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    Deutscher Bundestag 161. Sitzung Bonn, den 10. Februar 1965 Inhalt: Glückwünsche zu den Geburtstagen der Abg. Frau Korspeter und Becker (Pirmasens) 7917 A Wahl des Abg. Dr. Wilhelmi als ordentliches Mitglied des Vermittlungsausschusses 7917 A Überweisung des Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung und Ergänzung des Bundeskindergeldgesetzes an den Haushaltsausschuß 7917 B Hinweise des Präsidenten auf die Handhabung der Aktuellen Stunde . . . . 7918 A Aktuelle Stunde Pressekonferenz des französischen Staatspräsidenten am 4. 2. 1965 Erler (SPD) 7918 D, 7927 B Dr. Dr. h. c. Erhard, Bundeskanzler . 7919 C, 7927 D Dr. Barzel (CDU/CSU) . . 7920 B, 7928 C Dr. Krümmer (FDP) 7921 B Dr. Mommer (SPD) . . . 7921 D, 7929 A Dr. Kopf (CDU/CSU) 7922 C Dr. Starke (FDP) 7923 B Freiherr zu Guttenberg (CDU/CSU) 7923 C Sänger (SPD) . . . . . . . . 7924 C Zoglmann (FDP) 7924 D Dr. Schröder, Bundesminister . . 7925 B Mattick (SPD) 7925 D Majonica (CDU/CSU) 7926 C Fragestunde (Drucksache IV/3034) Frage des Abg. Strohmayr: Textilindustrie in Bayern Dr. Langer, Staatssekretär 7930 B, 7930 C Strohmayr (SPD) 7930 C Frage des Abg. Strohmayr: Erdgassammelleitung im Raum Augsburg–München Dr. Langer, Staatssekretär 7930 C, 7930 D Strohmayr (SPD) 7930 D Frage des Abg. Hammersen: Abbau der Wohnungszwangswirtschaft — Freigabetermin 31. 12. 1965 Dr. Ernst, Staatssekretär 7931 A, 7931 B, 7931 C Hammersen (FDP) 7931 B Jacobi (Köln) (SPD) 7931 C II Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 161. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 10. Februar 1965 Frage des Abg. Mischnick: Ausstrahlung des Zweiten Deutschen Fernsehprogramms in die Sowjetzone Dr. Mende, Bundesminister . . . . 7931 D, 7932 A, 7932 B Mischnick (FDP) . . . . . . . . 7932 A Hermsdorf (SPD) . . . . . . . 7932 B Frage des Abg. Herold: Altersheime und staatsbürgerliche Erziehungsstätten im Zonenrandgebiet Dr. Mende, Bundesminister . . . . 7932 C Fragen des Abg. Franke: Informationsschrift über das Zonenrandgebiet auch in Fremdsprachen Dr. Mende, Bundesminister . . . . 7932 D Fragen des Abg. Dr. Lohmar: Begabungsreserven Höcherl, Bundesminister 7933 B, 7933 C, 7933 D, 7934 A Dr. Lohmar (SPD) . . . 7933 C, 7933 D Dröscher (SPD) . . . . . . . . 7933 D Fragen des Abg. Spies:: Vorgehen gegen sittenverderbende Machwerke Höcherl, Bundesminister . 7934 A, 7934 B, 7934 C, 7934 D, 7935 A Spies (CDU/CSU) . . . 7934 B, 7934 C Dürr (FDP) 7934 D Frau Pitz-Savelsberg (CDU/CSU) . 7934 D Frage des Abg. Fritsch: Zahl der unaufgeklärten Mordfälle Höcherl, Bundesminister . 7935 A, 7935 B Fritsch (SPD) 7935 A Dr. Müller-Emmert (SPD) . . . 7935 B Frage der Abg. Frau Freyh (Frankfurt) : Studentenförderung nach dem Honnefer Modell Höcherl, Bundesminister 7935 C, 7935 D, 7936 A Frau Freyh (Frankfurt) (SPD) . . 7935 C Gerlach (SPD) 7935 D Frage des Abg. Rademacher: Nächtliche Abfertigung an der deutschniederländischen Grenze in Emmerich Grund, Staatssekretär 7936 A, 7936 B, 7936 C Ramms (FDP) 7936 B Fragen des Abg. Leicht: Nutzung der den französischen Streitkräften in Landau (Pfalz) überlassenen Liegenschaften und Wohnungen Grund, Staatssekretär . . 7936 C, 7936 D Leicht (CDU/CSU) . . . . . . . 7936 C Frage des Abg. Dr. Kohut: Bekämpfung und Ausrottung der Tollwut Schwarz, Bundesminister . . . . 7936 D, 7937 A, 7937 B Dr. Kohut (FDP) . . . . . . . 7937 A Dr. Pohlenz (SPD) . . . . . . . 7937 B Fragen des Abg. Dr. Schmidt (Wuppertal) : Einführung humaner Methoden beim Schlachten von Tieren Schwarz, Bundesminister . 7937 C, 7937 D Dr. Schmidt (Wuppertal) (CDU/CSU) 7937 C Frage des Abg. Dr. Schmidt (Wuppertal) : Rituelles Schlachten Schwarz, Bundesminister . . . . . 7937 D, 7938 A, 7938 B Dr. Schmidt (Wuppertal) (CDU/CSU) 7937 D, 7938 A, 7938 B Frage des Abg. Hermsdorf: Zeitliche Verkürzung des Deichbauprogramms Schwarz, Bundesminister . 7938 B, 7938 C, 7938 D, 7939 A, 7939 B Hermsdorf (SPD) . . . . . . . 7938 C Wächter (FDP) . . . . . . . . 7938 D Müller (Nordenham) (SPD) 7939 A, 7939 B Frage des Abg. Hermsdorf: Sofortmaßnahmen zur vollen Ausschöpfung der Deichbaukapazitäten Schwarz, Bundesminister . . . . . 7939 B, 7939 C, 7939 D Hermsdorf (SPD) . . . . . . . 7939 C Müller (Nordenham) (SPD) . . . . 7939 D Frage des Abg. Hermsdorf: Beteiligungsverhältnis bei den Maßnahmen der Grenzabfertigung in Emmerich Schwarz, Bundesminister . . . . 7940 A Hermsdorf (SPD) 7940 A Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 161. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 10. Februar 1965 III Frage des Abg. Müller (Nordenham) : Behebung der durch die Februar-Sturmflut 1962 an den Deichen entstandenen Schäden Schwarz, Bundesminister . 7940 A, 7940 B Müller (Nordenham) (SPD) . . . . 7940 B Frage des Abg. Müller (Nordenham) : Fehlen der vorgeschriebenen Deichkappenhöhe Schwarz, Bundesminister 7940 C Frage des Abg. Müller (Nordenham) :: Mangelnde Ausnutzung der Baukapazitäten Schwarz, Bundesminister 7940 D Müller (Nordenham) (SPD) . . . 7940 D Frage des Abg. Liehr: Finanzierung des Europäischen Sozialfonds Dr. Claussen, Staatssekretär . . . 7941 A Frage des Abg. Liehr: Jährliche Zuwendungen aus dem Europäischen Sozialfonds Dr. Claussen, Staatssekretär . . . 7941 A, 7941 B, 7941 C, 7941 D Liehr (SPD) 7941 B, 7941 C Vogt (CDU/CSU) . . . . . . 7941 C Frage des Abg. Felder: Altersversorgung für Rechtsanwälte Dr. Claussen, Staatssekretär . . . 7941 D Frage des Abg. Schmitt-Vockenhausen: Rechtsverordnung zu § 604 RVO Dr. Claussen, Staatssekretär . . . 7942 A, 7942 B, 7942 C Schmitt-Vockenhausen (SPD) . . . 7942 A Börner (SPD) 7942 B, 7942 C Frage des Abg. Rademacher: Mehrbelastung des Kraftfahrtbundesamts Flensburg Dr. Seiermann, Staatssekretär . . . 7942 D Frage des Abg. Schmitt-Vockenhausen: Höchstbeträge beim Ersatz für im Luftverkehr verlorene oder beschädigte Sachen Dr. Seiermann, Staatssekretär . . . 7943 A, 7943 B Schmitt-Vockenhausen (SPD) . . . 7943 B Bericht der Bundesregierung über die Lage der Landwirtschaft (Drucksachen IV/2990, zu IV/2990) Schwarz, Bundesminister 7943 C Entwurf eines Gesetzes zur Änderung und Ergänzung des Bundeskindergeldgesetzes (CDU/CSU, FDP) (Drucksache IV/2649); Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 GO (Drucksache IV/3053) ; Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Arbeit (Drucksachen IV/3028, zu IV/3028) — Zweite und dritte Beratung —; in Verbindung mit Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Bundeskindergeldgesetzes (SPD) (Drucksache IV/2608); Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Arbeit (Drucksachen IV/3028, zu IV/3028) — Zweite Beratung — und mit Mündlicher Bericht des Ausschusses für Arbeit über den Antrag betr. Kindergeld (Abg. Dr. Dichgans, Wagner, Brück u. Gen.) (Drucksachen IV/2000, IV/3036) in Verbindung mit dem Bericht des Haushaltsausschusses gemäß § 96 GO (Drucksache IV/3053) Gerlach (SPD) . . . . . . . . 7950 C Müller (Berlin) (CDU/CSU) . . . . 7951 B Frau Freyh (Frankfurt) (SPD) . . 7952 D Diebäcker (CDU/CSU) 7956 D Dr. Wuermeling (CDU/CSU) . . 7958 A Scheppmann (CDU/CSU) . . . . 7959 C Frau Schanzenbach (SPD) . . . 7960 B Blank, Bundesminister . . . . 7963 B Dr. Heck, Bundesminister . . . 7963 D Stingl (CDU/CSU) 7966 A Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über den zivilen Ersatzdienst (Drucksache IV/2273) ; Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Arbeit (Drucksache IV/3027) — Zweite Beratung — . . 7966 B Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Bundesbesoldungsgesetzes (Abg. Folger, Dr. Kreyssig, Marx, Seufferth u. Gen.) (Drucksache IV/2340); Schriftlicher Bericht des Innenausschusses (Drucksache IV/3017) — Zweite Beratung — . . . . 7966 B Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Änderung des Abschöpfungserhebungsgesetzes (Abg. Dr. Serres u. Gen.) (Drucksache IV/2991) — Erste Beratung — . . . . 7966 C IV Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 161. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 10. Februar 1965 Entwurf eines Gesetzes über die Gewährung einer jährlichen Sonderzuwendung (CDU/CSU, FDP) (Drucksache IV/3000) — Erste Beratung — 7966 C Schriftlicher Bericht des Wirtschaftsausschusses über den Vorschlag der Kommission der EWG für eine Richtlinie des Rats über die Vorschriften der Mitgliedstaaten der EWG zur Aufrechterhaltung von Mindestvorräten an Erdöl und Erdölerzeugnissen (Drucksache IV/2756, IV/3025, zu IV/3025) 7966 D Mündlicher Bericht des Haushaltsausschusses über den Entschließungsantrag zur dritten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1964 (Abg. Frau Beyer [Frankfurt], Frau Strobel, Junghans, Kurlbaum, Lange [Essen], Porzner und Fraktion der SPD) (Drucksache IV/3011, Umdruck 422) 7967 A Schriftlicher Bericht des Außenhandelsausschusses über die Fünfte Verordnung zur Änderung des Deutschen Zolltarifs 1965 (Drucksachen IV/2879, IV/3031); in Verbindung mit Schriftlicher Bericht des Außenhandelsausschusses über die Sechste Verordnung zur Änderung des Deutschen Zolltarifs 1965 (Drucksachen IV/2935, IV/3030) . . . . 7967 A Mündlicher Bericht des Ausschusses für wirtschaftlichen Besitz des Bundes über den Antrag des Bundesministers der Finanzen betr. Veräußerung einer Teilfläche der ehemaligen Reitschule in Hannover an die Stadt Hannover (Drucksachen IV/2864, IV/3015) . . . . . . 7967 B Antrag des Bundesministers der Finanzen betr. Zustimmung zur Veräußerung des früheren reichseigenen Gesandtschaftsgrundstücks in Bangkok . . . . . . 7967 C Antrag betr. Vorlage eines Verkehrsplanes für das Gebiet entlang der Zonengrenze (FDP) (Drucksache IV/2868) ; in Verbindung mit Antrag betr. Förderung des Zonenrandgebietes (Abg. Wehner, Dr. Gradl, Mischnick, Hösl u. Gen.) (Drucksache IV/3016) Dr. Gradl (CDU/CSU) 7967 D Nächste Sitzung 7968 D Anlagen 7969 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 161. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 10. Februar 1965 7917 161. Sitzung Bonn, den 10. Februar 1965 Stenographischer Bericht Beginn: 15.03 Uhr
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    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich a) Beurlaubungen Dr. Adenauer 10.2. Dr. Atzenroth 10. 2. Dr. Dr. h. c. Baade 12. 2. Bading * 10. 2. Bazille 22. 2. Berlin 19.2. Fürst von Bismarck 13.2. Blachstein 27.2. Eisenmann 12.2. Etzel 12.2. Dr. Franz 19.2. Dr. Dr. h. c. Friedensburg 12. 2. Haase (Kassel) 12. 2. Hahn (Bielefeld) * 10. 2. Heiland 11.2. Hellenbrock 14. 2. Frau Dr. Heuser 12. 2. Kriedemann * 11.2. Kulawig 31. 3. Dr. Löbe 12.2. Dr. Löhr * 10.2. Lücker (München) * 10.2. Dr. Miessner 12.2. Rademacher 12.2. Richarts * 10. 2. Dr. Rinderspacher 14. 2. Scheuren 19.2. Schlick - 12.2. Spitzmüller 10. 2. Unertl 12. 2. Werner 12. 2. Zühlke 13. 2. b) Urlaubsanträge Brünen 19. 2. Frau Dr. Probst 26. 2. Steinhoff 28.2. Wehner 28. 2. Weinkamm 27. 2. Anlage 2 Umdruck 547 Änderungsantrag der Fraktion der SPD zur zweiten Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung und Ergänzung des Bundeskindergeldgesetzes (Drucksachen IV/2608, IV/2649, IV/3028). Der Bundestag wolle beschließen: 1. Im Artikel 1 wird eine Nummer 2 b mit folgendem Wortlaut eingefügt: ,2 b. § 3 Abs. 5 erhält folgende Fassung: „ (5) Erfüllt eine Person die Anspruchsvoraussetzungen nur deshalb nicht, weil sie * Für die Teilnahme an Ausschußsitzungen des Europäischen Parlamentes Anlagen zum Stenographischen Bericht ausschließlich oder überwiegend außerhalb des Geltungsbereiches dieses Gesetzes erwerbstätig ist (§ 6), so wird für das Kind auch keiner anderen Person Kindergeld gewährt, die ihr bei Anwendung der Absätze 2 bis 4 nachstehen würde." 2. Im Artikel 1 erhält Nummer 3 a folgende Fassung: „3 a. §§ 4 und 5 werden aufgehoben." 3. Im Artikel 1 wird eine Nummer 4 a mit folgendem Wortlaut eingefügt: „4 a. § 18 wird aufgehoben." 