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ID0404015600

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  • tocInhaltsverzeichnis
    Deutscher Bundestag 40. Sitzung Bonn, den 11. Oktober 1962 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung . . . . 1671 C Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Ausprägung von Scheidemünzen (Drucksache IV/ 556) — Erste Beratung — . . . . . . . . 1671 D Entwurf eines Vierten Gesetzes zur Änderung des Flüchtlings-Notleistungsgesetzes (Drucksache IV/ 593) — Erste Beratung — 1671 D Entwurf eines Gesetzes über die Durchführung einer Repräsentativstatistik der Bevölkerung und des Erwerbslebens (Mikrozensus) (Drucksache IV/ 612) — Erste Beratung — . . . . . . . . 1671 D Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Inneres über den Entwurf einer Verordnung zur Änderung des Artikels 109 des Statuts der Beamten der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft und der Europäischen Atomgemeinschaft (Drucksachen IV/ 610, IV/ 652) . . . . . . . 1672 A Entwurf einer Dreiunddreißigsten Verordnung zur Änderung des Deutschen Zolltarifs 1962 (GATT-Zugeständnisse — EWG : UDA) (Drucksache IV/ 613) . . . 1672 B Entwurf einer Einunddreißigsten Verordnung zur Änderung des Deutschen Zolltarifs 1962 (Zollaussetzungen — 2. Halbjahr 1962) (Drucksache IV/ 614) . . . 1672 B Begrüßung von Mitgliedern des Wohnungsbauausschusses der niederländischen Zweiten Kammer 1672 B Aussprache über die Erklärung der Bundesregierung Dr. von Brentano (CDU/CSU) . . 1672 C Ollenhauer (SPD) 1676 D Dr. Adenauer, Bundeskanzler . . 1687 C Dr. Mende (FDP) 1689 D Dr. Dr. h. c. Erhard . . 1698 A, 1728 B Dr. Deist (SPD) . . 1713 D, 1733 D Schmücker (CDU/CSU) . . . . . 1721 C Schwarz, Bundesminister . 1723 C Dollinger (CDU/CSU) . . . . . . 1724 D Dr. Dahlgrün (FDP) 1727 A Illerhaus (CDU/CSU) . . . . . 1731 B Dr. Imle (FDP) 1736 C Dr. Barzel (CDU/CSU) . . . . 1737 C Wehner (SPD) . . . . . . . 1739 A Fragestunde (Drucksache IV/ 655) Frage des Abg. Gewandt: Rückvergütung der umsatzsteuerlichen Vorbelastung beim Schiffbau Dr. Hettlage, Staatssekretär . 1703 B, C Gewandt (CDU/CSU) 1703 C II Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 40. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 11. Oktober 1962 Fragen des Abg. Dr. Dörinkel: Nachprägung von Goldmünzen . . . 1703 D Fragen des Abg. Fritsch: Schutzhütten für Beamte des Bundesgrenzzolldienstes Dr. Hettlage, Staatssekretär 1704 B, C, D, 1705 A Fritsch (SPD) . . . . . . . . . 1704 D Frage des Abg. Dröscher: Verseuchung des Quellschutzgebietes Königswald Dr. Hettlage, Staatssekretär 1705 A, B, C Dröscher (SPD) . . . . . . 1705 B, C Frage des Abg. Dröscher: Verwaltungsmehraufwendungen von Gemeinden durch Bearbeitung von Stationierungsaufgaben Dr. Hettlage, Staatssekretär 1705 C, 1706 A, B, C Dröscher (SPD) 1706 A, B Ritzel (SPD) . . . . . . 1706 B, C Frage des Abg. Cramer: Versagung einer Unterstützung für den ehemaligen Angestellten der Marineverwaltung Bruno Goerth Dr. Hettlage, Staatssekretär . . . 1706 D, 1707 A, B Cramer (SPD) . . . . . . . . 1707 A Frage des Abg. Schmitt-Vockenhausen: Sondermarke „Brot für die Welt" Stücklen, Bundesminister . . . . 1707 B Frage des Abg. Dr. Kohut: Dienstvorschriften der Deutschen Bundespost Stücklen, Bundesminister . . 1707 C, D Dr. Kohut (FDP) 1707 C, D Frage des Abg. Fritsch: Entschädigung der Landzusteller der Deutschen Bundespost 1707 D Frage des Abg. Walter: Telefonanschluß im Krankenhaus Hofgeismar Stücklen, Bundesminister . . , . . 1708 A Frage des Abg. Dr. Rutschke: Fahrpreiserhöhungen für den Kraftpostverkehr auf der Strecke Stein—Pforzheim Stücklen, Bundesminister 1708 A, B Dr. Rutschke (FDP) . . . . . . . 1708 B Frage des Abg. Cramer: Anmeldepflicht von Autoradios Stücklen, Bundesminister . . . 1708 C, D Cramer (SPD) . . . . . . . . 1708 C Frage der Abg. Frau Dr. Diemer-Nicolaus: Verbot von Fluor in Trinkwasser Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister 1708 D, 1709 A, B Frau Dr. Diemer-Nicolaus (FDP) 1709 A, B Frage des Abg. Gscheidle: Kennzeichnung der Lagerfähigkeit von Konserven 1709 B Frage der Abg. Frau Blohm: Verwendung von Phosphaten bei der Herstellung von Brühwürsten Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister . . . . . . . 1709 D Frage der Abg. Frau Blohm: Phosphatsalze bei der Herstellung von Brühwürsten Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister . . . . . . . 1709 D Frage des Abg. Dr. Dittrich: Bundestierärzteordnung Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister . . . . 1710 A, B, C Dr. Dittrich (CDU/CSU) . . . 1710 B, C Frage des Abg. Bauer (Würzburg) : Vertrieb von lebensmittelähnlichen t Scherzartikeln 1710 C Frage des Abg. Ritzel: Gemeinden ohne 'zentrale Wasserversorgung Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister 1710 D, 1711 A, B, C, D,1712 A Ritzel (SPD) . . . . . . . . 1710 D Könen (Düsseldorf) (SPD) . . . . 1711 A Sänger (SPD) . . . . . . . . . 1711 B Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 40. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 11. Oktober 1962 III Dr. Kohut (FDP) 1711 B Schwabe (SPD) . . . . . . . 1711 C Hammersen (FDP) . . . . . . -1711 D Metzger (SPD) 1711 D Börner (SPD) 1712 A Frage des Abg. Dr. Jungmann: Diät-Fremdstoffverordnung Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister 1712 B Frage des Abg. Dr. Bechert: Milchverseuchung mit Jod 131 Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister . . 1712 C, D, 1713 A Dr. Bechert (SPD) . . . 1712 D, 1713 A Frage des Abg. Dr. Bechert: Koordinierungsausschuß betr. Umweltradioaktivität Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister 1713 B, C Dr. Bechert (SPD) . . . . . . 1713 B Sammelübersicht des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen (Drucksache IV/ 642) 1713 C Nächste Sitzung . . . . . . . . . 1741 C Anlagen 1743 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 40. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 11. Oktober 1962 1669 40. Sitzung Bonn, den 11. Oktober 1962 Stenographischer Bericht Beginn: 9.03 Uhr
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    Berichtigung Es ist zu lesen: 39. Sitzung Seite 1634 A Zeile 16 statt „5,3": 3,5. Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete (r) beurlaubt bis einschließlich a) Beurlaubungen Frau Albertz 3. 11. Arndgen 12. 10. Dr. Arndt (Berlin) 12. 10. Baier (Mosbach) 12. 10. Bauer (Wasserburg) 26. 10. Bausch 20. 10. Biermann 12. 10. Dr. Birrenbach 16. 10. Dr. h. c. Brauer 12. 10. Burckardt 12. 10. Figgen 13. 10. Frau Dr. Flitz (Wilhelmshaven) 12. 10. Dr. Frey (Bonn) 12. 10, Gerns 12. 10. Dr. Götz 12. 10. Dr. Hamm (Kaiserslautern) 12. 10. Dr. Harm (Hamburg) 1. 11. Heiland 12. 10. Dr. Dr. Heinemann 12. 10. Hellenbrock 12. 10. Jacobi (Köln) 12. 10. Jacobs 12. 10. Junghans 12. 10. Dr. Jungmann 12. 10. Dr. Kliesing (Honnef) 12. 10. .Dr. Koch 12. 10. Dr. Kopf 11. 10. Kraus 12. 10. Kriedemann 12. 10. Freiherr von Kühlmann-Stumm 12. 10. Kühn (Bonn) 31. 12. Kuntscher 31. 10. Leber 20. 10. Lenz (Bremerhaven) 12. 10. Lünenstraß 12. 10. Frau Dr. Maxsein 12. 10. Dr. h. c. Menne (Frankfurt) 12. 10. Metzger 12. 10. Dr. Morgenstern 12. 10. Müller (Worms) 12. 10. Murr 12. 10. Oetzel 31. 10. Frau Dr. Probst 11. 10. Rademacher 12. 10. Dr. Schäfer 12. 10. Scheuren 11. 10. Schoettle 12. 10. Steinhoff 13. 10. Stooß 12. 10. Storch 12. 10. Dr. Wahl 15. 11. Wehking 3. 11. Weigl 12. 10. Wittmer-Eigenbrodt 31. 10. b) Urlaubsanträge Dopatka 17. 10. Dr. Dr. h. c. Friedensburg 28. 11. Rademacher 31. 10. Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Abschrift Der Präsident des Bundesrates. Bonn a. Rh., 13. Juli 1962 An den Herrn Bundeskanzler Bonn Bundeskanzleramt Ich beehre mich mitzuteilen, daß das Gesetz zur Änderung des Zollgesetzes nach Ansicht des Bundesrates seiner Zustimmung bedarf. Der Bundesrat hat in seiner 248. Sitzung am 12./13. Juli 1962 beschlossen, dem vom Deutschen Bundestage am 29. Juni 1962 verabschiedeten Gesetz gemäß Artikel 84 Abs. 1 und 105 Abs. 3 des Grundgesetzes zuzustimmen. Der Bundesrat bedauert, daß er keine Gelegenheit hatte, zu den Gesetzen betreffend die Verwirklichung eines gemeinsamen Agrarmarktes gemäß Artikel 76 Abs. 2 des Grundgesetzes Stellung zu nehmen. Dies ist verfassungspolitisch und verfassungsrechtlich umso bedenklicher, als es sich nicht um echte Initiativgesetze des Deutschen Bundestages handelt, sondern um Vorlagen der Bundesregierung, die nach der zwingenden Vorschrift des Grundgesetzes zunächst dem Bundesrat zuzuleiten gewesen wären. Der Hinweis auf den Zeitdruck, unter dem das Gesetzgebungswerk stand, vermag nicht durchzugreifen, weil auch in einem solchen Falle die verfassungsmäßigen Rechte des Bundesrates beachtet werden müssen. Im Bewußtsein seiner Verantwortung gegenüber dem europäischen Gedanken, dem durch die EWG sichtbarer Ausdruck verliehen worden ist, und -im Hinblick auf die Bedeutung der schnellen Verwirklichung eines gemeinsamen europäischen Agrarmarktes sieht der Bundesrat trotz dieser Bedenken davon ab, bei dem Gesetz zur Änderung des Zollgesetzes den Vermittlungsausschuß anzurufen. Dr. Ehard Bonn, 13. Juli 1962 An den Herrn Präsidenten des Deutschen Bundestages Bonn Bundeshaus Vorstehende Abschrift wird mit Bezug auf das dortige Schreiben vom 29. Juni 1962 mit der Bitte um Kenntnisnahme übersandt. 1744 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 40. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 11. Oktober 1962 Anlage 3 Abschrift Der Präsident des Bundesrates Bonn a. Rh., 13. Juli 1962 An den Herrn Bundeskanzler Bonn Bundeskanzleramt Ich beehre mich mitzuteilen, daß der Bundesrat in seiner 248. Sitzung am 12./13. Juli 1962 beschlossen hat, hinsichtlich des vom Deutschen Bundestage am 29. Juni 1962 verabschiedeten Gesetzes über die Erhebung der Abschöpfungen nach Maßgabe der Verordnungen der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft über die schrittweise Errichtung gemeinsamer Marktorganisationen für die landwirtschaftlichen Erzeugnisse (Abschöpfungserhebungsgesetz) einen Antrag gemäß Artikel 77 Abs. 2 des Grundgesetzes nicht zu stellen. Der Bundesrat bedauert, daß er keine Gelegenheit hatte, zu den Gesetzen betreffend die Verwirklichung eines gemeinsamen Agrarmarktes gemäß Artikel 76 Abs. 2 des Grundgesetzes Stellung zu nehmen. Dies ist verfassungspolitisch und verfassungsrechtlich umso bedenklicher, als es sich nicht um echte Initiativgesetze des Deutschen Bundestages handelt, sondern um Vorlagen der Bundesregierung, die nach der zwingenden Vorschrift des Grundgesetzes zunächst dem Bundesrat zuzuleiten gewesen wären. Der Hinweis auf den Zeitdruck, unter dem das Gesetzgebungswerk stand, vermag nicht durchzugreifen, weil auch in einem solchen Falle die verfassungsmäßigen Rechte des Bundesrates beachtet werden müssen. Im 'Bewußtsein seiner Verantwortung gegenüber dem europäischen Gedanken, 'dem durch die EWG sichtbarer Ausdruck verliehen worden ist, und im Hinblick auf die Bedeutung der schnellen Verwirklichung eines gemeinsamen europäischen Agrarmarktes sieht der Bundesrat trotz dieser Bedenken davon ab, bei dem Abschöpfungserhebungsgesetz den Vermittlungsausschuß anzurufen. Dr. Ehard Bonn, den 13. Juli 1962 An den Herrn Präsidenten des Deutschen Bundestages Bonn Bundeshaus Vorstehende Abschrift wird mit Bezug auf das dortige Schreiben vom 29. Juni 1962 mit der Bitte um Kenntnisnahme übersandt. Anlage 4 — Abschrift — Der Präsident des Bundesrates Bonn a. Rh., 13. Juli 1962 An den Herrn Bundeskanzler Bonn Bundeskanzleramt Ich beehre mich mitzuteilen, daß der Bundesrat in seiner 248. Sitzung am 12./13. Juli 1962 beschlossen hat, dem vom Deutschen Bundestag am 29. Juni 1962 verabschiedeten Gesetz zur Durchführung der Verordnungen Nr. 20 (Schweinefleisch), Nr. 21 (Eier) und Nr. 22 (Geflügelfleisch) des Rates der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft sowie zur Änderung des Gesetzes zur Förderung der deutschen Eier- und Geflügelwirtschaft gemäß Artikel 84 Abs. 1 und Artikel 87 Abs. 3 Satz 2 des Grundgesetzes zuzustimmen. Außerdem hat der Bundesrat folgende Entschließung gefaßt: Der Bundesrat bedauert, daß er keine Gelegenheit hatte, zu den Gesetzen betreffend die Verwirklichung eines gemeinsamen Agrarmarktes gemäß Artikel 76 Abs. 2 des Grundgesetzes Stellung zu nehmen. Dies ist verfassungspolitisch und verfassungsrechtlich umso bedenklicher, als es sich nicht um echte Initiativgesetze des Deutschen Bundestages handelt, sondern um Vorlagen der Bundesregierung, die nach der zwingenden Vorschrift des Grundgesetzes zunächst dem Bundesrat zuzuleiten gewesen wären. Der Hinweis auf den Zeitdruck, unter dem das Gesetzgebungswerk stand, vermag nicht durchzugreifen, weil auch in einem solchen Falle die verfassungsmäßigen Rechte des Bundesrates beachtet werden müssen. Im Bewußtsein seiner Verantwortung gegenüber dem europäischen Gedanken, dem durch die EWG sichtbarer Ausdruck verliehen worden ist, und im Hinblick auf die Bedeutung der schnellen Verwirklichung eines gemeinsamen europäischen Agrarmarktes sieht der Bundesrat trotz dieser Bedenken bei den Gesetzen zur Durchführung der Verordnungen Nr. 19 bis 22 des Rates der EWG von einer Versagung der Zustimmung ab." Dr. Ehard Bonn, den 13. Juli 1962 An den Herrn Präsidenten des Deutschen Bundestages Bonn Bundeshaus Vorstehende Abschrift wird mit Bezug auf das dortige Schreiben vom 29. Juni 1962 mit der Bitte um Kenntnisnahme übersandt Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 40. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 11. Oktober 1962 1745 Anlage 5 — Abschrift — Der Präsident des Bundesrates Bonn a. Rh., 13. Juli 1962 An den Herrn Bundeskanzler Bonn Bundeskanzleramt Ich beehre mich mitzuteilen, daß der Bundesrat in seiner 248. Sitzung am 12./13. Juli 1962 beschlossen hat, dem vom Deutschen Bundestag am 29. Juni 1962 verabschiedeten Gesetz zur Durchführung der Verordnung Nr. 19 (Getreide) des Rates der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft gemäß Artikel 84 Abs. 1 und Artikel 87 Abs. 3 Satz 2 des Grundgesetzes zuzustimmen. Außerdem hat der Bundesrat folgende Entschließung gefaßt: Der Bundesrat bedauert, daß er keine Gelegenheit hatte, zu den Gesetzen betreffend die Verwirklichung eines gemeinsamen Agrarmarktes gemäß Artikel 76 Abs. 2 des Grundgesetzes Stellung zu nehmen. Dies ist verfassungspolitisch und verfassungsrechtlich um so bedenklicher, als es sich nicht um echte Initiativgesetze des Deutschen Bundestages handelt, sondern um Vorlagen der Bundesregierung, die nach der zwingenden Vorschrift des Grundgesetzes zunächst dem Bundesrat zuzuleiten gewesen wären. Der Hinweis auf Zeitdruck, unter dem das Gesetzgebungswerk stand, vermag nicht durchzugreifen, weil auch in einem solchen Falle die verfassungsmäßigen Rechte des Bundesrates beachtet werden müssen. Im Bewußtsein seiner Verantwortung gegenüber dem europäischen Gedanken, dem durch die EWG sichtbarer Ausdruck verliehen worden ist, und im Hinblick auf die Bedeutung der schnellen Verwirklichung eines gemeinsamen europäischen Agrarmarktes sieht der Bundesrat trotz dieser Bedenken bei den Gesetzen zur Durchführung der Verordnungen Nr. 19 bis 22 des Rates der EWG von einer Versagung der Zustimmung ab." Dr. Ehard Bonn, den 13. Juli 1962 An den Herrn Präsidenten des Deutschen Bundestages Bonn Bundeshaus Vorstehende Abschrift wird mit Bezug auf das dortige Schreiben vom 29. Juni 1962 mit der Bitte um Kenntnisnahme übersandt.
  • insert_commentVorherige Rede als Kontext
    Rede von Dr. Fritz Burgbacher


