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    Deutscher Bundestag 13. Sitzung Bonn, den 12. Januar 1966 Inhalt: Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abg. Dr. Adenauer und Frau Dr. Schwarzhaupt 483 A Überweisung von Vorlagen 483 C Fragestunde (Drucksachen V/161, V/169, V/174) Fragen der Abg. Frau Funcke: Tragen bunter Pullover oder Strickjacken durch das Personal der Deutschen Bundespost . . . . . . . . 485 C Frage des Abg. Dr. Marx (Kaiserslautern) : Gestaltung des amtlichen Fernsprechbuches Nr. 18, Neustadt Stücklen, Bundesminister 485 D Frage des Abg. Dr. Marx (Kaiserslautern) : Werbetexte im Telefonbuch Stücklen, Bundesminister 486 A Fragen des Abg. Strohmayr: Erhöhung des Inland- Briefportos, des Auslandsportos und der Telegrammgebühren — EWG-Vorschlag zu einer Vereinheitlichung Stücklen, Bundesminister 486 A Strohmayr (SPD) 486 B Fragen des Abg. Cramer: Möglichkeit der Abschaltung des Telefons und Einschaltung eines Tonzeichens durch Telefoninhaber — Haftung des neuen Wohnungsinhabers für Telefonschulden des Vormieters Stücklen, Bundesminister 486 C Cramer (SPD) 487 A Frage des Abg. Dr. Müller-Emmert: Verbesserung der Fernsehversorgung im Raume Glan- Münchweiler, Kreis Kusel 487 B Fragen des Abg. Mattick: Auftrag der Bundesregierung an Abg. Lemmer Dr. Mende, Stellvertreter des Bundeskanzlers 487 C Mattick (SPD) 487 C Wehner (SPD) . . . . . . . . . 488 D Schmitt-Vockenhausen (SPD) . . . 489 A Dr. Mommer (SPD) 489 B Dr. Schulz (Berlin) (SPD) . . . . . 489 B II Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 13. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 12. Januar 1966 Fragen des Abg. Liehr: Verhältnis des Bundesbevollmächtigten, Staatssekretär Krautwig, zu Abg. Lemmer und dessen Auftrag — Unterrichtung der Landesregierung Berlin über diesen Auftrag Dr. Mende, Stellvertreter des Bundeskanzlers 489 C Liehr (SPD) 489 D Jahn (Marburg) (SPD) 490 B Wehner (SPD) 490 C Mattick (SPD) 490 D Dr. Schellenberg (SPD) 491 A Büttner (SPD) 491 B Müller (Berlin) (CDU/CSU) . . . 491 C Ertl (FDP) 491 D Frage des Abg. Dr. Müller (München) : Unsicherheit in der Beförderung der Briefe im bisher üblichen Format Stücklen, Bundesminister 492 B Dr. Müller (München) (SPD) 492 D Cramer (SPD) 493 B Wehner (SPD) 493 B Neumann (Berlin) (SPD) 493 D Frau Freyh (SPD) 494 B Dr. Rutschke (FDP) 494 B Gscheidle (SPD) . . . . . . . 494 C Buschfort (SPD) . . . . . . . 494 D Dr. Mommer (SPD) . . . . . . 494 D Frage des Abg. Flämig: Novelle zum Brotgesetz — Roggenmischbrot Höcherl, Bundesminister . . . . . 495 B Flämig (SPD) . . . . . . . . . 495 B Fragen der Abg. Bading und Ertl: Zuschuß zur Schulmilchspeisung Höcherl, Bundesminister . . . . . 496 A Fellermaier (SPD) . . . . . . . 496 B Ertl (FDP) . . . . . . . . . . 496 C Frage der Abg. Frau Freyh: Fahrgäste der Deutschen Bundesbahn und Zonengrenze Dr. Mende, Bundesminister . . . . 496 D Frau Freyh (Frankfurt) (SPD) . . . 496 D Fragen des Abg. Dr. Schulz (Berlin) : Denkschrift der EKD Dr. Schröder, Bundesminister . . . 497 B Frage des Abg. Schwabe: Stich- und Schußwaffen . . . . . 497 D Frage des Abg. Wagner: Preis für politische Zugeständnisse Ostberlins Lücke, Bundesminister 497 D Wagner (CDU/CSU) 498 A Erklärung des Bundesministers des Auswärtigen Dr. Schröder, Bundesminister . 498 B Wehner (SPD) . . . . . . . .. 500 C Dr. Kopf (CDU/CSU) 503 A Schultz (Gau- Bischofsheim) (FDP) . 504 C Schmidt (Hamburg) (SPD) . . . . 506 B Frau Strobel (SPD) 510 D Dr. Furler (CDU/CSU) 513 A Wischnewski (SPD) 514 B Mattick (SPD) 515 A Dr. Barzel (CDU/CSU) 516 D Nächste Sitzung 518 Anlagen 519 13. Sitzung Bonn, den 12. Januar 1966 Stenographischer Bericht Beginn: 14.30 Uhr
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    Berichtigung Es ist zu lesen: 9. Sitzung Seite 269 A Zeile 1 statt „250 00" : 250 000; 12. Sitzung Seite 466 C Zeile 15 ist zu streichen. Zwischen Zeile 16 und Zeile 17 ist einzufügen: muß, wenn man alle schriftlichen Berichte des So- Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete (r) beurlaubt bis einschließlich a) Beurlaubungen Dr. Abelein 14. 1. Arendt (Wattenscheid) 12. 1. Bading * 14. 1. Frau Berger-Heise 18. 2. Dr. Birrenbach 14. 1. Dr. Dehler 14. 1. Dr. Effertz 12. 1. Eisenmann 14. 1. Frau Funcke 12. 1. Hirsch 15. 1. Dr. Jahn (Braunschweig) 14. 1. Kaffka 14.1. Kahn-Ackermann 13. 1. Klinker * 12. 1. Krammig 15. 1. Frau Krappe 28. 2. Kriedemann * 12. 1. Leber 14. 1. Dr. Lenz (Bergstraße) 15. 1. Lücker (München) * 12. 1. Mauk * 14. 1. Missbach 14. 1. Frau Schanzenbach 3. 2. Dr. Stecker 13. 1. b) Urlaubsanträge Berlin 19. 2. Burger 10. 4. Erler 15. 2. Josten 19. 2. Junghans 7. 2. Frau Dr. Krips 22. 1. Majonica 22. 1. Dr. Morgenstern 28. 1. Frau Pitz-Savelsberg 21. 1. Dr. Frhr. v. Vittinghoff-Schell 18. 1. *Für die Teilnahme an einer Ausschußsitzung des Europäischen Parlaments Anlage 2 Der Präsident des Bundesrates - Abschrift - Bonn, 17. Dezember 1965 An den Herrn Bundeskanzler Ich beehre mich mitzuteilen, daß das Gesetz zur Sicherung des Haushaltsausgleichs (Haushaltssicherungsgesetz) nach Ansicht des Bundesrates seiner Zustimmung bedarf. Anlagen zum Stenographischen Bericht Der Bundesrat hat in seiner 290. Sitzung am 17. Dezember 1965 beschlossen, dem vom Deutschen Bundestage am 9. Dezember 1965 verabschiedeten Gesetz gemäß Artikel 84 Abs. 1, Artikel 87 Abs. 3 Satz 2 und Artikel 105 Abs. 3 des Grundgesetzes zuzustimmen. Tm übrigen hat der Bundesrat zu dem Gesetz die aus der Anlage ersichtliche Entschließung angenommen. Dr. h. c. Altmeier An den Herrn Präsidenten des Deutschen Bundestages Bonn Bundeshaus Bonn, 17. Dezember 1965 Vorstehende Abschrift wird mit Bezug auf das dortige Schreiben vom 10. Dezember 1965 mit der Bitte um Kenntnisnahme übersandt. Dr. h. c. Altmeier Entschließung des Bundesrates zum Gesetz zur Sicherung des Haushaltsausgleichs (Haushaltssicherungsgesetz) Der Bundesrat hat sich nur unter Zurückstellung erheblicher Bedenken dazu entschließen können, einer Regelung zuzustimmen, die das Wirksamwerden des Selbstschutzgesetzes, des Schutzbaugesetzes und des Zivilschutzkorpsgesetzes bis 1968 hinausschiebt. Er ist der Auffassung, daß die „einfache Notstandsgesetzgebung" von der Verabschiedung der Notstandsverfassung zeitlich und sachlich nicht abhängig ist. Er ist vielmehr der Ansicht, daß die vor den Wahlen von allen Parteien gemeinsam vertretene Auffassung richtig ist, die einfachen Notstandsgesetze so bald wie möglich wirksam werden zu lassen. Er fordert, daß die Vorarbeiten zur Durchführung dieser drei Gesetze unbeschadet des Artikels 16 a des Haushaltssicherungsgesetzes weiterhin betrieben werden, um die sofortige Verwirklichung der Gesetze im Jahre 1968 zu gewährleisten. Der Bundesrat behält sich vor, auf eine frühere Verwirklichung der Gesetze zu dringen, sobald es die Haushaltslage des Bundes erlaubt. Anlage 3 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs Dr. Langer vom 9. Dezember 1965 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Strohmayr (Drucksache V/57 Frage IX /1): Hat die Bundesregierung die Absicht, durch eine Änderung der Gewerbeordnung den Schutz der Bewohner gewerblicher Altersheime vor Übervorteilung durch gewinnsüchtige Heiminhaber zu verbessern und die Bewohner vor einer Vernachlässigung der Pflege zu bewahren? 520 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 13. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 12. Januar 1966 Die Bundesregierung teilt die Sorge um eine befriedigende Unterbringung alter Menschen. Im Hinblick auf die gerade in letzter Zeit bekanntgewordenen Unregelmäßigkeiten in einzelnen gewerblichen Altenheimen hält sie im Interesse des Schutzes der Bewohner dieser Heime eine besondere Überwachung für erforderlich. Die derzeitigen gesetzlichen Bestimmungen lassen eine laufende Kontrolle nicht zu. Die hierfür notwendigen gesetzlichen Grundlagen sollten daher nach Ansicht der Bundesregierung durch eine Ergänzung der Gewerbeordnung — etwa durch Einbeziehung der gewerblichen Altenheime in die Überwachungsvorschrift des § 38 Gewerbeordnung — geschaffen werden. Entsprechende Vorarbeiten sind bereits im Gange. Nach dem Ergebnis der Vorbesprechungen insbesondere mit dem hier in erster Linie beteiligten Herrn Bundesminister des Innern und mit den zuständigen Länderressorts kann damit gerechnet werden, daß die Bundesregierung in absehbarer Zeit den Entwurf eines entsprechenden Änderungsgesetzes zur Gewerbeordnung vorlegen wird. Anlage 4 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs Dr. Langer vom 9. Dezember 1965 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Dr. Gleissner (Drucksache V/57 Frage IX /2, IX /3 und IX /4) : Welcher Prozentsatz des in Deutschland verdienten Arbeitseinkommens wird von den Gastarbeitern bisher als Ersparnisse oder zum Unterhalt von Familienangehörigen ins Ausland transferiert? Besteht bei der Bundesregierung darüber Klarheit, in welchem Verhältnis die durch zusätzliche Gastarbeiter erzielbare Produktivitätssteigerung zu den Produktivitätsverlusten durch Arbeitszeitverkürzungen steht? Kann mit der durch zusätzliche Fremdarbeiter erzielbaren Produktivitätssteigerung und Exportzunahme der zusätzlich zu erwartende Devisenbedarf fur die Überweisungen aus Löhnen in das Heimatland ausgeglichen werden? 1. Frage IX Ziffer 2 Nach der Zahlungsbilanzstatistik 1964 haben ausländische Arbeitnehmer rd. 1,3 Mrd. DM in ihre Heimatländer überwiesen. Unterstellt man, daß die ausländischen Arbeitnehmer im Durchschnitt im Bezugsjahr rd. 600 DM netto im Monat verdient haben, so ergibt sich bei einer durchschnittlichen Beschäftigung von damals rd. 930 000 ausländischen Arbeitnehmern, daß sie jeweils etwa 20 % ihres Nettoeinkommens in ihre Heimatländer überwiesen haben. Darüber hinaus nehmen die ausländischen Arbeitnehmer auch gewisse Bargeldbeträge in ihre Heimatländer mit; verläßliche Schätzungen über deren Höhe sind jedoch kaum möglich. 2. Frage IX Ziffer 3 Die Beschäftigung ausländischer Arbeitskräfte ermöglicht in nicht geringerem Umfange die Ausnutzung vorhandener oder durch neue Investitionen zusätzlich geschaffener Kapazitäten. Dadurch wird eine größere Produktionssteigerung ermöglicht als es ohne die ausländischen Arbeitnehmer der Fall wäre. In welchem Umfange die Beschäftigung ausländischer Arbeitnehmer Produktionsverluste aufgewogen hat, die durch Arbeitszeitverkürzungen entstanden sind, läßt sich nicht zahlenmäßig erfassen. 3. Frage IX Ziffer 4 Die Leistungsfähigkeit im Export wird bei gegebener Auslandsnachfrage von den Produktionsmöglichkeiten im Inland bestimmt. Insoweit tragen auch die ausländischen Arbeitnehmer direkt oder indirekt zur Erhöhung der Ausfuhr bei. Wie weit dadurch die Überweisungen der ausländischen Arbeitnehmer in ihre Heimat kompensiert werden, hängt von der Entwicklung der Auslandsnachfrage und damit auch von der internationalen Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft ab. Anlage 5 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs Gumbel vom 31. Dezember 1965 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Felder (Drucksache V/57 Frage XII /2 und XII /3) : Welche Maßnahmen hat das Bundesverteidigungsministerium getroffen, um Massenerkrankungen an Paratyphus, wie sie sich kürzlich in Kempten bei den Soldaten der Garnison ereignet haben, zu verhüten? Ist es richtig, daß sich auch beim Fliegerhorst in Neubiberg Krankheitsfälle der in Frage XII /2 genannten Art ergeben haben? 1. a) Bei den Erkrankungen in Kempten handelte es sich nicht um Paratyphus, sondern um Salmonellose, eine bakterielle Lebensmittelvergiftung mit leichtem Krankheitsverlauf. Erkrankungen traten nicht nur bei Soldaten der Garnison auf. Auch aus der Zivilbevölkerung sind Krankheitsfälle gemeldet worden. Als Infektionsquelle wurde Mettwurst aus einer Schlächterei in Kempten festgestellt. Die Überwachung der Schlächterei obliegt dem öffentlichen Gesundheitsdienst. b) Das Bundesministerium der Verteidigung hat zur Verhütung von Lebensmittelvergiftungen im Bereich der Bundeswehr ausführliche und strenge Vorschriften erlassen, die sich bisher bewährt haben. Um Lebensmittelvergiftungen überhaupt ausschließen zu können, müßte jedes Schlachtvieh und jede Wurst bakteriologisch untersucht werden. Das ist aus zeitlichen, organisatorischen, wirtschaftlichen und personellen Gründen weder im militärischen noch im nicht militärischen Bereich möglich. 2. Im Fliegerhorst Neubiberg erkrankten 8 Soldaten an Salmonellose. Die Infektionsquelle war Wurst aus einer Münchener Schlächterei. Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 13. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 12. Januar 1966 521 .) Anlage 6 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs Gumbel vom 31. Dezember 1965 auf die mündliche Anfrage des Abgeordneten Schultz (Gau- Bischofsheim) (Drucksache V/57 Frage XII /1): Beabsichtigt die Bundesregierung, die Richtlinien des Bundesverteidigungsministeriums über die vorübergehende Gewährung von Wohnungs- und Heizkostenzuschüssen an Angehörige der Bundeswehr (VMBl. 1964 S. 36), die am 31. Dezember 1965 auslaufen, so lange weitergelten zu lassen, bis eine die Betroffenen nicht schädigende Überleitung auf Beihilfen nach dem Wohngeldgesetz möglich ist? Die Gültigkeitsdauer der geltenden Richtlinien ist bis zum 30. April 1966 verlängert worden. Für etwa nach diesem Zeitpunkt noch auftretende Härten sollen neue Richtlinien erlassen werden. Anlage 7 Schriftliche Antwort des Bundesministers Höcherl vom 10. Dezember 1965 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Ertl (Drucksache V/76 Frage X/1): Ist die Landwirtschaftliche Rentenbank bei Kreditbewilligungen gezwungen, an Hand der von den Länderministerien vorgelegten Listen für Mindestgrößen von bäuerlichen Familienbetrieben zu verfahren? Das trifft nach den geltenden Förderungsrichtlinien des Bundes vom 26. 7. 