4. Im Artikel 1 wird eine Nummer 4 b mit folgendem Wortlaut eingefügt: ,4 b. § 19 Abs. 2 erhält folgende Fassung: „ (2) Behörden und Träger der Sozialversicherung haben den Arbeitsämtern Amtshilfe zu leisten." ' 5. Artikel 3 erhält folgende Fassung: „Artikel 3 Dieses Gesetz tritt mit Ausnahme von Artikel 1 Nr. 2 b, 3 a und 4 a am 1. April 1965 in Kraft; Artikel 1 Nr. 2 b, 3 a und 4 a tritt am 1. Januar 1965 in Kraft." Bonn, den 9. Februar 1965 Erler und Fraktion Anlage 3 Umdruck 548 Entschließungsantrag der Fraktion der SPD zur dritten Beratung des Entwurfs eines Gesetzes zur Änderung und Ergänzung des Bundeskindergeldgesetzes (Drucksachen IV/2608, IV/2649, IV/3028). Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird aufgefordert, unverzüglich mit den Ländern Verhandlungen über ein Verwaltungsabkommen aufzunehmen, das die Ausbildungsförderung aus öffentlichen Mitteln für alle jungen Menschen einheitlich regelt. Das Verwaltungsabkommen soll die Voraussetzungen für gezielte und ausreichende Förderungsmaßnahmen für alle Formen der Ausbildung schaffen und die Finanzierung durch Bund und Länder sicherstellen. Bonn, den 9. Februar 1965 Erler und Fraktion 7970 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 161. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 10. Februar 1965 • Anlage 4 Schriftliche Erklärung des Abgeordneten Wilhelm für die Fraktion der SPD zu dem Entwurf eines Gesetzes über die Gewährung einer jährlichen Sonderzuwendung (Drucksache IV/3000). Die Einbringung eines Gesetzentwurfes über die Gewährung einer jährlichen Sonderzuwendung an Bundesbeamte, Richter, Berufssoldaten und Versorgungsempfänger, Drucksache IV/3000, durch die Koalitionsfraktionen und nicht — wie hätte erwartet werden müssen — durch die Bundesregierung, ist, bei richtiger Würdigung der Umstände, ein außergewöhnliches, sehr seltsames und bedenkliches Verfahren. Bereits Anfang Dezember 1964 lag dem Ausschuß für Inneres und dem Haushaltsausschuß ein Entwurf der Bundesregierung zur Stellungnahme bezüglich der für 1964 zu leistenden Weihnachtszuwendungen vor, der mit dem Text der vorliegenden Drucksache 3000 identisch war. Es zwingt sich daher die Frage auf, warum die Bundesregierung den von ihr erarbeiteten Gesetzentwurf den Fraktionen der Koalition zur Einbringung in diesem Hohen Hause zur Verfügung gestellt und ihn nicht selbst eingebracht hat. Es liegt die Annahme nahe, daß mittels dieses Verfahrens der Bundesrat, der bei Gesetzentwürfen der Bundesregierung innerhalb einer Frist von 3 Wochen im ersten Durchgang Stellung nehmen kann, zunächst umgangen werden soll. Und gerade dies ist bedenklich. Die Stellungnahme des Bundesrates könnte für die weiteren Ausschußberatungen sehr nützlich sein. Die Bundesregierung hätte im Dezember 1964 diesen Gesetzentwurf selbst einbringen können und hätte sich damit diese Kritik am Verfahren erspart. Es soll nicht unerwähnt bleiben, daß es jahrelangen Initiativen der Fraktion der SPD — unterstützt durch eine vernünftige Haltung der Länder — gelungen ist, die Bundesregierung und die Mehrheit des Hohen Hauses von der Notwendigkeit der Gewährung von Weihnachtszuwendungen an Bundesbeamte und Versorgungsempfänger und von der Vereinbarkeit solcher Leistungen mit den hergebrachten Grundsätzen des Berufsbeamtentums zu überzeugen. Auf dieser Grundlage Ist es nun auch möglich, diese Zuwendungen schrittweise weiter auszubauen. Nach dem Gesetzentwurf soll das Weihnachtsgeld auch künftig als eine Sonderzuwendung neben der Besoldung behandelt werden. Die Fraktion der SPD tritt demgegenüber für dessen Verankerung im Bundesbesoldungsgesetz ein. Durch eine solche klare Bestimmung der Rechtsnatur der Zuwendung würden u. a. a) die Pensionsempfänger der Zusatzversorgungseinrichtungen des Bundes, der Bundesbahn und Bundespost, b) die Empfänger von Renten nach dem Bundesentschädigungsgesetz, deren Bezüge nach der Beamtenbesoldung bemessen werden, in den Genuß dieser Zuwendung kommen. Die Fraktion der SPD begrüßt es, daß in Erfüllung ihrer Wünsche a) die Konkurrenzklausel endlich entfällt, b) die Zwölftelung der Zuwendung vorgesehen ist. Hinsichtlich der in § 13 vorgesehenen Übergangsregelung wird angestrebt werden müssen, daß Empfänger von Zuwendungen nach neuem Recht nicht weniger als nach bisherigem Recht erhalten dürfen. Die Fraktion der SPD wird bemüht sein, bei den. Ausschußberatungen diese Fragen einer guten Lösung zuzuführen. Anlage 5 Schriftliche Antwort des Bundesministers Dr. Bucher vom 27. Januar 1965 auf die Zusatzfrage zu der Mündlichen Anfrage des Abgeordneten Jahn *) : In der heutigen Fragestunde habe ich Ihnen zugesagt, im Benehmen mit dem Auswärtigen Amt dahin zu wirken, daß über unsere Schutzmächte die Oststaaten aufgefordert werden, uns Aktenmaterial betreffend NS-Verbrecher zur Verfügung zu stellen. Nach der Fragestunde habe ich Herrn Staatssekretär Carstens darauf angesprochen, und er hat mir erklärt, daß dies bereits geschehen sei, und zwar gegenüber Jugoslawien und Albanien durch die französische Schutzmacht. Gegenüber den anderen Oststaaten sei Entsprechendes durch unsere Handelsmissionen erfolgt, gegenüber der Tschechoslowakei durch die derzeitige Handelsdelegation. Anlage 6 Schriftliche Antwort des Bundesministers Dr. Bucher vom 22. Januar 1965 auf die Zusatzfrage des Abgeordneten Memmel zu der Mündlichen Anfrage des Abgeordneten Stingl **) : Nach Artikel 84 Abs. 3 des Grundgesetzes übt die Bundesregierung die Aufsicht darüber aus, daß die Länder die Bundesgesetze dem geltenden Recht gemäß ausführen. Der Begriff „Ausführung der Bundesgesetze" ist dabei in derselben Bedeutung verwendet, wie in Artikel 83 GG. Daher ist die Bundesaufsicht nur für den verwaltungsmäßigen Vollzug der Bundesgesetze zulässig. Sie umfaßt dagegen nicht die Anwendung der Bundesgesetze durch die Rechtsprechung der Länder. Für diesen Bereich trifft der IX. Abschnitt des Grundgesetzes eine eigenständige Regelung. Der Grundsatz der Unabhängigkeit der Richter schließt jedenfalls hinsichtlich der Ausübung der rechtsprechenden Gewalt alle Formen der Bundesaufsicht von vornherein aus. Ob und unter welchen Voraussetzungen der übrige Bereich der Rechtspflege einer bundesaufsichtlichen Ein- *) Siehe 159. Sitzung Seite 7822D **) Siehe 152. Sitzung Seite 7512 A Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 161. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 10. Februar 1965 7971 wirkung zugänglich ist, kann hier dahinstehen. Im konkreten Falle erfolgte die Durchsuchung auf Grund eines richterlichen Durchsuchungsbefehls. Der Antrag der Staatsanwaltschaft, der die richterliche Anordnung ausgelöst hat, hat neben dieser Anordnung keine selbständige Bedeutung mehr. Er kann schon aus diesem Grunde nicht Anlaß für eine Rüge im Wege der Bundesaufsicht sein. Im übrigen ist auch die Staatsanwaltschaft ein Organ der Rechtspflege. Für ihre Maßnahmen, soweit sie nur vorbereitender oder vorläufiger Art sind und richterlicher Bestätigung bedürfen oder richterlicher Kontrolle unterliegen, gilt ebenso wie für die Tätigkeit der Gerichte der VIII. Abschnitt des Grundgesetzes nicht. Sie unterliegen hinsichtlich ihrer Rechtmäßigkeit grundsätzlich nicht der Aufsicht der Bundesregierung. Anlage 7 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs Dr. Seiermann vom 30. Januar 1965 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Baier (Mosbach) (Drucksache IV/2992, Frage XI/2) : Bis zu welchem Termin ist mit dem Wiederaufbau der zwischenzeitlich in der Planung neuentwickelten Eisenbahnbrücke zwischen Obrigheim und Neckarelz (Baden) zu rechnen, die eine grundlegende Voraussetzung für die Aufrechterhaltung der Eisenbahnstrecke Obrigheim—Meckesheim und damit für die Infrastruktur dieses Raumes, insbesondere auch im Hinblick auf den demnächst beginnenden Bau des Kernkraftwerkes Obrigheim ist? Nach Auskunft der Deutschen Bundesbahn hat sich an ihrer Einstellung, die Eisenbahnbrücke über den Neckar zwischen Obrigheim und Neckarelz nicht wieder aufzubauen, nichts geändert. Da sie sich auch durch die Aufnahme des durchgehenden Betriebes zwischen Meckesheim und Neckarelz keine Belebung des Verkehrsaufkommens errechnet, wird sie von rein verkehrswirtschaftlichen Überlegungen geleitet, wenn sie für dieses Projekt keine Mittel vorsieht. Im übrigen wird das künftige Kernkraftwerk Obrigheim durch einen Gleisanschluß bedient werden können. Anlage 8 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs Dr. Seiermann vom 30. Januar 1965 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Dr. Müller-Emmert (Drucksache IV/2992, Fragen XI/3 und XI/4) : Wieviel Unfälle haben sich seit dem 1. Januar 1961 auf den Bundesautobahnen ereignet, die ihre Ursache darin hatten, daß Angehörige der amerikanischen Stationierungsstreitkräfte mit ihrem Fahrzeug verbotswidrig wendeten? Ist die Bundesregierung bereit, geeignete Maßnahmen mit dem Ziele zu ergreifen, daß gegen die in letzter Zeit häufiger festzustellende Unsitte von Angehörigen der amerikanischen Stationierungsstreitkräfte, mit ihrem Fahrzeug auf der Autobahn zu wenden, wodurch oft schwere Unfälle verschuldet wurden, mit Nachdruck vorgegangen wird? Im Einvernehmen mit dem Herrn Bundesminister des Auswärtigen und dem Herrn Bundesminister der Justiz wird zu den Fragen wie folgt Stellung genommen: Wie viele Unfälle sich seit dem 1. 1. 1961 auf den Bundesautobahnen ereigneten, die ihre Ursache darin hatten, daß Angehörige der amerikanischen Stationierungsstreitkräfte mit ihren Fahrzeugen verbotswidrig wendeten, wird in der amtlichen Straßenverkehrsunfallstatistik (des Statistischen Bundesamtes) nicht erfaßt. Es wurden folgende Maßnahmen durchgeführt, um Unfälle durch Wenden auf den Bundesautobahnen zu verhindern. 1. Seit 1960 wurden Merkblätter für ausländische Kraftfahrer „So fährt man in Deutschland" ausgegeben, die in einer Gesamtauflage von 5 Millionen Exemplaren in englischer, französischer, holländischer, dänischer, schwedischer, italienischer und deutscher Sprache abgefaßt wurden; diese Merkblätter wurden auch an die Stationierungsstreitkräfte verteilt. In diesen Merkblättern werden die Kraftfahrer belehrt: „Wenden und somit Überqueren des Mittelstreifens ist streng untersagt, selbst wenn er gepflastert oder betoniert ist." 2. Außerdem ist durch die Aufstellung der Leitplanken auf dem Mittelstreifen das Wenden verhindert worden. Auch auf den gepflasterten Überfahrten sind im letzten Jahr Leitplanken angebracht worden, die in Notfällen geöffnet werden können (durch die Polizei und die Straßenbauverwaltungen). 3. Wie vom Hauptquartier der amerikanischen Armee in Heidelberg mitgeteilt worden ist, sind die Angehörigen der Truppe nach Verkündung des Zweiten Gesetzes zur Sicherung des Straßenverkehrs vom 26. 11. 1964 über die verschärften Strafandrohungen dieses Gesetzes belehrt worden; in diesem Zusammenhang auch hinsichtlich des Wendens auf der Bundesautobahn und der übrigen in § 315 c Abs. 2 des Strafgesetzbuches angeführten Tatbestände. 4. Schließlich ist noch darauf hinzuweisen, daß seit dem Inkrafttreten des NATO-Truppenstatuts und der Zusatzvereinbarung seit dem 1. 7. 1963 die Strafverfolgungsbehörden der Länder die Möglichkeit haben, derartige Verstöße vor deutschen Gerichten zur Aburteilung zu bringen. Über die Rechtslage im einzelnen hat Ihnen bereits der Herr Bundesminister der Justiz in der Fragestunde vom 26.6. 1964 Auskunft gegeben. Anlage 9 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs Dr. Seiermann vom 30. Januar 1965 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Welslau (Drucksache IV/2992, Frage XI15) : Ist der Bundesregierung bekannt, wie viele Personen bei Verkehrsunfällen im Jahre 1963 auf dem Wege zur und von der Arbeitsstätte verletzt wurden? 7972 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 161. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 10. Februar 1965 Wegeunfälle, d. h. Unfälle auf dem Wege von und zur Arbeitsstätte, werden von der amtlichen Straßenverkehrsunfallstatistik des Statistischen Bundesamtes nicht gesondert ausgewiesen. Nach Angaben des Hauptverbandes der gewerblichen Berufgenossenschaften e. V. nahmen die Unfälle mit tödlichem Ausgang auf dem Wege von und zur Arbeitsstätte von 1669 im Jahre 1961 auf 1369 im Jahre 1963 ab. Anlage 10 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs Dr. Seiermann vom 30. Januar 1965 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Flämig (Drucksache IV/2992, Fragen XI/6 und XI/7) : Trifft es zu, daß die Bauarbeiten am Empfangsgebäude des neuen Hanauer Hauptbahnhofes im Jahre 1965 nicht fortgesetzt werden, obwohl die Deutsche Bundesbahn sich am Y0. Dezember 1959 in einem Vertrag mit dem Magistrat der Stadt Hanau verpflichtet hat, das durch Kriegseinwirkung stark beschädigte und den Bedürfnissen' nicht mehr genügende Hauptbahnhofsgebäude durch einen Neubau zu ersetzen? Ist der Bundesregierung bekannt, daß die Stadt Hanau erhebliche finanzielle Vorleistungen im Zusammenhang mit den Bauarbeiten am Hauptbahnhof Hanau erbracht und unpopuläre Maßnahmen getroffen hat, die der Bevölkerung gegenüber nur verantwortet werden konnten mit dem Hinweis, daß Hanau 20 Jahre nach Ende des Krieges endlich ein ordentliches, zweckmäßiges und den Bedürfnissen einer Industriestadt von 50 000 Einwohnern gerechtwerdendes Hauptbahnhofsgebäude bekäme? Wie mir die Deutsche Bundesbahn mitteilt, sieht sie sich zu ihrem Bedauern im Augenblick nicht in der Lage, für das Empfangsgebäude Hanau in diesem Jahr Mittel bereitzustellen und die Arbeiten fortzusetzen. Die Deutsche Bundesbahn ist trotz des Entgegenkommens der Stadt Hanau zu dieser Maßnahme gezwungen, weil durch die schwierige wirtschaftliche Gesamtlage eine erhebliche Kürzung der Investitionen erforderlich wurde. Anlage 11 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs Dr. Seiermann vom 30. Januar 1965 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Strohmayr (Drucksache IV/2992, Frage XI/8) : Hält die Bundesregierung den Vorschlag des bayerischen Wirtschaftsministers Dr. Schedl für praktikabel, einen großen Teil der von der Deutschen Bundesbahn betriebenen „sehr kostspieligen Entwicklungs- und Forschungsaufgaben" der privaten Wirtschaft zu überlassen? Ihre Entwicklungs- und Forschungsaufträge überträgt die Deutsche Bundesbahn schon heute nach Möglichkeit der Industrie, den Technischen Hochschulen oder privaten wissenschaftlichen Instituten. Sie folgt in dieser Hinsicht weitgehend den Vorschlägen des Herrn Minister Dr. Schedl und wird dies künftig in noch verstärktem Maße fortsetzen. Soweit allerdings Untersuchungen in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Eisenbahnbetrieb stehen, kann die Bundesbahn diese nur im eigenen Betrieb und aus Gründen der Sicherheit nur unter eigener Verantwortung durchführen. Anlage 12 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs Dr. Seiermann vom 30. Januar 1965 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Strohmayr (Drucksache IV/2992, Frage XI/9) : Wie beurteilt die Bundesregierung den Vorschlag, die kleinen ländlichen Güterannahmestellen der Deutschen Bundesbahn freien Agenten zu übertragen, um so die Schließung der jetzt nicht rentierlichen Stellen zu verhindern oder wenigstens stark einzuschränken? Bei den deutschen Eisenbahnen ist es seit langem üblich, kleinere Verkehrsdienststellen an Agenten zu übertragen. Die Deutsche Bundesbahn hat bisher Güterabfertigungen immer nur dann geschlossen, wenn feststand, daß diese Abfertigungen auch bei Übertragung an Agenten nicht hätten wirtschaftlich betrieben werden können. in den letzten Jahren sind eine Anzahl Agenturen neu feingerichtet worden. Anlage 13 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs Dr. Seiermann vom 30. Januar 1965 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Strohmayr (Drucksache IV/2992, Frage XI/10) : Hält es die Bundesregierung für praktikabel, die in Frage XI/9 vorgeschlagenen Güteragenturen z. B. dem Landhandel zu übertragen? Neben Rentner, Hausfrauen usw. sind an manchen Orten auch Inhaber und Angestellte örtlicher Betriebe, z. B. Versandleiter bei den ländlichen Bezugs- und Absatzgenossenschaften oder andere im Landhandel tätige Personen, mit der Führung von Agenturen der Bundesbahn betraut worden. Anlage 14 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs Dr. Seiermann vom 30. Januar 1965 auf die Mündliche Anfrage der Abgeordneten Frau Kleinert (Drucksache IV/2992, Frage XI/11): Ist die Bundesregierung im Hinblick auf die Tariferhöhungen bei den kommunalen Verkehrsbetrieben bereit, der Empfehlung der Sachverständigenkommission über Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrsverhältnisse der Gemeinden (Drucksache IV/ 2661) zu folgen und den Nahverkehrsbetrieben eine Ausgleichszahlung zuzubilligen, wie sie im § 28 a des Bundesbahngesetzes vorgesehen ist? Die Bundesregierung bereitet z. Z eine Stellungnahme zu den Vorschlägen der Sachverständigenkommission für eine Untersuchung von Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrsverhältnisse der Gemeinden vor, wie sie idem Hohen Hause bei Vorlage des Berichts (Bundestagsdrucksache IV/2661) in Aus- Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 161. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 10. Februar 1965 7973 sieht gestellt worden ist. Namentlich die Empfehlungen der Kommission, die eine Hilfe für die kommunalen Verkehrsbetriebe vorsehen, werfen sehr schwierige verfassungsrechtliche Probleme auf, die ohne eine eingehende Prüfung nicht gelöst werden können. Anlage 15 Schriftliche Antwort des Bundesministers Stücklen vom 4. Februar 1965 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Dr. Stecker (Drucksache IV/2992, Frage XII/1): Wann wird die Deutsche Bundespost in der Lage sein, die Fernsehsender im Raum Osnabrück-Emsland so auszustatten, daß diese das 3. Fernsehprogramm des Norddeutschen Rundfunks ausstrahlen können? Beim Aufbau der Fernsehnetze der Deutschen Bundespost zur Ausstrahlung ides 2. und 3. Fernsehprogramms genießt das 2. Fernsehprogramm unbedingten Vorrang, damit möglichst bald eine annähernd vollständige Versorgung der Bundesrepublik Deutschland erreicht wird. Der Aufbau der Fernsehsender für ein 3. Programm hängt von den technischen Möglichkeiten der Deutschen Bundespost auch auf dem Bausektor und von der Liefermöglichkeit und der Montagekapazität der Industrie ab. Ein Inbetriebnahmetermin der Fernsehsender im Raum Osnabrück-Emsland (Fernsehsender Liegen, Aurich und Osnabrück) für das 3. Fernsehprogramm kann noch nicht angegeben werden. Selbstverständlich wird alles nur Mögliche getan, um die notwendigen Arbeiten voranzutreiben. Anlage 16 Schriftliche Antwort des Bundesministers Stücklen vom 4. Februar 1965 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Weigl (Drucksache IV/2992, Frage XII/3) : Wann ist endgültig mit der Fernsehversorgung (2. und 3. Programm) der nördlichen Oberpfalz zu rechnen? Die nördliche Oberpfalz gehört zum Versorgungsbereich des Fernsehsenders Amberg auf dem Rotbühl. Unter der Voraussetzung, daß bei den Aufbauarbeiten der Fernsehsendeanlage Amberg keine Schwierigkeiten mehr auftreten, kann mit der Inbetriebnahme der Anlage zur Ausstrahlung des 2. Fernsehprogramms bis April 1965 gerechnet werden. Beim Aufbau der Fernsehnetze der Deutschen Bundespost zur Ausstrahlung des 2. und 3. Fernsehprogramms genießt das 2. Programm unbedingten Vorrang, damit möglichst bald eine annähernd vollständige Versorgung der Bundesrepublik Deutschland erreicht wird. Der Aufbau der Fernsehsender für ein 3. Programm hängt von den technischen Möglichkeiten der Deutschen Bundespost und der Montagekapazität der Industrie ab. Ein Inbetriebnahmetermin des Fernsehsenders Amberg für das 3. Programm kann noch nicht angegeben werden. Anlage 17 Schriftliche Antwort des Bundesministers Stücklen vom 4. Februar 1965 auf die Mündlichen Anfragen der Abgeordneten Frau Kleinert (Drucksache IV/2992, Fragen XII/4 und XII/5) : Hält der Bundespostminister es für zweckmäßig, daß die Vorwahlnummern für den Selbstwählferndienst auch im Amtlichen Telefonverzeichnis unmittelbar und nicht nur in einem Sonderheft aufgenommen werden? Wird der Bundespostminister dem Postverwaltungsrat vorschlagen, am 24. und 31. Dezember schon ab 14 Uhr die ermäßigte Telefongebühr zuzulassen, auch wenn diese Tage nicht auf einen Samstag fallen? Zu Frage XII/4: Für die Beurteilung der Frage ist der Ausbaustand des Selbstwählferndienstes und die Tatsache von Bedeutung, daß zahlreiche, insbesondere größere Orte, keine einheitliche Ortsnetzkennzahl haben. Was den Ausbaustand des Selbstwählferndienstes anbelangt, so ist dieser inzwischen derart fortgeschritten, daß heute von einem Ortsnetz, sofern es überhaupt am abgehenden Selbstwählferndienst teilnimmt, im großen und ganzen dais gesamte Bundesgebiet — ausgenommen etwa 200 Ortsnetze — in Selbstwahl erreicht werden kann. Es bestehen somit die früheren Bedenken gegen die Aufnahme der Ortsnetzkennzahl in die amtlichen Fernsprechbücher wegen des verschieden fortgeschrittenen Ausbaustandes des Selbstwählferndienstes nicht mehr. Es ist von mir bereits am 12. August 1964 grundsätzlich entschieden worden, bei allen Orten, die nur unter bundeseinheitlicher Ortsnetzkennzahl im Selbstwählferndienst erreichbar sind, die Ortsnetzkennzahl im amtlichen Fernsprechbuch anzugeben. Einzelheiten der Druckanordnung werden zur Zeit geklärt und voraussichtlich werden bereits die Herbstausgaben der amtlichen Fernsprechbücher entsprechend ergänzt sein. Hinsichtlich der Ortsnetze mit unterschiedlichen Ortsnetzkennzahlen gilt diese Anordnung leider nicht. Aus wirtschaftlichen Gründen wird bei diesen Ortsnetzen nämlich der Massenverkehr und z. T. auch der Nahverkehr nicht über das Netz der Landesfernwahl, sondern über besondere Bezirksnetze, deren zumeist kurze Kennzahlen mit der Ziffer 9 beginnen, abgewickelt. Aus Platzgründen ist es aber nicht möglich, im amtlichen Fernsprechbuch neben den Ortznetzkennzahlen anzugeben, für welche Ursprungsorte sie gelten. Bei Ortsnetzen mit unterschiedlichen Ortsnetzkennzahlen muß die Ortsnetz- 7974 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 161. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 10. Februar 1965 kennzahl daher nach wie vor den örtlich unterschiedlichen Kennzahlverzeichnissen entnommen werden. Zur Frage XII/5: Die angeschnittene Frage war bereits Gegenstand einer mündlichen Frage des Abgeordneten Cramer in der Fragestunde des Deutschen Bundestages vom 24. 1. 1964. Meine Antwort ist im Sitzungsprotokoll der 109. Sitzung vom 24. 1. 