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ID0416629200

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    Deutscher Bundestag 166. Sitzung Bonn, den 19. Februar 1965 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung . . . 8257 A Überweisung an Ausschüsse ,8257 C Fragestunde (Drucksachen IV/3067, IV/3077) Frage des Abg. Dr. Dr. h. c. Friedensburg: Verseuchung des Grundwassers . . . 8258 A Frage der Abg. Frau Kleinert: Bau einer Pipeline für Trinkwasser . . 8258 A Frage des Abg. Dr. Rutschke: Einberufung von Dienstpflichtigen Gumbel, Staatssekretär . . . . . 8258 B Dr. Rutschke (FDP) 8258 C Fragen der Abg. Frau Dr. Flitz (Wilhelmshaven) : Umschulungsbetrieb auf dem Flugplatz Upjever Gumbel, Staatssekretär . 8259 A, 8260 C Dr. Rutschke (FDP) 8259 B Dr. Bechert (SPD) 8259 C Frau Dr. Kiep-Altenloh (FDP) . . 8259 D Cramer (SPD) . . . . . . . . 8260 A Fragen der Abg. Börner und Dröscher: Novellierung des Unterhaltssicherungsgesetzes Gumbel, Staatssekretär . 8260 D, 8261 C, 8262 B Börner (SPD) . . 8261 A, 8261 D, 8262 B Schmitt-Vockenhausen (SPD) . . . 8261 B, 8261 D Dr. Rutschke (FDP) . . . . . . . 8262 C Fragen des Abg. Buchstaller: Errichtung von Soldatenheimen in Koblenz Gumbel, Staatssekretär 8262 D Buchstaller (SPD) 8262 D Josten (CDU/CSU) 8263 B Schultz (FDP) 8263 C Dr. Weber (Koblenz) (CDU/CSU) . 8263 C Frage des Abg. Cramer: Vermeidung von Schießunglücken Gumbel, Staatssekretär 8264 A Cramer (SPD) 8264 B Fragen des Abg. Spies: Freigabe der Bundesmittel für den sozialen Wohnungsbau Dr. Ernst, Staatssekretär . 8264 C, 8264 D Fritsch (SPD) 8265 A Frau Meermann (SPD) 8265 B Dr. Czaja (CDU/CSU) 8265 C Fragen des Abg. Dr. Wuermeling: Auszahlung von Baugeldern für Eigenheime von Bundesbediensteten Dr. Ernst, Staatssekretär . 8265 D, 8266 C Dr. Wuermeling (CDU/CSU) . . 8265 D, 8266 D Frau Meermann (SPD) 8266 B Dr. Czaja (CDU/CSU) 8266 B II Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 166. Sitzung. Bonn, Freitag, den 19. Februar 1965 Frage des Abg. Schmitt-Vockenhausen: Zwischenbescheinigungen für die Rentenversicherungskarten Dr. Claussen, Staatssekretär . . . 8267 B Schmitt-Vockenhausen (SPD) . . . 8267 B Frage des Abg. Fritsch: Familienzuschlag für die Ehefrau eines Empfängers von Arbeitslosengeld Dr. Claussen, Staatssekretär . . 8267 C Fritsch (SPD) 8267 C Frage des Abg. Bauer (Würzburg) : Entschädigung für Verkehrsopfer durch die amerikanische Stationierungsmacht Dr. Dahlgrün, Bundesminister . . 8268 A Bauer (Würzburg) (SPD) 8268 B Dr. Müller-Emmert (SPD) 8268 D Fragen des Abg. Leicht: Beseitigung von Westwallanlagen Dr. Dollinger, Bundesminister . . 8269 B Leicht (CDU/CSU) 8269 B Frage des Abg. Cramer: Alters- und Hinterbliebenenversorgung Höcherl, Bundesminister 8269 C Cramer (SPD) 8269 D Frage des Abg. Fritsch: Öffnung von Grenzübergängen zur CSSR Höcherl, Bundesminister 8269 D Fritsch (SPD) 8269 D Frage des Abg. Bauer (Würzburg) : Führerscheinentzug Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister 8270 B Bauer (Würzburg) (SPD) 8270 B Frage des Abg. Bauer (Würzburg) : Ausgleich von Härten bei der Jubiläumszuwendung Höcherl, Bundesminister 8270 D Bauer (Würzburg) (SPD) 8270 D Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Rechnungsjahr 1965 (Haushaltsgesetz 1965) (Drucksache IV/2500) — Fortsetzung der zweiten Beratung — Einzelplan 12 Geschäftsbereich des Bundesministers für Verkehr (Drucksache IV/2912) Dr. Bleiß (SPD) . . . . . . . . 