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ID0413722200

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag 137. Sitzung Bonn, den 15. Oktober 1964 Inhalt: Glückwünsche zum 70. Geburtstag des Herrn Bundespräsidenten 6761 A Erweiterung der Tagesordnung 6761 A Wahl des Abg. Dr. Achenbach zum Mitglied des Europäischen Parlamentes . . . . 6763 A Wahl des Abg. Dr. Hellige zum ordentlichen Mitglied der Beratenden Versammlung des Europarates und der Versammlung der Westeuropäischen Union 6763 A Wahl des Abg. von Mühlen zum Stellvertretenden Mitglied der Beratenden Versammlung des Europarates und der Versammlung der Westeuropäischen Union 6763 A Fragestunde (Drucksachen IV/2586, IV/2599) Fragen des Abg. Wächter: Viehschädigungen durch Düsenjägerlärm — Äußerungen des Generals Panitzki betr. einen zweiten „Grünen Plan" von Hassel, Bundesminister . . . 6764 B Wächter (FDP) . . . . . . . . 6765 A Frage des Abg. Kaffka: Äußerung des Generals Panitzki betr. Opferbereitschaft des deutschen Volkes von Hassel, Bundesminister . . 6765 B, C, D, 6766 B Kaffka (SPD) 6765 C Cramer (SPD) 6765 C, D Gerlach (SPD) . . . . . . . 6765 D Frau Dr. Flitz (FDP) 6766 A Wächter (FDP) . . . . . . . 6766 B Frage des Abg. Dr. Müller-Emmert: Umgehungsstraße der B 270 . . . . 6766 C Frage des Abg. Schwabe: Mittel für den Straßenbau 1964 . . . 6766 D Frage des Abg. Schwabe: Kapazität des deutschen Straßenbaugewerbes 6766 D, 6767 A Frage des Abg. Schwabe: Sofort-Maßnahmen zur Behebung des Straßenbaunotstandes . . 6766 D, 6767 A Frage des Abg. Bading: Bundesstraße 253 . . . . . . . . 6767 A II Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 137. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Oktober 1964 Frage des Abg. Flämig: Verkehrsverhältnisse an der Einmündung der Bundesstraße 43 in die Bundesstraße 8 6767 B Frage des Abg. Flämig: Straßenbrücke über den Main mit Anschluß an die Bundesbahnstraßen bei Hanau 6767 C Frage des Abg. Flämig: Ausbau der Bundesstraße 40 im Land- kreis Gelnhausen 6767 D Frage des Abg. Peiter: Teilstück der Lahntalstraße DiezLaurenburg 6767 D Frage des Abg. Josten: Straßentunnel der B 267 bei Altenahr Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister 6768 A, B Josten (CDU/CSU) 6768 B Frage des Abg. Dr. Luda: Entgiftung der Auspuffgase Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister 6768 C, D, 6769 A Dr. Luda (CDU/CSU) 6768 D Büttner (SPD) . . . . . 6768 D, 6769 A Frage des Abg. Dr. Kohut: Umgehungsstraße im Zuge des MainNeckar-Schnellweges Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 6769 B Dr. Kohut (FDP) 6769 B Frage des Abg. Dr. Kohut: Ost-Tangente von der B 8 über den Main bei Groß- und Klein-Auheim Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister 6769 C, D Dr. Kohut (FDP) 6769 C Frage des Abg. Dr. Imle: Ausbau der B 76 von Flensburg nach Schleswig Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 6769 D, 6770 A Dr. Imle (FDP) 6770 A Frage des Abg. Moersch: Bauzaun an der Saale-Brücke Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 6770 B Frage des Abg. Dr. Schmidt (Wuppertal) : Auswirkungen des Personenkraftverkehrs auf die öffentlichen Verkehrsmittel Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 6770 C, 6771 A, B, C Dr. Müller-Hermann (CDU/CSU) . . 6770 D Geiger (SPD) . . . . . . . 6771 B, C Frage des Abg. Kaffka: Bundesstraße 10 Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister 6771 C, D, 6772 A Kaffka (SPD) . . . . . 6771 D, 6772 A Frage des Abg. Lemper: Schienenbusse im Kreis Bergheim Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister 6772 A, C Lemper (SPD) . . . . . . . . . 6772 B Frage des Abg. Lemper: Personenbeförderung im Kreis Bergheim Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 6772 C Frage des Abg. Lemper: Bundesbahnbusse im Kreis Bergheim Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister 6772 D, 6333 B, C, D Lemper (SPD) 6773 A Dr. Kohut (FDP) 6773 A Ritzel (SPD) 6773 B, C Frage des Abg. Hilbert: Wohnungsmieten in bundesbahneigenen Gebäuden Dr.-Ing. Seebohm,' Bundesminister 6773 D Hilbert (CDU/CSU) 6774 B Geiger (SPD) 6774 B Dröscher (SPD) 6774 C Frage des Abg. Hilbert: Tragbare Wohnungsmieten in bundesbahneigenen Wohnungen Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister 6774 D Geiger (SPD) 6774 D Frage des Abg. Anders: Finanziell geförderte Wohnungen — Mieterhöhungen Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 6775 A Anders (SPD) . . . . . . . . . 