1964 auf Seite 5022 abgedruckt. Wenn auch in der Zwischenzeit einige Gebührenänderungen — ich darf sie als allgemein bekannt voraussetzen — eingetreten sind, so hat sich dies doch auf den Nachmittagsverkehr am 24. und 31. Dezember nicht so entscheidend ausgewirkt, daß die Voraussetzungen für eine Gebührenermäßigung gegeben wären. Der Verkehrsumfang an den betreffenden Nachmittagen war auch im letzten Jahr nicht so gering, daß es eines besonderen tariflichen Anreizes der Fernsprechteilnehmer — wie sonst an den Werktagsabenden, den Sonn- und Feiertagen und auch samstags — bedürfte, um das Fernsprechnetz und die Vermittlungseinrichtungen besser auszunutzen. Der Fernsprechverkehr steigt in den Nachmittagsstunden der beiden fraglichen Tage sogar erheblich en; am 24. Dezember sogar fast bis zur Werktagvormittagsstärke. Es wäre daher den Fernsprechteilnehmern nicht gedient, wenn das Selbstwählfernnetz an den Nachmittagen des Heiligen Abend und des Silvestertages infolge einer Gebührenermäßigung zusätzlich belastet und damit die reibungslose Gesprächsabwicklung in Frage gestellt würde. Vergleiche mit Regelungen bei ausländischen Verwaltungen sind mit Rücksicht auf die unterschiedlichen Verhältnisse nicht möglich. Anlage 18 Schriftliche Antwort des Bundesministers Frau Dr. Schwarzhaupt vom 29. Januar 1965 auf die 'Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Dr. Schmidt (Wuppertal) (Drucksache IV/2992, Fragen XIII/1 und XIII/2) : Wie verhalten sich seit 1950 die durchschnittlichen Ausgaben der 4köpfigen Personengruppe für alkoholische Getränke und für Tabak einerseits und für Aufwendungen an Miete bzw. Wohnlasten andererseits? Wie verhalten sich seit 1950 die Mittel, die zur Aufklärung gegen Alkohol- und Tabakmißbrauch aufgewandt werden, zu den Einnahmen an Verbrauchsteuern aus Alkohol- und Tabakverbrauch? Zu Frage XIII/1: Die Ausgaben der vierköpfigen Arbeitnehmerfamilie betrugen im Jahre 1950 für Alkohol und Tabak im Durchschnitt monatlich 54,90 DM, für Miete 28,54 DM, im Jahre 1957 für Alkohol und Tabak 100,80 DM, für Miete 48,22 DM, im Jahre 1963 für Alkohol und Tabak 147,24 DM, für Miete 76,23 DM. Hieraus ergibt sich, daß seit 1950 für Alkohol und Tabak gleichmäßig etwa doppelt so viel ausgegeben worden ist als für die Miete. Zu Frage XIII/2: Die Fürsorge für Süchtige und damit auch die Aufklärung gegen Alkohol- und Tabakmißbrauch gehört in erster Linie zu den Pflichtaufgaben der Gesundheitsämter. Wie hoch der hierauf entfallende Anteil der Mittel ist, die von den Gesundheitsämtern insgesamt aufgewendet wurden, läßt sich nicht feststellen. Die Mittel, die vom Bund und von den Ländern zur Unterstützung der auf dem Gebiete der Suchtbekämpfung tätigen Organisationen und für gezielte Aktionen aufgewendet worden sind, betrugen im Jahre 1950 rd. 200 000,— DM, im Jahre 1957 rd. 500 000,— DM und im Jahre 1963 rd. 1 200 000,—DM. Die Einnahmen an Tabaksteuer, an Schaumweinsteuer und aus dem Branntweinmonopol betrugen: im Jahre 1950: Tabaksteuer 2 159 800 000,— DM Schaumweinsteuer 19 900 000,— DM Branntweinmonopol 496 300 000,— DM zusammen: 2 676 000 000,— DM im Jahre 1957: Tabaksteuer 2 932 800 000,— DM Schaumweinsteuer 40 500 000,— DM Branntweinmonopol 777 800 000,— DM zusammen: 3 751 100 000 DM im Jahre 1963: Tabaksteuer 4 3,11 100 000,— DM Schaumweinsteuer 97 700 000,— DM Branntweinmonopol 1 335 200 000,— DM zusammen: 5 744 000 000,— DM. Anlage 19 Schriftliche Antwort des Bundesministers Frau Dr. Schwarzhaupt vom 29. - Januar 1965 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Dröscher (Drucksache IV/2992, Frage XIII/3) : Wann gedenkt die Bundesregierung das neue Weingesetz dem Deutschen Bundestag vorzulegen? Nach eingehenden Vorberatungen mit einem bei meinem Hause gebildeten Weinbeirat, der aus Vertretern der Wissenschaft, der beteiligten Weinwirtschaft, der Verbraucherschaft und der zuständigen Weinüberwachung ausgewählt wurde, ist in meinem Hause ein Entwurf für ein neues Weingesetz erstellt worden, der soweit gediehen ist, daß er vor einiger Zeit dem Bundesjustizministerium zur Prüfung der Rechtsförmlichkeit zugeleitet werden konnte. Obwohl außerdem noch einige Fachfragen mit den beteiligten Bundesressorts abzustimmen sind, ist mit großer Wahrscheinlichkeit damit zu rechnen, daß der Regierungsentwurf so rechtzeitig dem Bundesrat zugeleitet wird, daß er noch im April von diesem Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 161. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 10. Februar 1965 7975 im ersten Durchgang verabschiedet werden kann. Wann er nach dem ersten Durchgang im Bundesrat dem Bundestag zugeleitet wird, hängt wesentlich davon ab, wie viele Abänderungs- und Ergänzungsvorschläge der Bundesrat machen wird. Anlage 20 Schriftliche Antwort des Bundesministers Frau Dr. Schwarzhaupt vom 28. Januar 1965 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Dr. Bechert (Drucksache IV/2992, Frage XIII/4): Gedenkt die Bundesregierung, in der Verordnung über die medizinische Anwendung von Röntgenstrahlen ein neues Vet.. fahren gebührend zu berücksichtigen, das eine erhebliche Verminderung der Strahlungsmenge (angeblich bis auf 1/10000 der normalen Dosis) für Röntgendurchleuchtungen ermöglicht? Die Bundesregierung ist bemüht, alle Möglichkeiten einer Verminderung der Strahlenbelastung, die nach dem Stand von Wissenschaft und Technik praktisch realisierbar ist, in der Verordnung über den Schutz vor Schäden durch Röntgenstrahlen bei der Anwendung auf Mensch und Tier zu berücksichtigen. Ferner wird sichergestellt, daß die Entwicklung neuer Verfahren auf diesem Gebiet durch gesetzliche Maßnahmen nicht beeinträchtigt wird. Das in der Frage angesprochene neue Verfahren befindet sich wie ähnliche Verfahren noch im Stadium der Entwicklung. Diese Entwicklung wird von mir sorgfältig verfolgt und im Rahmen der Möglichkeiten gefördert. Anlage 21 Schriftliche Antwort des Bundesminister Frau Dr. Schwarzhaupt vom 29. Januar 1965 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Leicht (Drucksache IV/2995, Fragen III/1 und III/2): Teilt die Bundesregierung meine Meinung, daß eine befriedigende Existenzsicherung für die deutschen Winzer nur durch ein modernes und klares Weingesetz zu erreichen ist? Welches sind die Gründe dafür, daß trotz mehrfacher Ankündigung der Entwurf eines neuen Weingesetzes noch nicht dem Bundestag vorgelegt wurde? Zu Frage III/1: Ich teile Ihre Meinung in vollem Umfang. Ich bin außerdem der Auffassung, daß es auch zum Schutze der Verbraucher eines modernen klaren Weingesetzes bedarf. Aus meiner Antwort auf die Frage des Herrn Abgeordneten Dröscher (Drucksache IV/2992 — Frage Nr. XIII/3 —) ergibt sich, daß mit dem bei meinem Hause gebildeten Weinbeirat umfangreiche Beratungen stattgefunden haben, um die Grundlagen für ein solches Weingesetz zu erarbeiten. Wie Ihnen bekannt sein wird, war es sehr zeitraubend, die Interessen des Weinbaus und des Weinhandels aufeinander abzustimmen und auch die berechtigten Wünsche der Verbraucher gebührend zu berücksichtigen. Nicht zuletzt nimmt die rechtliche Prüfung des Entwurfas beträchtliche Zeit in Anspruch. Zu Frage III/2: Ich habe die Gründe für die Verzögerung schon zum Teil genannt. Obwohl der im Frühjahr 1964 veröffentlichte Referentenentwurf auf der Grundlage der Beratungen im Weinbeirat erstellt worden ist, sind in der Folgezeit von den maßgeblichen Verbänden, vielen Wirtschaftszweigen und einzelnen Firmen zahllose Änderungswünsche vorgebracht worden. Insbesondere sind seitens verschiedener Wirtschaftszweige und einzelner Firmen Neuregelungen des Entwurfs mit der Behauptung angegriffen worden, sie seien verfassungswidrig, weil sie das Recht der freien Berufsausübung einschränkten oder den Besitzstand beeinträchtigten. Die Prüfung der Einwendungen hat sehr viel Zeit in Anspruch genommen und mehrfach zu einer Neufassung des Entwurfs geführt. Auch das Ergebnis der Beratungen in Brüssel bedurfte wiederholt einer Berücksichtigung durch Änderung des Entwurfs. Nach Zuleitung des Entwurfs meines Hauses an die mitbeteiligten Bundesressorts zur abschließenden Stellungnahme und an das Bundesjustizministerium zur Prüfung der Rechtsförmlichkeit ergab sich die Notwendigkeit, noch einige unterschiedliche Auffassungen zu bereinigen. Ich hoffe, daß diese Besprechungen bald abgeschlossen sein werden. Anlage 22 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs Dr. Seiermann vom 1. Februar 1965 auf die Mündlichen Anfragen der Abgeordneten Frau Welter (Aachen) (Drucksache IV/2995, Fragen IV/1, IV/2 und IV/3): Aus welchem Grunde hat das Bundesverkehrsministerium es abgelehnt, den Helfern und Helferinnen des freiwilligen sozialen Jahres den ermäßigten Familienfahrpreis zu bewilligen, obwohl das Gesetz zur Förderung eines freiwilligen sozialen Jahres vom 17. August 1963 (Bundesgesetzbl. I S. 640) das freiwillige soziale Jahr der Berufsausbildung gleichstellt? Ist dem Bundesverkehrsminister bekannt, daß Kinder der Mehrkinderfamilien einen Rechtsanspruch auf den ermäßigten Fahrschein haben, wenn sie sich in der Berufsausbildung befinden? Hat der Bundesverkehrsminister sich klargemacht, daß, wenn es sich um ein drittes Kind im freiwilligen sozialen Jahr handelt, dem der ermäßigte Familienfahrpreis nicht bewilligt wird, dieses nicht nur selbst der Fahrpreisermäßigung verlustig geht, sondern auch seine beiden jüngeren Geschwister und damit die Familie dreifach bestraft wird? Auch der Bundesminister für Verkehr betrachtet es als wünschenswert, daß die Helfer und Helferinnen im freiwilligen sozialen Jahr im Sinne Ihrer Fragen tariflich begünstigt werden. Allerdings mußte — wie stets, wenn eine erweiterte Anwendung der bestehenden Sozialtarife der Bundesbahn angeregt wird — zunächst die Rechtslage geprüft werden. Neue bisher nicht vorgesehene Belastungen tariflicher Art könnten der Bundesbahn nur auferlegt 7976 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 161. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 10. Februar 1965 werden, wenn ihre Schadloshaltung wegen der zusätzlichen Fahrgeldausfälle sichergestellt ist. Im vorliegenden Falle läßt sich allerdings die Ansicht vertreten, daß schon nach ,dem jetzigen Text der Tarifstelle „Für kinderreiche Familien" Helfer und Helferinnen im freiwilligen sozialen Jahr ein Anrecht auf die tarifliche Gleichstellung mit den Kindern im Alter von 4-10 Jahren haben, d. h. eine Ermäßigung von 50% auf Fahrausweise zum normalen Fahrpreis, auf Rückfahrkarten und auf Sonntagsrückfahrkarten sowie Schnellzug- und F-Zugzuschläge in Anspruch nehmen können. Ich werde in diesem Sinne mit den beteiligten Stellen, insbesondere dem Herrn Bundesminister für Familie und Jugend und mit der Deutschen Bundesbahn verhandeln. Über das Ergebnis wird Sie Herr Minister Dr.-Ing. Seebohm in Kürze unterrichten. Ich darf hinzufügen, daß Herr Minister Dr.-Ing. Seebohm über Werdegang ,und Inhalt der Tarifstelle „Für kinderreiche Familien" im einzelnen unterrichtet ist, zumal er selbst seinerzeit die Deutsche Bundesbahn angewiesen hat, diese Ermäßigung einzuführen. Anlage 23 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs Dr. Seiermann vom 30. Januar 1965 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Höhmann (Hessisch-Lichtenau) (Drucksache IV/2992, Fragen IV/4, IV/5 und IV/6) : Ist dem Bundesverkehrsminister bekannt, daß die Deutsche Bundesbahn die Strecke Bebra—Obersuhl im hessischen Zonenrandgebiet stilllegen will? Wie verträgt sich die Ankündigung der Stilllegung der Bundesbahnstrecke Bebra—Obersuhl mit den Erklärungen der Bundesregierung, die dahin gehen, daß Stillegungen im Gebiet an der Demarkationslinie unterbleiben sollen? Hat die Bundesregierung gemeinsam mit der Deutschen Bundesbahn Maßnahmen vorbereitet für den Fall, daß die Sowjetzonale Reichsbahn das Wenden von Bundesbahnzügen auf ihrem Bahnhof Gerstungen stört oder untersagt? Bei der Strecke Bebra—Obersuhl und ihrer Weiterführung nach Gerstungen — Eisenach — Leipzig handelt es sich um eine der wichtigsten Verbindungen für die Abwicklung des Interzonenverkehrs. Darüber hinaus ist sie im Reiseverkehr von internationaler Bedeutung. Bei dieser Sachlage wären Überlegungen von seiten der Deutschen Bundesbahn, die auf eine Stillegung der Strecke abzielen, völlig abwegig. Ganz im Gegenteil wurde gerade in letzter Zeit zur Verbesserung des Interzonenverkehrs die Zugzahl auf dieser Strecke erhöht. Nach Auskunft der Deutschen Bundesbahn werden von ihr zur Zeit für den Fall einer durch Umbauarbeiten verursachten Sperrung des Bahnhofs Gerstungen für die dort wendenden Personenzüge die zu ergreifenden Maßnahmen untersucht und geprüft. Eine Verschlechterung der Verkehrsbedienung für die betroffene Bevölkerung wird auf keinen Fall eintreten. Ich bin gerne bereit, Sie über das Ergebnis dieser Überlegungen zu gegebener Zeit zu unterrichten.
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    Rede von Marta Schanzenbach


