Rede:
ID0404001200

insert_comment

Metadaten
  • sort_by_alphaVokabular
    Vokabeln: 0
    1. tocInhaltsverzeichnis
      Deutscher Bundestag 40. Sitzung Bonn, den 11. Oktober 1962 Inhalt: Erweiterung der Tagesordnung . . . . 1671 C Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Gesetzes über die Ausprägung von Scheidemünzen (Drucksache IV/ 556) — Erste Beratung — . . . . . . . . 1671 D Entwurf eines Vierten Gesetzes zur Änderung des Flüchtlings-Notleistungsgesetzes (Drucksache IV/ 593) — Erste Beratung — 1671 D Entwurf eines Gesetzes über die Durchführung einer Repräsentativstatistik der Bevölkerung und des Erwerbslebens (Mikrozensus) (Drucksache IV/ 612) — Erste Beratung — . . . . . . . . 1671 D Schriftlicher Bericht des Ausschusses für Inneres über den Entwurf einer Verordnung zur Änderung des Artikels 109 des Statuts der Beamten der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft und der Europäischen Atomgemeinschaft (Drucksachen IV/ 610, IV/ 652) . . . . . . . 1672 A Entwurf einer Dreiunddreißigsten Verordnung zur Änderung des Deutschen Zolltarifs 1962 (GATT-Zugeständnisse — EWG : UDA) (Drucksache IV/ 613) . . . 1672 B Entwurf einer Einunddreißigsten Verordnung zur Änderung des Deutschen Zolltarifs 1962 (Zollaussetzungen — 2. Halbjahr 1962) (Drucksache IV/ 614) . . . 1672 B Begrüßung von Mitgliedern des Wohnungsbauausschusses der niederländischen Zweiten Kammer 1672 B Aussprache über die Erklärung der Bundesregierung Dr. von Brentano (CDU/CSU) . . 1672 C Ollenhauer (SPD) 1676 D Dr. Adenauer, Bundeskanzler . . 1687 C Dr. Mende (FDP) 1689 D Dr. Dr. h. c. Erhard . . 1698 A, 1728 B Dr. Deist (SPD) . . 1713 D, 1733 D Schmücker (CDU/CSU) . . . . . 1721 C Schwarz, Bundesminister . 1723 C Dollinger (CDU/CSU) . . . . . . 1724 D Dr. Dahlgrün (FDP) 1727 A Illerhaus (CDU/CSU) . . . . . 1731 B Dr. Imle (FDP) 1736 C Dr. Barzel (CDU/CSU) . . . . 1737 C Wehner (SPD) . . . . . . . 1739 A Fragestunde (Drucksache IV/ 655) Frage des Abg. Gewandt: Rückvergütung der umsatzsteuerlichen Vorbelastung beim Schiffbau Dr. Hettlage, Staatssekretär . 1703 B, C Gewandt (CDU/CSU) 1703 C II Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 40. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 11. Oktober 1962 Fragen des Abg. Dr. Dörinkel: Nachprägung von Goldmünzen . . . 1703 D Fragen des Abg. Fritsch: Schutzhütten für Beamte des Bundesgrenzzolldienstes Dr. Hettlage, Staatssekretär 1704 B, C, D, 1705 A Fritsch (SPD) . . . . . . . . . 1704 D Frage des Abg. Dröscher: Verseuchung des Quellschutzgebietes Königswald Dr. Hettlage, Staatssekretär 1705 A, B, C Dröscher (SPD) . . . . . . 1705 B, C Frage des Abg. Dröscher: Verwaltungsmehraufwendungen von Gemeinden durch Bearbeitung von Stationierungsaufgaben Dr. Hettlage, Staatssekretär 1705 C, 1706 A, B, C Dröscher (SPD) 1706 A, B Ritzel (SPD) . . . . . . 1706 B, C Frage des Abg. Cramer: Versagung einer Unterstützung für den ehemaligen Angestellten der Marineverwaltung Bruno Goerth Dr. Hettlage, Staatssekretär . . . 1706 D, 1707 A, B Cramer (SPD) . . . . . . . . 1707 A Frage des Abg. Schmitt-Vockenhausen: Sondermarke „Brot für die Welt" Stücklen, Bundesminister . . . . 1707 B Frage des Abg. Dr. Kohut: Dienstvorschriften der Deutschen Bundespost Stücklen, Bundesminister . . 1707 C, D Dr. Kohut (FDP) 1707 C, D Frage des Abg. Fritsch: Entschädigung der Landzusteller der Deutschen Bundespost 1707 D Frage des Abg. Walter: Telefonanschluß im Krankenhaus Hofgeismar Stücklen, Bundesminister . . , . . 1708 A Frage des Abg. Dr. Rutschke: Fahrpreiserhöhungen für den Kraftpostverkehr auf der Strecke Stein—Pforzheim Stücklen, Bundesminister 1708 A, B Dr. Rutschke (FDP) . . . . . . . 1708 B Frage des Abg. Cramer: Anmeldepflicht von Autoradios Stücklen, Bundesminister . . . 1708 C, D Cramer (SPD) . . . . . . . . 1708 C Frage der Abg. Frau Dr. Diemer-Nicolaus: Verbot von Fluor in Trinkwasser Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister 1708 D, 1709 A, B Frau Dr. Diemer-Nicolaus (FDP) 1709 A, B Frage des Abg. Gscheidle: Kennzeichnung der Lagerfähigkeit von Konserven 1709 B Frage der Abg. Frau Blohm: Verwendung von Phosphaten bei der Herstellung von Brühwürsten Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister . . . . . . . 1709 D Frage der Abg. Frau Blohm: Phosphatsalze bei der Herstellung von Brühwürsten Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister . . . . . . . 1709 D Frage des Abg. Dr. Dittrich: Bundestierärzteordnung Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister . . . . 1710 A, B, C Dr. Dittrich (CDU/CSU) . . . 1710 B, C Frage des Abg. Bauer (Würzburg) : Vertrieb von lebensmittelähnlichen t Scherzartikeln 1710 C Frage des Abg. Ritzel: Gemeinden ohne 'zentrale Wasserversorgung Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister 1710 D, 1711 A, B, C, D,1712 A Ritzel (SPD) . . . . . . . . 1710 D Könen (Düsseldorf) (SPD) . . . . 1711 A Sänger (SPD) . . . . . . . . . 1711 B Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 40. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 11. Oktober 1962 III Dr. Kohut (FDP) 1711 B Schwabe (SPD) . . . . . . . 