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    Deutscher Bundestag 13. Sitzung Bonn, den 12. Januar 1966 Inhalt: Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abg. Dr. Adenauer und Frau Dr. Schwarzhaupt 483 A Überweisung von Vorlagen 483 C Fragestunde (Drucksachen V/161, V/169, V/174) Fragen der Abg. Frau Funcke: Tragen bunter Pullover oder Strickjacken durch das Personal der Deutschen Bundespost . . . . . . . . 485 C Frage des Abg. Dr. Marx (Kaiserslautern) : Gestaltung des amtlichen Fernsprechbuches Nr. 18, Neustadt Stücklen, Bundesminister 485 D Frage des Abg. Dr. Marx (Kaiserslautern) : Werbetexte im Telefonbuch Stücklen, Bundesminister 486 A Fragen des Abg. Strohmayr: Erhöhung des Inland- Briefportos, des Auslandsportos und der Telegrammgebühren — EWG-Vorschlag zu einer Vereinheitlichung Stücklen, Bundesminister 486 A Strohmayr (SPD) 486 B Fragen des Abg. Cramer: Möglichkeit der Abschaltung des Telefons und Einschaltung eines Tonzeichens durch Telefoninhaber — Haftung des neuen Wohnungsinhabers für Telefonschulden des Vormieters Stücklen, Bundesminister 486 C Cramer (SPD) 487 A Frage des Abg. Dr. Müller-Emmert: Verbesserung der Fernsehversorgung im Raume Glan- Münchweiler, Kreis Kusel 487 B Fragen des Abg. Mattick: Auftrag der Bundesregierung an Abg. Lemmer Dr. Mende, Stellvertreter des Bundeskanzlers 487 C Mattick (SPD) 487 C Wehner (SPD) . . . . . . . . . 488 D Schmitt-Vockenhausen (SPD) . . . 489 A Dr. Mommer (SPD) 489 B Dr. Schulz (Berlin) (SPD) . . . . . 489 B II Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 13. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 12. Januar 1966 Fragen des Abg. Liehr: Verhältnis des Bundesbevollmächtigten, Staatssekretär Krautwig, zu Abg. Lemmer und dessen Auftrag — Unterrichtung der Landesregierung Berlin über diesen Auftrag Dr. Mende, Stellvertreter des Bundeskanzlers 489 C Liehr (SPD) 489 D Jahn (Marburg) (SPD) 490 B Wehner (SPD) 490 C Mattick (SPD) 490 D Dr. Schellenberg (SPD) 491 A Büttner (SPD) 491 B Müller (Berlin) (CDU/CSU) . . . 491 C Ertl (FDP) 491 D Frage des Abg. Dr. Müller (München) : Unsicherheit in der Beförderung der Briefe im bisher üblichen Format Stücklen, Bundesminister 492 B Dr. Müller (München) (SPD) 492 D Cramer (SPD) 493 B Wehner (SPD) 493 B Neumann (Berlin) (SPD) 493 D Frau Freyh (SPD) 494 B Dr. Rutschke (FDP) 494 B Gscheidle (SPD) . . . . . . . 494 C Buschfort (SPD) . . . . . . . 494 D Dr. Mommer (SPD) . . . . . . 494 D Frage des Abg. Flämig: Novelle zum Brotgesetz — Roggenmischbrot Höcherl, Bundesminister . . . . . 495 B Flämig (SPD) . . . . . . . . . 495 B Fragen der Abg. Bading und Ertl: Zuschuß zur Schulmilchspeisung Höcherl, Bundesminister . . . . . 496 A Fellermaier (SPD) . . . . . . . 496 B Ertl (FDP) . . . . . . . . . . 496 C Frage der Abg. Frau Freyh: Fahrgäste der Deutschen Bundesbahn und Zonengrenze Dr. Mende, Bundesminister . . . . 496 D Frau Freyh (Frankfurt) (SPD) . . . 496 D Fragen des Abg. Dr. Schulz (Berlin) : Denkschrift der EKD Dr. Schröder, Bundesminister . . . 497 B Frage des Abg. Schwabe: Stich- und Schußwaffen . . . . . 497 D Frage des Abg. Wagner: Preis für politische Zugeständnisse Ostberlins Lücke, Bundesminister 497 D Wagner (CDU/CSU) 498 A Erklärung des Bundesministers des Auswärtigen Dr. Schröder, Bundesminister . 498 B Wehner (SPD) . . . . . . . .. 500 C Dr. Kopf (CDU/CSU) 503 A Schultz (Gau- Bischofsheim) (FDP) . 504 C Schmidt (Hamburg) (SPD) . . . . 506 B Frau Strobel (SPD) 510 D Dr. Furler (CDU/CSU) 513 A Wischnewski (SPD) 514 B Mattick (SPD) 515 A Dr. Barzel (CDU/CSU) 516 D Nächste Sitzung 518 Anlagen 519 13. Sitzung Bonn, den 12. Januar 1966 Stenographischer Bericht Beginn: 14.30 Uhr
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    Berichtigung Es ist zu lesen: 9. Sitzung Seite 269 A Zeile 1 statt „250 00" : 250 000; 12. Sitzung Seite 466 C Zeile 15 ist zu streichen. Zwischen Zeile 16 und Zeile 17 ist einzufügen: muß, wenn man alle schriftlichen Berichte des So- Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete (r) beurlaubt bis einschließlich a) Beurlaubungen Dr. Abelein 14. 1. Arendt (Wattenscheid) 12. 1. Bading * 14. 1. Frau Berger-Heise 18. 2. Dr. Birrenbach 14. 1. Dr. Dehler 14. 1. Dr. Effertz 12. 1. Eisenmann 14. 1. Frau Funcke 12. 1. Hirsch 15. 1. Dr. Jahn (Braunschweig) 14. 1. Kaffka 14.1. Kahn-Ackermann 13. 1. Klinker * 12. 1. Krammig 15. 1. Frau Krappe 28. 2. Kriedemann * 12. 1. Leber 14. 1. Dr. Lenz (Bergstraße) 15. 1. Lücker (München) * 12. 1. Mauk * 14. 1. Missbach 14. 1. Frau Schanzenbach 3. 2. Dr. Stecker 13. 1. b) Urlaubsanträge Berlin 19. 2. Burger 10. 4. Erler 15. 2. Josten 19. 2. Junghans 7. 2. Frau Dr. Krips 22. 1. Majonica 22. 1. Dr. Morgenstern 28. 1. Frau Pitz-Savelsberg 21. 1. Dr. Frhr. v. Vittinghoff-Schell 18. 1. *Für die Teilnahme an einer Ausschußsitzung des Europäischen Parlaments Anlage 2 Der Präsident des Bundesrates - Abschrift - Bonn, 17. Dezember 1965 An den Herrn Bundeskanzler Ich beehre mich mitzuteilen, daß das Gesetz zur Sicherung des Haushaltsausgleichs (Haushaltssicherungsgesetz) nach Ansicht des Bundesrates seiner Zustimmung bedarf. Anlagen zum Stenographischen Bericht Der Bundesrat hat in seiner 290. Sitzung am 17. Dezember 1965 beschlossen, dem vom Deutschen Bundestage am 9. Dezember 1965 verabschiedeten Gesetz gemäß Artikel 84 Abs. 1, Artikel 87 Abs. 3 Satz 2 und Artikel 105 Abs. 3 des Grundgesetzes zuzustimmen. Tm übrigen hat der Bundesrat zu dem Gesetz die aus der Anlage ersichtliche Entschließung angenommen. Dr. h. c. Altmeier An den Herrn Präsidenten des Deutschen Bundestages Bonn Bundeshaus Bonn, 17. Dezember 1965 Vorstehende Abschrift wird mit Bezug auf das dortige Schreiben vom 10. Dezember 1965 mit der Bitte um Kenntnisnahme übersandt. Dr. h. c. Altmeier Entschließung des Bundesrates zum Gesetz zur Sicherung des Haushaltsausgleichs (Haushaltssicherungsgesetz) Der Bundesrat hat sich nur unter Zurückstellung erheblicher Bedenken dazu entschließen können, einer Regelung zuzustimmen, die das Wirksamwerden des Selbstschutzgesetzes, des Schutzbaugesetzes und des Zivilschutzkorpsgesetzes bis 1968 hinausschiebt. Er ist der Auffassung, daß die „einfache Notstandsgesetzgebung" von der Verabschiedung der Notstandsverfassung zeitlich und sachlich nicht abhängig ist. Er ist vielmehr der Ansicht, daß die vor den Wahlen von allen Parteien gemeinsam vertretene Auffassung richtig ist, die einfachen Notstandsgesetze so bald wie möglich wirksam werden zu lassen. Er fordert, daß die Vorarbeiten zur Durchführung dieser drei Gesetze unbeschadet des Artikels 16 a des Haushaltssicherungsgesetzes weiterhin betrieben werden, um die sofortige Verwirklichung der Gesetze im Jahre 1968 zu gewährleisten. Der Bundesrat behält sich vor, auf eine frühere Verwirklichung der Gesetze zu dringen, sobald es die Haushaltslage des Bundes erlaubt. Anlage 3 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs Dr. Langer vom 9. Dezember 1965 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Strohmayr (Drucksache V/57 Frage IX /1): Hat die Bundesregierung die Absicht, durch eine Änderung der Gewerbeordnung den Schutz der Bewohner gewerblicher Altersheime vor Übervorteilung durch gewinnsüchtige Heiminhaber zu verbessern und die Bewohner vor einer Vernachlässigung der Pflege zu bewahren? 520 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 13. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 12. Januar 1966 Die Bundesregierung teilt die Sorge um eine befriedigende Unterbringung alter Menschen. Im Hinblick auf die gerade in letzter Zeit bekanntgewordenen Unregelmäßigkeiten in einzelnen gewerblichen Altenheimen hält sie im Interesse des Schutzes der Bewohner dieser Heime eine besondere Überwachung für erforderlich. Die derzeitigen gesetzlichen Bestimmungen lassen eine laufende Kontrolle nicht zu. Die hierfür notwendigen gesetzlichen Grundlagen sollten daher nach Ansicht der Bundesregierung durch eine Ergänzung der Gewerbeordnung — etwa durch Einbeziehung der gewerblichen Altenheime in die Überwachungsvorschrift des § 38 Gewerbeordnung — geschaffen werden. Entsprechende Vorarbeiten sind bereits im Gange. Nach dem Ergebnis der Vorbesprechungen insbesondere mit dem hier in erster Linie beteiligten Herrn Bundesminister des Innern und mit den zuständigen Länderressorts kann damit gerechnet werden, daß die Bundesregierung in absehbarer Zeit den Entwurf eines entsprechenden Änderungsgesetzes zur Gewerbeordnung vorlegen wird. Anlage 4 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs Dr. Langer vom 9. Dezember 1965 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Dr. Gleissner (Drucksache V/57 Frage IX /2, IX /3 und IX /4) : Welcher Prozentsatz des in Deutschland verdienten Arbeitseinkommens wird von den Gastarbeitern bisher als Ersparnisse oder zum Unterhalt von Familienangehörigen ins Ausland transferiert? Besteht bei der Bundesregierung darüber Klarheit, in welchem Verhältnis die durch zusätzliche Gastarbeiter erzielbare Produktivitätssteigerung zu den Produktivitätsverlusten durch Arbeitszeitverkürzungen steht? Kann mit der durch zusätzliche Fremdarbeiter erzielbaren Produktivitätssteigerung und Exportzunahme der zusätzlich zu erwartende Devisenbedarf fur die Überweisungen aus Löhnen in das Heimatland ausgeglichen werden? 1. Frage IX Ziffer 2 Nach der Zahlungsbilanzstatistik 1964 haben ausländische Arbeitnehmer rd. 1,3 Mrd. DM in ihre Heimatländer überwiesen. Unterstellt man, daß die ausländischen Arbeitnehmer im Durchschnitt im Bezugsjahr rd. 600 DM netto im Monat verdient haben, so ergibt sich bei einer durchschnittlichen Beschäftigung von damals rd. 930 000 ausländischen Arbeitnehmern, daß sie jeweils etwa 20 % ihres Nettoeinkommens in ihre Heimatländer überwiesen haben. Darüber hinaus nehmen die ausländischen Arbeitnehmer auch gewisse Bargeldbeträge in ihre Heimatländer mit; verläßliche Schätzungen über deren Höhe sind jedoch kaum möglich. 2. Frage IX Ziffer 3 Die Beschäftigung ausländischer Arbeitskräfte ermöglicht in nicht geringerem Umfange die Ausnutzung vorhandener oder durch neue Investitionen zusätzlich geschaffener Kapazitäten. Dadurch wird eine größere Produktionssteigerung ermöglicht als es ohne die ausländischen Arbeitnehmer der Fall wäre. In welchem Umfange die Beschäftigung ausländischer Arbeitnehmer Produktionsverluste aufgewogen hat, die durch Arbeitszeitverkürzungen entstanden sind, läßt sich nicht zahlenmäßig erfassen. 3. Frage IX Ziffer 4 Die Leistungsfähigkeit im Export wird bei gegebener Auslandsnachfrage von den Produktionsmöglichkeiten im Inland bestimmt. Insoweit tragen auch die ausländischen Arbeitnehmer direkt oder indirekt zur Erhöhung der Ausfuhr bei. Wie weit dadurch die Überweisungen der ausländischen Arbeitnehmer in ihre Heimat kompensiert werden, hängt von der Entwicklung der Auslandsnachfrage und damit auch von der internationalen Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft ab. Anlage 5 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs Gumbel vom 31. Dezember 1965 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Felder (Drucksache V/57 Frage XII /2 und XII /3) : Welche Maßnahmen hat das Bundesverteidigungsministerium getroffen, um Massenerkrankungen an Paratyphus, wie sie sich kürzlich in Kempten bei den Soldaten der Garnison ereignet haben, zu verhüten? Ist es richtig, daß sich auch beim Fliegerhorst in Neubiberg Krankheitsfälle der in Frage XII /2 genannten Art ergeben haben? 