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die SPD wollte mit ihrem nunmehr abgelehnten Antrag auf Drucksache IV/2608 erreichen, daß die Anspruchsvoraussetzung für das Zweitkindergeld nach dem Bundeskindergeldgesetz wegfällt und damit für alle Zweitkinder in der Bundesrepublik Kindergeld gezahlt wird. Es ist nicht das erstemal, daß die SPD-Fraktion dieses Begehren vorbrachte. Auch in der zweiten und dritten Lesung des Kindergeldgesetzes in der 118. Sitzung am 4. April 1964 hat mein Kollege Gerlach hierzu eine ausführliche Begründung gegeben. Er wies damals u. a. darauf hin, daß die Bundesrepublik in der Gewährung von Kindergeld unter den EWG-Ländern an letzter Stelle liegt und daß die Steuervorteile für die Zwei- und Mehrkinderfamilien dies nicht aufwiegen. Alle Familienverbände forderten die Aufhebung der Einkommensgrenze, weil die Beibehaltung der Einkommensgrenze die Leistungen des Zweitkindergeldes zu einer Fürsorgemaßnahme herabmindert. Auch nach jener Debatte im Bundestag wurde auf nationalen und internationalen Familienkongressen immer wieder Kindergeld für alle Kinder oder — als Teillösung — mindestens für alle Zweitkinder gefordert.
    Die Koalitionsparteien haben sich dieser berechtigten familienpolitischen Forderung gegenüber aber wenig einsichtig gezeigt. Sonst hätte die Drucksache IV/2649 anders aussehen müssen. In dieser Vorlage verbessern Sie die Leistungen nicht, sondern fangen nur die Preissteigerungen etwas ein, indem Sie die Einkommensgrenze von 7200 auf 7800 DM heraufziehen.
    Ich kann es mir versagen, auf die Schwierigkeiten, Ungerechtigkeiten und Nachteile dieser Einkommensgrenze einzugehen. Das alles ist in diesem Hause schon ausführlich behandelt worden. Eines macht jedoch die Haltung der Koalition vor allem klar: daß sie sich der Strukturveränderung der Familie im modernen Industriezeitalter nicht voll bewußt ist und noch nicht begriffen hat, daß Hilfe für die Familie mehr sein muß als ein soziales Pflästerchen, wenn der Auftrag, den uns das Grundgesetz für die Familie stellt, erfüllt werden soll. Die Kindergeldgesetzgebung muß im Zusammenhang mit der gesamten Familienpolitik gesehen werden. Nur wenn man weiß, um was es im ganzen geht, kann die richtige Entscheidung im einzelnen getroffen werden.
    Wenn wir Familien sagen, haben wir wahrscheinlich verschiedene Vorstellungen über das, was Familie in der heutigen Zeit bedeutet. Viele Menschen, besonders die älteren, streben einem Leitbild nach, das vor Jahrzehnten gültig war, als die Familie noch eine Einheit von Arbeits- und Lebenswelt darstellte. Das bürgerliche Familienidyll früherer Zeiten ist ein für allemal vorbei. Mit der Industrialisierung im vergangenen Jahrhundert kam die Verlagerung der Arbeitswelt aus der handwerklichen und bäuerlichen Familie hinaus in die Fabriken und die Büros, und damit ergaben sich für die Familien grundlegende Strukturveränderungen.
    In der vorindustriellen Gesellschaft war die Großfamilie vorherrschend. Sie wurde von mehreren Generationen gebildet und umfaßte einen weiten Kreis der Verwandtschaft. In ihr gab es eine geschlossene Lebens- und Arbeitswelt. Sie alle waren eine Arbeitsgemeinschaft. Jeder trug sein Teil zur notwendigen Arbeit bei, auch die Kinder; sie bedeuteten für diese Familien Arbeitskräfte und damit Reichtum. Jeder hatte in dieser Familie seine soziale Geborgenheit. Wie armselig aber diese Geborgenheit oft aussah, wissen wir zum Teil noch aus eigener Erfahrung. Immerhin, dieses soziale System funktionierte über lange Zeit, und manche führenden Leute von heute meinen, dieses System sei auch heute noch brauchbar. Das ist ein Fehlschluß; denn die Industrialisierung veränderte die Umweltbedingungen und damit auch die Struktur der Familie. Die Großfamilie ist weitgehend, auch auf dem Lande, der Kleinfamilie gewichen, nicht nur durch die Arbeitsverlagerung, sondern auch durch die vielen Aufgaben, die von der Familie in die Industrie hinaus verlagert wurden. Sie ist gewissermaßen vieler ihrer Funktionen entladen worden.



