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ID0413720400

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag 137. Sitzung Bonn, den 15. Oktober 1964 Inhalt: Glückwünsche zum 70. Geburtstag des Herrn Bundespräsidenten 6761 A Erweiterung der Tagesordnung 6761 A Wahl des Abg. Dr. Achenbach zum Mitglied des Europäischen Parlamentes . . . . 6763 A Wahl des Abg. Dr. Hellige zum ordentlichen Mitglied der Beratenden Versammlung des Europarates und der Versammlung der Westeuropäischen Union 6763 A Wahl des Abg. von Mühlen zum Stellvertretenden Mitglied der Beratenden Versammlung des Europarates und der Versammlung der Westeuropäischen Union 6763 A Fragestunde (Drucksachen IV/2586, IV/2599) Fragen des Abg. Wächter: Viehschädigungen durch Düsenjägerlärm — Äußerungen des Generals Panitzki betr. einen zweiten „Grünen Plan" von Hassel, Bundesminister . . . 6764 B Wächter (FDP) . . . . . . . . 6765 A Frage des Abg. Kaffka: Äußerung des Generals Panitzki betr. Opferbereitschaft des deutschen Volkes von Hassel, Bundesminister . . 6765 B, C, D, 6766 B Kaffka (SPD) 6765 C Cramer (SPD) 6765 C, D Gerlach (SPD) . . . . . . . 6765 D Frau Dr. Flitz (FDP) 6766 A Wächter (FDP) . . . . . . . 6766 B Frage des Abg. Dr. Müller-Emmert: Umgehungsstraße der B 270 . . . . 6766 C Frage des Abg. Schwabe: Mittel für den Straßenbau 1964 . . . 6766 D Frage des Abg. Schwabe: Kapazität des deutschen Straßenbaugewerbes 6766 D, 6767 A Frage des Abg. Schwabe: Sofort-Maßnahmen zur Behebung des Straßenbaunotstandes . . 6766 D, 6767 A Frage des Abg. Bading: Bundesstraße 253 . . . . . . . . 6767 A II Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 137. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Oktober 1964 Frage des Abg. Flämig: Verkehrsverhältnisse an der Einmündung der Bundesstraße 43 in die Bundesstraße 8 6767 B Frage des Abg. Flämig: Straßenbrücke über den Main mit Anschluß an die Bundesbahnstraßen bei Hanau 6767 C Frage des Abg. Flämig: Ausbau der Bundesstraße 40 im Land- kreis Gelnhausen 6767 D Frage des Abg. Peiter: Teilstück der Lahntalstraße DiezLaurenburg 6767 D Frage des Abg. Josten: Straßentunnel der B 267 bei Altenahr Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister 6768 A, B Josten (CDU/CSU) 6768 B Frage des Abg. Dr. Luda: Entgiftung der Auspuffgase Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister 6768 C, D, 6769 A Dr. Luda (CDU/CSU) 6768 D Büttner (SPD) . . . . . 6768 D, 6769 A Frage des Abg. Dr. Kohut: Umgehungsstraße im Zuge des MainNeckar-Schnellweges Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 6769 B Dr. Kohut (FDP) 6769 B Frage des Abg. Dr. Kohut: Ost-Tangente von der B 8 über den Main bei Groß- und Klein-Auheim Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister 6769 C, D Dr. Kohut (FDP) 6769 C Frage des Abg. Dr. Imle: Ausbau der B 76 von Flensburg nach Schleswig Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 6769 D, 6770 A Dr. Imle (FDP) 6770 A Frage des Abg. Moersch: Bauzaun an der Saale-Brücke Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 6770 B Frage des Abg. Dr. Schmidt (Wuppertal) : Auswirkungen des Personenkraftverkehrs auf die öffentlichen Verkehrsmittel Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 6770 C, 6771 A, B, C Dr. Müller-Hermann (CDU/CSU) . . 6770 D Geiger (SPD) . . . . . . . 6771 B, C Frage des Abg. Kaffka: Bundesstraße 10 Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister 6771 C, D, 6772 A Kaffka (SPD) . . . . . 6771 D, 6772 A Frage des Abg. Lemper: Schienenbusse im Kreis Bergheim Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister 6772 A, C Lemper (SPD) . . . . . . . . . 6772 B Frage des Abg. Lemper: Personenbeförderung im Kreis Bergheim Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 6772 C Frage des Abg. Lemper: Bundesbahnbusse im Kreis Bergheim Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister 6772 D, 6333 B, C, D Lemper (SPD) 6773 A Dr. Kohut (FDP) 6773 A Ritzel (SPD) 6773 B, C Frage des Abg. Hilbert: Wohnungsmieten in bundesbahneigenen Gebäuden Dr.-Ing. Seebohm,' Bundesminister 6773 D Hilbert (CDU/CSU) 6774 B Geiger (SPD) 6774 B Dröscher (SPD) 6774 C Frage des Abg. Hilbert: Tragbare Wohnungsmieten in bundesbahneigenen Wohnungen Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister 6774 D Geiger (SPD) 6774 D Frage des Abg. Anders: Finanziell geförderte Wohnungen — Mieterhöhungen Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 6775 A Anders (SPD) . . . . . . . . . 