1. a) Bei den Erkrankungen in Kempten handelte es sich nicht um Paratyphus, sondern um Salmonellose, eine bakterielle Lebensmittelvergiftung mit leichtem Krankheitsverlauf. Erkrankungen traten nicht nur bei Soldaten der Garnison auf. Auch aus der Zivilbevölkerung sind Krankheitsfälle gemeldet worden. Als Infektionsquelle wurde Mettwurst aus einer Schlächterei in Kempten festgestellt. Die Überwachung der Schlächterei obliegt dem öffentlichen Gesundheitsdienst. b) Das Bundesministerium der Verteidigung hat zur Verhütung von Lebensmittelvergiftungen im Bereich der Bundeswehr ausführliche und strenge Vorschriften erlassen, die sich bisher bewährt haben. Um Lebensmittelvergiftungen überhaupt ausschließen zu können, müßte jedes Schlachtvieh und jede Wurst bakteriologisch untersucht werden. Das ist aus zeitlichen, organisatorischen, wirtschaftlichen und personellen Gründen weder im militärischen noch im nicht militärischen Bereich möglich. 2. Im Fliegerhorst Neubiberg erkrankten 8 Soldaten an Salmonellose. Die Infektionsquelle war Wurst aus einer Münchener Schlächterei. Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 13. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 12. Januar 1966 521 .) Anlage 6 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs Gumbel vom 31. Dezember 1965 auf die mündliche Anfrage des Abgeordneten Schultz (Gau- Bischofsheim) (Drucksache V/57 Frage XII /1): Beabsichtigt die Bundesregierung, die Richtlinien des Bundesverteidigungsministeriums über die vorübergehende Gewährung von Wohnungs- und Heizkostenzuschüssen an Angehörige der Bundeswehr (VMBl. 1964 S. 36), die am 31. Dezember 1965 auslaufen, so lange weitergelten zu lassen, bis eine die Betroffenen nicht schädigende Überleitung auf Beihilfen nach dem Wohngeldgesetz möglich ist? Die Gültigkeitsdauer der geltenden Richtlinien ist bis zum 30. April 1966 verlängert worden. Für etwa nach diesem Zeitpunkt noch auftretende Härten sollen neue Richtlinien erlassen werden. Anlage 7 Schriftliche Antwort des Bundesministers Höcherl vom 10. Dezember 1965 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Ertl (Drucksache V/76 Frage X/1): Ist die Landwirtschaftliche Rentenbank bei Kreditbewilligungen gezwungen, an Hand der von den Länderministerien vorgelegten Listen für Mindestgrößen von bäuerlichen Familienbetrieben zu verfahren? Das trifft nach den geltenden Förderungsrichtlinien des Bundes vom 26. 7. 1963 in all den Fällen zu, in denen die Landwirtschaftliche Rentenbank im Auftrage des Bundes Förderungsmittel verwaltet. Anlage 8 Schriftliche Antwort des Bundesministers Höcherl vom 13. Dezember 1965 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Ertl (Drucksache V/76 Frage X/2) : Wird die Bundesregierung auch weiterhin bei den Verhandlungen über die Agrarfinanzierung an dem Junktim von Zucker- und Milchmarktregelung festhalten? Die Bundesregierung hat keinen Anlaß, von ihrer bisherigen Haltung abzuweichen. Anlage 9 Schriftliche Antwort des Bundesministers Höcherl vom 16. Dezember 1965 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Rehs (Drucksache V/76 Frage X/3 und X/4) : Ist der Bundesregierung bekannt, daß durch den Bewilligungsstopp im August 1965 allein in den Ländern Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Niedersachsen schätzungsweise rd. 1800 Anträge auf Gewährung von Siedlungskrediten zwar entgegengenommen, aber nicht bewilligt werden konnten und somit in das Haushaltsjahr 1966 hinübergenommen werden müssen, mit der Folge, daß echte neue Vorhaben im Jahresprogramm 1966 nicht gefördert werden können? Ist sich die Bundesregierung darüber im klaren, daß als weitere Folge der in Frage X/3 erwähnten Kürzung neue Eingliederungsanträge von den zuständigen Bewilligungsbehörden überhaupt nicht mehr angenommen werden und daß diese sich vor die Notwendigkeit gestellt sehen, für die Dauer eines Jahres eine völlige Antragssperre zu verhängen, weil sie infolge der Mittelkürzungen den unerledigten Antragsstau nicht nodi länger vor sidi herschieben können? Mein Ministerium hat weder einen Bewilligungsstopp für Siedlungsmittel verhängt noch die Bundesmittel gekürzt. Durch das Rundschreiben vom 13. August 1965 ist die Bewilligung von Siedlungskrediten überhaupt nicht eingeschränkt worden. Es ist nur für einen Teil der nach diesem Rundschreiben ausgesprochenen Bewilligungen die Auszahlung der Beträge erst für 1966 in Aussicht gestellt worden. Diese Anordnung war notwendig, um die Auszahlungen im Rahmen der vorhandenen Kassenmittel zu halten. Die Bundesregierung ist nach dem Haushaltsgesetz 1965 bei ihren 425 Mio DM für das Siedlungsprogramm 1965 mit 50 Mio DM auf den Kapitalmarkt verwiesen worden. Diese Mittel konnten bei dem geringen Angebot auf dem Kapitalmarkt erst Ende November beschafft werden. Die im Siedlungsprogramm 1965 in Aussicht gestellten 425 Mio DM Bundesmittel konnten den Ländern daher erst bis zum 1. Dezember zu 96 % für Kredit- und Beihilfebewilligungen zur Verfügung gestellt werden. Ein Dispositionsrest von 17 Mio DM wird in den nächsten Tagen verteilt. Die Länder können also in den Grenzen der ihnen für 1965 bekannten Kontingente über die Siedlungsmittel des Bundes voll verfügen. Damit sind auch die in Frage 2 geäußerten Befürchtungen gegenstandslos. Anlage 10 Schriftliche Antwort des Bundesministers Höcherl vom 10. Dezember 1965 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Dr. Tamblé (Drucksache V/76, Frage X/5 und X/6) : Ist der Bundesregierung bekannt, daß sich deutsche Fischer im deutschdänischen Grenzgebiet über Schwierigkeiten beklagen, die beim Fischen in den Grenzgebieten dadurch entstehen. daß die dänischen Behörden ihre Fischereigrenze nicht von der Festlandküste, sondern von der Grenze des Festlandsockels aus bemessen? Wie steht die Bundesregierung zu dem Vorschlag der Fischer im deutsch- dänischen Grenzgebiet, ein deutsches Inspektionsschiff zum Schutz und zur Hilfe für die Fischerei in den Grenzgewässern einzusetzen? Zu 1.: Nein. Derartige Klagen sind der Bundesregierung nicht bekannt. Es trifft auch nicht zu, daß die dänischen Behörden die Fischereigrenze von der Grenze des Festlandsockels aus bemessen. Vielmehr werden die dänischen Hoheitsgewässer -ebenso wie die deutschen Hoheitsgewässer — in Übereinstimmung mit dem Völkerrecht von der 522 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 13. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 12. Januar 1966 Niedrigwasserlinie des Festlandes oder der vorgelagerten Inseln aus gemessen. Hieraus können den deutschen Fischern daher keine besonderen Schwierigkeiten entstehen. Zu 2.: Die Fischereiaufsicht in den deutsch-dänischen Grenzgewässern wird von den Fischereiaufsichtsbooten des Landes Schleswig-Holstein regelmäßig ausgeübt. Da die dänischen Aufsichtsorgane nach den bisherigen Erfahrungen bei Grenzverletzungen korrekt einschreiten, sind besondere Maßnahmen zum Schutz der deutschen Fischer nicht erforderlich. Anlage 11 Schriftliche Antwort des Bundesministers Höcherl vom 13. Dezember 1965 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Bauer (Würzburg) (Drucksache V/76, Frage X/7) : Beabsichtigt die Bundesregierung, in absehbarer Zeit den Entwurf eines Bundeswaldgesetzes vorzulegen? Die Absicht besteht, zumal auch der Bundestag durch seinen Beschluß vom 27. Januar 1965 im Zusammenhang mit der Freistellung forstwirtschaftlicher Erzeugnisse von der Umsatzsteuer die Vorlage eines Bundeswaldgesetzes angeregt hat. Einen näheren Zeitpunkt kann ich leider nicht nennen. Mein Haus hat zwar schon längere Zeit Vorarbeiten geleistet. Sie konnten aber noch nicht abgeschlossen werden, weil sich neue Probleme ergeben haben und dabei eine Fülle von Gesichtspunkten zu berücksichtigen. ist. Dem Vernehmen nach bereitet der Deutsche Forstwirtschaftsrat als repräsentative Vertretung aller Besitzarten der Forstwirtschaft zur Zeit selbst den Entwurf eines Bundeswaldgesetzes vor. Die endgültige Fassung liegt mir aber bisher noch nicht vor, so daß ich dazu noch keine Stellung nehmen kann. Anlage 12 Schriftliche Antwort des Bundesministers Katzer vom 10. Dezember 1965 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Varelmann (Drucksache V/76, Frage XI /1 und XI /2) : Wie hoch ist in etwa der Anteil der Rentenleistungen, die auf Grund freiwilliger Versicherung an wirtschaftlich Selbständige und deren Familienangehörigen gezahlt werden, an dem Gesamtaufwand? In welchem Verhältnis steht in der Rentenversicherung der Arbeiter und der der Angestellten die Rentenleistung zu der Gesamtsumme der Löhne und Gehälter der Arbeiter und Angestellten? Zu Nr. 1: In der Einnahme- und Ausgaberechnung der Träger der gesetzlichen Rentenversicherungen werden die Rentenleistungen nicht danach aufgeteilt, ob sie auf Grund freiwilliger Versicherung an wirtschaftlich Selbständige und deren Familienangehörige oder auf Grund anderer Versicherung gewährt werden. Der Anteil der Rentenleistungen aus freiwilliger Versicherung an wirtschaftlich Selbständige an dem Gesamtaufwand der Rentenversicherung ist also nicht angebbar. Zu Nr. 2: Das Verhältnis zwischen den Rentenleistungen und der Gesamtsumme der Arbeitsentgelte belief sich 1964 in der Rentenversicherung der Arbeiter - auf 13,9 v. H., in der Rentenversicherung der Angestellten - auf 10,3 v. H., in der Gesamtheit der Rentenversicherungen der Arbeiter und der Angestellten auf 12,4 v. H. Der Vomhundertsatz ist in der Rentenversicherung der Angestellten niedriger als in der Rentenversicherung der Arbeiter, da in der Rentenversicherung der Angestellten wegen der dort bestehenden Versicherungspflichtgrenze die Summe der beitragspflichtigen Entgelte einen geringeren Vomhundertsatz der Summe der Entgelte überhaupt ausmacht (68,5 v. H.) als in der Rentenversicherung der Arbeiter (97,6 v. H.). Daß in der Rentenversicherung der Arbeiter, in der es keine Versicherungspflichtgrenze gibt, die Summe der beitragspflichtigen Entgelte unter der Summe der Entgelte überhaupt liegt, ist eine Auswirkung der Beitragsbemessungsgrenze. Anlage 13 Schriftliche Antwort des Bundesministers Katzer vom 9. Dezember 1965 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Fritsch (Deggendorf) (Drucksache V/76 Frage XI /3) : Ist die Bundesregierung bereit, dafür Sorge zu tragen, daß die Nachuntersuchungen von Kriegsbeschädigten, deren Versorgungsrenten bereits abschließend festgesetzt wurden, zukünftig unterbleiben? Eine abschließende Festsetzung der Versorgungsrenten kennt das Bundesversorgungsgesetz im allgemeinen nicht. Das Gesetz bestimmt lediglich, daß bei Versorgungsberechtigten, die das sechzigste Lebensjahr vollendet haben, die Minderung der Erwerbsfähigkeit wegen Besserung des Gesundheitszustandes nicht niedriger festzusetzen ist, wenn sie in den letzten zehn Jahren seit Feststellung nach den Vorschriften des Bundesversorgungsgesetzes unverändert geblieben ist. Für alle Beschädigten gilt jedoch, nach Verwaltungsvorschrift Nr. 4 zu § 62 Bundesversorgungsgesetz, daß eine ärztliche Nachuntersuchung von Amts wegen im allgemeinen unterbleiben soll, wenn Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 13. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 12. Januar 1966 523 der Gesamtbefund feststeht und mit einer wesentlichen Änderung der Schädigungsfolgen nach ihrer Art und dem bisherigen Verlauf nicht mehr zu rechnen ist. Sollten Ihnen, Herr Kollege, Fälle bekannt sein, bei denen diese Vorschriften nicht beachtet worden sind, wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie mir diese mitteilten. Ich werde dann die Überprüfung dieser Fälle gerne veranlassen. Anlage 14 Schriftliche Antwort des Bundesministers Katzer vom 9. Dezember 1965 auf die Mündliche Anfrage der Abgeordneten Frau Dr. Diemer-Nicolaus (Drucksache V/76, Frage XI /4) : Ist es richtig, daß volljährige Vollwaisen keine Ausbildungsbeihilfe erhalten, weil sie selbst nicht antragsberechtigt seien? Der Gesetzgeber hat die Ausbildungszulage nach dem Bundeskindergeldgesetz als Familienbeihilfe ausgestaltet. Die Ausbildungszulage soll also — ebenso wie das Kindergeld — die finanzielle Belastung vermindern, die den Eltern entsteht. Die Ausbildungszulage kann daher auch für Vollwaisen nur dann gewährt werden, wenn eine andere Person bei ihnen Elternstelle einnimmt. Dafür kommen nach dem Gesetz Adoptiv-, Pflege-, Stief- und Großeltern sowie Geschwister in Betracht. Diese gesetzliche Regelung kann in gewissen Fällen dazu führen, daß für eine Vollwaise keine Ausbildungszulage zu gewähren ist, weil es an einer anspruchsberechtigten Person fehlt. Diese Auswirkung wird in der Bevölkerung weithin als ungerecht empfunden. Ich bin daher der Auffassung, daß die gesetzliche Regelung in diesem Punkt überprüft werden sollte. Anlage 15 Schriftliche Antwort des Bundesministers Katzer vom 9. Dezember 1965 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Flämig (Drucksache V/76 Frage XI /5) : Könnte auf dem Weg einer Verordnung die Möglichkeit geschaffen werden, daß die zuständigen Direktoren der Arbeitsämter ermächtigt werden, arbeitsfähige, arbeitswillige und vermittlungsfähige Arbeitslose, die wegen ihres Alters aus ihrem Betrieb entlassen wurden und Anspruch auf Arbeitslosenunterstützung haben, aber wegen des fortgeschrittenen Alters vom Arbeitsmarkt nicht mehr aufgenommen werden, von der Meldekontrolle nach § 179 AVAVG zu befreien? Die Meldepflicht nach § 179 AVAVG hat den Zweck, die Vermittlung des Leistungsempfängers in Arbeit zu erleichtern und seine Arbeitslosigkeit nachzuweisen. Das Alter des Leistungsempfängers spielt dabei grundsätzlich keine Rolle. Denn auch für ältere Arbeitslose, die arbeitsfähig und arbeitswillig sind und damit die Voraussetzungen für den Bezug von Arbeitslosengeld erfüllen, gilt der Grundsatz des § 36 AVAVG, wonach die Vermittlung in Arbeit den Leistungen aus der Arbeitslosenversicherung vorgeht. Nach den auf Grund des § 179 Abs. 2 AVAVG vom Verwaltungsrat der Bundesanstalt erlassenen Bestimmungen über die Meldepflicht vom 10. 10. 1958 (IV Ziffer 6) hat der Meldepflichtige sich regelmäßig zweimal in der Woche zu melden. Nach IV Ziffer 7 ist der Direktor des Arbeitsamtes jedoch ermächtigt, aus begründetem Anlaß (ein solcher kann auch im Hinblick auf das Alter eines Arbeitslosen gegeben sein) die Zahl der Meldungen allgemein, für bestimmte Personengruppen oder im Einzelfall bis auf eine im Monat zu verringern. Darüber hinaus ist eine Befreiung von der Meldepflicht nach den angeführten Bestimmungen des Verwaltungsrates nicht zugelassen. Zu einer völligen Befreiung von der Meldepflicht könnte der Verwaltungsrat auch nicht ermächtigen, weil § 179 Abs. 1 AVAVG das nicht zuläßt. Nach geltendem Recht ist es hiernach nicht möglich, ältere Arbeitslose von der Meldepflicht völlig zu befreien. Um das zu erreichen, bedürfte es einer Änderung des Gesetzes. Eine Notwendigkeit hierfür kann jedoch nicht anerkannt werden, weil die geltenden Bestimmungen erlauben, bei Vorliegen berechtigter Gründe die Meldepflicht soweit wie vertretbar einzuschränken. Anlage 16 Schriftliche Antwort des Bundesministers Katzer vom 10. Dezember 1965 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Glombig (Drucksache V/76, Frage XI /6 und XI /7) : In welcher Weise gedenkt die Bundesregierng eine Koordinierung der Rehabilitationsmaßnahmen und eine Angleichung der Leistungen -- unbeschadet der jeweiligen Kostenträgerschaft — mit dem Ziel einer ganzheitlichen und zeitgemäßen Eingliederung anzustreben", wie es der Deutsche Ausschuß für die Eingliederung Behinderter in Arbeit, Beruf und Gesellschaft, dem auch Vertreter der Bundesregierung angehören, in seiner Entschließung vom 14. Juni 1965 gefordert hat? In welcher Weise will die Bundesregierung die Forderung des Deutschen Ausschusses für die Eingliederung Behinderter in Arbeit, Beruf und Gesellschaft realisieren und die Hilfe für die Eingliederung Schwerbehinderter, insbesondere für Querschnittsgelähmte, für Kinder mit angeborenen Gliedmaßenschädigungen und für geistig-seelisch Behinderte, durch Schließung bestehender Lücken weiter verbessern? Zu 1.: Der Deutsche Ausschuß für die Eingliederung Behinderter in Arbeit, Beruf und Gesellschaft hat auf seiner Vierten Arbeitstagung am 3. und 4. Juni 1965 nicht nur die Entschließung gefaßt, die Gegenstand Ihrer Anfrage ist, sondern auch einen Unterausschuß „Koordinierung der Rehabilitationsmaßnahmen" eingesetzt. Dieser soll u. a. die vielfältigen Vorschriften und Verfahrensweisen auf dem Gebiet der Rehabilitation und ihre Bewährung in der Praxis beobachten und dem Gesamtausschuß Vorschläge für ihre Verbesserung unterbreiten. Die Bundesregierung wird die Erkenntnisse dieser Ausschüsse bei ihren künftigen Maßnahmen auf dem Gebiet der Rehabilitation verwerten. Unabhängig davon untersucht sie laufend, wie eine Koordinierung der Rehabilitationsmaßnahmen durch Änderung der gelten- 524 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 13. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 12. Januar 1966 den Bestimmungen erreicht werden kann. Abschließende Ergebnisse liegen zur Zeit noch nicht vor. Zu 2.: Die Bundesregierung stellt für die Rehabilitation gerade dieser Schwerstbehinderten namhafte Mittel zur Verfügung. So wird z. B. aus den für mein Haus veranschlagten Haushaltsmitteln zur Förderung der Errichtung überregionaler Rehabilitationseinrichtungen die Erweiterung der orthopädischen Universitätsklinik in Heidelberg- Schlierbach mitfinanziert. Diese Klinik befaßt sich unter Leitung eines auf diesem Gebiet über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannten Fachmannes speziell mit Problemen der Querschnittsgelähmten. Außerdem wird aus diesen Haushaltsmitteln die Erweiterung des JohannesStraubinger- Hauses in Wildbad gefördert, in dem die berufliche Rehabilitation für Querschnittsgelähmte betrieben wird. Auch das bekannte Berufsförderungswerk in Heidelberg wird, nachdem es auf Veranlassung meines Hauses seine Einrichtungen entsprechend ausgebaut hat, Querschnittsgelähmte aufnehmen. In diesem Zusammenhang darf ich erwähnen, daß das Versorgungskrankenhaus in Bayreuth zu einer Rehabilitationsstätte für Querschnittsgelähmte ausgestaltet werden soll, wozu die bayerische Landesregierung Mittel zur Verfügung gestellt hat. Damit dürfte der Fehlbedarf an Rehabilitationseinrichtungen, auf den auch der Ärztliche Sachverständigenbeirat meines Ministeriums im Oktober 1964 hingewiesen hat, im wesentlichen behoben sein. Bei den Kindern mit angeborenen Gliedmaßenschädigungen steht im Vordergrund die Sorge, ihnen eine angemessene Schulausbildung zukommen zu lassen. Es handelt sich hierbei um eine Aufgabe der Länder, insbesondere der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder. Der Deutsche Ausschuß für die Eingliederung Behinderter in Arbeit, Beruf und Gesellschaft hat deshalb seine Entschließung auch den Ländern zugeleitet. Auch bei den geistig-seelisch Behinderten, die oft nicht in der Lage sind, im freien Wettbewerb tätig zu sein und besonderer Betreuung in beschützenden Werkstätten oder Heimen bedürfen, kommt es wegen der verfassungsmäßigen Zuständigkeit im wesentlichen auf die Initiative der Länder oder der örtlichen und überörtlichen Sozialhilfeträger an. Anlage 17 Schriftliche Antwort des Bundesministers Katzer vom 10. Dezember 1965 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Glombig (Drucksache V/76 Frage XI /8) : Warum hat die Bundesregierung die Rechtsverordnung zu § 564 (orthopädische Versorgung) und zu § 568 (Berufshilfe) des Untallversicherungs- Neuregelungsgesetzes, das bereits am 9. Mai 1963 verkündet worden ist, bis heute nicht vorgelegt? Die Ermächtigungen des UnfallversicherungsNeuregelungsgesetzes bedingten wegen ihrer großen Zahl die Aufstellung eines Zeitplanes für den Erlaß der einzelnen Rechtsverordnungen. So war im Interesse der Versicherten eine Regelung über die Abfindung von Renten vordringlich, da die Abfindungssummen aus der Abfindungsverordnung von 1926 die Entwicklung der Sterblichkeit nicht mehr ausreichend berücksichtigten. Diese Verordnung ist inzwischen erlassen. Entworfen und bereits zum Gegenstand von Besprechungen mit den Beteiligten sind eine Siebente Berufskrankheiten-Verordnung und eine Verordnung über Mehrleistungen in der gesetzlichen Unfallversicherung für den Personenkreis des § 765 RVO gemacht worden. Vorbereitet werden mußte ferner der Unfallverhütungsbericht, den die Bundesregierung nach § 722 RVO erstmals zum 31. Dezember 1965 dem Bundestag vorlegen wird. Sobald die genannten Verordnungen erlassen sind, werden die Verordnungen zu §§ 564 und 568 RVO vorbereitet werden. Mit dem Erlaß dieser Verordnungen ist im Laufe des Jahres 1966 zu rechnen. Bis dahin ist noch die Verordnung über Krankenbehandlung und Berufsfürsorge vom 14. November 1928 in Kraft. Aus ihrer Anwendung sind bis fetzt keine Schwierigkeiten zum Nachteil der Versicherten bekannt geworden. Anlage 18 Schriftliche Antwort des Bundesministers Stücklen vom 14. Dezember 1965 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Könen (Düsseldorf) (Drucksache V/76 Fragen XIII /6 und XIII /7): Hat die Bundesregierung Nachforschungen darüber angestellt, wie es kam, daß die am 28. August 1965 erschienene Briefmarke „125 Jahre Briefmarken" bereits nach 14 Tagen an den Postschaltern nicht mehr zu erhalten war? Wie hoch war die Auflage der Briefmarke „125 Jahre Briefmarken", die his zu dem in Frage XIII /6 genannten Zeitpunkt an den Postschaltern greifbar war? Zu XIII. 6.: Die Gedenkmarke „125 Jahre Briefmarken" war keinesfalls an allen Postschaltern bereits nach 14 Tagen ausverkauft. Ich hatte keine Veranlassung, besondere Nachforschungen anstellen zu lassen. Zu XIII. 7.: Die Auflage hatte die für Sondermarken übliche Höhe von 30 Millionen Stück. Anlage 19 Schriftliche Antwort des Bundesministers Stücklen vom 14. Dezember 1965 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Dr. Besold (Drucksache V/76 Frage XIII /1 und XIII /2) : Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 13. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 12. Januar 1966 525 Ist der Bundesregierung bekannt, daß die PostbeamtenKrankenkasse. als einzige der bestehenden Krankenkassen die Schielbehandlung nach ihrer Satzung als Vertragsleistung ausschließt Ist die Bundesregierung bereit, auf eine Änderung der in Frage XIII 1 genannten Bestimmung im Sinne einer ausreichenden Behandlung dieser Sehschäden einzuwirken? Soweit es sich beim Schielen um einen krankhaften Befund handelt, der durch eine Operation oder sonstige Maßnahmen behoben oder behandelt worden ist, tritt die Postbeamtenkrankenkasse stets für alle Mitglieder mit Leistungen ein. Wenn aber nur eine Aktivbehandlung bei Schwachsichtigkeit oder die Behandlung wegen einer Störung des beidäugigen Sehens notwendig ist, sind die Leistungen der Postbeamtenkrankenkasse für ihre B-Mitglieder — das sind die sogenannten „Selbstzahler" — an einen bestimmten Jahreshöchstsatz gebunden. Für Mitglieder der Gruppe A — das sind sogenannte „Kassenpatienten", die auf Krankenschein behandelt werden — übernimmt die Postbeamtenkrankenkasse für alle Behandlungsfälle, die bis zum 31. 3. 1965 begonnen oder genehmigt waren, die entstehenden Kosten auch über diesen Zeitpunkt hinaus. Für Behandlungsfälle, die nach dem 1. 4. 1965 entstanden sind, können Mitglieder der Gruppe A vorübergehend keine Leistungen erhalten. Diese, wie ich hoffe, nur vorübergehende Einschränkung ist eine Folge des Inkrafttretens der neuen Gebührenordnung für Ärzte vom 18. 3. 1965. Diese neue Gebührenordnung enthält wesentlich erhöhte Sätze und die Postbeamtenkrankenkasse mußte Sparmaßnahmen treffen. Der Vorstand der Postbeamtenkrankenkasse prüft gegenwärtig, ob die genannte Einschränkung ganz oder teilweise wieder aufgehoben werden kann. Ich bin gerne bereit, Herr Kollege, Sie über das Ergebnis der Bemühungen der Postbeamtenkrankenkasse zur gegebenen Zeit zu unterrichten. Anlage 20 Schriftliche Antwort des Bundesministers Stücklen vom 14. Dezember 1965 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Dr. Rinderspacher (Drucksache V//76 Frage XIII /3, XIII /4 und XIII /5) : Hat die Bundesregierung von dem Urteil des Landgerichts Hildesheim (1 S 262 64) vom 12. Mai 1964 Kenntnis genommen, das besagt, daß es Sache des Schuldners sei festzustellen, ob ein durch Zahlkarte einbezahlter Betrag auch tatsächlich auf dem Konto des Gläubigers gutgeschrieben wurde? Teilt die Bundesregierung die Auffassung, daß es unbillig ist, wenn die mögliche Haftung der Deutschen Bundespost nach § 14 des Postgesetzes bereits nach sechs Monaten erlischt? Wird die Bundesregierung dafür eintreten, daß Entschädigungsansprüche noch innerhalb eines Jahres geltend gemacht werden können? Zu XIII /3.: Das Urteil des Landgerichts Hildesheim vom 12. Mai 1965 (1 S 262/64) ist bekannt. Zu XIII, 4.: Die sechsmonatige Verjährungsfrist des Postgesetzes § 14 ist zu kurz. Es ist beabsichtigt, in dem in Vorbereitung befindlichen neuen Postgesetz für Ansprüche aus nicht ordnungsgemäßer Gutschrift von Zahlkartenbeträgen eine längere Verjährungsfrist vorzusehen. Zu XIII /5.: Ihr Vorschlag, Herr Kollege Dr. Rinderspacher, ist seit langem verwirklicht. Wie ich bereits in einer früheren Fragestunde des Hohen Hauses am 16. Oktober 1964 erklärt habe, werden berechtigte Ersatzansprüche aus nicht ordnungsgemäß gutgeschriebenen Zahlkarten noch innerhalb eines Jahres nach der Einlieferung anerkannt. So lange sind Feststellungen über den Verbleib der eingezahlten Beträge möglich, weil die Zahlkarten trotz der nur sechsmonatigen Verjährungsfrist des derzeitigen Postgesetzes ein Jahr aufbewahrt werden. In dem vom Landgericht Hildesheim entschiedenen Fall ist die Reklamation aber erst 16 Monate nach der Einlieferung der Zahlkarte erhoben worden. Anlage 21 Schriftliche Antwort des Bundesministers Dr. Bucher vom 22. Dezember 1965 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Weigl (Drucksache V/76 Frage XIV /1, XIV /2 und XIV /3) : Welche Erfahrungen hat die Bundesregierung mit den eingeleiteten Maßnahmen zur Förderung des Wohnungsbaues für alte Menschen gemacht? Trifft es zu, daß im Haushaltsjahr 1965 noch unerledigte Anträge von Trägern des Altenwohnheimbaus vorliegen, da der Haushaltsansatz bereits Mitte des Jahres ausgeschöpft war? Was gedenkt die Bundesregierung zu tun, um das angelaufene Programm des Wohnungsbaues für alte Menschen erfolgreich weiterzuführen? Zu Frage XIV /1: Die Bundesregierung hat am 19. 3. 1964 anläßlich der Beantwortung der Großen Anfrage der CDU/CSU-Bundestagsfraktion betreffend die Situation der alten Menschen (Bundestags-Drucksache IV /1955) erklärt, daß beabsichtigt sei, die Vorsorge für die Wohnraumversorgung alter Menschen zu verstärken durch a) Änderung bisheriger Vorschriften im II. WoBauG und b) Förderung der Unterbringung aus zusätzlichen Haushaltsmitteln des Einzelplanes 25. Die Änderung des II. WoBauG ist durch das Wohnungsbauänderungsgesetz 1965 erfolgt. 526 Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 13. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 12. Januar 1966 Die Wohnraumversorgung alter Menschen wird mit Bundessondermitteln aus dem Einzelplan 25 nach meinen einschlägigen Richtlinien zusätzlich gefördert. Bereitgestellt wurden bisher: 1961 für 1 069 Wohnheimplätze .. 1 449 300 DM 1962 für 1 470 Wohnheimplätze .. 1 659 500 DM 1963 für 3 242 Wohnheimplätze .. 4 921 000 DM 1964 für 2 544 Altenwohnungen .. 6 348 500 DM und für 3 512 Wohnheimplätze .. 4 929 500 DM 1965 für 2 448 Altenwohnungen .. 9 333 000 DM und für 2 714 Wohnheimplätze .. 4 427 000 DM zusammen also .. 33 067 800 DM Durch diese Bundeshilfen konnten die von den Ländern auf diesem Gebiet bereits eingeleiteten Maßnahmen wirksam unterstützt und in ihrem Umfang beträchtlich erweitert werden. Die Förderung durch den Bund hat sich, wie auch aus zahlreichen Einzeleingaben von alten Menschen zu entnehmen ist, als sehr segensreich erwiesen. Zu Frage XIV /2: Es trifft zu, daß im laufenden Rechnungsjahre zahlreiche Anträge nicht erledigt werden konnten. Zwar wurde im Bundeshaushaltsplan 1964 ein eigener Titel 583 zur zusätzlichen Förderung des Wohnungsbaues für alte Menschen geschaffen, der mit einer Bindungsermächtigung von 12 Millionen DM dotiert war. Im Rechnungsjahr 1965 wurde bei Kapitel 25 02 Titel 550 eine Bindungsermächtigung von nur 7,5 Millionen DM eingeplant mit der Maßgabe, daß je nach der Entwicklung des Bedarfs diese Bindungsermächtigung aufgestockt werden sollte. Hierzu ist es infolge der angespannten Haushaltssituation leider nicht gekommen, so daß gegenwärtig Förderungsanträge im BMWo in einer Höhe von über 25 Millionen DM für die Errichtung von Altenwohnungen und Wohnheimplätzen in Altenheimen vorliegen, denen aus Mangel an Haushaltsmitteln nicht stattgegeben werden kann. Zu Frage XIV /3: Die Bundesregierung beabsichtigt — wie auch in der Regierungserklärung angekündigt —, die Maßnahme weiterzuführen. Der Umfang wird sich nach den für diesen Zweck bereitgestellten Haushaltsmitteln richten müssen. Ich habe die feste Zuversicht, aus den meiner Verfügung verbleibenden Rückflußmitteln zuzüglich entsprechender Bindungsermächtigungen die Aktion in ansehnlichem Ausmaß fortsetzen zu können. Außerdem wird die Bundesregierung im Bundeshaushaltsplan 1966 eine Überbrückungslösung vorschlagen, durch die auch das Anlaufen der im Wohnungsbauänderungsgesetz vorgesehenen verstärkten Förderung des Wohnungsbaues für alte Menschen ermöglicht wird. Anlage 22 Schriftliche Antwort des Bundesministers Dr. Bucher vom 22. Dezember 1965 auf die mündlichen Anfragen des Abgeordneten Strohmayr (Drucksache V/76 Frage XIV /4, XIV /5 und XIV /6): Ist das „Reichsheimstättengesetz° Bundes- oder Landesrecht geworden? Welche Auffassung vertritt die Bundesregierung hinsichtlich der Festsetzung des Verkaufspreises beim Verkauf einer Heimstätte (Verkehrswert oder Errichtungswert)? • Plant die Bundesregierung eine Neufassung und Angleichung des Reichsheimstättengesetzes vom 23. November 1937 an die heutige Rechts- und Sachlage? Zu Frage XIV /4: Das Heimstättenrecht gehört nach Artikel 74 Nr. 18 des Grundgesetzes zur konkurrierenden Gesetzgebung. Nach Artikel 72 GG hat im Bereich der konkurrierenden Gesetzgebung der Bund das Gesetzgebungsrecht, soweit ein Bedürfnis nach bundeseinheitlicher Regelung besteht. Dieses Bedürfnis ist beim Heimstättenwesen insbesondere deshalb zu bejahen, weil eine einheitliche bundesgesetzliche Regelung zur Wahrung der Rechtseinheit im Bundesgebiet erforderlich ist. Das Reichsheimstättengesetz von 1937 ist nach Artikel 125 GG Bundesrecht geworden. Zu Frage XIV /5: § 15 des Reichsheimstättengesetzes begrenzt den bei Ausübung des Vorkaufsrechts oder des Heimfallanspruchs zu zahlenden Preis auf den bei Begründung der Heimstätte festgesetzten und im Grundbuch eingetragenen Bodenwert, zu dem der Wert der Baulichkeiten und Verbesserungen hinzukommt. Nach § 10 der Ausführungsverordnung zum Reichsheimstättengesetz kann bei einer wesentlichen Änderung der allgemeinen wirtschaftlichen Verhältnisse der Bodenwert geändert werden; der Heimstätter hat darauf einen Rechtsanspruch. Zur Frage der Bemessung des Wiederbeschaffungswertes der Baulichkeiten der Heimstätte hat mein Haus in einem Rundschreiben an die für das Wohnungs- und Siedlungswesen zuständigen obersten Landesbehörden vom 28. März 1956 nach Einholung eines Gutachtens ausführlich Stellung genommen. Danach ist der Wiederbeschaffungswert durch die Kosten auszudrücken, die erforderlich wären, wenn das gleiche Bauwerk am Tage der Wertermittlung neu zu erstellen wäre. Bei dieser Regelung ist weitgehend gewährleistet, daß als Verkaufspreis der Verkehrswert erzielt wird. Zu Frage XIV /6: Eine Änderung des Reichsheimstättengesetzes wird aus verschiedenen Gründen zweckmäßig sein. Hierbei müßte wohl die Konstruktion des Heimstättenrechts durchdacht werden. So erscheint mir Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 13. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 12. Januar 1966 527 z. B. die Frage der Löschung der Reichsheimstätteneigenschaft recht problematisch, weil der Heimstätteninhaber die ganzen Jahre hindurch zahlreiche steuer- und gebührenrechtliche Vorteile gehabt hat und die Löschung der Heimstätteneigenschaft —jedenfalls in aller Regel — die Nachzahlung der gesparten Steuern und Gebühren bewirken würde. Einer Novellierung des Reichsheimstättengesetzes kann aber erst näher getreten werden, wenn feststeht, welche Gestalt das zur Zeit in meinem Ministerium vorbereitete Wohnungswirtschaftsgesetz erhalten wird.
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    Rede von Herbert Wehner


