Verordnung zur Durchführung des Weinwirtschaftsgesetzes handelt ordnungswidrig im Sinne des § 17 Absatz 2 des Weinwirtschaftgesetzes, wer vorsätzlich oder fahrlässig Erklärungen über den Rebbaubetrieb nicht, nicht richtig, nicht vollständig oder nicht rechtzeitig abgibt. Es sollte berücksichtigt werden, daß eine einheitliche Bestandsaufnahme auf dem Gebiete des Weinbaues, insbesondere als Unterlage für wirtschaftspolitische Maßnahmen, dringend erforderlich ist. Anlage 6 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs Dr. Carstens vom 14. März 1966 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Wienand (Drucksache V/387 Fragen II/1 und 11/2): Wird die Bundesregierung vor der Neubesetzung der Stellen der Befehlshaber der Stationierungsstreitkräfte in der Bundesrepublik rechtzeitig konsultiert, oder wird sie erst unterrichtet, wenn personelle Entscheidungen bereits gefallen sind, oder erfährt sie nur die bereits erfolgte Neubesetzung solcher Stellen? Hat die Bundesregierung vor der Neubesetzung der Stellen der Befehlshaber der Stationierungsstreitkräfte in der Bundesrepublik ein Einspruchsrecht? Nach den die Stationierung der alliierten Streitkräfte im Bundesgebiet regelnden Verträgen besteht kein Einspruchsrecht gegen die Ernennung eines Oberbefehlshabers dieser Streitkräfte. Die Bundesregierung wird von der Neubesetzung des Postens eines Oberbefehlshabers alliierter Streitkräfte allerdings dann vorher unterrichtet, wenn dieser gleichzeitig eine Funktion als NATO-Befehlshaber ausübt, wie z. B. die Oberbefehlshaber der amerikanischen 7. Armee und der britischen Rheinarmee, die zugleich Befehlshaber der integrierten NATO-Kommandos „Central Army Group" bzw. „Northern Army Group" sind. Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 31. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 17. März 1966 1475 Anlage 7 Schriftliche Antwort des Bundesministers von Hassel vom. 16. März 1966 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Seuffert (Drucksache V/387 Fragen III/3, 11I/4 und III/5): Hält es der Bundesverteidigungsminister für tragbar, daß auf dem Flugplatz Oberschleißheim, also in unmittelbarer Nähe stark bevölkerter Siedlungsgebiete der Stadt München und anderer Gemeinden, ab März 1966 eine Hubschrauberschule der amerikanischen Streitkräfte stationiert werden soll, durch deren intensives Schulungsprogramm der ohnehin kaum erträgliche Hubschrauberlärm in diesen Siedlungsgebieten bis zur Unerträglichkeit gesteigert werden wird? Ist der Bundesverteidigungsminister bereit, sich den von der Stadt München gegen die Einrichtung der unter 11I/3 genannten Hubschrauberschule erhobenen Vorstellungen mit Nachdruck anzuschließen? Was hat das Bundesverteidigungsministerium in letzter Zeit getan, um die seit Jahren erstrebte, wegen der geplanten Entlastungssiedlung Oberschleißheim unerläßliche Verlegung des Flugplatzes Schleißheim in die Wege zu leiten? Zu l: Der Bundesminister der Verteidigung wurde erst im Februar 1966 — und zwar durch die Bayerische Staatskanzlei — über die Absicht der US-Army unterrichtet, zu Ausbildungszwecken vorübergehend auf dem von ihr betriebenen Flugplatz Oberschleißheim die Zahl ihrer Hubschrauber zu erhöhen und dort vom 21. 