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ID0416621000

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    6. Müller-Hermann.: 1
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    Deutscher Bundestag 166. Sitzung Bonn, den 19. Februar 1965 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung . . . 8257 A Überweisung an Ausschüsse ,8257 C Fragestunde (Drucksachen IV/3067, IV/3077) Frage des Abg. Dr. Dr. h. c. Friedensburg: Verseuchung des Grundwassers . . . 8258 A Frage der Abg. Frau Kleinert: Bau einer Pipeline für Trinkwasser . . 8258 A Frage des Abg. Dr. Rutschke: Einberufung von Dienstpflichtigen Gumbel, Staatssekretär . . . . . 8258 B Dr. Rutschke (FDP) 8258 C Fragen der Abg. Frau Dr. Flitz (Wilhelmshaven) : Umschulungsbetrieb auf dem Flugplatz Upjever Gumbel, Staatssekretär . 8259 A, 8260 C Dr. Rutschke (FDP) 8259 B Dr. Bechert (SPD) 8259 C Frau Dr. Kiep-Altenloh (FDP) . . 8259 D Cramer (SPD) . . . . . . . . 8260 A Fragen der Abg. Börner und Dröscher: Novellierung des Unterhaltssicherungsgesetzes Gumbel, Staatssekretär . 8260 D, 8261 C, 8262 B Börner (SPD) . . 8261 A, 8261 D, 8262 B Schmitt-Vockenhausen (SPD) . . . 8261 B, 8261 D Dr. Rutschke (FDP) . . . . . . . 8262 C Fragen des Abg. Buchstaller: Errichtung von Soldatenheimen in Koblenz Gumbel, Staatssekretär 8262 D Buchstaller (SPD) 8262 D Josten (CDU/CSU) 8263 B Schultz (FDP) 8263 C Dr. Weber (Koblenz) (CDU/CSU) . 8263 C Frage des Abg. Cramer: Vermeidung von Schießunglücken Gumbel, Staatssekretär 8264 A Cramer (SPD) 8264 B Fragen des Abg. Spies: Freigabe der Bundesmittel für den sozialen Wohnungsbau Dr. Ernst, Staatssekretär . 8264 C, 8264 D Fritsch (SPD) 8265 A Frau Meermann (SPD) 8265 B Dr. Czaja (CDU/CSU) 8265 C Fragen des Abg. Dr. Wuermeling: Auszahlung von Baugeldern für Eigenheime von Bundesbediensteten Dr. Ernst, Staatssekretär . 8265 D, 8266 C Dr. Wuermeling (CDU/CSU) . . 8265 D, 8266 D Frau Meermann (SPD) 8266 B Dr. Czaja (CDU/CSU) 8266 B II Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 166. Sitzung. Bonn, Freitag, den 19. Februar 1965 Frage des Abg. Schmitt-Vockenhausen: Zwischenbescheinigungen für die Rentenversicherungskarten Dr. Claussen, Staatssekretär . . . 8267 B Schmitt-Vockenhausen (SPD) . . . 8267 B Frage des Abg. Fritsch: Familienzuschlag für die Ehefrau eines Empfängers von Arbeitslosengeld Dr. Claussen, Staatssekretär . . 8267 C Fritsch (SPD) 8267 C Frage des Abg. Bauer (Würzburg) : Entschädigung für Verkehrsopfer durch die amerikanische Stationierungsmacht Dr. Dahlgrün, Bundesminister . . 8268 A Bauer (Würzburg) (SPD) 8268 B Dr. Müller-Emmert (SPD) 8268 D Fragen des Abg. Leicht: Beseitigung von Westwallanlagen Dr. Dollinger, Bundesminister . . 