1711 C Hammersen (FDP) . . . . . . -1711 D Metzger (SPD) 1711 D Börner (SPD) 1712 A Frage des Abg. Dr. Jungmann: Diät-Fremdstoffverordnung Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister 1712 B Frage des Abg. Dr. Bechert: Milchverseuchung mit Jod 131 Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister . . 1712 C, D, 1713 A Dr. Bechert (SPD) . . . 1712 D, 1713 A Frage des Abg. Dr. Bechert: Koordinierungsausschuß betr. Umweltradioaktivität Frau Dr. Schwarzhaupt, Bundesminister 1713 B, C Dr. Bechert (SPD) . . . . . . 1713 B Sammelübersicht des Petitionsausschusses über Anträge zu Petitionen (Drucksache IV/ 642) 1713 C Nächste Sitzung . . . . . . . . . 1741 C Anlagen 1743 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 40. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 11. Oktober 1962 1669 40. Sitzung Bonn, den 11. Oktober 1962 Stenographischer Bericht Beginn: 9.03 Uhr
    2. folderAnlagen
      Berichtigung Es ist zu lesen: 39. Sitzung Seite 1634 A Zeile 16 statt „5,3": 3,5. Anlage 1 Liste der beurlaubten Abgeordneten Abgeordnete (r) beurlaubt bis einschließlich a) Beurlaubungen Frau Albertz 3. 11. Arndgen 12. 10. Dr. Arndt (Berlin) 12. 10. Baier (Mosbach) 12. 10. Bauer (Wasserburg) 26. 10. Bausch 20. 10. Biermann 12. 10. Dr. Birrenbach 16. 10. Dr. h. c. Brauer 12. 10. Burckardt 12. 10. Figgen 13. 10. Frau Dr. Flitz (Wilhelmshaven) 12. 10. Dr. Frey (Bonn) 12. 10, Gerns 12. 10. Dr. Götz 12. 10. Dr. Hamm (Kaiserslautern) 12. 10. Dr. Harm (Hamburg) 1. 11. Heiland 12. 10. Dr. Dr. Heinemann 12. 10. Hellenbrock 12. 10. Jacobi (Köln) 12. 10. Jacobs 12. 10. Junghans 12. 10. Dr. Jungmann 12. 10. Dr. Kliesing (Honnef) 12. 10. .Dr. Koch 12. 10. Dr. Kopf 11. 10. Kraus 12. 10. Kriedemann 12. 10. Freiherr von Kühlmann-Stumm 12. 10. Kühn (Bonn) 31. 12. Kuntscher 31. 10. Leber 20. 10. Lenz (Bremerhaven) 12. 10. Lünenstraß 12. 10. Frau Dr. Maxsein 12. 10. Dr. h. c. Menne (Frankfurt) 12. 10. Metzger 12. 10. Dr. Morgenstern 12. 10. Müller (Worms) 12. 10. Murr 12. 10. Oetzel 31. 10. Frau Dr. Probst 11. 10. Rademacher 12. 10. Dr. Schäfer 12. 10. Scheuren 11. 10. Schoettle 12. 10. Steinhoff 13. 10. Stooß 12. 10. Storch 12. 10. Dr. Wahl 15. 11. Wehking 3. 11. Weigl 12. 10. Wittmer-Eigenbrodt 31. 10. b) Urlaubsanträge Dopatka 17. 10. Dr. Dr. h. c. Friedensburg 28. 11. Rademacher 31. 10. Anlagen zum Stenographischen Bericht Anlage 2 Abschrift Der Präsident des Bundesrates. Bonn a. Rh., 13. Juli 1962 An den Herrn Bundeskanzler Bonn Bundeskanzleramt Ich beehre mich mitzuteilen, daß das Gesetz zur Änderung des Zollgesetzes nach Ansicht des Bundesrates seiner Zustimmung bedarf. Der Bundesrat hat in seiner 248. Sitzung am 12./13. Juli 1962 beschlossen, dem vom Deutschen Bundestage am 29. Juni 1962 verabschiedeten Gesetz gemäß Artikel 84 Abs. 1 und 105 Abs. 3 des Grundgesetzes zuzustimmen. Der Bundesrat bedauert, daß er keine Gelegenheit hatte, zu den Gesetzen betreffend die Verwirklichung eines gemeinsamen Agrarmarktes gemäß Artikel 76 Abs. 2 des Grundgesetzes Stellung zu nehmen. Dies ist verfassungspolitisch und verfassungsrechtlich umso bedenklicher, als es sich nicht um echte Initiativgesetze des Deutschen Bundestages handelt, sondern um Vorlagen der Bundesregierung, die nach der zwingenden Vorschrift des Grundgesetzes zunächst dem Bundesrat zuzuleiten gewesen wären. Der Hinweis auf den Zeitdruck, unter dem das Gesetzgebungswerk stand, vermag nicht durchzugreifen, weil auch in einem solchen Falle die verfassungsmäßigen Rechte des Bundesrates beachtet werden müssen. Im Bewußtsein seiner Verantwortung gegenüber dem europäischen Gedanken, dem durch die EWG sichtbarer Ausdruck verliehen worden ist, und -im Hinblick auf die Bedeutung der schnellen Verwirklichung eines gemeinsamen europäischen Agrarmarktes sieht der Bundesrat trotz dieser Bedenken davon ab, bei dem Gesetz zur Änderung des Zollgesetzes den Vermittlungsausschuß anzurufen. Dr. Ehard Bonn, 13. Juli 1962 An den Herrn Präsidenten des Deutschen Bundestages Bonn Bundeshaus Vorstehende Abschrift wird mit Bezug auf das dortige Schreiben vom 29. Juni 1962 mit der Bitte um Kenntnisnahme übersandt. 1744 Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 40. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 11. Oktober 1962 Anlage 3 Abschrift Der Präsident des Bundesrates Bonn a. Rh., 13. Juli 1962 An den Herrn Bundeskanzler Bonn Bundeskanzleramt Ich beehre mich mitzuteilen, daß der Bundesrat in seiner 248. Sitzung am 12./13. Juli 1962 beschlossen hat, hinsichtlich des vom Deutschen Bundestage am 29. Juni 1962 verabschiedeten Gesetzes über die Erhebung der Abschöpfungen nach Maßgabe der Verordnungen der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft über die schrittweise Errichtung gemeinsamer Marktorganisationen für die landwirtschaftlichen Erzeugnisse (Abschöpfungserhebungsgesetz) einen Antrag gemäß Artikel 77 Abs. 2 des Grundgesetzes nicht zu stellen. Der Bundesrat bedauert, daß er keine Gelegenheit hatte, zu den Gesetzen betreffend die Verwirklichung eines gemeinsamen Agrarmarktes gemäß Artikel 76 Abs. 2 des Grundgesetzes Stellung zu nehmen. Dies