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich möchte dem Herrn Bundesminister des Auswärtigen ausdrücklich sagen, daß wir von der parlamentarischen Opposition es begrüßen, wenn die Bundesregierung hier Gelegenheit nimmt -- auch unter den Einschränkungen, auf die Sie hier hingewiesen haben —, sich zu Fragen zu äußern, die von einem allgemeinen und teilweise von einem sehr bedeutenden Interesse für unser Volk und für dieses Haus sind.
    Ich wollte das nicht deshalb sagen, um Ihnen kurz nach dem Jahreswechsel eine Blume zu überreichen — ich bemerke dies, damit Herr Barzel dann nicht sagt, wir hätten doch wieder eine Blume gehabt —; die sind zunächst einmal ausverkauft, wie Sie wissen.

    (Heiterkeit. — Abg. Dr. Barzel: Im Augenblick: Abteilung Disteln!)

    — Nein, nicht bei uns. Darüber habe ich einmal ein Buch geschrieben: Rosen und Disteln . Aber das ist lange her. Der Rest der Auflage ist eingestampft. Jetzt liegt mir einfach daran, zustimmend, und wenn Sie so wollen — ich meine, der Bundesminister wird dazu seine eigene Meinung haben, denn der liebt das nicht —, auch gewissermaßen ermunternd, ermunternd in der Sache, dies aufzugreifen. Denn, Herr Minister, in allem Ernst — und das gilt für die ganze Regierung —, es sind ja Fragen nicht nur solcher Art wie die, die heute hier erörtert werden können. Was hier gesagt wird, gerade aus der Sphäre, aus der das stammte, worüber Sie heute hier sehr kurz und sehr knapp berichtet haben, das wird doch allmählich hier im Haus bei den Abgeordneten dessen kann man wohl sicher sein — und auch draußen allmählich — ich bin da vorsichtig! —besonders aufmerksam beachtet werden, und es wird gewürdigt werden. Da müssen Sie keine Angst haben, daß man bei vielem, was hier dargelegt wird, sagt, man habe das ja alles schon einmal oder ein paarmal gelesen oder im Fernsehen aussprechen hören. Wenn Sie mitmachen wollen — ich meine jetzt nicht Sie, Herr Minister, sondern die Regierung überhaupt und die anderen Parteien rechts von uns —, dann könnten wir die Konkurrenz zwischen der Erörterung gewisser Fragen hier in diesem Hause und der unvermeidlichen und gar nicht einzuschränkenden Erörterung in Presse, Rundfunk und Fernsehen und auf andere Weise doch wohl bestehen. Denn weil etwas hier gesagt wird und dazu auch etwas hinzugesagt werden kann, weil das doch kaum Monologe bleiben werden, wird das immer beser sein als die Art des Schattenboxens, die wir uns sonst allgemein angewöhnt haben, draußen so