6775 A Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 137. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Oktober 1964 III Fragen des Abg. Eisenmann: Bauzustand der Ufer des Nord-OstseeKanals Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 6775 C Frage des Abg. Müller (Erbendorf) : Ausbau der Bundesstraße 15 Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 6776 A Müller (Erbendorf) (SPD) . . . . 6776 B Frage des Abg. Folger: Schülermonatskarten für Praktikanten Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister 6776 C Folger (SPD) 6776 C Frage des Abg. Schmitt-Vockenhausen: Schleuse Kostheim am Main Dr.-Ing. Seebohm, Bundesminister . 6776 D Schmitt-Vockenhausen (SPD) . . . 6777 A Frage des Abg. Dröscher: Handhabung des Grundstücksverkehrsgesetzes Schwarz, Bundesminister . . . 6777 A Dröscher (SPD) 6777 C Frage des Abg. Dröscher: Unterstützung der Forstwirtschaft Schwarz, Bundesminister . . . . 6777 D Dräscher (SPD) . . . . . . . . 6778 B Entwurf eines Gesetzes über die Feststellung des Bundeshaushaltsplans für das Rechnungsjahr 1965 (Haushaltsgesetz 1965) (Drucksache IV/2500) — Erste Beratung —; in Verbindung mit Entgegennahme einer Erklärung des Bundeskanzlers Dr. Dr. h. c. Erhard, Bundeskanzler . 6778 C Dr. Barzel (CDU/CSU) 6788 C Erler (SPD) . . . . . . . . 6794 C Zoglmann (FDP) 6810 A Dr. h. c. Strauß (CDU/CSU) . . . 6816 A Frau Strobel (SPD) 6831 A Scheel, Bundesminister . . . . 6835 D Dr. Dahlgrün, Bundesminister . . 6836 B Dr. Carstens, Staatssekretär . . 6840 A Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister . . . . . . 6843 A Leber (SPD) 6844 B Katzer (CDU/CSU) . . . . . . 6849 D Schmitt-Vockenhausen (SPD) . . 6851 D Riedel (Frankfurt) (CDU/CSU) . . 6855 C Mündlicher Bericht des Vermittlungsausschusses zu dem Gesetz zur Durchführung der Verordnung Nr. 13/64/EWG (Milch- und Milcherzeugnisse) des Rats der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (Durchführungsgesetz EWG Milch und Milcherzeugnisse) (Drucksachen IV/2260, IV/2387, IV/2457, IV/2603) und Mündlicher Bericht des Vermittlungsausschusses zu dem Gesetz zur Durchführung der Verordnung Nr. 14/64/EWG (Rindfleisch) des Rats der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (Durchführungsgesetz EWG Rindfleisch) (Drucksachen IV/2254, IV/2366, IV/2458, IV/2604) Brand (CDU/CSU) . . . . . . 6809 B Nächste Sitzung 6856 D Anlage 6857 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 137. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 15. Oktober 1964 6761 137. Sitzung Bonn, den 15. Oktober 1964 Stenographischer Bericht Beginn: 9.01 Uhr
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    Anlage zum Stenographischen Bericht Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordneter) beurlaubt bis einschließlich a) Beurlaubungen Dr. Aigner* 16. 10. Frau Albertz 16. 10. Dr. Aschoff 16. 10. Dr.-Ing. Balke 16. 10. Frau Berger-Heise 16. 10. Frau Brauksiepe 16. 10. Dr. von Brentano 15. 11. Dopatka 17. 10. Ehren 14. 11. Faller* 16. 10. Flämig 16. 10. Dr. Dr. h. c. Friedensburg* 16. 10. Dr. Furler* 16. 10. Gehring 23. 10. Gräfin vom Hagen 31. 10. Hahn (Bielefeld)* 16. 10. Dr. Hahn (Heidelberg) 16. 10. Hammersen 16. 10. Heiland 18. 10. Dr. Dr. Heinemann 16. 10. Heix 23. 10. Hellenbrock 16. 10. Frau Dr. Heuser 20. 10. Holkenbrink 15. 10. Illerhaus* 16. 10. Jacobi (Köln) 16. 10. Kahn-Ackermann 20. 11. Kalbitzer 16. 10. Klinker* 16. 10. Könen (Düsseldorf) 16. 10. Koenen (Lippstadt) 16. 10. Kraus 31. 10. Kubitza 31. 10. Freiherr von Kühlmann-Stumm 4. 11. Lenz (Bremerhaven) 15. 10. Abgeordneter) beurlaubt bis einschließlich Lenz (Brühl)* 16. 10. Liehr 31. 10. Dr. Löhr* 16. 10. Lücke (Bensberg) 16. 10. Lücker (München)* 16. 10. Frau Meermann 16. 10. Memmel 31. 10. Dr. von Merkatz 16. 10. Michels 15. 10. Mick 16. 10. Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller 18. 11. Murr 16. 10. Peters (Norden) 31. 10. Peters (Poppenbüll) 16. 10. Dr.-Ing. Philipp * 16. 10. Pöhler 16. 10. Rademacher 16. 10. Rauhaus 23. 10. Reichhardt 31. 10. Rollmann 31. 10. Ruf 16. 10. Seidel (Fürth) 24. 10. Seidl (München) 16. 10. Dr. Serres 16. 10. Spies 16. 10. Spitzmüller 15. 10. Stein 16. 10. Wehking 15. 10. Weinkamm ** 16. 10. Dr. Willeke 23. 10. Dr. Zimmer 16. 10. Frau Zimmermann (Brackwede) 15. 10. b) Urlaubsanträge Börner 23. 10. *) Für die Teilnahme an Sitzungen des Europäischen Parlaments.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Fritz Erler


