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    Deutscher Bundestag 44. Sitzung Bonn, den 26. Oktober 1962 Inhalt: Entwurf eines Gesetzes über die Bildung eines Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (CDU/CSU, FDP) (Drucksache IV/540) — Erste Beratung — Schütz (CDU/CSU) 1923 B Kurlbaum (SPD) 1924 B Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über den Verkehr mit Arzneimitteln (SPD) (Drucksache IV/563) — Erste Beratung — in Verbindung mit dem. Antrag betr. Bundeshilfe bei Mißbildungen durch Arzneimittel (SPD) (Drucksache IV/630) Frau Dr. Hubert (SPD) 1928 C Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister . . . 1930 D 4939 D Könen (Düsseldorf) (SPD) . . . . 1932 D Dr. Jungmann (CDU/CSU) 1936 A, 1938 A Dr. Hamm (Kaiserslautern) (FDP) . . 1938 C Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Güterkraftverkehrsgesetzes (Abg. Hilbert, Leicht, Dr. Hauser u. Gen.) (Drucksache IV/553) — Erste Beratung — 1940 C Entwurf eines Gesetzes zur Änderung der Gewerbeordnung (CDU/CSU, PUP, SPD) (Drucksache 1V/559 [neu]) — Erste Beratung — 1940 D Entwurf eines Siebenten Gesetzes zur Änderung des Getreidegesetzes (Abg. Seidl [München], Bauer [Wasserburg], Bauknecht, Ertl u. Gen.) (Drucksache IV/561) — Erste Beratung — . . . . . . . . 1940 D Entwurf eines Gesetzes zu dem Vertrag vom 4. November 1961 mit dem Königreich Griechenland über die gegenseitige Anerkennung und Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen usw. (Drucksache IV/570) — Erste Beratung — . . . 1941 A Entwurf eines Gesetzes zur Ausführung des Vertrages vom 4. November 1961 mit dem Königreich Griechenland über die gegenseitige Anerkennung und Vollstreckung von gerichtlichen Entscheidungen usw. (Drucksache IV/571) — Erste Beratung — 1941 A Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Wirtschaftsstrafgesetzes 1954 (Drucksache IV/573) — Erste Beratung — 1941 B Entwurf eines Gesetzes zu dem. Vertrag vom 16. Mai 1961 mit der Republik Togo über die Förderung der Anlage von Kapital (Drucksache IV/592) — Erste Beratung — 1941 B Entwurf eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 14. Juli 1960 mit dem Großherzogtum Luxemburg über die Soziale Sicherheit der Grenzgänger (Drucksache IV/595) — Erste Beratung — . . . . . . . . 1941 C II Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 44. Sitzung. Bonn, Freitag, den 26. Oktober 1962 Entwurf eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 14. Juli 1960 mit dem Großherzogtum Luxemburg über die Gewährung von Leistungen bei Krankheit und Mutterschaft usw. (Drucksache IV/596) — Erste Beratung — 1941 C Entwurf eines Gesetzes über die Durchführung von Statistiken auf dem Gebiet der Sozialhilfe, der Kriegsopferfürsorge und der Jugendhilfe (Drucksache IV/615) — Erste Beratung — 1941 D Entwurf eines Fünften Gesetzes zur Änderung und Ergänzung des Hypothekenbankgesetzes (Drucksache IV/624) — Erste Beratung -- 1941 D Antrag des Bundesministers der Finanzen betr. Bundeshaushaltsrechnung für das Rechnungsjahr 1960 (Drucksache IV/441) 1942 A Antrag des Bundesministers der Finanzen betr. Veräußerung einer Teilfläche der ehem. Hutier-Kaserne in Darmstadt (Drucksache IV/620) 1942 A Antrag des Bundesministers der Finanzen betr. Veräußerung einer Teilfläche des ehern. Flugplatzes Loddenheide (Drucksache IV/621) 1942 A Antrag des Bundesminister der Finanzen betr. Veräußerung einer Teilfläche der ehem. Fahrtruppenschule in Hannover (Drucksache IV/622) . . . . . . . . 