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    Deutscher Bundestag 148. Sitzung Bonn, den 2. Dezember 1964 Inhalt: Nachrufe auf die Abg. Dr. von Brentano, Even und Ehren 7263 A Die Abg. Frau Griesinger, Frau Kleinert und Dr. Preiß treten in den Bundestag ein 7276 A Glückwunsch zum Geburtstag des Abg Dr. Dr. h. c. Friedensburg . . . . 7276 A Erweiterung der Tagesordnung 7300 C Fragestunde (Drucksache IV/2776) Frage des Abg. Dr. Wuermeling: Urteil des Schöffengerichts Bonn vom 19. 11. 1964 Dr. Bülow, Staatssekretär . . . 7264 C Bausch (CDU/CSU) 7264 C Frage des Abg. Dr. Wuermeling: Schutz der Fußgänger gegen verantwortungslose Autoraserei Dr. Bülow, Staatssekretär 7264 D, 7265 B Dr. Wuermeling (CDU/CSU) . . . 7265 A Frage des Abg. Dr. Dröscher: Auswertung der Berichte der Bundesstelle für Außenhandelsinformation Schmücker, Bundesminister 7265 B, 7266 A Dröscher (SPD) . . . . 7265 D, 7266 A Frage des Abg. Schmidt (Kempten) : Pauschalabgeltungen für Leistungen eines Unternehmens Schmücker, Bundesminister . . . . 7266 A Schmidt (Kempten) (FDP) . .. . 7266 C Frage des Abg. Cramer: Unterhaltung der ehemaligen 3. Hafeneinfahrt in Wilhelmshaven Kattenstroth, Staatssekretär 7266 D, 7267 A Cramer (SPD) . . . . . . . . . 7267 A Fragen des Abg. Benda: Drohungen der Arabischen Liga gegen deutsche Firmen und Personen Dr. Schröder, Bundesminister . . . 7267 B, 7268 A, 7269 A, 7270 A, 7271 A Benda (CDU/CSU) . . . . . . . 7267 C Dr. Mommer (SPD) . . . . . . . 7268 B Ritzel (SPD) . . . . . . .7268 C Metzger (SPD) . . . . 7268 D, 7269 A Börner (SPD) 7269 A Schmitt-Vockenhausen (SPD) . . 7269 B Wehner (SPD) . . . . . . . 7269 C Sänger (SPD) 7270 B Dröscher (SPD) . . . . 7270 D, 7271 A Schlüter (SPD) 7271 A Gscheidle (SPD) 7271 B Josten (CDU/CSU) . . . . . . 7271 C II Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 148. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 2. Dezember 1964 Frage des Abg. Rollmann: Deutsche Schule in Tokio Dr. Schröder, Bundesminister . . . 7271 D Fragen der Abg. Frau Geisendörfer: Laufbahn für Wissenschaftsattachés — Zuständigkeit Dr. Schröder, Bundesminister . . . 7272 A Frau Geisendörfer (CDU/CSU) . . . 7272 B Schmitt-Vockenhausen (SPD) . . . 7272 D Fragen der Abg. Frau Freyh (Frankfurt) : Lehrer-Ehepaare im Auslandsschuldienst Dr. Schröder, Bundesminister . . . 7272 D, 7273 B, 7274 A Frau Freyh (Frankfurt) (SPD) . . 7273 A Matthöfer (SPD) 7273 C Dr. Schmidt (Offenbach) (SPD) . . 7273 D Könen (Düsseldorf) (SPD) 7273 D, 7274 A Dröscher (SPD) . . . . . . . . 7274 B Frau Beyer (Frankfurt) (SPD) . . . 7274 D Fragen des Abg. Biechele: Deutsche Opfer im Kongo Dr. Schröder, Bundesminister . . 7275 A Biechele (CDU/CSU) 7275 A Frage des Abg. Dr. Imle: Errichtung einer Technischen Hochschule in Flensburg Lenz, Bundesminister 7275 D Sammelübersicht 37 des Ausschusses für Petitionen über Anträge von Ausschüssen des Deutschen Bundestages zu Petitionen (Drucksache IV/2762) 7276 D Entwurf eines Gesetzes über das Zollkontingent für feste Brennstoffe 1965, 1966 und 1967 (Drucksache IV/2471); Schriftlicher Bericht des Außenhandelsausschusses (Drucksache IV/2752) — Zweite und dritte Beratung —; in Verbindung mit Fortsetzung der Aussprache über die Große Anfrage der Fraktionen der CDU/CSU, FDP betr. Situation des Energiemarktes, insbesondere Lage des Steinkohlenbergbaus und über die Große Anfrage der Fraktion der SPD betr. Energiepolitik und Lage des Steinkohlenbergbaus (Drucksachen IV/2695, IV/2721) Dr. Burgbacher (CDU/CSU) . . . . 7277 A Kurlbaum (SPD) . . . . . . . . 7282 D Dr. Aschoff (FDP) . . . . . . . 7287 C Weinzierl (CDU/CSU) . . . . . . 7291 B Schmücker, Bundesminister 7293 D, 7318 B Dr. Meyers, Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen . . 7306 B . Dr. Schedl, Bayerischer Staatsminister für Wirtschaft und Verkehr . 7307 B Dr. Röder, Ministerpräsident des Saarlandes 7308 C Klein (Saarbrücken) (CDU/CSU) . 7309 A Arendt (Wattenscheid) (SPD) . . 7309 D Dr.-Ing. Philipp (CDU/CSU) . . . 7312 D Ollesch (FDP) 7314 B Heiland (SPD) 7315 B Hörmann (Freiburg) (SPD) . . . 7321 B Abgabe einer Erklärung der Bundesregierung Dr. Dr. h. c. Erhard, Bundeskanzler 7300 D Dr. Barzel (CDU/CSU) 7303 A Dr. Schmidt (Gellersen) (SPD) . . 7304 A Dr. Starke (FDP) 7304 C Entwurf eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 29. Mai 1962 zwischen der Bundes- republik Deutschland und dem Spanischen Staat über Kriegsopferversorgung und zu dem Notenwechsel vom 16. Mai 1963 (Drucksachen IV/718, IV/1433); Schriftlicher Bericht des Auswärtigen Ausschusses (Drucksache IV/2719) — Zweite und dritte Beratung — Höhmann (Hessisch-Lichtenau) (SPD) 7323 A Dr. Carstens, Staatssekretär . . . 7324 A Majonica (CDU/CSU) 7324 C Dr. Krümmer (FDP) 7325 A Dr. Mommer (SPD) 7325 C Dr. Kohut (FDP) 7326 D Rasner (CDU/CSU) 7327 A Entwurf eines Siebenten Rentenanpassungsgesetzes (Drucksache IV/2666) — Zweite und dritte Beratung —; in Verbindung mit dem Sozialbericht 1964 (Drucksache IV/2566) ; Bericht des Haushaltsausschusses (Druck- Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 148. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 2. Dezember 1964 III sache IV/2790) ; Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Sozialpolitik (Drucksache IV/2753) Büttner (SPD) . . . . . . . . 7327 D Meyer (Wanne-Eickel) (SPD) . . . 7328 A Kühn (Hildesheim) (CDU/CSU) . 7329 A Kohlberger (SPD) 7329 C Maucher (CDU/CSU) 7330 B Ollesch (FDP) . . . . 7331 B, 7335 C Stingl (CDU/CSU) 7331 D Geiger (SPD) . . . . . . . . 7332 D Blank, Bundesminister 7336 A Dr. Schellenberg (SPD) 7336 D Entwurf eines Rentenversicherungs-Finanzausgleichsgesetzes (Drucksache IV/2354) ; Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Sozialpolitik (Drucksache IV/2745) — Zweite und dritte Beratung — Kühn (Hildesheim) (CDU/CSU) . 7338 A, 7340 A Deneke (FDP) 7338 B Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung eines Nachtrags zum Bundeshaushaltsplan für das Rechnungsjahr 1964 (Nachtragshaushaltsgesetz 1964) (Drucksache IV/2755) — Erste Beratung — . . 7340 C Entwurf eines Gesetzes zur Kürzung von juristischen Ausbildungszeiten für Beamte und Richter (Abg. Dr. h. c. Güde, Dr. Kanka, Dr. Hauser, Dr. Böhm [Frankfurt], Dr. Weber [Koblenz], Dr. Dichgans und Fraktion der CDU/CSU) (Drucksache IV/2725) — Erste Beratung —; in Verbindung mit Entwurf eines Gesetzes zur Kürzung von juristischen Ausbildungszeiten für Beamte und Richter (Abg. Busse, Frau Dr. Diemer-Nicolaus und Fraktion der FDP) (Drucksache IV/2726) — Erste Beratung — Frau Dr. Diemer-Nicolaus (FDP) . . 7340 D, 7341 B Schmitt-Vockenhausen (SPD) . . . 7341 A Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Gewährung von Weihnachtszuwendungen (SPD) (Drucksache IV/2770) — Erste Beratung —; in Verbindung mit Antrag der Fraktion der SPD betr. Gewährung von Weihnachtszuwendungen (Drucksache IV/2754) Gscheidle (SPD) . . . . . . . 7341 C Höcherl, Bundesminister 7342 C Entwurf eines Gesetzes zu der Satzung der Europäischen Schule (Drucksache IV/2733) — Erste Beratung — 7344 A Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Gebühren der Schlachtviehmärkte, Schlachthäuser und Fleischgroßmärkte sowie der hierzu ergangenen Verordnungen (Abg. Dr. Siemer, Burgemeister, Riedel [Frankfurt], u. Gen.) (Drucksache IV/2737) —Erste Beratung— 7344 B Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Beförderungsteuergesetzes (Abg. Varelmann, Meis, Drachsler, Dr. Aschoff, Dr. Imle, Arendt [Wattenscheid], Hörmann [Freiburg] u. Gen.) (Drucksache IV/2697) — Erste Beratung — 7344 B Schriftlicher Bericht des Wirtschaftsausschusses über den Entschließungsantrag der Fraktionen der CDU/CSU, FDP zur dritten Beratung des Entwurfs des Haushaltsgesetzes 1962, hier: Einzelplan 09, Geschäftsbereich des Bundesministers für Wirtschaft (Drucksache IV/2728, Umdruck 72) 7344 C Schriftlicher Bericht des Außenhandelsausschusses über die von der Bundesregierung beschlossene Einundneunzigste Verordnung zur Änderung des Deutschen Zolltarifs 1963 (Drucksachen IV/2579, IV/2729) 7344 C Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Verkehr, Post- und Fernmeldewesen über die von der Bundesregierung zur Unterrichtung vorgelegten Vorschläge der Kommission der EWG für eine Verordnung des Rats über die Einführung gemeinsamer Regeln für den grenzüberschreitenden Straßenpersonenverkehr (Drucksachen IV/2178, IV/2738) ; für eine Verordnung des Rats über die Anwendung von Wettbewerbsregeln auf dem Gebiet des Eisenbahn-, Straßen- und Binnenschiffsverkehr (Drucksachen IV/2423, IV/2739) ; an den Rat für Richtlinien, Entscheidungen von Verordnung betr Verkehrswesen (Drucksachen IV/1313, IV/2740) 7344 D IV Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 148. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 2. Dezember 1964 Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Gesundheitswesen über den von der Bundesregierung zur Unterrichtung vorgelegten Vorschlag der Kommission der EWG für eine Richtlinie des Rats zur Festlegung spezifischer Reinheitskriterien für konservierende Stoffe, die in Lebensmitteln verwendet werden dürfen (Drucksachen IV/2672, IV/2768) . . . . . . 7345 B Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Gesundheitswesen über die von der Bundesregierung vorgelegten Vorschläge der Kommission der EWG für eine Richtlinie des Rats zur Änderung der Richtlinie des Rats zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten für färbende Stoffe, die in Lebensmitteln verwendet werden dürfen und für eine Richtlinie des Rats zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten für Antioxydantien, die in Lebensmitteln verwendet werden dürfen (Drucksachen IV/2528, IV/2769) 7345 C Antrag betr. Qualitätssteigerung und Rationalisierung in der Molkereiwirtschaft (Abg. Wächter, Logemann, Sander, Walter, Ertl u. Gen.) (Drucksache IV/2727) 7345 D Ubersicht 25 des Rechtsausschusses über die dem Deutschen Bundestag zugeleiteten Streitsachen vor dem Bundesverfassungsgericht (Drucksache IV/2714) 7345 D Nächste Sitzung 7346 Anlagen 7347 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 148. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 2. Dezember 1964 7263 148. Sitzung Bonn, den 2. Dezember 1964 Stenographischer Bericht Beginn: 9.01 Uhr
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    Berichtigung Es ist zu lesen: 147. Sitzung Seite 7231 C Zeile 3 von unten statt „nachher den" : nachher nicht den. Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordneter) beurlaubt bis einschließlich a) Beurlaubungen Bading ** 3. 12. Bauer (Würzburg) * 5. 12. Bazille 15. 12. Frau Berger-Heise 3. 12. Berkhan * 5. 12. Fürst von Bismarck * 5. 12. Dr. h. c. Brauer* 5. 12. Corterier * 5. 12. Eisenmann 4. 12. Erler * 5. 12. Frau Dr. Flitz (Wilhelmshaven) * 5. 12. Dr. Dr. h. c. Friedensburg 2. 12. Dr. Furler * 5. 12. Gedat 15. 12. Dr. Gradl 4. 12. Dr. von Haniel-Niethammer 4. 12. Dr. Hellige 4. 12. Herold 4. 12. Frau Dr. Hubert * 5. 12. Jacobs * 5. 12. Dr. Jaeger * 5. 12. Kahn-Ackermann * 5. 12. Dr. Kliesing (Honnef) * 5. 12. Dr. Kopf * 5. 12. Kriedemann ** 4. 12. Leber 2. 12. Lenze (Attendorn) * 5. 12. Maier (Mannheim) 4. 12. Frau Dr. Maxsein * 5. 12. Memmel * 5. 12. Dr. von Merkatz * 5. 12. Dr. Meyer (Frankfurt) * 5. 12. Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller 2. 12. Freiherr von Mühlen * 5. 12. Paul * 5. 12. Frau Dr. Probst ** 2. 12. Rademacher 2. 12. Frau Renger * 5. 12. Richarts ** 4. 12. Rohde ** 2. 12. Dr. Rutschke * 5. 12. Dr. Schmid (Frankfurt) * 5. 12. Dr. Schneider (Saarbrücken) 4. 12. Dr. Seffrin * 5. 12. Seidl (München) * 5. 12. Dr. Serres * 5. 12. Dr. Starke 2. 12. Storch ** 3. 12. Dr. Süsterhenn * 5. 12. Dr. Freiherr von Vittinghoff-Schell 3. 12. Dr. Wahl * 5. 12. Weinkamm ** 2. 12. Welke 5. 12. Wienand * 5. 12. Wischnewski ** 2. 12. Dr. Zimmer * 5. 12. Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich b) Urlaubsanträge Dr. Atzenroth 31. 12. Blachstein 31. 12. Dr. Dittrich 19. 12. Gaßmann 31. 12. Dr. Gossel 19. 12. Hahn (Bielefeld) 31. 12. Hammersen 30. 1. Freiherr von Kühlmann-Stumm 15. 1. Peters (Poppenbüll) 19. 12. Dr. Preiß 31. 12. Frau Strobel ** 13. 12. * Für die Teilnahme an einer Tagung der Versammlung der Westeuropäischen Union ** Für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments Anlage 2 Umdruck 511 Antrag der Fraktionen der CDU/CSU, FDP zur Großen Anfrage der Fraktionen der CDU/CSU, FDP - Drucksache IV/2695 - betr. Situation des Energiemarktes, insbesondere Lage des Steinkohlenbergbaus Der Bundestag wolle beschließen: 1. Der Deutsche Bundestag - teilt die Auffassung der Bundesregierung, daß die Unsicherheit im Steinkohlenbergbau umgehend beseitigt und den Bergleuten und Unternehmen das notwendige Vertrauen in die Zukunft eines leistungsfähigen Bergbaus und die dazu erforderliche Sicherheit erhalten werden muß; - begrüßt die Erklärung der Bundesregierung, die wirtschaftspolitischen Maßnahmen so auszurichten, daß im Zusammenwirken mit den Bemühungen des Bergbaus Absatzverhältnisse geschaffen werden, die einer Steinkohlenförderung von 140 Millionen Jahrestonnen entsprechen; - ist beeindruckt von dem Ausmaß der beim Rationalisierungsverband des Steinkohlenbergbaus angemeldeten Stillegungen und bittet die Bundesregierung, alles zu tun, daß allein der mit dem Gesetz über den Rationalisierungsverband verfolgte Rationalisierungszweck erreicht wird. Er hält es für dringend erforderlich, dabei die Leistungsfähigkeit der zur Stillegung angemeldeten Zechen im Vergleich zu den Zechen des Gemeinsamen Marktes sowie die langfristige Versorgung mit den notwendigen Kohlearten zu berücksichtigen; - begrüßt die Maßnahmen, die die Bundesregierung und die Hohe Behörde zur Milderung sozialer Härten vorgesehen haben. Im Interesse der betroffenen Bergleute, der mit ihnen wirtschaftlich und sozial verbundenen Bevölkerung, der Bergbaugemeinden und des 7348 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 143. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 2. Dezember 1964 Bergbaus selbst fordert er die Bundesregierung auf, alles zu tun, damit die Bergleute aus ihrer betrieblichen, fachlichen, familiären und persönlichen Umwelt nur in den unvermeidbaren Fällen herausgerissen werden; — teilt die Auffassung der Bundesregierung, daß die neuen großen Anstrengungen des Bergbaus sowie die in letzter Zeit erneut eingetretene Verschärfung der Situation zusätzliche Maßnahmen erforderlich machen. Er erwartet daher die von der Regierung angekündigten Maßnahmen, insbesondere die Vorlage der vorgesehenen Gesetze über die Förderung der Kohlenverwendung zur Stromerzeugung mit steuerlichen Mitteln und die Anmeldepflicht für Raffinerien und Rohrleitungen; — nimmt mit Befriedigung davon Kenntnis, daß sich Vertreter der Mineralölindustrie bereit erklärt haben, einen wirksamen Beitrag zur Erleichterung der schwierigen Lage des Steinkohlenbergbaus zu leisten. Er sieht mit der Bundesregierung die hierzu zugesagten Maßnahmen hinsichtlich des künftigen Heizölangebots, insbesondere auch im Bereich der öffentlichen Stromversorgung, als einen geeigneten Weg an unter der Voraussetzung, daß das Heizöl und die übrigen Energieträger nicht mehr als den jeweiligen Zuwachs des Energieverbrauchs in Anspruch nehmen und alles geschieht, um diese Maßnahmen nachhaltig und umfassend wirksam zu machen. 2. Um diese Wirksamkeit herbeizuführen, hält es der Deutsche Bundestag für unerläßlich, daß die Bundesregierung von der Möglichkeit der Anwendung des Außenwirtschaftsgesetzes Gebrauch macht. Er fordert daher im Anschluß an seine Entschließung vom 16. Mai 1962 — Umdruck 101 (neu) — die Bundesregierung auf, unverzüglich die Einfuhr von Rohöl und Heizöl nach § 10 Außenwirtschaftsgesetz in die Liste der Genehmigungspflichtigen Wareneinfuhren einzubeziehen unter Respektierung der Grundsätze der freien Wahl des Verbrauchers. Diese Sofortmaßnahme ist Voraussetzung, um die vorgenannten von Bundestag und Bundesregierung verfolgten Ziele zu erreichen, weil die angekündigten gesetzlichen Maßnahmen nicht sofort und die entsprechende Verordnung nach dem Außenwirtschaftsgesetz frühestens nach 9 Monaten wirksam werden können. 3. Angesichts der von der Bundesregierung dargelegten Situationen auf dem deutschen Energiemarkt und der zu erwartenden Entwicklung in den nächsten Jahren fordert der Deutsche Bundestag die Bundesregierung auf, das Energiewirtschaftsgesetz zu auszugestalten, daß es alle Primärenergien erfaßt und den Erfordernissen einer neuzeitlichen Energiepolitik gerecht wird. Bonn, den 1. Dezember 1964 Dr. Barzel und Fraktion Mischnik und Fraktion Anlage 3 Umdruck 5141 Antrag der Fraktion der SPD zu den Großen Anfragen der Fraktionen der CDU/CSU, FDP — Drucksache IV/2695 — betr. Situation des Energiemarktes, insbesondere Lage des Steinkohlenbergbaus und der Fraktion der SPD — Drucksache IV/2721 — betr. Energiepolitik und Lage des Steinkohlenbergbaus. Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, dem Bundestag unverzüglich vorzulegen: 1. einen Bericht über die Ziele, die die Bundesregierung hinsichtlich a) der Beteiligung der verschiedenen Träger der Energiewirtschaft an der Energieversorgung der Bundesrepublik und b) der Preisrelationen auf dem deutschen Energiemarkt verfolgt. 2. Vorschläge für Maßnahmen, die verhindern, daß die Bundesrepublik beim Zugang zu ausländischen Öl- und Gasquellen und bei der Einfuhr, Herstellung und Verteilung flüssiger und gasförmiger Brennstoffe noch weiter in die Abhängigkeit von den großen Mineralölkonzernen gerät; 3. den Entwurf eines umfassenden Energiewirtschaftsgesetzes, durch das einer Energieaufsicht die Möglichkeit gegeben wird, Maßnahmen zu treffen, die den Verbraucher vor dem Mißbrauch wirtschaftlicher Macht schützen und den heimischen Energieträgern einen ihrer volkswirtschaftlichen Bedeutung entsprechenden Platz auf dem deutschen Energiemarkt sichern. Bonn, den 2. Dezember 1964 Erler und Fraktion Anlage 4 Umdruck 510 Antrag der Fraktion der SPD zu den Großen Anfragen der Fraktionen der CDU/CSU, FDP — Drucksache IV/2695 — betr. Situation des Energiemarktes, insbesondere Lage des Steinkohlenbergbaus, und der Fraktion der SPD — Drucksache IV/2721 — betr. Energiepolitik und Lage des Steinkohlenbergbaus. Der Bundestag wolle beschließen: Die Bundesregierung wird ersucht, dem Bundestag unverzüglich je einen Bericht vorzulegen: 1. über die Wettbewerbsverhältnisse auf den Märkten der Bundesrepublik für Mineralölprodukte und Erdgas, der insbesondere Aufschluß über folgende Fragen enthält: Mit welchen absoluten und prozentualen Anteilen an der Einfuhr, Herstellung und am Absatz sowie an der Raffinerie-Kapazität und an den Verteilungsanlagen von Mineralölprodukten, insbesondere von Heizöl, sowie von Erdgas sind die international verflochtenen Mine- Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 148. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 2. Dezember 1964 7349 ralölgesellschaften, die inländischen Mineralölunternehmen, insbesondere die Bergbauunternehmen, die übrige deutsche Gruppe sowie der unabhängige Importhandel beteiligt? Welches sind die entsprechenden Ziffern für die Unternehmen, an denen der Bund direkt oder indirekt beteiligt ist? Mit welcher Entwicklung der genannten Daten muß voraussichtlich in der Zukunft gerechnet werden? Welches sind die vergleichbaren Daten für diese Märkte in den EWG-Ländern und in Großbritannien? 2. über die bisherige Tätigkeit des Rationalisierungsverbandes im Steinkohlenbergbau, der unter anderem Aufschluß geben soll aber: 1. die Höhe der bisher vom Bund und vom Rationalisierungsverband gezahlten Stilllegungsprämien und den nach den erfolgten Anmeldungen noch erwarteten Prämienaufwand, 2. die Zahl der stillgelegten Schachtanlagen, deren Rentabilität besser ist als die Rentabilität von Zechenanlagen in der Bundesrepublik oder in anderen EWG-Ländern, deren Stillegung nicht vorgesehen ist, 3. die Höhe des zur Rationalisierung in Anspruch genommenen Bürgschafts- und Rückbürgschaftsvolumens, 4. den Umfang der bereits durchgeführten, der in Angriff genommenen und der angemeldeten Rationalisierungsinvestitionen, die aufgrund des Gesetzes zur Förderung der Rationalisierung im Steinkohlenbergbau steuerlich begünstigt werden. Mit welchem effektiven Rationalisierungserfolg kann aufgrund dieser Maßnahmen gerechnet werden? Bonn, den 13. November 1964 Erler und Fraktion Anlage 5 Umdruck 513 Änderungsantrag der Fraktion der SPD zur zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Siebenten Gesetzes über die Anpassung der Renten aus den gesetzlichen Rentenversicherungen sowie über die Anpassung der Geldleistungen aus der gesetzlichen Unfallversicherung (Siebentes Rentenanpassungsgesetz — 7. RAG) (Drucksachen IV/2666, IV/2753). Der Bundestag wolle beschließen: 1. In § 5 Abs. 1 sind die Worte „den Sonderzuschuß und" zu streichen. 2. In § 5 wird Absatz 4 gestrichen. 3. Folgender neuer § 5 a wird eingefügt: „§5a Artikel 2 § 36 Abs. 2 des Arbeiterrentenversicherungs-Neuregelungsgesetzes, Artikel 2 § 35 Abs. 2 des Angestelltenversicherungs-Neuregelungsgesetzes und Artikel 2 § 25 Abs. 2 des Knappschaftsrentenversicherungs-Neuregelungsgesetz werden gestrichen." Bonn, den 1. Dezember 1964 Erler und Fraktion Anlage 6 Umdruck 512 Änderungsantrag der Fraktion der SPD zur zweiten Beratung des von der Bundesregierung eingebrachten Entwurfs eines Siebenten Gesetzes über die Anpassung der Renten aus den gesetzlichen Rentenversicherungen sowie über die Anpassung der Geldleistungen aus der gesetzlichen Unfallversicherung (Siebentes Rentenanpassungsgesetz — 7. RAG) (Drucksachen IV/2666, IV/2753). Der Bundestag wolle beschließen: In § 13 Abs. 1 tritt an die Stelle des Wortes „Mai" das Wort „Dezember". Bonn, den 1. Dezember 1964 Erler und Fraktion Anlage 7 Schriftliche Ergänzung des Abgeordneten Mertes zu dem Schriftlichen Bericht des Wirtschaftsausschusses (Drucksache IV/ 2728). Das Für und Wider einer Warentesteinrichtung ist seit einigen Jahren und zunehmend in der letzten Zeit in der breiten Öffentlichkeit, bei Verbänden, Regierungsstellen und auch hier im Bundestag erörtert worden. Man konnte dabei fast den Eindruck gewinnen, nun sei der Stein der Weisen gefunden. Doch das ist sicher stark überbetont. Die Bildung eines Warentestinstituts löst nicht alle Probleme. Vergleichende Warentests können zwar die Marktübersicht der Verbraucher verbessern, aber natürlich nur in begrenztem Umfang. Es Ist klar, daß bei einem Angebot von etwa 500 000 verschiedenen Konsumerzeugnissen jeweils nur ein ganz kleiner Sektor vergleichenden Warentests unterzogen werden kann. Allerdings dürfte es sich hierbei gerade um den interessantesten Bereich handeln, in dem ein besonders dringendes Bedürfnis nach Information besteht, etwa um komplizierte technische Güter, Kunststofferzeugnisse u. ä. Daneben bleibt die Notwendigkeit einer breiten Verbraucherunterrichtung durch Schaffung von weiteren Beratungs- und Informationsmöglichkeiten bestehen. Hinzuweisen ist z. B. auf die Vorschriften über die Preisauszeichnung, Handelsklassen, Größenvorschriften (im Rahmen des Maß- und Gewichtsgesetzes) sowie auf die Einrichtung von Beratungsstellen und die Herausgabe von aufklärenden Schriften. Das Ziel, nämlich richtiges Verbraucherverhalten zu fördern, eine zweckmäßige Einkommensverwendung zu unterstützen und den Wettbewerb anzuregen, kann nur durch eine Vielzahl 7350 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 148. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 2. Dezember 1964 ineinandergreifender Maßnahmen erreicht werden, wobei diese Maßnahmen sowohl staatlicher als auch freiwilliger Art — wie beispielsweise Gütezeichen und kontrollierte Warenkennzeichnungen — sein können. Die Information der Verbraucher durch vergleichende Warentests ist nicht mehr als ein Mittel neben einer ganzen Reihe von anderen Mitteln zur Verbraucheraufklärung. Ein Preiswettbewerb kann nur funktionieren, wenn der Verbraucher die Warenkenntnisse besitzt, die notwendig sind, um die Preiswürdigkeit des Warenangebots beurteilen zu können. So gesehen verliert die Errichtung einer „Stiftung Warentest" ihre vermeintlichen Schrecken für die Wirtschaft. Sind Besorgnisse auch begreiflich, so scheinen die möglichen Gefahren doch erst mit Hilfe von Euckens „pointierend hervorhebender Methode" sichtbar gemacht worden zu sein, oder wie man auch sagen könnte: „übertreiben macht anschaulich". Es ist nicht so, daß durch vergleichende Warentests, wie sie vorgesehen sind, die Wirtschaft in irgendein Zwangskorsett geschnürt werden könnte. Vernünftige Tests einer unabhängigen Einrichtung — die gerade auch vom Staat unabhängig ist — werden sicherlich eine gewisse Wirkung haben. Sie werden beispielsweise für die Sortimentsgestaltung des Handels und die Produktionsplanung des Herstellers von großer Bedeutung sein. Daß die Wirkung aber nicht über eine sinnvolle Typenbereinigung oder Produktanpassung hinausgeht, zeigen die vielfältigen Erfahrungen im Ausland. Eine solche Wirkung liegt im Interesse aller, auch des einzelnen Betroffenen. In den Beratungen des Wirtschaftsausschusses bestand grundsätzliche Übereinstimmung über die Notwendigkeit, ein Warentestinstitut zu schaffen. In bezug auf die Gestaltung einer solchen Institution gab es verschiedene Vorstellungen. Doch das Ziel war stets dasselbe: Errichtung einer neutralen, objektiven, von Interessenten und vom Staat unabhängigen, leistungsfähigen Einrichtung. Aus dieser prinzipiellen Übereinstimmung heraus kam der Wirtschaftsausschuß zu dem Entschluß, den Vorschlag der Bundesregierung zur Errichtung einer „Stiftung Warentest" zu befürworten und auf seine möglichst baldige Verwirklichung zu drängen. Dazu noch einen allgemeineren Gedanken zur Verbraucherpolitik: Wir beschäftigen uns hier im Bundestag in Zusammenhang mit Gesetzen immer wieder mit dem Schutz des Verbrauchers. So wie ich werden auch sie immer wieder mit Forderungen auf eine Erweiterung dieses Schutzes konfrontiert. Dabei wird häufig gerade auch ein gesetzlicher Schutz des Verbrauchers vor unreellen Angeboten verlangt. Handelt es sich, wie meistens, um Tatbestände, die mit den Bestimmungen des Grundgesetzes nicht vereinbar sind, so kann einem Begehren auf eine Regelung nicht entsprochen werden. Sofern es sich um Fragen der Gesundheit oder der Sicherheit handelt — ich erinnere an das Arzneimittelgesetz und den dem Bundestag vorliegenden Entwurf über die Werbung auf dem Gebiete des Heilwesens —, ist die Regelung durch Gesetz selbstverständlich geboten. Wenn es sich aber darum handelt, zu verhindern, daß Verbrauchern minderwertige Waren aufgeschwätzt werden, dann kann hier nach meiner Meinung keine gesetzliche Regelung helfen. Hier ist vielmehr der typische Fall gegeben, daß der einzelne in seiner Entscheidung frei bleiben muß, ihm aber bei Wahrung seiner freien Entscheidung ausreichende Möglichkeiten zur Information gegeben werden sollten. Einen wesentlichen Fortschrtit in dieser Richtung bedeutet die Errichtung der „Stiftung Warentest" durch die Bundesregierung. Der Beratung des Wirtschaftsausschusses lagen der Vorschlag der Bundesregierung zur Errichtung einer „Stiftung Warentest" und der Antrag der SPD zu einem Gesetz zur Errichtung eines Warentestinstituts zugrunde. Bei der Erörterung wurden die Probleme besonders untersucht, die für Objektivität und Neutralität der Warentesteinrichtung von Bedeutung sind, die Frage der Unabhängigkeit vom Staat und des Umfangs der Haftung, die Auswirkung der vorgeschlagenen Organisationsformen auf die praktische Arbeit und schließlich die dabei entstehenden Kosten. Außerdem wurde die Möglichkeit der Mitwirkung der bisher schon an der Bildung eines Warentestinstituts interessierten Gruppen bzw. Verbände gründlich geprüft. Der Wirtschaftsausschuß hat sich nach eingehender Beratung entschlossen, dem Vorschlag der Bundesregierung zur Errichtung einer „Stiftung Warentest" zuzustimmen und damit den Antrag der SPD als erledigt anzusehen. Der Haushaltsausschuß des Deutschen Bundestages hat sich in seiner Sitzung vom 12. 11. 