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  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag 158. Sitzung Bonn, den 22. Januar 1965 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung 7767 A Fragestunde (Drucksachen IV/2949, IV/2954, IV/2974) Frage des Abg. Mischnick: Memorandum des Regierenden Bürgermeisters von Berlin Dr. Mende, Bundesminister . . . 7767 C, D, 3368 A, B, C, D, 3369 A, B Mischnick (FDP) 7767 D Dr. Barzel (CDU/CSU) 7768 A Erler (SPD) 7768 B, C Rasner (CDU/CSU) . . . . . 7768 C, D Dr. Mommer (SPD) . . . 7768 D, 7769 A Wehner (SPD) . . . . . . 7769 B, C Fragen der Abg. Frau Dr. Kiep-Altenloh: Betreuung des Besucherstroms an der Zonengrenze Dr. Mende, Bundesminister . . . . 7769 D, 3330 A, B, C, D Frau Dr. Kiep-Altenloh (FDP) . . 7770 A, B Höhmann (Hessisch Lichtenau) (SPD) 7770 C Frage des Abg. Dr. Mommer: Deutschland-Initiative der Bundesregierung Dr. Mende, Bundesminister . . . . 7770 D, 7771 A, B, C, D, 7772 A Dr. Mommer (SPD) 7771 A, B Neumann (Berlin) (SPD) . . . 7771 B, C Erler (SPD) 7771 D, 7772 A Fragen des Abg. Mick: Repräsentativerhebung über das Wohnungswesen — Vorwurf des DGB Dr. Ernst, Staatssekretär . . . 7772 B, C, D, 7773 A, B Frau Meermann (SPD) 7772 D, 7773 A Hauffe (SPD) . . . . . . . . 7773 A, B Frage der Abg. Frau Dr. Hubert: Ratifizierung europäischer Übereinkommen auf dem Gesundheitsgebiet Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister 7773 B, D Frau Meermann (SPD) . . . 7773 C, D Frage des Abg. Dr. Bechert: Empfehlungen der Föderation „Europäischer Gewässerschutz" Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister . 7773 D, 7774 B, C, D, 7775 A, B Flämig (SPD) 7774 B Jacobi (Köln) (SPD) 7774 C Frau Dr. Kiep-Altenloh (FDP) . . 7774 D, 7775 A Frau Berger-Heise (FDP) . . . . 7775 A, B Frage des Abg. Logemann: Zusammenhang zwischen Herzinfarkt und Fettverzehr Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister . . . . . . . 7775 B II Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 158. Sitzung. Bonn, Freitag, den 22. Januar 1965 Frage des Abg. Logemann: Irreführende Werbung für Lebensmittel Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister 7775 C Frage des Abg. Logemann: Fettforschung Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister 7775 D Fragen des Abg. Dr. Hamm (Kaiserslautern): EWG-Richtlinie — pharmazeutische Erzeugnisse Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister . . . . 7775 D, 7776 A Fragen des Abg. Hussong: Hauptbahnhof Saarbrücken Dr. Seiermann, Staatssekretär . . 7776 A, B Fragen des Abg. Wienand: Reprivatisierung der zur Gemeinde Altenrath (Siegkreis) gehörenden Grundstücke 7776 B Schriftlicher Bericht des Außenhandelsausschusses über die Achte Verordnung zur Änderung des Deutschen Zolltarifs 1965 (Drucksachen IV/2960, IV/2964) . . . . 7776 C Mündlicher Bericht des Innenausschusses über den Vorschlag der Kommission der EAG für eine Verordnung des Rats zur Änderung der Tabelle der Bezüge der in Belgien dienstlich verwendeten Atomanlagenbediensteten der Gemeinsamen Kernforschungsstelle (Drucksachen IV/2998, IV/2969) 7776 D Entwurf eines Gesetzes zur Förderung der Vermögensbildung (FDP) (Drucksache IV/2686) ; in Verbindung mit Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Förderung der Vermögensbildung der Arbeitnehmer (SPD) (Drucksache IV/2687) und mit Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Förderung der Vermögensbildung der Arbeitnehmer (II. Vermögensbildungsgesetz) (Drucksache IV/2814) — Erste Beratung —Mischnick (FDP) . . . . 7777 A, 7808 A, Junghans (SPD) . . . . . . . . 3779 B Blank, Bundesminister . . . . 7783 A Katzer (CDU/CSU) 7786 C Leber (SPD) . . . . . . . . 7790 C Dr. Imle (FDP) . . . . . . . 7799 D Dr. Burgbacher (CDU/CSU) . . . 7804 B Riedel (Frankfurt) (CDU/CSU) . 7810 A Entwurf eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 21. September 1962 mit der Republik Madagaskar über die Förderung von Kapitalanlagen (Drucksache IV/2636) ; Schriftlicher Bericht des Wirtschaftsausschusses (Drucksache IV/2869) Zweite und dritte Beratung — . . . . . . . 7812 A Entwurf eines Gesetzes zu dem Übereinkommen vom 17. Dezember 1962 zwischen den Mitgliedstaaten des Europarates über die Ausgabe eines internationalen Gutscheinheftes für die Instandsetzung von Prothesen und orthopädischen Hilfsmitteln an militärische und zivile Kriegsbeschädigte (Drucksache IV/2778) ; Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Kriegsopfer- und Heimkehrerfragen (Drucksache IV/2855) — Zweite und dritte Beratung — . . . . . . 7812 B Entwurf eines Gesetzes über Maßnahmen auf dem Gebiet der deutschen Filmwirtschaft (Abg. Dr. Martin, Kemmer u. Gen. und Fraktion der CDU/CSU, Abg. Schmitt-Vockenhausen, Dr. Lohmar, Kahn-Ackermann u. Gen. und Fraktion der FDP) (Drucksache IV/1172); Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Kulturpolitik und Publizistik (Drucksache IV/2324) — Zweite Beratung — . . . . . . . . 7812 C Entwurf eines Blindenwarenvertriebsgesetzes (Drucksache IV/2534) ; Schriftlicher Bericht des Wirtschaftsausschusses (Drucksachen IV/2825, zu IV/2825) — Zweite und dritte Beratung — . . . . . . . 7812 D Entwurf eines Dritten Gesetzes zur Änderung des Mühlengesetzes (Drucksache IV/2472) ; Schriftlicher Bericht des Ernährungsausschusses (Drucksache IV/2937) — Zweite und dritte Beratung — . . . 