8269 B Leicht (CDU/CSU) 8269 B Frage des Abg. Cramer: Alters- und Hinterbliebenenversorgung Höcherl, Bundesminister 8269 C Cramer (SPD) 8269 D Frage des Abg. Fritsch: Öffnung von Grenzübergängen zur CSSR Höcherl, Bundesminister 8269 D Fritsch (SPD) 8269 D Frage des Abg. Bauer (Würzburg) : Führerscheinentzug Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister 8270 B Bauer (Würzburg) (SPD) 8270 B Frage des Abg. Bauer (Würzburg) : Ausgleich von Härten bei der Jubiläumszuwendung Höcherl, Bundesminister 8270 D Bauer (Würzburg) (SPD) 8270 D Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Rechnungsjahr 1965 (Haushaltsgesetz 1965) (Drucksache IV/2500) — Fortsetzung der zweiten Beratung — Einzelplan 12 Geschäftsbereich des Bundesministers für Verkehr (Drucksache IV/2912) Dr. Bleiß (SPD) . . . . . . . . 8271 A Dr. Müller-Hermann (CDU/CSU) . 8274 B Rademacher (FDP) 8281 B Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister 8285 B Dr. Dichgans (CDU/CSU) 8290 C Einzelplan 13 Geschäftsbereich des Bundesministers für das Post- und Fernmeldewesen (Drucksache IV/2913) Cramer (SPD) . . . . . . . . . 8291 D Dr. Besold (CDU/CSU) 8293 C Stücklen, Bundesminister 8294 B Einzelplan 14 Geschäftsbereich des Bundesministers der Verteidigung (Drucksachen IV/2914, zu IV/2914) Rasner (CDU/CSU) 8296 A Schoettle (SPD) . . . . . . . 8296 C D. Dr. Gerstenmaier, Präsident . . 8297 C, 8304 A Schultz (FDP) . . . . . . . 8300 B Erler (SPD) 8301 C Dr. Kliesing (Honnef) (CDU/CSU) . 8302 C Bausch (CDU/CSU) 8303 B Schriftlicher Bericht des Ernährungsausschusses über den Vorschlag der Kommission der EWG für eine Verordnung des Rats zur Festlegung der unteren und oberen Grenzen der Orientierungspreise für Rindfleisch (Drucksachen IV/3044, IV/3079) 8305 C Schriftlicher Bericht des Ernährungsausschusses über den Vorschlag der Kommission der EWG für eine Verordnung des Rats über Maßnahmen bei den Preisen für Milch und Milcherzeugnisse (Drucksachen IV/3043, IV/3080) . . . . 8305 C Schriftlicher Bericht des Ernährungsausschusses über den Vorschlag der Kommission der EWG für eine Verordnung des Rats über die Einordnung von Quark und verschiedenen anderen Käsearten in die .Warengruppe Nr. 11 des Anhangs I zur Verordnung Nr. 111/64/EWG (Drucksachen IV/3047, IV/3081) 8305 D Schriftlicher Bericht des Ernährungsausschusses über die Vorschläge der Kommission der EWG für eine Verordnung des Rats über die Erstattung von bestimmten Käsearten im innergemeinschaftlichen Warenverkehr und für eine Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 166. Sitzung. Bonn, Freitag, den 19. Februar 1965 III Verordnung des Rats über einzelstaatliche Interventionsmaßnahmen und den innergemeinschaftlichen Warenverkehr bei Emmentaler- und Cheddar-Käse (Drucksachen IV/3042, IV/3056, IV/3082) 8306 A Schriftlicher Bericht des Ernährungsausschusses über den Antrag betr. Qualitätssteigerung und Rationalisierung in der Molkereiwirtschaft (Abg. Wächter, Logemann, Sander, Walter, Ertl u. Gen.) (Drucksachen IV/2727, IV/3092) . . . 8306 A Nächste Sitzung 8306 B Anlagen 8307 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 166. Sitzung. Bonn, Freitag, den 19. Februar 1965 8257 166. Sitzung Bonn, den 19. Februar 1965 Stenographischer Bericht Beginn: 9.02 Uhr