1942 B Antrag des Bundesministers der Finanzen betr. Veräußerung einer Teilfläche der ehem. Schack-Kaserne in Hannover (Drucksache IV/626) 1942 B Bericht des Bundesrechnungshofes über die Prüfung der Bilanzen und des Geschäftsbetriebes der Verwertungsstelle der Monopolverwaltung für Branntwein beim Landesfinanzamt Berlin für die Geschäftsjahre 1958/59 und 1959/60 (Drucksache IV/627) 1942 B Antrag betr. Beseitigung von Abfallstoffen ,(Abg. Dr. Schmidt [Wuppertal], Bading, Margulies u. Gen.) (Drucksache IV/587) 1942 C Entwurf einer Fünfunddreißigsten Verordnung zur Änderung des Deutschen Zolltarifs 1962 (Baumaterialien, Bauhilfsmittel usw.) (Drucksache IV/658) 1942 C Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Arbeit über den Entwurf einer Verordnung Nr.... zur Durchführung periodischer Lohnerhebungen im verarbeitenden Gewerbe (Drucksachen IV/636, IV/657) . 1942 D Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Arbeit über den Entwurf einer Verordnung über die ersten Maßnahmen zur Herstellung der Freizügigkeit der Grenzarbeitnehmer innerhalb der Gemeinschaft und einer Verordnung über die ersten Maßnahmen zur Herstellung der Freizügigkeit der Saisonarbeitnehmer innerhalb der Gemeinschaft (Drucksachen IV/511, IV/667) 1943 A Mündlicher Bericht des Immunitätsausschusses betr. Genehmigung zur Durchführung des Vollstreckungsverfahrens gegen den Abg. Höhne (Druckasche IV/669) Dürr (FDP) 1943 B Schriftlicher Bericht des Ernährungsausschusses über die Vorschläge der Kommission der EWG a) für eine Richtlinie über die Einzelheiten zur Verwirklichung der Niederlassungsfreiheit bei landwirtschaftlichen Betrieben, die seit mehr als zwei Jahren verlassen sind oder brachliegen, b) für eine Richtlinie über die Verwirklichung der Niederlassungsfreiheit in der Landwirtschaft für Angehörige eines Mitgliedstaates, die als Landarbeiter zwei Jahre ohne Unterbrechung in einem anderen Mitgliedstaat gearbeitet haben (Drucksachen IV/598, IV/670, zu IV/670) 1944 A Schriftlicher Bericht des Außenhandelsausschusses über den Entwurf einer Sechsunddreißigsten Verordnung zur Änderung des Deutschen Zolltarifs 1962 (Zollkontingente — 2. Halbjahr 1962) (Drucksachen IV/659, IV/681) 1944 B Bericht des Außenhandelsausschusses über die Zweiunddreißigste Verordnung zur Änderung des Deutschen Zolltarifs 1962 (Vergeltungszölle) (Drucksachen IV/608, IV/682) 1:944 C Bericht des Außenhandelsausschusses über die Fünfte Verordnung zur Änderung der Einfuhrliste, Zweite Verordnung zur Änderung der Außenwirtschaftsverordnung und die Zweite Verordnung zur Änderung der Ausfuhrliste (Drucksachen IV/606, IV/678) 1944 C Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 44. Sitzung. Bonn, Freitag, den 26. Oktober 1962 III Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Gesundheitswesen über den Vorschlag der Kommission betr. Regelung gesundheitspolizeilicher Fragen beim innergemeinschaftlichen Handelsverkehr mit frischem Fleisch (Drucksachen IV/635, IV/688) 1944 D Antrag betr. Überweisung von Anträgen an die. Ausschüsse (Umdruck 143) . . . 