ist verfassungspolitisch und verfassungsrechtlich umso bedenklicher, als es sich nicht um echte Initiativgesetze des Deutschen Bundestages handelt, sondern um Vorlagen der Bundesregierung, die nach der zwingenden Vorschrift des Grundgesetzes zunächst dem Bundesrat zuzuleiten gewesen wären. Der Hinweis auf den Zeitdruck, unter dem das Gesetzgebungswerk stand, vermag nicht durchzugreifen, weil auch in einem solchen Falle die verfassungsmäßigen Rechte des Bundesrates beachtet werden müssen. Im 'Bewußtsein seiner Verantwortung gegenüber dem europäischen Gedanken, 'dem durch die EWG sichtbarer Ausdruck verliehen worden ist, und im Hinblick auf die Bedeutung der schnellen Verwirklichung eines gemeinsamen europäischen Agrarmarktes sieht der Bundesrat trotz dieser Bedenken davon ab, bei dem Abschöpfungserhebungsgesetz den Vermittlungsausschuß anzurufen. Dr. Ehard Bonn, den 13. Juli 1962 An den Herrn Präsidenten des Deutschen Bundestages Bonn Bundeshaus Vorstehende Abschrift wird mit Bezug auf das dortige Schreiben vom 29. Juni 1962 mit der Bitte um Kenntnisnahme übersandt. Anlage 4 — Abschrift — Der Präsident des Bundesrates Bonn a. Rh., 13. Juli 1962 An den Herrn Bundeskanzler Bonn Bundeskanzleramt Ich beehre mich mitzuteilen, daß der Bundesrat in seiner 248. Sitzung am 12./13. Juli 1962 beschlossen hat, dem vom Deutschen Bundestag am 29. Juni 1962 verabschiedeten Gesetz zur Durchführung der Verordnungen Nr. 20 (Schweinefleisch), Nr. 21 (Eier) und Nr. 22 (Geflügelfleisch) des Rates der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft sowie zur Änderung des Gesetzes zur Förderung der deutschen Eier- und Geflügelwirtschaft gemäß Artikel 84 Abs. 1 und Artikel 87 Abs. 3 Satz 2 des Grundgesetzes zuzustimmen. Außerdem hat der Bundesrat folgende Entschließung gefaßt: Der Bundesrat bedauert, daß er keine Gelegenheit hatte, zu den Gesetzen betreffend die Verwirklichung eines gemeinsamen Agrarmarktes gemäß Artikel 76 Abs. 2 des Grundgesetzes Stellung zu nehmen. Dies ist verfassungspolitisch und verfassungsrechtlich umso bedenklicher, als es sich nicht um echte Initiativgesetze des Deutschen Bundestages handelt, sondern um Vorlagen der Bundesregierung, die nach der zwingenden Vorschrift des Grundgesetzes zunächst dem Bundesrat zuzuleiten gewesen wären. Der Hinweis auf den Zeitdruck, unter dem das Gesetzgebungswerk stand, vermag nicht durchzugreifen, weil auch in einem solchen Falle die verfassungsmäßigen Rechte des Bundesrates beachtet werden müssen. Im Bewußtsein seiner Verantwortung gegenüber dem europäischen Gedanken, dem durch die EWG sichtbarer Ausdruck verliehen worden ist, und im Hinblick auf die Bedeutung der schnellen Verwirklichung eines gemeinsamen europäischen Agrarmarktes sieht der Bundesrat trotz dieser Bedenken bei den Gesetzen zur Durchführung der Verordnungen Nr. 19 bis 22 des Rates der EWG von einer Versagung der Zustimmung ab." Dr. Ehard Bonn, den 13. Juli 1962 An den Herrn Präsidenten des Deutschen Bundestages Bonn Bundeshaus Vorstehende Abschrift wird mit Bezug auf das dortige Schreiben vom 29. Juni 1962 mit der Bitte um Kenntnisnahme übersandt Deutscher Bundestag — 4. Wahlperiode — 40. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 11. Oktober 1962 1745 Anlage 5 — Abschrift — Der Präsident des Bundesrates Bonn a. Rh., 13. Juli 1962 An den Herrn Bundeskanzler Bonn Bundeskanzleramt Ich beehre mich mitzuteilen, daß der Bundesrat in seiner 248. Sitzung am 12./13. Juli 1962 beschlossen hat, dem vom Deutschen Bundestag am 29. Juni 1962 verabschiedeten Gesetz zur Durchführung der Verordnung Nr. 19 (Getreide) des Rates der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft gemäß Artikel 84 Abs. 1 und Artikel 87 Abs. 3 Satz 2 des Grundgesetzes zuzustimmen. Außerdem hat der Bundesrat folgende Entschließung gefaßt: Der Bundesrat bedauert, daß er keine Gelegenheit hatte, zu den Gesetzen betreffend die Verwirklichung eines gemeinsamen Agrarmarktes gemäß Artikel 76 Abs. 2 des Grundgesetzes Stellung zu nehmen. Dies ist verfassungspolitisch und verfassungsrechtlich um so bedenklicher, als es sich nicht um echte Initiativgesetze des Deutschen Bundestages handelt, sondern um Vorlagen der Bundesregierung, die nach der zwingenden Vorschrift des Grundgesetzes zunächst dem Bundesrat zuzuleiten gewesen wären. Der Hinweis auf Zeitdruck, unter dem das Gesetzgebungswerk stand, vermag nicht durchzugreifen, weil auch in einem solchen Falle die verfassungsmäßigen Rechte des Bundesrates beachtet werden müssen. Im Bewußtsein seiner Verantwortung gegenüber dem europäischen Gedanken, dem durch die EWG sichtbarer Ausdruck verliehen worden ist, und im Hinblick auf die Bedeutung der schnellen Verwirklichung eines gemeinsamen europäischen Agrarmarktes sieht der Bundesrat trotz dieser Bedenken bei den Gesetzen zur Durchführung der Verordnungen Nr. 19 bis 22 des Rates der EWG von einer Versagung der Zustimmung ab." Dr. Ehard Bonn, den 13. Juli 1962 An den Herrn Präsidenten des Deutschen Bundestages Bonn Bundeshaus Vorstehende Abschrift wird mit Bezug auf das dortige Schreiben vom 29. Juni 1962 mit der Bitte um Kenntnisnahme übersandt.