8271 A Dr. Müller-Hermann (CDU/CSU) . 8274 B Rademacher (FDP) 8281 B Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister 8285 B Dr. Dichgans (CDU/CSU) 8290 C Einzelplan 13 Geschäftsbereich des Bundesministers für das Post- und Fernmeldewesen (Drucksache IV/2913) Cramer (SPD) . . . . . . . . . 8291 D Dr. Besold (CDU/CSU) 8293 C Stücklen, Bundesminister 8294 B Einzelplan 14 Geschäftsbereich des Bundesministers der Verteidigung (Drucksachen IV/2914, zu IV/2914) Rasner (CDU/CSU) 8296 A Schoettle (SPD) . . . . . . . 8296 C D. Dr. Gerstenmaier, Präsident . . 8297 C, 8304 A Schultz (FDP) . . . . . . . 8300 B Erler (SPD) 8301 C Dr. Kliesing (Honnef) (CDU/CSU) . 8302 C Bausch (CDU/CSU) 8303 B Schriftlicher Bericht des Ernährungsausschusses über den Vorschlag der Kommission der EWG für eine Verordnung des Rats zur Festlegung der unteren und oberen Grenzen der Orientierungspreise für Rindfleisch (Drucksachen IV/3044, IV/3079) 8305 C Schriftlicher Bericht des Ernährungsausschusses über den Vorschlag der Kommission der EWG für eine Verordnung des Rats über Maßnahmen bei den Preisen für Milch und Milcherzeugnisse (Drucksachen IV/3043, IV/3080) . . . . 8305 C Schriftlicher Bericht des Ernährungsausschusses über den Vorschlag der Kommission der EWG für eine Verordnung des Rats über die Einordnung von Quark und verschiedenen anderen Käsearten in die .Warengruppe Nr. 11 des Anhangs I zur Verordnung Nr. 111/64/EWG (Drucksachen IV/3047, IV/3081) 8305 D Schriftlicher Bericht des Ernährungsausschusses über die Vorschläge der Kommission der EWG für eine Verordnung des Rats über die Erstattung von bestimmten Käsearten im innergemeinschaftlichen Warenverkehr und für eine Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 166. Sitzung. Bonn, Freitag, den 19. Februar 1965 III Verordnung des Rats über einzelstaatliche Interventionsmaßnahmen und den innergemeinschaftlichen Warenverkehr bei Emmentaler- und Cheddar-Käse (Drucksachen IV/3042, IV/3056, IV/3082) 8306 A Schriftlicher Bericht des Ernährungsausschusses über den Antrag betr. Qualitätssteigerung und Rationalisierung in der Molkereiwirtschaft (Abg. Wächter, Logemann, Sander, Walter, Ertl u. Gen.) (Drucksachen IV/2727, IV/3092) . . . 8306 A Nächste Sitzung 8306 B Anlagen 8307 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 166. Sitzung. Bonn, Freitag, den 19. Februar 1965 8257 166. Sitzung Bonn, den 19. Februar 1965 Stenographischer Bericht Beginn: 9.02 Uhr