    Frau Schanzenbach
    Während in der Großfamilie viele Kinder erwünscht waren, weil sie Arbeitskräfte für den eigenen Familienbetrieb abgaben und damit das Einkommen verbesserten, bedeuten Kinder in der heutigen Kleinfamilie eine große wirtschaftliche Belastung. Je mehr Kinder heute in die Familie hineingeboren werden, um so ärmer ist sie. Kinder, die in der Familie aufwachsen, sind aber später als Arbeitskräfte in der Wirtschaft notwendig. Staat und Wirtschaft investieren Milliardenbeträge, um Fabrikationsanlagen und Güter zu erhalten und zu entwickeln. Aber die Kosten für die Erziehung und Ausbildung der Menschen, die späterhin die Arbeit tun sollen, müssen heute noch ganz überwiegend von den Eltern allein getragen werden. Darin liegt eine große Ungerechtigkeit, und unter dieser Einstellung und diesem veralteten Denken haben die Kinder und die Mütter in unserer Zeit 'besonders zu leiden.
    Die SPD ist der Meinung, daß die Eltern aus der Sorgepflicht für ihre Kinder nicht entlassen werden dürfen. Aber daneben muß der Familie Hilfe in verschiedenen Formen, insbesondere ein wirksamer Familienlastenausgleich, geboten werden.
    Ein familienpolitisches Problem ersten Ranges, das mit der Kindergeldgewährung und der Ausbildungsförderung in engem Zusammenhang steht, ist die Erwerbstätigkeit der Frau, insbesondere die Erwerbstätigkeit der Mutter. Die Erhebung von 1959 wies 9 199 000 erwerbstätige Frauen nach, darunter 6,3 Millionen in einem abhängigen Arbeitsverhältnis; 1961 war die Zahl schon auf über 7 Millionen angestiegen, und heute wird sie noch weit höher sein. 62 % der erwerbstätigen Frauen haben Kinder. Dazu kommen noch 600 000 arbeitende Frauen, die Kinder zu versorgen haben.
    Die Zunahme der Erwerbstätigkeit verheirateter Frauen, die Kinder haben, geht aus folgenden Zahlen hervor: 1950 waren in der Altersgruppe von 25 bis 30 Jahren 25 % Ehefrauen; die Zahl ist bis 1957 auf 40 % angestiegen. Bei den Frauen in der Altersgruppe von 15 bis 25 Jahren waren 1950 30 % Ehefrauen; 1957 ist der Anteil der Ehefrauen auf 50 % angestiegen. Aus dem Mikrozensus von 1957 ergibt sich, daß von den erwerbstätigen Frauen 1 475 000 keine Kinder hatten, 1 539 000 1 Kind, 940 000 2 Kinder, 394 000 3 Kinder und 234 000 4 und mehr Kinder hatten. Es ist festzustellen, daß der Prozentanteil der arbeitenden verheirateten Frauen mehr steigt als der der unverheirateten. Besonders muß vermerkt werden, daß der prozentuale Anteil der Mütter am stärksten geworden ist. Niemand kann und darf einer Frau die Berufsarbeit verbieten. Wenn aber so viele Mütter mit Kindern eine außerhäusliche Tätigkeit aufnehmen, dann müssen ganz bestimmt gewichtige Gründe dahinterstecken. In den meisten Fällen reicht eben das Einkommen des Mannes nicht aus, um der Familie einen der heutigen Zeit entsprechenden Lebensstandard zu bieten.
    Nach einer Denkschrift des Bundesfamilienministers — die allerdings schon einige Jahre zurückliegt — sieht das Bruttoeinkommen von Mehrkinderfamilien so aus: Von den Lohnsteuerpflichtigen haben etwa 20 bis 25 % ein Einkommen, das
    bei 400 DM liegt, mehr als 30% ein Einkommen unter 450 DM und etwa 50% ein Einkommen unter 500 DM. Nach einer Erhebung von 1959 tragen erwerbstätige Mütter folgende Anteile zum Familieneinkommen bei: 72 % der erwerbstätigen Mütter 25 bis 50 % des Familieneinkommens, 23 % der Mütter 50 bis 75 % des Familieneinkommens. Die Mütter gehen also — das weisen diese Zahlen mit aller Deutlichkeit nach — unter dem wirtschaftlichen Druck ihrer Tätigkeit außer dem Hause nach.
    Die Frau muß in jedem Fall die freie Entscheidung darüber haben, ob sie einer Erwerbsarbeit nachgehen will. Aber trotz einer positiven Einstellung zur Berufsarbeit muß man sagen: es sollte keine Mutter, die kleine Kinder hat, aus wirtschaftlicher Not gezwungen sein, eine außerhäusliche Tätigkeit aufzunehmen. Eine vernünftige Politik müßte verhindern, daß die Mütter und die Kinder die Opfer unserer Wohlstandsgesellschaft sind. Ferdinand Oeter schreibt in seinem Aufsatz über Mütter und Kinder in der industriellen Massengesellschaft folgendes:
    Man wird infolgedessen davon ausgehen müssen, daß das moralische Versagen bei der rechten Erziehung der Kinder nicht so sehr eine Schuld der Mutter ist als vielmehr derjenigen Führungskräfte, die bisher der veränderten Soziologen Situation nicht ausreichend Rechnung getragen haben.
    Oeter meint, daß gerade den Müttern heute eine Doppellast aufgebürdet ist, die unser soziales Gewissen nicht in Ruhe lassen dürfe.
    Die SPD brachte mit Ihrer Drucksache einen Antrag ein, der uns in der Familienpolitik einen Schritt vorwärtsbringen könnte. Regierung und Koalition haben bisher bei der Kindergeldgesetzgebung fast ausschließlich die kinderreiche Familie bedacht. Daß sie Hilfe nötig hat, wird von niemand bestritten. Aber genauso muß der jungen Familie geholfen werden, die sich wirtschaftlich sehr schwer tut, wenn die Frau nicht mitarbeitet. Um den Kindern die beste Entwicklungs- und Erziehungsmöglichkeit zu geben, sollten staatliche wirtschaftliche Hilfen für eine ausreichende finanzielle Basis der jungen Familie sorgen. Auch den alleinstehenden Müttern muß in größerem Umfange als bisher geholfen werden. Wenn durch den Antrag der SPD etwa 2 Millionen Kinder mehr als bisher in den Genuß des Kindergeldes gekommen wären, wäre das eine gezielte Hilfe für junge Familien gewesen.