    Rede von Dr. Heinrich Deist
    • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (SPD)
    • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (SPD)
    • insert_commentNächste Rede als Kontext
      Rede von Dr. Ludwig Erhard


      • Parteizugehörigkeit zum Zeitpunkt der Rede: (CDU)
      • Letzte offizielle eingetragene Parteizugehörigkeit: (CDU)


      (Lachen bei der SPD.)


      (Beifall bei den Regierungsparteien.)





      (Abg. Dr. Deist: Wo steht denn das?)

      Nun möchte ich Sie fragen: Wie kann denn eine volkswirtschaftliche Gesamtrechnung aufgehen, wenn die Bundesregierung sozusagen an dieses Plansoll gebunden wird —, die übrigen Kreise aber, die die ökonomischen und sozialen Daten wesentlich bestimmen, in ihren Entscheidungen völlig frei bleiben sollen? Das ist allerdings ein Ding der Unmöglichkeit.

      (Abg. Wehner: Wer hat denn das gesagt? Das haben Sie jetzt selber erfunden, damit Sie darauf herumhauen können!)

      — Bitte sehr, ich kann Ihnen vorlegen, wo das geschrieben stand.
      Noch etwas anderes ist unmöglich, nämlich eine Vorausschau, gegen die ich gar nichts einzuwenden habe und die ich Ihnen vorlegen werde, so weit zu treiben, daß man zu branchenwirtschaftlichen Vorstellungen, zu Solls kommt, was die einzelnen Branchen erreichen müssen.

      (Zuruf von der SPD: Das verlangt ja keiner!)

      — Ich habe Sie nicht in Verdacht. Aber in Europa wird auf diesem Feld heute so allerhand diskutiert.
      Überhaupt bin ich der Meinung, daß sich in dem Augenblick, in dem wir in der europäischen Integration immer weitergreifen, sei es in der Intensivierung oder in der Ausweitung, dieser europäische Markt sich nicht mehr mit den nationalen Vorstellungen von Planung oder von nationalen Solls, die erfüllt werden sollen, decken kann. Das muß dann in ein Ganzes übergehen. Die Bundesregierung ist tatsächlich daran, die nationale Konjunkturpolitik mit der internationalen Konjunkturpolitik sehr viel stärker zu verflechten.
      Wenn wir ïn dem letzten halben Jahr so viel über Konjunktur und Preise sprachen, hatte ich manchmal den Eindruck, daß das Vordergründige zu stark gewertet wurde und die tragenden Elemente und Kräfte, die das Morgen bestimmen, zu wenig Berücksichtigung fanden. Das wollte ich schon am 21. März deutlich machen. Heute ist es immer noch nicht zu spät, darauf hinzuweisen, daß so manches äußere Bild trügt. Wir stehen noch im Zeichen des Überbooms, der Überbeschäftigung. Wir haben 650 000 Fremdarbeiter und noch 600 000 offene Stellen. Aber. ist das das Bild von Morgen? Zeichnen sich nicht schon Gefahren ab, die dadurch verdeckt werden. Ich glaube, das ist der Fall. In den Preisen und in der Preisentwicklung kommt nicht alles zum Ausdruck, was uns besorgt sein lassen muß. Es ist bedauerlich genug, daß Preise steigen. Aber einer meiner Freunde sagte in einer gewissen Überspitzung, doch mit einer inneren Logik: Gott sei Dank, daß die Preise noch steigen können; denn sie zeigen uns an, was wir falsch gemacht haben und was bei uns noch neu zu ordnen ist.

      (Lachen bei der SPD.) Ich glaube, er hat damit völlig recht.