6775 A Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 137. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Oktober 1964 III Fragen des Abg. Eisenmann: Bauzustand der Ufer des Nord-OstseeKanals Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 6775 C Frage des Abg. Müller (Erbendorf) : Ausbau der Bundesstraße 15 Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 6776 A Müller (Erbendorf) (SPD) . . . . 6776 B Frage des Abg. Folger: Schülermonatskarten für Praktikanten Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister 6776 C Folger (SPD) 6776 C Frage des Abg. Schmitt-Vockenhausen: Schleuse Kostheim am Main Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 6776 D Schmitt-Vockenhausen (SPD) . . . 6777 A Frage des Abg. Dröscher: Handhabung des Grundstücksverkehrsgesetzes Schwarz, Bundesminister . . . 6777 A Dröscher (SPD) 6777 C Frage des Abg. Dröscher: Unterstützung der Forstwirtschaft Schwarz, Bundesminister . . . . 6777 D Dräscher (SPD) . . . . . . . . 6778 B Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Rechnungsjahr 1965 (Haushaltsgesetz 1965) (Drucksache IV/2500) — Erste Beratung —; in Verbindung mit Entgegennahme einer Erklärung des Bundeskanzlers Dr. Dr. h. c. Erhard, Bundeskanzler . 6778 C Dr. Barzel (CDU/CSU) 6788 C Erler (SPD) . . . . . . . . 6794 C Zoglmann (FDP) 6810 A Dr. h. c. Strauß (CDU/CSU) . . . 6816 A Frau Strobel (SPD) 6831 A Scheel, Bundesminister . . . . 6835 D Dr. Dahlgrün, Bundesminister . . 6836 B Dr. Carstens, Staatssekretär . . 6840 A Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister . . . . . . 6843 A Leber (SPD) 6844 B Katzer (CDU/CSU) . . . . . . 6849 D Schmitt-Vockenhausen (SPD) . . 6851 D Riedel (Frankfurt) (CDU/CSU) . . 6855 C Mündlicher Bericht des Vermittlungsausschusses zu dem Gesetz zur Durchführung der Verordnung Nr. 13/64/EWG (Milch- und Milcherzeugnisse) des Rats der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (Durchführungsgesetz EWG Milch und Milcherzeugnisse) (Drucksachen IV/2260, IV/2387, IV/2457, IV/2603) und Mündlicher Bericht des Vermittlungsausschusses zu dem Gesetz zur Durchführung der Verordnung Nr. 14/64/EWG (Rindfleisch) des Rats der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (Durchführungsgesetz EWG Rindfleisch) (Drucksachen IV/2254, IV/2366, IV/2458, IV/2604) Brand (CDU/CSU) . . . . . . 6809 B Nächste Sitzung 6856 D Anlage 6857 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 137. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Oktober 1964 6761 137. Sitzung Bonn, den 15. Oktober 1964 Stenographischer Bericht Beginn: 9.01 Uhr
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    Anlage zum Stenographischen Bericht Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordneter) beurlaubt bis einschließlich a) Beurlaubungen Dr. Aigner* 16. 10. Frau Albertz 16. 10. Dr. Aschoff 16. 10. Dr.-Ing. Balke 16. 10. Frau Berger-Heise 16. 10. Frau Brauksiepe 16. 10. Dr. von Brentano 15. 11. Dopatka 17. 10. Ehren 14. 11. Faller* 16. 10. Flämig 16. 10. Dr. Dr. h. c. Friedensburg* 16. 10. Dr. Furler* 16. 10. Gehring 23. 10. Gräfin vom Hagen 31. 10. Hahn (Bielefeld)* 16. 10. Dr. Hahn (Heidelberg) 16. 10. Hammersen 16. 10. Heiland 18. 10. Dr. Dr. Heinemann 16. 10. Heix 23. 10. Hellenbrock 16. 10. Frau Dr. Heuser 20. 10. Holkenbrink 15. 10. Illerhaus* 16. 10. Jacobi (Köln) 16. 10. Kahn-Ackermann 20. 11. Kalbitzer 16. 10. Klinker* 16. 10. Könen (Düsseldorf) 16. 10. Koenen (Lippstadt) 16. 10. Kraus 31. 10. Kubitza 31. 10. Freiherr von Kühlmann-Stumm 4. 11. Lenz (Bremerhaven) 15. 10. Abgeordneter) beurlaubt bis einschließlich Lenz (Brühl)* 16. 10. Liehr 31. 10. Dr. Löhr* 16. 10. Lücke (Bensberg) 16. 10. Lücker (München)* 16. 10. Frau Meermann 16. 10. Memmel 31. 10. Dr. von Merkatz 16. 10. Michels 15. 10. Mick 16. 10. Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller 18. 11. Murr 16. 10. Peters (Norden) 31. 10. Peters (Poppenbüll) 16. 10. Dr.-Ing. Philipp * 16. 10. Pöhler 16. 10. Rademacher 16. 10. Rauhaus 23. 10. Reichhardt 31. 10. Rollmann 31. 10. Ruf 16. 10. Seidel (Fürth) 24. 10. Seidl (München) 16. 10. Dr. Serres 16. 10. Spies 16. 10. Spitzmüller 15. 10. Stein 16. 10. Wehking 15. 10. Weinkamm ** 16. 10. Dr. Willeke 23. 10. Dr. Zimmer 16. 10. Frau Zimmermann (Brackwede) 15. 10. b) Urlaubsanträge Börner 23. 10. *) Für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Franz Josef Strauß