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Bitte sehr!


Rede von Dr. Gerhard Stoltenberg
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)
Ist Ihnen, Herr Kollege, bei der harten Kritik an der Behandlung des Steueränderungsgesetzes nicht bekannt, daß der Finanzausschuß heute morgen einmütig mit den Stimmen der Koalition dem Plenum eine Vorlage zugeleitet hat?

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Fritz Erler


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Meine Damen und Herren, wer hier gleichzeitig im Hause spricht, dem ist es natürlich nicht möglich, außerdem auch noch zu verfolgen, auf welcher Grundlage im einzelnen Sie ihre Gegensätze nun unter den Tisch gekehrt haben. Da möchte ich erst einmal die Vorlage sehen, ehe ich mir dazu ein Urteil erlaube. Alles andere wäre leichtfertig und ein Schnellschuß.

    (Beifall bei der SPD — Zuruf des Abgeordneten Rasner.)

    — Oh nein! Entschuldigen Sie! Wenn Sie dazu heute früh in der Angst vor dieser Debatte gekommen sind,

    (Lachen und Widerspruch in der Mitte)

    dann können Sie nicht sagen, daß Sie gute Arbeit geleistet haben.

    (Heiterkeit und Beifall bei der SPD. — Abg. Rasner: „Ich weiß es nicht, aber ich halte es für schlecht"!)

    — Nein, ich enthalte mich jeder Bewertung. (Abg. Rasner: Das ist schon besser!)

    Bisher war es also klar, daß Sie an die entscheidenden Fragen einer wirklichen Reform nicht heran wollten.

    (Zurufe von der Mitte.)

    — Wie ist es denn? Haben Sie sich auch über das Bewertungsgesetz geeinigt?

    (Zuruf von der CDU/CSU.)

    — Ach so, darüber liegt noch gar keine Einigkeit vor?! — Na, dann ist es ja gut.

    (Heiterkeit bei der SPD. — Abg. Rasner: Sprechen Sie doch vom Steueränderungsgesetz!)

    — Ich sprach von den steuerpolitischen Differenzen innerhalb der Koalition. Lassen Sie mich das doch einmal im Zusammenhang behandeln. Wir werden ja noch sehen, wieviel der kleine Einzelpunkt in Wahrheit bedeutet.