1944 D Entwurf eines Gesetzes zu dem Internationalen Fernmeldevertrag vom 21. Dezember 1959 (Drucksachen IV/449, IV/677) — Zweite und dritte Beratung — . . . . 1945 A Schriftlicher Bericht des Außenhandelsausschusses über den Entwurf einer Einunddreißigsten Verordnung zur Änderung des Deutschen Zolltarifs 1962 (Zollaussetzungen — 2. Halbjahr 1962) (Drucksachen IV/614, IV/679) 1945 C Schriftlicher Bericht des Außenhandelsausschusses über den Entwurf einer Dreiunddreißigsten Verordnung zur Änderung des Deutschen Zolltarifs 1962 (GATT-Zugeständnisse — EWG: USA) (Drucksachen IV/613, IV/680) . . . . 1945 C Nächste Sitzung 1945 D Anlagen 1947 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 44. Sitzung. Bonn, Freitag, den 26. Oktober 1962 1923 44. Sitzung Bonn, den 26. Oktober 1962 Stenographischer Bericht Beginn: 9.03 Uhr
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    Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Frau Albertz 3. 11. Arendt (Wattenscheid) 27. 10. Dr. Arndt (Berlin) 26. 10. Dr. Aschoff 26. 10. Dr. Atzenroth 26. 10. Auge 19. 11. Dr. Barzel 6. 11. Bauer (Wasserburg) 26. 10. Frau Berger-Heise 6. 11. Bergmann 26. 10. Berkhan 26. 10. Birkelbach 26. 10. Blachstein 6. 11. Blöcker 26. 10. Frau Blohm 26. 10. Blumenfeld 26. 10. von Bodelschwingh 26. 10. Börner 26. 10. Frau Brauksiepe 26. 10. Brese 26. 10. Brück 26. 10. Dr. Bucher 6. 11. Burckardt 26. 10. Corterier 26. 10. Cramer 26. 10. Dr. (Dehler 5. 11. Dr. Deist 6. 11. Deringer 5. 11. Dr. Dollinger 26. 10. Frau Dr. Elsner 26. 10. Engelbrecht-Greve 26. 10. Etzel 26. 10. Figgen 26. 10. Franke 26. 10. Dr. Dr. h. c. Friedensburg 28. 11. Geiger 26. 10. Dr. Gradl 6. 11. Haage (München) 26. 10. Dr. Harm (Hamburg) 1. 11. Dr. Hesberg 26. 10. Hörnemann (Gescher) 26. 10. Hübner 26. 10. Dr. Huys 26. 10. Kalbitzer 6. 11. Frau Klee 26. 10. Dr. Klein (Berlin) 26. 10. Koenen (Lippstadt) 27. 10. Dr. Kopf 6. 11. Anlagen zum Stenographischen Bericht Abgeordnete(r) beurlaubt bis einschließlich Kraus 26. 10. Kriedemann 26. 10. Kubitza 26. 10. Freiherr von Kühlmann-Stumm 26. 10. Kühn (Bonn) 31. 12. Kühn (Hildesheim) 26. 10. Kühn (Köln) 6. 11. Kuntscher 31. 10. Leber 26. 10. Lermer 26. 10. Lohmar 26. 10. Dr. Löhr 26. 10. Majonica 6. 11. Dr. Mälzig 26. 10. Mauk 26. 10. Memmel 6. 11. Michels 26. 10. Dr. h. c. Dr.-Ing. E. h. Möller 26. 10. Müller (Nordenhamm) 26. 10. Müller (Remscheid) 27. 10. Murr 26. 10. Oetzel 31. 10. Ollenhauer 26. 10. Porten 26. 10. Frau Dr. Probst 26. 10. Rademacher 31. 10. Ramms 26. 10. Frau Dr. Rehling 26. 10. Ritzel 2. 11. Sander 26. 10. Dr. Schäfer 26. 10. Schmücker 26. 10. Dr. Schneider (Saarbrücken) 26. 10. Schultz 26. 10. Seibert 26. 10. Seuffert 26. 10. Storch 26. 10. Strohmayr 26. 10. Struve 26. 10. Dr. Süsterhenn 26. 10. Varelmann 26. 10. Verhoeven 26. 10. Wacher 6. 11. Wächter 26. 10. Dr. Wahl 15. 11. Walter 26. 10. Wehking 3. 