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    Deutscher Bundestag 19. Sitzung Bonn, den 10. Februar 1966 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 725 A Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Wirtschafts- und Mittelstandsfragen über die Verordnung zur Senkung von Binnen-Zollsätzen und über die Achtzehnte Verordnung zur Änderung des Deutschen Zolltarifs 1966 (Drucksachen V/216, V/226, V/272) 725 B Schriftliche Berichte des Ausschusses für Wirtschafts- und Mittelstandsfragen über die Fünfte, Elfte, Achte und Fünfzehnte Verordnung zur Änderung des Deutschen Zolltarifs 1966 (Drucksachen V/217, V/273, V/218, V/274, V/224, V/225, V/275) . . . 725 B Fragestunde (Drucksache V/251) Fragen des Abg. Schlager: Rückständige Auszahlung der 4%igen Erhöhung der Versorgungsbezüge Grund, Staatssekretär 725 D Schlager (CDU/CSU) 726 B Fragen des Abg. Dr. Häfele: Uran-Untersuchungsarbeiten in Menzenschwand Dr. Stoltenberg, Bundesminister . . 726 B Dr. Häfele (CDU/CSU) 726 D Frage des Abg. Folger: Ablagerung radioaktiver Stoffe in München Dr. Stoltenberg, Bundesminister . 727 B Folger (SPD) 727 B Dr. Bechert (Gau-Algesheim) (SPD) 727 C Frage des Abg. Folger: Maßnahmen gegen Gefährdung der Bevölkerung Folger (SPD) 727 D Dr. Bechert (Gau-Algesheim) (SPD) 728 A Frage des Abg. Dr. Bechert (Gau-Algesheim) : Luftradioaktivität im Voralpengebiet Dr. Stoltenberg, Bundesminister . . 728 B Dr. Bechert (Gau-Algesheim) (SPD) . 728 C Frage des Abg. Dr. Bechert (Gau-Algesheim) : Folgen des Absturzes einer Atombomben tragenden amerikanischen Maschine in Spanien Dr. Stoltenberg, Bundesminister . . 728 D Dr. Bechert (Gau-Algesheim) (SPD) . 728 D Dr. Schäfer (SPD) 729 A von Hassel, Bundesminister . . • 729 A II Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 19. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. Februar 1966 Frage des Abg. Dr. Bechert (Gau-Algesheim): Krankheiten durch Strahlenbelastung Dr. Stoltenberg, Bundesminister . . 729 B Dr. Bechert (Gau-Algesheim) (SPD) 729 C Merten (SPD) 730 A Dr. Schulze-Vorberg (CDU/CSU) . 730 B Frau Geisendörfer (CDU/CSU) . . 730 C Fragen des Abg. Dr. Wörner: Gasversorgung 730 D Fragen des Abg. Fritsch (Deggendorf) : Existenzgefährdung der Granitindustrie im Zonenrandgebiet Dr. Langer, Staatssekretär . . . 730 D Zebisch (SPD) 731 A Fritsch (Deggendorf) (SPD) . . . 731 B Fragen des Abg. Dröscher: Versorgung der Kriegsopfer des 1. Weltkrieges — „Brautversorgung" Kattenstroth, Staatssekretär . . . 732 D Dröscher (SPD) 732 D Fragen des Abg. Dr. Martin: Beihilfen zur beruflichen Fortbildung im individuellen Förderungsprogramm Kattenstroth, Staatssekretär . . . 733 B Dr. Martin (CDU/CSU) 733 D Frau Funcke (FDP) 734 A Frage der Abg. Frau Funcke: Geburtsdatum des Versorgungsempfängers auf der Anschrift von Schreiben der Versorgungsämter Kattenstroth, Staatssekretär . . . 734 C Frau Funcke (FDP) 734 D Frage der Abg. Frau Funcke: Bezeichnung „Rentner" für berufsunfähige Bezieher von Arbeits- oder Versorgungsrente Kattenstroth, Staatssekretär . . . 735 A Frau Funcke (FDP) 735 B Frage des Abg. Strohmayr: Beschäftigung volljähriger Rundfunkansagerinnen in Sonntagnachtsendungen Kattenstroth, Staatssekretär . . . 735 B Fragen der Abg. Frau Korspeter: Enquete über die Situation der Frau in Beruf, Familie und Gesellschaft Kattenstroth, Staatssekretär . . 735 C Frau Korspeter (SPD) 736 A Frage des Abg. Schmitt-Vockenhausen: Schadenersatz für Nothilfeleistungen Kattenstroth, Staatssekretär . . . 736 B Schmitt-Vockenhausen (SPD) . . . 736 C Fragen des Abg. Fellermaier: Nutzung eines landwirtschaftlichen Grundstücks durch die Bundeswehr — Entschädigung und Gestellung von Ersatzland von Hassel, Bundesminister . . 736 D Fellermaier (SPD) 737 A Frage des Abg. Nellen: Planung eines Truppenübungsplatzes im Kottenforst bei Bonn von Hassel, Bundesminister . . 737 B Büttner (SPD) 737 C Dr. Effertz (FDP) 737 D Dr. Kliesing (Honnef) (CDU/CSU) 738 C Merten (SPD) 739 A Große Anfrage der Fraktion der SPD betr Wissenschafts- und Bildungspolitik (Drucksache V/171), in Verbindung mit Große Anfrage der Fraktion der CDU/CSU betr. Wissenschaftsförderung (Drucksache V/198) und Große Anfrage der Fraktion der FDP betr. Förderung der Wissenschafts- und Bildungspolitik (Drucksache V/239) Dr. Lohmar (SPD) . . . 739 C, 803 C Dr. Martin (CDU/CSU) 744 A Dr. Mühlhan (FDP) 746 C Dr. Stoltenberg, Bundesminister . 749 D, 765 B, 783 D, 801 C Dr. Schütte, Minister des Landes Hessen 761 A, 785 D Dr. Vogel (Speyer) (CDU/CSU) . . 766 B Raffert (SPD) .........769 C Moersch (FDP) . . . . 772 D, 804 D Dr. Althammer (CDU/CSU) . . . . 776 D Jahn (Marburg) (SPD) . . . . . 779 C Dr. Rutschke (FDP) . . . . . . . 787 B Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 19. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. Februar 1966 III Strauß (CDU/CSU) 789 B Dr. Schiller (SPD) . . . . . . 796D Wagner (CDU/CSU) . . . . . 804 A Dr. Mommer (SPD) 804 B Sammelübersicht 2 des Petitionsausschusses über Anträge von Ausschüssen des Deutschen Bundestages zu Petitionen (Drucksache V/245) 805 A Entwurf eines Gesetzes zu dem Übereinkommen vom 17. Dezember 1962 über die Haftung der Gastwirte für die von ihren Gästen eingebrachten Sachen (Drucksache V/146); Schriftlicher Bericht des Rechtsausschusses (Drucksache V/207) — Zweite und dritte Beratung — 805 A Entwurf eines Gesetzes zur Änderung von Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuches über die Einbringung von Sachen bei Gastwirten (Drucksache V/147); Schriftlicher Bericht des Rechtsausschusses (Drucksache V/208 — Ausschußantrag Nr. 1), in Verbindung mit Entwurf eines Gesetzes zur Änderung von Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuches über die Einbringung von Sachen bei Gastwirten (Abg. Busse [Herford], Frau Dr. Diemer-Nicolaus, Dorn, Moersch, Freiherr von Kühlmann-Stumm und Fraktion der FDP) (Drucksache V/61); Schriftlicher Bericht des Rechtsausschusses (Drucksache V/208 — Ausschußantrag Nr. 2) — Zweite und dritte Beratung — Schulte (SPD) 805 D Vogel (Warendorf) (CDU/CSU) . . 806 B Entwurf eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 26. 11. 1964 mit dem Vereinigten Königreich Großbritannien und Nordirland zur Vermeidung der Doppelbesteuerung und zur Verhinderung der Steuerverkürzung (Drucksache V/28); Schriftlicher Bericht des Finanzausschusses (Drucksache V/228) — Zweite und dritte Beratung — .........807 B Entwurf eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 9. 6. 1965 mit dem Königreich Dänemark über die Abgrenzung des Festlandsockels der Nordsee in Küstennähe (Drucksache V/63) ; Schriftlicher Bericht des Auswärtigen Ausschusses (Drucksache V/214) — Zweite und dritte Beratung — 807 C Entwurf eines Gaststättengesetzes (Drucksache V/205) — Erste Beratung — . . . 807 D Entwurf eines Zweiten Gesetzes über Kreditermächtigungen aus Anlaß der Erhöhung der Beteiligungen der Bundesrepublik Deutschland an dem Internationalen Währungsfonds und an der Internationalen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (Drucksache V/244) — Erste Beratung — Schriftliche Berichte des Ausschusses für Wirtschafts- und Mittelstandsfragen über den Vorschlag der Kommission der EWG für eine Richtlinie des Rats über die Aufhebung der Beschränkungen der Niederlassungsfreiheit und des freien Dienstleistungsverkehrs für selbständige Tätigkeiten der Kreditinstitute und anderer finanzieller Einrichtungen (Drucksachen V/8, V/210) über den Vorschlag der Kommission der EWG für eine Richtlinie des Rats über die Unterrichtung der Kommission betr. die statistischen Angaben über Kapitalbewegungen nach und aus dritten Ländern über die Empfehlung der Kommission der EWG für eine Entscheidung des Rats über die Einführung von Konsultationen innerhalb der Gemeinschaft betr. die Politik der Mitgliedstaaten auf dem Gebiete der Kapitalbewegungen aus dritten Ländern (Drucksachen V/35, V/211) . . . Mündlicher Bericht des Innenausschusses über den Vorschlag der Kommission .der EWG für eine Verordnung des Rats zur Änderung der Berichtigungskoeffizienten für die Dienst- und Versorgungsbezüge der Beamten (Drucksachen V/130, V/236) Schriftlicher Bericht des Ernährungsausschusses über den Vorschlag der Kommission der EWG für eine Richtlinie des Rats betr. die Veresterung von Olivenspeiseöl (Drucksachen V/9, V/246) . . . Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Gesundheitswesen über den Entwurf der Kommission der EWG für eine Entscheidung des Rats zur Errichtung eines Lebensmittelausschusses, Vorschlag der Kommission der EWG für eine Richtlinie des Rats zur Änderung der Richtlinie des Rats vom 5. 11. 1963 zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten für konservierende Stoffe, die in Lebensmitteln verwendet werden dürfen, geänderten Vorschlag der Kommission der EWG für eine Richtlinie des Rats zur Änderung der Richtlinie des Rats zur An- IV Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 19. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. Februar 1966 Bleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten für färbende Stoffe, die in Lebensmitteln verwendet werden dürfen, geänderten Vorschlag der Kommission der EWG für eine Richtlinie des Rats zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten für Antioxydantien, die in Lebensmitteln verwendet werden dürfen, geänderten Vorschlag der Kommission der EWG für eine Richtlinie des Rats zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten für Kakao und Schokolade (Drucksachen V/12, V/238) . . . . 