    Wehner
    zu tun, als finde ein ständiger Dialog statt. Na, Sie wissen, wie das mit diesen Dialogen ist. In Wirklichkeit redet jeder für sich in einer Pressekonferenz oder bei anderer Gelegenheit, und es kommt dann nur so heraus, als ob da Leute eigentlich miteinander in der Auseinandersetzung stünden. — Das wollte ich doch ausdrücklich gesagt haben, um diesen ersten Versuch ein wenig auch von uns aus zu fördern.
    Der Herr Minister hat hier wiederholt davon gesprochen, daß bei der Tagung des Ministerrats der NATO und auch bei dem bedeutsamen Besuch in Washington versichert worden sei, von welch unveränderlicher Gültigkeit die Prinzipien der Deutschland- Politik für die Bundesrepublik und für die Verbündeten sind. Der Herr Minister hat auch gesagt ich will nicht sagen: wieder einmal; denn es ist ganz gut, daß es so gesagt worden ist, wenn man es auch nicht entschlüsseln kann, falls man nicht zu den Eingeweihten gehört —, es sei versichert worden, daß unser Volk auch bereit sei, dafür Opfer zu bringen. Das ist etwas, was wir noch weniger wissen können als Sie von der anderen Seite des Hauses und von der Bundesregierung, — falls Sie darüber klare Vorstellungen hat. Das bringt wieder einmal in Erinnerung, daß Bundeskanzler Adenauer einige Male gesagt hatte, wir würden über manches oder sogar über vieles mit uns reden lassen, wenn in dem Bereich, in dem heute nicht das Grundgesetz gelten kann, sondern andere Macht gilt, allmählich Verbesserungen für die Menschen im Sinne von „freier atmen" und mehr, was dazu gehört, erreicht werden könnten. Wir sind immer wieder am selben Anfang, daß wir fragen müssen: Was kann gemeint sein? Wenn Sie darauf antworten, Sie würden demnächst einmal bereit sein, in dem einen oder dem anderen Ausschuß mehr darüber zu sagen, ist das auch noch nicht sehr viel. Aber noch nicht einmal das ist heute hier gesagt worden.
    Wir fechten hier nicht — und das trägt uns mancherorts sogar den Vorwurf ein, wir verzichteten darauf, Opposition zu sein — die Prinzipien der Deutschland-Politik an. Ich stelle nur die Frage, wie sie politisch wirksam gemacht werden sollen. Aus dem Bericht des Herrn Ministers ist dazu nichts zu entnehmen gewesen. Vielleicht nimmt er Gelegenheit, darauf noch einmal zu sprechen zu kommen. Wenn darüber kein Streit ist und wenn er uns versichern kann, daß es darüber, über die Prinzipien, auch keinen Streit mit den Vertragspartnern gibt, ist das gut. Aber hier ging es ja nicht nur um Streit im Verhältnis zu den Verbündeten, im Verhältnis zu anderen, sondern darum, daß nicht doch ein allmähliches — ich will sehr vorsichtig sein, denn das ist eine heikle Sache -- Sich-Gewöhnen an das häufige Wiederholen oder an das in Intervallen vorkommende Wiederholen der weiter gültigen Prinzipien vor sich geht.
    Aber worum es eigentlich geht, ist, diese Prinzipien unter sich verändernden weltpolitischen Machtverhältnissen wirksam zu machen, anzubringen. In mancher Hinsicht geht es uns doch heute so, wie jemandem, der zwar einen Faden in der Hand hat, aber kein Nadelöhr findet, in das dieser Faden hineinpaßt. Das ist nicht ein Vorwurf gegen jemanden. Es ist eine in vieler Hinsicht veränderte Welt, mit der wir es zu tun haben in dem Bemühen, die Prinzipien der Deutschland-Politik, von denen Sie sagen, daß sie seit Jahren festgehalten würden, auch im Verhältnis zu den Freunden der Bundesrepublik unter schwierigen Umständen wirksam zu machen.
    Ich weiß, daß heute oft mit einer - wie man
    sagt — draußen weit verbreiteten Furcht vor Deutschland operiert wird. Ich bin auch nicht vermessen genug, zu sagen, das ist allein der Erfolg dieser insistierenden, dieser hämmernden und dieser auch vor keinem Mißbrauch zurückschreckenden zielstrebigen Propaganda aus der kommunistischen Himmelsrichtung. Andererseits greife ich auf, was wir in der Debatte über die Regierungserklärung versucht haben, deutlich zu machen: daß wir und ich will es nicht nur negativ wieder feststellen — größere, intensivere, sich auf das Volk stützende und es zum Mitagieren bringende Versuche vermissen, in der Welt dieser Offensive, die uns isolieren soll, unsere Wirklichkeit und die Wirklichkeit unserer Bemühungen entgegenzusetzen.
    Sie haben hier, Herr Minister, bei dem, was heute in der Welt schwierig ist und unter Umständen noch viel schwieriger werden kann, auch das Problem des Vietnam-Konfliktes genannt, auf den Sie hinwiesen, ein besonders heikles und ein besonders schmerzliches Kapitel. Nur: Für unser Zurechtfinden in einer Welt, in der sich so vieles verändert und weiter ändern wird, ist es von erstrangiger Bedeutung, daß wir darüber reden, was dieser Konflikt und seine Auswirkungen für unsere Situation, für unsere Lage, für unsere Bemühungen bedeutet, Verständnis für das Aufgreifen der deutschen Frage bei denen zu erwecken, die die Hände mit jenem Konflikt voll zu tun haben. Darüber müssen wir reden, und wir können uns auf die Dauer nicht damit begnügen, die Feststellung zu treffen, wie wichtig das für unsere Verbündeten, vor allen Dingen für die Vereinigten Staaten ist. Das kann man genau nachfühlen, wenn man nicht oberflächlich ist.
    Ich weiß das selber aus mancher bitteren Erfahrung. Dabei denke ich an drei Konferenzen des vergangenen Jahres — im April, Ende Juli und Ende Oktober mit Persönlichkeiten, die alle, sei es Regierungs-, sei es parlamentarische Verantwortung in europäischen Ländern ausüben. Hier weiß ich in jedem Falle und könnte es bei jedem einzelnen bezeugen, daß er nichts unversucht lassen würde, wenn er einen Beitrag leisten könnte, um mit seiner Regierung, seinem Land oder seiner parlamentarischen Kraft diesen Konflikt zu einer friedlichen Beilegung im Sinne der Bemerkungen zu bringen, die Sie dazu gemacht haben. Bisher ist alles mißglückt oder im Ansatz steckengeblieben, nicht, weil die Leute dort sich durch eine NATO- Räson oder eine Staatsräson hätten daran hindern lassen, das eine oder andere für einen Friedensschluß zu tun, sondern weil wir es hier mit einer fürchterlichen Rechnung zu tun haben, neben manchem anderen, was inzwischen dazugekommen ist. Ich glaube, man darf es so ausdrücken: Das Regime
    502 Deutschei Bundestag — 5. Wahlperiode -- 13. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 12. Januar 1966
    Wehner
    in Peking hat eine Strategie, durch die die Kräfte der Vereinigten Staaten von Amerika allmählich so lange und so unwiderruflich dort in Auseinandersetzungen verstrickt werden, daß sie in vielen Jahren nicht mehr herauskommen. Bei uns gilt es nicht als schicklich, über solche Tatsachen zu sprechen. Dort ist eine Situation vorhanden, in der Politik schon beinahe nicht mehr wirksam werden kann, in der militärisches Handeln die Stunde und auch die nächste Wegstrecke zu diktieren begonnen hat.
    Das ist eine Sache, über die man einmal reden muß, nicht, weil man sie von hier aus ändern könnte, sondern weil wir selber aus unterschiedlichen Motiven, von unterschiedlichen Kräften in der übrigen Welt in die Erörterungen hineingezogen werden. Bei uns selber ist es ja auch so. Das ist eine Sache, die mindestens im Ausschuß begonnen werden muß. Da erwarten wir, Herr Bundesminister, vom Auswärtigen Amt exakte Informationen, die mehr sagen als gute und zuverlässige Zusammenstellungen der Presse- und Reiseberichte. Das ist dem Auswärtigen Amt möglich, und wir melden das hier ausdrücklich an, einfach weil die Durchleuchtung dieses Komplexes und seiner vielen Komplikationen für die Bestimmung unserer Situation wichtig ist.
    Während wir Sie hier angehört haben, kam die Mitteilung, daß die Bundesregierung außerhalb dieses Hauses, aber auf der Pressekonferenz des Herrn Staatssekretärs von Hase, mitgeteilt habe, ein noch nicht näher bezeichnetes Hospitalschiff werde über das Rote Kreuz nach Vietnam geschickt. Dort soll auf Befragen erklärt worden sein, diese Hilfe sei für die südvietnamesische Bevölkerung gedacht. Nun gut, das werden wir alles morgen lesen. Ich wäre glücklich gewesen, wenn der erste Ansatz zu einer Behandlung wichtiger Fragen hier auch von Ihnen, Herr Minister, zum Anlaß genommen worden wäre, diese Sache, über die man seit einigen Tagen ein Hin und Her in der Presse lesen kann