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Man soll das Kind nicht mit dem Bade ausschütten,

    (Lachen bei der SPD)

    und man soll größere und kleinere Anlässe voneinander zu trennen verstehen. In diesem Fall handelt es sich um eine generelle Aussprache über unsere Regierungspolitik, und hier läßt sich sehr wohl der Wunsch der Regierungsparteien verstehen, unbeschadet Ihrer Stellung, zu der Sie mit großer Mehrheit gewählt worden sind — niemand bestreitet das, Herr Kollege Erler —, auch mit dem Mann politisch
    zu diskutieren in dem Forum der deutschen Politik, im Deutschen Bundestag, der von Ihnen als der zukünftige Gestalter der Richtlinien der deutschen Politik ausgewählt ist.
    Es gab heute eine Einlage. Ich könnte sie ironisch die Schwedenpunscheinlage nennen. Ich möchte sie aber trotzdem als etwas Ernsteres bezeichnen. Wir wissen, daß von Ihrer Seite — nicht nur wegen dieser Kolumne, sondern überhaupt — der Blick nach dem Norden gewissermaßen als Teil Ihres Wahlprogramms schon seit geraumer Zeit geübt wird. Kollege Zoglmann hat dazu einige absolut richtige und treffende Bemerkungen gemacht. Man kann einfach nicht zwei Länder in völlig verschiedener geographischer, geschichtlicher und politischer Situation mit völlig verschiedenen Lebensformen und zum Teil auch Systemen — ich meine nicht im Grundsatz der Demokratie, aber in der Ausgestaltung derselben — ohne weiteres miteinander vergleichen. Jeder solche Vergleich muß entweder einseitig sein wegen seiner Verallgemeinerung, oder er müßte einmal bis in das letzte Detail analysiert werden. Wenn wir in Deutschland seit dem Jahre 1815, seit den napoleonischen Kriegen, keine militärische Auseinandersetzung mehr gehabt hätten — an der weder Ihre Partei noch die CDU/CSU schuld war —, dann brauchten wir uns heute über den Vergleich mit irgendeinem anderen Land überhaupt nicht zu unterhalten. Daran gibt es nicht den geringsten Zweifel.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Ich möchte sehr deutlich sagen — Kollege Erler, das war ein echter Lapsus linguae —, daß wir nicht daran denken, den Wahlkampf gegen Schweden zu führen. Wir führen den Wahlkampf mit der deutschen Politik und weder gegen noch für ein anderes Land, weder für noch gegen Frankreich. Wir führen ihn am allerwenigsten mit konfessionellen Fragen, etwa weil Schweden evangelisch und Frankreich katholisch ist. Das wäre ja ein Rückfall in die Zeit der Glaubenskriege