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU/CSU)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


    (Lachen bei der CDU/CSU.)


    (Zuruf von der Mitte: Welchen Prozeß?)

    Im letzten halben Jahr haben sich die Gesamtinvestitionen in Deutschland etwa auf der Höhe des vergangenen Jahres gehalten; sie sind nicht mehr gestiegen, und das ist ein gesunder und guter Prozeß. Ich sage das, weil ich die Praxis, mit erhobenem Finger auf die drohende absinkende Investitionsneigung zu verweisen, für eine sehr gefährliche Politik halte.
    Die Situation ist eine ganz andere als vor zwei Jahren. Solch ein Anpassungsprozeß ist immer mit gewissen Gefahren verbunden. Das ist bei jedem Anpassungsprozeß so. Es ist auch an die Gefahr zu denken, daß die Stagnation der Investitionen zu einer übermäßigen Senkung der Investitionsneigung der Wirtschaft führt. Es ist geradezu bedenklich, wenn diese Tendenz dadurch gesteigert wird, daß der Normalisierungsprozeß bereits als ein gefährlicher Weg zum Abgrund bezeichnet wird. Darum, meine Damen und Herren, sollten wir uns darüber klar sein: die bis 1960 gestiegenen hohen Gewinnraten, die daraus gedeckten hohen Investitionsraten sind hauptverantwortlich für die Entwicklung des Preisniveaus und für die Spannungen auf dem Arbeitsmarkt. Hier liegt der Kernpunkt, und wir müssen dieser Frage unser entscheidendes Augenmerk zuwenden.
    Die Klagen, die heute gebracht werden, kommen zum übergroßen Teile um zwei Jahre zu spät. Es kommt entscheidend darauf an, ein wirtschaftspolitisches Konzept zu entwickeln, das dreierlei zur Folge hat. Es muß erstens der Wirtschaft eine klare Erkenntnis der Entwicklungstendenzen vermitteln und so Panikstimmungen verhüten. Zweitens muß damit das Vertrauen in die zukünftige Entwicklung innerhalb der Wirtschaft gestärkt und nicht geschwächt werden. Und drittens muß es zum Ausdruck bringen: Die Wirtschaftspolitik wird die Führungskraft wahren, die ihr zusteht; ihr braucht keine Sorge haben, daß unglückliche Entwicklungen innerhalb der Wirtschaft eintreten; denn selbst wenn die Investitionsneigung sinken sollte, haben wir, die Regierung, genügend Mittel in der Hand, um über steuerliche Maßnahmen, über die umfangreiche Tätigkeit des Staates auf dem Gebiete der Wirtschaft und auf andere Weise dafür zu sorgen, daß das Investitionsniveau insgesamt nicht absinkt und damit der wirtschaftliche Aufschwung gesichert wird.
    Meine Damen und Herren, das ist doch wohl, ganz sachlich gesehen, die Aufgabe der wirtschaftspolitischen Führung, um den wirtschaftlichen Aufschwung zu sichern.
    In diesem Zusammenhang spielt natürlich das Lohnniveau eine Rolle. Aber ich möchte doch zunächst eine Feststellung aufnehmen, die der Herr Bundeswirtschaftsminister oder der Herr Bundeskanzler getroffen hat und die auch der Herr Bundesbankpräsident getroffen hat: daß wir mit unserer gesamten Kostenentwicklung, die ja nicht nur aus



    Dr. Deist
    der Entwicklung der Löhne besteht—was ich nebenbei bemerken möchte —, das internationale Niveau erreicht haben. Von einer Überhöhung kann jedenfalls bis heute nicht gesprochen werden.
    Im Jahre 1961 ist — das ist wiederholt festgestellt worden — erstmals der Anteil der Masseneinkommen, insbesondere der Bruttolöhne, am gesamten Volkseinkommen in nennenswertem Umfang gestiegen. Ich glaube, das ist unter verschiedenen Gesichtspunkten ein wichtiger Tatbestand. Hier ist erstmalig über den bisherigen Rahmen hinaus bei breiten Schichten der Arbeitnehmerschaft Raum für Sparen und für Eigentumsbildung geschaffen worden. Und ,diese Möglichkeit wurde genutzt! Im Jahre 1961, im Jahre dieser starken Lohnsteigerungen, ist die Ersparnis der privaten Haushalte gegenüber dem Vorjahr um rund 15%, also überproportional gestiegen, während sie im Jahre 1960 z. B. nur um 6,5 % gestiegen war. Weiterhin ist interessant — die Bundesbank hat es in ihrem letzten Bericht festgestellt —, daß die Sparbereitschaft der breiten Schichten .der Bevölkerung auch im ersten Halbjahr 1962 nicht etwa abgenommen, sondern zugenommen hat. Das kann man insbesondere an dem hohen Zuwachs der Einlagen bei den Sparkassen feststellen.