1963 in all den Fällen zu, in denen die Landwirtschaftliche Rentenbank im Auftrage des Bundes Förderungsmittel verwaltet. Anlage 8 Schriftliche Antwort des Bundesministers Höcherl vom 13. Dezember 1965 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Ertl (Drucksache V/76 Frage X/2) : Wird die Bundesregierung auch weiterhin bei den Verhandlungen über die Agrarfinanzierung an dem Junktim von Zucker- und Milchmarktregelung festhalten? Die Bundesregierung hat keinen Anlaß, von ihrer bisherigen Haltung abzuweichen. Anlage 9 Schriftliche Antwort des Bundesministers Höcherl vom 16. Dezember 1965 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Rehs (Drucksache V/76 Frage X/3 und X/4) : Ist der Bundesregierung bekannt, daß durch den Bewilligungsstopp im August 1965 allein in den Ländern Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Niedersachsen schätzungsweise rd. 1800 Anträge auf Gewährung von Siedlungskrediten zwar entgegengenommen, aber nicht bewilligt werden konnten und somit in das Haushaltsjahr 1966 hinübergenommen werden müssen, mit der Folge, daß echte neue Vorhaben im Jahresprogramm 1966 nicht gefördert werden können? Ist sich die Bundesregierung darüber im klaren, daß als weitere Folge der in Frage X/3 erwähnten Kürzung neue Eingliederungsanträge von den zuständigen Bewilligungsbehörden überhaupt nicht mehr angenommen werden und daß diese sich vor die Notwendigkeit gestellt sehen, für die Dauer eines Jahres eine völlige Antragssperre zu verhängen, weil sie infolge der Mittelkürzungen den unerledigten Antragsstau nicht nodi länger vor sidi herschieben können? Mein Ministerium hat weder einen Bewilligungsstopp für Siedlungsmittel verhängt noch die Bundesmittel gekürzt. Durch das Rundschreiben vom 13. August 1965 ist die Bewilligung von Siedlungskrediten überhaupt nicht eingeschränkt worden. Es ist nur für einen Teil der nach diesem Rundschreiben ausgesprochenen Bewilligungen die Auszahlung der Beträge erst für 1966 in Aussicht gestellt worden. Diese Anordnung war notwendig, um die Auszahlungen im Rahmen der vorhandenen Kassenmittel zu halten. Die Bundesregierung ist nach dem Haushaltsgesetz 1965 bei ihren 425 Mio DM für das Siedlungsprogramm 1965 mit 50 Mio DM auf den Kapitalmarkt verwiesen worden. Diese Mittel konnten bei dem geringen Angebot auf dem Kapitalmarkt erst Ende November beschafft werden. Die im Siedlungsprogramm 1965 in Aussicht gestellten 425 Mio DM Bundesmittel konnten den Ländern daher erst bis zum 1. Dezember zu 96 % für Kredit- und Beihilfebewilligungen zur Verfügung gestellt werden. Ein Dispositionsrest von 17 Mio DM wird in den nächsten Tagen verteilt. Die Länder können also in den Grenzen der ihnen für 1965 bekannten Kontingente über die Siedlungsmittel des Bundes voll verfügen. Damit sind auch die in Frage 2 geäußerten Befürchtungen gegenstandslos. Anlage 10 Schriftliche Antwort des Bundesministers Höcherl vom 10. Dezember 1965 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Dr. Tamblé (Drucksache V/76, Frage X/5 und X/6) : Ist der Bundesregierung bekannt, daß sich deutsche Fischer im deutschdänischen Grenzgebiet über Schwierigkeiten beklagen, die beim Fischen in den Grenzgebieten dadurch entstehen. daß die dänischen Behörden ihre Fischereigrenze nicht von der Festlandküste, sondern von der Grenze des Festlandsockels aus bemessen? Wie steht die Bundesregierung zu dem Vorschlag der Fischer im deutsch- dänischen Grenzgebiet, ein deutsches Inspektionsschiff zum Schutz und zur Hilfe für die Fischerei in den Grenzgewässern einzusetzen? Zu 1.: Nein. Derartige Klagen sind der Bundesregierung nicht bekannt. Es trifft auch nicht zu, daß die dänischen Behörden die Fischereigrenze von der Grenze des Festlandsockels aus bemessen. Vielmehr werden die dänischen Hoheitsgewässer -ebenso wie die deutschen Hoheitsgewässer — in Übereinstimmung mit dem Völkerrecht von der 522 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 13. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 12. Januar 1966 Niedrigwasserlinie des Festlandes oder der vorgelagerten Inseln aus gemessen. Hieraus können den deutschen Fischern daher keine besonderen Schwierigkeiten entstehen. Zu 2.: Die Fischereiaufsicht in den deutsch-dänischen Grenzgewässern wird von den Fischereiaufsichtsbooten des Landes Schleswig-Holstein regelmäßig ausgeübt. Da die dänischen Aufsichtsorgane nach den bisherigen Erfahrungen bei Grenzverletzungen korrekt einschreiten, sind besondere Maßnahmen zum Schutz der deutschen Fischer nicht erforderlich. Anlage 11 Schriftliche Antwort des Bundesministers Höcherl vom 13. Dezember 1965 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Bauer (Würzburg) (Drucksache V/76, Frage X/7) : Beabsichtigt die Bundesregierung, in absehbarer Zeit den Entwurf eines Bundeswaldgesetzes vorzulegen? Die Absicht besteht, zumal auch der Bundestag durch seinen Beschluß vom 27. Januar 1965 im Zusammenhang mit der Freistellung forstwirtschaftlicher Erzeugnisse von der Umsatzsteuer die Vorlage eines Bundeswaldgesetzes angeregt hat. Einen näheren Zeitpunkt kann ich leider nicht nennen. Mein Haus hat zwar schon längere Zeit Vorarbeiten geleistet. Sie konnten aber noch nicht abgeschlossen werden, weil sich neue Probleme ergeben haben und dabei eine Fülle von Gesichtspunkten zu berücksichtigen. ist. Dem Vernehmen nach bereitet der Deutsche Forstwirtschaftsrat als repräsentative Vertretung aller Besitzarten der Forstwirtschaft zur Zeit selbst den Entwurf eines Bundeswaldgesetzes vor. Die endgültige Fassung liegt mir aber bisher noch nicht vor, so daß ich dazu noch keine Stellung nehmen kann. Anlage 12 Schriftliche Antwort des Bundesministers Katzer vom 10. Dezember 1965 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Varelmann (Drucksache V/76, Frage XI /1 und XI /2) : Wie hoch ist in etwa der Anteil der Rentenleistungen, die auf Grund freiwilliger Versicherung an wirtschaftlich Selbständige und deren Familienangehörigen gezahlt werden, an dem Gesamtaufwand? In welchem Verhältnis steht in der Rentenversicherung der Arbeiter und der der Angestellten die Rentenleistung zu der Gesamtsumme der Löhne und Gehälter der Arbeiter und Angestellten? Zu Nr. 1: In der Einnahme- und Ausgaberechnung der Träger der gesetzlichen Rentenversicherungen werden die Rentenleistungen nicht danach aufgeteilt, ob sie auf Grund freiwilliger Versicherung an wirtschaftlich Selbständige und deren Familienangehörige oder auf Grund anderer Versicherung gewährt werden. Der Anteil der Rentenleistungen aus freiwilliger Versicherung an wirtschaftlich Selbständige an dem Gesamtaufwand der Rentenversicherung ist also nicht angebbar. Zu Nr. 2: Das Verhältnis zwischen den Rentenleistungen und der Gesamtsumme der Arbeitsentgelte belief sich 1964 in der Rentenversicherung der Arbeiter - auf 13,9 v. H., in der Rentenversicherung der Angestellten - auf 10,3 v. H., in der Gesamtheit der Rentenversicherungen der Arbeiter und der Angestellten auf 12,4 v. H. Der Vomhundertsatz ist in der Rentenversicherung der Angestellten niedriger als in der Rentenversicherung der Arbeiter, da in der Rentenversicherung der Angestellten wegen der dort bestehenden Versicherungspflichtgrenze die Summe der beitragspflichtigen Entgelte einen geringeren Vomhundertsatz der Summe der Entgelte überhaupt ausmacht (68,5 v. H.) als in der Rentenversicherung der Arbeiter (97,6 v. H.). Daß in der Rentenversicherung der Arbeiter, in der es keine Versicherungspflichtgrenze gibt, die Summe der beitragspflichtigen Entgelte unter der Summe der Entgelte überhaupt liegt, ist eine Auswirkung der Beitragsbemessungsgrenze. Anlage 13 Schriftliche Antwort des Bundesministers Katzer vom 9. Dezember 1965 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Fritsch (Deggendorf) (Drucksache V/76 Frage XI /3) : Ist die Bundesregierung bereit, dafür Sorge zu tragen, daß die Nachuntersuchungen von Kriegsbeschädigten, deren Versorgungsrenten bereits abschließend festgesetzt wurden, zukünftig unterbleiben? Eine abschließende Festsetzung der Versorgungsrenten kennt das Bundesversorgungsgesetz im allgemeinen nicht. Das Gesetz bestimmt lediglich, daß bei Versorgungsberechtigten, die das sechzigste Lebensjahr vollendet haben, die Minderung der Erwerbsfähigkeit wegen Besserung des Gesundheitszustandes nicht niedriger festzusetzen ist, wenn sie in den letzten zehn Jahren seit Feststellung nach den Vorschriften des Bundesversorgungsgesetzes unverändert geblieben ist. Für alle Beschädigten gilt jedoch, nach Verwaltungsvorschrift Nr. 4 zu § 62 Bundesversorgungsgesetz, daß eine ärztliche Nachuntersuchung von Amts wegen im allgemeinen unterbleiben soll, wenn Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 13. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 12. Januar 1966 523 der Gesamtbefund feststeht und mit einer wesentlichen Änderung der Schädigungsfolgen nach ihrer Art und dem bisherigen Verlauf nicht mehr zu rechnen ist. Sollten Ihnen, Herr Kollege, Fälle bekannt sein, bei denen diese Vorschriften nicht beachtet worden sind, wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie mir diese mitteilten. Ich werde dann die Überprüfung dieser Fälle gerne veranlassen. Anlage 14 Schriftliche Antwort des Bundesministers Katzer vom 9. Dezember 1965 auf die Mündliche Anfrage der Abgeordneten Frau Dr. Diemer-Nicolaus (Drucksache V/76, Frage XI /4) : Ist es richtig, daß volljährige Vollwaisen keine Ausbildungsbeihilfe erhalten, weil sie selbst nicht antragsberechtigt seien? Der Gesetzgeber hat die Ausbildungszulage nach dem Bundeskindergeldgesetz als Familienbeihilfe ausgestaltet. Die Ausbildungszulage soll also — ebenso wie das Kindergeld — die finanzielle Belastung vermindern, die den Eltern entsteht. Die Ausbildungszulage kann daher auch für Vollwaisen nur dann gewährt werden, wenn eine andere Person bei ihnen Elternstelle einnimmt. Dafür kommen nach dem Gesetz Adoptiv-, Pflege-, Stief- und Großeltern sowie Geschwister in Betracht. Diese gesetzliche Regelung kann in gewissen Fällen dazu führen, daß für eine Vollwaise keine Ausbildungszulage zu gewähren ist, weil es an einer anspruchsberechtigten Person fehlt. Diese Auswirkung wird in der Bevölkerung weithin als ungerecht empfunden. Ich bin daher der Auffassung, daß die gesetzliche Regelung in diesem Punkt überprüft werden sollte. Anlage 15 Schriftliche Antwort des Bundesministers Katzer vom 9. Dezember 1965 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Flämig (Drucksache V/76 Frage XI /5) : Könnte auf dem Weg einer Verordnung die Möglichkeit geschaffen werden, daß die zuständigen Direktoren der Arbeitsämter ermächtigt werden, arbeitsfähige, arbeitswillige und vermittlungsfähige Arbeitslose, die wegen ihres Alters aus ihrem Betrieb entlassen wurden und Anspruch auf Arbeitslosenunterstützung haben, aber wegen des fortgeschrittenen Alters vom Arbeitsmarkt nicht mehr aufgenommen werden, von der Meldekontrolle nach § 179 AVAVG zu befreien? Die Meldepflicht nach § 179 AVAVG hat den Zweck, die Vermittlung des Leistungsempfängers in Arbeit zu erleichtern und seine Arbeitslosigkeit nachzuweisen. Das Alter des Leistungsempfängers spielt dabei grundsätzlich keine Rolle. Denn auch für ältere Arbeitslose, die arbeitsfähig und arbeitswillig sind und damit die Voraussetzungen für den Bezug von Arbeitslosengeld erfüllen, gilt der Grundsatz des § 36 AVAVG, wonach die Vermittlung in Arbeit den Leistungen aus der Arbeitslosenversicherung vorgeht. Nach den auf Grund des § 179 Abs. 2 AVAVG vom Verwaltungsrat der Bundesanstalt erlassenen Bestimmungen über die Meldepflicht vom 10. 10. 1958 (IV Ziffer 6) hat der Meldepflichtige sich regelmäßig zweimal in der Woche zu melden. Nach IV Ziffer 7 ist der Direktor des Arbeitsamtes jedoch ermächtigt, aus begründetem Anlaß (ein solcher kann auch im Hinblick auf das Alter eines Arbeitslosen gegeben sein) die Zahl der Meldungen allgemein, für bestimmte Personengruppen oder im Einzelfall bis auf eine im Monat zu verringern. Darüber hinaus ist eine Befreiung von der Meldepflicht nach den angeführten Bestimmungen des Verwaltungsrates nicht zugelassen. Zu einer völligen Befreiung von der Meldepflicht könnte der Verwaltungsrat auch nicht ermächtigen, weil § 179 Abs. 1 AVAVG das nicht zuläßt. Nach geltendem Recht ist es hiernach nicht möglich, ältere Arbeitslose von der Meldepflicht völlig zu befreien. Um das zu erreichen, bedürfte es einer Änderung des Gesetzes. Eine Notwendigkeit hierfür kann jedoch nicht anerkannt werden, weil die geltenden Bestimmungen erlauben, bei Vorliegen berechtigter Gründe die Meldepflicht soweit wie vertretbar einzuschränken. Anlage 16 Schriftliche Antwort des Bundesministers Katzer vom 10. Dezember 1965 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Glombig (Drucksache V/76, Frage XI /6 und XI /7) : In welcher Weise gedenkt die Bundesregierng eine Koordinierung der Rehabilitationsmaßnahmen und eine Angleichung der Leistungen -- unbeschadet der jeweiligen Kostenträgerschaft — mit dem Ziel einer ganzheitlichen und zeitgemäßen Eingliederung anzustreben", wie es der Deutsche Ausschuß für die Eingliederung Behinderter in Arbeit, Beruf und Gesellschaft, dem auch Vertreter der Bundesregierung angehören, in seiner Entschließung vom 14. Juni 1965 gefordert hat? In welcher Weise will die Bundesregierung die Forderung des Deutschen Ausschusses für die Eingliederung Behinderter in Arbeit, Beruf und Gesellschaft realisieren und die Hilfe für die Eingliederung Schwerbehinderter, insbesondere für Querschnittsgelähmte, für Kinder mit angeborenen Gliedmaßenschädigungen und für geistig-seelisch Behinderte, durch Schließung bestehender Lücken weiter verbessern? Zu 1.: Der Deutsche Ausschuß für die Eingliederung Behinderter in Arbeit, Beruf und Gesellschaft hat auf seiner Vierten Arbeitstagung am 3. und 4. Juni 1965 nicht nur die Entschließung gefaßt, die Gegenstand Ihrer Anfrage ist, sondern auch einen Unterausschuß „Koordinierung der Rehabilitationsmaßnahmen" eingesetzt. Dieser soll u. a. die vielfältigen Vorschriften und Verfahrensweisen auf dem Gebiet der Rehabilitation und ihre Bewährung in der Praxis beobachten und dem Gesamtausschuß Vorschläge für ihre Verbesserung unterbreiten. Die Bundesregierung wird die Erkenntnisse dieser Ausschüsse bei ihren künftigen Maßnahmen auf dem Gebiet der Rehabilitation verwerten. Unabhängig davon untersucht sie laufend, wie eine Koordinierung der Rehabilitationsmaßnahmen durch Änderung der gelten- 524 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 13. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 12. Januar 1966 den Bestimmungen erreicht werden kann. Abschließende Ergebnisse liegen zur Zeit noch nicht vor. Zu 2.: Die Bundesregierung stellt für die Rehabilitation gerade dieser Schwerstbehinderten namhafte Mittel zur Verfügung. So wird z. B. aus den für mein Haus veranschlagten Haushaltsmitteln zur Förderung der Errichtung überregionaler Rehabilitationseinrichtungen die Erweiterung der orthopädischen Universitätsklinik in Heidelberg- Schlierbach mitfinanziert. Diese Klinik befaßt sich unter Leitung eines auf diesem Gebiet über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannten Fachmannes speziell mit Problemen der Querschnittsgelähmten. Außerdem wird aus diesen Haushaltsmitteln die Erweiterung des JohannesStraubinger- Hauses in Wildbad gefördert, in dem die berufliche Rehabilitation für Querschnittsgelähmte betrieben wird. Auch das bekannte Berufsförderungswerk in Heidelberg wird, nachdem es auf Veranlassung meines Hauses seine Einrichtungen entsprechend ausgebaut hat, Querschnittsgelähmte aufnehmen. In diesem Zusammenhang darf ich erwähnen, daß das Versorgungskrankenhaus in Bayreuth zu einer Rehabilitationsstätte für Querschnittsgelähmte ausgestaltet werden soll, wozu die bayerische Landesregierung Mittel zur Verfügung gestellt hat. Damit dürfte der Fehlbedarf an Rehabilitationseinrichtungen, auf den auch der Ärztliche Sachverständigenbeirat meines Ministeriums im Oktober 1964 hingewiesen hat, im wesentlichen behoben sein. Bei den Kindern mit angeborenen Gliedmaßenschädigungen steht im Vordergrund die Sorge, ihnen eine angemessene Schulausbildung zukommen zu lassen. Es handelt sich hierbei um eine Aufgabe der Länder, insbesondere der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder. Der Deutsche Ausschuß für die Eingliederung Behinderter in Arbeit, Beruf und Gesellschaft hat deshalb seine Entschließung auch den Ländern zugeleitet. Auch bei den geistig-seelisch Behinderten, die oft nicht in der Lage sind, im freien Wettbewerb tätig zu sein und besonderer Betreuung in beschützenden Werkstätten oder Heimen bedürfen, kommt es wegen der verfassungsmäßigen Zuständigkeit im wesentlichen auf die Initiative der Länder oder der örtlichen und überörtlichen Sozialhilfeträger an. Anlage 17 Schriftliche Antwort des Bundesministers Katzer vom 10. Dezember 1965 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Glombig (Drucksache V/76 Frage XI /8) : Warum hat die Bundesregierung die Rechtsverordnung zu § 564 (orthopädische Versorgung) und zu § 568 (Berufshilfe) des Untallversicherungs- Neuregelungsgesetzes, das bereits am 9. Mai 1963 verkündet worden ist, bis heute nicht vorgelegt? Die Ermächtigungen des UnfallversicherungsNeuregelungsgesetzes bedingten wegen ihrer großen Zahl die Aufstellung eines Zeitplanes für den Erlaß der einzelnen Rechtsverordnungen. So war im Interesse der Versicherten eine Regelung über die Abfindung von Renten vordringlich, da die Abfindungssummen aus der Abfindungsverordnung von 1926 die Entwicklung der Sterblichkeit nicht mehr ausreichend berücksichtigten. Diese Verordnung ist inzwischen erlassen. Entworfen und bereits zum Gegenstand von Besprechungen mit den Beteiligten sind eine Siebente Berufskrankheiten-Verordnung und eine Verordnung über Mehrleistungen in der gesetzlichen Unfallversicherung für den Personenkreis des § 765 RVO gemacht worden. Vorbereitet werden mußte ferner der Unfallverhütungsbericht, den die Bundesregierung nach § 722 RVO erstmals zum 31. Dezember 1965 dem Bundestag vorlegen wird. Sobald die genannten Verordnungen erlassen sind, werden die Verordnungen zu §§ 564 und 568 RVO vorbereitet werden. Mit dem Erlaß dieser Verordnungen ist im Laufe des Jahres 1966 zu rechnen. Bis dahin ist noch die Verordnung über Krankenbehandlung und Berufsfürsorge vom 14. November 1928 in Kraft. Aus ihrer Anwendung sind bis fetzt keine Schwierigkeiten zum Nachteil der Versicherten bekannt geworden. Anlage 18 Schriftliche Antwort des Bundesministers Stücklen vom 14. Dezember 1965 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Könen (Düsseldorf) (Drucksache V/76 Fragen XIII /6 und XIII /7): Hat die Bundesregierung Nachforschungen darüber angestellt, wie es kam, daß die am 28. August 1965 erschienene Briefmarke „125 Jahre Briefmarken" bereits nach 14 Tagen an den Postschaltern nicht mehr zu erhalten war? Wie hoch war die Auflage der Briefmarke „125 Jahre Briefmarken", die his zu dem in Frage XIII /6 genannten Zeitpunkt an den Postschaltern greifbar war? Zu XIII. 6.: Die Gedenkmarke „125 Jahre Briefmarken" war keinesfalls an allen Postschaltern bereits nach 14 Tagen ausverkauft. Ich hatte keine Veranlassung, besondere Nachforschungen anstellen zu lassen. Zu XIII. 7.: Die Auflage hatte die für Sondermarken übliche Höhe von 30 Millionen Stück. Anlage 19 Schriftliche Antwort des Bundesministers Stücklen vom 14. Dezember 1965 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Dr. Besold (Drucksache V/76 Frage XIII /1 und XIII /2) : Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 13. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 12. Januar 1966 525 Ist der Bundesregierung bekannt, daß die PostbeamtenKrankenkasse. als einzige der bestehenden Krankenkassen die Schielbehandlung nach ihrer Satzung als Vertragsleistung ausschließt Ist die Bundesregierung bereit, auf eine Änderung der in Frage XIII 1 genannten Bestimmung im Sinne einer ausreichenden Behandlung dieser Sehschäden einzuwirken? Soweit es sich beim Schielen um einen krankhaften Befund handelt, der durch eine Operation oder sonstige Maßnahmen behoben oder behandelt worden ist, tritt die Postbeamtenkrankenkasse stets für alle Mitglieder mit Leistungen ein. Wenn aber nur eine Aktivbehandlung bei Schwachsichtigkeit oder die Behandlung wegen einer Störung des beidäugigen Sehens notwendig ist, sind die Leistungen der Postbeamtenkrankenkasse für ihre B-Mitglieder — das sind die sogenannten „Selbstzahler" — an einen bestimmten Jahreshöchstsatz gebunden. Für Mitglieder der Gruppe A — das sind sogenannte „Kassenpatienten", die auf Krankenschein behandelt werden — übernimmt die Postbeamtenkrankenkasse für alle Behandlungsfälle, die bis zum 31. 3. 1965 begonnen oder genehmigt waren, die entstehenden Kosten auch über diesen Zeitpunkt hinaus. Für Behandlungsfälle, die nach dem 1. 4. 1965 entstanden sind, können Mitglieder der Gruppe A vorübergehend keine Leistungen erhalten. Diese, wie ich hoffe, nur vorübergehende Einschränkung ist eine Folge des Inkrafttretens der neuen Gebührenordnung für Ärzte vom 18. 3. 1965. Diese neue Gebührenordnung enthält wesentlich erhöhte Sätze und die Postbeamtenkrankenkasse mußte Sparmaßnahmen treffen. Der Vorstand der Postbeamtenkrankenkasse prüft gegenwärtig, ob die genannte Einschränkung ganz oder teilweise wieder aufgehoben werden kann. Ich bin gerne bereit, Herr Kollege, Sie über das Ergebnis der Bemühungen der Postbeamtenkrankenkasse zur gegebenen Zeit zu unterrichten. Anlage 20 Schriftliche Antwort des Bundesministers Stücklen vom 14. Dezember 1965 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Dr. Rinderspacher (Drucksache V//76 Frage XIII /3, XIII /4 und XIII /5) : Hat die Bundesregierung von dem Urteil des Landgerichts Hildesheim (1 S 262 64) vom 12. Mai 1964 Kenntnis genommen, das besagt, daß es Sache des Schuldners sei festzustellen, ob ein durch Zahlkarte einbezahlter Betrag auch tatsächlich auf dem Konto des Gläubigers gutgeschrieben wurde? Teilt die Bundesregierung die Auffassung, daß es unbillig ist, wenn die mögliche Haftung der Deutschen Bundespost nach § 14 des Postgesetzes bereits nach sechs Monaten erlischt? Wird die Bundesregierung dafür eintreten, daß Entschädigungsansprüche noch innerhalb eines Jahres geltend gemacht werden können? Zu XIII /3.: Das Urteil des Landgerichts Hildesheim vom 12. Mai 1965 (1 S 262/64) ist bekannt. Zu XIII, 4.: Die sechsmonatige Verjährungsfrist des Postgesetzes § 14 ist zu kurz. Es ist beabsichtigt, in dem in Vorbereitung befindlichen neuen Postgesetz für Ansprüche aus nicht ordnungsgemäßer Gutschrift von Zahlkartenbeträgen eine längere Verjährungsfrist vorzusehen. Zu XIII /5.: Ihr Vorschlag, Herr Kollege Dr. Rinderspacher, ist seit langem verwirklicht. Wie ich bereits in einer früheren Fragestunde des Hohen Hauses am 16. Oktober 1964 erklärt habe, werden berechtigte Ersatzansprüche aus nicht ordnungsgemäß gutgeschriebenen Zahlkarten noch innerhalb eines Jahres nach der Einlieferung anerkannt. So lange sind Feststellungen über den Verbleib der eingezahlten Beträge möglich, weil die Zahlkarten trotz der nur sechsmonatigen Verjährungsfrist des derzeitigen Postgesetzes ein Jahr aufbewahrt werden. In dem vom Landgericht Hildesheim entschiedenen Fall ist die Reklamation aber erst 16 Monate nach der Einlieferung der Zahlkarte erhoben worden. Anlage 21 Schriftliche Antwort des Bundesministers Dr. Bucher vom 22. Dezember 1965 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Weigl (Drucksache V/76 Frage XIV /1, XIV /2 und XIV /3) : Welche Erfahrungen hat die Bundesregierung mit den eingeleiteten Maßnahmen zur Förderung des Wohnungsbaues für alte Menschen gemacht? Trifft es zu, daß im Haushaltsjahr 1965 noch unerledigte Anträge von Trägern des Altenwohnheimbaus vorliegen, da der Haushaltsansatz bereits Mitte des Jahres ausgeschöpft war? Was gedenkt die Bundesregierung zu tun, um das angelaufene Programm des Wohnungsbaues für alte Menschen erfolgreich weiterzuführen? Zu Frage XIV /1: Die Bundesregierung hat am 19. 3. 1964 anläßlich der Beantwortung der Großen Anfrage der CDU/CSU-Bundestagsfraktion betreffend die Situation der alten Menschen (Bundestags-Drucksache IV /1955) erklärt, daß beabsichtigt sei, die Vorsorge für die Wohnraumversorgung alter Menschen zu verstärken durch a) Änderung bisheriger Vorschriften im II. WoBauG und b) Förderung der Unterbringung aus zusätzlichen Haushaltsmitteln des Einzelplanes 25. Die Änderung des II. WoBauG ist durch das Wohnungsbauänderungsgesetz 1965 erfolgt. 526 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 13. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 12. Januar 1966 Die Wohnraumversorgung alter Menschen wird mit Bundessondermitteln aus dem Einzelplan 25 nach meinen einschlägigen Richtlinien zusätzlich gefördert. Bereitgestellt wurden bisher: 1961 für 1 069 Wohnheimplätze .. 1 449 300 DM 1962 für 1 470 Wohnheimplätze .. 1 659 500 DM 1963 für 3 242 Wohnheimplätze .. 4 921 000 DM 1964 für 2 544 Altenwohnungen .. 6 348 500 DM und für 3 512 Wohnheimplätze .. 4 929 500 DM 1965 für 2 448 Altenwohnungen .. 9 333 000 DM und für 2 714 Wohnheimplätze .. 4 427 000 DM zusammen also .. 33 067 800 DM Durch diese Bundeshilfen konnten die von den Ländern auf diesem Gebiet bereits eingeleiteten Maßnahmen wirksam unterstützt und in ihrem Umfang beträchtlich erweitert werden. Die Förderung durch den Bund hat sich, wie auch aus zahlreichen Einzeleingaben von alten Menschen zu entnehmen ist, als sehr segensreich erwiesen. Zu Frage XIV /2: Es trifft zu, daß im laufenden Rechnungsjahre zahlreiche Anträge nicht erledigt werden konnten. Zwar wurde im Bundeshaushaltsplan 1964 ein eigener Titel 583 zur zusätzlichen Förderung des Wohnungsbaues für alte Menschen geschaffen, der mit einer Bindungsermächtigung von 12 Millionen DM dotiert war. Im Rechnungsjahr 1965 wurde bei Kapitel 25 02 Titel 550 eine Bindungsermächtigung von nur 7,5 Millionen DM eingeplant mit der Maßgabe, daß je nach der Entwicklung des Bedarfs diese Bindungsermächtigung aufgestockt werden sollte. Hierzu ist es infolge der angespannten Haushaltssituation leider nicht gekommen, so daß gegenwärtig Förderungsanträge im BMWo in einer Höhe von über 25 Millionen DM für die Errichtung von Altenwohnungen und Wohnheimplätzen in Altenheimen vorliegen, denen aus Mangel an Haushaltsmitteln nicht stattgegeben werden kann. Zu Frage XIV /3: Die Bundesregierung beabsichtigt — wie auch in der Regierungserklärung angekündigt —, die Maßnahme weiterzuführen. Der Umfang wird sich nach den für diesen Zweck bereitgestellten Haushaltsmitteln richten müssen. Ich habe die feste Zuversicht, aus den meiner Verfügung verbleibenden Rückflußmitteln zuzüglich entsprechender Bindungsermächtigungen die Aktion in ansehnlichem Ausmaß fortsetzen zu können. Außerdem wird die Bundesregierung im Bundeshaushaltsplan 1966 eine Überbrückungslösung vorschlagen, durch die auch das Anlaufen der im Wohnungsbauänderungsgesetz vorgesehenen verstärkten Förderung des Wohnungsbaues für alte Menschen ermöglicht wird. Anlage 22 Schriftliche Antwort des Bundesministers Dr. Bucher vom 22. Dezember 1965 auf die mündlichen Anfragen des Abgeordneten Strohmayr (Drucksache V/76 Frage XIV /4, XIV /5 und XIV /6): Ist das „Reichsheimstättengesetz° Bundes- oder Landesrecht geworden? Welche Auffassung vertritt die Bundesregierung hinsichtlich der Festsetzung des Verkaufspreises beim Verkauf einer Heimstätte (Verkehrswert oder Errichtungswert)? • Plant die Bundesregierung eine Neufassung und Angleichung des Reichsheimstättengesetzes vom 23. November 1937 an die heutige Rechts- und Sachlage? Zu Frage XIV /4: Das Heimstättenrecht gehört nach Artikel 74 Nr. 18 des Grundgesetzes zur konkurrierenden Gesetzgebung. Nach Artikel 72 GG hat im Bereich der konkurrierenden Gesetzgebung der Bund das Gesetzgebungsrecht, soweit ein Bedürfnis nach bundeseinheitlicher Regelung besteht. Dieses Bedürfnis ist beim Heimstättenwesen insbesondere deshalb zu bejahen, weil eine einheitliche bundesgesetzliche Regelung zur Wahrung der Rechtseinheit im Bundesgebiet erforderlich ist. Das Reichsheimstättengesetz von 1937 ist nach Artikel 125 GG Bundesrecht geworden. Zu Frage XIV /5: § 15 des Reichsheimstättengesetzes begrenzt den bei Ausübung des Vorkaufsrechts oder des Heimfallanspruchs zu zahlenden Preis auf den bei Begründung der Heimstätte festgesetzten und im Grundbuch eingetragenen Bodenwert, zu dem der Wert der Baulichkeiten und Verbesserungen hinzukommt. Nach § 10 der Ausführungsverordnung zum Reichsheimstättengesetz kann bei einer wesentlichen Änderung der allgemeinen wirtschaftlichen Verhältnisse der Bodenwert geändert werden; der Heimstätter hat darauf einen Rechtsanspruch. Zur Frage der Bemessung des Wiederbeschaffungswertes der Baulichkeiten der Heimstätte hat mein Haus in einem Rundschreiben an die für das Wohnungs- und Siedlungswesen zuständigen obersten Landesbehörden vom 28. März 1956 nach Einholung eines Gutachtens ausführlich Stellung genommen. Danach ist der Wiederbeschaffungswert durch die Kosten auszudrücken, die erforderlich wären, wenn das gleiche Bauwerk am Tage der Wertermittlung neu zu erstellen wäre. Bei dieser Regelung ist weitgehend gewährleistet, daß als Verkaufspreis der Verkehrswert erzielt wird. Zu Frage XIV /6: Eine Änderung des Reichsheimstättengesetzes wird aus verschiedenen Gründen zweckmäßig sein. Hierbei müßte wohl die Konstruktion des Heimstättenrechts durchdacht werden. So erscheint mir Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 13. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 12. Januar 1966 527 z. B. die Frage der Löschung der Reichsheimstätteneigenschaft recht problematisch, weil der Heimstätteninhaber die ganzen Jahre hindurch zahlreiche steuer- und gebührenrechtliche Vorteile gehabt hat und die Löschung der Heimstätteneigenschaft —jedenfalls in aller Regel — die Nachzahlung der gesparten Steuern und Gebühren bewirken würde. Einer Novellierung des Reichsheimstättengesetzes kann aber erst näher getreten werden, wenn feststeht, welche Gestalt das zur Zeit in meinem Ministerium vorbereitete Wohnungswirtschaftsgesetz erhalten wird.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Erwin Schoettle