    Andere Länder tun in dieser Hinsicht mehr. So zahlt Frankreich nicht nur Kindergeld für alle Kinder, sondern auch für Mütter, die keiner Erwerbsarbeit nachgehen, ein sogenanntes Herdgeld,

    (Abg. Dr. Barzel: Familienwohnungsbau!)

    um ihnen einen Anreiz zu bieten, auf Erwerbsarbeit
    zu verzichten und die Kinder selber zu versorgen.

    (Abg. Dr. Barzel: Familientarife! Steuerrecht! Darf ich Ihnen noch ein paar Stichworte zuwerfen!)




    Frau Schanzenbach
    Das Vorhandensein eines Familienministeriums sagt über die tatsächlichen familienpolitischen Leistungen der Regierung noch gar nichts aus.

    (Beifall bei der SPD.)

    Wir stellen fest, daß der frühere und der jetzige Familienminister sich im Kabinett weder in den Fragen . des Familienausgleichs noch der Ausbildungsförderung durchsetzen konnten.

    (Abg. Dr. Barzel: Wir stellen fest, daß wir dieses Ministerium gegen die SPD ins Leben gerufen haben T)

    Die Entscheidung der Koalitionsparteien zum Antrag der SPD auf Aufhebung der Einkommensgrenze beweist, daß sie noch nicht erkennen, wie wenig sie der Normalfamilie den notwendigen Schutz angedeihen lassen.

    (Zuruf von der Mitte.)

    Nicht nur die kinderreichen, sondern auch die Familien mit zwei Kindern sind in wirtschaftliche Bedrängnis geraten.

    (Zuruf von der Mitte: Was verstehen Sie unter einer Normalfamilie?)

    — Als Normalfamilie bezeichnen wir Eltern mit zwei Kindern.
    Seit 1949 — —

    (Zuruf von der Mitte: Ist die Vorlesung bald abgeschlossen?)

    — Das ist Ihnen ein bißchen unangenehm, darum werden Sie unruhig; aber das macht nichts.
    Lassen Sie mich noch folgendes sagen. Seit 1949 ist die CDU verantwortlich für die Familienpolitik im Bund.

    (Abg. Dr. Barzel: Wir stehen dazu!)

    Sie ist der ihr gestellten Aufgabe, obwohl sie zeitweise die absolute Mehrheit besaß, nicht gerecht geworden.

    (Zurufe von der Mitte.)

    — Das ist nicht nur die Auffassung der SPD. Der Familienbund der Deutschen Katholiken veröffentlichte in der Zeitung „Die Stimme der Familie" einen Appell an die CDU/CSU-Fraktion des Bundestages, in dem es u. a. heißt:
    Im Eifer einer gewissen Torschlußpanik darf es nicht geschehen, daß unsere Belange wieder in den Hintergrund gedrängt werden.