    (Abg. Dr. Burgbacher: Die privaten Ersparnisse haben erstmals die Ersparnisse der Unternehmen überschritten!)

    — Wenn die Selbstfinanzierungsrate — und hier befinde ich mich in Übereinstimmung mit früheren Äußerungen des Herrn Bundeswirtschaftsministers — so überhöht war, dann ist ja wohl auch hier ein Anpassungsprozeß durchaus als Normalisierungsprozeß zu betrachten. Ich danke Ihnen für die Feststellung, weil Sie mir damit die Möglichkeit gegeben haben, hier eine ergänzende Feststellung zu treffen.
    Meine Damen und Herren, das ist eine erstaunliche Bereitschaft der deutschen Arbeiterschaft, zu sparen und Vermögen zu bilden. Sie sollten diese Sparneigung nicht durch kurzfristige Betrachtungen konjunktureller Art abschwächen oder gar ertöten.

    (Zustimmung bei der CDU/CSU.)

    Wir haben hier eine hervorragende Entwicklung zu verzeichnen. Die Sparquote ist von 1951 bis 1960 von 3 % des Einkommens der privaten Haushalte auf 9 % gestiegen. Das ist eine gute Sache. Bei allen Erörterungen über die Lohnentwicklung sollten Sie diesen entscheidenden Gesichtspunkt einer steigenden Sparneigung nicht vernachlässigen. Er hat nämlich auch seine Konsequenzen dahingehend, daß der übrige Wirtschaftsablauf sich ungeachtet größerer Lohnsteigerungen sinnvoll und vernünftig abwickelt.
    Denn eines ist interessant: die Verbrauchsneigung, gemessen an den Einzelhandelsumsätzen, zeigt gerade in diesen ersten 8 Monaten des Jahres 1962 eine sinkende Tendenz.

    (Widerspruch in der Mitte.)

    — Bitte, ich habe das in Ihrem Monatsbericht vom Oktober festgestellt.

    (Abg. Dr. Burgbacher: Leider sehr gestiegen!) Nach diesem Monatsbericht des Herrn Bundeswirtschaftsministers — ich glaube mich nicht zu irren, daß es dieser Monatsbericht ist — sind die Einzelhandelsumsätze im ersten Halbjahr um 10 %gegenüber dem Vorjahr gestiegen, im Juli um 8 %, im August um 6 %


    (Bundeswirtschaftsminister Dr. Dr. h. c. Erhard: ... sind aber große Zuwachsraten!)

    — Nein, das sind die Zuwachsraten gegenüber dem vergangenen Jahr. Die Zuwachsraten sind gesunken.
    Ich will nur einen Tatbestand feststellen, Herr Bundeswirtschaftsminister. Sie stimmen mir wohl zu, wenn ich sage, daß die Neigung zum Sparen und der Tatbestand, daß man bei hohen Masseneinkommen solch eine steigende Sparneigung erzielen kann, ein gesundes Zeichen ist und sichert, daß nicht durch überhöhte Ansprüche auf dem Gebiet des privaten Bedarfs wirtschaftliche Schwierigkeiten entstehen. Gerade das ist einer der wesentlichen Punkte, den wir nicht vernachlässigen sollten, wenn wir die Lohnentwicklung des Jahres 1961 betrachten. Zumindest hat sie auch diesen positiven Effekt.
    Lassen Sie mich in diesem Zusammenhang eine andere Bemerkung machen. Wir wissen natürlich alle, daß die Löhne insgesamt — mit dem, was dazu gehört: Sozialeinkommen usw. — netto etwa 60 % des Volkseinkommens ausmachen. Das ist eine wichtige Größe im Rahmen des gesamten Volkseinkommens. Sie ist nicht ohne Bedeutung für die Wirtschaft, und zwar in zweierlei Hinsicht.
    Zunächst einmal ergibt sich daraus, daß ein normaler Wirtschaftsablauf nur gesichert ist, wenn sich die Lohnentwicklung in gewissen Grenzen hält. Zweitens ergibt sich daraus, daß die Ordnung dieses großen Bereichs der Einkommensbildung für die Ordnung der Wirtschaft und für ihren Grundcharakter von entscheidender Bedeutung ist und daß wir daher alles Gerede, das Möglichkeiten des Eingriffs in eine freie Ordnung ,dieses Bereichs in Rechnung zieht, mit großer Aufmerksamkeit und mit großer Sorge verfolgen sollten.
    Ich habe mich gefreut, daß in der heutigen Debatte sowohl von Herrn von Brentano als auch von Herrn Dr. Mende ein — wie es bei Herrn Dr. Mende hieß — vorbehaltloses Bekenntis zur Tarifautonomie gegeben worden ist. Durch das, was sonst in der Offentlichkeit gesprochen wird, ist leider nicht nur dieses Bekenntnis ein klein wenig fragwürdig geworden, sondern ist auch die Bedeutung der Tarifautonomie in den Augen der Öffentlichkeit sehr stark herabgewürdigt worden. Wir sollten uns über eines klar sein, wenn wir über diese Dinge sprechen: die Tarifautonomie ist nicht irgendeine Form der Lohnbildung, sondern sie ist das Ergebnis der Erkenntnis, daß der Charakter der gesamten Wirtschaftsordnung entscheidend dadurch bestimmt wird, wie man diese 60 % des Volkseinkommens ordnet. Wenn man 60 % des Volkseinkommens staatlich dirigiert, gibt es keine freie Wirtschaft mehr. Darum ist die Tarifautonomie ein Element einer demokratischen Ordnung und darum ist die Tarifhoheit, d. h. die Ordnung des Arbeitslebens