808 B Übersicht 2 des Rechtsausschusses über die dem Deutschen Bundestag zugeleiteten Streitsachen vor dem Bundesverfassungsgericht (Drucksache V/231) 808 D Mündliche Berichte des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung betr. Genehmigung zur Zeugenvernehmung des Abgeordneten Dr.-Ing. Seebohm gemäß Schreiben des Bundesministers der Justiz vom 20. Dezember 1965 (Drucksache V/252), betr. Genehmigung zur Durchführung eines Strafverfahrens gegen den Abgeordneten Biermann gemäß Schreiben des Bundesministers der Justiz vom 12. Januar 1966 (Drucksache V/253), betr. Genehmigung zur Durchführung eines Strafverfahrens gegen den Abgeordneten Dr. h. c. Jaksch gemäß Schreiben der Rechtsanwälte Hamburger, Dr. Haag und Malsy, Frankfurt (Main), vom 6. November 1965 (Drucksache V/254) Dr. Dittrich (CDU/CSU) . . . . . 809 A Schriftliche Berichte des Ausschusses für das Bundesvermögen über die Anträge des Bundesministers der Finanzen betr. Veräußerung einer Teilfläche des Grundstücks in Berlin-Kreuzberg, Mehringdamm 20-30, Ecke Obentrautstraße 1-21, an das Land Berlin (Drucksachen V/134, V/256), betr. Veräußerung einer Teilfläche der ehem. Herwarth-von-Hittenfeld-Kaserne in Münster (Westfalen) an die Stadt Münster (Drucksachen V/82, V/257) . . 810 C Nächste Sitzung 810 D Anlagen 811 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 19. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. Februar 1966 725 19. Sitzung Bonn, den 10. Februar 1966 Stenographischer Bericht Beginn: 9.02 Uhr
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    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Beurlaubungen Bading 7. 3. Dr. Barzel 19. 2. Prinz von Bayern 11.2. Frau Berger-Heise 18. 2. Berlin 18. 2. Blachstein 12. 2. Blank 12.2. Blumenfeld 11. 2. Burger 10.4. Damm 10. 2. Deringer * 10.2. Frau Dr. Diemer-Nicolaus 10. 2. Ehnes 11.2. Dr. Emde 11.2. Erler 15. 2. Faller 6. 3. Figgen 28. 2. Fritz (Wiesbaden) 31. 3. Frau Geisendörfer 11.2. Dr. Geißler 11.2. Gewandt 11.2. Gibbert 18. 2. Graaff 18. 2. Haage (München) 11.2. Hellenbrock 11.2. Hamacher 12. 2. Josten 19.2. Klein 5. 3. Frau Krappe 28. 2. Kriedemann * 10. 2. Lemmer 12.2. Liedtke 8. 3. Dr. h. c. Menne (Frankfurt) 12. 2. Metzger * 11. 2. Missbach 18.2. Dr. Morgenstern 18. 2. Müller (Aachen-Land) * 11.2. Dr. Müller-Emmert 11. 2. Neemann 15. 2. Dr. Preiß 11.2. Rollmann 10. 2. Stein (Honrath) 11. 2. Frau Strobel 12. 2. Dr. Süsterhenn 14. 2. Urban 18. 2. Dr. Wilhelmi 12. 2. Frau Dr. Wolf 12. 2. * Für die Teilnahme an einer Sitzung des Europäischen Parlaments Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Umdruck 17 Antrag der Fraktion der SPD zur Großen Anfrage der Fraktion der SPD betreffend Wissenschafts- und Bildungspolitik (Drucksache V/171). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird aufgefordert, 1. alle Aufgaben des Bundes in der Förderung der wissenschaftlichen Forschung, der Ausbildungsförderung und der Bedarfsplanung dem Bundesminister für wissenschaftliche Forschung zu übertragen und das Ministerium entsprechend auszustatten; 2. eine engere Zusammenarbeit zwischen der staatlichen Förderung der wissenschaftlichen Forschung, den Forschungsarbeiten in Universitäten, Forschungsinstituten und der industriellen Gemeinschaftsforschung zu sichern; 3. im Zusammenwirken mit den Bundesländern einen langfristigen Bildungsplan zu erarbeiten, der sich an einer Bedarfsschätzung orientiert, den Zusammenhang der Bildungs- und Wissenschaftspolitik mit der Wirtschafts- und der Sozialpolitik berücksichtigt und das bestehende Bildungsgefälle zwischen den Bundesländern beseitigen kann. Die Bundesregierung soll dem Bundestag darüber bis zum 1. Januar 1967 einen ersten Bericht vorlegen; 4. darauf hinzuwirken, daß die Ausgaben des Bundes zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung bis 1968 den Empfehlungen des Bundesberichts Forschung I angepaßt werden. Der Vorrang der Wissenschaftspolitik muß in der Gestaltung des Haushalts sichtbar werden; 5. sich gemäß den Empfehlungen des Wissenschaftsrates an der Finanzierung des Ausbaues der bestehenden und des Baues der neuen Universitäten, Hochschulen und medizinischen Akademien zu beteiligen; 6. darauf hinzuwirken, daß die Ausbildungsförderung einheitlich und in einer Weise gestaltet wird, daß sie jedem Bürger der Bundesrepublik gestattet, eine Ausbildung zu wählen, die seinen Neigungen, Fähigkeiten und Leistungen entspricht; 7. gemeinsam mit den Regierungen der Bundesländer alle zwei Jahre über den Stand von Bildung und Wissenschaft in der Bundesrepublik zu berichten und zunächst den anstehenden Bericht über Ausbildungsförderung und Bildungsplanung dem Bundestag vorzulegen; 8. die bestehenden Einrichtungen zur wissenschaftlichen Beratung der Bundesregierung auszubauen und deren Arbeitsergebnisse systematisch und zusammenfassend für langfristig wirksame politische Entscheidungen auszuwerten. Bonn, den 8. Februar 1966 Erler und Fraktion 812 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 19. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. Februar 1966 Anlage 3 Umdruck 19 Antrag der Fraktion der SPD zur Großen Anfrage der Fraktion der SPD betreffend Wissenschafts- und Bildungspolitik (Drucksache V/171). Der Bundestag wolle beschließen: Der Bundestag anerkennt den vom Wissenschaftsrat, der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der MaxPlanck-Gesellschaft nach Prüfung durch gemischte Gremien (Vertreter des Bundes, der Länder, der Wissenschaft und des öffentlichen Lebens) festgestellten Bedarf für 1966. Zur Sicherung des Ausbaus der deutschen wissenschaftlichen Hochschulen muß deshalb in Kapitel 31 02 Titel 600 der Betrag von 530 Millionen DM veranschlagt werden. Bonn, den 8. Februar 1966 Erler und Fraktion Anlage 4 Umdruck 20 (neu) Antrag der Fraktionen der CDU/CSU, FDP zu den Großen Anfragen der Fraktionen der CDU/ CSU betreffend Wissenschaftsförderung und der FDP betreffend Förderung der Wissenschafts- und Bildungspolitik (Drucksachen V/198, V/239) . Der Bundestag wolle beschließen: 1. Die Bundesregierung wird aufgefordert, im Wissenschaftsrat für die baldige Vorlage eines mittelfristigen Ausbau- und Finanzierungsplanes einzutreten. 2. Die Bundesregierung möge dann dem Bundestag Vorschläge machen, mit welchen Beträgen sie sich an der Finanzierung dieses Ausbauplanes beteiligen wird. Dabei soll die Bundesregierung von der Notwendigkeit einer wesentlichen Steigerung der Mittel ausgehen. 3. Die Bundesregierung möge Verhandlungen mit den Ländern über Form und Umfang neuer Hochschulen führen und dem Bundestag darüber berichten. 4. Die Bundesregierung möge dafür Sorge tragen, daß auf der Grundlage der Einzelprogramme in den verschiedenen Bereichen in Zusammenarbeit mit dem Wissenschaftsrat ein mittelfristiger Gesamtplan erstellt wird, soweit die Bundesregierung an der Förderung beteiligt ist. Sie soll bei dieser mittelfristigen Planung von einer ausgewogenen Förderung der Grundlagenforschung, insbesondere der Geisteswissenschaften, der angewandten Forschung und der technischen Entwicklung ausgehen. 5. Die Bundesregierung wird aufgefordert, gemeinsam mit den Ländern Verbesserungen für die Wissenschaftler, insbesondere bei den Eingangs-und mittleren Stufen, herbeizuführen und die Frage einer neuen Besoldungsordnung zu prüfen. 6. Die Bundesregierung wird aufgefordert, daß bei Verhandlungen über bi- und multilaterale Rüstungsprojekte der deutschen Wissenschaft und Wirtschaft ein angemessener Anteil an technischen Erkenntnissen und an der Produktion zugeteilt wird. 7. Die Bundesregierung wird aufgefordert, alle Bemühungen, die der Studienreform dienen, durch geeignete Maßnahmen zu unterstützen. Bonn, den 10. Februar 1966 Dr. Barzel und Fraktion Freiherr von Kühlmann-Stumm und Fraktion Anlage 5 Umdruck 18 Änderungsantrag der Fraktion der SPD zur zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung von Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuches über die Einbringung von Sachen bei Gastwirten — Drucksachen V/208, V/147. Der Bundestag wolle beschließen: In Artikel 1 1. erhält § 702 folgenden Absatz 4: „ (4) Die Haftung des Gastwirts kann im voraus nicht erlassen werden." 2. wird § 702 a gestrichen. Bonn, den 8. Februar 1966 Erler und Fraktion Anlage 6 Zusammenfassung der Ausführungen des Abg. Dr. Martin (siehe Seite 744 A) Ich fasse zusammen: Gesichertes wirtschaftliches Wachstum und Stabilität der Währung sind die Voraussetzungen für Wissenschaftsplanung und Wissenschaftsfinanzierung. Die Öffentliche Hand steht vor der Aufgabe, die unabweisbaren Bedürfnisse der Wissenschaft in Einklang zu bringen mit der Maßnahme, die die Gefahr des Geldschwundes beseitigen sollen. Politische Entscheidungen sind notwendig, um die Priorität der Ausgaben für Wissenschaft, Forschung und Kultur sicherzustellen. Diese Ausgaben sind die Voraussetzung für den Wohlstand schon in den 70er und 80er Jahren. Wenn die Ausgaben effektiv sein sollen, müssen sie begleitet sein von der qualitativen Besserung des Studiums, die wir von einer Reform der Hochschulen erwarten. Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 19. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. Februar 1966 813 Notwendig ist eine strenge Rationalisierung beim Bauen und durch Schwerpunktbildung an den Universitäten. Eine gemeinsame Anstrengung von Bund und Ländern ist notwendig, sie muß sich stützen auf eine mittelfristige Planung, die ständig kritisch überholt werden muß. Dabei muß festgestellt werden, was in den nächsten Jahren erforderlich ist und es muß entschieden werden, in welcher Höhe sich die Bundesregierung daran beteiligen will, damit die Universitäten und Institute mit festen Beträgen und in festen Zeiträumen rechnen können. Der Abwanderung von Wissenschaftlern muß entgegengewirkt werden, insbesondere müssen Verbesserungen eingeführt werden bei den Eingangs-und mittleren Stufen und die Frage einer neuen Besoldungsordnung muß in Angriff genommen werden. Bundestag und Bundesregierung müssen sich einstellen auf eine wesentliche Steigerung der Mittel für die Forschung. Die Bemühungen, die schon jetzt trotz der Notwendigkeit strikter Ausgabenbeschränkung eine Erhöhung der Mittel für die Forschung um 28 % gebracht haben, müssen fortgesetzt werden. Es muß angestrebt werden, die Wissenschaft in Europa als Einheit zu sehen, um sie durch Schwerpunktbildung in die Lage zu versetzen, Gleichwertiges wie die Wissenschaftsgroßmächte zu leisten. Dabei ist Wert darauf zu legen, daß der nationale Anteil mindestens so groß ist wie der internationale Beitrag, um die Bundesrepublik als Wissenschaftsland attraktiv zu machen. Anlage 7 Schriftliche Ausführungen des Abgeordneten Dr. Müller (München) zu Punkt 3 a, b und c der Tagesordnung. Es geht bei der Betrachtung der aktuellen Situation in der deutschen Wissenschaft und Forschung nicht darum, eine breit angelegte „Kulturdebatte" zu führen, sondern einzig und allein darum rasch und schnell Hilfe zu geben. Der Herr Wissenschaftsminister hat sich in seiner Stellungnahme sicher bemüht und Verständnis gezeigt, es scheinen ihm jedoch die Kräfte zu fehlen, um sich innerhalb eines Kabinetts in dem sich allein 18 Ministerien direkt und indirekt in ihren Haushalten mit Wissenschafts- und Kulturpoltik befassen, durchzusetzen. Das aktuelle Problem der Stunde ist wenigstens die 180 Millionen DM zu beschaffen, die fehlen, um dringende Projekte aus der Empfehlungsliste des Wissenschaftsrates fördern zu können. Herr Martin von der CDU hat etwas leichtfertig von einer Projektanhäufung gesprochen und damit den Eindruck erweckt, als ob es sich um eine rasch zusammengewürfelte Liste von Dringlichkeiten handle. Lassen Sie mich das Gegenteil an Hand des Münchner Beispiels erläutern. Unter dem König Max I. wurde 1813 der Grundstein für die Münchner Universitätskliniken gelegt. Schon seit Jahrzehnten weiß man, daß neue Kliniken geschaffen werden müssen. 1955 wurde der Wettbewerb für die neuen Kliniken in München-Großhadern ausgeschrieben, der Wissenschaftsrat nahm sie in die Dringlichkeitsliste für die Jahre 1960-64 auf. Bis heute konnte mit dem Bau nicht begonnen werden. Wenn wir nicht die 180 Millionen DM mehr im Etat des Wissenschaftsministeriums aufbringen, kann auch 1966 nicht mit dem Bau begonnen werden. Besonders gravierend ist auch die Tatsache, daß vier Institute der TH und Universität München, die sich mit Land- und Forstwirtschaft befassen, auf der Negativliste des Wissenschaftsrates stehen müssen. Da es sich gerade um Institute handelt, die sich mit Veredelungswirtschaft befassen, tritt durch den Nicht-Ausbau für die deutsche Landwirtschaft ein Schaden ein, der nicht dazu beiträgt, die Subventionen für diesen Teil der Volkswirtschaft abzubauen. Wie wenig die Sportlehrerausbildung bei uns in der Bundesrepublik trotz Bewerbung um die Olympischen Spiele gilt, geht aus der Tatsache hervor, daß in der Negativliste des Wissenschaftsrats allein Institute für Leibesübungen an vier Universitäten aufgeführt sind. Der deutschen Wissenschaft ist heute nicht mit Erklärungen gedient, die ihre Bedeutung hervorheben. Der Herr Bundeskanzler hat seine Richtlinienkompetenz zu benützen, um deutlich die Prioritäten festzulegen und besonders die fehlenden 180 Millionen bereitzustellen. Ein zweiter Punkt bereitet große Sorge: die Abwanderung vor allem qualifizierter Wissenschaftler ins Ausland. Von unserer jährlichen „Produktionsrate" an Wissenschaftlern und Technikern verlieren wir 8,2 Prozent an das Ausland. In bestimmten Bereichen ist die Abwanderungsrate besonders gravierend. So hat die Deutsche Versuchsanstalt für Luft- und Raumfahrt in 19 Monaten allein 27,1 Prozent ihres Personalbestandes durch Abwanderung ins In- und Ausland verloren. Schon im November 1963 hat der Nobelpreisträger Prof. Heisenberg vor der Parlamentarischen Gesellschaft darauf hingewiesen, daß gerade die qualifiziertesten Kräfte ins Ausland abwandern, während die unterdurchschnittlichen fast ausschließlich im Lande bleiben. Neben Fragen der Organisation unserer Institute und Hochschulen sind es vor allem die Besoldungsprobleme, die zu der starken Abwanderung führen. Wir brauchen einen besonderen Tarifvertrag für Wissenschaftler, der vor allem die Verdienstmöglichkeiten im sogenannten Mittelbau fördert. Mit BAT III/II-Stellen liegen die deutschen Wissenschaftler bis zu 100 Prozent unter dem Gehaltsniveau vergleichbarer Industrienationen. Dieser besondere Tarifvertrag sollte leistungsorientiert sein, nicht etwa von der Dauer der Beschäftigung her ausgerichtet. Schon heute liegen oft wertvolle Maschinen, Versuchsanordnungen und Geräte in Forschungsinsti- 814 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 19. Sitzung. Bonn, Donnerstag, dèn 10. Februar 1966 tuten brach, weil durch Abwanderung die Arbeitsplätze verwaist sind. Für den Steuerzahler und die deutsche Wissenschaft könnte eine erhebliche Steigerung der Effektivität der Forschung erreicht werden, wenn man bei den Gedanken um die Forschungsförderung auch den Menschen, den Forscher selbst mehr berücksichtigen würde. Die Bundesregierung hat wie in so vielen anderen Fällen Prüfung und Besserung schon vor Jahren angekündigt. Sie darf in der aktuellen Situation nicht aus ihrer Verantwortung entlassen werden. Anlage 8 Schriftliche Ausführungen des Abgeordneten Dr. Jahn (Braunschweig) zu Punkt 3 a, b und c der Tagesordnung. In der Debatte ist deutlich geworden, daß im Hause weitgehend Übereinstimmung darüber herrscht, daß unsere wirtschaftliche Entwicklung weitgehend dem hohen Stand der Technik zu verdanken ist. Der Stand der Technik von heute aber beruht auf den Ergebnissen von Wissenschaft und Forschung von gestern und vorgestern. Ohne Fortschritte in der Wissenschaft von heute werden uns andere Industrienationen morgen überlegen sein. Mein Anliegen ist es, hier zu einem speziellen Problem Stellung zu nehmen, nämlich der hochschulfreien Forschung. Dieser Zweig unserer Forschung kommt zumeist zu kurz, da naturgegebener Weise sich das Interesse der Allgemeinheit und auch der Politik, wie es auch diese Debatte wieder ergeben hat, in erster Linie dem weiten Raum hochschulgebundener Wissenschaft und Forschung zugewandt ist. Ich möchte dieses Problem aus der Praxis der unmittelbaren Berührung mit vier hochschulfreien Forschungsanstalten in meinem Wahlkreis Braunschweig Stadt kurz umreißen, möchte aber dabei betonen, daß meine Überlegungen und Vorschläge sich auf alle hochschulfreie Forschung in Bund und Ländern beziehen. In der Stadt Braunschweig befinden sich vier Forschungsanstalten, die vorwiegend der Bundesverantwortlichkeit unterstehen: Die Physikalisch-Technische Bundesanstalt; die Forschungsanstalt für Landwirtschaft; die Biologische Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft; die Deutsche Forschungsanstalt für Luft- und Raumfahrt. Diese Forschungsanstalten und Einrichtungen des Bundes und der Länder stehen neben den Instituten der Hochschulen. Sie besitzen andere Zielsetzungen, eine andere Struktur, unterliegen anderen Entwicklungsgesetzen und sind mit anderen Maßstäben zu messen. Das Bild der modernen Wissenschaft hat sich gewandelt: weitaus mehr hochqualifizierte Wissenschaftler sind erforderlich, die Forschungseinrichtungen sind größer, komplizierter und teurer geworden und die Wissenschaftler brauchen zur wirkungsvollen Arbeit einen Stab hochqualifizierten Mitarbeiter. Für die moderne Wissenschaft ist es aus Gründen der Existenzfähigkeit unserer Wirtschaft unerläßlich, trotz angespannter Haushaltslage Mittel bereitzustellen, wie sie auch von anderen Industrie-Nationen aufgebracht werden. Einem kürzlich veröffentlichten OECD-Bericht zufolge betrugen 1962 die Forschungsausgaben für Naturwissenschaften und Technik je Einwohner in USA 93,7 Dollar, in England 33,5, in Frankreich 23,6, in den Niederlanden 20,3, in der Bundesrepublik 20,1. Das geht uns alle an. Gewiß, die Forschung ist in USA teurer als anderswo, weil die Gehälter und Kosten höher sind. Aber gerade dieser höhere Aufwand und die größeren Möglichkeiten sind es, die Forscher aus aller Welt und nicht zuletzt aus der Bundesrepublik nach Amerika ziehen. Über die Abwanderung deutscher Forscher und Wissenschaftler ist in diesem Hohen Hause oft gesprochen worden. Die hier gegebenen Zahlen müssen uns alle beunruhigen. Damit es ganz plastisch wird, was am grünen Holze geschieht, möchte ich Ihnen einen kurzen Situationsbericht aus der Deutschen Forschungsanstalt für Luft- und Raumfahrt in Braunschweig geben. Bezogen auf den Stand vom 1. 1. 1964 hat diese Forschungsanstalt von diesem Datum ab bis zum 30. 9. 