7813 A Entwurf eines Gesetzes zur Anpassung der landwirtschaftlichen Erzeugung an die Erfordernisse des Marktes (Marktstrukturgesetz) (SPD) (Drucksache IV/2822) — Erste Beratung —; in Verbindung mit Schriftlicher Bericht des Ernährungsausschusses über den Antrag (SPD) betr. Struktur- und Preisenquete auf den Märkten land- und ernährungswirtschaftlicher Güter (Drucksachen IV/1948, IV/2939) . . 7813 B Entwurf eines Gesetzes zu dem Übereinkommen vom 20. März 1958 über die Annahme einheitlicher Bedingungen für die Genehmigung für Ausrüstungsgegenstände und Teile von Kraftfahrzeugen und über die gegenseitige Anerkennung der Genehmigung (Drucksache IV/2852) — Erste Beratung — 7813 C Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 158. Sitzung. Bonn, Freitag, den 22. Januar 1965 III Entwurf eines Gesetzes über den Beitritt der Bundesrepublik Deutschland zum Protokoll vom 15. Juli .1963 zum Internationalen Übereinkommen über die Fischerei im Nordwestatlantik (Drucksache IV/2830) — Erste Beratung — . . . . 7813 D Entwurf eines Gesetzes zu dem Übereinkommen vom 5. Oktober 1961 über das auf die Form letztwilliger Verfügungen anzuwendende Recht (Drucksache IV/2880) — Erste Beratung — . . . . 7813 D Entwurf eines Gesetzes über die Umsatzsteuerstatistik für das Kalenderjahr 1964 (Drucksache IV/2847) — Erste Beratung — 7813 D Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Handelsgesetzbuches und der Reichsabgabenordnung (Drucksache IV/2865) —Erste Beratung — 7814 A Entwurf eines Gesetzes über Bausparkassen (Drucksache IV/2747) — Erste Beratung — 7814 A Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Gewerbesteuergesetzes, des Bewertungsgesetzes und der Reichsabgabenordnung (Abg. Dr. Schmidt [Wuppertal], Lemmrich, Dr. Imle, Frau Funcke [Hagen] u. Gen.) (Drucksache IV/2857) — Erste Beratung — 7814 A Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Entwicklungshilfe-Steuergesetzes (Abg. Dr. Serres, Diebäcker, Werner, Dr. Artzinger, Blumenfeld u. Gen.) (Drucksache IV/2877) — Erste Beratung — . . . . 7814 B Entwurf eines Bundeswaffengesetzes (Drucksache IV/2883) — Erste Beratung — . . 7814 B Entwurf eines Gesetzes über Leistungsverbesserungen in der hüttenknappschaftlichen Pensionsversicherung im Saarland (Drucksache IV/2884) — Erste Beratung — 7814 C Entwurf eines Gesetzes zur Regelung der Verbindlichkeiten nationalsozialistischer Einrichtungen und der Rechtsverhältnisse an deren Vermögen (Drucksache IV/1068) ; Schriftlicher Bericht des Rechtsausschusses (Drucksache IV/2761) — Zweite und dritte Beratung — . . . . . . . . . 7814 C Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über das Branntweinmonopol (Drucksachen IV/2019, IV/2204) ; Bericht des Haushaltsausschusses (Drucksache IV/2947) ; Schriftlicher Bericht des Finanzausschusses (Drucksachen IV/2871, zu IV/2871) — Zweite und dritte Beratung — 7814 D Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes zur Förderung der Wirtschaft von Berlin (West) (Abg. Meis, Dr. Stekker, Dr. Imle u. Gen.) (Drucksache W/1854); Schriftlicher Bericht des Finanz- ausschusses (Drucksachen IV/2872, zu IV/2872) — Zweite und dritte Beratung — 7815 A Antrag des Bundesministers der Finanzen betr. Veräußerung einer Teilfläche der ehemaligen Reitschule in Hannover an die Stadt Hannover (Drucksache IV/2864) 7815 C Schriftlicher Bericht des Außenhandelsausschusses über die Zweite Verordnung zur Änderung des Deutschen Zolltarifs 1965 (Änderung des Gemeinsamen Zolltarifs der EWG — II. Teil) (Drucksachen IV/2893, IV/2943) . . . . . . . . . 7815 C Fünfte Verordnung zur Änderung des Deut- schen Zolltarifs 1965 (Drucksache IV/2879) 7815 D Bericht des Außenhandelsausschusses über die Siebzehnte und Achtzehnte Verordnung zur Änderung der Einfuhrliste — Anlage zum Außenwirtschaftsgesetz — (Drucksachen IV/2676, IV/2701, IV/2836) 7815 D Mündlicher Bericht des Ausschusses für wirtschaftlichen Besitz des Bundes über den Antrag des Bundesministers der Finanzen betr. Grundstückstausch mit der Stadt Bonn (Drucksachen IV/2669, IV/2841) 7816 A Mündlicher Bericht des Ausschusses für wirtschaftlichen Besitz des Bundes über den Antrag dès Bundesministers der Finanzen betr. Veräußerung eines Fabrikgrundstücks in Mechernich (Eifel) (Drucksachen IV/2806, IV/2856) . . . . 7816 A Schriftlicher Bericht des Außenhandelsausschusses über den Vorschlag der Kommission der EWG für eine Verordnung des Rats über Sondervorschriften für in die Gemeinschaft eingeführte Ölsaaten und Saatenöle aus den assoziierten afrikanischen Staaten und Madagaskars und aus den überseeischen Ländern und Gebieten (Drucksachen IV/2842, IV/2944) 7816 B Schriftlicher Bericht des Ernährungsausschusses über den Antrag betr. bundeseinheitliche Tierseuchenbekämpfung (Abg. Logemann, Dr. Siemer, Mauk, Ehnes, Reichmann u. Gen.) (Drucksachen IV/2799, IV/2863) . . . . . . . . . 7816 C Übersicht 26 des Rechtsausschusses über die dem Deutschen Bundestag zugeleiteten Streitsachen vor dem Bundesverfassungsgericht (Drucksache IV/2837) . . . . 7816 D Nächste Sitzung 7816 Anlagen 7817 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 158. Sitzung. Bonn, Freitag, den 22. Januar 1965 7767 158. Sitzung Bonn, den 22. Januar 1965 Stenographischer Bericht Beginn: 9.01 Uhr