    (Beifall bei der CDU/CSU)

    und wäre ein sprechender Beweis gegen Toleranz und Aufgeschlossenheit in religiösen Fragen, die auch Sie seit geraumer Zeit sehr demonstrativ und glaubhaft nach außen — ich sage nicht: zur Schau tragen — zu verwirklichen suchen.

    (Abg. Dr. Schäfer: Haben Sie die Erkenntnis auch?)

    — Ach, Herr Dr. Schäfer, müssen Sie unbedingt solche Zwischenrufe machen?
    Ich glaube nicht, daß ein ausländischer Staatsmann oder ein Fraktionsführer dort die Bundesrepublik Deutschland als Muster schlechthin wählen würde, selbst wenn die Verhältnisse in seinem Land nicht mit den unseren verglichen werden könnten, weil die unseren dann besser wären.
    Da kam dieses gefährliche Wort von der „gerechten Hein statt freier Menschen". Ich sage ausdrücklich, es ist fast unmöglich, wegen der geschichtlichen, geographischen und gesellschaftlichen Verschiedenheit hier überhaupt solche Vergleiche zu wählen und



    Dr. h. c. Strauß
    sie dann auf allgemeinen Nennern zu begründen: „Gerechte Heimstatt freier Menschen" ! Bei allem Respekt vor der Leistung des schwedischen Volkes, vor der Unabhängigkeit seiner Politik, vor dem dort herrschenden demokratischen, wirtschaftlichen und sozialen System glaube ich doch sagen zu dürfen, daß die Form der sozialistischen Demokratie — wie ich ausdrücklich sage: der sozialistischen Demokratie — in Schweden auch ihre Gefahren für die Unabhängigkeit des Menschen als Individuum und als Staatsbürger in sich birgt.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Wir haben uns mit den bisherigen Mehrheiten im Bundestag gegen einen totalen Versorgungsstaat entschieden, und zwar nicht, weil wir den Schweden etwa eine weniger gut funktionierende Demokratie vorwerfen dürften, sondern weil wir glauben, daß das Individuum, der Mensch mit seinen Rechten und seinen Freiheiten, in unserer Form der Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik bessergestellt ist als in der nordischen Demokratie. Es ist unser gutes Recht, das festzustellen, aber ohne daß damit irgendein polemischer Begleitton oder Unterton verbunden sein soll.
    Im übrigen glaube ich nicht, Herr Kollege Erler, daß Sie auf einem Gebiet, auf dem hier schon viele Debatten von einer Garnitur von Rednern bestritten worden sind, zu denen wir nicht gehören, nämlich von den Sozialpolitikern, es wagen würden, dem Deutschen Bundestag und der deutschen Öffentlichkeit die in Schweden bestehenden Regelungen zur
    Übernahme zu empfehlen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Bei uns herrscht, wie Sie wissen, seit geraumer Zeit der volle Anspruch auf die Zahlung des Nettolohns im Krankheitsfalle während einer Zeit von sechs Wochen. Bei uns gibt es keine Karenztage mehr. In Schweden gibt es nach wie vor, auch nach der Novelle von 1962, noch drei Karenztage. Sie haben die Abschaffung der Karenztage als einen sozialen Fortschritt bezeichnet. — „Gerechte Heimstatt freier Menschen!" — Das ist eben dort vielleicht gemäß der schwedischen Entwicklung angemessen. Das will ich gar nicht bestreiten. Aber darum sind eben Vergleiche so schwer möglich.
    In Schweden werden 60 % bis 70 % des Lohnes als Krankengeld gewährt. Bei uns werden 100 % als Krankengeld gewährt. In Schweden gibt es bei der ärztlichen Behandlung eine Selbstkostenbeteiligung von 25 %.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Das ist doch genau die Frage, um die wir in all den Jahren, ich darf sagen, nahezu beinahe für jeden Bundestag regelmäßig wiederkehrend, gefochten haben. In Schweden gibt es eine Selbstkostenbeteiligung von 50 % bei Arzneien, Heilmitteln, soweit sie über 3 Kronen kosten. In Schweden kann jemand die Arbeit nur verweigern, wenn er mindestens zu 50 % arbeitsunfähig ist. Nach der alten Regelung mußte der Arzt ihm sogar das Arbeiten verbieten, oder er mußte echt arbeitsunfähig sein. Das ist eine Regelung in Schweden!
    In Schweden gibt es vielleicht Ausgleiche dafür. Ich möchte jetzt nicht als rascher Autodidakt, der ich in diesem Falle bin, in eine Darstellung der schwedischen Verhältnisse eintreten.