1965 21% ihrer wissenschaftlichen Mitarbeiter verloren. Die Abwanderungsrate des am 1. 1. 1964 beschäftigten wissenschaftlichen Stammpersonals ist seit 1965 gegenüber dem Vorjahr auf das 2,5fache gestiegen. Es ist zu befürchten, daß 1966 die Abwanderungsquote weiter steigen wird. In der Luft- und Raumfahrtforschung hat die Abwanderung in der letzten Zeit so stark zugenommen, daß bei linearer Extrapolation der wissenschaftliche Mitarbeiterstab in ca. fünf Jahren im Mittel einmal gewechselt hat. 1965 setzte eine erheblich vermehrte Abwanderung von erfahrenen Wissenschaftlern der Vergütungsgruppe II BAT ein; bei weiterem Anhalten dieser Abwanderung würde der Bestand an Stammpersonal bereits Ende dieses Jahres auf 50 % reduziert sein. Diese Abwanderungen gingen zu 33 0/o in das Ausland, zu 42 % in die Industrie und zu 25 % zu Hochschulen und Behörden der Bundesrepublik. Der überwiegende Teil der Kündigungen erfolgte, weil die Vergütung nach dem BAT weit unter dem liegt, was Industrie und europäische Forschungsanstalten als Gehalt bieten. Die Unterschiede werden mit steigender Qualifikation und Erfahrung der Wissenschaftler immer größer. Die Forschungsanstalt für Luft- und Raumfahrt ist aber wegen ihrer Bindung an den BAT nicht in ausreichendem Maße in der Lage, eine leistungsgerechte Bezahlung zu gewähren. Ich bin der Auffassung, daß man Tätigkeiten von Wissenschaft und Forschung nicht völlig mit der Elle der BAT-Besoldung messen kann. Der Bundesangestelltentarif ist für Belange der hoheitsrechtlichen Verwaltung geschaffen worden und regelt die Stellung eines Personenkreises, dessen Verbeamtung irgendein Grund entgegensteht. Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 19. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. Februar 1966 815 Die Aufgaben der Forscher und die Anforderungen an sie unterscheiden sich grundsätzlich von denen der Verwaltungsbeamten und -angestellten. Von den Forschern und Wissenschaftlern werden nicht nur selbständige und verantwortungsvolle Tätigkeiten, sondern auch schöpferische Leistungen erwartet. Lassen Sie mich auf ein evidentes Mißverhältnis zwischen der Bewertung von Beamten- und Angestelltenstellen des höheren Dienstes bei Bundes-und Landesdienststellen und dann speziell in der Bundes- und Landesforschung hinweisen. Ganz eklatant wird das Mißverhältnis in der Gehaltsgruppe BAT III. Im Bundesdienst finden wir 13,8 Prozent der Angestellten in dieser Gehaltsgruppe, in den Institutionen der Bundesforschung jedoch 44,4 Prozent. Ich habe mit zahlreichen jungen und älteren Wissenschaftlern gesprochen, die sich seit zehn und mehr Jahren in dieser Gehaltsgruppe befinden. Sie werden mir zugeben, meine Damen und Herren, daß man Verständnis dafür haben muß, wenn sie sich anderweitig umsehen. Bei den anderen Vergütungsgruppen liegt es wie folgt: Bundesbedienstete in der Bundesforschung arbeitende Beamte und Angestellte des höheren Dienstes A 13/II BAT 37,1 % 30,3 % A 14/I BAT 27,2 % 16,1 % A 15 und höher 21,9 % 9,2 % Dieser prozentuale Vergleich muß uns nachdenklich stimmen. Hier muß ein Wandel eintreten. Zwar existieren in einzelnen Zweigen der Wissenschaft bereits Zulageregelungen wie in der MaxPlanck-Gesellschaft mit DM 100%,ab BAT II und in der Kernfordschung ein bis vier Alterssteigerungsbeträge von ca. 60,— DM. Jedoch beträgt der Unterschied zum internationalen Niveau im Mittel des Grundgehalts: BAT III 22 %, BAT II 70 %, BAT Ib 110 %, ADOST 118 %. Wie mir von der Deutschen Forschungsanstalt für Luft- und Raumfahrt gesagt wird, entspricht BAT III für junge Hochschulabsolventen ebenso dem internationalen Niveau und Mittel, wie auch die Vergütung der Anstaltsvorstände. Jedoch der erfahrene Wissenschaftler im sog. wissenschaftlichen Mittelbau liegt bis zu 118% unter dem europäischen Mittel, und zwar um so mehr, je höher seine Leistungen sind. Meine Damen und Herren, das ist ein Zustand der von niemandem verantwortet werden kann. Hier muß schnell Wandel geschaffen werden. Wir müssen überprüfen, ob der BAT überhaupt Maßstab für die Besoldung von Wissenschaftlern sein kann. Wer sich ernsthaft mit dieser Frage befaßt hat, muß das verneinen. Wir können, wie die Erfahrung zeigt, auch keinen befriedigenden Ausgleich durch das Zulagesystem erreichen. Dieses Zulagesystem wird so gehandhabt, da nur 40 Prozent des in Frage kommenden Personenkreises überhaupt Zulagen erhalten können. Zur Lösung dieser Probleme der hochschulfreien Forschung sollte ein Tarif geschaffen werden, der speziell von den Besonderheiten der Forschung ausgeht und die Voraussetzungen schafft, um den Wissenschaftlern einen ausreichenden und qualifizierten Mitarbeiterstab zu sichern. Dieser %if sollte folgende Neuerungen enthalten: 1. Die Vergütung der Wissenschaftler sollte in zehn Gruppen aufgeteilt werden. Die Stufen zwischen zwei Gruppen sollten als Leistungsanreiz jeweils 20 % betragen. 2. Der Tarifvertrag sollte in seinen Rahmenbestimmungen weitgehende Selbständigkeit der wissenschaftlichen Arbeit und kollegiale Koordination begünstigen. 3. Die bisherige Probezeit von ca. 1/2 Jahr ist zu kurz. Es sollten daher vor Festanstellung Zeitverträge bis zu 5 Jahren Dauer abgeschlossen werden. 4. Eine Altersversorgung sollte geschaffen werden, die nicht fluktuationshemmend ist. Ein Tarifvertrag nach diesen Grundlinien sollte für etwa 5000 Wissenschaftler der hochschulfreien Forschung gültig sein. Bisherigen Bestrebungen, die Wissenschaftler aus dem BAT herauszunehmen, wird oft der Beschluß des Haushaltsausschusses des Bundestages vom 25. Februar 1960 (Prot. 113) entgegengehalten. Gemäß Schreiben seines Vorsitzenden, MdB Erwin Schoettle, an den Verband der Wissenschaftler vom 16. 11. 1964 hatte der Haushaltsausschuß mit diesem Beschluß jedoch nicht an die Wissenschaftler gedacht. Die Bedrohung der Arbeitsfähigkeit der Forschung hat Formen angenommen, die Sofortmaßnahmen erfordern. Die bisher verwirklichten Zulageregelungen haben sich in ihrer Höhe als unzureichend erwiesen. Die Einführung eines neuen Forschungstarifes wird einige Zeit in Anspruch nehmen, wenn ein zukunftsweisendes Vertragswerk geschaffen werden soll. Als wirksame Übergangslösung möchte ich vorschlagen: Grundzulage DM 100,—für Wissenschaftler ab BAT II Grundzulage DM 70,—für Vergütungsgruppen V a bis IV a Grundzulage DM 50,—für Vergütungsgruppe VI b Leistungszulage bis zum 6fachen Alterssteigerungsbetrag der jeweiligen Vergütungsgruppe, wobei das Mittel bei vier Alterssteigerungsbeiträgen liegen müßte. Auch für Lohnempfänger wurde eine entsprechende Übergangslösung vorgeschlagen. Zur Zeit bestehen wesentliche Unterschiede zwischen der hochschulfreien und der an den Hochschulen betriebenen Forschung insofern, als die rechtliche Organisation der hochschulfreien For- 816 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 19. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 10. Februar 1966 schungsinstitute sowie die Besoldung der an ihnen wirkenden Wissenschaftler wesentlich von denen der Hochschulen abweicht. Besonders gravierend sind die Unterschiede vor allem bei denjenigen hochschulfreien Forschungsinstitutionen, die öffentlichen Charakter besitzen, also entweder Institute oder Anstalten des öffentlichen Rechts oder als nachgeordnete Dienststellen Teile der Bundes- oder Länderverwaltungen sind. Diese Forschungseinrichtungen werden praktisch wie Teile der staatlichen Administration behandelt und sind demzufolge einer wissenschaftsfremden Handhabung unterworfen. Die Besoldung der in hochschulfreien Forschungseinrichtungen tätigen Wissenschaftler zeigt ein bedeutendes Gefälle gegenüber den Hochschulen. Die Fragen der Trägerschaft, der rechtlichen Organisation und der Besoldung hochschulfreier Forschungseinrichtungen sollten — wie der „Verband der hochschulfreien Wissenschaftler" vorschlägt — einer im gesamten Bundesgebiet gleichartigen Lösung zugeführt werden. Soweit ein allgemeines Übereinkommen einer gemeinsamen Trägerschaft von Bund und Ländern für Wissenschaft und Forschung nicht zustande kommen sollte, bleiben die bisherigen Möglichkeiten der Trägerschaft bestehen, nach denen überregionale Forschungseinrichtungen von der Ländergemeinschaft über das Königsteiner Abkommen, im Rahmen eines Verwaltungsabkommens zwischen Bund und Ländern oder durch den Bund selbst betrieben werden können. Soweit es sich um Bundeseinrichtungen handelt, ist der Bund — nach neuerer Rechtsauffassung — durchaus in der Lage, aus der Kompetenz des Art. 7413 GG eine verbindliche Regelung zu treffen, indem er ein Forschungsgesetz oder Forschungsförderungsgesetz verabschiedet. Die Bundesregierung möge zusammen mit den Vertretern der Anstaltsvorstände und mit den Vertretern der Wissenschaftler ein Tarifsystem ausarbeiten, das für den Bereich der Wissenschaft spezifisch ist, leistungsfördernd wirkt und dessen Vergütungshöhe einen Rückfluß deutscher Wissenschaftler aus dem Ausland und aus den europäischen Gemeinschaftsgremien ermöglicht. Die Bundesregierung möge zusammen mit den Vertretern der oben genannten Institutionen kurzfristig eine Übergangslösung verwirklichen, die es gestattet, die Abwanderung von Wissenschaftlern bis zum Inkrafttreten des neuen Tarifsystems zu hemmen. Die Bundesregierung möge dafür sorgen, daß die Kompetenzen bezüglich der Wissenschaftspolitik konzentriert werden.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Joachim Raffert