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    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich a) Beurlaubungen Dr. Achenbach * 22. 1. Dr. Adenauer 22. 1. Dr. Aigner * 22. 1. Frau Albertz 22. 1. Arendt (Wattenscheid) 22. 1. Dr. Arndt (Berlin) 22. 1. Dr. Aschoff 22. 1. Dr. Atzenroth 22. 1. Bading * 22. 1. Dr.-Ing. Balke 22. 1. Bauer (Wasserburg) 22. 1. Bergmann * 22. 1. Dr. Birrenbach 30. 1. Blachstein 27. 2. Dr. h. c. Brauer 22. 1. Dr. Burgbacher * 22. 1. Dr. Danz 22. 1. Deringer ' 22. 1. Dr. Dichgans * 22. 1. Drachsler 23. 1. Dr. Dr. h. c. Dresbach 22. 1. Dr. Eckhardt 22. 1. Frau Dr. Elsner * 22. 1. Etzel 22. 1. Faller * 22. 1. Dr. Dr. h. c. Friedensburg * 22. 1. Dr. Furler ' 22. 1. Glombig 22. 1. Haage (München) 22. 1. Haase (Kassel) 22. 1. Hahn (Bielefeld) * 22. 1. Hammersen 30. 1. Dr. von Haniel-Niethammer 23. 1. Illerhaus ' 22. 1. Kahn-Ackermann 22. 1. Kalbitzer 30. 1. Klein 22. 1. Klinker * 22. 1. Dr. Kreyssig * 22. 1. Kriedemann* 22. 1. Dr. Krümmer 22. 1. Freiherr von Kühlmann-Stumm 30. 1. Kulawig 30. 1. Lenz (Bremerhaven) 22. 1. Lenz (Brühl) * 22. 1. Leukert 22. 1. Logemann 22. 1. Dr. Lohmar 30. 1. Dr. Löhr * 22. 1. Lücker (München) * 22. 1. Maier (Mannheim) 5. 2. Dr. Martin 22. 1. Marx 1. 2. Mauk * 22. 1. Dr. h. c. Menne (Frankfurt) 22. 1. Metzger * 22. 1. Dr. Morgenstern 22. 1. Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Dr. Müller-Hermann * 22. 1. Dr.-Ing. Philipp * 22. 1. Pöhler 22. 1. Dr. Preiß 22. 1. Frau Dr. Probst 22. 1. Rademacher * 22. 1. Ramms 22. 1. Frau Renger 30. 1. Richarts * 22. 1. Ruf 22. 1. Schlick 22. 1. Schneider (Hamburg) 29. 1. Seibert 22. 1. Seifriz * 22. 1. Seuffert * 22. 1. Dr. Starke * 22. 1. Dr. Stoltenberg 22. 1. Storch * 22. 1. Strauß 22. 1. Frau Strobel * 22. 1. Theis 22. 1. Unertl 29. 1. Dr. Wahl 22. 1. Walter 22. 1. Weinkamm * 22. 1. Werner 29. 1. Wischnewski * 22. 1. Dr. Wuermeling 22. 1. Frau Zimmermann (Brackwede) 22. 1. b) Urlaubsanträge Müser 6. 2. Anlage 2 Schriftliche Begründung des Abgeordneten Seither zu dem von der Fraktion der SPD eingebrachten Entwurf eines Gesetzes zur Anpassung der landwirtschaftlichen Erzeugung an die Erfordernisse des Marktes (Marktstrukturgesetz) (Drucksache IV/2822). Die Fraktion der SPD hat mit der Drucksache IV12822 den Entwurf eines Gesetzes zur Anpassung der landwirtschaftlichen Erzeugung an die Erfordernisse des Marktes dem Deutschen Bundestag zur Beschlußfassung vorgelegt. Sie hofft, daß dieser Gesetzentwurf noch in dieser Legislaturperiade verabschiedet werden kann. Wesentlicher Inhalt des Gesetzentwurfs ist es, die landwirtschaftliche Erzeugung 'so zu ordnen, daß sie den Erfordernissen der abnehmenden Hand entspricht, welche ein einheitliches, qualitativ hochwertiges und in großen Gebinden zusammengestelltes Angebot erwartet, wie es teilweise in den EWG- Partnerländern durch entsprechende Marktordnun- * Für die Teilnahme an einer Tagung des Europäischen Parlaments 7818 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 158. Sitzung. Bonn, Freitag, den 22. Januar 1965 gen .und Marktregelungen heute schon vorzufinden ist. Das Gesetz ist ein Rahmengesetz, das mit staatlichen Mitteln auf freiwilliger Grundlage die Bildung von Erzeugergemeinschaften anregen will. Diese sollen sich zu bestimmten Erzeugungsregeln und Qualitätsnormen bei der Produktion ihrer landwirtschaftlichen Erzeugnisse verpflichten. Die Oberste Landesbehörde bestimmt durch Rechtsverordnungen die Mindestanbaugröße und -menge der einzelnen Erzeugergemeinschaften für jedes Produkt oder jade Produktgruppe in .den einzelnen Gebieten. Diese dürfen keinen wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb (auf (der Basis des Bezuges und des Absatzes von Waren betreiben. Die jeweiligen Erzeuger, (die sich in Erzeugergemeinschaften zusammengeschlossen haben, sollen mit .den Unternehmen des Handels und der Verarbeitung Lieferverträge abschließen, um gleichmäßige Marktbelieferungen zu erreichen. Die Förderungsmittel des Staates bestehen aus Zuschüssen und Krediten zu den notwendigen Erstinvestitionen, zur Beratung, zur Qualitätskontrolle und zur Ingangsetzung ,der Erzeugerbetriebe und der nachgeordneten Stufen. Die Förderungsmittel laufen 1970 laus. Die vorgesehene Strukturverbesserungsprämie beträgt 5 v. H. des Umsatzes, ist degressiv und nach Qualitäten ,gestaffelt. Um eine Zweigleisigkeit mit den bereits zur Anwendung kommenden Maßnahmen zur Verbesserung des Absatzes landwirtschaftlicher Produkte zu vermeiden, sind die bestehenden Richtlinien des Grünen Planes mit den neuen Vorschlägen in Einklang zu bringen. Die Erzeugergemeinschaften können sich zu Arbeitsgemeinschaften zusamenschließen. Diese haben die Aufgabe, durch Unterrichtung und Beratung die Anpassung der Erzeugung an die Erfordernisse des Marktes zu fördern. Um monopolistischen Tendenzen vorzubeugen, haben die Landesregierungen Marktbeiräte zu bilden, die sich aus Vertretern aller beteiligten Wirtschaftsgruppen einschließlich der Verbraucher 'zusammensetzen sollen. Aufgabe der Marktbeiräte ist es, Musterverträge zu erarbeiten, über die Marktlage und Preisentwicklung zu beraten, um dem Erzeuger Wirtschaftsdaten für die Erstellung marktgerechter Anbaupläne in die Hand zu geben. Im Vergleich zur übrigen Wirtschaft ist die Produktion von Agrargütern weitgehend von natürtürlichen Bedingungen abhängig. Sie erfolgt meist marktfern und in saisonalen Schwankungen. Die Vielzahl der Anbieter stellt ein Warensortiment zum Verkauf her, das fast immer einer Be- oder Verarbeitung bedarf und teilweise auch gelagert werder muß, damit der Markt laufend bedient werden kann. Viele Produkte sind zudem leicht verderblich und bedürfen einer besonderen Marktpflege. Diese besondere Lage auf den Agrarmärkten hat zu allen Zeiten und in allen Ländern die Agrarpolitik vor die Aufgabe gestellt, wirkungsvolle Marktregelungen für den Agrarsektor zu schaffen. So kennen wir