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    Vokabeln: 12
    1. Herr: 2
    2. Abgeordneter: 1
    3. Wehner,: 1
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    11. Bitte,: 1
    12. Bundeskanzler!: 1
  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag 7. Sitzung Bonn, den 29. November 1965 Inhalt: Überweisung an den Haushaltsausschuß . . 69 A Erweiterung der Tagesordnung . . . . . 69 B Abwicklung der Fragestunde . . . . . . 69 B Fragestunde (Drucksache V/38) Frage des Abg. Biechele: Versuche zur Vermeidung von Gesundheitsschäden durch Auspuffgase Grund, Staatssekretär . . . . . 69 D Biechele (CDU/CSU) 70 A Frage des Abg. Biechele: Versuche mit CO-Kontrollplaketten Grund, Staatssekretär 70 B Biechele (CDU/CSU) 70 C Fragen des Abg. Dr. Kliesing (Honnef) : Änderung der Regelung des § 14 Kraftfahrzeugsteuergesetz Grund, Staatssekretär 71 A Frage des Abg. Ertl: Verhandlungen über die Agrarfinanzierung in Brüssel Grund, Staatssekretär 71 B Ertl (FDP) 71 B Frage des Abg. Dr. Schmidt (Wuppertal) : Steuerrechtliche Gleichbehandlung der Bandweber mit Gewerbetreibenden Grund, Staatssekretär . . . . . . 71 C Dr. Schmidt (Wuppertal) (CDU/CSU) 72 A Fragen des Abg. Folger: Erhebung der Sektsteuer Grund, Staatssekretär . . . . . . 72 B Felder (SPD) . . . . . . . . . 72 C Frage des Abg. Genscher: Bewertung von Halb- und Fertigfabrikaten 72 C Frage des Abg. Genscher: Anerkennung der Unterstellkosten für Kfz in Parkhäusern etc. in der Nähe des Arbeitsplatzes als Werbungskosten . . 72 C Fragen des Abg. Dr. Marx (Kaiserslautern): Schießplatz in Landstuhl, Kreis Kaiserslautern Grund, Staatssekretär . . . . . . 72 D Frage des Abg. Dr. Marx (Kaiserslautern): Entschädigung für Nutzungen von Forstflächen durch alliierte Streitkräfte 72 D II Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 7. Sitzung. Bonn, Montag, den 29. November 1965 Fragen des Abg. Dr. Wuermeling: Kürzung der Ausbildungszulage Grund, Staatssekretär . . . . . . 73 A Dr. Wuermeling (CDU/CSU) . . . . 73 C Dröscher (SPD) . . . . . . . 74 B Westphal (SPD) . . . . . . . . 74 C Frage des Abg. Sanger: Bericht über die Konzentration in der Wirtschaft Dr. Langer, Staatssekretär . . 74 D Sänger (SPD) 75 A Schmitt-Vockenhausen (SPD) . . 75 C Fragen der Abg. Flämig und Dr. Tamblé: Maßnahmen zur Verhinderung eines durch längeren Stromausfall etwa entstehenden Chaos' Dr. Langer, Staatssekretär 76 A, 76 C Flämig (SPD) 76 B Fragen der Abg. Frau Schanzenbach:. Industrieansiedlungen im badischen Grenzland — Lieferbedingungen für neue Stromkraftwerke am Oberrhein . 76 D Frage des Abg. Dr. Müller-Hermann: Referenzpreise für Orangen Höcherl, Bundesminister 76 D Dr. Müller-Hermann (CDU/CSU) . 77 A Frage des Abg. Schmitt-Vockenhausen: Bekämpfung von Tierseuchen Höcherl, Bundesminister 77 C Fragen des Abg. Schwabe: Roggenmischbrot 77 C Frage des Abg. Dröscher: Beteiligung des Landes Rheinland-Pfalz an Mitteln aus dem Ausrichtungs- und Garantiefonds der EWG Höcherl, Bundesminister . . . . . 