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    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Beurlaubungen Dr. Aigner 19. 2. Arendt (Wattenscheid) 19. 2. Dr. Aschoff 19. 2. Dr. Atzenroth 19. 2. Dr. Dr. h. c. Baade 28. 2. Bading * 19. 2. Bauer (Wasserburg) 19. 2. Bazille 22. 2. Berlin 19. 2. Blachstein 27. 2. Fürst von Bismarck 20. 2. Dr. h. c. Brauer 19. 2. Brünen 19. 2. Burgemeister 19. 2. Burckardt 19. 2. Busse 19. 2. Dr. Dörinkel 26. 2. Eisenmann 20. 2. Ertl 19. 2. Frau Dr. Elsner * 19. 2. Frau Dr. Flitz (Wilhelmshaven) 19. 2. Dr. Franz 19. 2. Dr. Dr. h. c. Friedensburg 19. . Frau Funcke (Hagen) 19. . Gaßmann 19. 2. Hammersen 19. 2. Hellenbrock 19. 2. Frau Dr. Heuser 19. 2. Heiland 19. 2. Dr. Imle 19. 2. Dr. h. c. Jaksch 26. 2. Jungmann 19. 2. Kalbitzer 19. 2. Dr. Kanka 19. 2. Klinker * 19. 2. Dr. Kopf 24. 2. Kulawig 31. 3. Leber 19. 2. Lenz (Bremerhaven) 29. 3. Lenz (Brühl) 19. 2. Dr. Löhr 19. 2. Lücker (München) * 19. 2. Maier (Mannheim) 19. 2. Majonica 19. 2. * Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen des Europäischen Parlamentes Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Mattick 19. 2. Mauck * 19. 2. Merten 19. 2. Metzger 19. 2. Michels 19. 2. Paul 19. 2. Peters (Norden) 20. 2. Frau Dr. Probst 26. 2. Reichhardt 19. 2. Rohde * 19. 2. Scheuren 19. 2. Schlick 26. 2. Dr. Schmid (Frankfurt) 24. 2. Seidl (München) 19. 2. Frau Seppi 19. 2. Seuffert 19. 2. Dr. Starke 19. 2. Steinhoff 28. 2. Dr. Stoltenberg 19. 2. Storch * 19. 2. Dr. Supf 19. 2. Unertl 27. 2. Wächter 19. 2. Weber (Georgenau) 19. 2. Wehner 28. 2. Weinkamm 28. 2. Frau Welter (Aachen) 19. 2. Werner 19. 2. Wienand 7. 3. Wittmer-Eigenbrodt 19. 2. Wilhelm 26. 2. Zühlke 21. 2. Anlage 2 Umdruck 571 Änderungsantrag der Fraktion der CDU/CSU zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1965, hier: Einzelplan 14 - Geschäftsbereich des Bundesministers der Verteidigung (Drucksachen IV/2500 Anlage, IV/2914). Der Bundestag wolle beschließen: Zu Kap. 14 02 - Allgemeine Bewilligungen - In Tit. 964 - Ausrüstungshilfe - (Drucksache IV/ 2914 S. 11) erhält der Haushaltsvermerk folgende Fassung: „Neue Verpflichtungen dürfen nur nach Information des Haushaltsausschusses und des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten des Deutschen Bundestages eingegangen werden." Bonn, den 17. Februar 1965 Dr. Barzel und Fraktion 8308 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 166. Sitzung. Bonn, Freitag, den 19. Februar 1965 Anlage 3 Umdruck 574 Änderungsantrag der Fraktion der SPD zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1965, hier: Einzelplan 14 — Geschäftsbereich des Bundesministers der Verteidigung (Drucksachen IV/2500 Anlage, IV/2914). Der Bundestag wolle beschließen: Zu Kap 14 02 — Allgemeine Bewilligungen — Bei Tit. 964 — Ausrüstungshilfe — (Drucksache IV/2914 S. 11) ist der Haushaltsvermerk wie folgt zu fassen: „Neue Verpflichtungen dürfen nur mit Zustimmung des Haushaltsausschusses und des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten des Deutschen Bundestages eingegangen werden. Insoweit sind die Mittel gesperrt." Bonn, den 18. Februar 1965 Erler und Fraktion
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Fritz-Rudolf Schultz