3. bis 22. 12. 1966 Lehrgänge durchzuführen, die der Umschulung von Piloten auf Grund der Erfahrungen des Süd-Ost-Asien-Krieges dienen. Die 7. US-Army hat sich in dieser Angelegenheit unmittelbar mit der zuständigen Bayerischen Staatskanzlei in Verbindung gesetzt, die ihrerseits eine Besprechung unter Beteiligung von Vertretern der Stadt München veranlaßt hat. Das Bundesverteidigungsministerium wäre nur einzuschalten gewesen, wenn eine längerfristige Änderung der militärischen Nutzung gefordert und daher ein Raumordnungsverfahren notwendig geworden wäre. Zu 2: Nach den mir vorliegenden Mitteilungen haben die Amerikaner zugesagt, im Rahmen des Ausbildungsauftrages alles zu tun, um die Belästigung der Zivilbevölkerung auf ein Mindestmaß zu beschränken. Sollten sich diese Bemühungen als unzureichend erweisen, so bin ich bereit, mich mit den zuständigen Stellen der US-Army in Verbindung zu setzen. Zu 3: Das Bundesministerium der Verteidigung und die US-Streitkräfte waren und sind grundsätzlich bereit, geeignete Ersatzvorschläge zu akzeptieren. Die Bayerische Staatskanzlei hatte es in einer Kabinettbesprechung am. 13. 3. 1961 in München übernommen, Ersatzvorschläge für die Verlegung der US-Heeresflieger zu machen. Bisher konnten geeignete Ersatzliegenschaften jedoch nicht benannt werden. Anlage 8 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs Dr. Schäfer vom 16. März 1966 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Schmitt-Vockenhausen (Drucksache V/426 Frage VIII/5): Welche Vorstellungen hat die Bundesregierung nunmehr hinsichtlich der Verbesserung der Besoldung der Lehrkräfte im Fachschuldienst des Bundes (Bundeswehr und Bundesgrenzschutz) in dem angekündigten Besoldungsänderungsgesetz (vgl. Fragestunde in der 10. Sitzung am 2. Dezember 1965)? Die Bundsregierung hat am 16. Februar d. J. auf eine entsprechende Kabinettvorlage des Bundesinnenministers diesen beauftragt, einen Gesetzentwurf zur Änderung der Beamtenbesoldung zur Einbringung im Deutschen Bundestag vorzulegen. Hierzu gehören Verbesserungen der Besoldung für die Lehrkräfte im Fachschuldienst des Bundes. Diese sollen so gestaltet werden, daß in Berücksichtigung der allgemeinen Entwicklung ein Anreiz geschaffen wird, sich für den Fachschuldienst des Bundes zu entscheiden. Der Entwurf wird in seinen Grundzügen auf dem Konzept des früheren Regierungsentwurfs eines Vierten Beamtenrechts- und Besoldungsänderungsgesetzes beruhen. Danach sollen die Fachschuloberlehrer aus der Besoldungsgruppe A 11 nach A 12 höhergestuft werden und auf herausgehobenen Dienstposten in dieser Gruppe eine Zulage erhalten. Im ganzen soll mit den Vorschlägen erreicht werden, daß den Bundesbeamten die gleichen Beförderungschancen wie in den Ländern geboten werden.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Hans-Dietrich Genscher