77 D Frage des Abg. Schmidt (Braunschweig) : Einfuhr von Zuckerschnitzeln Höcherl, Bundesminister . . . . . 77 D Fragen der Abg. Frau Dr. Krips: Verteuerung der Apfelsinen durch Referenzpreise Höcherl, Bundesminister . . . . . 78 A Frau Dr. Krips (SPD) . . . . . . 78 B Frage des Abg. Ertl: Verspätetes Erscheinen der Richtlinien für die landwirtschaftliche Anpassungshilfe Höcherl, Bundesminister . . . . 78 C Ertl (FDP) 78 C Frage des Abg. Ertl: Mittel für bauliche Maßnahmen in der Landwirtschaft Höcherl, Bundesminister 78 D Ertl (FDP) . . . . 78 D Fragen des Abg. Bading: Anpassungsbeihilfe für landwirtschaftliche Betriebsinhaber Höcherl, Bundesminister . 79 A, 79 B Bading (SPD) . . . . . . . . . 79 B Fragen des Abg. Leukert: Bindungsermächtigung in Höhe von 120 Mio DM für die ländliche Siedlung Höcherl, Bundesminister 79 D Leukert (CDU/CSU) . . . . . . 79 D Fragen des Abg. Reichmann: Ausformdaten für Butter Höcherl, Bundesminister 80 B Reichmann (FDP) . . . . . . . 80 B Fragen des Abg. Wächter: Notwendigkeit einer einheitlichen Regelung betr. Attestierung des Freiseins von Maul- und Klauenseuche bei der Einfuhr von Zucht- und Nutzvieh Höcherl, Bundesminister 80 C Wächter (FDP) . . . . . . . . . 81 A Fragen des Abg. Büttner: Moderne Mastmethoden bei Hühnern, Kälbern und Schweinen Höcherl, Bundesminister . 81 B, 81 D Büttner (SPD) . . . . . 81 B, 82 A Frage des Abg. Schmitt-Vockenhausen: Tierquälerische Methoden der fabrikmäßigen Aufzucht von Tieren Höcherl, Bundesminister 82 B Schmitt-Vockenhausen (SPD) . . . 82 B Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode — 7. Sitzung. Bonn, Montag, den 29. November 1965 III Aussprache über die Erklärung der Bundesregierung in Verbindung mit dem Entwurf eines Gesetzes zur Sicherung des Haushaltsausgleichs (Haushaltssicherungsgesetz) (Drucksache V/58) Dr. Barzel (CDU/CSU) 82 C Erler (SPD) 91 C Dr. Dr. h. c. Erhard, Bundeskanzler 106 C Freiherr von Kühlmann-Stumm (FDP) 110 D Dr. Althammer (CDU/CSU) . . . . 119 B Dr. Schiller (SPD) 127 C Nächste Sitzung 136 D Anlagen 137 A Deutscher Bundestag — 5. Wahlperiode 7. Sitzung. Bonn, Montag, den 29. November 1965 69 7. Sitzung Bonn, den 29. November 1965 Stenographischer Bericht Beginn: 14.03 Uhr
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    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete (r) beurlaubt bis einschließlich a) Beurlaubungen Dr. Arndt /Berlin /Köln 2. 12. Bäuerle 29. 11. Dr.-Ing. Balke 29. 11. Frau Berger-Heise 7. 12. Dr. Birrenbach 2. 12. Blachstein 30. 11. Dr. Czaja 29. 11. Deringer 29. 11. Diekmann 29. 11. Eisenmann 29. 11. Dr. Freiwald 29. 11. Fritz /Welsheim 29. 11. Dr. h. c. Güde 2. 12. Haar /Stuttgart 29. 11. Hilbert 2. 12. Hörmann /Freiburg 30. 11. Jaschke 2. 12. Dr. Koch 29. 11. Koenen /Lippstadt 31. 12. Kubitza 29. 11. Lemmer 29. 11. Lücker /München * 30. 11. Marquardt 2. 12. Mauk * 30. 