    Dr. Deist
    den Tarifparteien zur Selbstverwaltung übertragen worden.
    Im Grunde genommen hat sich die Tarifautonomie bewährt. In der Öffentlichkeit wird immer nur dann auf Unebenheiten hingewiesen, wenn die Löhne über den Volkseinkommenszuwachs hinaus steigen. Es wird wenig davon gesprochen, wenn ihre Steigerung längere Jahre hindurch darunter bleibt.
    Aber vielleicht 'ist interessant, wie diese Tarifautonomie wirkt. Die Effektivlöhne sind im Zuge der gekennzeichneten Entwicklung im ersten Quartal 1960 um 10,4 % und im ersten Quartal 1961 um 14 % gegenüber dem jeweiligen Vorjahreszeitraum gestiegen. Dies waren also steigende Zuwachsraten. Allmählich entwickelt sich aus dem Wesen der Tarifautonomie ein Prozeß der Revision. Während im ersten Quartal 1961 die Lohnsteigerung noch 14 % betrug, betrug sie im ersten Quartal 1962 nur noch 10 %. So regulierend wirkt sich also der Mechanismus eines so hervorragenden Instrumentes der Selbstverwaltung auf dem Gebiete der Wirtschaft aus.
    Meine Damen und Herren, ich frage mich, welcher Anlaß eigentlich dafür besteht, daß der Herr Bundeskanzler trotzdem auch heute wieder jene viel umstrittene Passage seiner Regierungserklärung vom vorigen Jahr zitiert hat, in der von Ordnungsmaßnahmen im Tarifbereich die Rede war. Besteht eigentlich bei uns wirklich Anlaß zu solchen Überlegungen? Wir haben in fast allen Tarifbereichen
    in Deutschland Schlichtungsabkommen. Die einzige entscheidende Ausnahme, die es gibt, ist der Bereich der Metallindustrie, und Sie wissen, daß das seine besonderen Gründe aus der Streiksituation damals in Schleswig-Holstein hatte. Im übrigen haben wir in fast allen Tarifbereichen irgendwie geartete Schlichtungsvereinbarungen. Das ist der erste Tatbestand.
    Ein zweites. Die öffentliche Hand hat bei uns in Deutschland — dieses Recht wird ihr zugebilligt, uneingeschränkt — die Möglichkeit, sich in entscheidenden Situationen vermittelnd einzuschalten. Das tut sie auch. Ich kenne keinen einzigen Fall, in dem sich irgendeine Gewerkschaft einem solchen Vermittlungsversuch entzogen hätte. Auch das sollte man sagen, um diese Diskussion auf ihren rechten Gehalt zurückzuführen.
    Ich möchte ein drittes hinzufügen. Wir wissen, daß hier ein Problem vorliegt. Wir wissen, daß in anderen Staaten zusätzliche Ordnungsmaßnahmen getroffen worden sind. Wir sind durchaus bereit, uns darüber zu unterhalten, was wir im Hinblick auf dieses Wirken der Verbände insgesamt auf Unternehmer- und Arbeitnehmerseite zusätzlich tun können, um einen ausreichenden Ordnungsgrad auch für schwierige Situationen zu schaffen.

    (Beifall bei der CDU/CSU.)

    Nur, meine Damen und Herren, sollten Sie sich über eines klar sein. Wir kennen solche Maßnahmen insbesondere in der Schweiz, in Holland und in Schweden. Vielleicht überlegen Sie einen kleinen Augenblick, daß erstens in diesen Staaten ein hervorragendes soziales Klima zwischen den Tarifparteien besteht, das leider bei uns in Deutschland nicht zu verzeichnen ist.

    (Zuruf von der CDU/CSU: Wer ist schuld daran?)

    — Sie fangen gleich wieder mit der Schuldfrage an — ausgezeichnet —, und daß weiterhin in Deutschland das Verhältnis zwischen der Regierung und den Tarifparteien aus der Geschichte insbesondere der letzten Jahre außerordentlich stark belastet ist, was in diesen anderen Staaten auch nicht der Fall ist.
    Wir haben aus ernsthaften Überprüfungen der Verhältnisse in diesen Ländern eine Erfahrung ziehen müssen: Entscheidend sind gar nicht die Institutionen, sondern entscheidend ist vor allen Dingen das soziale Klima. Dieses soziale Klima ist leider durch viele, viele Vorgänge in Deutschland in der letzten Zeit arg lädiert worden. Ich kann nicht behaupten, daß die Rede des Herrn Bundeskanzlers hier eine Ausnahme gemacht hätte.

    (Sehr wahr! bei der SPD.)

    Dabei handelt es sich um ein ernstes Problem. Es geht nicht nur um die Gewerkschaften als Tarifparteien, es geht nicht nur um die Ordnung des Arbeitsmarktes, sondern es geht darum, daß die Gewerkschaften große demokratische Organisationen im Aufbau unseres demokratischen Gesamtgefüges sind. Wir sollten froh sein, meine Damen und Herren, und sollten es begrüßen, daß bei uns — im Gegensatz zu anderen Ländern — zersetzende kommunistische Tendenzen keinen Einfluß auf die deutschen Gewerkschaften haben erreichen können.

    (Beifall bei der ,SPD und Beifall des Abg. Dr. Dahlgrün.)

    Darum, meine Damen und Herren, sollten alle Überlegungen über die Ordnung dieses Bereichs von den Fragen ausgehen: a) Wie schaffen wir ein gesundes Klima? b) Welche Wege beschreiten wir, um diese großen Organisationen in das Ganze einzufügen als wesentliche Träger unserer demokratischen Ordnung? Darauf kommt es an.
    Zu der Frage der Außenhandelsbeziehungen möchte ich mich nur kurz äußern. Wir alle wissen, daß die hohen Ausfuhrüberschüsse der vergangenen Jahre unser ganzes wirtschaftliches Klima außerordentlich 'belastet ,haben; sie haben die internationalen Währungsbeziehungen gestört, sie haben bei uns in Deutschland durch die Zuführung neuer Kaufkraft ständig neue Preisauftriebstendenzen ausgelöst,

    (Zuruf rechts: Wodurch?)

    und sie haben zu einer Liquidisierung der Wirtschaft geführt, die es beinahe unmöglich macht, die Geld- und Kreditpolitik, dieses leichte Mittel einer modernen Wirtschaftssteuerung, noch wirksam einzusetzen. Das alles waren entscheidende Nachteile. Darum ist die Zurückführung des Ausfuhrüberschusses auf ein normales Maß ebenfalls ein gesunder Prozeß der Anpassung an eine zukünftige normale Entwicklung. Ich 'bedauere sehr, daß durch bestimmte Äußerungen des Herrn Bundeskanzlers




    Dr. Deist
    darüber wiederum Zweifel entstehen konnten. Es ist ja gar nicht so, daß die Ausfuhr zurückgeht; die Ausfuhr steigt weiterhin, nicht mehr in gleichem Umfange wie bisher, aber sie hat immerhin im Hinblick darauf, daß sie in früheren Jahren übersteigert war, ein ganz gutes Aufschwungtempo.
    Es ist auch nicht wahr, daß ,die Wettbewerbsfähigkeit auf dem Weltmarkt durch unsere innere Entwicklung wesentlich gestört worden sei. Es ist sehr interessant zu vergleichen, wie sich unsere Ausfuhr nach den verschiedenen Bereichen !der übrigen Welt entwickelt hat. Übernormal hochgestiegen ist die Ausfuhr in die Räume der EWG; und da haben wir mit iden übrigen Industrienationen Europas zu konkurrieren. Überproportional gestiegen ist die Ausfuhr nach den USA; und dort wirkt sich ja auch der Wettbewerb auf dem Weltmarkt zwischen den Industrienationen aus. Gesunken ist die Ausfuhr im Grunde genommen nur in zwei Richtungen, nämlich zur EFTA — das ist ein Ergebnis des Abschließungseffekts der Bildung zweier solcher Gemeinschaften und sollte uns auch ein Hinweis sein, wohin eine solche Politik der Trennung dieses Gesamteuropa führt — und entscheidend zurückgegangen ist sie nach den Entwicklungsländern; und jeder weiß, daß das gar nichts mehr mit dem Wettbewerb auf dem Weltmarkt zu tun hat, sondern mit der unglücklichen Entwicklung der Weltrohstoffpreise für diese Länder.
    Das heißt: Alles zeigt, daß unsere Wettbewerbsfähigkeit auf dem Weltmarkt weiterhin stark ist.. Es ist für uns auf dem Weltmarkt nicht mehr so leicht wie in früheren Jahren. Uns wurde ja wohl auch nicht zu Unrecht in früheren Jahren von den anderen Ländern Kostendumping, j a Lohndumping vorgeworfen. Aber wenn der Wettbewerb jetzt etwas härter wird, so 'scheint mir das, Herr Bundeswirtschaftsminister, eine gesunde Sache zu sein. Harter Wettbewerb ist nur gesund für die Wirtschaftsentwicklung. Man sollte über diese Entwicklung nicht klagen; man sollte sich aber überlegen, ob nicht auf bestimmten Gebieten einiges geschehen könnte, 'um Wettbewerbsverzerrungen zu beseitigen.
    Ich habe aus der Fragestunde entnommen, daß hier einige schüchterne Untersuchungen angestellt werden. Meine Damen und Herren, wir wissen seit Jahren, daß die Wettbewerbsfähigkeit auf bestimmten Gebieten der Wirtschaft durch unsere sture Festsetzung der Ausgleichszahlungen für die Umsatzsteuer im grenzüberschreitenden Verkehr außerordentlich belastet wird. Wir haben darauf hingewiesen bei der Ausgleichssteuer für Stahl. Wir haben darauf hingewiesen bei der Ausfuhrrückvergütung für den Schiffbau. Bisher ist leider nicht viel geschehen, um diese effektiv vorhandenen Wettbewerbsnachteile für unsere Wirtschaft zu beseitigen.
    Es scheint mir kein guter Auftakt zu sein, daß wir jetzt zu einer solchen Erörterung gezwungen werden, weil die Europäische Wirtschaftskommission an uns herangegangen ist, bei Wollkammzügen die Umsatzausgleichsteuer auf 1,5 % herabzusetzen, d. h. auf den Satz, der der inneren Belastung mit Umsatzsteuer entspricht. Wir sollten wenigstens diesen Ansatz benutzen, um zu einer grundsätzlichen Regelung zu kommen und damit diese Wett-1 bewerbsverzerrung auf der ganzen Linie zu beseitigen.