    (Zuruf von der Mitte: Ein dicker Brocken!)

    Es fehlt das steuerliche Konjunktur-Rahmengesetz, obwohl der Bundeskanzler die Fortentwicklung eines konjunkturpolitischen Instrumentariums in seiner Regierungserklärung angekündigt hatte. Es fehlt auch, gerade wegen der Sparförderung, die Berücksichtigung jenes Einwandes der europäischen Wirtschaftskommission, die gesagt hat: Stabilisierungsprogramm mit Steuersenkung nur dann, wenn die Sparförderung einen angemessenen Ausgleich bietet.
    Ähnliches gilt für die Preispolitik, ,wo die Bundesregierung schlechte Beispiele für „Maßhalten" bietet. Postgebühren- und Telefongebührenerhöhung sind uns ja noch in Erinnerung. Das geht hin bis zur Mietgesetzgebung. Auch die landwirtschaftliche Marktordnung, ohne immer entsprechende Vorteile für den Erzeuger zu bringen, hat Nachteile für den Verbraucher, weil die von uns seit langem geforderte Durchleuchtung der Marktverhältnisse fehlt.

    (Abg. Dr. Barzel: Das soll nun den Einwand rechtfertigen, es sei ungerecht, hier in diesem Land? — Weitere Zurufe von der CDU/CSU.)

    Der Kartellgesetzentwurf bleibt hinter dem Kartellbericht der Bundesregierung zurück. In der Regierungserklärung wurde der Auftrag angekündigt,. möglichst bald die Errichtung einer Körperschaft für neutrale Warentests zu veranlassen. Das Parlament hat keinen Gesetzentwurf erhalten. Eine privatrechtliche Stiftung reicht doch hier nicht aus.
    Zum Thema Gerechtigkeit, Herr Barzel, weil Ihnen das gerade Spaß macht: Reden wir doch einmal ein bißchen von der Vermögensverteilung!

    (Abg. Dr. Barzel: Welche Position haben Sie denn bisher eingenommen?)

    Seit der Währungsreform sind die Sachwertbesitzer begünstigt worden. Korrekturen für die Zukunft sind nötig. Die Bundesregierung selbst hat ungerechte Vermögensverteilung festgestellt. Das verträgt sich nicht mit der Bemerkung des Bundeskanzlers, wir seien hier auf alle Fälle bereits mit vorbildlichen Leistungen hervorgetreten. Wie sieht denn das aus? Nach den „Sozialpolitischen Informationen" des Bundesministers für Arbeit haben wir bei der Eigentumsbildung der Arbeitnehmer eine rückläufige Tendenz zu verzeichnen und gleichzeitig eine fortschreitende Vermögenskonzentration in den Händen der Großwirtschaft.

    (Hört! Hört! bei der SPD.)

    Das zeugt von der Dringlichkeit des Problems. Bisher haben Sie jedenfalls in Ihren Gesprächen mit den Kirchen beider Konfessionen die Dringlichkeit dieses Problems zugegeben. Ich bin ganz überrascht, daß Sie das heute leugnen. In jeder Regierungserklärung wurden Lösungen angekündigt; geschehen ist wenig. Die Verschleuderung des Bundesvermögens löst doch nicht das wirkliche Problem.

    (Beifall bei der SPD. — Pfui!-Rufe von der Mitte.)

    Dieses Problem lautet: Wie können bisher Vermögenslose einen gerechteren Anteil am künftigen



    Erler
    volkswirtschaftlichen Vermögenszuwachs erhalten, den sie ja mit erarbeiten?

    (Abg. Dr. Barzel: Nehmen Sie einmal Stellung zu dem, was der Bundeskanzler gesagt hat! Er hat doch hier einen Vorschlag gemacht!)

    Das ist das wirkliche Problem.

    (Abg. Dr. Stoltenberg meldet sich zu einer Zwischenfrage.)

    — Herr Stoltenberg, ich bin nicht kleinlich, aber angesichts der vorgerückten Zeit, — Sie haben auch Hunger.

    (Zuruf von der Mitte: Wir haben Verständnis!)