strenge Marktordnungen mit Anbauregelungen, Anbaulenkungen, Abnahmeverpflichtungen des Staates, Preisregelungen und anderes mehr, aber auch Selbsthilfemaßnahmen der beteiligten Wirtschaftsgruppen untereinander, um Angebot und Nachfrage der landwirtschaftlichen Produktion abzustimmen. Gerade in der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft findet die deutsche Landwirtschaft Marktformen vor, die sie mit Sorge betrachtet. Besonders augenfällig sind die Marktanstrengungen der holländischen Agrarwirtschaft und ebenso der französischen, die unter dem Namen „Pisani-Pläne" bekanntgeworden sind. Man darf erwarten, daß die Bundesregierung die Anstrengungen der EWG-Kommission unterstützt, die Marktbeeinflussungen durch die französische Forma und die holländische Produktschapen abzubauen, damit keine weiteren Wettbewerbsnachteile für die Erzeuger landwirtschaftlicher Produkte in der Gemeinschaft bestehenbleiben. Der vorgelegte Entwurf beschränkt sich bewußt auf die Förderung solcher organisatorischen Formen der landwirtschaftlichen Erzeugung, die im Zusammenwirken mit erfahrenen Kräften der Vermarktung besonders dafür geeignet erscheinen. Eingriffe in den freien Ablauf des Marktes, wie Marktregelungen, Marktordnungen und Marktstabilisierungsmaßnahmen im Sinne der Preispolitik sind nicht Gegenstand des Gesetzes. Da die Bundesregierung auf diesem Gebiete keine Anpassungsregelung vorlegen konnte, obwohl sie noch genügend Spielraum im Rahmen des EWG-Vertrages hat, ist die SPD initiativ geworden, um fortschrittliche Lösungen vorzuschlagen. Die Landwirtschaft in den modernen Industriestaaten ist mit der übrigen Wirtschaft und dem Markt auf engste verflochten. Im Jahre 1963/64 wurden nur noch 10 v. H. der erzeugten landwirtschaftlichen Produkte. von den Landwirten selbst verbraucht, nur 4 v. H. vom Erzeuger an den Verbraucher veräußert, während der Rest seine Absatzwege über die Vermarktungseinrichtungen für landwirtschaftliche Erzeugnisse und über die Ernährungsindustrie fand. Mit zunehmendem Wohlstand der Bevölkerung veränderten sich die Verzehrgewohnheiten derart, daß heute qualitativ hochwertige, marktgerecht angebotene, veredelte Produkte bevorzugt gekauft werden. Die veränderte Nachfrage zwang die Ernährungswirtschaft zu großen Umstellungen und führte zu einer fortschreitenden Konzentration auf der Nachfrageseite. Die Wege vom Erzeuger zum Verbraucher haben sich grundlegend geändert. Durch dieses Gesetz soll erreicht werden, daß den heute andersgearteten Verbrauchsgewohnheiten und der konzentrierten Abnahme ein organisiertes Angebot gegenübersteht und die Marktpartner sich in Form von Lieferverträgen besser den wechselnden Marktverhältnissen anpassen können. Der Gesetzentwurf beruht auf der absoluten Freiwilligkeit der Unternehmen und gibt Hilfen zur Selbsthilfe. Alle früheren Überlegungen in Form eines Referendums, mit zwei Drittel Mehrheit die übrigen Erzeuger in Erzeugergemeinschaften zwingen zu wollen, widersprechen nicht nur der Ver- Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 158. Sitzung. Bonn, Freitag, den 22. Januar 1965 7819 fassungswirklichkeit, sondern würden sicher auch in der Praxis auf Schwierigkeiten stoßen. Die Vereinbarungen der Marktkontrahenten bedürfen großer betriebswirtschaftlicher Umdispositionen, die nur der vollziehen wird, der selbst bereit ist, sich auf die neuen Verhältnisse einzustellen. Das eingebrachte Gesetz wird sicher nicht eine perfekte Lösung bringen, die in Anbetracht der traditionellen Geschäftsbeziehungen in der Bundesrepublik auch nicht nötig erscheint, zumal da viele Landwirte heute schon, besonders in Verbrauchszentren, mit ihren Abnehmern in langen Geschäftsbeziehungen stehen. Das Gesetz hat jedoch Aussicht auf Erfolg, besonders in den marktfernen Gebieten und in den Räumen des Überangebots, so z. B. bei Obst und Gemüse, zumal da die berufsständischen Organisationen selbst den Gedanken der Freiwilligkeit gefordert haben und diesem Gesetz zum Erfolg verhelfen wollen. Ansätze von freiwilligen Zusammenschlüssen der Marktpartner sind bereits auf vielen Gebieten. Wir wollen nur in Anbetracht der europäischen Entwicklung diese guten Anfänge verstärkt und schneller weiterentwickeln. Die heute vorgesehenen Hilfen aus dem Grünen Plan zur horizontalen und vertikalen Verbundwirtschaft werden nur in speziellen Fällen gegeben. Das neue Gesetz will einen breiten Rahmen für fast alle Produkte schaffen und die Hilfen gesetzlich festlegen. Die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft hat bekanntlich für 85 % der Agrarprodukte Gemeinschaftsregelungen gefunden, und bis zum Ende der Übergangszeit werden 90-95 % aller Produkte der Landwirtschaft einer Marktregelung unterworfen sein, wobei von Produkt zu Produkt entsprechend unterschiedliche Marktregelungsprinzipien angewendet werden. Ab 1970, wenn nicht gar früher, wird die Gemeinschaft durch den Ministerrat in Brüssel die Agrarpolitik, insbesondere die Preis- und Handelspolitik von sich aus bestimmen. Die Versuche der Schaffung eines Marktstrukturfonds, wie ihn der Arbeitskreis für Agrarpolitik der CDU in die öffentliche Debatte gebracht hat, können deshalb nicht als EWG-konform angesehen werden, zumal da damit die Hoffnung verbunden ist, die Gemeinschaftslösungen nationalstaatlich überspielen zu können. Die Kritik an diesem Entwurf war deshalb in der Öffentlichkeit eindeutig negativ, und die Väter dieser Gedankengänge sind nicht mehr zur Verteidigung ihrer Ursprungsüberlegungen, jedenfalls