      Wer das Heil davon erwartet hat, daß wir in einem Regierungsprogramm besondere Maßnahmen und Aktivitäten vorgesehen hätten, um unmittelbar in die Preisbildung einzugreifen, dem muß ich sagen, daß wir dann an den Symptomen kurieren, aber nicht das ansprechen würden, was wirklich unsere Sorge ausmacht, nämlich die Frage: Sind wir nicht schon ein Stück zu weit gegangen? Haben wir nicht schon einen Teil unserer Wettbewerbskraft eingebüßt, die das glückliche Schicksal des deutschen Volkes von morgen gewährleistet? Ich glaube, diese Frage kann niemand reinen Herzens mit Nein beantworten. Es sind mindestens Zweifel angebracht, ob wir nicht schon, wie ich sagte, einen Schritt über das rechte Maß hinausgegangen sind.

      (Beifall bei der CDU/CSU.)

      Es ist völlig falsch, daß man, wenn man über diese Dinge spricht, von der einen Seite als unternehmerfreundlich und dann von der anderen Seite als arbeitnehmerfreundlich angesprochen wird.

      (Abg. Wehner: Ist das schon vorgekommen? — Lachen bei der SPD.)

      Ich weiß mich über diesen Verdacht wirklich erhaben.
      Sie sprachen vorhin von den vielen Menschen, die auf ihre Arbeitskraft angewiesen sind. Ich möchte Ihnen einmal einige Zahlenpaare nennen, die die Entwicklung seit dem Beginn des Booms im Jahre 1959 kennzeichnen. In dieser Zeit sind in der



      Bundeswirtschaftsminister Dr. Dr. h. c. Erhard
      gesamten Wirtschaft die Bruttolöhne und -gehälter je Beschäftigten um 30 % gestiegen, während die Produktivität dieser gleichen Menschen nur um 14 % zugenommen hat. Da bin ich allerdings der Meinung, daß man eine absolut sichere Aussage machen kann: die beiden Enden kommen nicht zusammen; da können Sie sagen, was Sie wollen.
      Wir haben uns schon oft darüber unterhalten, daß die Produktivität und der Produktivitätszuwachs gewiß nicht die einzigen Maßstäbe für eine Lohnerhöhung sind; aber man kann sich aus dieser Beziehung auch nicht völlig lösen. Wenn Sie die Entwicklung der Produktivität und des Real- und Nominaleinkommens vergleichen, werden Sie feststellen — Sie können es seit 1950 kontrollieren —: Mit ganz wenigen Ausnahmen ist das Realeinkommen parallel zu dem realen Zuwachs des Sozialprodukts gestiegen, und alles, was wir mehr an Nominaleinkommen ausgeschüttet haben, ist im wesentlichen in Preissteigerungen gegangen.
      Aus diesen Gegebenheiten muß doch einmal die Einsicht fließen und zu einem richtigen Verhalten führen.
      Nun wird hier gesagt: „Wenn wir die Dinge von der Kostenseite her betrachten und insbesondere immer von Löhnen und Gehältern sprechen, muß man auch auf die Preise zu sprechen kommen." Ich bin durchaus der Meinung, daß man das kann und daß man das soll. Nur verspreche ich mir von Ihren Vorstellungen nichts. Ich habe es auch beklagt, daß vor dieser Regierungserklärung in der Öffentlichkeit Versionen umgelaufen sind, es werde so etwas wie eine Preiskontrolle oder eine Preismeldestelle eingerichtet werden. Sie sprachen von einem Preisrat und dergleichen mehr.

      (Abg. Dr. Deist: Sie wissen doch, daß das etwas ganz anderes ist!)

      Wenn Sie darunter „Verbraucheraufklärung" meinen, dann sind wir schon wieder beisammen. Wir haben uns ja auch ausdrücklich bereiterklärt, auf diesem Gebiet etwas zu tun. Aber mit Ihrem Preisrat? — In Norwegen hat man bekanntlich einen Preisrat, — mit dem Ergebnis, daß die Preise, wenn Sie den Stand von 1950 gleich 100 setzen, dort heute auf 163 stehen und bei uns in der Bundesrepublik auf 125. Auch der Preisrat hat es also in Norwegen nicht geschafft. Wir müssen die Probleme an der Wurzel anpacken, nämlich an den Kosten, an den Haushaltsausgaben und auch an der Kreditwirtschaft und den dort liegenden Möglichkeiten, um zu verhindern, daß zu viel nominelle Kaufkraft auf den Markt kommt, die Nachfrage sich nicht mehr mit dem Angebot deckt; vor allen Dingen müssen so offenkundige Diskrepanzen, wie sie zur Zeit in der Bauwirtschaft bestehen, beseitigt werden.
      Wir haben es also sowohl mit einem quantitativen wie auch mit einem qualitativen Problem der Verausgabung der Mittel und der Verwendung der Kaufkraft in einer Volkswirtschaft zu tun.
      Wenn Sie mich aber fragen, ob wir gegen die Preissteigerungen gar nichts getan haben, dann muß ich doch sagen: wir können eine ganz stolze Liste anführen, was alles die Bundesregierung unternommen hat, um preisdämpfende Wirkungen zu erzielen. Das geht bis in die Jahre 1955/1956 zurück. Damals haben wir einseitig, ohne nach Gegenleistungen zu fragen, die deutschen gewerblichen Zölle um 50 % gesenkt. Wir sind jetzt innerhalb der EWG ebenfalls bei 50 %. Wenn keine Beschleunigung eintritt, werden wir zum 30. Juni 1963 um weitere 10 % auf 40 % heruntergehen. Wir haben trotz mancher Bedenken und berechtigter Sorgen der Industrie auch die Liberalisierung vorangetrieben. Sie kennen das Problem der Niedrigstpreisländer und dergleichen mehr. Wir haben die Aufwertung durchgeführt. Meine Damen und Herren, ich klage nicht über die Folgen der Aufwertung, sondern ich beklage, daß so viele Menschen gerade den Sinn der Aufwertung nicht verstanden haben, sondern sich so gebärdeten, als ob wir nicht aufgewertet, sondern abgewertet hätten.