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    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Beurlaubungen Dr. Aigner 19. 2. Arendt (Wattenscheid) 19. 2. Dr. Aschoff 19. 2. Dr. Atzenroth 19. 2. Dr. Dr. h. c. Baade 28. 2. Bading * 19. 2. Bauer (Wasserburg) 19. 2. Bazille 22. 2. Berlin 19. 2. Blachstein 27. 2. Fürst von Bismarck 20. 2. Dr. h. c. Brauer 19. 2. Brünen 19. 2. Burgemeister 19. 2. Burckardt 19. 2. Busse 19. 2. Dr. Dörinkel 26. 2. Eisenmann 20. 2. Ertl 19. 2. Frau Dr. Elsner * 19. 2. Frau Dr. Flitz (Wilhelmshaven) 19. 2. Dr. Franz 19. 2. Dr. Dr. h. c. Friedensburg 19. . Frau Funcke (Hagen) 19. . Gaßmann 19. 2. Hammersen 19. 2. Hellenbrock 19. 2. Frau Dr. Heuser 19. 2. Heiland 19. 2. Dr. Imle 19. 2. Dr. h. c. Jaksch 26. 2. Jungmann 19. 2. Kalbitzer 19. 2. Dr. Kanka 19. 2. Klinker * 19. 2. Dr. Kopf 24. 2. Kulawig 31. 3. Leber 19. 2. Lenz (Bremerhaven) 29. 3. Lenz (Brühl) 19. 2. Dr. Löhr 19. 2. Lücker (München) * 19. 2. Maier (Mannheim) 19. 2. Majonica 19. 2. * Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen des Europäischen Parlamentes Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Mattick 19. 2. Mauck * 19. 2. Merten 19. 2. Metzger 19. 2. Michels 19. 2. Paul 19. 2. Peters (Norden) 20. 2. Frau Dr. Probst 26. 2. Reichhardt 19. 2. Rohde * 19. 2. Scheuren 19. 2. Schlick 26. 2. Dr. Schmid (Frankfurt) 24. 2. Seidl (München) 19. 2. Frau Seppi 19. 2. Seuffert 19. 2. Dr. Starke 19. 2. Steinhoff 28. 2. Dr. Stoltenberg 19. 2. Storch * 19. 2. Dr. Supf 19. 2. Unertl 27. 2. Wächter 19. 2. Weber (Georgenau) 19. 2. Wehner 28. 2. Weinkamm 28. 2. Frau Welter (Aachen) 19. 2. Werner 19. 2. Wienand 7. 3. Wittmer-Eigenbrodt 19. 2. Wilhelm 26. 2. Zühlke 21. 2. Anlage 2 Umdruck 571 Änderungsantrag der Fraktion der CDU/CSU zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1965, hier: Einzelplan 14 - Geschäftsbereich des Bundesministers der Verteidigung (Drucksachen IV/2500 Anlage, IV/2914). Der Bundestag wolle beschließen: Zu Kap. 14 02 - Allgemeine Bewilligungen - In Tit. 964 - Ausrüstungshilfe - (Drucksache IV/ 2914 S. 11) erhält der Haushaltsvermerk folgende Fassung: „Neue Verpflichtungen dürfen nur nach Information des Haushaltsausschusses und des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten des Deutschen Bundestages eingegangen werden." Bonn, den 17. Februar 1965 Dr. Barzel und Fraktion 8308 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 166. Sitzung. Bonn, Freitag, den 19. Februar 1965 Anlage 3 Umdruck 574 Änderungsantrag der Fraktion der SPD zur zweiten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1965, hier: Einzelplan 14 — Geschäftsbereich des Bundesministers der Verteidigung (Drucksachen IV/2500 Anlage, IV/2914). Der Bundestag wolle beschließen: Zu Kap 14 02 — Allgemeine Bewilligungen — Bei Tit. 964 — Ausrüstungshilfe — (Drucksache IV/2914 S. 11) ist der Haushaltsvermerk wie folgt zu fassen: „Neue Verpflichtungen dürfen nur mit Zustimmung des Haushaltsausschusses und des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten des Deutschen Bundestages eingegangen werden. Insoweit sind die Mittel gesperrt." Bonn, den 18. Februar 1965 Erler und Fraktion
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Paul Bleiß