    (Abg. Wehner: Das merkt man aber auch! Das steht Ihnen so gut an, diese Tribüne für einen solchen Unfug zu benutzen! — Lebhafte Rufe von der Mitte: Oh!)

    — Herr Kollege Wehner, ich will das Wort „Unfug" hier gar nicht zur Diskussion stellen. Wenn aber heute ein Unfug geschehen ist, dann ist er nicht von uns begonnen worden. Wir versuchen nur, in den Dingen wieder Klarheit herzustellen.

    (Lebhafter Beifall bei der CDU/CSU.)



Rede von Fritz Erler
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Eine Zwischenfrage! Herr Kollege Strauß, ist Ihnen bei der letzten Bemerkung entgangen, daß es Herr Barzel war, der Schweden hier in die Debatte eingeführt hat?

(Widerspruch bei der CDU/CSU.)


  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Franz Josef Strauß


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CSU)

    Herr Kollege Erler, ein Vergleich mit bestimmten ausländischen Zuständen kann durchaus, auch ohne daß man deshalb — —

    (Zuruf von der SPD: Ach so!)

    — Wir sprechen doch oft über Amerika, Kanada, England, Frankreich, Italien und andere. Aber was diese Debatte entfesselt hat, war Ihre Feststellung, Schweden sei eine gerechte Heimstatt freier Menschen, und Ihre ausdrückliche Feststellung, Sie könnten das heute noch nicht für die Bundesrepublik feststellen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Ich weiß auch nicht, ob sich unser Volk heute, wenn es speziell über diese Frage entscheiden könnte, nach gewissenhafter Aufklärug zur schwedischen Form der Volkspension bekennen würde. Aber diese Fragen kann man jetzt im einzelnen nicht erwähnen.
    Sie haben davon gesprochen, daß in der Bundesrepublik noch eine ganze Reihe von Dingen unvollständig sei. Da haben Sie absolut recht. Aber ich glaube, selbst wenn S i e vier, acht, zwölf oder sechszehn Jahre an der Regierung wären, würde jede Opposition feststellen können, daß noch eine ganze Reihe von Dingen — hoffentlich keine größere als jetzt — zu vollenden wäre.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Angesichts des raschen technisch-industriellen Fortschritts, angesichts der dadurch bedingten soziologischen Veränderungen, angesichts der politischen Verschiebungen gibt es in der Geschichte der Menschheit, die sich in einem immer rascheren Tempo vollzieht — das ist ja eine der beängstigenden Erscheinungen, mit denen die Politik heute kaum fertig zu werden vermag —, eine Fülle von Problemen, bei denen man Ziele anstrebt, nach deren Erreichen man feststellt, daß schon wieder neue Ziele gestellt sind. Ich glaube, daß das nicht nur auf die Bundesrepublik zutrifft, sondern auf