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)

    Herr Kollege Gerstenmaier, wir haben ja in dieser Legislaturperiode ein Beispiel dafür gehabt, daß die Entlassung eines Ministers ohne den gemeinsamen Rücktritt mehrerer Minister gar nicht möglich gewesen ist. Das widerspricht ein wenig dem, was Sie eben gesagt haben. Aber ich glaube, wir können das nicht vertiefen.
    Die andere Frage, die Sie angeschnitten haben, ist die Frage der Gewalt des Verteidigungsausschusses in diesem Parlament. Sie wissen, daß wir im Parlament alle miteinander sagen: „Die Kollegen im Haushaltsausschuß sind bessere Menschen als wir übrigen, denn sie haben eine sehr viel weitergehende Befugnis." Manche sind ihren Kollegen im Haushaltsausschuß gram darüber, andere empfinden es aber als sehr angenehm, daß Ihnen von diesen Kollegen manche Verantwortlichkeit abgenommen wird. Aber der Verteidigungsausschuß hat natürlich nach dem Grundgesetz eine besondere Kontrollbefugnis. Sie zeigt sich schon darin, daß der Verteidigungsausschuß ohne Antrag des Plenums Dinge der Verteidigung an sich ziehen und untersuchen kann. Dann muß auch das alles geändert werden.

    (Abg. D. Dr. Gerstenmaier: Nein!)

    Ein Wort über die Käufe von Flugzeugmustern etc. Sicher ist der Verteidigungsausschuß oder sind die Parlamentarier, die darin tätig sind, in einem gewissen Sinne mitverhaftet bei einer solchen Entscheidung. Dazu ist es sicher richtig — was Sie ge-



    Schultz
    sagt haben — daß die Information der Abgeordneten besser werden muß. Wir sollten nach dem Beispiel der Vereinigten Staaten zu den sogenannten Hearings übergehen, in denen Sachverständige zu den einzelnen Problemen gehört werden. Soweit ich mich erinnere, ist bisher im Verteidigungsausschuß noch nie eine Entscheidung gegen die Regierung getroffen worden, sondern es sind immer nur die Bedenken geltend gemacht worden, und wir kamen dann meistens zu einstimmigen Entschlüssen. Ob das richtig ist oder nicht, wäre dann dabei zu untersuchen.
    Aber zurück zu dem anstehenden Problem! Auch die FDP-Fraktion hat einen Antrag eingebracht, aber wir haben uns dann in der Fraktion noch einmal darüber unterhalten und inzwischen unsere Meinung insoweit geändert, als wir es doch für richtiger halten, dem Änderungsantrag der CDU/CSU zuzustimmen. Von uns ist anerkannt worden, daß eine förmliche Zustimmung der genannten Ausschüsse in der Tat ein zu weitgehendes Überlappen der Exekutivgewalt und der Legislativgewalt ergäbe. Wir haben unseren Antrag daher zurückgezogen.
    Aber wenn wir nun nur eine Information haben, kann natürlich nicht die Meinung verbreitet oder aufrechterhalten werden, die Information sei zu verstehen in dem Sinne des „Mitgefangen, mitgehangen".

    (Abg. Rasner: Richtig!)

    Dagegen müssen wir uns allerdings verwahren. Bisher sind die Dinge unter „Geheim" gelaufen. Deswegen war nicht die Möglichkeit gegeben, in der Öffentlichkeit dazu Stellung zu nehmen. Wohl war die Möglichkeit gegeben, die Fraktionsspitze als solche zu informieren. Denn die Kollegen, die in diesen Geheimsitzungen waren, waren praktisch Vertreter des Fraktionsvorsitzenden. Aber das reichte natürlich nicht aus.
    Deswegen möchte ich ganz deutlich machen, daß man tunlichst auch und gerade diesen Titel nur dann unter die Formel „Geheim" stellen sollte, wenn es unbedingt notwendig ist. Ich bin der Meinung, daß viele Dinge, die hier bewilligt worden sind, durchaus in das Licht der Öffentlichkeit hineingehören und gar nicht unter „Geheim" hätten laufen müssen.

    (Beifall bei der FDP und bei Abgeordneten der SPD.)