      (Zustimmung bei der CDU/CSU.)

      Wie viele Äußerungen waren da zu hören, nicht nur von Arbeitnehmerseite, sondern auch von Arbeitgeberseite: Die Aufwertung hat auf das Preisgefüge überhaupt keinen Einfluß, und wir brauchen sozusagen keine Notiz davon zu nehmen! Gott sei Dank haben wir Notiz genommen, nämlich insofern, als die Importpreise, sei es für landwirtschaftliche Produkte, sei es für gewerbliche Erzeugnisse, dadurch niedriger geworden sind und manchem Preisauftrieb entgegengewirkt haben.
      Dann darf ich an das Kartellgesetz erinnern. Darüber werden wir ja befinden müssen. Sie sind z. B. in bezug auf die Preisbindung der zweiten Hand sehr viel zahmer, als ich es persönlich bin, Herr Kollege Ollenhauer. Sie haben ja den Kartellbericht gelesen. Ich weiß, daß Probleme darinstecken. Aber Sie können jedenfalls vor allen ,Dingen mir nicht vorwerfen, daß es mir an Mut gebricht, auch solche heiße Eisen anzupacken. Wir werden uns bei der Kartellnovellierung auch noch mit Fragen zu befassen haben — —

      (Abg. Erler: Das haben wir bei der Beratung des. Kartellgesetzes hier im Bundestag gemerkt! — .Abg. Schmitt-Vockenhausen: Bringen Sie doch eine Vorlage ein! — Weitere Zurufe von der SPD.)

      Die Regierung hatte den Auftrag, Ihnen einen Bericht zu geben, und ich glaube, es ist ein legitimes Anliegen, wahrscheinlich von Ihnen, aber auch von seiten der Bundesregierung, mit Ihnen gemeinsam zu beraten, was auf Grund dieser Darlegungen zu geschehen hat. Je eher wir zu Ergebnissen kommen, um so dankbarer werde ich dem Bundestag sein.
      Nun, meine Damen und Herren, muß ich auf den Außenhandel zu sprechen kommen. Die Ziffern sind im allgemeinen schon genannt. Es ist da wenig mehr zu sagen. Trotzdem scheint mir auch hier die so starke Beruhigung nicht ganz am Platze zu sein. Wir haben jetzt die letzten Ziffern mit verwerten können. Was die reine Handelsbilanz anlangt, hat der Herr Bundeskanzler schon die Ziffern genannt, wie sie sich für dieses Jahr darstellen. Aber wenn ich die gesamte Leistungsbilanz nehme, also Handelbilanz, Dienstleistungsbilanz und die Bilanz der un-



      Bundeswirtschaftsminister Dr. Dr. h. c. Erhard
      entgeltlichen Leistungen, dann ist die Situation doch nicht ganz so sorglos. Die Leistungsbilanz schloß im Jahre 1960 mit einem Aktivsaldo von 4,5 Milliarden, im Jahre 1961 mit 3 Milliarden, in den ersten acht Monaten 1961 waren es 2,6 Milliarden Überschuß, und in ,den ersten acht Monaten 1962 sind es minus 500 Millionen DM. Das ist ja keine Bosheit vom Ausland, sondern in diesen Ziffern, vor allen Dingen in der Handelsbilanz und vor allen Dingen in der starken Zunahme unserer Importe, die in dem Bereich der Endverbrauchsgüter wieder am stärksten gestiegen sind, nämlich im ersten Quartal rund 33%gegenüber 13 % Zunahme der Einfuhr überhaupt, spiegelt sich das wider, was für mich das A und O ist, die Sorge, die ich für das ganze deutsche Volk über alle Gruppen und über alle Stände und Schichten hinweg hege, die nämlich, daß wir unser Glück nicht leichtfertig preisgeben, sondern daß wir gemeinsam die Dinge in die Hand nehmen und zu vernünftigen Lösungen gelangen.

      (Beifall bei der CDU/CSU.)

      Meine Damen und Herren, ich habe das schon oft hier ausgeführt, und es gilt auch wieder für alle: Was von den Gruppen, von den Organisationen usw. heraustönt, ist nicht das, was das deutsche Volk, was die Menschen im einzelnen wollen. Es gibt z. B. eine Umfrage von EMNID, in der unter anderem die Frage gestellt wird: Was ist wichtiger, stabile Preise oder höhere Löhne? Im Durchschnitt der ganzen deutschen Bevölkerung haben sich 23 % für stabile Preise und nur 4 % für höhere Löhne ausgesprochen. Interessant ist es, daß bei den Arbeitern, die eine 'besondere Befragungsschicht darstellten, das Verhältnis noch deutlicher ist. Da sind es anstatt 23 % 27 %, die auf stabile Preise Wert legen, und statt 4 %, die höhere Löhne und Gehälter wollen, sind es dort nur 2 %

      (Zuruf des Abg. Dr. Deist.)

      — Herr' Kollege Deist, ich nehme an, daß wir uns an diesem Tag vielleicht noch einmal unterhalten werden. Ich habe auch Ihren Beitrag in der Süddeutschen Zeitung gelesen. Da gibt es überhaupt nur einen 'Schuldigen; — schuld ist die Bundesregierung, alle anderen können tun und lassen, was sie wollen. Nein, so geht es auf gar keinen Fall.

      (Beifall bei den Regierungsparteien.)