1964 1 dieser Entscheidung des federführenden Wirtschaftsausschusses angeschlossen. Der Wirtschaftsausschuß bittet nunmehr den Deutschen Bundestag, auf der Grundlage und im Sinne des vorliegenden Berichts seiner Entscheidung zuzustimmen. Anlage 8 Schriftliche Antwort des Bundesministers Höcherl für den Bundesminister — der Vorsitzende des Bundesverteidigungsrates vom 13. November 1964 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Hammersen (Drucksache IV/2709 Frage V) : Teilt die Bundesregierung die kürzlich von einem bekannten Militärtheoretiker vertretene Auffassung, daß alle Energien, die für die Militärpolitik aufgewandt werden, „so zu lenken" seien, daß sie dem militärischen Instrument zugute kommen", da im Atomzeitalter „jede Hoffnung auf Schutz der Zivilbevölkerung zu einer Illusion zusammenschrumpfen" müsse und daher „eine Militärpolitik, welche auf starken Divisionen beharrt, besser ist als eine Sicherheitspolitik, bei der außerordentliche Summen für einen fiktiven Bevölkerungsschutz ausgegeben" würden (Adelbert Weinstein in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung" vom 3. November 1964) ? Die Bundesregierung teilt die von Ihnen zitierte Auffassung eines Militärtheoretikers nicht, wonach jeder Bevölkerungsschutz fiktiv sei. Die Gefährdung der Zivilbevölkerung in einem Verteidigungsfall ist gerade im Atomzeitalter so vielfältig, daß jede verantwortungsbewußte Vertei- Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 148. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 2. Dezember 1964 7351 digungspolitik den höchstmöglichen Schutz anstreben muß. Sie muß Vorkehrung gegen die dem Gegner zur Verfügung stehenden Aggressionsmittel treffen. Hierzu bedarf es eines ausgewogenen Verteidigungssystems, in dem die zivile Verteidigung gleichrangig neben der militärischen Verteidigung steht. Die Auffassung der Bundesregierung, daß militärische und zivile Verteidigung eine Einheit bilden, ist auch die unveränderte Meinung der NATO. Diese empfiehlt sogar den Mitgliedsstaaten verstärkte Bemühungen auf dem Gebiet des Zivilschutzes, insbesondere des Schutzraumbaues. Bundesregierung und NATO stimmen auch darin überein, daß der Kampfwert gerade der deutschen Verbände wegen der besonderen Gegebenheiten weitgehend von den Vorsorgemaßnahmen für die zivile Bevölkerung abhängt. Die von dein. zitierten Militärtheoretiker geforderten starken Divisionen sind nur dann stark, wenn ihre Operationsfreiheit gesichert ist. Das setzt aber wiederum einen ausreichenden Schutz der Zivilbevölkerung voraus. Die Bundesregierung weiß sich in der Einschätzung der zivilen Verteidigung, ihrer Rückwirkung auf Kampfwert und Operationsfreiheit der Streitkräfte sowie der Notwendigkeit praktischer Maßnahmen zum Schutz der Zivilbevölkerung einig mit der breiten Mehrheit des Deutschen Bundestages, den Länderregierungen und der NATO. Hingegen glaubt die Bundesregierung nicht, daß die von dem zitierten Militärtheoretiker vertretene Auffassung von einem größeren Teil der Bevölkerung geteilt wird. Vielmehr glaubt sie, daß die Bevölkerung von ihr aktive Maßnahmen erwartet. Deshalb will die Bundesregierung den Gedanken des Zivilschutzes in der Bevölkerung noch mehr als bisher verankern. Sie will abwegigen Theorien praktische Maßnahmen gegenüberstellen. Anlage 9 Schriftliche Antwort des Bundesministers Schmücker vom 25. November 1964 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Schmidt (Kempten) (Drucksache IV/2709 Frage VII/1) : Ist die Bundesregierung bereit, auf Grund der durch die 15%ige Erhöhung der Einfuhrzölle seitens Großbritanniens auch für die Textilindustrie in der Bundesregierung entstandenen neuen Lage Überlegungen bezüglich eines verstärkten Schutzes der gefährdeten Bereiche der Textilindustrie im Rahmen der im EWG-Vertrag vorgesehenen Möglichkeiten anzustellen, die über die Stellungnahme des Bundeswirtschaftsministeriums in der Fragestunde vom 16. Oktober d. J. hinausgehen? Die Bundesregierung ist sich bewußt, daß die 15%ige Importabgabe in Großbritannien sich auch auf den Export von Erzeugnissen der Textil- und Bekleidungsindustrie auswirken wird. Sie beobachtet diese Entwicklung mit Aufmerksamkeit. In der Antwort auf die Frage des Herrn Abgeordneten Haase am 4. November 1964 hat die Bundesregierung bereits darauf hingewiesen, daß sie gemeinsam mit ihren EWG-Partnern in der GATT-Ratstagung vom 30. Oktober 1964 gegen das britische Vorgehen protestiert hat und sich an der Prüfung der britischen Maßnahmen im GATT beteiligt. Von dem Ergebnis dieser Untersuchung wird es abhängen, ob und welche Möglichkeiten sich für einen verstärkten Schutz der gefährdeten Bereiche der Textilindustrie ergeben. In der gegenwärtigen Lage sieht die Bundesregierung dazu noch keinen Anlaß. Die durch den EWG-Vertrag vorgesehenen Schutzklauseln können gegenüber Großbritannien, das nicht EWG-Mitglied ist, keine Anwendung finden. Anlage 10 Schriftliche Antwort des Bundesministers Schmücker vom 25. November 1964 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Seibert (Drucksache IV/2709 Fragen VII/2, VII/3 und VII/4) : Teilt die Bundesregierung nach den Erfahrungen der jüngsten Vergangenheit die Auffassung, daß eine Beseitigung der Preisbindung der zweiten Hand oder zumindest die branchenweise Festsetzung maximaler Handelsspannen zu einer Verbilligung der Lebenshaltung der Verbraucher führen wird? Ist die Bundesregierung ebenfalls der Meinung, daß die nach einer Entscheidung des Bundeskartellamtes mit Wirkung vom 16. August 1964 aufgehobene Waschmittelpreisbindung, deren Einführung zu Beginn dieses Jahres Preiserhöhungen bis zu 30 % je Kilogramm Waschpulver bedingte, eine mißbräuchliche Preisfestsetzung darstellte? Wird die Bundesregierung angesichts des Fehlens einer Preisbindung in Frankreich, der beabsichtigten Beschränkung der Preisbindung in Belgien und des Verbots kollektiver Preisbindungen in den Niederlanden im Interesse der wirtschaftlichen Integration Schritte unternehmen, um auch in der Bundesrepublik eine Regelung vorzubereiten, welche eine spätere Angleichung der wirtschaftsrechtlichen Bestimmungen über die Preisbindung erleichtern würde? Zu Frage 1 Die Bundesregierung ist auch nach den Erfahrungen der jüngsten Vergangenheit der Ansicht, daß eine Beseitigung der Preisbindung der zweiten Hand in vielen Fällen zu einer Verbilligung der Lebenshaltung der Verbraucher führen kann. Preissenkungen können insbesondere dort erwartet werden, wo sich die Angebots-/Nachfragesituation, nachdem der Hersteller den gebundenen Preis zuletzt festgesetzt hat, in der Richtung eines Angebotsüberhanges verändert hat oder wo der Hersteller von vornherein zu wenig Rücksicht auf die tatsächlichen Marktverhältnisse genommen hat. Solange das Preisbindungsprivileg fortbesteht, ist das Bundeskartellamt bemüht, solche überhöhten gebundenen Preise im Wege der Mißbrauchsaufsicht zu beseitigen. Die branchenweise Festsetzung maximaler Handelsspannen für preisgebundene Markenwaren ist nach Auffassung der Bundesregierung kein geeignetes Mittel, um überhöhte gebundene Preise zu bekämpfen. Ein derartiges Vorgehen würde voraussetzen, daß neben die kartellrechtlichen Mißbrauchsvorschriften neue öffentlich-rechtliche Preisvorschriften treten. Die Bundesregierung lehnt dies aus wohlerwogenen wirtschaftspolitischen Gesichtspunkten ab. Zu Frage 2 Das Bundeskartellamt als für die Entscheidung zunächst zuständige Behörde hat die Preisbindungen als mißbräuchlich angesehen. Die Bundesregierung 7352 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 148. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 2. Dezember 1964 teilt die Ansicht des Bundeskartellamtes. Allerdings sind die Mißbrauchsverfahren noch nicht abgeschlossen, so daß die zuständigen Gerichte noch abweichend entscheiden können. Zu Frage 3 Die sich gegen den Fortbestand der Preisbindung richtende Entwicklung in mehreren- europäischen und außereuropäischen Ländern wird von der Bundesregierung aufmerksam verfolgt. Darüber, daß die zunehmende Integration der EWG-Staaten dazu zwingen wird, die Aufrechterhaltung des Preisbindungsprivilegs von Zeit 2u Zeit wieder neu zur Diskussion zu stellen, waren sich die Mitglieder des Wirtschaftsausschusses schon bei der Beratung des Kartellberichts am Anfang dieses Jahres einig. Die Bundesregierung wird nicht zögern, Vorschläge zur Angleichung des deutschen Kartellrechts zu machen, falls die vertikale Preisbindung in anderen EWG-Ländern durch Gesetze oder behördliche Verfügungen überwiegend für unzulässig erklärt werden sollte. Anlage 11 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs Gumbel vom 19. November 1964 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Felder (Drucksache IV/2709 Fragen IX/7 und IX/8) : Haben nunmehr alle Truppenärzte, die zugleich Standortärzte sind, eine geeignete Schreibkraft zur Verfügung? Teilt das Bundesverteidigungsministerium die Meinung der Truppenärzte, daß jeder über 600 Mann umfassende Sanitätsbereich über eine Schreibkraft verfügen müßte, die neben einer entsprechenden Allgemeinbildung ausreichende Kenntnisse in Stenografie und Maschinenschrift aufweist? Zu Frage 7: Die Frage nach den Schreibkräften für die Truppenärzte, die zugleich Standortärzte sind, kann ich nicht uneingeschränkt mit ja beantworten. Wenn im Einzelfall eine geeignete Schreibkraft nicht vorhanden ist, so liegt das ausschließlich an der Arbeitsmarktsituation. Die erforderlichen Stellen stehen im Organisations- und Stellenplan jedenfalls zur Verfügung. Zu Frage 8: Ja. Anlage 12 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs Gumbel vom 19. November 1964 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Dr. Bechert (Drucksache IV/2709 Fragen IX/9 und 1X/10): Ist die Darstellung, welche die Zeitschrift „Pardon" in der September-Nummer 1964, S. 30 bis 33, über die Verfahren bei gewissen Prüfungsausschüssen für Kriegsdienstverweigerer gegeben hat, im wesentlichen richtig? Hält die Bundesregierung die in „Pardon" geschilderten Prüfungsmethoden fur vertretbar und mit dem Sinn der Grundgesetzbestimmung vereinbar, welche das Recht auf Kriegsdienstverweigerung gewährleistet? Zu Frage 9: Die Bundesregierung hat von der Darstellung in der Zeitschrift „PARDON" erst zu einem so späten Zeitpunkt Kenntnis erhalten, daß die sofort eingeleiteten Untersuchungen noch nicht abgeschlossen werden konnten. Das Ergebnis der Prüfung werde ich Ihnen baldmöglichst mitteilen. Zu Frage 10: Die Bundesregierung hält die Behauptungen der Zeitschrift — vorbehaltlich des Untersuchungsergebnisses — für unglaubhaft. Allgemein bemerke ich: Der sachgerechten Durchführung des Verfahrens zur Anerkennung als Kriegsdienstverweigerer wird von der Bundesregierung größte Aufmerksamkeit gewidmet. Die Vorsitzenden der Prüfungsgremien sind in ihre Aufgaben eingewiesen und über ihre Pflichten und Rechte belehrt. Bei ,der Entscheidung ist die gesamte Persönlichkeit des Antragstellers und sein sittliches Verhalten zu würdigen. Vom Kriegsdienstverweigerer wird erwartet, daß er sich den Behörden der Bundeswehrverwaltung gegenüber erklärt, damit diese seine wahre innere Einstellung ergründen können. In der mündlichen Verhandlung müssen deshalb an den Antragsteller sachdienliche Fragen gerichtet werden. Die Vorsitzenden der Prüfungsgremien — Beamte der Bundeswehrverwaltung —, die lediglich die Verhandlung führen, aber kein Stimmrecht haben, sind gehalten, bei der Befragung Alter, Intelligenz und Bildungsgrad des Antragstellers zu berücksichtigen. Es ist unzulässig, die in der Regel noch jugendlichen Wehrpflichtigen vor schwierige geistige und seelische Probleme zu stellen. Die Rechtsstaatlichkeit des geübten Verfahrens hat das Bundesverfassungsgericht bestätigt. Anlage 13 Schriftliche Antwort des Bundesministers Stücklen vom 20. November 1964 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Dröscher (Drucksache IV/2709, Frage XI/9) : Ist der Herr Bundespostminister bereit, auf die Oberpostdirektion Koblenz einzuwirken mit dem Ziel, daß die seit 1926 von der Stadt Bad Kreuznach und von der dortigen Kurverwaltung geforderte Postnebenstelle im Kurbezirk, die angesichts der wachsenden Ausdehnung der Stadt und der überregionalen Bedeutung des Bades immer dringlicher benötigt wird, eingerichtet wird? Ich bedaure, die Anfrage grundsätzlich mit „Nein" beantworten zu müssen, und darf im einzelnen dazu ausführen: Die Stadtverwaltung Bad Kreuznach hatte die Einrichtung eines Postamtes im Kurbezirk der Stadt beantragt. Die Oberpostdirektion Koblenz hat den Antrag aus folgenden Gründen abgelehnt. In Bad Kreuznach, das 37 000 Einwohner zählt, bestehen 2 Postämter. Die Einrichtung eines dritten Postamtes ist vorgesehen. Der Mittelpunkt des Kurbetriebs, das Kurhaus, ist von den bestehenden Postämtern 1,2 bzw 0,9 km entfernt. Diese Entfernungen müssen nach den allgemein geltenden Richt- Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 148. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 2. Dezember 1964 7353 linien für die Einrichtung von Ämtern und Amtsstellen des Postwesens als durchaus tragbar und auch für Kurgäste zumutbar angesehen werden. Im Kurbezirk sind außerdem 2 Amtliche Abgabestellen für Postwertzeichen, 3 Münzfernsprecher und 2 Wertzeichengeber vorhanden. Damit ist dem Verkehrsbedürfnis der Stadt und ihrer Kurgäste in vollem Umfang Rechnung getragen. Die Kurgäste — mit deren Interesse die Stadtverwaltung ihren Antrag vor allem begründet — sind nur verhältnismäßig selten, etwa bei der Abhebung von Postspareinlagen, auf die beiden Postämter angewiesen. Ältere oder gehbehinderte Kurgäste finden dafür sicher Unterstützung in ihren Hotels oder bei ihren Quartiergebern. Die Einrichtung zusätzlicher Postanstalten wird häufig von Stadt- und Landgemeinden gefordert unter Hinweis auf die ganz besonders gelagerten Eigenheiten dieser Gemeinden. Sie würde jedoch in jedem Einzelfall einen erheblichen Aufwand an Mitteln und an Personalkosten erfordern, der bei der bekannten schwierigen Finanzlage der Post nicht zu vertreten wäre. (Ein zusätzliches Annahmepostamt im Kurbezirk in der Stadt Bad Kreuznach würde die Post selbst bei einfachsten Betriebsverhältnissen mit Mehrausgaben in Höhe von 12 500 DM jährlich belasten.) Es kann daher nicht erwartet werden, daß die Post auf alle an sie herangetragenen Wünsche auf die Bereitstellung zusätzlicher Betriebseinrichtungen eingeht, wenn die Verkehrsverhältnisse und das Verkehrsaufkommen solche Einrichtungen nicht unbedingt rechtfertigen. Ich darf bemerken, daß die Bundesrepublik mit 27 700 Ämtern und Amtsstellen des Postwesens, auf die Bevölkerungszahl und die Gebietsgröße 'bezogen, in der ersten Reihe aller europäischen Postverwaltungen steht. Sollte die Stadtverwaltung Bad Kreuznach jedoch bereit sein, wie sie in den letzten Tagen angedeutet hat, die gesamten Kosten für die Einrichtung der von ihr geforderten Postanstalt zu übernehmen, so könnte ihrem Antrag nähergetreten werden. Die Oberpostdirektion Koblenz •steht deswegen noch mit der Stadtverwaltung in Verhandlungen. Anlage 14 Schriftliche Antwort des Bundesministers Stücklen vom 20. November 1964 auf die Mündlichen Anfragen des Abgeordneten Dr. Rinderspacher (Drucksache IV/2709 Fragen XI/10 und XI/11): Ist die Bundesregierung bereit, bei den Fernsprechbuchverlagen darauf hinzuwirken, daß sie zu allen Ortsangaben auf dem Kopf der Seiten der Fernsprechbücher und bei den Ortsüberschriften des laufenden Verzeichnisses die Postleitzahlen mit eindrucken? Ist die Bundesregierung bereit, darauf hinzuwirken, daß in den Fernsprechbüchern die Vorwählnummern in einem grauen Überdruck quer über den Seiten der Ortsverzeichnisse erscheinen? Aus Gründen der besseren Verständlichkeit zunächst zu Frage 2.: Der Überdruck der Ortsnetzkennzahl ist aus wirtschaftlichen, drucktechnischen und betrieblichen Gründen nicht angezeigt. a) Wirtschaftliche Gründe: Der Druck mit Zweifarben-Rotationsmaschinen, also mit einer zweiten Farbe und einem zweiten Druckzylinder, würde die Druckkosten etwa verdoppeln. Die Herstellungskosten der amtlichen Fernsprechbücher würden dadurch um mehrere Millionen ansteigen. b) Drucktechnische Gründe: Der Überdruck müßte so kräftig in der Farbe gehalten werden, daß er gut lesbar ist. Dadurch wäre nicht zu vermeiden, daß zumindest die feine Schrift teilweise schlecht oder ganz unleserlich wird. Müßten mehrere Ortsnetzkennzahlen auf derselben Seite 'abgedruckt werden, erhöht sich die Gefahr der Verstümmelung der Einträge entsprechend. c) Betriebliche Gründe: Die Wiedergabe einer einheitlichen Ortsnetzkennzahl der Landesfernwahl ist bei dem derzeitigen Ausbau des Selbstwählferndienstes nur sehr bedingt möglich. Wegen der begrenzten Aufnahmefähigkeiten der technischen Einrichtungen müssen zahlreiche Verkehrsbeziehungen über den vereinfachten Selbstwählferndienst abgewickelt werden. Alle Verkehrsbeziehungen zu und von einem Ortsnetz wiederzugeben, würde vor allem bei größeren Ortsnetzen sehr aufwendig und als Überdruck nicht mehr möglich sein. Nur die einheitliche Ortsnetzkennzahl abzudrucken, ist aus den oben angegebenen Gründen allein dann möglich, wenn das Ortsnetz unter einer einheitlichen Ortsnetzkennzahl der Landesfernwahl erreichbar ist. Die Möglichkeit, die Ortsnetzkennzahl in diesen Fällen neben dem Ortsnetznamen wiederzugeben, wird z. Z. geprüft. Bei Ortsnetzen, die unter mehreren Ortsnetzkennzahlen zu erreichen sind, kann daher auf das Nachschlagen im Verzeichnis der FernsprechOrtsnetze (AVON) nicht verzichtet werden. Zu Frage 1.: Die Möglichkeit, die Postleitzahlen in den Fernsprechbüchern neben den Ortsnamen wiederzugeben, ist bei der Einführung der Postleitzahlen mehrfach geprüft worden. Aus den soeben dargelegten betrieblichen Gründen ist die Wiedergabe der Ortsnetzkennzahl in den amtlichen, sowie in den nach amtlichen Unterlagen hergestellten Fernsprechbüchern nicht oder nur sehr begrenzt möglich. Wenn nur die Postleitzahl neben dem Ortsnetznamen abgedruckt werden würde, würde sie mit Sicherheit als Ortsnetzkennzahl verwendet werden. Ein weiterer Grund, die Postleitzahl nicht neben dem Ortsnetznamen abzudrucken, ist folgender: Der betriebliche Aufbau des Post- und Fernmeldedienstes deckt sich vielfach nicht, d. h., daß für die unter einem Ortsnetz aufgeführten Teilnehmer für die postalische Anschrift nicht dieselbe, sondern verschiedene Postleitzahlen zutreffen. Die Wiedergabe der Postleitzahl neben dem Ortsnetznamen würde somit auch postalische Fehlleitungen und damit Betriebserschwernisse statt -erleichterungen hervorrufen. Aus diesem Grunde wurde dem amtlichen 7354 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 148. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 2. Dezember 1964 Fernsprechbuch ein besonderes Postleitzahlenverzeichnis für die jeweiligen Orte .des AFeB-Geltungsbereichs beigebunden. Die von der Deutschen Bundespost angestrebte vielseitige Verwendbarkeit ihrer Verzeichnisse konnte bisher nur beim Verzeichnis der FernsprechOrtsnetze (AVON) verwirklicht werden, weil sich hier Postleitzahl und Ortsnetzkennzahl eindeutig auf den Namen des Ortsnetzes beziehen. Trotz der übersichtlichen Spaltenbezeichnungen in diesem Verzeichnis konnte nicht verhindert werden, daß Teilnehmer die Postleitzahl als Ortsnetzkennzahl anwenden. Anlage 15 Schriftliche Antwort des Staatssekretärs Dr. Carstens vom 23. November 1964 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Ritzel (Drucksache IV/2713 Frage I) : Weiß die Bundesregierung, daß arabische Staaten deutschen Privat- oder Geschäftsreisenden die Einreiseerlaubnis versagen, wenn die Pässe dieser Deutschen ein Einreisevisum für Israel enthalten? Der Bundesregierung ist die Praxis der arabischen Staaten bekannt. Von ihr werden im übrigen nicht nur deutsche Staatsangehörige, sondern auch Staatsangehörige anderer Länder betroffen. Die arabischen Staaten begründen diese Haltung mit dem Hinweis, daß sie bisher mit Israel noch keinen Frieden, sondern lediglich Waffenstillstandsabkommen geschlossen haben. Irak befindet sich völkerrechtlich noch heute im Kriegszustand mit Israel. Zu ihrem Bedauern sieht die Bundesregierung keine Möglichkeit, eine Sonderregelung für deutsche Staatsangehörige bei den arabischen Staaten herbeizuführen. Anlage 16 Schriftliche Antwort des Bundesministers Schwarz vom 23. November 1964 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Reichmann (Drucksache IV/2713 Frage III) : Ist es zutreffend, daß französische Weizenlieferungen nach China durch den EWG-Garantiefonds subventioniert werden sollen? Nach Art. 20 Abs. 2 der EWG-Getreidemarktordnung (Verordnung Nr. 19 EWG) sind die Mitgliedsländer ermächtigt, bei der Ausfuhr von Getreide nach dritten Ländern Erstattungen zu gewähren, um den Unterschied zwischen den Preisen des Mitgliedslandes und den Weltmarktpreisen auszugleichen. Sofern es sich um die Ausfuhr von Überschüssen handelt, kann nach Art. 3 Abs. 1 Buchst. a der Verordnung Nr. 25 EWG dem Mitgliedsland die gezahlte Erstattung aus dem europäischen Ausrichtungs- und Garantiefonds für die Landwirtschaft vergütet werden, und zwar bei Ausfuhren im Getreidewirtschaftsjahr 1964/65 in Höhe von drei Sechstel des Erstattungssatzes des Mitgliedslandes mit dem niedrigsten durchschnittlichen Erstattungsbetrag. Diese Bestimmungen gelten auch für die Lieferung französischen Weizens nach China. Anlage 17 Schriftliche Antwort des Bundesministers Blank vom 16. November 1964 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Schmitt-Vockenhausen (Drucksache IV/2713, Frage IV): Sind Konsequenzen aus dem Forschungsbericht „Probleme der Arbeitsbereitschaft" von Prof. Dr. Dr. Erich Fechner, Tübingen, für die Gesetzgebung des Bundes vorgesehen? Der Forschungsbericht soll bei einer Neuregelung der Arbeitszeitordnung als Material verwertet werden. Er stellt die bisher umfassendste Studie auf dem Gebiet der Arbeitsbereitschaft dar. Ob dem Ergebnis des Forschungsberichts gefolgt werden kann, läßt sich allerdings zur Zeit nicht sagen, da sich die Diskussion über die Probleme der Arbeitsbereitschaft noch in vollem Fluß befindet. Fechner vertritt die Auffassung, die Arbeitsbereitschaft lasse sich begrifflich nicht so erfassen, daß eine vollauf befriedigende arbeitsschutzrechtliche Regelung möglich wäre. Es gebe nur folgende zwei Möglichkeiten zur Lösung des Problems: „man überläßt die Regelung den mit dem Sachgebiet am nächsten befaßten Sozialpartnern, die von Fall zu Fall eine tragbare Lösung finden mögen und begnügt sich mit einer Generalklausel, die das dabei anzustrebende Ziel allgemein umschreibt; oder man versucht einen neuen Weg der exakten Feststellung des Intensitätsgrades der Inanspruchnahme, indem man diesen Intensitätsgrad abstrakt zahlenmäßig festzustellen versucht". Andere Wissenschaftler halten dagegen eine Definition des Begriffs der Arbeitsbereitschaft für möglich. So kommen die im Auftrag der Gewerkschaft der Eisenbahner Deutschlands erstatteten Gutachten und auch das im Auftrag der Deutschen Bundesbahn erstattete Gutachten zu einer Bestimmung des Begriffs der Arbeitsbereitschaft. Die Begriffsbestimmungen dieser Gutachten sind allerdings nicht einheitlich. Das Problem der Arbeitsbereitschaft ist ferner, wie bereits der Herr Bundesminister des Innern in der 128. Sitzung des Deutschen Bundestages am 4. Juni 1964 ausgeführt hat, Gegenstand von Rechtsstreitigkeiten. Auch nach meiner Auffassung sollten zumindest die Entscheidungen der Revisionsinstanzen in diesen Rechtsstreitigkeiten abgewartet werden. Anlage 18 Schriftliche Antwort des Bundesministers Dr.-Ing. Seebohm vom 14. November 1964 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Baier (Mosbach) (Drucksache IV/2713, Frage V) : Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 148. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 2. Dezember 1964 7355 Mit welchem Ergebnis hat das Bundesverkehrsministerium in den verflossenen Jahren neue Entwicklungen für Leitplanken zur Sicherung der von der Fahrbahn abkommenden Fahrzeuge geprüft? Die bisher im Auftrag des Bundesministers für Verkehr durch das Innenministerium BadenWürttemberg durchgeführten Anfahrversuche an Leitplanken haben ergeben, daß die an den Bundesautobahnen aufgestellten Leitplanken in der Regel das Überqueren des Mittelstreifens ohne erhebliche Schadenwirkung an den mit der Leitplanke in Berührung gekommenen Fahrzeugen verhindern. Es wird angestrebt, auch in den ungünstigen Fällen, bei denen besonders schwere Lastkraftwagen von der Fahrbahn abkommen oder Fahrzeuge mit hoher Geschwindigkeit unter stumpfen Winkel gegen die Leitplanke anfahren, den Schutz gegen ein Überqueren des Mittelstreifens zu erhöhen und die Schadenwirkung an den betroffenen Fahrzeugen zu verringern. Zu diesem Zwecke sind bisher einzelne neu entwickelte und verbesserte Leiteinrichtungen durch Anfahrversuche geprüft worden. Der Bericht über diese Untersuchungen liegt noch nicht vor. Der Bundesminister für Verkehr ist jedoch darüber unterrichtet, daß sich durch nachträgliche konstruktive Änderungen an den bereits aufgestellten Stahlleitplanken eine Verbesserung ihrer Wirkungsweise in den genannten ungünstigen Fällen erzielen läßt. Bei den Anfahrversuchen wurden auch Drahtseilabschrankungen und Aluminiumleitplanken geprüft. Die Anzahl der durchgeführten Anfahrten reicht jedoch nach Mitteilung des Innenministeriums Baden-Württemberg für eine abschließende Beurteilung noch nicht aus. Anlage 19 Schriftliche Antwort des Bundesministers Höcherl vom 13. November 1964 auf die Mündliche Anfrage des Abgeordneten Müller (Berlin) (Drucksache IV/2722) : In der Erwägung, daß die Bundesregierung für die Einhaltung des Grundgesetzes, also auch der Pressefreiheit, im gesamten Bundesgebiet, damit auch in Berlin, Sorge zu tragen hat, frage ich die Bundesregierung: Sind die merkwürdigen Vorgänge in Berlin, bei denen das Presseamt des Senats Nachforschungen und Recherchen bei Einsendern von Leserbriefen ohne Wissen der betreffenden Zeitung durchführen ließ, nach Auffassung der Bundesregierung mit dem Grundgesetz vereinbar Um bei den sich widersprechenden Pressemeldungen ein klares Bild von dem Sachverhalt zu bekommen, habe ich versucht, mir das Protokoll der Sitzung des Berliner Abgeordnetenhauses vom 5. November 1964 zu beschaffen, in der die in Ihrer Anfrage erwähnten Vorgänge erörtert worden sind. Leider ist das Protokoll noch nicht gedruckt, so daß ich zu Ihrer Frage nur in abstrakter Form Stellung nehmen kann. In Art. 5 Abs. 1 des Grundgesetzes wird die Meinungsfreiheit ebenso wie die Pressefreiheit gewährleistet. Im staatlichen Bereich tragen der Bund und die Länder einschl. der Gemeinden die ungeteilte Verantwortung dafür, daß die Grundrechte der Meinungsfreiheit und der Pressefreiheit beachtet werden. Die Vorgänge, auf die sich Ihre Frage bezieht, fallen primär in die Verantwortung des Landes Berlin, Die Meinungsfreiheit gilt auch für Meinungsäußerungen in Form von Leserbriefen an eine Zeitung. Sofern der Verfasser eines Leserbriefes nicht gegen strafrechtliche Vorschriften verstößt, ist jede Behörde gehalten, bei Untersuchungshandlungen sich immer der verfassungsrechtlich geschützten Meinungsfreiheit bewußt zu bleiben. Soweit Leserbriefe durch besondere tatsächliche Umstände in das von Art. 5 GG geschützte Rechtsgut der Pressefreiheit fallen, ist die gleiche Zurückhaltung geboten.
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    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich meine, es sei doch gut, daß wir heute noch einmal eine Energiedebatte durchführen. Ich begrüße das besonders deswegen, weil wir ,es hier mit einem konkreten Problem zu tun haben, das jeder erfassen kann, und trotzdem, ja trotzdem, mit einem Problem von so weittragender Bedeutung, daß bei allen Einzelfragen die Grundsätzlichkeit angesprochen ist, aus allen Einzelfragen die Grundsatzprobleme deutlich werden. Hier bei dieser Debatte haben wir nicht die Möglichkeit, uns hinter Grundsätzen beim Detail zu verstecken oder im Detail Grundsätze zu verraten.
    7294 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 148. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 2. Dezember 1964
    Bundesminister Schmücker
    Nun darf ich im Blick auf die sozialdemokratische Fraktion sofort sagen: Ich begrüße die Debattenrede des Kollegen Kurlbaum, aber ich möchte in aller Freundschaft — das darf ich gerade bei Herrn Kurlbaum betonen — sagen, wir sind hier unterschiedlicher Meinung, nicht unterschiedlich in der Beurteilung der Dringlichkeit und der Wichtigkeit des Problems, nicht unterschiedlich in dem Bemühen um die Sache, aber wir sind unterschiedlich 'in der Meinung über den Weg der Politik. Vieles von dem, was Sie hier kritisiert haben, Herr Kurlbaum, ist nichts anderes als Ihre Darstellung, eben daß Sie anderer Meinung sind.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU.)