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Ich habe ihn darum gebeten, Herr Präsident.
    Das Kreuz, meine Damen und Herren, das die Bundesbahn mit sich herumschleppt, liegt natürlich zu einem Teil in der technischen Rationalisierung, zum überwiegenden Teil aber in der gemischten Rechnung von Personen- und Güterverkehr. Der Personenverkehr, der Personennahverkehr, ist hoch defizitär. Das Defizit beträgt 1,3 Milliarden DM. Es kann von der Bundesbahn tarifarisch einfach nicht ausgeglichen werden. Eine solche Annahme wäre eine Utopie. Das Defizit, das sich aus dem Personennahverkehr ergibt, muß vom Bund zum erheblichen Teil, möglicherweise sogar ganz übernommen werden. Denn — ich möchte es noch einmal sagen — der tarifarische Ausgleich ist einfach unmöglich geworden.
    Wir sollten uns auch vor halben oder falschen Maßnahmen hüten. Sonst werden die Verluste noch stärker steigen. Denn die Abwanderung auf andere Verkehrsträger wird in Zukunft noch weiter zunehmen, wenn etwa der Versuch unternommen werden sollte, die Sozialtarife anzuheben, oder wenn sich die Bundesbahn nicht intensiver als bisher darum bemüht, den Personennahverkehr attraktiver zu gestalten. Dazu gehört, daß die Bundesbahn verstärkt dazu übergehen muß, den Wagenpark zu verbessern, daß sie den Fahrplan besser auf die Bedürfnisse der Bevölkerung abstimmen muß, daß es notwendig ist, den Zugverkehr zu beschleunigen, und daß es notwendig ist, mit anderen öffentlichen Nahverkehrsbetrieben so eng und vertrauensvoll wie möglich zusammenzuarbeiten.
    Wenn wir heute in puncto Bundesbahnpolitik Bilanz zu ziehen verpflichtet sind, dann müssen wir feststellen, daß die Bundesregierung auf dem Gebiet der Bundesbahnpolitik völlig ,versagt hat und daß sie sich nicht etwa nur mit 'dem Hinweis auf eine ähnliche Situation in anderen Ländern entschuldigen kann.
    Ich habe heute morgen in der Presse gelesen, daß der Herr Bundesverkehrsminister die Bundesbahn aus der Sackgasse herausführen will. Es hätte besser heißen müssen: wieder herausführen will; denn die Bahn ist durch diese Politik in diese Sackgasse hineingeführt worden .
    Lassen Sie mich nun einige Sätze zu dem zweiten entscheidenden Kapitel des Einzelplans 12, zum Straßenbau sagen. Hier bleibt uns leider nur die Feststellung übrig, daß der vortreffliche Bericht der Sachverständigenkommission in dem vorliegenden Haushalt überhaupt keine Berücksichtigung gefunden hat und daß genau das eingetreten ist, was wir bei der Bestellung der Sachverständigenkommission befürchtet haben, nämlich daß die Beseitigung der Verkehrsnot in den Städten und Gemeinden, daß der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs nicht in dieser Legislaturperiode in Angriff genommen oder entschieden wird, sondern daß er wieder auf die nächste Legislaturperiode verschoben wird. Das ist eine für die Gemeinden und für den öffentlichen Nahverkehr der Städte und Großstädte sehr bedauerliche Feststellung, die ich hier erneut treffen muß, denn mit der Verschiebung auf die nächste Legislaturperiode ist eo ipso eine Verzögerung um anderthalb bis zwei Jahre verbunden.
    Die Stellungnahme der Bundesregierung zur Drucksache IV/2661 wird sicherlich so lange zurückgehalten, bis der Haushalt 1965 hier verabschiedet ist. Dann haben die Beratungen für diesen Bundestag doch nur noch theoretischen Wert. Dieser Mangel wird nicht geheilt durch Entschließungen zur dritten Lesung. Mit einem Katalog unerfüllter Wünsche, Herr Kollege Müller-Hermann, ist am Schluß einer Legislaturperiode nur sehr wenig anzufangen. Was finanziell realisiert werden soll, das muß in diesem Haushalt stehen. Alles andere hat dann nur noch publizistischen Wert.