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Dr. Martin, ich bin sehr glücklich darüber, daß auf der Bundesratsbank der hessische Kultusminister, Professor Schütte, sitzt, der dazu, wenn ich es richtig gelesen habe, Anfang dieser Woche eine Erklärung abgegeben hat, die sich mit dem, was Sie sagen, nicht deckt.
    Sie haben mich eben aufgefordert, Ihnen zu sagen, woher die Mittel kommen sollen. Ich antworte Ihnen darauf: wir lassen Ihnen in dieser Angelegenheit, da Sie in der Regierung sitzen, gern den Vortritt.

    (Lachen bei den Regierungsparteien. — Beifall bei der SPD. — Zurufe von der Mitte.)

    — Ich bin noch nicht fertig! In dieser Frage lassen wir Ihnen gern den Vortritt. Aber wir sind bereit, wenn Sie dazu nicht in der Lage sein sollten — was ich, wie gesagt, bei einem Etat von 65 Milliarden DM für ganz ungewöhnlich hielte —, Ihnen dann an der richtigen Stelle, nämlich im Haushaltsausschuß, unsere Vorschläge zu dieser Frage zu machen. Dazu sind wir bereit.

    (Zurufe rechts: Hier! — Hier!)

    — Hier haben Sie das erste Wort! Kommen Sie heraus, dann kommen wir auch!

    (Beifall bei der SPD.)

    Meine Damen und Herren, Sie werden einem Abgeordneten aus Niedersachsen gestatten, abschließend darauf hinzuweisen, daß heute an der niedersächsischen Landesuniversität in Göttingen über 5000 Studenten wegen der Zustände demonstriert haben, die auf unseren wissenschaftlichen Hochschulen heute herrschen. Sie haben ausdrücklich erklärt, die Spitze ihrer Demonstration richte sich nicht gegen die um den Ausbau der Universität Göttingen besonders bemühte Landesregierung, sondern sei allgemeiner Natur. Auch Göttingen fällt unter die Negativliste, die der Wissenschaftsrat leider hat erstellen müssen. Es ist ein gutes Beispiel, zu zeigen, daß sich hinter der Negativliste mehr verbirgt, als man zunächst vermuten sollte, wenn man die einzelnen Institute da stehen sieht.
    In Göttingen wird nämlich das Sport-Institut nicht neu gebaut werden können, wenn diese Negativliste verwirklicht wird. Das erscheint manchem nicht so wichtig. Für Göttingen — wenn man Historiker ist, weiß man das — könnte es ein bißchen mehr Bedeutung haben. Denn das erste Gebäude, daß die Universität Göttingen überhaupt jemals gehabt hat,
    war eine Sportstätte, nämlich ein Reitstall, den der erste Rektor, Baron von Münchhausen, für die dort studierenden Söhne des Adels einrichtete. Deswegen mag vielleicht für Göttingen der Ausfall der Sportstätte mit ein bißchen mehr Gefühl verbunden sein. Aber ganz sachlich: hinter dieser Streichung des Ausbaues steht, daß weder das neue Hörsaalgebäude angefangen werden kann noch die Mensa, daß die Studenten dort weiter auf Fluren, auf Treppen sitzen werden, daß sie keine Möglichkeit haben, vernünftig miteinander zu essen usw. Nur an diesem einen Beispiel des Sportinstituts läßt sich das nachweisen. Lesen Sie sich die Negativliste des Wissenschaftsrates durch, und Sie werden mehrere solcher Beispiele finden.
    Deshalb — das ist das Wort, mit dem ich schließen möchte — sollten wir versuchen, sosehr die Debatte in die Breite zu verlaufen gedroht hat, auf den Punkt zu diskutieren und zu der Willenserklärung zu kommen, die einer unserer Anträge wünscht, nämlich der Willenserklärung des Parlaments, sich bereit zu erklären, die 530 Millionen DM für den Ausbau unserer Hochschulen aus Bundesmitteln bereitzustellen.