    — Das freut mich. Sie haben mir vorhin 20 Minuten weggeredet; es ist gar nicht so einfach, das aufzuholen.
    Dann muß der Anteil anderer an dem Vermögenszuwachs sinken; denn es geht nicht um den öffentlichen Anteil, weil ja wohl Vermögensbeteiligung sich nicht auf Straßen und Schulen, sondern auf gewinnbringende Vermögen und eigene Nutzung bezieht. Das volkswirtschaftliche Problem lautet: Wie kann man es erreichen, daß die künftigen Investitionen teilweise Eigentum anderer werden als bisher? Das ist der Punkt. Das ist eine Frage der Erhöhung der Sparfähigkeit und der Sparwilligkeit und bedeutet eine Einkommensübertragung zu einem gewissen Teil von den bisherigen Vermögenseigentümern und Nutznießern auf die künftigen. Das ist das wirkliche Problem.

    (Zurufe von der Mitte.)

    Nach mehreren Wahlkämpfen über diesen Punkt war ja anzunehmen, daß die Regierung fertige Entwürfe hat. Weit gefehlt!

    (Abg. Dr. Barzel: Aber Herr Erler!)

    Erst jetzt, als der Leber-Plan großes Echo fand, wurde ein Auftrag an fünf Minister erteilt und im übrigen so viel an kritischen Einwänden vorgebracht, daß man heraushören konnte: Wir möchten, daß die Leute durch Sparen selber Vermögen bilden. Das war so ziemlich alles, was übrigblieb von der Vermögensbildung.

    (Beifall bei der SPD. — Abg. Dr. Barzel: Sie haben nicht gehört, was der Herr Bundeskanzler gesagt hat!)

    Meine Damen und Herren, dem sogenannten 312-DM-Gesetz hat die SPD schon bei seiner Verabschiedung im Jahre 1962 einen Mißerfolg vorausgesagt. Inzwischen hat die Bundesregierung diesen Mißerfolg zugeben müssen. Es ist nötig, nicht nur dieses Gesetz vollständig zu überarbeiten, sondern auch das Recht der Sparförderung durch Prämien und Einkommensteuervergünstigungen. Die zur Zeit bestehende Sparförderung trägt der allgemein anerkannten Tatsache, daß vor allem die Sparfähigkeit der Bezieher kleiner Einkommen gestärkt werden muß, überhaupt nicht Rechnung. Das geltende Einkommensteuerrecht berücksichtigt die Vermögensbildung am stärksten bei den Beziehern höchster Einkommen.
    Herr Barzel, was ich aufgezählt habe, zeugt doch davon, daß auf vielen Gebieten zwar vieles angekündigt, aber wenig getan worden ist.

    (Abg. Dr. Barzel: Es bleibt noch vieles zu tun, aber das rechtfertigt doch nicht objektiv den Vorwurf der Ungerechtigkeit!)

    Nein, — objektiv sind nur Sie.

    (Heiterkeit bei der SPD.)

    Es fehlt eine politische Führung, die weiß, was sie will, und die die eigene Anhängerschaft noch davon überzeugt, sonst ist sie keine Führung.
    Besonders sichtbar wird das auf dem Gebiet der Sozialpolitik. Der Kanzler sieht dem Streit in der Koalition zu, als wäre er völlig unbeteiligt. Über Krankenversicherungs-Neuregelung und Lohnfortzahlung ist die Koalition heillos zerstritten. Jetzt heißt es plötzlich, es seien keine einwandfreien Grundlagen vorhanden, weil man früher die von den Sozialdemokraten geforderte Sachverständigenkommission abgelehnt hat. Erst am 29. April hat man den Beschluß betreffend die Sozialenquete gefaßt.
    In dem Zusammenhang rasch noch die Zerstörung einer Legende, der Legende vom steigenden Anteil der Sozialleistungen am Bundeshaushalt! Das muß man doch wohl über größere Zusammenhänge hin sehen. Nach dem Finanzbericht der Bundesregierung, Seite 130, hat der Anteil der Bundesleistungen für die soziale Sicherheit im Jahre 1950 37 %, im Jahre 1957 31 % betragen, und er wird im Jahre 1965 28 % der gesamten Bundesausgaben betragen. Die Beträge sind absolut gestiegen, aber langfristig im Anteil zurückgegangen.

    (Abg. Dr. Barzel: Herr Kollege Erler, Sie können doch nicht Daten vor mit Daten nach der Schaffung der Bundeswehr vergleichen!)