    Dr. h. c. Strauß
    sämtliche Länder der Welt und auf manche in wesentlich höherem Maße als auf uns.
    Was wir vermeiden wollen — das sollte auch in diesem Hause unterbleiben —, das ist, durch eine Art von Qualifizierungen die Bundesrepublik in das Licht zu rücken, in das sie nicht gerückt werden darf; denn die Bundesrepublik ist ein wirtschaftlich blühender, sozial stabilisierter und auch heute noch in starker Aufwärtsentwicklung befindlicher Rechtsstaat, der sich sehr wohl mit jedem Land vergleichen kann, das im Kriege gewesen ist — vielleicht mit Ausnahme der Vereinigten Staaten von Amerika —, aber auch mit vielen Ländern, die nicht von der Furie des Krieges heimgesucht worden sind. Was der Krieg an menschlicher und materieller Zerstörung bedeutet hat, das braucht in diesem Hause nicht mehr im einzelnen gesagt zu werden.
    Weil Sie noch ein paar innenpolitische Themen angeschnitten haben, Herr Kollege Erler, ist es einfach meine Pflicht, darauf zu antworten.
    Sie haben vom Mißbrauch von Sendezeiten durch den Bundeskanzler gesprochen. Zunächst muß ich leider feststellen, daß Sie und Ihre Partei, was Ihr gutes Recht ist und was wir manchmal nicht ohne etwas Beklemmung feststellen, ohnehin Vorzugskunden bei den meisten Rundfunk- und Fernsehstationen sind.

    (Beifall bei den Regierungsparteien.)

    Das liegt nicht so sehr an der arithmetischen UnBleichheit der Sendezeiten, die uns zuteil werden, als vielmehr an der Besetzung gewisser Redaktionsstellen. Aber ich darf daran erinnern, daß mit gutem Recht — wir haben uns darüber nie empört — der Regierende Bürgermeister von Berlin wöchentlich
    wöchentlich! — im Fernsehen seine Politik in Berlin vertritt. Mir ist von unseren Berliner Freunden gesagt worden, daß es ihnen kaum jemals möglich ist, auch nur annähernd zu einem Bruchteil des Umfanges zu Worte zu kommen, der dem Regierenden Bürgermeister im Fernsehen in Berlin gewährt wird.

    (Beifall in der Mitte. — Zurufe von der Mitte.)

    Schließlich haben Sie noch etwas angeführt; ich gehe dem in keiner Weise aus dem Wege, Herr Kollege Erler. Ich hätte das sonst heute sicherlich nicht gebracht. Aber Sie haben davon gesprochen — und damit will ich an sich meine eigentlichen polemischen Bemerkungen weitestgehend abschließen —, daß vor zwei Jahren ein Prozeß eingeleitet worden sei — Herr Barzel hätte es sonst an meiner Stelle gesagt, wenn wir in umgekehrter Reihenfolge gesprochen hätten —, bei dem heute immer noch keine Entscheidung getroffen sei.
    Ich habe keine Ahnung von dem Stand der Dinge; aber ich darf sehr wohl darauf aufmerksam machen, daß damals die Justiz durch ein beinahe terrorartiges Trommelfeuer auch von Ihrer Seite zu einem höchst langsamen und vorsichtigen Vorgehen veranlaßt worden ist. Heute wirft man der Justiz vor, daß sie zu langsam gearbeitet habe, und das scheint mir nicht ganz angemessen zu sein.
    Sie haben zweitens erwähnt, daß damals die I Minister stückweise die Wahrheit gesagt, das Parlament nicht wahrheitsgemäß informiert hätten usw. Ich kann Ihnen dazu sehr wohl — und ich werde es auch zu geeigneter Zeit tun — Rede und Antwort stehen; aber erlauben Sie mir das Sprichwort: Im Hause des Gehenkten soll man vom Strick am allerwenigsten reden! Was wir im Laufe der letzten Tage an Informationspolitik durch den Westberliner Senat erlebt haben mit stückweiser Preisgabe der Wahrheit, mit halben Eingeständnissen und Dreiviertel-Dementis, ist auch ein Stück Informationspolitik gegenüber Parlament und Öffentlichkeit, das

    (Abg. Wienand: Das ist ja perfide, was Sie da sagen!)