    (Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten der CDU/CSU.)

    — — Ich wäre dankbar, meine Damen und Herren, wenn Ihr Einfluß auf den Herrn Bundeswirtschaftsminister ausreichte, daß auf diesem Gebiete etwas geschieht. Ich würde das sehr begrüßen.
    Meine Damen und Herren, lassen Sie mich zum Schluß einige Bemerkungen zusammenfassen. Wir wissen — und ich glaube, aus den heutigen Ausführungen ist das klar geworden —, es gibt eine Vielfalt von Einflüssen, die auf das wirtschaftliche Leben und die wirtschaftliche Entwicklung einwirken. Da gibt es schier unübersehbare Zusammenhänge und Wechselwirkungen. Es ist klar, daß man unter diesen Umständen der Führungsaufgabe der Wirtschaftspolitik nicht mit punktuellen Maßnahmen gerecht wird. Es kommt darauf an, eine Gesamtkonzeption der Wirtschaftspolitik zu entwickeln, die darauf verzichtet, an den Symptomen herumzukurieren, und wirklich versucht, die Ursachen zu beseitigen. Es kommt darauf an, dabei eine Methode zu entwickeln, die alle unter das von mir erwähnte Gesetz der gemeinsamen Verantwortung stellt. Dazu gehört, daß die Wirtschaftspolitik Ziele aufstellt, daß sie der wirtschaftlichen Entwicklung Wege weist und daß sie ihre Führungsrolle spielt. Das ist insbesondere in der modernen Demokratie notwendig. Und dazu gehört die Schaffung eines entsprechenden Instrumentariums.
    Wir haben dem Bundestag bereits im Jahre 1956, wie Kollege Ollenhauer dargelegt hat, einen Gesetzentwurf zur Sicherung des wirtschaftlichen Wachstums vorgelegt. Dazu gehören zwei Dinge. Zunächst die Errichtung eines Sachverständigengremiums von hohem Rang. Ich bin sehr froh, daß eine Lücke in der Rede des Herrn Bundeskanzlers durch die nachfolgenden Reden — ich hoffe, für die Bundesregierung insgesamt — ausgefüllt worden ist. Wir hatten die Erwähnung des Gutachtergremiums vermißt. Herr von Brentano hat erklärt, das sei eine wichtige Sache, und der Herr Bundeswirtschaftsminister hat durchaus annehmbare Erklärungen gegeben, warum beim Jahreswirtschaftsbericht 1963 dieses Gremium nicht erwähnt worden ist. Ich möchte darauf hinweisen, daß die Erörterungen um ein solches Gremium bis auf die Jahre 1956/57 zurückgehen. Immer wieder sind diese Versuche torpediert worden. Vor einem halben Jahr ist hier ziemlich verbindlich — so verbindlich, wie diese Regierung sich in solchen Dingen auszudrücken pflegt — die Errichtung des Sachverständigengremiums angekündigt worden. In der Erklärung der Bundesregierung fehlt sie. Sie werden uns nicht verübeln, wenn wir meinen, wir müßten eine besondere Aktivität entwickeln und Ihnen, Herr Bundeswirtschaftsminister, helfen, daß dieses Gremium nunmehr endlich errichtet wird,

    (Beifall bei der SPD)

    das eine wichtige Grundlage für eine Versachlichung der Auseinandersetzung auf allen Gebieten
    der Wirtschaftspolitik ist. Seine Gutachten sollen



    Dr. Deist
    eine Grundlage sein, die den verschiedenen Gruppen der Wirtschaft ermöglicht, die Konsequenzen ihres Handelns zu erkennen und damit erst wirklich verantwortungsbewußt zu handeln.
    Ein weiteres Wort zu dem Jahreswirtschaftsbericht! Ich bedauere, daß Sie, Herr Bundeswirtschaftsminister, auf diesem Gebiete einige Bemerkungen gemacht haben, die uns fragen lassen, wie ernst dieser Wirtschaftsbericht als Instrument der Wirtschaftspolitik wirklich gemeint ist. Ich spreche nicht von den Leitlinien für die Wirtschaft. Ich beziehe mich auf Ihre Ausführungen, man wolle allein die Regierung auf das Nationalbudget vereidigen und sie in einen Zwangsrahmen stecken, während die Sozialpartner unbeeinflußt bleiben. Wenn das so gedacht wäre, wäre es eine schlechte Sache. Aber, Herr Bundeswirtschaftsminister, ich kenne keinen, der so etwas verlangt; ich kenne nur Leute, die sich folgendes vorstellen. Wenn die Bundesregierung dem Bundestag in einem Jahreswirtschaftsbericht ihre Wirtschaftspolitik darlegt, dann ist das ja wohl doch eine verbindliche Erklärung für die Bundesregierung, und sie betrachtet dann diese ihre Wirtschaftspolitik, die sie dem Bundestag verkündet, als für sich verbindlich. Das ist es, was wir wollen.
    Ein Zweites. Natürlich haben ein solches Sachverständigengutachten, die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung, prospektive Vorausschauen und die Jahreswirtschaftsberichte auch die Bedeutung, alle auf den Pfad gemeinsamer Verantwortung zu führen. Und darum soll der Jahreswirtschaftsbericht seine Auswirkung auf alle freien Kräfte der Wirtschaft — Unternehmer ebenso wie Arbeitnehmer — haben — aber, Herr Bundeswirtschaftsminister, mit den Mitteln, die einer freien Wirtschaft angemessen sind: als Leitlinien, und dadurch, daß man die Wirtschaft so beteiligt, daß sie ihre Verantwortung kennt. Denn so weit werden Sie doch wohl Ihre eigene Wirtschaftskonzeption nicht umstülpen wollen, daß Sie meinen: wenn schon ein solcher Jahreswirtschaftsbericht, dann muß er auch für die freie Wirtschaft verbindlich sein. Das scheint mir mit der Prozedur und mit den Methoden einer freiheitlichdemokratischen Wirtschaftsordnung nicht vereinbar zu sein. Es kommt darauf an, dieses Instrument zu nutzen und organisatorisch, klimamäßig und durch die eigene Wirtschaftspolitik die Voraussetzungen dafür zu schaffen, daß wirklich am gemeinsamen Strang gezogen wird. Denn das ist schließlich unser gemeinsames Anliegen, dafür zu sorgen, daß wir alle in den Grundfragen der Nation, auch auf wirtschaftlichem Gebiet, dieses gemeinsame Interesse erkennen. Keine Regierung — welche es auch sein mag — hat die Aufgabe, bestimmte Interessengruppen zu vertreten. Die Aufgabe von Parlament und Regierung besteht letzten Endes darin, dafür zu sorgen, daß das gemeine Beste zum Zuge kommt, und daß wir alle dazu geführt werden, gemeinsam im Interesse des Gemeinwohls zusammenzuarbeiten.