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Erlauben Sie mir, daß ich Ihnen in diesem Stadium der Debatte noch einmal die grundsätzliche Haltung meiner Fraktion zu den anstehenden Problemen darlege. Wir stimmen mit der Bundesregierung überein in ihrem Ja zum Bündnis und zu der jetzt gefundenen Form der Integration. Wir sehen in dieser Form der Integration die zeitgemäße Form wirksamer militärischer Zusammenarbeit.
    Diese Form der militärischen Zusammenarbeit ist gerade im Bereich Westeuropa von so entscheidender Bedeutung, weil sie kleinen Nationen die Möglichkeit der Mitwirkung nach den Gesetzen der Gleichberechtigung und nach dem Rahmen und Maß ihrer Leistungsfähigkeit einräumt und weil sie es kleinen Nationen möglich macht, ohne Furcht vor größeren Partnern in einem Verteidigungssystem mitzuwirken. Wir wissen, meine Damen und Herren, daß Europa ohne Amerika nicht zu verteidigen ist. Amerika ist in dieser Rolle weder austauschbar noch ersetzbar, auch nicht durch Frankreich. Nach diesen Erkenntnissen werden wir auch in Zukunft handeln. Weil unsere Haltung im Rahmen der NATO und zur NATO klar ist, können wir in der kommenden Diskussion darauf verzichten, Musterschüler oder Vorreiter zu sein. Wir können vor allem darauf verzichten, etwa Speerspitze gegen Frankreich aus dem Bündnis heraus zu sein.