    (Abg. Dr. Müller-Hermann: Wir warten dringend auf Ihre Änderungsanträge, Herr Dr. Bleiß! Es liegen keine vor!)

    — Aber selbstverständlich! Wenn Sie uns die Chance geben, diese Anträge ehrlich und vernünftig zu diskutieren, dann sind wir gern bereit, eine solche Diskussion zu führen. Wir wollen uns aber nicht immer von Ihnen mit dem allgemeinen Einwand der Deckung abtun lassen. Dieses billige Argument liefern wir Ihnen nicht mehr.

    (Beifall bei der SPD. — Abg. Dr. MüllerHermann: Das ist leider sehr teuer!)

    Sie sind zu keiner ernsthaften Diskussion bereit. Bei Ihnen liegen die Blöcke fest. Das haben Sie oft genug gesagt. Kommen Sie also nicht mit einem solchen Einwand!
    Herr Kollege Müller-Hermann, wenn Sie das angekündigte umfangreiche Papier dem Bundestag zuleiten sollten, dann werden wir Sie, Herr Bundesverkehrsminister, zu jedem einzelnen Punkt dieser Entschließung um eine Stellungnahme bitten. Denn, Herr Kollege Müller-Hermann, es geht nicht an, daß alle Versäumnisse der Bundesregierung von Ihnen gesammelt und dann als eigenes Programm vorgetragen werden. Wenn Sie zu der Verkehrspolitik Ihrer Partei in Opposition stehen, machen Sie es doch nicht über diese Entschließungsanträge, sondern dann nehmen Sie doch offiziell vor dem Haus dazu Stellung!
    Meine Damen und Herren, gestatten Sie mir noch eine abschließende Bemerkung! Herr KollegeMüller-
    Hermann, Sie hatten die Freundlichkeit, im Pressedienst Ihrer Partei der SPD vorzuwerfen, sie halbe keine Verkehrskonzeption.

    (Beifall des Abg. Dr. Müller-Hermann.)




    Dr. Bleiß
    — Herr Kollege Müller-Hermann, wunderbar, daß Sie klatschen! Aber man soll nicht mit Steinen werfen, wenn man selbst im Glashaus sitzt. Oder soll ich noch einmal zitieren, was Sie im Dezember im „Industriekurier" ja sehr trefflich dargelegt haben? Wie oft haben Sie doch Ihrem Fraktionskollegen, Herrn Minister Seebohm, vorgeworfen, daß er keine Konzeption habe! Tragen Sie 'doch diesen Streit erst einmal unter sich aus! Das ist der bei Ihnen ja bekannten Hauskrach. Auf uns bezogen, Herr Kollege Müller-Hermann, darf ich sagen: wenn Sie unsere wiederholt dokumentarisch dargelegten Grundsätze sozialdemokratischer Verkehrspolitik nicht zur Kenntnis nehmen wollen, dann ist das Ihre Sache. Wir können nicht mehr tun, als sie Ihnen frei Haus zuliefern.
    Aber, meine Damen und Herren, wir haben uns ja heute und hier mit Ihrer Verkehrspolitik zu beschäftigen, die Sie seit 13 Jahren praktizieren. Als Ergebnis Ihrer Verkehrspolitik darf ich 'feststellen: eine hochdefizitäre, 'in bedenklichem Maße fremdverschuldete Bundesbahn, ein krasses Mißverhältnis zwischen Straßenbau und Motorisierung, gefährdete Binnenwasserstraßen, die nur in Ausnahmefällen ein wirtschaftliches Befahren zulassen, ein völlig verzerrter und überzogener Wettbewerb zwischen den Verkehrsträgern und ein Bündel von Berichten und Gutachten in- und ausländischer Sachverständiger, aus denen die wirklich entscheidenden Konsequenzen von Ihnen bisher nicht gezogen worden sind. Diese von Ihnen praktizierte Politik halten wir für nicht vertretbar. Deswegen werden wir auch dem Einzelplan 12 nicht zustimmen.

    (Beifall bei der SPD.)