11. Memmel 29. 11. Dr. h. c. Menne /Frankfurt 29. 11. Dr. h. c. Dr.-Ing. Möller 29. 11. Dr. Morgenstern 29. 11. Dr. Müthling 30. 11. Paul ** 29. 11. Peters /Norden 29. 11. Rawe 8. 12. Dr. Reischl 29. 11. Röhner 30. 11. Sander 29. 1.1. Frau Schanzenbach 31. 12. Frau Schimschok 31. 12. Schmidt /Würgendorf 2. 12. Schultz 2. 12. Seither 29. 11. Dr. Siemer 30. 11. Spillecke 2. 12. Spitzmüller 2. 12. Dr. Vogel 29. 11. Dr. Wahl ** 3. 12. Wienand 29, 11. Dr. Wörner 3. 12. Zerbe 2. 12. b) Urlaubsanträge Kriedemann 31. 12. * Für die Teilnahme an einer Ausschußsitzung des Europäischen Parlaments ** Für die Teilnahme an einer Ausschußsitzung des Europarats Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Schriftliche Ergänzung zu den mündlichen Ausführungen des Abgeordneten Dr. Walter Althammer Gesetzentwürfe und kostenwirksame Anträge aus der SPD-Fraktion in Mio DM IV /273 Gesetz über die Gewährung von Sparbeiträgen 360 IV /415 Gesetz über die Ausbildungsförderung 750 IV /468 Bundeskindergeldgesetz 220 IV /562 2. Gesetz zur Änderung und Verbesserung des Mutterschutzgesetzes . 590 IV /694 Flüchtlingsgesetz 900 IV /1850 3. Wohnungsbaugesetz 800 IV /1855 Europäisches Jugendwerk 50 IV /1947 3. Gesetz zur Änderung des Gesetzes über Altershilfe für Landwirte 210 IV /2005 Änderung der Zuschußrichtlinien für Straßenbaumaßnahmen der Gemeinden 110 IV /2338 Kredit- und Bürgschaftsprogramm gegen Luftverschmutzung 15 IV /2575 Schiffbarmachung der Saar 48 IV /2608 Kindergeldgesetz - hier Wegfall der Einkommensgrenze - 780 IV /2626 Änderung des Gesetzes über Wohnbeihilfen 40 IV /2687 Änderung des Vermögensbildungsgesetzes 170 IV /2770 Änderung des Gesetzes über Weihnachtszuwendungen 90 IV /2782 Gesetz zur Änderung des Postverwaltungsgesetzes 820 IV /2822 Marktstrukturgesetz 600 IV /2751 Änderung des Bundesfernstraßengesetzes 40 IV /3605 Kriegsgefangenenentschädigungsgesetz 500 dazu Einnahmeausfälle IV /64 Zuckersteuer 110 IV /65 Kaffeesteuer 1 000 IV /66 Teesteuer 32 IV /2047 EStG, erschwerte Haushaltsführung 273 IV /2687 Änderung des Vermögensbildungsgesetzes 170 IV /2782 Änderung des Postverwaltungsgesetzes 600 9 278 138 Deutscher Bundestag — 7. Wahlperiode — 7. Sitzung. Bonn, Montag, den 29. November 1965 Abzusetzen Einnahmeerhöhungen entspresprechend den Anträgen IV /722, 1569, 1567 — 358 insgesamt 8 920 Bei den Anträgen IV /2687 und 2782 wurden Mehrkosten und Einnahmeausfälle getrennt aufgeführt. Mehrkosten nicht zu beziffern IV /358 Änderung des II. Vierjahresplanes zum Ausbau der Bundesfernstraßen (in 4 Jahren 3 Mrd. DM mehr) IV /406 Beseitigung sozialer Härten aus der Währungsreform IV /1347 Abzugsfähigkeit von Ausbildungskosten IV /1494 Förderung von Wissenschaft und Forschung IV /2332 16. Änderungsgesetz zum UStG
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    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: ()
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()