    (Beifall bei der FDP. — Abg. Dr. Barzel: Sehr wahr!)

    Wir wollen nicht mehr und nicht weniger sein als ein verläßlicher Partner unter vielen im Bündnis.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    In dieser Frage kommt es darauf an, daß die übriggebliebenen 14 in der Integration ihre Geschlossenheit wahren. Der Vorsitzende der Christlich-Demokratischen Union, Herr Dr. Adenauer, hat uns heute morgen frohe Kunde aus Paris beschert. Er hat uns nämlich mitgeteilt, daß Frankreich entgegen seiner ursprünglichen Auffassung jetzt bereit ist, Verhandlungen mit allen NATO-Partnern am runden Tisch zu führen.

    (Hört! Hört! rechts.)

    Herr Dr. Adenauer ist damit zum prominenten und verläßlichen Kronzeugen dafür geworden, daß auch in Paris eine entschlossene Haltung der übrigen Partner ihre Wirkung hat.

    (Beifall bei der FDP.)

    Wenn der französische Staatspräsident de Gaulle uns in dieser Stunde sagt, die NATO müsse bleiben, aber die Integration sei überflüssig, weil es keine akute Bedrohung aus dem Osten mehr gebe, so müssen wir ihm sagen: wenn das richtig ist, dann nicht trotz NATO, sondern wegen NATO, und nicht trotz Integration, sondern wegen Integration.

    (Zustimmung rechts.)

    Wir sind nicht bereit, das Sicherheitssystem der
    NATO aufzugeben, solange man uns nicht ein besseres anbietet, in dem wir ebenfalls heimisch sein
    können. Wir sind bereit, nachzudenken über die Zukunft dieses Bündnisses. Wir sind auch bereit, dieses Bündnis für die Zukunft mitzugestalten und es den Erfordernissen der Zukunft anzupassen.
    Es gibt eine Reihe von besonderen Problemen, die Deutsche und Franzosen auch im Rahmen des Bündnisses verbindet. Französische Divisionen stehen auf deutschem Boden. Wir wollen nicht — darüber sind wir uns alle einig —, daß sie wieder Besatzungstruppen werden. Aber wir sollten auch nicht voreilig fordern, daß sie deutschen Boden verlassen. So einfach scheint die Rechtslage nicht zu sein, wenn wir aus Washington hören, daß man sich auch dort originärer Anwesenheitsrechte rühmt. Aber wir finden, daß diese Frage, auch wenn sie primär Deutschland und Frankreich angeht, im Rahmen der NATO gelöst werden muß, weil die Bundesrepublik zum NATO-Bereich gehört.
    Zur Vorbereitung dieser Verhandlungen sind allerdings Konsultationen ebenso notwendig wie nützlich, und sowohl bei diesen Konsultationen als auch bei den Verhandlungen im Rahmen der NATO wird man auch über die Mitwirkung und Teilnahme Frankreichs am Radar-Warnsystem der NATO sprechen müssen.
    Die französische NATO-Politik beeinflußt den Status der Bundesrepublik noch in einer anderen für uns sehr entscheidenden Weise. Sie ist nämlich geeignet, die Struktur des Bündnisses und die Gewichte im Bündnis selbst zu verändern. Die Bundesrepublik muß hier frühzeitig ihren Standpunkt bestimmen, um Fehlentwicklungen und Mißdeutungen zu vermeiden. Wir sagen eindeutig an die Adresse Frankreichs: die Bundesrepublik will Partner bleiben und nicht Objekt fremder Sicherheitsoder gar Besatzungspolitik werden.

    (Beifall bei der FDP. — Abg. Dr. Barzel: Sehr wahr!)