    (Zurufe von der Mitte: Woher?)

    Dieser Antrag ist nach der Geschäftsordnung möglich, und er folgt dem, was der Präsident der Westdeutschen Rektorenkonferenz gestern gesagt hat: „Hier und jetzt muß der Wissenschaft geholfen werden."

    (Beifall bei der SPD.)



Rede von Dr. Carlo Schmid
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Abgeordnete Moersch.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Karl Moersch


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Das kleine Zwischenspiel mit dem Abgeordneten Raffert und meinen Freunden sowie den Kollegen von der CDU über die präzise Frage, wie das mit der Finanzierung aus anderen Mitteln stehe, wo man diese Lücke decke, hat gezeigt, Herr Raffert, daß Sie doch zu der Bescheidenheit der Sieben Schwaben gefunden haben, was immerhin sehr bemerkenswert ist. Denn aus der Anfangsrede des Kollegen Dr. Lohmar hatte ich diese Bescheidenheit noch nicht herausgehört.
    Nur eines allerdings, Herr Kollege Dr. Lohmar! Sie haben wie immer rhetorisch hervorragend plädiert. Ich habe mir das nachher noch einmal sehr genau angesehen. Ich habe mir die acht Punkte notiert, und wenn ich darüber einen Bericht zu schreiben hätte, bliebe nur der eine Satz, daß Sie festgestellt haben: es fehlen 180 Millionen in diesem Wissenschaftsetat. Ich muß Ihnen sagen: Diese Erkenntnis hatten wir bereits vorher ebenfalls gewonnen. Insofern war es nicht neu.

    (Zuruf des Abg. Dr. Schäfer.)

    — Herr Kollege Dr. Schäfer, wir werden darauf noch gern zu sprechen kommen, und Ihre Findigkeit wird uns dabei gewiß außerordentlich nützlich sein, wie ich hoffe.
    Die Frage, die Herr Dr. Lohmar hier angeschnitten hat, wurde dann noch einmal in acht Punkten



    Moersch
    zusammengefaßt. Herr Dr. Lohmar, ich bin Ihnen für die Zusammenfassung dieser acht Punkte deswegen sehr dankbar, weil sie so allgemein gehalten waren, daß sie gar nicht kontrovers sein konnten.

    (Heiterkeit.)

    Was mich gereizt hätte, Herr Dr. Lohmar, wäre, daß einer Ihrer Freunde — ich nehme an, Herr Kollege Raffert hatte den Auftrag — präziser geworden wäre. Das hat er aber nicht getan. Das macht die Debatte in diesem Fall natürlich ein bißchen schwierig und wenig griffig.
    Sie haben Begriffe gebraucht, die durchaus einer Verdeutlichung bedürfen. Das Wort „Alternative" ist z. B. bezeichnend dafür, daß bei diesen Themen so viel mit Fremdwörtern operiert wird, mit „Subvention", mit „Priorität"; das ist immer sehr dankbar. Denn es klingt gelehrt und sagt ziemlich wenig. In der Praxis sehen die Dinge ja doch ein bißchen anders aus.
    Ich hätte von Ihnen, Herr Dr. Schäfer, gern gehört, an was für eine Subvention Sie speziell denken, bei der gekürzt werden kann. Das hat Herr Helfer, glaube ich, im Sozialdemokratischen Pressedienst geschrieben.

    (Abg. Dr. Schäfer: Wenn Sie das nicht begriffen haben!)

    — Es kann sein, Herr Dr. Schäfer, daß ich es nicht begriffen habe. Ich bin da begriffsstutzig. Denn Herr Helfer hat in den 80 Zeilen nicht ausgeführt, was ernun eigentlich gemeint hat und das hätte ich doch gern erfahren. Insofern ist das nicht sehr ergiebig gewesen. Ich bedauere, das sagen zu müssen. So steht es in der Praxis mit der Priorität.
    Ich meine, wir werden gemeinsam sehr viel weiterkommen, wenn wir hier noch genauer werden. Dafür haben wir hier demnächst eine Haushaltsdebatte. Ich möchte jedenfalls den Kollegen, die auf diesem Gebiet so hervorragend beschlagen sind wie Herr Dr. Schäfer, ganz gewiß nicht vorgreifen. Denn der Kulturpolitische Ausschuß ist — das ist die Meinung der Kollegen wohl aller Fraktionen dort — nicht immer gut beraten, wenn er den Kollegen vom Haushaltsausschuß sehr präzise Vorschläge macht. Wir sind damit noch nie besonders gut gefahren, Herr Dr. Schäfer. Auch das muß hier gesagt werden. Das ist der Grund, weshalb wir uns zurückhalten und Ihnen den Vortritt lassen.

    (Aha-Rufe von der SPD. — Abg. Schoettle: Sagen Sie es Ihren Kollegen aus der Koalition!)

    — Herr Präsident Schoettle, ich sage es allen. Ich habe es ausdrücklich betont: Wir sind hier durchaus einer Meinung.

    (Abg. Schmitt-Vockenhausen: Haben Sie wenigstens Ihren Finanzminister gesprochen?)

    — O ja!

    (Abg. Schmitt-Vockenhausen: Dann offenbaren Sie das einmal!)

    — Hier werden weder Offenbarungen geleistet — —

    (Abg. Schmitt-Vockenhausen: Was hat er denn gesagt? Offenbaren Sie das doch einmal dem Hause!)

    — Ich darf Ihre Neugierde vielleicht später noch ein bißchen befriedigen.
    Die Sache ist nur die: Wenn Sie (zur SPD) schon das „hohe C" oder ähnliches anstimmen, dann müssen Sie auch eine Melodie weitersingen, dann können Sie es nicht bei dem einen Ton belassen. Ich frage mich immer, wo eigentlich die Thematik in Ihrer Melodie sein soll. Ich habe sie bisher jedenfalls nicht entdeckt; denn Sie haben sich einfach nicht präzise ausgedrückt.

    (Abg. Schmitt-Vockenhausen: Das kann an Ihrer Schwerhörigkeit liegen!)

    — Diese Schwerhörigkeit ist in der Politik außerordentlich nützlich.

    (Heiterkeit. — Abg. Schmitt-Vockenhausen: Das merke ich!)

    Das habe ich vorhin bei dem Referat des Herrn Staatsministers Schütte festgestellt.
    Ich hatte eigentlich immer geglaubt, daß wir hier ein Festtag hätten, nämlich die Auseinandersetzung über die Frage „dritte Ebene oder Bundesstaat?", die Herr Lohmar und Herr Staatsminister Schütte auf dem SPD-Parteitag in Karlsruhe so freundlich begonnen hatten. Das habe ich hier vermißt. Es hätte unsere Debatte nämlich sehr gewürzt. Ich werde Ihnen gleich sagen, daß es dieses Thema wert ist, diskutiert zu werden.
    Ich hatte mir gedacht, daß die Anwesenheit der Mitglieder des Bundesrats, von denen ich annehme, daß sie hier als Mitglieder eines Bundesorgans — wie es nach der Verfassung nämlich richtig heißt — und nicht als Ländervertreter mitwirken, diese Debatte in der Frage der Verantwortung sehr viel weiter gebracht hätte. Die Frage der Verantwortung haben wir in diesem Saal einmal in aller Breite zu erörtern. Das scheint mir die Voraussetzung für jede weitere Einzelabstimmung und Einzelmaßnahme zu sein.

    (Sehr gut! bei der FDP.)

    Was heißt hier „Verantwortung"? Der Bund wird wegen gewisser Dinge angegriffen, für die er nach den Buchstaben der Verfassung eigentlich nicht verantwortlich gemacht werden kann. Das trifft uns alle, nicht nur die Koalition, sondern ebenso die sozialdemokratische Opposition.
    Unsere Möglichkeiten gerade auf dem Gebiet, das wir besprechen, sind nun einmal von der Verfassung her begrenzt. Das ist zwar all denen bekannt, die sich mit diesen Dingen beschäftigen, das ist aber offensichtlich nicht einmal dem Studentenrat der Universität Göttingen bekannt; denn er glaubt, daß der Bund nur aus dem Bundestag bestehe und der Bundestag allein die Gesetze mache. Vom Bundesrat ist in dieser Resolution überhaupt kein Wort drin, obwohl der Bundesrat ein gleich gewichtiges Organ ist.



    Moersch
    Sie sehen: Wenn das schon bei politisch Interessierten passiert, wie soll man dann von der Allgemeinheit erwarten, daß über die Frage der Verantwortlichkeit überhaupt einmal differenziert nachgedacht wird.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Bildungsnotstand!)