    Das eine Mal, wo etwas unter „Geheim" gemacht worden ist, da ging es schief — um keinen anderen Ausdruck zu gebrauchen.
    Ich glaube, damit habe ich an sich die Haltung, die wir zu diesen Fragen haben, in etwa klarzustellen versucht. Sicher sollte die Gelegenheit der Beratung dieses Antrags dazu führen, daß wir uns über die Abgrenzungen zwischen Legislative und Exekutive weitere Gedanken machen, daß wir uns insbesondere auch einmal die Arbeit des Verteidigungsausschusses unter diesen Aspekten weiter überlegen.

    (Beifall bei der FDP und bei Abgeordneten der CDU/CSU.)



Rede von Erwin Schoettle
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Abgeordnete Erler.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Fritz Erler


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Präsident Dr. Gerstenmaier hat uns einige Gedanken vorgetragen, aus denen Sorgen sprechen, die unser aller Sorgen sind. Es Ist, glaube ich, unbestritten, daß ein Parlament, infolgedessen auch der Deutsche Bundestag, nicht versuchen kann und nicht versuchen darf, sich an die Stelle der Exekutive zu setzen. Wir alle sind keine Anhänger eines „régime des assemblées", wie es eine Weile in Frankreich praktiziert worden ist und das sicher zum Niedergang der früheren französischen Republiken mit beigetragen hat. Wir müssen infolgedessen sorgsam auf die Einhaltung unserer und der Befugnisse der Exekutive achten. Die Gewaltenteilung haben auch wir alle groß zu schreiben. Diese Sorge respektiere ich.
    Dennoch finde ich, daß die Ausführungen, die wir von Ihnen vorhin gehört haben, nicht frei von Widerspruch waren. Auf der einen Seite plädierten Sie dafür, daß das Parlament im ganzen besser in den Stand gesetzt würde, seine Entscheidungsgewalt in politischen Fragen auszuüben. Im ganzen! Aber dann plädierten sie dafür, daß man, damit das Parlament im ganzen seine Entscheidungsgewalt besser ausüben könne, einigen Ausschüssen ihre derzeitigen Befugnisse verkürze. Das führt aber nicht zu einer Anreicherung von Befugnissen beim ganzen Parlament, sondern ausschließlich und allein zu einer Anreicherung der Befugnisse der Exekutive.
    Wir müssen über diese Dinge wirklich einmal nachdenken, weil ich das Gefühl habe, daß sich auch unsere Minister als politisch verantwortliche Persönlichkeiten sehr oft in der gleichen Lage befinden wie wir selbst, daß sie nämlich von der Exekutive bedient werden mit bestimmten, sicher nach bestem Wissen und Gewissen ausgearbeiteten Vorschlägen, deren wirkliche Beurteilung auf die politische Tragfähigkeit, auf die sachliche Zweckmäßigkeit, auf die Einordnung in das Gemeinwohl nur dann richtig vorgenommen werden kann, wenn auch die Alternativen mit vorgetragen werden. Wer nur einen Vorschlag kennt, wer nur eine Alternative kennt, kann in Wahrheit nicht entscheiden. Man muß infolgedessen die Möglichkeit haben, sich auch mit den verschiedenen Alternativen vertraut zu machen, um sich dann für die richtige zu entscheiden.
    Dies ist vorab Sache der Regierung. Aber wenn sie dann das Parlament oder seine Ausschüsse unterrichtet, dann darf sie nicht nur über den Entschluß unterrichten, zu dem sie als der Weisheit letztem Schluß gekommen ist, sondern dann muß sie, genauso wie zu ihrer eigenen Meinungsbildung Alternativen herangezogen worden sind, über den Gang ihrer eigenen Entscheidung und der Motive und des Pro und Kontra auch das Parlament unterrichten.

    (Beifall bei der SPD und Abgeordneten rechts.)