Rede von Dr. Thomas Dehler
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Das Wort hat der Abgeordnete Müller-Hermann.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Ernst Müller-Hermann


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der Einzelplan 12 stellt im Rahmen des Gesamthaushaltsplans einen Schwerpunkt dar. Nach den Haushalten Sozialpolitik und Verteidigung ist ,er der drittgrößte an Volumen. Ichglaube, das drückt genügend aus, welche Bedeutung dieses Hohe Haus und auch die Bundesregierung dem Verkehrswesen und seinem Gewicht für unsere Gesellschaft und unsere Volkswirtschaft zumessen. Dafür danken wir der Bundesregierung.
    Herr Kollege Dr. Bleiß hat im Namen der sozialdemokratischen Fraktion nun diesen Haushalt und die Verkehrspolitik der Bundesregierung in Grund und Boden verdammt.

    (Zuruf von der SPD: Sie doch auch, Herr Kollege Müller-Hermann!)

    Was mich dabei nur wundert, ist, daß bei aller Kritik von seiten der sozialdemokratischen Opposition nicht ein einziger Änderungsantrag zu diesem Haushaltsplan vorgelegt worden ist, aus dem sich konkrete Hinweise dafür ergeben könnten, wie sich denn nun die Sozialdemokratische Partei eine vernünftige Verkehrspolitik vorstellt.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Zurufe von der SPD.)

    Der besondere Zorn von Herrn Kollegen Dr. Bleiß richtet sich gegen die neue verkehrspolitische Konzeption,

    (Zuruf von der SPD: Welche denn?)

    nämlich diejenige, die wir in den Verkehrsgesetzen 1961 mit den Stimmen der sozialdemokratischen Opposition einstimmig in diesem Hohen Hause verabschiedet haben, eine Konzeption, die darauf ausging, in Anpassung an die Notwendigkeiten aus der EWG auch unsere Verkehrswirtschaft langsam, aber zielstrebig in die soziale Marktwirtschaft zu überführen.

    (Zurufe von der SPD.)

    Ich darf nochmals daran erinnern, meine Damen und Herren von der Opposition, daß Sie 1961 dieser Konzeption zugestimmt haben und daß sich — wenn Sie etwa auf die europäische Ebene treten — gerade in Ihren Reihen die schärfsten Vorkämpfer für diese Konzeption befinden.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Grüß mich nicht unter den Linden!)

    Sie versuchen nun, mit einzelnen Sätzen aus einem Artikel von mir aus dem „Industrie-Kurier" eine Diskrepanz herauszuarbeiten zwischen der CDU/CSU-Fraktion und speziell mir und dem Bundesverkehrsminister und der Bundesregierung.

    (Zuruf von der SPD: Das machen Sie doch laufend!)

    Meine Damen und Herren, ich kann Ihnen hier versichern — und ich sage das in aller Objektivität und aus voller Überzeugung —, daß es zwischen meiner Fraktion, mir selbst, dem Herrn Verkehrsminister 1 und der Bundesregierung in ,den grundsätzlichen Fragen keinerlei Meinungsverschiedenheiten gibt,

    (Beifall bei der CDU/CSU — Gelächter bei der SPD)

    sondern im Gegenteil, daß wir in voller Übereinstimmung handeln.

    (Zuruf von der SPD: Sehr interessant!)

    Der Entschließungsentwurf, Herr Kollege Dr. Bleiß, der in sehr detaillierter Form zu den konkreten Fragen Stellung nimmt, ist mit allen beteiligten Ressorts der Bundesregierung und insbesondere mit dem Herrn Bundesverkehrsminister im Detail abgestimmt worden. Sie mögen auch daraus ersehen, daß es keine Möglichkeit für Sie gibt, hier Auffassungsunterschiede herauszuarbeiten, die nicht existent sind.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Na, was sagt ihr jetzt!)