nicht Ibis zur Stunde, aufgetreten. Praktisch wird ein solches Marktinterventionsgesetz auch um so weniger funktionieren können, je stärker sich der europäische Markt verwirklicht. Hoffentlich ist durch ,die Diskussion über das Marktfondsgesetz nicht die Möglichkeit verbaut, doch noch in diesem Bundestag das Marktstrukturgesetz zu verabschieden, .das im wesentlichen mit der Vorlage des Deutschen Bauernverbandes übereinstimmt, an dessen Zustandekommen viele von Ihnen selbst mitgewirkt haben. Das vorgelegte Gesetz wird zur Vereinfachung der heute noch großen Vielgestaltigkeit der Produktion im landwirtschaftlichen Betrieb beitragen und wird damit einen wirkungsvollen Rationalisierungseffekt erzielen. Es wird zu einer regionalen Schwerpunktbildung der Erzeugung kommen, die einer Spezialberatung günstigere Ansatzpunkte gibt. Die Vertragspartner werden sich größere Marktübersichten, besonders durch die Marktbeiräte beschaffen und dadurch ihre Marktdispositionen besser abstimmen können. Durch die Qualitätsprämie werden höhere Anforderungen an die Produzenten gestellt, wodurch andererseits der Absatz landwirtschaftlicher Produkte besser gesichert ist. Die Auswirkungen des Marktstrukturgesetzes werden ohne Zweifel die heutigen Marktschwankungen bei bestimmten Produkten ausgleichen und zu einer kontinuierlichen Preisbildung beitragen. Den landwirtschaftlichen Betrieben wird dadurch eine größere Einkommenssicherheit gegeben, die eine sinnvolle Planung ihrer Investitionen erleichtert. Das vorgelegte Marktstrukturgesetz ist ein wesentlicher Teil einer aktiven und fortschrittlichen Agrarpolitik. Noch haben wir in der Bundesrepublik Zeit, auch im Rahmen der EWG auf diesem Gebiet Entscheidungen selbst zu treffen. Die Sozialdemokratische Partei erwartet von den Regierungsparteien, daß sie im Interesse der Landwirtschaft unseren Entwurf unterstützen und 'bei den Beratungen in den Ausschüssen mithelfen, daß dieses Gesetz noch in dieser Legislaturperiode zur Verabschiedung kommt. Anlage 3 Schriftliche Erklärung des Abgeordneten Saxowski für die Fraktion der SPD zur Beratung des Schriftlichen Berichts des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (19. Ausschuß) über den Antrag der Fraktion der SPD betreffend Struktur- und Preisenquete auf den Märkten land- und ernährungswirtschaftlicher Güter (Drucksachen IV/1948, IV/2939). Am 19. 2. 1964 hat die sozialdemokratische Fraktion mit Drucksache IV/1948 den Antrag eingebracht, auf den Märkten land- und ernährungswirtschaftlicher Güter eine Struktur- und Preisenquete durchzuführen. Wie aus dem Bericht des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Drucksache IV/2939 ersichtlich ist, ist die Koalition unserem Anliegen gefolgt. Angesichts der Bedeutung dieser Frage wird die Einstimmigkeit sehr begrüßt. Es ist bekannt, daß ein Großteil der Erzeugerpreise politisch festgelegt wird und dadurch ein Zankapfel der Interessentengruppen geworden ist, während sich die Verbraucherpreise zum größten Teil nach marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten einspielen. Dabei sind die Höhe und die Entwicklung der Spannen, die Marktstellung, die Marktstruktur bzw. die Marktmacht der einzelnen beteiligten Wirtschaftsgruppen, deren Auswirkungen auf das Einkommen der Landwirte einerseits und die Verbraucherpreise andererseits ständig Gegenstand öffentlicher Auseinandersetzungen. 7820 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 158. Sitzung. Bonn, Freitag, den 22. Januar 1965 Angesichts dieser mißlichen Tatbestände wünscht meine Fraktion die teils unerfreuliche Diskussion über diese Fragen zu versachlichen und Grundlagen für sinnvolle agrar- und wirtschaftspolitische Maßnahmen zu gewinnen. Ansätze sind ja — das sollte nicht verschwiegen werden — bereits vorhanden. So weist der Grüne Bericht 1964 beispielsweise aus, daß der Anteil der Erzeugerpreise an den Verbraucherausgaben für Nahrungsmittel im Schnitt aller Produkte nur noch rund 50 % beträgt. Im dritten Bericht über die Auswirkungen der EWG-Marktorganisationen auf dem Agrargebiet für die Zeit vom Juli 1963 bis Juni 1964 findet man eine Reihe von Angaben über Spannen und deren Entwicklung. So stieg z. B. die Spanne laut Bericht der Bundesregierung bei Schweinefleisch von 1958/59 bis 1963/64 um 64 %, während die Erzeugerpreise, von kurzfristigen zyklischen Auswirkungen abgesehen, konstant blieben. Hierbei darf nicht übersehen werden, daß die betriebliche Kostenentwicklung für alle Teile zumindest gleich war, wenn nicht auf dem agrarischen Sektor sogar höher. Dieses eine Beispiel zeigt, daß sowohl Verbraucher als auch Erzeuger ein Anrecht darauf haben, zu erfahren, worin diese Steigerungen begründet sind und wie man zu angemessenen Verhältnissen für alle Beteiligten kommen kann. Dabei kommt ohne Frage der Verbesserung der Marktstruktur besondere Bedeutung zu. Hierzu soll ja die vorliegende Enquete eine der grundlegenden Voraussetzungen schaffen. Meine Fraktion hat mit der Vorlage des Marktstrukturgesetzes einen Weg in dieser Hinsicht gewiesen. Wir hoffen, daß die Bundesregierung, die auf diesem so wichtigen Gebiet bislang in unzureichendem Maße tätig war, dafür Sorge trägt, die bereits vorliegenden Ergebnisse zusammenzufassen, sie auszuwerten, weitere Untersuchungen verstärkt in Angriff zu nehmen, dem Bundestag berichtet und auf Grund der gewonnenen Erfahrungen und Übersichten entsprechende Maßnahmen vorschlägt.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Georg Leber