    Wir sagen aber ebenso eindeutig an die Adresse der übrigen NATO-Partner: wir wollen Gleichberechtigung und nicht mehr als Gleichberechtigung. Wir wollen niemals Führung im Bündnis. Jeder Gedanke an eine deutsche Führungsrolle, in welchem Bündnis auch immer, wäre das Ende deutscher Wiedervereinigungspolitik.

    (Beifall bei der FDP.)

    Man hört in diesen Tagen sehr oft, Frankreich sei isoliert, Frankreich habe sich selbst isoliert. Darüber sollte man nicht zuviel reden. Niemand kann daran ein Interesse haben, schon gar nicht Deutschland.

    (Zustimmung rechts.)

    Für uns ist nämlich die NATO-Krise nicht nur eine Frage unserer Sicherheit, Herr Majonica, sondern auch eine Frage der gemeinsamen Deutschlandpolitik. Wir sind in dieser Frage doppelt betroffen.

    (Beifall bei der FDP. — Abg. Dr. Barzel: Sehr gut!)

    Wenn Sie hier davon gesprochen haben, Herr Kollege Schmidt, daß de Gaulle nur eine mittelmäßige Karte in der Hand habe, so mögen Sie recht



    Genscher
    haben für den Status in der NATO; aber Sie haben wahrscheinlich unrecht in bezug auf die Möglichkeiten, die sich für Berlin und für Deutschland als Ganzes bieten.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Für uns sind Deutschlandfrage und Sicherheitsfrage untrennbar verbunden, und es ist Aufgabe der Bundesrepublik, den Bestand an Einheit in der westlichen Politik, der sich zur Zeit in der Berlin-Frage und in der deutschen Frage noch zeigt, auch fürderhin aufrechtzuerhalten. Wir müssen wissen und jederzeit erkennen — das hat Herr Kollege Erler in vorbildlichen Worten dargelegt —, daß Frankreich für Deutschland als Ganzes ebenso mitverantwortlich ist wie für die Sicherheit und Freiheit Berlins,

    (Beifall bei der FDP)

    und wir sollten nie vergessen, daß die Schutzfunktionen für Berlin nur integriert wahrgenommen werden können. Wie Frankreich hier in Zukunft stehen wird, wie es die Frage der Integration in bezug auf den Schutz West-Berlins und der Zugangswege von und nach Berlin sieht, diese Frage ist eine Konsultationsaufgabe ersten Ranges für die deutsche Bundesregierung.
    Meine Damen und Herren, es ist hier von den Impulsen gesprochen worden, die von Paris ausgehen und die NATO verändern. Herr Kollege Barzel hat nicht nur den Ort Paris genannt, sondern auch Genf. In der Tat, auf die deutsche Frage kommt nicht nur aus Paris etwas zu, sondern auch aus Genf. Zunehmend werden die Verhandlungen in Genf, soweit sie Europa angehen, Verhandlungen über Deutschland. Die Sowjetunion beansprucht bei diesen Verhandlungen ein Mitspracherecht über den künftigen Status der Bundesrepublik im NATO-Bündnis, obwohl sie nicht Partner dieses Bündnisses ist. Das ist für uns eine Form praktizierter Viermächteverantwortung, ob die Sowjets das wahrhaben wollen oder nicht, und wenn die Sowjets über den Status der Bundesrepublik im NATO-Bündnis mitreden wollen, dann müssen sie sich auch die Frage nach Deutschland als Ganzem gefallen lassen. Diese Frage, meine Damen und Herren, müssen wir erheben, und wir müssen -erwarten, daß unsere Verbündeten, die in Genf verhandeln, sie für uns dort gegenüber den Sowjets erheben.

    (Beifall bei der FDP.)