    Herr Kollege Erler, wann ich im Kabinett oder in meiner Fraktion meine Stimme erhoben habe, das geht Sie nichts an!

    (Lachen und PfuiRufe bei der SPD. — Beifall bei CDU/CSU. — Abg. Wehner: Sie setzen Ihrem Faß die Krone auf! Ein interessanter Akzent! — Weitere Zurufe.)

    Ich frage Sie auch nicht, worüber Sie in Ihrer Fraktion diskutieren.

    (Anhaltende Unruhe bei der SPD. — Abg. Wehner: Sie sind der Bundeskanzler und nicht wir!)



Rede von Dr. Thomas Dehler
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Herr Abgeordneter Wehner, ich darf Sie doch bitten, maßzuhalten. — Bitte, Herr Bundeskanzler!

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    Rede von: Unbekanntinfo_outline


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: ()
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: ()

    Ich bin nicht verpflichtet, Auskunft zu geben über Gespräche innerhalb der Fraktion oder innerhalb des Kabinetts.

    (Abg. Wehner: Sie sind zu nichts verpflichtet!)

    Jedenfalls brauchen Sie gar nicht so weit zu gehen! Sie können in den Drucksachen des Bundestages nachlesen,

    (Abg. Wehner: Für Sie genügt das Fernsehen!)

    daß ich meine Sorge vor diesem Hohen Hause wiederholt zum Ausdruck gebracht habe, daß ich über die Entwicklung besorgt bin.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU.)




    Bundeskanzler Dr. Dr. h. c. Erhard
    Im übrigen verwahre ich mich noch gegen die Unterstellung, daß ich nur die Arbeitnehmer kritisch betrachtet und negativ kritisiert hätte. Das ist nicht wahr.

    (Abg. Wehner: Nach dem, was Sie jetzt gesagt haben, brauchen Sie gar nichts mehr zu sagen!)

    Ich stelle noch einmal mit aller Deutlichkeit fest: Wenn ich die Mitbestimmung zur Diskussion gestellt und meine eigene Auffassung als Bundeskanzler dazu gesagt habe, dann ist das mein gutes Recht. Sie können daraus unmöglich schließen, daß das eine arbeitnehmerfeindliche Haltung ist;

    (Zuruf von der SPD: Was denn sonst?)

    denn ich weiß, daß auch in Ihrem Lager durchaus kritische Betrachtungen zu diesem Gegenstand angestellt werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Wir haben jedenfalls in der Mitbestimmung und im Betriebsverfassungsgesetz Modelle der Mitbestimmung und der Mitwirkung der Arbeitnehmer geschaffen, wie sie fortschrittlicher in keinem anderen Land, auch in keinem sozialistisch regierten Land bestehen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Dann fragen Sie, gegen welche Interessen ich auftrete. Ich trete gegen alle Interessen auf, wo sie mir schädlich erscheinen

    (Lachen bei der SPD)

    denn ich glaube, wir müssen — und das ist der Sinn der formierten Gesellschaft,

    (erneutes Lachen bei der SPD)

    die Sie nicht verstanden haben, aber die deshalb nicht unrichtig sein muß —

    (Zustimmung bei der CDU/CSU — Lachen bei der SPD)

    dafür sorgen, daß wir nicht in der Addition der Interessen, sondern in der Zuordnung der Interessen auf ein gemeinsames Ganzes zu wirklichen Lösungen hinfinden.

    (Beifall bei der CDU/CSU. — Zurufe von der SPD.)