    — Sicherlich, zum Teil. Aber das ist ja nicht eine Einzelerscheinung, sondern es ist durchaus allgemein, und das muß man hier einmal aussprechen. Ich will niemandem daraus einen Vorwurf machen. Ich möchte nur diejenigen warnen, so zu tun, als ob das anders sei, die gerade die „dritte Ebene" und die Ländergemeinschaft bisher in der Praxis immer so sehr befürwortet haben.
    Nun die Frage der Kompetenz. Der Bund mußte sich in die Forschungsförderung zunächst über den Weg von Abkommen einschalten. Es gab keine andere Möglichkeit für ihn. Aber Tatsache ist und bleibt doch — und das hat Herr Minister Stoltenberg so dankenswert offen heute morgen gesagt —, daß es z. B. vier Jahre gedauert hat, bis sich die Bereitschaft des Bundes zur Mitfinanzierung überhaupt in einem Abkommen mit den Ländern in handfesten Bestimmungen niedergeschlagen hat. Das ist doch jedenfalls kein sehr gutes Zeichen für die Möglichkeit, hier gemeinsame Verantwortung zu tragen und gemeinsame Verantwortung herzustellen. Es ist auch kein optimistisch stimmendes Zeichen dafür, Herr Dr. Lohmar, daß man auf dem von Ihnen vorgeschlagenen etwas weichen Wege, die Dinge vielleicht mit der linken Hand zu glätten, wirklich weiterkommen wird. Ich bezweifle es jedenfalls nach diesen Erfahrungen.
    Ein weiteres — auch dafür ist nun einmal Klarheit notwendig —: Es sind sehr wichtige Initiativen von den Ländern entfaltet worden. Es sind Planungen gemacht worden, die beachtenswert sind. Aber das ist zum großen Teil gemacht worden, ehe der Bund davon überhaupt unterrichtet wurde. Der Bund wurde hinterher gebeten, sich kräftig an Dingen zu beteiligen, bei denen er im Planungsstadium keine Mitsprache hatte. Der Bund wurde meistens erst gerufen, wenn die Länder selber nicht mehr weiter konnten, ohne daß sich nun die Länder unter sich abgestimmt hätten. Ich habe es nie verstanden, weshalb etwa in Bayern geplant war, in Augsburg eine Medizinische Akademie zu errichten, und gleichzeitig in Baden-Württemberg, eine in Ulm. Ich hätte mir vorgestellt, man macht das gemeinsam in Ulm und in Neu-Ulm. Das wäre sinnvoller gewesen. Nun, das bayerische Projekt scheint jetzt nicht mehr aktuell zu sein.
    Wir haben einfach einen schwerfälligen Apparat
    — trotz aller Elogen, die wir dem Wissenschaftsrat machen können —, der aus der Verfassungskonstruktion resultiert. Wir müssen davon ausgehen
    — auch das muß hier gesehen werden —, daß es Reformhochschulen geben muß, weil offensichtlich die Hochschulreform in der bisherigen Weise nicht durchgesetzt werden kann. Dann ist doch die Frage, ob eine so grundlegende Sache wie die Gründung einer Reformhochschule, wo immer sie sein mag, Sache eines einzelnen Bundeslandes sein kann oder
    ob sie nicht nur seine finanzielle Kraft, sondern auch seine geistige Kapazität wesentlich überschreitet und ob man hier nicht einfach das Modell setzen sollte durch eine Gemeinschaftsleistung, an der der Bund jedenfalls sehr energisch beteiligt ist, auch schon im Stadium der Vorbereitung und der Planung. Diese Frage wird man stellen müssen, weil sonst gutgemeinte Reformhochschulpläne steckenbleiben und damit das Thema der Hochschulreform auf lange Zeit vielleicht aus diesen Gründen verschüttet wird. Das würden wir alle bedauern.
    Die Gefahr, daß sich einzelne Länder bei diesen Reformversuchen übernehmen, sehen wir doch nun aus der Haushaltslage ganz deutlich.

    (Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller: Baden-Württemberg!)

    — Z. B. Baden-Württemberg, Herr Dr. Möller, Sie haben vollkommen recht; aber nicht nur BadenWürttemberg. Auch andere Länder werden sich noch wundern, wie sehr die anfänglichen Dispositionen von den technisch-wissenschaftlichen Entwicklungen überrollt werden, die dann ihre Kräfte übersteigen.. Ich möchte noch ein anderes Beispiel nennen, das uns sehr nahe liegt, nämlich Jülich. Es ist ein offenes Geheimnis, daß das Land Nordrhein-Westfalen im Grunde, obwohl es das reichste Land ist, heute nicht mehr imstande ist, diese Anlage allein so weiter zu unterhalten. Oder nehmen Sie das Beispiel Hamburg! Herr Minister Stoltenberg hat es heute morgen nicht genannt; aber es ist doch sehr bezeichnend. Ich erinnere mich, daß mein Freund Dahlgrün der Vorsitzende des Haushaltsausschusses der Bürgerschaft in Hamburg war, als das Projekt DESY beraten wurde. Damals wurden, wenn ich mich recht entsinne, Kosten von etwa 8 Millionen DM für die Investition angenommen. Inzwischen ist der Unterhaltungsbeitrag im Jahr auf 40 Millionen DM gestiegen. — Soviel nur zu den Möglichkeiten der Länder, vorausschauend diese technisch-wissenschaftliche Entwicklung in den Griff zu bekommen. Ich glaube, das ist ein warnendes Beispiel dafür, daß man nicht allzu sehr auf die Größe der Länder und auf ihre Einsichtsmöglichkeiten pochen sollte.
    Weil das so ist, war die Sozialdemokratische Partei schon im Jahr 1948/49 außerordentlich klug beraten; das heißt, sie hatte kluge Briefschreiber. Denn Friedrich-Wilhelm Wagner, jetzt Vizepräsident des Bundesverfassungsgerichts, hat damals im Parlamentarischen Rat — das war, wenn ich mich nicht irre, am 7. Januar 1949 im Hauptausschuß unter dem Vorsitz von Professor Schmid — einen Antrag gestellt auf Grund eines Briefes von Professor Heisenberg, Professor Regner und noch zwei anderen Professoren, in dem Professor Heisenberg - in der Situation damals recht ungewöhnlich, sicherlich — ganz klipp und klar dem Parlamentarischen Rat und der SPD-Fraktion mitteilte — Herr Schoettle, Sie sind sicher dabei gewesen;

    (Abg. Schoettle: Nein!)

    — nicht? ausnahmsweise nicht —, er halte es für richtig, in diese Verfassung eine Bestimmung aufzunehmen, daß der Bund die Förderung und Organi-



    Moersch
    sation der Forschung nicht in konkurrierender Gesetzgebung, sondern in alleiniger Zuständigkeit übernehme, weil die technisch-wissenschaftliche Entwicklung es unmöglich machen werde, diese Dinge auf Länderbasis voranzutreiben. So Heisenberg an die SPD-Fraktion im Jahre 1948/49.

    (Zuruf: Werkspionage! — Heiterkeit.)

    — Das ist keine Werkspionage, das können Sie in den Protokollen nachlesen. Das ist eben der Vorteil, wenn man damals Berichte schreiben mußte. —
    Dieser Brief der Professoren hat zu dem Antrag geführt, aus dem dann der Artikel 74 Nr. 13 im Grundgesetz geworden ist. Aber der entscheidende Gesichtspunkt ist damals herausoperiert worden durch den Einspruch der bayerischen CSU, der Herren Dr. Kleindienst und Professor Laforet. Herr Dr. Lehr von der CDU hatte sich da sehr zurückgehalten; er war sich noch nicht ganz klar, wie die CDU selbst reagieren werde. Sicherlich hat auch die französische Besatzungsmacht ein Wort mitgeredet; das war ja so üblich. Jedenfalls ist ein Torso im Grundgesetz geblieben, nämlich der Artikel 74 Nr. 13, in dem die konkurrierende Kompetenz des Bundes zur Förderung der Forschung als einziges erhalten blieb, nicht aber die Kompetenz zur Organisation und auch nicht der Vorrang des Bundes auf diesem Gebiet.

    (Abg. Dr. Lohmar: Warum machen Sie eigentlich ein historisches Seminar?)

    — Das will ich Ihnen gleich sagen, Herr Dr. Lohmar: weil es sehr wichtig ist für Ihr künftiges Verhalten. Deswegen sage ich das hier. Seien Sie nicht voreilig!
    Sehen Sie, das was damals bei Ihnen so fortschrittlich klang und was von unserem Freund Höpker-Aschoff unterstützt wurde, hat ausgerechnet Ihre Fraktion sehr viele Jahre vergessen. Ich habe nämlich immer geglaubt, daß — und so haben Sie es auch formuliert — die Opposition den Auftrag habe, die Regierung auf den rechten Weg zu stoßen. Davon ist viele Jahre in diesem Bundestag, was die Wissenschaftsförderung und Forschung und ähnliches betrifft, sehr wenig übrig geblieben.

    (Zuruf des Abg. Dr. Schäfer.)

    — Wieso, Herr Dr. Schäfer? So war es ganz genau! Die ersten Initiativanträge kamen 1952 von der FDP.

    (Lachen bei der SPD. — Abg. Dr. Schäfer: 1956 von uns!)