    Ich lege Wert darauf, nicht in schwarz-weiß zu
    malen, aber auch jede Verwischung zu vermeiden;
    hier muß wieder klar und deutlich ,diskutiert werden.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Meine Damen und Herren! Ich möchte darum am Anfang noch einmal mit aller Deutlichkeit die Ansicht der Bundesregierung dartun. Es ist weiterhin das Ziel der Bundesregierung, die deutsche Wirtschaft und die deutschen Privathaushalte möglichst billig und sicher mit Energie zu versorgen. Niedriger Preis und ungestörte Versorgung sind jeweils nicht extrem zu erhalten. Das liegt nun einmal in der Unvollkommenheit dieser Welt.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU.)

    Es kommt darauf an, beide Bedingungen so miteinander zu verbinden, daß jede in optimaler Form erfüllt werden kann. Wir brauchen billige und sichere Energie, um im technischen Fortschritt den Anschluß an die Spitze zu erhalten. Aber die Energieversorgung selber unterliegt auch dem Wandel, den jeder technische Fortschritt mit sich bringt.
    Mancher mag sich in den letzten Wochen gefragt haben, weshalb der Notruf der Bergleute und der Appell der betroffenen Gemeinden so starken Widerhall in der gesamten deutschen Bevölkerung gefunden haben. Nun, das liegt nicht nur daran, daß die gesamte deutsche Bevölkerung der Arbeit des Bergmanns Achtung zollt und dem Bergmann selbst Zuneigung entgegenbringt, es liegt auch daran, daß jeder — wenn nicht er selber, so doch in seinem Freundes- oder Verwandtenkreis — es kennengelernt hat, was es bedeutet, sich infolge eines technischen Fortschritts umstellen zu müssen. Diese Notwendigkeit der dauernden Anpassung ist eine der harten, der sehr harten, aber nicht zu vermeidenden Seiten der Marktwirtschaft. Wir haben unsere Marktwirtschaft nicht zuletzt deswegen soziale Marktwirtschaft genannt, weil wir wollen, daß die in einer modernen Wirtschaft notwendige Anpassung so sozial wie nur irgend möglich vorgenommen wird. Übrigens, meine Damen und Herren, kann die Wirtschaftspolitik betrieben werden nach welchem Rezept auch immer, die moderne Wirtschaft muß rationalisieren, sie muß Anpassungen vornehmen. Davon gibt es keine Ausnahme, in keinem Land der Welt, und zwar gleichgültig, wie es regiert wird.
    Aber offenbar ist es so, .daß die Bevölkerungen der verschiedenen Länder auch unterschiedlich reagieren. Ich bin auf jeden Fall keineswegs traurig, daß wir bei, uns in Deutschland Reaktionen bis zur heftigen Demonstration hatten, weil daraus hervorgeht, daß unsere Menschen noch ein Verhältnis zu ihrer Arbeit besitzen, ein Verhältnis zu ihrem Beruf haben. Niemand sage, es sei leicht, Altgewohntes, Herkömmliches aufzugeben. Das ist nicht einmal leicht, wenn etwas viel Besseres dafür geboten wird. Man denke doch nur daran, wie schwer es den Hunderttausenden geworden ist, die aus der Landwirtschaft in andere Berufe gegangen sind. Wie häufig hat ein gewerblich tätiger Unternehmer und Arbeitnehmer lächelnd neben einer kleinen Bauernhütte gestanden und sich gefragt: Warum schinden diese Menschen sich noch so ab? Meine Damen und Herren, das ist ein Vorgang, der nicht mit dem Rechenstift zu erfassen ist. Man muß selbst einmal durch diese — ich wiederhole — harte Mühle gegangen sein, um zu begreifen, was das alles bedeutet. Es gibt nun einmal eine Vielzahl von Gewerben, die heute nicht mehr gefragt sind, weil der Markt bestimmt, was produziert wird. Unsere freie Wahl, das kaufen zu können, was wir wollen, das ist der Markt. Deshalb finden in vielen alten Gewerben viele Menschen keine Tätigkeit mehr. Das ist in allen Bereichen so. Der Fortschritt 'hat dafür gesorgt, daß auf den einzelnen Menschen eine höhere Leistung kommt. Das bedeutet, daß diese Leistung mit einer geringeren Anzahl von Menschen erbracht werden kann oder aber daß, falls es vom Markt gefordert wird, mehr Güter zur Verfügung gestellt werden können.
    In den letzten Jahren haben viele Bergleute ihren Beruf verlassen. Zwar hat immer neben der Stammbelegschaft ein großer Teil fluktuierend Beschäftigter gestanden, aber die Gesamtbeschäftigtenzahl ist doch von 550 000 auf 350 000 zurückgegangen. Wir müssen auch heute noch damit rechnen, daß ein leichter Rückgang in den Beschäftigtenzahlen anhalten wird. Um es aber gleich zu sagen: Wer glaubt, man könne ohne den Bergmann, wir könnten in der Energiepolitik ohne die Kohle auskommen, der irrt.
    Es kommt nun darauf an, den Arbeitsplatzwechsel und, wo es not tut, auch den Wohnungswechsel so sozial zu gestalten, wie es irgendwie möglich ist. In einem der vielen Gespräche in meinem Hause sagte der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Herr Rosenberg, mir einmal, auch er sei sich darüber im klaren, daß man heutzutage in der Lage sein müsse, ja, in der Lage ist, eine Wirtschaftspolitik zu betreiben, die jedem einen Arbeitsplatz garantiert, aber niemand sei in der Lage, den Arbeitsplatz, den sich der einzelne nach Beruf und Heimat jeweils wünsche, zu garantieren. Ich füge hinzu — und sicherlich auch in Übereinstimmung mit den Sozialpolitikern —, daß ein solcher Wechsel nur erfolgen darf, wenn er sozial abgesichert ist und wenn raumpolitisch die nachteiligen Folgen behoben sind.
    Darum hat der Bund seit Jahren eine bewußte regionale Förderung betrieben und dafür in den
    Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 148. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 2. Dezember 1964 7295
    Bundesminister Schmücker
    letzten Jahren über eine Viertelmilliarde aufgewandt. Und würde ich mehr Mittel bekommen, wer würde froher darüber sein als ich, meine Damen und Herren! Diese Politik soll weiter verstärkt werden. Sie kann nur in Zusammenarbeit mit den Ländern und den Gemeinden verstärkt werden. Ich möchte hier wiederholen: Was das Land Nordrhein-Westfalen und die Gemeinden des Ruhrgebietes in den letzten 15 Jahren an struktureller Umstellung geleistet haben, ist bewunderungswürdig. Die neuen Industrieräume, die in der Bundesrepublik entstanden sind, hatten es dagegen viel leichter. Leichter hatten es auch die Industrieräume, die nicht auf alte Rohstoffbasen ausgerichtet waren. Wer diese Feststellung bezweifelt, der möge sich nur einmal die Steuerkraft der alten Industriegemeinden des Ruhrgebiets oder der Gemeinden der neuen Wirtschaftsräume der Bundesrepublik ansehen. Deshalb ist es auch limmer mein persönliches Anliegen gewesen, die wettbewerbsverfälschende, auch regionalpolitisch wettbewerbsverfälschende Gewerbesteuer aus ihrer dominierenden Rolle herauszubringen.
    Ich ziehe also die politische Schlußfolgerung, daß die soziale Marktwirtschaft ohne eine bewußte Strukturpolitik, die in erster Linie von den Gemeinden, dann von den Ländern, aber koordinierend vom Bund betrieben werden muß, nicht durchführbar ist.
    Die zweite Feststellung ist aber die, daß um der Wahrhaftigkeit willen jede politische Partei und jede wirtschaftliche Vereinigung die Pflicht hat, wenn sie sich zur sozialen Marktwirtschaft, zur Wettbewerbswirtschaft, bekennt, auch die Nachteile, die persönlichen Nachteile, die der einzelne jeweils in Kauf nehmen muß, als dem System innewohnend anzuerkennen und zu vertreten. Das aber, meine Damen und Herren, geschieht zur Zeit nur in einem sehr, sehr geringen Ausmaß.