    — Lieber Herr Wienand, ich zitiere nicht den „Tagesspiegel" vom letzten Sonntag,

    (Abg. Wienand: Wir reden von Ihnen und nicht von Berlin!)

    ich zitiere nicht den „Tagesspiegel" vom letzten Sonntag, in dem auf adn-Meldungen Bezug genommen wird, weil ich genauso wie Kollege Erler der Meinung bin, daß man diese Ostberliner und kommunistischen Indiskretionen mit meistens falschen und gelegentlich in Details richtigen Enthüllungen nicht zum Gegenstand von Auseinandersetzungen machen soll.

    (Zuruf des Abg. Dr. Kohut.)

    — Ich rede auch gern zu Ihnen, lieber Kollege Kohut. Ich zitiere nur den „Tagesspiegel" vom letzten Dienstag. Da wird ja auf diese Sache Bezug genommen. Dort heißt es:
    Der Regierende Bürgermeister Brandt hat gestern vor Berliner Journalisten zugegeben, daß der Senat von dem sowjetzonalen Plan, den Besucherstrom auf Grund des Berliner Passierschein-Abkommens an bestimmten Tagen zu steuern, nicht nur Kenntnis hatte. Er bestätigte vielmehr auch, daß der West-Berliner Senatsrat Korber als Gegenleistung für die Einräumung eines zweiten Besuchstages zu Weihnachten in einem Gespräch unter vier Augen dem sowjetzonalen Staatssekretär Wendt erklärt habe, daß der Senat Verständnis für die Vermeidung von Spitzenbelastungen an bestimmten Tagen habe.
    Auf die Frage, warum der Senat diese Tatsache verschwiegen habe, antwortete der Regierende Bürgermeister Brandt, der Senat sei diesem Thema ausgewichen, „um keine schlafenden Hunde zu wecken". Die Erklärung des Senatspresseamtes, daß das sowjetzonale Verhalten gegen Sinn und Buchstaben der Passierschein-Vereinbarung verstoße, sei aus „taktischen Notwendigkeiten" erfolgt.
    Wenn wir also von bruchstückweiser oder wahrheitsgemäßer Information der Öffentlichkeit und des zuständigen Parlaments sprechen, sollten wir jedenfalls mit gleichen Maßstäben messen.

    (Beifall bei der CDU/CSU. — Zurufe von der SPD.)




    Dr. h. c. Strauß
    — Ich sage meine Meinung als Parlamentarier zu diesen Dingen. Das ist mein gutes Recht. Wenn wir das nicht mehr hätten, brauchten wir keine Parlamentsdebatte mehr.

    (Erneuter Beifall bei der CDU/CSU.)

    Ich gehe der persönlichen Anspielung, die Sie heute morgen gebraucht haben — Sie haben es in maßvoller und zurückhaltender Form getan —, trotzdem nicht aus dem Weg. Ich sage Ihnen nur eines: Jeder Staatsbürger hat das Recht, die Beachtung des Gesetzes von allen Behörden zu verlangen. Und jeder Staatsbürger hat auch das Recht, von den ihm gesetzlich zustehenden Rechten Gebrauch zu machen. Und wenn ich der Überzeugung bin, daß ein Verfahren objektiv rechtswidrig ist, dann nutze ich das demokratische Gesetz aus, um meine Überzeugung durchzusetzen.

    (Beifall bei der CDU/CSU. — Abg. Kohut meldet sich zu einer Zwischenfrage.)

    Mehr will ich heute und aus diesem Anlaß nicht sagen.
    Aber sehen Sie einmal Ihren SPD-Pressedienst an! Ich darf Ihnen sagen — und da benutze ich ein Wort des Kollegen Wehner, das er einmal gegen Beamte des Bundespresse- und Informationsamts gebraucht hat —: hier sind ja Fälscher am Werke! Wenn es dort heißt: Der Staatsbürger ist verpflichtet, vor der Staatsanwaltschaft zu erscheinen, ansonsten ihm schwere Strafen drohen, so ist das die Mentalität totalitärer Staaten, nicht aber die Regelung unseres Strafgesetzbuches und unserer Strafprozeßordnung. Sie haben so viele Juristen in Ihren Reihen, daß Sie ganz genau wissen, daß diese meine Feststellung richtig ist.