    (Beifall bei der SPD)

    ich ergreife hier gar nicht Partei, wer was dazu
    zu sagen hatte —, hier zu behandeln. Das hätte Ihren Ausführungen gut angestanden, und das hatte auch andere Leute dazu gebracht, ab und zu einmal sich urn die Erörterungen im Plenum des Bundestages zu kümmern, - ich meine: das, was man die Öffentlichkeit nennt. Machen Sie das! Ich sage das hier ohne besondere Schärfe. Aber das Kapitel ist ja auch noch weiter erörterungsbedürftig. Wir werden darauf im Auswärtigen Ausschuß zurückkommen, wohl wissend, wie heikel alle diese Fragen sind. Da muß man sich aufeinander verlassen können, darauf, daß niemand aus Bosheit etwas ins Spiel bringt. aber die Klärung vieler Fragen auch in diesem schwierigen Zusammenhang ist nicht durch einige Bemerkungen zu ersetzen.
    Ich möchte hier die Gelegenheit benutzen, an das anzuknüpfen, was Sie über die Unterredungen mitgeteilt haben, die der Herr Bundeskanzler mit Ihnen zusammen mit dem Präsidenten der Vereinigten
    Staaten von Amerika geführt hat, nämlich: daß der amerikanische Präsident böswilligen Behauptungen entgegengetreten sei und sie zurückgewiesen habe, die über unsere deutschen — angeblichen — Absichten aufgetaucht sind, und daß er für unseren guten Willen Zeugnis abgelegt hat. Ich will — das betrachten wir nicht nur als eine Formalität -- ausdrücklich auch von unserer Seite dem amerikanischen Präsidenten für diese Art danken.
    Herr Minister, es wird notwendig sein, auf einige der von Ihnen sehr knapp dargelegten Bemerkungen zu den nuklearen Verteidigungsfragen noch mit einigen Bemerkungen und vielleicht auch Fragen einzugehen, die etwas tiefer zu schürfen versuchen oder Sie veranlassen werden, uns etwas mehr darüber zu sagen.
    Ich hatte gedacht, Sie würden außerdem einen Ansatz dazu machen, nachdem Sie gesagt hatten — und das war erfreulich --, in den Vereinigten Staaten bestehe nach wie vor unvermindertes Interesse an der europäischen Vereinigung, einiges zu der leider noch immer währenden europäischen Krise zu sagen. Ich kann verstehen, daß Sie es vielleicht vorziehen, im Hinblick darauf, daß Sie in der nächsten Woche an Sitzungen teilnehmen, die eben dieser Krise und den Versuchen, sie zu überwinden, gelten, vorherigen Erörterungen hier aus dem Wege zu gehen. In diesem Punkte habe ich und haben sicher auch die meisten meiner Freunde ganz andere Auffassungen. Es kann auch einem Minister, der zu schwierigen Verhandlungen geht --- und wir wissen, daß es schwierige sind --, nicht schaden, wenn er aus diesem Haus einige Wünsche bzw. einige Ansichten mitnimmt. Denn uns liegt daran, hier deutlich zu machen -- wobei ich gar nicht zu untersuchen habe, ob Ihnen nicht, wahrscheinlich, genauso daran liegt; ich kann hier nur für uns sprechen, für die eine Seite des Hauses —, daß jeder Weg, der gangbar ist, um aus dieser Krise herauszuführen, dieser unbestreitbaren und leider häufig viel zu sehr verniedlichten Krise der europäischen Vereinigungsbemühungen, von uns unterstützt werden wird. Da gibt es nur eines, das wir dabei unter keinen Umständen antasten lassen wollen, nämlich das Wesen dieser Gemeinschaften, d. h. ihre Verfassung, ihre Institutionen,

    (Beifall bei der SPD)

    das dort entwickelte Recht, die dort entwickelte Methode des Dialogs zwischen europäischen Institutionen und der Institution der Minister im Ministerrat. Ich will hier nicht weiter über diese Dinge sprechen. Wir hielten es für notwendig, dazu einiges heute noch zu sagen.
    Was die Kennedy-Runde betrifft, Herr Minister, so werden Sachverständigere als ich mehr dazu zu sagen haben. Mir wird allmählich bange davor. Sie haben ja hier auch den Termin des Gesetzes genannt, der das amerikanische Handelnkönnen in dieser Frage eingrenzt. Der Termin ist verteufelt nahe für das, was in den Ländern der Gemeinschaft gemacht werden muß, wenn diese große Chance der Kennedy-Round, einer allgemeinen Zollherabsetzung, nicht verschenkt worden sein soll. Wenn da noch etwas zu machen ist, ist genau hier der Punkt, an dem auch diese Kluft zwischen jenem Teil der euro-



    Wehner
    päischen Länder, die in der EWG sind, und dem anderen Teil der Länder, die in der Kleinen Freihandelszone zusammengeschlossen sind, etwas verkleinert werden könnte. Das wäre zum Nutzen aller. Wir wissen, von welchem wirtschaftlichen Nutzen es für uns selber wäre, was den Außenhandel betrifft. Es wäre aber auch und nicht zuletzt — wir sagen es noch einmal — politisch und moralisch von einer großen Bedeutung bei der gegenwärtigen Weitlage, wenn wir, und zwar nicht durch künstliche Brückenschläge, aber durch das Unterordnen der Bemühungen unter das gemeinsame Interesse, zu einem Gelingen der Kennedy-Round beitrügen, falls es dieses Bemühen bei allen Partnern der EWG gibt. Das sollte man feststellen können, und das sollte man eigentlich, wenn es geht, noch bewirken können. Hier wäre etwas, dem wir gerade heute, in diesen Tagen, angesichts der Tagungen, die bevorstehen, größten Nachdruck verleihen möchten.
    Damit möchte ich es für jetzt genug sein lassen. Ich danke Ihnen für Ihre Geduld.

    (Beifall bei der SPD.)