    Wir sprechen so viel von der pluralistischen Gesellschaft. Meine Sorge geht dahin, daß in der pluralistischen Gesellschaft, wenn wir sie so weitertreiben lassen, allmählich jede individuelle, persönliche Verantwortung verlorengeht und wir nur noch dem Treiben der Funktionäre ausgesetzt sind. Jetzt sagen Sie aber nur nicht, ich meinte bloß die einen, die auf Ihrer Seite! Nein, ich meine sie auf allen Seiten. Ich spreche gegen die mißbräuchliche Vertretung von Gruppeninteressen, soweit sie sich nicht in das Ganze organisch einfügen lassen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Nun zur Arbeitszeit. Ja, meine Damen und Herren, das scheint doch kein Geheimnis zu sein, daß unsere Leistung, d. h. der Umfang unseres Sozialprodukts — nicht allein, aber wesentlich — auch von der aufgewandten Arbeitszeit abhängig ist. Im übrigen lese ich in der Veröffentlichung des „Wirtschaftswissenschaftlichen Instituts" der Gewerkschaften", daß eine Stunde Mehr-Arbeitszeit gleichbedeutend ist mit einer Arbeitsleistung von mehr als einer halben Million Arbeitnehmern. Also kann dahinter jedenfalls nichts Schlechtes, keine unbillige Forderung, stecken. Wie man die Dinge im einzelnen ordnet, das ist eine Frage für sich. Sie können aber z. B. nicht die Feierschichten oder eine besondere Situation in diesem oder jenem Stahlwerk als charakteristisch und symptomatisch für den deutschen Arbeitsmarkt und die Wirtschaftslage hinstellen.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU.)

    Wo kommen wir mit einer solchen Argumentation hin?! Die geht ja völlig und in unwahrhaftiger Weise am Kern des Problems vorbei; denn wir haben in Deutschland immerhin noch 1,2 Millionen Gastarbeiter, und wir haben 700 000 offene Stellen. Da können Sie nicht mit Feierschichten operieren oder mit der schlechten Position irgendeines Stahlwerks.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Ich spreche von Prioritäten und ich werde es auch weiter tun. — Dabei habe ich auch in diesem Haus schon wiederholt auf diese Notwendigkeit hingewiesen: Wenn wir Prioritäten setzen, wenn wir Gemeinschaftsaufgaben erfüllen wollen, muß das deutsche Volk und muß zuerst einmal der Deutsche Bundestag bereit sein, zu sagen und zu bekennen, wo und in welchen Bereichen das deutsche Volk Opfer für diese Prioritäten, für die Erfüllung der Gemeinschaftsaufgaben zu bringen hat.

    (Erneuter Beifall bei der CDU/CSU.)

    Meine Damen und Herren, ich glaube, Herr Erler hat nicht ernsthaft die Absicht gehabt, zu behaupten, daß wir den Klassenstaat nicht überwunden hätten. Daß immer noch einiges nachzuholen ist, das wird immer der Fall sein. Es wird niemals eine Zeit geben, in der ein Bundestag von sich sagen kann: So, wir haben jetzt aufgeräumt, es ist überhaupt nichts mehr zu besorgen. Das gibt es nicht!
    Meine Damen und Herren! Zu den Preisen! Na, ich will das Thema heute nicht vertiefen.

    (Lachen bei der SPD.)

    Darüber wird in diesen Tagen noch mehr gesprochen werden, und ich behalte mir meinen eigenen Beitrag dazu auch noch vor. Heute machen es sich alle bequem. Heute braucht sich niemand mehr Sorge zu machen, wer an der Preissteigerung schuld ist. Am besten ist man dann dran, wenn man weder die Arbeitgeber noch die Arbeitnehmer

    (Zuruf von der CDU/CSU: Radfahrer!)

    beim Namen nennt, wenn man auch nicht von Interessenvertretern und dergleichen mehr spricht. Es ist ja alles so furchtbar einfach. Es gibt nur einen Schuldigen: das ist die öffentliche Hand, das ist die Bundesregierung und insonderheit natürlich der Bundeskanzler.

    (Beifall bei der SPD.)

    Meine Damen und Herren, wer es sich so einfach
    machen und unsere gesellschaftspolitische, wirt-