11. Weinzierl 26. 10. Werner 27. 10. Wischnewski 26. 10. Wittmer-Eigenbrodt 31. 10. 1948 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 44. Sitzung. Bonn, Freitag, den 26. Oktober 1962 Anlage 2 Umdruck 143 Interfraktioneller Antrag betreffend Überweisung von Anträgen an die Ausschüsse. Der Bundestag wolle beschließen: Die folgenden Anträge werden gemäß § 99 Abs. 1 GO ohne Beratung an die zuständigen Ausschüsse überwiesen: 1. Antrag der Fraktion der SPD betr. Drittes Gesetz zur Änderung und Ergänzung des Kriegsgefangenenentschädigungsgesetzes — Drucksache IV/543 — an den Ausschuß für Kriegsopfer- und Heimkehrerfragen 2. Antrag der Abgeordneten Dr. Schmidt (Wuppertal), Bading, Margulies und Genossen betr. intereuropäische Naturparks — Drucksache IV/586 — an den Ausschuß für auswärtige Angelegenheiten Bonn, den 10. Oktober 1962 Dr. von Brentano und Fraktion Ollenhauer und Fraktion Dr. Mende und Fraktion
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    Rede von Dr. Elinor Hubert


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die schweren Gesundheitsschädigungen, die durch das Arzneimittel Contergan hervorgerufen worden sind, haben neben dem tiefen Mitgefühl für die so schwer betroffenen Kinder und ihre Eltern begreiflicherweise in der Öffentlichkeit auch zu der Frage geführt: Wie war es denn möglich, daß ein Arzneimittel mit so schweren Nebenwirkungen eine so-große Verbreitung finden, ja überhaupt in den Verkehr gebracht werden konnte, und gibt es denn irgendeine Garantie dafür, daß so etwas in der Zukunft nicht wieder geschieht? Welche Maßnahmen können ergriffen werden oder sind inzwischen ergriffen worden, um ein ähnliches Unglück in Zukunft zu verhindern?
    Nun, ich glaube, zunächst muß darauf hingewiesen werden, daß im Jahre 1957, als Contergan in den Verkehr gebracht wurde, die Herstellung von Arzneimitteln auf industriellem Wege in der Bundesrepublik überhaupt keiner Regelung unterlag; im Gegensatz zu den sehr strengen Vorschriften für die Herstellung in Apotheken, wo das heute nur noch zu sehr geringem Teil geschieht. Man muß fast sagen: es kann wundernehmen, daß nicht schon früher irgendein Unglück passiert ist, und es spricht für die Vorsicht der deutschen pharmazeutischen Industrie im allgemeinen. Aber die Sorge über diesen ungeregelten Zustand hat uns doch immer schon sehr bewegt, und dieses Hohe Haus hat daher am 1. Dezember 1955 einen einmütigen Beschluß gefaßt, der die Bundesregierung aufforderte, bis zum Juni 1956 ein Arzneimittelgesetz vorzulegen. Die Frist wurde dann noch einmal verlängert, und schließlich, da von seiten der Bundesregierung nichts geschehen war, legte die SPD 1958 einen eigenen Gesetzentwurf vor, dem dann allerdings auch ein solcher der Bundesregierung folgte. Beide Entwürfe sind im Ausschuß eingehend beraten worden, und 1961 konnte ein Arzneimittelgesetz hier verabschiedet werden. Das war ohne Zweifel ein Fortschritt auf einem für die Volksgesundheit außerordentlich wichtigen Gebiet, obgleich das Gesetz keineswegs vollkommen den Vorstellungen der SPD entsprach, was wir damals auch zum Ausdruck gebracht haben.