      Es gibt ja im übrigen auch internationale Lohnvergleiche. Glauben Sie jetzt nicht, daß ich so primitiv bin und mit 1948 und 1949 anfange; denn von Null aus läßt sich leicht in Prozenten aufstocken. Ich nehme die Verhältnisse, wie sie sich seit 1959 entwickelt haben. Da sind wir nämlich hinsichtlich der Lohnkosten an die Spitze mindestens innerhalb der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft gekommen. Wenn ich den Koeffizienten aus Lohnkostensteigerung und Produktivitätserhöhung errechne, dann sind die Lohnkosten seit 1959 bis 1961 in Deutschland von 100 auf 111 gestiegen. In Frankreich hat sich dieser Koeffizient von 100 auf 107, in Großbritannien von 100 auf 103 erhöht, in Belgien ist er bei 100 geblieben, in Italien hat er sich auf 99 und in den USA auf 97 vermindert. Das Bemerkenswerte ist daran, daß man in den USA -- ich war bekanntlich in den Vereinigten Staaten — seit vier Jahren ein absolut stabiles Preisniveau hat und daß die amerikanischen Löhne sich um jährlich etwa 2 % erhöht haben. Der britische Schatzkanzler sagte mir, er hoffe, im Jahre 1962 mit 2,5 % auszukommen. Nun soll das bei uns mehr sein?!
      Aber, meine Damen und Herren, dieses Mißverhältnis hält keine Volkswirtschaft aus. Wenn Sie schon mir nicht glauben, so lesen Sie doch die Artikel der internationalen Fachblätter über die Verhältnisse in Deutschland nach —, Artikel darüber, wie sich die wirtschaftliche Situation bei uns entwickelt! Danach können Sie doch nicht sagen, Sie allein hätten recht und die ganze übrige Welt täusche sich! Ich weiß nicht, von wie vielen Vertretern verschiedener Länder ich in Washington angesprochen worden bin, die mir gesagt haben: „Ja, sind denn die Deutschen alle außer Rand und Band geraten? Habt ihr denn gar keine Vorstellung mehr davon, was ihr euch leisten könnt?" Ich glaube, das ist nicht nur von wirtschaftlicher, sondern das ist auch von politischer Bedeutung.

      (Beifall bei den Regierungsparteien.)

      Betrachten wir doch einmal die deutsche Geschichte in diesem Jahrhundert und vor allen Dingen in den letzten 30 Jahren und all das an Schuld, was wir in dieser Zeit auf uns geladen haben. Wir sollten dann nicht unter allen Umständen Anspruch darauf erheben, besser als die anderen leben und weniger als die anderen arbeiten zu wollen. Das paßt einfach nicht zusammen, uni so weniger, als wir mit dem Blick auf Berlin auch anderen Opfer abverlangen, in unserem Interesse und im Interesse natürlich von Frieden und Freiheit in der ganzen Welt.

      (Beifall bei den Regierungsparteien.)

      Das sollte man nicht gering achten. Ich möchte Ihnen noch einmal sagen — es ist vorhin schon, ich glaube in der Rede von Herrn von Brentano angeklungen —, daß eine Stunde weniger Arbeitszeit, gemessen an der Gesamtleistung, eine Kürzung der effektiven Arbeitszeit um 2,5 % bedeutet. Wir haben seit dem Jahre 1956/57 die effektive — nicht die bezahlte — Arbeitszeit von 42 Stunden auf etwas über 40 Stunden verkürzt. Wir sind also in der Arbeitszeit um rund zwei Stunden zurückgegangen. Das ergibt — wenn Sie es auf das Sozialprodukt umrechnen — eine Summe, die bei ungefähr 13 oder 14 Milliarden DM liegt. Ich kann es natürlich nicht haargenau nach der Prozentrelation angeben. Es bedeutet aber vor allen Dingen den Ausfall der Arbeit von 800 000 Menschen, die auf solche Weise eben nicht produktiv arbeiten.
      Eine weitere Sache kommt hier mit hinein. Es gilt, die Zeichen der Zeit noch etwas deutlicher zu erkennen, als das in der zurückliegenden Phase der Entwicklung geschehen ist. Wir haben in dem Zeitraum von 19,50 bis 1960 die Zahl der Erwerbspersonen um 43 % steigern können. Das waren starke Jahrgänge; die Mauer war noch nicht errichtet. Welche Entwicklung wird von 1960 bis 1970 eintreten? Jetzt kommen die ganz schwachen Jahrgänge, und es ist zumindest in diesem Augenblick nicht zu übersehen,




      Bundeswirtschaftsminister Dr. Dr. h. c. Erhard
      wann die Mauer überspringbar sein wird. Für 'diese kommenden Jahre können wir nur mit einem Zuwachs von etwa 5 % rechnen. Für das Jahr ,1963 rechneten die Sachverständigen und die .Statistiker aus, daß wir noch einen Zuwachs an Erwerbstätigen von 0,2 % haben; 5 % für 10 Jahre gelten im allgemeinen als ein realistischer — wenn vielleicht nicht sogar optimistischer — Ansatz.
      Wenn wir all dessen eingedenk sind, dann sollten wir es nicht als einen Angriff auf geheiligte Rechte und auf wohlerworbene soziale Errungenschaften bezeichnen, wenn wir den Mut haben, auch das Problem der Arbeitszeit anzusprechen. Ich kann Ihnen ganz offen sagen: ich habe ein gutes Gewissen, wenn ich in Gesprächen mit den Gewerkschaften — mit den Tarifpartnern — auch diese Frage anschneide.
      Lassen Sie mich einmal etwas sagen, was aus tiefster Brust bei mir kommt: ich bin der Meinung, daß z. B. der 17. Juni als Feiertag nicht der Weihe und der Würde dieses Tages gerecht wird. Den sollten wir preisgeben,

      (Beifall bei den Regierungsparteien)

      und wir sollten aus dem Erlös dieses Tages oder einem Teil des Erlöses dieses Tages — den der einzelne aus der Arbeit an diesem Tag gewinnt — einen nationalen Fonds bilden, der mit dem Sinn dieses Gedenkens eher in Einklang steht als ein „zweiter Vatertag".

      (Beifall bei den Regierungsparteien. — Abg. Wuermeling: Kein Beifall links!)