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Das Wort hat der Herr Abgeordnete Schultz.
    Schultz (Gau-Bischofsheim) (FDP) : Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die Probleme, die wir heute nach dem Bericht des Bundesaußenministers über die Reise des Bundeskanzlers und seiner Minister in die Vereinigten Staaten zu diskutieren haben, haben uns ja auch schon während der Debatte zur Regierungserklärung beschäftigt. Die freie demokratische Fraktion hat durch ihren Fraktionsvorsitzenden, Herrn von Kühlmann, eine ganze Reihe von Wünschen für diese Reise und für diese Konferenzen mit auf den Weg gegeben. Ich glaube, ich kann heute mit Befriedigung feststellen, daß insbesondere in dem Kommuniqué, das über den Besuch des Herrn Bundeskanzlers in den Vereinigten Staaten herausgegeben wurde, diese Wünsche als berücksichtigt dargelegt worden sind. Das mit Befriedigung und Freude festzustellen, möchte ich nicht verfehlen. Es war sicher notwendig, daß der Bundeskanzler als alter neuer Bundeskanzler mit dem stärksten Verbündeten innerhalb der NATO die Probleme der Welt erörtert hat. Auch wir haben heute, so möchte ich sagen, durch die Ausführungen des Herrn Außenministers einen Blick über den Horizont tun können.
    Wenn ich Herrn Kollegen Wehner recht verstanden habe, so hatte er eigentlich gegen das, was der Außenminister heute vorgetragen hat, nichts vorzubringen. Er wünschte vielleicht in dem einen oder anderen etwas mehr Impetus, ein etwas schnelleres Vorwärtsgehen. Aber gegen die Methode und gegen die Prinzipien habe ich eigentlich kein Wort gehört. Um so mehr verwundert es mich, daß trotz des erfolgreich verlaufenen Besuchs des Bundeskanzlers in Amerika und der erfolgreichen Mitwirkung an den gemeinsamen Konferenzen in der NATO gerade in der letzten Zeit die Diskussion aufkommen konnte, ob diese Bundesregierung, ihre Zusammensetzung und ihr Rückhalt im Parlament geeignet seien, die schwierigen Probleme unseres Volkes zu lösen.