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Wir können uns gern darüber unterhalten, mit Ihrer Fraktion, wenn Sie wollen. Ich weiß aber nicht, ob Ihre Fraktion dann auch mitmacht, Herr Katzer.

    (Heiterkeit und lebhafter Beifall bei der SPD.)

    Wir alle, meine Damen und Herren, müssen uns darüber klarwerden, daß es sich hier nicht um wirtschaftliche und soziale Dinge im üblichen Sinne handelt, sondern um eine politische Sache allerersten Ranges. Weil es aber eine erstrangige politische Sache ist, ,die die Freiheit und ,die Lebensart des ganzen Volkes, die die Bewahrung von Freiheit und Lebensart für ,dieses ganze Volk auch in der Zukunft angeht, kann es nicht Privatsache des einzelnen sein — und diese Schlußfolgerung muß man dann auch finden —, ob sie gelöst wird oder nicht.

    (Beifall bei der SPD.)

    Seit Bismarck ist bekannt, daß Krankheit, Unfallfolgen, Invalidität und Alter nicht als Privatsache des einzelnen anzusehen sind und damit abgetan werden können. Daß die Vermögenslosigkeit des einzelnen nicht Privatsache des einzelnen Arbeitnehmers sein kann, ergibt sich schon, wenn man die Motive des 'zweiten Gegners, den ich meine, betrachtet. Dieser zweite Gegner heißt Kommunismus. Er weiß, 'daß er die einseitige Vermögensbildung bei einer Minderheit in der Wirtschaft für seine eigene Sache braucht. Er braucht diesen Kapitalismus als Antipode zu sich selber. Jede evolutionäre Lösung dieser Frage würde ihm die Basis nehmen, auf der er operiert und wirkt, und seine revolutionären
    Ziele überflüssig und zunichte machen. Der Zorn des Ostens richtet sich deshalb auch folgerichtig nicht gegen dieses Gesetz. Wenn Sie in den letzten Monaten aufgepaßt haben, werden Sie festgestellt haben, daß der Kampf sich gegen den Tarifvertrag richtet, durch den dieses Gesetz vollzogen wird, durch den die Verwirklichung dieses Gesetzes erst möglich wird. Dafür sollten Sie sich einmal interessieren. Dias ist nicht nur eine „Nebenbei-Sache". Da werden in der letzten Zeit Illustrierte in Kupfertiefdruck in Zehntausenden von Exemplaren in die Betriebe geschickt. Die Tendenz richtet sich nicht gegen das Gesetz. Broschüren mit 70, 80 und mehr Seiten werden draußen in Zehntausenden von Exemplaren verteilt, weil man die Furcht hat, 'die Gewerkschaften könnten dieses Gesetz handhaben. Darüber sollten diejenigen nachdenken, die die Gewerkschaften aus der Sache heraushalten wollen. Sie sollten sich überlegen, welche Motive hier 'maßgeblich sein könnten.

    (Abg. Riedel [Frankfurt] : Ist das Herr Brenner?)

    — Sie dürfen nicht alles 'so verniedlichen. Das ist zu billig. Darauf antworte ich nicht!
    Meine Damen und Herren, das sollten Sie sich ansehen, und 'darüber sollten Sie ein wenig nachdenken. Dann würden Sie auch den ganzen Ernst der Sache, um 'die es hier geht, verstehen. — Es gibt noch wichtigere Dinge als die Erhaltung von Bäckerläden in Deutschland, Herr Kollege Riedel.

    (Heiterkeit und Beifall bei der SPD. — Zurufe von der CDU/CSU.)

    — Ich bin dafür, daß 'die Bäckerläden erhalten werden. ber die Bäcker müssen lernen, über ihre Bäckerläden ;hinauszudenken, meine Damen und Herren.

    (Beifall bei der SPD.)

    Ich möchte das Problem, wie es sich darstellt, 'hier gern noch einmal nennen: Es geht nicht um Vermögen an sich, sondern es geht um die Beteiligung des Arbeitnehmers am Produktivkapital in der Wirtschaft und um eine Beteiligung des Arbeitnehmers am Wachstum des Produktivkapitals. Es geht nicht um die Freiheit des Arbeitnehmers, daß er das darf, sondern es geht darum, daß diese Freiheit auch vollzogen wird. Auch in „Mater et Magistra" heißt es ja, daß es nicht darum geht, nur vom Recht des Arbeitnehmers auf Vermögen zu sprechen, sondern darum, dieses Recht in die Praxis umzusetzen, dafür zu sorgen, daß der Arbeitnehmer Eigentum erhält, und die Voraussetzungen dafür zu schaffen.