    Hier fürchte ich nun, daß es eine Reihe von Gegenständen gibt, bei denen das schon aus Zeitgrün-



    Erler
    den gar nicht im ganzen Hause möglich ist. Wir haben außerdem noch das Problem, daß es Gegenstände gibt, die sich einer solch großen Erörterung entziehen, auch wenn wir uns alle gegen übermäßige Geheimniskrämerei zur Wehr setzen. Auch hier teile ich Ihre Meinung, daß es viel zu sehr eine gewisse Bequemlichkeit gibt, aus der heraus Dinge mit einem Geheimstempel versehen werden, um sie einer unbequemen Diskussion zu entziehen.

    (Sehr richtig! bei der SPD.)

    Sehr häufig dient dieser Stempel nicht dem Schutz des Gemeinwohls vor Gefährdungen durch böse Feinde, sondern der Bequemlichkeit derer, die eine Entscheidung ausgearbeitet haben und sie nicht auf alle Seiten hin einer öffentlichen Diskussion und Kritik stellen wollen. Daher sollten wir gemeinsam Front machen gegen den Mißbrauch des Geheimstempels, der ihn praktisch entwertet und praktisch dazu beiträgt, daß wirklich wichtige Vorgänge, die unmittelbar an die Substanz unserer Sicherheitsinteressen rühren, dann unter Umständen auch nicht mehr entsprechend behandelt werden, weil man gewohnheitsmäßig auch Dinge anderer Art unter den Geheimschutz stellt. All das ist also zu bedenken.
    Aber, verehrter Herr Dr. Gerstenmaier, es ist nicht zu bedenken bei dem jetzt zur Entscheidung anstehenden Fall. Wir entscheiden nämlich heute bei dem Antrag der CDU/CSU oder der Vorlage des Haushaltsausschusses nicht über das Grundsatzproblem der Mitwirkung des Verteidigungsausschusses etwa bei weitgehenden Waffenbeschaffungsprogrammen. Das sollten wir noch einmal miteinander diskutieren. Heute geht es um Geld, um gar nichts anderes. Es geht darum, ob wir unter Umständen durch einen Weg, wie Sie ihn vorschlagen, die Exekutive geradezu handlungsunfähig machen. Warum?
    Wenn Parlamentarier Geld bewilligen sollen, dann müssen sie wissen, wofür. Es gibt Probleme, bei denen es ausgeschlossen ist, daß die Bundesregierung schon bei der Vorlage des Haushaltsplans detaillierte Voranschläge vorlegen kann, wofür das Geld eigentlich ausgegeben wird. Es ist aber Aufgabe der parlamentarischen Mittelbewilligung als eines hervorragenden Instruments der politischen Kontrolle der Regierung, bei der Bewilligung der Mittel zu wissen, was damit geschieht, nicht erst hinterher, wenn der Rechnungshof ein paar Jahre später kommt und man sich dann mit Dingen beschäftigt, die längst den Bach hinunter sind. Deswegen muß das Parlament vorher wissen, was mit einem Ansatz geschieht.
    Nun wissen wir, daß das unter Umständen nicht schon bei der Vorlage des Haushaltsplans vor dem ganzen Hause im Detail vorgelegt werden kann. Dann geben wir infolgedessen an unsere eigenen Ausschüsse die Ermächtigung, durch eine bedingte Bewilligung, dafür zu sorgen, daß dann, wenn die Regierung Aufschluß gibt, was damit geschieht, diese Ausschüsse mit der Billigung gewissermaßen des Hauses, das den Rahmen abgesteckt hat, im einzelnen diese Mittel zur Verwendung freigeben. Dieser Brauch hat sich bewährt. Den würde ich jetzt nicht durch einen plötzlichen Galoppangriff in einer ganz anderen Frage zu Fall bringen. Ich schließe mich daher in der Konsequenz der Auffassung von Herrn Vizepräsident Schoettle an und bitte, es bei der Vorlage des Haushaltsausschusses bewenden zu lassen.
    Aber die Diskussion des viel weiterreichenden Problems, nämlich Geheimhaltung und Mitwirkung bei bestimmten Einzelfragen, sollten wir uns aufheben; denn darin steckt noch viel, was des Nachdenkens wert ist.

    (Beifall bei der SPD und bei der FDP.)