      Vergessen wir auch nicht, daß sich gegenüber einer besorgten ökonomischen Zeit aus der Vergangenheit die Dinge heute ganz anders darstellen! Denken Sie daran, wie wir in die Weltwirtschaftskrise geraten sind, was alles wir damals zu erdulden hatten — mit den vielen Millionen Arbeitslosen —, wie wir über die Devisenzwangswirtschaft den Welthandel preisgegeben haben, wie wir dann in die Diktatur hineingeschlittert sind. Ja, meine Damen und Herren, da muß ich sagen: das passiert uns natürlich nicht mehr, denn Gott sei Dank sind wir so eng mit (der übrigen Welt verbunden, in Verträgen und mit Ordnungsvorstellungen, daß sich diese Trübsal nicht mehr ereignen kann. Aber wenn wir unsere Wettbewerbsfähigkeit weiter schwächen und weiter schmälern, dann wird dieses so glänzende Konjunkturbild. sich doch allmählich trüben,. und das wird dann weiterwirken auf die Beschäftigung in diesem oder in jenem Wirtschaftszweig. Hoffentlich wird dann nicht das die Konsequenz sein, daß wir von Ihnen angesprochen werden: Die Bundesregierung hat es verabsäumt, etwa die deutsche Textilindustrie oder die Papierindustrie wettbewerbsfähig zu erhalten. Nein, die Tarifpartner hätten dann ihre eigene Wettbewerbsfähigkeit selbst zerstört.
      Der Herr Bundeskanzler hat hier gesagt, daran sei nicht nur der eine Tarifpartner schuld, sondern der andere sei mitschuldig. Es kommt bloß darauf an, wer sich in der stärkeren Position befindet. Ich glaube, die Frage ist verhältnismäßig einfach zu beantworten. Heute sind tatsächlich die Gewerkschaften — man 'kann ihnen keinen Vorwurf daraus machen, keine Schuld vorwerfen - in dieser starken Position, die teilweise fast monopolartigen Charakter annimmt! Meine Damen und Herren, Sie sind ja immer gegen die Monopole aufgetreten und haben es als sehr schädlich unid mißlich empfunden, daß diese frei walten ,und schalten dürfen. Denn wo ein Monopol besteht, ist der Mißbrauch wirtschaftlicher Macht nicht weit. Wenn ich daran gedacht habe, wie man die Geister wieder etwas binden kann, dann gingen meine Überlegungen nicht weiter als bis zu solchen Maßnahmen, die in anderen demokratischen Ländern gang und gäbe, jedenfalls organisch gewachsen sind. Diesen Mut sollten wir auch aufbringen und nicht gegeneinander, sondern miteinander arbeiten.

      (Beifall bei den Regierungsparteien.)

      Hier bin ich wirklich mit Ihnen einer Meinung: wenn sich jemals für ein Volk, für eine Nation, eine Volkswirtschaft eine Aufgabe mit einer solchen Dringlichkeit und mit solchem Ernst gestellt hat, dann heute. Darum sollten wir bereit sein — was auch sonst an Trennendem bestehen mag —, uns zur Lösung dieser einen verpflichtenden Aufgabe, die Zukunft des deutschen Volkes zu retten, zusammenzufinden. Ich bin bereit, mit Ihnen zusammenzuarbeiten.

      (Beifall bei den Regierungsparteien.)

      Lassen Sie mich noch ein Wort zu Europa sagen, weil hier so viele Fragezeichen gesetzt worden sind. Ich fühle mich da auch ganz persönlich angesprochen. Ich habe mich zu Europa, zu dem größeren und umfassenderen Europa, bekannt, als das noch keineswegs üblich war und noch nicht immer gern gehört wurde, wenn man die europäische Integration in weiterem Rahmen fördern wollte. Ich sehe darin aber einen notwendigen geschichtlichen Prozeß, und ich glaube, Sie werden das auch tun. Daß dabei natürlich nicht von vornherein alles ganz glatt gehen wird und daß Schwierigkeiten auftauchen werden, ist selbstverständlich. Die Vertreter der Bundesregierung haben sich jedoch immer bemüht, versöhnliche Lösungen und Ausgleiche zu finden. Es kann nicht einer alles davontragen und den Sieg auf der ganzen Front haben wollen. Man muß bereit sein, da und dort auch einen Kompromiß zu schließen. Die Atmosphäre, in der diese Verhandlungen stattfinden, zeigt die offenkundige Bereitschaft, einmal über den eigenen Schatten zu springen. Sie werden mir zugeben, daß es für das Problem des Commonwealth nicht von vornherein eine Patentlösung gibt. Wenn Sie mich nach meiner Meinung fragen, dann sage ich: das sind dann mehr technische Fragen, die man bewältigen -wird. Daß der 'politische Wille vorhanden ist, ist hier deutlich geworden. Das hat auch der Herr Bundeskanzler zum Ausdruck gebracht.

      (Abg. Wehner: Leider nicht!)

      Ich hoffe, daß wir heute nachmittag diese wirtschaftliche Diskussion in dem Geiste fortführen, wie er meiner Ansicht nach der Stunde allein gemäß ist. Ich bin überzeugt, das deutsche Volk hätte kein Verständnis dafür, wenn jeder nur immer aufstünde und sagte: Ich habe recht, und die anderen haben unrecht. Wir alle haben nicht die Begrenzungen und



      Bundeswirtschaftsminister Dr. Dr. h. c. Erhard
      die Maße eingehalten, nicht die Besinnung geübt, die notwendig waren, um in Ruhe schlafen zu können. Ich sage noch einmal: noch haben wir die Dinge in der Hand. Ich erinnere nochmals an meine Mahnung vom 21. März, die jetzt wiederholt wurde. Es scheint mir jetzt die letzte Stunde zu sein, um gemeinsam an diese schicksalhaften Probleme heranzugehen.

      (Lebhafter Beifall bei den Regierungsparteien.)