    (Beifall bei der SPD.)

    Sehen Sie sich einmal — das muß man erwähnen; wenn ich in diese Richtung (rechts) in diesem Hohen Hause gucke, sehe ich einige, die vielleicht Stoff hierfür zugeliefert haben — den „Industriekurier" von vor zwei oder drei Tagen an: da finden Sie auf der ersten Seite eine Karikatur, auf der beide Kirchen die Wirtschaft in der Hand halten und die Gewerkschaften dieser Wirtschaft Blut abzapfen; unten drunter wird dann erzählt: Hier wird die Wirtschaft zerstört, hier wird die Wirtschaft kaputt gemacht!



    Leber
    Meine Damen und Herren, das ist eine bösartige Sache, dieses Problem so darzustellen und sich im übrigen dann in der politischen Auseinandersetzung auch auf die Kirchen zu berufen.
    Ich möchte zu dem kommen, was Herr Kollege Mischnick hier vorgetragen hat. Es geht uns nicht darum — das habe ich schon gesagt —, Eigentum schlechthin zu fördern, Wohnungseigentum, das Eigenheim; all das bleibt förderungswürdig und erstrebenswert. Es ist sicher auch geeignet, das Problem, um das es hier geht, zu mildern, aber nicht geeignet , es zu lösen.
    Der Ausgangspunkt des FDP-Entwurfs ist das individuelle Sparen mit Steuervergünstigungen und da, wo es nicht geht, mit entsprechenden Anreizen, die durch Prämien geleistet werden. Das ist die individualistisch-liberalistische Antwort des vergangenen Jahrhunderts. Herr Kollege Mischnick. Sie ist eigentlich, seit Bismarck Sozialpolitik gemacht hat, wie wir sie heute kennen und übernommen haben, eine Antwort, die seit 1880 für die Lösung solcher Probleme nicht mehr gegeben wird. Das ist eine Antwort aus der Vor-Bismarck-Zeit, und die Schlußfolgerung: Wer nicht dazugelernt hat, daß man dem Phänomen der modernen Massengesellschaft und den Problemen, die die pluralistische Gesellschaft aufwirft, auch mit modernen Antworten zu begegnen hat, wer nichts dazugelernt hat und für die Fragen von heute unter den veränderten Bedingungen der Gegenwart immer nur die Antworten aus den vierziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts bereithält, der lebt hinter der Gegenwart. Wer so geistig in der Vergangenheit I befangen ist, der hat eigentlich nicht viel Recht, auf die Marxisten zu schimpfen, die es in ein paar Exemplaren auch noch gibt,

    (Hört! Hört! bei der CDU/CSU)

    die auch nichts anderes tun, als die Antwort auf die Probleme von heute immer aus dem Jahr 1848 Zu schöpfen. Da gehört sie genau hin: in die gleiche Vergangenheit.

    (Beifall bei der SPD. — Zurufe: Wo sitzen die?)

    Ich kann nur sagen, meine Damen und Herren, von der FDP, wenn Sie so weiter machen, wird aus Ihnen nie eine große Partei werden.

    (Große Heiterkeit und Beifall bei der SPD. — Abg. Schmidt [Kempten] : Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage?)

    — Bitte!


Rede von Hansheinrich Schmidt
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Herr Kollege Leber, rechnen Sie hierzu auch alle die Millionen Arbeitnehmer, die seit Jahren die individuelle Sparförderung in Anspruch nehmen?

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Georg Leber


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Natürlich nicht. Ich dachte, Sie wollten fragen: die Arbeitnehmer, die die FDP wählen würden.

    (Heiterkeit.)

    Wir müssen aber trotzdem auch die Vorschläge der FDP ernsthaft prüfen. Wir sollten das nicht zum Gegenstand des Parteienstreits machen. Wir müssen uns nicht nur mit der FDP auseinandersetzen, sondern die Grenzlinie verläuft etwa hier — durch die CDU/CSU —, die vorderen Plätze von heute nicht gerechnet.

    (Heiterkeit.)

    Eigentlich dürfte sich Herr Kollege Blank gar nicht irgendwo anders beschweren als bei seiner eigenen Fraktion; denn er hat es vor vier Jahren in der Anlage schon richtig gewollt. Das ist nicht an den Sozialdemokraten gescheitert, sondern an denen, die hier rechts von der Mitte sitzen.

    (Beifall und Heiterkeit bei der SPD.) Ich habe eine ganze Reihe von Einwänden.

    Erstens Prämien kosten Geld, sie sind eine Art Subvention. Darüber gibt es in diesem Haus vielfaltige Dokumente, wie die Regierung und wie der Bundestag über Subventionen im allgemeinen und im besonderen denken. Ich erinnere mich noch an den Riesenbeifall, den der Herr Bundeskanzler von dieser Seite des Hauses bekommen hat, als er hier seine Gegnerschaft jedweder Subventionspolitik gegenüber erklärt hat. Meine Damen und Herren, hier handelt es sich wieder um Subventionen, mit denen Sie das Problem lösen wollen. Aber vielleicht ist das verständlich nach dem großen Umfall der letzten Monate auf anderen Gebieten, daß man sagt, man muß jetzt auch in der Richtung auf die Arbeitnehmer etwas subventionieren. Aber wir fürchten, damit löst man das nicht, weil Subventionen hier nicht das geeignete Mittel sind.
    Zweitens. Wir fürchten, daß sich die Mehrzahl der Arbeitnehmer von der Lösung, wie Sie sie vorhaben, unabhängig von der Höhe der Ansätze nicht angesprochen fühlt. Wir haben eine zu vielfältige Erziehung zur Konsumgesellschaft hinter uns. Das läßt sich nicht ohne weiteres wieder in das Gegenteil umkehren. Das ist auch die Frage einer ganzen Reihe von Einflüssen, die auf den Arbeitnehmer zukommen und ihn abhalten, das zu tun, was in ethischem, moralischem, politischem, wirtschaftlichem und sozialem Sinn vielleicht das Richtige wäre.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Was sind das für Einflüsse?)