    (Zustimmung in der Mitte.)

    In Grundsatzaussprachen wird mit den Vokabeln Wettbewerb, Preisstabilität, Freiheit der Tarifpartner schwungvoll gearbeitet. Aber wenn es dann darum geht, einmal die unbequemen Kehrseiten dieser Dinge durchzustehen, dann verlieren leider viel zu viele den Mut und gehen den einfachsten Weg; sie schimpfen jeweils auf den anderen, und wenn sie dann beide zusammen sind, schimpfen sie gemeinsam auf Bonn. Man verlangt die Freiheit für den einzelnen, und wenn hie und da ein einzelner in dieser oder jener Funktion die Freiheit nicht richtig gebraucht oder ein einzelner in dieser oder jener Stellung — will ich lieber sagen — die Funktion der Freiheit nicht richtig sieht, dann schimpft man auf den Staat, so als lebten wir in einer Staatswirtschaft, die für alles und jedes natürlich verantwortlich sein muß.
    Wenn ich das sage, so sage ich es keineswegs, um die Verantwortung, die beim Staat liegt, zu schmälern, sondern ich sage es, um die Verantwortung, die beim einzelnen liegt, anzusprechen.
    Ich bitte Sie also um der Wahrhaftigkeit der Diskussion willen und um der Wahrhaftigkeit der
    Grundsätze willen, bei den Anpassungsvorgängen auch das Unvermeidbare als solches, eben als unvermeidbar zu 'bezeichnen und nicht die Schuld — um politische Geschäfte zu machen und um private Geschäfte zu machen — auf die falsche Stelle zu schieben.