    (Beifall bei der FDP.)


    Schultz (Gau- Bischofsheim)

    Ich glaube, gerade der Auftakt der neuen Bundesregierung am Ende des vergangenen Jahres berechtigt zu der optimistischen Hoffnung, daß diese Bundesregierung und diese Koalition in der Lage sind, die Aufgaben, die vor uns liegen, zu lösen.
    Es sind hier verschiedene Problemkreise angesprochen worden. Ich möchte mich nicht wiederholen und auch nicht zu weit schweifen. Ich glaube aber, daß einige Punkte besonders herauszugreifen sind.
    Entscheidend scheint mir die erneute Feststellung der Bundesrepublik zu sein, daß sie über nukleare Waffen in eigener, nationaler Verfügungsgewalt nicht bestimmen will, sondern daß sie nur einen Weg sucht, um clie Sicherheit der Bundesrepublik innerhalb des Bündnisses zu garantieren. Herr Kollege Kopf hat mit Recht darauf hingewiesen, daß das ja ein Problem aller europäischen Staaten ist, nicht nur der Bundesrepublik allein.
    Es waren in den vergangenen Jahren verschiedene Wege eingeschlagen worden, um das Problem als solches zu lösen. Sie lagen ausschließlich im militärischen Bereich, und man glaubte, durch Einführung neuer militärischer Waffensysteme das politische Problem der nuklearen Mitwirkung der europäischen Staaten innerhalb des Bündnisses lösen zu können. Ich glaube, daß es nützlich und richtig war, daß wir die Diskussion über diese Fragen nunmehr in das politische Gremium des NATO-Rats gehoben haben, daß der als McNamara-Vorschlag bekannte Vorschlag auch von den NATO-Mitgliedern angenommen wurde und daß wir nun in diesen Spezialkommitees die Frage der nuklearen Mitwirkung erörtern. Ich glaube, wenn wir Geduld haben, können wir eine Lösung erreichen, die dazu beiträgt, daß das Bündnis als solches seine Stärke behält, d. h., daß es sich wieder mehr festigt, als das bisher der Fall gewesen ist.
    Es ist oft davon gesprochen worden, daß das Nichtteilhaben an der nuklearen Verantwortung eine Diskriminierung bedeuten könne. Ich glaube, wir sollten mit dem Wort „Diskriminierung" in diesem Fall nicht so leichtfertig umgehen. Atomwaffen sind Waffen, und konventionelle Waffen sind auch Waffen, und es ist noch gar nicht ausgemacht, was man nun im Besitz haben muß, um gemeinsam mit anderen die eigene Freiheit zu verteidigen.
    Ich glaube, daß wir durch unseren Beitrag, den wir innerhalb der NATO auf konventionellem Gebiet leisten, durchaus berechtigt sind, eine Mitwirkung, Mitplanung im nuklearen Feld innerhalb der NATO zu beanspruchen.
    Weiter glaube ich, daß wir alles tun sollten — wohl unter Beachtung der Notwendigkeiten unserer eigenen Sicherheit --, an der Verhinderung der Weiterverbreitung von Kernwaffen mitzuwirken.
    Von besonderer Bedeutung scheinen uns die aus dem Dialog zwischen dem Bundeskanzler und dem amerikanischen Präsidenten stammenden Passagen, die in dem Kommuniqué und auch in den Ausführungen des Herrn Bundesaußenminister über das Deutschland-Problem und das Berlin-Problem zu lesen sind, zu sein. Wir begrüßen, daß der Gedankenaustausch über diese Fragen weiter fortgesetzt werden und daß nach wie vor der Grundsatz der Selbstbestimmung hier die Grundlage für das politische Handeln sein soll.
    Von Wichtigkeit scheint mir auch zu sein, daß die Auffassung, daß ein Weiterkommen in der deutschen Frage nur im Zusammenhang mit einer Entspannung in Richtung Osteuropa zu erreichen ist, Allgemeingut geworden ist. Wir sollten nur wünschen, daß diese Auffassung der Bundesregierung -- die auch Auffassung der Freien Demokraten ist — allmählich auch bei uns im Volk Allgemeingut wird.