    Bundeskanzler Dr. Dr. h. c. Erhard
    schaftliche und soziale Situation so primitiv ausdeuten will, der mag es tun. Aber wahrhaftig ist eine solche Argumentation bei Gott im Himmel nicht. Ich habe bei der Regierungserklärung ausdrücklich gesagt, daß sowohl der private Verbrauch und die Investitionen als auch die Staatsausgaben etwa gleichmäßig um rund das Doppelte dessen angestiegen seien, was dem realen Zuwachs des Sozialprodukts entsprochen hätte. Darum habe ich dazu gesagt: für Schuld und Anklage ist hier kein Raum. Damit habe ich aber auch deutlich zum Ausdruck gebracht, daß ich nicht irgend jemanden meine, nicht irgendeine Gruppe, sondern das falsche Verhalten innerhalb der deutschen Volkswirtschaft und innerhalb aller deutschen Gruppen schlechthin. Ich glaube, das hier zu wiederholen ist notwendig.
    Jedenfalls können wir nach dem, was wir bis heute von dem Gutachten der Sachverständigen hörten, das eine auf jeden Fall sagen, daß nämlich Lohnerhöhungen von 12% weit über das hinausgehen, was volkswirtschaftlich vertretbar ist.

    (Beifall bei der CDU/CSU und der FDP.)

    Jetzt sagen Sie aber nicht, daß das eine Aussage sei, die sich ausschließlich gegen die Arbeitnehmer richte. Ich habe auch bei den Unternehmern manches zu sagen, besonders in bezug auf die Investitionspolitik zum Zwecke der Verbreiterung der Erzeugung.

    (Zurufe von der SPD: Was denn?)

    — Meine Damen und Herren, ich habe gar nicht die Absicht, schon die letzte Antwort auf das zu geben, was Sie sagten.
    Aber Sie mokierten sich so reizend über die formierte Gesellschaft. Ich werde lebhaft erinnert, an die Anfänge der sozialen Marktwirtschaft zu denken. Die haben Sie nämlich auch nicht verstanden.

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU. — Beifall 'bei der FDP.)

    Ich kann Ihnen genau sagen, was der Führer der sozialdemokratischen Partei zur sozialen Marktwirtschaft sagte: „Das ist eine Lügenparole à la Blut und Boden." Das war die soziale Marktwirtschaft. Sehen Sie mal an, was aus der formierten Gesellschaft wird! Sie kommen nur mit dem Denken nicht nach, und Sie spüren es noch nicht, daß unsere Zeit von einem neuen Geist geformt wird.

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU.)

    Sie haben den „Industriekurier" als Ihr Leibblatt gegen die formierte Gesellschaft zitiert. Lassen Sie mich die „Neue Ruhrzeitung" zitieren, die Ihnen ganz bestimmt nähersteht. Dort steht am 19. September geschrieben:
    Die formierte Gesellschaft z. B. verdient mehr Beachtung und förderliche Kritik, als bisher laut wurde; denn in ihr ist ein durchaus gesunder Kern. Die Sozialdemokraten würden es sich zu leicht machen, wenn sie diese Formel lediglich deshalb glossierten und ironisierten, weil sie von Erhard stammt.

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU. — Zurufe von der SPD.)

    Meine Damen und Herren, ich wollte hier keinen I vollen Diskussionsbeitrag leisten. Ich wollte nur das, was Herr Erler sagte, auf das rechte Maß zurückrücken, und ich möchte seine Aussage mit den nötigen moralischen Akzenten versehen haben.

    (Zurufe von der SPD: Ach!)

    — Jawohl, Verärgerung ist ein schlechter Ratgeber. Sie sagen zwar in weiten Passagen manches, was keine Beanstandung findet, bringen es aber nicht über sich, sachlich und objektiv darzustellen, was Ihre Meinung ist. Sie können an allem zweifeln, aber nicht daran, daß sich diese Regierung und die sie tragenden Koalitionsparteien ihrer Aufgabe, auch der Schwere ihrer Aufgabe bewußt sind und wissen, wie sie es in Zukunft halten wollen. Wir werden vor Ihnen keine Kniefälle machen. Aber es liegt in Ihrer Verantwortung, in Ihrer Entscheidung, ob Sie dann mitarbeiten wollen bei der Lösung der Aufgaben, die zum Wohle des ganzen deutschen Volkes von diesem Hohen Hause bewältigt werden müssen. Eine Verärgerung ist immer ein schlechter Ratgeber, Herr Erler,

    (lebhafter Beifall bei der CDU/CSU — demonstrativer Beifall bei der SPD)

    und das ist der Tenor Ihrer Rede gewesen.