    Angesichts der eingetretenen Katastrophe mit Contergan mußte man dieses Gesetz der Prüfung unterziehen, ob es denn, wenn es schon vorhanden gewesen wäre, genügt hätte, diesen Contergan-Zwischenfall zu verhindern. Ich glaube, wenn man es dieser Prüfung unterzieht, muß man sagen: vermutlich nein. Denn dieses Gesetz hält an dem alten Prinzip fest, daß Arzneimittel, die neu sind und Stoffe enthalten, deren Wirkung bisher noch nicht bekannt war, zunächst rezeptfrei in den Verkehr gebracht werden, es sei denn, daß der Hersteller selbst die Rezeptpflicht vorschlägt, und erst dann in die Rezeptpflicht einbezogen werden, wenn sich Schädigungen gezeigt haben. Man läßt also gleichsam erst das Kind in den Brunnen fallen.



    Frau Dr. Hubert
    Wir haben das seinerzeit mit Pervitin erlebt, das jahrelang frei verkauft wurde und dann so schwere Gesundheitsschädigungen verursachte, daß es heute sogar den strengen Vorschriften der Opium-Gesetzgebung unterliegt.
    Jetzt haben wir das Desaster mit dem Contergan. Die Frau Bundesgesundheitsministerin hat den Einwand gemacht, die Rezeptpflicht hätte auch nicht viel genützt; denn es sei ja soviel von Ärzten verschrieben worden. Da muß man doch ganz klar trennen zwischen der „Rezeptpflichtigkeit" eines Mittels und dem „auf Rezept Verschreiben". Mehr als 75 % unserer Bevölkerung gehören der sozialen Krankenversicherung an, und von dem Rest kann man sagen, daß fast alle einer privaten Krankenkasse angehören. Sie alle können die Kosten für ihre Arzneimittel von ihrer Kasse, der sozialen oder der privaten, nur dann ersetzt bekommen, wenn sie ein ärztliches Rezept vorlegen. Infolgedessen werden auch alle von einem Kranken benötigten Hilfs- und Arzneimittel, seien es Verbandsstoffe, sei es Baldriantee, selbstverständlich auf Rezept verschrieben. Das bedeutet aber keineswegs die Rezeptpflicht.
    Man kann im Ernst nicht annehmen, daß Ärzte werdenden Müttern ad libitum ein Arzneimittel wie Contergan verschrieben hätten, wenn es der Rezeptpflicht unterlegen hätte. Aber hier war ein Mittel wirksam wie Morphium und doch von jedermann jederzeit erhältlich und der Kontrolle des Arztes entzogen. Denn erstens konnte es jederzeit nachgekauft werden, und zweitens konnte, selbst wenn der Arzt ein anderes Schlafmittel aufgeschrieben hätte, der Betreffende sich in der Apotheke dieses Mittel, da es nicht rezeptpflichtig war, dafür geben lassen. Das ist bei nicht rezeptpflichtigen Mitteln möglich. Das Bedürfnis nach Schlaf- und Beruhigungsmitteln ist heute durch unsere Lebens- und Umweltbedingungen außerordentlich groß geworden. Der Verbrauch von Contergan ging täglich in die Millionen und war so verbreitet, daß es vorkam, daß etwa Pensionsinhaberinnen ihren Gästen es abends wie einen Bonbon auf den Nachttisch legten mit der Empfehlung für eine gute Nachtruhe.
    Uns haben jedenfalls gerade die Erfahrungen mit Contergan, das unter Rezeptpflicht bestimmt keine derartige Verbreitung mit so weittragenden Schäden hätte erreichen können, von der Richtigkeit unserer Einstellung und unserer Forderung überzeugt, die wir schon bei dem Arzneimittelgesetz erhoben haben, daß man neue Stoffe und neue Zusammensetzungen von Stoffen zunächst der Rezeptpflicht unterstellen muß. Wir befinden uns darin in Übereinstimmung mit dem Deutschen Ärztetag, der — wie Sie wissen — dieselbe Forderung wahrscheinlich aus denselben Gründen und Erfahrungen heraus wie wir erhoben hat.


Rede von Dr. Carlo Schmid
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    Rede von Dr. Elinor Hubert


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    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Ja!