    Meine Damen und Herren, ich habe lediglich die von Ihnen verbreitete Legende des unerhörten Wachstums dieses Anteils am Bundeshaushalt richtiggestellt, weiter gar nichts.

    (Beifall bei der SPD.)

    Da Sie vorhin so von den Gemeinden sprachen: Das steht wohl etwas im Widerspruch zu dem, was der Bundeskanzler — übrigens im Gegensatz zu manchen seiner früheren Äußerungen — heute über den Wert der sozialen Investitionen hier gesagt hat. Für das Wachstum unentbehrlich sind auch die öffentlichen Investitionen, und gerade die der Gemeinden, für Bildung, für Verkehr und Nachrichtenwesen.

    (Abg. Wehner: Sehr gut!)

    Alles das ist erforderlich, wenn Sie den Produktionsanstieg haben wollen. Und ohne Gesundheit — das zeigt sich ja auch im gemeindlichen Gebiet — ist keine leistungsfähige Arbeitskraft zu erhalten. Entschuldigen Sie, wenn ich das in diesem Hause hinzufüge: Kulturelle Bauten sollten nicht nur bewun-



    Erler
    derter Gegenstand von Ausgrabungen mit Stolz auf die Vorfahren sein, sondern auch Ausdruck des kulturellen Lebensgefühls unseres Volkes und unserer Zeit.

    (Beifall bei der SPD.)

    Einige Bemerkungen noch zum Regierungsstil. Der Herr Bundeskanzler hat erklärt, er wolle sich direkt ans Volk wenden. Natürlich, niemand will ihm den Mund verbinden. Wichtige Mitteilungen können und müssen ,auf schnellstem Wege ans Volk, aber vor allem dorthin, wo diskutiert wenden kann.

    (Ahg. Dr. Barzel: Wie der Kanzlerkandidat!)

    Demokratie gleich government by discussion, und zwar dort, wo der Betreffende dem Parlament gegenüber direkt Verantwortung trägt. Sie haben Herrn Brandt nicht hier gewählt, aber Sie haben Herrn Erhard gewählt: diesem Haus ist er verantwortlich.

    (Beifall bei der SPD. — Abg. Dr. Barzel: Sie wollen ihn zum Kanzler machen! Er war doch hier und ist wieder weggegangen!)

    — Sobald ein sozialdemokratischer Bundeskanzler seinen Platz eingenommen hat, wird er sich um ein Höchstmaß an Verantwortung auch Herrn Barzel gegenüber bemühen.

    (Heiterkeit und Beifall bei der SPD.)

    Meine Damen und Herren, Demokratie durch Diskussion muß von der Regierungsspitze vorgelebt wenden.

    (Abg, Dr. Barzel: Und vom Kanzlerkandidaten!)

    Ja, sicher, der geht zu dieser Stunde in sein Parlament.

    (Abg. Dr. Barzel: Hier gehört er hin!)

    — Was haben Sie für seltsame verfassungspolitische Vorstellungen von der verfassungsrechtlichen Stellung der Bundesregierung! Die Bundesregierung ist direkt der gesamten Wählerschaft verantwortlich. In welcher Weise ein Parteiführer seine Auffassungen vor dem Volke darlegt, darüber werden die Wähler entscheiden, aber nicht das Parlament, dem er nicht angehört.

    (Beifall bei der SPD. — Abg. Dr. Barzel: Sie sprechen vom Kanzlerkandidaten, der dieses Haus wieder verlassen hat!)

    Jedenfalls sollte man nicht unmittelbar vor Wahlen mit Sendezeiten für die Regierung Mißbrauch treiben.
    Dann muß man entweder die Parteizeiten nutzen oder brennende Nachrichten mitzuteilen haben.

    (Abg. Dr. Barzel : Und was macht der Kanzlerkandidat in Berlin? Jede Woche spricht er über den Berliner Sender!)

    — Sicher, da findet ja auch nicht jede Woche eine Wahl statt; da ist es keine Herabwürdigung des Parlaments.

    (Heiterkeit und Beifall bei der SPD.)

    Wenn Debatten, die sich kritisch mit der Regierungspolitik auf bestimmten Gebieten befassen,
    vom Bundeskanzler als „Schauprozesse" bezeichnet
    werden, so müssen wir das zurückweisen. Herr Bundeskanzler, Sie müssen es hinnehmen, daß Sie dem Parlament, aus dessen Mitte Sie hervorgegangen sind, verantwortlich sind, auch wenn Herr Barzel versucht, Ihnen einzureden, daß dieser Sachverhalt so nicht zutreffe.