    — Das war vier Jahre später. Das ist ein Unterschied von vier Jahren.
    Tatsache ist doch, daß durch den Mangel an Initiative aus diesem Hause — das müssen sich alle hier sagen und sagen lassen — und auch den Mangel an Initiative der damaligen Bundesregierung — das will ich gern hinzufügen, das ist kein Staatsgeheimnis — der Bundespräsident Heuss sich veranlaßt fühlte, diese Lücke auszufüllen, die in der Verfassung gegeben war, die von Ihnen allen nicht wahrgenommen worden war, die Sie damals schon hier in diesem Hause waren. Deshalb wirkt es etwas absonderlich, wenn Sie jetzt so überraschend Ihr Herz für diese Dinge entdecken, zumal Sie ja bei
    der praktischen Verwirklichung sehr oft — etwa in der Frage Bildungsrat — durchaus nicht an der Spitze des Fortschritts marschiert sind, sondern im Gegenteil dort, wo ein bißchen gebremst wurde und wo man eben doch die Eigenmächtigkeit und Eigengesetzlichkeit der Länder unter allen Umständen wahren wollte. Das müssen Sie ganz einfach einmal wissen. Weil Sie anfangs in dem sehr ehrenvollen Bemühen nachgelassen haben, müssen Sie heute zu so komplizierten Vorschlägen greifen, wie sie Kollege Lohmar — etwas wenig detailliert — hier vorgetragen hat.
    Es ist eine Tatsache, daß ,die Länderperspektive — das war schon 1948 ein Thema, ist es nicht erst 1966 — nicht in allen Fällen ausreichen kann, um die großen Aufgaben der Wissenschaftsförderung zu erfüllen; und Ihnen von der SPD muß man auf Grund dieser Geschichte sagen, daß allemal, gerade in den letzten Jahren, ein bißchen Krähwinkelei dabei gewesen ist.
    Was aber ist der Hintergrund dieses Verhaltens? Doch sehr einfach der, daß Sie in den Ländern die Position hatten, die Sie im Bund angestrebt haben. Es war ganz natürlich, daß Sie versuchten, zunächst einmal aus dem etwas zu machen, was Sie in der Hand hatten, und den Bund nicht zu stärken. Herr Dr. Lohmar, das ist Ihr gutes Recht. Aber die Kehrseite für uns alle — und das trifft auch Sie als Bundestagsabgeordnete — ist doch die, daß hinter diesem Gedanken, dieser Ländergemeinschaft und der speziellen Länderhoheit und -kompetenz etwas ganz anderes steht, nämlich die Überlegung — die im Effekt richtig ist —: wenn es gut geht mit der Sache, dann waren das die Länder; geht es aber schlecht, dann wird der Bundestag, und zwar der Bundestag insgesamt, verantwortlich gemacht.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.) Das steckt nämlich hinter dieser ganzen Sache.

    Deswegen sind wir hier in einer gemeinsamen Interessenlage. Das muß ich Ihnen deutlich machen. Es ist ein Unterschied, ob ich in einem Lande, in einem überschaubaren Bereich versuche, mir ein Denkmal zu schaffen, oder ob ich an das Ganze zu denken habe, weil ich — trotz unserer unzureichenden Verfassungsbestimmungen — am Ende von der Öffentlichkeit doch die Verantwortung aufgebürdet bekomme, und mit Recht aufgebürdet bekomme. Denn so verstehen wir als Freie Demokraten den Bundesstaat: daß für die Dinge, die in wesentlichen Fragen versäumt worden sind — da sind Sie doch mit mir einig —, am Ende das oberste Organ, nämlich der Bund, zuständig ist und verantwortlich gemacht wird, wie immer die Verfassungsfrage ausgesehen haben mag.
    Und vergessen Sie nicht: Es ist einfach unmöglich, daß man allein von der Länderperspektive her durch solch eine Zusammenarbeit in Gremien, in denen es unter Umständen ein Vetorecht gibt und auch geben wird, die wesentlichen Schwerpunkte bestimmen kann, weil Sie nicht davon ausgehen dürfen, daß gleichmäßig in allen diesen Ländern ein Kulturwille vorhanden ist. Mein Kollege Mühlhan hat ja heute morgen sehr deutlich demonstriert, wie unter-



    Moersch
    schiedlich die in sich natürlich gewachsenen Länder und diejenigen, die aus der preußischen Teilung schließlich übriggeblieben sind, reagiert haben. Hier geht es doch darum, daß wir auch den Bundesrat als Organ des Bundes, der in die Länderverwaltungen hinein wirken kann, viel stärker in einer direkten Weise beteiligen und weniger an Sondergremien denken sollten, so schön sie auf dem Papier auch aussehen mögen. Wenn Sie jetzt die Frage mit dem Bildungsrat überdenken, werden Sie sicherlich gar nicht so sehr befriedigt sein —, ich hoffe es wenigstens. Ich kann Ihnen nur noch einmal sagen: Denken Sie an die Mahnung von Heisenberg aus den Jahren 1948/49. Sie ist bis heute aktuell geblielben, ja, die Zeit hat sie mehr als bestätigt.
    Denken Sie _auch daran — das nur zur Haushaltsfrage —, daß es nicht nur eine Frage des Geldes ist, was hier eine Rolle spielt. Wenn es mit dem Geld allein zu machen wäre, hätten wir sehr viel weniger Sorgen. Es ist doch auch eine Frage der richtigen Disposition der Schwerpunkte, für die man sich entscheiden muß. Und wenn ich sage „entscheiden", dann geht es eben nicht und ist es in der Demokratie im Grunde auch gar nicht möglich, daß diese Entscheidungen in Gremien getroffen werden, denen keine parlamentarische Instanz gegenübersteht, oder daß sie außerhalb der parlamentarischen Gremien getroffen wird. Das verwischt in Wahrheit nur die Verantwortlichkeit. Wenn Sie wirkliche Prioritäten, wirkliche Schwerpunkte schaffen wollen, dann müssen Sie dafür sorgen, daß die Verantwortlichkeit zweifelsfrei ist und daß sie demokratisch kontrolliert ist. Das ist entscheidend. Deswegen kommen Sie mit allen Konstruktionen, die Bund und Länder mit Abkommen und ähnlichem aneinander binden sollen, meiner Ansicht nach auf die Dauer nicht zum Ziel. Es würde mich jedenfalls sehr wundern, wenn wir nicht ähnliche Debatten wie heute noch sehr oft führen müßten, weil wir nicht zum Ziel gekommen sind. Ich schätze diese Abkommen als ein notwendiges Hilfsmittel, aber ich halte sie keineswegs für ein Optimum. Die Tatsache, daß das eine Abkommen über die Hochschulfinanzierung vier Jahre gedauert hat

    (Zuruf: Sechs Jahre!)

    — sechs Jahre im ganzen —, spricht doch Bände. Hier müssen Sie gemeinsam mit uns allen dafür sorgen — und das ist vor allem eine Bitte an die CSU —, daß hier einmal Mehrheitsentscheidungen möglich sind, daß hier klare Verantwortlichkeiten geschaffen werden. Denn die Mehrheitsentscheidung, die offene Diskussion, die offene Verantwortung entspricht der Demokratie. Wir müssen die Unübersichtlichkeit in diesen Fragen beseitigen. Dann erst können wir mit Recht sagen, daß wir Schwerpunkte schaffen und Prioritäten setzen, und dann können wir ganz anders als heute die Frage beantworten, wo wir auf der anderen Seite Mittel streichen müssen, damit wir der Wissenschaft die nun einmal notwendigen Mittel geben können, über die es ja in der Sache unter uns gar keinen Zwist geben kann.
    Noch einmal: Der Bund wird von der Öffentlichkeit verantwortlich gemacht — und mit Recht —,
    wenn hier etwas versäumt wird. Der Bundestag und die Bundesregierung werden verantwortlich gemacht. Der Bundesrat bleibt dann schon außerhalb der Betrachtung der Öffentlichkeit, obwohl er ja nicht weniger verantwortlich ist — etwa für die Haushaltsgesetze — als der Bundestag. Sie sollten deshalb immer an das berühmte Beispiel aus der Schlacht von Tannenberg denken. Sie wissen, daß Hindenburg einmal gefragt wurde, wer eigentlich die Schlacht von Tannenberg gewonnen habe — Ludendorff oder er. Darauf hat Hindenburg, der ein sehr schlagfertiger Mann sein konnte, wie uns Helene Weber einmal berichtet hat — Sie wissen alle, was ich meine —, geantwortet: Wenn diese Schlacht verloren gegangen wäre, dann wäre ich es gewesen. Das trifft auch für das Verhältnis von Bund und Ländern zu, wenn Sie an die Wissen, schaftsförderung und an den Kulturwillen unseres gesamten Volkes denken. Wenn wir dabei Schiffbruch erleiden, dann sind es zunächst der Bundestag und die Bundesregierung gewesen, und niemand sonst, und dann werden w i r verantwortlich gemacht.
    Wenn wir uns das als Maxime vor Augen halten, dann müßten wir, meine ich, durchaus meinem Kollegen Mühlhan folgen, der heute morgen dieses Thema angeschnitten hat, und müßten uns sagen, daß das, was bei der Notstandsverfassung möglich sein soll, was bei der Finanzreform möglich sein muß, auch in der Frage der Forschungsorganisation, in der Frage der Wissenschaftsförderung möglich sein muß, d. h. daß man hier wirklich bundesstaatliche Prinzipien anwendet, indem man das, was die Länder allein nicht machen können, unter Mitwirkung der Bundesorgane zustande bringt, statt, wie es jetzt manchmal geschieht, die Bundesorgane eine Zeitlang auf die Katzenbank zu setzen und dann, wenn die Länder nicht mehr weiterkommen, die Bundesorgane in vollem Umfange in der Öffentlichkeit verantwortlich zu machen, wobei sich daran noch alle möglichen Organisationen beteiligen, die es von der Sache her eigentlich besser wissen müßten. Ich möchte Sie also bitten: Sehen Sie nicht mehr so lange zu mit der jetzigen Organisationsform, sondern haben Sie mit uns gemeinsam alsbald den Mut zur Konsequenz!

    (Beifall bei der FDP.)