    Wir wollen uns — da stimme ich mit Herrn Kollegen Erler völlig überein — der in Genf angebahnten Entwicklung nicht entgegenstellen. Was wir wollen, ist, .sie in unserem Sinne zu beeinflussen und in die Genfer Verhandlungen auch die deutsche Frage einzubetten.
    Wir haben — und jetzt komme ich auf Paris zurück — eine neue europäische Entwicklung auch in der Sicherheitspolitik zu verzeichnen. Unsere Aufgabe ist es, daß diese Politik, die von der Gaulle eingeleitet worden ist, in die deutsche Richtung geleitet wird. Wenn es eine deutsche Führungsrolle gibt, meine Damen und Herren, dann in dieser Frage, in der deutschen Frage. Wir sollten uns überlegen, ob es nicht zu Erhaltung des Restbestandes an Einheit im westlichen Bündnis, wie er zur Zeit in der Berlin-Frage und in der deutschen Frage zum Ausdruck kommt, an der Zeit ist, in diesem Jahr eine Konferenz zwischen den Vereinigten Staaten, England, Frankreich und der Bundesrepublik einzuberufen.
    In diesem Jahr wird der französische Staatspräsident nach Moskau reisen. Wir können diese Reise nicht ohne Sorge sehen. Wir kennen Erklärungen von ihm, die er in der Vergangenheit abgegeben hat. Er hat sich geäußert zum Status der Bundesrepublik im Bündnis, zur deutschen Grenzfrage, zum Mitspracherecht unserer Nachbarn bei der konventionellen Bewaffnung und zur Integration selbst. Meine Damen und Herren, das alles sind Elemente einer Deutschlandpolitik, das sind Positionen, die wir für unsere und für eine gemeinsame Deutschlandpolitik brauchen. Es ist jetzt die Stunde deutscher Handlung und deutscher Aktion, um zu verhindern, daß hier eine gefährliche Richtung eingeschlagen wird. Deutsche Aufgaben sind es in dieser Stunde: erstens, daß wir uns als verläßliche Partner in unserem Bündnis erweisen; zweitens, daß wir die Bereitschaft zeigen, eine gemeinschaftliche Fortentwicklung des Bündnisses und seine Anpassung in Angriff zu nehmen; drittens, daß wir die notwendigen Initiativen ergreifen für eine gemeinsame Deutschlandpolitik als Mindestbasis westlicher Zusammenarbeit, komme was wolle, im Rahmen des Bündnisses im übrigen.
    Durch die französische Initiative ist eine Entwicklung in Gang gekommen, die für unsere Sicherheit und für die Lösung der deutschen Frage im höchsten Grade gefährlich werden kann. Wir dürfen ihr nicht tatenlos zusehen. Nein-sagen allein reicht auch gegenüber Frankreich nicht aus. Unsere Antwort muß die Entschlossenheit sein, diese Entwicklung zu beeinflussen und in unserem Sinne zum Guten zu wenden. Dazu müssen wir auch den deutsch-französischen Konsultationsvertrag nutzen. Er ist für uns der Ausdruck der deutsch-französischen Freundschaft, zu der wir uns heute bei aller Kritik an der französischen Regierung hier noch einmal ausdrücklich bekennen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Und wenn wir diesen deutsch-französischen Vertrag im Sinne unserer Deutschlandpolitik nutzbar machen, dann handeln wir richtiger, als wenn irgend jemand dem Gedanken oder auch nur der Unterstellung nach einer europäischen oder atlantischen Führungsposition der Bundesrepublik nachgehen sollte.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)



Rede von Dr. Carlo Schmid
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Herr Abgeordnete Dr. Birrenbach.

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    Rede von Dr. Kurt Birrenbach


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Nachdem der Kollege Schmidt eine Reihe wichtiger technischer Probleme angeschnitten hat, gestatten Sie mir, zu einigen grundsätzlichen Erwägungen zurückzukehren. Vorerst möchte ich sagen: Herr Schmidt, viele der



    Dr. Birrenbach
    Fragen, die Sie gestellt haben, sind wohlberechtigt. Ich frage mich aber, ob es in einer so delikaten Situation und vor so schwierigen Verhandlungen richtig ist, in dieser Stunde und an diesem Orte Lösungen vorwegzunehmen, die das Ergebnis wahrscheinlich vielmonatiger Verhandlungen sein werden.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU.)