    — Ich will Ihnen gerade eine Zahl nennen — Zahlen überzeugen Sie ja besser —, die dem Jahresbericht des Zentralausschusses der Werbewirtschaft entnommen ist. 4,5 Milliarden DM wurden im Jahre 1963 ausgegeben, um den Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen, und zwar verbunden mit einem Steuerverzicht. Das wird ja nicht von kleinen Handwerksmeistern gemacht, sondern von großen leistungsfähigen Unternehmen, die in der Regel mit 40 % steuerpflichtig sind. Diese 4,5 Milliarden DM, mit denen doch gesagt wird: „Spart nicht, sondern gebt aus!", sind eine ungeheure Zuleistung des Staates, des gleichen Staates, der hier erwartet, daß der Arbeitnehmer freiwillig spart.
    Sie kennen doch alle die Slogans — die sind sehr werbewirksam und nicht so leicht zu vergessen wie der mit den Experimenten —:

    (Heiterkeit bei der SPD)




    Leber
    „Darauf einen ..." berühmten Schnaps und: gesellschaftsfähig wird man erst, wenn man den „Duft der großen weiten Welt" riecht usw. Das kostet Milliarden, und daran sind wir hier mit mehreren Milliarden Steuern beteiligt. Wie können Sie erwarten, daß die gleichen Menschen, die jetzt zwei Jahrzehnte hindurch zum Konsumieren erzogen worden sind, in der großen Mehrheit, in der Gesamtheit plötzlich aus freiem Entschluß sparen, mehr sparen?! Das ist ein großes politisches Problem. Es ist erst gelöst, wenn die Gesamtheit es so sieht.

    (Abg. Schulhoff: Ohne Konsum gibt es keine Konjunktur!)

    Die Mehrzahl der Arbeitnehmer wird außerdem durch das, was die FDP vorschlägt, vom Wertzuwachs in der Wirtschaft ausgeschlossen. Das ist auch ein negatives Ergebnis des 312-DM-Gesetzes, wie es bisher war. Sie müssen ganz ernsthaft überlegen, was Sie dem Arbeitnehmer da zumuten, wenn Sie sagen, er könne am Wertzuwachs teilnehmen, er könne sich eine Aktie kaufen. Dann muten Sie dem einzelnen Arbeitnehmer etwas zu, was wir beispielsweise heute allen 'großen Versicherungsgesellschaften mit vielen Milliarden vorenthalten, weil das Risiko zu groß ist. Der einzelne Arbeitnehmer soll eine Aktie kaufen. Er hat keinen Fächer, der ihm einen Risikoausgleich bringt, wie der traditionelle Kapitalbesitzer ihn hat. Wenn bei dem einen der Wert einer Aktie absinkt, hat er selber eine wesentliche Wertsubstanz verloren. Der andere, der Aktienbesitzer traditioneller Art, gleicht das aus mit Aktien, die er auch hat und die zum gleichen Zeitpunkt in die Höhe gegangen sind. Sie konfrontieren den Menschen mit einem Risiko, das man aus Gründen der Sicherheit den großen Versicherungsgesellschaften vorenthält.

    (Abg. Dr. Burgbacher: Hat Ihre Partei immer das Risiko anerkannt, das in der Aktie liegt?)

    — Natürlich sehen wir das Risiko auch, Herr Burgbacher!

    (Lachen bei der CDU/CSU.)

    Deswegen rede ich ja gerade hier.
    Bedenken Sie bitte, was für Folgen eintreten würden! Darüber hat der Minister Blank vorhin schon andeutungsweise gesprochen. Ich habe es einmal durchgerechnet, welche Folgen eintreten würden, wenn das tatsächlich beschlossen würde, was die FDP hier verlangt. Nehmen wir an, 312 DM würden von allen Arbeitnehmern gespart werden. Das sind bei einem Lohneinkommen von 7500 DM im Durchschnitt im Jahr etwa vier Komma soundso viel Prozent. Wenn das gespart würde — über das hinaus, was schon jetzt gespart wird —, würde das eine ernsthafte Depression in der Wirtschaft zur Folge haben. Wesentliche Waren würden nicht abgesetzt werden können. Es würden depressive Zustände eintreten, und am Ende würden ein Teil der Arbeitnehmer, wahrscheinlich einige hunderttausend Menschen, die heute einen festen Arbeitsplatz haben, die Sache mit dem Verlust ihres Arbeitsplatzes bezahlen müssen. Das gilt selbst in bezug auf ausländische Arbeitskräfte. Sie dürfen nicht vergessen: was die Italiener hier verdienen, wird nicht hier konsumiert, sondern in barem Geld in ihre Heimat geschickt, oder es würde im anderen Falle als Exportüberschüsse über die Grenzen ins Ausland ausweichen und daher rückwirkend inflationär wirken, so daß der Arbeitnehmer, der spart, gleichzeitig mit der Inflationierung seines eigenen Konsumgeldes bezahlen müßte.

    (Unruhe bei der FDP.)

    Das sind Dinge, darüber können Sie ja anders reden, aber die Wissenschaft ist in diesen Dingen völlig einer Meinung; da müssen Sie sich einmal mit der einschlägigen Literatur vertraut machen, meine Damen und Herren!

    (Zurufe und Unruhe bei den Regierungsparteien.)

    Die FDP rechnet auch gar nicht damit, ,daß wir auf dem Weg, den sie vorschlägt, zu einer Lösung kommen. Es soll ein Schleier über das Ganze geworfen werden, und in Wirklichkeit soll alles beim alten bleiben.

    (Beifall bei der SPD. — Widerspruch rechts.)

    Das können Sie am besten nachlesen an den Quellen — nicht bei dem, was Herr Mischnick hier dazu sagt —, und die Quellen, ,das ist der „Industriekurier" und' das ist die Rede des Herrn Professors Balke, den ich leider heute bei der Debatte hier nicht sehe.

    (Abg. Schmitt-Vockenhausen: Und Herr Mende in Stuttgart!)

    — Und Dr. Mende in Stuttgart! Herr Professor Balke als Präsident der BDA hat Anfang Dezember auf dem Jahreskongreß der Bundesvereinigung der Arbeitgeber dazu folgendes gesagt — ich bitte, Herr Präsident, daß ich das zitieren darf —(Abg. Dörinkel meldet sich zu einer Zwischenfrage.)