    (Beifall in der Mitte.)

    Ich spreche diese Bitte auch deswegen aus, damit
    wir künftig unsere Strukturpolitik ausbauen können.
    Bei der Debatte über Zollermäßigungen im verflossenen Sommer habe ich bereits darauf hingewiesen, daß für weitere Bereiche Rationalisierungsverbände gegründet werden oder daß nach den Vorschlägen der Betroffenen strukturelle Maßnahmen ergriffen werden sollen. Das geht aber doch nur, meine Damen und Herren, wenn die Notwendigkeit solcher Maßnahmen eingesehen wird und wenn alle führenden Kräfte sich darum bemühen, diese Einsicht bei unserer Bevölkerung zu stärken.
    Ich möchte nun zu den einzelnen Diskussionsbeiträgen kommen. Ich darf bei dem Kollegen Weinzierl beginnen und ihm für das Verständnis danken. Nun, es ist gar nicht so einfach, Verständnis aufzubringen, wenn man weit vom Schuß ist. Aber, Herr Kollege Weinzierl, Ihre Sorge um die Anwendung des § 10 des Außenwirtschaftsgesetzes — ich komme gleich im einzelnen noch darauf zurück — ist zwar verständlich, aber auch, wie ich glaube, ein wenig übertrieben. Ich weiß um die Schwierigkeiten, die sich aus dem GATT und aus den EWG-Verträgen ergeben, und darum habe ich in Straßburg — vielleicht ein wenig zu temperamentvoll — einen besonders dringenden Appell an alle gerichtet und habe gesagt, daß wir auch hier nicht die Möglichkeit haben, in die nationale Isolierung zurückzugehen, sondern daß es höchste Zeit wird, eine gemeinsame Energiepolitik zu beginnen, die leider dadurch aufgesplittert ist, daß wir eine Montanunion,. ein Euratom und eine EWG-Behörde haben.

    (Abg. Steinhoff: Der Ministerrat der EWG!)

    — Meine Damen und Herren, der Ministerrat der EWG ist ein Rat, der auf Einstimmigkeit angewiesen ist, und sie können einen Institution, die auf Einstimmigkeit angewiesen ist und die noch nicht das Recht zu Mehrheitsbeschlüssen hat, keinen Vorwurf als Institution machen. Vielleicht investieren Sie etwas in diese Sache; dann werden Sie mir recht geben.
    Ich habe diesen Appell in Straßburg noch einmal aufgegriffen und gesehen, wie die Parlamentarier aller Fraktionen zustimmten. Ich kann auch hier nur sagen, daß sich die Bundesregierung Mühe gibt, voranzukommen. Sie alle wissen, welche Schwierigkeiten dabei zu überwinden sind. Ich darf vielleicht jetzt in Erwiderung Ihres Zwischenrufs folgendes sagen. Wenn bei diesen Bemühungen hin und wieder einmal einige Pannen eintreten, dann sollte man sie solidarisch beheben und nicht zum Gegenstand einer polemischen Auseinandersetzung machen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Meine Damen und Herren, die Betroffenen wissen genau, was ich meine.
    7296 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 148. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 2. Dezember 1964
    Bundesminister Schmücker
    Ich möchte jetzt zu den Ausführungen von Herrn Aschoff kommen und sagen, daß sich die Frage der Verlängerung der Fristen natürlich hervorragend für Glossen eignet. Wäre ich noch in meinem alten Beruf, ich hätte auch nicht gezögert, einiges darüber zu schreiben. Aber der Hergang ist so, wie es das letzte Mal gesagt habe. Es kam eine Anregung, und ich versprach, diese Anregung aufzugreifen und mich mit den Beteiligten zu unterhalten. Ich stellte fest, es war ein Alleingang. Darum war die Sache für mich wieder vom Tisch, und sie ist vom Tisch, Herr Aschoff.
    Dann haben Sie gefragt, wie wir sicherstellen könnten, daß über den Rationalisierungsverband kein Mißbrauch getrieben wird. Nun, Herr Aschoff, wir können heute noch nicht eingreifen. Das Gesetz ist hier beschlossen. Aber in dem Augenblick, wo wir am Zuge sind, nämlich bei der Prämienantragstellung, werden wir so handeln, wie Sie es mit Recht und, wie ich weiß, mit Unterstützung des ganzen Hauses gefordert haben.
    Jetzt möchte ich sehr gern auf den Punkt Lagerhaltung ausführlich eingehen. Ich weiß nicht, wieviel Zeit mir der Herr Präsident gibt. Aber ich muß einige Minuten darauf verwenden, wenn ich es tun soll.


Rede von Dr. Thomas Dehler
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (FDP)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (FDP)
Sie können weitersprechen. Sie unterliegen keiner Beschränkung.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Kurt Schmücker


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)

    Ich dachte, daß wir vielleicht um 13 Uhr Schluß machen wollten, und dann schaffe ich das nicht ganz.
    Ich bin in der Tat der Meinung, daß die gesamte Lagerhaltungspolitik noch nicht in Übereinstimmung steht mit den Grundsätzen der Wettbewerbswirtschaft, der sozialen Marktwirtschaft. Denn durch die Wettbewerbswirtschaft wird jeder Unternehmer zum schnellen Umsatz gezwungen. Wenn wir dazu unsere Steuergesetzgebung betrachten, stellen wir fest, daß das Prinzip „Großer Umsatz, kleiner Nutzen" ebenfalls in diese Richtung weist. Volkswirtschaftlich sind wir aber darauf angewiesen, eine gewisse Bevorratung durchzuführen.
    Man könnte jetzt einigermaßen enttäuscht feststellen, daß aus dem Prinzip der Marktwirtschaft heraus die Sicherung der Lagerhaltung nicht gewährleistet ist. Aber ich halte diesen Schluß nicht für richtig. Der Fehler muß irgendwo anders liegen. Wir haben schon häufiger diskutiert — auch wir beide —, wo er wohl liegen mag. Nun, es ist keine Ausrede: Er liegt nach meiner Meinung in der unterschiedlichen Behandlung der sogenannten Betriebsmittel - das ist dasselbe wie Lagerhaltung — und des angelegten Vermögens, ist also im wesentlichen ein steuerliches Problem. Wenn wir es aber jetzt lösen wollen, Herr Aschoff, kostet das eine Unsumme, die wir uns heute nicht leisten können. Aber ich bitte Sie trotzdem sogar um Ihre Kameradschaft, dieses Problem im Interesse der Sicherung der Versorgung möglichst bald zu lösen. Es muß eine steuerliche Besserstellung der Lagerhaltung erfolgen. Es darf nicht so bleiben, daß, wie ein Kollege aus dem
    Hause von seinem Bereich einmal sagte, die Lagerhaltung der von einem Unternehmen produzierten Güter sozusagen von der Bundesbahn durchgeführt wird, weil .sie immer auf Achse sind. Das ist ein Nachteil der Wettbewerbswirtschaft oder, sagen wir, der noch nicht ausreichend vollzogenen steuergesetzlichen Anpassung an die Marktwirtschaft. Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mithülfen, Schritt für Schritt — es ist nämlich teuer — eine Änderung durchzuführen.
    Herr Kollege Burgbacher, ich habe sehr genau zugehört, als Sie sagten, nur aus Gründen der Rationalisierung solle stillgelegt werden. Das ist richtig, und wir müssen darauf achten. Es soll sich niemand genieren, wenn er etwas anderes gewahr wird, auch bei Bundesgesellschaften, mir das zu sagen. Ich bin dann bereit, in ,diesem Sinne mit einzugreifen, mit aufzupassen.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Ich habe das übrigens — wenn Sie Wert darauf legen, werde ich es vorlesen — in der letzten Rede schon gesagt.
    Es wird Sie nicht wundern, daß 'ich mich über den Antrag der CDU/CSU und der FDP freue und daß ich auch den Antrag, der gestern in Nordrhein-Westfalen angenommen worden ist, durchaus begrüße, Herr-Ministerpräsident. Es ist darin ein Punkt enthalten, Herr Kollege Burgbacher — das ist auf Seite 2 der zweite Absatz: „nimmt mit Befriedigung davon Kenntnis . . ." ; es geht dann weiter mit dem Öl —, zu dem ich nach den letzten Ereignissen — die für mich ein wenig enttäuschend waren, das gebe ich zu; aber das hängt nun einmal mit dem Geschäft zusammen — vielleicht noch einmal ausführlich Stellung nehmen werde.
    Nun habe ich das Vergnügen, mich mit Herrn Kurlbaum auseinanderzusetzen. Herr Kurlbaum, als Sie die ersten zehn Minuten gespochen hatten, da habe ich mich gefragt, wie Sie jetzt wohl die Kurve kriegen zu dem SPD-Antrag. Denn Sie haben gesagt: Der Steinkohlenbergbau ist nicht ungesund, es handelt sich hier um Strukturwandlungen, kurzfristige Maßnahmen helfen nicht, und niemand weiß, wie lang und wie schwierig der Prozeß sein wird. Das ist genau meine Meinung; so denke auch ich. Aber als Sie dann anfingen, uns hinhaltende Taktik vorzuwerfen, da wurde, wie ich meine, wieder deutlich, daß wir politisch — das ist doch ehrenwert — unterschiedliche Auffassungen haben. Wenn wir politisch unterschiedliche Auffassungen haben und nicht in der Lage sind, sie auszudiskutieren, halte ich mich an die Bibel: An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.
    Ich kann Ihnen sagen: 140 Millionen t sind noch da. „Noch da", werden Sie sofort sagen und das ausnutzen, weil ich es vielleicht hätte anders sagen müssen.
    Aber im übrigen können wir bei allen Schwierigkeiten, die in den europäischen Ländern bestehen, mit einiger Genugtuung feststellen, daß unsere Probleme die geringsten sind und wir in einer sehr, sehr schwierigen Situation nicht vor den Problemen
    Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 148. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 2. Dezember 1964 7297
    Bundesminister Schmücker
    gestanden haben, wie andere; ich meine die Suez-Krise.
    Meine Damen und Herren, natürlich ist es notwendig, langfristig vorzugehen. Gerade das habe ich mich bemüht deutlich zu machen, nicht nur in meiner Antwort, sondern auch in den Maßnahmen, die ich gleich noch einmal aufzählen werde.
    Herr Kurlbaum, Sie haben dann den Ausdruck „geistige Investitionen" gebraucht. Es tut mir leid, daß ich sie vorhin schon einem anderen Kollegen zurückgegeben habe. Ich bin der Meinung, man muß hier geistig etwas investieren. Tun Sie es auch, Herr Kurlbaum! Lesen Sie Seite 7251 ! Da steht nämlich, was Sie von mir gefordert haben. Da steht es im einzelnen. Ich brauche es nicht zu wiederholen.
    Nun haben Sie ein gewisses Mißtrauen gegen die freiwillige Selbstbeschränkung. Das muß man haben; davon bin auch ich überzeugt. Man darf hier nicht, nur weil man es will, daran glauben, daß es so kommt, wie man möchte, sondern man muß jeden Tag mißtrauisch, höllisch aufpassen, ob die Dinge auch funktionieren.
    Sie haben recht, der Kreis, der beim Herrn Bundeskanzler war, war nicht vollständig. Man hätte vielleicht einen größeren Saal nehmen müssen. Es ist jetzt meine Aufgabe, mit denen, die noch nicht da waren, zu sprechen und zu einem Ergebnis zu kommen.
    Herr Kurlbaum, ich will Ihnen aber sagen, weshalb ich für den § 10 in der Hand, im übrigen aber für eine Selbstbeschränkung bin: weil ich eine Behörde verhindern möchte.

    (Zustimmung bei den Regierungsparteien.)