    Ich glaube, daß es gerade für die Bundesrepublik zweckmäßig wäre, in diesem Augenblick weniger zu reden, mehr zu schweigen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Das bedeutet nicht, daß wir nicht über diese Probleme nachdenken müßten. Wir müssen sehr intensiv über sie nachdenken, da sie an den Kern unserer Situation, an den Kern des Problems der deutschen Sicherheit gehen.
    Gestatten Sie mir also, zu diesen grundsätzlichen Erwägungen zurückzukehren. Für meine Begriffe stellen sich drei Erwägungen.
    Erstens. Die Ablehnung der Integration auf militärischem Gebiete ist heute ein Grundprinzip der Fünften Republik. Das hat der französische Staatspräsident mit aller seiner Autorität zum Ausdruck gebracht. Er hat erklärt, daß die militärische Integration mit der Souveränität Frankreichs nicht vereinbar sei. Dieses Prinzip ergibt sich darüber hinaus aus den Vorstellungen des Präsidenten über die Rolle Frankreichs in der Welt und einer Beurteilung der internationalen Lage, insbesondere des WestOst-Konflikts, die wir bedauerlicherweise nicht teilen können. Hier liegt heute ein Faktum vor, das wir nicht mehr übersehen können, wenn wir zu realistischen Lösungen gelangen wollen, und das ist doch wohl unser Ziel.
    Zweitens. Nur dank dem Prinzip der Integration war es der Bundesrepublik nach dem zweiten Weltkrieg möglich, als Gleicher unter Gleichen in das Konzert der europäischen und atlantischen Nationen zurückzukehren. Die Integration ist also das Lebensprinzip der deutschen Außen- und Verteidigungspolitik. Und wenn Sie, Herr Schmidt, fragen, was wir unter Integration verständen, so antworte ich Ihnen — allerdings mit der Bemerkung, daß die Integration, wie sie in der NATO besteht, bedauerlicherweise beschränkt und eng genug ist —: Wir verstehen darunter ein zentrales Kommando schon in Friedenszeiten, die Unterstellung der Heeresverbände oberhalb des Niveaus der Division unter integrierte Stäbe, gemeinsame Luftverteidigung im taktischen Bereich und gemeinsame Infrastruktur.
    Drittens. Die heutige Krise bezieht sich auf das Verhältnis der NATO zu Frankreich und nicht der Bundesrepublik zu ihren westlichen Nachbarn. Sie beruht ebenso wie die letzte Krise in der EWG auf der Auseinandersetzung zwischen der Idee des Nationalstaates und den modernen Staatenverbindungen auf der Grundlage einer Gemeinschaft.
    Die Bundesrepublik ist als individueller Staat de facto mitbetroffen. Wenn man von den unberührt bleibenden Vereinbarungen über Depots und Übungsplätze absieht, trifft die französische Entscheidung die Bundesrepublik de jure aber nur als Mitglied der NATO.
    Aus dieser grundsätzlichen Erwägung ergeben sich für das diplomatische Verfahren zur Lösung der Krise die gleichen Konsequenzen wie in der Krise der EWG. Die NATO als Einheit verhandelt mit Frankreich. Das schließt natürlich nicht Gespräche auf der Grundlage des deutsch-französischen Konsultationsvertrages und unserer Infrastruktur-Vereinbarungen mit Frankreich aus. Das verlangt die Freundschaft, die wir zu unserem westlichen Nachbarn haben. Diese Verhandlungen können aber nicht geführt werden über die zentrale Struktur des Bündnisses, ebensowenig über die Position Frankreichs innerhalb dieses Bündnisses. Das ist ein Problem der NATO.
    Dazu kommt ein weiteres. Das Bündnis als Ganzes, in erster Linie aber die Vereinigten Staaten als die größte Schutzmacht der westlichen Welt haben Frankreich gegenüber eine ungleich stärkere Verhandlungsposition als die Bundesrepublik allein. Rechtslage u n d Interessen gebieten daher ein multilateriales Verfahren und schließlich eine multilaterale Lösung. Das ist wohl die überwiegende Auffassung dieses Hauses.
    Um nun die Lösung zu finden, muß man die Gefahren kennen, die aus der heutigen Situation erwachsen.
    Zunächst der Wegfall der Integration in der NATO. Wenn sich die anderen Nationen der französischen Haltung anschlössen, hätte das entweder die Konsequenz, daß die Bundeswehr auf den Status einer nationalstaatlichen Armee zurückgeführt, oder die, daß sie diskriminiert würde. Beides kommt nicht in Frage. Selbst wenn aber die Rest-NATO als integrierte Einheit bestehenbleibt, würde der Ausfall Frankreichs innerhalb des Integrationsverbandes eine Veränderung des militärischen Gleichgewichts unter den europäischen Mitgliedern zur Folge haben. Diese könnte der Bundesrepublik — mit aller Deutlichkeit gesagt —, selbst wenn sie zu einer Stärkung ihrer Position innerhalb ihres Bündnisses führte, weder militärisch noch politisch noch psychologisch angenehm sein. Das, Herr Schmidt, ist unsere Auffassung zu dieser Frage.
    Keiner der europäischen Staaten diesseits der Demarkationslinie — das ist eine weitere grundsätzliche Feststellung — ist im nuklearen Zeitalter in der Lage, ein ausgewogenes Waffensystem aufzubauen, welches das gesamte Spektrum der erforderlichen Waffen umfaßt. Damit sind alle europäischen NATO-Partner, insbesondere aber die kleineren Mächte, vital an der Aufrechterhaltung des Prinzips der Integration interessiert. Die Integration ist daher auch ein europäisches und nicht allein ein spezifisch deutsches Problem.
    Ein nicht-integriertes System nach dem Muster einer klassischen Allianz des 18. und 19. Jahrhunderts gestattet nicht die schnelle militärische Reaktion, die im Zeitalter der nuklearen Raketen unverzichtbar ist. Mobilmachungen kommen im Ernstfall zu spät. Die Auslösung der Alarmstufe im Bereich von SACEUR muß die alliierten Armeen schlagartig