    (Zurufe von der Mitte.)

    Heute wird nun im Rahmen des Familienlastenausgleichs ein weiteres Pflästerchen geklebt. Neben der Erhöhung der Einkommensgrenze — bei Wegfall dieser Grenze für die Mehrkinderfamilie — soll eine Ausbildungszulage von 40 DM monatlich für jedes Kind gewährt werden, das eine öffentliche oder staatlich anerkannte private allgemein- oder berufsbildende Schule oder eine Hochschule besucht oder in einem anerkannten Lehr- oder Anlernberuf ausgebildet wird. Bei näherer Betrachtung stellt man fest, daß weder Lehrlinge noch Einzelkinder einen Anspruch haben, sofern sie nicht einen alleinstehenden Elternteil haben. Dieses Gesetz schafft also neue Ungerechtigkeiten.
    Seit Jahren wird von allen Sachverständigen in der Bundesrepublik ein Ausbildungsförderungsgesetz gefordert, das dem einzelnen Kind eine auf seine Fähigkeit gezielte ausreichende wirtschaftliche Hilfe gibt. Seit 1962 liegt dem Bundestag ein entsprechender Initiativgesetzentwurf der SPD-Fraktion vor. Die Behandlung im Ausschuß wurde immer wieder — das ist heute verschiedentlich festgestellt worden — mit der Begründung hinausgeschoben, die Regierungsvorlage werde demnächst dem Bundestag zugeleitet. Das ist bisher nicht geschehen. Verfassungsrechtliche Schwierigkeiten werden vorgeschoben. Man muß sich aber fragen — das haben auch Sie durch Ihre Sprecher vorhin sagen lassen —, ob sich nicht dieselben Schwierigkeiten für die jetzt zur Behandlung anstehende Vorlage ergeben, wenn der Berichterstatter dazu schreibt — ich zitiere —:
    Der Familienlastenausgleich als die zentrale familienpolitische Maßnahme kann bildungspolitisch nicht neutral sein. Er hat notwendigerweise Auswirkungen auf die Bildungsbereitschaft und den Bildungswillen.
    Während durch dieses Gesetz die Bildungsbereitschaft und der Bildungswille gehoben werden sollen und die Hilfe eine wirkliche Einkommenshilfe sein soll, trifft dieses Gesetz leider nur bestimmte Bevölkerungsgruppen.
    Während der Vater mit einem Monatseinkommen von 3000 DM, der seinen Sohn auf die höhere Schule schickt, die Ausbildungszulage von 40 DM monatlich erhält, wird der Vater, der seinen zehnjährigen begabten Sohn aus finanziellen Erwägungen nicht rechtzeitig auf die höhere Schule schicken kann, von dieser Förderung ausgeschlossen. Nach der Anlage dieses Gesetzes kann den wirtschaftlich bedürftigen Familien nicht rechtzeitig geholfen werden.
    Auch Lehrlinge werden diese Zulage nicht erhalten, weil ihre Erziehungsbeihilfe, die in jedem Fall über 40 DM liegt, voll angerechnet werden muß. Wir haben also wieder den Zustand wie bisher, daß den Normalfamilien keine ausreichende oder überhaupt keine Hilfe gegeben werden kann. Wir haben dasselbe, was wir bisher bei den Kategorienförderungen gehabt haben.
    Es ist klar zu erkennen, daß diese Ausbildungszulage eine Leistung an Familien höherer Schüler ist, die ihren Kindern die bessere Schulausbildung durch ihr bisheriges Einkommen schon ermöglichen können. Eine Anhebung der Bildungsbereitschaft ist durch dieses Gesetz kaum zu erwarten. Es geht an den bildungspolitischen Problemen unserer Zeit vorbei.
    Trotz dieser Kritik, die ich eben vorgetragen habe, verkennen wir nicht, daß diese Ausbildungszulage für viele Familien, die über ein verhältnismäßig geringes Einkommen verfügen und große Anstrengungen machen, um ihren Kindern eine



    Frau Schanzenbach
    bessere Bildung und Ausbildung zu geben, eine willkommene wirtschaftliche Hilfe sein wird.

    (Zuruf von der Mitte: Also doch!)

    Wir halten es auch für richtig, daß Alleinstehende — es wird sich insbesondere um Frauen handeln — für ihr Kind diese Zulage erhalten. Wir bedauern aber, daß es die CDU/CSU nicht verstanden hat, in ihrer 16jährigen Regierungszeit einen Familienlastenausgleich und eine Ausbildungsförderung zu schaffen und zu finanzieren,

    (Zurufe von der CDU/CSU. — Unruhe.)

    die dem Auftrag des Grundgesetzes und dem § 1
    des Jugendwohlfahrtgesetzes vollauf gerecht wird.
    Auch das vorliegende Gesetz, sowohl bezüglich des Kindergeldes als auch der Ausbildungszulage, entspricht nicht den Vorstellungen der SPD über eine unserer Zeit angepaßte Familien- und Jugendpolitik. Das Gesetz ist falsch angelegt und in den Leistungen unzureichend.
    Unter den 950 000 Kindern, die eine Ausbildungszulage erhalten sollen, sind viele aus Familien, die jede Hilfe dringend gebrauchen können. Deshalb und da nach allen Erfahrungen die Regierungskoalition nicht imstande sein wird, noch in diesem Bundestag ein Ausbildungsförderungsgesetz zu verabschieden — Sie haben selber heute gesagt, daß das nicht möglich sein wird —, hat sich die SPD-Fraktion dazu durchgerungen, diesem Gesetzentwurf in der dritten Lesung zuzustimmen, obwohl sie sich der Unzulänglichkeit des Gesetzes bewußt ist. Die SPD hofft aber, daß sich im nächsten Bundestag eine Mehrheit findet, die bereit ist, einen Familienlastenausgleich durchzuführen, der allen Familien eine wirtschaftliche Existenzgrundlage sichert.

    (Beifall bei der SPD. — Zuruf rechts: Dafür haben wir gesorgt!)



Rede von Dr. Richard Jaeger
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)
Das Wort hat der Herr Bundesarbeitsminister.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Theodor Blank


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Nachdem sich die SPD unter großen Schmerzen durchgerungen hat, wie wir eben hörten, diesem unzureichenden Gesetzentwurf ihre Zustimmung zu geben, möchte ich ein paar Worte zu der Materie sagen.
    Meine Vorrednerin hat bemängelt, daß der völlige Wegfall der Einkommensgrenze noch nicht eingetreten sei. Nun, das wissen wir. Wir wissen, daß wir auf dem Gebiete des Kindergeldes beachtliche Leistungen zu verzeichnen haben. Es ist vielleicht richtig, daß wir uns jetzt in dieser Stunde wieder einmal darüber klarwerden, wie groß denn diese Leistungen waren. Es liegt nahe, eine Bilanz zu ziehen. Haben wir die gesetzgeberischen Aufgaben erfüllt, denen wir uns vor über drei Jahren zu Beginn der Legislaturperiode gegenübersahen? Ich glaube, wir können das ohne jedes Zögern mit einem klaren Ja beantworten.
    Die wichtigsten Aufgaben, die sich diesem Bundestag beim Kindergeld stellten, waren die Vereinfacheng der organisatorischen Durchführung und eine Neuregelung der Mittelaufbringung. Außerdem mußte das auf vier Gesetze zersplitterte Leistungsrecht in einem einzigen Gesetz zusammengefaßt werden. Mit dem Bundeskindergeldgesetz, das wir im letzten Jahr verabschiedet haben, sind diese Reformziele in vollem Umfang erreicht worden. Daneben bestand die Aufgabe, die Leistungen nach dem Kindergeldrecht in angemessenem Umfang zu verbessern. Auch das ist geschehen. Vor erst knapp einem Jahr sind durch das Bundeskindergeldgesetz die Leistungen für die dritten und weiteren Kinder beträchtlich erhöht worden. Mit der soeben beschlossenen Novelle wird die Einkommensgrenze teilweise beseitigt und eine Ausbildungszulage eingeführt.
    Die Auswirkungen dieser Verbesserungen für die Familie will ich einmal an einem einzigen Beispiel kurz verdeutlichen. Noch vor einem Jahr erhielt eine Familie mit fünf Kindern nach dem Kindergeldrecht nur 120 oder 145 DM, je nachdem ob ihr Einkommen über oder unter der Einkommensgrenze lag. Die gleiche Familie soll in Zukunft ohne Rücksicht auf die Höhe ihres Einkommens mindestens 205 DM bekommen. Dieser Betrag soll sich durch die Ausbildungszulage auf maximal 405 DM erhöhen können. Ich glaube, das ist eine Bilanz, die sich sehen lassen kann.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Ich stehe leider immer vor der Notwendigkeit, bei der Verabschiedung eines Gesetzes den Damen und Herren von der SPD zu sagen, sie sollten sich doch ihre eigene Leistung nicht vermiesen, sondern wir sollten stolz sein auf das, was dieses Hohe Haus so Entscheidendes in der Frage des Familienlastenausgleichs mit diesem Gesetz wieder getan hat.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Weil ich Verständnis habe für Ihre Schmerzen, mit denen Sie sich zur Zustimmung durchgerungen haben, meine ich, sollten wir ein Wort des Dankes sagen an die Damen und Herren, die in den zuständigen Ausschüssen diesen Hohen Hauses gearbeitet haben, des federführenden Ausschusses für Arbeit und der mitberatenden Ausschüsse für Sozialpolitik und für Familien- und Jugendfragen. Ohne die zügige Beratung der Novelle zu dem Gesetz in diesen Ausschüssen hätte das Gesetz entweder gar nicht mehr oder doch jedenfalls nicht so rechtzeitig verabschiedet werden können, daß es bereits am 1. April in Kraft treten kann.
    Meine Damen und Herren, ich beglückwünsche Sie zu diesen erfreulichen Leistungen auf dem Gebiete der Fortentwicklung des Familienlastenausgleichs. Sie können stolz darauf sein!

    (Beifall bei der CDU/CSU.)