    (Beifall bei der FDP.)

    Wir haben immer gewünscht, daß unser Verhältnis zu den osteuropäischen Staaten verbessert wird. Wir haben in dem Weg, Handelsmissionen einzurichten, einen richtigen Weg gesehen, und wir haben ihn auch selbst propagiert.
    Nun gibt es bei uns aber noch eine ganze Reihe von Leuten, auch sehr namhaften Leuten, die nach wie vor der Auffassung sind, daß man, wenn man wirtschaftliche Beziehungen mit den kommunistisch beherrschten Ländern pflege, gleichzeitig die Regierungen dort stütze und damit nur erreiche, daß die Völker dieser Lander nach wie vor in der Unfreiheit leben müßten. Das geht dann auch in unseren eigenen Bereich, in die Beziehungen, in die Handelsverflechtungen zwischen der Bundesrepublik und der Zone hinein. Jeder von Ihnen kennt das Wort: Wer mit der Zone Handel treibt, der hilft nicht der Bevölkerung, sondern der hilft Ulbricht. Ich glaube, wir sollten über diesen falschen Slogan einmal nachdenken und müssen uns klarmachen, daß wir unsere Probleme auf die Dauer nur lösen können, wenn wir so weitgehend wie möglich eine wirtschaftliche Verflechtung mit dem osteuropäischen Gebiet haben. Auch das trägt nach meiner Auffassung dazu bei, die Überlegenheit des freiheitlichen Systems deutlich zu machen.