    Dr. Birrenbach
    in Gefechtsbereitschaft setzen. Sonst droht die Gefahr, daß der amerikanische Atomschirm unterlaufen wird. Das ist die Lehre des letzten Weltkrieges, das ist die Konsequenz des nuklearen Zeitalters.
    Nur unter der Voraussetzung, daß das Militärsystem auf dem europäischen Kontinent integriert ist, sind die Vereinigten Staaten zu einer Beibehaltung der Präsenz ihrer Truppen auf dem europäischen Kontinent bereit. Das hat der amerikanische Außenminister Rusk in seiner Pressekonferenz vom 5. November 1965 mit nicht zu überhörender Deutlichkeit ausgesprochen. Wir sind uns klar bewußt, daß das amerikanische Kontingent nicht nur den stärksten militärischen Riegel gegen jede sowjetische Aggression darstellt. Es bedeutet außerdem die Ersetzung der automatischen Beistandsklausel, die der Art. 5 des NATO-Vertrages im Gegensatz zum Brüsseler Vertrag nicht enthält.
    Auf diese Weise berührt jede Schwächung der Integration den Lebensnerv des Bündnisses selbst. Jede Beeinträchtigung der Integration vermindert die Abschreckung, das entscheidende Ziel des Bündnisses schlechthin. Das Ausscheiden Frankreichs belastet psychologisch die Position der Bundesrepublik. Dennoch, meine Damen und Herren, wäre der Schaden nicht irreparabel. Selbst wenn Frankreich für eine Weile aus der NATO-Organisation ausschiede, andererseits aber im Vertrage verbliebe, würde die Verteidigung Europas nicht unmöglich. Sie würde schwieriger und kostspieliger. Ihre Konsequenz — das sollte mit aller Deutlichkeit gesagt sein — wäre die Senkung der Atomschwelle.
    Wo liegt nun die Lösung der Probleme, die wir mit Ruhe und Besonnenheit anzustreben haben? Die Lösung heute schon im Anfangsstadium der Krise definieren zu wollen, wäre verfrüht. Wir können sie nur umschreiben. Das NATO-Bündnis muß als Ganzes erhalten bleiben, jedenfalls für 14 seiner Mitglieder. Die Lösung muß das derzeitige Begehren Frankreichs respektieren.
    Innerhalb dieser beiden Punkte des Koordinatensystems muß eine konstruktive Regelung gesucht werden. Ist eine solche nach dem Muster der Erfahrungen in Luxemburg nicht möglich, die also dennoch Frankreich im Verbande des Bündnisses beließe, so wäre ein denkbarer Weg, Frankreich der NATO auf das engste zu assoziieren. Dann wäre die militärische und geographische Verbindung gewahrt.
    Der Rahmen für eine solche Lösung könnte vielleicht im Vertrag über die Westeuropäische Union gesucht werden. Ich denke an den Art. 4 dieses Vertrages. Abgesehen davon würde es zur Regelung zwischen den Vereinigten Staaten und Frankreich in der atomaren Frage kommen. Aber das Feld für diese Regelung ist noch weit. Das französische Memorandum öffnet die Türen für pragmatische Verhandlungen. Je pragmatischer diese Verhandlungen geführt werden, desto eher und konkreter kommen wir zu Resultaten. War dürfen keine Anstrengungen scheuen, eine alle Interessen, auch die französischen, berücksichtigende, wahrhaft konstruktive Lösung zu finden.
    Meine Damen und Herren, die Stunde der Gefährdung der Allianz sollte gleichzeitig die Stunde ihrer Bewährung sein. Bewährung heißt hier eine Reform, die den seit Schaffung des Bündnisses veränderten Verhältnissen gerecht wird, insbesondere Europa einen höheren Grad der Mitsprache in den Entscheidungen des Bündnisses gibt. Das liegt auch im französischen Interesse.
    Was bedeutet das? Das bedeutet erstens den Ver- such der Reduzierung der derzeitigen Differenzen innerhalb des Bündnisses über die Strategie im mitteleuropäischen Raum. Das bedeutet zweitens die Lösung der Frage der nuklearen Kontrolle in der NATO, welche die nichtnuklearen Partnerstaaten an allen Phasen des nuklearen Entscheidungsprozesses innerhalb des Bündnisses unmittelbar beteiligen müßte, und zwar bei voller Respektierung des amerikanischen Vetos. Das hat nichts mit einem „deutschen Finger am atomaren Drücker" zu tun. Die optimale Grundlage für eine solche Lösung wäre die Schaffung eines kollektiven nuklearen atlantischen Waffensystems, das allen nuklearen wie nichtnuklearen europäischen Mächten auf der Basis grundsätzlicher Gleichheit offensteht. Diese Lösung setzt natürlich voraus, daß es in Genf nicht zu Entscheidungen kommt, die eine solche Lösung unmöglich machen.
    Eine solche Reform müßte drittens zur Schaffung eines verbesserten Systems zur Koordination der Außenpolitik der NATO-Staaten, gegebenenfalls auf regionaler Basis, führen, insbesondere für die Bekämpfung akuter Krisen innerhalb und außerhalb des NATO-Bereichs und insbesondere für die Fragen der Abrüstungs- und Rüstungskontrolle.
    Viertens bedeutet diese Reform die Anpassung der Organisation des Bündnisses an die veränderte Situation sowohl in der zivilen als auch in der militärischen Führungsstruktur der Allianz.
    Jede Reorganisation des Bündnisses muß drei Anforderungen genügen. Sie muß die Schlagkraft des Bündnisses verstärken. Sie darf insbesondere das amerikanische militärische Engagement nicht verringern. Sie muß der Entwicklung einer künftigen europäischen Einheit Rechnung tragen. Sie muß schließlich Frankreich den Platz freihalten, der ihm nach seiner Bedeutung und nach seiner Geschichte zukommt. Es ist die aufrichtige Hoffnung der ganzen Nation, daß dieser Zeitpunkt nicht fern sei, um so mehr, wenn die Reform der' NATO der europäischen Stimme das Gewicht gibt, das ihr gebührt. Wenn dann Frankreich unter Anerkennung der Grundprinzipien unserer Allianz voll in die NATO zurückkehrt, wäre der Weg für eine atlantische Partnerschaft frei.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)