    (Heiterkeit und Beifall bei der SPD.)

    Es ist ein seltsamer Ausspruch, wenn gesagt wird, es sei nicht genug, daß das Volk einmal im Jahr an die Wahlurne „geführt und verführt" würde.

    (Pfui-Rufe bei der SPD.)

    Das darf man auch nicht im Wahlkampf sagen. Welche Reflexe werden da geweckt? Oder meinen Sie vielleicht, daß „geführt" werde, wenn die CDU die Wahl gewinnt, und „verführt", wenn ,die SPD gewinnt? Vielleicht! Ich wünsche Ihnen viel Glück zu dieser Art.
    Es ist auch eine seltsame Behauptung, die Opposition fordere immer mehr als die Koalition. Ist dabei in Vergessenheit 'geraten, wer für einen Ausgleich der Steuersenkungen durch entsprechende Mehreinnahmen in diesem Hause unbeirrt eingetreten ist? Ist dabei auch der Antrag der 116 aus Ihren eigenen Reihen vergessen worden, der nicht zurückgezogen wurde, obwohl er 18 Milliarden DM kosten würde?

    (Abg. Wehner: Sehr wahr! — Beifall bei der SPD.)

    Meine Damen und Herren, die früheren Regierungserklärungen haben immer die Rechtsstaatlichkeit hervorgehoben. Dazu gehört natürlich auch die Rechtssicherheit. Vor nunmehr zwei Jahren wurde eine Zeitschrift 'besetzt, als handle es sich um den Vorposten einer feindlichen Macht im Kriege.

    (Heiterkeit bei der SPD.)

    Über die Verfassungsbeschwerde gegen die dabei angewandten Methoden ist bis heute noch nicht entschieden.

    (Abg. Wehner: Hört Hört! — Weitere Zurufe von der SPD.)

    Der damalige Regierungschef nahm das Urteil in der Sache vorweg und verkündete, es handle sich um einen „Abgrund von Landesverrat" und den größten Fall von Landesverrat in unserer Geschichte.

    (Abg. Wehner: Hört! Hört!) Und immer noch kein richtiges Verfahren! (Abg. Wehner: Hört! Hört!)

    Eine handfeste Regierungskrise brach aus; alle Minister mußten gehen, weil einer das Verteidigungsministerium einsetzte, als unterstünde ihm die Justiz.

    (Heiterkeit bei der SPD.)

    Dabei war er nicht ganz frei von Rachedurst. (Erneute Heiterkeit bei der SPD.)

    Parlament und Öffentlichkeit wurden falsch informiert; Minister ließen sich die Wahrheit nur stückweise entreißen. Jedermann hoffte auf wirklich



    Erler
    schnelle, energische und gründliche Untersuchung. Bisher, nach zwei Jahren, Fehlanzeige!
    Wir erwarten, daß das Verfahren endlich von der Stelle kommt, daß man weiß, was ist und was nicht ist. Es mag . manche geben, die sich das noch bis kurz vor dem Wahlkampf aufsparen wollen, damit Beschuldigungen laut werden, die Urteile aber erst nach der Wahl gefällt werden können.

    (Zustimmung bei der SPD. — Abg. Wehner: Fehlrechnung!)

    Die Öffentlichkeit hat ein Recht darauf zu wissen, was ist und was nicht ist. Wenn sich jemand vergangen hat, muß er sühnen; darüber herrscht Einmütigkeit. Aber auch die durch das Verfahren Betroffenen haben einen Anspruch auf baldige und einwandfreie rechtliche Klärung.

    (Abg. Wehner: Sehr wahr!)

    Wir haben doch in diesem Hause die Dauer der Untersuchungshaft nicht deswegen verkürzt, damit auf andere Weise der Eindruck eines Makels geschaffen und künstlich verlängert werden kann.

    (Beifall bei der SPD.)

    Die Bundesbehörden müssen an der Klärung mitwirken und dürfen nicht Sand ins Getriebe streuen; ob es sich dabei nun um die Genehmigung für Gutachter oder das Erscheinen von Zeugen handelt oder um Ministerentscheidungen, damit bestimmte Verfahren endlich durchgeführt oder auf rechtlich einwandfreie Weise abgeschlossen werden können.

    (Abg. Wehner: Dürfen!)