    Sie haben gefragt, ob diese Maßnahme mit dem Kartellgesetz vereinbar sei. Nun, Sie wissen, Vorabreden sind nicht genehmigungspflichtig. Sie kennen auch den § 8 des Kartellgesetzes, wo davon die Rede ist, daß den übergeordneten Gesichtspunkten Rechnung getragen werden muß. Dabei will ich gleich hinzufügen, daß Zwangskartelle natürlich nicht möglich sind.
    Dann, meine Damen und Herren, fing die Sache wieder an, kritisch zu werden. Denn nachdem Sie vorher von dem schwierigen, langwierigen Prozeß gesprochen hatten, wollten Sie nun plötzlich Preisrelationen von mir hören, so etwa wie das bekannte Verhältnis 100 : 85 bei Brot- und Futtergetreide. Meine Damen und Herren, ich hoffe meine bäuerlichen Freunde nicht zu verärgern, wenn ich gestehe, daß auch ich meine: Selbst diese Marktordnungen könnte man freiheitlicher gestalten. Aber ich werde mich bis zum letzten dagegen wehren, daß das Marktordnungsprinzip in die gewerbliche Wirtschaft eindringt. Wir müssen sehen, daß wir hier mit freieren Lösungen zurechtkommen. Wir wissen doch, daß der Preis u. a. eine ganz bestimmte Funktion zu erfüllen hat: daß wir an dem Preis erkennen, was in der Wirtschaft los ist. Jeder, der den Preis verfälscht, kaschiert auch den Wirtschaftsablauf.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Das ist die eigentliche Gefahr. Davor möchte ich im Interesse der Kohle warnen. Sie muß jeden Augenblick wissen, wie es um sie steht und welche Aussichten sie hat.
    Aber im übrigen ist es doch so — ob kurzfristig oder langfristig —: Alle Gutachten, die ich gelesen habe, kommen gemeinsam zu der Feststellung, daß wir Schwierigkeiten im wesentlichen eigentlich nur in einer Übergangsphase von fünf bis sechs Jahren haben. Es gibt sogar Berechnungen, die sagen: Nach sieben Jahren werden die Amerikaner mehr Erdöl importieren als heute Europa. Schon daraus soll hervorgehen, daß die Sorge um das Kohleproblem eine vorübergehende Sorge ist. Ich glaube, man sollte das mit in Rechnung stellen. Ich selber habe das Zutrauen, daß die Kohle wieder voll wettbewerbsfähig wird.
    Dazu aber, meine Damen und Herren, bedarf es gemeinsamer Anstrengungen aller Beteiligten. Ich möchte hier sagen — was eigentlich in Erwiderung auf Ihre Ausführungen gesagt werden muß -: Die Kohle ist noch nicht verloren. Herr Kurlbaum, Sie können nicht einmal zuversichtlich tun und dann, wenn Sie kritisieren, so tun, als wenn schon alles verloren wäre. Nein, man muß doch während seiner ganzen Darstellung den roten Faden — oder nehmen Sie eine andere Farbe; ich meine jedenfalls, den richtigen Faden — in der Hand behalten.
    Meine Damen und Herren, ich habe vorhin schon erwähnt: jedes Ding hat zwei Seiten, manches sogar drei Seiten. Wenn nun das Öl verknappt werden soll, damit die Kohle bestehen kann, dann heißt das doch, daß das Öl für diejenigen knapper wird, die Öl haben wollen, und da kann ich nicht gleichzeitig darüber schimpfen, daß es knapper wird. Meine Damen und Herren, ich muß doch jeweils die Konsequenzen aus einer Maßnahme ziehen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Darauf kommt es mir an, und ich glaube, daß unsere gesamte politische Debatte — darum habe ich die Eingangsbemerkungen gemacht — darunter leidet. Die Quadratur des Zirkels ist auch hier nicht zu erreichen. Wenn man verknappen will, dann muß man auch die Konsequenzen ziehen. Bei jeder Maßnahme muß man wissen, daß sie Auswirkungen hat, und wenn die Auswirkungen kommen, muß man bereit sein, sie ganz bewußt in Kauf zu nehmen.
    Nun komme mir niemand und sage: Das kannst du dadurch ändern, daß du in den Haushalt hineingehst. — Meine Damen und Herren, der Preis wird immer bezahlt und wird immer vom Bürger dieser Republik bezahlt, ob über die Theke oder über das Finanzamt. Ich warne davor, wieder Illusionen aufkommen zu lassen, als könne man von irgendwoher sein Geld holen und etwas verbilligen. Nein, es wird immer der Preis bezahlt.

    (Beifall bei den Regierungsparteien. — Abg. Wehner: Auch heute nachmittag?)

    — Natürlich wird er auch heute nachmittag bezahlt,
    und ich stehe dazu, Herr Kollege Wehner, daß er
    bezahlt wird, genauso, wie ich dazu stehe, daß wir
    7298 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 148. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 2. Dezember 1964
    Bundesminister Schmücker
    als deutsches Volk Milliarden aufbringen, um unsere Kohle zu sichern.

    (Beifall bei den Regierungspartein.)

    Herr Kurlbaum hat auf etwas hingewiesen, was auch mich — ich gebe es zu — seit Monaten bedrückt. Wir haben schon früher einmal darüber gesprochen. Ich meine die geballte Macht der hier am Geschehen beteiligten Unternehmen.

    (Sehr richtig! bei der SPD.)

    Wir müssen doch, Herr Kurlbaum, einmal überlegen: Handelt es sich hier um eine Konzentration, die aus technischen Gründen notwendig ist, oder handelt ,es sich um eine marktwidrige Konzentration? Ich glaube, bei der Internationalität dieses Geschäftes wir man um eine gewisse Konzentration nicht herumkommen. Es war das Bemühen dieses Hohen Hauses, durch das Umstellungsgesetz bei Ablösung der Präferenzen dafür zu sorgen, daß wir Deutschen — und das heißt immer: deutsche Firmen — mit ins Spiel kommen. Ich freue mich darüber, daß das trotz der hohen Summen —es hat sich damals um eine Milliarde gehandelt — hier so sachlich abgehandelt und verabschiedet worden ist. Es ist unser Bemühen, mit unter die Big Five — die dann die Großen Sechs oder Sieben werden mögen — zu kommen. Aber eins läßt sich doch nicht bestreiten, Herr Kurlbaum: Diese Großen Fünf — oder Sechs oder Sieben, wenn Sie den deutschen Markt nehmen— sind ja keine Einheit, diese Großen Fünf bilden ja keine große Koalition, sondern sie sind einzelne Unternehmer, die sich am Markt streiten.

    (Abg. Kurlbaum: Wie lange, wissen Sie nicht, Herr Minister!)

    Natürlich nicht! Ich bin ebensowenig ein Prophet wie Sie; aber ich sage, daß ich keiner bin.

    (Heiterkeit und Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Herr Kurlbaum, ich möchte darauf hinweisen, daß aus der Entwicklung der Heizölpreise hervorgeht, wie diese sich untereinander bekriegen,

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU)

    und weil sie sich untereinander bekriegen, muß die Kohle als Nichtbeteiligter darunter leiden. Das ist doch der Tatbestand. Es ist nicht etwa die Zusammenballung als solche, sondern es ist der ruinöse Wettbewerb unter diesen, die Sie insgesamt als Macht annehmen, und darunter muß ein anderer leiden. Das ist das, was ich gern verhindern möchte. Wir müssen nur die Form finden, um hier zu einem guten Ergebnis zu gelangen.
    Ich danke also Herrn Kurlbaum für diesen Hinweis. Welche Rolle die internationalen Gesellschaften in Europa spielen, das wird spätestens in ein bis zwei Jahren eines der bewegenden Themen in unserer Bevölkerung sein. Davon 'bin ich fest überzeugt.

    (Zuruf von der SPD.)

    — So wird es sein, jawohl. Aber, Herr Wehner, wir müssen doch sehen, daß wir um Gottes willen bei dieser Debatte nicht den Fehler von 1929 und 1930 machen und uns auf die nationalen Grenzen zurückziehen. Wir müssen nach vorn. Wir sehen jetzt an den Maßnahmen verschiedener Länder, wie man sich zurückzieht, daß man sich abkapselt. Mit der nationalen Abkapselung fängt auch im wirtschaftlichen Bereich das Unglück an.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Wir müssen nach vorn, wir müssen vorstoßen.
    Darum bin ich dem Deutschen Bundestag so dankbar, daß er dieses Gesetz verabschiedet hat, durch das die deutschen Unternehmen ins Spiel gebracht werden. Darum werden Sie von mir auch niemals hören, daß ich über die „Zebras" schimpfe, also diejenigen, die in Kohle- und Ölunternehmen sitzen. Das ist die natürliche Fortentwicklung, daß die Kohlenunternehmen sich dort betätigen, und aus dieser Fortentwicklung sollen sie schließlich ihre Aufgaben als Unternehmer und auch ihre sozialen Aufgaben erfüllen.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU.)

    Vor einem aber warne ich, meine Damen und Herren: zu glauben, daß man diese Entwicklung besser gestalten könne, indem man vor ein Haus ein Schild stellt: „Energiebehörde", und in dieses Haus Menschen hineinsteckt. Meine Damen und Herren, das ist noch niemals der bessere Weg gewesen. In einer Notlage ein unvermeidbarer Weg; und ich stehe nicht an, zu erklären, daß wenn die Not so groß sein sollte, ich nicht zögern würde, von dieser Ultima ratio Gebrauch zu machen.
    Ich möchte nun zu dem Antrag der SPD Stellung nehmen und dann gleich noch einmal die Frage der Ölgesellschaften aufgreifen. Der Antrag der SPD macht — ich hoffe, Sie nehmen mir nicht übel, was ich jetzt sage — nach meiner Meinung einer sozialistischen Partei alle Ehre; denn was darinsteht, ist eine sozialistische Vorstellung. Das ist Ihr gutes Recht, meine Herren. Aber Sie sollten es nach meiner Meinung auch sagen. Lesen Sie es selbst:
    ... einen Bericht über die Ziele, die die Bundesregierung hinsichtlich der Beteiligung der verschiedenen Träger der Energiewirtschaft an der Energieversorgung der Bundesrepublik und der Preisrelationen auf dem deutschen Energiemarkt verfolgt.
    Ich kann nur fragen: Wie stellen Sie sich das vor? Das müssen Sie hier einmal dartun. Ich halte ein solches Verfahren nicht für möglich, oder, wenn es dennoch gemacht wird, für gefährlich .Sie werden weder das Optimum der sicheren und billigen Versorgung erreichen, noch werden Sie soziale Ruhe schaffen; und letzten Endes können Sie die ganze Zeche nur bezahlen — wie es immer gemacht wird — aus dem großen, als anonym angesehenen Steuersäckel, was aber im Einzelfall der Aufbringung eine verdammt individuelle und harte Sache ist und keine anonyme. Sie fordern weiter:
    Vorschläge für Maßnahmen, die verhindern, daß die Bundesrepublik beim Zugang zu ausländischen Öl- und Gasquellen und bei der Einfuhr, Herstellung und Verteilung flüssiger und gasförmiger Brennstoffe noch weiter in die Ab-
    Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 148. Sitzung. Bonn, Mittwoch, den 2. Dezember 1964 7299
    Bundesminister Schmücker
    hängigkeit von den großen Mineralölkonzernen gerät.
    Ich habe vorhin schon ausdrücklich betont, ,daß ich Herrn Kurlbaum dankbar dafür bin, daß er dieses Thema hier angeschnitten hat. Wir sind noch nicht einer Meinung, vielleicht werden wir es auch nicht; aber das Thema ist wichtig.
    In der Besprechung mit dem Herrn Bundeskanzler hat es eigentlich ziemlich rasch eine Einigung gegeben. Was ich nicht sofort begriff — sehen Sie es mir bitte nach —, war, weshalb man von allen Seiten über den § 10 hinausgehen wollte und, nun: nicht gleich eine Behörde, aber doch schon ein bißchen mehr als den § 10 haben wollte. Ich habe das erst nicht begriffen, und letztens begreife ich es heute auch wieder nicht. Denn, meine Damen und Herren, darüber sollen sich auch die Anhänger der sozialen Marktwirtschaft klar sein: Wenn ein Staat eine Behörde einrichtet, ihnen das unternehmerische, das Absatzrisiko und was weiß ich, jedes wirtschaftliche Risiko durch die Quoteneinteilung und die Festsetzung der Preisrelationen abnimmt, dann ist auch kein moralisches Recht mehr zum Gewinn gegeben.

    (Sehr richtig! und Beifall bei der CDU/CSU.)

    Ich muß das in aller Deutlichkeit sagen, so wie ich vorhin erklärt habe: Wenn man die Marktwirtschaft will, muß man auch den Arbeitnehmern sagen, daß es Unangenehmes und Hartes gibt, was man gemeinsam durchstehen muß. Kein Unternehmer in Deutschland darf sich einbilden, daß ihm Idas Risiko vom Staat abgenommen wird und daß er dennoch verdienen kann. Das muß hier einmal festgestellt werden.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)