Rede von Erwin Schoettle
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Kopf.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Hermann Kopf


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Außenpolitik ist ein Gegenstand und ein Fach, das das ganze Haus und das ganze deutsche Volk interessieren muß. Wir haben einen Auswärtigen Ausschuß. Dieser führt seine Verhandlungen im Zeichen der Vertraulichkeit. Es gibt bestimmt. gute Gründe dafür, daß diese Verhandlungen vertraulich geführt werden müssen. Aber ebenso sicher ist, daß die großen Prinzipien der Außenpolitik für jeden Bürger und für das ganze deutsche Volk von entscheidender Bedeutung sind. Weil wir das wissen, begrüßen wir die heutige Aussprache; denn sie gibt Gelegenheit, auf einige dieser Prinzipien einzugehen.
    Wir haben den Bericht des Ministers über zwei wichtige Konferenzen gehört, die im letzten Monat des letzten Jahres stattgefunden haben. Es hat uns gefreut, daraus entnehmen zu können, daß auf jeder dieser beiden Konferenzen die Deutschlandfrage, d. h. diejenige Frage, die für uns die primäre, die wichtigste und essentielle Frage ist, zur Diskussion gestanden hat und daß es hier erneut gelungen ist, Übereinstimmung über die Notwendigkeit der Lösung der Deutschlandfrage auf der Grundlage des Selbstbestimmungsrechts zu erzielen. Wir sind überzeugt, daß wir dieses deutsche Anliegen im Bewußtsein der Weltöffentlichkeit lebendig erhalten müssen und daß es deswegen erforderlich ist, immer und immer wieder gemeinsam mit unseren Verbündeten auf die Wichtigkeit und die Dringlichkeit dieses Anliegens hinzuweisen. Darin stimmen wir mit unseren Verbündeten erfreulicherweise überein.
    Herr Wehner hat gesagt: Das deutsche Volk ist zu Opfern bereit. Das ist auch von anderen maßgeblichen Politikern gesagt worden. Auch Dr. Adenauer hat das gesagt, und es ist bestimmt richtig. Über die Art dieser Opfer und über die Art dessen, was dafür erwartet werden kann, ist schon viel gesprochen worden und wird auch in den Ausschüssen noch viel mehr gesprochen werden.
    Lassen Sie mich aus den Fragen, die der Minister aufgeworfen hat, einige wenige herausgreifen. Wir halten den Fortbestand der NATO für notwendig, weil die Gefahr, die zur Schaffung dieser NATO Anlaß gegeben hat, fortbesteht.

    (Sehr richtig! in der Mitte.)

    Wir wünschen, daß die NATO auch nach dem Jahr 1969 fortbesteht. Über die Möglichkeit einer NATO- Reform ist viel gesprochen worden, und es wäre bestimmt erwünscht, wenn in diesem Jahre diejenigen Staaten, die an einer solchen NATO-Reform interessiert sein sollten, uns ihre Vorstellungen darüber bekanntgäben, damit auch wir dazu Stellung nehmen können.
    Allerdings sind wir der Meinung, daß ein wichtiges und bewährtes Prinzip im Rahmen der Organisation der NATO ihre Integration ist. Wir erkennen dankbar an, daß am Fortbestand des Bündnisses niemand zu rütteln beabsichtigt. Wir glauben aber, daß dieses Bündnis eben doch seiner Verkörperung bedart in einer Organisation, und daß diese Organisation auf der Anwendung des Prinzips der Integration schon zu Friedenszeiten in wirksamster Weise aufgebaut werden kann.
    Nukleare Fragen haben in den letzten Monaten, ja Jahren einen großen Teil der Erörterungen in der Öffentlichkeit in Anspruch genommen. Es muß immer wieder darauf hingewiesen werden, daß diese nuklearen Fragen keineswegs ein deutsches Sonderinteresse darstellen, sondern daß es im Rahmen der NATO zwei Gruppen von Staaten gibt, solche Staaten, die nukleare Waffen besitzen, und solche, die sie nicht besitzen, und daß die Regelung einer etwaigen Mitwirkung in nuklearen Fragen ein gemeinsames Interesse derjenigen Staaten der NATO darstellt, die nicht mit nuklearen Waffen ausgestattet sind. Diese Tatsache kann man ohne weiteres daraus entnehmen, daß im Mc Namara-Ausschuß nicht weniger als 10 Staaten vertreten sind und daß in den Unterausschüssen eine Anzahl von Staaten, die nicht mit nuklearen Waffen ausgestattet sind, vertreten sind. Wir wünschen also keineswegs eine Sonderbehandlung zugunsten unseres Landes. Allerdings wünschen wir auch nicht eine Diskriminierung zu Lasten unseres Landes. Wir glauben, daß das Gespräch, das in Washington geführt worden ist -der Minister hat uns in seinem Bericht nur gewisse Prinzipien mitgeteilt --, doch Gelegenheit gegeben hat, das gemeinsame Anliegen der nichtnuklearen Staaten der NATO unserem amerikanischen Bündnispartner erneut in voller Klarheit vorzutragen. Wir dürfen dabei wohl auch auf sein weitgehendes, ja volles Verständnis rechnen. Auch wir sind daran interessiert, daß eine weitere Verbreitung von nuklearen Waffen unterbleibt. Wir glauben aber, daß ein Regelung, die eine gewisse Mitwirkung der NATO-Staaten in nuklearen Fragen sicherstellt, keineswegs im Gegensatz dazu steht und keineswegs blockiert werden darf durch einen Vertrag, der sich mit der Nichtverbreitung von Atomwaffen beschäftigt.



    Dr. Kopf
    Von Herrn Wehner und auch vom Herrn Minister ist darauf hingewiesen worden, daß die Bundesrepublik schon seit Jahren nach wie vor die Zielscheibe polemischer Angriffe seitens der kommunistischen Länder bildet. Man könnte dazu sehr viel sagen und über die Motivationen der verstärkten Angriffe in der letzten Zeit nachdenken. Es muß alles getan werden, um diesen Angriffen das Bild der Wahrheit entgegenzuhalten, der Wahrheit, die wir alle wissen, nämlich daß der Bundesrepublik daran gelegen ist, den Frieden in der Welt zu erhalten, daß sie weder militaristisch noch revanchistisch ist, sondern daß sie mit Erfolg begonnen hat, den friedvollen Aufbau ihres Staatswesens und den friedlichen Wiedereintritt in das Geschehen der Weltpolitik zu vollziehen.
    Über Europa möchte ich nur wenig sagen. Andere Redner werden dies tun. Aber es sollte erneut zum Ausdruck kommen: wenn wir uns in einer Krise der europäischen Gemeinschaften befinden, so halten wir diese Krise bei gutem Willen für heilbar, und wir sind der Meinung, daß eine rasche Heilung dieser Krise erfolgen sollte und daß das bevorstehende Treffen der Minister in Luxemburg dazu Gelegenheit geben wird, Regelungen festzulegen, die uns bei der Überwindung dieser Krise behilflich sein können.
    Lassen Sie mich ein kurzes Wort über die Verhältnisse sagen, die sich zur Zeit in Asien herausgebildet haben. Wir betrauern den viel zu frühen Tod des indischen Ministerpräsidenten als einen schmerzvollen Tatbestand. Es ist vielleicht im Angesicht der Unerbittlichkeit eines solchen Hinscheidens tröstlich, daß das letzte, abschließende und erfolgreiche Wirken des indischen Ministerpräsidenten der Wiederherstellung und der Erhaltung des Friedens in diesem Teile der Welt gegolten hat. Aber noch ist dieser Friede in Südostasien nicht vorhanden, wenn er auch von den Vereinigten Staaten erstrebt wird. Wir haben weitgehendes Verständnis dafür, daß die Vereinigten Staaten es sich zur Aufgabe gemacht haben, bei der Abwehr der kommunistischen Angriffe ihrerseits mitzuwirken. Wir wissen aus der Geschichte der letzten 15 Jahre, daß es sich in der Tat um eine solche Abwehr handelt. Die Vereinigten Staaten haben weitreichende Versuche unternommen, den Weg der Verhandlungen zu eröffnen. Wir möchten dieses Bemühen um Verhandlungen unsererseits unterstützen. Wir können nur den Wunsch haben, daß diese Verhandlungen möglichst bald aufgenommen werden und daß sie zu einem ehrenvollen Arrangement führen, zu einem Arrangement, das den Weiterbestand der freien Länder in Südostasien ermöglicht und garantiert. Denn auch diese freien Länder gehören wie unser Land der freien Welt an. Wenn wir für die amerikanische Haltung, für das amerikanische Vorgehen Verständnis haben und wenn wir die amerikanischen Bemühungen um die Wiederherstellung einer friedvollen Ordnung unterstützen, so sind unserer Unterstützung naturgemäß Grenzen gesetzt. Sie kann sich keineswegs auf irgendein militärisches Gebiet erstrecken, wohl aber sich im humanitären Bereich vollziehen. Es ist daher erfreulich, wenn nach Lösungen gesucht wird, um unseren Bundesgenossen in diesem humanitären Bereich eine wirksame Unterstützung im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten zuteil werden zu lassen.
    Meine Damen und Herren, lassen Sie mich zum Abschluß sagen: es ist wahr, daß viele Sorgen unsere Gegenwart umschatten; es ist wahr, daß die Krise innerhalb der EWG, daß die nächste Zukunft der NATO uns mit mancher Sorge erfüllt. Aber wir haben das Vertrauen, daß wir durch eine sorgfältig abgestimmte und vertretene Politik auch diesen schwierigen Aufgaben der Zukunft gewachsen sein werden. Niemals werden wir dabei aus dem Auge verlieren, daß unser deutsches Anliegen der Wiedervereinigung unser primäres Anliegen bleibt und daß in jeder Phase unserer Politik dieses deutsche Anliegen immer und immer wieder erneut geprüft und erneut vorwärtsgetrieben werden muß.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)