    Schnellere und verantwortungsbewußtere Arbeit als bisher ist nötig, und die in damit zusammenhängende Verfahren Verwickelten sollten aussagen statt verschleppen zu helfen.

    (Beifall bei der SPD.)

    Wo der Bundestag Immunitäten aufgehoben hat, besteht ein Anspruch der Volksvertretung auf unverzügliche, einwandfreie Bearbeitung, wen immer es auch angeht.

    (Erneuter Beifall bei der SPD.)

    Meine Damen und Herren, diese Affäre entstand damals aus Übergriffen nicht zuständiger Stellen, durchmischt mit persönlichen Motiven. Diese persönlichen Motive waren der Vorstellung nicht ganz fern, die Partei sei der Staat. Das darf nicht durchgehen.
    Am 29. September tagte unter Vorsitz des Kanzlers der außenpolitische Arbeitskreis der CDU/CSU mit dem Hauptziel — ich zitiere wörtlich — „einer besseren Abstimmung führender CDU/CSU-Politiker mit den deutschen Vertretern in der Führung der europäischen Gemeinschaften". Ich verstehe, daß die CDU/CSU vor allem untereinander eine solche Abstimmung braucht und auch Informationen nötig hat. Aber eines möchte ich klarmachen: bei den deutschen Vertretern handelt es sich nicht um CDUVertreter.

    (Zurufe von der Mitte.)

    Wir haben einen Staat und kein Parteiregime.

    (Beifall bei der SPD. — Zuruf von der Mitte: Sie bauen einen Popanz auf!)

    — Ich habe zitiert.

    (Zurufe von der Mitte.)

    Besonders abstoßend wirkt die Identifizierung von Staat und Partei, wenn ein hoher Beamter parteipolitisch polemisiert, obwohl er die Funktion des Ausgleichs mit einer politisch andersgeführten Landesregierung hat, nämlich mit der von Berlin. Dann muß er sich entscheiden, ob er als Beamter wirken oder als Politiker kämpfen will.
    Staatsmacht und Staatsgeld dürfen auch nicht zur Verlängerung von Parteimacht mißbraucht werden, wo immer die Versuchung dazu besteht. Wir erhoffen ein Abkommen über einen fairen Wahlkampf, über eine Begrenzung der Wahlkampfkosten, und wir hoffen auf ein Parteiengesetz, das Klarheit über die Finanzgebarung bringt. Das Übermaß staatlicher Parteifinanzierung gefährdet die Unabhängigkeit der Parteien.

    (Beifall bei der SPD.)

    Es ist ganz amüsant, daß es manchem wohl nicht
    gefällt, wenn die Sozialdemokraten die öffentlichen
    Mittel nicht zur reinen Parteipropaganda verwenden.

    (Zurufe von der Mitte.)

    Aber das Echo zeigt, daß die Bürger es zu schätzen wissen, wenn eine politische Partei zur staatsbürgerlichen Bildung beiträgt, ohne parteiegoistische Akzente zu setzen.

    (Beifall bei der SPD. — Lachen und Zurufe von der CDU/CSU.)

    — Sicher! Natürlich fühle ich Ihren Konkurrenzneid nach, daß wir sogar das Buch von Schwering zur Frühgeschichte der CDU verteilen. Das halten Sie für unlauteren Wettbewerb.

    (Heiterkeit und Beifall bei der SPD.)

    Aber so sind wir nun mal, meine Damen und Herren!
    Sorgen wir dafür, daß in unserem Lande allgemein verstanden wird: Das Wirken der Parteien ist ein Stück lebendiger Demokratie. Ihr Wettbewerb sichert die Freiheit der Bürger. Die Chance des Wechsels hält Regierung wie Parteien im Zaum. Der Wechsel selbst, meine Damen und Herren, reinigt, erfrischt und erneuert. Nach den Tönen, die zu Anfang angeschlagen wurden, darf ich also mit einem entsprechenden Ton schließen: Wir verstehen, daß Sie den Wechsel verhindern wollen.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Natürlich!)

    Sie müssen verstehen, daß wir kraftvoll, zäh und mit klaren Vorstellungen von den Aufgaben unserer Zeit diesen notwendigen Wechsel herbeizuführen suchen.

    (Langanhaltender lebhafter Beifall bei der SPD. — Zuruf von CDU/CSU: Nach schwedischem Muster!)