    Nun sind natürlich die Probleme, die sich uns im Verkehrssektor stellen, von außerordentlicher Bedeutung. Sie sind auch sehr kompliziert, und es liegt gar nicht im Bereich des Möglichen, mit all den Problemen von heute auf morgen fertig zu werden. Sie können nur in einem langfristigen Prozeß bewältigt werden. Das gilt einmal für ,die Tatsache, daß die technische Entwicklung den ganzen Verkehrsmarkt, die ganze Verkehrswirtschaft umstrukturiert; eine Entwicklung, die auf der einen Seite der Bundesbahn speziell völlig neue Aufgaben zuweist, die auf der anderen Seite die Bundesbahn vor die Schwierigkeit



    Dr. Müller-Hermann
    stellt, sich im Wettbewerb gegen neu auftretende oder durch die technische Entwicklung auch gestärkte Wettbewerber zu behaupten bzw. sich mit ihrem Angebot von Dienstleistungen umzustellen.
    Der zweite große Fragenkomplex, der eine Fülle von Problemen mit sich bringt, ist die Motorisierung. Wenn die Motorisierung bei uns in der Bundesrepublik eine so rasante Entwicklung genommen hat, so bedauern wir das durchaus nicht, sondern glauben viel eher, daß diese rasante Entwicklung auf eine gute allgemeine Politik der Bundesregierung zurückzuführen ist. 8,3 Millionen Personenkraftwagen in der Bundesrepublik, an denen die Arbeitnehmerschaft 67 % Anteil hat, ist, so glaube ich, ein Erfolg, ,auf den wir stolz sein können.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Natürlich ist das Problem der Motorisierung, was das Äquivalent im Straßenbau anbetrifft, nicht von heute auf morgen einer Lösung zuzuführen; das wissen Sie genauso gut wie wir.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Sie wissen es auch, geben es aber nicht zu!)

    Es gibt auch andere Probleme. Daß durch Lärmbelästigung, Abgase, Unfälle usw. Gefahren für unsere Menschen hervorgerufen werden, wissen wir genauso gut wie Sie. Nur, für die Lösung auch dieser Probleme gibt es keine Patentrezepte, die von heute auf morgen die Dinge in Ordnung brächten, sondern nur den Weg einer langfristigen Entwicklung.
    Wir sind uns auch völlig darüber im klaren, daß sich besondere Probleme durch die Motorisierung einmal in den verkehrsschwachen Gebieten, zum anderen in den Ballungsgebieten und insbesondere in den Städten ergeben. Wenn Sie hier aber, Herr Dr. Bleiß, der Bundesregierung den Vorwurf machen, sie habe auf dem Gebiet des Straßenbaues nicht genügend getan, dann muß ich das mit aller Entschiedenheit zurückweisen.

    (Sehr richtig! und Beifall bei der CDU/CSU.)

    Die Bundesrepublik steht im Straßenbau heute an der zweiten Stelle in der Welt. Ich glaube, das sollte man zur Kenntnis nehmen. Das ist eine Leistung, auf die wir stolz sein können. Aber auch hier gilt natürlich, Herr Dr. Bleiß, daß wir durchaus nicht bereit sind, uns mit den bisherigen Aufbauleistungen zufrieden zu geben. Wir wissen — das ist ja das Ergebnis der Untersuchungen der von uns gewünschten Enquetekommission —, daß insbesondere in den Ballungsgebieten und in revierfernen, wirtschaftlich schwach strukturierten Gebieten noch wesentliche Aufgaben zu erfüllen sind. Wir gehen daran, und seien Sie sicher, wir sehen die Erfüllung dieser Aufgaben als eine ganz wesentliche Aufgabe an, die der nächste Bundestag zu lösen haben wird. Wir werden schon in diesen Monaten daran gehen, in Auswertung des Enqueteberichts die Maßnahmen vorzubereiten, die der nächste Bundestag dann realisieren muß.
    Aber, Herr Kollege Dr. Bleiß, machen Sie es sich bitte nicht so leicht,

    (Abg. Hermsdorf: Leichter als Sie kann man es sich doch nicht machen!)