    (Beifall bei der FDP.)

    Mit Recht ist von dem Herrn Außenminister und auch von den beiden vorhergehenden Sprechern auf die Bedeutung des Krieges in Südvietnam hingewiesen worden. Auch wir sind von Sorge erfüllt über die Entwicklungen, die sich dort ergeben haben. Wir bewundern das amerikanische Volk und seine Regierung, wie sie dort für die eingegangenen Verpflichtungen eintreten. Es ist selbstverständlich unsere Aufgabe, auf dem Gebiet, wo wir helfen können, zu helfen. Deswegen ist es, glaube ich, richtig, daß die Bundesregierung Hilfe auf wirtschaftlichem Gebiet und — inzwischen ist ja die Meldung über das Lazarettschiff bekanntgeworden — auch auf humanitärem Gebiet leistet.
    Auch Herr Kollege Wehner hat dieses Problem angesprochen. Ich habe ihn nicht recht verstanden; vielleicht wird er das noch einmal verdeutlichen können. Er sagte, wir müßten uns mit diesem Problem beschäftigen, wir müßten darüber sprechen, es ziehe uns immer mehr in seinen Bann. Daß es uns in seinen Bann ziehen muß auf humanitärem Gebiet, auf wirtschaftlichem Gebiet — so wie ich es eben sagte —, ist ganz sicher. Ich möchte auf



    Schultz (Gau-Bischofsheim)

    1 der anderen Seite aber ganz deutlich sagen, daß meiner Auffassung nach weitergehende Verpflichtungen, Verpflichtungen, wie wir sie z. B. durch den NATO-Vertrag übernommen haben, hier nicht herangezogen werden können, daß wir weitere Verpflichtungen nicht eingehen können. Ich bin der Meinung, wir sollten auch den Anschein vermei- den, als ob man der Meinung zuneige, daß die NATO den Bereich, der ihr nach dem Vertrag zugewiesen ist, allmählich ausweiten sollte auf alle Brennpunkte der Welt. Hier würden wir eine Entwicklung ansteuern, die die friedliche Regelung von Streitfragen internationaler Politik — wie sie auch in Südvietnam angestrebt wird — noch schwieriger machen würde, als sie ohnehin schon ist.
    Ich bin sicher, daß das, was heute nachmittag ungesagt geblieben ist, im Ausschuß wird erörtert werden können. Ich möchte aber noch einmal meine Auffassung unterstreichen, daß der außenpolitische Auftakt, den diese Bundesregierung gegeben hat, erfolgversprechend ist. Man kann nur wünschen, daß sich alle Kräfte in unserem Volk hinter das von der Bundesregierung Gewollte stellen.

    (Beifall hei der FDP.)



Rede von Erwin Schoettle
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Abgeordnete Schmidt (Hamburg).

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Helmut Schmidt


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich darf zunächst meinem Vorredner, Herrn Schultz, antworten, das es, als wir gestern darum baten, daß der Herr Außenminister nach Abschluß der beiden internationalen Konferenzen, an denen er bzw. der Herr Bundeskanzler teilgenommen hat, hier einmal einen Bericht gibt, nicht unsere Absicht war, improvisiert eine Debatte über Grundprinzipien der deutschen Außenpolitik vom Zaune zu brechen. Das wäre auch nicht sehr sinnvoll. Was wir wollten, war vielmehr, dazu beizutragen, daß die Bundesregierung ihre Position, ihre Erfahrungen, ihre Eindrücke vor dem Parlament und vor der Öffentlichkeit dartut. Das ist-ganz sicherlich ein Gewinn für die Bundesrepublik als Ganzes, es kann ein Gewinn sein für die Bundesregierung, und es ist ganz bestimmt ein Gewinn für die Beziehungen zwischen Bundesregierung und Parlament, wenn solches geschieht. Das war die Absicht, die wir verfolgt haben.
    Nun hat der Herr Bundesaußenminister -- er wird ja sicherlich noch einmal das Wort nehmen, auch auf die Ausführungen meines Freundes Wehner hin — ein paar Punkte berührt, zu denen ich von ihm noch etwas genauere Auskunft erbitten möchte, weil ich annehme, daß der Bundesregierung und dem Außenminister an einer Klarstellung der Position der Regierung in diesen Punkten durchaus gelegen sein könnte.
    Lassen Sie mich in den Monat November zurückgreifen. Damals hat der Bundesverteidigungsminister — der heute leider erkrankt ist — in Paris anläßlich einer Sitzung — ich weiß nicht mehr genau, welchen Gremiums; es war vor der NATO- Ratstagung — vor Journalisten gesagt, daß wir in bezug auf die nuklearen Waffen -- Herr Schultz! --Mitbesitz anstreben müßten, denn nur Mitbesitz garantiere oder gewährleiste Mitbestimmung. Diese Wortwahl des Herrn Bundesverteidigungsministers und auch der Inhalt seiner Forderung ist hier dann in der Debatte über die Regierungserklärung von verschiedenen Seiten kritisch beleuchtet worden, ohne daß die Bundesregierung dazu in jener Debatte Stellung genommen hätte. Es haben nur Abgeordnete zu diesem Punkt Stellung genommen. Der Herr Bundeskanzler selber hat in einer sehr kurzen Intervention hier von diesem Platz aus gesagt, unmittelbar vor seinem Besuche in Washington hielte er es nicht für zweckmäßig, wenn er seine Position hier anders darlege als in den sehr allgemeinen, unverbindlichen Sätzen, die die Regierungserklärung darüber enthalten hatte.
    Nun, ich meine, wenn der Bundeskanzler damals hier Position bezogen hätte — es wäre ja nicht ausgeschlossen gewesen, daß es sich um eine Position gehandelt hätte, die die allgemeine Zustimmung dieses Hauses hätte finden können --, dann wären möglicherweise in diesem Punkt sein Gespräch in Washington und das Gespräch des Herrn Außenministers im NATO-Rat durch eine gemeinsame Erklärung dieser Position erleichtert worden. Die hat nicht stattgefunden. Inzwischen ist der Besuch in Washington vorbei, die NATO-Ratssitzung ist gewesen.
    Meine Frage wäre, ob wir denn nun heute, wo kein Besuch bevorsteht, die Position der Regierung zu dieser Frage erfahren können, die Position zu der Frage nämlich, ob wir im NATO-Rat und ob wir gegenüber unserem großen amerikanischen Verbündeten spezifisch diese Forderung nach nuklearem Mitbesitz erheben. Ist das unsere Position? Ist das die Position der Bundesregierung? Das würde ich jetzt nach dem Besuch wirklich gern erfahren. Und wenn dies Ihre Position war, haben Sie sie gegenüber dem Präsidenten Johnson erhoben, und was hat er geantwortet? Das würde ich jetzt nachträglich wirklich gern erfahren.
    Es hat sich übrigens in der Aussprache über die Regierungserklärung e i n Abgeordneter von der Rechten für eine europäische Nuklearstreitmacht eingesetzt, die jedenfalls — so habe ich es verstanden auch England und Frankreich mit umschließen sollte. Auch zu diesem Vorschlag hat die Bundesregierung damals kein Wort gesagt. Abgeordnete haben dazu gesprochen; die Bundesregierung hat sich nicht geäußert. Vielleicht darf man an die Bundesregierung die Frage stellen, ob sie heute erklären will, daß das eine Position ist, die sie einnimmt oder vielleicht heute noch nicht einnimmt, aber demnächst anstreben will, wenn die Entwicklung dafür Voraussetzungen schafft, oder ob sie erklären will, daß das eine Position ist, die sie im Augenblick für irrealistisch hält, oder ob sie erklären will, daß sie im NATO-Rat dazu gesprochen hat und was sie dazu gesprochen hat, oder ob sie berichten will, daß und was sie mit dem amerikanischen Präsidenten über diese Position gesprochen hat und was das Ergebnis gewesen ist. So aufschlußreich,



    Schmidt (Hamburg)

    lieber Herr Schultz, war nämlich das Kommuniqué nun doch wieder nicht, als daß Sie es hier dreimal hätten zitieren müssen.

    (Beifall bei der SPD. — Zuruf von der FDP.)

    In diesem Zusammenhang eine Frage, die uns alle immer wieder bewegt und die wir hier in diesem Hause eigentlich noch nie wirklich miteinander besprochen haben. Herr Kopf hat eben gesagt — mit der Zustimmung einer großen Mehrheit, nehme ich an —, daß die Bundesrepublik an dem NATO-Bündnis festhalten wolle. Das steht ja zwischen uns nicht zur Debatte, Herr Kopf. Was zur Debatte steht und worüber man sich Sorgen macht, worüber man miteinander redet, worüber man Artikel schreibt, worüber man von Journalisten befragt wird und worüber man sich im Fernsehen und im Rundfunk äußert, das ist die Frage: Wie kriegen wir es denn hin, daß der Bündnisvertrag bestehenbleibt? Das ist doch das eigentliche Problem.

    (Beifall bei der SPD.)

    Wir sind doch nicht zusammengekommen, um Dinge zu deklamieren, die selbstverständlich sind. Das große Problem, das auch Herrn Schröder bedrängt — da habe ich gar keinen Zweifel —, das den Bundeskanzler bedrängen müßte, ist doch: Wie kriegen wir es denn hin, daß das, was uns an diesem Bündnis wesentlich ist, über das Jahr 1969 hinaus erhalten bleibt? Dieses Jahr 1969 wirft entsetzliche Schatten auf all diese Diskussionen.

    (Abg. Wehner: Sehr wahr!)

    Wir können doch nicht so tun, als ob bloß wir hier in der Bundesrepublik, in Bonn von diesen Schatten nicht berührt wären. Wir sind davon zu allermeist berührt.
    Ich würde eben sehr gern sehen, wenn der Herr Bundesaußenminister in einer solchen Unterrichtung sagen könnte, wie er denn die Gefahr einschätzt und wie er die deutschen Möglichkeiten einschätzt, möglichen Gefahren entgegenzutreten. Es ist ja nicht so ,einfach, Herr Kopf, daß Sie nur von „der NATO" reden könnten. Der französische Präsident macht einen ganz großen Unterschied zwischen dem Bündnis einerseits und der NATO andererseits. Das ist der entscheidende Ansatzpunkt für alles das, was er innerhalb des Bündnisses im Laufe der letzten fünf Jahre an politischen Bewegungen vollzogen hat: dieser Unterschied zwischen der NATO als organisatorischer Form, als organisatorischer militärischer Struktur einerseits — gegen die er viel einzuwenden hat — und dem Bündnis andererseits, gegenüber dem er bisher nicht so sehr viel einzuwenden hatte. Das sind die wirklichen Probleme, mit denen wir ringen und mit denen jedenfalls der Bundesaußenminister ringt. Die können wir nicht nur als Zuschauer betrachten. Es ist nicht so, daß der französische Präsident alleine Akteur in dieser Frage sein oder bleiben dürfte. Sie geht uns noch viel mehr an als die französische Regierung. Mit einem Bekenntnis zur NATO ändern wir überhaupt nichts. Damit sind wir überhaupt kein Faktor in diesem Gespräch.
    Lassen Sie mich, Herr Dr. Schröder, bitte auch noch eine Frage zu Vietnam stellen. Anfang dieses Monats ist in der deutschen Presse, zum Teil etwas sensationell aufgemacht — ich habe das sehr bedauert —, die Behauptung aufgetaucht, von amerikanischer Seite würden wir, die Bundesrepublik, zu einer militärischen Hilfe in Südvietnam gedrängt. Eine Zeitung hat sogar in fetten Zeilen behauptet, man verlange von uns, daß wir deutsche Soldaten nach Südvietnam schickten. Ich habe am nächsten Tag mit Befriedigung gesehen, daß alle politischen Stellen, die sich zu dieser Zeitungsmeldung äußerten, sich sehr einheitlich dazu geäußert und das weit weggeschoben haben. Auch der Herr von Hase hat das ja am nächsten Tage dementiert; nur gehört das bei Herrn von Hase zu den routinemäßigen Berufsaufgaben.
    Ich würde ganz gerne sehen, daß sich der Bundesaußenminister vor diesem Hause zu diesem Punkte erklärt oder daß er die Position der Bundesregierung zu diesem Punkte vor diesem Hause erklärt, soweit ihm das möglich ist.

    (Beifall bei der SPD.)

    Hat es, Herr Dr. Schröder, amerikanische Wünsche hinsichtlich deutscher Hilfe im Vietnamkonflikt an unsere Adresse gegeben, oder sind sie nur von irgendwem irgendwo lanciert worden? Das wäre ja ein riesiger Unterschied. Hat es amerikanische Wünsche solcherart an die Adresse der Bundesregierung gegeben? Worauf haben diese Wünsche abgezielt, und was haben wir, was hat die deutsche Bundesregierung darauf geantwortet? Ich stelle die Frage, weil ich mir denken könnte, daß die Bundesregierung es begrüßen würde, hier eine Klarstellung geben zu können.
    Ich selbst bin am Montagabend nach einem Vortrag, den ich vor einem Universitätspublikum, vor Studenten, zu halten hatte, von den Studenten umringt worden, von 20, 30 jungen Leuten, sehr bemüht, sehr ernsthaft, sehr gewissenhaft beschäftigt mit dem Vietnamproblem; es war gar nicht mein Thema gewesen. Die haben mich dann gefragt: Sagen Sie einmal — Sie müssen das doch eigentlich wissen --, wir haben hier Nachrichten — der eine hat dies zitiert, der andere hatte einen Brief und wieder ein anderer hatte dort etwas gehört --, daß deutsche Soldaten in Vietnam sind, zwar nicht in Uniform, aber in Zivil. Sie müssen das doch wissen! Ist das wahr? Was halten Sie davon? — Ich habe geantwortet: Ich halte das für unwahr, ich halte das für undenkbar. Ich habe die jungen Herren gebeten, mir doch zu schreiben, woher sie es haben, damit ich dem nachgehen könne.
    Die Regierung möge sich darüber im klaren sein: Diese Gerüchte werden ausgestreut, werden geflissentlich ausgestreut. Die Kameraden, die das ausstreuen, kommen von der anderen „Feldpostummer". Es gibt Gutwillige, die das zunächst einmal für bare Münze nehmen. Man muß nicht böswillig sein, um auf eine Propagandanachricht hereinzufallen.
    Ich würde es begrüßen, wenn die deutsche Bundesregierung diese Gelegenheit benutzte, zu erklären — was doch wahr ist —, daß es in Vietnam keinen ein-



    Schmidt (Hamburg)

    zigen Soldaten der Bundesrepublik gibt, weder in Uniform noch in Zivil noch in irgendeiner anderen, räuberzivilmäßigen Verkleidung.

    (Beifall bei der SPD.)

    Ich würde es wirklich begrüßen, wenn das hier geklärt würde. Es mag vielleicht zwei oder drei Soldaten geben, die als Attachés zu unserem Botschaftspersonal gehören. Das ist hier nicht gemeint. Aber vielleicht ist auch das letztere noch ein Punkt, den Sie klarzustellen wünschen.
    Eine Bemerkung möchte ich noch anfügen und damit diese kurze Intervention auch beschließen, eine Bemerkung zu diesem Krieg in Vietnam. Es mag, meine Damen und Herren, an dem Krieg in Vietnam vieles und Schreckliches zu kritisieren sein. Es mag sicherlich auch vieles zu kritisieren sein an dem, was unsere amerikanischen Verbündeten in Vietnam tun, und an dem, was sie dort lassen. Bei welchem Kriege oder bei welchem Bürgerkrieg in der Menschengeschichte wäre das je anders? Schreckliches geht da vor sich. Das ist sicher so. Aber ich will hier auf meine persönliche Kappe hin doch eines aussprechen: Wir sind uns sicherlich bewußt, daß mindestens zwei Punkte, die unser deutsches Interesse sehr nahe berühren, auch in Vietnam auf dem Spiele stehen, nämlich einmal die Frage, ob und wieweit amerikanische Beistandsverpflichtungen von den Amerikanern eingehalten werden, und zweitens die Frage, ob und wie weit die Auswirkungen auch auf unsere eigene Position hier in Europa wohl gehen würden, wenn es zu einem Abbröckeln der amerikanischen Position an den Rändern des Pazifischen Ozeans käme.
    Ich sage das nur, weil ich deutlich machen will, daß jedenfalls ich mir dessen durchaus bewußt war, als ich vorhin die anderen Fragen stellte, und weil ich mich vor Fehlinterpretationen schützen möchte.
    Das alles soll nicht heißen, daß wir etwa nicht Gelegenheit nehmen müßten — nicht gerade an diesem Ort, aber an anderer Stelle -- und sogar Verpflichtungen hätten, dort, wo wir meinen, auf fundierte Kenntnisse sich abstützende Kritik oder Vorschläge an die Adresse unserer amerikanischen Freunde, auch was Vietnam angeht, zu äußern. Sicherlich haben wir diese Möglichkeit und ganz sicherlich werden wir davon Gebrauch zu machen haben, wenngleich wir sorgfältig darauf achten wollen, die Haltung als Bündnispartner gegenüber den Amerikanern nicht zu verletzen. Wir alle fahren ja nächste Woche nach Berlin, und da wird uns wieder zum Bewußtsein gebracht werden, wie sehr wir auf die Haltung des Partners — gerade d i es es Partners — angewiesen sind, wie sehr gerade wir Deutschen darauf angewiesen sind. Wir werden also sicherlich die partnerschaftliche Haltung nicht verletzen wollen. Aber andererseits werden wir bei einem solchen Gespräch, einem solchen Meinungsaustausch mit den Amerikanern — statt „wir" müßte ich eigentlich sagen: unsere Regierung —, wird die Bundesregierung sicherlich die Pflicht haben, unseren amerikanischen Freunden ganz deutlich zu machen, daß sie keine Hilfsersuchen an uns richten können, die wir nicht erfüllen können, weil wir sie nicht erfüllen dürfen. Wenn ich sage „dürfen", meine ich: weil wir sonst ganz schreckliche Folgen schon sehr deutlich am Horizont erkennen müßten. Es gibt — das ist durchaus denkbar, wenn man sich in amerikanische Mentalitäten versetzt — eine Reihe von Hilfsersuchen, die man, wenn man von Illinois oder aus Kalifornien kommt, an seine Bündnispartner in Europa gern stellen möchte, wenn man die Last dieses vietnamesischen Krieges zu tragen hat, nicht nur die Last des Krieges, sondern auch die Last der Probleme. Es m u ß die ja bedrücken, das ist keine sehr einfache Problematik, vor der die Amerikaner stehen. Ich kann mir vorstellen, daß man aus amerikanischer Sicht eine Reihe von Hilfsersuchen relativ leicht gegenüber seinen Bündnispartnern über die Zunge bringt. Gegenüber der Bundesrepublik gibt es aber gewisse Hilfsersuchen, theoretisch gedacht, von irgend jemand in Illinois ausgesprochen, oder ausgestreut in irgendeinem Dienst, in irgendeiner Zeitung publiziert, die die amerikanische Regierung nicht aussprechen sollte. Und die deutsche Bundesregierung muß dafür sorgen — falls eine solche Gefahr bestünde —, daß sie nicht ausgesprochen werden.

    (Beifall bei der SPD.)