    (Beifall bei der SPD und Abgeordneten der CDU/CSU.)



Rede von Dr. Heinrich Deist
  • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
  • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
Das Wort hat der Abgeordnete Schmücker.

  • insert_commentNächste Rede als Kontext
    Rede von Dr. Carlo Schmid


    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (None)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)

    Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Dr. Deist, Sie haben Ihre sicherlich sachliche Rede mit einem Donner begonnen. Ich will darauf gar nicht näher eingehen, sondern Ihnen nur empfehlen, einmal das Protokoll durchzulesen. Dann können Sie feststellen, daß die Antwort des Herrn Bundeskanzlers durchaus maßvoll ausgefallen ist.

    (Beifall 'bei der CDU/CSU. — Lachen bei der SPD.)

    Über die Regierungserklärung kann man Klagen hören, daß sie nicht viel Neues, nichts Sensationelles enthalte.

    (Zurufe von der SPD: Sehr gut! Stimmt!)

    — Vielen Dank, meine Damen und Herren. — Wir halten das für außerordentlich gut; denn gerade in der Politik soll man die selbstverständlichen Dinge tun und soll darauf verzichten, mit Sondermeldungen und Sensationen zu arbeiten; denn diese sind im Zweifelsfall schlechter als die selbstverständlichen Dinge.
    Man kann natürlich sagen — und ich sage das auch —, daß man in einigen Punkten hätte konkreter werden können, und es wäre gut gewesen, wenn hier schon Gesetze vorgelegt worden wären. Die Frage aber, die vorab entschieden werden muß und der Sie, Herr Dr. Deist, und auch Sie, Herr Ollenhauer, ausgewichen sind, ist folgende: Ist dieser Bundestag bereit, das Programm der Sparsamkeit, des Maßhaltens, der Stabilisierung so, wie es in der Begrenzung 'des Bundeshaushalts auf 56,8 Milliarden DM zum Ausdruck kommt, zu unterstützen?

    (Sehr gut! in der Mitte.)

    Das ist die hier gestellte entscheidende politische Frage, und auf diese Frage müssen wir eine Antwort geben.

    (Sehr gut! in der Mitte.)

    Da kommt es gar nicht darauf an, ob man Ausrechnungen um 1% so oder so vornimmt; hier kommt es auf das politische Prinzip an. Ich wiederhole: dieser Frage sind sowohl Herr Ollenhauer wie auch Herr Dr. Deist ausgewichen.

    (Sehr richtig! bei der CDU/CSU.)

    Man konnte sogar den Eindruck haben, daß Herr Dr. Deist es darauf abstellen wollte, daß diese Frage überflüssig sei.
    Herr Ollenhauer hat heute morgen eine philosophische Betrachtung über Maßhalten und Gerechtigkeit angestellt. Er hat Tugenden gegeneinander ausgespielt, die, so meinen wir, harmonisiert werden sollten. Da hat mir der Vortrag von Herrn Deist schon besser gefallen. Denn er hat ja versucht, die Dinge in einen Zusammenhang zu stellen, — so wie ich es früher schon ausgedrückt habe, daß man eine Politik auf sozialem, auf finanzpolitischem, auf wirtschaftspolitischem Gebiet aus einem Guß betreiben muß.
    Ich will trotzdem auf einige Punkte, die Herr Ollenhauer heute morgen erwähnt hat, zurückkommen, — Punkte auf die mit Recht hingewiesen worden ist. Er hat beklagt, ,daß wir in der Bundesrepu-



    Schmücker
    blik in einigen Bereichen eine zu starke Vermögensbildung gehabt haben, daß eine Konzentration stattgefunden hat, die gesellschaftspolitisch nicht gut ist. Das ist richtig. Aber wir müssen bedenken, daß das andere Wort für diese Vermögensbildung „Investition" heißt und daß durch diese Investitionen es erst möglich geworden ist, den Lebensstandard in Deutschland zu verbessern.
    Nun kommen Sie nicht mit dem Vorschlag, das hätte man anders, sagen wir einmal, à la Nölting machen können. Hätte man es gemacht, dann wäre es heute nicht nötig, diese — von diesem Standpunkt aus gesehen erfreuliche — Debatte zu fahren; dann wären wir sicher irgendwo anders gelandet. Aber das enthebt uns nicht der Aufgabe, zu versuchen, eine Beteiligung breitester Schichten an der notwendigen — Herr Dr. Deist, der notwendigen! — Kapitalbildung — ich werde gleich noch darauf zurückkommen — auch im Hinblick auf weitere Investitionen durchzuführen.
    Herr Ollenhauer hat heute morgen noch ein paar Worte über die Monopolkommission gesagt. Ich möchte für meine Freunde erklären, daß wir im Zusammenhang mit dem Kartellbericht über diese Frage sprechen werden und daß wir sehr viel Wert darauf legen, einen Überblick zu bekommen. Aber wir möchten verhindern, daß eine Kommission gebildet wird, die in die Administration übergreift. Denn dann würde diese Kommission auf die Dauer selber das größte Monopol schlechthin sein. — Ja, Herr Deist, Sie nicken so freundlich. Als Sie damals den Vorschlag gemacht haben — ich nenne das immer den „Deist-Topf" —, als Sie Ihre Einrichtung schaffen wollten, als jeder deutsche Bürger eine Volksaktie — es war nur ein Zertifikat — bekommen sollte, da haben wir schon die Befürchtung geäußert, daß hier eine Stelle eingerichtet werden sollte, deren Chef mehr Macht haben würde, als irgendein Bundeswirtschaftsminister oder große Organisationen jemals haben würden.
    Ich wollte nur darauf hinweisen, daß man sich sehr genau über die Grenzen verständigen muß. Aber eine Bemerkung kann ich mir doch nicht verkneifen. Seitens der Opposition wird so getan, .als seien wir immer diejenigen, die sich verstärkt für die Reichen einsetzten und sich um die Ärmeren nicht kümmerten. Herr Ollenhauer, Sie haben von den Gemeinden gesprochen. Ich stelle hier fest, daß es durchweg die Aufgabe meiner Freunde ist, für die ärmeren Gemeinden einzutreten und zu verlangen, daß ein Ausgleich, eine Neuregelung der kommunalen Finanzordnung erfolgt. Auch die ärmeren Land- und Wohngemeinden müssen weiter vorankommen in ihrer Entwicklung, und es dürfen nicht ausschließlich — so ist es bei dem heutigen System — die reicheren Gemeinden den Vorteil haben. Hier scheinen wir also in etwa die Rollen vertauscht zu haben.
    Nun zu Herrn Dr. Deist! Herr Dr. Deist, die erste halbe Stunde Ihrer Rede — ich habe versucht, es zeitlich ungefähr abzumessen — hat unseren vollen Beifall gefunden. Wir haben aber festgestellt, daß der Beifall auf der Seite der SPD zu Ihren Ausführungen sehr schwach war. Er kam erst, als Sie einige Ausführungen darüber machten, daß das Verhältnis der Regierung zu den Tarifpartnern — Sie meinten sicherlich die Gewerkschaften — sehr schlecht sei. Sie sind also von unserer Seite voll unterstützt worden. Wir bedauern nur, daß von Ihrer Seite so wenig Beifall gekommen ist. Wir wünschen also „good luck", viel Glück, und wir wünschen Ihnen, daß Sie sich mit Ihren Ideen in Ihrer Fraktion durchsetzen.

    (Lachen bei der SPD.)

    — Nun ja, der Schlußbeifall war bei der ausgezeichneten Rede wesentlich geringer, als Herr Dr. Deist ihn früher von Ihrer Seite bekommen hat. Man muß auch diese Dinge registrieren.

    (Zurufe von der SPD.)

    Die erste Diskrepanz kam zum Durchbruch, als der Kollege Burgbacher eine .Zwischenfrage stellte. Ich finde, Herr Dr. Deist, daß wir die Frage, ob wir übermäßige Investitionen vorgenommen haben, ob die Entwicklung so richtig ist, doch noch einmal diskutieren müssen. Man muß doch auch bedenken, daß wir Investitionen vornehmen müssen, um Arbeitskräfte zu sparen. Ich weiß, daß das im Einzelfall sehr schwierig ist. Wenn man rationalisiert, muß man meistens auch expandieren; aber dann gleicht sich das irgendwo in der Branche — für den einzelnen vielleicht nicht sehr angenehm — aus. Fest steht jedoch, wie gesagt, daß wir Investitionen vornehmen müssen, um Arbeitskräfte zu sparen. Wir müßten vielleicht stärker beobachten, in welcher Art die Investitionen vorgenommen werden, und nicht nur auf die Gesamtsumme sehen.
    Ich kann Ihnen nicht zustimmen, wenn Sie die gegenwärtige wirtschaftliche Situation so darstellen, als stünden wir vor keinerlei Schwierigkeiten oder vor Schwierigkeiten, die man an sich begrüßen könnte. Herr Dr. Deist, sehen Sie sich die Wettbewerbsverhältnisse im internationalen Raum an! Ich glaube, daß dort die Lage nicht nur schwieriger geworden ist, sondern daß es in vielen Bereichen schon fast unmöglich geworden ist, sich durchzusetzen. Sehen Sie sich bitte auch die Wettbewerbsverhältnisse auf dem deutschen Markt an! Die Schwierigkeiten sind sehr groß, und wir müssen uns der einzelnen Probleme annehmen.
    Da bereitet uns der Arbeitsmarkt vielleicht die größte Sorge. Wir müssen deshalb die Situation untersuchen. Ich bin keineswegs der Meinung, daß man von dorther alle Probleme lösen kann. Man muß sich auch um die Verhältnisse auf dem Absatzmarkt kümmern. Ich denke dabei an die Monopole, an die Preisbindung der zweiten Hand usw. Man muß sich auch um eine Auflockerung auf dem Geld-und Kapitalmarkt bemühen.
    Eines können Sie nicht bestreiten, Herr Dr. Deist. Aus unserer Sorge stellen wir die Rolle der öffentlichen Haushalte — nicht nur des Haushaltes des Bundes, sondern auch der Haushalte der Länder und Gemeinden — heraus. Sie wollen diese Rolle herunterspielen. Sie müssen aber doch zugeben, daß gerade von den öffentlichen Haushalten eine geballte Nachfrage auf den Markt ausgeht, die häufig — zunächst regional, dann jedoch auf das ganze



    Schmücker
    Bundesgebiet übergreifend — zu Entwicklungen führt, die wir mit Ihnen gemeinsam beklagen. Wir sollten dann auch den Mut haben, den Übelstand an der Wurzel anzupacken. Eine dieser Wurzeln — wenn ich das so sagen darf — ist nun einmal der öffentliche Haushalt. Darum kommen wir immer wieder auf diese Frage zurück. Ich meine, es sollte zumindest einer der nachfolgenden Redner von Ihnen, meine Damen und Herren von der SPD, dazu Stellung nehmen.
    Zur Entlastung der Arbeitsmarktlage müssen wir alles nur Erdenkliche tun. Darum unterstützen wir den Herrn Bundeswirtschaftsminister bei seinem Appell, mit weiteren Arbeitszeitverkürzungen vorsichtig zu sein. Wir sind der Meinung, daß man die sozialpolitischen Maßnahmen auch im Hinblick auf ihre Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt untersuchen sollte.
    Hier möchte ich ein Wort an den Herrn Kollegen Mende einflechten. Die Arbeitsmarktlage kann auch wesentlich dadurch erleichtert werden, daß man sich in allen öffentlichen Bereichen — Bund, Länder und Gemeinden — und in der Wirtschaft selber bemüht, die mittelständische Wirtschaft, vor allem das selbständige Unternehmertum, das kleinere Unternehmertum besser und stärker einzuschalten. Denn ein Alleinunternehmer oder ein Unternehmer mit wenigen Arbeitskräften oder Familienarbeitskräften wird sich dem Arbeitsanfall immer besser anpassen können als ein größerer Betrieb, der auf feste Arbeitszeiten eingestellt ist. Herr Dr. Mende glaubte, das Hauptproblem für den Mittelstand liege darin, ) die Belastung der lohnintensiven Betriebe abzubauen. Ich möchte dazu ergänzend sagen, daß das ein wichtiges Problem ist, das nicht nur den Mittelstand, sondern die gesamte Wirtschaft angeht; denken Sie z. B. an den Bergbau. Wenn man diese Frage anschneidet, dann muß man sich zugleich auch überlegen, woher die Mittel zur Entlastung der lohnintensiven Wirtschaft kommen sollen. Da denkt man fraglos an die Kapitalseite. Nun ist es aber leider so, daß — absolut gesehen — die lohnintensive Wirtschaft meistens auch einen sehr hohen Kapitalanteil hat. Dann kommen wir irgendwie doch wieder in einen Kreis hinein und finden nicht die Lösung, die man sich so gern als leicht vorstellt.
    Das Wichtigste für die mittelständische Wirtschaft, aber auch für die Wirtschaft insgesamt, scheint uns die Verbesserung der Kapitalgrundlagen zu sein. Der Bundeskanzler hat besonders bei dem internationalen Vergleich auf diese Notwendigkeit hingewiesen. Wir hoffen sehr, daß vor allen Dingen von seiten des Finanzministeriums bei kommenden Plänen auf diese Notwendigkeit Rücksicht genommen wird.
    Meine Damen und Herren, zu diesem Komplex werden noch einige meiner Kollegen Stellung nehmen. Mir kam es darauf an, die Frage zu wiederholen, die schon Herr von Brentano gestellt hat und die ich an den Eingang meiner Ausführungen gestellt habe, die Frage nämlich: Ist der Deutsche Bundestag bereit, auf dem Wege über die Anerkennung der Beschränkung des Haushalts in diese Politik der Sparmaßnahmen und der Stabilisierung einzutreten? Wenn er das ist, dann schafft er die
    Voraussetzung für die weiteren Maßnahmen, die hier angekündigt worden sind und die uns im Einzelfall sicherlich noch zu wertvollen und interessanten Debatten führen werden. Aber jetzt und heute muß entschieden werden, ob der Bundestag im Grundsatz die Vorschläge der Bundesregierung billigt. Meine Fraktion tut es.

    (Beifall bei der CDU/CSU und bei Abgeordneten der FDP.)