    die sicherlich idealen technischen Lösungsmöglichkeiten aufzuzeigen und sich um das Problem, wie das finanziert werden soll, herumzudrücken.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Denn nur wenn wir mit Vorschlägen für die technische Lösung der Probleme auch die Frage der Finanzierung verknüpfen, sind wir der Öffentlichkeit gegenüber ehrlich, die natürlich einen Anspruch darauf hat, daß auch diese Probleme, und zwar nicht vom Bund allein, sondern auch von den Ländern und Gemeinden einer gemeinsamen Lösung zugeführt werden.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Nun glaube ich, es ist richtig, daß wir uns gerade bei der Verabschiedung dieses Haushalts mit dem Problem Bundesbahn beschäftigen. Sie ist ein ganz besonderes Sorgenkind, und ich kann es mir nicht versagen, den Kollegen aus dem Haushaltsausschuß einen besonderen Dank dafür auszusprechen, daß sie es fertiggebracht haben, das außerordentlich schwierige Problem der Aufrechterhaltung der Liquidität der Bundesbahn einer Lösung zuzuführen. Die Art, wie es jetzt gelöst worden ist, ist sicherlich nicht ideal, das müssen wir wohl alle sehen. Es ist aber doch wohl ein Weg, ' aus den aktuellen Schwierigkeiten herauszukommen. Denn das Bedürfnis der Öffentlichkeit, daß die Bundesbahn ihren laufenden Verpflichtungen nachkommen kann, ist in diesem Hohen Hause völlig unbestritten.
    Ich muß mich aber in aller Entschiedenheit dagegen verwahren, wenn Herr Dr. Bleiß die Dinge hier so darzustellen versucht, als ob die Bundesbahn in ihre Misere etwa durch die Verkehrspolitik der Bundesregierung hineingeraten wäre

    (Abg. Börner: Aber natürlich!)

    oder gar durch das Eintreten in einen stärkeren Wettbewerb. Sie wissen doch selbst, meine Damen und Herren, daß gerade die Bundesbahn in den letzten Jahren ein großer Befürworter einer wettbewerbsorientierten Verkehrspolitik geworden ist, und zwar aus sicherlich sehr richtigen volkswirtschaftlichen und betriebswirtschaftlichen 'Überlegungen. Ich hätte nur gewünscht, daß diese Überlegungen auch bis zur letzten Konsequenz verfolgt und weiterentwickelt worden wären.

    (Sehr gut! bei der CDU/CSU.)

    Es scheint mir aber nicht zweckmäßig zu sein, daß wir jetzt bei der aktuellen Misere, in der sich die Bundesbahn befindet, nach Schuldigen fragen, sondern ich bin der Meinung, daß wir mehr danach fragen sollten, wo die Ursachen begründet liegen. Wir müssen uns dann gemeinsam darum bemühen, diese Ursachen aus dem Wege zu räumen.

    (Abg. Börner: Sie liegen in Ihrer Verkehrspolitik!)

    — Sie machen es sich sehr leicht, meine Damen und Herren. Sie haben immer wieder die Meinung vertreten, der Bund habe seinen Pflichten gegenüber der Bundesbahn nicht genügt. Das trifft nicht zu, das ist falsch. Sie wissen — und ich glaube, darüber



    Dr. Müller-Hermann
    besteht in diesem Hohen Hause sogar eine einmütige Meinung —, daß der Bundesbahn das abgenommen werden muß, was man ihr nicht an Lasten zumuten kann, wenn von ihr eine betriebswirtschaftlich vernünftige, nach Wettbewerbsgesichtspunkten orientierte Betriebsführung erwartet wird. Was der Bund und was wir mit diesem Haushalt der Bundesbahn an betriebsfremden und politischen Lasten abnehmen, übersteigt aber bei großzügigster Auslegung dieses Begriffes bei weitem das, was fairerweise der Bundesbahn abgenommen werden müßte. Schon daraus ergibt sich, daß der Bund seinen Pflichten gegenüber der Bundesbahn nachkommt. Ich darf auch darauf hinweisen, daß der Bund in den letzten vier Jahren mit Einschluß dieses Haushalts der Bundesbahn jeweils 500 Millionen DM als Kapitalaufstockung zur Verfügung gestellt hat, eben in erster Linie mit der Zielsetzung, damit ihre Modernisierung zu bestreiten und so ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen.