Deutscher Bundestag
40. Sitzung
Bonn, den 11. Oktober 1962
Inhalt:
Erweiterung der Tagesordnung . . . . 1671 C
Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Ausprägung von Scheidemünzen (Drucksache IV/ 556) — Erste Beratung — . . . . . . . . 1671 D
Entwurf eines Vierten Gesetzes zur Änderung des Flüchtlings-Notleistungsgesetzes (Drucksache IV/ 593) — Erste Beratung — 1671 D
Entwurf eines Gesetzes über die Durchführung einer Repräsentativstatistik der Bevölkerung und des Erwerbslebens (Mikrozensus) (Drucksache IV/ 612) — Erste Beratung — . . . . . . . . 1671 D
Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Inneres über den Entwurf einer Verordnung zur Änderung des Artikels 109 des Statuts der Beamten der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft und der Europäischen Atomgemeinschaft (Drucksachen IV/ 610, IV/ 652) . . . . . . . 1672 A
Entwurf einer Dreiunddreißigsten Verordnung zur Änderung des Deutschen Zolltarifs 1962 (GATT-Zugeständnisse — EWG : UDA) (Drucksache IV/ 613) . . . 1672 B
Entwurf einer Einunddreißigsten Verordnung zur Änderung des Deutschen Zolltarifs 1962 (Zollaussetzungen — 2. Halbjahr 1962) (Drucksache IV/ 614) . . . 1672 B
Begrüßung von Mitgliedern des Wohnungsbauausschusses der niederländischen Zweiten Kammer 1672 B
Aussprache über die Erklärung der Bundesregierung
Dr. von Brentano (CDU/CSU) . . 1672 C
Ollenhauer (SPD) 1676 D
Dr. Adenauer, Bundeskanzler . . 1687 C
Dr. Mende (FDP) 1689 D
Dr. Dr. h. c. Erhard . . 1698 A, 1728 B
Dr. Deist (SPD) . . 1713 D, 1733 D
Schmücker (CDU/CSU) . . . . . 1721 C
Schwarz, Bundesminister . 1723 C
Dollinger (CDU/CSU) . . . . . . 1724 D
Dr. Dahlgrün (FDP) 1727 A
Illerhaus (CDU/CSU) . . . . . 1731 B
Dr. Imle (FDP) 1736 C
Dr. Barzel (CDU/CSU) . . . . 1737 C
Wehner (SPD) . . . . . . . 1739 A
Fragestunde (Drucksache IV/ 655)
Frage des Abg. Gewandt:
Rückvergütung der umsatzsteuerlichen Vorbelastung beim Schiffbau
Dr. Hettlage, Staatssekretär . 1703 B, C
Gewandt (CDU/CSU) 1703 C
II Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 40. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 11. Oktober 1962
Fragen des Abg. Dr. Dörinkel:
Nachprägung von Goldmünzen . . . 1703 D Fragen des Abg. Fritsch:
Schutzhütten für Beamte des Bundesgrenzzolldienstes
Dr. Hettlage, Staatssekretär 1704 B, C, D,
1705 A
Fritsch (SPD) . . . . . . . . . 1704 D Frage des Abg. Dröscher:
Verseuchung des Quellschutzgebietes Königswald
Dr. Hettlage, Staatssekretär 1705 A, B, C
Dröscher (SPD) . . . . . . 1705 B, C
Frage des Abg. Dröscher:
Verwaltungsmehraufwendungen von Gemeinden durch Bearbeitung von Stationierungsaufgaben
Dr. Hettlage, Staatssekretär 1705 C,
1706 A, B, C
Dröscher (SPD) 1706 A, B
Ritzel (SPD) . . . . . . 1706 B, C
Frage des Abg. Cramer:
Versagung einer Unterstützung für den ehemaligen Angestellten der Marineverwaltung Bruno Goerth
Dr. Hettlage, Staatssekretär . . . 1706 D,
1707 A, B
Cramer (SPD) . . . . . . . . 1707 A
Frage des Abg. Schmitt-Vockenhausen:
Sondermarke „Brot für die Welt"
Stücklen, Bundesminister . . . . 1707 B Frage des Abg. Dr. Kohut:
Dienstvorschriften der Deutschen Bundespost
Stücklen, Bundesminister . . 1707 C, D
Dr. Kohut (FDP) 1707 C, D
Frage des Abg. Fritsch:
Entschädigung der Landzusteller der Deutschen Bundespost 1707 D
Frage des Abg. Walter:
Telefonanschluß im Krankenhaus Hofgeismar
Stücklen, Bundesminister . . , . . 1708 A
Frage des Abg. Dr. Rutschke:
Fahrpreiserhöhungen für den Kraftpostverkehr auf der Strecke Stein—Pforzheim
Stücklen, Bundesminister 1708 A, B
Dr. Rutschke (FDP) . . . . . . . 1708 B Frage des Abg. Cramer:
Anmeldepflicht von Autoradios
Stücklen, Bundesminister . . . 1708 C, D Cramer (SPD) . . . . . . . . 1708 C
Frage der Abg. Frau Dr. Diemer-Nicolaus:
Verbot von Fluor in Trinkwasser
Frau Dr. Schwarzhaupt,
Bundesminister 1708 D,
1709 A, B
Frau Dr. Diemer-Nicolaus (FDP) 1709 A, B Frage des Abg. Gscheidle:
Kennzeichnung der Lagerfähigkeit von Konserven 1709 B
Frage der Abg. Frau Blohm:
Verwendung von Phosphaten bei der Herstellung von Brühwürsten
Frau Dr. Schwarzhaupt,
Bundesminister . . . . . . . 1709 D
Frage der Abg. Frau Blohm:
Phosphatsalze bei der Herstellung von Brühwürsten
Frau Dr. Schwarzhaupt,
Bundesminister . . . . . . . 1709 D Frage des Abg. Dr. Dittrich:
Bundestierärzteordnung
Frau Dr. Schwarzhaupt,
Bundesminister . . . . 1710 A, B, C
Dr. Dittrich (CDU/CSU) . . . 1710 B, C
Frage des Abg. Bauer (Würzburg) :
Vertrieb von lebensmittelähnlichen t Scherzartikeln 1710 C
Frage des Abg. Ritzel:
Gemeinden ohne 'zentrale Wasserversorgung
Frau Dr. Schwarzhaupt,
Bundesminister 1710 D,
1711 A, B, C, D,1712 A
Ritzel (SPD) . . . . . . . . 1710 D
Könen (Düsseldorf) (SPD) . . . . 1711 A Sänger (SPD) . . . . . . . . . 1711 B
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 40. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 11. Oktober 1962 III
Dr. Kohut (FDP) 1711 B
Schwabe (SPD) . . . . . . . 1711 C
Hammersen (FDP) . . . . . . -1711 D
Metzger (SPD) 1711 D
Börner (SPD) 1712 A
Frage des Abg. Dr. Jungmann:
Diät-Fremdstoffverordnung
Frau Dr. Schwarzhaupt,
Bundesminister 1712 B
Frage des Abg. Dr. Bechert: Milchverseuchung mit Jod 131 Frau Dr. Schwarzhaupt,
Bundesminister . . 1712 C, D, 1713 A
Dr. Bechert (SPD) . . . 1712 D, 1713 A Frage des Abg. Dr. Bechert:
Koordinierungsausschuß betr. Umweltradioaktivität
Frau Dr. Schwarzhaupt,
Bundesminister 1713 B, C
Dr. Bechert (SPD) . . . . . . 1713 B
Sammelübersicht des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen (Drucksache IV/ 642) 1713 C
Nächste Sitzung . . . . . . . . . 1741 C
Anlagen 1743
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 40. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 11. Oktober 1962 1669
40. Sitzung
Bonn, den 11. Oktober 1962
Stenographischer Bericht
Beginn: 9.03 Uhr
Berichtigung
Es ist zu lesen:
39. Sitzung Seite 1634 A Zeile 16 statt „5,3": 3,5.
Anlage 1
Liste der beurlaubten Abgeordneten
Abgeordnete (r) beurlaubt bis einschließlich
a) Beurlaubungen
Frau Albertz 3. 11.
Arndgen 12. 10.
Dr. Arndt (Berlin) 12. 10.
Baier (Mosbach) 12. 10.
Bauer (Wasserburg) 26. 10.
Bausch 20. 10.
Biermann 12. 10.
Dr. Birrenbach 16. 10.
Dr. h. c. Brauer 12. 10.
Burckardt 12. 10.
Figgen 13. 10.
Frau Dr. Flitz (Wilhelmshaven) 12. 10.
Dr. Frey (Bonn) 12. 10,
Gerns 12. 10.
Dr. Götz 12. 10.
Dr. Hamm (Kaiserslautern) 12. 10.
Dr. Harm (Hamburg) 1. 11.
Heiland 12. 10.
Dr. Dr. Heinemann 12. 10.
Hellenbrock 12. 10.
Jacobi (Köln) 12. 10.
Jacobs 12. 10.
Junghans 12. 10.
Dr. Jungmann 12. 10.
Dr. Kliesing (Honnef) 12. 10.
.Dr. Koch 12. 10.
Dr. Kopf 11. 10.
Kraus 12. 10.
Kriedemann 12. 10.
Freiherr von Kühlmann-Stumm 12. 10.
Kühn (Bonn) 31. 12.
Kuntscher 31. 10.
Leber 20. 10.
Lenz (Bremerhaven) 12. 10.
Lünenstraß 12. 10.
Frau Dr. Maxsein 12. 10.
Dr. h. c. Menne (Frankfurt) 12. 10.
Metzger 12. 10.
Dr. Morgenstern 12. 10.
Müller (Worms) 12. 10.
Murr 12. 10.
Oetzel 31. 10.
Frau Dr. Probst 11. 10.
Rademacher 12. 10.
Dr. Schäfer 12. 10.
Scheuren 11. 10.
Schoettle 12. 10.
Steinhoff 13. 10.
Stooß 12. 10.
Storch 12. 10.
Dr. Wahl 15. 11.
Wehking 3. 11.
Weigl 12. 10.
Wittmer-Eigenbrodt 31. 10.
b) Urlaubsanträge
Dopatka 17. 10.
Dr. Dr. h. c. Friedensburg 28. 11.
Rademacher 31. 10.
Anlagen zum Stenographischen Bericht
Anlage 2
Abschrift
Der Präsident des Bundesrates.
Bonn a. Rh., 13. Juli 1962
An den
Herrn Bundeskanzler
Bonn
Bundeskanzleramt
Ich beehre mich mitzuteilen, daß das
Gesetz zur Änderung des Zollgesetzes
nach Ansicht des Bundesrates seiner Zustimmung bedarf. Der Bundesrat hat in seiner 248. Sitzung am 12./13. Juli 1962 beschlossen, dem vom Deutschen Bundestage am 29. Juni 1962 verabschiedeten Gesetz gemäß Artikel 84 Abs. 1 und 105 Abs. 3 des Grundgesetzes zuzustimmen.
Der Bundesrat bedauert, daß er keine Gelegenheit hatte, zu den Gesetzen betreffend die Verwirklichung eines gemeinsamen Agrarmarktes gemäß Artikel 76 Abs. 2 des Grundgesetzes Stellung zu nehmen. Dies ist verfassungspolitisch und verfassungsrechtlich umso bedenklicher, als es sich nicht um echte Initiativgesetze des Deutschen Bundestages handelt, sondern um Vorlagen der Bundesregierung, die nach der zwingenden Vorschrift des Grundgesetzes zunächst dem Bundesrat zuzuleiten gewesen wären. Der Hinweis auf den Zeitdruck, unter dem das Gesetzgebungswerk stand, vermag nicht durchzugreifen, weil auch in einem solchen Falle die verfassungsmäßigen Rechte des Bundesrates beachtet werden müssen.
Im Bewußtsein seiner Verantwortung gegenüber dem europäischen Gedanken, dem durch die EWG sichtbarer Ausdruck verliehen worden ist, und -im Hinblick auf die Bedeutung der schnellen Verwirklichung eines gemeinsamen europäischen Agrarmarktes sieht der Bundesrat trotz dieser Bedenken davon ab, bei dem Gesetz zur Änderung des Zollgesetzes den Vermittlungsausschuß anzurufen.
Dr. Ehard
Bonn, 13. Juli 1962
An den
Herrn Präsidenten
des Deutschen Bundestages
Bonn Bundeshaus
Vorstehende Abschrift wird mit Bezug auf das dortige Schreiben vom 29. Juni 1962 mit der Bitte um Kenntnisnahme übersandt.
1744 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 40. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 11. Oktober 1962
Anlage 3
Abschrift
Der Präsident des Bundesrates
Bonn a. Rh., 13. Juli 1962
An den
Herrn Bundeskanzler
Bonn
Bundeskanzleramt
Ich beehre mich mitzuteilen, daß der Bundesrat in seiner 248. Sitzung am 12./13. Juli 1962 beschlossen hat, hinsichtlich des vom Deutschen Bundestage am 29. Juni 1962 verabschiedeten
Gesetzes über die Erhebung der Abschöpfungen nach Maßgabe der Verordnungen
der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft
über die schrittweise Errichtung gemeinsamer Marktorganisationen für die landwirtschaftlichen Erzeugnisse (Abschöpfungserhebungsgesetz)
einen Antrag gemäß Artikel 77 Abs. 2 des Grundgesetzes nicht zu stellen.
Der Bundesrat bedauert, daß er keine Gelegenheit hatte, zu den Gesetzen betreffend die Verwirklichung eines gemeinsamen Agrarmarktes gemäß Artikel 76 Abs. 2 des Grundgesetzes Stellung zu nehmen. Dies ist verfassungspolitisch und verfassungsrechtlich umso bedenklicher, als es sich nicht um echte Initiativgesetze des Deutschen Bundestages handelt, sondern um Vorlagen der Bundesregierung, die nach der zwingenden Vorschrift des Grundgesetzes zunächst dem Bundesrat zuzuleiten gewesen wären. Der Hinweis auf den Zeitdruck, unter dem das Gesetzgebungswerk stand, vermag nicht durchzugreifen, weil auch in einem solchen Falle die verfassungsmäßigen Rechte des Bundesrates beachtet werden müssen.
Im 'Bewußtsein seiner Verantwortung gegenüber dem europäischen Gedanken, 'dem durch die EWG sichtbarer Ausdruck verliehen worden ist, und im Hinblick auf die Bedeutung der schnellen Verwirklichung eines gemeinsamen europäischen Agrarmarktes sieht der Bundesrat trotz dieser Bedenken davon ab, bei dem Abschöpfungserhebungsgesetz den Vermittlungsausschuß anzurufen.
Dr. Ehard
Bonn, den 13. Juli 1962
An den
Herrn Präsidenten
des Deutschen Bundestages
Bonn Bundeshaus
Vorstehende Abschrift wird mit Bezug auf das dortige Schreiben vom 29. Juni 1962 mit der Bitte um Kenntnisnahme übersandt.
Anlage 4
— Abschrift —
Der Präsident des Bundesrates
Bonn a. Rh., 13. Juli 1962
An den
Herrn Bundeskanzler Bonn
Bundeskanzleramt
Ich beehre mich mitzuteilen, daß der Bundesrat in seiner 248. Sitzung am 12./13. Juli 1962 beschlossen hat, dem vom Deutschen Bundestag am 29. Juni 1962 verabschiedeten
Gesetz zur Durchführung der Verordnungen Nr. 20 (Schweinefleisch), Nr. 21 (Eier)
und Nr. 22 (Geflügelfleisch) des Rates der
Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft sowie zur Änderung des Gesetzes zur Förderung der deutschen Eier- und Geflügelwirtschaft
gemäß Artikel 84 Abs. 1 und Artikel 87 Abs. 3 Satz 2 des Grundgesetzes zuzustimmen.
Außerdem hat der Bundesrat folgende Entschließung gefaßt:
Der Bundesrat bedauert, daß er keine Gelegenheit hatte, zu den Gesetzen betreffend die Verwirklichung eines gemeinsamen Agrarmarktes gemäß Artikel 76 Abs. 2 des Grundgesetzes Stellung zu nehmen. Dies ist verfassungspolitisch und verfassungsrechtlich umso bedenklicher, als es sich nicht um echte Initiativgesetze des Deutschen Bundestages handelt, sondern um Vorlagen der Bundesregierung, die nach der zwingenden Vorschrift des Grundgesetzes zunächst dem Bundesrat zuzuleiten gewesen wären. Der Hinweis auf den Zeitdruck, unter dem das Gesetzgebungswerk stand, vermag nicht durchzugreifen, weil auch in einem solchen Falle die verfassungsmäßigen Rechte des Bundesrates beachtet werden müssen.
Im Bewußtsein seiner Verantwortung gegenüber dem europäischen Gedanken, dem durch die EWG sichtbarer Ausdruck verliehen worden ist, und im Hinblick auf die Bedeutung der schnellen Verwirklichung eines gemeinsamen europäischen Agrarmarktes sieht der Bundesrat trotz dieser Bedenken bei den Gesetzen zur Durchführung der Verordnungen Nr. 19 bis 22 des Rates der EWG von einer Versagung der Zustimmung ab."
Dr. Ehard
Bonn, den 13. Juli 1962
An den
Herrn Präsidenten
des Deutschen Bundestages
Bonn Bundeshaus
Vorstehende Abschrift wird mit Bezug auf das dortige Schreiben vom 29. Juni 1962 mit der Bitte um Kenntnisnahme übersandt
Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 40. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 11. Oktober 1962 1745
Anlage 5
— Abschrift —
Der Präsident des Bundesrates
Bonn a. Rh., 13. Juli 1962
An den
Herrn Bundeskanzler Bonn
Bundeskanzleramt
Ich beehre mich mitzuteilen, daß der Bundesrat in seiner 248. Sitzung am 12./13. Juli 1962 beschlossen hat, dem vom Deutschen Bundestag am 29. Juni 1962 verabschiedeten
Gesetz zur Durchführung der Verordnung
Nr. 19 (Getreide) des Rates der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft
gemäß Artikel 84 Abs. 1 und Artikel 87 Abs. 3 Satz 2 des Grundgesetzes zuzustimmen.
Außerdem hat der Bundesrat folgende Entschließung gefaßt:
Der Bundesrat bedauert, daß er keine Gelegenheit hatte, zu den Gesetzen betreffend die Verwirklichung eines gemeinsamen Agrarmarktes gemäß Artikel 76 Abs. 2 des Grundgesetzes Stellung zu nehmen. Dies ist verfassungspolitisch und verfassungsrechtlich um so bedenklicher, als es sich nicht um echte Initiativgesetze
des Deutschen Bundestages handelt, sondern um Vorlagen der Bundesregierung, die nach der zwingenden Vorschrift des Grundgesetzes zunächst dem Bundesrat zuzuleiten gewesen wären. Der Hinweis auf Zeitdruck, unter dem das Gesetzgebungswerk stand, vermag nicht durchzugreifen, weil auch in einem solchen Falle die verfassungsmäßigen Rechte des Bundesrates beachtet werden müssen.
Im Bewußtsein seiner Verantwortung gegenüber dem europäischen Gedanken, dem durch die EWG sichtbarer Ausdruck verliehen worden ist, und im Hinblick auf die Bedeutung der schnellen Verwirklichung eines gemeinsamen europäischen Agrarmarktes sieht der Bundesrat trotz dieser Bedenken bei den Gesetzen zur Durchführung der Verordnungen Nr. 19 bis 22 des Rates der EWG von einer Versagung der Zustimmung ab."
Dr. Ehard
Bonn, den 13. Juli 1962
An den
Herrn Präsidenten
des Deutschen Bundestages
Bonn Bundeshaus
Vorstehende Abschrift wird mit Bezug auf das dortige Schreiben vom 29. Juni 1962 mit der Bitte um Kenntnisnahme übersandt.